02.10.2018 Aufrufe

TheaterCourier Oktober 2018

TheaterCourier Oktober 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Neuerfindung Kabarett Breschke & Schuch - Ausstellung Spandlitz - HOPE-Gala - Semperopernball - Erik Lehmann - Maxe Baumann - AUGUST Theater - Comödie Dinner for One - Das Licht auf der Piazza - Theaterkalender - Sonderausstellung Richard-Wagner-Stätten - Sonja Bretschneider - Holger John - Schloss Übigau - DAVE Festival - Kolumne Manuel Schöbel uvm.

TheaterCourier Oktober 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Neuerfindung Kabarett Breschke & Schuch - Ausstellung Spandlitz - HOPE-Gala - Semperopernball - Erik Lehmann - Maxe Baumann - AUGUST Theater - Comödie Dinner for One - Das Licht auf der Piazza - Theaterkalender - Sonderausstellung Richard-Wagner-Stätten - Sonja Bretschneider - Holger John - Schloss Übigau - DAVE Festival - Kolumne Manuel Schöbel uvm.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.theatercourier.de<br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> | Seite 15<br />

KINO<br />

Film im Film mit Starbesetzung: „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“<br />

Woran Brecht vor 90<br />

Jahren scheiterte, setzte<br />

Joachim A. Lang heute um<br />

Vorab: Ein „Anguck“-Film ist das nicht!<br />

Obwohl es Ohrwurm für Ohrwurm auf die<br />

Ohren gibt, ein kluges Brecht-Zitat auf das<br />

andere folgt und die Bilder – zumindest<br />

die der lebenshungrigen, feierwütigen<br />

Endzwanziger Jahre – viele harmonische<br />

Momente ergeben. Wer sich als Zuschauer<br />

nicht jede Minute konzentriert, könnte<br />

Mühe haben, den verschiedenen Handlungsebenen<br />

zu folgen. Gut so, denn<br />

Helene Weigel (Meike Droste) und Bertolt Brecht (Lars Eidinger) im „Dreigroschenfilm“<br />

