Der Burgbote 1966 (Jahrgang 46)
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<strong>Jahrgang</strong> <strong>46</strong><br />
I Januar <strong>1966</strong><br />
Mitteilungsb<br />
des Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein
Dein Name läute jedes Jahr uns aus und ein<br />
Er ward Jesus zubenannt,<br />
wie ihn schon der Engel nannte,<br />
der ihn sah und ihn erkannte,<br />
eh' die Mutter ihn gekannt.<br />
Jesus: denn er war der Sohn,<br />
ehe noch mit Mond und Sonnen<br />
seiner Erde Jahr begonnen,<br />
eh' er niederstieg vom Thron<br />
und die Herrlichkeit verließ,<br />
eingehüllt in Knechtsgewande<br />
unsrer Armut, unsrer Schande,<br />
der bei Menschen Jesus hieß.<br />
Helfer Gottes! Hilf uns schrein,<br />
wissend, was solch Wort bedeute,<br />
ew'ger Sohn: dein Name läute<br />
jedes Jahr uns aus und ein!<br />
Rudolf Alexander Schröder<br />
(geb. 26. 1. 1878 in Bremen)<br />
"<strong>Der</strong> „t^uriföote" wünsdjt atlen seinen a^esefn<br />
ein Qtücktiches und an £,f{o(gen reiches,<br />
ftiedCiches neues ^uhf.<br />
Neujahrsgruß<br />
Wer redlich hält zu seinem Volke,<br />
der wünsch' ihm ein gesegnet Jahrl<br />
Vor Mißwachs, Frost und Hagelwolke<br />
behüt' uns aller Engel Scharl<br />
Und mit dem bang ersehnten Korne<br />
und mit dem lang ersehnten Wein<br />
bring' uns dies Jahr in seinem Hörne<br />
das alte gute Recht herein!<br />
Man kann in Wünschen sich vermessen,<br />
man wünschet leicht zum Überfluß,<br />
wir aber wünschen nicht vermessen,<br />
wir wünschen, was man wünschen muß;<br />
denn soll der Mensch im Leibe leben,<br />
so brauchet er sein täglich Brot.<br />
Und soll er sich zum Geist erheben,<br />
so ist ihm seine Freiheit not.<br />
Ludwig Uhiand (geb. 1787/Tübingen — gest. 1862 ebenda)
Altbundeskanzler Dr. Konrad Adenauer<br />
(Ehrenmitglied des Kölner Männer - Gesang-Vereins)<br />
90 Jahre<br />
„Wenn ich an Köln denke, so denke ich auch<br />
immer wieder an den Kölner Männer-Gesangf<br />
ein, dem ich von ganzem Herzen verbun-<br />
\i.,i bin". Mit diesen Worten hat Dr. Konrad<br />
Adenauer, der am 5. Januar <strong>1966</strong> sein 90.<br />
Lebensjahr vollendet, seine Dankansprache<br />
anläßlich der Serenade des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins am 5. Januar 1962 ge<br />
schlossen.<br />
Die herzliche treundschattliche Verbundenheit,<br />
die aus diesen Worten unseres hochgeschätz<br />
ten Ehrenmitgliedes spricht, sie reicht weit<br />
über viele Jahrzehnte bis in die Zeit nach dem<br />
ersten Weitkrieg zurück, im Juni des Jahres<br />
1925 wurde Dr. Konrad Adenauer, damals<br />
Oberbürgermeister der Stadt Köln, „in An<br />
erkennung seiner Verdienste um den deut<br />
schen Männergesang im allgemeinen, wie um<br />
die des Kölner Männer-Gesang-Vereins im<br />
besonderen", die Ehrenmitgiiedschatt des<br />
K M G V angetragen. Wenn er diese Ehrung<br />
sofort und mit großer Genugtuung angenom<br />
men hat, .so entsprang diese Bereitwilligkeit<br />
einer Auffassung, wie er sie am 5. Januar<br />
1963 in einer Ansprache an die Sänger des<br />
Vereins zum Ausdruck brachte: schon da<br />
mals war der K M G V , wie heute, ein tra<br />
gendes Element dieser Stadt Köln und ihres<br />
^ sikiebens".<br />
„Damais", damit meinte Dr. Adenauer aber<br />
auch jene Zeit, da er als Schüler des Apostein-<br />
Gymnasiums mit Hingabe den Berichten sei<br />
nes von ihm immer wieder mit Vorliebe und<br />
Verehrung zitierten Musikiehrers Kipper<br />
lauschte, „der als Sänger des K M G V sei<br />
nen Schülern von vielen Reisen des Vereins<br />
im In- und Ausland begeistert zu erzählen<br />
wußte, in den jungen Herzen erwachte die<br />
Anteilnahme für diesen Verein, der mit seiner<br />
Kunst auch den Namen seiner Heimatstadt<br />
Köln in viele Länder getragen hatte".<br />
So spannt sich denn wie ein weiter Bogen<br />
das, was Dr. Konrad Adenauer mit dem<br />
K M G V verbindet, aus trühesten Jugend<br />
tagen bis zu diesem seinem 90. Geburtstag.<br />
Mit der Tradition und dem Leben unseres<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins ist sein Bild<br />
bis auf den heutigen Tag eng verwoben.<br />
Lebendige Tradition zu pflegen ist und war<br />
immer seine besondere Bitte an uns. So<br />
sagte er aus Anlaß seines Besuches am 21.<br />
November 1964 in unserer „Woikenburg" u.a.:<br />
„Bei meinen Besuchen in Frankreich ist mir<br />
so recht bewußt geworden, daß andere Völ<br />
ker ihre Traditionen weit mehr achten und<br />
pflegen, als wir Deutsche dies tun. Über unser<br />
Volk sind viele Stürme hinweggegangen, mit<br />
der Tradition ist dabei sehr rauh umgegan<br />
gen worden. Sie, meine Herren, pflegen eine<br />
schöne und gute Tradition; kein Volk kann
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ohne Tradition sein! Daß Sie die reiche Tradi<br />
tion des K M G V , die auch im Leben der<br />
Stadt Köln ihre Bedeutung hat, noch viele,<br />
viele Jahre erhalten und pflegen mögen, ist<br />
mein besonderer Wunsch".<br />
Wir, der Kölner Männer-Gesang-Verein, wol<br />
len diese Worte als den Auftrag eines Man<br />
nes in uns aufnehmen, dem die Welt, dem<br />
unser Deutschland, dem unsere Stadt Köln<br />
und im kleineren Lebensraume auch unser<br />
K M G V viel zu danken hat. Es sei aus der<br />
Sicht des K M G V nicht vergessen, daß der<br />
historische Bau der heutigen „Woikenburg",<br />
einer der wenigen Barockbauten unserer<br />
Stadt Köln, auch dank der ideeilen und tat<br />
kräftigen materiellen Unterstützung durch<br />
Dr. Konrad Adenauer das Sängerheim unse<br />
res K M G V wurde.<br />
Wenn die lebende Sängergeneration des Ver<br />
eins in den Jahren nach dem 2.Weitkrieg ihre<br />
Kunst und damit das deutsche Lied wieder<br />
über die Grenzen ihres Landes hinaus in die<br />
europäischen Länder tragen durfte, so ist dies<br />
u. a. der Förderung und weitgehenden Unter<br />
stützung des Mannes zu danken, dessen wir<br />
an seinem 90. Geburtstag mit Liebe und Ver<br />
ehrung gedenken.<br />
Wir Sänger, als Menschen dieser seiner Zeit,<br />
als freie Bürger unseres Landes und Bürger<br />
unserer Stadt Köln danken ihm für sein gro<br />
ßes und aufopferndes Wirken. <strong>Der</strong> K M G V ,<br />
der heute wie einst, in seinem geseiischaftlichen<br />
und künstlerischen Wirken ein leben<br />
diges und pulsierendes Element im Leben<br />
unserer Stadt Köln ist, wird die Worte Dr.<br />
Konrad Adenauers, die er den Sängern ans<br />
Herz gelegt, nicht vergessen: „Sorgen sie \<br />
für, daß das deutsche Lied im deutschen Vv..jK<br />
lebendig bleibt!"<br />
Am 5. Januar <strong>1966</strong>, dem 90. Geburtstag eines<br />
begnadeten Lebens, kommen wir Sänger mit<br />
der bescheidenen Gabe unserer Lieder, aber<br />
mit dem großen Wunsch: Gott segne dieses<br />
Leben und sein Werk!<br />
BB.<br />
Dr. Konrad Adenaner dankt den Sängern für die Serenade des KMGV am 5. 1. 1965
Im Chor spiegelt sich der Geist des Chorleiters wider<br />
Freude am Singen wecken u. gute Musik pflegen<br />
Unser Dirigent, Prof. Hermannjosef Rübben,<br />
wird In letzter Zeit in starkem Maße Immer<br />
wieder zu Tagungen und Chorleiterkursen als<br />
Referent eingeladen. Seine Vorträge fanden<br />
In letzter Zeit besonders vor dem Fach<br />
verband Deutscher Berufschorleiter, vor den<br />
'■ "horerzlehern des Solmser Sängerbundes<br />
,Vetzlar) und vor dem Verband der kath.<br />
Kirchenmusiker Deutschlands nachhaltige Re<br />
sonanz. Die Bedeutung der Vorträge, die<br />
u. a. in Saarbrücken, Essen, Darmstadt, Rem<br />
scheid, Wetzlar, Gummersbach und Lüden<br />
scheid stattfanden, veranlaßt den <strong>Burgbote</strong>n,<br />
hierüber einen Ausschnitt einer Pressetsimme<br />
zu bringen. So schreibt die „Oberbergische<br />
Volkszeitung" am I.November u.a. folgendes:<br />
Chorleiter des Sängerkreises Oberbergisch Land hatten Wochenendtagung<br />
für Chorgesang richtungweisendes Referat von Prof. Hermannjosef Rübben<br />
Beispielhaft für das Bemühen des Sänger<br />
kreises Oberbergisch Land, den in den oberbergischen<br />
Chören tätigen Chorieilern bestes<br />
Rüstzeug für die praktische Arbeit zu ver<br />
mittein, war wieder die Chorleilertagung am<br />
vergangenen Wochenende im evangelischen<br />
Freizeit- und Erholungsheim in Niederbieren<br />
bach. Wertvolle Referate und praktische Un<br />
terweisungen boten eine Fülle von Anre<br />
gungen und neuen Erkenntnissen, die die<br />
künftige Arbeit der oberbergischen Chöre<br />
mitbestimmen und sich fruchtbar auswirken<br />
werden.<br />
Mit Professor Hermannjosef Rübben hatte der<br />
Sängerkreis einen Referenten verpflichtet, der<br />
nicht nur mit Idealismus und Tatkraft seine<br />
vielfältigen Aufgaben meistert, sondern sel-<br />
(nen reichen Wissens- und Erfahrungsschatz<br />
It lehrpsychologischen und pädagogischen<br />
Fähigkelten zu vermitteln weiß.<br />
Er Ist Dozent an der Hochschule für Musik<br />
In Köln. Mitglied des Musikbeirates des Deut<br />
schen Sängerbundes, Leiter des berühmten<br />
Köiner Wlännergesangvereins, hat sich als<br />
Mitarbeiter der Zeitschrift des Deutschen<br />
Sängerbundes „Lied und Chor" einen Na<br />
men gemacht und sich als Komponist eigenen<br />
brillanten und ansprechenden Stils allgemeine<br />
Anerkennung erworben. Nicht zuletzt hatte er<br />
als Leiter des Chorleitersemlnars des Allge<br />
meinen Deutschen Chorverbandes und mit<br />
dem von Ihm betreuten Ghorleiterkurs in<br />
Remscheid hervorragende Erfolge zu ver<br />
zeichnen.<br />
„Chorgesang heute — Probleme und Mög<br />
lichkeiten" war das Thema seines Vortrages,<br />
den er fernab jeglicher Theorie aus eigener<br />
Arbeit und unmittelbarem Gestalten heraus zu<br />
einem Erlebnis für seine Zuhörer machte.<br />
Davon ausgehend, daß der Chorgesang zu<br />
allen Zelten Ausdruck des jeweiligen Lebens<br />
stils war und jede Epoche mit Ihren Zeit<br />
erscheinungen und Ausdrucksformen auch das<br />
Musikleben bestimmend beeinflußt hat, wies<br />
er nach, daß es den Begriff „neue Musik"<br />
schon vor Jahrhunderten gegeben hat, und<br />
er daher auch nicht auf eine bestimmte Art<br />
der Musik anzuwenden und kein Wertmesser<br />
sei.<br />
Die Problematik der heutigen Chormusik sei<br />
zum Teil darin begründet, daß heute vielfach<br />
die früher bestimmende Ordnung des Lebens<br />
stiles fehle. Bedrohlicti sei, daß die Chiormusik<br />
nicht mehr die feste Grundlage im<br />
Musikunterricht in der Schule habe und<br />
Musik an den pädagogischen Hochschulen<br />
Wahlfach ist.<br />
Seien 1930 noch 60 vH der Chorleiter Lehrer<br />
gewesen, sei deren Anteil heute nur noch<br />
35 vH, und es müsse mit einem weiteren<br />
Absinken gerechnet werden, ganz davon zu<br />
schweigen, daß die Chöre Immer weniger<br />
Nachwuchs bekommen würden.<br />
Mit Klangproben neuer Chorkompositionen<br />
von der Kombination von Gesangstimmen<br />
mit elektronisch erzeugten Tönen bis zu mit<br />
Instrumentalmusik verbundenem Chorgesang
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und vor allem jugendliche Sänger ansprechen<br />
den Werken gab er Beispiele neuer Musik<br />
aus der Sicht der Verwendbarkeit für Laien<br />
chöre.<br />
Bei der Auswahl der für die Probenarbeit zu<br />
verwendenden Literatur sei wichtig, daß die<br />
Kompositionen die Sänger ansprechen und<br />
ihnen stimmlich und sprachlich zugängig<br />
seien. Auch müsse man bei der Musik- und<br />
Textwahl berücksichtigen, daß Sänger und<br />
Zuhörer durch Funk, Platte und Band be<br />
deutend kritischer geworden sind.<br />
Wie man eine Chorprobe lebendig gestalten<br />
und zu freudigem Musizieren machen kann.<br />
führte Professor Rübben anschließend prak<br />
tisch vor. Dabei gab er wertvolle Anregungen<br />
auf allen Gebieten der Chorerziehung und<br />
bezog sowohl Stimmbildung und Atemtechnik<br />
als auch die psychologische und schlagtech<br />
nische Führung eines Chores in seine über<br />
zeugenden Unterweisungen ein.<br />
Als ausschlaggebend für eine erfolgreiche<br />
Chorleitertätigkeit bezeichnet er neben den<br />
musikalischen und pädagogischen Fähigkei<br />
ten auch die charakterlichen und mensch<br />
lichen Qualitäten, die das Gesicht eines<br />
Chores als Spiegelbild des Chorleiters prägen<br />
müßten.<br />
<strong>Der</strong> KMGV gedachte seiner verstorbenen<br />
und gefallenen Mitglieder<br />
Feierliches Totenamt in der Pfarrkirche<br />
St. Mauritius<br />
Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch<br />
wiedersehen und euer Herz soll sich freuen<br />
und eure Freude soll niemand von euch,<br />
nehmen. Ev. Job. 16,22<br />
Sehet mich an; ich habe eine kleine Zeit<br />
Mühe und Arbeit gehabt und habe großen<br />
Trost gefunden. Sirach 51,35<br />
[Beides vertont von Joh. Brahms in „Ein deutsches<br />
Requiem" op. 45 (Nr. 5)]<br />
Es gehört jetzt schon zu einer gewisser<br />
maßen geheiligten Tradition, wenn sich am<br />
Totensonntag aktive und inaktive Mitglieder<br />
mit ihren Angehörigen zur Totenfeier für die<br />
Verstorbenen und Gefallenen des Vereins in<br />
„seiner" Pfarrkirche St. Mauritius einfinden.<br />
Diese gemeinsame Totenfeier ist gleichsam<br />
das Gedenken einer Familie im Familien<br />
kreise, die sich durch das einigende Band<br />
des Singens, des Liedes und der Musik mit<br />
den Verstorbenen verbunden fühlt und sich<br />
dankbar blewußt ist, „daß unsere Weltan<br />
schauung in der Verehrung der Toten wurzelt<br />
und wir in der rechten Heldenverehrung einen<br />
Beitrag zur Vernunft erkennen", wie es unser<br />
Justitiar so schön und treffend in seiner An<br />
sprache nach der Totenehrung im vergange<br />
nen Jahre ausgesprochen hat.<br />
Das Totenamt las der Hochwürdige Herr<br />
Dr. Wilhelm P e u I e r. Unser Chor fügte<br />
geistliche Gesänge von Ingegneri, Schubert<br />
und Klefisch, sinnvoll abgestimmt, in den<br />
Ablauf der heiligen Liturgie, an der die Ge<br />
meinde im Wechselgebet zwischen Vorbeter<br />
und Gläubigen und im Gemeindegesang aktiv<br />
teilnahm.<br />
Professor R ü b b e n s zwingende Chorleitung<br />
erzielte dieses Mal in dem überakustischen<br />
Raum ein in den einzelnen Stimmen so<br />
wundervoll aufeinander abgestimmtes Singen<br />
und einen so weichen, dabei doch fülligen,<br />
sonoren und homogenen Chorklang, daß<br />
alle, die dieser Totenfeier beiwohnten — und<br />
dies kam im späteren Gespräch im Kasino<br />
saal immer wieder zum Ausdruck — tief er<br />
griffen waren.<br />
(Dirigent und Sänger haben sich inzwische'<br />
auf diesen . Raum und seine besondere Akü><br />
stik eingestellt.)<br />
Dieser Tag steht im Zeichen der Trauernden<br />
und der Verstorbenen, er ist ein Tag der<br />
Besinnung. Zur Besinnung zwang in ganz be<br />
sonderem Maße auch die Ansprache des<br />
Hochw. Herrn Dominikaner-Paters Donatus<br />
Maria Hoff mahn, Pater generalis (früher<br />
Domprediger von Berlin und Köln, jetzt in<br />
Düsseldorf im Konvent der Dominikaner).<br />
Leitgedanken seiner Predigt, die der BB<br />
nachstehend mitteilt, waren die Wechselbe<br />
ziehung KMGV — Kölner Dom und die tröst<br />
liche Versicherung, daß der Tod nicht das<br />
letzte Wort spricht und all unsere Mühe nicht<br />
umsonst war und verloren ging.
