Berliner Zeitung 26.09.2018
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Oktoberfestattentat:Wie dicht war ein V-Mann am Täter? – Seite 3<br />
„Kruso“ als<br />
Kinofilm<br />
Seite 23<br />
6°/18°<br />
Mehr Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Dau-Kunstprojekt:<br />
Kommt die Mauer doch?<br />
Berlin Seite 10<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Unter Druck: Kirche legt<br />
Missbrauchsstudie vor<br />
Politik Seite 4<br />
Mittwoch, 26. September 2018 Nr.225 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Bittere Hertha-Pleite,<br />
Union siegt glücklich<br />
Sport Seiten 19 und 20<br />
Mit dem<br />
Schnuller<br />
zur UN<br />
VonKirsten Herrmann<br />
Sie ist erst drei Monate alt und<br />
trotzdem schon Star der UN-Vollversammlung<br />
in New York. Neve Te<br />
ArohaArdernist mit ihren Elternangereist.<br />
Während ihre Mutter, Neuseelands<br />
Premierministerin Jacinda<br />
Ardern, bei einem Friedensgipfel am<br />
Tagvor der UN-Generaldebatte eine<br />
Rede hält, sitzt Neve mit Vater Clarke<br />
Gayford, einem neuseeländischen<br />
Jacinda Ardern,<br />
Premier vonNeuseeland,<br />
mit Tochter Neve<br />
New York<br />
Fernseh- und<br />
Radiomoderator,still<br />
im Publikum.<br />
Es ist Neves<br />
erster Auftritt bei<br />
der UN, doch<br />
das „First Baby“<br />
sorgt damit nicht<br />
zum ersten Mal<br />
für internationales<br />
Aufsehen.<br />
Bereits vor<br />
seiner Geburt<br />
versetzte das Mädchen ein ganzes<br />
Land in Aufruhr. Jacinda Ardern war<br />
gerade drei Monate im Amt als Premierministerin,<br />
als sie ihre Schwangerschaft<br />
bekannt gab.Sechs Monate<br />
später war sie die erst zweite Regierungschefin<br />
überhaupt, die während<br />
ihrer Amtszeit ein Kind bekam.Vorihr<br />
schaffte das nur die Pakistanerin Benazir<br />
Bhutto im Jahr 1990.<br />
„Ich bin nicht die erste Frau, die<br />
arbeitet und ein Baby bekommt. Ich<br />
weiß, dass die Umstände etwas speziell<br />
sind, aber das haben schon viele<br />
Frauen vor mir geschafft“, sagte Ardern<br />
imJanuar den Skeptikern, deren<br />
zum Teil sexistischer Kritik sich<br />
die Premierministerin immer wieder<br />
gegenüber sieht.<br />
Im Juni 2018 kam Tochter Neve<br />
zur Welt und sechs Wochen später<br />
nahm die 38-jährige Ardern die Regierungsgeschäfte<br />
wieder auf. Elternpflichten<br />
übernimmt seit diesem<br />
Zeitpunkt hauptsächlich Partner<br />
Clarke Gayford. Ardernselbst betont<br />
immer wieder, dass sie froh sei,<br />
so viel Unterstützung zu genießen<br />
und beispielsweise die Möglichkeit<br />
zu haben, ihr Kind mit zur Arbeit zu<br />
bringen. Auch wenn es für eine funktionierende<br />
Regierung bedeutet, einen<br />
Flug extra auf Kosten der neuseeländischen<br />
Steuerzahler zu organisieren,<br />
um trotz der Regierungsaufgaben<br />
zum Stillen wieder zu<br />
Hause zu sein oder Baby Neve eben<br />
mit zur UN-Vollversammlung zu<br />
bringen, wird eben eine Ausnahme<br />
gemacht. Neve bekam für die UN sogar<br />
einen eigenen Zugangsausweis.<br />
IhrJob wirddarauf als „New Zealand<br />
First Baby“beschrieben.<br />
Politik Seite 5<br />
Großes Problem für Merkel<br />
Der Vertraute der Kanzlerin,<br />
Volker Kauder,verliert seinen<br />
Posten als Fraktionschef.<br />
Das ist auch eine Attacke auf<br />
die CDU-Chefin. Seiten 2und 8<br />
Knabe muss gehen<br />
Chef der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen wird in der Affäre um Sexismus-Vorwürfe entlassen<br />
VonMarkus Decker<br />
Inder Affäreumsexuelle Belästigungen<br />
von Frauen in der<br />
Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen<br />
verliert<br />
Direktor Hubertus Knabe seinen<br />
Posten. Knabe werdeordentlich<br />
gekündigt, zugleich werdeervorläufig<br />
von der Arbeit freigestellt, teilte<br />
die <strong>Berliner</strong> Senatskulturverwaltung<br />
am Dienstag mit.<br />
„Der Stiftungsrat hat kein Vertrauen,<br />
dass Herr Dr. Knabe den<br />
dringend notwendigen Kulturwandel<br />
in der Stiftung einleiten wird, geschweige<br />
denn einen solchen glaubhaft<br />
vertreten kann“, hieß es nach einer<br />
Sitzung des Gremiums zur Begründung.<br />
Der Rat hatte den<br />
Beschluss einstimmig gefasst. Noch<br />
am Montag hatte Knabe mitgeteilt:<br />
„Wenn es Kritik gibt, dann gehört<br />
diese auf den Tisch.“ Er ist seit 2001<br />
Direktor. Knabes Stellvertreter soll<br />
ebenfalls gehen. Dem Vize-Direktor<br />
Helmuth Frauendorfer werde<br />
„schnellstmöglich und zum nächstzulässigen<br />
Termin ordentlich gekündigt“,<br />
teilte der Stiftungsrat mit. Er<br />
war bereits am Montag von Knabe<br />
wegen der Vorwürfe mit sofortiger<br />
Wirkung beurlaubt worden.<br />
In einem kürzlich publik gewordenen<br />
Brief an KulturstaatsministerinMonika<br />
Grütters (CDU) und Berlins<br />
Kultursenator Klaus Lederer<br />
(Linke) hatten mehrere frühere Mitarbeiterinnen,<br />
Volontärinnen und<br />
Praktikantinnen „der Führungsetage“<br />
sexistisches Verhalten vorgeworfen.<br />
Sie formulierten Anschuldigungen<br />
über eine „erschreckende<br />
Regelhaftigkeit übergriffiger Verhaltensmuster“.<br />
Nächtliche SMS und Mobbing<br />
In dem Brief vom Juni beschrieben<br />
die Frauen verbale Belästigungen<br />
mit sexuellem Charakter, „Berichte<br />
über private Aktivitäten wie Puff und<br />
Swinger-Club“, „enge, fast intime<br />
körperliche Nähe und Berührung<br />
wie Streichen über die Arme, enge<br />
Umarmungen“, aufdringliche Einladungen,<br />
nächtliche SMS sowie Mobbing.<br />
Vorallem Frauendorfer stand<br />
dabei im Fokus. Sein Anwalt räumte<br />
Fehlverhalten ein. Gegen Knabe<br />
gebe es keine haltbaren Belästigungsvorwürfe,<br />
aber zumindest Indizien,<br />
heißt es.<br />
Lederer, der Vorsitzender des Stiftungsrates<br />
ist, sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:„Es<br />
stand die Frage im Raum, ob<br />
wir Herrn Knabe zutrauen, den auf<br />
das Arbeitsklima bezogenen Kulturwandel<br />
in der Gedenkstätte, der offensichtlich<br />
nötig war, voranzubringen.“<br />
Diese Frage sei einstimmig mit<br />
Nein beantwortet worden. Dem Gremium<br />
sei es überdies „wichtig, möglichst<br />
schnell Verhältnisse zu schaffen,<br />
in denen die Mitarbeiter wieder<br />
ihrer Arbeit machen können“.<br />
Aus dem Umfeld des Stiftungsrates<br />
verlautet, die kurzfristige Beurlaubung<br />
Frauendorfersdurch Knabe<br />
und die ebenso kurzfristige Benennung<br />
einer Anti-Diskriminierungsbeauftragten<br />
habe zum Schluss<br />
nicht mehr überzeugt. Schließlich<br />
galten die Belästigungen durch Frauendorfer<br />
seit Jahren auch Knabe als<br />
bekannt. Zudem seien die Vorwürfe<br />
nach Eintreffen des Briefes der<br />
Frauen intensiv geprüft worden. Dabei<br />
habe sich der Verdacht, inHohenschönhausen<br />
habe „ein Klima<br />
der Angst“ geherrscht, bestätigt.<br />
Knabe wirdebenfalls zur Last gelegt,<br />
in der vorigen Woche die Sondersitzung<br />
des Stiftungsrates bekannt gegeben<br />
zu haben –als wäre dies sein<br />
Verdienst gewesen.<br />
Im Stiftungsrat sitzen neben Lederer<br />
je eineVertreterinvon Grütters,<br />
der Senatsjustizverwaltung, dem<br />
Land Sachsen-Anhalt sowie der Vorsitzende<br />
der Union der Opferverbände<br />
Kommunistischer Gewaltherrschaft,<br />
Dieter Dombrowski. Drei<br />
derfünf Mitglieder sind Frauen.<br />
Knabe schon häufig in der Kritik<br />
Knabe selbst soll von der Entscheidung,<br />
sich vonihm zu trennen, trotz<br />
allem überrascht gewesen sein. Der<br />
59-Jährige hatte sich trotz vielerlei<br />
Kritik an ihm und seiner Arbeit in<br />
den vergangenen Jahren immer wieder<br />
halten können. Erst kürzlich hatten<br />
mehrere Fachleute rechtspopulistische<br />
Tendenzen in der Gedenkstätte<br />
beklagt. Knabe trennte sich<br />
daraufhin vomGedenkstättenführer<br />
Siegmar Faust und setzte die Zusammenarbeit<br />
mit dem Förderverein<br />
und dessen mit der AfD sympathisierenden<br />
Vorsitzenden JörgKürschner<br />
vorläufig aus. Kürschner ist wie<br />
Frauendorfer ein langjähriger Weggefährte<br />
des Direktors.<br />
Kommentar Seite 8<br />
DAVIDS/SVEN DARMER<br />
15-Jähriger soll<br />
aus Mordlust<br />
getötet haben<br />
Prozessauftakt im Fall der<br />
<strong>Berliner</strong> Schülerin Keira G.<br />
Rund ein halbes Jahr nach der tödlichen<br />
Messerattacke gegen die<br />
<strong>Berliner</strong> Schülerin KeiraG.muss sich<br />
seit Dienstag ein 15-Jähriger vordem<br />
<strong>Berliner</strong> Landgericht verantworten.<br />
Dem Jugendlichen wird Mord aus<br />
Heimtücke, niederen Beweggründen<br />
und Mordlust vorgeworfen, sagte Gerichtssprecherin<br />
Lisa Jani.„Das ist ein<br />
außergewöhnlicher Fall“, betonte<br />
Anwalt Roland Weber,der dieMutter<br />
der erstochenen 14-Jährigen als Nebenklägerin<br />
begleitete.<br />
KarinG.saß mitschwarzemPullover<br />
undweißem Schal im Saal B218<br />
dem mutmaßlichen Mörder erstmals<br />
persönlich gegenüber. Sie fixierte<br />
den Mitschüler von Keira mit<br />
hochkonzentriertem Blick. Die 41-<br />
Jährige kannte ihn nur aus Erzählungen<br />
ihrer Tochter.<br />
Zum Prozessauftakt schwieg der<br />
deutsche Angeklagte nach Angaben<br />
von Weber. „Wir haben vom Angeklagten<br />
nichts gehört.“ Es könne<br />
aber sein, dass er sich später äußere.<br />
Dass Mordlust bei einem Jugendlichen<br />
angeklagt wird, sei sehr selten.<br />
Das bedeute, aus Freude darüber zu<br />
töten, ein anderes Leben zu vernichten,<br />
so Weber in einer Prozesspause.<br />
Die Verhandlung werde zeigen, ob<br />
sich der Vorwurf bestätige und ob<br />
der Angeklagte überhaupt schuldfähig<br />
sei. Und: „Derzeit kann man zum<br />
Motiv gar nichts sagen“, meinte Weber,<br />
der auch Opferbeauftragter des<br />
Landes Berlins ist.<br />
Eine Jugendstrafkammer des Gerichts<br />
verhandelt hinter verschlossenen<br />
Türen, da der in U-Haft sitzende<br />
Angeklagte erst 15 ist. DieÖffentlichkeit<br />
war nur für etwa zwei Minuten<br />
zugelassen, als eine Schöffin vereidigt<br />
wurde. Der Angeklagte im<br />
grauen Kapuzenshirt verbarg sein<br />
Gesicht hinter einem Stück Papier.<br />
(dpa) Berlin Seite 12<br />
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(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />
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Tagesthema<br />
Als Angela Merkel kurzvor 18<br />
Uhr den Reichstag über<br />
den Nordeingang verließ,<br />
ging die Sonne gerade unter.<br />
Die Kanzlerin lief die wenigen<br />
Treppenstufen hinab,grüßte kurzPeter<br />
Ramsauer, den ehemaligen Bundesverkehrsminister<br />
und früheren<br />
Landesgruppenvorsitzenden vonder<br />
CSU, der am Fuße der Treppe stand –<br />
einer der vielen, die ihr nicht mehr<br />
besonders wohl gesonnen sind. Anschließend<br />
stieg Merkel in ihre<br />
schwarze Limousine. Mit ernster<br />
Miene.Immerhin, die 64-Jährige trug<br />
ein grünes Jackett. Und grün ist bekanntlich<br />
die Hoffnung.<br />
Hinter Merkel lag eine dreistündige<br />
Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
in der etwas für Unionsverhältnisse<br />
Außergewöhnliches<br />
passiertwar.ImVorfeld der Wahl des<br />
Fraktionsvorsitzenden hatte sich ein<br />
Gegenkandidat zu Amtsinhaber Volker<br />
Kauder gemeldet –Ralph Brinkhaus,<br />
50 Jahre alt, Finanzexperte.<br />
Und bei der Wahl selbst hatte dieser<br />
Brinkhaus dann tatsächlich gewonnen:<br />
mit 125 zu 112 Stimmen –gegen<br />
den Willen der Kanzlerin und den<br />
nicht ganz so starken Willen des<br />
CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer.<br />
Als das Ergebnis auf der Fraktionsebene<br />
des Reichstages bekannt<br />
wurde, kehrte eine seltsame Stille<br />
ein. Man hätte Stecknadeln fallen<br />
hören können. Alle wussten: Das<br />
kann auch Merkels baldiges Ende<br />
bedeuten. Vielleicht.<br />
Gute Rede<br />
Als die Sitzung begann, hatten die<br />
meisten Beobachter Brinkhaus nicht<br />
wirklich auf dem Zettel. Zu unbekannt<br />
sei er,zuwenig charismatisch.<br />
Und überdies: Die Abgeordneten<br />
würden doch nicht ihre Kanzlerin<br />
aus dem Sattel heben wollen. Hinter<br />
verschlossenen Türen ergriffen dann<br />
sowohl Merkel als auch Seehofer für<br />
Kauder das Wort. Und selbstverständlich<br />
sprachen die Kandidaten.<br />
Brinkhaus, der im Alphabet vor<br />
Kauder steht, war als Erster dran. Er<br />
betonte, was er bereits bei seiner<br />
letzten Rede in der Fraktion betont<br />
hatte: dass die Union in der großen<br />
Koalition mehr Profil zeigen müsse<br />
und er dafür sei, sich an den Koalitionsvertrag<br />
zu halten. Die Rede sei<br />
gut gewesen, berichten Teilnehmer.<br />
Volker Kauder wurde abgewählt. Er gilt als enger Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
Der Ost-Westfale aus Wiedenbrück<br />
habe damit„noch mal was gerissen“.<br />
Kauder folgte ihm. Seine Botschaft<br />
lautete im Kern:Man könne zwar 100<br />
Prozent Union fordern. Man werde<br />
aber in einer großen Koalition nicht<br />
100 Prozent Union bekommen. Das<br />
war eine Botschaft, die die Abgeordneten<br />
gerade nicht hören wollten.<br />
Noch dazu sei der Auftritt fahrig gewesen,<br />
verlautete aus der Sitzung.<br />
Nach 16 Uhr schritten die Parlamentarier<br />
zu den Wahlkabinen. Allein,<br />
dass esWahlkabinen gab,also geheim<br />
abgestimmt wurde, war für Unionsverhältnisse<br />
eine Sensation. In den<br />
Kabinen votierten sie mehrheitlich<br />
Unionsfraktion<br />
Ralph Brinkhaus, der Herausforderer von Volker Kauder, galt eher als Zählkandidat.<br />
Jetzt ist er der neue Vorsitzende der größten Regierungsfraktion im Bundestag.<br />
Mehr als ein Denkzettel<br />
VonMarkus Decker<br />
„Ich freue mich<br />
auf die gute Zusammenarbeit<br />
für die Zukunft.“<br />
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt<br />
begrüßt die Wahl Ralph Brinkhaus’ zum<br />
neuen Chef der Unionsfraktion.<br />
DPA/MICHAEL KAPPLER<br />
für Brinkhaus –und quittierten das<br />
Ergebnis mit, wie sich ein Zeuge hinterher<br />
erinnerte,„erschrockenem Applaus“.<br />
Erst jetzt begriffen die Abgeordneten<br />
offenbar, was hinter ihnen<br />
lag –eine kleine Revolte.Anderenennen<br />
es auch Demokratie.Der 69-jährige<br />
Kauder, seit 13Jahren imAmt,<br />
wardsehrbald nicht mehr gesehen.<br />
Anders als kurz darauf der CSU-<br />
Landesgruppenvorsitzende Alexander<br />
Dobrindt, der Brinkhaus im<br />
Schlepptau hatte. „Ich gratuliere dir<br />
ganz ausdrücklich, Ralph“, sagte<br />
Dobrindt, wandte sich an seinen<br />
Kollegen und fügte hinzu: zu diesem<br />
„herausfordernden Amt“. Brinkhaus<br />
schien so erschrocken wie jene, die<br />
ihn soeben gewählt hatten. Und<br />
seine Miene war mindestens so ernst<br />
wie die der Kanzlerin. „Ich freue<br />
mich riesig über das Wahlergebnis“,<br />
behauptete er, während das Gesicht<br />
einen anderen Schluss nahelegt.<br />
Jetztgeheesdarum, sich schnell wieder<br />
an die Arbeit zu machen. „Wir<br />
haben anspruchsvolle Projekte vor<br />
uns“, so Brinkhaus. Die Menschen<br />
erwarteten, dass die Sache im Zentrum<br />
stehe. Der Nachfolger unterstrich<br />
zugleich, dass er großen Respekt<br />
vor der Leistung seines Vorgängers<br />
habe.<br />
„Ein Aufstand gegen Merkel“<br />
Eingeweihte sagen, Kauder habe die<br />
überwiegend Merkel-kritische Ost-<br />
CDUgegen sich gehabt und vermutlich<br />
etwa zwei Drittel der CSU-Landesgruppe.Dabei<br />
habe die Aufforderung<br />
von oben –sprich: der Merkel-<br />
Leute –, doch bitteschön deren<br />
Vertrauten Kauder zu wählen, eher<br />
das Gegenteil bewirkt. Schließlich<br />
seien die Abgeordneten ja am Wochenende<br />
erst wieder in ihren Wahlkreisen<br />
für das Desaster um Verfassungsschutzpräsident<br />
Hans-Georg<br />
Maaßen „verprügelt“ worden, das<br />
die Regierungschefin mit angerichtet<br />
habe. Merkel, bedeutet das,<br />
dringt nicht mehr durch.<br />
Am Rande gab ein rauchender<br />
SPD-Parlamentarier zu Protokoll:<br />
„Ich dachte,wir seien chaotisch.“ Jedenfalls<br />
sei das Verhalten der Union<br />
rational nicht zu erklären. FDP-Chef<br />
Christian Lindner nennt die Wahl<br />
später ein „Zeichen gegen eine Fortsetzung<br />
der großen Koalition auf<br />
Dauer“. Bundestagsvizepräsident<br />
Thomas Oppermann (SPD) twittert:<br />
„Das ist ein Aufstand gegen Merkel.“<br />
Nach Dobrindt und Brinkhaus<br />
trat die Regierungschefin persönlich<br />
vor die Mikrofone. Ihre Ausführungen<br />
dauerten nicht einmal eine Minute.<br />
Merkel sprach von einer „Niederlage“,<br />
an der es „nichts zu beschönigen“<br />
gebe,und dass dies„eine<br />
Stunde der Demokratie“ sei. Im Übrigen<br />
werde sie „Ralph Brinkhaus,<br />
wo immer ich das kann, auch unterstützen“.<br />
Dieser Satz zeigt mehr alles<br />
andere den Machtverlust an. Bei<br />
Kauder war es immer umgekehrt. Er<br />
unterstützte Merkel, je länger, desto<br />
mehr –und ist nun darüber gefallen.<br />
Für wendas Herz vonRalph Brinkhaus<br />
schlägt, zeigt schon ein<br />
flüchtiger Blick auf seinen Schreibtisch.<br />
Da steht ein weißer Keramik-<br />
Geißbock. DerWestfale ist auch Mitglied<br />
im 1. FC Köln Fanclub des Bundestags,<br />
der „Koalition Rut-Wiess“.<br />
1968 in Rheda-Wiedenbrück geboren,<br />
wagt Brinkhaus (50) ein wenig<br />
die Revolution –und siegt.<br />
Nichtgegen die Kanzlerin<br />
Er suchte die Kampfabstimmung<br />
über denVorsitz der Bundestagsfraktion<br />
gegen den Langzeit-Chef und<br />
Vertrauten vonBundeskanzlerin Angela<br />
Merkel, Volker Kauder (beide<br />
CDU). Immerhin informierte der<br />
bisherige Stellvertreter Brinkhaus<br />
brav vorabdie Kanzlerin und Kauder<br />
darüber.Und er verliertüber Kauder<br />
kein böses Wort.Erist auch nicht der<br />
Typ, der in den Hinterzimmern um<br />
Stimmen feilscht. Sein Programm:<br />
Nach 13 Jahren Kauder brauche es<br />
neue Köpfe, Aufbruch, frischen<br />
Wind. „Ich kandidiere für neuen<br />
Schwung in der Fraktion, nicht gegen<br />
die Kanzlerin“, betont er.<br />
Brinkhaus trat schon mit 16 Jahrender<br />
Jungen Union bei und wechselte<br />
von dort noch in seiner Schulzeit<br />
in die CDU. Nach Abitur und<br />
Wehrdienst bei den Panzerjägernim<br />
Der Neue<br />
Revoluzzer aus Westfalen<br />
Ralph Brinkhaus zeigt sich nüchtern: „Ich freue mich riesig über das Wahlergebnis.“ AFP<br />
westfälischen Augustdorf schloss<br />
sich ein Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Hohenheim<br />
an. Er wird Steuerberater<br />
und Wirtschaftsprüfer, zunächst in<br />
der Industrie, 2004 dann als Selbstständiger.<br />
Seit 2009 hat er sich bei<br />
den Bundestagswahlen drei Mal in<br />
Folge das Direktmandat im Wahlkreis<br />
Gütersloh gesichert.<br />
Brinkhaus hat sich als Finanzund<br />
Haushaltspolitiker einen Namen<br />
gemacht, leise und freundlich<br />
im Ton, durchsetzungsstark in der<br />
Sache. Anfangs belächelt für seine<br />
Kandidatur, zog er westfälisch-stur<br />
das Ding durch.<br />
Der neue Fraktionschef meint,<br />
man müsse viel stärker für den Zusammenhalt<br />
im Land kämpfen –<br />
aber nicht mit immer höheren Sozialleistungen.<br />
„Wir können die Gräben<br />
in der Gesellschaft nicht mit<br />
Haushaltsmitteln zuschütten.“<br />
Anders als Kauder, der sich anfangs<br />
niemals mit AfD-Politikern in<br />
eine Talkshow setzen wollte, will<br />
Brinkhaus verstärkt „mit jenen ins<br />
Gespräch kommen, die sich vonuns<br />
abgewandt haben“. Auch im Mittelstand<br />
gebe es immer mehr Protestwähler,<br />
„um die wir uns stärker als<br />
bisher kümmernmüssen“, so Brinkhaus.<br />
(dpa/pi.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute verdecken immer wieder Wolken die Sonne, in wenigen Fällen auch<br />
längere Zeit. Dabei werden 16bis 19 Grad gemessen, und der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus südwestlichen Richtungen. Inder Nacht gibt es<br />
stellenweise Wolken, zeitweise funkeln jedoch die Sterne, und die Temperaturen<br />
sind bei 10 bis 7Grad anzutreffen.<br />
Biowetter: Die Wetterlage bringt<br />
den Kreislauf inSchwung. Rheumaschmerzen<br />
werden verstärkt. Menschen,<br />
die unter Bluthochdruck<br />
Wittenberge<br />
leiden, müssen mit Beeinträchtigungen<br />
ihres Wohlbefindens<br />
6°/18°<br />
rechnen.<br />
Pollenflug: Eine allergene Belastung<br />
durch Pollen ist momentan<br />
nicht vorhanden.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 18Grad.<br />
Wind: schwach aus Südwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
4°/19° 6°/18°<br />
Luckenwalde<br />
5°/18°<br />
Cottbus<br />
4°/17°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
sonnig wolkig wolkig<br />
10°/21° 10°/17° 6°/15°<br />
Prenzlau<br />
7°/16°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
5°/17°<br />
VomWesten des Kontinents über Mitteleuropa bis in den Osten erstreckt sich<br />
Hoch Schorse. Nach örtlichem Frühnebel gibt es dort erneut viel Sonnenschein<br />
bei nur wenigen Wolken. Ein Tief über Lappland bringt in Skandinavien und Finnland<br />
dichte Wolken mit zum Teil kräftigen Regenfällen. Am westlichen Mittelmeer<br />
ist es unterdessen leicht gewittrig.<br />
Sylt<br />
12°/16°<br />
Hannovern<br />
6°/18°<br />
Köln<br />
6°/20°<br />
Saarbrücken<br />
4°/20°<br />
Konstanz<br />
5°/21°<br />
Hamburg<br />
7°/18°<br />
Erfurt<br />
4°/18°<br />
Frankfurt/Main<br />
6°/21°<br />
Stuttgart<br />
4°/21°<br />
Rostock<br />
8°/16°<br />
Magdeburg<br />
6°/19°<br />
Nürnberg<br />
3°/18°<br />
München<br />
4°/19°<br />
Rügen<br />
9°/16°<br />
Dresden<br />
5°/17°<br />
Deutschland: Heute scheint bei einigen<br />
Wolken verbreitet die Sonne.<br />
Ihre Höchstwerteerreichen die Temperaturen<br />
mit 16 bis 21Grad. Die<br />
niedrigsten Wertesind bei 12bis<br />
6Grad anzutreffen. Der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus Südwest.<br />
Morgen liegen die Temperaturen bei<br />
maximal 17 bis 24Grad. Dazu wechseln<br />
sich viel Sonne und ein paar<br />
Wolken ab. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus südwestlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 13°-18°<br />
Nordsee: 14°-18°<br />
Mittelmeer: 23°-30°<br />
Ost-Atlantik: 16°-22°<br />
Mondphasen: 02.10. 09.10. 16.10. 24.10.<br />
Sonnenaufgang: 06:58 Uhr Sonnenuntergang: 18:55 Uhr Mondaufgang: 19:54 Uhr Monduntergang: 08:03 Uhr<br />
Lissabon<br />
33°<br />
Las Palmas<br />
31°<br />
Madrid<br />
28°<br />
Reykjavik<br />
8°<br />
Dublin<br />
20°<br />
London<br />
22°<br />
Paris<br />
22°<br />
Bordeaux<br />
29°<br />
Palma<br />
28°<br />
Algier<br />
29°<br />
Nizza<br />
24°<br />
Trondheim<br />
10°<br />
Oslo<br />
20°<br />
Stockholm<br />
16°<br />
Kopenhagen<br />
17°<br />
Berlin<br />
18°<br />
Mailand<br />
20°<br />
Tunis<br />
26°<br />
Rom<br />
23°<br />
Warschau<br />
13°<br />
Wien<br />
17° Budapest<br />
17°<br />
Palermo<br />
23°<br />
Kiruna<br />
6°<br />
Oulu<br />
10°<br />
Dubrovnik<br />
23°<br />
Athen<br />
21°<br />
St. Petersburg<br />
12°<br />
Wilna<br />
11°<br />
Kiew<br />
12°<br />
Odessa<br />
14°<br />
Varna<br />
18°<br />
Istanbul<br />
19°<br />
Iraklio<br />
23°<br />
Archangelsk<br />
11°<br />
Moskau<br />
10°<br />
Ankara<br />
12°<br />
Antalya<br />
31°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 37° heiter<br />
Bangkok 34° heiter<br />
Barbados 30° wolkig<br />
Buenos Aires 21° bewölkt<br />
Casablanca 30° sonnig<br />
Chicago 18° sonnig<br />
Dakar 31° bewölkt<br />
Dubai 37° sonnig<br />
Hongkong 33° heiter<br />
Jerusalem 28° sonnig<br />
Johannesburg 29° heiter<br />
Kairo 32° sonnig<br />
Kapstadt 18° Regen<br />
Los Angeles 28° heiter<br />
Manila 31° Gewitter<br />
Miami 34° heiter<br />
Nairobi 31° heiter<br />
Neu Delhi 34° sonnig<br />
New York 29° Gewitter<br />
Peking 22° heiter<br />
Perth 21° heiter<br />
Phuket 32° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 35° heiter<br />
San Francisco 29° heiter<br />
Santo Domingo 30° wolkig<br />
Seychellen 28° heiter<br />
Singapur 32° wolkig<br />
Sydney 18° Schauer<br />
Tokio 20° Regen<br />
Toronto 24° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Der verräterische Satz<br />
Spurensicherung am Tatort. Bis heute gibt es Kritik und Zweifel an den Ermittlungen der Behörden nach dem Attentat.<br />
DPA/ISTVAN BAJZAT<br />
Der Wegzur Gaudi auf der Wies’n<br />
führt aneiner zentimeterdicken<br />
rostigen Stahlwand vorbei. Die<br />
etwa acht Meter lange, einen<br />
Halbkreis bildende Wand steht am Haupteingang<br />
des Münchner Oktoberfestes. Der<br />
Stahl ist an vielen Stellen von unregelmäßig<br />
geformten Löchern durchbrochen, als hätten<br />
Splitter einer Bombe eingeschlagen. Die<br />
Perforationen im Stahl sollen an die Wucht<br />
der Detonation erinnern, die sich vor38Jahrenandieser<br />
Stelle ereignet hat.<br />
Am Abend dieses 26. September 1980, einem<br />
Freitag, war um 22.19 Uhrineinem Abfallkorb<br />
am Haupteingang zur Theresienwiese<br />
ein Sprengsatz detoniert. Die Druckwelle<br />
war so stark, dass noch 23 Meter vom<br />
Explosionsort entfernt Menschen gefunden<br />
wurden, die Splitter der Bombe getötet hatte.<br />
Der bis heute schwerste Terroranschlag in<br />
der Geschichte der Bundesrepublik forderte<br />
13 Todesopfer und mehr als 200 Verletzte,<br />
darunter 68 Schwerverletzte.Einigen vonihnen<br />
mussten Gliedmaßen amputiert oder<br />
innereOrgane entfernt werden.<br />
EinBrief aus dem Innenministerium<br />
Bis heute sind die Hintergründe dieses Attentats<br />
nicht aufgeklärt, bis heute halten Politik<br />
und Justiz an der Einzeltäterthese fest,<br />
wonach der verwirrte und sexuell frustrierte<br />
Neonazi Gundolf Köhler aus eigenem Antrieb<br />
heraus die Bombe gezündet haben soll,<br />
die auch ihn das Leben kostete. Nun aber<br />
könnte ausgerechnet ein Schreiben aus dem<br />
Bundesinnenministerium diesen Ermittlungen<br />
einen neuen Schub verleihen. Der Brief<br />
gibt –offenbar versehentlich –einen Hinweis<br />
auf eine sogenannte Vertrauensperson deutscher<br />
Dienste, der im Oktoberfestattentat<br />
eine wichtige Rolle zugeschrieben wird. Dieser<br />
mögliche V-Mann steht bis heute im Verdacht,<br />
dem Attentäter Gundolf Köhler den<br />
Sprengstoff für die Bombe geliefertzuhaben.<br />
Es geht um Heinz Lembke, einen fanatischen<br />
Neonazi, Rechtsterroristen und Waffennarr.Lembke,1937<br />
in Stralsund geboren,<br />
war noch vor dem Mauerbau in den Westen<br />
gegangen und hatte sich dort sehr schnell<br />
der rechtsextremen Szene angeschlossen.<br />
Als er 1968 bei den niedersächsischen Kommunalwahlen<br />
für die NPD kandidierte,lebte<br />
der gelernte Forstarbeiter bereits in der Lüneburger<br />
Heide; später war er als Forstwirtschaftsmeister<br />
in Oechtringen im Landkreis<br />
Uelzen tätig.<br />
Seine zivile Tätigkeit als Förster nutzte<br />
Lembke dazu, im Süsinger Forst bei Uelzen<br />
ein riesiges, auf Dutzende Erddepots verteiltes<br />
Waffenlager anzulegen. In wessen Auftrag<br />
dies geschah, woher Gewehre, Pistolen, Panzerfaustgranaten<br />
und militärischer Sprengstoff<br />
in den Depots stammten und wofür sie<br />
13 Menschen starben bei dem Anschlag auf das Oktoberfest vor genau<br />
38 Jahren, mehr als 200 wurden verletzt. Bis heute gilt der Neonazi<br />
Gundolf Köhler,der die Bombe legte, als Einzeltäter.Dochnun gibt es<br />
Hinweise, dass ein V-Mann des Verfassungsschutzes darin verwickelt ist<br />
verwendet werden sollten, ist bis heute eines<br />
der ungelösten Rätsel. Dabei war Lembke bereits<br />
einenTagnach der Explosion an derTheresienwiese<br />
insVisier der Ermittler geraten.<br />
Der Hinweis auf ihn kam von den beiden<br />
Rechtsterroristen Sibylle Vorderbrügge und<br />
Raymund Hörnle. Sie hatten 1980 als Mitglieder<br />
der vom Anwalt Manfred Roeder geführten<br />
Terrorzelle Deutsche Aktionsgruppen<br />
(DA) mehrere Sprengstoff- und Brandanschläge<br />
auf Flüchtlingsheime verübt, was<br />
zweiVietnamesen das Leben kostete.Anfang<br />
September 1980 war die Gruppe zerschlagen<br />
worden. Schon einen Tag nach dem Anschlag<br />
in München gaben Vorderbrügge und<br />
Hörnle der Bundesanwaltschaft den Tipp,<br />
dass Lembke den Sprengstoff für die Bombe<br />
auf dem Oktoberfest gelieferthaben könnte.<br />
Kurz vorihrer Verhaftung, erklärte Hörnle in<br />
der Vernehmung, habe er zusammen mit<br />
Vorderbrügge und Roeder Lembke besucht,<br />
um ihn für die DA zu rekrutieren. „Herr<br />
Lembke zeigte uns verschiedene Sprengstoffarten,<br />
Zünder, Lunten, Plastiksprengstoff<br />
und militärischen Sprengstoff“, sagte<br />
Hörnle aus.<br />
Tatsächlich ist bis heute ungeklärt, wie<br />
der vermeintliche Einzeltäter von München<br />
an den Sprengstoff für seine Bombe gelangte.Essteht<br />
nicht einmal fest, ob er selbst<br />
die Bombe gebaut hat oder vonDritten übergeben<br />
bekam. Nach der Aussage der beiden<br />
inhaftierten DA-Terroristen durchsuchte die<br />
Polizei Lembkes Forsthaus in Oechtringen.<br />
Vergeblich, weder Waffen noch Sprengstoff<br />
wurden dortgefunden.<br />
Erst 13 Monate nach dem Oktoberfestattentat<br />
kamen die Ermittler Lembke doch<br />
noch auf die Spur. Am26. Oktober 1981 war<br />
der Waldarbeiter Fritz Arndt wenige Kilometer<br />
südlich vonLembkes Forsthaus damit beschäftigt,<br />
eine Sandgrube einzuzäunen. Als<br />
er das Loch für einen Zaunpfeiler aushob,<br />
stieß er in 40 Zentimeter Tiefe plötzlich auf<br />
vier in Folie verpackte Kisten. Sie enthielten<br />
Munition und Sprengstoff. Er alarmierte die<br />
Polizei, die daraufhin Lembke festnahm.<br />
Schon einen Tagspäter fanden die Beamten<br />
an einer anderen Stelle zwei weitere Kisten,<br />
VonAndreas Förster<br />
in denen sich unter anderem ein Inhaltsverzeichnis<br />
von weiteren 30 Erddepots voller<br />
Waffen und Sprengstoff fand.<br />
Nun zeigte sich auch Lembke kooperativ.<br />
Er half den Ermittlern dabei, bis Mitte November<br />
insgesamt 82 Kisten in weiteren 29<br />
Erdverstecken zu finden. Sieenthielten knapp<br />
160 Kilogramm Sprengstoff sowie Sprengkapseln<br />
und -schnur, ein Dutzend Gewehre und<br />
Pistolen, Panzerfaustgranaten und Handgranaten,<br />
Schalldämpfer,Zielfernrohre, mehr als<br />
13 000 Schuss Munition und Schutzausrüstungen<br />
gegen ABC-Waffen. Auch militärische<br />
Handbücher lagerten in den Kisten.<br />
Gundolf Köhler legte die Bombe –<br />
und starb bei dem Anschlag. IMAGO<br />
Nurdie Lage eines Verstecks,das vonihm<br />
als „Depot 82“ bezeichnet wurde, verriet<br />
Lembke nicht. Er tat dies –soheißt es in der<br />
am 2. Dezember 1982 verfassten Einstellungsverfügung<br />
zum Ermittlungsverfahren –<br />
„mit der Begründung, sein Inhalt könne andere<br />
Personen belasten“. Die Polizei fand<br />
dann auch tatsächlich „Depot 82“ nie, trotz<br />
aufwendiger Suche, bei der sogar ein Flugzeug<br />
mit Infrarotkameraeingesetzt wurde.<br />
Welches Geheimnis barg „Depot 82“? Es<br />
gibt viele Spekulationen darüber: Bewahrte<br />
Lembke in dem Versteck Notizen über die<br />
Struktur eines bundesweiten Neonazi-Un-<br />
tergrundnetzes auf? Lembke konnte keine<br />
Angaben mehr zu Herkunft und Zweck der<br />
Depots machen –amMorgen des 1. November<br />
1981, Stunden voreiner vonihm als umfassend<br />
angekündigten Aussage vorder Bundesanwaltschaft,<br />
wurde er an einem Kabel<br />
erhängt in seiner Lüneburger Gefängniszelle<br />
aufgefunden. Die Behörden stuften seinen<br />
Tod als Selbstmord ein. Die Ermittlungen<br />
wurden eingestellt und Lembke als Einzelgänger<br />
bezeichnet, der die Depots aus<br />
Furcht voreiner sowjetischen Invasion allein<br />
angelegt habe.<br />
Der Münchner Rechtsanwalt Werner<br />
Dietrich ist seit 1980 damit befasst, im Auftrag<br />
mehrerer Anschlagsopfer den ungeklärten<br />
Fragen im Zusammenhang mit dem Oktoberfestattentat<br />
nachzugehen. 2014, nach<br />
einem mehr als drei Jahrzehnte langen Ringen<br />
mit den Behörden, konnte er die alten<br />
Spurenakten der Sonderkommission (Soko)<br />
„Theresienwiese“ einsehen. In den knapp<br />
10 000 Seiten umfassenden 28 Ordnern sind<br />
insgesamt 887 Spuren zum Oktoberfestattentat<br />
dokumentiert, die das Bayerische<br />
Landeskriminalamt seinerzeit registrierte.<br />
Unter „Spur 253“ findet sich auch der Hinweis<br />
der beiden DA-Terroristen auf Lembke<br />
sowie die Information über den Fund der<br />
Waffenverstecke im Süsinger Forst. „Tatsächlich<br />
sind die Beamten der Soko dieser<br />
Spur aber nie nachgegangen“, sagt Dietrich<br />
heute.„Das ist nicht zu erklären.“ Allerdings<br />
fiel dem Anwalt eine Bemerkung in der Akte<br />
zur „Spur 253“ auf: „Erkenntnisse über<br />
Lembke sind nur zum Teil gerichtsverwertbar“,<br />
steht dort. Für Dietrich ein auffälliger,<br />
wenn nicht gar verräterischer Vermerk: „Solche<br />
Sätze gibt es in Ermittlungsakten in der<br />
Regel nur bei V-Leuten oder Mitarbeitern<br />
vonGeheimdiensten.“<br />
Dietrichs Entdeckung war Anlass für die<br />
Grünen-Bundestagsfraktion, im Oktober<br />
2014 die Bundesregierung danach zu fragen,<br />
ob Heinz Lembke V-Mann einer deutschen<br />
Sicherheitsbehörde war. Berlin jedoch verweigerte<br />
unter Verweis auf das „Staatswohl“<br />
eine Auskunft. Grüne und Linke gaben sich<br />
damit nicht zufrieden und zogen vor das<br />
Bundesverfassungsgericht. Erst als dies ihnen<br />
im Juni 2017 teilweise recht gegeben<br />
hatte,beantwortete die Bundesregierung die<br />
Frage der Grünen nach dem toten braunen<br />
Förster: „Der Bundesregierung liegen keine<br />
Erkenntnisse vor, dass Heinz Lembke eine V-<br />
Person einer Sicherheitsbehörde des Bundes<br />
oder eines Landes war“, heißt es in der nachgereichten<br />
Antwort. Diese Feststellung muss<br />
jetzt aber in Zweifel gezogen werden.<br />
Wasaneinem Schreiben vom 5.Juli 2018<br />
liegt, mit dem sich der Staatssekretär im<br />
Bundesinnenministerium, Hans-Georg Engelke,<br />
anden Vorsitzenden des Bundestags-<br />
Untersuchungsausschusses zum <strong>Berliner</strong><br />
Weihnachtsmarktattentat, Armin Schuster<br />
(CDU), wandte. Esging darin um einen Beweisantrag<br />
des Ausschusses, der die Verbindungsführer<br />
eines vom BfV geführten V-<br />
Mannes in der <strong>Berliner</strong> Fussilet-Moschee als<br />
Zeugen hören wollte. Engelke wies in dem<br />
Schreiben das Ansinnen der Parlamentarier<br />
zurück und berief sich dabei auf das am Fall<br />
von Heinz Lembke festgemachte Urteil des<br />
Bundesverfassungsgerichts vom Juni 2017.<br />
Diedarin beschriebenen Grundsätzezur Geheimhaltungsbedürftigkeit<br />
bei Quellenoperationen<br />
gelten –soschreibt Engelke –„umso<br />
mehr,dasichdie Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
auf eine lange abgeschlossene<br />
Quellenoperation bezieht und<br />
die betroffene Vertrauensperson bereits seit<br />
1981 verstorben ist“.<br />
Neue Fragen an die Ermittler<br />
Einverräterischer Satz: Denn damit bestätigt<br />
Engelke,dass der Neonazi Lembke also doch<br />
Quelle und Vertrauensperson einer Sicherheitsbehörde<br />
war, was die Bundesregierung<br />
2017 noch bestritten hatte.Für Rechtsanwalt<br />
Dietrich wäre die Enthüllung, dass Lembke<br />
mit Nachrichtendiensten kooperierte, keine<br />
Überraschung. „Ich habe in den Akten Vermerke<br />
gefunden, wonach Informationen<br />
über die Waffenfunde in Niedersachsen an<br />
insgesamt sieben Behörden gingen, darunter<br />
auch an alle deutschen Nachrichtendienste“,<br />
sagt er. „Wäre das auch passiert,<br />
wenn es sich bei Lembke um einen durchgeknallten<br />
Förster gehandelt hätte,wie man es<br />
uns bis heute weismachen will? Ich denke<br />
nicht.“Wenn es sich bestätigen sollte,dass er<br />
V-Mann gewesen ist, „dann stellen sich auch<br />
ganz neue Fragen zum Handeln der Behörden<br />
vor und nach dem Attentat, aber auch<br />
zum angeblichen Selbstmord Lembkes“, so<br />
Dietrich.<br />
Andreas Förster<br />
meint, dass die Hintergründe des Attentats<br />
noch immer ungeklärtsind.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Grüne wollen Klimaschutz<br />
ins Grundgesetz schreiben<br />
DieGrünen wollen den Klimaschutz<br />
im Grundgesetz verankern. Die<br />
Bundestagsfraktion will für einen<br />
entsprechenden Gesetzentwurf<br />
stimmen, wie die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong><br />
berichtete.Unter anderem soll<br />
demnach festgeschrieben werden,<br />
dass„völkerrechtlich verbindliche“<br />
Klimaschutzziele„alle staatliche Gewalt“<br />
unmittelbar binden. (AFP)<br />
Arzt der Colonia Dignidad<br />
muss nicht ins Gefängnis<br />
DerfrühereArztder berüchtigten<br />
Sekte Colonia Dignidad in Chile,<br />
Hartmut Hopp,muss nicht ins Gefängnis.Das<br />
in dem Urteil der chilenischen<br />
Justiz dargestellteVerhalten<br />
Hopps sei nach deutschem Recht<br />
nicht strafbar,teilte das Düsseldorfer<br />
Oberlandesgericht am Dienstag<br />
mit. DieEntscheidung sei abschließend.<br />
Hopp war 2011 in Chile wegen<br />
Beihilfe zu sexuellem Kindesmissbrauch<br />
in 16 Fällen zu fünf Jahren<br />
Haft verurteilt worden. Bevorseine<br />
Strafe rechtskräftig wurde,floh er<br />
nach Deutschland. (dpa)<br />
Kein Schadenersatz<br />
für Yücel<br />
Eintürkisches Gericht hat den Antrag<br />
des Welt-Korrespondenten<br />
Deniz Yücel auf Entschädigung für<br />
seine einjährige Haftzeit zurückgewiesen.<br />
DasIstanbuler Gericht habe<br />
bei einer Verhandlung am Dienstag<br />
den Antrag des deutsch-türkischen<br />
Journalisten zur Zahlung von2,9<br />
Millionen Lirawegen„unrechtmäßiger<br />
Inhaftierung“ abgelehnt, sagte<br />
ein Vertreter vonReporter ohne<br />
Grenzen (RSF). (AFP)<br />
Cyber-Attackeauf<br />
Internetseite von RWE<br />
DerEnergiekonzernRWE untersucht<br />
eine Cyber-Attacke,die die Internetseite<br />
der FirmaamMontag<br />
lahmgelegt hatte.Das Unternehmen<br />
habe Strafanzeige gegen Unbekannt<br />
erstattet, sagte ein Sprecher.Am<br />
Dienstagmorgen lief die Seite nach<br />
Auskunft des Sprechers wieder wie<br />
üblich. (dpa)<br />
Portugal nimmt zehn<br />
„Aquarius2“-Flüchtlinge auf<br />
Die Crewder „Aquarius2“ rettete in den<br />
letzten Tagen 58 Flüchtlinge.<br />
DPA<br />
Dievom Rettungsschiff „Aquarius2“<br />
geretteten Flüchtlinge dürfen in<br />
Malta an Land gehen und werden<br />
dann auf vier EU-Staaten verteilt.<br />
Deutschland habe sich zur Aufnahme<br />
von15der 58 Flüchtlinge bereit<br />
erklärt, hieß es am Dienstag aus<br />
der französischen Regierung. Die<br />
übrigen Flüchtlinge sollen nach<br />
Frankreich, Spanien und Portugal<br />
gebracht werden. (dpa)<br />
Labour offen für zweites<br />
Brexit-Referendum<br />
DieDelegierten des Labour-Parteitags<br />
haben am Dienstag mit großer<br />
Mehrheit für die Option eines zweiten<br />
Brexit-Referendums gestimmt.<br />
Auch eine Abkehr vomEU-Austritt<br />
sollte nicht ausgeschlossen werden,<br />
forderte Brexit-Schattenminister Keir<br />
Starmer in einer Rede.(dpa)<br />
Der jahrzehntelange sexuelle Missbrauch vor allem von Jungen durch Geistliche ist das Hauptthema der katholischen Bischofskonferenz in Fulda.<br />
„Null Toleranz sieht anders aus“<br />
Ein Missbrauchsopfer ist empört über den Umgang der katholischen Kirche mit den Tätern<br />
VonJulia Haak<br />
Am Abend, bevor in Fulda<br />
die große Missbrauchsstudie<br />
der katholischen Kirche<br />
vorgestellt wird, meldet<br />
sich eins der <strong>Berliner</strong> Opfer am<br />
Telefon. DerGeistliche,der ihn einst<br />
missbrauchte,sei wieder in Amt und<br />
Würden, sagt er.„Er darfmittlerweile<br />
wieder als Priester tätig sein, zwar<br />
ohne eigene Gemeinde, ,nur’ zur<br />
Aushilfe .“ Aber ihn regt das auf. „Ich<br />
habe den Eindruck, dass man sich<br />
hier gerne hinter abstrakten Zahlen<br />
und Fallkonstellationen versteckt.<br />
Ein Null-Toleranz-Ansatz in jedem<br />
konkreten Fall sieht zumindest anders<br />
aus“, sagt er.<br />
Wirhaben über den Fall vonPeter<br />
Beyer (Name geändert) vor Jahren<br />
mehrfach berichtet. Beyer war 16<br />
Jahrealt, als ihn Mitte der 90er-Jahre<br />
der damalige Kaplan einer Steglitzer<br />
Gemeinde in eine sexuelle Beziehung<br />
verwickelte.Ein fast 40 Jahrealter<br />
Mann. Einen Skandal verursachte<br />
das damals nicht, obwohl Beyers<br />
Mutter bis hin zum Kardinal das Gespräch<br />
suchte. Der Kaplan wurde<br />
trotz der Vorwürfe versetzt und zum<br />
Priester geweiht. Beyer verdrängte<br />
das Erlebte.2010, in der Debatte um<br />
die Vielzahl der Missbrauchsfälle am<br />
VonJoachim Frank, Fulda<br />
Mit einer Bitte um Entschuldigung<br />
und der Ankündigung<br />
struktureller Konsequenzen hat die<br />
Deutsche Bischofskonferenz auf den<br />
tausendfachen sexuellen Missbrauch<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
durch katholische Geistliche in<br />
den vergangenen 70 Jahren reagiert.<br />
DieVorlage einer umfassenden Studie<br />
mit Zahlen aus den 27 deutschen<br />
Bistümern nannte der Vorsitzende<br />
der Bischofskonferenz, Kardinal<br />
Reinhard Marx, in Fulda einen<br />
„Wendepunkt“. Er schäme sich „für<br />
das Vertrauen, das zerstört wurde“.<br />
Die Tragweite dieser Verbrechen im<br />
Raum der Kirche sei ihm und vielen<br />
Verantwortlichen in der Kirche lange<br />
nicht klar gewesen.<br />
DerForensische Psychiater Harald<br />
Dreßing, Koordinator des Forscherverbunds<br />
der Universitäten Mannheim,<br />
Heidelberg und Gießen sagte,<br />
ein „komplexes Zusammenspiel von<br />
sexueller Unreife und abgewehrten<br />
oder verleugneten homosexuellen<br />
Neigungen“ von Priestern in einer<br />
„teilweise auch offen homophonen<br />
Dunkelfeld von unbekanntem Ausmaß<br />
Forscher stellen Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz vor<br />
Umgebung“ könne eine Erklärung für<br />
das Überwiegen männlicher Opfer<br />
beim Missbrauch durch katholische<br />
Geistliche bieten. Solchen Befunden<br />
müsse sich die Kirche stellen, wenn<br />
sie den Missbrauch ernsthaft und<br />
„auch mit dem MutzurVeränderung“<br />
aufarbeiten wolle.<br />
Wie inden Medien schon vorab<br />
zu lesen war, ermittelten die Forscher<br />
aus mehr als 38 000 Personalakten<br />
3677 Opfer und 1670 Beschuldigte.<br />
Diese Zahl entspricht einer<br />
Quote von mehr als vier Prozent<br />
der Geistlichen im Dienst der Bistümer.<br />
Die katholischen Orden waren<br />
in die Studie nicht einbezogen. Dreßing<br />
sprach mit Blick auf die Zahlen<br />
von „unteren Schätzgrößen“. Das<br />
<strong>Berliner</strong> Canisius-Kolleg, kam alles<br />
wieder hoch.<br />
Peter Beyer hat sich dann über<br />
Monate ein zähes Tauziehen mit dem<br />
<strong>Berliner</strong> Erzbistum geliefert. Er<br />
schrieb und telefonierte, er brüllte<br />
und heulte. Erdrohte und trieb das<br />
Bistum vor sich her, indem er Briefe<br />
an immer mehr Menschen schrieb,<br />
bis hin zumVatikan. Schließlich hat er<br />
die Kirche gezwungen, den Mann,<br />
der mittlerweile als Gemeindepfarrer<br />
in Reinickendorf Gläubige betreute,<br />
zu suspendieren. Das war 2012. Seitdem<br />
hat die Kirche intern ermittelt,<br />
hat den Fall nach Rom überwiesen,<br />
Gespräche mit Opfer und Täter geführt.<br />
Unddann? Irgendwann haben<br />
wir aufgehört, immer wieder nachzufragen,<br />
weil es so lange dauerte.<br />
Am Dienstag, während die deutschen<br />
Bischöfe in Fulda an der Seite<br />
von Wissenschaftlern sitzen und<br />
über den sexuellen Missbrauch<br />
durch katholische Priester, Diakone<br />
und männliche Ordensleute sprechen,<br />
veranstaltet das <strong>Berliner</strong> Erzbistum<br />
eine eigene Pressekonferenz.<br />
Durch die Studie hat sich die Zahl<br />
der Missbrauchsfälle im Erzbistum<br />
noch einmal deutlich erhöht. Bis<br />
zum Dezember 2017 lagen 59 Meldungen<br />
über Vorwürfe sexuellen<br />
Missbrauchs vor. Nach derVeröffentlichung<br />
der Studie sind es jetzt 18<br />
mehr:77<strong>Berliner</strong> Fälle,Übergriffe auf<br />
Minderjährige und Erwachsene, die<br />
die Betroffenen seit 1947 zum Teil<br />
selbst bei der Kirche angezeigt haben.<br />
Die Erhebungen der Wissenschaftler<br />
und des Erzbistums sind<br />
ansonsten nur sehr eingeschränkt<br />
miteinander vergleichbar. 1401 Personalakten<br />
hat das Erzbistum den<br />
Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt.<br />
51 Täter wurden identifiziert,<br />
davon sind 28 verstorben.<br />
Personalakten ohne Seitenzahlen<br />
tatsächliche Ausmaß der Vergehen<br />
dürfte erheblich höher sein. Dies<br />
liege zum einen an einem Dunkelfeld<br />
von unbekanntem Ausmaß,<br />
zum anderen an der unvollständigen<br />
Auswertung des Aktenbestands. Das<br />
Design der Studie sah von vornherein<br />
vor, die Personalakten nur stich-<br />
„Wir haben den Opfernnicht zugehört. All das<br />
darf nicht folgenlos bleiben.“<br />
Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz<br />
probenartig in zehn Bistümern von<br />
1946 zu durchforsten. In den anderen<br />
17Bistümern beschränkten sich<br />
die Forscher auf den Zeitraum von<br />
2000 bis 2014. Trotz professioneller<br />
Distanz als Wissenschaftler hätte ihn<br />
„das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs<br />
und der Umgang der Verantwortlichen<br />
erschüttert“. Klar sei<br />
auch, dass es sich beim sexuellen<br />
Missbrauch durch Kleriker um ein<br />
DPA/ARNE DEDERT<br />
In Abwesenheit von Erzbischof Heiner<br />
Koch vertritt am Dienstag Generalvikar<br />
PaterManfredKollig das Erzbistum.<br />
„Wir haben sexuellen Missbrauch<br />
immer als etwas Internes betrachtet.<br />
Aber es handelt sich ja um<br />
Schutzbefohlene, denen auch noch<br />
Schuldgefühle eingeimpft wurden<br />
für das,was geschehen ist. All das ist<br />
einVersagen seitens der Kirche“, sagt<br />
Kollig.<br />
Pater Kollig ist erst seit 18 Monaten<br />
im Amt. Er ist entsprechend<br />
überfordert, wenn er beantworten<br />
soll, was mit jenen Täterngeschehen<br />
ist, die noch am Leben sind. „Ich<br />
habe in diesen 18 Monaten mit den<br />
Opfern geredet“, sagt er. Jetzt soll<br />
noch einmal vieles verbessert werden.<br />
Kollig sichert zu, dass der Bischof<br />
mit allen Opfern ins Gespräch<br />
kommen wolle. Die Akten sollen juristisch<br />
überprüft und die Fortbildung<br />
für Geistliche im Erzbistum intensiviert<br />
werden. Auch organisatorisch<br />
wirdsich etwas ändern: Künftig<br />
sollen Personalakten mit Seitenzahlen<br />
versehen werden.Das war bisher<br />
nicht der Fall. Es gebe zwar keine Anhaltspunkte,dass<br />
<strong>Berliner</strong> Akten manipuliert<br />
oder entwendet wurden,<br />
sagt Kollig, aber ob eine Seite fehle,<br />
könne eben auch keiner sagen.<br />
Vielen Opfern reichen Absichtserklärungen<br />
allerdings längst nicht<br />
mehr aus. Peter Beyer zum Beispiel<br />
erwartet, dass der Mann, der ihn<br />
missbraucht hat, als Priester nicht<br />
mehr tätig sein darf. Das ist allerdings<br />
nicht der Fall. Er hat sich einer<br />
forensischen Begutachtung unterzogen.<br />
Das Erzbistum geht jetzt davon<br />
aus,dass vonihm keine Gefahr mehr<br />
droht. Er bleibt im Ruhestand und<br />
bekommt keine eigene Gemeinde<br />
mehr, das sind Auflagen aus Rom.<br />
Gottesdienste darferjedochfeiern.<br />
Julia Haak<br />
spricht seit zehn Jahren mit<br />
Missbrauchsopfern.<br />
„anhaltendes Problem“ handele.<br />
Weitere Aufklärung, Aufarbeitung<br />
und Prävention seien deshalb „dringend<br />
erforderlich“. Scharf kritisierten<br />
die Forscher die weithin unangemessene<br />
Reaktion der Personalverantwortlichen<br />
in den Bistümern.<br />
„Der Schutz von Institution und Beschuldigten<br />
hatte Vorrang vor den<br />
Interessen der Betroffenen.“<br />
Zu deren finanzieller Entschädigung<br />
sagte Marx, die Diskussion<br />
über das Verfahren einer „Anerkennung<br />
des Leids“ mit einer Orientierungsgröße<br />
von 5000 Euro müssten<br />
die Bischöfe „noch einmal neu führen“<br />
–auch hinsichtlich der Höhe.<br />
Persönliche Konsequenzen bis hin<br />
zum Rücktritt schloss Marx trotz seines<br />
Eingeständnisses einer „persönlichen<br />
Schuldgeschichte“ aus. Dazu<br />
gehöre, dass er –wie viele andere –<br />
das Problem nicht immer in seiner<br />
ganzen Tiefe und aus der Sicht der<br />
Betroffenen gesehen habe. In der<br />
Runde der gut 60 deutschen Bischöfe<br />
habe nach der Präsentation<br />
der Studie keiner eine Last persönlicher<br />
Schuld bekundet, die ihn das<br />
Amt nun nicht mehr tragen ließe.<br />
Entsetzen<br />
über „Juden in<br />
der AfD“<br />
Verbände kritisieren<br />
Gründung der Plattform<br />
VonMargarethe Gallersdörfer<br />
Gmar Chatima towa!“ wünschen<br />
sich Juden noch bis zum 30.<br />
September,dem Ende des einwöchigen<br />
Sukkot, auch Laubhüttenfest genannt.<br />
Der Wunsch heißt übersetzt<br />
„Möge deine Einschreibung (in das<br />
Buch des Lebens) gut abgeschlossen<br />
werden.“<br />
Genau eine Woche später wollen<br />
im hessischen Offenbach jüdische<br />
AfD-Mitglieder zusammenkommen,<br />
um sich in ein anderes Buch einschreiben<br />
zu lassen: Für den 7. Oktober<br />
ist dortdie Gründungsversammlung<br />
der Vereinigung „Juden in der<br />
AfD“ angesetzt. Als Organisatoren<br />
werden Wolfgang Fuhl und Dimitri<br />
Schulz genannt.<br />
Fuhl hat bei der Bundestagswahl<br />
im baden-württembergischenWahlkreis<br />
Lörrach-Müllheim für die AfD<br />
kandidiert und ist ehemaliges Mitglied<br />
des Zentralrats der Juden in<br />
Deutschland. Der 31-jährige Schulz,<br />
geboren in der damaligen Sowjetrepublik<br />
Kirgisistan und Initiator einer<br />
Plattform für Russlanddeutsche in<br />
der AfD, tritt bei der hessischen<br />
Landtagswahl als Direktkandidat<br />
und auf einem aussichtsreichen Listenplatz<br />
an. Am Dienstag teilte er<br />
schriftlich mit: „Die AfD ist die einzige<br />
Partei der Bundesrepublik, die<br />
muslimischen Judenhass thematisiert,<br />
ohne diesen zu verharmlosen.“<br />
Jüdisch und AfD-Mitglied zu sein, sei<br />
kein Widerspruch, sagte Schulz der<br />
dpa: „Dass sich in den Reihen der<br />
AfD einzelne tatsächliche Antisemiten<br />
finden, leugnen wir nicht. Nur<br />
wird in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
der Einfluss dieser einzelnen<br />
Mitglieder maßlos überschätzt.“<br />
Eine Allensbach-Umfrage hatte<br />
jüngst ergeben, dass 55 Prozent der<br />
AfD-Anhänger der Auffassung sind,<br />
Juden hätten auf der Welt zu viel Einfluss<br />
–deutlich mehr als in jeder anderen<br />
Partei.<br />
„Feigenblatt für Hassbotschaften“<br />
MehrerejüdischeVerbände und Prominente<br />
sind empört über das Vorhaben<br />
in Hessen. „Wie jüdische<br />
Menschen ihre Mitgliedschaft in einer<br />
solchen Partei vor sich selbst<br />
rechtfertigen können, ist völlig unverständlich“,<br />
sagt Charlotte Knobloch,<br />
ehemals Vorsitzende des Zentralrats<br />
der Juden in Deutschland<br />
und heute Präsidentin der Israelitischen<br />
Kultusgemeinde München,<br />
der Bild-<strong>Zeitung</strong>. „Die AfD ist und<br />
bleibt eine Partei, in der Antisemiten<br />
sich pudelwohl fühlen können.“<br />