© Stephan Pick<br />

raschelndes Bonbonpapier, Nachfragen<br />

beim Nachbarn und sonst übliche Kinogeräusche<br />

bleiben da aus...<br />

Zur Handlung: Im August 1928 wird Bertolt<br />

Brechts (Lars Eidinger) Uraufführung<br />

der „Dreigroschenoper“ mit der Musik<br />

von Kurt Weill (Robert Stadlober) im Berliner<br />

Schiffbauerdamm unerwartet ein<br />

Riesenerfolg. „Die Dreigroschenoper ist<br />

ein Versuch, der völligen Verblödung der<br />

Oper entgegenzuwirken“, kommentiert<br />

der Dichter und plant alsbald einen Film<br />

von der Geschichte um den Ganoven Mackie<br />

Messer (Tobias Moretti), der mit Polly<br />

(Hannah Herzsprung), der Tochter des<br />

Bettlerkönigs Peachum (Joachim Król),<br />

heimlich die Ehe eingeht. Doch die Vorstellungen<br />

des Autors und die der Filmfirma<br />

– und somit der Geldgeber – triften<br />

immer mehr auseinander und enden vor<br />

Gericht. Brecht will künstlerische Freiheit<br />

haben und knallharten Kapitalismus zeigen,<br />

die Filmfirma einen „gefälligen Film<br />

machen, der das Publikum mitnimmt“.<br />

Er verliert den Prozess: „Die Filmindustrie<br />

ist zu doof, die muss erst bankrott<br />

gehen“. Und wir sehen ihn schließlich im<br />

Zug mit seiner Frau Helene Weigel (Meike<br />

Droske) die Pässe vorweisen auf den Weg<br />

ins Exil. Und sein Filmprojekt? Kam „in<br />

echt“ mit der Bemerkung „Frei nach Bertolt<br />

Brecht“ in die Kinos.<br />

Doch bis dahin erlebt der Zuschauer die<br />

Elite deutscher Schauspieler – die sogar<br />

alle Songs – nach umfangreicher Probenarbeit<br />

– selbst singen. Und das sogar gut.<br />

Besonders haften bleibt Joachim Król als<br />

Peachum, wie er seine „Mitarbeiter“ rekrutiert,<br />

in fünf Bettlerarten einteilt, um<br />

so möglichst viel Mitleid (gleich Spenden)<br />

zu ergattern und schließlich Mackie Messers<br />

dicken Freund, Tiger Brown (Christian<br />

Redl), erfolgreich erpresst. Auch Claudia<br />

Michelsen als Frau des Bettlerkings spielt<br />

und singt hervorragend. Macheath (Tobias<br />

Moretti) ist ein echter Gauner, der auf die<br />

Zeichen der Zeit reagiert, ehe sie passieren,<br />

natürlich mit dem berühmten Spruch über<br />

die Banken. Hannah Herzsprung als Polly<br />

entwickelt sich rasend schnell vom verliebten<br />

Häschen zur knallharten Bankchefin<br />

– aber sehr überzeugend. Und Eidinger<br />

als Brecht? Natürlich mit der obligatorischen<br />

Zigarre, optisch überzeugend – aber<br />

war er wirklich so ein arroganter, auf jede<br />

Situation mit einem zynischen Spruch reagierender,<br />

wenig empathischer Zyniker?<br />

Sowohl Drehbuch als auch Regie hat Joachim<br />

A. Lang übernommen. Er verlangt<br />

– genau wie Brecht – die unbedingte Aufmerksamkeit<br />

und viel Mitdenken, indem<br />

er nicht nur verschiedene Handlungsebenen<br />

wie Oper, Film, Originalszenen<br />

aus der Zeit (Blutbad 1929 in Berlin), sondern<br />

auch das Ansprechen der Zuschauer<br />

durch seine Protagonisten einbaut. Selbst<br />

Brechts Stimme ist im Originalton zu<br />

hören - die Zitate sind übrigens alle original.<br />

Allerdings prasseln sie oftmals von<br />

der Leinwand, ehe man sie verinnerlichen<br />

kann. Und Gänsehaut stellt sich ein, weil<br />

so vieles, was Brecht vor 90 Jahren feststellte,<br />

fast tagaktuell ist. Es ist eben kein<br />

bloßer „Anguck“-Film...<br />

Regine Eberlein<br />

Nie schneller als „25 km/h“<br />

Zwei Brüder auf dem Findungstrip<br />

– Komödie mit<br />

deutscher Starbesetzung<br />

Christian (Lars Eidinger) und<br />

Georg (Bjarne Mädel) auf Tour<br />

© Gordon Timpen Sony<br />

Pictures Releasing GmbH<br />

Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne<br />

Mädel) sind Brüder und haben sich<br />

aufgrund einer sehr unterschiedlichen<br />

Entwicklung seit über 30 Jahren nicht gesehen.<br />

Ausgerechnet auf der Beerdigung<br />

ihres Vaters treffen sie sich wieder. Während<br />

Tischler Georg den Vater jahrelang<br />

bis zu dessen Tod gepflegt hat, war Manager<br />

Christian seit ewiger Zeit nicht mehr<br />

in der Heimat. Anfangs herrscht zwischen<br />

beiden auf dem Leichenschmaus Funkstille<br />

– doch mit jedem Glas Alkohol kommen<br />

die unterschiedlichen Brüder mehr ins Gespräch.<br />

Und dann haben sie eine Schnapsidee:<br />

Sie beschließen, die Mofa-Tour quer<br />

durch Deutschland nachzuholen, die sie<br />

schon als Jugendliche geplant hatten. Also<br />

schwingen sich die beiden Ü-40er kurzerhand<br />

auf ihre Knatterbüchsen und gehen<br />

auf Tour vom Schwarzwald bis nach Rügen.<br />

Auch der anfängliche Kater kann sie<br />

nicht von der Umsetzung ihres Teenagertraums<br />

abhalten. Unterwegs machen sie<br />

so manche schräge Bekanntschaft und<br />

erleben völlig verrückte Situationen und<br />

viele Abenteuer auf ihrer ungeplanten,<br />

plötzlichen Reise – und finden nach jahrzehntelanger<br />

Entfremdung auch wieder<br />

brüderliche Gemeinsamkeiten. Und bei<br />

alledem war eins Bedingung: Nicht mehr<br />

als 25 km/h! Denn Mofas sind Motorfahrräder<br />

oder Fahrräder mit Hilfsmotor. Es<br />

geht also langsam vorwärts und es bleibt<br />

genügend Zeit für zwischenmenschliche<br />

Begegnungen und Gespräche. Regisseur<br />

Markus Goller hat in dem Road Movie eine<br />

Starbesetzung versammelt: Lars Eidinger<br />

als Christian, Bjarne Mädel als Georg, Sandra<br />

Hüller, Jella Haase, Alexandra Maria<br />

Lara, Martin Brambach und selbst Franka<br />

Potente und Wotan Wilke Möhring stehen<br />

auf der Besetzungsliste. Gefilmt hat er an<br />

vielen Orten in Deutschland, u.a. in Berlin<br />

und Brandenburg, aber auch NRW und<br />

Schleswig-Holstein.<br />

„25 km/h“<br />

Kinostart: 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

Länge: 116 Minuten<br />

MAMMA MIA!<br />

www.boulevardtheater.de<br />

CAROLIN<br />

FORTEN-<br />

BACHER<br />

ABBA<br />

MACHT GLÜCKLICH<br />

31. OKTOBER<br />

STILLE<br />

NACHT<br />

16. DEZEMBER<br />

KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!