11<br />
(Da die Ansprache nach dem Stenogramm auf<br />
gezeichnet ist, sind kleine, indessen unerhebliche<br />
Lücken im Gesamtwortlaut möglich, ferner auch die<br />
eine oder andere Wortstellung):<br />
«Wir gedenken in diesem Gottesdienst in<br />
menschlicher, kameradschaftlicher und christ<br />
licher Treue der Sangesbrüder des KMGV,<br />
die vor uns hinübergegangen sind in die<br />
bessere Welt.<br />
Vor 123 Jahren wurde dieser Verein gegrün<br />
det, und unter der Devise seines Wahl<br />
spruches „Durch das Schöne stets das Gute"<br />
wuchs er wie der Kölner Dom empor zu<br />
(einem Inbegriff höchsten Strebens und reinter<br />
Kunst. Als im Jahre 1842 Franz Weber,<br />
der Domkapellmeister, sich mit etwa 30 Män<br />
nern zum Ziele setzte, den Männergesang<br />
in seiner ganzen Macht und Größe zu Ehren<br />
zu bringen, da konnte dieser Domkapell<br />
meister es keineswegs ahnen, daß sein Werk<br />
einmal einen Ausspruch des königlichen Sän<br />
gers David verwirklichen würde, der besagte,<br />
daß in alle Welt das Wort hinausschallen<br />
werde. — <strong>Der</strong> Kölner Dom und der Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein, beide sind Inbegriff<br />
dafür, was groß, erhaben und erhebend ist,<br />
ein Inbegriff für Leistung, Kraft, Geist und<br />
hellen Ruhm — und die Stufen zur Höhe<br />
dieses Ruhmes sind gesalbt mit dem Schweiße<br />
der Besten; jene heißen: Hingabe, Einsatz,<br />
Liebe zum Volk, Liebe zur Kunst, Liebe zum<br />
heiligen Erbe. Deshalb können und wollen<br />
wir unsere Sangesbrüder nicht vergessen, die<br />
unseren Chor wahrhaftig zu Macht und<br />
Ehren emporgeführt haben. Wir können dies<br />
um so Weniger hier im Herzen unserer Stadt<br />
Köln! Hier, in dieser Straße hat Franz<br />
Weber, unser erster Dirigent gespielt, hier ist<br />
er herumgesprungen, hier hat er seine Schul<br />
tasche zur Schule getragen... Aber ich<br />
(meine, wir können unsere Toten erst recht<br />
ier in unserem Gotteshause nicht vergessen,<br />
wo im heiligen Opfer — wie in jeder heiligen<br />
Messe — das memento defunctorum ihre be<br />
stimmte Stelle hat, wo wir alle hier still<br />
beten: „Herr gedenke auch deiner Diener und<br />
Dienerinnen, die uns mit dem Zeichen des<br />
Glaubens vorangegangen und im Frieden ent<br />
schlafen sind. Wir flehen dich an, Herr, ge<br />
währe ihnen und allen, die in Christus ruhen,<br />
in deiner Milde den Ort der Erquickung, des<br />
Lichtes und des Friedens, durch Christus,<br />
unseren Herrn, Amen." — Nein, bei uns heißt<br />
es nicht: Aus den Augen, aus dem Sinn. Am<br />
Totensonntag ist es geradezu ein heilsamer<br />
Gedanke und eine wundersame Vorstellung,<br />
daß wir, die Nachfolger, die Sangesbrüder,<br />
gleichsam vom Golgatha des Altars aus über<br />
alle die Gräber der verstorbenen Dirigenten,<br />
Präsidenten und Sänger unser frommes Lied<br />
hinüberschallen lassen. Manches Soldatengrab<br />
in Ost und West, in Süd und Nord ist zur<br />
letzten irdischen Station eines lieben Freundes<br />
geworden, der einst mit uns über die Gren<br />
zen hinaus das Lied getragen hat, um im<br />
friedlichen Wettstreit der Kunst den Lorbeer<br />
des Sieges zu erringen ...<br />
War das umsonst? Meine Lieben, wenn das<br />
Grab das Letzte wäre und der Tod das<br />
letzte Wort spräche, dann könnte man diese<br />
verzweifelte Frage stellen. Doch über den<br />
Gräbern erhebt sich das Kreuz des Herrn.<br />
Von Ihm, der die Auferstehung und das<br />
Leben ist, wissen wir, daß Er uns die Hoff<br />
nung der Auferstehung und der Unsterblich<br />
keit gegeben hat. Er, der alles Getrennte in<br />
der Welt vereinen möchte, Er hat jenen ein<br />
Wiedersehen verheißen in der wahren Hei<br />
mat der Seele. Und darum, meine lieben<br />
Freunde, schauen wir in dieser Gedenkstunde<br />
nicht starr auf die Gräber. Kein Trunk kalten<br />
Wassers bleibt unbelohnt, — und'da sollen<br />
alle die ideellen Opfer, die Bereitschaft der<br />
Männer, all ihre Freude, die sie mit ihrem<br />
Liede über die Welt gestreut haben, da soll<br />
die Friedensbereitschaft von Volk zu Volk, da<br />
sollen die tausend mal tausend Mark in<br />
klingender Münze, die der Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein für Werke der Caritas, für<br />
arme Bedürftige und Hilflose, aber auch für<br />
den Kölner Dom ersungen hat — da soll das<br />
alles vor dem Ewigen verloren gegangen<br />
sein?<br />
Ehrenvoll ist die Krone, die der ewige König<br />
dem guten Knecht verheißen hat. Die er<br />
rungene Kaiserkette, ~ damals, — sie ist nur<br />
vergänglicher Ruhm. Über allem aber steht<br />
die Seligkeit, die der Herr verheißen hat, die<br />
Freude des Herrn im ewigen Dom, die kein<br />
Auge je gesehen hat!<br />
Dort werden die Sänger mit dem Könige<br />
sein, dem sie so oft die Ehre gegeben<br />
haben mit den Worten des Matthias Claudius'<br />
<strong>Der</strong> Mensch lebt und bestehet<br />
nur eine kleine Zeit,<br />
und alle Welt vergehet<br />
mit ihrer Herrlichkeit.<br />
Es ist nur Einer ewig und an allen Enden^<br />
und wir in seinen Händen.<br />
Und der ist allwissend^ und der ist heiligy<br />
und der ist barmherzige und der ist mächtig!<br />
Ehre und Ruhm seinem großen Namen!<br />
Halleluja, Amen!
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In memoriam Eugen Papst<br />
Am 2. Januar <strong>1966</strong> jährt sich zum zehnten<br />
Male der Todestag unseres früheren, hoch<br />
verehrten Dirigenten, GMD Professor Eugen<br />
Papst. „Aile, die am 3. Januar Kunde von dem<br />
piötziichen Tode Eugen Papst's erhieiten,<br />
waren zutiefst erschüttert." So iesen wir in<br />
dem Bericht („Eine traurige Fahrt nach Ober<br />
ammergau"), den Sangesbruder Wiiheim<br />
Ritterbach über die Beisetzungsfeieriichkeiten<br />
abgefaßt hat (Jan./Febr.-Ausgabe 1956 des<br />
BB). Wenige Tage vorher hatte Wiiheim<br />
Ritterbach noch einen Brief des Meisters — es<br />
war wohi der ietzte, den Eugen Papst ge<br />
schrieben hat — erhaiten, in dem er für den<br />
Köiner Komponisten, den „sein Leben iang<br />
ehriichen Musiker" von Othegraven, über<br />
zeugende Worte der Anerkennung findet. <strong>Der</strong><br />
BB hat diesen Brief und andere Briefe Eugen<br />
Papst's an unser Mitgiied W. Ritterbach in der<br />
Dezember-Ausgabe 1961 veröffentlicht. Aus<br />
Anlaß der Wiederkehr seines Geburtstages<br />
am 24. 12. 1956 — unser Ehrenchormeister<br />
wäre dann 70 Jahre ait geworden — ver<br />
öffentlichte der „<strong>Burgbote</strong>" Briefe von Eugen<br />
Papst an den Verfasser dieser Zeilen, darunter<br />
einen Brief, geschrieben am 2. 11. 1955, in<br />
dem Eugen Papst sich auf acht eng be<br />
schriebenen Seiten ausführlich mit dem Pro<br />
blem der Originalfassungen der Bruckner-<br />
Sinfonien, dem Problem der Retouchen und<br />
der Frage nach der Originalität der 9. Sinfonie<br />
von Beethoven befaßt.<br />
Eine andere Form des Gedenkens sei dieses<br />
Mal gewählt, das Wirken von Eugen Papst in<br />
seiner Eigenschaft als Dirigent des Köiner<br />
Männer-Gesang-Vereins und vor allem als<br />
Städtischer Generalmusikdirektor in die Erin<br />
nerung zu rufen, wobei verständiicherweise<br />
eine auch nur annähernde Vollständigkeit nicht<br />
angestrebt werden kann.<br />
Unbedingte Werktreue war die Forderung, die<br />
Eugen Papst sich bei der Wiedergabe eines<br />
Kunstwerkes stellte, nicht im Sinne eines aka<br />
demischen und historisierenden Musizierens,<br />
sondern in dem Sinne, daß ihm der Wille des<br />
Schöpfers, wie er sich in den mittelbaren und<br />
unmittelbaren Aufzeichnungen bekundet, ver<br />
pflichtend war, ganz im Gegensatz zum<br />
„Interpreten", „der sich heute, auch mit<br />
Erfolg?, gegenüber einem mehr als anspruchs<br />
losen, snobistischen Publikum behauptet"<br />
(E. P. im Brief v. 2. 11. 1955). Einer oft stark<br />
subjektiven „Auffassung" stellte er den Wil<br />
len zur authentischen Wiedergabe entgegen,<br />
wie er es in dem vorhin erwähnten Briefe<br />
zum Ausdruck gebracht hat: „. .. habe ich<br />
mich doch mein ganzes Leben immer bemüht,<br />
die Werke unserer Großen so wiederzugeben ..<br />
wie sie gedacht waren, als die Konzeptic 1<br />
erfolgte." Und wo heute junge „Generäle ^<br />
Generalmusikdirektor Prof. Eugen Papst wätirend einer<br />
Auffüfirung der (ungekürzten) „Matthäus - Passion" von<br />
J. S. Bach im Passionsspielhaus in Oberammergau.<br />
) .
glauben, fertig und vollendet zu sein — wohi,<br />
weil ein leicht zufriedenzustellendes Publi<br />
kum und eine „mit der Zeit gehende",<br />
oft bemitleidenswert ahnungslose Kritik es<br />
ihnen ohne weiteres abkauft —, da gestand<br />
Meister Papst am Ende seines erfüllten Le<br />
bens bescheiden, aber auch mit Recht von<br />
seiner Ansicht überzeugt: „Mit den Jahren<br />
erst erreicht man das Geheimnis der künst<br />
lerischen Wiedergabe der Werke unserer Mei<br />
ster, und dieses Geheimnis heißt ,Sti i '.<br />
Und dies Stilgefühl schlechthin wird dem<br />
Interpreten immer der sicherste Führer sein,<br />
wenn es gilt, die Handschrift unserer Größten<br />
zu deuten."<br />
i-a diesen zählt ohne Zweifei Franz Schu<br />
bert. Ich erinnere mich da an eine zauber<br />
hafte Wiedergabe von Schuberts „Ständchen",<br />
op. 135, nach Worten von Griiiparzer. Das<br />
Kabinettstück aus des Meisters Spätzeit (1827)<br />
lebt ganz aus der Kombination des gleich<br />
bleibend „zupfenden" Begleitrhythmus' des<br />
Klaviers, der geschmeidigen, zärtlich<br />
wer<br />
benden Melodik und den duftigen und über<br />
raschenden Modulationen. Präzision im<br />
Rhythmischen, strenge Beibehaltung des<br />
Grundtempos, reine Intonation, die erst die<br />
köstlichen Modulationen so reizvoll macht<br />
— das waren jene Gütezeichen in der Wieder<br />
gabe durch Eugen Papst, die überhaupt das<br />
Musizieren unseres Chores in jenen Jahren<br />
auszeichnete. Verständlich, daß allen denen,<br />
die noch unter Papst „Das Dörfchen"<br />
(Op. 11,1) und die „Nachtheiie" (Op. 134) ge<br />
sungen haben, das Musizieren dieser Schu<br />
bertgesänge unvergeßlich sein wird: Die feine<br />
Nuancierung sämtlicher Abstufungen des<br />
Ausdrucks, genauer: des „Widerhalls des<br />
Ausdrucks einer Einzeiseeie", die im Tenorsoio<br />
der „Nachtheiie" symbolhaft dargestellt<br />
Ist. Verse Seidls können hier herangezogen<br />
Vden, die, zwar auf das Lied bezogen, doch<br />
adch das zum Ausdruck bringen, was damals<br />
die Sänger empfunden haben mochten und<br />
wohi noch heute gelten lassen werden, wenn<br />
sie sich an das Musizieren von damals erin<br />
nern: „in mir ist's heil so wunderbar, / So<br />
voll und übervoll .. / ich faß in meinem<br />
Herzenshaus / Nicht all das reine Licht."<br />
Zu all dem klanglichen Zauber, dessen der<br />
Chor damals fähig war und um den er sich<br />
heute wieder ernsthaft und mit Erfolg bemüht,<br />
kam dann noch jene fein abgestufte Dynamik<br />
hinzu, von dem ältere Sänger heute immer<br />
noch behaupten, dieses Pianissimo sei un<br />
wahrscheinlich gewesen und schwerlich wie<br />
der zu erreichen.<br />
'7^:-.- ;J<br />
ha » V , .<br />
^ ■ —V ,<br />
Prof. Eugen Papst in seinem früfieren Jagdrevier über<br />
dem Kochelsee. aufgenommen 1950 nach einer schweren<br />
Operation.<br />
Ich erinnere mich aber auch noch zweier<br />
anderer Höhepunkte im Konzertleben unseres<br />
Vereins unter Eugen Papst: Das war einmal<br />
das Palmsonntagkonzert 1936, an dem Papst<br />
u. a. die „Drei Männerchöre nach Gedichten<br />
von Friedrich Rückert" von Richard Strauss<br />
uraufführte. Unvergeßlich wie Richard Strauss<br />
den Sängern und ihrem Dirigenten ostentativ<br />
applaudierte. Unvergessen aber auch der<br />
Klang des „Traumiichtes", den wir uns heute<br />
nur noch nach dem Partiturbilde wieder ver<br />
gegenwärtigen können. Wie leicht kann die<br />
ses musikalische Gebilde auseinanderfaiien,<br />
wenn „sehr ruhig" nicht „„aiia breve" auf<br />
gefaßt wird. Was es damals war, das die Hörer<br />
so verzauberte: die ruhig, beständig und<br />
gewissermaßen von einer inneren Dynamik<br />
gesteuerte, fließende Bewegung, das Farben<br />
spiel der schwierigen Modulationen, die Ein<br />
fachheit der singenden Melodie, die differen<br />
zierte Dynamik, es ist schwer zu sagen — das<br />
Zusammenwirken alier dieser Komponenten
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muß es gewesen sein. Es war demnach die<br />
Geschlossenheit und stilistische Sauberkeit<br />
in der Wiedergabe, die auch dem Musizieren<br />
beim Jubiläumskonzert 1942 mit Werken für<br />
Männerchor und Orchester von Brahms, Reger,<br />
Strauss und Pfitzner den Stempel der Voll<br />
kommenheit aufprägte. Wenn man überlegt,<br />
daß so anspruchsvolle Werke wie „Die Weihe<br />
der Nacht" (Reger), „Rapsodie" (Brahms),<br />
„Die Tageszeiten" (Strauss) und „Klage"<br />
(Pfitzner) trotz der Kriegsmisere in relativ<br />
kurzer Zeit bewältigt werden konnten, dann<br />
läßt das berechtigte Rückschlüsse auf die<br />
überlegene Musikalität des Chores zu, die<br />
durch die Persönlichkeit Eugen Papst's in<br />
einzigartiger Weise gefördert und gesteigert<br />
worden ist.<br />
Daß die genannten Werke, einschließlich der<br />
Schuberts — mit Ausnahme der „Nachthelle"<br />
und der von Papst 1954 In einem Gast<br />
konzert aufgeführten „Alt-Rapsodie" mit dem<br />
KMGV im Rahmen der Städtischen Sinfonie<br />
konzerte 1954 — bis heute in Köln nicht mehr<br />
erklungen sind, möge den nicht in Erstaunen<br />
versetzen, der auch mit Bedauern feststellt,<br />
daß seit der Ära Papst in Köln kein Werk von<br />
Sibelius aufgeführt wurde, Pfitzner, Reger<br />
offensichtlich vernachlässigt werden, Strauss<br />
eigentlich nur noch als Komponist des „Till"<br />
und des „Don Quixote" in der Erinnerung der<br />
Konzertbesucher lebt.<br />
Eugen Papst war es auch, der in Köln zum<br />
ersten Male die von unsagbarer Schwermut<br />
erfüllte A-Moll-Symphonie von Sibel ius<br />
aufführte, die kühnste des finnischen Meisters,<br />
die keine „edlen" Melodien im landläufigen<br />
Sinne aufzuweisen hat, keine schwungvollen<br />
Crescendi, an denen sich die Zuhörer zu ent<br />
zünden vermögen — und doch verstand es<br />
Papst, das seltsam schweifende Leben dieser<br />
tragischen Sinfonie so zu enträtseln, ihre<br />
innergeistigen Spannungen und Erregungen<br />
aufzudecken, daß die Hörer, die die „Vierte"<br />
verstanden hatten, den nicht immer einfachen<br />
Zugang zu Sibelius gefunden haben dürften,<br />
der ihnen dann sehr bald wieder — wenig<br />
stens hier in Köln - verwehrt bleiben sollte.<br />
Eugen Papst ließ sich die Pflege des Werkes<br />
Max R e g e r s sehr angelegen sein. So stellte<br />
er in einer schlechthin authentischen Wieder<br />
gabe des „Symphonischen Prologs zu einer<br />
Tragödie für großes Crchester" Cp. 108) dem<br />
Publikum ein Werk vor, das in der Aus<br />
führung und an das Aufnahmevermögen<br />
höchste Ansprüche stellt, das aber auch zu<br />
gleich ein treffliches Beispiel für das typisch<br />