Michel Friedman, Publizist und<br />
ehemaliger stellvertretender Vorsitzender<br />
des Zentralrats, bezeichnete<br />
die AfD als „die Partei, die geistige<br />
Brandstiftung wieder salonfähig<br />
macht. Niemand sollte in die AfD<br />
eintreten, ein Jude erst recht nicht.“<br />
Stephan J. Kramer,früher Generalsekretär<br />
des Zentralrats und heute<br />
Chef des Thüringer Verfassungsschutzes,<br />
sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Ich bin bekanntermaßen Jude. Unabhängig<br />
von der Religion: Als Bürger<br />
und Demokrat kann ich nur sagen,<br />
ich bin kein AfD-Mitglied und<br />
werdeesimTraum nicht werden.“<br />
Scharfe Worte auch vom jüdischdeutschen<br />
Verein „Werteinitiative“:<br />
„Juden dienen nicht als Feigenblatt<br />
für plumpe AfD-Hassbotschaften!“<br />
schreibt der Verein auf seiner Webseite.<br />
Die Partei verwende ihre vermeintliche<br />
Juden- bzw. Israel-<br />
Freundschaft vorallem als Legitimation,<br />
um gegen Muslimezuagitieren.<br />
Der Vorsitzende der Jüdischen<br />
Gemeinde in Offenbach, Alfred Jacoby,<br />
nannte das Vorhaben in der<br />
Frankfurter Allgemeinen „aberwitzig“.<br />
Er erinnerte an den Satz des<br />
thüringischen AfD-Fraktionschefs<br />
Björn Höcke, das Holocaust-Mahnmal<br />
sei ein Denkmal der Schande.<br />
„Diese Leute geben sich einer Sache<br />
hin, die für Judenunvertretbar ist.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 5 *<br />
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Politik<br />
Gegen den Rest der Welt<br />
US-Präsident Donald Trump propagiert vor der UN-Vollversammlung seine „America-first“-Politik und teilt gegen China und den Iran aus<br />
VonKarlDoemens, New York<br />
Donald Trump lässt die<br />
Weltgemeinschaft warten.<br />
Eine halbe Stunde<br />
zu spät betritt der US-<br />
Präsident am Dienstag das Gebäude<br />
der Vereinten Nationen am East River<br />
und erzwingt dadurch eine Umstellung<br />
der Tagesordnung. Statt des<br />
Wüterichs aus dem Weißen Haus<br />
fährtumViertel nach zehn ein Mann<br />
im Rollstuhl ans Rednerpult derVollversammlung.<br />
Es ist der Präsident<br />
vonEcuador.Seine Elternhaben ihn<br />
zu Ehren des russischen Revolutionärs<br />
Lenin Moreno genannt.<br />
Es bleibt nicht der einzige Kontrapunkt<br />
zu Trumps Auftritt in der Großen<br />
Halle der Vereinten Nationen.<br />
Als der Präsident endlich das Wort<br />
ergreift und gleich zu Beginn damit<br />
protzt, er habe „in zwei Jahren mehr<br />
erreicht als irgendeine Regierung zuvor“,<br />
brechen einige Delegierte in<br />
Gelächter aus. „So wahr!“, bestätigt<br />
sich Trump zunächst selbst, um<br />
dann vermeintlich amüsiert hinzuzusetzen:<br />
„Diese Reaktion habe ich<br />
nicht erwartet. Aber bitte!“<br />
Eine gute halbe Stunde lang bietet<br />
Trump dann ein „Best of“ seiner<br />
üblichen Reden: Er lobt die boomende<br />
Wirtschaft daheim, kritisiert<br />
die angebliche Ausbeutung amerikanischer<br />
Arbeiter durch unfaire Handelspraktiken,<br />
geißelt den zu geringen<br />
Beitrag derVerbündeten zurVerteidigung<br />
und wirbt am Ende pathetisch<br />
für eine „Zukunft in<br />
Patriotismus,Wohlstand und Stolz“.<br />
Deutschland nennt er einmal ausdrücklich<br />
beim Namen – als abschreckendes<br />
Beispiel für mangelnde<br />
nationale Souveränität:<br />
„Deutschland wird total abhängig<br />
von russischer Energie werden“,<br />
bläst Trump seine Kritik an der umstrittenen<br />
Gaspipeline Nord Stream<br />
2auf.<br />
Auftritt in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung: US-Präsident Donald Trump am Dienstag in NewYork.<br />
Trotzdem wirkt Rede weniger wild<br />
und aggressiv als die Premiere der<br />
„America-first“-Vorstellung am gleichen<br />
Ort vor einem Jahr. Das mag<br />
zum Teil am Abnutzungseffekt liegen.<br />
Zugleich ist mit Nordkorea ein<br />
hochemotionales Feindbild weggefallen.<br />
Vorzwölf Monaten noch hatte<br />
Trump dem Regime in Pjöngjang mit<br />
der totalen Zerstörung gedroht und<br />
erklärt: „Der Raketenmann ist auf einer<br />
Selbstmordmission.“ Inzwischen<br />
hat er sich mit Machthaber<br />
KimJong Un getroffen. „Die Raketen<br />
„Die iranischen Führer sähen Chaos,<br />
Todund Zerstörung. Wir rufen alle Nationen<br />
dazu auf, das iranische Regime zu isolieren,<br />
solange diese Aggressionen andauern.“<br />
US Präsident Donald Trump greift den Iran in seiner Rede vor<br />
der UN-Vollversammlung frontal an.<br />
AP/EVAN VUCCI<br />
fliegen nicht mehr hin und her, die<br />
Atomtests sind gestoppt, und die<br />
Geiseln sind befreit“, lobt der US-<br />
Präsident die Fortschritte.<br />
Hoch in seinem Ansehen stehen<br />
derzeit Indien, Saudi-Arabien, Israel<br />
und Polen, deren Entwicklung er<br />
überschwänglich preist. Ganz unten<br />
auf der Skala rangieren hingegen<br />
China, dessen unfaireHandelspraktiken<br />
die USA nicht länger hinnehmen<br />
könnten,Venezuela, das„der Sozialismus<br />
in den Bankrott getrieben“ habe<br />
und –wie schon imVorjahr –der Iran.<br />
„Wir können dem weltgrößten<br />
Sponsor von Terror nicht erlauben,<br />
die gefährlichsten Waffen zu besitzen“,<br />
sagte Trump.Genau deswegen<br />
war 2015 das Iran-Abkommen geschlossen<br />
worden, das dem Regime<br />
in Teheran Erleichterungen bei Wirtschaftssanktionen<br />
im Gegenzug für<br />
den Verzicht auf eine atomare Aufrüstung<br />
zusicherte. Doch der US-<br />
Präsident hat diesen Vertrag als<br />
„schlechtesten Deal aller Zeiten“ bezeichnet<br />
und aufgekündigt. Der<br />
„korrupten Diktatur“ der Mullahs<br />
wirft er vor, täglich „Chaos, Tod und<br />
Zerstörung“ zu produzieren. Dem<br />
müsse sich die restliche Welt entgegenstellen,<br />
forderter: „Wir rufen alle<br />
Nationen dazu auf, das iranische Regime<br />
zu isolieren, solange diese Aggressionen<br />
andauern.“<br />
Diese mit massivem Druck unterstützte<br />
Forderung setzt das westliche<br />
Bündnis einer Zerreißprobe aus. Die<br />
europäischen Verbündeten halten<br />
nämlich an dem Abkommen fest. Gerade<br />
hat die EU-Außenbeauftragte<br />
Federica Mogherini in NewYork den<br />
Plan für eine neue Finanzinstitution<br />
vorgestellt, die europäischen Firmen<br />
ermöglichen soll, trotz der amerikanischen<br />
Sanktionen weiter Geschäfte<br />
mit Teheran zu betreiben. Vor der<br />
Rede Trumps tritt der deutsche Außenminister<br />
Heiko Maas vor die Kameras<br />
und wirbt für die Erhaltung des<br />
Iran-Abkommens: „Es ist wichtig,<br />
dass die Lage in der Region nicht weiter<br />
eskaliert und der Iran unter großem<br />
Druck wieder in die Nuklearnutzung<br />
einsteigt.“ So steuern die USA<br />
und Europa in der Iran-Politik auf<br />
Konfrontationskurs. Trotzdem weiß<br />
niemand, ob Trump irgendwann die<br />
Verbündeten überraschend überholt.<br />
In NewYork werde er sich nicht mit<br />
Irans Präsident Hassan Ruhani treffen,<br />
hat Trump vor seiner Rede getwittert:<br />
„Aber vielleicht irgendwann<br />
in der Zukunft. Ichbin sicher,erist ein<br />
sehr liebenswerter Mann.“<br />
Schwedens<br />
Premier verliert<br />
Mehrheit<br />
Bildung einer bürgerlichen<br />
Regierung erwartet<br />
Zwei Wochen nach der Wahl hat<br />
Schwedens Regierungschef Stefan<br />
Löfven eine Vertrauensabstimmung<br />
im Parlament verloren. Die<br />
Mehrheit der neu gewählten Parlamentarier<br />
votierte am Dienstag für<br />
seinen Abgang. Dabei stimmten die<br />
vier Parteien des bürgerlichen Lagers<br />
zusammen mit den einwanderungsfeindlichen<br />
Schwedendemokraten<br />
ab, die sie bereits bei der Wahl des<br />
Parlamentspräsidenten unterstützt<br />
hatten. Eine Regierungszusammenarbeit<br />
mit den Rechtspopulisten<br />
schließen die großen Parteien jedoch<br />
weiter aus.<br />
Ein Vertrauensvotum im Parlament<br />
ist üblich nach einer Wahl in<br />
Schweden. Löfven wird die Regierung<br />
nun trotz seiner Niederlage<br />
kommissarisch weiter führen, bis die<br />
Koalitionsverhandlungen abgeschlossen<br />
sind oder es nach vier<br />
misslungenen Versuchen Neuwahlen<br />
gibt.<br />
Parlamentspräsident Andreas<br />
Norlén muss nun ermitteln, welcher<br />
Parteichef die besten Chancen hat,<br />
eine Regierung zu bilden, die vom<br />
Parlament akzeptiert wird. Einem<br />
der Parteichefs gibt er dann offiziell<br />
den Auftrag zur Regierungsbildung.<br />
Da Norlén selbst Mitglied der konservativen<br />
Moderaten ist, wirddamit<br />
gerechnet, dass die konservativ-liberale<br />
Allianz den ersten Versuch bekommt.<br />
Sozialdemokraten wie auch<br />
die Liberal-Konservativen wollen die<br />
Regierung anführen, doch keiner<br />
von ihnen hat eine Mehrheit im<br />
Reichstag. (dpa)<br />
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Fall eine zweiteMeinung einzuholen.<br />
Der Graue Star –medizinisch „Katarakt“ –gilt<br />
weltweit als Hauptursache für Erblindung.Vor<br />
allem die ältereGeneration ist betroffen, denn<br />
in rund 90% aller Fälle tritt das Krankheitsbild<br />
im fortgeschrittenen Alter auf. Man spricht<br />
dann von Alterskatarakt. Die Krankheit äußert<br />
sich durch einen grauen Schleier, der erst das<br />
Sehen beeinträchtigt und dann zur Erblindung<br />
führt. Aber auch viele jüngere Menschen trifft<br />
es mittlerweile. Keine Altersklasse ist davon<br />
verschont.<br />
Wasverstehtman aber eigentlich unterdem<br />
Grauen Star?<br />
Beim Grauen Star handelt es sich um die<br />
Trübung der Augenlinse. Esgibt verschiedene<br />
Ursachen für die Linsentrübung.Alle Ursachen<br />
führen zu einer Stoffwechselstörung der Augenlinse,<br />
inderen Folge idR. bestimmte Substanzen<br />
nichtmehr abtransportiertwerden und<br />
sich in der Linse einlagern.<br />
Der Graue Star kann in allen Altersgruppen<br />
auftreten: selten als angeborener Star, vereinzelt<br />
im Jugend- und gelegentlich im Erwachsenenalter<br />
sowie häufig im hohen Alter.<br />
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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
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Hauptstadt<br />
Cafeteria geführt von Käfer<br />
Jakob-Kaiser-Haus<br />
Beide Kantinen geführt von Dussmann<br />
Paul-Löbe-Haus<br />
Bundestag<br />
Schnitzel geht immer<br />
Immer schön bodenständig bleiben: In den Kantinen des Reichstags<br />
stehen Spitzenpolitiker und Mitarbeiter einträchtig in der Schlange<br />
VonChristine Dankbar und Isabella Galanty (Grafik)<br />
Esist eng geworden im Reichstag.<br />
709 Abgeordnete,soviel wie noch<br />
nie, finden sich in Sitzungswochen<br />
im Plenum ein. Und mittags natürlich<br />
in der Kantine.Rechnet man ihre<br />
Mitarbeiter dazu, die Bediensteten<br />
der Bundestagsverwaltung, die akkreditierten<br />
Journalisten und Lobbyisten,<br />
dann wird inden Kantinen<br />
des Bundestags in Plenarwochen täglich<br />
eine Kleinstadt verköstigt. Zahlenmäßig<br />
betrachtet.<br />
In der großen Kantine im Jakob-<br />
Kaiser-Haus gibt es mittags um zwölf<br />
dann lange Schlangen vorden Ausgabeschaltern.<br />
Auch am Salatbüfett.<br />
Ausweichen in die Kantine im Paul-<br />
Löbe-Haus hilft nur bedingt. Im sogenannten<br />
Lampenladen ist es mittags<br />
ebenfalls überfüllt. Beide Kantinen<br />
werden von Dussmann betrieben.<br />
Abgeordnete und Mitarbeiter,<br />
die schnell wieder in die Sitzung zurückwollen,<br />
nutzen lieber die Cafeteria<br />
neben dem Plenarsaal. Zum Beispiel<br />
Stenograf Christoph Weemeyer.<br />
Er muss in fünf Minuten wieder an<br />
seinem Arbeitsplatz sitzen, hat aber<br />
noch Zeit für einen kurzen Plausch<br />
und schiebt dann in aller Seelenruhe<br />
sein Tablett in das Fach des Geschirrwagens,<br />
bevor er sich wieder an die<br />
Arbeit macht. Obwohl es mit Dussmann<br />
und Käfer unterschiedliche Betreiber<br />
gibt, ist das Angebot in den<br />
Kantinen ähnlich. Undähnlich wie in<br />
den meisten Kantinen der Stadt. Es<br />
sind immer ein Fleischgericht und<br />
ein vegetarisches im<br />
Angebot. Gutbürgerliche<br />
Küche könnte man sagen.<br />
Als hätten sich die Volksvertreter<br />
und ihre Angestellten den deutschen<br />
Durchschnitt selbst verordnet, um<br />
bloß nicht allzu abgehoben zu wirken.<br />
Wegweisend ist man allerdings<br />
in anderer Hinsicht: Die Käfer-Cafeteria<br />
bietet seit einem halben Jahr<br />
nur noch kompostierbare Verpackungen<br />
an.<br />
Edel geht’s im Abgeordneten-<br />
Restaurant zu. Hier wirdamweiß<br />
gedeckten Tisch serviert –und<br />
nur für Volksvertreter und ihre<br />
Gäste.Die Preise sind natürlich<br />
höher. Besonders beliebt soll<br />
das Frühstücksbüfett sein.<br />
Nach Auskunft von Käfer-<br />
Geschäftsführer Jan Becker<br />
haben alle Mittagstische<br />
im Haus eins gemeinsam.<br />
„Schnitzel geht immer.“<br />
Lieblingsgerichte<br />
große Salatbüfetts<br />
bis zu<br />
120 kg<br />
täglich<br />
An den „Burgertagen“<br />
werden bis zu<br />
450<br />
Burger frisch<br />
zusammengestellt.<br />
An „Schnitzeltagen“<br />
werden bis zu<br />
850<br />
150 kg<br />
Schnitzel gebraten und<br />
Pommesfrites<br />
gebacken.<br />
Große<br />
Mitarbeiterkantine<br />
im Jakob-Kaiser-Haus<br />
475<br />
Sitzplätze<br />
Kleine<br />
Mitarbeiterkantine<br />
im Paul-Löbe-Haus<br />
150<br />
Sitzplätze<br />
Cafeteria<br />
die von Abgeordneten und Mitarbeitern<br />
als Kantine genutzt wird<br />
90<br />
Sitzplätze<br />
1800 bis<br />
2500<br />
Essen pro Tag<br />
davon durchschnittlich<br />
600<br />
vegetarische oder<br />
vegane Gerichte bzw.<br />
Menükomponenten<br />
die Menülinie Job &Fit<br />
(DGE-zertifiziert) wird<br />
von durchschnittlich<br />
100<br />
Gästen gewählt<br />
450<br />
Essen serviert<br />
50%<br />
essen<br />
vegetarisch<br />
am Tag werden<br />
250 bis<br />
bis zu<br />
90 kg<br />
Orangen werden zu frischem<br />
Orangensaft gepresst<br />
etwa<br />
400 kg<br />
Gemüse und frische<br />
Salate<br />
bis zu<br />
200 kg<br />
gekochte<br />
Kartoffeln<br />
etwa<br />
150<br />
verkaufte<br />
Currywürste<br />
50%<br />
wählen<br />
Fleisch<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Das ist<br />
unsere Stadt<br />
JanThomsen<br />
will das Zentrum für alle offen halten.<br />
Ein bisschen wirkte TomTykwer<br />
wie einst Gerhard Schröder –in<br />
jener Elefantenrunde im Herbst<br />
2005, als Schröder Merkel den Wahlsieg<br />
absprach. „Es ist eindeutig, dass<br />
niemand außer mir in der Lage ist,<br />
eine stabile Regierung zu stellen“,<br />
sagte Schröder damals mit, nun ja,<br />
leicht manischem Blick. Weresgesehen<br />
hat, erinnertsich. Allen anderen<br />
sei Youtube empfohlen.<br />
Tom Tykwer, als Regisseur auf<br />
Bundeskanzler-Niveau, sagte jetzt<br />
nach der behördlichen Absage des<br />
Mitmach-, Filmvorführ-und Mauerbau-Events<br />
„Dau Freiheit“ so etwas<br />
Ähnliches zur B.Z.: „Dass Dau nicht<br />
stattfindet, ist keine Option.“ Punkt.<br />
Er habe sich die Absage angeschaut,<br />
sie sei unbegründet. Man mache<br />
weiter mit den Vorbereitungen.<br />
Kann man so machen. Ist dann<br />
aber ein weiteres Indiz dafür,was an<br />
dem gescheiterten Plan mitten im<br />
historischen Zentrum Berlins, rund<br />
ums Kronprinzenpalais Unter den<br />
Linden, am allermeisten genervt hat:<br />
jener absolut schnöselhafte Umgang<br />
der Dau-isten mit einem Gemeingut,<br />
dem öffentlichen Stadtraum.<br />
Die Stadt ist nämlich grundsätzlich<br />
öffentlich, gerade in ihrer Mitte.<br />
Jede und jeder muss hingehen und<br />
sich aufhalten können, wo es ihm<br />
passt. DieStadt gehörtallen. Um ihre<br />
Straßen und Plätze, um ihre Brücken,<br />
Brunnen, Fassaden, Parks,<br />
Bänke, Bäume, Türme und Häuser<br />
wird täglich gestritten. Undnur weil<br />
es anderswo Schreckliches gibt wie<br />
den Budenzauber auf dem Alex, Lautes<br />
wie das Silvesterfest am Brandenburger<br />
Tor oder Sperriges wie den<br />
Marathonlauf im Zentrum, ist ein<br />
Großevent unter der Überschrift<br />
„Kunst“ noch nicht per se im Recht.<br />
Sondern esmuss nachweisen, dass<br />
die exklusive Belegung des öffentlichen<br />
Raums lohnend ist. Unddass es<br />
keine absehbaren Gefährdungen<br />
gibt für Menschen und, last not least,<br />
auch für das öffentliche Eigentum.<br />
Eigentlich gar nicht schwer. Man<br />
kann es auch noch ein bisschen höher<br />
hängen: Deröffentliche Raum ist<br />
ein demokratischer Raum. Esist der<br />
Platz für das Volk, für die Trinker und<br />
die Punks genauso wie für die Besserverdiener,<br />
die Shopper, die Touristen.<br />
Die Verwaltung –über die so<br />
gernabgelacht wird, weil das immer<br />
ein billiger Treffer ist –schützt letztlich<br />
genau dieses Interesse aller.Wer<br />
den öffentlichen Raum gern privat<br />
buchen möchte, braucht daher gute<br />
Gründe. Auch als hochengagierte<br />
Künstler. Und damit ist die Debatte,<br />
wie man ein Event wie „Dau“ moralisch,<br />
ästhetisch und intellektuell bewertet,<br />
noch gar nicht geführt.<br />
Christo und Jeanne-Claude, die<br />
1995 den Reichstag verhüllten (und<br />
mit denen sich die Dau-Macher gern<br />
vergleichen), brauchten 24 Jahre bis<br />
zur Realisierung. „Dau“ sollte auf<br />
Wunsch seiner Macher aber innerhalb<br />
von zwei Monaten durchgewinkt<br />
werden. Gescheitert ist das<br />
letztlich am mangelhaften Konzept,<br />
nicht etwa am Bezirksamt Mitte.Die<br />
Selbstherrlichkeit, mit der diese –am<br />
Ende eher mutige –Absage vonTykwer<br />
und seinen Kollegen kommentiertwird,<br />
spricht für sich.<br />
Übrigens ist auf dem besagten<br />
Areal zwischen Spree und Bebelplatz,<br />
immer noch eine ArtGroßbaustelle,<br />
inzwischen viel Neues entstanden.<br />
Es lohnt sich, die Gegend<br />
zurückzuerobern. Für alle.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
26.6.18<br />
26.6.18<br />
MÄRKTE<br />
▲ 12374,66 (+0,19 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
26.6.18<br />
Stand der Daten: 25.09.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
25.9.18<br />
▲ 81,76 (+0,45 %)<br />
25.9.18<br />
▲ 1,1777 (+0,03 %)<br />
Quelle:<br />
aus DAX und MDAX vom 25.09. zum Vortag<br />
25.9.18<br />
Nemetschek 135,50 +7,88 WWWWWWWWWWW<br />
Siltronic NA 114,30 +5,25 WWWWWWWW<br />
Wirecard 191,40 +4,91 WWWWWWW<br />
Evotec 19,01 +4,57 WWWWWWW<br />
SAP 107,00 +3,42 WWWWW<br />
Salzgitter 43,52 +2,64 WWWW<br />
Verlierer<br />
aus DAX und MDAX vom 25.09. zum Vortag<br />
GEA Group 30,19 WWWWWWWWW –6,65<br />
BMW St 79,00 WWWWWWWW –5,39<br />
Lufthansa vNA 21,85 WWWWWWWW –5,21<br />
Osram Licht NA 35,46 WWWWWW –4,16<br />
Schaeffler Vz. 10,86 WWWWW –3,17<br />
Kion Group 53,56 WWWWW –3,04<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 25.09. ±% z. 24.09.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) +0,27<br />
3709/3262 3419,78<br />
CAC 40(FR) +0,05<br />
5657/5038 5479,10<br />
S&P UK (UK) +0,68<br />
1590/1374 1512,06<br />
RTS (RU) +0,52<br />
1339/1039 1169,04<br />
IBEX (ES) – 0,20<br />
10643/9111 9493,60<br />
Dow Jones (US) –0,22<br />
26769/22255 26503,22<br />
Bovespa (BR) +0,05<br />
88318/69069 78026,25<br />
Nikkei (JP) +0,29<br />
24129/20214 23940,26<br />
Hang Seng (HK) – 1,57<br />
33484/26220 27492,62*<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,49<br />
1583/1388 1441,95<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen,bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
Moneyou<br />
moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,20 3,20 3,20<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
ING-DiBa<br />
ing-diba.de 3,79 3,79 3,79<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,22 4,3 4,40<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag),Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Gleicher<br />
Lohn für<br />
zehn Jahre<br />
Spahn will Gehälter der<br />
Verbandsfunktionäre deckeln<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Jens<br />
Spahn (CDU) will die Gehälter<br />
der Verbandsspitzen von Kassenärzten<br />
und gesetzlichen Krankenkassen<br />
für fast zehn Jahre einfrieren. Das<br />
geht aus dem überarbeiteten Entwurf<br />
für das Terminservicegesetz hervor,<br />
der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Der<br />
Gesetzentwurf soll an diesem Mittwoch<br />
vomBundeskabinett beschlossen<br />
werden. Danach soll unter anderem<br />
die Erhöhung der Vergütung der<br />
Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KBV) und des Spitzenverbandes<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
bis Ende 2027 unzulässig<br />
sein.„Die Begrenzung ist mit Blick auf<br />
das bereits erreichte hohe Vergütungsniveau<br />
bei den betroffenen Körperschaften<br />
gerechtfertigt, um dem<br />
Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und<br />
Sparsamkeit zur Geltung zu verhelfen“,<br />
heißt es im Entwurf.<br />
DieGehälter der Verbandsfunktionärewaren<br />
immer wieder in der öffentlichen<br />
Kritik. Der Chef der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung,<br />
Andreas Gassen, verdiente zuletzt<br />
knapp 375 000 Euro im Jahr.Die Vorstandsvorsitzende<br />
des Kassen-Spitzenverbandes,<br />
Doris Pfeiffer, kam<br />
zuletzt auf rund 250 000 Euro.<br />
Zentrales Ziel des Gesetzentwurfs<br />
ist, dass gesetzlichVersicherte schneller<br />
einen Termin beim Arzt erhalten.<br />
Dazu soll unter anderem die Zahl der<br />
wöchentlichen Sprechstunden der<br />
Kassenärzte von 20auf mindestens<br />
25 Stunden angehoben werden.<br />
Haus-, Kinder-und Frauenärzte müssen<br />
mehr offene Sprechstunden ohne<br />
feste Terminvergabe anbieten. Zudem<br />
ist geplant, die Aufgaben der bereits<br />
existierendenTerminservicestellen<br />
auszubauen. DieMediziner sollen<br />
für die zusätzlichen Leistungen besser<br />
und außerhalb der bestehenden<br />
Honorarbudgets bezahlt werden. Die<br />
Mehrkosten für die gesetzlichen<br />
Krankenkassen und damit für dieVersicherten<br />
werden auf 600 Millionen<br />
Euro jährlich beziffert. (tms.)<br />
Teure, saubere Luft<br />
Verkehrsminister Scheuer will Autobesitzer an den Kosten der Hardware-Nachrüstung beteiligen<br />
VonThorsten Knuf<br />
Drei Jahre ist es her, dass<br />
der Volkswagen-Konzern<br />
einräumen musste,<br />
weltweit an Millionen<br />
vonDiesel-Fahrzeugen systematisch<br />
die Systeme zur Abgasreinigung manipuliert<br />
zuhaben. Seitdem ist die<br />
gesamte Autobranche in der Defensive,<br />
auch andere Hersteller müssen<br />
sich längst wegen überhöhter Stickoxid-Emissionen<br />
rechtfertigen.<br />
Leidtragende sind bislang nur die<br />
Kunden. Ihre Autos haben deutlich<br />
an Wert verloren – und in immer<br />
mehr Städten des Landes drohen<br />
wegen der schlechten Luftqualität<br />
Fahrverbote für alte Diesel-Stinker.<br />
Nun zeichnet sich ab, wie Politik<br />
und Autohersteller Abhilfe schaffen<br />
wollen. Verkehrsminister Andreas<br />
Scheuer (CSU) möchte die Konzerne<br />
offenbar zu Rückkäufen und Umtauschprämien<br />
animieren, um den<br />
Fahrzeugbestand möglichst schnell<br />
zu modernisieren. Vorgesehen ist<br />
auch eine groß angelegte Aktion zur<br />
Hardware-Umrüstung. Dabei wird<br />
offenbar auch erwogen, die Autobesitzer<br />
an den Kosten zu beteiligen.<br />
Wie der Spiegel am Dienstag unter<br />
Berufung auf ein internes Papier<br />
aus dem Verkehrsministerium berichtet,<br />
schwebt der Regierung ein<br />
umfangreiches Rückkauf-Programm<br />
für alte Diesel der Euronorm4und 5<br />
vor. Bei der Berechnung des Rückkauf-Preises<br />
solle der Zeitwert des<br />
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).<br />
Besuchen Sie uns vom<br />
8.–10.10.2018 auf der<br />
Expo Real in München<br />
Autos ersetzt werden – plus eines<br />
AusgleichsinHöhe von20Prozent für<br />
den Wertverlust des Fahrzeugs infolge<br />
der Dieselkrise. Allerdings soll es dieses<br />
Angebot nicht im ganzen Land geben,<br />
sondern nur in jenen Ballungsräumen,<br />
in denen die Stickoxid-Belastung<br />
besonders hoch ist. Eine weitere<br />
Option soll eine neue Umtauschaktion<br />
alter Dieselfahrzeuge gegen neue,<br />
schadstoffarme Autos sein. Für die genaue<br />
Ausgestaltung wären die Hersteller<br />
verantwortlich. Wersein Auto behalten<br />
möchte, könnte eine Hardware-Nachrüstung<br />
ins Auge fassen:<br />
Für den nachträglichen Einbau eines<br />
Stickoxid-Filters sollen die Hersteller<br />
dann einen Zuschuss in Höhe von 80<br />
Prozent der Kosten zahlen –der Rest<br />
soll der betrogene Eigentümer übernehmen.<br />
Auch dieser Ansatz käme<br />
allerdings nur in Ballungsräumen<br />
zum Tragen, in denen die Luftqualität<br />
besonders schlecht ist.<br />
Verkehrsminister Scheuer und<br />
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten<br />
sich am vergangenen Sonntag mit<br />
den Chefs der drei deutschen Autokonzerne<br />
VW,Daimler und BMW getroffen.<br />
Am Dienstag rückte der Minister<br />
offenbar schon wieder vonder<br />
Idee einer Kostenbeteiligung der<br />
Kunden ab: „Meine Priorität 1bleibt,<br />
dass die Diesel-Besitzer ihr altes Auto<br />
in ein sauberes Fahrzeug tauschen<br />
können. Bei möglichen Hardware-<br />
Nachrüstungen für deutsche Diesel<br />
ist mein Ziel, die Selbstbeteiligung<br />
der Halter auf null zu setzen.“<br />
Aus Plänen wird Wohnraum.<br />
IBBfür Vermieter &Investoren: Die Wohnungsbauförderer in Berlin.<br />
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IMAGO<br />
Streiks bei<br />
Ryanair am<br />
Freitag<br />
Der Billigflieger<br />
annulliert 190 Flüge<br />
Der irische Billigflieger Ryanair<br />
annulliert an diesem Freitag<br />
wegen Streiks in mehreren Ländern<br />
insgesamt 190 Flüge.Betroffen seien<br />
30 000 von 450 000 Kunden, teilte<br />
das Unternehmen am Dienstag mit.<br />
Zu Streiks aufgerufen sind demnach<br />
die Flugbegleiter in sechs europäischen<br />
Ländern: in Deutschland, Belgien,<br />
den Niederlanden, Italien, Spanien<br />
und Portugal.<br />
Ein Zusammenschluss europäischer<br />
Gewerkschaften hatte den<br />
Streik vor knapp zwei Wochen angekündigt<br />
–damals noch in fünf Ländern.<br />
In der Zwischenzeit kam<br />
Deutschland dazu. Die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi hatte ihre<br />
Tarifverhandlungen für das Kabinenpersonal<br />
von Ryanair am Dienstag<br />
fortgesetzt. Verdi verlangt eine „substanzielle“<br />
Lohnerhöhung, Flugbegleiter<br />
sollen eine Kompensation für<br />
Verspätungen erhalten. Daneben verlangt<br />
Verdi die Einrichtung einer betrieblichen<br />
Interessenvertretung. Bei<br />
Ryanair tobt seit rund einem Jahr ein<br />
erbitterter Arbeitskampf, schon<br />
mehrfach streikten Piloten in verschiedenen<br />
Ländern.<br />
Ryanair nannte die geplanten<br />
Streiks „unnötig“. Nur eine „winzige<br />
Minderheit“ des Kabinenpersonals<br />
beteilige sich überhaupt daran. (AFP)
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Stasi-Gedenkstätte<br />
ZITAT<br />
Knabe war<br />
nicht zu halten<br />
Markus Decker begrüßt, dass der<br />
Direktor vonHohenschönhausen<br />
seinen Hut nehmen muss.<br />
Der Stiftungsrat der Stasiopfer-Gedenkstätte<br />
Hohenschönhausen hat<br />
am Dienstag den einzig richtigen Beschluss<br />
gefasst: Er hat sich einstimmig<br />
von deren Direktor Hubertus Knabe getrennt.<br />
Lob gebührt Kultursenator Klaus<br />
Lederer, der die Prüfung der Vorwürfe<br />
energisch vorantrieb. Lob gebührt ebenfalls<br />
Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />
und dem Chef des Dachverbandes<br />
der DDR-Opfer, Dieter Dombrowski, die<br />
den Beschluss mittragen. Knabe hatte<br />
sich ja der Union und den von der SED<br />
Unterdrückten aus machtpolitischem<br />
Kalkül als Vertreter angedient.<br />
Nein, Knabe fällt nicht darüber,dass er<br />
die Linken im Land geärgert hat. Seine<br />
Entlassung ist ebenso wenig ein Votum<br />
gegen die DDR-Aufarbeitung, die weitergehen<br />
muss. Der 59-Jährige fällt über ein<br />
autoritäres Arbeitsklima, das seit Jahren<br />
alle möglichen Schikanen bis hin zu sexueller<br />
Belästigung ermöglicht hat. Knabe<br />
hat dieses Klima in doppelter Weise zu<br />
verantworten –als Mitverursacher wie als<br />
Chef von anderen, über die er hätte wachen<br />
müssen. Stattdessen tat der Westfale<br />
wieder einmal, als wisse er vonnichts.Das<br />
ist organisierte Verantwortungslosigkeit.<br />
Zugleich hat Knabe sowohl in der Affäre<br />
umden rechtslastigen Gedenkstättenführer<br />
Siegmar Faust als auch in der<br />
jüngsten Affäre gezeigt, dass er sich sehr<br />
rasch von Leuten trennt, die ihm nicht<br />
mehr dienlich sind. Dies gilt für den Chef<br />
des Fördervereins, Jörg Kürschner. Esgilt<br />
jetzt für Helmuth Frauendorfer. Obwohl<br />
die drei stets gemeinsame Sache machten,<br />
warf Knabe die beiden ab wie Ballast<br />
–hoffend, so seine eigene Haut zu retten.<br />
Gut, dass dieses Kalkül nicht aufgeht.<br />
Noch besser, dass sich der Mut jener<br />
Frauen lohnt, die jetzt aufgestanden sind.<br />
Lernen<br />
Bosse sind auch für<br />
Bildung zuständig<br />
Timot Szent-Ivanyi<br />
wünscht sich, das Weiterqualifizierung<br />
durchlässiger wird.<br />
Wie wichtig lebenslanges Lernen ist,<br />
war schon in der Antike bekannt.<br />
„Dumusst lernen, solange du nicht weißt,<br />
du musst lernen, solange du lebst“, stellte<br />
Seneca der Jüngere einst fest. Heute gilt<br />
diese Feststellung längst als Binsenweisheit.<br />
Doch es ist wie so häufig mit derartigen<br />
Gemeinplätzen: Siezukennen, ist eine<br />
Sache.Sie auch zu beachten, eine andere.<br />
Die Bildungsstudie der Bertelsmann-<br />
Stiftung zeigt in dieser Hinsicht Erschreckendes:<br />
Ausgerechnet jene Menschen,<br />
die Qualifizierung am nötigsten hätten,<br />
nutzen Weiterbildungsmöglichkeiten am<br />
wenigsten. Dasist ein weiteres Beispiel für<br />
das Auseinanderdriften der Gesellschaft.<br />
Armbleibt arm, ungebildet bleibt ungebildet.<br />
Dabei ist längst nachgewiesen, dass<br />
eine zusätzlich erworbene Qualifikation<br />
dabei hilft, beruflich voranzukommen<br />
und damit auch ein höheres Einkommen<br />
zu erzielen. Weiterbildung ist also nicht<br />
nur ein nettes Gimmick –wie zum Beispiel<br />
die Bezeichnung Bildungsurlaub<br />
suggeriert–sondernein Schlüssel, um die<br />
soziale Unwucht zu beseitigen.<br />
Um die Geringqualifizierten zu erreichen,<br />
muss die berufliche Bildung in<br />
Deutschland durchlässiger werden. Sieist<br />
darauf ausgerichtet, dass junge Menschen<br />
einen Beruf lernen. Was dort verpasst<br />
wurde, lässt sich im erwachsenen<br />
Alter kaum noch nachholen.<br />
In den skandinavischen Ländernist es<br />
dagegen möglich, mitten im Berufsleben<br />
einen neuen Jobzuerlernen oder den Berufs-<br />
und Schulabschluss nachzuholen.<br />
An der finanziellen Förderung beteiligen<br />
sich auch die Arbeitgeber.Denn sie haben<br />
in Zeiten des Fachkräftemangels ein<br />
wachsendes Interesse an qualifizierten<br />
Mitarbeitern.<br />
Ihr Politiker der Union! Ihr Politiker in<br />
CDU, in CSU, im Bund, in den Ländern!<br />
Schaut auf den Freistaat Sachsen!<br />
Wasdaseit der Bundestagswahl vor<br />
sich geht, kann euch Warnung und Vorbote<br />
sein. Unddem Wahlvolk sowieso: Als vor einem<br />
Jahr die sächsische CDU der AfD unterlag,<br />
dachte Ministerpräsident und CDU-<br />
Landeschef Tillich auch, er könne im Amt<br />
bleiben. Erst nach einer unaufhaltbaren Dynamik<br />
in seiner Partei ließ er sich vomvorherigen<br />
Generalsekretär Kretschmer ablösen.<br />
So überraschend wie das, was die Union<br />
an diesem Dienstag erschüttert hat, war das<br />
zwar nicht. Schließlich galt der sächsische<br />
Amtsinhaber Tillich nie als so unanfechtbar<br />
wie jahrelang dieVorsitzenden vonCDU und<br />
CSU im Bund, Angela Merkel und Horst Seehofer<br />
– oder eben wie Merkels Vertrauter,<br />
Unionsfraktionschef Volker Kauder.<br />
Dass aber auch der Kandidat des Regierungschefs<br />
scheitern kann, zeigte sich kurz<br />
vor Kauders Abwahl, ebenfalls in Sachsen:<br />
Auch dort wurde am Dienstag der CDU-<br />
Fraktionschef gewählt, auch dort gewann<br />
nicht Kretschmers Mann, sondern der Herausforderer,<br />
Innenexperte Hartmann. Das<br />
hat natürlich nicht die Wucht dessen, was im<br />
Bundestag geschah: Kauders Status in der<br />
Union ist mit dem von Merkel und Seehofer<br />
vergleichbar. ImTeam galten Kanzlerin und<br />
Fraktionschef als alternativlos.<br />
Kauders Fehler war nun, selbst auf diese<br />
Einschätzung hereinzufallen, die in einer<br />
Demokratie ja nur ein Zerrbild ist. Sie verführte<br />
ihn zu einem selbstherrlichen Führungsstil:<br />
Einer wie er musste nicht mehr um<br />
Zustimmung werben, er forderte Gefolgschaft.<br />
Und zwar, das macht seine Abwahl<br />
doppelt beachtlich, gegenüber Merkel. Parlamentarier<br />
sollten aber erstens die Regie-<br />
Esgibt Grenzen, die sich noch schlechter<br />
sichern lassen, die Grenzen des Sagbaren.<br />
Manche fallen, dafür sind auf einmal andereda.<br />
In der Kleingartenanlage bei mir um<br />
die Ecke wurde neulich gefeiert. DerLaubenpiepersound<br />
wehte herüber,die größten Hits<br />
der 80er, 80er und 80er-Jahre. Einer stammt<br />
von Rüdiger „Purple“ Schulz: „Verliebte<br />
Jungs/ tanzen auf den Straßen/ reiben ihre<br />
Nasen an den Frauen/ die sich das gefallen<br />
lassen/ Verliebte Jungs/ können es nicht lassen/<br />
diese Frauen manchmal anzufassen.“ –<br />
Oho, dachte ich, dazu schwofen die noch? So<br />
etwas würde doch heute niemand mehr<br />
dichten. Mangeriete sofortinden Ruch, das<br />
Antanzen und Anfassen von Frauen zu verherrlichen,<br />
vom Gefallenlassen mal ganz zu<br />
schweigen. Damals lag dieser unschuldige,<br />
angemessen gedankenfreie Popsong 15 Wochen<br />
in den Charts. Jetzt liegt er an der,<br />
#Metoo,Grenzedes Mitsingbaren.<br />
Sprache ändertsich, wenn Realitäten sich<br />
ändern oder anders wahrgenommen werden.<br />
Das Sein bestimmt das Bewusstsein.<br />
Auch Sprache gehört zur Wirklichkeit. Sie ist<br />
aber eben nur ein Teil davon und insgesamt<br />
eher Ausdruck als Ursache dessen, was passiert.<br />
Amtliche Grenzen des Sagbaren stehen<br />
im Strafgesetzbuch. Alle anderen sind täglich<br />
neu auszuhandeln. Was ich für unsagbar<br />
halte,sind polnische Namen mit sechs aufeinanderfolgenden<br />
Konsonanten.<br />
Alexander Gauland hat angekündigt,<br />
seine Partei wolle die Grenzen des Sagbaren<br />
ausweiten. Tatsächlich dehnt sich der öffent-<br />
Unionsfraktion<br />
Absprung<br />
verpasst<br />
Steven Geyer sieht in Volker Kauders Abwahl<br />
auch einen Vorboten für Merkels nähere Zukunft.<br />
rung kontrollieren. Zweitens war ihnen das<br />
sehr bewusst: dass es zuvor stets hieß, eine –<br />
unwahrscheinliche – Niederlage Kauders<br />
würde sich direkt gegen Merkel richten.<br />
Natürlich wählten die Parlamentarier nur<br />
ihren Vorsitzenden und stürzten nicht gleich<br />
die Koalition in die nächste Krise. Doch sie<br />
wussten um die Außenwirkung, die schon<br />
ein knappes Ergebnis hätte. Jedes Kreuz bei<br />
Fraktionsvize Brinkhaus war ein Denkzettel<br />
für Merkel: Niemand ist alternativlos, stand<br />
darauf. Wir folgen keinem mehr blind. Jeder<br />
kann ersetzt werden – sei es durch einen<br />
spröden, blassen Übergangskandidaten. Immerhin<br />
hatte ja die ewige Kanzlerin selbst als<br />
spröde, blasse Übergangschefin begonnen.<br />
Vielleicht bedachten die Abgeordneten<br />
KOLUMNE<br />
Der Ruch<br />
des<br />
Unsagbaren<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
nicht, dass in geheimer Wahl aus vielen kleinen<br />
Steinen eine Lawine werden kann. Dass<br />
aber auch Merkels Äraenden wird, wissen sie<br />
sehr wohl. Denn schon an Tagen wie jenem,<br />
als sie bei der Wahl 2013 fast die absolute<br />
Mehrheit holten und sich Kauder lauthals<br />
Unendlichkeit wünschte, war die Kanzlerdämmerung<br />
präsent: AfD und FDP waren<br />
nur knapp gescheitert. Die AfD war bereits<br />
die neue Erfolgsgeschichte, ihr Motto der<br />
Widerspruch zu Merkels angeblicher Alternativlosigkeit.<br />
Seitdem hieß es oft, Merkel suche nur<br />
nach einem Moment zum Absprung. Einen<br />
ohne Banken-, Euro-, Ukraine-, Brexit- oder<br />
Flüchtlingskrise. Ohne Beschuss aus der<br />
CSU und Teilen der CDU. Einen Moment, in<br />
Würde abzutreten. Nun ist klar, dass nicht<br />
nur Kauder diesen Moment verpasst hat.<br />
Statt seine Nachfolge zu regeln, wollte er weitermachen<br />
–obwohl gegen sein Weiter-so<br />
selbst der blasse Brinkhaus wie frischerWind<br />
wirkte. Zugleich müssen auch Seehofer, der<br />
schon auf dem jüngsten CSU-Parteitag wie<br />
von Gestern wirkte, und eben Merkel einsehen,<br />
dass sie den gesichtswahrenden Absprung<br />
verpasst haben. Die Attacken auf sie<br />
werden nicht mehr nachlassen. Schon, weil<br />
die Union in Panik darüber ist, dass viele<br />
Wähler die AfD für das neue Frische halten<br />
und sie dem eigenen Niedergang als Volkspartei<br />
nichts entgegenzusetzen weiß.<br />
Auch dabei warnt der Blick nach Sachsen:<br />
Anders als Regierungschef Kretschmer lässt<br />
es der neue Fraktionschef da offen, ob er<br />
nach der Landtagswahl 2019 mit der AfD koaliert.<br />
Mag sein, das erscheint vielen in der<br />
CDU angesichts des Machtverfalls als Ausweg.<br />
Doch das wärefatal. DieUnion steht in<br />
der Verantwortung, dass ihr frischer Wind sie<br />
nicht allzu weit in die Vergangenheit bläst.<br />
liche Diskurs, und zwar in Richtung Körpertabus.<br />
Vielleicht spinne ich, aber in letzter<br />
Zeit häufen sich Debattenbeiträge über Ohrenschmalz,<br />
Intimgeruch und Klabusterbeeren.<br />
Ganz vorn im Trend sind Flatulenzen.<br />
Blähungen. Fürze. Zeit meines Leben war<br />
dieser existenzielle Gegenstand in den Medien,<br />
gastroenterologische Fachjournale<br />
ausgenommen, nicht existent. Unsagbar.<br />
Nun überrollt mich plötzlich eine Welle entsprechender<br />
Debattenbeiträge. Keine Ahnung,<br />
ob Gauland sich das ans Revers heftet,<br />
aber der Deutschlandfunk appelliert gerade<br />
via Facebook: „Liebe Frauen: Pupst! Denn<br />
das befreit nicht nur den Körper von Gasen,<br />
sondern auch die Frau vom Klischee der<br />
nach Rosen duftenden Prinzessin“. Als<br />
Mann halte ich mich da raus, mache jedoch<br />
darauf aufmerksam, dass für mich alle<br />
Frauen, die mir je begehrenswert erschienen,<br />
erst einmal überhaupt keinen Verdauungstrakt<br />
hatten. Es wirkte etwas verstörend,<br />
würde Penélope Cruz, um ein markantes<br />
Emanzipationszeichen zu setzen, gleich bei<br />
unserem ersten Rendezvous ostentativ die<br />
Rosetteschürzen.<br />
Ein anderer Artikel informierte darüber,<br />
dass Beziehungen länger halten, wenn beide<br />
Partner voreinander einen oder besser viele<br />
fahren lassen. Das stärke Vertrauen und Empathie.Ein<br />
weiterer Text behauptet, dass „das<br />
Inhalieren der Pupse des Partners“ vor Krebs<br />
und Demenz schütze. Beeindruckt hat mich<br />
eine ebenfalls taufrische Meldung, wonach<br />
infolge unterdrückter Blähungen „etwas Gas<br />
wieder in den Kreislauf zurückströmt und<br />
beim Ausatmen über den Atem abgegeben<br />
wird“. Hoffentlich handelt es sich nur um<br />
eine pupertäre Phase und diese gefallene<br />
Sagbarkeitsgrenzebezeugtnicht wirklich die<br />
Abschaffung entbehrlich gewähnter Konventionen.<br />
DieZukunft wirdspannend, oder<br />
wie es Markus Söder soeben ahnungsschwanger<br />
vor dem CSU-Vorstand ausdrückte:<br />
„Es weht ein Wind durch Europa.“<br />
„Dieser Erfolg soll auch<br />
eine Inspiration sein für die<br />
kommende Generation,<br />
dass man mit harter Arbeit<br />
alles erreichen kann.“<br />
Luka Modric, Weltfußballer des Jahres, erinnertinseiner<br />
Ansprache bei der Preisverleihung an das kroatische<br />
Team von 1998, das er als Kind bewundert hat.<br />
Es wurde Dritter bei der WM in Frankreich, Modric dieses<br />
Jahr als Kapitän Vize-Weltmeister in Russland.<br />
AUSLESE<br />
Britischer<br />
Abgesang<br />
Noch immer ist völlig unklar, unter<br />
welchen Bedingungen Großbritannien<br />
aus der Europäischen Union ausscheidet.<br />
Das Land steht womöglich vor<br />
Neuwahlen. „Die EU-Spitzenpolitiker haben<br />
die Pläne Theresa Mays wie erwartet<br />
als wirklichkeitsfremd abgelehnt“, kommentiert<br />
die Amsterdamer <strong>Zeitung</strong> de<br />
Volkskrant die verfahrene Situation. „Dies<br />
wurde jedoch unnötigerweise begleitet<br />
von verletzenden Äußerungen von Jean-<br />
Claude Juncker und Donald Tusk ... Seies,<br />
wie es sei, als Gefangene harter ideologischer<br />
Standpunkte zur EU, die von der<br />
Möglichkeit einer lockereren Bindung zur<br />
EU weit entfernt sind, zieht May politisches<br />
Unglück geradezu auf sich.“<br />
Der Standard aus Wien schreibt:<br />
„Selbst wenn es zum Urnengang käme<br />
und Labour-Chef Jeremy Corbyn in die<br />
Downing Street einzöge, wäre der Brexit<br />
nicht vomTisch –und auch nicht das Dilemma,<br />
das er für Europa aufwirft.“ Die<br />
<strong>Zeitung</strong> wirbt dafür, das langjährige Mitglied<br />
nicht zu verprellen: „Wenn dabei für<br />
die Briten die eine oder andere „Rosine“<br />
abfällt, sollte man sie ihnen gönnen. Der<br />
Brexitkuchen wird trocken genug ausfallen.“<br />
Kritik an der Regierungschefin<br />
kommt von der Londoner Sunday Times.<br />
„Jeweniger Maydirekt involviertist,desto<br />
besser“, heißt es dortzuden Austrittsverhandlungen.<br />
„Es ist keine siegreiche Strategie,<br />
auf einem Podium zu stehen und<br />
darauf zu beharren, dass sich nichts geänderthat.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />
Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />
Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />
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Textchefin: Bettina Cosack.<br />
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Kultur: Harry Nutt.<br />
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Story: Christian Seidl.<br />
Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
Seite 3: Bettina Cosack.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Wiegeht’sinder<br />
Lausitz nach der<br />
Kohleweiter?<br />
Seite 16<br />
WieSpekulanten dafür sorgen, dass weniger Wohnungen entstehen Seite 10<br />
Hat ein 15-Jähriger aus reiner Mordlust getötet? Seite 12<br />
Stadtbild<br />
NACHRICHTEN<br />
Der Ratte<br />
sei dank<br />
Flucht vor der Polizei endet<br />
mit Unfall<br />
Lutz Schnedelbach über<br />
einen lehrreichen Todesfall<br />
in der Nachbarschaft.<br />
Ich wohne in einem mehrgeschossigen,<br />
alten Haus im Bötzowviertel.<br />
Genauer gesagt: in einem Quergebäude<br />
mit Blick auf den Hof und<br />
eine Brandmauer, die die Architekten<br />
bei der Sanierung angeblich harmonisch<br />
in das Gesamtensemble integriert<br />
haben. Ich finde die Mauer<br />
unschön. Auf der einen Seite befindet<br />
sich ein Bolzplatz der benachbarten<br />
Schule, auf der anderen Seite<br />
ist unser Hinterhof. Dort stehen<br />
Fahrräder und die Tonnen für Flaschen,<br />
Papier und Müll. Wir sind<br />
quasi eingemauert.<br />
Das Haus ist immer offen. Im<br />
wahrsten Sinne desWortes.Nur ganz<br />
wenige der aus dem Süden und Westen<br />
Deutschlands zugezogenen Mitmieter<br />
scheinen es gelernt zu haben,<br />
die Haustür zu verschließen. Denn<br />
wie ist es sonst zu erklären, dass die<br />
vier Haustüren immer offen stehen.<br />
Egal wie spät es ist.<br />
So passiert esdann, dass Ratten,<br />
Mäuse und Igel über die Flure und<br />
den Hof huschen. Sie fühlen sich in<br />
unserem Haus wohl, so scheint es.<br />
Einer der Mieter hatte nun das<br />
Malheur.Der <strong>Berliner</strong> saß mit Freunden<br />
auf der Terrasse.Würste wurden<br />
gegrillt und Wein gereicht. Einappetitanregender<br />
Geruch hing im Hof.<br />
Die Party endete lustiger, als sie begonnen<br />
hatte. Als die Gäste gegangen<br />
waren, beseitigte der Gastgeber<br />
den Müll und schloss ganz vorbildlich<br />
alle Türen zum Hof. Als er jung<br />
war,hat er dies auch manchmal vergessen,<br />
musste sich dann aber Sprüche<br />
anhören wie:„Haste Säcke vorde<br />
Türe?“ oder „Biste in de S-Bahn jeborn?“<br />
Trotz geschlossener Türen bekam<br />
ausgerechnet dieser Mann in dieser<br />
Nacht unverhofft Besuch in seiner<br />
Parterrewohnung. Es war etwa halb<br />
fünf Uhr morgens, als er erwachte.<br />
Ein ungewöhnliches Geräusch hatte<br />
ihn aus dem Schlaf gerissen. Später<br />
sagte er,dass er an der weißen Wand<br />
einen Schatten gesehen hatte, der<br />
wie im Stummfilm vorbeihuschte.<br />
Es lag nicht am Wein, sagte er.<br />
Hellwach schaltete er das Licht ein<br />
und dachte sich, dass es ein Tier war.<br />
Er suchte in der Wohnung, schaute<br />
aber auch im Hausflur nach und ärgerte<br />
sich, weil die Tür zum Hofwieder<br />
offen stand.<br />
In jener Nacht war an Schlaf nicht<br />
mehr zu denken. Am Vormittag alarmierte<br />
er einen Schädlingsbekämpfer,der<br />
wenig später mit sieben klassischen<br />
mechanischen Fallen in der<br />
Tür stand. Es waren Fallen, wie sie<br />
schon ewig genutzt werden. An einem<br />
Haken ist ein Stück Käse aufgespießt.<br />
Wenn eine Ratte oder eine<br />
Maus an der Köstlichkeit knabbert,<br />
schlägt ein straff gespannter Bügel<br />
auf das Genick des Tieres. Sowar es<br />
auch bei meinem Nachbarn. Als er<br />
am nächsten Tag, seine Küche betrat,<br />
fand er das getötete Tier. Eine<br />
Ratte. Der Schädlingsbekämpfer<br />
holte später seine Fallen ab.Den Kadaver<br />
nahm er mit –und auch die<br />
knapp 100 Euro,die er für seinen Service<br />
in Rechnung stellte.<br />
Die Meldung vom Erfolg des<br />
Fachmanns machte im Haus schnell<br />
die Runde. Selbst in den Nachbarhäusernsprachen<br />
die Leute darüber.<br />
Seither sind die Hoftüren viel öfter<br />
geschlossen. DerRatte sei dank.<br />
Das Treffen mit Lydia Röder<br />
und Anna Adam beginnt<br />
anstrengend: Im<br />
Auto auf dem Parkplatz<br />
vom Lazarus-Hospiz in Mitte liegt<br />
ein Sarg. Die Frauen bitten, beim<br />
Ausladen zu helfen. Einungewöhnliches<br />
Tragegefühl: Irgendwann wird<br />
in dem leeren Kasten aus Kiefernholz<br />
ein toter Mensch liegen. Der<br />
Sarg ist schwer, bestimmt 30 Kilogramm.<br />
Für die Hospiz-Bewohner<br />
ist dieser Anblick nichts Ungewöhnliches.<br />
Särge sehen sie öfter, nicht<br />
nur leere. Schwerkranke und sterbende<br />
Menschen leben im Hospiz.<br />
Siewissen, ihr Leben endet bald.<br />
DerSargsteht jetzt in der Tischlerei<br />
imKeller. Inwenigen Tagen werden<br />
Anna Adam, bildende Künstlerin,<br />
und Lydia Röder, sie leitet den<br />
Ambulanten Lazarus-Hospizdienst,<br />
dort einen Wochenendkurs anbieten,<br />
den es so noch nicht gegeben<br />
hat: Die Teilnehmer bauen ihren eigenen<br />
Sarg, oder, auch das ist möglich,<br />
sie gestalten einen bereits gebauten<br />
nach ihren Wünschen. Sie<br />
schmücken ihn mit Baumwolle,<br />
Seide, Wolle und Leinen. Es dürfen<br />
nur Stoffe sein, die leicht verrotten.<br />
Am Ende des Kurses nehmen die<br />
Teilnehmer den Sarg mit nach<br />
Hause, ergehört ihnen. Sie können<br />
ihn, so die Empfehlung, als Möbelstück<br />
nutzen. Sei es als Schrankwand,<br />
Bücherregal, Truhe, Sitzbank<br />
oder Bett. Im Kurs wird esmöglich<br />
sein, Bretter für ein Bücherregal einzubauen.<br />
300 Euro kostet der Kurs,<br />
inklusiveSarg.<br />
Doch es geht gar nicht um den<br />
Sarg an sich, nicht um handwerkliches<br />
Geschick. „Der Sargbau ist eigentlich<br />
nur das Mittel zum Zweck,<br />
sich mit den Themen Krankheit, Sterben,<br />
Todund Trauer auseinanderzusetzen“,<br />
sagt Lydia Röder. „Denn<br />
diese Themen haben sehr viel mit unserem<br />
gesamten Leben zu tun.“<br />
Die 49-Jährige beschäftigt sich<br />
seit ihrer Jugend mit dem Todund<br />
dem Sterben. Sie hat früh gelernt,<br />
unerschrocken damit umzugehen.<br />
Sie bildet heute Sterbe- und Trauerbegleiter<br />
aus und begleitet Trauernde<br />
in schweren Stunden. „Geborenwerden<br />
und Sterben gehören zusammen“,<br />
sagt Lydia Röder.Und will<br />
deshalb auch gar nicht in den Kreislauf<br />
des Lebens eingreifen. „Es<br />
kommt, wie es kommt“, sagt sie. Ein<br />
pragmatischer Ansatz, der ohne<br />
Wehr akzeptiert, was geschieht. Und<br />
nicht traurig macht. Lydia Röder ist<br />
eine lebhafte und fröhliche Frau.<br />
„Wer sich mit Sterben und Vergänglichkeit<br />
beschäftigt, für den wirddas<br />
Leben noch kostbarer“, sagt sie.<br />
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Doch warum fällt es vielen Menschen<br />
immer noch so schwer, sich<br />
zu Lebzeiten mit dem Todzubeschäftigen?<br />
Warum will kaum jemand<br />
darüber reden? Oft sagen<br />
selbst alte Leute, um ihre Beerdigung<br />
sollen sich die Kinder kümmern.<br />
DerTod bleibt ein Tabu.<br />
Oliver Wirthmann ist Geschäftsführer<br />
des Kuratoriums Deutsche<br />
Bestattungskultur.Erkann nicht verstehen,<br />
dass sich so viele Menschen<br />
nicht mit der Endlichkeit des Lebens<br />
beschäftigen wollen. „UnsereGesellschaft<br />
wird immer moderner, kritischer<br />
und offener. Aber nicht, wenn<br />
es um den Todgeht.“<br />
Die Künstlerin Anna Adam wird<br />
in dem Kurs beim Bauen der Särge<br />
helfen. Sie sagt, der Umgang mit<br />
dem Todsei tief verwurzelt in unserer<br />
Kultur und Erziehung. „Wir haben<br />
großen Respekt vordem Sterben<br />
und dem Tod. Die Menschen wollen<br />
leben und nicht ans Sterben denken.“Vielleicht<br />
ist es deshalb auch so<br />
schwer,ehrenamtliche Sterbebegleiter<br />
in den Hospizen zu finden.<br />
Anna Adam zeigt auf ihrem<br />
Handy Fotos von Beisetzungen in<br />
Ghana. Die Verstorbenen liegen in<br />
Särgen, die aussehen wie ein riesiger<br />
Schuh oder wie ein bunt bemalter<br />
Fisch. In Ländern wie Großbritannien<br />
und Neuseeland treffen sich<br />
immer mehr Senioren in Coffin<br />
Clubs,auf Deutsch, Sarg-Clubs.Dort<br />
dekorieren sie ihre Särge, etwa mit<br />
Fotos von den Idolen ihrer Jugend.<br />
DenTod zu feiernsei ebenso wichtig,<br />
wie das Leben zu feiern, erzählen sie<br />
beim Tee.<br />
Erinnerung an eigene Trauerfälle<br />
Anna Adam sagt, in dem Sargbaukurs<br />
wolle sie den Sarg „entzaubern“.<br />
Wenn die Kursteilnehmer<br />
stundenlang an ihrem Sarg basteln,<br />
ihn schmücken, mit Farben und<br />
Sarglack bemalen, werden sie sich<br />
dem Thema Sterben nicht verweigernkönnen.Der<br />
Todbaut mit.<br />
Lydia Röder biete den TeilnehmernÜbungen<br />
an: Welches Verhältnis<br />
haben sie zum eigenen Tod? Welche<br />
Erfahrungen haben sie damit gemacht?<br />
„Wer sich auf den Workshop<br />
einlässt, stellt sich den Fragen des<br />
Lebens und des Sterbens“, sagt sie.<br />
Gut möglich, dass Erinnerungen<br />
wiederkehren, an eine schwere<br />
Krankheit, an eigene Trauerfälle.<br />
Der eigene Sarg im Wohnzimmer<br />
könnte helfen, damit umzugehen.<br />
„Ein Sarg als Bücherregal könnte<br />
mich daran erinnern, dass ich sterblich<br />
bin, um dann noch mehr die<br />
Kostbarkeit und Einzigartigkeit des<br />
Lebens zu spüren“, sagt sie.<br />
Nach einer Verfolgungsjagd mit der<br />
Polizei hat ein 51-Jähriger am Dienstag<br />
in Prenzlauer Berg einen Unfall<br />
gebaut. DenAngaben der Polizei zufolge<br />
war er den Beamten am Morgen<br />
aufgefallen, weil er zu schnell<br />
fuhr.Sie fuhren ihm hinterher und<br />
forderten ihn zum Anhalten auf.<br />
Stattdessen beschleunigte der Mann<br />
aber,schaltete das Autolicht aus und<br />
entkam. DieBeamten verfolgten den<br />
Mann, mussten allerdings bald aus<br />
Sicherheitsgründen abbrechen.<br />
Kurz darauf meldete ein Zeugeeinen<br />
Unfall in der Spiekermannstraße: Es<br />
handelte sich um denWagen des Geflüchteten.<br />
DerMann war mit seinem<br />
Auto vonder Straße abgekommen<br />
und hatte eine Laterne sowie<br />
zwei abgestellte Motorräder gerammt.<br />
Es entstand erheblicher<br />
Sachschaden. Der51-Jährige blieb<br />
unverletzt und musste seinen Führerschein<br />
abgeben. EinAlkoholtest<br />
war negativ. (dpa)<br />
Abbiegeassistent für<br />
senatseigene Lkw geplant<br />
ZumSchutz vonRadfahrernsollen<br />
BSR, BVG, Messe und Wasserbetriebe<br />
in Berlin ihreLastwagen<br />
schnellstmöglich mit Abbiegeassistenten<br />
nachrüsten. DieSensoren<br />
und Kameras warnen die Lkw-Fahrervor<br />
Zusammenstößen. „Der Verkehr<br />
muss für Radfahrer und Fußgänger<br />
sicherer werden“, teilte die<br />
Verwaltung vonWirtschaftssenatorinRamona<br />
Pop(Grüne) am Dienstag<br />
mit. „Wir brauchen endlich verpflichtende<br />
Abbiegeassistenten für<br />
Lkw.“ Bevoresaber eine bundesgesetzliche<br />
Regelung gebe,müsse Berlin<br />
tätig werden. Nach Angaben des<br />
Allgemeinen Fahrradclubs Berlin<br />
sind in diesem Jahr vier Radfahrer<br />
nach Unfällen mit abbiegenden<br />
Lastwagen ums Leben gekommen.<br />
Erst am Montag wurde ein 60-jähriger<br />
Radfahrer in Mariendorfvon einem<br />
Lastwagen angefahren und<br />
schwer verletzt. (dpa)<br />
Technische Hilfsmittel wie Abbiegeassistenten<br />
können Leben retten.<br />
IMAGO<br />
Männer streiten vor Gericht<br />
Angriff auf Zirkusleute ab<br />
Drei junge Männer haben die ihnen<br />
zur Last gelegten Angriffe auf Sinti<br />
und Roma am Dienstag voreinem<br />
Amtsgericht abgestritten. Siegaben<br />
an, weder an den Flaschenwürfen<br />
noch an den rassistischen Beleidigungen<br />
gegen die Zirkusleute beteiligt<br />
gewesen zu sein. DieAngeklagten<br />
im Alter von20, 24 und 25 Jahren<br />
sollen im November vergangenen<br />
Jahres in Adlershof mehrereSinti<br />
und Roma aus Hass schikaniert, beleidigt<br />
und körperlich angegriffen<br />
haben. DieVerhandlung wirdam<br />
16. Oktober fortgesetzt. Dann werden<br />
auch die Zeugen im Gerichtssaal<br />
sitzen. (dpa)
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Vordem Wohnungsbau stehen oft jahrelange Planungen. Das muss sich ändern, fordertder Verband der privaten Immobilienwirtschaft.<br />
CHRISTIAN CHARISIUS/DPA<br />
Spekulanten bremsen den Neubau<br />
Neue Studie zum <strong>Berliner</strong> Immobilienmarkt listet auf, warum trotz vieler Genehmigungen immer noch zu wenig Wohnungen errichtet werden<br />
VonUlrich Paul<br />
Eigentlich müsste der Wohnungsneubau<br />
in Berlin<br />
boomen. Denn die Behörden<br />
haben in den vergangenen<br />
Jahren Baugenehmigungen<br />
für deutlich mehr als die jährlich benötigten<br />
20 000 Wohnungen erteilt.<br />
Doch ein Großteil der genehmigten<br />
Wohnungen wird gar nicht gebaut.<br />
Bezogen auf die vergangenen<br />
zehn Jahre wurden nur 54 Prozent<br />
der genehmigten Wohnungen tatsächlich<br />
realisiert. Dasgeht aus einer<br />
nun präsentierten Wohnungsmarktstudie<br />
des Analysehauses Bulwiengesa<br />
im Auftrag des Verbandes der<br />
privaten Immobilienwirtschaft<br />
(BFW)Berlin-Brandenburghervor.<br />
Einer der Gründe ist die Spekulation<br />
mit Baugenehmigungen. „Viele<br />
Grundstücke werden mit Baurecht<br />
weiterverkauft“, heißt es in der Studie.<br />
Dadurch lässt sich für manche<br />
Geschäftemacher leichter Geld verdienen<br />
als beim Bau. Denn sie haben<br />
kein Termin- und Kostenrisiko, das<br />
sonst auf Baustellen droht.<br />
Die Spekulations-Gewinne können<br />
sich sehen lassen. So haben sich<br />
die Grundstückspreise in Berlin laut<br />
der Studie von 2012 bis 2017 „versiebenfacht“.<br />
Fatale Folge: Dadurch<br />
steigen die Miet- und Kaufpreise rasant<br />
an. Denn die Grundstückskosten<br />
werden auf Mieten und Kaufpreise<br />
draufgeschlagen.<br />
Laut der Studie wirdinBerlin mit<br />
schätzungsweise 10 bis 20 Prozent<br />
der Baugenehmigungen spekuliert.<br />
Der Anteil der spekulativen Geschäfte<br />
sei damit in der Hauptstadt<br />
„deutlich ausgeprägter als in anderen<br />
deutschen Metropolen“. Eine<br />
hohe Zahl von genehmigten, aber<br />
nicht gebauten Wohnungen sei in<br />
Mitte und Treptow-Köpenick festzustellen.<br />
Im Südosten entfalle dabei<br />
„ein gewisser Anteil“ auf Projekte,<br />
deren Bauherrn auf die Fertigstellung<br />
des Flughafens BER warteten.<br />
Lange Planungszeiten<br />
In Berlin wurden in den vergangenen<br />
zehn Jahren etwa 48 000 genehmigte<br />
Wohnungen in Mehrfamilienhäusernbisher<br />
nicht gebaut, heißt es<br />
in der Studie. Als Neubau-Bremse<br />
wirkten neben der Spekulation zugleich<br />
die Verknappung des Baulandes<br />
und die steigenden Investitionskosten.<br />
Außerdem dämpften Auflagen<br />
im Rahmen der Planungs- und<br />
Genehmigungsprozesse, Bürgerproteste<br />
und knappe Kapazitäten im<br />
Baugewerbe den Wohnungsneubau.<br />
Als Beispiele, die zu Verzögerungen<br />
führen, nennt der Verfasser der<br />
Untersuchung, André Adami, das<br />
Ziel: In Berlin werden derzeit<br />
pro Jahr 20 000 neue Wohnungen<br />
benötigt. 14 000<br />
davonwerden gebraucht, um<br />
die wachsende Einwohnerzahl<br />
zu versorgen, 6000, um<br />
das aufgelaufene Defizit von<br />
77 000 Wohnungen abzubauen.<br />
VIEL GENEHMIGT, WENIG GEBAUT<br />
Erwartung: Von2016 bis<br />
2021 werden nach der Wohnungsmarktstudie<br />
vonBulwiengesa<br />
über 85 000 Wohnungen<br />
in Mehrfamilienhäusernerrichtet.<br />
Das Ziel von<br />
20 000 Wohnungen jährlich<br />
wird damit voraussichtlich<br />
nicht erreicht.<br />
Problem: In den vergangenen<br />
Jahren wurde zwar der<br />
Bau vonZehntausenden<br />
Wohnungen in Berlin genehmigt,<br />
doch nur 54 Prozent<br />
wurden tatsächlich gebaut.<br />
Rund 48 000 Wohnungen<br />
wurden genehmigt, aber<br />
nicht gebaut.<br />
Warten auf behördliche Fällgenehmigungen<br />
für Bäume und die nötige<br />
Umsiedlung von schutzwürdigen<br />
Tieren von Bauflächen, wie beispielsweise<br />
Echsen.<br />
Wird für die neuen Wohnungen<br />
ein Bebauungsplan nötig, in dem die<br />
Artder Nutzungen und die Höhe der<br />
Baukörper festgelegt werden, verlängere<br />
dies die Realisierung der Bauprojekte<br />
zusätzlich, heißt es in der<br />
Studie. Im Betrachtungszeitraum<br />
von 1998 bis 2018 habe die durchschnittliche<br />
Bearbeitungszeit für einen<br />
Bebauungsplan bei 95 Monaten<br />
gelegen, also bei fast acht Jahren. Die<br />
im Vorjahr festgesetzten Bebauungspläne<br />
hätten sogar eine Bearbeitungszeit<br />
von 145 Monaten aufgewiesen,<br />
also vonetwa zwölf Jahren.<br />
Fazit der Studie: Es herrscht kein<br />
konstruktives Bau- und Wachstumsklima<br />
in Berlin. Die Planungsprozesse<br />
müssten dringend beschleunigt<br />
werden. Neubauten sollten zudem<br />
häufiger ohne Bebauungsplanverfahren<br />
entwickelt werden.<br />
DieserVorschlag dürfte ganz nach<br />
dem Geschmack der Unternehmen<br />
aus der Immobilienwirtschaft sein.<br />
Schließlich kann ihnen nur bei der<br />
Aufstellung von Bebauungsplänen<br />
abverlangt werden, einen Anteil von<br />
30 Prozent Sozialwohnungen zu errichten.<br />
Immerhin: Laut der Untersuchung<br />
werden gerechnet vomJahr<br />
2016 bis 2021 insgesamt mehr als<br />
85 000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern<br />
errichtet. Laut der Studie<br />
sind darunter aber noch zu wenige<br />
neue Sozialwohnungen. Deren Zahl<br />
sollte von den geplanten 5000 im<br />
Jahr 2021 auf 10 000 jährlich erhöht<br />
werden, um den Wegfall von etwa<br />
75 000 belegungsgebundenen Wohnungen<br />
bis 2027 auszugleichen.<br />
Laut der Studie gibt es zudem zu<br />
wenig Wohnangebote für Menschen<br />
mit mittleren Einkommen. Für sie<br />
sollte eine weitere Förderung eingeführtwerden.<br />
Distanzierte Reaktion<br />
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
reagiert distanziert auf die<br />
Studie.„WennVerknappung vonBauland,<br />
steigende Investitionskosten<br />
und knappe Kapazitäten im Baugewerbe<br />
für kein konstruktives Bauund<br />
Wachstumsklima stehen, so ist<br />
das kein <strong>Berliner</strong> Problem, sondern<br />
betrifft die meisten bundesdeutschen<br />
Großstädte“, führt die Behörde in einer<br />
Stellungnahme aus. Und diese<br />
Aussage sei auch nicht neu. „Eine<br />
neue Bodenpolitik ist seit langem<br />
eine Forderung der Koalition an die<br />
Bundesregierung, und soweit auf<br />
Landesebene möglich, werden viele<br />
Instrumente genutzt, um Bauland für<br />
dringend benötigte bezahlbareWohnungen<br />
zurVerfügung zu stellen.“ Die<br />
Erstellung von Bebauungsplänen sei<br />
komplex. Mit den Bezirksämtern<br />
strebe die Senatsverwaltung„eine Regelbearbeitungszeit<br />
von24Monaten“<br />
an. DieFörderung zum Bauvon Sozialwohnungen<br />
werdebisher meist nur<br />
von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />
in Anspruch genommen.<br />
„Wenn das zukünftig auch weit<br />
mehr Private nutzen und dadurch<br />
mehr Sozialwohnungen entstehen,<br />
sind wir durchaus für die Forderungen<br />
des BFW aufgeschlossen“, so die<br />
Stadtentwicklungsverwaltung.<br />
Mehr Sozialwohnungen zu fordernund<br />
gleichzeitig einfachereBaugenehmigungen<br />
anzumahnen, bei<br />
denen kein fester Anteil von Sozialwohnungen<br />
verlangt werden kann,<br />
berge jedoch „einen Widerspruch in<br />
sich“. Um der Spekulation zu begegnen<br />
habe der Senat bereits die Geltungsdauer<br />
von Baugenehmigungen<br />
verkürzt. Mit der neuen Wohnungsbauförderung<br />
von 2018 gebe es die<br />
Möglichkeit, dass Haushalte mit höheren<br />
Einkommen eine geförderte<br />
Wohnung beziehen. Außerdem würden<br />
die städtischen Gesellschaften 50<br />
Prozent ihrer Neubauwohnungen für<br />
Mieten von durchschnittlich unter<br />
zehn Euro je Quadratmeter anbieten.<br />
Neue Chance für das Dau-Projekt<br />
Berlins Polizeipräsidentin sieht keine Sicherheitsbedenken und spricht nach einem Treffen mit den Veranstaltern von „denkbaren Lösungen“<br />
VonStefan Strauß<br />
Die Absage der Senatsverkehrsverwaltung<br />
am vergangenen<br />
Freitag war unmissverständlich formuliert:<br />
Aus sicherheitstechnischen<br />
Gründen könne das Kunstprojekt<br />
Dau nicht wie geplant im<br />
Oktober in der Mitte Berlins stattfinden.<br />
Vorallem Polizei und Feuerwehr<br />
hätten ihre Zustimmung verweigert,<br />
hatte Berlins Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (parteilos, für<br />
Grüne) erklärt. Zudem sei der Antrag<br />
für solch ein Großprojekt in der<br />
Innenstadt viel zu kurzfristig gestellt<br />
worden.<br />
Diesen Sicherheitsbedenken widerspricht<br />
jetzt ausgerechnet Berlins<br />
Polizeipräsidentin Barbara Slowik.<br />
Nach einem internen Treffen am<br />
Dienstag mit den Dau-Veranstaltern<br />
habe die Polizei „ausführlich dargelegt“,<br />
dass derzeit keine „relevanten<br />
Gefährdungslagen oder auch Terrorgefahr<br />
vorliegen, die gegen eine<br />
Durchführung der Veranstaltung<br />
sprechen“, teilte ein Polizeisprecher<br />
auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am<br />
Dienstagabend mit.<br />
Undaußerdem hieß es bei der Polizei:<br />
Zu den „klärungsbedürftigen<br />
Fragen“, zu denen bisher kein Einvernehmen<br />
signalisiert werden<br />
konnte, seien „denkbare Lösungen“<br />
erörtertworden. Nunhoffen die Veranstalter<br />
des Großprojekts,dass sich<br />
ihr Vorhaben doch noch wie geplant<br />
in diesem Jahr durchführen lässt.<br />
Vom12. Oktober an soll vier Wochen<br />
lang eine 800 Meter lange<br />
Mauer errichtet werden. Dahinter<br />
können bis zu 4000 Besucher amTag<br />
das Leben in einem totalitären Regime<br />
nachempfinden. Neben dem<br />
russischen Filmemacher Ilya<br />
Das Original: Gedenkstätte <strong>Berliner</strong> Mauer an der Bernauer Straße<br />
IMAGE STOCK/JÜRGEN RITTER<br />
Khrzhanovsky sind namhafte internationale<br />
Künstler beteiligt. 420 tonnenschwere<br />
Betonteile sollen auf<br />
den Gehwegen errichtet werden.<br />
Am vergangenen Freitag waren<br />
die Dau-Organisatoren, die <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele, von der Absage überrascht<br />
worden. Sie reagierten enttäuscht.<br />
„Das Projekt ist so weit gediehen,<br />
dass es mir das Herz bricht,<br />
wenn es ausgerechnet in Berlin nicht<br />
möglich sein sollte, das zu zeigen“,<br />
hatte der Intendant der <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele, Thomas Oberender der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gesagt.<br />
Klar war aber auch, dass die Veranstalter<br />
ihr Projekt, das im Jahr zuvor<br />
schon im Bereich rund um die<br />
Volksbühne gescheitert war, nicht<br />
einfach aufgeben werden. Solange es<br />
keine„formale Ablehnung“ ihres Antrages<br />
gebe,würden sie weiter davon<br />
ausgehen, dass Dau im Oktober<br />
stattfinden könne. Seitdem suchen<br />
sie in Gesprächen mit den Behörden<br />
eine schnelle Lösung.<br />
Am Dienstag äußerte sich auch<br />
Berlins Regierender Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD). Er kann sich<br />
vorstellen, das abgesagte Kunstprojekt<br />
Dau noch zu einem späteren<br />
Zeitpunkt zu ermöglichen. „Mit einem<br />
entsprechenden Vorlauf gibt es<br />
Hürden, die man nehmen kann gemeinsam“,<br />
antwortete Müller auf die<br />
Frage, ob es Gespräche für 2019<br />
gebe. „Insofern muss man jetzt sehen,<br />
was daraus wird.“<br />
VonSeiten der Veranstalter hieß<br />
es bisher, es gebe keinen Plan B.<br />
Fraglich sei, es ob man die Künstler<br />
und Mitorganisatoren nach bisher<br />
zwei gescheiterten Versuchen ein<br />
drittes Mal für Berlin begeistern<br />
könne.Esklingt wie: Dieses Jahr oder<br />
gar nicht.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Verlängerung der U5 droht teurer zu werden<br />
Die Baubranche boomt, die Preise steigen –das könnte auch dem U-Bahn-Bau in Mitte Mehrkosten bescheren. Die Rede ist von einem zweistelligen Millionenbetrag<br />
VonPeter Neumann<br />
Mehr als vier Jahre lang<br />
war das Projekt U5 im<br />
Kostenplan. Doch das<br />
könnte sich bald ändern.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG) schließen nicht mehr aus,<br />
dass die U-Bahn-Strecke in Mitte am<br />
Ende teurer sein wird als die bisher<br />
veranschlagten 525 Millionen Euro.<br />
„Die Baubranche boomt, die Preisentwicklung<br />
ist extrem“, sagte BVG-<br />
Sprecherin PetraReetz auf Anfrage.<br />
Noch halte das Landesunternehmen<br />
an der bisherigen Kalkulation<br />
für den Lückenschluss zwischen den<br />
U-Bahnhöfen Alexanderplatz und<br />
Brandenburger Torfest. Es gebe aber<br />
einige Vergabeverfahren für Bauaufträge,<br />
die noch nicht abgeschlossen<br />
seien. So lange seien die Preise nicht<br />
absehbar.Klar sei aber auf jeden Fall:<br />
„Die aktuelle Marktlage in der Bauwirtschaft<br />
schlägt bei vielen Verkehrsprojekten<br />
zu Buche“ –inForm<br />
von Kostensteigerungen, sagte<br />
Reetz. „Unsere Einkäufer berichten,<br />
dass sie eine solche Preisentwicklung<br />
bislang nicht erlebt haben.“<br />
Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> halten es die Planer demnach<br />
für möglich, dass die 2,2 Kilometer<br />
lange U-Bahn-Strecke mit drei<br />
neuen Bahnhöfen um einen niedrigen<br />
bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag<br />
teurer wird. In einem<br />
Szenario ist von bis zu 50 Millionen<br />
Euro die Rede –was einen Endpreis<br />
vonrund 575 Millionen Euro bedeuten<br />
würde.Auch Nachtragsforderungen<br />
und ein Schaden an einem benachbarten<br />
Bauwerk seien in die<br />
Rechnung eingegangen, hieß es.<br />
Aufsichtsrat berät im Oktober<br />
Die Gleise liegen schon. Ende 2020 soll auf der Trasse der erste Zug rollen.<br />
SABINE GUDATH<br />
Die BVG-Sprecherin wollte die<br />
Summe nicht bestätigen –auch deshalb,<br />
weil Ausschreibungen noch<br />
nicht beendet seien. Vielleicht werde<br />
es im Oktober, wenn der BVG-Aufsichtsrat<br />
tagt, Klarheit über die zu erwartenden<br />
Kosten geben, hieß es.<br />
Ende 2013 war der Finanzbedarf<br />
von 433 Millionen auf 525 Millionen<br />
Euro korrigiertworden. HöhereBaukosten<br />
und gestiegene Sicherheitsanforderungen<br />
trugen damals dazu<br />
bei, dass die rund zwei Jahrzehnte<br />
alte Kalkulation angepasst werden<br />
musste.Später wurde außerdem bekannt,<br />
dass Baufirmen erhebliche<br />
Nachträge geforderthatten.<br />
Im Herbst 2019 sollte die Strecke,<br />
die unter dem Marx-Engels-Forum,<br />
dem Baugelände für das künftige<br />
Schloss und der Straße Unter den<br />
Linden verläuft, eröffnet werden.<br />
Auch der Termin wurde inzwischen<br />
korrigiert, seit einiger Zeit ist konstant<br />
vonDezember 2020 die Rede.<br />
Dann soll die U5 aus Hönow, die<br />
heute noch am Alexanderplatz endet,<br />
bis zum Hauptbahnhof fahren –<br />
eine neue Ost-West-Verbindung entsteht.<br />
Wie berichtet steht aber noch<br />
nicht fest, ob im U-Bahnhof Museumsinsel<br />
vonAnfang an Züge halten<br />
können –oder erst vom ersten oder<br />
zweiten Quartal 2021 an. Beidiesem<br />
komplizierten Teilprojekt werdenun<br />
mit einem Plan Bgearbeitet, hieß es.<br />
DieU5entsteht in einem schwierigen<br />
Untergrund voller Grundwasser<br />
und Findlinge. Doch die meiste<br />
Zeit ging der Bau–anders als bei anderen<br />
großen Vorhaben in dieser Region<br />
– relativ gut voran. „Vom<br />
Bahnhof Brandenburger Torbis kurz<br />
vordem Bahnhof Museumsinsel liegen<br />
in den Tunnelröhren bereits die<br />
Gleise. Da fehlen nur noch die<br />
Stromschienen“, sagte Jörg Seegers,<br />
Technik-Geschäftsführer der Projektrealisierungsgesellschaft<br />
U5. Das<br />
BVG-Unternehmen steuertden Bau.<br />
Tagder offenen Tür<br />
„Es gibt auch schon Betrieb –aber<br />
natürlich noch nicht mit U-Bahnen.<br />
Im neuen Tunnel ist eine Gleisstopfmaschine<br />
unterwegs, die an der<br />
Trasse arbeitet“, berichtete der Geologe.Auch<br />
die Arbeiten in den neuen<br />
U-Bahnhöfen seien weit gediehen.<br />
Der größte, die Station Unter den<br />
Linden, wirdam27. und 28. Oktober<br />
Schauplatz eines Tags der offenen<br />
Tür. Projektsprecherin Stephanie<br />
Niehoff: „So, wie es aussieht, wird es<br />
die letzte Veranstaltung dieser Art<br />
sein –vor der Streckeneröffnung.“<br />
Berlin legt sich eine S-Bahn-Flotte zu<br />
Mit einem neuen Konzept will die Koalition für mehr Zuverlässigkeit und niedrigere Kosten sorgen. Der geplante Fahrzeugpool könnte mehr als zwei Milliarden Euro kosten<br />
VonPeter Neumann<br />
Dem Land Berlin gehören bereits<br />
Busse, U-und Straßenbahnen.<br />
Jetzt steht fest: Künftig wird esauch<br />
S-Bahn-Wagen im Landeseigentum<br />
geben –insgesamt eine vierstellige<br />
Zahl. „Es wird ein landeseigener<br />
Fahrzeugpool im Land Berlin entstehen“,<br />
teilte Matthias Tang, Sprecher<br />
der Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(parteilos, für Grüne), am<br />
Dienstag mit. Zuvor hatten die drei<br />
Regierungsfraktionen und der Senat<br />
am Mittag die Weichen für die Zukunft<br />
der S-Bahn gestellt. Mit dem<br />
Kompromiss endete eine heftige<br />
Diskussion innerhalb der Koalition.<br />
Es geht um die Teilnetze Nord-<br />
Süd und Stadtbahn. Für sie werden<br />
neue Züge benötigt –nach ersten Berechnungen<br />
570 bis 665 Zwei-Wagen-Einheiten.<br />
Das sind viel mehr<br />
als jetzt auf diesen Strecken rollen.<br />
Aber wer soll die Züge finanzieren?<br />
Werhält sie in Schuss,wer fährtsie?<br />
Ob Sozialdemokraten, Linke oder<br />
Grüne: Alle wollen dasselbe –eine S-<br />
Bahn, die zuverlässiger ist als heute<br />
und ihren Fahrgästen weniger Verdruss<br />
bereitet. Doch aus der S-Bahn-<br />
Krise, die vor fast zehn Jahren begann,<br />
ziehen die Koalitionäre unterschiedliche<br />
Schlüsse für die Zukunft.<br />
Großes Interesse in der Branche<br />
Anstatt sich auf ein Konzept festzulegen,<br />
werden zwei Varianten zur Wahl<br />
gestellt –das ist der Kompromiss,der<br />
den Koalitionsstreit entschärft hat.<br />
Das Land geht nun zweigleisig vor.<br />
„Die Ausschreibung erfolgt in Form<br />
eines Kombinationsverfahrens“, so<br />
Tang. Bewerber können sich für eines<br />
vonzweiModellen entscheiben.<br />
Zumanderen können sie ein integriertes<br />
Gesamtangebot abgeben.<br />
Der Gewinner beschafft alle neuen<br />
S-Bahnen, hält sie instand und fährt<br />
sie mit eigenem Personal –das klassische<br />
Konzept. Dafür haben sich die<br />
SPD und die Linke eingesetzt.<br />
Doch es steht auch das Modell zur<br />
Wahl, das vonden Grünen favorisiert<br />
wird, um eine Alternative zur Deutschen<br />
Bahn (DB) zu finden: Ein Unternehmen<br />
beschafft die S-Bahnen<br />
und wartet sie,ein anderes fährtsie.<br />
Neue S-Bahn der DB: Nun wird über die nächste Generation gesprochen. BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
jährigen Gewährleistungsfrist gehören<br />
–vorausgesetzt, sie funktionierenmängelfrei.<br />
Denn das ist das Ziel:<br />
„Es geht um mehr Zuverlässigkeit“,<br />
sagte Harald Moritz vonden Grünen.<br />
DieFinanzierung durch das Land<br />
soll die Schwelle für Interessenten<br />
senken –und dazu beitragen, dass es<br />
mehr und kostengünstigere Ange-<br />
Egal, welches Konzept sich<br />
durchsetzt: In jedem Fall gehen die<br />
neuen S-Bahnen ins Eigentum des<br />
Landes Berlin über.„Undzwar zu einem<br />
viel früheren Zeitpunkt als auf<br />
dem Ring, wo dies erst nach 15 Jahrenstattfindet“,<br />
so Sven Heinemann<br />
(SPD). Denkbar sei, dass die Bahnen<br />
dem Land nach Ablauf einer zweibote<br />
gibt als bei der Ausschreibung<br />
der Ringlinien, wo 2015 nur die Offerte<br />
der DB übrig blieb.„Es können<br />
sich viele Unternehmen beteiligen“,<br />
sagte Senatorin Günther. „Dadurch<br />
wird der Wettbewerb angeregt, und<br />
die Kosten für die Steuerzahler werden<br />
deutlich reduziert“, so Moritz.<br />
Bei der ersten Markterkundung<br />
im Sommer war das Interesse jedenfalls<br />
groß. Dem Vernehmen nach<br />
wurde mit zehn Unternehmen gesprochen<br />
–etwa mit der DB, Abellio<br />
(Niederlande), Go-Ahead (Großbritannien)<br />
und Transdev (Frankreich).<br />
Tobias Heinemann, Deutschland-<br />
Chef vonTransdev,war übrigens Geschäftsführer<br />
der S-Bahn GmbH, bis<br />
er 2009 angesichts der dortigen Krise<br />
dortden Posten räumen musste.<br />
Wie hoch der Kaufpreis für das<br />
Land sein wird, ist noch nicht genau<br />
absehbar. Erste Kalkulationen gingen<br />
von 2,4 Milliarden Euro für alle<br />
Neufahrzeuge aus –Kosten, die auf<br />
viele Jahreverteilt werden sollen.<br />
Weil die Zeit drängt, soll das Verfahren<br />
nun rasch beginnen. „Wir gehen<br />
davon aus,dass der Senat im Oktober<br />
den Beschluss fasst“, so Heinemann.<br />
Dann werde inAbstimmung<br />
mit dem Land Brandenburg imEU-<br />
Amtsblatt bekanntgegeben, dass<br />
Berlin eine Ausschreibung plant.<br />
Zwölf Monate später, 2019, könnte<br />
das Verhandlungsverfahren losgehen<br />
– gegenüber einem früheren<br />
Plan bereits um ein Jahr verzögert.<br />
Rechte sollen gewahrtwerden<br />
2026 oder 2027 könnte die Lieferung<br />
der neuen Wagen starten, die sieben<br />
Jahre dauert, hieß es. Wenn sich die<br />
DB durchsetzt, könnte es auch schon<br />
2024 der Fall sein, sagte Heinemann.<br />
Die Bahn beschafft bereits neue<br />
Züge. „Sie hat die Option, weitere<br />
Wagen zu bestellen“, so der Politiker.<br />
S-Bahner und Gewerkschafter<br />
lehnen das von den Grünen favorisierte<br />
Modell ab, weil dies zu einer<br />
„Zerschlagung“ der S-Bahn führe.<br />
Auch die SPD hofft, dass sich das<br />
klassische Konzept durchsetzt. „Auf<br />
jeden Fall werden wir darauf achten,<br />
dass die Rechte der Beschäftigten gewahrt<br />
werden“, sagte Heinemann.<br />
„Das ist in der Koalition Konsens.“
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Radfahrer schwer verletzt.<br />
Beieinem Verkehrsunfall am Montagmittag<br />
in Mariendorfist ein 59-<br />
jähriger Radfahrer schwer verletzt<br />
worden. DerMann war gegen 12.30<br />
Uhrauf dem Radweg in der Großbeerenstraße<br />
unterwegs.AmEnde<br />
des Radweges soll er in den fließendenVerkehr<br />
gefahren sein. Dabei berührte<br />
er einen Lkw.Der Radfahrer<br />
stürzte und wurde vomSattelauflieger<br />
erfasst.<br />
Taschendiebe festgehalten.<br />
Lokalbesucher haben am Montagnachmittag<br />
in der Donaustraße in<br />
Neukölln nach einer kurzenVerfolgung<br />
zwei Taschendiebe festgehalten<br />
und der Polizei übergeben. Die<br />
Männer,20und 29 Jahrealt, hatten<br />
zuvor in einem Restaurant in der<br />
Reuterstraße Geld aus den Manteltaschen<br />
vonLokalgästen gestohlen.<br />
Dann flüchteten sie.<br />
In den Rücken gestochen.<br />
Voreinem Spätkauf in der Karl-<br />
Marx-Straße in Neukölln hat am<br />
Montagabend ein 20 Jahrealter<br />
Mann im Streit einen 23-Jährigen in<br />
den Rücken gestochen. Polizisten<br />
nahmen den Täter fest. Dieser wurde<br />
nach einer erkennungsdienstlichen<br />
Behandlung wieder auf freien Fuß<br />
gesetzt. DieHintergründe des Streits<br />
sind noch unklar.<br />
Fahndung nach Räuber.<br />
DiePolizei hat am Dienstag ein Foto<br />
aus einer Überwachungskamera<br />
veröffentlicht. Aufdem Bild ist ein<br />
Mann zu sehen, der am 20. Juli auf<br />
der Rolltreppe im U-Bahnhof Wittenbergplatz<br />
einem 56 Jahrealten<br />
Mann die Einkaufstasche entrissen<br />
haben und anschließend geflüchtet<br />
sein soll. Dergesuchte Mann ist zwischen<br />
20 und 30 Jahrealt. Er ist sehr<br />
schlank und am linken Armtätowiert.<br />
Zeugen, die den Mann kennen,<br />
können sich an jede Polizeidienststelle<br />
wenden. (ls.)<br />
Dieser Mann wird verdächtigt, eine Einkaufstasche<br />
geraubt zu haben. POLIZEI<br />
Tötete 15-Jähriger aus Mordlust?<br />
Edgar H. soll seine 14-jährige Mitschülerin Keira G. erstochen haben. Zum Prozessauftakt schweigt er<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Zwei Minuten kann die Öffentlichkeit<br />
an diesem<br />
Dienstagmorgen den angeklagten<br />
Edgar H. hinter<br />
dem Panzerglas sehen. Und das<br />
auch nur, weil eine Hilfsschöffin<br />
für den Mordprozess im Saal B218<br />
im Landgericht in Moabit vereidigt<br />
werden muss. Denn eigentlich<br />
muss das Verfahren um den gewaltsamen<br />
Todder 14-jährigen KeiraG.<br />
vor einer Jugendstrafkammer nach<br />
dem Gesetz hinter verschlossenen<br />
Türen stattfinden: Edgar H., Keiras<br />
Mitschüler, ist erst 15 Jahre alt. Das<br />
Interesse an diesem Verfahren ist<br />
trotzdem riesig. Der Fall hatte vor<br />
einem halben Jahr deutschlandweit<br />
für Aufsehen gesorgt.<br />
Edgar H. trägt an diesem ersten<br />
Verhandlungstag ein graues Kapuzenshirt<br />
mit grüner Adidas-Aufschrift<br />
zu den blauen Jeans und<br />
den blauen Turnschuhen mit den<br />
drei Streifen. DieKapuzehat er sich<br />
über den Kopf gezogen, der Jugendliche<br />
hält sich ein Blatt Papier<br />
vor das Gesicht. Er steht zur Vereidigung<br />
der Schöffin nur drei Meter<br />
entfernt von Karin G., Keiras Mutter,<br />
die ihren Platz gegenüber dem<br />
Angeklagten hat und Nebenklägerin<br />
ist in diesem Prozess. Die 41-<br />
Jährige macht einen gefassten Eindruck,<br />
sie fixiert den Angeklagten<br />
die ganze Zeit. Es ist das erste Mal,<br />
dass sie den mutmaßlichen Mörder<br />
ihrer Tochter sieht.<br />
Dann müssen die Journalisten<br />
und Zuschauer auch schon wieder<br />
den Saal verlassen. Noch bevor die<br />
Anklage verlesen wird. Doch ohnehin<br />
ist bereits einiges bekannt. Keira<br />
G. und Edgar E., die beide auf die<br />
Schule Grüner Campus Malchow<br />
gingen, sollen sich für den 7. März<br />
verabredet haben, um in Keiras elterlicher<br />
Wohnung in Hohenschönhausen<br />
Hausaufgaben zu machen. Einer<br />
Freundin soll Keira noch mitgeteilt<br />
haben, dass Edgar komme.<br />
Der15-Jährige soll den TodKeiras<br />
bereits Tage zuvor geplant und zu<br />
der Verabredung Schutzbekleidung<br />
mitgebracht haben, um das Mädchen<br />
„tatplangemäß mit einer Vielzahl<br />
von Messerstichen“ zu töten,<br />
formulierte die Staatsanwaltschaft,<br />
als sie Anklage erhob.<br />
Mord lautet der Vorwurf gegen<br />
den Neunklässler,bei einer Verurteilung<br />
drohen ihm zehn JahreJugendhaft.<br />
Die Staatsanwaltschaft hat drei<br />
Karin G. und ihr Anwalt Roland Weber auf dem Weginden Gerichtssaal.<br />
Mordmerkmale in die Anklage geschrieben:<br />
Heimtücke, niedrige Beweggründe<br />
und Mordlust. Edgar H.<br />
soll seine Mitschülerin, die in die<br />
achte Klasse ging, mit einem Küchenmesser<br />
attackierthaben. 24 Mal<br />
habe er teils wuchtig und tief auf<br />
Oberkörper, Hals und Rücken des<br />
Mädchens eingestochen. Drei Stiche<br />
hätten allein zum Todgeführt: der<br />
Stich ins Herz,der Stich in die Lunge<br />
OLAF WAGNER<br />
und der Stich in den Hals, der beide<br />
Venen verletzte.<br />
Karin G.hatte ihre Tochter blutüberströmt<br />
im Wohnzimmer der<br />
Wohnung gefunden, als sie vonihrer<br />
Arbeit nach Hause gekommen war.<br />
Eine Stunde lang bemühten sich<br />
Ärzte und Rettungssanitäter, das<br />
Mädchen zu reanimieren. Erfolglos.<br />
Vier Tage nach der Tatwurde Edgar<br />
H. als mutmaßlicher Täter bei<br />
seinen Eltern festgenommen. Er soll<br />
dabei nur kurzdie Tatgestanden und<br />
erklärthaben, dass Keiraden Todgewollt<br />
habe.Seitdem sitzt der Jugendliche<br />
in Untersuchungshaft und<br />
schweigt zu den Vorwürfen.<br />
Wie auch im Prozess. Edgar H.,<br />
der offenbar vor der Verlesung der<br />
Anklageschrift die Panzerglaskanzel<br />
verlassen und sich zwischen seine<br />
beiden Anwälte setzen durfte, soll<br />
von seinem Aussageverweigerungsrecht<br />
Gebrauch gemacht haben.<br />
„Nach der Anklage gehe ich davonaus,dass<br />
der Angeklagte der Täter<br />
ist“, sagt Roland Weber, der Anwalt<br />
von Keiras Mutter, in einer<br />
Pause. Die Kernfragen seien nun,<br />
was Edgar H. motivierthabe,und ob<br />
der Jugendliche überhaupt schuldfähig<br />
sei. Für eine Tötung auf Verlangen<br />
sieht Weber keine Anhaltspunkte.<br />
Keira war ein lebenslustiges<br />
Mädchen, sie war beliebt und ein<br />
Eisschnelllauftalent, zweifache <strong>Berliner</strong><br />
Meisterin ihrer Altersklasse.<br />
Keiras Mutter hat angekündigt,<br />
jeden Prozesstag im Gericht zu erscheinen.<br />
Das sei bewundernswert,<br />
sagt Weber. „Es ist ein Zeichen von<br />
Stärke.“ KarinG.wolle genau wissen,<br />
was damals passiert sei. Was den<br />
jungen Mann dazu getrieben habe,<br />
ihreTochter zu töten.<br />
Der Angeklagte verfolge die Verhandlung<br />
laut Weber mehr oder<br />
minder regungslos. „Er sitzt eben<br />
da“, sagt der Anwalt. Edgar H. habe<br />
sich auch mit keinemWort bei Keiras<br />
Mutter entschuldigt.<br />
Weber spricht voneinem „außergewöhnlichen<br />
Prozess“. Dass Jugendliche<br />
töten, sei höchst selten<br />
und die absolute Ausnahme. Auch<br />
der Vorwurf der Mordlust sei höchst<br />
ungewöhnlich. Es bedeutet, dass jemand<br />
aus Freude daran, ein anderes<br />
Leben zu vernichten, getötet habe.<br />
„Mordlust kommt in der Praxis so<br />
gut wie nie vor“, sagt Weber. Inden<br />
zwölf Verhandlungstagen müsse geklärt<br />
werden, ob das Mordmerkmal<br />
auch auf Edgar H. zutreffe.<br />
Laut Weber kämen sowohl der<br />
Angeklagte als auch Keira aus „ganz<br />
normalen, geordneten Verhältnissen“.<br />
Und zu einer möglichen<br />
Schwärmerei Keiras für den älteren<br />
Jungen, sagte Weber: „Wir wissen<br />
nicht, ob das tatsächlich so war.“<br />
Zahlreiche Mitschüler sollen dazu in<br />
dem Prozess gehörtwerden.<br />
Eines konnteWeber jedoch bestätigen:<br />
Keirahatte ein Foto vonEdgar<br />
in ihrem Kinderzimmer.<br />
Immer wieder<br />
Videos aus der<br />
Gefängniszelle<br />
Senat antwortet auf<br />
Anfrage der AfD<br />
Die im Juli bekannt gewordenen<br />
Videos aus einem Gefängnis<br />
waren kein Einzelfall. In einer ganzen<br />
Reihe von Gefängnissen seien<br />
„Kommunikationen von Gefangenen<br />
über Soziale Medien bekannt<br />
geworden“, teilte die Senatsjustizverwaltung<br />
in einer Antwortauf eine<br />
Anfrage der AfD mit.<br />
Schon 2011 stellten Gefangene in<br />
der Jugendstrafanstalt Berlin demnach<br />
drei Videos bei Youtube ein. In<br />
der JVA Plötzensee postete ein Gefangener<br />
2014 mehrere Videos. Zudem<br />
hatte er ein Profil in der Ratgeberplattform<br />
gutefrage.net. Nach<br />
Durchsuchungen musste er die Videos<br />
löschen. 2017 wurde in Plötzensee<br />
von einem anderen Insassen ein<br />
Video hochgeladen.<br />
In der JVA Tegel veröffentlichte<br />
vor einem Jahr ein Mann Videos, die<br />
Mitgefangene in seiner Zelle aufgenommen<br />
hatten. Einanderer Gefangener<br />
betrieb ein Facebook-Profil,<br />
wie der Senat nun mitteilte.Auch aus<br />
dem Untersuchungsgefängnis Moabit<br />
posteten immer wieder Gefangene<br />
Selfies bei Facebook. „Eine statistische<br />
Erfassung erfolgt nicht“, erklärte<br />
die Senatsjustizverwaltung.<br />
Der im Juli bekannt gewordene<br />
Strafgefangene, der aus Tegel bei<br />
Youtube ein Profil mit Knast-Videos<br />
betrieb, wurde identifiziert und mit<br />
Sanktionen bestraft. Das Telefon<br />
wurde beschlagnahmt, Privilegien<br />
wie etwa Fernsehen im Haftraum<br />
wurden gestrichen. Der Senat betonte,<br />
seitdem poste der Mann bei<br />
Youtube nur noch alte Beiträge oder<br />
Sprachnachrichten, die er über ein<br />
legales Festnetztelefon im Gefängnis<br />
übermittle. Im Internet sind allerdings<br />
diverse erst kürzlich gepostete<br />
Videos zu finden, in denen der Mann<br />
behauptet, weiter aktiv zu sein. Er<br />
lasse seine Auftritte, in denen er<br />
maskiert vom Gefängnisalltag erzählt,<br />
von Mitgefangenen aufnehmen<br />
und verschicken. Ob das<br />
stimmt oder ob er seine fast 100 000<br />
Followerbelügt, ist kaum zu prüfen.<br />
Trotz Verboten sind Handys weit<br />
verbreitet. 2017 wurden allein in Berlins<br />
Gefängnissen mehr als 1300<br />
Handys entdeckt. Seit 2010 seien<br />
sechs Wärter entlassen worden, weil<br />
sie etwa Handys oder Rauschgift einschmuggelten.<br />
(dpa)<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
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Berlin<br />
Am Apparat: die geehrte Agentin Paula Birnbaum. CHRISTIAN SCHULZ Max Raabe bei Heiner Knapp im Kleinen Sendesaal des RBB. CHRISTIAN SCHULZ<br />
Ebenfalls am Apparat: der Schauspieler und Laudator RobertStadlober<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Agententreff neben der BND-Zentrale<br />
ROBERT STADLOBER<br />
war der Überraschungsgast beim Jubiläumsbrunch<br />
„20 Jahre Verband<br />
der Agenturen für Film, Fernsehen<br />
und Theater“ am Dienstag rund um<br />
die Mittagsstunde im Ballhaus Berlin<br />
in der Chausseestraße in Mitte. Die<br />
Agenten der Schauspieler trafen sich<br />
neben dem Bürokomplex der Agentenzentrale<br />
des Bundesnachrichtendienstes.<br />
Das passte ebenso gut wie<br />
auch das Ambiente mit den Tischtelefonen<br />
im Ballhaus, schließlich<br />
hängt so ein Agent wesentliche Teile<br />
des Tages am Hörer. Robert Stadlober<br />
kam dazu, ganz entgegen seiner<br />
sonstigen Gewohnheiten, zu spät.<br />
Auf diese Weise wollte er sicherstellen,<br />
dass sein Überraschungsauftritt<br />
nicht verdorben wird, weil ihn ausgerechnet<br />
jene Person schon im Gedränge<br />
vorder Tür entdeckte,für die<br />
er doch heimlich die Laudatio vorbereitet<br />
hatte.<br />
PAULA BIRNBAUM<br />
wurde mit dem Bernhard-Hoestermann-Stipendium<br />
ausgezeichnet,<br />
das in Erinnerung an den 2015 gestorbenen<br />
Agenten von Stadlober<br />
und Gründer des Verbandes der<br />
Agenturen gestiftet wurde. Mit diesem<br />
Stipendium soll ab sofortNachwuchsagenten<br />
der Startins Berufsleben<br />
erleichtert werden, was ganz in<br />
Hoestermanns Sinne ist, denn er war<br />
immer ein Ratgeber junger Kollegen.<br />
Dass Paula Birnbaum auf Umwegen<br />
Agentin wurde, kommt Stadlober<br />
folgerichtig vor. „Aber vor zwei Jahren<br />
hätte sie auch noch Astronautin<br />
werden können. Siewar immer in so<br />
viele Richtungen unterwegs. Paula<br />
war alles! Schauspielerin, Regieassistentin,<br />
Romanautorin, Assistentin<br />
von Agenten …“ Er kennt sie seit inzwischen<br />
20 Jahren: „Mit ihr kann<br />
man Nächte und Tage durchdiskutieren.<br />
Sie beharrt oft auf ihrer Mei-<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Der Verband der Agenturen<br />
feierte bei einem Brunch<br />
sein 20-jähriges Bestehen<br />
nung, man spürt bei Paula aber immer<br />
ein ehrliches Interesse an der<br />
Meinung ihres Gegenübers.“<br />
Dass Paula Birnbaum dieses Stipendium<br />
bekommen würde, war schon<br />
einige Wochen bekannt. In dieser<br />
Zeit erzählten ihr immer mehr Menschen<br />
Geschichten über Bernhard<br />
Hoestermann. Die Ausgezeichnete<br />
lernte ihn so immer besser kennen:<br />
„Ich fühle mich immer geehrter.“<br />
Beate Wolgast, deren Agentur „Die<br />
Agenten“ unter anderem Florian David<br />
Fitz, Elyas M’Barek und Anke Engelke<br />
vertritt, erzählte von einer Begegnung<br />
mit Schauspieleragenten<br />
aus den USA. Die würden sich wundern,<br />
dass die Agenten in Deutschland<br />
miteinander reden, sogar in einem<br />
Verband zusammenarbeiten.<br />
„Das haben die nicht kapiert.“ Dabei<br />
ist es so einfach und praktisch, wie es<br />
bei den deutschen Kollegen läuft:<br />
„Wir warnen uns gegenseitig vor<br />
Produzenten, die nicht zahlen.“<br />
MAX RAABE<br />
kennt angenehmere Beschäftigungen<br />
als Interviews. Singen, zum Beispiel!<br />
So gesehen war es ziemlich raffiniert<br />
von Heiner Knapp, Musikredakteur<br />
und Moderator bei Radio<br />
Berlin 88,8, ihn nicht nur zum Gespräch,<br />
sondernauch zum gemeinsamen<br />
Musizieren am Dienstagabend<br />
in den Kleinen Sendesaal des RBB im<br />
Haus des Rundfunks an der Masurenallee<br />
einzuladen. Das ist die Grundidee<br />
der Sendereihe „Knapp daneben“,<br />
in der Heiner Knapp am Flügel<br />
sitzt und direkt mit einem Lied weitermachen<br />
kann, wenn es gerade ins<br />
Gespräch passt. Underspielt flott, ist<br />
perfekt auf die Lieder seines Gastes<br />
vorbereitet! Raabe geriet in Plauderlaune,<br />
erzählte, dass er zu Hause nur<br />
wenig Musik höre. Seine Begründung:<br />
„Weil ich so viel Musik im Kopf<br />
habe.“ Raabe, dessen Jugend man<br />
wegen seines musikalischen Repertoires<br />
ganz weit wegvon jeder Diskothek<br />
vermutet, erinnerte sich, wie er<br />
damals in der Disko mit Freunden<br />
„im Kreis auf dem Boden gesessen<br />
und den Kopf geschüttelt hat“, wobei<br />
er nicht mehr weiß, wieso.<br />
DieAufzeichnung der Show läuft am<br />
Mittwochabend im Radio auf 88,8<br />
und am späten 6. Oktober imRBB-<br />
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Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Horst Seehofer nennt sich<br />
Heimatminister,aber spaltet<br />
Titel: „Große Koalition, kleine Lösung“<br />
von Steven Geyer<br />
(24. September)<br />
Eine Kanzlerin fordert zum Gespräch<br />
auf, ein Innenminister verweigert<br />
sich und diktiert ihr seine<br />
Bedingungen. Wer ist hier Herr im<br />
Hause? Wielange will sich Frau Merkel<br />
noch am Nasenring vorführen<br />
und demütigen lassen? Wo bleibt da<br />
die Würde und die Führungsfähigkeit<br />
einer Regierungschefin? Was<br />
maaßt sich dieser engstirnige uneinsichtige<br />
Provinzpolitiker eigentlich<br />
an? Horst Seehofer nennt sich Heimatminister,aber<br />
er spaltet das Volk<br />
und sorgt für immer mehr Politikverdrossenheit.<br />
Manfred Bardtke, per E-Mail<br />
Frau Nahles und Unterstützer<br />
manövrieren SPD ins Abseits<br />
Werals Führungsspitzedie Reaktion<br />
von SPD-Basis und Bevölkerung auf<br />
den Deal nicht vorhergesehen hat,<br />
verfügt nicht über das Rüstzeug, eine<br />
Partei zu führen. Frau Nahles und<br />
ihre Unterstützer ruinieren die SPD<br />
und manövrieren sie ins Abseits. Ihren<br />
Alleinvertretungsansprüchen<br />
muss konsequent begegnet werden.<br />
Familie Beyer,per E-Mail<br />
Eine Vorlage nach der anderen<br />
für seinen Rausschmiss<br />
Was will sich die Bundeskanzlerin<br />
denn noch alles bieten lassen voneinem<br />
Innenminister im Sinkflug? Der<br />
Mann liefert eine Vorlage nach der<br />
anderen für seinen Rausschmiss.<br />
Einfach nicht zu verstehen, diese Zurückhaltung<br />
der Kanzlerin. Früher<br />
hat sie solche Quertreiber ihrer Politik<br />
reihenweise weggebissen.<br />
Torsten Schlüter,Berlin Mitte<br />
Die <strong>Berliner</strong> Mauer:War da und soll (eventuell) wiederkommen. Als Kunst<br />
DDR-Geschichte als Schrotthaufen<br />
Titel: „Das DAU-Projekt: Sie haben immer noch die Absicht“ von Ulrich<br />
Seidler und Stefan Strauß<br />
(22. September)<br />
Kommerzieller Polit-Kitsch! Künstler bedienen sich spektakulär in der<br />
Geschichte, umAufmerksamkeit und Geld einzusammeln. DDR-Geschichte<br />
als Schrotthaufen für ein dümmliches Kunst-Event. Unsere<br />
Für zusätzliche Alterssicherung kein Geld übrig<br />
Seite 3: „Ist das gerecht?“ von Sabine<br />
Rennefanz<br />
(24. September)<br />
Diese Biografie ist durchaus typisch<br />
für einen Großteil der Generation,<br />
die zur Wende 40 Jahre alt war und<br />
jetzt in Rente gegangen ist. Allerdings<br />
trifft es viele noch deutlich härter,<br />
besonders Frauen. Nach 1990<br />
waren es vorzugsweise Männer, die<br />
den Lebensunterhalt der Familien<br />
sichern mussten. Dafür durften sie<br />
oft Hunderte von Kilometern pendeln,<br />
während die Frauen auf Haushalt<br />
und Kinder verwiesen wurden.<br />
Bestenfalls kam noch ein Teilzeitjob<br />
heraus, oft nur ein versicherungsfreier<br />
Minijob.Dawar für zusätzliche<br />
Alterssicherung kein Geld übrig.<br />
Dr.Alfred Spieler,Berlin<br />
Zehn Jahre Studium bleiben<br />
vollständig unberücksicht<br />
Meine Perspektive war bis 1990 die<br />
Hochschullehrer-Laufbahn an der<br />
Universität. Um das schnell zu realisieren,<br />
schloss sich an das fünfjährige<br />
Studium ein zweijähriges Forschungsstudium<br />
an, das zur Promotion<br />
führte. Studium, Forschungsstudium<br />
und Aspirantur waren<br />
sozialversicherungsfrei und zählen<br />
heute gar nichts für die Rente. Das<br />
bedeutet, dass zehn Jahre Studium<br />
sowie Forschungs- und Lehrtätigkeit<br />
vollständig unberücksicht bleiben.<br />
Auch eine abschlagsfreie Rente mit<br />
63 nach 45 Beitragsjahren ist durch<br />
die fehlende Anrechnung dieser Zeiten<br />
unmöglich zu erreichen. Nach<br />
Auskunft der Rentenstelle liege ich<br />
mit meiner Rentenprognose etwa im<br />
Schnitt (von derzeit 1400 Euro).<br />
Marion Schlangstedt, per E-Mail<br />
Die Rente reicht nur für<br />
die Hälfte des Monats<br />
Facebook: „Welche Probleme hast du<br />
mit der Rente, weil du im Osten gelebt<br />
hast?“<br />
Zeit braucht politisch wache Künstler.Aber ganz andere!<br />
Rotraut Schumitz<br />
DAU ist genauso wie viele Projekte von Wei Weiein Industrieprojekt<br />
und hat mit Kunst nichts zu tun!<br />
R. Köpke<br />
Das geht mir genau so. Die Rente<br />
reicht nur für die Hälfte des Monats.<br />
Martina Kelm<br />
Ich habe nach dem Studium jahrelang<br />
freiberuflich gearbeitet, dann<br />
bis zum Jahr 2000 in erzwungener<br />
Teilzeit. Da war ich 48. Meine Rente<br />
könnt Ihr Euch ja wohl vorstellen.<br />
Dasfand in Westdeutschland statt.<br />
Jürgen van Loosen<br />
Meine Schwiegermutter hat vier Kinder<br />
großgezogen, ist immer arbeiten<br />
gegangen, hat in die Rente eingezahlt,<br />
es reicht trotzdem nicht.<br />
Moni Hö<br />
Ich habe nicht einen Tag<br />
Arbeitslosigkeit erlebt<br />
DPA<br />
Feuilleton: „Regen wir uns auf! Jana<br />
Hensel und Wolfgang Engler streiten<br />
über den Osten“ von DirkPilz<br />
(19. September)<br />
Ichbin ein Wende-Gewinner.Obwohl<br />
damals schon über 50 Jahrealt,<br />
habe ich nicht einen TagArbeitslosigkeit<br />
erleben müssen und einen<br />
meiner Qualifikation entsprechenden<br />
Arbeitsplatz gefunden.<br />
Trotzdem blieb mir nicht erspart,<br />
dass meine ostdeutschen Erfahrungen<br />
als weniger wertvoll empfunden<br />
wurden. Herr Pilz resümiert daher<br />
völlig zu Recht, dass das Buch „nicht<br />
nur eines für Ostdeutsche“ ist, da das<br />
Thema „unsere Gegenwart beunruhigt“.<br />
Mir fehlen Erlebnisberichte von<br />
Westdeutschen, die als Gutachter<br />
über Betriebe und wissenschaftliche<br />
Einrichtungen, als neue Chefs oder<br />
als Mitarbeiter derTreuhand arbeiteten.<br />
Siehaben miterlebt, wie manchmal<br />
gleich Hunderte oder sogar Tausende<br />
auf einen Schlag entlassen<br />
wurden.<br />
Undich glaube nicht, dass das an<br />
allen spurlos vorbeigegangen ist.<br />
Wolfgang Hübner,<br />
Berlin-Zehlendorf<br />
Klarer Rückzug in islamische<br />
und türkische Identität<br />
Report: „Wer ist hier deutsch?“ von Julia<br />
Haak<br />
(22. September)<br />
Es ist schön, dass Siedem Thema Integration<br />
einen solchen Raum geben.<br />
Ich arbeite dort seit dreizehn<br />
Jahren mit türkischen und arabischen<br />
Kindernund kenne die soziale<br />
Lage ein wenig.<br />
In unserem Kiez leben siebzig<br />
Prozent der Menschen von Hartz IV.<br />
Die meisten sind zudem sehr türkisch-nationalistisch<br />
eingestellt und<br />
oft gleichzeitig extrem religiös. Auch<br />
das Bekenntnis, sich ausnahmslos<br />
als Deutscher zu fühlen, habe ich im<br />
Wedding von türkischstämmigen<br />
Schülerinnen und Schülern so gut<br />
wie noch nie gehört. Es gibt ein klares<br />
„bei uns“ und „bei euch“. Seit<br />
dreizehn Jahren versuche ich, im<br />
Kiez Integration voranzubringen.<br />
Leider treffe ich zunehmend auf einen<br />
klaren Rückzug in die islamische<br />
und türkische Identität.<br />
HerbertWeber,<br />
Berlin-Wedding<br />
Mit dem Konkurrenzdruck<br />
wächst die Existenz-Angst<br />
Meinung: „<strong>Berliner</strong> Taxis in Gefahr“<br />
von Peter Neumann<br />
(14. September)<br />
Es gilt sowohl heute wie all die Jahre<br />
zuvor, die Qualität der Taxen zu verbessern.<br />
ZumBeispiel durch die Einführung<br />
von VIP-Taxen. Aber der<br />
größte Feind der Taxifahrer ist der<br />
Taxifahrer!<br />
Der sieht sich nicht nur der Konkurrenz<br />
untereinander, sondern<br />
neuerdings auch Car-Sharing-Firmen<br />
und Global Playern wie den<br />
Mietwagen von Uber ausgesetzt.<br />
Diese drängen für den gelegentlichen<br />
Personenverkehr massiv auf<br />
den <strong>Berliner</strong> Markt. Mit dem Konkurrenzdruck<br />
wächst die Existenzangst<br />
im Gewerbe. Einzig die Kunden<br />
in Berlin haben aus der Vielzahl<br />
der Angebote mittlerweile die Qual<br />
der Wahl. Dennoch sollten endlich<br />
Senat beziehungsweise Bund regulierend<br />
einschreiten, und den Wildwuchs<br />
kontrollieren.<br />
Detlef Dowidat,<br />
Berlin-Moabit<br />
Heute leben wir in der<br />
Diktatur des Kapitals<br />
Politik: „Links vor links“ von Kordula<br />
Doerfler<br />
(5. September)<br />
Vonder sozialen Marktwirtschaft ist<br />
nur noch die Marktwirtschaft übrig<br />
geblieben. Nicht die vom Volk gewählten<br />
Politiker bestimmen die<br />
Entwicklung der Menschheit, sondern<br />
die Banken, Börsen und Konzerne.<br />
In der DDR lebten wir in der<br />
Diktatur einer Ideologie. Heute leben<br />
wir in der Diktatur des Kapitals.<br />
Ilse Winter,Berlin-Karlshorst<br />
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Brandenburg<br />
Terrorverdacht<br />
am Flughafen<br />
Schönefeld<br />
Mann aus Tschechien<br />
bedrohte auch Wachleute<br />
VonAndreas Rabenstein, Schönefeld<br />
Ein verdächtiger Mann, aus dessen<br />
Kleidung Drähte hingen, hat<br />
am Dienstag für einen Polizeieinsatz<br />
am Flughafen Schönefeld (Dahme-<br />
Spreewald) gesorgt. Eine Untersuchung<br />
des Mannes, seiner Kleidung<br />
und seines Gepäcks durch Spezialisten<br />
der Polizei ergab aber schließlich,<br />
dass keine Gefahr bestand.<br />
Trotzdem war am Vormittag ein<br />
Teil des Parkplatzes gesperrt, ebenso<br />
der lange, überdachte Fußgängerwegvon<br />
der S-Bahn zum Terminal D<br />
–also der zentrale Wegfür die meisten<br />
Fahrgäste zum Flughafen. Wie<br />
die Polizei mitteilte, sei der Flugverkehr<br />
nicht gestörtgewesen.<br />
Da Bahnhöfe und Flughäfen als<br />
mögliche Ziele von Terroranschlägen<br />
besonders bewacht werden, fiel<br />
der Mann Wachleuten auf, als er<br />
scheinbar ziellos auf einem Parkplatz<br />
vordem Terminal herumstrich.<br />
Die Wachleute sprachen ihn an. Er<br />
bedrohte sie mit einer Bierflasche,<br />
also alarmierten sie die Polizei. Wie<br />
ein Sprecher sagte,nahmen die Polizisten<br />
den Mann fest, weil er eine<br />
Weste mit vielen Taschen trug, aus<br />
der Drähte und Kabel hingen. Außerdem<br />
hatte er fünf Rucksäcke und<br />
Trolleys dabei.<br />
DieWeste und das Gepäck ließ die<br />
Polizei auf dem Parkplatz liegen.<br />
Spezialisten für Bombenentschärfungen<br />
untersuchten die Gegenstände.<br />
„Es wurden keine gefährlichen<br />
Stoffe gefunden“, sagte ein<br />
Sprecher. Der 42-Jährige aus Tschechien<br />
wurde vernommen. Nichts<br />
deute auf Terrorismus hin. Auch<br />
sonst sei der Mann der Polizei nicht<br />
bekannt. Ob er geistig verwirrtist, ist<br />
noch unklar. (dpa)<br />
Verdächtige Gegenstände und die Weste<br />
des Mannes.<br />
MORRIS PUDWELL<br />
Für die Zeit nach der Kohle<br />
Brandenburgs Ministerpräsident fordert eine Bevorzugung der Lausitz beim schnellen Internet<br />
VonJens Blankennagel<br />
Dass irgendwann keine<br />
Braunkohle mehr in<br />
Deutschland gefördert<br />
wird, um daraus Strom<br />
zu machen, ist sicher.Darauf hat sich<br />
jedenfalls die Bundesregierung festgelegt.<br />
Derzeit wird vor allem über<br />
das Ausstiegsdatum verhandelt –<br />
von 2035 bis 2038 ist nun die Rede.<br />
Dassorgt für Unmut: DenKohlegegnerngeht<br />
es zu langsam, vielenWirtschaftsvertreternzuschnell.<br />
Wie hart in dieser Debatte gekämpft<br />
wird, zeigt sich an der seit<br />
Wochen laufenden Besetzung des<br />
Hambacher Forstes in Nordrhein-<br />
Westfalen, mit der die Protestierer<br />
die Rodung des Waldes verhindert<br />
wollen. Nun räumt die Polizei dort<br />
die Baumhäuser. Von den Protesten<br />
im Rheinland ist in der Lausitz derzeit<br />
nicht allzu viel zu spüren.<br />
Dort ist man quasi einen Schritt<br />