Reger'sche des Formbewußtseins in der Ge<br />
samtanlage wie in der Einzellinie, der Tonalitätserweiterung<br />
und der Instrumentation im<br />
Dienst eines musikalisch-absoluten Ausdrucks<br />
darstetlt. Die „Vier Tondichtungen für gro<br />
ßes Crchester nach Böcklin" (Cp. 128) — sie<br />
erklangen auch in jenem Konzert am<br />
5./6. Mai 1941 zu Max Regers 25. Todestag —,<br />
die von Papst besonders geliebte „Roman<br />
tische Suite" (Cp. 125), die so selten auf<br />
geführten Chorwerke „<strong>Der</strong> Einsiedler" und<br />
„Requiem" (Cp. 144 a u. b) und der nach<br />
gelassene Requiem-Satz (Cp. 145 a) - eine<br />
Erstaufführung<br />
für Köln — erlebten Auf<br />
führungen, von denen jetzt noch gesagt wer<br />
den kann, daß sie allgemeingültige MaßstäJbe<br />
schufen. Papst's unermüdliche Erziehuf \<br />
arbeit erreichte eine Präzision des Crche^iund<br />
Chorklangs sowie eine weite Skala der<br />
Dynamik, die beide erst die Voraussetzungen<br />
dafür waren, das differenzierte Partiturbild<br />
der genannten Chorwerke durch einen ver<br />
geistigten und doch gefühlsmäßig starken, ins<br />
Mystische gerichteten Vortrag zu realisieren.<br />
Von Pfitzner führte Papst neben den gro<br />
ßen Chorwerken „Von deutscher Seele"<br />
(Cp. 23) und „Das dunkle Reich" (Cp. 38)<br />
u. a. auch die späten (kleinen) Sinfonien und<br />
alle Instrumentalkonzerte auf, darunter das<br />
schwungvolle, hochromantische Klavierkonzert<br />
mit dem unvergessenen Karlrobert Kreiten,<br />
einem jungen Pianisten und Künstler von<br />
hohen Graden, den uns ein böses Geschick<br />
entrissen hat. — Muß es noch besonders<br />
erwähnt werden, daß Papst das Werk seines<br />
Freundes Richard Strauss in hervor<br />
ragender Weise herausgestellt hat? Die Erin<br />
nerung an die Aufführungen mit Werken von<br />
R. Strauss würde unseren Beitrag erheblich<br />
erweitern. Begnügen wir uns deshalb mit dem<br />
ostentativen Hinweis, daß beispielsweise die<br />
drei Hölderlin-Hymnen (1921) mit der berühm<br />
ten Viorica Ursuleac als Solistin,<br />
Alpensinfonie" (Cp. 64), „Also sp(| ^<br />
Zarathustra" (Cp. 30) und die „Sinfonia Domestica"<br />
(Cp. 53) eine schlechterdings ein<br />
malige Wiedergabe erfuhren, sowohl hinsicht<br />
lich der von festlichem Charakter getragenen<br />
Aufführung, als auch in dem Sinne, daß sie<br />
in Gürzenichkonzerten eben seitdem nicht<br />
mehr erklangen ...<br />
. . . ausgenommen in 2 Gastkonzerten E. Papst's, in<br />
denen Strauss' op. 53 und op. 30 eine vollendete<br />
Wiedergabe erfuhren (1952/1954).<br />
Das gilt auch für die Aufführungen von<br />
Suters „Le Laudi" und Francks „Beatitudes";<br />
von letzteren schrieb Dr. Walther<br />
Jacobs in der ehemaligen „Kölnischen Zei<br />
tung" kurz und bündig: „So wurde es eine
19<br />
Aufführung, die mit allen Vorzügen der des<br />
Requiems von Verdi — um diesen Vergleich<br />
zu gebrauchen — gleichkam."<br />
Und wer von denen, die damals als Hörer<br />
oder als Chorsänger mit dabei waren, erinnerte<br />
sich nicht der V e rd i - R e q u i e m - Auf<br />
führungen? <strong>Der</strong> BB hat schon oft dieser<br />
denkwürdigen Aufführung gedacht — es ge<br />
nügt die sachliche, trockene Feststellung, daß<br />
das Werk nach dem Kriege in einem „Gürze<br />
nich-Konzert" noch nicht erklang.<br />
So ließen sich noch viele Erinnerungen an be<br />
glückende Abende im alten Gürzenich und in<br />
d^'^^roßen Messehalle und auch später nach<br />
i JZerstörung der beiden Konzertsäle wachruten<br />
— an Hand von Programmen und<br />
Rezensionen ist dies leicht möglich. Infolge<br />
glücklicher Umstände konnte ich sie fast<br />
lückenlos in die Nachkriegszeit hinüberretten.<br />
Eugen Papst begeisterte nach dem Kriege<br />
seine Kölner am 24. und 25. Mai 1954 mit einer<br />
unvergeßlichen Aufführung der „Achten"<br />
von Anton Bruckner, von der es in der<br />
Rezension des „Kölner Stadt-Anzeiger" u.a.<br />
hieß: „Es gibt nicht viele Dirigenten, die uns<br />
das (Bruckners Formgesetz) zeigen können.<br />
Papst's Darstellung atmet im echten Bruckner'schen<br />
Zeitmaß, sie ist unpathetisch und<br />
schlicht (ganz vortrefflich die Richtigstellung<br />
des Ausdrucks im Trio des Scherzos!), dabei<br />
doch von einem großartigen Enthusiasmus<br />
der Mitteilung des Erhabenen, wie es vor<br />
allem der in machtvollen Steigerungen hoch<br />
geführte Variationsbogen des wunderbaren<br />
Adagios zeigte." — Die „Kölnische Rund<br />
schau" schrieb damals: „Daß Eugen Papst<br />
jene Fähigkeit des Atmens besitzt, daß er<br />
ebenso tief in den musikalischen Organis<br />
mus wie in die religiöse Schicht dieser<br />
Kl^gwelt eingedrungen ist, ist den einstigen<br />
F jchern der Konzertgesellschafts-Abende<br />
hirtleichend bekannt." Das mystische Leuch<br />
ten der geteilten Streicher im Adagio, vor<br />
allem beim Erklingen der Harfe — so etwas<br />
behält man als dauernden Eindruck in der<br />
Erinnerung!<br />
In guter Erinnerung bleibt uns aber auch<br />
Papst's erstes Nachkriegskonzert (6. 12. 1951)<br />
mit R. Strauss' „Sinfonia Domestica" und<br />
einer außerordentlich frischen Wiedergabe der<br />
7. Sinfonie von Franz Schubert, bei der er<br />
mit allen (und leider so oft gehörten) Ritardandi-Unarten<br />
(bes. in den Schlußakten des<br />
1. Satzes) resolut „aufräumte". — Er verab<br />
schiedete sich für immer von „seinen Köl<br />
nern" am 1. und 2. November 1954 In einem<br />
„Gürzenich-Konzert" mit Strauss',, Also sprach<br />
Zarathustra" — gespielt „mit einer Inten<br />
sität und orchestralen Leuchtkraft, die in<br />
jedem Takt den überlegenen Kenner des<br />
Strauss'schen sinfonischem Organismus' ver<br />
riet" (Köln. St. Anz.) —, Prokofieffs g-moll-<br />
Violinkonzert und mit Regers „Eine Roman<br />
tische Suite für großes Orchester", einem<br />
poetischen Werk mit delikaten impressionis<br />
tischen Reizen, dessen große Form Papst<br />
„straff und charaktervoll zusammenfaßte"<br />
(K. R.), ohne dabei die lyrischen Stimmungen<br />
außer acht zu lassen, die Reger aus Gedich<br />
ten von Eichendorff, den übrigens Papst be<br />
sonders liebte, empfangen hatte.<br />
Nur einmal erschien Eugen Papst am Pult der<br />
Kölner Oper: in einer Festspielauf<br />
führung des „Tristan" (ja — Festspiele, so<br />
etwas gab's damals noch) am 5.7. 1938. Wie<br />
er die vehemente Dramatik des 1. Aufzuges,<br />
die glühende Hymnik und Lyrik des sympho<br />
nischen Nokturnos des 2. Aufzugs und die<br />
ekstatischen Klangvisionen und den „mild und<br />
und leise" verklingenden Schlußgesang der<br />
Isolde in eine geschlossene, großangelegte<br />
Barform faßte, das wurde zu einem außer<br />
gewöhnlichen künstlerischen Ereignis, dessen<br />
Einmaligkeit dadurch gekennzeichnet war,<br />
daß der „Tristan" in Köln weder vorher noch<br />
nachher ohne den an vielen Bühnen üb<br />
lichen Strich im 2. Aufzug aufgeführt wurde.<br />
Eugen Papst hat damals für das Repertoire-<br />
Werk drei Probentage verlangt, die ihm, wie<br />
er mir seinerzeit erzählte, nur unwillig zuge<br />
standen wurden. Das wird auch der Grund<br />
für sein einmaliges Operngastspiel in Köln ge<br />
wesen sein. Nun, de nihilo nihil — wer wollte<br />
das bestreiten!<br />
„Es war der Wunsch des Verstorbenen, im<br />
Schatten der Kirche begraben zu werden. Ob<br />
das nicht so ganz menschlich gefühlt und ge<br />
dacht war, hier als stiller Schläfer in seiner<br />
Gruft lauschen zu können auf die Festmessen<br />
der Hochfeste und auf das flehende Dies irae<br />
der Totenmesse, wenn sie aus der Kirche hin<br />
fluten über den Gottesacker?" (Aus der An<br />
sprache des Ortspfarrers von Oberammergau,<br />
des Geistlichen Rats, Dekan Dr. Bogen<br />
rieder).<br />
Unsere Gedanken werden am 2. und am<br />
5. Januar, dem Begräbnistage, hinüber<br />
gehen zum „Alten Ammergauer Friedhof"<br />
neben der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul.<br />
Die Angehörigen von Meister Papst dürfen<br />
versichert sein, daß er und seine künstlerische<br />
Arbeit in Köln nicht vergessen ist. Sein Name<br />
ist zudem mit der Geschichte des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins für immer ver<br />
knüpft.<br />
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Wir stellen vor: Oberspielleiter Klaus Rohr,<br />
Autor des neuen Divertissementchens<br />
Klaus Rohr, 1907 op d'r schäl Sick In<br />
Deutz geboren, studierte am Konservatorium,<br />
an der Schauspielschule und der Universität<br />
In Köln. Er war Schauspieler In Köln und<br />
Frankfurt, Spielleiter In Hagen, Oberspiellelter<br />
In Bonn und Schauspieldirektor In Ober<br />
hausen.<br />
In den letzten Jahren ist er nur gastweise<br />
am Theater tätig, da er sich dem Hör- und<br />
Sehfunk verschrieben hat.<br />
Oberspiellelter Klaus Rohr übernahm als erste<br />
Regiearbelt bei der „Cäcilla", für den<br />
erkrankten Oberspielleiter Alfons Godard<br />
„D'r Kampf öm d'r Duffesbach" und Ist seit<br />
dem Tod des Altmeisters Godard der<br />
Inszenator der Divertissementchen.<br />
Als Autor kennen wir Ihn durch „Poßkreeg<br />
en Kölle". „D'r Komet kütt" (zusammen mit<br />
Philipp Uerz) „Weetschaftswunder", Brljlttekirmes",<br />
„D'r Zeppelin kütt" und „Kölsch<br />
Jeld.<br />
Klaus Rohr am Regiepult<br />
im Großen Haus der Städtischen Bühnen Köln<br />
<strong>Der</strong> Autor schrieb dem BB wie folgt:<br />
Das Divertissementchen für <strong>1966</strong> „Dä Kaiser vun Kölle",<br />
mit der Musik von Christoph<br />
Klöver soll die Erinnerung wecken und<br />
wachhalten an Postumus, den einzigen römi<br />
schen Kaiser aus Köln, der 258 n. Chr. Geburt<br />
von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen<br />
wurde und bis 268 von Köln aus das römi<br />
sche Reich regierte.<br />
Durch Ihn wurde Köln Hauptstadt des rie<br />
sigen römischen Reiches, das außer links<br />
rheinischen Gebieten das heutige Deutsch<br />
land, den Süden der Niederlande, Belgien,<br />
Frankreich und das römische Britannien<br />
umfaßte.<br />
Unser Held, Postumus, den wir „Tonlus<br />
Postumus" nennen, war von vornehmer gal<br />
lischer Abkunft. Da er eine Mutter gehabt<br />
haben muß, von der aber nichts überliefert<br />
ist, haben wir sie entdeckt. Es Ist die First-<br />
Lady vun Kölle, de Madam Wilhelmine Cor<br />
nelia Pustumama. Dies ist aber nicht das ein<br />
zige Verdienst der „Cacilia", diese Lady „un<br />
ihre kaiserliche Jung" aus dem Dunkel der<br />
Vergangenheit zu lösen und real zu präsen<br />
tleren", wir erfahren auch, was bisher noch<br />
keiner wußte, wie sie ihn zum Kaiser m^ 'e<br />
und wie er sich in Colonia unsterbli\ n<br />
Ruhm erwarb.<br />
Von ihm sangen und singen die Gastarbeiter<br />
Im römischen Köln:<br />
D'r Postumus!<br />
D'r Postumusl<br />
D'r Kaiser vun Kölle.<br />
Dä Postumus,<br />
Dat es ene Mann<br />
Wie US einem Jußl<br />
Salve! Salve! Salve!<br />
Mehr verrät der Chronist heute nicht.<br />
Nur noch: Et danze „De Päälejrave-Sisters"<br />
un de „Isls-Tempel-Jungfraue".
<strong>Der</strong> ernsthafte Historiker und der Numis- Fähigkeit zu zi höchsten Würden. Über seine<br />
matiker berichten über unsern Divertisse- Person ist vwenig bekannt. — Sein Porträt ist<br />
mentchen-Heid:<br />
auf den in Köln H geprägten Münzen der Nach<br />
weit erhalten. erhaiter Sie zeigen einen etwas derben,<br />
„<strong>Der</strong> Feldherr Marcius Cassianus Latinus aber nicht iunschönen Kopf, der recht inteiii-<br />
Postumus gelangte durch seine militärische gent wirkt."<br />
Postumus, 259-268. Antoninian aus einer seiner frühesten Emission,<br />
Postumus war ein echter Kölner! Er hat sich um Köln verdient gemacht. Wahrhaftig, er hat<br />
Anspruch auf Divertissementchenehre ...<br />
Präceptor Colonia<br />
Kaiser vun Kölle<br />
Dreimol Alaal!<br />
Un du blievs iwig<br />
D'r Kaiser vun Köile!<br />
Fastelovend zesamme!<br />
Einmol em Johr!<br />
D'r Kaiser vun Kölle,<br />
Hä jewennt jede Kreech<br />
Mit Strüßche<br />
Un met Kameile!<br />
Hätte m'r mie<br />
Su'n Kaiser op europäische Throne,<br />
Dat wör lür de Weltjeschich<br />
Nit esu ohne<br />
Un für 'se nur jot.<br />
Alles verdräbt sich.<br />
Alles wör jlöcklich.<br />
Dä Kaiser vun Kölle möt sin<br />
D'r Kaiser d'r janzen Welt!<br />
Humor es,<br />
Wat fählt!<br />
Humor es,<br />
Wat alles zusammehält!<br />
Et Feldjeschrei es:<br />
Köile Alaai!<br />
Un dreimal huh<br />
D'r kölsche Klaal!<br />
Cäcilia Wolkenburg:<br />
Dreimol Alaai!
24<br />
Termine für die Aufführung des Divertissementchens <strong>1966</strong><br />
«DÄ KAISER VUN KÖLLE»<br />
Premiere: Sonntag, 6. Februar, 19 Uhr.<br />
Weitere Aufführungen:<br />
Freitag, 11. Februar, 19.30 Uhr.<br />
Samstag, 12. Februar, 15.30 Uhr (KMGV-Vorst.) und 19.30 Uhr.<br />
Sonntag, 13. Februar, 15.00 Uhr und 19.00 Uhr.<br />
Mittwoch, 16. Februar, 19.30 Uhr (KMGV-Vrost.)<br />
Samstag, 19. Februar, 15.30 Uhr und 19.30 Uhr.<br />
Sonntag, 20. Februar, 15.00 Uhr und 19.00Uhr (Karnevalssonnt/<br />
Karnevalsdienstag, 22. Februar, 19.30 Uhr.<br />
^<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat Januar <strong>1966</strong><br />
3.1. 80 J. Johannes Pütz akt. Mitglied<br />
5.1. 90 J. Aitbundeskanzler<br />
Dr. Konrad Adenauer Ehrenmit<br />
glied des Kölner Männer-Gesang-<br />
6. 1. 55 J<br />
10. 1. 84 J<br />
15. 1. 87 J<br />
17. 1. 85 J<br />
22. 1. 60 J<br />
22. 1. 75 J<br />
27. 1. 87 J<br />
Vereins<br />
*) nicht ausübender Sänger<br />
Karl Kohrs akt. Mitglied<br />
Ernst Roters akt. Mitglied *)<br />
Gustav Tiemann Inakt. Mitglied<br />
Albert Müller akt. Mitglied *)<br />
Josef Scheer Inakt. Mitglied<br />
Mathias Zllken Inakt. Mitglied<br />
Stud.-Rat Gustav Zäh akt.MItgl. *)<br />
Neuaufnahme<br />
Als neue aktive Mitglieder begrüßen wir:<br />
Herrn Konsul Edgar Berndorff,<br />
Köln, Neumarkt 41, Telefon 52 49 67<br />
Herrn Dr. Johann Wilhelm Zanders, Kaufmann,<br />
507 Bergisch Gladbach,<br />
Igelerhof, Telefon 31 41.<br />
Adressen Änderung<br />
Herlbert Krelten, Inaktives Mitglied<br />
jetzt; 5 Köln,<br />
Pastor-Wolff-Straße 18.<br />
Max Ueber (akt. Mitglied) jetzt:<br />
5071 Blecher über Bergisch Gladbach,<br />
Rosenweg./ Margaretenhof,<br />
Telefon Burscheid 17 90.<br />
Wilhelm Wüstenberg (2. Baß),<br />
jetzt: Köln-Klettenberg,<br />
Gottesweg 102, Telefon 44 3610.<br />
Änderung<br />
Walter Schubert, bisher 2. Baß,<br />
Ist jetzt Inaktives Mitglied geworden.<br />
Todesfall<br />
Am 16. 11. 1965 wurde unser Inaktives Mit<br />
glied, Herr Direktor Hanskarl Krausml<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, plötzrion<br />
und unerwartet aus einem schaffensfrohen<br />
Leben abberufen. Herr Direktor Krausmann<br />
trat am 22. 10. 1963 als Inaktives Mitglied<br />
unserem Verein bei. <strong>Der</strong> Vorstand des KMGV<br />
sprach den Angehörigen seine tiefempfundene<br />
Anteilnahme aus.<br />
Verlobung<br />
Die Tochter unseres Sangesbruders Wilhelm<br />
Wüstenberg,<br />
Fräulein Edith Wüstenberg,<br />
verlobte sich Im Dezember 1965 mit Herrn<br />
Klaus Richter. Herzliche Glück- und<br />
Segenswünsche!