weiter. Eswird bereits über die Zukunft<br />
verhandelt. Am Dienstag lud<br />
die Industriegewerkschaft Bergbau,<br />
Chemie, Energie (IG BCE) zur Lausitz-Konferenz,<br />
und neben Bankleuten<br />
und Unternehmernkamen auch<br />
die Ministerpräsidenten der Lausitzer<br />
Kohleländer Brandenburg und<br />
Sachsen. Dietmar Woidke (SPD) und<br />
Michael Kretschmer (CDU) wurden<br />
vor dem Tagungsort von etwa 80<br />
Leuten mit Beifall empfangen. Beide<br />
sind für einen langsamen Ausstieg,<br />
um einen harten Bruch für die Arbeiter<br />
in den Gruben und Kraftwerken<br />
zu verhindern. Vorallem fordern sie<br />
viel Geld vomBund für den Strukturwandel,<br />
denn es wirdder größte Umbruch<br />
sein seit dem massiven Abbau<br />
vonJobs nach dem Ende der DDR.<br />
Viele Fachkräfte vorhanden<br />
Noch dampfen die Kühltürme der Kraftwerke in der Lausitz.<br />
Forderung: Ein sozialverträglicher<br />
Ausstieg aus der<br />
Braunkohle erfordertaus<br />
Sicht führender Politiker im<br />
Osten massiveAnstrengungen.<br />
Industrie und öffentliche<br />
Hand müssten mindestens<br />
60 Milliarden Euro investieren.<br />
MILLIARDENHILFE<br />
Treffen: Die Summe nannte<br />
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloff<br />
(CDU) am Montag in Halle<br />
beim Treffen der Kohlekommission.<br />
Das Geld sei nötig<br />
für den Aufbau vonErsatzarbeitsplätzen<br />
und zur Verbesserung<br />
der Infrastruktur.<br />
IMAGO/RAINER WEISFLOG<br />
Kosten: Der Bund hat bisher<br />
1,5 Milliarden Euro an Hilfen<br />
für die drei Kohlereviere in<br />
Aussicht gestellt –für das<br />
Rheinische Revier,das Mitteldeutsche<br />
Revier in der Region<br />
Halle-Leipzig sowie die<br />
Lausitz, in der seit rund 150<br />
Jahren Kohle gefördertwird.<br />
Damit ein Umstieg auf zukunftsfähige<br />
Industriearbeitsplätze gelingen<br />
kann, forderten die Ministerpräsidenten<br />
vom Bund, dass die Lausitz<br />
bevorzugt behandelt wird, wenn es<br />
um Aufbau des schnellen Internets<br />
geht –gemeint ist der 5G-Mobilfunk-<br />
Standard. „Damit kann die Region<br />
einen Entwicklungsvorsprung gewinnen“,<br />
so Woidke und Kretschmer.Woidke<br />
sagte:„Ein starkes Brandenburg<br />
braucht eine starke Lausitz.“<br />
Er warb für Investitionen vor<br />
Ort. „Die Region hat viel Potenzial<br />
und entscheidende Standortvorteile,<br />
die eine Ansiedlung lohnenswert<br />
machen.“ Es gebe viele gut ausgebildete<br />
Fachkräfte, reichlich Platz für<br />
Ansiedlungen und dazu die Anbindung<br />
an die Metropolregionen Berlin,<br />
Leipzig, Dresden –sowie nach<br />
Polen. Die Uni Cottbus-Senftenberg<br />
bilde Fachkräfte aus, und die Forschung<br />
dort leiste einen bedeutenden<br />
Beitrag zur Erschließung von<br />
Zukunftsthemen. „Die Infrastruktur<br />
muss sich jedoch weiter verbessern“,<br />
sagte Woidke und warb erneut vehement<br />
für den zweigleisigen Ausbau<br />
der Bahnstrecke vonLübbenau nach<br />
Cottbus, umeine schnellere Anbindung<br />
an Berlin zu erreichen.<br />
Woidke sagte, dass das Fraunhofer-Institut<br />
für Speichertechnologie<br />
in die Lausitz solle, damit es eine<br />
moderne Energie- und Industrieregion<br />
bleibe.„Diezentralen Vorhaben<br />
für die Lausitz sollen in einem speziellen<br />
Bundesgesetz fest verankert<br />
werden, damit es keine Ausflüchte<br />
gibt“, sagte Woidke. Ein sozialverträglicher<br />
und mit den Lausitzernorganisierter<br />
Strukturwandel könnte<br />
dann eine Blaupause für die anderen<br />
40 Kohleregionen Europas werden.<br />
Die Gewerkschaft forderte eine<br />
Neudefinition von Strukturpolitik.<br />
„Wir brauchen Rahmenbedingungen,<br />
die es globalen Investoren<br />
leichtmachen, sich für die Lausitz<br />
anstelle irgendeiner anderen Region<br />
zu entscheiden“, sagte der BCE-Vorsitzende<br />
Michael Vassiliadis.Ziel der<br />
Lausitz-Konferenz sei es, Rahmenbedingungen<br />
aufzuzeigen, damit die<br />
Lausitz industriell geprägt bleibe.<br />
Nicht nur Nagelstudios<br />
Karola Bernd, Gewerkschaftsvertreterin<br />
aus der Region Cottbus, lobte<br />
die konstruktive Stimmung bei der<br />
Konferenz. „Hier wird über den Tellerrand<br />
geschaut und nachgedacht,<br />
wie man Dinge mutig in Gang bringen<br />
kann“, sagte sie. Sosei geplant,<br />
die vielen kleinen Initiativen, die sich<br />
um den Strukturwandel vor Ort<br />
kümmern, auch auf der Seite der Arbeitgeber<br />
zusammenschließen„Und<br />
das länderübergreifend“, sagte sie.<br />
„Es geht um sehr viele Arbeitsplätze“,<br />
sagte Karola Bernd. Direkt in<br />
den Gruben und Kraftwerken arbeiteten<br />
8000 Leute.„Ich wage die Prognose,<br />
dass indirekt bis zu 100 000<br />
Arbeitsplätze in der gesamten Region<br />
betroffen sein könnten.“ Denn<br />
es gehe nicht nur um Zulieferer und<br />
Servicebetriebe, sondern darum,<br />
dass bei Massenentlassungen die<br />
Kaufkraft massiv sinke und selbst die<br />
Bäcker in den Dörfernbedroht seien.<br />
„Es ist wunderbar, dass wir hier 600<br />
Nagelstudios haben“, sagte sie.<br />
„Aber bei der Kohle geht es um gut<br />
bezahlte Industriearbeitsplätze –<br />
also um ganz andereDimensionen.“<br />
Auch die Linke<br />
will nun mit<br />
CDU sprechen<br />
Streit bei Konservativen<br />
über Wahlstrategie<br />
VonRochus Görgen und<br />
Jens Blankennagel, Potsdam<br />
Angesichts der Debatte in der<br />
CDU über die Strategie für die<br />
Landtagswahl im Herbst 2019 zeigt<br />
sich die Linkspartei grundsätzlich<br />
gesprächsbereit mit der CDU. Ob es<br />
eine Schnittmenge zwischen beiden<br />
Parteien gebe, müsse man nach der<br />
Wahl sehen, sagte Linken-Fraktionschef<br />
Ralf Christoffers in Potsdam.<br />
Hintergrund ist, dass CDU-Chef<br />
Ingo Senftleben als erster in seiner<br />
Partei vorMonaten eine Debatte angestoßen<br />
hatte, obesnicht hilfreich<br />
sein könnte,dass die CDU auch über<br />
mögliche Koalitionen mit der Linkspartei<br />
nachdenkt. Bislang war die<br />
SPD in Brandenburg immer stärkste<br />
Partei. Mit der neuen machtpolitischen<br />
Option will Senftleben seine<br />
Partei in die Position bringen, der<br />
SPD ernsthaft die Führungsrolle<br />
streitig zu machen.<br />
Gleichzeitig lehnt der CDU-Chef<br />
mögliche Koalitionsgespräche mit<br />
der rechtsnationalen AfD ab. Diese<br />
Partei ist inzwischen in einer Umfrage<br />
des Senders RBB erstmals auf<br />
23 Prozent gestiegen und damit<br />
gleichauf mit der führenden SPD.<br />
DieCDU rangiertauf 21 Prozent, war<br />
aber im Frühjahr auch schon mal<br />
gleichauf mit der SPD.Die Linke landete<br />
trotz des Lunapharm-Skandals<br />
mit anschließendem Rücktritt von<br />
Gesundheitsministerin Diana Golze<br />
bei 17 Prozent –aber eben nur noch<br />
auf Platz 4.<br />
Angriff gegen CDU-Chef<br />
Zu der innerparteilichen Debatte bei<br />
der CDU sagte Linken-Fraktionschef<br />
Christoffers, man habe es in Brandenburg<br />
schon häufiger erlebt, dass<br />
in der Union ein Jahr vorWahlen Diskussionen<br />
geführt würden, die die<br />
Partei selbst lösen müsse. Erkönne<br />
allerdings nicht froh sein, wenn sich<br />
eine demokratische Partei selbst zerlege.<br />
AmVortag war bekannt geworden,<br />
dass der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
und Uckermark-Kreischef<br />
Jens Koeppen die Strategie von<br />
CDU-Chef Ingo Senftleben scharf<br />
kritisiert. Gedankenspiele zur Koalition<br />
mit den Linken wirkten innerparteilich<br />
polarisierend und<br />
schwächten den Zusammenhalt,<br />
schrieb Koeppen in einem Brief an<br />
den Parteivorstand. (mit dpa)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 17 *<br />
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Wissenschaft<br />
Sensor<br />
misst<br />
UV-Strahlung<br />
Tinte zeigt an, wann man<br />
aus der Sonne gehen sollte<br />
Wie lange darf ich eigentlich in<br />
der Sonne bleiben? Das fragte<br />
sich im zurückliegenden Sommer gewiss<br />
so mancher. Denn es lässt sich<br />
nur schwer abschätzen, wie viel<br />
schädliche Ultraviolettstrahlung<br />
(UV) man bereits abbekommen hat,<br />
Nun haben Forscher ein einfaches<br />
System entwickelt, das Abhilfe schaffen<br />
könnte. Eine zunächst unsichtbareTinte<br />
färbt sich dabei mit zunehmender<br />
UV-Bestrahlung blau, wie<br />
das Team im Fachmagazin Nature<br />
Communications berichtet.<br />
Durch unterschiedlich hohe Anteile<br />
an dunklen Pigmenten in der<br />
Haut sind Menschen in verschiedenem<br />
Maße vor UV-Strahlen geschützt.<br />
Deshalb war es den ForschernumVipul<br />
Bansal vonder RMIT<br />
University im australischen Melbourne<br />
wichtig, ihren Sensor an die<br />
verschiedenen Hauttypen –von hell<br />
(Typ I) bis dunkelbraun (Typ VI) –anzupassen.<br />
IhrZiel war ein Sensor,der<br />
die angehäufte Strahlendosis individuell<br />
anzeigt. „Wir können unsere<br />
Tinte auf jede papierähnliche Oberfläche<br />
drucken, um billige tragbare<br />
Sensoren in Form von Armbändern,<br />
Stirnbändern oder Aufklebern zu<br />
produzieren“, erklärtBansal.<br />
Je höher die Dosis, desto blauer<br />
Basis der Tinte ist eine Phosphorsäure-Molybdänverbindung,<br />
die zunächst<br />
farblos ist.Wenn sie über mehrere<br />
Reaktionsstufen Elektronen einer<br />
anderen Verbindung aufnimmt,<br />
also reduziertwird, färbt sie sich blau.<br />
Die Elektronen stammen von der<br />
Milchsäureund die benötigte Reaktionsenergie<br />
aus der UV-Strahlung. Je<br />
höher die Dosis, desto blauer erscheint<br />
die Tinte. Mit durchsichtiger<br />
Folie kann die Dosis verringert und<br />
der Sensor so an einen dunkleren<br />
Hauttyp angepasst werden. Denn die<br />
minimale Dosis für einen Sonnenbrand<br />
beträgt 200 Joule proQuadratmeter<br />
beim Hauttyp Iund 1000 Joule<br />
proQuadratmeter beim HauttypVI.<br />
Der Forscher Vipul Bansal hofft,<br />
dass das kostengünstige und kinderfreundliche<br />
Design der UV-Sensoren<br />
ihren Einsatz als Bildungsmaterial erleichternwerde,umdas<br />
Bewusstsein<br />
für Sonnenschutz zu stärken.<br />
Der Hautarzt Rolf-Markus Szeimies<br />
vom Klinikum Vest in Recklinghausen<br />
findet den einfachen UV-Sensor<br />
zwar prinzipiell interessant. „Aber<br />
für die raueWirklichkeit ist der Nutzen<br />
eher gering.“ Es gebe viele Faktoren,<br />
die bei einer schädlichen UV-Dosis<br />
eine Rolle spielen, etwa die Vorbräunung.<br />
Außerdem zeige der Sensor im<br />
Bereich hoher Dosen eine geringe<br />
Trennschärfe.Zur Sensibilisierung für<br />
die UV-Strahlung könne der Sensor<br />
eventuell nützlich sein –aber nur, so<br />
betont Szeimies, wenn auch entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen vorgenommen<br />
würden. Während Sonnencreme<br />
mit hohem Lichtschutzfaktor<br />
vor Sonnenbrand schützt, hat sie offenbar<br />
kaum Auswirkungen auf das<br />
Hautkrebsrisiko. Eine Studie mit diesem<br />
Ergebnis wurde kürzlich beim<br />
Deutschen Hautkrebskongress in<br />
Stuttgart vorgestellt. Der Grund dafür<br />
ist, dass UV-Strahlung Veränderungen<br />
im Erbgut der Haut auslöst, die zu Tumoren<br />
führen können. (dpa/fwt.)<br />
Der UV-Sensor kann bequem am Handgelenk<br />
getragen werden. KIRALEE GREENHALGH<br />
Oumuamua reiste Millionen Jahre durchs All<br />
Gelähmter kann wieder gehen<br />
Forscher dämpfen jedoch die Erwartungen: Für den Alltag taugt der Therapieversuch kaum<br />
VonTorsten Harmsen<br />
Ein Wunder, ein Wunder! So<br />
klingen in einschlägigen Filmen<br />
die Reaktionen, wenn<br />
plötzlich Blinde wieder sehen<br />
und Gelähmte wieder gehen<br />
können. Nun scheint US-amerikanischen<br />
Medizinern solch ein Wunder<br />
gelungen zu sein. An der Mayo Clinic<br />
in Rochester,Minnesota, schafften sie<br />
es, einen gelähmten jungen Mann<br />
wieder zum Aufstehen und Gehen zu<br />
bringen. Er heißt Jered Chinnock, ist<br />
26 Jahre alt und wurde bei einem<br />
Schneemobil-Unfall vor fünf Jahren<br />
am sechsten Brustwirbel verletzt.<br />
Seine Beine seien seitdem „komplett<br />
sensomotorisch gelähmt“, heißt es<br />
im Bericht der Mediziner.<br />
Doch nun zeigt ein Video, wie er<br />
lächelnd ein Bein vors andere setzt,<br />
wenn auch steif und sehr wackelig. Er<br />
hält sich dabei an einem Rollator fest<br />
und wird vorn und hinten von jeeinem<br />
Therapeuten unterstützt. Wie<br />
die Forscher um Kendall Lee und<br />
Kristin Zhao im Fachjournal Nature<br />
Medicine berichten, habe der Patient<br />
mit 331 Schritten insgesamt 102 Meter<br />
zurückgelegt. Es sei das erste Mal,<br />
dass geschädigtes Rückenmark wieder<br />
aktiviert werden konnte, sodie<br />
Mediziner. Dies sei über Elektrostimulation<br />
mittels eines am Rückenmarkimplantierten<br />
computergesteuerten<br />
Impulsgebers erreicht worden.<br />
Elektrische Reize<br />
Der 26-jährige Jered Chinnock bei seinem intensiven Training.<br />
Jered Chinnock wurde 2016 für den<br />
Versuch ausgewählt, weil sein Rückenmark<br />
nicht vollständig durchtrennt<br />
ist. DieMediziner wollten herausfinden,<br />
wie weit sie bei ihm mit<br />
der Methode der Epiduralen Elektrostimulation<br />
(EES) kommen. Bei dieser<br />
wirdversucht, das Nervennetz im<br />
Rückenmark zu reaktivieren. Der<br />
dazu nötige Neurostimulator mit 16<br />
Kontaktelektroden wurde bei Jered<br />
Chinnock unterhalb des verletzten<br />
Brustwirbels auf der Dura –Schutzschicht<br />
–des Rückenmarks implantiert.<br />
Miteiner Fernbedienung konnten<br />
die Frequenz und die Intensität<br />
der elektrischen Reize gesteuert werden.<br />
Über zwei miteinander verzahnte<br />
Stimulationsmuster erreichten<br />
die Mediziner,dass der Patient die<br />
verschiedenen Phasen eines Schritts<br />
meisternkonnte.<br />
JeredChinnock absolvierte ein 43-<br />
wöchiges funktionsorientiertes Training,<br />
an dessen Ende er mit Hilfe eines<br />
Rollators gehen konnte. Anfangs<br />
assistierten ihm dabei noch drei Therapeuten.<br />
Nach der langen Trainingszeit<br />
genügten dann ein Rollator und<br />
ein Hüft-Assistent, um Chinnock<br />
beim Gehen zu helfen.<br />
Die Reaktionen anderer Wissenschaftler<br />
auf den Therapieversuch<br />
reichen von Anerkennung bis zu<br />
grundsätzlicher Skepsis –vor allem<br />
gegenüber der Aussage, mit der die<br />
Studie vom Fachjournal Nature Medicine<br />
angekündigt worden war:„Ein<br />
Patient mit kompletter Lähmung der<br />
unteren Gliedmaßen kann wieder<br />
selbstständig gehen, nachdem er eine<br />
Kombination aus elektronischer Rückenmarkstimulation<br />
und Rehabilitationstherapie<br />
erhalten hat.“<br />
TERESA CRAWFORD/AP/DPA<br />
Im Labor einige Schritte zu tun,<br />
bedeute nicht, „dass das auch zu<br />
Hause und im Alltag klappt und das<br />
Leben verändert“, sagt zum Beispiel<br />
Jocelyne Bloch, Professorin für Neurochirurgie<br />
in Lausanne, Schweiz,<br />
selbst Leiterin einer Studie zu Epiduraler<br />
Elektrostimulation (EES) bei Rückenmarkverletzungen.<br />
Sie verweist<br />
darauf, dass JeredChinnock nicht der<br />
erste Patient mit Querschnittlähmung<br />
sei, der mit elektrischer Rückenmarkstimulation<br />
behandelt<br />
wurde.Esgebe mehrereArbeitsgruppen,<br />
die sich damit beschäftigten. Sie<br />
verfolgten unterschiedliche Ansätze.<br />
Tatsächlich gibt es bereits seit Jahren<br />
Berichte über Therapieversuche<br />
dieser Art. Im Jahr 2014 zum Beispiel<br />
beschrieben Mediziner im Fachmagazin<br />
Brain, dass an der University of<br />
Louisville im US-Bundesstaat Kentucky<br />
vier querschnittgelähmte Männer<br />
durch Elektrostimulation des Rückenmarks<br />
befähigt wurden, wieder<br />
bewusst Knie, Hüften und Zehen zu<br />
bewegen.<br />
„Bei Tierversuchen hat man festgestellt,<br />
dass Trainieren mit der Rückenmark-Neurostimulation<br />
dazu<br />
führen kann, dass einige Nervenfa-<br />
ESO/ M. KORNMESSER<br />
Es war Ende 2017, als Astronomen das erste Objekt entdeckten, das von<br />
einem fernen Sterndurch den interstellaren Raum bis in unser Sonnensystem<br />
gereist war.Sie nannten es Oumuamua, was auf Hawaiisch so viel<br />
wie „zuerst erreichen“ bedeutet. DasObjekt ähnelt einer Zigarre, könnte<br />
aber auch eine Artflacher Pfannkuchen sein, vonder Seite gesehen. Offenbar<br />
ist es eine ArtKomet, denn es besteht zum Teil aus Eisund produzierte<br />
beim Vorbeiflug an der Sonne Gas. Nunhaben Forscher vomMax-<br />
Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg die Bahn des Objekts zurückverfolgt.<br />
Siefanden vier Zwergsterne,aus deren Umfeld Oumuamua<br />
einst herauskatapultiertworden sein könnte.Sie liegen so,dass das Objekt<br />
einen Flug voneiner Million bis 6,3 Millionen Jahrehinter sich bringen<br />
musste,umbis zu unserer Sonne zu gelangen. (har.)<br />
sern imHirnstamm und in der Wirbelsäule<br />
anfangen zu sprießen“, erklärt<br />
Jocelyne Bloch. Trotz des sichtbaren<br />
Fortschritts in der Mayo Clinic<br />
sei sie aber „nicht allzu enthusiastisch“,<br />
sagt sie.Eshandle sich um die<br />
Forschungsergebnisse mit einem<br />
einzelnen Patienten. Dessen Bewegungen<br />
seien nicht besonders funktional.<br />
„Erkann mit viel Hilfe ein paar<br />
Schritte gehen –aber es gab keine<br />
neurologische Heilung.“<br />
Ähnlich sieht es NorbertWeidner,<br />
Professor und Ärztlicher Direktor der<br />
Klinik für Paraplegiologie am Universitätsklinikum<br />
Heidelberg. Für ihn<br />
zeigt die US-amerikanische Studie<br />
ein„interessantes Ergebnis“, nämlich<br />
einen „Proof of Principle“, einen<br />
grundsätzlichen Machbarkeitsnachweis,<br />
der aber für den Alltag noch<br />
nicht besonders relevant sei.<br />
Nurein einziger Fall<br />
Beim Probanden aus der Mayo Clinic<br />
sei zu befürchten, „dass die Gehfunktion<br />
wieder deutlich abnehmen wird<br />
oder der Proband komplett auf den<br />
Rollstuhl zurückgreifen wird“, wenn<br />
das intensive funktionsorientierte<br />
Training nach Beendigung der Studie<br />
nicht mehr aufrechterhalten werden<br />
könne.Die wenigen noch erhaltenen<br />
Nervenbahnen ließen sich durch einen<br />
derartigen Forschungsansatz<br />
nicht vermehren. Das aber sei zwingend<br />
notwendig, um tatsächlich Verbesserungen<br />
zu erreichen, die auch<br />
im Alltag wirksam sein könnten.<br />
Die Studie beschreibe nur einen<br />
einzigen Fall, sagt Weidner,und zwar<br />
an einem speziellen Patienten, „so<br />
dass fraglich ist, inwiefern andere<br />
querschnittgelähmte Patienten in<br />
gleicher Weise trainiert werden können.“<br />
Laut Weidner habe der Heilungsansatz<br />
der Elektrostimulation<br />
eher Chancen bei nicht vollständig<br />
Gelähmten, die unterhalb der verletzten<br />
Stelle am Rückenmarkzumindest<br />
noch Bewegungen ausführen könnten.<br />
(mit dpa)<br />
Pferde können<br />
Lügner<br />
erkennen<br />
Tiere analysieren Stimme<br />
und Mimik von Menschen<br />
VonJörg Zittlau<br />
Pferde begleiten den Menschen<br />
seit mindestens 5500 Jahren. In<br />
dieser Zeit haben sie den Zweibeiner<br />
immer besser zu verstehen gelernt.<br />
Wie gut, das belegt eine jüngst erschienene<br />
Studie der Universität Tokio.<br />
Demnach sollte der Mensch gar<br />
nicht erst versuchen, dem Pferd etwas<br />
vorzuspielen.<br />
Das japanische Forscherteam<br />
zeigte insgesamt 19 Testpferden jeweils<br />
die Porträtfotos vonvertrauten<br />
und fremden Menschen, die entweder<br />
mit fröhlichem oder wütendem<br />
Gesichtsausdruck in die Kamera<br />
schauten. Unmittelbar danach hörten<br />
die Tiere aus einem Lautsprecher,<br />
wie diese Person zu ihnen<br />
sprach. Undzwar ebenfalls in einem<br />
fröhlichen oder wütenden Tonfall,<br />
nur dass dieser sich nicht immer mit<br />
der Stimmung des vorher gezeigten<br />
Fotos deckte. Espassierte also gelegentlich,<br />
dass dem wütenden Gesicht<br />
eine fröhliche Stimme und dem<br />
fröhlichen Gesicht eine wütende<br />
Stimme folgte.<br />
Haufen Möhren im Eimer<br />
Im Falle eines solchen Widerspruchs<br />
zeigten sich die Tiere sichtbar irritiert.<br />
Es dauerte dann nämlich nur<br />
die Hälfte der Zeit, bis sie in Richtung<br />
Lautsprecher blickten – und sie<br />
blickten auch länger hin. „Solche<br />
Verhaltensmuster sind typisch dafür,<br />
dass Pferde überrascht sind und etwas<br />
anderes erwartet haben “, sagte<br />
der Studienleiter Kosuke Nakamura.<br />
Für den japanischen Verhaltensforscher<br />
sind die überraschten Reaktionen<br />
der Pferde ein sicherer<br />
Hinweis darauf, dass sie gleich auf<br />
mehreren Wegen Rückschlüsse auf<br />
die Stimmung des Menschen ziehen<br />
– nämlich durch die Analyse<br />
des Gesichtsausdrucks, der Stimmlage<br />
und durch das Zusammenfügen<br />
und Abgleichen der beiden.<br />
Wenn also ein Mensch freundlich<br />
lächelt, seine Stimme aber etwas<br />
anderes, Bedrohliches ausdrückt,<br />
könnte das Pferdgewarnt sein.<br />
„Pferde verfügen über ein crossmodales<br />
Gedächtnis“, sagte Nakamura,<br />
„und sie wissen es für das bessere<br />
Verständnis des Menschen zu<br />
nutzen.“ Das untermauert, wie eng<br />
die Beziehung der beiden ist, und<br />
auch, wie intelligent Pferde sind.<br />
Letzteres belegt auch eine andere<br />
Studie aus Japan, dieses Malvon der<br />
Universität Kobe. Dort ließ man<br />
Pferde beobachten, wie jemand außerhalb<br />
ihres Gatters einen Haufen<br />
Möhren in einem Eimer versteckte.<br />
Als dann später ihr Pfleger kam,<br />
stupsten sie diesen immer wieder<br />
an, und sie zeigten mit ihrem Kopf in<br />
Richtung Eimer. Sie forderten also<br />
ihren zweibeinigen Gefährten zur<br />
Mithilfe auf; und das umso stärker,<br />
wenn sie wussten, dass der das Möhrenversteckspiel<br />
nicht gesehen<br />
hatte.„Pferde können also ihr Kommunikationsverhalten<br />
daran anpassen,<br />
ob ein Mensch etwas weiß oder<br />
nicht“, erklärte die Studienleiterin<br />
Monamie Ringhofer. Unter den Vertretern<br />
des Homo sapiens gibt es<br />
nicht wenige, die in dieser Hinsicht<br />
vonden Pferden lernen könnten.<br />
Pferde können Stimmungen von Menschen<br />
gut einschätzen. IMAGO STOCK&PEOPLE
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Kampf<br />
um<br />
Bronze<br />
WieRadprofi Schachmann<br />
das WM-Zeitfahren angeht<br />
Für die deutsche Frauen hielt das<br />
Einzelzeitfahren bei der Straßenrad-WM<br />
eine Enttäuschung bereit.<br />
Sowohl Teamweltmeisterin Trixi<br />
Worrack als auch die frühereTitelträgerin<br />
Lisa Brennauer waren bei der<br />
Leistungsdemonstration der Niederländerinnen,<br />
die den kompletten<br />
Medaillensatz gewannen, absolut<br />
chancenlos. Worrack kam in Innsbruck<br />
drei Tage vor ihrem 37. Geburtstag<br />
mit mehr als drei Minuten<br />
Rückstand auf Siegerin Annemiek<br />
van Vleuten nur auf den 15. Rang,<br />
auch Brennauer, 30,hatte Höheres<br />
angestrebt als Platz 14. Nun ist es an<br />
den Männern, am Mittwoch die<br />
Scharte auszuwetzen. „Ich würde<br />
mich über Platz drei freuen, mich<br />
aber auch mit vier oder fünf abfinden“,<br />
sagte der viermalige Zeitfahr-<br />
Weltmeister Tony Martin vor dem<br />
52,5 Kilometer langen Rennen. Der<br />
<strong>Berliner</strong> Maximilian Schachmann,<br />
24, zählt zu Martins Konkurrenten<br />
im Kampf um die Bronzemedaille.<br />
Nur Bronze? Um mehr zu erreichen,<br />
müsste das deutsche Duo vor<br />
sein als ein Niederländer und ein<br />
Australier: Titelverteidiger TomDumoulin<br />
und der frühere Stunden-<br />
Weltrekordler Rohan Dennis. Beide<br />
gelten als Gold-Kandidaten: „Dahinter<br />
ist alles offen, und es gibt zwei<br />
Hände voll aussichtsreicher Kandidaten“,<br />
sagt Martin. Zu diesem Kreis<br />
zählt er sich und den frisch gekürten<br />
Team-Weltmeister aus Berlin, den<br />
Martin in höchsten Tönen lobt.„Max<br />
ist eines der größten deutschen Talente<br />
mit viel Potenzial. Am Sonntag<br />
im Teamzeitfahren war er extrem<br />
stark.“ Gemanagt werden beide vom<br />
Erfurter JörgWerner,der auch schon<br />
als Berater von John Degenkolb und<br />
Marcel Kittel in Erscheinung trat.<br />
Die Entscheidung wird amMittwoch<br />
wohl 20 Kilometer vordem Ziel<br />
Goldfahrt: Maximilian Schachmann im<br />
Team-Zeitfahren der WM. DPA/NEUBAUER<br />
beim fünf Kilometer langen Aufstieg<br />
im Gnadenwald fallen. „Der Kurs ist<br />
zweigeteilt: erst Highspeed, dann<br />
bergig“, sagt Schachmann.<br />
Martin konnte in dieser Saison<br />
bislang nur mit dem Sieg bei der<br />
deutschen Meisterschaft im Zeitfahren<br />
aufwarten, jetzt sagt er, erfühle<br />
sich fit. Der Wirbelbruch, der ihn<br />
nach einem Sturz auf der achten<br />
Etappe der Tour de France zur Aufgabe<br />
zwang, mache „überhaupt<br />
keine Probleme“ mehr. „Ich habe<br />
fünf, sechs Wochen gut trainiertund<br />
hatte schon bei der Tour of Britain<br />
keinerlei Beschwerden mehr“, sagte<br />
Martin, der das Katusha-Alpecin-<br />
Team in Richtung LottoNL-Jumbo<br />
verlassen dürfte. Der neue Zweijahresvertrag<br />
trug zur Beruhigung bei:<br />
„Meine sportliche Zukunft ist gesichert,<br />
darüber freue ich mich. Es<br />
sind noch ein paar Kleinigkeiten zu<br />
klären, dann werden wir den Wechsel<br />
offiziell bekanntgeben.“ Sein Karriereende<br />
scheint in weiter Ferne zu<br />
liegen: „Wer sagt denn, dass es in<br />
zwei Jahren zu Ende ist?“, so Martin.<br />
Und Kollege Schachmann? Der<br />
steht erst am Anfang. Entsprechend<br />
ist sein Elan. Auf die Frage, wie er<br />
denn einen Tag nach der anstrengenden<br />
Fahrt zum Teamgold trainiert<br />
habe, antwortete er: „Vollgas<br />
natürlich.“ (dpa)<br />
Männer,die auf den Präsidenten starren: Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan bringt Schwung in die EM-Bewerbung.<br />
Aufgepumpte Blase<br />
Der DFB wähnt sichschon als Veranstalter derEuro 2024, doch die Chancender Türkei sind besser alsgedacht<br />
VonFrank Hellmann, Frankfurta.M.<br />
Michael van Praag mag<br />
sich nicht festlegen.<br />
Und schon gar nicht<br />
öffentlich. Für wender<br />
niederländische Spitzenfunktionär<br />
stimmt, wenn die Bewerbungsdelegationen<br />
vom Deutschen Fußball-<br />
Bund (DFB) und Türkischen Fußball<br />
Verband (TFF) am Donnerstag ihre<br />
Anwartschaft auf die Euro 2024 in<br />
Wort und Bild präsentiert und auf<br />
Rückfragen pariert haben? „Die Abstimmung<br />
ist geheim. Und ich sage<br />
nichts über die Art, wie ich zu meiner<br />
Wahl komme“, richtete der 71-Jährige<br />
im „Telegraaf“ aus. Das klang<br />
fast selbstgefällig.<br />
Der niederländische Verbandspräsident<br />
gilt als Schwergewicht in<br />
der 20-köpfigen Exekutive der Europäischen<br />
Fußball-Union (Uefa). Seit<br />
fast zehn Jahren ist er dabei. Eigentlich<br />
wollte der ehemalige Vereinsboss<br />
vonAjax Amsterdam ja mal viel<br />
höher hinaus. 2015 plante er kurzfristig,<br />
als Fifa-Boss zu kandidieren;<br />
2016 trat er dann bei der Uefa-Präsidentenwahl<br />
an. Doch das Rennen<br />
machte der Slowene Aleksandar Ceferin,<br />
den auch der DFB und dessen<br />
Präsident Reinhard Grindel unterstützten.<br />
Es heißt, diese Niederlage<br />
habe der Niederländer bis heute den<br />
Deutschen nicht verziehen. Stimmt<br />
er aber deshalb morgen in der Uefa-<br />
Zentrale im schweizerischen Nyon<br />
am Genfer Seefür die Türkei?<br />
Strippenzieher der Özil-Affäre<br />
Eine vonvielen vertrackten Personalien,<br />
die verdeutlicht, wie viele Einflussfaktoren<br />
bei einer Turniervergabe<br />
einwirken. Was im Evaluierungsbericht<br />
der Uefa-Administration<br />
steht (Punktsieger<br />
Deutschland), ist die eine Seite.<br />
Dazu kommen verlässliche Stimmen,<br />
dass sich speziell die Führung<br />
um Ceferin einen sicheren, stabilen<br />
Partner für die übernächste EM<br />
wünscht, weil ihnen nach dem Experiment<br />
einer über ganz Europa von<br />
Baku, Budapest bis Bilbao verteilten<br />
Euro 2020 ein polarisierender Ausrichter<br />
2024, der möglicherweise das<br />
Event auch noch politisch instrumentalisiert,<br />
mehr Risiko als Chance<br />
scheint. Doch auf der anderen Seite<br />
steht die Beeinflussbarkeit von<br />
Wahlmännern.<br />
Der Mitbewerber Türkei hat früh<br />
für seine Zwecke die Agentur Vero<br />
Treffen: Die Entscheidung<br />
über den Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft<br />
2024 treffen die Mitglieder<br />
des Uefa-Exekutivkomitees<br />
am Donnerstag in Nyon am<br />
Genfer See. Nicht wahlberechtigt<br />
sind DFB-Präsident<br />
Reinhard Grindel und der<br />
türkische Vertreter Servet<br />
Yardimci.<br />
VIERTER VERSUCH<br />
Stimmen: Da der erkrankte<br />
Schwede Lars-Christer Olsson<br />
und möglicherweise<br />
auch der Italiener Andrea Agnelli<br />
nicht anwesend sein<br />
werden, reduziertsich die<br />
Zahl der Wahlmänner auf 17<br />
oder 16. Jedes Mitglied hat<br />
in der geheimen Wahl eine<br />
Stimme. Bei einem Patt entscheidet<br />
Aleksander Ceferin.<br />
Communications eingespannt, die<br />
sich aufs Netzwerken versteht, um<br />
Großereignisse auch in nicht bestens<br />
beleumundete Länder zu ziehen.<br />
Mit Mike Lee ist Anfang September<br />
aber deren Gründer an Herzversagen<br />
gestorben. Mit 61 Jahren. Der<br />
weltweit anerkannte PR-Stratege<br />
war Kommunikationschef für die<br />
Londoner Olympiabewerbung,<br />
hatte geholfen, dass die WM 2022<br />
nach Katar ging und sich zuletzt für<br />
die Türkei eingesetzt.<br />
Es wird sogar gemutmaßt, Lee<br />
könnte der wahreStrippenzieher der<br />
Affäre Mesut Özil gewesen sein, um<br />
der deutschen Bewerbung zu schaden.<br />
Und erhalf definitiv mit, dass<br />
Gianni Infantino vomUefa-Generalsekretär<br />
zum Fifa-Präsidenten aufsteigen<br />
konnte.Womit sich auch der<br />
Kreis schließt, warum Infantino sich<br />
mit dem türkischen Staatspräsidenten<br />
Recep Tayyip Erdogan traf und<br />
die Bewerbung so ausdrücklich<br />
lobte.<br />
Es heißt, die deutsche Delegation<br />
solle sich mal bloß nicht zu sicher<br />
sein. Schon gegen den EM-Ausrichter<br />
Frankreich 2016 verlor die Türkei<br />
nur denkbar knapp mit 6:7<br />
Stimmen. Fest auf türkischer<br />
Seite soll aus dem Entscheiderzirkel<br />
bereits der Ukrainer Grigori Surkis<br />
stehen. Deraffärenerprobte Oligarch<br />
hat kein Problem damit, die<br />
übernächste EM in der Erdogan-<br />
Autokratie ausspielen zu lassen. Wie<br />
aber verhält sich das Triumvirat<br />
osteuropäischer Ex-Fußballer,<br />
die auch Grindel zu umgarnen<br />
versuchte: die polnische<br />
Ikone Zbigniew Boniek, der<br />
Teilen: Der Uefa-Präsident<br />
Ceferin könnte auch losen<br />
lassen. Die türkische Bewerbung<br />
mit dem Herzen Istanbul<br />
und acht weiteren Städten<br />
unter dem Motto „Share<br />
together“ (Miteinander teilen)<br />
setzt darauf, nach drei<br />
vergeblichen Anläufen<br />
(2008, 2012, 2016) dieses<br />
Mal an der Reihe zu sein.<br />
kroatische Torjäger DavorSuker und<br />
der bulgarische Keeper Borislaw Michajlow,<br />
die jeweils ihre Heimatverbände<br />
leiten.<br />
Steuerfreiheit und Gratis-Stadien<br />
Deren süd- und mitteleuropäische<br />
Kollegen sind schwer einzuschätzen:<br />
Wo ist der spanische Banker<br />
Juan Luis Larrera Sarobe zu verorten,<br />
den die „Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>“<br />
Uefa-Präsident<br />
Aleksander<br />
Ceferin ist um<br />
Ballkontrolle<br />
bemüht.<br />
IMAGO/EIBNER<br />
DPA/YASIN BULBUL<br />
bereits bei der Türkei wähnt? Wie<br />
verhält sich die früherefranzösische<br />
Fechterin Florence Hardouin, die<br />
2016 als erste Frau ins Exekutivkomitee<br />
gewählt wurde? Es bleiben<br />
Ungereimtheiten und Unsicherheiten.<br />
Der portugiesische Verbandspräsident<br />
Fernando Gomes hat zu erkennen<br />
gegeben, dass der „Fußball<br />
zur Beachtung der Menschenrechte<br />
beitragen“ soll. Eindeutscher Befürworter.Auch<br />
auf die Stimme des Briten<br />
Ivan Gazidis,der die Europäische<br />
Klubvereinigung ECA repräsentiert,<br />
kann offenbar der DFB bauen. Unklar,obder<br />
zweite ECA-Vertreter Andrea<br />
Agnelli als Vorsitzender von Juventus<br />
Turin abstimmen darf, der<br />
sich ohnehin als Unternehmer im<br />
Interessenkonflikt bewegt. Sollten es<br />
wirklich nur 16Wahlberechtigte sein,<br />
würde beim Patt der Boss Ceferin das<br />
letzte Wort haben.<br />
Der Jurist hat noch einmal ausdrücklich<br />
seine Vorliebe priorisiert:<br />
Mit dem Turnier wolle man „so viel<br />
wie möglich verdienen“. DermonetäreAspekt<br />
ist in der Tatfür die Uefa<br />
nicht zu verachten, auch wenn deren<br />
Funktionäre nicht annähernd<br />
als so korrumpierbar gelten wie deren<br />
Kollegen bei Fifa und IOC. Die<br />
Uefa hatte in ihren Anforderungskatalog<br />
eine Steuerbefreiung geschrieben,<br />
die die<br />
deutschen<br />
Behörden –imGegensatz<br />
zum türkischen<br />
Ausrichter, der per Staatsgarantie<br />
gleich Steuerfreiheit und<br />
mietfreie Stadien verspricht −nicht<br />
gewähren wollen. Entsprechend<br />
würde auf etwaige Gewinne eine<br />
Körperschaftssteuer von 15Prozent<br />
fällig. Dass ein allzu großer wirtschaftlicher<br />
Nachteil zum Mitbewerber<br />
entsteht, negiert der DFB;<br />
und verweist darauf, dass aufgrund<br />
der größeren Stadien mindestens<br />
300 000 mehr Tickets und die Partnerrechte<br />
teurer verkauft werden<br />
können. Magsein.<br />
Aber der größte deutsche Vorteil<br />
dürfte sein, dass die türkische Lira<br />
extrem an Wert verloren hat. Überschätzt<br />
werde, sagen Eingeweihte,<br />
die politische Großwetterlage, von<br />
denen viele Sportfunktionäre ihr<br />
Metier gerne abkoppeln wollen, um<br />
die Blase aufzupumpen, in der sie<br />
sich dann so gerne selbstgefällig bewegen<br />
–und ihre ganz eigenen, geheimen<br />
Entscheidungen treffen.<br />
Gespräche<br />
am<br />
Dinnertisch<br />
Die Weltreiterspiele 2022<br />
könnten in Berlin stattfinden<br />
VonMatthias Fritzsche, Tryon<br />
Entschuldigend hebt Juan-Carlos<br />
Capelli die Hände. Sein breites<br />
Lächeln und seine Ruhe dabei verbieten<br />
jegliches Fragezeichen zu seinem<br />
Tun. Das Finale des Springturniers<br />
ist kaum beendet, Simone<br />
Blum erst Sekunden Weltmeisterin,<br />
da verschwindet er auch schon. Um<br />
wenig später auf dem Parcour aufzutauchen.<br />
Capelli ist Teil der Siegerehrung.<br />
Wieder bringt er Uhren unter<br />
die Gewinner. Für Gold, Silber und<br />
Bronze. Am Ende der Weltreiterspiele<br />
im amerikanischen Tryonsind<br />
es 36 exklusiveGeschenke.<br />
Capelli muss das tun. So sehr ihm<br />
diese Aufgabe zur Leidenschaft geworden<br />
ist, er hätte auch keine andere<br />
Wahl. Als Vizepräsident einer<br />
Schweizer Uhren-Firma ist er aus<br />
Tradition verhaftet. 1878 zierte ein<br />
Jockey samt Pferd das Ziffernblatt.<br />
Der Anfang einer glücklichen Beziehung<br />
seit dem ersten Sponsoring<br />
1912. „Alle lieben Pferde“, sagt Capelli.<br />
Er weiß, wovon erspricht. Weil<br />
er in der Jugend selbst geritten ist.<br />
Weil er sich auf dem Terrain bestens<br />
auskennt. Weil er ein Schattenmann<br />
im Weltreitersport ist. Mit ihm geht<br />
fast alles.Ohne ihn wirdesschwer.<br />
Spannender Gedanke<br />
Der gebürtige Schweizer reist von<br />
Turnier zu Turnier. Seit zwei Jahren<br />
kommt er auch nach Berlin. Unterm<br />
Funkturm macht die Global Champions<br />
Tour Station. „Eine wundervolle<br />
Arena mitten in der Stadt“,<br />
schwärmt Capelli. Er liebt diese Orte<br />
ebenso wie die Events abseits der<br />
Großstädte. InBerlin hat er beides.<br />
Die Galopprennbahn in Hoppegarten<br />
sowie den Sommergarten. „Zwei<br />
wunderbare Events in einer Stadt“,<br />
nennt es Capelli und findet den Gedanken<br />
einer Reit-WM in Berlin<br />
spannend. „Das ist eine interessante<br />
Frage.“<br />
Aber ein mehr als heikles Thema.<br />
Tryon inNorth Carolina war eingesprungen,<br />
nachdem das kanadische<br />
Bomount die WM 2018 nicht stemmen<br />
konnte. Trotz großem Engagement<br />
gingen Baustellenbilder um<br />
dieWelt, Hurrikane Florence und dadurch<br />
bedingte Wettkampfabsagen<br />
taten ihr Übriges. Aber entgegen aller<br />
Schwierigkeiten zogen die Amerikaner<br />
voll durch. Undsind stolz darauf.<br />
Zahlreiche Helfer kamen aus<br />
vielen Teilen des Landes, opferten<br />
ihren Urlaub und Zeit mit der Familie,<br />
umdabei zu sein. Wie Gina aus<br />
Maine, die im Golfcaddy die Besucher<br />
von einer Wettkampfstätte zur<br />
nächsten fährt. „Es ist grandios“,<br />
schwärmt sie –und gibt Gas.<br />
Das muss der Weltreiterverband<br />
(FEI) auch tun. Für 2022 fehlt der<br />
Austragungsort. Kentucky und Samorin<br />
in der Slowakei zogen ihreBewerbung<br />
zurück. Biszum November<br />
läuft die neue Bewerbungsfrist. FEI-<br />
Präsident Ingmar des Vosist zuversichtlich.<br />
Erst recht nach dem zurückliegenden<br />
Final-Wochenende.<br />
DerIOC-Chef schaut vorbei<br />
Kein Geringerer als Thomas Bach gesellte<br />
sich zur versammelten Elite<br />
des Reitsports.Der Präsident des Internationalen<br />
Olympischen Komitees<br />
(IOC) folgte der Einladung des<br />
Weltverbandes. „Es war eine große<br />
Ehre für uns, dass Thomas Bach gekommen<br />
ist“ sagt Ingmar de Vos<br />
nach einem abendlichen Empfang<br />
und hofft natürlich, dass sich sein<br />
Problem mit der WM 2022 im Schulterschluss<br />
mit dem IOC lösen lässt.<br />
Ohne Juan-Carlos Capelli hätte es<br />
diese Zuversicht wohl kaum gegeben.<br />
Über ihn lief der Ort der Veranstaltung.<br />
Auf der Terrasse der Lodge<br />
am Lake Lure mit malerischem Blick<br />
auf den See war er der Gastgeber im<br />
Hintergrund. Wie viel am Dinnertisch<br />
über Berlin gesprochen wurde,<br />
bleibt ein Geheimnis.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 19 *<br />
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Sport<br />
ZAHLEN<br />
NACHRICHTEN<br />
Bundesliga<br />
5. Spieltag<br />
SV Werder Bremen −Hertha BSC 3:1 (2:0)<br />
München−FCAugsburg 1:1 (0:0)<br />
Hannover96−Hoffenheim 1:3 (0:1)<br />
SC Freiburg−FCSchalke04 1:0 (0:0)<br />
Düsseldorf−Leverkusen Mi., 18.30<br />
Bor.Dortmund−Nürnberg Mi., 20.30<br />
RB Leipzig −VfB Stuttgart Mi., 20.30<br />
M'gladbach−Eintr.Frankfurt Mi., 20.30<br />
Mainz 05 −VfL Wolfsburg Mi., 20.30<br />
1 München 5 12: 3 13<br />
2SV Werder Bremen 5 10: 6 11<br />
3Hertha BSC 5 10: 7 10<br />
4Bor.Dortmund 4 8: 3 8<br />
5 Hoffenheim 5 9: 8 7<br />
6VfL Wolfsburg 4 8: 7 7<br />
7 M'gladbach 4 7: 6 7<br />
8Mainz 05 4 4: 3 7<br />
9SC Freiburg 5 8: 9 7<br />
10 Nürnberg 4 4: 3 5<br />
11 Düsseldorf 4 4: 4 5<br />
12 FC Augsburg 5 7: 8 5<br />
13 RB Leipzig 4 6: 8 5<br />
14 Eintr.Frankfurt 4 5: 6 4<br />
15 Leverkusen 4 3: 8 3<br />
16 VfB Stuttgart 4 3: 7 2<br />
17 Hannover96 5 4: 9 2<br />
18 FC Schalke04 5 2: 9 0<br />
2. Bundesliga<br />
7. Spieltag<br />
1. FC Köln−Ingolstadt 2:1 (0:0)<br />
VfL Bochum−Dyn. Dresden 0:1 (0:1)<br />
Union Berlin−Kiel 2:0 (0:0)<br />
Darmstadt 98 −Arm.Bielefeld 1:2 (0:0)<br />
Regensburg−Heidenheim Mi., 18.30<br />
FC St. Pauli−SCPaderborn Mi., 18.30<br />
Erzg.Aue −Sandhausen Mi., 18.30<br />
Magdeburg −Duisburg Mi., 18.30<br />
Gr.Fürth−Hamburger SV Do., 20.30<br />
1 1. FC Köln 7 18: 11 16<br />
2 Union Berlin 7 11: 5 13<br />
3 Dyn. Dresden 7 10: 7 12<br />
4 Arm. Bielefeld 7 11: 10 12<br />
5 Hamburger SV 6 10: 10 12<br />
6 VfL Bochum 7 13: 7 11<br />
7Gr.Fürth 6 11: 7 11<br />
8Darmstadt 98 7 8: 9 10<br />
9 SC Paderborn 6 15: 12 9<br />
10 Kiel 7 9: 10 9<br />
11 FC St. Pauli 6 10: 13 9<br />
12 Heidenheim 6 9: 7 8<br />
13 Regensburg 6 10: 10 7<br />
14 Erzg.Aue 6 8: 9 7<br />
15 Ingolstadt 7 7: 15 5<br />
16 Magdeburg 6 7: 9 4<br />
17 Sandhausen 6 2: 10 2<br />
18 Duisburg 6 3: 11 1<br />
3. Liga<br />
9. Spieltag<br />
Braunschweig−Kaiserslautern 1:4 (1:1)<br />
SF Lotte−FCCZJena 2:0 (1:0)<br />
Würzb.Kickers−SVMeppen 2:1 (1:1)<br />
SV Wehen −Großaspach 2:0 (0:0)<br />
Hansa Rostock−Pr. Münster 1:4 (0:2)<br />
VfR Aalen −Karlsruher SC Mi., 19.00<br />
KFC Uerdingen −FSV Zwickau Mi., 19.00<br />
VfL Osnabrück−Fortuna Köln Mi., 19.00<br />
Unterhaching −München Mi., 19.00<br />
Spitze:<br />
1 Würzb.Kickers 9 17: 11 16<br />
2 KFC Uerdingen 8 10: 8 16<br />
3 Unterhaching 8 15: 9 15<br />
4 VfL Osnabrück 8 11: 5 15<br />
5Pr.Münster 9 16: 13 15<br />
6 Hallescher FC 8 10: 7 13<br />
7Karlsruher SC 8 8: 6 13<br />
8 SV Wehen 9 16: 15 13<br />
Ein Bild für Unions Vereins-Annalen: Sebastian Polter trifft nach siebenmonatiger Verletzungspause beim Comeback per Fallrückzieher.<br />
WieimBilderbuch<br />
Gegen Kiel gelingt Union ein Sieg mit Ausrufezeichen. Sebastian Polter feiert ein tränenreiches Comeback<br />
VonMax Ohlert<br />
Eswar eine Partie von richtungsweisendem<br />
Charakter, die den<br />
1. FC Union am Dienstagabend im<br />
Stadion an der Alten Försterei erwartete.<br />
Kein Pflichtspiel hatten die Eisernen<br />
in dieser Saison bislang verloren,<br />
zuletzt jedoch auch dreimal<br />
Unentschieden gespielt.<br />
Die Stimmung in Köpenick war<br />
dementsprechend durchwachsen,<br />
ein Sieg war gefühlte Pflicht gegen einen<br />
unangenehmen Kieler SV Holstein.<br />
Am Ende bestand Union die<br />
Reifeprüfung mit Sternchen.<br />
Rotation auf der linken Seite<br />
Nicht nur,weil Grischa Prömel in der<br />
90. Minute mit seinem harterkämpften<br />
1:0 den Sieg praktisch festzurrte,<br />
nicht nur, weil Sebastian Polter ein<br />
Comeback wie aus dem Bilderbuch<br />
feierte,sondernweil die Mannschaft<br />
von Trainer Urs Fischer gegenüber<br />
den letzten Wochen insgesamt eine<br />
ordentliche Leistungssteigerung<br />
präsentierte.<br />
Der Schweizer hatte vor dem<br />
Spiel die komplette linke Seite ausgetauscht,<br />
Christopher Lenz für Ken<br />
Reichel, sowie Robert Zulj für Felix<br />
Kroos und Simon Hedlund für Marcel<br />
Hartel aufgeboten. Publikumsliebling<br />
Polter nahm sieben Monate<br />
nach seinem Achillessehnenriss<br />
erstmals wieder auf der Bank Platz.<br />
Beide Teams begannen das Spiel<br />
von Anfang an offensiv. Dass die Eisernen<br />
nach 17 Minuten allerdings<br />
nicht in frühen Rückstand gerieten,<br />
war einem überragenden Reflex von<br />
Torwart Rafal Gikiewicz geschuldet,<br />
der einen Schuss des Kieler Koreaners<br />
Lee brillant hielt.<br />
Überhaupt prüfte Kiel Unions<br />
Defensivestärker als die Kontrahenten<br />
der vorangegangenen Spieltage.<br />
Immer wieder tankte sich ihr kräftiger<br />
Kapitän Kinsombi durch das Mittelfeld<br />
und sorgte für Vollbeschäftigung<br />
bei der Köpenicker Hintermannschaft,<br />
die über den kompletten<br />
Spielverlauf aber wieder einmal<br />
äußerst standhaft blieb.<br />
Kurz vor der Pause gehörte die<br />
beste Chance dann jedoch den Eisernen:<br />
Nach einem Freistoß von<br />
Christopher Trimmel köpfte Florian<br />
Hübner den Ball kräftig aufs Tor, nur<br />
eine Glanztat des Holstein-Torwarts<br />
Kronholm konnte die Führung verhindern.<br />
Nach dem Seitenwechsel erhöhte<br />
Union den Druck weiter.Akaki Gogia<br />
setzte sich auf dem rechten Flügel<br />
starkgegen zwei Kieler durch, umlief<br />
Kronholm, doch der Torwart bewies<br />
erneut seine Klasse, streckte sich<br />
und wehrte Gogias Schuss ab (47.).<br />
Die Köpenicker ließen nicht nach,<br />
präsentierten sich endlich offensiv<br />
so strukturiert, wie es sich Trainer Fischer<br />
schon in den vergangenen Partien<br />
erhofft hatte.<br />
Einkleines bisschen Zauber<br />
Für der Lohn der Angriffs-Mühen<br />
benötigte es schlussendlich einen<br />
Kämpfer wie Grischa Prömel und<br />
das kleine bisschen Zauber,dass den<br />
Fußball in allerreinste Emotionen<br />
verwandelt. Doch davor wurde es<br />
erst einmal laut in der Alten Försterei.<br />
In der 76. Minuten streifte sich<br />
Sebastian Polter −mit seiner Statur,<br />
seinem Charakter und seinem<br />
Kampfesgeist schon immer der Inbegriff<br />
des eisernen Kickers −dasTrikot<br />
über und betrat unter riesigem<br />
Jubel den Rasen.<br />
Dass das Kurz-Comeback aber<br />
keine Köpenicker Folklore war, bewiesen<br />
die Schlussminuten. DieEinwechslung<br />
des Publikumslieblings<br />
wirkte auch für dessen Mitspieler<br />
wie eine zweite Luft. Immer wieder<br />
attackierte Union die Gäste und als<br />
in der 90. Minute Robert Zulj, der<br />
sein bislang bestes Spiel im rot-weißen<br />
Trikot absolvierte, imStrafraum<br />
gelegt wurde und alle Beteiligten mit<br />
einem Auge auf Schiedsrichter Benjamin<br />
Cortus schielten, stand Grischa<br />
Prömel goldrichtig und vollstreckte.Vorteil,<br />
1:0.<br />
Doch der Schlusspunkt war noch<br />
nicht gesetzt: Sekunden vordem Abpfiff<br />
tankten sich Polter und Marcel<br />
Hartel vor das Torvon Kiels Keeper<br />
Kenneth Kronholm. Polter übernahm,<br />
schoss, Kronholm blieb Sieger.<br />
Doch der Stürmer setzte nach,<br />
drehte sich und traf per Fallrückzieher<br />
über Kronholm hinweg zum 2:0.<br />
Tränen der Freude<br />
IMAGO<br />
Schiedsrichter Cortus pfiff gar nicht<br />
erst wieder an, die Fans sahen rot<br />
und weiß und Sebastian Polter ließ<br />
seinen Emotionen freien Lauf. Freudentränen<br />
rannen ihm übers Gesicht,<br />
jeder Mitspieler umarmte ihn<br />
so lange, sowie es jeder Unioner in<br />
diesem märchenhaften Moment<br />
wohl gerne getan hätte. Nach dem<br />
Spiel verriet der Stürmer:„Vielleicht<br />
habe ich mir das irgendwann während<br />
meiner Verletzungszeit mal so<br />
erträumt, jetzt weiß ich gar nicht was<br />
ich sagen soll.“ Doch war es an diesem<br />
Abend nicht allein die zauberhafte<br />
Rückkehr vonSebastian Polter,<br />
die Köpenick zum Strahlen brachte,<br />
sondern auch die des siegestrunkenen<br />
1. FC Union.<br />
Transfersystem vor<br />
weltweiter Reform<br />
FUSSBALL. DieAnzeichen für eine<br />
Reformdes weltweiten Transfersystems<br />
verdichten sich. DieNachrichtenagentur<br />
AFP berichtet vonden<br />
Plänen des Weltverbandes Fifa, die<br />
Anzahl der Leih-Spieler in den Vereinen<br />
zu beschränken, die Solidaritätszahlungen<br />
auszuweiten und die<br />
Spielerberater besser zu überwachen.<br />
DasZiel sei, die Wettbewerbsgleichheit<br />
wiederherzustellen.<br />
Giovinazzi fährtfür<br />
Sauber-Rennstall<br />
FORMEL 1. Antonio Giovinazzi wird<br />
in der kommenden Saison an der<br />
Seite vonKimi Räikkönen für Sauber<br />
fahren. Der24-Jährige bekommt den<br />
Platz des Schweden Marcus Ericsson.<br />
Der28-Jährige bleibt dem<br />
Rennstall aber als Ersatzmann und<br />
Markenbotschafter erhalten. Damit<br />
startet das mit Ferrari-Motoren ausgestattete<br />
Team mit einem komplett<br />
neuen Fahrerduo in die Saison.<br />
Kerber erreicht Achtelfinale<br />
bei Turnier in Wuhan<br />
TENNIS. Wimbledon-Siegerin Angelique<br />
Kerber hat beim WTA-Turnier<br />
in Wuhan/China die Runde der letzten<br />
16 erreicht. DieKielerin profitierte<br />
vonder Aufgabe ihrer GegnerinMadison<br />
Keys wegen einer Verletzung<br />
am linken Knie.Die US-<br />
Amerikanerin beendete die Partie<br />
beim Stand von0:6, 1:4 aus ihrer<br />
Sicht.<br />
Weltmeisterschaften vor<br />
Aufstockung auf 32 Teams<br />
HANDBALL. Weltmeisterschaften<br />
werden aller Voraussicht nach mit 32<br />
statt wie bisher mit 24 Mannschaften<br />
ausgetragen. DerWeltverband IHF<br />
bestätigte dem Fachmagazin Handballwoche,dass<br />
eine Entscheidung<br />
bereits bei der Vereins-WM (16. bis<br />
19. Oktober) in Doha fallen könnte.<br />
DieWMinDeutschland und Dänemarkwirdmit<br />
24 Teams gespielt.<br />
Charrs Bluttest beweist<br />
nicht seine Unschuld<br />
BOXEN: Dervon Weltmeister Manuel<br />
Charr veröffentlichte negative<br />
Bluttest hat so gut wie keine Aussagekraft.<br />
Dieanabolen Wirkstoffe,die<br />
bei ihm gefunden wurden, würden<br />
im Urin getestet, sagte Dopingexperte<br />
MarioThevis.<br />
Wandern auf Fontanes Wegen<br />
Brandenburg entdecken<br />
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Wie war es zu Fontanes Zeiten, wie ist esheute?<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Luka Modric<br />
Wie einst<br />
Cannavaro<br />
Matti Lieske<br />
sieht das Rennen um den<br />
Weltfußballer neu eröffnet.<br />
Okay, diese Mannschaft würde<br />
vermutlich auch zu neunt die<br />
meisten Spiele gewinnen. Um wirklich<br />
unschlagbar zu sein, könnten<br />
David De Gea, Dani Alves,Sergio Ramos,<br />
Raphaël Varane, Marcelo, Luka<br />
Modric, N’Golo Kanté, Eden Hazard<br />
und Kylian Mbappé aber schon die<br />
Hilfe vonLionel Messi und Cristiano<br />
Ronaldo gebrauchen. Doch diese<br />
beiden fehlten auf der Bühne bei der<br />
Präsentation der „Elf des Jahres“<br />
während der Fifa-Gala in London.<br />
Das bewies einen gewissen Mangel<br />
an Stil und passte gleichzeitig zum<br />
Ende einer Ära, die sich schon bei<br />
der WM angedeutet hatte. Zehn<br />
Jahrelang hatten Messi und Ronaldo<br />
den Titel des Weltfußballers paritätisch<br />
unter sich aufgeteilt, die diesjährige<br />
Wahl von Luka Modric zeigt,<br />
dass dieser Automatismus der Vergangenheit<br />
angehört. Sogar Messi<br />
hatte für den Kroaten gestimmt, bei<br />
Ronaldo war er Zweiter.<br />
Hätte man vor der WM nach den<br />
Kandidaten für den begehrten Titel<br />
gefragt, niemand hätte Luka Modric<br />
genannt. Der 33-Jährige hatte zwar<br />
einen beachtlichen Beitrag zum dritten<br />
Champions-League-Gewinn seines<br />
Klubs Real Madrid in Serie geleistet,<br />
aber das hatten andere auch.<br />
Der entscheidende Mann war ohne<br />
Zweifel Ronaldo, auch wenn im Finale<br />
gegen Liverpool Sergio Ramos<br />
(auf üble Weise), Gareth Bale (auf<br />
spektakuläreWeise) und Loris Karius<br />
(auf traurige Weise) die Protagonisten<br />
waren. Es reichte dann in Russland<br />
ein Spiel, Kroatiens imposantes<br />
3:0 in der Gruppenphase gegen Messis<br />
Argentinier,umeine Modric-Manie<br />
zu entfachen, die sich bis ins verlorene<br />
Finale gegen Frankreich fortsetzte<br />
und auch bei der Stimmabgabe<br />
der Nationaltrainer und<br />
Kapitäne noch wirkte.<br />
Naturgesetz? Wargestern!<br />
Oft war der schmächtige Mittelfeldspieler<br />
von seinen fußballerischen<br />
Fähigkeiten her mit Johan Cruyff<br />
verglichen worden, auch vondiesem<br />
selbst. Undhätte Modric etwas mehr<br />
von der Persönlichkeit des Niederländers<br />
mitbekommen, wäre erviel<br />
früher einer der ganz Großen geworden.<br />
Doch der scheue Ballkünstler<br />
war immer eher Mitläufer als Dominator,<br />
selbst in Kroatiens Team<br />
schwang er sich erst spät zum Anführer<br />
auf. Beider WM konnte er der<br />
Welt dann endlich zeigen, was in ihm<br />
steckt, und wurde zur überragenden<br />
Figur eines Turniers, das ansonsten<br />
vonTeamleistungen statt individueller<br />
Brillanz geprägt war.<br />
Seine Wahl erinnert ein bisschen<br />
an die von Fabio Cannavaro, der<br />
2006 nach Italiens überraschendem<br />
Titelgewinn als bisher einziger Abwehrspieler<br />
Weltfußballer wurde.<br />
Danach wurde die WM geflissentlich<br />
ignoriert, 2010 gewann Messi, 2014<br />
Ronaldo, soals wäre esein Naturgesetz.<br />
Das ist nun Geschichte, das<br />
Rennen neu eröffnet.<br />
Bremens Max Kruse (2.v.re.) verwandelt gegen Herthas TorwartThomas Kraft den Elfmeter zum 3:1.<br />
Nah dran, aber dann<br />
Wieder Elfmeter gegen Hertha? Ja, auch bei der Niederlage in Bremen. Zeit, diese Serie zu hinterfragen<br />
VonPaul Linke, Bremen<br />
Man kann einen vorfreudigen<br />
Fußballfan<br />
nicht einfach zum<br />
Schweigen bringen,<br />
man kann von ihm auch nicht verlangen,<br />
dass er stillhält im Stadion,<br />
wo doch so viel passiert, ständig,<br />
überall. Hier ein Torschuss, dort ein<br />
Foul, so ein Fußballspiel ist ein Oh<br />
und Ah und Uh und überhaupt:<br />
Warum sollen die einen schweigen,<br />
nur weil die anderen es so wollen?<br />
Die einen, das waren am gestrigen<br />
Dienstagabend die normalen<br />
Stadiongänger, auch Eventfans genannt,<br />
und die anderen, das waren<br />
die aktiven Fanszenen von Werder<br />
Bremen und Hertha BSC, die sogenannten<br />
Ultras, die einem bundesweiten<br />
Stimmungsboykott folgen<br />
wollten. Was sie fordern? „Dass der<br />
Fußball wieder die Interessen der<br />
Fans in den Mittelpunkt rückt und<br />
nicht die Interessen von Investoren<br />
oder Stakeholdern.“<br />
Im Interesse der Protestler ist es,<br />
dass die Bundesligaspieltage nicht<br />
weiter in Scheibchen zerschnitten<br />
werden wie eine beliebige Dauerwurst,<br />
dass die Anstoßzeiten möglichst<br />
vielen ein Stadionerlebnis ermöglichen,<br />
vor allem auswärts. In<br />
den Worten der Bremer Ostkurve<br />
hieß das: „Football ist for me,not for<br />
fucking Pay-TV.“ Auf der Gegenseite<br />
hatten sie sich für einen anderen<br />
Reim entschieden, im Herthablock<br />
endete die Botschaft mit: „Industry“.<br />
Also erst mal großes Schweigen,<br />
seltsame Stille auf den Rängen, aber<br />
dann trotzdem zaghafte Klatschversuche,<br />
einzelnen Rufe, Pfiffe der Ultras<br />
–genau achtzehn Minuten und<br />
dreißig Sekunden sollte das im Weserstadion<br />
so gehen, weil das Spiel<br />
hier um 18.30 Uhr angepfiffen<br />
wurde. Doch dann kam die elfte<br />
Spielminute, und selbst der härteste<br />
Bremer Ultrakonnte nicht anders,er<br />
musste über den Führungstreffer<br />
vonMartin Harnik jubeln. Dieanderen<br />
sowieso. Marvin Plattenhardt<br />
sagte hinterher:„Es war nicht unser<br />
Spiel, es war nicht unser Tag.“ In<br />
Zahlen: Werder 3, Hertha 1. Die erneute<br />
Eroberung der Tabellenführung<br />
für mindestens zwei Stunden<br />
war gescheitert.<br />
Als Palko Dardai den Rasen betrat,<br />
war PalDardai bereits da, stand<br />
vorder Kamera, um zu erklären, was<br />
er, der Trainervater, sich eigentlich<br />
dabei gedacht hatte, seinen Spielersohn<br />
in die Startelf zu befördern,<br />
erstmals bei einem Bundesligaspiel.<br />
Keine zehn Meter waren beide nun<br />
voneinander entfernt, aber keinen<br />
Blick wechselten sie, denn keiner<br />
wollte sich etwas anmerken lassen.<br />
Auch bei der Auswechslung nach gut<br />
einer Stunde hatte der Vater keine<br />
Zeit für Zärtlichkeiten. Es war gerade<br />
die beste Phase seiner Mannschaft<br />
„Mit dem Elfmeter haben wir<br />
das Spiel entschieden, gegen uns.<br />
Es war ein falsches Stellungsspiel,<br />
eine falsche Bewegung.“<br />
Pal Dardai muss vielleicht doch mal seine Spieler fragen,<br />
warum sie inzwischen schon fünf Elfmeter in fünf Spielen verursacht haben.<br />
angebrochen. Valentino Lazaro beschrieb<br />
diese so: „Wir waren nah<br />
dran, aber dann …“<br />
Werder führte da bereits 2:1 nach<br />
einem Ecke-Kopf-Treffer von Milos<br />
Veljkovic, für Hertha hatte Javairo<br />
Dilrosun aus einem sehr spitzen<br />
Winkel verkürzt. Undplötzlich rollte<br />
der Ball geordnet durchs Mittelfeld,<br />
waren Lücken auf den Flügeln, war<br />
noch Resthoffnung, dass die Serie<br />
hält, die Euphorie bleibt. Dann aber<br />
flog eine Flanke von rechts in den<br />
IMAGO/TEAM2<br />
Strafraum, und lassen wir zunächst<br />
Plattenhardt selbst berichten: „Er<br />
kommt von hinten, ich sehe ihn<br />
nicht, ich berühreihn, und er macht<br />
das natürlich clever.“ Er heißt Theodor<br />
Gebre Selassie, die Berührung<br />
war auf Wadenhöhe,und zur Bestrafung<br />
gab es einen Elfmeter,den Max<br />
Kruse zum 3:1 verwandelte.Moment<br />
mal, Elfmeter, schon wieder? Ja, der<br />
fünfte im fünften Spiel gegen Hertha.<br />
Einsamer Bundesligarekord. Auch<br />
da lohnt es sich, die Bewertung einem<br />
Protagonisten zu überlassen.<br />
„Irgendwann muss man hinterfragen“,<br />
sagte Lazaro, „was da passiert.<br />
Das hat uns gebrochen.“ Pal Dardai<br />
sagte: „So haben wir das Spiel entschieden,<br />
gegen uns.“<br />
Der Trainer war letztlich auch<br />
froh, dass die Geschichte vomBayernjäger<br />
Nummer eins erst mal vorbei<br />
ist. Er gab diese Rolle gerne weiter an<br />
seinen Bremer Kollegen FlorianKohfeldt.<br />
Dann sagte er noch: „Vielleicht<br />
gab es zu viel Lob für uns.“ Jedenfalls<br />
konnte er sich nicht erklären, warum<br />
seine Spieler diesmal nur hinterherlaufen<br />
konnten, selbst bei Ballgewinnen<br />
kein gezieltes Umschaltspiel<br />
hinbekommen haben. „Acht von elf<br />
Spielernwaren acht nicht gut drauf“,<br />
sagt Dardai. Er meinte körperlich, er<br />
meinte mental.<br />
Dazu zählte Rune Jarstein nicht.<br />
DerTorwart versuchte alles,aberder<br />
Bluterguss im Oberschenkel war zu<br />
schmerzhaft, er blieb zur Halbzeit in<br />
der Kabine. Das passte zu diesem<br />
misslungenen Abend.<br />
Aus Super-Mario wird immer mehr Problemario<br />
Dortmunds Götze hat noch keine Bundesliga-Minute in dieser Saison gespielt. Wird sich gegen Nürnberg kaum ändern<br />
Bayern stolpert<br />
über den<br />
dritten Götze<br />
Felix, kleinster Bruder von<br />
Mario, trifft für Augsburg<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Der Vollmond schaute gerade<br />
rechtzeitig über das Arenadach,<br />
um mitzuerleben wie Arjen Robben<br />
das 1:0 gegen den FC Augsburg erzielte<br />
(48.). Am Ende des Dienstagabends<br />
allerdings stand ein 1:1 (0:0)<br />
des Meisters gegen den kleinen<br />
Nachbarn, weil sich Bayern-Torwart<br />
Manuel Neuer ein seltenes Missgeschick<br />
erlaubt hatte, indem er eine<br />
Flanke fallen ließ, woraufhin der<br />
ehemalige Münchner Felix Götze<br />
den späten Ausgleich erzielte (87.).<br />
Zu Beginn hatten vor allem die<br />
Personalien beider Mannschaften<br />
im Blickpunkt gestanden. Statt Fabian<br />
Giefer, dem bei den jüngsten<br />
beiden Niederlagen in Mainz und<br />
gegen Bremen drei Fehler unterlaufen<br />
waren, bot Augsburgs Trainer<br />
Manuel Baum nicht wirklich überraschend<br />
Andreas Luthe auf, dessen<br />
Sehnenentzündung rechtzeitig abgeklungen<br />
war. Für mehr Erstaunen<br />
sorgte die Startelf der Bayern, inder<br />
der hauptamtliche Achter Leon Goretzka<br />
als Linksverteidiger anstelle<br />
von David Alaba begann. Zudem<br />
durfte Sandro Wagner erstmals von<br />
Beginn an ran, ebenso fingen Renato<br />
Sanches und SergeGnabryan.<br />
Vielleicht auch deshalb konnte<br />
der FCA vorallem zu Beginn ein paar<br />
Akzente setzen. Wie inder sechsten<br />
Minute,als zwei Augsburger aufs Tor<br />
zuliefen, Caiubyaber mit seinem Abschluss<br />
an Manuel Neuer scheiterte,<br />
anstatt den freistehenden Kollegen<br />
Philipp Max zu bedienen. Auf der<br />
Gegenseite verpassten die Münchner<br />
die Führung ebenso knapp,<br />
nachdem ein Abschluss vonThomas<br />
Müller an den Pfosten geprallt war.<br />
Bald darauf näherte sich Sanches<br />
nach einem Solo dem Toran, sein<br />
Schuss aus rund 20 Meternverfehlte<br />
das Ziel aber um etwa einen Meter.<br />
Fehler vonNeuer<br />
Viel mehr passierte zunächst nicht.<br />
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit<br />
konnte das Publikum sich an weiteren<br />
Torannäherungen erwärmen.<br />
Zunächst köpfte Wagner nach einer<br />
Flanke von Joshua Kimmich über<br />
das Tor, dann jagte Sanches ein Zuspielvon<br />
Robben drüber.<br />
Kovac brachte zur zweiten Halbzeit<br />
Alaba auf seiner angestammten<br />
Position für Goretzka, um die Formation<br />
ein bisschen gewohnter zu<br />
gestalten. Dasschnelle 1:0 nach dem<br />
Seitenwechsel resultierte allerdings<br />
aus einem eher ungewohnten Spielzug<br />
der Bayern. Wagner schlug den<br />
Ball vom eigenen Strafraum nach<br />
vorne inden Lauf von Gnabry, der<br />
geschickte verzögerte und Robben<br />
einsetzte,welcher noch einen Haken<br />
um Luthe hinzufügte und dann<br />
wuchtig abschloss. Kurz darauf verpasste<br />
Sanchesnacheinem weiteren<br />
kraftvollen Antritt das 2:0, weil Luthe<br />
erneut parierte. Und dann leistete<br />
sich Neuer einen ungewohnten<br />
Fauxpas,den derjüngereBrudervon<br />
Mario Götze zum Ausgleich nutzte.<br />
Auch der Vollmond staunte<br />
Kann links wie rechts: Luka Modric bei<br />
der Weltfußballer-Kür<br />
GETTY IMAGES<br />
Mario Götzeleidet. Dieunbefriedigende<br />
Situation bei Borussia<br />
Dortmund belastet den WM-Helden<br />
von 2014. „Ich schaffe es nicht, das<br />
auszublenden“, sagte er dem Magazin<br />
Kicker über die ständigen Medienberichte<br />
über seinen Status, seine<br />
Form und seine Bemühungen, wieder<br />
der Mario Götze von einst zu<br />
werden. „Eine Herausforderung“ sei<br />
die Situation für ihn, bekannte der<br />
26-Jährige. Die Fakten in dieser Saison<br />
sind eindeutig: Götze, Schütze<br />
des Siegtores beim WM-Triumph<br />
2014, spielte 64 Minuten im DFB-Pokal,<br />
nur 62 Minuten in der Champions<br />
League,und in der Bundesliga<br />
noch gar nicht.<br />
Zuletzt beim 1:1 des BVB gegen<br />
die TSG Hoffenheim fehlte der gebürtige<br />
Memminger im Kader der<br />
Schwarz-Gelben. Für viele als<br />
Höchststrafe durch BVB-Chefcoach<br />
Lucien Favre angesehen, nicht jedoch<br />
vom Schweizer Fußballlehrer<br />
selbst. „Es liegt am Gegner und am<br />
System, ob er dabei ist oder nicht“,<br />
betonte der 60-Jährige vordem Spiel<br />
am Mittwoch gegen den 1. FC Nürnberg(20.30<br />
Uhr/Sky).<br />
Götze„soll die negativeEnergie in<br />
Motivation“ ummünzen, rät der<br />
fünfmalige WM-Teilnehmer Lothar<br />
Matthäus. „Er muss seinen Unmut<br />
zeigen, sauer auf den Trainer sein,<br />
weil er ihn nicht spielen lässt. Nicht<br />
nur durch feine Pässe,sondernauch<br />
mal mit körperlicher Härte im Training<br />
auffallen, ohne unglaubwürdig<br />
zu sein.“ Steffen Freund, Europameister<br />
von1996, rät: „Inder Champions<br />
League hat er seine Chance<br />
nicht genutzt. Die Zeichen stehen<br />
ganz klar auf Trennung!“ Und Olaf<br />
Thon pflichtet bei: „Entweder muss<br />
er denVerein verlassen oder die Position<br />
verändern, indem er weiter von<br />
hinten kommt.“ Thon stellte jedoch<br />
seinen Vorschlag sogleich selbst infrage.„Ichhabe<br />
meine Zweifel, ob er<br />
die Fertigkeiten in der Defensive<br />
hat.“ (sid)<br />
Bayerns Renato Sanches (r.) jubelt mit<br />
Torschütze Arjen Robben. DPA/MATTHIAS BALK
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Letzte Ausflucht Hiddensee:<br />
Die Verfilmung<br />
des Romans „Kruso“.<br />
Seite 23<br />
„Zahlen Sie jetzt eigentlich Steuern?“<br />
Eine Frage an den Ich-Erzähler in Gerhard Henschels „Erfolgsroman“. Seite 22<br />
Künstlerresidenzen<br />
Refugien<br />
für alle<br />
PetraKohse<br />
mag Flügelfederchen und<br />
sammelt sie vonder Straße<br />
Es ist ja nicht so, dass Künstler<br />
bessere Menschen wären. Und<br />
für die meisten Menschen ist Kunst<br />
oft gar nicht interessant. Aber dennoch<br />
macht es die Welt ein bisschen<br />
besser, wenn jemand im eigenen<br />
Auftrag eine Sache plötzlich ganz genau<br />
nimmt und ihreGestaltung über<br />
die Grenze des Wahrscheinlichen<br />
hinaustreibt. Die Schöpfungskraft –<br />
im künstlerischen Handeln blinkt sie<br />
auf als das eine Federchen, das von<br />
der Existenz vonFlügeln zeugt.<br />
Nun bleibt Kunstschaffenden im<br />
Alltag oft wenig Raum für die Freiheit,<br />
die sie eigentlich haben, und<br />
das ist der Moment, in dem Künstlerresidenzen<br />
ins Spiel kommen. Zahlreiche<br />
davon werden vondeutschen<br />
Institutionen auf der ganzen Welt<br />
unterhalten, teils für deutsche, teils<br />
für ausländische Bewerber, und in<br />
den letzten Jahren ist dabei auch der<br />
Schutz vorVerfolgung oder Krieg zunehmend<br />
wichtig geworden.<br />
Um einen Überblick über alle Angebote<br />
herzustellen und sich zu vernetzen,<br />
hat sich vor drei Jahren der<br />
Arbeitskreis deutscher internationaler<br />
Residenzprogramme gegründet,<br />
dem das Goethe Institut ebenso angehört<br />
wie Schloss Bröllin. 20 Programme<br />
insgesamt bisher,wobei der<br />
Laden offen ist: Meldet euch! Zur<br />
besseren Sichtbarkeit ist am Montag<br />
anlässlich eines Leitungstreffens im<br />
HAU2 –bisher nur auf deutsch –eine<br />
Website ans Netz gegangen:<br />
www.kuenstlerprogramme.de.<br />
Andreas Görgen, Kulturabteilungsleiter<br />
des Auswärtigen Amtes,<br />
sagte zur Begrüßung, wie wichtig es<br />
sei, gerade in Ländern, deren Regierungspolitik<br />
man nicht unterstütze,<br />
solche Fluchtorte aufrechtzuerhalten.<br />
Unddass Kunst nicht als Gesellschaftskitt<br />
instrumentalisiert werden<br />
dürfe. Dass aber Künstler, die<br />
aus den Refugien in ihre Länder zurückkehrten,<br />
die deutschen nach<br />
Deutschland, die türkischen in die<br />
Türkei, eine Erfahrung gemacht hätten,<br />
die ihnen als Bürger auch politische<br />
Bedeutung gäbe. Gründet weitereKünstlerresidenzen!<br />
Für alle.<br />
Rebecca Hornverwandelt mit ihrer Installation zur ArtWeek das Innere der Hedwigskathedrale.<br />
Treibjagd auf Sammler<br />
Fünf Tage für die Kunst der Gegenwart: Die Berlin Art Week lockt mit Messen, Ausstellungen und Podien<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
BerlinArtWeek: vom26. bis<br />
30. September,Ausstellungseröffnungen<br />
am 26.<br />
September in Galerien, Museen<br />
und Privatsammlungen,<br />
www.berlinartweek.de,<br />
Tickets vorOrt<br />
Berlin schlief ja schon in den<br />
Goldenen Zwanzigern nie,<br />
und darauf gründet ja<br />
auch die Legende, der Mythos<br />
der Stadt. Dass es seit vielen Jahren<br />
immer zu Herbstbeginn an der<br />
jungen Kunst liegt, wenn deren Anhänger<br />
nicht mehr wissen, wohin sie<br />
zu allererst eilen sollen, ist ebenso<br />
bekannt. Und da wären wir auch<br />
schon beim großen Fragezeichen.<br />
Berlin will auch Kunstwelthauptstadt<br />
sein, will es schon seit den herrlich<br />
wilden Neunzigern, der Gründerzeit<br />
der Galerieszene, in der<br />
Künstler, Sammler und Kuratoren<br />
aus aller Welt zuzogen, als die ganze<br />
so disparate wie marktschreierische<br />
internationale Gegenwartskunst<br />
über die ästhetisch hungrige einstige<br />
Mauer- und Inselstadt hereinbrach.<br />
Inzwischen freilich verkommt so vieles<br />
zum rasanten Event, nivelliertein<br />
Kunstspektakel das nächste. Das geneigte<br />
Publikum muss also gut auswählen,<br />
um nicht dem oberflächlichen<br />
Goutieren zu verfallen.<br />
Kunst ist schön, aber eben auch<br />
anstrengend. Seit sieben Jahren organisiert<br />
die senatseigene Agentur<br />
Kulturprojekte Berlin mit Hunderten<br />
von Galerien, Museen, Kunstvereinen<br />
die ArtWeek zusammen mit den<br />
allherbstlichen Kunstmessen. Diese<br />
finden diesmal in den Hangars 5und<br />
6(art berlin) und 4(Positions) des<br />
historischen Flughafens Tempelhof<br />
statt. Die Art Berlin, an der 120 hiesige<br />
und internationale Galerien teilnehmen,<br />
offeriert Sammlern und<br />
sonstigem Publikum viele erst jüngst<br />
entstandene Kunst, Werke der Klassik<br />
und der Moderne nach 1945. Alles<br />
in allem wirddas an den Ständen<br />
ein buntes Potpourri aus Spezialitäten<br />
der jeweiligen Händler, künstlerischen<br />
Einzelpositionen und kleinen,<br />
kuratierten Ausstellungen sein.<br />
Offeriert werden Arbeiten international<br />
gefragter Künstler wie Gary<br />
KUNST, KUNSTER AM KUNSTESTEN<br />
Flughafen Tempelhof:Eröffnung<br />
Messe artberlin in den<br />
Hangars 5+6, Eingang über<br />
Tempelhofer Damm 45, am<br />
27. September 16 Uhr mit<br />
einem Konzert. Eintritt 36<br />
Euro, sonst 16/12 Euro.<br />
Messe Positions:Eröffnung<br />
am 27. September,17Uhr,<br />
Hangar 4, Zugang über Columbiadamm<br />
10, Eröffnung<br />
6Euro, sonst 12/6 Euro,<br />
Abendtickets ab 18 Uhr<br />
6Euro.<br />
Hume, Alicja Kwade, Robert Longo,<br />
Jorge Pardo, Annette Kelm, Birgit<br />
Brenner oder Simon Fujiwara.<br />
Auch die seit Jahren beliebte Partnermesse<br />
Positions Berlin Art Fair<br />
wählte den Tempelhofer Flughafen<br />
als Marktplatz. In Hangar 4füllen 73<br />
nationale und internationale Aussteller<br />
die Kojen. Ein Blickpunkt<br />
dürfte die Sonderschau Academy<br />
Positions mit Arbeiten von Absolventen<br />
deutscher Kunsthochschulen<br />
sein. Undetwas ganz Besonderes<br />
sind die surreal-witzigen Bilder zu<br />
„Memories of aCarpet Monster“ des<br />
Kaliforniers Taylor A. White am<br />
Stand der Galerie Kremers. Auch<br />
Museen und Kunstvereine halten all<br />
DPA<br />
jene auf Trab, die zeitgenössische<br />
Kunst interessiert –und die sie sammeln.<br />
Im Landesmuseum Berlinische<br />
Galerie entlarvt der Schweizer<br />
Künstler Julian Charrière (dem letztes<br />
Jahr eine Kokosnuss-Kanone von<br />
der <strong>Berliner</strong> Polizei beschlagnahmt<br />
wurde,als er sie vorder Verschiffung<br />
an die Antarktis noch einmal ohne<br />
Schutzmaßnahmen im Außenraum<br />
ausprobierte) in seiner Schau zum<br />
Gasag-Kunstpreis die verlogenen Paradiese<br />
der Palmenstrände und konfrontiertdie<br />
Idyllen mit den bedrohlich<br />
wahren ökologischen Zuständen<br />
in der Welt.<br />
Im Museum Hamburger Bahnhof<br />
beginnt die Ausstellung der „sanften<br />
Manipulatorin“ Agnieszka Polska<br />
zum Preis der Nationalgalerie.Inder<br />
Nikolaikirche startet die „Holzauktion“<br />
der Hannah-Höch-Preisträgerin<br />
Christian Möbus, imNeuen <strong>Berliner</strong><br />
Kunstverein eine außergewöhnliche<br />
Kunstversammlung der<br />
„Neo-Avantgarde“ oder im C/O die<br />
Fotoschau „Zurück in die Zukunft“.<br />
Nun müssten hier noch mindestens<br />
500 weitere Ausstellungen der hiesigen<br />
Galerien und städtischen Kunsthäuser<br />
aufgeführt werden. Aber ein<br />
bisschen Kunst-Schnitzeljagd mit<br />
vielen Überraschungen sollte ja<br />
auch sein.<br />
NACHRICHTEN<br />
Studie sieht in Stuttgartdie<br />
deutsche Kulturhauptstadt<br />
Baden-Württembergs Landeshauptstadt<br />
Stuttgartbleibt nach einem<br />
Ranking der BerenbergBank und des<br />
Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts<br />
(HWWI) Deutschlands Kulturmetropole<br />
Nummer eins.Von den<br />
30 untersuchten großen Städten<br />
wurde Stuttgarterneut der höchste<br />
Wert an kulturellem Angebot und<br />
Nachfrage durch Bewohner oder Besucher<br />
zuerkannt. Über Qualität und<br />
Bedeutung gab es keine Aussage.<br />
Stuttgarthatte bereits in den Jahren<br />
2012, 2014 und 2016 den Spitzenplatz<br />
eingenommen. Dresden gewann<br />
ein Kopf-an-Kopf-Rennen um<br />
den zweiten Platz gegen Berlin.<br />
München und Karlsruhe erreichen<br />
die Plätzevier und fünf. Dahinter folgen<br />
Bonn, Düsseldorf, Hamburg,<br />
Köln und FrankfurtamMain. In der<br />
Wertung werden unter anderem die<br />
Zahl der PlätzeinOpernund Theaternsowie<br />
die Zahl der Theaterbesucher<br />
berücksichtigt. (dpa)<br />
Wissenschaftler findet<br />
Courbets Akt-Modell<br />
Eines der größten Geheimnisse der<br />
Kunstgeschichte ist gelüftet: Die<br />
Identität der Dame,deren unverhüllte<br />
Scham der französische Maler<br />
GustaveCourbet in seinem Gemälde<br />
„Der Ursprung der Welt“ (L’Origine<br />
du monde) zur Schau stellt. Als Modell<br />
diente ihm die 34 Jahrealte TänzerinConstance<br />
Quéniaux, wie der<br />
französische Literaturwissenschaftler<br />
Claude Schopp nun in einem<br />
Buch enthüllt hat. Quéniaux war<br />
nach Angaben Schopps eine der Mätressen<br />
des türkisch-ägyptischen Diplomaten<br />
Khalil-Bey.Indessen Auftrag<br />
malte Courbet 1866 sein weltberühmtes<br />
Bild. Es befindet sich heute<br />
im Muséed’Orsay in Paris. (AFP)<br />
Die Kamera blickt auf Courbets Gemälde<br />
„Der Ursprung der Welt“.<br />
AFP<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Altstadt<br />
Berlins erster<br />
Schattenspender<br />
VonFalkoHennig<br />
Der älteste Schattenspender von Berlin<br />
ist ein Naturdenkmal und hat einen eigenen<br />
Wikipedia-Artikel. Wie ich an dieser<br />
Stelle ausführen konnte, ist die älteste <strong>Berliner</strong><br />
Pflanze überraschenderweise das Maiglöckchen.<br />
Doch als es im vergangenen Jahrtausendsommer<br />
von Mai bis September<br />
kaum einen Tropfen regnete und die Sonne<br />
brannte,begann ich darüber nachzudenken,<br />
welches der älteste noch existierende Schattenspender<br />
in Berlin sein könnte, und auch<br />
dabei handelt es sich um eine Pflanze, und<br />
was für eine!<br />
Es ist eine Stiel- oder auch Sommereiche,<br />
die bestimmt wegen ihrer Verwendung als<br />
Sonnenschirm so genannt wird. Aber sie<br />
trägt auch den nationalistischen Namen<br />
Deutsche Eiche. Dazu passt, dass sie 1989<br />
zum Baum des Jahres gewählt wurde, als<br />
hätte man die anstehende deutsche Einheit<br />
schon geahnt.<br />
Man findet das älteste Exemplar dieses<br />
Baumes in Tegel. Tritt man aus der U-Bahn-<br />
Station Alt-Tegel, ist man schon nach einem<br />
kurzen Spaziergang auf der Greenwich-Promenade<br />
am Ufer der Großen Malche nach<br />
Norden in ihrem kühlen Schatten. DieGroße<br />
Malche ist eine Bucht des Tegeler Sees, der<br />
wiederum eine Bucht der Havelist.<br />
Nahe dem Schloss Tegel steht der älteste<br />
Baum Berlins, und hätte er Ohren und nicht<br />
nur ohrähnliche Anhängsel an der Basis seiner<br />
Blätter,sohörte er auf den Namen„Dicke<br />
Marie“, denn der Legende nach ist die Eiche<br />
vonden GebrüdernHumboldt so nach ihrer<br />
adipösen Köchin getauft worden. Torsten<br />
Harmsen vermutete, dass sie auch davor<br />
schon mit verschiedensten Namen wie<br />
„Krumpelige Kunigunde“, „Stolze Edelgard“<br />
ELISABETH BRINKMEIER<br />
und „Holde Hannelore“ versehen worden<br />
sei, die allerdings nicht überliefert sind.<br />
Überhaupt schafft es der geschätzte Kollege<br />
meisterhaft, sich in den Baum-Methusalem<br />
hineinzuversetzen:<br />
„Eben hat noch ’ne Ritterrüstung unter<br />
dir jeklappert, und schwupps fliegt dir ’ne<br />
Drohne um’t Jeäst.“ DasWeltgeschehen von<br />
Tegel müsse für den hölzernen Greis wie im<br />
Zeitraffer eines Stummfilmes ablaufen.<br />
DieDicke Mariesoll im Jahr 1107 aus ihrer<br />
Eichel gekeimt sein. Etwas Skepsis kann<br />
nicht schaden, denn über das Alter gibt es einige<br />
Spekulationen, und sämtliche Zeitzeugen<br />
haben schon ins Gras gebissen. Die<br />
Schätzungen über das Alter reichen vonüber<br />
900 Jahren bis zu lediglich 350 Jahren. Nicht<br />
einmal die Jahresringe können eine exakte<br />
Antwort geben, da die Eiche innerlich faul<br />
ist. Doch auch mit nur 350 Jahren ist sie der<br />
älteste <strong>Berliner</strong> Baum und hat für Jahrhunderte<br />
Spätfrösten, Frostrissen, der Rot- und<br />
Weißfäule,der Wipfeldürre, dem Krebs,dem<br />
Eichenwurzeltöter und dem Eichen-Prozessionsspinner<br />
getrotzt.<br />
Laut Wikipedia verweilte sogar Johann<br />
Wolfgang von Goethe bei seinem Besuch in<br />
ihrem Schatten unter ihren buchtig gelappten<br />
und fiederspaltigen Blättern. Er schrieb<br />
über den denkwürdigen Tag, es war der 20.<br />
Mai 1778, in seinem Tagebuch: „zu Chodowiecki.<br />
VonBerlin um 10 über Schönhausen<br />
auf Tegeln. Mittags Essen. Über Charlottenb.<br />
nach Zehlendorf. Nachts 11 in Potsdam.“<br />
Kein Wort über die Eiche, und da ich genausowenig<br />
Belege für die Taufedurch die Humboldts<br />
wie für Goethes Verweilen in ihrem<br />
Schatten finden konnte, sind es Legenden,<br />
die immer weiter erzählt werden müssen.<br />
FalkoHenniglädtein zur Premiereseines Romans „Rikscha<br />
Blues“: 25.10., 20 Uhr, Zimmer 16 (Pankow,Florastr.16)
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
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Feuilleton<br />
Saddam in Friesland<br />
Gerhard Henschel setzt mit „Erfolgsroman“ seine Martin-Schlosser-Chronik fort. Der Wegführt natürlich auch nach Berlin<br />
VonHarry Nutt<br />
AmEnde des 600 Seiten umfassenden<br />
Romans feiert<br />
dessen Ich-Erzähler Martin<br />
Schlosser seinen 30.<br />
Geburtstag. Er zieht ein Blumenhemd<br />
an und Wiglaf Droste und Carola<br />
Rönneburg, die zur Feier des Tages<br />
erschienen sind, haben eine<br />
Plastiktorte mitgebracht, die auf<br />
Knopfdruck „Happy Birthday“ singt.<br />
„Zahlen Sie jetzt eigentlich Steuern?“,<br />
fragt Michael Rutschky, weniger<br />
als pflichtbewusster Staatsbürger,sonderneher<br />
als besorgter Mentor,<br />
der nicht erleben möchte, dass<br />
die zarte Karriere seines Schützlings<br />
im finanziellen Desaster endet.<br />
Das Buch heißt „Erfolgsroman“<br />
und setzt die Reihe der auf acht<br />
Bände angewachsenen Martin-<br />
Schlosser-Romane fort, in denen<br />
Gerhard Henschel entlang seiner eigenen<br />
Biografie eine schonungslose<br />
Chronik der späten Bundesrepublik<br />
referiert. DieWiedervereinigung hat<br />
stattgefunden, aber in der norddeutschen<br />
Provinz, wo Schlosser im friesischen<br />
Heidmühle lebt, die Oma in<br />
Jever besucht und den immer sonderlicher<br />
werdenden verwitweten<br />
Vater in Meppen versorgt, ist vonden<br />
politischen Umbrüchen so gut wie<br />
nichts zu spüren.<br />
„Erfolgsroman“ kann man als<br />
mitlaufende Beobachtung lesen, in<br />
der Martin Schlosser das Zeitgeschehen<br />
registriert und es seiner Begabung<br />
zur Stilkritik unterwirft. Der<br />
irakische Diktator Saddam Hussein<br />
kommt darin ebenso vor wie die<br />
Fernsehshow „Mann-o-Mann“ mit<br />
dem Moderator Peer Augustinski, zu<br />
der Schlosser nicht unerwähnt lassen<br />
mag, dass man derlei alberne<br />
Ausgeburten des Privatfernsehens<br />
der „geistig-moralischen Wende“ zu<br />
verdanken habe,die Helmut Kohl zu<br />
Beginn seiner langen Kanzlerschaft<br />
ausgerufen hatte. Besonders hat es<br />
Schlosser auf jene Spezies der veröffentlichten<br />
Meinung abgesehen, für<br />
deren Hervorbringungen die Merkur-Herausgeber<br />
Kurt Scheel und<br />
Karl-Heinz Bohrer den Begriff des<br />
Gutmenschen geprägt haben, um<br />
Nur mal kurz die Welt erklären –die Szenekneipe „Titanic“, Prenzlauer Berg 1991.<br />
DIE SCHLOSSER-CHRONIK<br />
Gerhard Henschel<br />
Erfolgsroman<br />
Hoffmann und Campe. Hamburg 2018. 602 S.,26Euro<br />
Buchpremiere am 26. 9. um 19.30 Uhr im Heidelberger Krug,Arndtstraße 15<br />
DETLEV KONNERTH/IMAGO<br />
dessen moralische Selbstgefälligkeit<br />
zu karikieren. Martin Schlosser übernimmt<br />
das Geschäft, indem er die<br />
Texte von Horst-Eberhard Richter<br />
und das Auftreten von Friedrich<br />
Schorlemmer und anderer lustvoll<br />
seziert.<br />
„Erfolgsroman“ handelt natürlich<br />
nicht von Ruhm und materiellem<br />
Überfluss.Vielmehr wirdinihm vom<br />
Alltag eines Autors berichtet, dessen<br />
Profil durch die Wahrnehmung der<br />
sich ihm bietenden Publikationsmöglichkeiten<br />
allmählich entsteht.<br />
Schlosser ist ständig klamm, aber<br />
mit stolzem Eigensinn ausgestattet<br />
und über weite Passagen des Romans<br />
damit befasst, in den Redaktionen,<br />
für die er schreibt, die Zahlung<br />
der vereinbarten Honorare anzumahnen.<br />
Und entgegen der<br />
traumwandlerischen Arglosigkeit,<br />
die er ausstrahlt, ist Schlosser ein penibler<br />
Rechner,der die Außenstände<br />
genau nachzuhalten weiß. Wie GerhardHenschel<br />
zu dieser Zeit schreibt<br />
Martin Schlosser für die Satirezeitschrift<br />
Kowalski, aber auch für die in<br />
der Schweiz erscheinende, von Michael<br />
Rutschky herausgegebene<br />
Vierteljahreszeitschrift DerAlltag.<br />
Rutschky ist es auch, der Schlosser<br />
an das ehrwürdige Intellektuellen-Blatt<br />
Merkur vermittelt, das von<br />
Bohrer und Scheel in München herausgegeben<br />
wird. Martin Schlosser<br />
zitiertBriefe und referiertTelefonanrufe,<br />
ererhält Aufträge, Ratschläge<br />
und Absagen, und der Leser wird so<br />
gewahr, inwelcher gediegenen Bedächtigkeit<br />
sich der damalige Zeitschriften-Journalismus<br />
vollzog.<br />
Schlosser ist ein genauer Beobachter<br />
mit einer Neigung zu philologischer<br />
Pedanterie,aber seine ersten Erfolge<br />
feiert ermit scharfzüngigen Zuspitzungen<br />
zur Lage.Die rheinland-pfälzische<br />
Stadt Vallendar, inder Henschel<br />
aufgewachsen ist, ist vor seinen<br />
literarischen Beutezügen nicht<br />
sicher. Für Kowalski schreibt er eine<br />
Provinzreportage, die die lokale Öffentlichkeit<br />
vorübergehend in helle<br />
Aufregung versetzt. „Erfolgsroman“<br />
ist keine Heldengeschichte,vielmehr<br />
erteilt Schlosser auch Auskünfte<br />
über das eitel-zwanghafte Bedürfnis,<br />
im Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift<br />
Merkur zu überprüfen, ober er es<br />
wieder geschafft hat, der jüngste Autor<br />
der aktuellen Ausgabe zu sein.<br />
Die wechselnden Stimmungen teilen<br />
sich über immer wieder eingestreute<br />
Bob-Dylan-Zitate mit.<br />
1992 zieht es Schlosser nach Berlin,<br />
das Ehepaar Rutschky gibt Starthilfe,<br />
indem es den jungen Autor<br />
während dessen Wohnungssuche<br />
bei sich aufnimmt. So gesehen ist<br />
„Erfolgsroman“ auch ein Sittenbild<br />
der <strong>Berliner</strong> Bohème zu Beginn der<br />
90er-Jahre, in der Max Goldt, Wiglaf<br />
Droste, der Verleger Klaus Bittermann<br />
und der Satiriker Eugen Egner<br />
reüssieren. Über ein Preisausschreiben<br />
in Kowalski, zu dessen Beantwortung<br />
es keine richtige Antwort<br />
geben kann, lernt Schlosser Kathrin<br />
Passig kennen. „Erfolgsroman“ ist<br />
also auch das Porträt einer Schriftstellerin<br />
als junge Frau. Aus der kurzen<br />
Beziehung wird eine lange<br />
Freundschaft. Es wäreaber ein Missverständnis,<br />
die Schlosser-Bücher<br />
als Schlüsselromane zu lesen. Gerhard<br />
Henschel führt vielmehr vor,<br />
wie aus den etwas zwanghaften Eigenschaften,<br />
alles aufheben zu müssen<br />
und nichts vergessen zu können,<br />
ein literarisches Ordnungsprinzip<br />
entsteht, dessen Reiz man sich kaum<br />
entziehen kann. Es ist die Chronik einer<br />
Zeit, die trotz aller im Umlauf befindlichen<br />
apokalyptischen Fantasien<br />
von der erstaunlichen Haltung<br />
geprägt war,dass schon alles irgendwie<br />
gut gehen wird.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 23 *<br />
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Feuilleton /Medien<br />
Des Dirigenten<br />
bedenkliche<br />
Maßnahmen<br />
Robin Ticciati enttäuscht<br />
bei Bruckner und Debussy<br />
VonPeter Uehling<br />
Anton Bruckner litt unter Zählzwang<br />
und nummerierte die Periodenordnung<br />
seiner Werkepedantisch<br />
durch. So führte er sich vorAugen,<br />
dass er alles sauber ins korrekte<br />
Maß gebracht hatte. Doch ginge<br />
man fehl, verstünde man diese äußereOrdnung<br />
als inneres Gesetz dieser<br />
Musik; eher geht es darum, ein<br />
inneres Chaos zu bannen, das Anfluten<br />
eines ungemessenen Stroms zu<br />
kanalisieren. Die Kunst der Bruckner-Interpretation<br />
liegt darin, dieses<br />
Fluten gegen die periodischen Raster<br />
hörbar zu machen.<br />
Robin Ticciati, der sich einst mit<br />
einer Interpretation der Vierten<br />
Symphonie dem Deutschen Symphonie-Orchester<br />
als Chefdirigent<br />
empfahl, verfehlte am Montag die<br />
Siebente krachend. Der Wille, das<br />
Werk so fließend wie möglich zu gestalten,<br />
huscht über all das Dunkle<br />
hinweg, das der numerischen Ordnung<br />
erst Bedeutung verleiht.<br />
Ticciati dirigiert gleichsam gegen<br />
die Schwere der Harmonik, deren<br />
Farben und Steigerungen zuweilen<br />
mehr Raum benötigen und mechanisch<br />
vorbeiziehen wie barocke Sequenzen.<br />
Ticciati scheut nicht vor<br />
bedenklichen Maßnahmen zurück<br />
wie der Verkürzung langer Notenwerte<br />
im Hauptthema. Fluss und<br />
Schub führen zu<br />
klanglichen<br />
Grobheiten und<br />
durchweg zu hohen<br />
Lautstärken.<br />
Der Coda des<br />
Adagios mit dem<br />
Der Dirigent<br />
Robin Ticciati<br />
MONICA MENEZ<br />
Tubenquintett<br />
bleibt jeder Resümee-Charakter<br />
versagt; weil<br />
es zu laut und zu<br />
hell timbriert ist, hebt es sich nicht<br />
einmal effektiv gegen das diminuendo<br />
des vorangegangenen Höhepunkts<br />
ab.Lediglich das Finale vermag in Ticciatis<br />
Lesartzuinteressieren als Bruckners<br />
Versuch, Monumentalität und<br />
Knappheit zu verbinden: Hier spitzt<br />
der Druck des Dirigenten die Idee des<br />
Komponisten zu.<br />
Rhetorik des Aufschreiens<br />
Im Zentrum des Abends stand das<br />
Vierte Violinkonzert der in NewYork<br />
lebenden russischen Komponistin<br />
Lera Auerbach, stoisch gespielt vom<br />
Widmungsträger Leonidas Kavakos.<br />
Sein Titel „NYx“ verbindet den<br />
Wohnort der Komponistin mit der<br />
griechischen Göttin der Nacht, der<br />
Untertitel „Fractured Dreams“ weist<br />
auf die Form, die in 13 „Sogni“<br />
(„Träume“) „zerbrochen“ ist; zwischen<br />
diesen Teilen gibt es motivischeVerbindungen.<br />
DasTraumleben<br />
ist jedoch nicht nur geordnet, sondern<br />
auch durch bemerkenswerte<br />
Konstanz und Ungebrochenheit des<br />
Traum-Ichs geprägt: Die Solo-Violine<br />
artikuliert sich ausführlich und<br />
in einer vertrauten Rhetorik des Singens<br />
und Aufschreiens. Immer wieder<br />
wird sie von einem Schatten in<br />
Gestalt einer singenden Säge verfolgt,<br />
ansonsten hält sich die träumerische<br />
Extravaganz in Grenzen<br />
und wird selten strukturell bestimmend.<br />
Ein strikt begleitendes, kaum<br />
je konkurrierendes Orchester beschneidet<br />
den Imaginationsraum<br />
zusätzlich.<br />
Bleibt Claude Debussys „Prélude<br />
àl’après-midi d’un faune“, in dem<br />
Ticciati zu Beginn seiner Neigung<br />
zur Rundung am triftigsten nachgeben<br />
konnte.Eingeleitet vomzurückhaltend-lockenden<br />
Flötensolo Kornelia<br />
Brandkamps,verrückt der erste<br />
melodische Einsatz der überdimensionierten<br />
Streichergruppe plötzlich<br />
die klanglichen Dimensionen und<br />
macht erst die Delikatesse des Bläsersatzes<br />
zunichte und dann auch<br />
die Spannungen dieser sensibel balancierten<br />
Musik.<br />
Über Grenzen gehen<br />
Thomas Stuber hat Lutz Seilers Aussteiger-Roman „Kruso“ mit viel Wehmut verfilmt<br />
VonTorsten Wahl<br />
Die Dame auf dem Schiff<br />
erklärt den Passagieren<br />
im Sommer 1989 die Insel<br />
Hiddensee: 17 Kilometer<br />
lang, an der schmalsten Stelle<br />
nur 250 Meter breit. Noch wichtiger<br />
aber ist ihre Ansage: „Die gesamte<br />
Insel ist Grenzgebiet der Deutschen<br />
Demokratischen Republik.“ Ein<br />
Mann, der wissen will, ob man Dänemark<br />
sehen könne und wie viele<br />
es nach dorthin geschafft haben,<br />
wird von Uniformierten in Empfang<br />
genommen.<br />
Die Verfilmung von Lutz Seilers<br />
Roman „Kruso“ beginnt faktischprofan,<br />
als Einstieg für Zuschauer,<br />
die weder Hiddensee kennen noch<br />
das Buch gelesen haben. Dabei ruft<br />
dieser Roman nicht nach einer TV-<br />
Adaption: Zu wenig fernsehgerechte<br />
Handlung, zu viel Fantasie, Poesie<br />
und Utopie. Doch der MDR, der zusammen<br />
mit der Ufa-Fiction von<br />
Nico Hofmann schon Bücher wie<br />
„Der Turm“erfolgreich für das ARD-<br />
Publikum aufbereitet hat, wagte sich<br />
auch an„Kruso“. DasErgebnis ist ein<br />
Film, der das Buch strafft und konzentriert,<br />
manches eindeutiger<br />
macht –aber den Kern des Originals<br />
trifft und ihm nichts von seiner einzigartigen<br />
Atmosphäre nimmt. Auf<br />
Hiddensee könne man das Land verlassen,<br />
ohne eine Grenzezuübertreten,<br />
heißt es im Buch.<br />
Thomas Kirchner, der auch Tellkamps<br />
„Turm“ in ein Drehbuch verwandelt<br />
hatte, verzichtet sowohl auf<br />
die Vorgeschichte des Helden als<br />
auch auf seine späteren Recherchen<br />
über die in der Ostsee Ertrunkenen.<br />
Die Handlung beginnt mit Eds Ankunft<br />
auf Hiddensee im Juni 1989<br />
und endet im November des Jahres.<br />
In Rückblicken wird angedeutet,<br />
warum der 24-jährige Germanistik-<br />
Student (Jonathan Berlin) auf die Insel<br />
flieht: Seine Freundin war gegen<br />
eine Straßenbahn gelaufen –obmit<br />
Absicht oder nicht, das bleibt in der<br />
Schwebe. Auf der Insel trifft der herumirrende<br />
Ed einen Mann, der ihn<br />
vorweiteren Fluchten schützt und in<br />
eine ungewöhnliche Runde holt –in<br />
die „Besatzung“ des Ausflugslokals<br />
„Zum Klausner“. Alexander Krusowitsch,<br />
von allen „Kruso“ genannt<br />
(Albrecht Schuch), Sohn eines russischen<br />
Generals, hat eine Mission: Er<br />
will alle, die den Boden unter den<br />
Füßen verloren haben, auf der Insel<br />
in ein Reich der Freiheit führen. Er<br />
sagt wie im Buch: „Das Maßder Freiheit<br />
in unseren Herzen muss die Unfreiheit<br />
der Verhältnisse übersteigen.“<br />
Erstmal beginnt die Freiheit im<br />
Abwasch: WieKruso und Ed hier fast<br />
nackt mit Geschirr und Speiseresten<br />
kämpfen, besitzt viel Komik.<br />
VonIngoHasewend<br />
Kruso (Albrecht Schuch, links) und Ed (Jonathan Berlin) beim Zwiebelschneiden.<br />
Das Buch „Kruso“ erschien<br />
2014 als erster Roman des<br />
Lyrikers und Erzählers Lutz<br />
Seiler,geboren 1963 in<br />
Gera. Es führtgroße Konflikte<br />
auf eine kleine Insel<br />
und wurde mit dem Deutschen<br />
Buchpreis geehrt.<br />
GESCHICHTEN AUS DEM OSTEN<br />
Der Regisseur Thomas Stuber,1981<br />
in Leipzig geboren,<br />
bewies bereits mit seinen<br />
Kinofilmen nach Erzählungen<br />
vonClemens Meyer<br />
„Herbert“ und „In den Gängen“<br />
sein Gespür für Geschichten<br />
aus dem Osten.<br />
Der Film wurde im September/Oktober<br />
2017inLitauen<br />
gedreht, wo Schauplätze der<br />
InselHiddensee nachgestaltetwurden.<br />
Die Kamera<br />
führte Nikolai vonGraevenitz.<br />
Kruso –Mi, 26.9.,<br />
20.15 Uhr,ARD<br />
„Zuckerln“ nur für unkritische Medien<br />
Eine empfohlene Informationssperre hat in Österreich einen Empörungssturm ausgelöst<br />
Der österreichische Kanzler<br />
wurde in New York kalt erwischt.<br />
Eigentlich wollte Sebastian<br />
Kurz die UN-Vollversammlung für<br />
eine Unterbrechung vominnenpolitischen<br />
Kleinklein nutzen und bei<br />
den Staats- und Regierungschefs für<br />
den EU-Afrika-Gipfel am 18. Dezember<br />
in Wien werben. Doch ein Querschuss<br />
seines Innenministers Herbert<br />
Kickl vom rechtspopulistischen<br />
Koalitionspartners FPÖ machte aus<br />
dem gestaltenden EU-Ratsvorsitzenden<br />
einen getriebenen Regierungschef.<br />
Ein Papier aus dem Innenministerium<br />
hatte polizeilichen<br />
Stellen empfohlen, kritische Medien<br />
nur noch mit „rechtlich vorgeschriebenen“<br />
Informationen zu versorgen<br />
und in der Medienarbeit stärker auf<br />
„Ausländerkriminalität“ zu fokussieren.<br />
Genannt wurden die Tageszeitungen<br />
„Standard“ und „Kurier“ sowie<br />
die Wochenzeitung „Falter“, die<br />
im Zusammenhang mit der Affäre<br />
um das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
und Terrorismusbekämpfung<br />
(BVT)eine zentrale Rolle bei der Aufdeckung<br />
spielte. Deren Chefredakteur<br />
Florian Klenk veröffentlichte<br />
das ihm per Mail zugespielte Papier<br />
bei „Facebook“. Begründet wird die<br />
neue Kommunikationsarbeit damit,<br />
dass die Berichterstattung zu „einseitig“<br />
und „negativ“ seien. In dem<br />
Schreiben wird darauf hingewiesen,<br />
künftig die Herkunft von Tätern zu<br />
nennen und Sexualdelikte,die in der<br />
Öffentlichkeit begangen werden, offensiver<br />
zu kommunizieren.<br />
DieReaktionen ließen nicht lange<br />
auf sich warten. Neben den Oppositionsparteien<br />
griffen die Journalistengewerkschaft<br />
sowie „Reporter<br />
ohne Grenzen“ Kickl an und forderten<br />
ihn zum Rücktritt auf. Derart unter<br />
Beschuss, griff auch der Kanzler<br />
ein und übte ungewöhnlich scharfe<br />
MDR<br />
Kritik an einem Regierungsmitglied.<br />
„Für einen freien und unabhängigen<br />
Journalismus im Land tragen besonders<br />
Parteien und Regierungsinstitutionen<br />
sowie öffentliche Einrichtungen<br />
eine hohe Verantwortung. Jede<br />
Einschränkung vonPressefreiheit ist<br />
nicht akzeptabel“, so Kurz.<br />
Kickls Haus reagierte mit einem<br />
Teilrückzug. Es handele sich um<br />
„Anregungen und Kommentare<br />
ohne jeden Verbindlichkeits- und<br />
Weisungscharakter“. Die Mail sei<br />
von einem Ressortsprecher verfasst<br />
worden und komme nicht vom Ressortchef,<br />
heißt es aus dem Ministerium.<br />
Damit wolle man, so wird vermutet,<br />
der medialen Darstellung,<br />
Kickl habe den Auftrag persönlich<br />
gegeben, widersprechen. Dennoch<br />
bestätigen Verantwortliche der Polizei,<br />
dass man „Empfehlungen“ aus<br />
dem Ministerium „selbstverständlich<br />
Folge leistet“, schon weil man<br />
eine Einladung bei höheren Stellen<br />
DerRegisseur Thomas Stuber war<br />
1989 gerade mal acht Jahrealt, wie er<br />
die allgemeine Stimmung des Sommers<br />
und die besondere Stimmung<br />
auf Hiddensee hier einfängt, ist<br />
schon daher mehr als erstaunlich.<br />
Die Einfühlung geht bis ins Detail,<br />
also sogar bis zur Achselbehaarung,<br />
derer man sich damals nicht<br />
schämte.Hier passt alles zusammen,<br />
von den Kostümen, der liebevoll ostigen<br />
Ausstattung des „Klausners“<br />
bis zur Musik. Angespielt werden<br />
„Wir woll’n immer artig sein“ von<br />
Feeling B, einer Punkband, die selbst<br />
häufig auf der Insel war und spielte<br />
und deren charismatisches Bandmitglied<br />
Aljoscha Rompe als Vorbild<br />
für die Titelfigur des Romans diente.<br />
Der Silly-Song „Bataillon<br />
d’Amour“ wiederum untermalt ein<br />
rauschhaftes Aussteiger-Fest mit viel<br />
süßem Wein. Dass der Film den letzten<br />
DDR-Sommer feiert, war gar<br />
nicht so einfach zu inszenieren, erinnertsich<br />
Stuber.Denn bei den Dreharbeiten<br />
regnete es auf der Kurischen<br />
Nehrung in Litauen meistens,<br />
wo gedreht werden musste, weil auf<br />
Hiddensee der Fahrzeugverkehr bekanntlich<br />
starkeingeschränkt ist.<br />
Im Spätsommer 1989 erfasst die<br />
Fluchtwelle über Ungarn selbst die<br />
bisher so unerschütterliche Besatzung<br />
des „Klausners“. Ob Oberkellner<br />
Rimbaud (Peter Schneider) oder<br />
Chefkoch Mike (Thomas Lawinky),<br />
einer nach dem andern geht über<br />
Bord. Zurück bleiben Kruso und Ed.<br />
Der Film erzählt die Annäherung<br />
zweier Außenseiter, die beide einen<br />
nahen Menschen verloren hatten<br />
und, ohne zu reden, über Gedichte<br />
miteinander kommunizieren. Albrecht<br />
Schuch und Jonathan Berlin<br />
mögen vielleicht anders aussehen,<br />
als man sie beim Lesen vor Augen<br />
hatte. Sie spielen diese Geschichte<br />
einer Freundschaft mit viel Herz.<br />
Der Film entwickelt dabei eine<br />
Wehmut, die packt und die selten ist,<br />
erst recht bei diesem Thema. Denn<br />
die Grenzöffnung 1989 wurde im<br />
Fernsehen bislang stets mit „Wahnsinns“-Jubelei<br />
in Szene gesetzt. In<br />
„Kruso“ aber trifft sich die Trauer<br />
über die Menschen, die auf der<br />
Flucht in der Ostsee ertrunken sind,<br />
mit der Trauer über das Ende einer<br />
Utopie oder der Illusion, man<br />
könnte mit der Freiheit im Herzen<br />
der Unfreiheit der Verhältnisse entfliehen.<br />
Schließlich muss Ed den immer<br />
stärker leidenden Beschützer<br />
beschützen. Deutlicher als im Roman<br />
gibt der fiebernde Kruso eine<br />
denkwürdige Botschaft aus: „Viele,<br />
die drüben geboren wurden, empfinden<br />
ihr Unglück gar nicht mehr.<br />
Aufgabe des Ostens wird es sein,<br />
dem Westen einen Wegzur Freiheit<br />
aufzuzeigen.“<br />
nur einmal erhalten wolle. Kickl will<br />
am Mittwoch in einer dringlichen<br />
Anfrage der Opposition im Nationalratöffentlich<br />
Stellung beziehen.<br />
Österreichische Medien berichten,<br />
dass sich FPÖ-geführte Ministerien<br />
bei der Beantwortung von<br />
Anfragen oft länger Zeit lassen als<br />
üblich oder gar nicht reagieren.<br />
Auch ein anderer Fall medialer Einflussnahme<br />
macht in dem Zusammenhang<br />
Schlagzeilen. Der Privatsender<br />
„ATV“ lässt seine Sendung<br />
„Live PD“ vom Innenministerium<br />
abnehmen, weil die Sendung auf<br />
realen Einsätzen und laufenden Ermittlungen<br />
beruhe. Essei eine Abstimmung<br />
„aus rechtlichen Gründen“<br />
notwendig, so die Begründung<br />
der Produktionsfirma. Dennoch<br />
wurde „ATV“ vom Ministerium als<br />
positives Beispiel hervorgehoben.<br />
Diese Art von Zusammenarbeit<br />
solle mit „Zuckerln“ belohnt werden,<br />
heißt es im Papier.<br />
Journalisten<br />
brauchen<br />
Sicherheit<br />
Verleger diskutierten beim<br />
<strong>Zeitung</strong>skongress 2018<br />
Verlegerverbandspräsident<br />
Mathias<br />
Döpfner hat einen besseren<br />
Schutz von Journalisten gefordert,<br />
zum Beispiel gegen Attacken<br />
bei öffentlichen Veranstaltungen. Er<br />
erwarte vonder Polizei, vonSpezialkräften,<br />
von Hundertschaften, von<br />
einzelnen Beamten auch unter dem<br />
größten Stress und Druck im Einsatz,<br />
dass Reporter und Journalisten bei<br />
der Recherche nicht aufgehalten<br />
würden, sagte Döpfner am Dienstag<br />
in seiner Rede beim „<strong>Zeitung</strong>skongress<br />
2018“ in Berlin.<br />
Dasgelte auch für ihreVorgesetzten<br />
und Behördenleitungen und besonders<br />
für die Politik, die hier die<br />
Spielregeln aufstelle. „Journalisten<br />
müssen bei ihrer Arbeit in Sicherheit<br />
sein“, sagte der Präsident des Bundesverbands<br />
Deutscher <strong>Zeitung</strong>sverleger<br />
(BDZV). Dassei in Deutschland<br />
immer häufiger nicht der Fall.<br />
Döpfner wies auf die Angriffe auf<br />
Journalisten bei der Demonstration<br />
am 1. September in Chemnitz hin,<br />
die geschlagen, getreten, bespuckt,<br />
gestoßen, in Einzelfällen auch mit<br />
Waffen angegriffen worden seien.<br />
Döpfner, der<br />
auch Vorstandsvorsitzender<br />
der<br />
Axel Springer SE<br />
ist, kritisierte<br />
aber auch die<br />
Medien für ihre<br />
Berichterstattung<br />
über die<br />
Ereignisse in BDZV-Präsident<br />
Chemnitz und Mathias Döpfner<br />
Köthen: „Fand in<br />
Chemnitz eine Hetzjagd auf Ausländer<br />
in der Folge der Ermordung eines<br />
35-Jährigen durch Asylbewerber<br />
statt?“, fragte er. „Wurde inKöthen<br />
ein Mann nicht von zwei jungen<br />
Männernaus Afghanistan ermordet,<br />
sondern starb er an einem Herzinfarkt?“<br />
Am Tag, nachdem der Mann<br />
in Köthen starb, habe keines der<br />
überregionalen Medien, das er sich<br />
angeschaut habe,darüber auf der Titelseite<br />
berichtet, kritisierte Döpfner.<br />
Die Kundgebungen zorniger Bürger<br />
und geifernder Neonazis einen weiteren<br />
Tag später hätten dagegen<br />
deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit<br />
bekommen.<br />
Zu den Gästen des „<strong>Zeitung</strong>skongresses<br />
2018“ gehörte auch Wirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier<br />
(CDU), der sich für eine App mit<br />
journalistischen Inhalten aus der<br />
ganzen Welt stark machte.„Ich sehe<br />
mit großer Sympathie, dass man<br />
auch für Online-Content etwas bezahlen<br />
muss.“ Für seine persönlichen<br />
Interessen gebe es aber noch<br />
keine passende Lösung. „Manchmal<br />
ist es ein Artikel in der Washington<br />
Post, dann im Economist, dann einer<br />
aus einer niederländischen Provinzzeitung<br />
oder in einer französischen<br />
Zeitschrift“, oder auch aus vielen<br />
deutschen Medien, erklärte der Minister.<br />
Beim „<strong>Zeitung</strong>skongress 2018“<br />
diskutiert die Branche über aktuelle<br />
Trends. An dem jährlichen Branchentreffen<br />
nehmen mehr als 400<br />
Gäste teil. (dpa)<br />
DPA<br />
TOP 10<br />
Montag,24. September<br />
1 Wer wird Millionär? RTL 5,44 18 %<br />
2 Der Polizist und... ZDF 4,88 15 %<br />
3 Tagesschau ARD 4,55 15 %<br />
4 heute ZDF 3,73 16 %<br />
5 SOKOPotsdam ZDF 3,60 19 %<br />
6 RTL aktuell RTL 3,29 15 %<br />
7 heute-journal ZDF 3,12 11 %<br />
8 Extra RTL 3,10 15 %<br />
9 GZSZ RTL 3,05 11 %<br />
10 Wiso ZDF 2,80 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
bat-Studiotheater (✆ 755 41 77 77)<br />
20.00:Ein bisschen Julia und Romeo<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30:Die Parallelwelt<br />
Brotfabrik (✆ 47 14 00 1/ 02)<br />
20.00: BlondePoison (Dulcie Smart)<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30:Draufgängerinnen (Junges DT)<br />
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />
20.00: Science&Theater |Folge8:Ein/Verständnis<br />
GalliTheater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00:Männerschlussverkauf<br />
Gewerbehof in der Alten Königstadt<br />
(Saarbrücker Str.24) 19.30 Gewölbekeller:Underground<br />
(aufBruch Kunst Gefängnis Stadt). Anm. erf.<br />
Haus der<strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
20.00:Tanztreffender Jugend: El sol ylavida(IMAL<br />
Ensemble 2018, München)<br />
21.00 oberes Foyer: Open Stage#3<br />
Hospizladen des Elisabeth Hospizdienstes<br />
(Rodenbergstr. 6) 18.00:21. <strong>Berliner</strong> Hospizwoche:<br />
Gevatter Tod–einPuppenspielfür Erwachsene.Anm.<br />
erf.<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Der Revisor<br />
Komödie am KurfürstendammimSchiller Theater<br />
(✆ 885 91 1- 88) 16.00: Willkommenbei den<br />
Hartmanns<br />
Reinbeckhallen (✆ 20 39 31 11)<br />
19.00: Berlin ArtWeek: Projecting [Space[ (Meg<br />
Stuart/Damaged Goods)<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Entartete Kunst -Der Fall Cornelius Gurlitt<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
20.00: Meeting Point -Spielzeitauftakt: Impro-Visionen<br />
#10 -Metamorphosen II (Film Riss Theater)<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Die Kleinbürgerhochzeit<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: The Who And The What<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Mörder istimmer derGärtner<br />
Anzeige<br />
BERLINS<br />
KULT SHOW<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Der Mannmit dem Schatten (C. Heiland)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow (CircaContemporary Circus)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Stars in Concert<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
19.30 Studio:Bevor derMessias kommt -Rettung vor<br />
dem Fegefeuer (Aydin Isik)<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: NonSens -Comedy-Mix-Show(MichaelSens)<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30:4Wände (Die Gorillas)<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17)<br />
20.00: Horizont -geschnittenoder am Stück (Sunna<br />