25<br />
Johannes Pütz, Rektor a. D. 80 Jahre (3.1.<strong>1966</strong>)<br />
Sangesbruder Johannes Pütz, seit 1. 1. 1938<br />
aktives Mitglied des KMGV, wurde am 3. Ja<br />
nuar ds. Js. 80 Jahre alt. Er erfreut sich<br />
guter Gesundheit und besucht als eifriger,<br />
pflichtbewußter Sänger Immer noch regelmä<br />
ßig die Proben. In liebenswürdiger Weise<br />
hilft er dem „Burgbeten" beim Lesen der<br />
Korrekturen. <strong>Der</strong> 88 sagt ihm hierfür seinen<br />
h-vzlichen Dank, weiß er doch die gründliche<br />
|;3it seines Sangesbruders Johannes Pütz<br />
recht zu würdigen, der nicht nur Jagd auf den<br />
Druckfehlerteufel macht, sondern auch hier<br />
und da einen sprachlichen Ausdruck oder ein<br />
Satzgefüge verbessernd, dem 88 wertvolle<br />
Anregung gibt.<br />
Die Musik liebte Johannes Pütz seit jeher.<br />
Das mag in nicht geringem Maße auch be<br />
wirkt haben, daß er den Lehrerberuf wählte.<br />
Die frühere Musikerziehung im Seminar<br />
machte Ausbildung an 3 (!) Instrumenten zur<br />
Pflicht: Geige, Klavier und Orgel, — eine<br />
Freude für die Musikalischen. Für viele der<br />
jungen Lehrer kam bei der Anstellung, meist<br />
auf dem Lande, die Pflicht der Übernahme<br />
des Organisten und Kirchenchorleiters hinzu,<br />
von den Musikiiebenden gerne getan. Joh.<br />
Pütz versah dieses Nebenamt 9 Jahre lang<br />
in einem Dorfe auf der Mcseihöhe. Die Groß<br />
stadt mit den vielen Möglichkeiten zur Wei<br />
terbildung aber lockte. Auf seine Meidung<br />
hin kam er am 1.6. 1914 nach Köln. Zwei<br />
Monate später brach der 1. Weitkrieg aus.<br />
Die gehegten Hottnungen waren geknickt.<br />
Vier Jahre Kriegsdienst folgten. Die Nachk<br />
'egszeit der zwanziger Jahre brachte, auch<br />
/Schulwesen allerlei neue Bestrebungen.<br />
Pütz beteiligte sich stark im Organisaticnswesen<br />
der Lehrer. Als Mitarbeiter der Kölner<br />
Zweigsteile des Zentralinstitutes für Erzie<br />
hung und Unterricht fand er u. a. Gelegen<br />
heit, für die Verbesserung des Musikunter<br />
richtes an der Volksschule zu wirken. Er lei<br />
tete freiwillige Kurse von etwa 3 Monaten<br />
Dauer für die Lehrenden an der Volksschule<br />
mit dem Ziel, von der Methode des Vor- und<br />
Nachsingens {„Papageienmethode") fort- und<br />
musikalisch weiterzukommen durch Bildung<br />
des Gehörs und durch Singen nach Noten.<br />
Bald nach Kriegsende war er dem Kölner Lehrer<br />
und Lehrerinnen-Gesangverein beigetreten, einem<br />
gemischten A-cappella-Chor von hohem Ansehen.<br />
Als der langjährige Vorsitzende Schättling 1930<br />
schwer erkrankte, wurde Joh. Pütz zum Vorsitzenden<br />
gewählt. Im unheilvollen Jahre 1933 kam auch an<br />
diesen Verein die Frage der „Gleichschaltung". Auf<br />
den Vorschlag, den Dirigenten zu wechseln und den<br />
Vorstand umzubesetzen, reagierte dieser nicht. Die<br />
Folge: <strong>Der</strong> Verein war Ende 1934 nicht mehr lebens<br />
fähig und löste sich auf. Dieser Umstand bewirkte<br />
für Pütz den späteren Eintritt in den KMGV.<br />
Auf dem Gebiete des Musikunterrichts an der Volks<br />
schule soll eine lobenswerte Einrichtung des Städ<br />
tischen Schulamtes nicht vergessen sein: Die Bil<br />
dung von Singkursen an den Kölner Volksschulen<br />
Anfang der dreißiger Jahre. Das Werk wurde der<br />
Oberleitung von Schulrat Löns unterstellt. Musika<br />
lisch talentierte Kinder sollten in dreijährigen Kur<br />
sen durch geeignete Lehrkräfte weitergebildet wer<br />
den. Zunächst wurden an etwa 10 Schulen der Stadt<br />
diese Kurse eingerichtet. In diesen 10 Schulen und<br />
deren Nachbarschulen wurden musikalische Kinder<br />
ausgewählt und zu je 1 Singklasse zusammenge<br />
faßt. Johannes Pütz übernahm die Bildung einer<br />
Klasse an der Schule Genterstraße, deren Leiter er<br />
war. Jährl ich kamen nun neue Klassen mit neuen<br />
Lehrenden hinzu. Nach 3 Jahren traten die Sing<br />
klassen erstmalig zu einem Konzert unter dem<br />
Motto „1000 Kinder singen" in der Großen Messe<br />
halle an die Öffentlichkeit. Die Halle war vol l be<br />
setzt. — Das Werk wuchs in den folgenden Jahren<br />
weiter in der Zahl der Klassen und der Lehrenden,<br />
unter diesen eine Reihe Lehrermitglieder des KMGV.<br />
Am Jahresabschluß stand Immer ein öffentliches, ge<br />
meinsames Konzert al ler Klassen. <strong>Der</strong> Krieg brachte<br />
das Ende auch dieses Werks.<br />
Im Hause Pütz wurde viel musiziert. <strong>Der</strong><br />
Sohn studierte an der Kölner Musikhoch<br />
schule, der Vater gehörte zu einem Kreis von<br />
Musikfreunden, die sich zur Hausmusikpflege
zusammengefunden hatten. In seiner geräu<br />
migen Dienstwohnung in der Antwerpener<br />
Straße war Platz dafür. Aber auch hier brachte<br />
der Krieg ein Ende. Heute erscheint von den<br />
Musizierenden dieses Kreises wöchentlich<br />
einmal ein alter Herr, etwas älter als Johan<br />
nes Pütz, mit der Geige in Weiden (bei Köln)<br />
zu einem Musiknachmittag. Stoff zum Plau<br />
dern bieten die Ereignisse der zurückliegen<br />
den Jahre. <strong>Der</strong> Verlust der Kölner Wohnung<br />
nach einem Luftangriff im April 1944 brachte<br />
Pütz nach Weiden. Aktiv wirkt er dort als<br />
Sänger und Vorsitzender des dortigen Kir<br />
chenchors. — Ad muitos annos, lieber Jo<br />
hannes, bei bester Gesundheit und mit viel<br />
guter Musik!<br />
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Verein und des Kölner Eifelvereins als mo<br />
torische Kräfte. <strong>Der</strong> gebürtige Bitburger ist<br />
nicht nur Realist, Turn- und Wanderfreund,<br />
sondern auch den Musen sehr zugetan.<br />
[Nacfi Köln. Rundschau Nr. 280)<br />
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Schriftleitung u. allein. Anz.-Annehme: Heinz Bremm, (5064) Rösroth/Bez. Köln, Am Hohwinke! 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Klelststrcße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
Titelbild: Teilansicht »Haus Wolkenburg" Vereinshaus des Kölner Männer-Gesang-Vereins
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ERSTER FÖHNTAG<br />
Ja, gibt's das noch?<br />
Die Welt soweit, das Himmelszelt so hoch?<br />
Sieh an, sogar die Mücken scherzen.<br />
Das braune Land glänzt nachmittagsverträumt,<br />
wie tief im Märzen.<br />
Die Stunde säumt,<br />
ein kleiner Vogel ruft,<br />
dich überflutet wohliges Ermatten —<br />
war das nicht Primelduft?<br />
Fern lockt das Tal mit dunkelblauen Schatten.<br />
So weit die Welt, das Himmelszelt so hoch;<br />
ja gibt's das noch?<br />
< Dr. Owigtass<br />
Pseudonym für Hans Erich Blaich<br />
geb. 1873 in Leutkirch/Aligäu, gest.<br />
1945 in Fürstenfeldbruck/Obb.<br />
MÄRZ<br />
Die Wälder brausen nah und fern.<br />
Die Erde riecht, es regnet gern.<br />
Windröschen steht im apern Grund,<br />
an Kunigund wird's warm von unt'.<br />
Die Kranich' ziehn, bald blüht der Schieb:<br />
Um Benedikt den Hafer sä'l<br />
Den Hering iß zu Okuli,<br />
das Licht zur Gleiche löscht Marie,<br />
sie kommt und rieht' die Reben auf,<br />
nimmt auch den leichten Frost in Kauf;<br />
und ist getan, was nötig war,<br />
so gebe Gott ein gutes Jahr!<br />
Josef Weinheber<br />
geb. 1892 in Wien — gest. 1945<br />
in Kirchstetten/Niederösterreich<br />
(Aus „Kalendarium für Landieut")<br />
Das Divertissementchen <strong>1966</strong><br />
»DÄ KAISER VUN KÖLLE« von Klaus Rohr<br />
Musik von Christoph Klöver<br />
Cacilia Wolkenburg kommt in diesem Jahr »römisch«.<br />
Es soll Divertissementchenehre erwiesen werden<br />
Dem einzigen römischen Kaiser aus Köln und in Köln,<br />
— Dem Maroius Gassianus Latinus Postumus,<br />
C <strong>Der</strong> zehn Jahre lang.<br />
Von Zweihundertachtundfünfzig nach Christi Geburt ab, Köln<br />
Zur Hauptstadt des römischen Reiches machte.<br />
Wir wissen<br />
Durch sein Bild auf den Münzen,<br />
Wie er ungefähr aussah.<br />
Wir wissen:<br />
Daß seine Soldaten,<br />
Die ihn zum Kaiser gemacht hatten.<br />
Ihn auch<br />
So um Zweihundertachtundsechzig nach Christi Geburt herum<br />
Prompt ermordeten.<br />
Weil er ihnen den Gefallen nicht tat,<br />
Mainz,<br />
Das sie erobert hatten.<br />
Zur Plünderung freizugeben.
Das ist die Wahrheit,<br />
Die der historisch Bewanderte und Gebiidete<br />
Belegen kann.<br />
Aber:<br />
Cacilia Woikenburg<br />
Hat nun Quellen entdeckt,<br />
Die dem unkundigen Auge<br />
Ewig verborgen blieben und bleiben.<br />
Cacilia Wolkenburg<br />
dffnet sie nun<br />
In der Gegenwart<br />
Zum Lob der Stadt und der Bürger,<br />
Zum Spaß »un us Dollerel«.<br />
Cäciiia Wolkenburg<br />
Meint:<br />
Generai Tcnius Postumus<br />
Und Seine Mutter,<br />
First-Lady Madam Wiiheimine Corneiia Postumama,<br />
Sie haben sich um Köin verdient gemacht!<br />
Sie haben Divertissementchenehre verdient!<br />
Saive! AiaafI — Klaus von d'r schäl Sick -<br />
Gewiß, — das ist historische Wahrheit, Kaiser<br />
Postumus und die dürftigen geschichtlichen<br />
Fakten. Aber ebenso, wie die Gestalt des<br />
Sensationsreporters Flabius Tacitus, den wir<br />
auf der Bühne kennen lernten und vernah<br />
men, wie er an dem Kapitel über die Baju<br />
waren schreibt, so ist auch das Geschehen<br />
um Kaiser Postumus und seine Mutter eine<br />
ausgesprochene Divertissementchen-Grieiächerei,<br />
gewürzt mit köstlichen Anzüglichkei<br />
ten, die jedoch nie verletzen wollen. Weltbe<br />
wegende politische Dinge werden aus der<br />
Sicht der „Cäciiia" gesehen, gedeutet und<br />
gelöst. Kleine Ursachen können große Wir<br />
kungen haben, wie sich das im Falle des<br />
Präfekten Fiiutius Siivanus erweist, — wenn<br />
ihm „dä Moß (Most) nit esu jot jeschmeck<br />
hät — künnt (er) vieiieich Kaiser vun Köiie<br />
sin". Aber die nachteiligen, plötzlichen Folgen<br />
des Mostgenusses ließen ihn nicht rechtzei<br />
tig in Köin erscheinen . . . Die Situation ist<br />
also so. daß sie tatsächlich so hätte gewesen<br />
sein können.<br />
Hier wird also Historie durch die „Dlvertissementchen-Brilie"<br />
gesehen und in Grieiächerei<br />
(Jrleiächerei: zum Lachen reizende Spötterei",<br />
Prof. Wrede), Groteske und Persiflage einge<br />
faßt, wobei das Zeitgeschehen und gewisse<br />
gegenwärtige Verhältnisse humorvoll-kritisch<br />
aufs Korn genommen werden, ohne jedoch<br />
jemanden damit zu kränken. Damit wird auch<br />
die ethymoiogische Bedeutung des Wortes<br />
„jrielaache (grielachen, vgl. mhd grinen, den<br />
Mund verziehen zum Weinen, Lachen) offen<br />
sichtlich, wie sie von Prof. A. Wrede im 1. Bd.<br />
des Neuen Kölnischen Sprachschatzes auf<br />
Seite 313 erklärt wird, wenn es heißt, daß das<br />
mittelniederdeutsche und norddeutsche „griefiachen"<br />
= höhnisch lachen fern l iegt<br />
und gesagt wird, daß „jrielaache" gleichbe<br />
deutend ist mit schadenfroh, boshaft, spöt<br />
tisch lächeln und „auch verschmitzt, ver<br />
stohlen schmunzein; auch heimlich mehr in<br />
sich hinein lachen".<br />
Auch die Satire ist dem Geist des Divertir \<br />
mentchen fremd, und wer kabarettistisv,..#<br />
Kleinkunst erwarten wollte oder gar etwa ein<br />
Heimatstück (möglichst schnuizoider Prove<br />
nienz wie z. B. „Die einsame Träne im Siiberbart<br />
des Oberförsters"), müßte sich ent<br />
täuscht sehen. Dem widerspricht es aber<br />
keineswegs, daß die Stoffe meist aus der<br />
Heimatgeschichte genommen sind, kölnische<br />
Typen und kölnische Mentalität herausgestellt<br />
werden und bei aiiedem die eigenständige<br />
kölsche Mundart beispielhaft gepflegt<br />
wird, die, wie Prof. Wrede überzeugend nach<br />
gewiesen hat, eine eigene Sprache dar<br />
stellt.<br />
Legt man diese Kriterien an, so darf man<br />
ohne weiteres sagen, daß Klaus Rohr
auch dieses Mal wieder in der rechten „Divertissementchen-Weis'"<br />
geschrieben hat. Man<br />
kann allerdings nicht immer ein Stück erwar<br />
ten, dessen Dramatik nur nach der Spannung<br />
kriminalistischer Fernsehspiele gemessen wer<br />
den wollte.<br />
Grieiächerei ist es auch, Tacitus, (sein wirk<br />
licher Vorname lautet Cornelius), seine Annaien<br />
in einer Zeit schreiben zu lassen, in der<br />
er schon längst tot war; denn er starb ais<br />
Sechziger nach 116 n. Chr. Wenn die Szene<br />
des Flabius Tacitus, in der er die Bajuwaren-<br />
Geschichte diktiert, auch stark retartierend<br />
auf das Bühnengeschehen wirkt, so ist sie<br />
df auch wiederum ein köstliches Beispiel<br />
paiodistischer Gestaltung. Klaus Rohr hat es<br />
verstanden, den Charakter des größten<br />
römischen Geschichtsschreibers in „Divertissementche-Weis'"<br />
herauszustellen: die pes<br />
simistische, an Saiiust erinnernde Grundhal<br />
tung in Sprache, Stil und Komposition und,<br />
wie er „Bilder von stärkster Eindringlichkeit<br />
gestaltet, wenn seine Deutungen oft auch der<br />
geschichtlichen Wirklichkeit . . . nicht ent<br />
sprechen" (Gr. Brockhaus). Das „Kapitel über<br />
die Bajuwaren für seine Annaien" ist eine<br />
ebenfalls parodistische Mixtur aus „De origine<br />
et situ Germanorum" und den „Annaien".<br />
Aus dem Geiste der gleichen Grieiächerei<br />
sind auch die vielen Anachronismen zu ver<br />
stehen, darunter, wenn zur Zeit des Postumus<br />
von der K.B.E. (Köin-Bonner-Eisenbahn) und<br />
dem Zug nach Alfter die Rede ist.<br />
Eine der nettesten Anzüglichkeiten war es,<br />
eine heutige modische Sprachunart zu glos<br />
sieren: Wer von uns, wenn er noch etwas auf<br />
sich hält und weiß, was er seiner wirtsohaftswunderiichen<br />
Zeit schuldig ist, anwortet heute<br />
noch zur Bestätigung oder einfachen Bejahai^n<br />
mit dem kleinen, ach so schlichten<br />
„I — nein, „genau" sagt man, gespreizt<br />
uno betont selbstsicher wie man sich gibt, so<br />
ist auch die Antwort, — falls man sich nicht<br />
noch etwas Gespreizteres einfallen lassen<br />
sollte. Und wenn man das noch auf Kölsch<br />
und dann noch von Rudolf Wingenfeid hört,<br />
dann wird man so recht der Albernheit und<br />
blasierten Aufwendigkeit dieser sprachlichen<br />
Unart inne.<br />
Worum geht es nun in diesem neuen Diver<br />
tissementchen?<br />
Hören wir hierzu den Autor Klaus Rohr, der<br />
seine Anregung zum Thema durch eine römi<br />
sche Münze empfing, die, eine Kostbarkeit<br />
seiner Privatsammiung, ihm bei der Suche<br />
nach einem römisch-kölnischen Thema half<br />
(vgl. auch Jan.-BB/<strong>1966</strong>, 8.23!):<br />
„Die Schauplätze der Handlung sind die offene<br />
Vorhalle des Palastes der Cornelia Postumama<br />
am Rhein mit dem Bück auf die ger<br />
manischen Urwälder (gegenüber auf der<br />
„schäl Sick") und die Thermen-Taverne der<br />
Cornelia Postumama in der Sternengasse.<br />
Im 1. Akt unseres Divertissementchens wird<br />
geschildert, wie Postumus siegreich aus dem<br />
Krieg um das „kölsche Bier" aus dem „wil<br />
den Germanien" heimkehrt und seiner Mutter<br />
ein „Gefangenenpärchen" mitbringt, einen<br />
stolzen Feiigermanen und seine stotternde<br />
Braut Thusnelda. Postumus schenkt seiner<br />
Mutter das Pärchen zur „Benutzung". Er<br />
ahnt nicht, daß die beiden noch viel Unruhe<br />
und Verwirrung stiften werden.<br />
Im 2. Akt sehen wir das bunte Leben und<br />
Treiben in der Thermen-Taverne der Corne<br />
lia Postumama, der Mutter unseres Generals<br />
Postumus, in der Sternengasse, bei den leich<br />
ten Mädchen. Wir erleben, wie der Plan aus<br />
geheckt wird, Postumus zum Kaiser von Köln<br />
zu machen und die Konkurrenz um „diesen<br />
Posten" ausgeschaltet ist. Die First Lady von<br />
Köiie, die Madam Cornelia Postumama spinnt<br />
ihre Intrigen. Sie „kiüngeit".<br />
im 3. Akt sehen wir den durch die wichtigen<br />
Stimmen der Gast- und Fremdarbei<br />
ter herbeigeführten großen Triumph des<br />
Postumus. Er ist Kaiser von Köln! Eine letzte<br />
Störung durch den Präfekten Fiiutius Silvanus<br />
wird durch den guten und prompt wirkenden<br />
Moseiwein-Most überwunden . . .<br />
und Postumus bleibt Kaiser von Köiie."<br />
Mit diesem und den vorangegangenen ande<br />
ren sieben Divertissementchen gab uns Klaus<br />
Rohr einen Querschnitt durch die Geschichte<br />
Kölns von der Römerzeit bis zur Gegenwart,<br />
— wie schon gesagt aus der Sicht der „Gäci<br />
iia Woikenburg" (Die voraufgegangenen Diver<br />
tissementchen von Klaus Rohr: Poßkreeg in<br />
Köiie — D'r Komet kütt — Weetschafswunder<br />
— Brijittekirmes — D'r Zeppelin kütt — Kölsch<br />
Jeid.)<br />
Oberspieileiter Rohr versteht es geschickt, die<br />
jeweiligen Rollen so zu konzipieren und<br />
durchzuführen, daß sie dem betreffenden Dar<br />
steiler wie „auf den Leib geschrieben" er<br />
scheinen. Ja, sie werden bei der Nieder<br />
schrift des Textbuches — wenn möglich —<br />
im Hinblick auf den jeweils bestimmten Dar<br />
steiler geschrieben. Daher bilden Divertisse<br />
mentchen und Regieführung eine Einheit,
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Bacchantinnen-Tanz der „Pälejrave-Sisters" * im 2. Bild.<br />
Foto: Peter J. Zervos<br />
die zu gestalten und zu bewahren, sich unsere<br />
„Cäcillaner" in vielen Proben bemühten und<br />
deren Realisierung sich von Aufführung zu<br />
Aufführung vervollkommnete.<br />
Daß bei so ungünstigen Generaiprobenverhäitnissen<br />
(sie findet am gleichen Tage von<br />
8.30 bis 17 Uhr statt, so daß die Spieler nur<br />
2 Stunden Ruhe bis zur Aufführung haben!)<br />
sich bei der Premiere hier und da eine ge<br />
wisse Nervosität bemerkbar machen kann,<br />
wer wollte das kritisieren! Daß dasTempo der<br />
Aufführung sich schon bei der dritten Auf<br />
führung so gestrafft hatte, wie es der Vorstel<br />
lung von Oberspieiieiter Rohr entsprach,<br />
braucht eigentlich nicht besonders erwähnt<br />
zu werden.<br />
Dank der klaren Disposition der einzelnen<br />
Rollen und deren Besetzung sowie der tem<br />
peramentvollen Regieführung durch den Autor,<br />
der, wie wir es schon oft bemerkt haben, eine<br />
gewisse Vorliebe für impressionistisch ge<br />
staltete Szenen „am Rande" der eigentlichen<br />
•) „Pälejraven" — Perlengraben, zw. Severinstraße und<br />
der alten Bachstraße, Teil Blaubach, umgebildet aus<br />
Pellergraben, Graben der Fellpflücker, Weißgerber (1106<br />
angelegt, 1264, auf dem alten Graben, 1359, supra<br />
fossatum), nach Prof. Wrede.<br />
Handlung hat und mit köstlicher Grieiächerei<br />
und gelegentlicher gemütvoller Breite solche<br />
Szenen, in denen der kölsche Sprachhumor<br />
besonders kräftig aufleuchtet, ausspielen läßt,<br />
— dank dieser Eigenschaft gelingen unseren<br />
„Cäcilianern" schöne, abgerundete Leistun<br />
gen.<br />
Gustav Funcke, der pater famiiias der<br />
„Cäcillaner", hat nicht nur lange Zeit vor r^r<br />
Aufführung genug zu tun — liegt doch<br />
Organisatorische in seinen Händen, wie 'r<br />
überhaupt alle jene Arbeiten „hinter den Ku<br />
lissen" zu verrichten hat, die ehedem unser<br />
unvergessener, lieber Fritz Lennartz be<br />
sorgte—, Gustav Funcke hatte dieses Mai wie<br />
der eine Hauptrolle zu spielen. Wir kennen<br />
seine Meisterschaft, in Divertissementchen<br />
tragende Frauenroiien zu spielen aus vielen<br />
vorangegangenen Stücken. Wenn er, wie im<br />
„Kaiser vun Köiie" eine „kölsche Madam",<br />
die weiß, was sie will, also eine energische<br />
Person zu spielen hat („e kurascheet Frauminsch"<br />
in den allerbesten Jahren), die Haare<br />
auf der Zunge hat und ihren Willen durchzuset<br />
zen versteht, wenn er dazu noch „de Mamm"<br />
herauszustellen hat, die weiß, daß s i e „de<br />
Mamm" ist, und der „d'r Sohn immer ze folge
hät", dann legt Funcke diese Rolle nicht aus<br />
schließlich auf Karikatur und Groteske hin<br />
an, sondern verkörpert jenen Typus der<br />
selbstbewußten, energischen<br />
Kölnerin, der<br />
Männer (der eigene oder der Sohn) oft genug<br />
Ideen, Erfolg und Glück zu verdanken haben.<br />
Er stellt also ganz Im oben beschriebenen<br />
Sinne des Divertissementchens einen kölni<br />
schen Typ und kölnische Mentalität heraus.<br />
Darüber hinaus verfügt Funcke als „alter", be<br />
währter „Cäcllia"-Spieler über eine Vielseitig<br />
keit in der Darstellung, die es ihm auch er<br />
laubt, u.a. der in einem Divertissementchen<br />
("forderten Persiflage und Groteske ihr Recht<br />
geben. — Wie er hier respektabel als „First<br />
ady vun Kölle" auftritt — ganz Würde! —,<br />
die Fähigkeit, raffiniert zu intrigieren und zu<br />
„klüngeln", glaubwürdig macht und als<br />
„Mamm" zwar resolut, dabei aber auch mit<br />
(Semüt zu handeln und zu lenken versteht,<br />
nun, das ist nicht nur echtes Komödiantentum<br />
und schauspielerische Begabung, sondern<br />
auch Ergebnis einer vieljährigen Bühnener<br />
fahrung in der „Cäciiia".<br />
<strong>Der</strong> Darsteller des Kaisers hatte es neben<br />
dieser dominierenden Rolle nicht leicht. In<br />
Horst Massau besitzt die „Cäciiia Wolkenburg"<br />
einen außerordentlich wendigen und<br />
mit Intelligenz agierenden Spieler, der Gustav<br />
Funcke ein ebenbürtiger Spielpartner war.<br />
Massau sieht nicht nur gut aus — eine Eigen<br />
schaft, die auf Bühnen oft für Leistung aus<br />
gegeben und zuweilen tatsächlich als solche<br />
hingenommen wird—, er ist nicht nur bühnen<br />
sicher, er kann auch ein vorzügliches Kölsch<br />
sprechen. Seine hervorragende Artikulation<br />
kommt natürlich seinen gesanglichen Dar<br />
bietungen sehr zunutze. Sonst wäre es ihm<br />
gar nicht möglich, die virtuose Barbier-Arie<br />
von Rossini auf einen kölschen Text zu sin<br />
gen und dabei weitgehend das erforderliche<br />
originale Tempo aufzunehmen, zu halten und<br />
in der Stretta zu steigern. Eine Meisterleistungl<br />
Das Publikum hätte am liebsten ein<br />
zweites Dacapo erzwungen. Massau be<br />
herrscht als Darsteller die Szene und im Dia<br />
log entsteht bei ihm kein „Loch". Er weiß,<br />
was zügiges Spiel ist und versteht es, das<br />
Tempo des Spiels genau nach den Regiean<br />
weisungen zu gestalten. Sein Mienenspiel ist<br />
überlegt und kennt viele Nuancen im Aus<br />
druck. Darin kommt ihm auch Hans Gro<br />
ne n d a h I gleich. Auch er gehört zum alten<br />
Stamm der „Cäcillaner". Sein sicheres, über<br />
legenes Spiel läßt niemals ein deplaciertes<br />
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Ritardando aufkommen. Auch er kann eine<br />
Szene, ja die ganze Bühne „ausfüllen". Da er<br />
eine geradezu buffoneske Gewandtheit und<br />
Beweglichkeit besitzt, gibt auch er dem Spiel<br />
das erforderliche Tempo und vermag es so<br />
gar, Szenen mit geringer Spannung angenehm<br />
zu beleben. Seine kölsche Aussprache ist<br />
mustergültig, — nur: er sollte bei allem Tem<br />
perament im Spiel Bedacht nehmen, seine<br />
Stimme e'^was zu schonen.<br />
Marcel Frommont, der „Heldentenor"<br />
der „Cäcilia", scheint unverwüstlich. Sicher<br />
und überzeugend im Spiel, mustergültig in<br />
der Aussprache ist sein Gesangstalent ein<br />
Aktivposten, auf den die Bühnenspielgemeinschaft<br />
nicht verzichten kann. Dank einer über<br />
legen kontrollierten und beherrschten Ge<br />
sangstechnik vermag er „schwere" Tenorpar<br />
tien ebenso im Belkanto-Stil zu singen wie<br />
rein lyrische Partien. Beifall auf offener Szene<br />
bewies die Wertschätzung, deren sich From<br />
mont beim Kölner Publikum erfreut.<br />
Rudolf Wingenfeld stellt gerne den<br />
Typ der verschämten, etwas „späten" Jungfer<br />
dar, die, wenn es darauf ankommt, ihr Tem<br />
perament in köstlichen Ausbrüchen einer ge<br />
radezu grotesk wirkenden Hysterie unter Be<br />
weis stellt. Schon Wingenfelds erster Auftritt<br />
ist umwälzend komisch. Im ausschließlichen<br />
Mienenspiel ist er, wenn man es einmal so<br />
sagen darf, einmalig unter seinen Spielgenos<br />
sen. Gerade in der Spannungsweite von leicht<br />
doofer Verschämtheit zu exaltierter Emphase<br />
liegt die besondere Wirkung seines Spiels.<br />
Wir möchten auch auf ihn noch lange nicht<br />
verzichten!<br />
Karl-Heinz Sieber, wie immer die<br />
stattliche Erscheinung im Divertissementchen,<br />
war die nicht leichte Aufgabe zugefallen, die<br />
Betriebsamkeit des aktuell bleibenden Repor<br />
ters mit der dante-ähnlichen Würde (der Lor<br />
beerkranz auf dem Haupte verfehlte nicht<br />
seine Wirkung) eines überzeitlichen klassi<br />
schen Geschichtsschreibers zu verbinden. Die<br />
etwas retardierende Szene, in der er als Flabius<br />
Tacitus „de origine et situ Bajuvarorum"<br />
diktiert, hätte bei einem weniger talentierten<br />
Spieler und Sprecher leicht daneben gehen<br />
können. Sieber machte aus dieser Szene ein<br />
Kabinettstück in sprachlicher und auch dar<br />
stellerischer Hinsicht, so z. B. wenn er seiner<br />
Charakteristik der Bajuwaren mit Gesten Nach<br />
druck verlieh.<br />
Es gehört schon viel Selbstverachtung dazu,<br />
einen Affen darzustellen. Aber das Textbuch<br />
verlangte es. Lord Henn, der „Affe" ist nun<br />
keineswegs eine „Erfindung" Klaus Rohrs; er<br />
wollte hiermit nur auf eine seltsame Rolle zeit<br />
genössischer Opernliteratur, nein, — in der<br />
Opernliteratur „der zeit" hinweisen, auf die<br />
gleiche Tiergestalt in Werner Henzes pretiöser<br />
Oper „<strong>Der</strong> junge Lord". Horst Peter Vogel<br />
hatte den Mut zur Selbstverachtung, und er<br />
machte es unwahrscheinlich naturgetreu. Fried<br />
helm Kreutzkamps Frauenrollen haben,<br />
wie man in der Umgangssprache so zu sagen<br />
pflegt, einen besonderen „Pfiff": leicht ordinär<br />
mit einem Schuß Koketterie, gutmütig und<br />
aber auch nicht auf den Mund gefallen, prall<br />
und deftig. Eine kleine Rolle, aber mit der<br />
Möglichkeit, schauspielerisches Talent ins re^te<br />
Licht zu rücken. Und von allen anderen If<br />
wirkenden darf als Gesamtlob gesagt werd^i,<br />
daß sie sich zu einem gut aufeinander abge<br />
stimmten Ensemble zusammenfanden und<br />
die leichte Nervosität, die nun einmal eine<br />
Premiere mit sich bringen kann, in den näch<br />
sten Aufführungen längst vergessen hatten.<br />
Klangschön, klar in der Artikulation der Chor.<br />
Prof. Rübben — er saß eine Reihe vor mir —<br />
hatte offensichtlich seine helle Freude daran.<br />
Ein besonderes Lob dem 12stimmigen Quar<br />
tett der Gastarbeiter, denen Ch. Klöver schwie<br />
rige Modulationen und komplizierte harmoni<br />
sche Kunststücke zugemutet hatte.<br />
Die chorerzieherische Arbeit Prof. Rübbens<br />
kommt, wie wir uns überzeugen konnten, auch<br />
der „Cäcilia" weitgehend zugute, nicht zuletzt<br />
auch deshalb, weil unser Dirigent selbst einige<br />
Chorproben geleitet hat!<br />
Das Bal lett braucht nur zu erscheinen,<br />
und schon ist das Publikum animiert und zu<br />
freigebigem Applaus bereit. Das wissen unse<br />
re „Ballettratten", sie wissen es nur zu gut<br />
(auch die ganz neuen Wissens' schon, heuer<br />
waren es neun von insgesamt elf), — nur ^-<br />
ben sie dabei einiges leichtfertig überseHt<br />
das man ihnen in aller Freundschaft und\ii<br />
der besten Absicht einmal sagen muß:<br />
Gewiß, aufs Ganze gesehen leisteten sie eine<br />
schöne Arbeit, aber es muß festgestellt wer<br />
den, daß die Intentionen des Bal lettmei<br />
sters strikte beibehalten werden sollten,<br />
damit bei allem „Spaß an der Freud'" eine<br />
künstlerische Leistung zustandekommt und ge<br />
sichert bleibt. Jeder einzelne muß zurücktreten<br />
und sich dem Geist der Bal lettidee un<br />
terordnen. Das war ja die Stärke des Balletts<br />
in früheren Jahren und garantierte ihm den<br />
Erfolg. Auf der Bühne plötzlich und aus dem<br />
Augenblick geborene Gags oder allzubewußt<br />
angebrachte Effekte wirken störend und scha-
73<br />
den der künstlerischen Linie und verderben<br />
oder mindern die Intentionen des Baüettmeisters.<br />
Sie widersprechen vor allem der Tra<br />
dition des „Cäciüa-Wolkenburg"-Bailetts,<br />
das bei aller Parodie und Persiflage doch die<br />
künstlerische Linie gewahrt wissen will.<br />
Beim Empfang während der Pause be<br />
grüßte Präsident Dr. Max Adenauer im<br />
Namen der „Cäcilia" unter den Gästen beson<br />
ders herzlich die Spitzen der Stadt, Herrn<br />
Oberstadtdirektor Prof. Mohnen und Herrn<br />
Bürgermeister Dr. Lemmens. Er dankte ihnen<br />
dafür, daß sie die Oper für die Aufführungen<br />
C „Cäcilia Wolkenburg" zur Verfügung ge<br />
eilt haben. Dr. Adenauer wies noch einmal<br />
darauf hin, weiche Werte in der vom KMGV<br />
hochgehaltenen Tradition liege und iegte den<br />
Gästen ans Herz: „Bleiben Sie unserem<br />
KMGV, unserem Divertissementchen und da<br />
mit unserer „Cäcilia Wolkenburg" treu!"<br />
Auch bei der N ä c h f e i e r ergriff unser Prä<br />
sident noch einmai das Wort und übermitteite<br />
den Spieiern die Grüße der Ehrengäste, die<br />
der Aufführung beigewohnt hatten, insbeson<br />
dere die unseres Oberbürgermeisters, Theo<br />
Burauen, der dieses Mal verhindert war, unter<br />
uns im Kasino zu weilen. Vergleiche zu ande<br />
ren Divertissementchen zu ziehen sei müßig,<br />
da in jedem Jahr ein anderes Milieu und ein<br />
anderer Stoff geboten werde. In der Pflege<br />
des Divertissementchens bekunde sich eine<br />
besondere Art des Brauchtums, um das uns<br />
andere Städte beneideten. Das Divertisse<br />
mentchen zu pflegen sei eine Verpflichtung<br />
der Stadt, „sie hat es bisher getan, und sie<br />
wird es auch weiterhin tun". Dr. Adenauer<br />
dankte dem Autor Klaus Rohr, dem musika<br />
lischen Leiter Christoph Klöver und allen Mit<br />
wirkenden für ihre Arbeit und Leistung und<br />
den Idealismus, unter ungünstigsten Proben<br />
verhältnissen zu arbeiten, was als „ein Zei<br />
chen einer außergewöhnlichen Bereitschaft"<br />
anerkannt werden müsse.<br />
Dr. B o I d e r von der Kölner Orchestergeseüschaft<br />
dankte für die freundlichen Worte unse<br />
res Präsidenten und sprach seine Genugtuung<br />
für die harmonische Zusammenarbeit zwischen<br />
der „Cäcilia" und der KOG aus und hatte<br />
aufrichtige Worte des Lobes für die geleistete,<br />
rein organisatorische Arbeit, ohne die ein Di<br />
vertissementchen nicht zustande kommen<br />
könne.<br />
Am Schlüsse wollen wir jedoch einen Künst<br />
ler nicht vergessen, der - wie immer - still<br />
im Hintergrund bleibt und doch so Entschei<br />
dendes zum Gelingen des Ganzen beiträgt:<br />
Erich M e t z o I d t, den die alten Theaterbe<br />
sucher noch in der besten Erinnerung haben<br />
als einen Bühnenbildner mit sicherem Stilge<br />
fühl, Geschmack und der Kunst des Fortlas<br />
sens und Andeutens.<br />
Die Musik zum diesjährigen Divertissementchen<br />
Christoph Klöver ist uns schon lange<br />
kein Unbekannter mehr. Als Arrangeur wirkte<br />
C' v(ele Jahre allzu bescheiden mehr am Ran<br />
des musikalischen Geschehens. Seit 1965<br />
Ist er nun sein eigener Arrangeur, er mischt<br />
auf der instrumentalen Palette höchsteigen<br />
die Farben für das von ihm selbst eingebrachte<br />
„Diebesgut". <strong>Der</strong> März-BB 1965 stellte Chri<br />
stoph Klöver den Lesern vor.<br />
Was mir bei der diesjährigen Divertissement<br />
chen-Musik auffiel: Schlager- und Karnevalsüederzitate<br />
überwogen die Zitate aus der sin<br />
fonischen und Opernmusik. Musikfreunde und<br />
Fachleute, also die Kenner, mußten sich die<br />
ses Mal mit sparsam ausgesuchten, zumeist<br />
sehr geläufigen klassischen Zitaten aus dem<br />
Bereich der „ernsten" Musik begnügen. Wenn<br />
sie sich dann doch noch amüsierten, so lag<br />
das an der delikaten „Zubereitung", in der<br />
Klöver bekannte und auch weniger bekannte<br />
Schlagermelodien und Karnevalsüeder servier<br />
te. Die „Zubereitung" verriet überlegenes<br />
handwerkliches Können, aparten Klangsinn<br />
und echten musikalischen Humor in der Kom<br />
bination der Themen und Melodien.<br />
Vom Thema her war e.s nicht gerade leicht,<br />
eine „passende" Musik zu finden. Musik aus<br />
Rom und was mit dem Thema Rom zu tun<br />
hat, gibt es wohl in reichem Maße, aber eine<br />
Musik, die Römisches und Kölnisches verbin<br />
det, ist doch wohl schwerlich auszumachen.<br />
Die Ouvertüre schilderte gewissermaßen<br />
die Heimfahrt der Krieger nach Köln:<br />
Nach vier Takten der später in Abänderungen<br />
wiederholt erklingenden „Kaiserfanfare" läßt<br />