Huygen)<br />
ScheinbarVarieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00:Open Stage Varieté (Sebastian Krämer, Mod.)<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
20.00: Berlin in einem Zug –die abgefahrenste Latenight-Showder<br />
Hauptstadt(LarsRedlich,Sidekick<br />
Tino Andrea Honegger&Gäste)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Kannman mit MännernUrlaub machen?<br />
StageBluemax Theater Berlin (✆ 018 05 44 44)<br />
18.00, 21.00: Blue Man Group -The Show<br />
Stage Theater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30:Ghost-DasMusical<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: <strong>Berliner</strong> Geschichten: Otto Reutter -Und so<br />
komm’n wir aus der Freude garnicht raus<br />
TIPIamKanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00:Sarg Niemals Nie -Ein Musical zum Totlachen<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Staunen-Circus of Stars<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Besser... ist besser! -Das Update (Ingo<br />
Appelt)<br />
KLASSIK<br />
Koreanisches Kulturzentrum (✆ 26 95 20)<br />
19.00: Flute EastTrio, JungekoreanischeTalente:<br />
Europa nach Asien<br />
26.9.–30.12.<br />
5MEGASTARS LIVE ON STAGE ESTREL BERLIN<br />
STARS-IN-CONCERT.DE TICKETS: 68316831<br />
Film<br />
Start<br />
in<br />
Moskau<br />
Die Filmregisseurin Iris<br />
Gusner wuchs in Gleiwitz<br />
auf und wechselte 1960 nach<br />
der Aufnahme eines Studiums<br />
an der Hochschule für Filmkunst<br />
in Berlin an die legendäre<br />
Moskauer Filmhochschule.<br />
Von 1970 an arbeitete<br />
sie für die Defa, zunächst als<br />
Regieassistentin bei Konrad<br />
Wolf und dessen Film „Goya<br />
oder der argeWegder Erkenntnis“.<br />
Ihrerster Film „Die Taube<br />
auf dem Dach“ (1973) wurde<br />
in der DDR nicht zur Aufführung<br />
freigegeben; von dem<br />
Material blieb nur eine Arbeitskopie<br />
übrig, auf deren Grundlage<br />
2010 eine Rekonstruktion<br />
gelang.„StartinMoskau“ heißt<br />
nun ein Buch, mit dem eine<br />
neue Schriftenreihe der Defa-<br />
Stiftung eröffnet wird, in der<br />
der Einfluss der Defa auf die<br />
Filmgeschichte dargestellt<br />
werden soll. Vorgestellt wird<br />
das Buch von der Lektorin des<br />
Bandes, Gisela Funke, Ralf<br />
Schenk moderiert. HarryNutt<br />
Rosa-Luxemburg-Stiftung,17.30 Uhr,<br />
Franz-Mehring-Platz 1<br />
Die schöne Seele mit<br />
Mauern schützen<br />
Konservative Komponisten werden noch immer vom Musikleben<br />
vernachlässigt. Rein zufällig taucht in dieser Woche<br />
einer zweimal bei den Orchestern auf.<br />
Ansonsten gibt das Modell Beethoven den Tonan.<br />
Peter Uehling<br />
wird zwar nie Max-Bruch-Fan werden,<br />
glaubt aber,dass die Kräfte<br />
des Beharrens im Sturmder Innovationen<br />
nötig waren und sind –sonst bliebe<br />
das Neue blind.<br />
Beim Musikfest standen<br />
zwei kölsche Jungs im Mittelpunkt:<br />
BerndAlois Zimmermann<br />
und Karlheinz<br />
Stockhausen. Einälterer Landsmann<br />
wird nie in den Festival-Fokus geraten:<br />
Max Bruch, 1838 in Köln geboren,<br />
bestattet auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof<br />
in einem <strong>Berliner</strong><br />
Ehrengrab, weil er von 1891 bis zu<br />
seinem Tod1920 an der Preußischen<br />
Akademie der Künste unterrichtete.<br />
Wer Max Bruch zornig erleben<br />
wollte,musste ihn auf sein erstes Violinkonzert<br />
ansprechen. Seit seiner<br />
Uraufführung überstrahlte es die übrige<br />
Produktion des durchaus erfolgreichen<br />
Komponisten, ob das seine<br />
Opern waren (wie die Rhein-Oper<br />
schlechthin: „Loreley“), seine drei<br />
Symphonien oder seine beiden späteren<br />
Violinkonzerte, über die er<br />
sagte, sie seien verglichen mit dem<br />
ersten „ebenso,wenn nicht besser“.<br />
Aber diese Stücke interessieren<br />
uns bis heute nicht. Bruchs erstesViolinkonzert<br />
ist schön und originell,<br />
aber es macht nicht neugierig auf<br />
den Komponisten. Es geht als Komposition<br />
so harmonisch und restlos<br />
auf, dass man keinen Ratbei der Persönlichkeit<br />
seines Schöpfers und seinem<br />
Werk sucht; das ist bei Beethoven<br />
oder Wagner anders, deren musikalischen<br />
Extreme man sich mit<br />
Blick auf ihre extremen Persönlichkeiten<br />
zu erklären hofft.<br />
Zwei Werke Bruchs stehen indieser<br />
Woche auf dem Programm: Natürlich<br />
eben das Violinkonzert beim<br />
Rundfunk-Sinfonieorchester,das von<br />
dem Komponisten und Intendanten<br />
Peter Ruzicka dirigiertwird, dem man<br />
zugetraut hätte, dass sein Interesse<br />
über das Repertoire hinausgreifen<br />
würde. Das tut es auch, allerdings<br />
nicht bei Bruch, sondernseit einigen<br />
Jahren bei George Enescu, der einen<br />
zwischen rumänischer Volksmusik,<br />
Monumentalesoterik àlaWagner und<br />
Skrjabin und Moderne schwankenden<br />
Wegbeschritt; von ihm dirigiert<br />
Ruzicka die unvollendete Vierte Symphonie<br />
und das Tongemälde„Voix de<br />
la Nature“. DerSolist vonBruchs Violinkonzertist<br />
der junge RayChen.<br />
Bei den <strong>Berliner</strong> Philharmonikern<br />
trifft sich Semyon Bychkov mit<br />
den Schwestern Labeque, umnoch<br />
einmal Bruchs Konzert für zwei Klaviere<br />
aufzuführen; 1990 haben sie<br />
das Stück mit dem Philharmonia Or-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 15.15; 100 Jahre Artur Brauner:<br />
Die weiße Rose 18.00; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Utoya 22. Juli<br />
15.45, 20.30; Kindeswohl 18.00<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Wackersdorf<br />
14.30, 17.30, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Shut Up and Play<br />
the Piano (OmU) 17.10, 19.20, 21.30; Gundermann<br />
14.30, 17.30, 20.30; Mr Gay Syria (OmU)<br />
14.15; Geniale Göttin: Die Geschichte von Hedy<br />
Lamarr–Bombshell:The HedyLamarrStory(OmU)<br />
16.20; Leave No Trace (OmU) 18.40, 21.10; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 14.00; Familie Brasch<br />
16.30, 18.40; BlacKkKlansman (OF) 20.50; Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
13.45; Styx 16.00, 18.20, 20.40; Glücklich wie<br />
Lazzaro 14.20; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmU) 17.10; Künstlerkomplex: Frida (OmU)<br />
20.00; Seestück 15.50; Kindeswohl –The Children<br />
Act (OmU) 18.40; 303 21.00<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 17.15, 20.00; Kleine<br />
Helden (OmU) 17.00; Menashe (OmU) 18.30;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 14.30, 17.30, 20.30;<br />
Book Club–Das Beste kommt noch 15.30, 18.00,<br />
20.30; Thilda &die beste Band der Welt 16.00;<br />
Grüner wirdís nicht 16.15; Die brillante Mademoiselle<br />
Neila 18.45; Don‘t worry, weglaufen geht<br />
nicht 20.50; Papst Franziskus: Ein Mann seines<br />
Wortes 17.45; Kindeswohl 20.00; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um16.00; BlacKkKlansman<br />
18.00, 20.50<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 2966) Vertigo –Aus<br />
dem Reich der Toten (70mm) 17.30; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
15.00, 18.00, 21.10; Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 15.00, 18.00; Searching 21.10;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 15.30; Searching<br />
18.00; The Nun 21.15; Crazy Rich 15.15; The Nun<br />
18.00; Mile 22 21.15<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Styx (OmU)<br />
11.00, 19.15; Christopher Robin (OmU) 13.00;<br />
Alpha (OF) 14.45; Thilda &die beste Band der<br />
Welt 16.20; Hamburger Gitter (DFmenglU) 18.00;<br />
Shut Up and Play the Piano (OmU) 20.45;<br />
Leave No Trace (OF) 22.15; Nach dem Urteil<br />
11.00; Warten auf Schwalben –Enattendant<br />
les hirondelles (OmU) 12.30; Isle of Dogs –<br />
Ataris Reise (OmU) 14.30; Cobain 16.20;<br />
Don‘t worry,weglaufen geht nicht –Don‘t Worry,<br />
He Won‘t Get Far OnFoot (OmU) 18.00; 303<br />
(DFmenglU) 20.00; Night Out (OmU) 22.25;<br />
Embryo –AJourney ofMusic and Peace (OmU)<br />
11.00; So was von da (OmU) 12.30; Love,<br />
Simon (OmU) 14.00; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 15.55; Das Prinzip Montessori:<br />
Die Lust am Selber-Lernen 17.15; Utoya<br />
22. Juli (OmU) 19.00; BlacKkKlansman (OmU)<br />
20.30; Hereditary –Das Vermächtnis (OmU)<br />
22.45<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Kindeswohl 16.45; Grüner<br />
wirdís nicht 19.00; Asphaltgorillas 21.15; Der<br />
Himmel über Berlin (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Thilda &die<br />
beste Band der Welt 16.00; Kleine Helden –Et les<br />
mistrals gagnants (OmU) 18.00; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 19.45; Nach dem Urteil 22.15; Familie<br />
Brasch (OmenglU) 16.15; Eingeimpft 18.15; Seestück<br />
20.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />
ist schon hier (OmU) 22.30<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 18.00; Utoya 22. Juli (OmU)<br />
20.00; You Are Everything (OmenglU) 21.45; Cobain<br />
(OmU) 18.00; 303 19.45; Donbass (OmU)<br />
22.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar Hellersdorf (✆ 04 51/703 02 00) Klassentreffen1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.00, 17.00, 20.10; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.00; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again 14.15; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.15, 17.15, 20.00; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.20, 17.00; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 14.30, 17.15; 3D: Alpha<br />
14.30; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
17.00, 19.40; Gundermann 17.10; Searching<br />
17.15, 19.45; Mamma Mia! Here We Go Again:<br />
Sing-Along Version 19.45; Preview: Ballon 20.00;<br />
The Nun 20.15<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Gundermann 13.40;<br />
Thilda &die beste Band der Welt 15.55; Mission:<br />
Impossible –Fallout 17.35; Wir sind Champions<br />
20.10<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.15, 16.15;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.20, 17.00, 20.00; Hotel Transsilvanien<br />
3:Ein Monster Urlaub 14.30; Gans im<br />
Glück 14.30; Christopher Robin 14.40; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 14.50; Thilda &die beste<br />
Band der Welt 15.00; Seniorenkino: Das Pubertier<br />
–Der Film 15.00; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.10, 17.45, 19.50; Mission: Impossible<br />
–Fallout 16.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
17.00; Searching 17.10, 20.30; Predator –Upgrade<br />
17.15; The Nun 17.20, 20.20; Book Club<br />
–Das Beste kommt noch 17.30, 20.10; Alpha<br />
18.10; 3D: The Meg 19.30; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again: Sing-Along Version 19.40; Mile 22<br />
19.45; 3D: Predator –Upgrade 20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.30,20.30; B Shut Up and Play the Piano<br />
(OmU) 17.30, 19.30, 21.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Glücklich<br />
wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 18.00, 20.30;<br />
Cobain(OmU) 18.00; Utoya 22. Juli (OmU)20.00;<br />
Menashe (OmU) 22.00<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Thilda &die beste<br />
Band der Welt 10.15; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 12.30; Wackersdorf 14.30, 17.15,<br />
22.45; Erotischer Salon: Die Liebhaberin 20.00;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
14.15; Liliane Susewind –Ein tierisches Abenteuer<br />
12.00; Thilda &die beste Band der Welt 16.15;<br />
Utoya 22. Juli 18.30; Utoya 22. Juli (OmU) 20.45;<br />
Hereditary –Das Vermächtnis (OmU) 23.00; Gundermann<br />
12.45, 17.45; Das Mädchen Wadjda<br />
15.30; Wackersdorf 20.30; Utoya 22. Juli (OmU)<br />
23.15<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Zentralflughafen THF<br />
(OmenglU) 16.15; Human Rights Film Festival<br />
Berlin: AYear ofHope (OmenglU) 18.00; Human<br />
Rights Film Festival Berlin: Human Flow (OmenglU)<br />
20.00; Eingeimpft 16.30; Cobain (OmenglU)<br />
18.15; Menashe (OmU) 20.00; Shut Up and Play<br />
the Piano (OmU) 21.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Wackersdorf 14.45,<br />
17.30, 20.15; New Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.00; Thilda &die beste Band der<br />
Welt 16.00;Gundermann 18.00; BlacKkKlansman<br />
20.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 14.30, 16.15; Klassentreffen<br />
1.0 14.30, 17.15, 20.15; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 15.00, 17.30, 20.15; Thilda<br />
&die beste Band der Welt 15.30; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.30, 18.00;Wir sind Champions<br />
17.45; Book Club 17.45; Gundermann 20.00;<br />
The Nun 20.30; 3D: Predator –Upgrade 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Das Dorf der<br />
Vergesslichen 10.00; Glücklich wie Lazzaro 10.15,<br />
17.30; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
13.00, 20.15; Kleine Helden 13.00, 18.15; Styx<br />
13.15, 20.15; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 15.00, 17.45, 20.30;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 15.30;<br />
Thilda &die beste Band derWelt 16.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken14.00, 17.00, 20.00; Pettersson und<br />
Findus: Findus ziehtum14.30; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again 14.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.30;Das schönste Mädchen der<br />
Welt 14.30, 17.15; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.30, 17.15, 20.00; Christopher Robin<br />
14.30; Alpha 14.45; 3D: Predator – Upgrade<br />
17.00, 20.00; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
17.00, 20.00; The Nun 17.15, 20.00; 3D: Hotel<br />
Transsilvanien 317.15; Searching 17.30, 20.15;<br />
The Equalizer II 20.00; Preview: Ballon 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Das doppelte Lottchen<br />
17.00; Das Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
18.00; Gundermann 18.45; Familie<br />
Brasch (OmenglU) 20.00; Visionär Filmfestival:<br />
Medea (OmenglU) 21.00; Hamburger Gitter –Der<br />
G20-Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
(OmenglU) 22.00<br />
Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino: 303<br />
11.00; SHOAH: Zug des Lebens (OmU) 17.30;<br />
SHOAH: Nackt unter Wölfen 17.45; SHOAH:<br />
Zeitzeugen (Videointerviews mit Überlebenden<br />
der Shoah) 18.00; SHOAH: Warum Israel (OmU)<br />
18.30; SHOAH: Der Garten der Finzi Contini<br />
(OmenglU) 19.30; SHOAH: 2oder 3Dinge, die<br />
ich vonihm weiß (m. Gästen u. Diskussion) 20.00;<br />
SHOAH: Aimee und Jaguar 21.30; Pictoplasma:<br />
Best ofCharacters in Motion (2018) 22.00; SHO-<br />
AH: Sophies Entscheidung (OF) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Emil und die Detektive 10.00; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um11.30, 13.15; Ein Lied in<br />
Gottes Ohr 15.00; Leave No Trace (OmU) 17.00;<br />
Menashe (OmU) 19.30; Shut Up and Play the<br />
Piano (OmU) 21.30, 23.30; Thilda &die beste<br />
Band der Welt 14.30, 16.30; Shut Up and Play<br />
the Piano (OmU) 18.45; Leave No Trace (OmU)<br />
20.45, 23.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
11.00, 14.00, 17.00, 19.30, 22.45;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 11.00,<br />
14.40, 17.20; Gans imGlück 11.10, 15.30; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 11.10, 13.50,20.30;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 11.20,<br />
13.30, 15.45; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 11.30, 14.10, 16.40, 19.40; Crazy Rich<br />
11.40; Christopher Robin 11.45; 3D: Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 12.00; Käpt‘n<br />
Sharky 13.20; The Darkest Minds –Die Überlebenden<br />
13.40; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 14.20, 17.00, 20.00; Mission: Impossible<br />
–Fallout 14.30; Bad Spies 16.30; 3D: Predator<br />
–Upgrade 16.50, 20.10, 23.00; Searching 17.45,<br />
20.20, 22.30; The Nun 18.00, 20.30, 23.10;<br />
Mile 22 18.00, 23.15; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again: Sing-Along Version (DFmenglU) 19.45; Preview:<br />
Ballon 20.00; Ant-Man andthe Wasp 22.40;<br />
Slender Man 22.50; The Equalizer II 23.00; 3D:<br />
Alpha 23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 15.00; Mackie Messer – Brechts<br />
Dreigroschenfilm 17.00, 19.45; Asphaltgorillas<br />
22.30; Gundermann 15.15; Human Rights Film<br />
Festival: The Wait (OmenglU) 18.00; Human<br />
Rights Film Festival: Women of the Venezuelan<br />
Chaos (OmenglU) 20.00; Styx 22.00; Palmyra<br />
(teilw.OmU) 15.00; Utoya 22. Juli (OmU)<br />
17.00, 19.00; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />
felice (OmU) 21.00; Styx 14.45, 19.00; Draußen<br />
(DFmenglU) 17.00; Gundermann 21.00;<br />
Kindeswohl –The Children Act (OmU) 14.45;<br />
Wackersdorf 17.00, 19.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.00<br />
International (✆ 24 75 60 11) Familie Brasch<br />
13.50; Gundermann 16.10, 19.00, 21.50<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Peter Voigt: Martha<br />
Lehmann /Der Ort Die Zeit Der Tod–Ein Heimatfilm<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.20, 17.20, 19.35; Ant-Man<br />
and the Wasp 14.20; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.30, 17.10; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren –The House with aClock in<br />
Its Walls (OF) 14.35; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 14.40, 17.20; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.40, 17.20, 20.15;Alpha 14.40; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um14.45, 17.20;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 15.00; The Nun<br />
17.00, 20.00; Mile 22 17.00, 19.30; Searching<br />
17.10, 19.50; Predator –Upgrade 17.20, 20.00;<br />
Searching (OF) 19.30; Asphaltgorillas 19.40; Preview:<br />
Ballon 20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) BlacKkKlansman<br />
(OmU) 15.30; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmenglU) 17.45; Shorts Attack –Sundance<br />
Shorts 2018(OmU) 20.00; Don‘tworry,weglaufen<br />
geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot<br />
(OmU) 21.30<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Glücklich wie Lazzaro<br />
– Lazzaro felice (OmU) 16.15, 19.00;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 21.45<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Wackersdorf 15.00,<br />
17.45, 20.30; Glücklich wie Lazzaro 15.45,<br />
20.40; Utoya 22. Juli 18.30, 21.10; Gundermann<br />
17.15, 20.00; Styx 16.50,19.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Shut Up and Play<br />
the Piano (OmU) 18.00, 20.00, 22.00; Dominion<br />
20.00; Leave No Trace (OmU) 18.15, 20.50;<br />
BlacKkKlansman (OF) 17.30, 20.30; Wir sind<br />
Champions – Campeones (OmU) 19.00; Crazy<br />
Rich –Crazy Rich Asians (OF) 21.30; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht –Don‘t Worry,HeWon‘t Get<br />
Far OnFoot (OmU) 17.15<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.30, 16.50,19.45; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 14.45; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 17.35; The Nun 20.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Kurzfilmprogramm für<br />
Kinder 12.00; Don‘t worry, weglaufen geht nicht<br />
–Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot (OmU)<br />
12.00; Wolf und andere Tiere 13.00; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 14.00, 16.30; Leave<br />
No Trace (OmU) 14.20, 21.10; Glücklich wie Lazzaro<br />
(OmU) 16.20, 21.10; Seestück 18.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren –The House with<br />
aClock inIts Walls (OmU) 19.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Der Komponist und Dirigent Max Bruch (1838–1920), fotografiertum1900 in Bologna.<br />
KLASSIK<br />
BruchsDoppelkonzert: 27. und 28. 9.,<br />
20 Uhr,29. 9., 19 Uhr,Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
BruchsViolinkonzert: 28. 9., 20 Uhr,<br />
Konzerthaus am Gendarmenmarkt<br />
#bebeethoven: 28. und 29. 9.,20Uhr,<br />
Radialsystem, Holzmarktstr. 33<br />
Die tote Stadt: 30. 9. &14. 10.,19Uhr,<br />
6. 10.und 31. 10., 19.30 Uhr,Komische<br />
Oper,Behrenstr.55-57<br />
Zemlinskys 2. Quartett: 2. 10., 20 Uhr,<br />
Kammermusiksaal, H.-von-Karajan-Str.1<br />
IMAGO<br />
chestra aufgenommen. Und hier<br />
wirdeinemMax Bruchdoch ein bisschen<br />
unheimlich: Bildet das Violinkonzert<br />
den Stand konservativen<br />
Komponierens seiner Entstehungszeit<br />
1865 ab, ist das Doppelkonzert<br />
zutiefst anachronistisch. Bruch beschwört<br />
im langsamen ersten Satz<br />
einen Bach’schen Kontrapunkt, später<br />
eine Romantik, die kaum über einen<br />
ins Monumentale gesteigerten<br />
Schumann und Mendelssohn hinausgeht<br />
–und das im Jahr 1915!<br />
Wasdie jüngereGeneration in diesen<br />
Jahren beschäftigte, zeigen die<br />
Komische Oper mitder Premierevon<br />
Erich Wolfgang Korngolds „Die tote<br />
Stadt“ von1920 und das junge französische<br />
Quatuor Arod, Gewinner des<br />
ARD-Musikwettbewerbs 2016, mit<br />
dem 1915 komponierten Zweiten<br />
Streichquartett vonKorngolds Lehrer<br />
Alexander vonZemlinsky.InOper wie<br />
Kammermusik wirkt ein stark psychologisch<br />
aufgeladenes Formgefühl,<br />
das klassizistische Ideale unterwühlt<br />
und spontanen Regungen<br />
folgt. BeiZemlinsky führtdas an den<br />
Rand der Tonalität, bei Korngold zu<br />
einem rauschhaften Klingen, das immer<br />
wieder morsch zusammenzubrechen<br />
droht. Aber auch die aufgesetzte<br />
Monumentalität in Bruchs<br />
Doppelkonzertkannman psychologisch<br />
verstehen, als Versuch, diese<br />
Ideale und die schöne Seele der Romantik<br />
mit Mauern und Waffen vor<br />
dem zersetzenden Menschenbild<br />
der Moderne zu schützen.<br />
Damitwar einAntagonismus aus<br />
Fortschritt und Beharren in der Welt.<br />
Eine seiner brisantesten Fortsetzungen<br />
stellt das #bebeethoven-Projekt<br />
des Podiums Esslingen dar. Der<br />
Großjubilar des Jahres 2020 interessiertdiese<br />
experimentelle Veranstaltungsplattform<br />
jedoch nicht wegen<br />
seiner Musik, sondern wegen seines<br />
„Mutes“ und seiner „Radikalität“.<br />
Auf diese nicht zurückzuschauen,<br />
sondern ihnen nachzustreben sind<br />
zwölf Fellowsunterschiedlicher musikalischer<br />
Profession aufgerufen,<br />
von denen sich einige am Wochenende<br />
im Radialsystem präsentieren.<br />
Eine ist die <strong>Berliner</strong> Cembalistin<br />
Elina Albach, die mit ihrem EnsembleContinuum<br />
alte mit neuer Musik<br />
konfrontiertund dafür auch Aufführungsformen<br />
sucht, die ein jüngeres<br />
Publikum anlocken. Darüber wird<br />
noch zu sprechen sein.<br />
Lesung<br />
VomGulag<br />
in die goldene<br />
Zeit Berlins<br />
Warum der neue Roman<br />
Steffen Menschings<br />
nach„Schermanns Augen“ benannt<br />
ist, soll hier nur halb<br />
verraten werden: Rafael Schermann,<br />
ein österreichischer<br />
Jude, kann in der Handschrift<br />
eines Menschen viel über dessen<br />
Charakter und Zukunft sehen.<br />
1874 geboren in Krakau,<br />
erfolgreich in Wien, Berlin und<br />
New York, wird er1940 in ein<br />
sowjetisches Straflager verschleppt.<br />
In den Verhören<br />
durch den Kommandanten<br />
und im Gespräch mit anderen<br />
Häftlingen legt er sein schillerndes<br />
Leben dar. Soentstehen<br />
vor dem düsteren Hintergrund<br />
des Lagers Szenen aus<br />
vornehmen Salons, vom Luxusdampfer<br />
und von Theaterbühnen.<br />
Parallel erinnert ein<br />
junger Deutscher, Schermann<br />
als Übersetzer zur Seite gestellt,<br />
an Moskau als nervöse<br />
Emigrantenhauptstadt der<br />
Kommunisten. BarbaraKahne<br />
Buchpremiere mit SteffenMensching,<br />
20 Uhr,Pfefferberg-Theater, Schönhauser<br />
Allee 176, T.:939358555<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: Tbilisi SymphonyOrchestra und Gesangssolisten<br />
aus Georgien, Ltg.Vakhtang Kakhidze, Operngala<br />
–Goldene Stimmen ausGeorgien, Arien, Quartette<br />
und Ensemblesaus Opernvon Bellini, Verdi, Puccini,<br />
Donizetti, Antonín Dvorák u. a.<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(✆ 254 88 -1 32) 20.00: 2. Internationaler <strong>Berliner</strong><br />
Musikwettbewerb -Preisträgerkonzert<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Arseniy Chubachin (Cello), Ksenia Fedoruk<br />
(Klavier), Brahms: Ungarischer Tanz Nr.1;Grieg: Cello-Sonate<br />
a-Moll op. 36; Bartok: Rumänische Tänze;<br />
Faure: Après une rêve; Franck: Cello Sonate A-Dur<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: MenahemPressler(Klavier), Wolfgang Amadeus<br />
Mozart: Fantasie c-Moll, Sonate c-Moll; Robert<br />
Schumann: Kinderszenen op. 15; Claude Debussy:<br />
Auszügeaus „Douze Préludes Band I“, „La plus que<br />
lente“, „Rêverie“; Frédéric Chopin: Mazurka h-Moll<br />
op. 33/4, Mazurka fis-Moll op.59/3, Mazurka a-Moll<br />
op. 67/4, Mazurka B-Dur op. 7/1, Mazurka f-Moll op.<br />
7/3, Mazurka a-Mollop. 17/4<br />
Schloss Charlottenburg -Große Orangerie<br />
(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />
Meisterwerkedes Barock,Werkevon Vivaldi, Pergolesi<br />
&Bach, mit Menü<br />
KINDER<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
15.00: Offenes Atelier (ab 6J.)<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Jorinde und Joringel, (ab 4bis 12 J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.30: Zahlen,bitte!,RobertMetcalf (ab 5bis 10 J.)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
10.30: Schiffchens große Fahrt(ab 4bis 9J.)<br />
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt<br />
(✆ 902 39 14 16) 10.30 Kleiner Saal: Straßenknirpse,<br />
Spielwerkstatt Berlin (ab 5J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.30: Pünktchen trifft Anton (ab 9J.)<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: Mario derEismann und der Pinguin, Puppenund<br />
Schauspiel (ab 2bis 7J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
14.00: Schwing deine Hüften! Hoop-Dance-Bau,<br />
selbstgebauter Hula Hoop<br />
Pumpe (✆ 26 39 17 00)<br />
11.30: Kitakonzert 3-2-1-LOS! Mitglieder der <strong>Berliner</strong><br />
Philharmoniker und Stipendiaten der Orchester-Akademie<br />
(ab 2bis 5J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00, 16.30: Kasper und Rumpelstilzchen<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Dingdingdinge, Puppentheater Zum Glück<br />
(bis 3J.)<br />
TheaterMorgensternimRathaus Friedenau<br />
(✆ 92 35 59 50) 10.00: Buddy&Carl(ab 5J.)<br />
theater strahl probebühne (✆ 69 59 92 22)<br />
18.00: Krieg.Stell dir vor, er wäre hier (ab 13 J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Rumpelstilzchen (ab4J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
AHA Berlin e. V. (✆ 89 62 79 48)<br />
20.00: Slam des Westens, PoetrySlam, Mod.: Tom<br />
Mars<br />
Ausland (✆ 447 70 08)<br />
19.30: KOOK.MONO: schrift spricht -Tag 3, Christiane<br />
Heidrich, Hieu Hoang,Senthuran Varatharajah, Rike<br />
Scheffler,Max Wallenhorst<br />
Bodo-Uhse-Bibliothek (✆ 512 21 02)<br />
19.00: Erinnerungen an Schulzenhof, Erwin Berner<br />
Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />
20.30: So viele Tote, so viele Lieben. Ein LebensBild<br />
der russischen Dichterin Anna Achmatowa, mit Jürgen<br />
Tomm<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Christian Grashof. Kam, sah und stolperte,<br />
Buchpremiere, Gespräche mit Hans-Dieter Schütt<br />
Ibero-Amerikanisches Institut (✆ 266 45 43 20)<br />
18.00 Simón-Bolivar-Saal: Die goldene Stadt,<br />
Sabrina Janesch,Lesung und Gespräch mit Sabrina<br />
Janesch, Dr.Manuela Fischer und Dr.IkenPaap, in<br />
dt. Sprache<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.00: Tiere streicheln Menschen, Martin „Gotti“<br />
Gottschild &Svenvan Thom, Action-Lesung<br />
Nachbarschaftshaus Friedenau<br />
(HolsteinischeStr.30) 19.00: Hain. Geländeroman,<br />
Esther Kinsky<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Schermanns Augen, Steffen Mensching,<br />
Buchpremiere<br />
Rosa-Luxemburg-Stiftung (✆ 44 31 00)<br />
17.30 Salon: Start in Moskau. Regiestudenten der<br />
Moskauer Filmhochschule erinnernsich, Iris Gusner,<br />
mit Gabriele Funke, Buchpremiere, Mod.: Dr.Ralf<br />
Schenk<br />
Thalia-Buchhandlung im Gesundbrunnen-Center<br />
(✆ 49 30 68 -0) 20.00: Marrakesch, Jalid Sehouli,<br />
Lesung und Gespräch<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />
19.30: Babelslam. Erklär Deine Sprache. Anm. erf.<br />
KONZERT<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest Jam Session<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Christl/Fischbacher Quartet<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Holy Esque<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Darwin Deez (Indie) +Pom Poko<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: Cécile Rose &Trio Scho, Bals perdus<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Halsey<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />
20.00: Tank And The Bangas<br />
Funkhaus Berlin (✆ 12 08 54 16)<br />
18.30 Saal 1: Tony Allen &Jeff Mills<br />
Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />
20.00: Free Jam Session<br />
Kreativhaus (✆ 238 09 13)<br />
20.00 Café CoCo: DT-Jazzband, Jazzmi<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Okkervil River<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
21.00: JaaRi<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
19.00: Yung Gravy,bbno$<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Papa Mambo Tropical<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Brooklyn Bridgefeat. Keith Tynes, Super Funky<br />
Soul Wednesdays<br />
CLUB<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Thrill Walk xRTS.FM, Quarion, Kim Brown,<br />
Denise Bauer,Cem Orlow<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces,Exterminador,Otone, hosted<br />
by Artik<br />
WaterGate (✆ 61 28 03 94)<br />
23.55: EWax 2yrs, Giammarco Orsini, Maik Yells,<br />
Atree, SY b2b Just Me<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt,Evan&Friends<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso<br />
Strandbar Mitte (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Argentinischer Tango, Michael Rühl &friends<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um13.15, 15.15;<br />
Thilda &die beste Band der Welt 13.30, 15.30;<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.30,<br />
20.20; Gundermann 17.40, 20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />
14.30, 17.30, 20.30; Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 14.30, 17.20, 20.15;<br />
Shut Up and Play the Piano (OmU) 17.00, 21.10;<br />
Utoya 22. Juli 19.00;Familie Brasch 16.00; Glücklich<br />
wie Lazzaro 18.15; BlacKkKlansman (OmU)<br />
21.00; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.00; Wackersdorf 14.20, 18.00, 20.45; Thilda<br />
&die beste Band der Welt 16.00<br />
Kino in derKulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 13.30,<br />
16.30, 19.40, 22.20; Gundermann 13.30, 16.30,<br />
19.30, 22.30;Wir sind Champions 14.00, 19.30;<br />
HotelTranssilvanien 3:Ein Monster Urlaub 14.00;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 14.15,<br />
16.50, 19.00;Wackersdorf 14.30, 19.50; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um14.30, 16.50;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 14.30; Utoya<br />
22. Juli 16.30, 21.30; Mamma Mia! Here We<br />
Go Again 16.45; Grüner wirdís nicht 17.15; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 17.15, 23.00; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again: Sing-Along Version<br />
19.45; BlacKkKlansman 19.50; Preview: Ballon<br />
20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.20; Kindeswohl<br />
–The Children Act (OmU) 22.45; Leave No<br />
Trace (OmU) 23.00;Asphaltgorillas 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 049298) Familie Brasch 18.45;<br />
Seestück (teilw.OmU) 20.30<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Das Prinzip<br />
Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 17.15;<br />
Shut Up and Play the Piano (OmU) 19.00; Die Insel<br />
20.30; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als<br />
„Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Klassentreffen1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.15, 16.45, 19.45, 22.35; 3D: Ant-Man<br />
and the Wasp 14.15; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.20; Searching 14.25, 17.00,<br />
19.40, 22.45; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
14.25, 17.10; Christopher Robin 14.25; Alpha<br />
14.25; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.30, 17.00;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.30, 17.00;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 14.35,<br />
17.10, 19.50, 22.40; 3D: Predator – Upgrade<br />
16.45, 19.40, 22.35; Ant-Man and the Wasp<br />
16.50; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 17.00; Book Club – Das Beste kommt<br />
noch 17.15, 19.50; Mission: Impossible –Fallout<br />
19.25, 22.30; BlacKkKlansman 19.35, 22.45;<br />
Preview: Ballon 19.45; The Nun 19.50, 22.40; 3D:<br />
The Meg 22.45; Mile 22 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00)Christopher<br />
Robin 13.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 13.45; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 13.50; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
13.50, 16.45, 19.30; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 14.00, 16.40; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.10, 17.00, 19.40; Klassentreffen<br />
1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.20, 16.50, 20.00; 3D: Ant-Man and the Wasp<br />
14.40; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
15.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout 16.00;<br />
3D: The Meg 16.30; The Nun 17.20, 20.30; 3D:<br />
Alpha 17.30; Searching 17.40, 20.20; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again: Sing-Along Version 19.45;<br />
The Equalizer II 19.50; Preview: Ballon 20.00; 3D:<br />
Predator –Upgrade 20.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Grüner wirdís nicht 14.45, 17.40; BlacKkKlansman<br />
20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Gundermann 18.00,<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Book Club –Das Beste<br />
kommt noch (OmU) 18.00; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) The Endless (OmU)<br />
18.00; Mr Gay Syria (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um10.00, 11.50,<br />
14.45, 16.10; Käpt‘n Sharky 10.00, 11.50; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00,<br />
12.00, 13.45, 16.00; Gans imGlück 10.00; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.10, 13.45,<br />
17.10; Christopher Robin 12.10; Klassentreffen<br />
1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.20, 17.30, 20.15; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 15.00, 20.00;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 17.15, 20.45;<br />
Predator–Upgrade 18.15; The Nun 18.20, 20.45;<br />
Preview: Ballon 20.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081)<br />
Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes 13.30;<br />
Mamma Mia! Here WeGoAgain 15.30; 3Tage in<br />
Quiberon 17.45; Swimming with Men 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 0711) Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 14.40, 17.20, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.00, 16.00; Meine teuflisch gute Freundin<br />
10.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
10.00, 11.15, 14.40, 17.20; Gans im Glück<br />
10.00, 12.15; Das schönste Mädchen der Welt<br />
10.00, 14.35, 17.35; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 10.00, 12.20, 14.55, 17.30, 19.50;<br />
Käpt‘n Sharky 11.55; Christopher Robin 12.10,<br />
13.25; Alpha 12.10; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 14.10, 17.00,<br />
20.00, 23.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
14.25, 16.30, 20.10; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 15.00, 20.00; Searching 17.10,<br />
19.50, 22.30; The Nun 18.10, 23.00; Preview:<br />
Ballon 20.00; Predator –Upgrade 20.15, 22.50;<br />
Mission: Impossible –Fallout 22.25;The Equalizer<br />
II 23.00; Mile 22 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
15.15, 17.45, 20.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.30, 18.00; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 16.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 16.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 18.00; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 18.00; The Nun 20.30; 3D: Predator –Upgrade<br />
20.30; Ballon 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Blacklist: Red Hollywood<br />
(OF) 19.30; Interstellar (70mm) 20.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80806969)<br />
Käpt‘n Sharky 12.25; Pettersson und Findus: Finduszieht<br />
um 12.30, 14.50; Hotel Transsilvanien 3:<br />
Ein Monster Urlaub 12.30, 14.00, 16.30; Sauerkrautkoma<br />
13.30; Deine Juliet 13.30; Christopher<br />
Robin 13.35, 16.30; Searching 13.40, 17.10,<br />
19.45, 22.50; Catch Me! 13.45; Ant-Man and<br />
the Wasp 13.50; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
14.00, 17.20, 19.50; Alpha 14.00;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.10, 16.40;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.10, 16.30, 19.45, 22.50; Meine<br />
teuflisch gute Freundin 14.20; Predator – Upgrade<br />
14.30, 22.10; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.30, 17.20, 20.10, 22.20; Book<br />
Club – Das Beste kommt noch 14.30, 17.15,<br />
20.00; Bad Spies 14.35, 20.30; Mile 22 15.00,<br />
17.20, 20.30, 23.00; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 15.00, 17.45; Ocean‘s Eight 16.20, 20.20;<br />
3D: Predator –Upgrade 16.40, 20.10; The Meg<br />
16.50, 20.15, 23.00; 3D: Alpha 16.50; Utoya<br />
22. Juli 17.00, 19.30, 22.00; The Nun 17.00,<br />
19.40, 22.30; Wackersdorf 17.15, 20.10; Wirsind<br />
Champions 17.25; Kindeswohl 17.30; Crazy Rich<br />
19.10; BlacKkKlansman 19.10, 23.00; Preview: I<br />
Can Only Imagine 19.30; The Equalizer II 19.45,<br />
22.45; Mission: Impossible –Fallout 19.50; Slender<br />
Man 23.00; Leave No Trace 23.20; Asphaltgorillas<br />
23.20<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
3D: Alpha (OF) 13.30; Mission: Impossible –Fallout<br />
(OF) 13.40, 16.40; Kindeswohl –The Children<br />
Act (OF) 13.40; Crazy Rich –Crazy Rich Asians<br />
(OF) 13.40, 16.30, 20.20, 23.00; Christopher<br />
Robin (OF) 14.10; Bad Spies –The SpyWho Dumped<br />
Me (OF) 14.10; Das Hausder geheimnisvollen<br />
Uhren –The House with aClock in Its Walls (OF)<br />
14.45, 17.30, 20.10; Ocean‘s Eight (OF) 14.50;<br />
BlacKkKlansman(OF) 16.00, 19.20, 22.45; Mamma<br />
Mia! Here WeGoAgain (OF) 16.50; The Nun<br />
(OF) 17.10, 20.15, 23.15; Searching (OF) 17.15,<br />
20.00, 22.45; BookClub –Das Beste kommt noch<br />
(OF) 17.45, 20.30; Mile 22 (OF) 19.30, 23.15;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again: Sing-Along Version<br />
(OmenglU) 19.45; 3D: Mission: Impossible<br />
–Fallout (OF) 22.10; The Equalizer II (OF) 22.40;<br />
3D: Predator –Upgrade (OF) 23.00<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Pandas<br />
11.00, 12.30; 3D:Predator –Upgrade (OF) 13.50,<br />
19.30, 22.20; 3D: Predator –Upgrade 16.40<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Cobain (OmU)<br />
18.00; Hamburger Gitter – Der G20-Gipfel als<br />
„Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 20.00;<br />
Donbass (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Predator –Upgrade 10.00,<br />
12.00, 18.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00, 22.30;<br />
Gans im Glück 10.00, 12.00, 14.00; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 10.00, 12.30, 15.00,<br />
17.30, 20.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 14.00, 16.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 15.45, 18.00; The Nun 18.00, 20.15,<br />
22.30; Preview: Ballon 20.00, 22.30; 3D: Predator<br />
–Upgrade 20.15, 22.30; The Equalizer II<br />
22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Familie Brasch<br />
16.00; Deine Juliet 18.00; Gundermann 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.00, 17.00, 20.10; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.00, 16.40; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 14.00, 16.45,<br />
19.45; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.10, 17.10; Ant-Man and the Wasp 14.10;<br />
3D: The Meg 14.20; Käpt‘n Sharky 14.30; Book<br />
Club –Das Beste kommt noch 14.30; 3D: Alpha<br />
14.45; 3D: Jurassic World: Das gefallene Königreich<br />
16.30; Searching 16.50, 19.45; 3D: Mission:<br />
Impossible –Fallout 17.00; The Nun 17.15,<br />
20.00; Das schönste Mädchen der Welt 17.20;<br />
The Equalizer II 19.30; 3D: Predator –Upgrade<br />
19.30; Mamma Mia! Here We Go Again: Sing-<br />
Along Version 19.45; Preview: Ballon 20.00; Mile<br />
22 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11)<br />
Käpt‘n Sharky 14.00; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 14.15, 16.00; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.20, 17.00, 20.00; Hotel Transsilvanien 3:<br />
Ein Monster Urlaub 14.30, 17.30; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.35, 17.10; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren14.40, 17.20, 20.00;<br />
Mamma Mia! Here WeGoAgain 15.00; Predator<br />
–Upgrade 16.40; Searching 17.20, 20.00;<br />
The Nun 18.10, 20.00; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 19.30; Preview: Ballon 20.00; Mile<br />
22 20.30<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Shut<br />
Up and Play the Piano 19.00; Je me tue aledire<br />
–Wenn ich es oft genug sage, wird es wahr 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Engel über Europa<br />
–Rilke als Gottsucher 18.00; Shut Up and Play<br />
the Piano (OmU) 19.30; TV-Satiren #2: God Bless<br />
America (OmU) 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Kuddelmuddel bei<br />
Pettersson und Findus 10.00; Der kleine Maulwurf<br />
12.00; Thilda &die beste Band der Welt 13.30,<br />
15.45; Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm<br />
Georg Platow 18.00; Familie Brasch 21.00; Gundermann<br />
12.45, 20.00; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 15.30; Wirsind Champions 17.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85)Maria by Callas<br />
15.30; Familie Brasch 18.00; Styx 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Pettersson und<br />
Findus 13.00; Der alte deutsche Film: Ein fröhliches<br />
Haus 15.45; Menashe(OmU) 18.00; Mackie<br />
Messer 20.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Exhibition on Screen: Vincent<br />
van Gogh: Die neue Art des Sehens 18.00; Endless<br />
Poetry 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Mackie Messer 14.45,<br />
20.30; Gundermann 17.40<br />
FREILUFTKINOS<br />
Open-Air-Kino Schlosspark Biesdorf (✆ 998 74 81)<br />
Gundermann 20.00<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />
303 (OmenglU) 20.15<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 8112)<br />
Preview: So klang die DEFA –Filmmusik aus Babelsberg<br />
(m. Gästen) 17.00; rbb Filmlounge: Wolke<br />
9(m. Gespräch) 19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Gundermann<br />
13.30, 17.00; Wackersdorf 14.00, 20.45;<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 14.00,<br />
18.00, 20.45; Silberstreifen: Mackie Messer<br />
14.00; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.15; Das Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
16.00; Familie Brasch 16.15; Utoya<br />
22. Juli 16.30, 18.45; Kindeswohl 18.30; Albatross<br />
(OV; m. Gästen) 20.00; Styx 20.45<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center (✆ 03 31/233 7233)<br />
Mission: Impossible –Fallout 13.40; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 13.50; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.00, 17.00, 20.00; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.00, 16.45, 19.45; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.15, 17.15;<br />
3D: Predator –Upgrade 16.45, 20.00; Book Club<br />
–Das Beste kommt noch 17.00; The Nun 19.30;<br />
Preview: Ballon 20.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
WERKSTATT<br />
Sicherer<br />
einkaufen<br />
im Netz<br />
Solangsam geht es los mit den Planungen<br />
fürWeihnachten. Umfragen<br />
zufolge wollen zwei Drittel der<br />
Deutschen zumindest einen Teil ihrer<br />
Geschenke im Netz kaufen. Das<br />
freut die Online-Händler – leider<br />
auch die Cyber-Kriminellen. Gerade<br />
in den Wochen vor Heiligabend eröffnen<br />
viele Betrüger Fake Shops mit<br />
Lock-Angeboten, die nur darauf abzielen,<br />
an das Geld und die Daten<br />
gutgläubiger Kunden zu gelangen.<br />
Um den Anschein eines seriösen<br />
Geschäfts zu erwecken, arbeiten die<br />
Täter oft mit selbstkreierten oder gefälschten<br />
Gütesiegeln. Vermeintlich<br />
offizielle Zertifikate bescheinigen<br />
„besonders sicheres Einkaufen“ oder<br />
„100 Prozent Kundenzufriedenheit“,<br />
entpuppen sich bei näherer Betrachtung<br />
aber als Etikettenschwindel.<br />
Nach Beurteilungen des Bundesjustizministeriums<br />
und des Expertennetzwerks<br />
„Initative D21“ sind lediglich<br />
vier Anbieter vonGütesiegeln uneingeschränkt<br />
vertrauenswürdig.<br />
Die Trusted Shop GmbH dürfte<br />
das bekannteste Unternehmen unter<br />
den Vieren sein. Ihrkreisförmiges<br />
Logo mit dem geschwungenen„e“ in<br />
der Mitte findet sich auf der Website<br />
von25000 Händlern. Um das Zertifikat<br />
zu erhalten, müssen Online-<br />
Kaufhäuser diverse Qualitätskriterien<br />
wie Bonität und Datenschutz erfüllen.<br />
Sollte ein Verkäufer nicht liefern,<br />
springt die Kölner Gesellschaft<br />
ein und zahlt dem Kunden bereits<br />
überwiesenes Geld zurück.<br />
Das sechseckige „s@fer-shopping“-Prüfzeichen<br />
des TÜV Süd erhalten<br />
Unternehmen erst nach einer<br />
Vor-Ort-Kontrolle, bei der die technische<br />
und organisatorische Zuverlässigkeit<br />
begutachtet wird. In den<br />
folgenden Jahren muss die Geschäftsführung<br />
die Einhaltung der<br />
Vorgaben bei jährlichen Überprüfungen<br />
und unangemeldeten Online-Checks<br />
nachweisen.<br />
Das Label „EHI Geprüfter Online-<br />
Shop“ legt Wert auf transparente Bestellvorgänge<br />
und seriöse AGB-Vorgaben,<br />
die korrekte Weitergabe aller<br />
kaufrelevanten Informationen an<br />
den Besteller sowie einen vertrauenswürdigen<br />
Umgang mit deren Daten.<br />
Für die „internet privacy standards“<br />
(ips) durchleuchten schließlich<br />
Experten wie Diplom-Informatiker<br />
und Juristen die virtuellen Geschäftsräume<br />
insbesondere inHinblick<br />
auf den Daten- und<br />
Verbraucherschutz. Bei einer Änderung<br />
des Angebots ist außerdem eine<br />
Nachzertifizierung vorgeschrieben.<br />
Natürlich lassen sich die vier Gütesiegel<br />
einfach abfotografieren und<br />
in die Startseite eines Fake-Shops<br />
einfügen. Deshalb sollten User nicht<br />
nur Ausschau nach den Logos halten,<br />
sondern sie auch anklicken. Ist<br />
das Zeichen echt, wird der Nutzer in<br />
der Regel auf das Portal des Siegelgebers<br />
weitergeleitet. Umgekehrtmuss<br />
aber nicht jedes Online-Geschäft,<br />
das keines dieser vier Zertifikate<br />
führt, ein Betrugsversuch sein. Gerade<br />
jungen Start-ups fehlt oft das<br />
Geld für ein Siegel.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen<br />
will, gibt den Namen des Shops bei<br />
einer Suchmaschine ein. Wenn andere<br />
Nutzer vor dem Laden warnen<br />
oder keine Treffer angezeigt werden,<br />
sollte man skeptisch werden.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit 16 Jahren<br />
über Digitales.<br />
Besprechung auf der Bordsteinkante: Tobias Szarowicz und die Mitgründer der Yobo-App Alexander Beer und Anton Kahr.<br />
Auf gute Nachbarschaft<br />
Geld, Wissen und Vielfalt: Wiejunge Kreative aus Polen von der Infrastruktur Berlins profitieren<br />
VonChristina Cassala<br />
Pawel Cebula ist rumgekommen.<br />
Er kam in Stettin zur<br />
Welt, hat dann in den Niederlanden,<br />
Großbritannien<br />
und Hongkong studiert. Als es dann<br />
darum ging, sein Start-up zu gründen,<br />
wählte er Berlin. „Ich habe die<br />
Stadt mehrmals im Jahr besucht und<br />
mir wurde schnell klar, wie viel Aktivität<br />
in der lokalen Szene steckt,“<br />
sagt Cebula und ergänzt, dass die<br />
Hauptstadt schlichtweg der optimale<br />
Ortfür ihn war.<br />
Vielfältige Geschäftsideen<br />
Etwa1500 Mitglieder zählt die polnische<br />
Community mittlerweile, rund 60 Technologieunternehmen<br />
in der Stadt wurden vonPolen<br />
gegründet. Zur „Polish Tech Night“ trifft<br />
sich die Szene am Donnerstag im Silicon Allee<br />
Campus in der Chausseestraße 19.<br />
Cebula gründete vor vier Jahren die<br />
PlattformMedigo.Dortkönnen Patienten<br />
weltweit Behandlungen in anderen<br />
Ländern buchen. Für Cebula<br />
rentierte sich diese Entscheidung: In<br />
der Seed-Förderrunde sammelte das<br />
Unternehmen insgesamt 1,9 Millionen<br />
Euro ein, darunter auch von<br />
Christophe Maires Atlantic Internet,<br />
einem bedeutenden <strong>Berliner</strong> Tech-<br />
Investor.<br />
Am Donnerstag trifft sich ein großer<br />
Teil davon auf der „Polish Tech<br />
Night“, einer Veranstaltung, die bereits<br />
zum vierten Mal inBerlin stattfindet.<br />
„Wir wollen den Blick öffnen<br />
für das, was in der deutsch-polnischen<br />
Tech-Start-up-Szene passiert.<br />
Unddas ist eine Menge“, sagt Tobias<br />
Szarowicz, der das Event gemeinsam<br />
mit Ula Lachowicz initiiert hat. Szarowicz<br />
selbst ist zwar in Deutschland<br />
aufgewachsen, studierte aber sowohl<br />
an der deutsch-polnischen Viadrina<br />
in Frankfurt ander Oder als<br />
auch in Warschau. Nachdem er den<br />
Bundesverband Deutsche Start-ups<br />
mitgegründet hatte, machte er sich<br />
mit Yobo selbstständig. Die App gibt<br />
Nutzernmit Hilfe eines Algorithmus<br />
Ausgeh-Empfehlungen.<br />
Was reizt die jungen Wilden des<br />
Nachbarlandes, den Schritt nach<br />
Berlin zu wagen? Für alle bietet die<br />
Stadt Anknüpfungspunkte für unterschiedliche<br />
thematische Schwerpunkte.<br />
In Berlin versammelt sich<br />
das gesamte Spektrum der digitalen<br />
Wirtschaft. Und soreichen die Geschäftsideen<br />
der jungen Gründer<br />
aus dem Nachbarland eben auch<br />
vonFintech über Medizintechnik bis<br />
zu Healthcare –alles dabei. Wasalle<br />
Gründer eint: Berlin ist nicht weit<br />
LOKALE FÖRDERUNG<br />
Eine Städtepartnerschaft zwischen Warschau<br />
und Berlin gibt es seit 1991, inzwischen<br />
werden auch einzelne Digital-Projekte<br />
gefördert. Eines davonist „Lookout“. Es dient<br />
dazu, Firmen beider Länder näher zusammenzubringen.<br />
entfernt von der Heimat. Es dauert<br />
nicht lange, umdie Verwandtschaft<br />
in Warschau, Krakau oder Stettin zu<br />
besuchen.<br />
In Polen würden die Investitionsbedingungen<br />