das bekannte Lied „Mir sin vun kölschem
74<br />
Adel, immer löstig un fidel", keinen Zweifel an<br />
der Herkunft der wackeren Krieger. Die nach<br />
folgenden Melodien („Strömt herbei, ihr Völ<br />
kerscharen" und „Als die Römer frech ge<br />
worden" — ein altes Studentenlied) deuten<br />
auf die Gastarbeiter und die „kriegerischen"<br />
Auseinandersetzungen hin. In wirksamem klang<br />
lichem Gegensatz dazu die von den Streichern<br />
choralhaft ausgespielte Introduktion des „Kai<br />
ser-Walzers" von Joh. Strauß, die überra<br />
schend in „Arrividerci Roma" übergeht, — und<br />
schon bald finden wir unsere Kämpen an den<br />
Ufern des Neckars („Bald gras ich am Nekkar"),<br />
wo die Heimreise — und auch der musi<br />
kalische Ablauf der Ouvertüre poetisch unter<br />
brochen wird. Schnell sind die Krieger in Köln:<br />
<strong>Der</strong> „Funkenmarsch" sagt es uns. Daß der<br />
noch unbekannte und ungekrönte „Kaiser vun<br />
Kölle" als General dabei ist, verrät die jetzt<br />
im Holz erklingende „Kaiser-Walzer"-lntroduktion,<br />
garniert mit Celeste- und Glockenspiel<br />
klängen sowie duftigem Streicherpizzicato und<br />
im Originaltempo vorgetragen.<br />
Geschickt nutzt Klöver im weiteren den 2. Teil<br />
des genannten Studentenliedes aus und fin<br />
det über noble Modulationen eine wie von<br />
selbst sich verstehende Überleitung zum ersten<br />
Walzer des „Kaiser-Walzers". Schon ziehen<br />
die Krieger durchs Dreikönigenpförtchen: „Nur<br />
am Dreikünnigepötzche", Schlössers beliebtes<br />
Karnevalslied deutet es an. Nach einem<br />
salonhaft anmutenden Klavier-Solo wird uns<br />
versichert „<strong>Der</strong> Kaiser ist ein lieber Mann" —<br />
die Melodie nur zu diesem kurzen Text er<br />
klingt, sie hat eine Verwandschaft mit der Mah<br />
nung „Üb' immer Treu und Redlichkeit". In<br />
zwischen haben die kühnen Streiter den Alter<br />
markt erreicht: „Das Glockenspiel vom Rat<br />
hausturm" (Schnorrenberg) erklingt zur Be<br />
grüßung, ein Willkommenstrunk wird gereicht:<br />
Nach einer auf medialen harmonischen Be<br />
zügen beruhenden Überleitung erklingt das<br />
bekannte Lied „Trinke mer noch e Dröppche".<br />
Es läßt darauf schließen, daß es beim Begrü<br />
ßungsempfang feuchtfröhlich zugeht.<br />
Keine Beziehung zum Stück, nur Freude am<br />
klanglichen Spiel Ist es, wenn nach einer Har<br />
fen-Kadenz in Ambroise-Thomas-Manier („Mignon"-Ouvertüre)<br />
Schumanns „Träumerei" er<br />
klingt, — oder wollte Klöver damit andeuten,<br />
daß Cornelia Postumama von der Kaiserkrone<br />
ihres Sohnes träumt? - Übergang zum „Hit"-<br />
Schlager „II Silencio", — auf Kölsch: Haid de<br />
Mul! Denn noch darf keiner etwas gewahr<br />
werden! — Ein Schmunzeln geht durch den<br />
Zuschauerraum ob des krassen Gegensatzes,<br />
der jetzt vernehmbar wird: „Die Christel von<br />
der Post" („Vogelhändler") soll „<strong>Der</strong> Kaiser<br />
meiner Seele sein" (Stolz).<br />
Und nun wird die Forderung nach dem Kai<br />
ser ernst und dringend: Über einem Orgel<br />
punkt tremulierender Celli und Bässe ver<br />
langt eine hartnäckige, gestopfte Trompete<br />
„Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wie<br />
der haben!" Aber es kommt zu keinem Kon<br />
flikt: Zu unbekümmert gibt sich die nachfol<br />
gende, dreiteilige Walzerfolge: „Oklahoma",<br />
„Heiapopeia" und ein Walzerthema aus Strau<br />
ßens „Kaiser-Walzer". Dieses reißt auf der Do<br />
minante (G) plötzlich ab, — eine erwartunqevolle<br />
Generalpause — und im überrasche m<br />
As-dur ertönt die „Kaiser-Fanfare". Quasi cfÄ<br />
Reprise empfinden wir die Wiederholung von<br />
„Wir sind vom kölschen Adel" und als Coda<br />
leuchtet uns die unwiderrufliche Tatsache ein:<br />
„Es gibt nur einen deutschen Rhein".<br />
Die Ouvertüre verrät Witz, bietet köstliche<br />
Überraschungen, ist delikat instrumentiert und<br />
nimmt durchaus Bezug auf das Thema des<br />
Stückes. Nur, wir sagten es eben schon, die<br />
Musikfreunde und -kenner mußten dieses Mal<br />
auf das genüßliche Spiel verzichten, in einer<br />
Art musikalischen Quiz Zitate aus Sinfonik<br />
und der Opernliteratur aufzuspüren oder so<br />
fort wiederzuerkennen. Nun ja, „doch sag' ich<br />
nicht, daß das ein Fehler sei... und das<br />
ärgert unsre Alten". Doch zum Tröste sei ge<br />
sagt, daß es nun wiederum nicht zutraf, was<br />
zwischen dem soeben erwähnten Opernzitat<br />
steht: nur ist's nicht leicht zu behal<br />
ten...", — es war sogar recht gut zu behal<br />
ten, fast schon z u gut, — nun, die musika<br />
lisch weniger Anspruchsvollen wollen ja schließ<br />
lich auch einmal auf ihre Kosten kommen ...<br />
Klöver ließ sich durch einen hübschen Real§-<br />
einfall zu einem beziehungsvoll angelt<br />
Vorspiel zum 2. Bild inspirieren. Auf eirn<br />
Zwischenvorhang waren mittels Projektion<br />
großflächige Fotos zu sehen, die, jedes für<br />
sich, die großen Zeitepochen symbolisieren<br />
sollten: ein Römerkopf wies auf das römische<br />
Köln hin, ein Ausschnitt aus Anton Woensams<br />
von Worms 1531 gestaltetem großem Holzschnitt<br />
von Köln (Ostchor des Domes mit der Kirche<br />
Maria ad gradus und mittelalterlichen Häusern)<br />
— ein Teilstück jenes bekannten Holzschnittes,<br />
den Woensam Kaiser Karl V. im Hause Hekkenay<br />
am Neumarkt überreichte — symboli<br />
sierte das mittelalterliche Köln, während unse<br />
re Zeit in den formschönen Linien der Seve<br />
rinsbrücke vor dem Hintergrund der Kölner<br />
Rheinseite mit Dom ihr Sinnbild fand.
Das Orchester spielte hierzu u. a. die feier<br />
liche es-moil Steile aus dem 3. Satz von Schu<br />
manns „Rheinischer Sinfonie", jene bildhafte<br />
„Szene im Dom", deren gemessene Feierlich<br />
keit in wirkungsvollem Gegensatz zu dem al<br />
ten Lied „Ach, wat wer dat froher schön doch<br />
en Coionia" stand.<br />
Aus den Gesangsstücken heben wir neben<br />
der schon erwähnten Figaro-Arie das Lied<br />
der Postumama heraus, eine Komposition<br />
Kiövers, eine im Charakter des französischen<br />
Chansons gehaltene zweiteilige (A-B-A) Da<br />
capo-Arie, die es wegen des einfallsreichen<br />
Gegensatzes von rhythmisch frei gestalteter<br />
If -die (rubato, langsam) und eines rhyth-<br />
'..och streng gebundenen Teils nicht ver<br />
diente, nach der Aufführung im Notenarchiv<br />
der „Cacilia" versenkt zu werden und zu ver<br />
stauben.<br />
Das dem Duett Thusnelda - Siegfried vorange<br />
stellte Zitat aus „Fidelio" („Wer ein holdes<br />
Weib errungen") war doch wohl zu kurz, um<br />
allgemein bemerkt und in Beziehung zum<br />
Versöhnungs-Duett der beiden „Wilden" aus<br />
Germanien gebracht zu werden.<br />
Für die Chor-Szenen hatte sich Kiöver<br />
manch Nettes einfallen lassen, so den Mägde-<br />
Chor aus „Martha", dessen Chorsatz vor allem<br />
im (nicht originalen) langsamen Tempo be<br />
sonders klangvoll wirkte und dann, als er im<br />
Criginaitempo erklang, bestimmt alle jene<br />
Cpernfreunde entzückte, die diese reizende<br />
und heute zu Unrecht vergessene heitere Cper<br />
im Spielplan der Kölner Cper seit langem ver<br />
missen und sie gerne gegen prätentiöse und<br />
intellektuell ausgeklügelte „komische" Cpern<br />
in „unserer Zeit" eintauschen würden. — Aus<br />
dem umfangreichen, 3000 Werke umfassenden<br />
Cpus des Thomasschüiers Franz Abt erfreut<br />
sich heute trotz Beat und seriellem Getöne,<br />
trotz Aleatorik und Elektronik „Die Nacht"<br />
immer noch allgemeiner Beliebtheit, und so,<br />
wie Kiöver dieses Lied als Chorsatz bearbei<br />
tete und dazu noch um einen halben Ton in<br />
die feierliche, nächtige Tristan-Tonart As-dur<br />
transponierte, vermochte Abts eingängige Me<br />
lodie vielleicht noch strengste Puristen und<br />
jeglicher Romantik entschieden abholde An<br />
beter reiner, „vergeistigter" Musik zu betören.<br />
Abt befand sich übrigens in nobler Gesell<br />
schaft mit Tschaikowskijs „italienischem Ca<br />
priccio" und brauchte sich auch nicht des den<br />
gemütvollen „Nachtchor" abschließenden Lie<br />
des in Des von der „kleinen Stadt, die schla<br />
fen gehen will", zu schämen.<br />
Im „Tavernen-Chor" war kunstvoll der von<br />
Willy Czernick für den Koloratur-Sopran Erna<br />
Sack komponierte Schlager „Ohl sa?" („Wer<br />
weiß?") verarbeitet. — Im 3. Bild imponierte<br />
der stattliche Chor mit dem Fluidigungsmarsch<br />
aus der Schauspieimusik zu „Sigurd Jorsalfar"<br />
(E. Grieg), der „Kaiser-Walzer"-Meiodie<br />
und in dem schnellen Foxtrott „Drei Münzen<br />
im Brunnen"). — An einer anderen Stelle er<br />
kannten wir die einer Ciementi-Sonate nach<br />
gebildete „Rendez-vous-Melodie". Unsere mu<br />
sikalische Betrachtung schließen wir mit dem<br />
Hinweis auf die meisterhaft gesungenen Gast<br />
arbeiter-Chöre, in denen u. a. das „Wandern<br />
im Mai", „Wo die sieben Berge" und ein<br />
amerikanischer Schlager verarbeitet wurden.<br />
Die Musiker der Keiner Orchestergeseiischaft<br />
waren bei bester Laune und folgten dem Dirigat<br />
Kiövers mit viel Temperament und Akkura<br />
tesse. Sie haben ein Sonderlob verdient!<br />
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Die Mitwirkenden:<br />
Filutius Silvanus, Präfekt<br />
Tonius Postumus, General<br />
Wllhelmlne Cornelia Postumama, seine Mutter<br />
Lord Henn, Ihr Affe<br />
Optimus Ruflus, Centurio<br />
Cäsar Longinus, Centurio<br />
Pankratius, Minister<br />
Flabius Tacitus, Reporter<br />
Cratius, sein Stenograf<br />
Siegfried, ein Germane<br />
Thusnelda, seine Braut<br />
Plastiiena, eine Patrizierin<br />
Ambrosia, eine Kellnerin<br />
Cymbeiine, eine Sängerin<br />
Nies, ihre Begleiterin<br />
Lucius, Soldat<br />
Sextus, Soldat<br />
Manes, Wahrsager<br />
Händler<br />
Eduard Plum<br />
Horst Massau<br />
Gustav Funcke<br />
Horst Peter Vogel<br />
Paul Schiffer<br />
Ernst Doihausen<br />
Hans Gronendahi<br />
Karl-Heinz Sieber<br />
Klaus-Detlev Tiedemann<br />
Marcel Frommont<br />
Rudolf Wingenfeid<br />
Bernhard Bolz<br />
Friedrich Kreutzkamp<br />
Wilhelm Schmidt<br />
Philipp Syre<br />
Hans Heukeshoven<br />
Heinrich Rodenkirchen *)<br />
Christian Brühl<br />
Alois Gabriel, Erv/in Gehring<br />
Joachim Kiausmann<br />
"■j Plötzlich und völlig unerwartet verschied Heinrich Rodenkhchen am IS. 2. <strong>1966</strong><br />
an einem Herzinfarkt.<br />
Michael Goeb übernahm in der Aufführung am 16.2. die Rolle des Sextus. —<br />
Verständlich, daß der plötzliche Tod unseres lieben Sangesbruders Rodenkirchen<br />
die Aufführung am 16. 2. überschattete.<br />
Gastarbeiter:<br />
Rolf Böhmer, Herbert Forstreuter, Hans Könen, Josef Mies, Helmut Otto,<br />
Peter Pulger, Wilhelm Schmidt, Walter Schmitt, Willi Senden, Franz Siep,<br />
Hans Georg Spohr, Christiano Vanelli.<br />
Ballett:<br />
Karl Barthel, Alfred Geldmacher, Herbert Gerlich, Heinz Kauimann, Manfred<br />
Krewinkel, Helmut Löffel, Reinhard Siep, Woifgang Siep, Joseph Stein,<br />
Hans Dieter Vosen.<br />
Inszenierung Klaus Rohr ■ Musikalische Leitung Christoph Kiöver<br />
Bühnenbild Erich Metzoidt • Tänze Peter Schnitzler<br />
Chor:<br />
LT. Winfried Blomberg<br />
Herbert Bungarten<br />
Heiner Füser<br />
Josef Hilier<br />
Joseph Schmitz<br />
Fridolin Weustenfeld<br />
II.T. Gerhard Ciesiewicz<br />
Eugen Heitz<br />
Günther Keipin<br />
H. Mehiing<br />
Johann Michels<br />
Kurt Mohr<br />
Klaus Jürgen Tilly<br />
Detlev Weisker<br />
Georg Wingenfeid<br />
Josef Wittling<br />
I. B. Josef Baum<br />
Alfons Bosler<br />
Erich Hohn<br />
Herbert Laub<br />
Gert Overzier<br />
Karl Schmitt<br />
Dr. jr. Heimut Schulz<br />
Hans Strathmann<br />
II. B. Michael Goeb<br />
Hans Müller
79<br />
DAS URTEIL DER PRESSE<br />
Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 32 vom 8. 2. <strong>1966</strong><br />
Spiel um den Kaiser von Köln Das neue Divertissementchen der „ Cäciiia"<br />
Von unserem Redaktionsmitgiied Hermann Ginzei<br />
Und wieder war im Opernhaus die Divertisse-<br />
'^ntchen-Uraufführung der Spieigemeinschaft<br />
IrJcilia Woikenburg" (Keiner Männer-Gesang-Verein).<br />
„Dä Kaiser vun Köiie" — Autor<br />
und Regisseur: Kiaus Rohr —, ein heiteres<br />
Spiei in drei Bildern mit musikalischem Quod<br />
libet ging am Sonntagabend im ausverkauften<br />
Haus über die Bühne.<br />
Historisch belegt ist: Martius Cassianus Latinus<br />
Postumus wurde 258 n. Chr. von seiner<br />
volitrunkenen Soldateska zum Gegenkaiser<br />
gewählt. Er hat eine Zeitlang die Provinzen<br />
des westlichen Reiches von Köln aus regiert,<br />
bis ihn — wiederum waren es Soldaten — Un<br />
zufriedene meuchelten.<br />
Im verkölschten Spiel walten dichterische Frei<br />
heit und Phantasie. Die Ausrufung zum Kai<br />
ser erfolgt in der Hauptstadt Niedergerma<br />
niens. Postumus' Mutter, Cornelia Postumama,<br />
fädelt das Spiei mit den Legionären ein. Es<br />
geht dabei auch um kölsch Bier und allerlei<br />
Schnickschnack mit aktuellen Bezogenheiten<br />
auf Bonn und Köln. Hier waltet z. B. ein „Mi<br />
nister für gesamtköinische Fragen" namens<br />
„Pankratius" seines Amtes. Vor der Wahl<br />
wird auch der „Spiegel" in der Hand befragt.<br />
J'ä weeß doch immer et Neueste, och, wenn<br />
'■^?och nit passeet es, dä dismoi ävver nix<br />
rrät."<br />
Das diesjährige Divertissementchen wird<br />
hauptsächlich von den Leistungen der Soli<br />
sten, der Chöre, vom Männer-Ballett, dem<br />
Bühnenbild (Erich Metzoid) und vom musika<br />
lischen Part getragen. Das erste Bild wirkte<br />
allerdings recht matt. Es passierte zuwenig;<br />
an Stelle knapper, vorwärtsdrängender Dia<br />
loge gab es zuviel Gerede und ermüdende<br />
Längen (Schulungskurs der Gastarbeiter).<br />
Dann aber folgten im zweiten und letzten Bild<br />
Steigerungen, die entsprechenden Beifall fan<br />
den.<br />
Klövers geschickt arrangierte Musiksätze, ver<br />
mischt mit eigenen Beiträgen, reichten von<br />
Kaiserfanfaren, über Mozart, Tschaikowski,<br />
Schumann, Johann Strauß und Karnevalsweisen<br />
bis zu Rossis „Ii Siientio". <strong>Der</strong> etwa<br />
70 Musiker starke Spieikörper der Kölner<br />
Orchestergeseiischaft leistete unter Klövers<br />
Stabführung bravouröse Arbeit. Die vorzüglich<br />
singenden Chöre traten als Gastarbeiter, Sol<br />
daten und Tavernenbesucher in verschiedener<br />
Gewandung auf. Explosiven Beifall lösten die<br />
von Peter Schnitzier einstudierten Männer-<br />
Bailette aus (Pälejrave-Sisters, Isis-Tempel<br />
jungfrauen).<br />
Die Darsteiler und Solisten, von Regisseur<br />
Kiaus Rohr typenmäßig geschickt eingesetzt<br />
und sicher geführt, boten profilierte Leistun<br />
gen. Die Spitzenrollen lagen bei Horst Massau<br />
und Gustav Funcke. Massaus Postumus-Maske<br />
ähnelte dem überlieferten Goldmünzen-Bild<br />
nis, das — wie es in einem wissenschaftlichen<br />
Text heißt — „einen etwas derben, aber nicht<br />
unschönen Kopf zeigt, der recht intelligent<br />
wirkt". <strong>Der</strong> kölnische Postumus präsentierte<br />
sich natürlich mit fussiger Perücke. Recht wir<br />
kungsstark waren seine gesanglichen Soli, u. a.<br />
die dem Text unterlegte Figaro-Arie [Rossini].<br />
Eine fein ausgefeilte Charakterstudie war<br />
Gustav Funckes Cornelia Postumama. Sie ver<br />
körperte eine deftige aiidahiesige „Mamm". ihr<br />
stand nicht nach, der wendige Minister Pan<br />
kratius Hans Gronendahis. Das struppige Ger<br />
manenpaar „von drüben", Siegfried und Thus<br />
nelda, bot Marcel Frommont Gelegenheit zu<br />
gesanglicher Verve und Rudolf Wingenfeid<br />
zur Entfaltung pointierter Situationskomik.<br />
Karl-Heinz Sieber glänzte als togaumwaiiter<br />
Kriegsberichterstatter Flabius Tacitus. in Char<br />
gen bewährten sich u. a. Ernst Doihausen<br />
(Centurio Longinus), Eduard Pium (Präfekt<br />
Silvanus), Kiaus-Detief Tiedemann (Stenograf<br />
Cratius), Horst Peter Vogel (Affe Lord Henn),<br />
Priedel Kreutzkamp (Kellnerin Ambrosia), Wil<br />
helm Schmidt (Sängerin Cymbeiine) und Bern<br />
hard Bolz (Patrizierin Plastiiena). <strong>Der</strong> Spiel<br />
plan zeigt elf weitere Aufführungen an.