auch durch politische<br />
Veränderungen schwieriger, sagt<br />
Szarowics.Von den Universitäten kämen<br />
viele Absolventen, die unternehmerisch<br />
aktiv werden wollen.<br />
„Das polnische Ökosystem ist noch<br />
nicht soweit, seine Gründer optimal<br />
zu unterstützen“, sagt Markus Erken,<br />
Investment Partner bei Sunfish Partners,<br />
ein Risikokapitalgeber. Sunfish<br />
fördert als einziger deutscher Investor<br />
polnische Technologie-Start-ups,<br />
rund eine halbe Million in der frühen<br />
Phase.„Das deutsche Ökosystem ist<br />
da schon einige Jahre voraus“, sagt<br />
er,„es steht mehr Geld zurVerfügung<br />
und die Investoren sind erfahrener<br />
im Aufbau von Unternehmen und<br />
Instagram verliert seine Gründer<br />
YOCAL<br />
der Internationalisierung.“ Da es<br />
keine weiteren deutschen Risikokapitalgeber<br />
im Nachbarland gibt,<br />
müssen die Gründer schon nach<br />
Berlin kommen, um Kapital einzusammeln.<br />
Wunsch nach weniger Bürokratie<br />
In der Hauptstadt gehört Paweł<br />
Chudziski, der während seiner Schulzeit<br />
nach Deutschland kam, zu den<br />
Förderern. Nach einer kurzen Episode<br />
in einer Bank in London kehrte<br />
er nach Berlin zurück. Heute verfügt<br />
sein Unternehmen Point Nine Capital<br />
über ein Portfolio von fast 100 Startups<br />
aus ganz Europa, darunter Polish<br />
Brainly,DocPlanner und inFakt.„Berlin<br />
ist ein sehr wettbewerbsintensiver<br />
Markt. DieStadt verfügt über viel Talent<br />
und eine hohe Dichte an Startup-Leuten“,<br />
sagt Jacek Majewski von<br />
tylko, „sodass es einfach ist, Experten<br />
aus allen möglichen Bereichen zu finden.<br />
Seit drei Jahren bietet das junge<br />
Unternehmen maßgefertigte Möbel<br />
an. PerApp können Kunden mit Hilfe<br />
von Augmented Reality die Möbelstücke<br />
virtuell in ihrem Zuhause platzieren.<br />
Und was nervt inBerlin? Justyna<br />
Zubrycka vonVai Kai, einem Hersteller<br />
von Holzpuppen mit digitalem<br />
Innenleben, wünscht sich eine digitalisierte<br />
und vereinfachte Bürokratie<br />
nach amerikanischem Stil, in<br />
dem Chancen statt Risiken wahrgenommen<br />
werden.<br />
Kevin Systrom und Mike Krieger verlassen den Konzern, spekuliert wird über Differenzen mit Mark Zuckerberg<br />
Die beiden Instagram-Gründer<br />
verlassen die Konzernmutter<br />
Facebook. Sie wollten nun eine<br />
Pause nehmen und sich Gedanken<br />
über ein neues Projekt machen, erklärten<br />
Kevin Systrom und Mike<br />
Krieger in einem Blogeintrag am<br />
Dienstag. Der Finanzdienst Bloomberg<br />
berichtete, die beiden hätten<br />
Meinungsverschiedenheiten mit Facebook-Chef<br />
Mark Zuckerberg über<br />
die künftige Entwicklung von Instagram<br />
gehabt.<br />
Die Fotoplattform Instagram hat<br />
mehr als eine Milliarde Nutzer und<br />
wird für Facebook immer wichtiger<br />
als Erlösquelle, während das weltgrößte<br />
Online-Netzwerk nach Datenschutz-Skandalen<br />
und Debatten<br />
um politische Propaganda unter<br />
Druck steht. In dieser Situation seien<br />
Systrom und Krieger frustriert darüber<br />
gewesen, dass Zuckerberg sich<br />
ungewöhnlich viel ins Tagesgeschäft<br />
eingebracht habe, schrieb Bloomberg<br />
unter Berufung auf informierte<br />
Personen. Auch<br />
das Technologieblog<br />
„Tech-<br />
Crunch“ schrieb,<br />
die Unabhängigkeit<br />
von Instagram<br />
sei zuletzt<br />
immer weiter<br />
beschnitten<br />
worden. Das<br />
habe für Spannungen<br />
gesorgt.<br />
AFP<br />
Kevin Systrom,<br />
Geschäftsführer<br />
Nachdem der Abgang der beiden Instagram-Gründer<br />
öffentlich wurde,<br />
bedankte sich Zuckerberg bei ihnen<br />
und wünschte viel Erfolg bei ihrem<br />
nächsten Unterfangen.<br />
Facebook hatte Instagram im<br />
Jahr 2012 für rund eine Milliarde<br />
Dollar gekauft. Der genaue Preis ist<br />
schwer festzumachen, da ein großer<br />
Teil davon in Aktien beglichen<br />
wurde –deren Kurs danach erst absackte<br />
und danach<br />
enorm gestiegen<br />
ist. Auf<br />
jeden Fall<br />
machte der Deal<br />
MikeKrieger,<br />
Technik-Chef<br />
AFP<br />
Systrom und<br />
Krieger zu Multimillionären.<br />
Sie blieben aber,<br />
um Instagram<br />
unter dem Dach<br />
von Facebook<br />
weiterzuführen.<br />
Der Preis von einer Milliarde<br />
Dollar für eine Foto-App, die nur<br />
rund 30 Millionen Nutzer hatte,<br />
wurde damals belächelt –für Facebook<br />
erwies sich Instagram aber als<br />
Glücksgriff. Die Übernahme half,<br />
die Dominanz des Unternehmens<br />
im Markt der sozialen Netzwerke<br />
über die Haupt-Plattformhinaus zu<br />
festigen. Unter anderem in der europäischen<br />
Politik wird inzwischen<br />
diskutiert, ob Facebook aus Wettbewerbsgründen<br />
nicht gezwungen<br />
werden sollte, sich wieder von Instagram<br />
zu trennen.<br />
Zwischenzeitlich schien Instagram<br />
unter Druck durch den jüngeren<br />
Konkurrenten Snapchat mit seinen<br />
vonallein verschwindenden Bildern<br />
zu kommen. Doch dann kopierten<br />
Instagram und Facebook<br />
kurzerhand ein zentrales Element<br />
des Snapchat-Erfolgs – die sogenannte<br />
Stories-Funktion, bei der<br />
man Bilder und Videos einen Tag<br />
lang seinen Freunden als Tagebuch<br />
zeigen kann. Inzwischen verzeichnet<br />
Snapchat nur noch schwaches<br />
Wachstum, Instagram ist weiter<br />
stark. (dpa)<br />
Facebook<br />
droht<br />
Sammelklage<br />
Vorwurf: Mangelnder<br />
Schutz von Mitarbeitern<br />
Facebook droht in den USA eine<br />
Sammelklage wegen mangelnden<br />
Schutzes von Mitarbeitern vor<br />
den Folgen verstörenderWebinhalte.<br />
Eine ehemalige Moderatorin, die bei<br />
dem Online-Netzwerk nach Angaben<br />
ihrer Anwälte etwa anstößige<br />
Bilder und Videos sichtete und entfernte,<br />
verklagte das Unternehmen<br />
wegen einer angeblich durch diesen<br />
Job erlittenen posttraumatischen<br />
Belastungsstörung.<br />
Facebook-Moderatoren würden<br />
täglich mitTausendenVideos,Bildern<br />
und Live-Übertragungen vonsexuellem<br />
Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen,<br />
Folter, Tiersex, Enthauptungen,<br />
Suiziden und Morden<br />
bombardiert, teilte Klägeranwalt Korey<br />
Nelson von der Kanzlei Burns<br />
Charest mit. „Wir prüfen die Behauptungen“,<br />
erklärte Facebook in einem<br />
Statement. Das Unternehmen ignoriere<br />
seine Pflicht, für die Sicherheit<br />
dieser Mitarbeiter zu sorgen, heißt es<br />
in der Mitteilung der Anwälte weiter.<br />
Facebook greife beim Ausmisten seiner<br />
Plattformauf Zeitarbeiter zurück,<br />
die angesichts der schockierenden<br />
Inhalte irreparable traumatische<br />
Schäden in dem Joberlitten.<br />
Facebook räumte in der Stellungnahme<br />
ein, dass die Arbeit häufig<br />
schwierig sei. „Darum nehmen wir<br />
die Unterstützung unserer Moderatoren<br />
unglaublich ernst.“ Die Mitarbeiter<br />
würden spezielles Training erhalten,<br />
zudem biete man ihnen psychologische<br />
Hilfe an. Facebook-Angestellten<br />
stehe dies hausintern zur<br />
Verfügung, von Partnerfirmen würden<br />
ebenfalls entsprechende Ressourcen<br />
verlangt.<br />
DieKlägerin Selena Scola aus San<br />
Francisco arbeitete den Anwälten<br />
nach ab Juni 2017 neun Monate im<br />
Auftrag einer Zeitarbeitsfirma für Facebook,<br />
später sei bei ihr eine posttraumatische<br />
Belastungsstörung<br />
diagnostiziert worden. Die Kanzlei<br />
strebt eine Sammelklage im Namen<br />
aller betroffenen Facebook-Mitarbeiter<br />
an und fordertunter anderem<br />
die Einrichtung eines Fonds für medizinische<br />
Tests und Versorgung der<br />
Moderatoren. (dpa)<br />
Neue Funktionen<br />
für die<br />
Suchmaschine<br />
Google will Ergebnisse<br />
besser organisieren<br />
G<br />
oogle hat neue Funktionen für<br />
seine Suchmaschine präsentiert.<br />
Mit Maschinellem Lernen werde das<br />
Unternehmen daran arbeiten, dass<br />
die Suche stärker personalisiert werden<br />
kann, sagte BenGomes,einer der<br />
Verantwortlichen für die Suchmaschine.<br />
Zuden Neuerungen, die in<br />
den kommenden Wochen nach und<br />
nach zunächst für Mobilgeräte eingeführtwerdensollen,<br />
gehören„Activity<br />
Cards“. Damit will Google die Suchergebnisse<br />
besser organisieren.Vergangene,aber<br />
weiterhin relevante Resultate<br />
sollen leichter wiederzufinden<br />
sein. Diese Aktivitätskärtchen sollen<br />
helfen, dortweiterzumachen, wo der<br />
Anwender mit einer Suche aufgehört<br />
hat. Werzueinem bereits verwendeten<br />
Suchbegriff zurückkehrt, dem<br />
präsentiert der Suchdienst ein solches<br />
Kärtchen mit relevanten Seiten,<br />
die er bereits besucht hat und weiteren,<br />
bereits durchgeführten Suchanfragen,<br />
die relevant sein könnten,<br />
schreibt der Nachrichtendienst Heise<br />
Online. Sogenannte Sammlungen<br />
sollen helfen, bei komplexen Suchen<br />
nützliche InhaltewieWebseiten, Artikeloder<br />
Bilderzusammenzutragen.<br />
(BLZ)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 27<br />
· ·<br />
36<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG)Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Stadt, Land, Haus 17.00 (für<br />
HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />
(für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für HG) Rentnercops.<br />
Gut für die Gerechtigkeit 19.45 (für<br />
HG) Wissen voracht –Werkstatt 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Kruso TV-Drama,D2018<br />
Mit Albrecht Schuch,Jonathan Berlin,<br />
Andreas Leupold u.a.<br />
21.55 (für HG) Plusminus<br />
Neue Pflege-Probleme –Warum kaum<br />
jemand für die Zukunft vorsorgt<br />
22.25 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Sportschau<br />
23.45 (für HG) Maischberger<br />
Missbrauch in der katholischen Kirche:<br />
aufklären oder vertuschen?<br />
1.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
1.20 (für HG) Kruso TV-Drama,D2018<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />
imEinsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Mario Barth deckt auf<br />
Hendrik Duryn: Lehrermangel an<br />
deutschen Schulen /IngoAppelt steht<br />
im Stau<br />
Gäste: Hendrik Duryn,Katja Burkard,<br />
IngoAppelt, Reiner Holznagel<br />
22.15 stern TV Magazin<br />
Wie IhreWäsche richtig sauber wird –<br />
und mit welchem Mittel /Wie die<br />
Rechtsrock-Szene inThüringen boomt<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 (für HG) CSI: Vegas<br />
Greg und die Geister.Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
11.50 (für HG) In aller Freundschaft 12.35<br />
(für HG) KurhotelAlpenglück. TV-Heimatfilm, D<br />
2006 14.00 (für HG) um zwei 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Tierisch,tierisch 20.15 (für HG) Exakt<br />
–Soleben wir! 21.15 Die Spur derAhnen<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Polizeiruf<br />
110. Wendemanöver. TV-Kriminalfilm, D<br />
2015 23.40 slamdr SPUTNIK 0.25 Rockpalast<br />
Bayern<br />
15.30 Schnittgut. Alles aus dem Garten 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern<br />
17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für<br />
HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
Wahl 2018 –Das TV-Duell 21.15 (für HG) Kontrovers<br />
22.00 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.15 (für HG) DokThema 23.00 (für HG)<br />
Sommer Winter Sommer –Ein Landarzt in Niederbayern.<br />
Dokumentarfilm, D2012 0.30 kinokino<br />
0.45 Dein Weg. Drama, USA/E 2010<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind,dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />
und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />
zwei 19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft<br />
20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Iron Man 2.<br />
Sci-Fi-Film, USA 2010 22.45 (für HG) Conviction<br />
23.40 nachrichten 0.00 (für HG) Medical<br />
Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Verhängnisvolle Kündigung 0.55 (für HG) Medical<br />
Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Freund oder Feind<br />
Super RTL<br />
14.25 Dennis &Fletscher –Blämtastisch!<br />
14.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />
Lorenzo 15.15 DieTom und Jerry Show 15.50<br />
5Freunde –Für alle Fälle 16.15 Die Nektons –<br />
Abenteurer der Tiefe 16.45 Coop gegen Kat<br />
17.15 Ninjago –Die Meister der Zeit 17.45<br />
Inspector Gadget 18.10 Die Tomund Jerry<br />
Show 18.45 WOW Die Entdeckerzone 19.15<br />
ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Angelo!<br />
20.15 (für HG) Dr.House 21.10 (für HG) Dr.<br />
House 22.05 (für HG) Dr.House 23.00 Upps!<br />
Die Pannenshow 0.00 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
14.30 StorageWars –Geschäfte in Texas. Spionageakt<br />
15.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />
Louisiana. Diebesgut 16.30 Garage<br />
Gold. Jahrzehnte anRamsch 17.00 Fußball –<br />
UEFAWomen's Champions League 17.55 Fußball:<br />
Champions League der Frauen 20.00 Die<br />
PS-Profis –Mehr Power aus dem Pott 21.15<br />
Motorvision.TV –#spotted 22.15 Sky Sport<br />
News –Die 2. Bundesliga. 7. Spieltag 23.15<br />
Die PS-Profis –Mehr Power aus dem Pott. Ein<br />
offener Flitzer für Claudia 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Gefangen<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Weitertanzen<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />
Einzelzeitfahren Herren 17.00<br />
(für HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />
17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für<br />
HG) SOKO Wismar. Der schöne Finn 19.00 (für<br />
HG) heute 19.25 (für HG) Heldt. Bochum singen<br />
und sterben. Krimiserie<br />
20.15 (für HG) Dakommst Du nie drauf!<br />
Kandidaten: Michael Mittermeier,Axel<br />
Prahl,Bülent Ceylan, Vanessa Mai,<br />
Martin Rütter<br />
Moderation: Johannes B. Kerner<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Armee ohne Kompass:Wohin<br />
marschiert die Bundeswehr?<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Der Gefährder –Ein Islamist packt aus<br />
1.30 (für HG) Deutschlands große Clans<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Christian<br />
Wackert, Alina Merkau 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Doku-<br />
Soap 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik<br />
am Südring –Die Familienhelfer 18.00 Endlich<br />
Feierabend! Moderation: Annett Möller, Daniel<br />
Boschmann 19.00 Genial daneben –Das Quiz<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 Fort Boyard<br />
Mit Thorsten Legat, Linda Hesse,Evelyn<br />
Burdecki,Sebastian Fobe, Eloy deJong<br />
Moderation: Matthias Killing<br />
Fünf mutige Promis gehen pro Folge an<br />
ihre Grenzen.<br />
22.25 Abgestempelt und aussortiert?<br />
Leben im sozialen Brennpunkt<br />
23.25 Grenzenloser Schmuggel? Zöllner<br />
packen aus!<br />
0.20 Fort Boyard<br />
MitThorsten Legat, Linda Hesse,Evelyn<br />
Burdecki,Sebastian Fobe, Eloy deJong<br />
13.05 Planet Wissen 14.05 (für HG) Verrückt<br />
nach Meer 14.55 (für HG) Verrückt nach Meer<br />
15.45 Erlebnisreisen 16.00 (für HG) Aktuell<br />
16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /<br />
Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />
HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt<br />
21.00 (für HG) Das Experiment 21.45 (für HG)<br />
Aktuell 22.10 (für HG)Wenn OrteAngst machen<br />
22.55 (für HG) sport inside 23.25 (für<br />
HG) Kriegstagebuch –War Diary. Dokumentarfilm,<br />
D2018 1.10 (für HG) Maischberger<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Panda, Gorilla &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Expeditionen ins Tierreich<br />
21.00 (für HG) Treckerfahrer dürfen das!<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier<br />
22.50 (für HG) extra 3Spezial<br />
23.20 (für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ...<br />
0.20 Ein Jahr ohne Sonntag. Der Aufstand<br />
0.45 (für HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
5.50 The Mentalist 6.40 GhostWhisperer 7.35<br />
EUReKA –Die geheime Stadt 8.30 EUReKA –<br />
Die geheime Stadt 9.25 Navy CIS: L.A. 10.20<br />
Navy CIS 11.10 Without aTrace 12.10 Numb3rs<br />
13.10 Castle 14.00 The Mentalist 15.00<br />
Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS<br />
16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />
Lokal,Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />
Koch die Box! 20.15 Hancock. Actionfilm, USA<br />
2008 22.20 Wild Wild West. Westernkomödie,<br />
USA 1999 0.20 Hancock. Actionfilm, USA<br />
2008 2.00 Watch Me –das Kinomagazin<br />
RTL 2<br />
11.55 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 12.55 Hilf mir! Jung,pleite,<br />
verzweifelt ... 14.00 Köln 50667 15.00 Berlin<br />
–Tag &Nacht 16.00 Krass Schule –Die<br />
jungen Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule<br />
–Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667<br />
19.00 Love Island Flash 19.05 Berlin –Tag &<br />
Nacht 20.15 Die Wollnys –Eine schrecklich<br />
große Familie! 22.15 Love Island –Heiße Flirts<br />
und wahre Liebe 23.15 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 0.10 Love Island –Heiße Flirts und<br />
wahre Liebe 1.05 Crime Town USA<br />
Eurosport 1<br />
14.00 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />
Zeitfahren Elite Herren 17.25 Eurosport spezial.<br />
On the Road 17.30 Judo: Weltmeisterschaften.<br />
7. Tag 19.25 Eurosport News 19.30 Tennis: Laver<br />
Cup 20.25 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften<br />
20.30 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften<br />
21.30 Snooker:World Main Tour. China<br />
Championship: 3. Tag 23.20 Eurosport spezial.<br />
The Minute 23.25 Eurosport News 23.30<br />
ERC All Access 0.00 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />
Zeitfahren Elite Herren<br />
ARTE, 20.15 UHR TRAGIKOMÖDIE<br />
El Olivo –Der Olivenbaum<br />
Seitdem sein Sohn den alten Olivenbaum derFamilieverkaufthat, hat<br />
Ramón (Manuel Cucala) aufgehörtzusprechen.Die Erinnerung an ihre behütete<br />
Kindheit unddie Liebezuihrem Großvater veranlassen dessen 20-jährige<br />
Enkelin Alma(AnnaCastillo) dazu,ein schier aussichtsloses Unternehmen<br />
zu wagen. Gemeinsam mit ihrem OnkelAlcachofa undihremheimlichen Verehrer<br />
Rafa will die jungeFrauden für 30.000 Euro nach Düsseldorf verkauften<br />
Baum zurück nach Spanien holen.Die gefühlvolle Tragikomödie über Familienbeziehungen<br />
und die Rückführung einesOlivenbaums istdie zweiteZusammenarbeit<br />
vonRegisseurin Icíar Bollaín und Drehbuchautor Paul Laverty.Für<br />
ihreDarstellungder Almawurde die NewcomerinAnnaCastillo mitdem spanischenFilmpreis<br />
„Goya“ ausgezeichnet.<br />
(Span./Dtl./2016)<br />
Anzeige<br />
KABEL EINS, 20.15 UHR ACTIONFILM<br />
Hancock<br />
K<br />
DASMAGAZIN DES<br />
Foto: Arte<br />
JohnHancock (Will Smith) istkeingewöhnlicher<br />
Superheld: Zwar istersogut<br />
wieunverwundbar undverfügt über übermenschliche<br />
Kräfte,dochmit demSaubermann-Image,das<br />
manvon seinesgleichen<br />
gewohntist,hat derRüpel nichts zu tun:Er<br />
trinkt, flucht und richtet beiseinen Einsät-<br />
MDR WDR zenSchäden in Millionenhöhe an.Als sei-<br />
Arte<br />
ne Beliebtheit bei der Bevölkerung vonLos<br />
Angelesauf dem Tiefpunktist,bietet ihm<br />
der PR-Berater RayEmbreyan, sein Image<br />
aufzupolieren. Alssich Hancockdann auch<br />
noch in Rays EhefrauMaryverliebt,wirder<br />
miteinem dunklen Geheimnis ausseiner<br />
Vergangenheitkonfrontiert.<br />
ECHT FÜR FANS. ECHT VON HIER. (USA/2008)<br />
Foto:Kabel eins<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
4<br />
9<br />
6 3 1<br />
6 2<br />
9 2 1<br />
3 1 7 6 8<br />
7 1 2 5<br />
5 7<br />
4<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
6<br />
4 8 5<br />
3 8<br />
7 9<br />
3 7<br />
6 2 5 1<br />
3 2<br />
6 7<br />
2 9<br />
W<br />
U.N.V.E.U. H <br />
Herbst 2018 4,50 €<br />
DASMAGAZIN DES<br />
EISERNER DOPPELPASS<br />
DIE ABRAFAXE<br />
ENTDECKEN<br />
UNION<br />
EISERN COACHEN<br />
Ein Porträt desCheftrainers<br />
UrsFischer,des Vereinfachers<br />
aus derSchweiz<br />
EISERN RAEN<br />
Ein Nachmittag mit<br />
Romano,dem König<br />
von Köpenick<br />
EISERN ERINNERN<br />
Ein Besuch bei Michael<br />
Kölmel, dem Unternehmer<br />
und Klubretter<br />
SUDOKU<br />
4 198198 404505<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom VOM 25.9.2018<br />
MITTEL mittel<br />
1 4 2 8 7 6 3 9 5<br />
3 5 9 1 2 4 6 7 8<br />
7 8 6 5 3 9 2 1 4<br />
2 1 4 9 5 8 7 6 3<br />
6 7 3 2 4 1 5 8 9<br />
5 9 8 3 6 7 4 2 1<br />
8 3 5 6 9 2 1 4 7<br />
4 6 1 7 8 5 9 3 2<br />
9 2 7 4 1 3 8 5 6<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 25.9.2018<br />
vom 25.9.2018<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
7 2 1 8 3 4 5 6 9<br />
5 4 8 9 6 1 7 2 3<br />
6 9 3 7 5 2 4 8 1<br />
9 5 2 1 4 7 6 3 8<br />
3 1 6 5 8 9 2 7 4<br />
8 7 4 3 2 6 1 9 5<br />
4 3 5 2 7 8 9 1 6<br />
2 6 9 4 1 3 8 5 7<br />
1 8 7 6 9 5 3 4 2<br />
5.25 Berlin erwacht –Sommer 5.30 Panda,<br />
Gorilla &Co. 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der<br />
Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
8.30 Brandenburg aktuell /Abendschau 9.00<br />
In aller Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft<br />
–Die jungenÄrzte 10.35 Elefant, Tiger<br />
&Co. 11.25 Panda, Gorilla &Co. 12.15 Südafrikas<br />
Kap-Region 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />
nach Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
15.00 PlanetWissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />
–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis<br />
Frauenherzen schlagen anders –mit<br />
lebensgefährlichen Folgen?<br />
21.00 Täter –Opfer –Polizei<br />
Der rbb Kriminalreport<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Mission Schreiadler –Rettungsversuch<br />
für eine bedrohte Art<br />
22.45 Unbekanntes Afrika<br />
Das Kap –Zwischen Tropen und Eismeer<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Ellas Baby<br />
TV-Drama,D2017<br />
ProSieben<br />
9.30 The Middle 10.25 Mike &Molly 10.50<br />
How IMet Your Mother 11.40 2Broke Girls.<br />
Wer ist hier der Boss?/Die große Eröffnung.<br />
Comedyserie 12.30 Mom. Mein geliebter Rabenvater/Heißer<br />
als die Feuerwehr erlaubt.<br />
Comedyserie 13.25 Twoand aHalf Men. Mir<br />
ist langweilig/Warum wir nichts von Frauen<br />
wollen/Alle liebenAlan.Comedyserie 14.45<br />
The Middle. Die Zweitjobs/Der Kaffee-Alarm.<br />
Comedyserie 15.35 The Big BangTheory. Drei<br />
Monate im Eis/Der Nordpol-Plan/Die Grillenwette.<br />
Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Denn sie wissen<br />
nicht, wen sie würgen/Die große Simpsina.<br />
Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Grey'sAnatomy –Die jungenÄrzte<br />
Schadensbegrenzung.Krankenhausserie<br />
Mit Ellen Pompeo,Justin Chambers,<br />
James Pickens jr.u.a.<br />
21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden Timing. Actionserie<br />
22.15 Younger<br />
Wild im Wald /Therapie zwecklos<br />
23.10 Two and aHalf Men<br />
Der Ding-Shop /Ein Tässchen Tee<br />
0.05 Two and aHalf Men<br />
Mir ist langweilig /Warum wir nichts<br />
von Frauen wollen. Comedyserie<br />
12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />
Land Kunst 14.00 Alexis Sorbas. Tragikomödie,<br />
USA/GR/GB/GBA 1964 16.20 Wie das<br />
Land, so der Mensch 16.45 (für HG) X:enius<br />
17.10 Fair handeln 17.40 Island: Sommer der<br />
Polarfüchse 18.35 Patina-Paradiese 19.20<br />
Arte Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15 (für<br />
HG) El Olivo –Der Olivenbaum. Tragikomödie,<br />
E/D 2016 21.50 Dichter undAbenteurer –<br />
Blaise Cendrars 22.45 Liebe auf den ersten<br />
Schlag. Liebeskomödie, F2014 0.15 Arte<br />
Journal 0.40 Die Erbschaft 1.35 Die Erbschaft<br />
3Sat<br />
13.45 (für HG) Naturerlebnis Waldviertel<br />
14.10 Auf kulturell kulinarischen Spuren<br />
14.35 (für HG) Universum 17.45 (für HG) Das<br />
geheimnisvolle Leben der Pilze 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG)Tagesschau 20.15 Das System Jegge<br />
21.05 (für HG) Die Hände meiner Mutter. Drama,<br />
D2016 22.45 Das dunkle Geheimnis<br />
23.30 (für HG) Gefährliche Lust –Der Kampf<br />
gegen Kindesmissbrauch 0.15 10vor10 0.45<br />
ECO 1.15 Slowenien-Magazin 1.40 (für HG)<br />
Naturerlebnis Waldviertel<br />
Phoenix<br />
12.00 phoenix vor ort 12.30 phoenix plus.<br />
Republik im Umbruch –Parteien unter Druck<br />
13.00 phoenix vor ort 13.30 mein ausland<br />
14.15 „Hambi bleibt!”–Deutschland und die<br />
Kohle 14.30 Die rechte Wende 15.30 phoenix<br />
vor ort 17.00 Exil Berlin 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 Helden inden Trümmern von Mossul<br />
18.30 Wildes Deutschland –Unbekannte Tiefen<br />
20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 Fwie<br />
Fälschung 21.45 (für HG) heute-journal 22.15<br />
phoenix runde 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
phoenix runde 0.45 Fwie Fälschung<br />
Kika<br />
12.00 Tom 12.30 Garfield 12.55 Marcus Level<br />
13.20 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG)Annedroids<br />
15.45 Mirette ermittelt 15.55 Peter<br />
Pan –NeueAbenteuer 16.40 (für HG) Der kleine<br />
Prinz 17.30 4½Freunde 17.55 Der kleine<br />
Nick 18.05 (für HG) Mascha und der Bär<br />
18.15 Belle und Sebastian 18.35 Petzi 18.50<br />
Sandmann 19.00 Sherazade –Geschichten<br />
aus 1001 Nacht 19.25 (für HG) Wissen macht<br />
Ah! 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)Timster<br />
20.30 (für HG) unfassbar<br />
Dmax<br />
15.15 Railroad Alaska 16.15 A2 –Abenteuer<br />
Autobahn 17.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das<br />
härteste Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste Job Alaskas<br />
20.15 Die Modellbauer –Das Duell 21.15<br />
Die Modellbauer –Das Duell 22.15 Shark<br />
Tank –Die Business-Profis 23.15 Shark Tank –<br />
Die Business-Profis 0.15 Die Modellbauer –<br />
Das Duell 1.10 Die Modellbauer –Das Duell<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama 3 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.30 ReportMainz<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />
Mainz 20.45 Panorama321.17 Wahl 2018–Das<br />
TV Duell 22.15 Markt 23.00 Tagesthemen 23.20<br />
Kontrovers 0.05 Tagesthemen 0.25 Tagesschau –<br />
Vor20Jahren 0.40 defacto 1.25 extra 3Spezial<br />
2.00 Nachtmagazin 2.20 Sachsen-Anhalt Heute<br />
2.50 Schätze der Welt 3.05 SWR Landesschau<br />
Rheinland-Pfalz 3.50 Extra 4.02 Abendschau 4.30<br />
Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
14.20 Der große Rudolph. TV-Gesellschaftskomödie,<br />
D/A/CZ 2018 15.50 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 16.40 Party ofFive 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hart aber herzlich 18.40 Sturm<br />
der Liebe 20.15 Agatha Christies Poirot. Mitgiftjäger.<br />
TV-Kriminalfilm,GB1991 21.05 Agatha Christies<br />
Poirot. Das Wespennest. TV-Kriminalfilm, GB<br />
1991 21.55 Agatha Christie –Kleine Morde. Ruhe<br />
unsanft. TV-Kriminalfilm, F2012 23.25 Die Heiland<br />
–Wir sind Anwalt 0.10 Agatha Christies<br />
Poirot. Mitgiftjäger. TV-Kriminalfilm, GB 1991 1.00<br />
Agatha Christies Poirot. Das Wespennest. TV-Kriminalfilm,<br />
GB 1991 1.50 Agatha Christie –Kleine<br />
Morde. Ruhe unsanft. TV-Kriminalfilm, F2012<br />
ZDF NEO<br />
8.35 Lafer!Lichter!Lecker! 9.20 Bares fürRares<br />
10.10 Bares für Rares 11.05 Clever abgestaubt<br />
11.45 Die Rettungsflieger 12.30 Die Rettungsflieger<br />
13.15 (für HG)Columbo. Tödliche Kriegsspiele.<br />
TV-Kriminalfilm, USA1989 14.45 Heldt 15.30<br />
DieRettungsflieger 17.00 (für HG)Columbo. Tödliche<br />
Kriegsspiele. TV-Kriminalfilm,USA 1989 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für<br />
HG)Ein starkesTeam. Dschungelkampf.TV-Kriminalfilm,<br />
D2010 21.45 (für HG)Wilsberg. Die Entführung.TV-Kriminalfilm,D2013<br />
23.15 Code 37<br />
0.55 (für HG)Wilsberg. DieEntführung.TV-Kriminalfilm,<br />
D2013 2.25 NeoMagazin Royale 2.55<br />
TerraX3.40 TerraX4.25 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Armes reichesMünchen –Die dunkleSeiteder<br />
Bayernmetropole 7.00 Wo dieArmut wohnt 7.45<br />
Reiches Bayern,armeAlte 8.30 Täterjagd 10.00<br />
Mörderjagd 10.45 Mördernauf der Spur 11.30 Täterjagd<br />
12.15 Ermittler! 12.45 Der PragerFrühling<br />
unddie Deutschen –Vom Traumzum Trauma 13.30<br />
ZDF-History 14.15 Dutschke 15.45 Der Vietnamkrieg<br />
20.15 Die 68er –Wir waren dieZukunft 21.00<br />
Der 68er-Check–Sieben Mythen undWahrheiten<br />
21.45 Der Fall Susanne Albrecht 22.30 TodinBad<br />
Kleinen 23.15 Die Geschichteder RAF 0.45 heutejournal<br />
1.15 Die Geschichte derRAF 3.30 Die Hausbesetzer<br />
4.15 ZDF-History 4.45 Der PragerFrühling<br />
unddie Deutschen –Vom Traumzum Trauma<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Traunsteiner Sommerkonzerte Mit Werken von<br />
Lutosławski, Viardot, Schubert,Widmann,<br />
Brahms, ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial „Siehe, meine Freundin,<br />
du bist schön”–Hohelied-Vertonungen aus<br />
Renaissance und Barock, ca.56Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Das Schlagzeug in der<br />
Neuen Musik. Das nahezu unerschöpfliche<br />
Instrumentarium des Schlagzeugs ist für die<br />
zeitgenössische Musik seit langem Inspirationsquelle<br />
für klangliche Neuerungen und Forschungen<br />
und wird immer wieder erweitert.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Auswärtsspiel –Konzerte aus Europa.<br />
Mit Christiane Lehnigk, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Darmstädter Ferienkurse für Neue<br />
Musik mit Werken von Poppe,Cleare, Lang,<br />
ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Jane Gardam: „Weit weg von Verona”<br />
(12/16).Es liest Vanessa Loibl, ca. 30 Min.<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit María Cecilia Barbetta liest aus ihrem<br />
Roman „Nachtleuchten”, ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Huckleberry FinnsAbenteuer” Hörspiel nach<br />
Episoden aus Mark Twains gleichnamigem Roman.,<br />
ca. 60 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Krieg derTräume.Eine vierteilige<br />
Hörserie über die Zeit zwischen den beiden<br />
Weltkriegen (4): Ausgeträumt (1931 –37). Von<br />
Christine Sievers, Nicolaus Schröder,ca. 26<br />
Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Der Chirurg aus dem Rheinland und<br />
seine Lausitzer Kinder.Von Günter Kotte, ca.<br />
56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Seba Kaapstad. Mit Ortrun Schütz,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.<br />
Zingsheim braucht Gesellschaft! (1/2).<br />
Die politische Radioshow.Mit Konstantin Wecker,ca.<br />
55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 225 · M ittwoch, 26. September 2018 – S eite 28 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Selena Gomez ist ganz Kind ihrer Generation.Wo<br />
wirddie geplante Pause<br />
vonden sozialen Medien angekündigt?<br />
Richtig, in denselben. ViaInstagram<br />
teilte die Sängerin (26) nun<br />
mit, dankbar für die Plattformzu<br />
sein, aber auch für die Möglichkeit,<br />
vomdigitalen Babbel-Malstrom eine<br />
Auszeit zu nehmen.Vage nur wurden<br />
die Beweggründe nachgereicht:<br />
„Denkt bitte daran –böse Kommentarekönnen<br />
jedermanns Gefühle<br />
verletzen.“<br />
Phil Collins kann es sich leisten,<br />
nichts zu tun. DerMusiker gibt das<br />
auch unumwunden zu. Im Rentenalter<br />
angelangt, verspüreerkeinen<br />
Drang zu großer Kreativität. Ideen<br />
gebe es zwar,die allerdings blieben<br />
in der Schublade,soder 67-Jährige.<br />
Dieeigenen Faulheit habe ihn darin<br />
gehindert, so Collins.Aber trotz<br />
Faulheit und gesundheitlichen Malaisen<br />
sei „das Leben gut“. Schön!<br />
Michael Bully Herbig kündigt an, vorerst<br />
keine Komödien mehr drehen<br />
zu wollen.„Ich kann mir beim besten<br />
Willen nicht vorstellen, jetzt noch einen<br />
zweiten Teil von,Schuh des Manitu‘<br />
zu machen. Dasgeht nicht<br />
mehr,das kriegen wir nicht mehr<br />
hin.“ Auch eine neue „Bullyparade“<br />
werdeesnicht mehr geben, so Herbig<br />
(50). Keinerlei Einwände!<br />
Michelle Hunziker geriet in jungen<br />
Jahren in die Fänge einer Psycho-<br />
Sekte.Fünf Jahrekeine Zigaretten,<br />
kein Alkohol, keine Masturbation<br />
dafür aber veganes Essen. „Eine<br />
Pizza warnichts anderes<br />
als ein Konzentrat dä-<br />
Kräfte“, so<br />
monischer<br />
HunzikerimMagazin<br />
Stern. Dazu die Abhänvon<br />
derSekten-<br />
gigkeit chefin „Krie-<br />
ger des<br />
Lichts“.<br />
Doch die<br />
Moderatorin<br />
schaffte den<br />
Ausstieg,der<br />
Rest ist Ge-<br />
(mpw./mit schichte.<br />
dpa)<br />
Kennt die<br />
„dä-<br />
monische<br />
Kraft“<br />
der Pizza.<br />
. DPA<br />
TIERE<br />
Sachen gibt’s: ein zweiköpfiger<br />
Kupferkopf DPA/WILDLIFE CENTER OF VIRGINIA<br />
Monströses Wunder der Natur: Eine<br />
Frau ausWoodbridge –einer 30000-<br />
Seelen Gemeinde im US-Bundesstaat<br />
Virginia –staunte nicht schlecht, als<br />
sie in ihrem Garten diese zweiköpfige<br />
Schlange entdeckte.Das Reptil wurde<br />
insWildlife Center ofVirginia gebracht.<br />
Dortzeigte man sich ob des<br />
Fundes nicht minder überrascht: Bei<br />
der Schlange der Gattung Nordamerikanischer<br />
Kupferkopf (Agkistrodon<br />
contortrix)handele es sich um ein<br />
junges Tier,dessen linker Kopf den<br />
rechten dominiere, das entsprechend<br />
zwei Luft- und Speiseröhren, aber nur<br />
ein Herz und eine Lunge habe.Ein extrem<br />
seltenes Tier! Manhofft, es nun<br />
einem Zooübergeben zu können.<br />
(schl.)<br />
Ein verregneter Dienstag: Bill Cosbyauf dem Wegindas Gericht von Norristown.<br />
Ende eines Abstiegs<br />
Richter erklärt Bill Cosby (81) zu „Sexualverbrecher“ und schickt ihn für mindestens drei Jahre ins Gefängnis<br />
VonChristian Schlüter<br />
Für Bill Cosbyist es das Ende<br />
eines beispiellosen Nieder-<br />
Der einst gefeierte Fgangs:<br />
Spaßmacher, der in den<br />
80ern mit seiner „Cosby-Show“ zum<br />
Inbegriff des gemütlich-gutmütigen<br />
Fernsehonkels avancierte, wurde<br />
2016 nachden ersten Missbrauchsinnerhalb<br />
kurzer Zeit zur<br />
vorwürfen<br />
Unperson. 60 Frauen beschuldigten<br />
den damals 78-Jährigen, und obwohl<br />
die meistenFälle verjährtwaren, kam<br />
es im Juni 2017 zum Prozess. Der<br />
weltbekannte Saubermann, der Mo-<br />
über Kindererziehung<br />
ralpredigten<br />
hielt, solltesich sogar an Mädchen im<br />
Teenageralter vergangen haben.<br />
„Der Prozess platzte, aber in ei-<br />
Verfahren wurde Cosby<br />
nem zweiten<br />
im April 2018 wegen schwerer sexu-<br />
in drei Fällen für<br />
eller Nötigung<br />
schuldig befunden. Am Montag<br />
nun hatten die Gerichtsverhandzur<br />
Bemessung des Straf-<br />
lungen<br />
maßes begonnen, am Dienstag verkündete<br />
Richter Steven O’Neill am<br />
Montgomery County Courthouse in<br />
Norristown, Pennsylvania, den mittlerweile<br />
81-jährigen Cosbyfür bis zu<br />
zehn Jahre ins Gefängnis zu schicken.<br />
Frühestens nach drei Jahren<br />
kann Cosby erstmals auf Entlassung<br />
hoffen. Der Richter erklärte Cosby<br />
zudem zum „gewalttätigen Sexualstraftäter“.<br />
Es ist Zeit für Gerechtigkeit,<br />
Mr.Cosby“, sagte O’Neill.<br />
Weil Cosby in drei Fällen für<br />
VonMarcus Weingärtner<br />
Loriot wusste um die Gefahren des<br />
Spiels Scrabble: Tante Mechthild<br />
besteht im Komödien-Klassiker<br />
„Ödipussi“ darauf, dass „Hundnase“<br />
und „Schwanzhund“ korrekte Bezeichnungen<br />
seien. Familienzwist<br />
und Ärger sind das Ergebnis.<br />
So dürften sich wohl schon ganze<br />
Familienverbände beim Wörterlegen<br />
in die Haare bekommen haben,<br />
ähnlich wie beim anderen Sippen-<br />
Zerrüttungsklassiker „Mensch ärgereDich<br />
nicht“.<br />
Dabei ist das Brettspiel für maximal<br />
vier Personen so harmlos wie<br />
schuldig befunden worden war,<br />
drohten ihm ursprünglich für jeden<br />
einzelnen Fall zehn Jahre, also insgesamt<br />
30 Jahre Gefängnis. Verteidigung<br />
und Staatsanwaltschaft einigten<br />
sich aber, die Fälle zusammenzuführen.<br />
Damit lag die mögliche<br />
Höchststrafe bei zehn Jahren Haft im<br />
Bundesgefängnis von Pennsylvania.<br />
Die Inhaftierten sitzen dort meist<br />
längere Strafen für schwerere Ver-<br />
brechen ab als Insassen der Bezirksgefängnisse.<br />
Zusammen mit den<br />
schweren Jungs: Für Cosby sollen<br />
keine Erleichterungen gelten. Seine<br />
Strafe musste er sofortantreten.<br />
Staatsanwalt Kevin Steele bezeichnete<br />
das Urteil als „fair und bedeutend“.<br />
Der Anblick Cosbys in<br />
Handschellen sei keineswegs ein<br />
„Grund zum Feiern“, aber„ich werde<br />
mich nicht für unseren Jobentschuldigen“.<br />
In seinem PlädoyeramMontag<br />
hatte Steele geltend germacht,<br />
dass Cosby keinerlei Reue für seine<br />
sexuellen Übergriffe gezeigt habe<br />
und deswegen fünf bis zehn Jahre<br />
Gefängnis gefordert. Cosbys Anwalt<br />
Joseph Green hielt dagegen, dass so<br />
eine Strafe „übermäßige Härte“ für<br />
jemanden in Cosbys Alter bedeuten<br />
würde: „Was macht ein 81 Jahrealter<br />
Mann im Gefängnis?“ Green schlug<br />
deswegen vor, sein Mandant solle<br />
„Niemand steht über dem Gesetz, niemand.“<br />
Kevin Steele, Staatsanwalt<br />
„Was macht ein 81 Jahre alter Mann<br />
im Gefängnis?“<br />
Joseph Green, Anwalt von Bill Cosby<br />
Chill mal deine Basis!<br />
Die Spielefirma Mattel gibt dem Klassiker Scrabble eine neuen Namen. Warum nur?<br />
altbacken. Offenbar Grund genug<br />
für die Spielefirma Mattel, das Ganze<br />
ein wenig zu verjüngen. Um nicht zu<br />
sagen: Sich schamfrei bei der Zielgruppe<br />
unter 30 anzubiedern. Denn:<br />
„Scrabble heißt jetzt Buchstaben-<br />
YOLO“, verkündet der Kinderzimmer-Konzern<br />
auf seiner Website.<br />
Dazu das Bild eines lachenden Rappers<br />
MC Fitti, der die Spieleschachtel<br />
präsentiert. Eine Sensation zum 70.<br />
Jubiläum sei das, sodas Unternehmen<br />
ganz euphorisch.<br />
Dabei bleibt Mattel im Grunde jedoch<br />
der charmanten Langeweile<br />
des Spieles aus dem Jahre 1948 treu.<br />
Denn bei der Jugend dürften sowohl<br />
Hat den Spaß seines Lebens –MCFitti<br />
mit Buchstaben-YOLO.<br />
MATTEL<br />
AP/MATT SLOCUM<br />
die Strafe stattdessen in einer Rehabilitations-Einrichtung<br />
oder unter<br />
Hausarrest absitzen, die seit seinem<br />
Schuldspruch im Aprilbereits gilt.<br />
DerAnwalt hatte auch im Prozess<br />
schon versucht, an das Mitleid für einen<br />
alten gebrochenen Mann zu appellieren.<br />
Das aber verfing aus zwei<br />
Gründen nicht mehr.Zum einen hat<br />
sich der Zeitgeist gedreht: Eine Me-<br />
Too-Bewegung gab es beim ersten<br />
Cosby-Prozess noch nicht, sie begann<br />
erst im Oktober 2017 mit den<br />
Anschuldigungen gegen Hollywood-<br />
Produzent Harvey Weinstein –und<br />
gewann an Bedeutung, als die ganz<br />
großen Stars sich für die vielen namenlos<br />
gebliebenen Opfer einsetzten.<br />
Eben auch für Cosbys Opfer,von<br />
denen im zweiten Prozess fünf weitere<br />
als Zeuginnen aussagten. Der<br />
Cosby-Fall hatte damit eine politische<br />
Dimension gewonnen.<br />
Zum anderen wurden deshalb<br />
auch keine falschen Rücksichten<br />
mehr genommen. So hatte sich die<br />
psychologische Gutachterin Kristen<br />
Dudley für die Einstufung Cosbys als<br />
„gewaltbereiten Sexualverbrecher“<br />
ausgesprochen: Der Mann könne<br />
immer noch seine „Macht und sein<br />
Prestige“ einsetzen, um junge<br />
Frauen zu missbrauchen. Diese Einstufung<br />
ist insofern brisant, weil sie<br />
einen Eintrag in ein öffentliches US-<br />
Register für Sexualstraftäter zur Folge<br />
hat. DieEinstufung eines Verurteilten<br />
legt fest, welchen Beschränkungen<br />
sie im Alltag unterliegen. Sie müssen<br />
auch nach Haftentlassung regelmäßig<br />
Therapie-Sitzungen besuchen<br />
und bei der Polizei vorstellig werden.<br />
Cosbys Anwalt hält diese Einstufung<br />
und die Hafstrafe für unzulässig.<br />
Schon vor dem Richterspruch<br />
hatte er angekündigt, Berufung einlegen<br />
zu wollen. Cosbyhatte im Prozess<br />
auf seine letzte Stellungnahme<br />
verzichtet. Nicht einmal denVersuch<br />
einer Entschuldigung wollte er sich<br />
abringen. (mit dpa)<br />
die Phrase „YOLO („You only live<br />
once“) als auch der Spaßvogel MC<br />
Fitti ebenso frisch wirken wie ein<br />
verregneter Nachmittag mit Brettspielen.<br />
Zur Erinnerung: YOLO<br />
wurde 2012 zum angeblichen Jugendwortdes<br />
Jahres gewählt. Zeitgemäßer<br />
wolle man den Unterhaltungsklassiker<br />
machen, so Mattel.<br />
Warumman dafür schnell vergängliche<br />
Jugendsprache bemüht, ist ein<br />
Rätsel. Aber wer weiß, vielleicht<br />
kommt als nächstes „Mensch ärgere<br />
Dich nicht“ an die Reihe. Wir prognostizieren<br />
eine Umbenennung in<br />
„Komm runter Du Opfer“ oder „Chill<br />
mal deine Basis“.<br />
Camperin vergewaltigt –<br />
Angeklagter voll schuldfähig<br />
DerAngeklagte im Prozess um die<br />
Vergewaltigung einer Camperin in<br />
der Siegaue bei Bonn ist nach Ansicht<br />
einer Gutachterin voll schuldfähig.<br />
Siehabe bei ihrer Untersuchung<br />
keine Merkmale für eine verminderte<br />
Schuldfähigkeit gefunden,<br />
sagte die Psychiaterin am Dienstag.<br />
Derabgelehnte Asylbewerber aus<br />
Ghana war im Oktober 2017 zu elfeinhalb<br />
Jahren Haft verurteilt worden.<br />
Der32-Jährige hatte ein junges<br />
Paar aus Süddeutschland beim Zelten<br />
überfallen und die Frau vergewaltigt.<br />
(dpa)<br />
Totgeborenes Kind jahrelang<br />
in Schließfach aufbewahrt<br />
Nachdem eine Japanerin ihr totgeborenes<br />
Kind mutmaßlich rund fünf<br />
Jahreineinem Schließfach aufbewahrthat,<br />
ist sie in Tokio verhaftet<br />
worden. Wiedie Polizei am Dienstag<br />
mitteilte,hatte die 49-jährige Frau<br />
die Babyleiche in einem Schließfach<br />
in der Nähe des Bahnhofs Uguisudani<br />
eingeschlossen. Nach Angaben<br />
der lokalen Medien stellte sich die<br />
arbeitslose Frau selbst. „Ich geriet in<br />
Panik, nachdem ich kein lebendes<br />
Kind zur Welt gebracht hatte.Ich<br />
habe seinen Köper aufbewahrt, weil<br />
ich mich nicht vonihm trennen<br />
konnte“, so die Frau. (AFP)<br />
Waldbrand in der Toskana –<br />
Hunderte flüchten<br />
Aufnahme des italienischen Fernsehens:<br />
der Waldbrand in der Toskana.<br />
DPA<br />
EinWaldbrand hat in der Toskana<br />
Hunderte Menschen aus ihren Häusernvertrieben.<br />
In der Nacht seien<br />
80 Kräfte im Einsatz gewesen, die Arbeiten<br />
seien durch starken Wind erschwertworden.<br />
700 Einwohner der<br />
Gemeinden Calci und Vicopisano<br />
mussten ihreHäuser verlassen, berichtete<br />
die Nachrichtenagentur<br />
Ansa unter Berufung auf Behörden.<br />
Warumdas Feuer auf dem Monte<br />
Serraausbrach, war zunächst unklar.<br />
Oftmals sei Brandstiftung dafür verantwortlich,<br />
machte der toskanische<br />
Regionalpräsident Enrico Rossi auf<br />
Twitter deutlich. „Wir warten aber<br />
ab,was die Ermittlungen ergeben“,<br />
schrieb er.Das Feuer habe sich auf<br />
einer Fläche von500 bis 600 Hektar<br />
ausgebreitet. Rossi sprach voneinem<br />
„Desaster“, er rief den Notstand<br />
aus. (dpa)<br />
Mann überlebte fünf Tage in<br />
ausgebranntem Heim<br />
Fünf Tage nach einem Feuer in einem<br />
US-Seniorenheim ist ein Bewohner<br />
lebend in dem starkbeschädigten<br />
Gebäude entdeckt worden.<br />
Der74-Jährige wurde bei einer<br />
Inspektion des geräumten Heims in<br />
der Hauptstadt Washington in seinem<br />
Apartment entdeckt. Offenbar<br />
hatte niemand den Senior vermisst:<br />
DieVerwaltung habe nach dem<br />
Brand vomMittwoch zunächst mitgeteilt,<br />
keiner der Bewohner fehle.<br />
Rettungskräfte hatten etwa 160<br />
Menschen aus dem brennenden<br />
Gebäude in Sicherheit gebracht.<br />
(dpa)
EUROPEAN MONTH OF<br />
PHOTOGRAPHY BERLIN<br />
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Eröffnung mit<br />
Party bei C/O Berlin<br />
Inszenierungen der<br />
Foto-Profis erleben<br />
Entdeckungen in<br />
Berlin und Potsdam
2 I EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN<br />
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Menschen<br />
begeistern<br />
Moritz van Dülmen leitet<br />
Kulturprojekte Berlin<br />
Herrvan Dülmen, Kulturprojekte ist<br />
der Veranstalter des EMOP Berlin.<br />
Wie kam es zur Kooperation mit<br />
den EMOP-Partnerstädten unter<br />
einem Logo?<br />
Die Zusammenarbeit mit den<br />
europäischen Partnerstädten läuft<br />
seit 2004 mit<br />
Paris und Wien.<br />
Das neue Logo<br />
und die Webadresse,<br />
die seit<br />
2016 von acht<br />
europäischen<br />
Städten und<br />
© JAN SOBOTKA ihren Fotofestivals<br />
benutzt<br />
Moritz van Dülmen<br />
werden, dienen<br />
dazu, die Vernetzung auf europäischer<br />
Ebene zu intensivieren und<br />
Kooperation und Austausch auf kultureller<br />
Ebene zu fördern –bei der<br />
heutigen Situation Europas halte<br />
ich dies für wichtiger denn je.<br />
Die Fotografie ist populär, jeder<br />
macht tausende Fotos. Schätzen<br />
die Leute die Fotokunst in Museen<br />
und Galerien überhaupt noch?<br />
Auf jeden Fall! Das zeigen<br />
schon die Besucherzahlen in den<br />
Institutionen, die Fotografie ausstellen.<br />
Gerade junge Leute gehen<br />
gerne in Fotoausstellungen –egal,<br />
ob in kleinen Projekträumen, Off-<br />
Galerien oder großen Museen.<br />
Dadurch, dass jedem das Medium<br />
der Fotografie im digitalen Zeitalter<br />
so vertraut ist, richtet sich<br />
vermehrt das Interesse auf die<br />
Fotografie als Kunstgattung.<br />
Braucht es den ganzen Fotomonat?<br />
Klar! Der EMOP Berlin verfolgt<br />
mehrere Ziele: zu einem Zeitpunkt<br />
den Fokus auf die Fotografie zu<br />
setzen und Berlin als Stadt der<br />
Fotografie zu präsentieren. Damit<br />
sprechen wir auch internationales<br />
Publikum an. Aber vor allem erleben<br />
die <strong>Berliner</strong> ihre Fotostadt<br />
ganz bewusst. Es ist eine super<br />
Gelegenheit, einen Monat lang<br />
konzentriertauch den Blick auf die<br />
kleineren, oft spannenden Orte, zu<br />
lenken. Schließlich ermöglichen<br />
wir mit den Veranstaltungen, mit<br />
Künstlern und Fachleuten in Kontakt<br />
zu treten.<br />
Was liegt Ihnen persönlich bei diesem<br />
Projekt am Herzen?<br />
Ganz viele Menschen für die<br />
Fotografie zu begeistern und wieder<br />
zu zeigen, dass Berlin einfach<br />
die Kulturhauptstadt Europas ist –<br />
auch dank der Fotografie. (ib.)<br />
Barnabas und Antonius, 2017, von Charlott Cobler, aus der Ausstellung der Ostkreuzschule für Fotografie<br />
Kein Medium spiegelt die<br />
Welt in ihren Paradoxien so<br />
mannigfaltig wie die Fotografie.<br />
Zwischen Bilderflut und magischem<br />
Moment, ob intuitiv oder<br />
inszeniert erfasst, verwandelt sie<br />
harte Realitäten und akute Aktualitäten<br />
genauso wie Träume und<br />
Illusionen zum Bild. Die Fotografie<br />
ist nicht nur allgegenwärtiges<br />
Bildmedium und erfreut sich ungebrochener<br />
Beliebtheit, sie ist auch<br />
ein guter Einstieg in die Kunst.<br />
Für diese vielfältigen Schnittstellen<br />
steht der EMOP Berlin –<br />
European Month of Photography<br />
2018 –als Mitglied des europäischen<br />
Gemeinschaftsprojekts,<br />
dem auch die Fotofestivals in<br />
Athen, Bratislava, Budapest,<br />
Ljubljana, Luxemburg, Paris und<br />
Wien angehören. Der alle zwei<br />
Jahre stattfindende Fotomonat<br />
macht ganz Berlin bis Potsdam<br />
bis zum 31. Oktober zur Fotostadt.<br />
Das C/O Berlin im Amerika-<br />
© CHARLOTT COBLER<br />
Ein Fest für die Fotografie<br />
Der Europäische Monat der Fotografie startet mit großem Auftaktwochenende und vielen Eröffnungen<br />
Die EMOP Opening Days<br />
sind eines der Highlights<br />
der Berlin Art Week und<br />
widmen sich an gut drei<br />
Tagen bei C/O Berlin den<br />
Fotografie-Themen „Licht<br />
und Zeit“ und den Fragen<br />
nach der Zukunft der Fotografie<br />
im 21. Jahrhundert.<br />
Felix Hoffmann und<br />
Ann-Christin Bertrand kuratieren<br />
das Programm<br />
mit Vorträgen, Talks und<br />
Panels (auf Englisch) mit<br />
©NICOLAI HOWALT / MARTIN ASBÆK GALLERY<br />
„Wavelength 644 –onanometer“ von Nicolai Howalt bei C/0 Berlin<br />
ERÖFFNUNGSWOCHENENDE BEI C/O BERLIN<br />
internationalen Fotografen,<br />
Kuratoren, Medienexperten<br />
sowie Performances,<br />
Music Acts,<br />
Workshops und Photobook:<br />
RESET.<br />
Hardenbergstr.22-24,<br />
Charlottenburg<br />
28. September 19–1 Uhr<br />
Eröffnung und Begrüßung<br />
durch Stephan Erfurt,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der C/O Berlin Foundation,<br />
Moritz van Dülmen,<br />
Geschäftsführer der Kulturprojekte<br />
Berlin GmbH,<br />
Klaus Lederer, Senator<br />
für Kultur und Europa.<br />
29. September 12–1 Uhr<br />
12 Uhr: Artist Talk mit<br />
dem Künstler Martin Parr<br />
14 Uhr: Panel “Back<br />
from the Future” mit dem<br />
Philosophen Armen Avanessian<br />
u.a.<br />
16 Uhr: Panel “Catching<br />
Light” mit den Künstlern<br />
Sylvia Ballhause und Nicolai<br />
Howalt, dem Wissenschaftler<br />
Claus Gunti<br />
18 Uhr: Panel PHOTO-<br />
BOOK: RESET<br />
12–18 Uhr: Performance<br />
„Fusée de la Motographie“<br />
der Belgierin Vincen<br />
Beeckman<br />
ab 19 Uhr Music Acts<br />
30. September 12–19 Uhr<br />
12 Uhr: Artists Talk mit<br />
Haus ist nach 2016 ein weiteres<br />
Mal Gastgeber für die EMOP Opening<br />
Days, mit Talks, Performances,<br />
Workshops, Music Acts sowie<br />
Photobook: RESET. C/O Berlin<br />
beteiligt sich darüber hinaus mit<br />
zwei Ausstellungen: „Back to the<br />
Future“ stellt den Werken zeitgenössischer<br />
Künstler Arbeiten aus<br />
dem 19. Jahrhundert gegenüber.<br />
Und Nicholas Nixons berühmte,<br />
1975 begonnene Langzeitserie<br />
„The Brown Sisters“ ist zu sehen.<br />
Knapp 120 Ausstellungen<br />
und über 300 Veranstaltungen in<br />
mehr als 110 Museen, Galerien,<br />
Projekträumen, Botschaften und<br />
Fotoschulen eröffnen beziehungsweise<br />
laden im Laufe der nächsten<br />
Wochen zu Vernissagen und<br />
Gesprächen ein. Mit dabei sind<br />
Spezialitäten wie die StudioVisits<br />
„Meet the Pro“ (siehe Seite 6)<br />
oder Filme über bekannte Fotografen<br />
des Partners DOKUARTS im<br />
Rahmen seines Festivals. Am Wochenende<br />
13./14. Oktober öffnen<br />
wieder die Fotolabore ihre Pforten<br />
und am6.Oktober findet imRahmen<br />
des EMOP Netzwerkes ein<br />
Symposium im Museum für Fotografie<br />
zum Thema „Bodyfiction“<br />
statt. Es darf gefeiert werden!<br />
Irmgard Berner<br />
Jaya Pelupessy (NL), Spiros<br />
Hadjidjanos (GR), Caroline<br />
von Courten (NL).<br />
14 Uhr: Panel „Sensing<br />
Time“ mit Peter Geimer,<br />
Kunsthistoriker, Dominik<br />
Schrey, Autor, Douglas<br />
Mandry, Künstler (CH)<br />
16 Uhr: Final Assembly,<br />
PHOTOBOOK: RESET mit<br />
Bruno Ceschel,<br />
Direktor und Kurator<br />
von Self Publish, Be<br />
Happy (GB).