Kölnische Rundschau Nr. 32 vom 8.2.<strong>1966</strong><br />
Kölsche Römergirls tanzen Letkiss<br />
Cäcilia Wolkenburgs neues Divertissementchen „D'r Kaiser vun Köiie" Von Günter Bendig<br />
Wenn im neuen Divertissementchen der Cäciiia<br />
Wolkenburg die „Päälegrave-Sisters" (die<br />
Periengraben-Schwestern) im duftigen Tütü<br />
und die Isistempei-Jungfrauen im fließenden<br />
antiken Gewand auf die Bühne hüpfen und<br />
sich bei Twist und Letkiss verrenken, dann<br />
klettert das Stimmungsbarometer in der Köl<br />
ner Oper gleich um viele Grade höher. Das<br />
urkomische Männerbaliett gehört zu diesen<br />
kölschen Lokalpossen wie Mostert zum Frikadelichen,<br />
und seine parodistischen Tanzein<br />
lagen werden vom Publikum immer mit beson<br />
derer Spannung erwartet.<br />
Klaus Rohr, dem die Bühnensplelgemeinschaft<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins schon<br />
manches liebenswürdige Divertissementchen<br />
verdankt, hat auch das neueste Spiel geschrie<br />
ben und Inszeniert.<br />
„D'r Kaiser vun Kölle" erinnert an den galli<br />
schen General Postumus, den seine Soldaten<br />
im Jahr 258 nach Christi Geburt In Köln zum<br />
Kaiser erhoben und zehn Jahre später kalt<br />
lächelnd Ins Jenseits beförderten, well er<br />
ihnen nicht den Gefallen tat, die Stadt Mainz<br />
zur Plünderung freizugeben.<br />
Bis auf einige Münzen, die Postumus mit<br />
seinem eigenen Bild prägen ließ, und ein paar<br />
unsichere Daten sind von dem kühnen Kaiser-<br />
General keine Spuren übriggeblieben. Für<br />
Klaus Rohr war das kein Hinderungsgrund:<br />
Was die Historienschreiber zu notleren ver<br />
gaßen, erfand der langjährige Spielleiter der<br />
Cäcilia Wolkenburg mit viel Phantasie hinzu.<br />
Seine ureigene Schöpfung ist des Generals<br />
Mutter, Madame Wilhelmine Cornelia Postumama,<br />
die First Lady vun Kölle, kurz „die<br />
Mamm" genannt. Diese tüchtige und ehrgeizi<br />
ge Dame geht nicht nur mit der Mode mit (als<br />
letzten Schrei führt sie — wie in Henzes jüng<br />
ster Oper „<strong>Der</strong> junge Lord" — einen Affen<br />
namens Lord Henn mit sich spazieren), son<br />
dern kennt auch die reichen Möglichkeiten<br />
des kölschen Klüngels. Mit List und Diplomatie<br />
setzt sie Ihren kühnen Plan durch, den eigenen<br />
Sohn zum Kaiser zu machen. Das Regleren<br />
wird die energische Dame dann später schon<br />
allein besorgen.<br />
Bis zum Schlußbild mit der feierlichen Krö<br />
nung ergeben sich allerlei Gelegenhelten, das<br />
heutige Köln in der damaligen Zelt ironisch<br />
zu spiegeln, vor allem im köstlichen Chor der<br />
aus allen Nationen stammenden römischen<br />
Gastarbeiter, die Immer nur dann aus ihrem<br />
süßen Nichtstun erwachen, wenn sie das Wo/<br />
„Zahltag" hören. Auch die Presse, in Gest»,<br />
des lorbeer-bekränzten Dichter-Reporters Flabius<br />
Tacitus, bekommt Ihr Fett weg: Immer,<br />
wenn der neugierige Zeltungsmann auftaucht,<br />
ertönen im alten Colonia die Alarmsirenen.<br />
So ließe sich noch vieles aufzählen, was<br />
Klaus Rohr an hübschen Einzelhelten und<br />
liebenswürdigen Miniaturen In sein augen<br />
zwinkernd gemaltes Historienbild eingefügt<br />
hat. Die nun schon traditionelle Krankheit der<br />
Divertissementchen, ihre Handlungsarmut, Ist<br />
auch diesmal nicht besiegt worden, aber wer<br />
auf den humorvollen Text achtet, auch bei den<br />
reizvollen Liedern, spürt doch viel kölschen<br />
Mutterwitz heraus. Ein Haupttreffer: das<br />
prachtvolle Auftrittslied der selbstbewußten<br />
„Mamm".<br />
Eine der stärksten Stützen dieser Zillchen-<br />
Spiele Ist Immer wieder die Musik mit Ihrer<br />
närrischen Blütenlese aus Oper und Schlager,<br />
aus Konzert und Karneval. Christoph Klöver<br />
steht nun schon zum zweitenmal als „Kompo<br />
nist" und Dirigent vor der glänzend geschul<br />
ten Kölner Orchester-Gesellschaft von 1888.<br />
und man darf sagen, daß er sein Handv\»e/<br />
In diesem Jahr noch besser, noch witziger ur\,<br />
überlegener verstand als 1965.<br />
Seine Arrangements sind klangvoll und haben<br />
Schwung und Schmiß, und da die Musiker —<br />
kaum zu glauben, daß sie Laien sind — Ihm<br />
mit Hingabe folgen, bleibt kein Wunsch offen.<br />
Einen wahren Ohrenschmaus bereiten wieder<br />
die vielen kleinen und großen Chöre, aber bei<br />
der Meisterschaft und Vielseitigkeit des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins braucht das eigent<br />
lich kaum noch erwähnt zu werden.<br />
Vorzüglich besetzt sind die Hauptrollen, die,<br />
ob männlich oder weiblich, traditionsgemäß<br />
nur von Herren gespielt werden.
Als „Mamm" brilliert Gustav Funcke, wahrhaft<br />
eine First Lady vom Scheitel bis zur Sohle.<br />
Kraftvoll und gutgelaunt, in der Maske ein<br />
junger Fleinrich George, spielt Horst Massau<br />
den kölschen Kaiser Postumus: Er ist nicht<br />
nur ein guter Darsteller, sondern weiß auch<br />
mit seinem schönen Baß zu begeistern. Das<br />
komische Element vertritt auf köstliche Weise<br />
Hans Gronendahl, ein klüngelnder Römermi<br />
nister am Rhein, der den bildungsbedürftigen<br />
Gastarbeitern die Schöpfungsgeschichte in<br />
kölscher Sicht einpaukt.<br />
Die Karikatur der stotternden und fistelnden<br />
J'^ermanenschönheit Thusnelda gelingt Rudolf<br />
ingenfeld so gut, daß er Im Publikum Lachürme<br />
erntet. Ihr Bräutigam Siegfried, gerade<br />
wegs aus einer Wagner-Oper entsprungen, ist<br />
Marcel Frommont, der große Heldentenor der<br />
Cäciiia Wolkenburg. Karl-Heinz Sieber als<br />
würdevoll aussehender und klangvoll singen<br />
der Reporter Tacitus, Ernst Dolhausen und<br />
Paul Schiffer als römische Offiziere, Fried<br />
heim Kreutzkamp als drastische Kellnerin<br />
Ambrosia in der Sternengässer Thermen-<br />
Taverne, Wilhelm Schmidt als tenorale „Sän<br />
gerin" und alle die vielen anderen Helfer<br />
haben ebenfalls ein nachdrückliches Lob ver<br />
dient.<br />
Bleiben noch Erich Metzoldts hübsche Büh<br />
nenbilder, die von Karl Kappel gezauberten<br />
Kostüme und die schon erwähnten, von Peter<br />
Schnitzler witzig einstudierten Tänze des ver<br />
jüngten Zillchen-Balletts. Schon während der<br />
einzelnen Bilder erzwang sich das animierte<br />
Premierenpublikum einige Wiederholungen.<br />
Zum Schluß reicher Beifall und viele Blumen.<br />
NRZ an Rhein und Ruhr Nr. 34 vom 9.2.<strong>1966</strong><br />
<strong>Der</strong> Kaiser sprach Kölsch Neues Divertissementchen<br />
Premiere im Operhaus. Diesmai aiierdings<br />
für die ganz heitere Muse: für Divertissement<br />
chen der Bühnengemeinschaft im Köiner Män<br />
ner-Gesang-Verein „Cäciiia Woikenburg".<br />
Schon der Titel „Dä Kaiser vun Kölle" verrät<br />
den Spaß an der Freud. Wie das klassische<br />
Divertissemento, lebt seine kölsche Variation<br />
vor allem vom musikalischen Spaß. Christoph<br />
Klöver, der auch am Pult stand, wölbte den<br />
)jndenden Bogen von Schumann bis Osteränn,<br />
von der Arie bis zum Hit. Den Text<br />
dazu hat der sein Libretto selbst inszenieren<br />
de Klaus Rohr geschrieben.<br />
Es dreht sich um jenen römischen Heerführer<br />
Postumus, dessen Name auch auf dem großen<br />
stadtgeschichtlichen Rathausfenster aufge<br />
zeichnet ist, und dessen ehrgeizige Mutter<br />
nach dem Willen des Verfassers Ihren Sohn<br />
gegen den Präfekten Silvanas ausspielt und<br />
mit der Kaiserkette dekoriert: „Loss se dir<br />
ävver nit stelle".<br />
Groß ist denn am Schluß auch der Jubel so<br />
wohl auf der Bühne, als auch im Parkett, wenn<br />
es im Finale im siebzigköpfigen Chorus mit<br />
Pauken und Trompeten schmettert: „Präzeptor<br />
Oolonia, Kaiser vun Kölle, dreimol Alaaf.<br />
Häh jewennt jede Kreech met Strüßche<br />
un met Kamelle." Es wäre für die Regie ein<br />
netter Einfall gewesen, den in seiner Bütt<br />
stehenden Kaiser nun auch tatsächlich Strüßcher<br />
unter die begeisterten Zuschauer werfen<br />
zu lassen. *)<br />
Famos wieder das hauseigene Ballett (Peter<br />
Schnitzler), die Bühnenbilder (Erich Metzoldt),<br />
der vorzüglich singende Chor und die Kölner<br />
Orchester-Gesellschaft. Ein Kompliment ge<br />
bührt vor allem aber auch den KMGV-Mltglledern<br />
in den tragenden Rollen: Horst Massau,<br />
Gustav Funcke, Hans Gronendahl, Karl-Heinz<br />
Sieber, Marcel Frommont und Rudolf Winqenfeld.<br />
Es gab Dakapos und Klatschmärsche die Fülle<br />
in den heiligen Hallen am Offenbachplatz.<br />
rk<br />
*) Die Anregung von Herrn Türk [NRZ] wurde<br />
schon von der 2. Aufführung auch prompt auf<br />
gegriffen: Horst Massau warf „Strüßcher" [Blu<br />
mensträußchen] unter die Zuschauer.