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN l 3<br />
Mit klarem Credo überzeugen<br />
Die Spreu vom Weizen der Bewerbungen zu trennen, verlangt Gespür und Analyse. Jury-Mitglied Matthias Harder hat mitentschieden<br />
Wann ist ein Bild ein gutes<br />
Bild?“, wurde der Künstler<br />
Henri Cartier-Besson<br />
einmal gefragt, der kurz überlegt<br />
und sagt: „Wenn man länger als<br />
eine Sekunde darauf schaut.“<br />
Ähnlich sei es ihm ergangen, sagt<br />
Jury-Mitglied Matthias Harder,<br />
als er im fünfköpfigen Jury-Team<br />
die Auswahl aus den insgesamt<br />
150 Einsendungen für den EMOP<br />
Berlin 2018 mitzutreffen hatte.<br />
Man setzte auf Diversität, deshalb<br />
habe man auf ein bestimmtes<br />
Motto verzichtet. „Wir wollen<br />
ein breit aufgefächertes Bild der<br />
Fotografie abbilden und in der<br />
Stadt zeigen“, betont Harder, der<br />
seit 2004 Hauptkurator der Helmut<br />
Newton Stiftung ist, –„eine<br />
Momentaufnahme des Status quo<br />
durch den Blick der Fotografen,<br />
eines Sammlers, einer Galeristin,<br />
oder von Kuratoren beleuchten.“<br />
Trotzdem stellt sich die Frage<br />
nach den Trends. Die seien seit<br />
Jahren nicht mehr zu beobachten,<br />
© ESTATE OF NATHAN LERNER<br />
Nathan Lerner, Focused view for camera: Brown‘s Face, 1939, Print 1972<br />
sagt Harder: „Es gibt alles parallel<br />
–und das ist auch gut so.“ Das<br />
sei auch mit ein Grund, warum Kulturprojekte<br />
Berlin als Veranstalter<br />
in Abstimmung mit dem Beirat, wie<br />
schon 2016, kein Thema vorgegeben<br />
hat. Unter Wegfall des Mottos<br />
gewann die Idee des Festivals mit<br />
den EMOP Opening Days imC/O<br />
Berlin an Form. „Ich bin ein großer<br />
Fan davon, weil wir an diesem ersten<br />
langen Wochenende bestimmte<br />
Menschen und Multiplikatoren hierher<br />
ziehen und eine interessante<br />
Plattform für die unterschiedlichsten<br />
Aspekte des Fotografischen bilden.<br />
Wir zeigen den Besuchern in<br />
über 100 Ausstellungen das künstlerische<br />
Leitmedium Fotografie.“<br />
Für die Auswahl aus der Bilderflut<br />
ist natürlich Qualität oberstes<br />
Kriterium. Der erste Blick darauf<br />
war zumeist intuitiv, analysiert und<br />
beurteilt wurde im gemeinsamen<br />
Jury-Diskurs. Am Ende müsse<br />
das vorgelegte Konzept überzeugen<br />
und visuell eingelöst werden:<br />
„Wenn sich eine Institution mit<br />
einem Fotografen oder einer Gruppenausstellung<br />
für die Teilnahme<br />
am EMOP Berlin bewirbt, dann geht<br />
es um mehr als um das schöne,<br />
formal überzeugendeEinzelbild; es<br />
geht auch um die zugrundeliegende,<br />
inhaltliche Idee“, unterstreicht<br />
Harder. Etwa wenn Ute und Werner<br />
Mahler nach „Monalisen der Vorstädte“<br />
suchen.<br />
Eine Besonderheit Berlins innerhalb<br />
des EMOP-Städte-Netzwerks<br />
liege auch in den Ausbildungsstätten.<br />
„Was sich hier in<br />
den letzten 20 Jahren entwickelt<br />
hat“, so Harder, „an privaten Fotoschulen,<br />
etwa der Ostkreuzschule<br />
oder der Neuen Schule für Fotografie,<br />
zieht viele junge Fotografen in<br />
die Stadt.“ Wie aber erkennt man<br />
junge Talente in der Menge? Gespür<br />
sei das eine, noch wichtiger<br />
seien die Statements, mit denen<br />
die Künstler überzeugen und sagen:<br />
„Das ist mein Credo!“<br />
Irmgard Berner<br />
www.fototage.berlin<br />
part of<br />
12.und 13.Oktober<br />
10 18 Uhr<br />
FotomesseamViktoria-Luise-Platz<br />
Neuheiten/über70Fotoworkshops<br />
Check&Clean*/tolleMesseangebote
4 I EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN<br />
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNGM<br />
Die Fotostadt Berl<br />
Zur Erkundung des breitgefächerten Angebots während des EMOP Berlin 2018 von Ausstellun<br />
© HERBERT LIST/MAGNUM PHOTOS<br />
50<br />
Für HerbertList war1936 entscheidend:<br />
Ein Jahr nach den Nürnberger<br />
Rassengesetzen stand er unter<br />
Generalverdacht. Künstlerfreunde<br />
waren geflohen und der „Viertel-Jude“<br />
List erhielt Warnungen, dass die Ge-<br />
Fter<br />
stapo seinen offen schwulen Lebensstil<br />
und seine Nazi-Verachtung beobachtete.<br />
Bei der Ausreise machte er in<br />
der Schweiz das Foto „Sonnenbrillen,<br />
Vierwaldstättersee“,1936.<br />
Johanna Breede PHOTOKUNST, Fasanenstraße<br />
69, Charlottenburg<br />
Zitadelle<br />
Hosam Katan, 1994 in Aleppo geboren, begann bereits<br />
mit 18 Jahren im syrischen Bürgerkrieg als Fotograf für<br />
das Aleppo Media Center zu arbeiten. Seine eindrücklichen<br />
Bilder einer Stadt, die im Krieg ihr Weiterlebenbewältigen<br />
muss, wurden wenig später von der Agentur Reuters übernommen<br />
und in zahlreichen internationalen Magazinen publiziert.<br />
Die Ausstellung richtet den Fokus auf Menschen, die in den<br />
Kriegswirren in Aleppo versuchen, ihrem Alltag nachzugehen.<br />
Benhadj &Djilali Galerie, Torstraße 170, Mitte<br />
© HOSAM KATAN<br />
Spandauer Damm<br />
54<br />
Westend<br />
103<br />
Hohenzollerndamm<br />
© ALEXANDRA SPIEGEL<br />
Über<br />
Ü<br />
die kubanische Revolution von 1953-59 existieren<br />
einzig Werbetafeln aus dem kommunistischen<br />
Inselstaat Fidel Castros, der einen antiimperialistischen<br />
Staat auf Grundlage des Marxismus<br />
aufbauen wollte. Heute leben die meisten Kubaner vom<br />
Tourismus. Das Ausstellungsprojekt „Hotel Tropicana“<br />
von Alexandra Spiegel basiert teils auf Filmstills aus<br />
dem Film Soy Cuba (1964) des russischen Regisseurs<br />
Michail Kalatosow.<br />
ATrans im Studio Ester Bruzkus Architekten, Schwedter<br />
Straße 34A, Mitte<br />
Kaiserin-Augusta-Allee<br />
Bismarckstr.<br />
Halensee<br />
Richard-Wagner-Platz<br />
Kantstr.<br />
53<br />
45 43<br />
Kurfürstendamm<br />
63<br />
77 97<br />
Tiergarten<br />
Hohenzollerndamm<br />
Hansaplatz<br />
89<br />
35<br />
60 79<br />
21 Zoolog.<br />
96<br />
74 Garten<br />
44<br />
24<br />
Bundesallee<br />
5<br />
18<br />
14<br />
Hauptstr.<br />
Müllerstr. Chausseestr.<br />
M.-Luther-Str.<br />
Seestr.<br />
Grunewaldstr.<br />
Hauptstr.<br />
Straße d. 17.Juni<br />
91 10292<br />
28<br />
70<br />
68<br />
46<br />
67<br />
66<br />
88<br />
65<br />
81<br />
49<br />
75<br />
48<br />
109<br />
7<br />
62<br />
27<br />
78<br />
107<br />
Oslo<br />
Invalid<br />
Hauptbhf.<br />
31<br />
83<br />
71<br />
Friedrich<br />
29<br />
106<br />
52<br />
Boelckestr.<br />
Po<br />
Pl<br />
AUSSTELLUNGSORTE<br />
1. a|e GALERIE Charlottenstraße 13,<br />
14467 Potsdam<br />
2. ATRANS im Studio Ester Bruzkus<br />
Architekten, Schwedter Straße 34A<br />
3. aff Galerie Kochhannstraße 14<br />
4. Alfred Ehrhardt Stiftung Auguststr. 75<br />
5. AlliiertenMuseum Clayallee 135<br />
6. alte feuerwache projektraum<br />
Marchlewskistr. 6<br />
7. Atelier Kirchner Grunewaldstraße 15<br />
8. Atelier Soldina Soldiner Straße 92<br />
9. BENHADJ&DJILALI Galerie Torstr. 170<br />
10. Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124<br />
11. BFF –Berufsverband Freier<br />
Fotografen und Filmgestalter in der<br />
Kulturbrauerei Schönhauser Allee 36<br />
12. bobsairport bei KanyaKage<br />
Eisenbahnstr. 10<br />
13. Boehmers Oranienstraße 1-200<br />
14. Botanischer Garten und Botanisches<br />
Museum Königin-Luise-Straße 6-8<br />
15. Botschaft der Ukraine<br />
Dorothea-Schlegel-Platz<br />
16. Botschaft von Irland Jägerstr. 51<br />
17. Brasilianische Botschaft Wallstr. 57<br />
18. Bröhan-Museum Schloßstraße 1A<br />
19. BrotfabrikGalerie Caligariplatz 1<br />
20. Browse Gallery Bergmannstraße 5<br />
21. C/O Berlin Hardenbergstraße 22-24<br />
22. CWC GALLERY Auguststraße 11<br />
23. Capitis Studios Kronenstraße 71<br />
24. Carpentier Galerie<br />
Meinekestraße 13<br />
25. Centrum Judaicum<br />
Oranienburger Straße 28-30<br />
26. Codex Berlin Greifenhagener Str. 43<br />
27. COPYRIGHTberlin Schwedenstraße 16<br />
28. Das verborgene Museum Schlüterstr. 70<br />
29. Deutsche Kinemathek<br />
Potsdamer Straße 2<br />
30. Deutscher Künstlerbund Projektraum<br />
Markgrafenstraße 67<br />
31. Dorothée Nilsson Gallery<br />
Potsdamer Straße 65<br />
32. f/16 Schule für Fotografie<br />
Friedrichstr.217<br />
33. f³ –freiraum für fotografie<br />
Waldemarstraße 17<br />
34. FeldbuschWiesnerRudolph<br />
Jägerstraße 5<br />
35. Felleshus der Nord. Botschaften<br />
Rauchstraße 1<br />
36. FHXB Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Museum Adalbertstraße 95A<br />
37. fmp1 –Franz-Mehring-Platz Franz-<br />
Mehring-Platz 1<br />
38. Förderverein Südwestkirchhof<br />
14532 Stahnsdorf, Bahnhofstraße 2<br />
39. Fotogalerie Friedrichshain<br />
Helsingforser Platz 1<br />
40. Fotopioniere Louis@Nicéphore<br />
Karl-Marx-Allee 87<br />
41. Fotoschule Berlin im Kunstquartier<br />
Bethanien –Projektraum Mariannenpl. 2<br />
42. Freundeskreis Willy-Brandt-Haus<br />
Stresemannstraße 28<br />
43. Galerie Albrecht Bleibtreustraße 48<br />
44. Galerie Beate Brinkmann Fasanen 69<br />
45. Galerie Berinson Schlüterstraße 28<br />
46. galerie burster Kurfürstendamm 213<br />
47. Galerie Eigen +Art Auguststraße 26<br />
48. Galerie ep.contemporary Pohlstr. 71<br />
49. Galerie Hilaneh von Kories<br />
Belziger Straße 35<br />
50. Galerie Historischer Keller Carl-<br />
Schurz-Straße 49/51<br />
51. Galerie im Körnerpark Schierker Str. 8<br />
52. Galerie im Tempelhof Museum<br />
Alt-Mariendorf 43<br />
53. Galerie Michael Schultz<br />
Mommsenstraße 34<br />
54. Galerie Mönch Reichsstraße 52<br />
55. Galerie Morgenrot Mainzer Straße 6<br />
56. Galerie Pankow Breite Straße 8
Mehringdamm<br />
ITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN l 5<br />
in auf einen Blick<br />
gen und Events in Museen, Galerien, Projekträumen, Instituten, Botschaften und Fotoschulen<br />
er Str.<br />
enstr.<br />
str.<br />
61<br />
Wilhelmstr.<br />
Brunnenstr.<br />
99<br />
9<br />
tsdamer<br />
atz<br />
Wollankstr.<br />
90<br />
87<br />
98 85 47<br />
72 4 101 57<br />
94<br />
25<br />
15<br />
34<br />
23<br />
105<br />
8<br />
Torstr.<br />
Unterden<br />
Linden<br />
16<br />
Leipziger Str.<br />
64<br />
30 10<br />
32<br />
42<br />
Gneisenaustr.<br />
20<br />
82<br />
22<br />
Bornholmer Str.<br />
95<br />
2<br />
56<br />
11<br />
86<br />
Schönhauser A.<br />
26<br />
Alexanderpl.<br />
1784<br />
73<br />
H.-Heine-Str.<br />
41<br />
Prenzlauer Promenade<br />
19<br />
Ostseestr.<br />
Greifswalder Str.<br />
93<br />
69 104<br />
100 36 13<br />
33<br />
80 Kottbusser Tor<br />
76<br />
40<br />
Kniprodestr.<br />
Skalitzer Str.<br />
Danziger Str.<br />
<strong>Berliner</strong>Allee<br />
Landsberger Allee<br />
StralauerAllee<br />
Indira-Gandhi-Str.<br />
Puschkinallee<br />
Konrad-Wolf-Str.<br />
Hansastr.<br />
Landsberger Allee<br />
Karl-Marx-Allee FrankfurterAllee<br />
Ostbahnhof<br />
12<br />
6<br />
39<br />
108<br />
3<br />
55<br />
Treptower Park<br />
37<br />
© ESTATE OF VIVIAN MAIER<br />
Jedes Jahr pilgern sechs<br />
Millionen mexikanische Katholiken<br />
zur Basilika in Mexiko-Stadt,<br />
um die Jungfrau von<br />
Guadalupe zuehren. Aus Bildern<br />
der Pilger schuf Alinka Echeverría<br />
mit „El camino al Tepeyac“<br />
eine immersive Fotoinstallation<br />
mit deren Darstellungen der<br />
1531 erschienenen Jungfrau.<br />
Kulturinstitut von Mexiko,<br />
Klingelhöferstraße 3, Tiergarten<br />
Vivian Maier hatte zeitlebens niemandem<br />
ihre über 150000 Aufnahmen<br />
gezeigt und selbst einen<br />
Großteil ihres Werkes nie gesehen.<br />
Einige tausend unentwickelte Filmrollen<br />
fanden sich neben Vintages und<br />
Negativen 2007 bei einer Zwangsversteigerung<br />
–eine Sensation. Ihr fotografischer<br />
Blick fasziniert noch heute.<br />
Geboren 1926 in New York als Tochter<br />
europäischer Einwanderer, verdiente<br />
sie ihren Lebensunterhalt vierzig Jahre<br />
lang als Kindermädchen. Ihre wirkliche<br />
Passion aber galt der Fotografie, sie<br />
fing das Straßenleben in Chicago und<br />
New York ein –und auch sich selbst.<br />
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus,<br />
Stresemannstraße 28, Kreuzberg<br />
Am Treptower Park<br />
Columbiadamm<br />
Hermannplatz<br />
59<br />
Rummelsburger Landstr<br />
Karlshorst<br />
Sonnenallee<br />
Waldowallee<br />
Neue Krugallee<br />
© ALINKA ECHEVERRIA, 2010<br />
Hermannstr.<br />
K.-Marx-Str.<br />
Karl-<br />
Marx-Str.<br />
51<br />
Treskowallee<br />
57. Galerie Pugliese Levi Auguststraße 62<br />
58. Galerie Ruhnke Charlottenstraße 122,<br />
14467 Potsdam<br />
59. Galerie Schöne Weide<br />
Wilhelminenhofstraße 48A<br />
60. Galerie Springer Fasanenstraße 13<br />
61. Galerie Tapir Neue Hochstraße 8<br />
62. Galerie WOYY Gustav-Müller-Str. 15<br />
63. Galerie Z22 Zähringerstraße 22<br />
64. Gallery Taik Persons<br />
Lindenstraße 34<br />
65. Gedok Berlin Motzstraße 59<br />
66. Haus am Kleistpark Grunewaldstr. 6<br />
67. Helmut Newton Stiftung Jebensstr. 2<br />
68. Ibero-Amerikanisches Institut<br />
Potsdamer Straße 37<br />
69. IMAGO Camera Prinzenstraße 85d<br />
70. Ital. Kulturinstitut Hildebrandstr. 2<br />
71. Jarmuschek +Partner Potsdamer<br />
Straße 81a<br />
72. Jarvis Dooney Galerie Linienstr. 116<br />
73. Jarvis Dooney Galerie in der<br />
Australischen Botschaft Wallstraße 76-79<br />
74. Johanna Breede PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69<br />
75. Kehrer Galerie Potsdamer Straße 100<br />
76. Kleiner Raum für aktuelles Nichts<br />
Graefestraße 91, Hinterhof<br />
77. Kommunale Galerie Berlin<br />
Hohenzollerndamm 176<br />
78. Kronenboden<br />
Schwedenstraße 16<br />
79. Kulturinstitut von Mexiko<br />
Klingelhöferstraße 3<br />
80. Künstlerhaus Bethanien<br />
Kottbusser Straße 10<br />
81. Landesarchiv Berlin<br />
Eichborndamm 115-121<br />
82. Neue Schule für Fotografie<br />
Brunnenstraße 188<br />
83. Loock Galerie Potsdamer Straße 63<br />
84. Märkisches Museum<br />
Am Köllnischen Park 5<br />
85. me Collectors Room Berlin /Stiftung<br />
Olbricht Auguststraße 68<br />
86. Meinblau Projektraum<br />
Christinenstraße 18-19<br />
87. Michael Reid Berlin Ackerstraße 163<br />
88. Mitte Museum im Rathaus Tiergarten<br />
Mathilde-Jacob-Platz 1<br />
89. Museum für Fotografie Jebensstr. 2<br />
90. Neue Schule für Fotografie<br />
Brunnenstraße 188-190<br />
91. Niels Borch Jensen Gallery<br />
Goethestraße 79<br />
92. Österreichisches Kulturforum Berlin<br />
Stauffenbergstraße 1<br />
93. Ostkreuzschule in The Shelf by<br />
Pandion Prinzenstraße 34<br />
94. pavlov‘s dog Bergstraße 19<br />
95. Photo Edition Berlin<br />
Ystader Str. 14A<br />
96. PhotoWerkBerlin an der<br />
Verkehrskanzel am Kurfürstendamm<br />
Joachimsthaler Platz<br />
97. Projektraum |PhotoWerkBerlin<br />
Hohenzollerndamm 176<br />
98. Robert Morat Galerie Linienstr. 107<br />
99. Rumänisches Kulturinstitut<br />
Reinhardtstraße 14<br />
100. Salon Wellenmaschine Wassertorstr. 62<br />
101. Sandau &Leo Galerie<br />
Tucholskystraße 38<br />
102. Slowakisches Institut Hildebrandstr. 25<br />
103. Stiftung Starke Koenigsallee 30-32<br />
104. Studio Koschmieder Oranienstr. 15<br />
105. Tschechisches Zentrum<br />
Wilhelmstraße 44/Mohrenstraße<br />
106. University of Applied Sciences<br />
Europe Dessauer Straße 3-5<br />
107. Verein für Ereignisse –<br />
Fotomarathon Berlin in der Gedenkstätte<br />
<strong>Berliner</strong> Mauer Bernauer Straße 119<br />
108. Wander Atelier Falckensteinstr. 45<br />
109. Zwitschermaschine Potsdamer Str. 161
6 I EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN<br />
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Auf ewig<br />
schön<br />
Foto-Highlights im<br />
me Collectors Room Berlin<br />
Den „entscheidenden Augenblick“<br />
haben Fotografen immer<br />
wieder beschworen. Den<br />
Moment, dem die Kamera Dauer<br />
verleiht und der die Essenz der<br />
Dinge abbildet. In diesem Sinne<br />
lenkt die Ausstellung „The Moment<br />
is Eternity“ das Augenmerk auf die<br />
fotografischen Arbeiten der Sammlung<br />
Olbricht. Sie stellt ihre Werke,<br />
deren Ewigkeitsanspruch in der<br />
Kunst längst belegt ist, in einen Dialog:<br />
Cindy Shermans Vexier- und<br />
Rollenspiele und August Sanders<br />
Typologien, Röntgenaufnahmen<br />
und Albrecht Dürers präzise Betrachtungen.<br />
Schönheit, Sinnlichkeit,<br />
Werden und Vergehen, Körper<br />
und Gesellschaft als Ausdruck der<br />
conditio humana. (ib.)<br />
me Collectors Room Berlin /Stiftung<br />
Olbricht, Auguststraße 68, Mitte.<br />
Mi–Mo 12–18 Uhr<br />
Kreative<br />
Gewinner<br />
Leica Oskar<br />
Barnack Award<br />
Zwölf Finalisten haben sich für<br />
den Endspurt des Leica Oskar<br />
Barnack Awards, LOBA,<br />
qualifiziert. Damit sind sie mit der<br />
Ausstellung schon fast Gewinner<br />
des seit 1979 existierenden internationalen<br />
Fotowetbewerbs. Rund<br />
2500 Fotografen aus 110 Ländern<br />
© MAX PINCKERS<br />
Aus der Serie „Red Ink“<br />
„Fredau turns inward“ aus der Serie „Brutalism“<br />
Yoram Roth<br />
Die feine Kunst der Inszenierung<br />
Kein Akt im klassischen Sinn: Yoram Roth widmet seine Fotokunst den „Fine Art Nudes“<br />
Verschlungen liegen die Körper<br />
übereinander, wie ein<br />
weicher Samtflor schimmert<br />
das Licht auf ihrer nackten Haut.<br />
Manchen Bildern<br />
liegt ein warmes<br />
Glühen inne, andere<br />
lassen durch<br />
ihr kühles Blaugrau<br />
frösteln.<br />
PRIVAT<br />
Wie Skulpturen<br />
schälen sich die<br />
Frauen und Männer<br />
aus dunklem<br />
Hintergrund, beugen<br />
und wölben<br />
sich über kantige<br />
Objekte oder wellige Gewebe. Es<br />
sind jedoch immer nur Ausschnitte<br />
der nackten Körper, die der<br />
Fotokünstler Yoram Roth durch<br />
Schärfe hervorhebt: Hände, Arme<br />
und Beine, die sich überkreuzen,<br />
© YORAM ROTH<br />
Schultern, Kinn. Der Rest des Bildes<br />
tritt wie unter einem Rahmen<br />
verschwommener Unklarheit in<br />
den Hintergrund.<br />
„Ich arbeite mit der inszenierten<br />
Fotografie“, sagt der gebürtige<br />
<strong>Berliner</strong> in seinem Studio-Loft in<br />
Moabit. Dort ist eine Bühne aufgebaut,<br />
daneben stapeln Podeste.<br />
So wie die ersten Fotografen mit<br />
ihren großen Fotoapparaten baue<br />
er alles konkret auf, oder wie David<br />
LaChapelle, Gregory Crewdsen,<br />
Cindy Sherman, die ihre Motive bis<br />
ins Detail planen und ausführen.<br />
Roth hat sich in seiner Kunst<br />
den „Fine Art Nudes“ verschrieben.<br />
Das ist seine Fotowelt: „Ich<br />
fotografiere den nackten Körper“,<br />
und betont zugleich: „Meine Arbeit<br />
ist absolut nicht erotisch.“ Es<br />
gehe ihm vielmehr um Zerbrechlichkeit,<br />
um Körpersprache. Dennoch<br />
kann man seinen Bildern,<br />
deren Motive er meist zusammen<br />
mit einem Expertenteam an Mitarbeitern<br />
umsetzt, eine gewisse Erotik<br />
nicht absprechen. Vom Begriff<br />
des klassischen „Akts“ hält er indes<br />
nichts, das Wort empfindet er<br />
als Herablassung.<br />
Der Bildaufbau seiner Werke<br />
ist komplex. Akribisch plant Roth<br />
alles durch –vom Setting über das<br />
Shooting bis zu Retusche und Bildträger.<br />
Die Set-Elemente werden<br />
am Computer in 3D entworfen, die<br />
Podeste für das Shooting baut ein<br />
Tischler in der eigens dafür eingerichteten<br />
Werkstatt im Atelier.<br />
Die Kamera, die er nutzt, ist eine<br />
Phase One, weil die genau die<br />
„dynamic range“ besitzt, die es<br />
zur Ablichtung der Farb- und Schärfenuancen<br />
von Haut braucht. Seine<br />
Bildideen produziert der Künstler<br />
immer in Serien, eine alle zwei<br />
Jahre. Die älteste heißt „Personal<br />
Disclosures“ und erinnert in ihren<br />
Sepiatönen an Gemälde von Caravaggio.<br />
Eine andere Serie hat er<br />
mit architektonischen Elementen<br />
dem Brutalismus gewidmet.<br />
„Reine Kreativität ist ohne<br />
gute handwerkliche Ausführung<br />
nichts wert“, ist er überzeugt. Er<br />
selbst hat sein Handwerk in den<br />
USA an der Fordham University<br />
gelernt, wo er in den 1980er Jahren<br />
Kunst studierte. Am 6. Oktober<br />
öffnet Yoram Roth im Rahmen<br />
von „Meet the Pro“ sein Studio für<br />
angemeldete Besucher: „Ich finde<br />
es wichtig, dass die Leute erkennen,<br />
dass es eine Vorgehensweise<br />
gibt.“ Er selbst müsse für neue<br />
Ideen auch jedes Mal erst ein Gefühl<br />
entwickeln.<br />
Irmgard Berner<br />
haben sich in diesem Jahr beworben.<br />
Das Miteinander von Mensch<br />
und Umwelt sollte wach, kreativ und<br />
zukunftsweisend erfasst werden.<br />
Aber wie das so ist –eskann nur<br />
einen Sieger geben. Gekürt wurde<br />
Max Pinckers. Den Fotografen<br />
erwartet eine Prämie von 25000<br />
Euro sowie eine Kameraausrüstung<br />
des Leica M-Systems. (ib.)<br />
Neue Schule für Fotografie,<br />
Brunnenstraße 188, Mitte.<br />
Mo–So 14–20 Uhr.Ab10. Oktober<br />
An vier Sonnabenden öffnen Fotokünstler<br />
ihre Aterliers<br />
Anmeldung unter:<br />
meetthepro@kulturprojekte.berlin<br />
6. Oktober, 14Uhr:<br />
Yoram Roth<br />
@METROPOL STUDIO<br />
Ort: Ludwig-Löwe Höfe, Aufgang<br />
1Nord, Wiebestraße 42-45,<br />
Moabit, www.yoramroth.com<br />
13. Oktober, 14Uhr:<br />
Gerhard Kassner:<br />
Der Berlinale-Fotograf wurde berühmt,<br />
weil er im Minutentakt aus<br />
intimer Distanz die Stars des<br />
Filmfestivals porträtierte. Zu jedem<br />
Bild hat Kassner eine Geschichte<br />
parat.<br />
@Gerhard Kassner Fotografie<br />
Ort: Bergmannstr. 91, Kreuzberg,<br />
www.kassnerfoto.de<br />
MEET THE PRO<br />
20. Oktober, 14Uhr:<br />
Anatol Kotte:<br />
Ob Promis, Politiker oder Werbestrecken<br />
–der Fotograf und Regisseur<br />
ist sowohl für Reportagen<br />
unterwegs als auch in<br />
seinem Studio mit Inszenierungen<br />
und Ausstellungen zugange.@CAPITIS<br />
Studios/Berlin<br />
Ort: Kronenstraße 71, Mitte<br />
www.anatolkotte.com<br />
27. Oktober, 14Uhr:<br />
Armin Zogbaum:<br />
Der Schweizer Fotograf verzaubert<br />
Stilleben zur Erlebniswelt –<br />
so kreativ setzt kaum einer<br />
Schokolade, Lippenstifte,<br />
Schmuck oder Porzellan in Szene<br />
wie Zogbaum.<br />
@Armin Zogbaum Photography<br />
Ort: Köpenicker Str. 126, Mitte<br />
www.arminzogbaum.com
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN l 7<br />
erner<br />
Der Atem der Natur<br />
Yamamoto Masaos malerische Fotografien „Microcosm Macrocosm“ in der Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Alles auf diesen handlichen<br />
Fotoformaten folgt einer<br />
Naturphilosophie. Der Japaner<br />
Yamamoto Masao fotografiert<br />
Bäume, Erde, Himmel, Wolken,<br />
alles reduziert auf nuanciertes<br />
Hell-Dunkel.<br />
Die raffiniert getönten und teils<br />
fein, wie mit rätselhaften Nebelschwaden<br />
übermalten Silbergelantineabzüge<br />
wirken nachgerade<br />
spirituell. Dieser Fotokünstler von<br />
der japanischen Hauptinsel Aichi,<br />
Jahrgang 1957, ist gewissermaßen<br />
ein im 21. Jahrhundert lebender<br />
Jünger des Laotse, jenes<br />
chinesischen Philosophen, der im<br />
6. Jahrhundert vor Christus gelebt<br />
haben soll und von dem kluge<br />
Spruch-Weisheiten überliefert<br />
sind. Es geht da um die Demut vor<br />
der Natur, deren kleinster Teil die<br />
menschliche Spezies ist.<br />
Und es geht um die Liebe zu<br />
allem, was man tut. Ja, sie wird<br />
zur Bedingung allen Handelns. Wir<br />
Abendländer erkennen da eine<br />
Seelenverwandtschaft zu Aristoteles<br />
und zu dessen ebenfalls ganzheitlichem<br />
Denken. Ebenso zum<br />
biblischen Hohelied der Liebe,<br />
13. Kapitel des 1. Korintherbriefs<br />
des Apostel Paulus.<br />
Bevor Masao, der heute in der<br />
Präfektur Yamanashi, nahe einem<br />
großen Wald mit sehr alten Bäu-<br />
lebt, die Fotografie für sich<br />
-men<br />
erentdeckte, hat er, ganz klassisch,<br />
Ölmalerei studiert. Und so ist es<br />
nicht verwunderlich, dass seine<br />
© LINDA KERSTEIN<br />
Tensta, Neue Schule für Fotografie<br />
Bonsai Microcosm Macrocosm #4007, 2018<br />
Motive –auch die „Shizuka“ ge-<br />
Fundstücke aus „sei-<br />
ungnannten<br />
Ernem“ Wald, wie Steine und bizarre<br />
Wurzeln, so sehr malerisch wir-<br />
Sie wirken geradezu altmeis-<br />
sityken.<br />
-terlich kostbar, sodass wir –neh-<br />
wir nur die hier abgebildete<br />
-men<br />
Aufnahme –fast glauben könnten,<br />
fürdas Bäumchen würde sogleich<br />
von dem Nebel über der hügeli-<br />
-<br />
-<br />
gen Landschaft und von der herandrängenden<br />
Wolkenformation<br />
fortgetragen.<br />
In Bildern wie diesem aus der<br />
Serie „Bonsai Microcosmos Macrocosmos“<br />
setzt der Fotokünstler<br />
die in der japanischen Kultur<br />
schon seit Jahrhunderten andauernden<br />
Zwiegespräche zwischen<br />
Bonsai-Bäumchen und Bonsai-<br />
Meistern fort.<br />
Bonsai wird die japanische Variante<br />
einer alten, mythologisch<br />
aufgeladenen fernöstlichen Art der<br />
Gartenkunst genannt: Von besonderen<br />
Gärtnern werden Sträucher<br />
und Bäume in kleinen Gefäßen<br />
Ostkreuzschule für Fotografie<br />
„Fotografieren bedeutet den<br />
Kopf, das Auge und das Herz<br />
auf dieselbe Visierlinie zu bringen.<br />
Es ist eine Art zuleben“.<br />
Diese Maxime Henri Cartier-<br />
Bressons ist auch gewissermaßen<br />
der Leitsatz der Ostkreuzschule<br />
für Fotografie. Und<br />
sozusagen das Vermächtnis der<br />
Gründer Werner Mahler und<br />
Thomas Sandberg. Die Schule<br />
mit diesem hohen Ethos im Anspruch<br />
an Inhalt und Form des<br />
Mediums Fotografie, an der<br />
Lehrer wie Ute und Werner Mahler<br />
und Thomas Sandberg<br />
Fotobegabungen aus Deutschland<br />
und der Welt unterrichten,<br />
© YAMAMOTO MASAO<br />
oder auch im Freiland zur Wuchsbegrenzung<br />
gezogen und ästhetisch<br />
durchgeformt. Diese Kunstform<br />
gab es, so die Forschung,<br />
einst wohl zuerst im alten China.<br />
Fragt man nach den philosophischen<br />
Hintergründen oder gar<br />
nach dem Ursprung der heute<br />
vor allen in Japan, in ganz Asien<br />
und inzwischen auch in Europa<br />
betriebenen Bonsai-Kultur, findet<br />
man die Antwort inder naturverbundenen<br />
Lebensart und im Glauben<br />
der Leute des Fernen Ostens.<br />
Hinwendung zu Natur heißt nicht<br />
nur Verehrung, sondern auch aktive<br />
Beschäftigung mit der Natur.<br />
FOTOSCHULEN<br />
hat eine enge Verbindung zur<br />
benachbarten namhaften,<br />
1990 als ostdeutsches Erfolgsmodell<br />
gegründeten Agentur<br />
Ostkreuz. Die Absolvierenden<br />
präsentieren unter dem Titel<br />
„Jahrgang Zwölf“ ihre Abschlussprojekte.<br />
The Shelf by Pandion, Prinzenstraße<br />
34,Kreuzberg<br />
f/16 Schule für Fotografie<br />
Fünfzehn Schüler, die gerade<br />
eine zwei- oder dreijährige Fotografen-Ausbildung<br />
absolvieren,<br />
zeigen inden Räumen ihrer<br />
Schule Projekte und unkonventionelle<br />
„Aussichten“.<br />
Friedrichstraße 217,Kreuzberg<br />
Daraus entwickelte sich langsam<br />
über Jahrhunderte hinweg diese<br />
eigenartige Garten-Kultur. Auf den<br />
malerischen Fotos Masaos spiegeln<br />
die Miniatur-Bäumchen im<br />
Kontext zur dunstigen Landschaft<br />
das Mysterium eines verdichteten<br />
Universums. Dieses ist einerseits<br />
so klein, dass man es in der Hand<br />
halten kann, andererseits unermesslich<br />
groß in seiner universalen<br />
Bedeutung.<br />
Neben philosophischen und<br />
ästhetischen Betrachtungen gibt<br />
auch der geschichtliche Rückblick<br />
Aufschluss über den Ursprung<br />
der Bonsai-Kultur, die mit Tao,<br />
dem „Weg“, um die Harmonie<br />
mit dem Universum aufzuspüren,<br />
zusammenhängt. Einst lebten die<br />
Taoisten weltabgeschieden in der<br />
Natur. Die taoistische Volksreligion<br />
aber weckte das Bedürfnis,<br />
die heiligen Berge und magischen<br />
Baumformen als Miniaturlandschaften<br />
auch im Alltag der Dörfer<br />
und Städte darzustellen.<br />
Yamamoto Masao verlässt allerdings<br />
die fernöstliche Perspektive<br />
auf die Natur, die Menschen<br />
und das schier unbegreifliche,<br />
unfassbare Universum. Denn er<br />
hängt seine faszinierenden Hell-<br />
Dunkel-Motive in den Räumen der<br />
Ehrhardt-Stiftung in den Dialog zu<br />
Naturbildern des dem Bauhaus<br />
nahen Fotografen Alfred Ehrhardt.<br />
Den „konkreten und strukturellen<br />
Blick“ des Deutschen auf die<br />
Schönheit und Wahrheit der Natur,<br />
dessen visuelles Archiv der Kunstformen<br />
der Natur, erlebt der Japaner<br />
als „fundamentale Entsprechung“<br />
zu seiner eigenen Arbeit.<br />
Ein paralleler Atem der Natur.<br />
Ingeborg Ruthe<br />
Alfred Ehrhardt Stiftung, Auguststr.<br />
75. Di–So 11–18/Do<br />
bis 21 Uhr<br />
Neue Schule für Fotografie<br />
Handarbeit, Haptik, Dunkelkammerarbeit<br />
–die Analogfotografie<br />
nimmt in dieser Schule einen<br />
ganz zentralen Stellenwert ein.<br />
Nicht von ungefähr titelt ihre<br />
Ausstellung „Analog“.<br />
Brunnenstraße 188-190, Mitte<br />
University of Applied<br />
Sciences Europe<br />
Zur Erforschung des Fremden,<br />
des Reisens und der Entdeckungen<br />
diente eine Exkursion nach<br />
Südostasien. Nun lädt die Gruppenausstellung<br />
„Did we get<br />
what we lost“ zum Dialog mit<br />
Fotografien aus der Ferne ein.<br />
Dessauer Straße 3-5, Kreuzberg<br />
Ich-Beschau<br />
Zwei Österreicher<br />
kollaborieren weltoffen<br />
„o. T.“<br />
© BILDRECHT WIEN 2018<br />
Seit es Smartphones gibt,<br />
ist das zum Selfie mutierte<br />
Selbstporträt zum Massenphänomen<br />
verkommen. Dass die<br />
eigene Physiognomie zur Selbstbeschau<br />
herhalten muss, ist indes<br />
lange schon Teil persönlicher<br />
Selbstvergewisserung. Und gereichte<br />
dem selbstbewussten wie<br />
auch dem zweifelnden oder bis in<br />
Seelentiefen suchenden Künstler<br />
doch schon seit der Renaissance<br />
als Spiegel und zur Selbstinszenierung.<br />
Was die Maler schon detailreich<br />
konnten, das machte die<br />
Fotografie erst recht möglich.<br />
In diesem Fahrwasser der multiplen<br />
Ich-Beschau bewegt sich<br />
das Œuvre, welches das österreichische<br />
Künstlerpaar Sabine<br />
Groschup und Paul Albert Leitner<br />
seit Jahren immer mehr vervollkommnen<br />
– raffiniert, mit skurrilem<br />
Humor und ohne das Phänomen<br />
direkt zu thematisieren. Ihre<br />
fotografischen Selbstporträts, mit<br />
denen sie nicht nur sich selbst,<br />
sondern auch die künstlerische<br />
Perspektive des Genres an sich<br />
durchdringen, sind in all der Zeit<br />
zu einem Konvolut angewachsen,<br />
das sich in ein international gefragtes<br />
Panoptikum aus dem Hier<br />
und Gestern zwischen einem Vielleicht<br />
und War-das-so? ergießt.<br />
Als große Wanderausstellung<br />
machen sie nun im Österreichischen<br />
Kulturforum Station.<br />
Paul Albert Leitner fotografiert<br />
sich selbst und analog seit über<br />
30 Jahren, Sabine Groschup wurde<br />
schon im Malereistudium bei<br />
Maria Lassnig zur Selbstbetrachtung<br />
erzogen. Deren malerischen<br />
Ansatz vollführt Groschup mit der<br />
Kamera als „o. T.“. In Leitners<br />
„Déjà-vu, Self-Portrait, Łódz, Poland<br />
2011“ sind Inszenierung,<br />
Pose, die Lust zur Extrovertiertheit<br />
und der obligatorische „Foto-Anzug“<br />
zentral. Verbunden sind sie<br />
in ihrem raffinierten „Collaboration-Work“.<br />
(ib.)<br />
Österreichisches Kulturforum,<br />
Stauffenbergstraße 1, Mitte.<br />
Mo–Fr 11–16 Uhr.Bis 23. Oktober
8 I EUROPEAN MONTH OF PHOTOGRAPHY BERLIN<br />
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Räume für Entdeckungen<br />
Die Galerien tragen maßgeblich zum Erfolg des EMOP Berlin bei. Wie die Galerie Springer mit einer Retrospektive von Ute und Werner Mahler<br />
Zum Rückgrat des Europäischen<br />
Monats der Fotografie<br />
Berlin gehören die Galerien.<br />
Sie tragen fundamental zu<br />
dessen Erfolg und Strahlkraft bei.<br />
In ihren Ausstellungen bringen<br />
sie Künstler, Projekte und Neuentdeckungen<br />
nicht nur im Sinne<br />
der Diversität des Fotomonats<br />
ans Licht, sondern sie verkörpern<br />
gleichsam den Organismus<br />
der Fotostadt Berlin als Plattform<br />
und Marktplatz.<br />
Galeristin Heide Springer<br />
schätzt das Format sehr: „Diese<br />
konzentrierte Aktion, von der man<br />
weiß, dass viele gute Ausstellungen<br />
parallel stattfinden, lockt<br />
natürlich auch Leute von außerhalb<br />
an.“ Zum dritten Mal ist sie<br />
mit der Galerie, die sie mit ihrem<br />
Mann, RobertSpringer,inder Fasanenstraße<br />
führt, nun schon dabei.<br />
Der EMOP Berlin habe insgesamt<br />
eine gute Entwicklung genommen,<br />
wurde immer professioneller und<br />
bekannter, das hätte sich schon<br />
beim letzten Mal an den Besuchern<br />
gezeigt, die tatsächlich in<br />
die Galerie kamen. So sei die hohe<br />
Aufmerksamkeit am Eröffnungswochenende<br />
gut und wichtig, Heide<br />
Springer freut sich aber vor allem<br />
auf die Gespräche,die sie im Laufe<br />
des Monats dann noch führen<br />
wird. Zur Eröffnung seien die Treffen<br />
toll, aber die Kunst komme oft<br />
zu kurz und ein ruhiger Austausch<br />
mit Interessenten sei schwierig.<br />
Deshalb findet sie längere Laufzeiten<br />
der Ausstellungen sinnvoll,<br />
da gäbe esZeit zu reden und für<br />
Künstlergespräche.<br />
Seit 2012 führen die Springers<br />
die Galerie in der Fasanenstraße,<br />
mit Schwerpunkt auf<br />
Fotografie. „Es war klar, dass<br />
wir uns bewerben“, sagt Heide<br />
Springer. Auch dieses Mal haben<br />
sie ein gutes Paket geschnürt –<br />
mit dem Fotografenpaar Ute und<br />
Werner Mahler. Dennoch sehen<br />
©UTE MAHLER<br />
Aus einer Serie mit der Tänzerin Jutta Deutschland –von Ute Mahler für die Zeitschrift Sibylle fotografiert<br />
sie sich aufgrund der Geschichte<br />
ihrer Galerie, die auf die Gründung<br />
von Roberts Vater Rudolf<br />
Springer im Jahr 1948 zurückreicht<br />
und wo jahrzehntelang<br />
Maler und Bildhauer gefördert<br />
wurden und Fotografie noch eine<br />
„Wir haben ein Faible für<br />
Arbeiten, die über die<br />
Fotografie hinausgehen.“<br />
schöne Nebensache war, auch<br />
der bildenden Kunst verpflichtet.<br />
Die Galerie versteht sich heute<br />
als Zwitter und vertritt häufig<br />
Künstler, die an der Schnittstelle<br />
zwischen den Genres arbeiten,<br />
wie der Franzose George<br />
Rousse, der in Räumen malt,<br />
baut und diese dann fotografiert.<br />
Oder Peter Klare, der seine im<br />
Labor entwickelten Fotos überoder<br />
wegmalt.<br />
„Wir haben ein Faible für Arbeiten,<br />
die über die Fotografie<br />
hinausgehen“, sagt Heide Springer.<br />
Aber eben nicht nur, wie<br />
man sieht: „Die Mahlers sind<br />
tatsächlich Fotografen mit Herz<br />
und Seele.“ Mit dem Paar arbeiten<br />
die Springers zum ersten<br />
Mal zusammen. Für sich nochmal<br />
neu entdeckt haben sie sie über<br />
die Ausstellung zur DDR-Modezeitschrift<br />
„Sibylle“ und lernten<br />
sie und ihre Fotografie aus der<br />
ehemaligen DDR bei der Buchpräsentation<br />
kennen. „Natürlich<br />
kannten wir einige Bilder, aber<br />
bis dahin gehörten sie nicht zur<br />
Expertise unserer Galerie. Obwohl<br />
das Fotografenpaar so bekannt<br />
sei, war eskein Problem,<br />
sie für eine umfangreiche Galerieausstellung<br />
und einer damit<br />
verbunden Künstlerrepräsentanz<br />
zu gewinnen. Zum EMOP Berlin<br />
wird die Serie „Monalisen der<br />
Vorstädte“ (2009 bis 2011) gezeigt<br />
sowie Modefotografien und<br />
frühe Werke, wie Ute Mahlers Pariser<br />
Fotos aus den späten 70er<br />
Jahren: „Solche Bilder von Paris<br />
habe ich noch nie gesehen! Sie<br />
könnten im ehemaligen Ostberlin<br />
entstanden sein“, schwärmt<br />
Springer, die mit viel Engagement<br />
das große Galerienpotential nach<br />
außen trägt. Irmgard Berner<br />
Galerie Springer Berlin, Fasanenstr.<br />
13, Charlottenburg<br />
Di–Fr 12–18 Uhr /<br />
Sa 12–15 Uhr<br />
GALERIE-TIPPS<br />
Galerie Deschler Keiner hat<br />
die Ära des <strong>Berliner</strong> Techno<br />
und ihrer DJs sodokumentiert<br />
wie Sven Marquardt. Nun<br />
hat er das „Pack“ der Musiker<br />
inPorträts verewigt. Im<br />
Galerie-Basement wird eine<br />
Black Box-Installation gezeigt,<br />
deren Ursprung genauso die<br />
<strong>Berliner</strong> Clubkultur ist. Auf<br />
©SVEN MARQUARDT<br />
DJ Hell, 2017<br />
vier Screens verschmelzen<br />
50 Schwarzweissfotografien<br />
von Marquardt imSoundloop-<br />
Mix von Marcel Dettmann.<br />
Auguststraße 61, Mitte<br />
Browse Gallery Mit radikalen<br />
Ideen, Fotoshoots und<br />
Design gestaltete Hipgnosis<br />
bis 1983 Cover für LPs von<br />
Pink Floyd, Led Zeppelin<br />
oder Genesis. Das legendäre<br />
britische Foto-Design Studio<br />
schuf wahre Bildikonen.<br />
Bergmannstraße 5, Innenhof,<br />
Kreuzberg<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Jens Kauerauf<br />
Vermarktung:<br />
BVZ BM Vermarktung GmbH<br />
(BerlinMedien)<br />
Alte Jakobstraße 105<br />
10969 Berlin<br />
©ANDREJ PIRRWITZ<br />
Andrej Pirrwitz<br />
reist, entfärbt die<br />
Räume und setzt<br />
Farbakzente vor<br />
Ort: Spurenleger.<br />
alte feuerwache<br />
projektraum,<br />
Marchlewskistr. 6,<br />
Friedrichshain<br />
Nina Röders „Mum<br />
in Bed“ aus der Serie<br />
„Wenn du gehen<br />
musst“, 2017.<br />
galerie burster,Kurfürstendamm<br />
213,<br />
Charlottenburg<br />
©NINA RÖDER<br />
Geschäftsführer:<br />
Andree Fritsche<br />
Projektverantwortung:<br />
Renate Werk<br />
Tel. 030 23 27 53 15<br />
berlin.sonderprojekte@dumont.de<br />
Druck:<br />
BVZ <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />
Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin<br />
Layout, Redaktion:<br />
mdsCreative GmbH<br />
Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />
Peter Brock (verantw.)<br />
Irmgard Berner<br />
Artdirektor: Imanol Fernández<br />
Titelbild: Herbert List: Herr und Hund,<br />
Portofino, 1936 ©Herbert List/<br />
Magnum Photos
EINTRITT<br />
FREI!<br />
BERLIN
2 I ABI ZUKUNFT<br />
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
EDITORIAL<br />
Herzlich<br />
Willkommen!<br />
ABI Zukunft auf<br />
der Messe Berlin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Schülerinnen und Schüler,<br />
herzlich willkommen auf der ABI<br />
Zukunft Berlin 2018. Diese Messe<br />
zur Berufsorientierung<br />
findet<br />
zum ersten<br />
Mal in Berlin<br />
statt. Ich heiße<br />
Sie herzlich willkommen<br />
in der<br />
Hauptstadt mit<br />
PRIVAT<br />
Sandra Scheeres,<br />
Senatorin für Bildung,<br />
Jugend und<br />
Familie des Landes<br />
Berlin<br />
ihren vielfältigen<br />
Möglichkeiten.<br />
DieAussteller<br />
widmen sich<br />
einer der zentralen<br />
Entscheidungen<br />
junger<br />
Menschen:<br />
Was kommt nach dem Abitur? Ist<br />
es für mich besser, zunächst eine<br />
Ausbildung zu machen und dann<br />
zu schauen, ob ein weiterführendes<br />
Studium meinen Wünschen<br />
entspricht? Oder soll ich als Fortführung<br />
der schulischen Laufbahn<br />
gleich ein Studium absolvieren, da<br />
ich mich bereits im theoretischen<br />
Lernprozess befinde?<br />
Messen wie die ABI Zukunft<br />
Berlin bieten auch in Zeiten der<br />
digitalen Informationsbeschaffung<br />
den unschätzbaren Vorteil,<br />
direkt mit den Anbietern von<br />
Studium, Aus- und Weiterbildung<br />
oder Auslandsaufenthalten<br />
zu kommunizieren. Ich bin mir<br />
sicher, dass sich der Besuch<br />
der Messe für alle jungen Frauen<br />
und Männer lohnt, um sich<br />
einen Überblick über die wahrlich<br />
umfangreichen Möglichkeiten<br />
für die berufliche Zukunft<br />
zu verschaffen. Zahlreiche Unternehmen<br />
und Ausbildungsbetriebe,<br />
Fachhochschulen und<br />
Universitäten garantieren einen<br />
umfassenden Einblick inKarriere<br />
und Ausbildung. Vielleicht entdecken<br />
Einige ihre Vorliebe für die<br />
pädagogischen Berufe: Berlin<br />
sucht Lehrkräfte und Erzieherinnen<br />
und Erzieher.<br />
Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden<br />
Messebesuch und der<br />
ABI Zukunft Berlin viel Erfolg.<br />
Es grüßt Sie herzlich,<br />
Sandra Scheeres<br />
Senatorin für Bildung,<br />
Jugend und Familie<br />
des Landes Berlin<br />
Abitur und was dann?<br />
Am 29. September präsentieren sich Ausbilder und Hochschulen erstmals auf der Messe ABI Zukunft in Berlin<br />
Eine ausgebuchte Messehalle<br />
mit rund 70 hochkarätigen<br />
Ausstellern übertrifft alle Erwartungen<br />
der Veranstalter der<br />
ersten Messe ABI Zukunft Berlin.<br />
Und so sind am Samstag, den<br />
29. September, Schüler, Eltern<br />
und auch Lehrkräfte eingeladen,<br />
sich im Palais am Funkturm am<br />
Hammarskjöldplatz in Berlin-Charlottenburg<br />
in der Zeit von 10 bis<br />
16 Uhr auf der ersten Messe ABI<br />
Zukunft Berlin ein umfangreiches<br />
Bild über berufliche Zukunftsperspektiven<br />
zu machen<br />
Abitur und was dann? Das ist<br />
die große Frage die sich jährlich<br />
Tausende Mädchen und Jungen<br />
an den Schulen, aber auch viele<br />
Eltern stellen, wenn ihren Sprösslingen<br />
der Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung<br />
bevorsteht.<br />
Eine gute Orientierung im<br />
Dschungel der Ausbildungs- und<br />
Berufsangebote ist dringend erforderlich.<br />
Essind gerade zukünftige<br />
Abiturienten ab dem zehnten Jahrgang,die<br />
häufig bei der gesamten<br />
Auswahl an Studien und Ausbildungsangeboten<br />
Schwierigkeiten<br />
haben, die richtige Entscheidung<br />
für sich zu treffen.<br />
Genauso ist die Frage „Studium<br />
abbrechen, was dann?“<br />
für viele Studierende und Studienabbrecher,<br />
die sich neu orientieren<br />
möchten, allgegenwärtig.<br />
Auch sie sind auf der ABI<br />
Zukunft Berlin gut beraten und<br />
Die Messe ABI Zukunft findet erstmals in Berlin statt.<br />
Bei einigen<br />
Fernhochschulen belaufen<br />
sich die Gebühren auf<br />
bis zu 15000 Euro<br />
finden auf ihre Fragen die passenden<br />
Antworten.<br />
„Auf der Suche nach Zukunftsperspektiven<br />
können in ganz lockerer<br />
Atmosphäre alle Fragen an<br />
zukünftige Ausbilder oder Hochschulen<br />
gestellt werden, die für<br />
eine so wichtige Entscheidung<br />
ausschlaggebend sind” so die<br />
Veranstalter der Messe. Auch<br />
für Eltern, die bei der Berufswahl<br />
eine wichtige Rolle spielen, lohnt<br />
sich der Besuch. Neben wertvollen<br />
Tipps zu Studienfinanzierung,<br />
Wohnraumbeschaffung, Stipendien<br />
beantragen oder wie sich Fähigkeiten<br />
und Talente der eigenen<br />
Kinder ermitteln lassen, gibt es<br />
einen speziellen Eltern-Workshop<br />
mit dem Titel „Nach der Schule<br />
ins Ausland. Was sollten Eltern<br />
wissen und beachten?“<br />
Wenn sich aus einem Beratungstermin<br />
ein Bewerbungsgespräch<br />
entwickelt, besteht zwischen<br />
den Schülern und dem<br />
Ausbildungs- oder Studienberater<br />
bereits vorab eine Vertrauensbasis,<br />
die die Nacht vor dem<br />
späteren Bewerbungsgespräch<br />
mit Sicherheit etwas ruhiger verlaufen<br />
lässt.<br />
Finanzielle Spritze zum Studium<br />
Auch Fernstudiengänge werden gefördert<br />
Es muss nicht immer die klassische<br />
Uni sein. Die Kosten<br />
für Fernstudiengänge<br />
allerdings sind häufig sehr hoch.<br />
Bei einigen Studiengängen können<br />
sich die Gebühren an privaten<br />
Fernhochschulen auf bis zu<br />
15000 Euro belaufen. Um das<br />
Studium zu finanzieren, gibtesverschiedene<br />
Fördermöglichkeiten.<br />
Der Arbeitgeber: Ein Fernstudium<br />
nützt nicht nur dem Studierenden,<br />
sondern auch seinem<br />
Arbeitgeber. Da das erworbene<br />
Wissen in der Regel auch dem<br />
Unternehmen zugutekommt, unterstützen<br />
viele Arbeitgeber ihre<br />
Mitarbeiter durch eine zumindest<br />
teilweise Übernahme der Ausgaben.<br />
Die Kostenbeteiligung gibt<br />
es jedoch für gewöhnlich nicht<br />
ohne Gegenleistung. Diese besteht<br />
üblicherweise in einer zusätzlichen<br />
vertraglichen Vereinbarung.<br />
Indieser verpflichtet sich<br />
der Arbeitnehmer nach Abschluss<br />
des Studiums noch für einige Jahre<br />
in der Firma zubleiben.<br />
BAföG: Vollzeitvarianten von Fernstudiengängen<br />
sind häufig förderfähig.Die<br />
staatliche Unterstützung<br />
nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />
richtet sich gemeinhin<br />
anStudierende, die mit<br />
ihrer Hochschulausbildung vor<br />
ihrem 30. Geburtstag begonnen<br />
haben. Für diese Altersgrenze<br />
gibt es jedoch Ausnahmen, beispielsweise<br />
für Bewerber, die<br />
vor dem Studium Kinder erzogen<br />
oder ihr (Fach-)Abitur nachgeholt<br />
haben oder ohne (Fach-)Abitur<br />
studieren möchten. Die Höhe<br />
des BAföG hängt vom Einkommen<br />
ab. Zudem ist die Förderung<br />
teilweise zurückzuzahlen.<br />
Aufstiegsstipendium: Davon profitieren<br />
insbesondere Berufserfahrene,<br />
die ein akademisches<br />
Erststudium, zum Beispiel ein<br />
Bachelor-Fernstudium, aufnehmen<br />
wollen. Es fördert sowohl das Vollzeitstudium<br />
als auch berufsbegleitende<br />
Studiengänge, letztere mit<br />
einem Betrag von 2000 Euro pro<br />
Jahr. Berufsbegleitende Studiengänge<br />
begünstigt auch das Weiterbildungsstipendium,<br />
bei dem<br />
der Maximalbetrag bei 6000 Euro<br />
liegt. Darüber hinaus bieten einige<br />
Fernhochschulen eigene Stipendienprogramme<br />
an. (spa.)<br />
FOTO: JF MESSEKONZEPT GMBH & CO. KG<br />
ABI Zukunft Berlin bietet jungen<br />
Menschen eine zielgenaue und<br />
qualifizierte Berufsorientierung.<br />
Alle Informationen zur ersten<br />
ABI Zukunft und zum umfangreichen<br />
Rahmenprogramm finden<br />
sich in dieser Beilage und im Netz<br />
unter: www.ABI-ZUKUNFT.de.<br />
Anfahrt: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:<br />
S-Bahn bis Messe<br />
Nord/ICC. U-Bahn Linie 2 bis<br />
Theodor-Heuss-Platz oder Kaiserdamm.<br />
Bus 104, 218, 349<br />
und M49 bis Haltestelle Haus<br />
des Rundfunks.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Jens Kauerauf<br />
Vermarktung:<br />
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Alte Jakobstraße 105<br />
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10365 Berlin<br />
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Peter Brock (verantw.)<br />
Jürgen-M. Edelmann<br />
Titelbild: ABI Zukunft
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
ABI ZUKUNFT l 3<br />
In der Praxis lernen<br />
Einen guten Einstieg in den passenden Beruf bieten Praktika und freiwilliges Engagement<br />
Für viele Schulabgänger steht<br />
die grobe Richtung fest. Der<br />
nächste Schritt zum passenden<br />
Beruf ist das Ausprobieren.<br />
Denn nur wer in den echten Arbeitsalltag<br />
hineinschaut, kann ein<br />
Gefühl dafür entwickeln, welche<br />
Fähigkeiten in einem Berufsfeld<br />
gefordert sind und ob die eigenen<br />
Stärken dazu passen. Schon<br />
während der Schulzeit gibt es<br />
immer wieder Gelegenheiten, Praxiserfahrungen<br />
zu sammeln. In<br />
den meisten Bundesländern ist<br />
bereits für die Klassen neun bis<br />
elf mindestens ein Schülerpraktikum<br />
vorgeschrieben. Aber warum<br />
nicht auch einmal die Zeit nach<br />
der Schule und später die vorlesungsfreie<br />
Zeit für ein Praktikum<br />
nutzen? Es kann sich lohnen, im<br />
Bekannten- und Verwandtenkreis<br />
nach interessanten Praktikumsplätzen<br />
zu fragen. „Tage der offenen<br />
Tür“ oder Aktionstage wie<br />
der Girls Day oder der Boys Day<br />
waren in Schulzeiten ja bereits<br />
gute Anlässe, um Berufe und<br />
Branchen kennenzulernen.<br />
Freiwillige vor<br />
Freiwilligendienste sind eine gute Gelegenheit, Wartezeiten sinnvoll zu überbrücken.<br />
Neben einem Praktikum sind auch<br />
Freiwilligendienste eine gute Gelegenheit,<br />
praktische Erfahrungen<br />
zu sammeln. Bei einem freiwilligen<br />
sozialen Jahr, einem freiwilligen<br />
ökologischen Jahr oder dem<br />
Bundesfreiwilligendienst arbeiten<br />
junge Erwachsene direkt in einem<br />
Betrieb oder einer sozialen Einrichtung<br />
mit und tun dabei nicht<br />
nur Gutes, sondern lernen zugleich<br />
ein Berufsfeld kennen.<br />
GETTYIMAGES/ANTONIOGUILLEM<br />
Wer nach der Schule neugierig<br />
auf fremde Länder ist, kann das<br />
freiwillige Jahr auch im Ausland<br />
absolvieren. Weitere Informationen<br />
zu den verschiedenen Freiwilligendiensten<br />
können auf den<br />
Websites der einzelnen Programme<br />
in Erfahrung gebracht werden.<br />
Ein Pass zur Orientierung<br />
Der Berufswahlpass ist im Bereich<br />
der Berufsorientierung an<br />
vielen Schulen ein bewährtes<br />
Hilfsmittel. Die Arbeits- und Dokumentationsmappe<br />
soll den Weg<br />
zur Berufswahl dokumentieren<br />
und unterstützt Jugendliche auf<br />
ihrem Berufsfindungsweg.<br />
Weitere Informationen zum Aufbau<br />
und den Bestellmöglichkeiten<br />
sind auf www.berufswahlpass.de<br />
zu finden. Die Website abi.de hat<br />
eine Auswahl zusammengetragen,<br />
die Online-Tests zur Berufsorientierung<br />
anbieten. Aber auch die<br />
Berufsinformationszentren (BIZ)<br />
der Agentur für Arbeit geben umfangreiche<br />
Orientierung. Einen<br />
Termin für ein Beratungsgespräch<br />
bei der örtlichen Agentur können<br />
Jugendliche über die Website der<br />
Bundesagentur für Arbeit vereinbaren:<br />
www.arbeitsagentur.de<br />
Freie Praktikumsplätze werden<br />
zum Beispiel auf den Online-<br />
Lehrstellenbörsen der IHK und der<br />
Handwerkskammern angeboten.<br />
Ein Blick lohnt. (jme)<br />
Kindergeld<br />
Was gibt‘s nach der Schule?<br />
Oft sind Eltern verunsichert,<br />
wie es mit der Zahlung des<br />
Kindergeldes nach dem Abitur<br />
weitergeht. Viele stellen sich<br />
die Frage: Muss sich mein Kind<br />
eventuell sogar arbeitslos melden,<br />
bis es mit seiner Ausbildung oder<br />
seinem Studium beginnt? Was geschieht,<br />
wenn sich das Kind nicht<br />
gleich im Anschluss an die Schule<br />
an einer Hochschule einschreibt<br />
oder einen Ausbildungsvertrag in<br />
der Tasche hat?<br />
Die Familienkasse der Bundesagentur<br />
für Arbeit klärt auf: Eine<br />
Meldung bei der Arbeitsagentur<br />
ist nur in Einzelfällen notwendig.<br />
Eine gesonderte Meldung ist zum<br />
Beispiel nicht erforderlich, wenn<br />
der nächste Ausbildungsabschnitt,<br />
wie etwa eine Berufsausbildung<br />
oder das Studium, innerhalb von<br />
vier Monaten nach Beendigung<br />
der Schulausbildung beginnt.<br />
Aber auch, wenn sich die Unterbrechung<br />
im Anschluss an die<br />
Schule unverschuldet etwas länger<br />
gestaltet, kann für ein Kind<br />
weiterhin Kindergeld gezahlt werden,<br />
solange es auf einen Ausbildungs-<br />
oder Studienplatz wartet.<br />
Eine entsprechende Bewerbung<br />
für den Ausbildungs- oder Studiengang<br />
sollte man nachweisen können.<br />
Kann sich das Kind noch<br />
nicht bewerben, zum Beispiel<br />
weil das Bewerbungsverfahren<br />
an der Hochschule noch nicht<br />
eröffnet ist, genügt zunächst<br />
eine schriftliche Erklärung des<br />
Kindes, sich so bald wie möglich<br />
bewerben zu wollen.<br />
Wichtig ist immer, die Pläne<br />
des Kindes nach Schulzeitende<br />
der zuständigen Familienkasse<br />
schriftlich mitzuteilen. Die dafür<br />
vorgesehenen Formulare, wie<br />
zum Beispiel die Mitteilung über<br />
ein Kind ohne Ausbildungs- oder<br />
Arbeitsplatz, stehen unter www.<br />
familienkasse.de bereit.<br />
Zusätzlich können sich Eltern<br />
auch telefonisch informieren: Die<br />
Familienkasse ist von Montag bis<br />
Freitag von 8bis 18 Uhr gebührenfrei<br />
telefonisch erreichbar unter<br />
0800 45555 30.<br />
Gundsätzlich können volljährige<br />
Kinder während einer Ausbildung<br />
bis zur Vollendung des<br />
25. Lebensjahres Kindergeld bekommen.<br />
(jme.)<br />
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MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Musikproduzent ist ein Beruf mit Leidenschaft<br />
Am Abbey Road Institute am <strong>Berliner</strong> Salzufer lernen zukünftige Fachleute für Sound ihr professionelles Handwerk<br />
Berlin ist die Stadt der Kreativszene.<br />
Das gilt für die<br />
Bildende Kunst, die Mode,<br />
oder das Design ebenso wie für<br />
die Welt des Films. Überall sprießen<br />
Agenturen und Büros wie Pilze<br />
aus dem Boden, in denen sich<br />
Menschen mit schöpferischen<br />
Prozessen, der Präsentation und<br />
Vermarktung beschäftigen. Dabei<br />
spielt auch das Musikbusiness<br />
eine wichtige Rolle. Im Umfeld<br />
dessen gehören auch Experten für<br />
Musikproduktion und Sound Engineering<br />
zu gefragten Fachleuten.<br />
Letztendlich sind sie es, die bei<br />
Musikproduktionen jeglicher Art<br />
(CDs, Filmusik, Musik für Games<br />
etc.) für optimalen Sound sorgen.<br />
Die ABI Zukunft hält auch für<br />
Menschen Angebote bereit, die<br />
das Abitur im Blick haben und zudem<br />
die Leidenschaft für Musik<br />
im Herzen tragen. Am Stand des<br />
Abbey Road Institutes stellt sich<br />
ein Ausbildungsanbieter vor, der<br />
sich auf die Produktion von Musik<br />
spezialisiert hat. Die Nachwuchsschmiede<br />
der weltberühmten Abbey<br />
Road Studios London ist seit<br />
2016 neben London, Melbourne,<br />
Paris, Amsterdam und Frankfurt<br />
auch am <strong>Berliner</strong> Salzufer heimisch<br />
und bildet in einem Intensivkurs<br />
Musikproduzenten und<br />
Sound Engineers aus.<br />
Nach eigenen Angaben wird<br />
den Teilnehmern der Kurse ein<br />
attraktiver Mix aus notwendiger<br />
Theorie und vor allem praktischer<br />
Ausbildung geboten und bereitet<br />
sie auf diese Weise auf ihre spätere<br />
Karriere als Musikproduzenten<br />
und Sound Engineers imMusikbusiness<br />
vor.<br />
Inhalte der Ausbildung<br />
Der von erfahrenen Musikproduzenten<br />
und Engineers der Abbey<br />
Road Studios gemeinsam mit Fachleuten<br />
aus dem Bildungsbereich<br />
entwickelte Lehrplan unterscheidet<br />
drei Hauptbereiche: „Music<br />
Theorie and Production“, „Sound<br />
Engineering and Acoustics“ sowie<br />
„Management and Business“.<br />
Absolventen des Instituts lernen in professionellen Regieräumen für den Einsatz in der Praxis.<br />
Dabei werden musikalische<br />
Grundlagen wie Harmonielehre,<br />
Kompositionstechniken und das<br />
Arrangieren von Musikstücken für<br />
die entsprechenden Produktionen<br />
in Theorie und Praxis ebenso vermittelt,<br />
wie die wichtigsten Aufnahmeverfahren,<br />
-programme und<br />
-techniken. Die Inhalte reichen<br />
vom einfachen Umgang mit Mikrofonen<br />
und Effektgeräten über<br />
das Mixing und kritische Abhören,<br />
Grundlagen der Akustik sowie die<br />
richtige Handhabe von Studio-<br />
Equipment und Signalverarbeitung<br />
rund um analoge und digitale Audiotechnik<br />
bis hin zum Mastering.<br />
Zudem werden die verschiedenen<br />
Rollen bei der Musikproduktion,<br />
das Arbeiten mit Künstlern und<br />
die so genannte Studio-Etikette<br />
thematisiert.Ein wichtiger Teil des<br />
Lehrplans sind aber auch Aspekten<br />
des Musikbusiness, wie zum<br />
Beispiel Copyright und Marketing.<br />
Lehrvermittlung<br />
Das Abbey Road Institute arbeitet<br />
ABBEY ROAD INSTITUTE<br />
nach dem Prinzip des Progressive<br />
Continuous Learning (PCL), bei<br />
dem Module in kleinere Themengebiete<br />
aufgeteilt und diese schrittweise<br />
und in logischer Reihenfolge<br />
vermittelt werden. Theorie und<br />
Praxis sind direkt miteinander verzahnt.<br />
Bei den DozentInnen handelt<br />
es sich ausnahmslos um erfahrene<br />
Audioprofis. Sie vermitteln<br />
einen runden Mix aus praktischem<br />
und theoretischem Wissen.<br />
Jedem der maximal 24 KursteilnehmerInnen<br />
steht im Klassenraum<br />
eine voll ausgestattete<br />
Digital Workstation, bestehend<br />
aus aktueller Hard- und Software,<br />
inklusive Plugin-Vollausstattung<br />
zur Verfügung. Die Tonstudios, in<br />
denen die praktische Ausbildung<br />
erfolgt, sind mit moderner, professioneller<br />
Digitaltechnik, aber<br />
auch mit klassisch klingender,<br />
historischer Analogtechnik ausgestattet.<br />
Hier finden sich ebenso<br />
großformatige Mischpulte wie<br />
auch Vintage Outboard Gear. Der<br />
Kurs schließt mit dem „Advanced<br />
Diploma in Music Production and<br />
Sound Engineering“ ab.<br />
Die Kursdauer für das Vollzeit-<br />
Programm beträgt ein Jahr. In<br />
dieser Zeit arbeiten sich die Absolventen<br />
in die hemenschwerpunkte<br />
ein und erweitern dabei<br />
kontinuierlich ihr Wissen und ihre<br />
praktischen Fähigkeiten. So spielen<br />
die besondere Historie der<br />
Audiotechnik und Musikproduktion<br />
eine ebenso wichtige Rolle<br />
wie die über acht Jahrzehnte<br />
währende Geschichte der Abbey<br />
Road Studios und die wegweisenden,<br />
technischen Innovationen,<br />
des legendären Studiosreites<br />
Angebot an Workshops und Recording-Sessions<br />
helfen dabei,<br />
das erlernte Wissen sofort indie<br />
Praxis umzusetzen und gleichzeitig<br />
zu vertiefen.<br />
Neben dem Unterricht ist viel<br />
Raum für die Verwirklichung eigener<br />
Projekte gegeben. Die zur<br />
Verfügung stehende Technik entspricht<br />
aktuellen Studiostandards<br />
im Profibereich. Neben Apple Computern<br />
und analogen sowie digitalen<br />
Mischpulten zählen dazu auch<br />
professionelle Audio-Sofware, wie<br />
etwaPro Tools, Logic Xund Ableton<br />
Live sowie eine riesige Auswahl an<br />
hochwertigen Plug-ins, Mikrofonen<br />
und Effektgeräten. Nach erfolgreicher<br />
Ausbildung wird den Absolventen<br />
ihr „Advanced Diploma in<br />
Music Production and Sound Engeneering<br />
in London übergeben.<br />
Das Abbey Road Institute ist<br />
auch bei der Messe „ABI Zukunft<br />
Berlin“ mit dabei. (jme.)<br />
Sportassistent<br />
+ Fachabitur<br />
WUNSCH<br />
BERUFE<br />
www.bsa-ang.de<br />
Kurse: Informationen zum<br />
Kurskonzept und zur Ausstattung<br />
der Schule bietet der<br />
„Open Studio Day @Abbey<br />
Road Institute“ am 10. Oktober<br />
von 18bis 21 Uhr.<br />
Vorstellung: Dozenten und<br />
Kursteilnehmer präsentieren<br />
an diesem TagMusikproduktionen<br />
und Mixing Sessions<br />
verschiedener Stilrichtungen.<br />
INFORMATIONEN<br />
Um Anmeldung auf eventbrite.de<br />
wird gebeben. Der Eintritt<br />
ist frei.<br />
Beratung: Terminvereinbarung<br />
für individuelle Infogespräche<br />
und Führungen unter www.abbeyroadinstitute.de/kontakt<br />
und 030 12 08 97 28<br />
Kursbeginn: Die Kurse amAbbey<br />
Road Institute Berlin starten<br />
jeweils im März und September.<br />
Bewerbungen sind<br />
jederzeit möglich.<br />
Kontakt: Abbey Road Institute,<br />
Charlottenburger Salzufer<br />
15-16 (Haus B). Geöffnet ist<br />
montags bis freitags von<br />
10 bis 18 Uhr,<br />
Telefon: 030 12 08 97 28<br />
oder per Online-Formular unter<br />
www.abbeyroadinstitute.com
MITTWOCH, 26. SEPTEMBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
ABI ZUKUNFT l 5<br />
Der Besuch einer Berufs- und Studienberatung ist bereits vor dem Schulabschluss sinnvoll.<br />
Welche Ausbildung ist für<br />
mich die Richtige und welches<br />
Studium passt am<br />
besten zu mir? Diese und zahlreiche<br />
weitere Fragen bekommen die<br />
Berufsberater der zwölf<br />
Jugendberufsagenturen<br />
(JBA) in allen <strong>Berliner</strong><br />
Bezirken häufig gestellt.<br />
Hier arbeiten wichtige<br />
Ansprechpersonen unter<br />
einem Dach zusammen.<br />
Sie bieten eine<br />
Anlaufstelle zu allen<br />
Fragen rund um Studienorientierung<br />
und<br />
Ausblildung.<br />
Karin Segler ist eine<br />
von ihnen und berät<br />
Jugendliche im Bereich akademische<br />
Berufe Hier beantwortet Sie<br />
Fragen zu ihrer eigenen Tätigkeit.<br />
Was machen Sie in Ihrem Fachgebiet<br />
als Berufsberaterin?<br />
Ich bin als Berufsberaterin für<br />
Abiturienten in der Jugendberufsagentur<br />
Steglitz-Zehlendorf tätig.<br />
Meine Hauptaufgaben sind die<br />
Beratung von Schülerinnen und<br />
Schülern zur Orientierung und Entscheidung<br />
bis hin zur Einmündung<br />
in eine Ausbildung oder ein (duales)<br />
Studium. In den Schulen knüpfe<br />
ich schon in der Mittelstufe die<br />
ersten Kontakte, in der Oberstufe<br />
finden dann Veranstaltungen zu<br />
den beruflichen Möglichkeiten<br />
nach dem Abitur statt. In Schulsprechstunden<br />
werden die individuellen<br />
Berufswege lösungsorientiert<br />
thematisiert. Jugendliche<br />
PRIVAT<br />
Karin Segler,<br />
Berufsberaterin<br />
Motivation und Eignung zählen<br />
Die Jugendberufsagentur gibt Tipps für die richtige Berufswahl<br />
mit einem Ausbildungswunsch erhalten<br />
Bewerbungsadressen und<br />
auf Wunsch auch Unterstützung<br />
bei den Bewerbungsschreiben.<br />
Für ausführliche Beratungen kommen<br />
die Jugendlichen<br />
zu mir in die Agentur.<br />
Des Weiteren führe<br />
ich Informationsveranstaltungen<br />
zu verschiedenen<br />
Themen im BiZ<br />
(Berufsinformationszentrum)<br />
durch.<br />
Wie beraten Sie Jugendliche<br />
auf dem Weg in<br />
die erste Ausbildung?<br />
Zum wem passt ein Studium,<br />
zu wem eher die<br />
klassische Lehre?<br />
Die Studienberatung macht einen<br />
großen Teil meiner Beratungstätigkeit<br />
aus. Schülerinnen und<br />
Schüler,die schon in der Schulzeit<br />
sehr an theoretischen Inhalten<br />
interessiert sind, finden ihre Zukunft<br />
eher in einem Studium. Eine<br />
Ausbildung kann ein sinnvoller<br />
Einstieg ins Berufsleben sein. Wer<br />
die Nähe zur Praxis sucht, ist in<br />
einer betrieblichen (dualen) Ausbildung<br />
gut aufgehoben.<br />
Welche Fragen helfen Ihnen dabei,<br />
hinter die Berufswünsche junger<br />
Menschen zu kommen?<br />
Um die beruflichen Erwartungen<br />
der Jugendlichen kennenzulernen,<br />
thematisiere ich ihre Interessen,<br />
Kompetenzen und Potentiale.<br />
Wichtig ist auch ihr persönliches<br />
Umfeld. Ich habe die Möglichkeit<br />
Testverfahren zunutzen und auch<br />
die Unterstützung bei der Berufswahl<br />
durch Experten der Agentur<br />
für Arbeit einzuholen.<br />
Gibt es besonders gefragte Berufe<br />
unter Jugendlichen?<br />
Sehr viele Jugendliche interessieren<br />
sich für den Medien- und<br />
Eventbereich sowie die Immobilienbranche.<br />
Im Studienbereich<br />
sind weiterhin Psychologie und<br />
Medizin sehr gefragt.<br />
Welche Empfehlungen können Sie<br />
für die zukünftige Berufswahl geben?<br />
An erster Stelle stehen weiterhin<br />
Motivation und Eignung für ein<br />
Berufsziel. Aber auch die Gegebenheiten<br />
und die Entwicklungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel<br />
Digitalisierung sollte in die Überlegungen<br />
mit einbezogen werden.<br />
Wie bilden Sie sich fort und bleiben<br />
auf dem Laufenden?<br />
GETTYIMAGES/ANTONIOGUILLEM<br />
Ich nehme an Betriebsbesuchen<br />
bei <strong>Berliner</strong> Unternehmen<br />
teil, besuche Hochschulinformationstage<br />
der Universitäten<br />
und Hochschulen in Berlin und<br />
Brandenburg. Außerdem finden<br />
in der Agentur für Arbeit regelmäßig<br />
Seminare statt. Informationsmöglichkeiten<br />
gibt es<br />
zudem auch in den Portalen der<br />
Arbeitsagentur.<br />
Interview: Jürgen-M. Edelmann<br />
Seniorenstiftung Prenzlauer Berg<br />
Gürtelstraße 33 I10409 Berlin
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Eingang
Samstag, 29.09.2018 (10:00 -16:00Uhr)<br />
Zeit Thema Referent/in Aussteller<br />
Vorträge<br />
10:05 -10:25<br />
Kick-Off: Der Leitfadenfüreinen<br />
erfolgreichen Messebesuch!<br />
Julia Fondalinski<br />
JF MESSEKONZEPT GmbH & Co. KG<br />
10:35 -11:05 Robert Helm-Pleuger Eurodesk Deutschland<br />
11:15 -11:45 Barbara Skoda-Busch<br />
Abbey Road Institute GmbH<br />
11:55 -12:25 nicht benannt<br />
Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
13:25 -13:55 Oberleutnant zurSeeSchade Schade<br />
Bundeswehr<br />
14:05 -14:35 Alexander Rubbel<br />
Internationale Hochschule für Wirtschaft,<br />
Technik und Kultur GmbH<br />
14:45 -15:15 Sabine Carras<br />
IT-Dienstleistungszentrum Berlin<br />
15:25 -15:55 SarahHabicht EF Education First