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Dä Kaiser vun Kölle Et Ciliche spült sie neu Divertissementche<br />
Hand op et Hätz: wer hat gewoß, dat Köllen<br />
ald ens ene Kaiser hatt, dä he vun 258 bis<br />
268 resideeten? Dä esugar Münze met singem<br />
Bild hätt schien lohße un vun däm meer deswägen<br />
ungefähr wesse, wie hä ussohchl Noh<br />
10 Jöhrcher han se in dann aiierdings avgemurks.<br />
öm dä General un Kaiser Postumus eröm<br />
schrevv Kiaus Rohr sie neu Divertissementche<br />
för et Ciiiche vun der Woikenburg. Hä schrevv<br />
dat Spiii - un dat eß wichtig — genau esu,<br />
wie zo Kölie su jet aviaufe kann un wie die<br />
Kölsche et han welle met all däm Beihau, all<br />
dä klein Stöckeicher em große Stöck un met<br />
däm großen un kieine Kiüngei, dä dozo gehöt.<br />
Do geiht suzesage hinger de Kulisse ene<br />
Kreg zo Engk, do weed e klassisch Revoiutiönche<br />
gemäht un do weed op der Bühn dä<br />
ganze Kiüngei öm die Wahi vun enem neue<br />
Kaiser unseneinposamenteet. Et mag Lück<br />
gevve, dennen dat noch zo winnig eß un die<br />
meine, et dät nit genog passeere. „Et eß e<br />
Milieustöck", heisch et dann. Woröm eigentiich<br />
nit Miiieu? Passeet hückzodag öm uns eröm<br />
un hinge fän nit esu vil, dat mer tireck früh eß,<br />
wann et ens jet genöglicher zogeiht? Em deefste<br />
Hätzeküiche hange meer Köische doch am<br />
Milieu un et geiht nit zoietz dodröm, dat die<br />
Ahie denne, die nohkumme vun däm metgevve,<br />
wat sei selver vun goder, ahier köischer<br />
Aat metkrägen han. Dat eß dat Schöne<br />
am Kiaus Rohr sing Divertissementcher — hä<br />
schrevv 'er ald sibbe — dat hä sing Phantasie<br />
genau en däm suzesage geheiligte Rehme<br />
hält.<br />
Cäcilia Wolkenburg, genannt et Ciliche, Bühnenspielgemeinschaft<br />
im Kölner Männer-Ge<br />
sang-Verein, spült zick 92 Johr em Fastelovend<br />
sing Divertissementche. Sämpüche Rolle<br />
wäden vun Männer gespiüt. Un ganz Kölle, et<br />
Hätz vun Kölle freut sich. (Un rieß sich öm<br />
de Kaate!)<br />
Dä Kaiser vun Kölle spült un singk Horst<br />
Massau. Große, schöne Stemm. Glänzei<br />
singk hä sing Bravour-Arie (Figaro). „Ich b<br />
General, denkdodran, Mamm!" Dropgängeriscl<br />
grov, lestig ov andönüch, grad wie et sing<br />
Roü veriangk, mäht hä dä Kaiser, am beste,<br />
wann hä met Gustav Funcke, singer „Mamm",<br />
zosammespiilt. Ja, die Postumama! En Bombenroil<br />
för Gustav Funcke, dä met där Roü sie<br />
40]öhrig Bühnejubiiäum beim Ciiiche feet!<br />
Et eß noch nit ganz eruus, wer en däm Spill<br />
dä eigentliche Kaiser vun Köllen eß! Die Po<br />
stumama, First Lady vun Kölle regeet alles,<br />
och et „Jüngelche", der Postumus, pareet.<br />
Geresse zeddelt sei die Intrige gägen dä<br />
Präfekt Fiiutius Siivanus (Eduard Plum) an.<br />
Met nuanceeter Gelassenheit, met Grandezza,<br />
met Zoröckhaidung un met fingste, kleinste<br />
Meddele lät Gustav Funcke ens Widder ein vun<br />
singe Frauenroiie derr, die jedes Johr vun<br />
neuem wie en Tiilekatess munge.<br />
Mieh wie got och dä met aüe Wasser gewäsche<br />
Hans Gronendahi als Pankratius,<br />
Minister för gesampkölsche Froge! Karl-Heinz<br />
Sieber ais Reporter Flabius Tacitus eß wie<br />
iuuter op der Bühn zo Huus, hä mäht beste<br />
c<br />
MÖBEL HAUS<br />
LN-DEUTZ DEUTZER FREIHEIT 101
85<br />
Figor. Dat verstrubbelte „weide" Germanepärche<br />
Siegfried un Thusnelda präsenteet sich<br />
flöck ä la mode em klassisch römische Baselümche;<br />
he kann Marcel Frommont singen<br />
Heldentenor ensetze un Rudolf Wingenfeld<br />
als „Düvche" Thusnelda et Opernhuus an et<br />
Waggele bränge. Vör Laache! Urkomisch och<br />
Friedrich Kreutzkamp als raffineet Schößchen<br />
Ambrosia: „En Famillienangelägenheite soll<br />
mer nit erenn blose. Do kritt mer bloß Stöpp<br />
vun en de Auge!" Ernst Dolhausen wirk wie<br />
sie eige Denkmol als staatse Genturio Cäsar<br />
Longinus.<br />
Et Cillche Männer-Ballett, ein vun dä Haup-<br />
C^traktione em Divertissementche, eß dis Johr<br />
u opgestallt wode. Eimol kummen sei em<br />
I ütü als Päälegrave-Sisters, eimol als Isis-<br />
Tempeljungfraue. Sei danze jungenhaft, schlakkerig,<br />
ävver grad dat eß extra komisch.<br />
Christoph Klöver steiht am Tirigentepult un<br />
schrevv och, wie em vörrige Johr, die gescheck<br />
ineneinvermengeleete Musik. Melodie us Oper,<br />
Operette, Kunsäät, Fastelovend, Schlager un<br />
Volksleeder wäden vum Publikum met Schmun<br />
zele opgenomme un met Amüsemang registreet.<br />
Die Orchestergesellschaff vun 1888<br />
spillt bravourös. Un die Chöre! Dä kleine un<br />
dä große 60 Mann starke Chor sin för manch<br />
einer an all dä Attraktione, die et Cillche zo<br />
beeden hät, villeich sie Leevs.<br />
Regie föht Widder Klaus Rohr, meisterhaft. De<br />
Bühnebilder vun Erich Metzoldt: Römische<br />
Palaß met Bleck op germanische Urwälder,<br />
sprich Schäl Sick, un de „Thermen-Taverne",<br />
de Kantin vum römischen Agrippa-Bad, sin<br />
bunt un groß un lohße gescheck Piaatz för<br />
klein Spillcher em große Spill. Vil, vil Applaus!<br />
Griet<br />
[Marg. Hoevel-Broicher, Köln-Marienburg]<br />
Kurz notiert:<br />
Im Nachfolgenden findet der Leser die Er<br />
klärung einiger Begriffe und mundartlicher<br />
Wörter, die in diesem Divertissementchen vor<br />
kommen.<br />
Mit der ethymologischen und kulturgeschicht<br />
lichen Worterklärung nach Prof. Wrede<br />
möchte der BB auf eine der mannigfaltigen<br />
AufgajDen, die sich die „Cäciiia Wolkenburg"<br />
gestellt hat, hinweisen: auf die Pflege unserer<br />
kölschen Muttersprache. Die kleine Auswahl<br />
der Wortdeutungen bringt nicht nur Wissens<br />
wertes aus der Sprach- und Kulturgeschichte,<br />
sie gibt darüber hinaus auch einige Kost<br />
proben des Klanges, der Atmosphäre und der<br />
humorvollen Metaphorik der eigenständigen<br />
kölschen Sprache.<br />
DIATRETGLAS<br />
„Es sind die großen Epochen der kölnischen<br />
Geschichte, die das Gesicht der kölnischen<br />
ist geprägt haben. Zuerst die Römer-<br />
^ft. Sie lebt weiter im Römerturm und den<br />
heute noch aufrechtstehenden, neuerdings<br />
teilweise wieder freigelegten Resten der ur<br />
sprünglichen Stadtummauerung; sie wird greif<br />
bar in dem Bogen des alten Nordtores, der<br />
vor dem Wallraf-Richartz-Museum sein Aufsteliung<br />
gefunden hat; sie ersteht vor uns in<br />
den großartigen Ausgrabungen unter dem Rat<br />
haus, unter St. Severin und unter dem Dom,<br />
die nicht ihresgleichen nördlich der Alpen<br />
haben. Am schönsten aber tritt sie uns ent<br />
gegen in den Gläsern des Römisch-Germani<br />
schen Museums, die seit einigen Jahren so<br />
übersichtlich in der alten Zeughauswache dar<br />
geboten sind. Es gibt herrliche Einzelstücke<br />
darunter, wie die Flasche mit den aufgelegten<br />
Schlangenfäden aus der Zeit um 200 und vor<br />
allem das neugefundene D 1 a t r e t g I a s mit<br />
der griechischen Inschrift, das alles in den<br />
Schatten stellt, was die schon vorher so reiche<br />
Sammlung aufzuweisen hatte. Aber nicht<br />
eigentlich von ihnen geht der bestimmende<br />
Eindruck aus als von der glitzernden, ieuchtenden<br />
und funkelnden Fülle, die sich dem<br />
Auge öffnet: Das alles hat der Boden Kölns<br />
bewahrt und ist durch die Geschicklichkeit der<br />
Ausgräber in das Tageslicht der modernen<br />
Großstadt hineingestellt".<br />
(Professor Dr. Hermann Schnitzlery Direktor<br />
des Kölner Schnütgen-Museumsy Professor für<br />
Kunstgeschichte an den Universitäten Bonn und<br />
Köln; aus dem Beitrag „Glanzvolle Schätze'\<br />
erschienen im MERIAN-HEFT KÖLN, 8.<br />
XIII i C 4701 E J 1960y Seite 18).
Die Diatretgläser sind eine Gattung<br />
seltener Prunkgläser der späten römischen<br />
Kaiserzeit (dia-treta, vasa diatreta, griech.-<br />
latein.: „durchbrochen, durchbohrt", aber auch;<br />
„ganz mit dem Bohrer bearbeitet, ringsum<br />
bohrt"). Die Gefäße sind wahrscheinlich in<br />
rheinischen Glashütten entstanden. Sie sind<br />
durch kostbare Verzierungen ausgezeichnet;<br />
ein kunstvolles Netzwerk ornamentalen<br />
Schmuckwerkes überzieht die Gefäßwand. Die<br />
Verzierungen wurden aus der Gefäßwand her<br />
ausgeschliffen, sie blieben dabei jedoch mit<br />
dieser durch schmale Stege verbunden. (Lite<br />
ratur hierzu; W. Dexel; Glas (1950); Aus der<br />
Schatzkammer des antiken Trier. Neue For<br />
schungen und Ausgrabungen (1951); Prof. Dr.<br />
H. Schnitzler; „Rheinische Schatzkammer",<br />
1957 und 1959; Otto Doppelfeld; „Das Kölner<br />
Diatretglas").<br />
Wahrsager: Ja, Caesar, doch nicht vorbei.<br />
<strong>Der</strong> Gedärmebetrachter Spurinna, dem Caesar<br />
auf dem Wege zur Senatssitzung begegnete,<br />
warnte ihn vor dem Idus des März: „Sie sind<br />
ja schon da", erwiderte Caesar. „Aber noch<br />
nicht vorüber", antwortete Spurinna.<br />
Text im Divertissementchen;<br />
Wahrsager: Postumus! Kaiser vun Köllel Achte<br />
des Märzen-Idusl<br />
Postumus: Dä deit uns nix! Dä litt besoffen<br />
en d'r Soot! (siehe auch Worterklärung nach<br />
Prof. Wrede!)<br />
<strong>Der</strong> Autor Klaus Rohr spielt damit auf die<br />
Tatsache an, daß Caesar zu Beginn des J \<br />
res 44 die Diktatur auf Lebenszeit annai<br />
und es dadurch klar wurde, „daß an die Stelle<br />
der nur noch dem Schein nach bestehenden<br />
Republik endgültig ein monarchistisches Re<br />
giment treten sollte" (Gr. Brockhaus, Bd. 2,<br />
S. 541), ferner auf die verschiedentlichen War<br />
nungen, die C. jedoch in den Wind schlug.<br />
Wir schlagen im „Wrede" nach:<br />
Iden (Mehrzahl), latein. idus: im römischen<br />
Kalender der 13., im März, Mai, Juli, Oktober<br />
der 15. Tag des Monats. An den Iden des<br />
März 44 V. Chr. wurde Julius Caesar er<br />
mordet.<br />
Vgl. Shakespeare „Julius Caesar" I.A. 2. Sz.,<br />
Wahrsager: „Nimm vor des Märzen Idus dich<br />
in acht!"<br />
S.A. I.Sz., Caesar: „Des Märzen Idus ist nun<br />
dal"<br />
i) Sot (Soot) f., Sode: Gosse, Rinne; altköln.<br />
(12. Jh.) SU, sue, suha, (14. Jh.) soy, soye, soe,<br />
(15. Jh.) soe, (16. Jh.) sohe, (17. Jh.) soot,<br />
(1700) soede, sode; vgl. ahd. suoha (Furche);<br />
mnl. soe; miat. receptaculum aquarum (aquae),<br />
suicus u. anders. 1. ursprünglich der unbe<br />
baute schmale Zwischenraum zwischen zwei<br />
Häusern zur Aufnahme des Regenwassers,<br />
der Dachtraufe, dann weiterhin Rinne an der<br />
Straße längs der Häuser, Gosse, Rinnstein;<br />
en de Sot tredde, durch de Sot laufe; de Sot<br />
fäje (fegen). Dat hät en d'r Sot jeläje. Mer<br />
meint bal (bald), do hätts dich en der Sot<br />
erömjedrevve. Maach nit, dann trecken ich i |<br />
ens (einmal) durch de Sot. Mer trick ,en<br />
üvver de Sot, of mer verleet nen Hot.<br />
2. (nicht mehr im Gebrauch) Dp der Sot,<br />
volkstümliche Bezeichnung für die Flur bei<br />
der Straße Linter Seidmacher zwischen Heu<br />
markt und Marsplatz. 1472 up der soe, 1543<br />
(61) uff der soe, 1797 Auf der Sode; 1859<br />
Aevver, Lottche, paß doch op — Wer küt do<br />
de Soot erop! — Zu beachten ist die Reihen<br />
folge der Flur- oder Wegbezeichnungen Unter<br />
Käster, Auf der Sode, Am Heumarck. Auf der<br />
Sode, Unter Seidmacher, Am Altenmarck aus<br />
dem Jahre 1797. Das Gelände dieser Weg<br />
strecken lag verhältnismäßig tief; Gossen oder<br />
Rinnen und besonders Regengefälle ließen
hier ständig Wasserlachen und Pfützen ent<br />
stehen, vermutlich eine große breite Gosse,<br />
e n S o t.<br />
(Prof. Dr. Adam Wrede: NEUER KÖLNISCHER<br />
SPRACHSCHATZ, Bd. III, S. 101.)<br />
') Krätzje (-e-) n., -r: Krätzchen. 1. wörtlich<br />
Rißchen, Schrämmchen; veraltet: Schlag,<br />
Streich, Stoß, Hau, Hieb; in weiterer Entwick<br />
lung übertragen listiger Streich, Ulk. 1829<br />
Watt gitt et doh (Köln am Rhing) nit Freud<br />
un Loß — Watt Mädcher, tackermoht! — E<br />
Krätzgen mäht mer dem Verdroß — öm<br />
Vastelohvend foht (fort = ferner, besonders).<br />
1 neuerer: Erzählung eines Streiches, ein<br />
o-cnwank, eine Schnurre, ein heiteres Stück<br />
lein, lustiges „Verzällche" teils harmloser,<br />
teils derber Art; e Krätzje verzälle. Kölsche<br />
Krätzje r.<br />
Lüschhohn *) n., -höhner; -höhnsche n., -r:<br />
1. Wasser-, Schilfhuhn, Schwimmvogel an schil<br />
figen Gewässern, fulica atra; s. L ü s c h<br />
(Riedgras). — Hä paß op wie e Luuschhohn,<br />
-höhnche. 2. Nebenform in der Verkleinerung<br />
Luuschhöhnche, unter Einwirkung von lüsche<br />
(langes „u") — lauschen — feinhöriger,<br />
schlauer, pfiffiger, andere zu seinen Zwecken<br />
unbemerkt, unauffällig ausholender, aushor<br />
chender Mensch, eigennütziger Leisetreter.<br />
laicht 2u verwechseln mit<br />
Löschhoon n., mnd. loschehorn. 1. Tülle aus<br />
Blech an einer Stange, Gerät zum Auslöschen<br />
einer hochstehenden Kerze. — 2. übertragen:<br />
grooße Nase; Dä hät ävver e Löschhohn em<br />
Jeseech. Wer en decke Nas hät, soll nen<br />
andere nit L. schänge; 1859 Do Löschhohnsnahß<br />
.. . (Bd. I I, S. 154).<br />
(Ebenda Bd. II, S. 163)<br />
^ (langes „ö") m.: s.<br />
Stuß m.: jüdischaeutsch<br />
aus hebräisch schetuth (Narrheit,<br />
Dummheit, Torheit); Blödsinn, Unsinn. No<br />
mach keine Stuß, halte nicht auf durch deine<br />
Albernheit, mach voran! (Ebenda Bd. III, S. 149)<br />
Schabau m.: Kornbranntwein; altköln. (2. H.<br />
17. Jh.) schabau wasser, aus (vinum) sabaudum,<br />
Savoyer Wein, vgl. Sabaudia (Savoyen);<br />
s. Schnaps, (ursprüngl. in einem Schnaps,<br />
Verbalbegriff aus schnappen, ndd. snaps zu<br />
dem Begriff Schluck [Mundvoll] entwickelt, be<br />
sonders Schluck Branntwein, den man in<br />
einem Gläschen auf einmal schnappt, nimmt;<br />
in der 2. H. des 18. Jh. geläufig geworden,<br />
köln. 1794 bezeugt; vgl. das derber klingende<br />
*) auch Luuschhohn<br />
u. empfundene Schabau. 1810 — 1860 sonn<br />
tags, nach der Messe, erlaubt sich der Hand<br />
werker ein Schnäpschen, ein „Kleikännchen"<br />
Klore, Bloo Gaan nennt der Kölner den ge<br />
wöhnlichen Kornbranntwein. S. Klore, Jaan).<br />
Alle met Moße (mäßig, mit Maß), der Schabau<br />
mem Hälfje, halbes Liter; Moß bedeutet auch<br />
ganzes Liter, steht also hier im Wortspiel mit<br />
Hälfje. 1810 wam mer jetz ei (ein) Gläsge<br />
Schabau weit trinken — Dä soll einem der<br />
Buckel un der Moht versinken — Se theuen<br />
(däuen) einem e klitsche Gläschen en die<br />
Hand — <strong>Der</strong> trink mer en half Dotzend, un<br />
blif doch bey Verstand.<br />
(Ebenda Bd. III, S. 10 u. S. 50.)<br />
schäl: scheel, ahd. scelah ... mhd. schelch,<br />
mnd. schel, mnl. scelu, scele, sceel; nd.<br />
scheel, altköln. (13. Jh.) schel, lat. luscus<br />
(schielend).. .<br />
3. besonders Schäl Sick, abgelegene, abge<br />
wandte Seite, von linksrh. Kölnern scherz<br />
haft für die rechtsrheinischen Stadtteile<br />
gebraucht. Diese Bedeutung schäl ist<br />
aus der Grundbedeutung schief, krumm,<br />
verzogen auf Gang, Haltung, Lage in ober<br />
deutschen Mundarten lebendig, an der<br />
Mittelmosel ähnlich. Bei der Anlage einer<br />
neuen Rebpflanzung wählt der Moselwin<br />
zer den wärmeren Südhang eines Berges.<br />
Den der Sonne abgewandten Bergrücken,<br />
die Nordseite, die sich weniger für Reb<br />
stöcke eignet, nennt er de scheel Seit.<br />
(Ebenda Bd. I I I, S. 12).<br />
Alaaf: ein Ausruf, Lob- und Trinkspruch wie<br />
Hoch! oder Hurrel, entstanden aus all-ab,<br />
kölsch al l-af, durch starke nachdrück<br />
liche Betonung des af gedehnt; Sinn: alles<br />
(andere) weg; Köln vorab, vor allem (oder<br />
allen) anderen, oben (bovven) an, außer auf<br />
Köln auch auf Personen, Gesellschaften oder<br />
anderes ausgebracht; ursprünglich vorgestellt;<br />
später wie noch heute auch nachgesetzt; zu<br />
erst 1733 als Wahlspruch nachweisbar; Allaff<br />
Collen, aber weit älter. 1748 antiquum illud<br />
commune adagium (jener alte allgemeine Lob<br />
spruch) Allaf Cöllen. 1804 (1826) Alaaf de köl<br />
sche Kirmesen — Do gelt et löstig zo. 1817<br />
Allaf Köln = Alles lobe Köln („lobe" jedoch<br />
irreführend); bei Anwesenheit des späteren<br />
Königs Friedrich Wilhelm IV. am 6.8.1817 als<br />
Toast ausgebracht, 1825 Alaaf et kölsche<br />
Drickesthum — Alaaf de kölsche Jungen —<br />
De't (de et, die es) we (wie) vör Ahls (vor<br />
alters) met freschem Ruhm — Han op e neu's<br />
gezwungen. 1828 Möge die Narrheit weiter
florieren! Denn die Weisheit, wie es scheint, Marie! (Vgl. Finale des diesj. Divert.: „Salve!<br />
wü! doch nicht kommen. Aiaaf! (Schiußruf Alaaf!", vergl. auch „Cacilia Alaaf" in früheeiner<br />
Ansprache) 1823 Aiaaf et köische Bioot!; ren Divertissementchen; die Red.)<br />
um 1855 Aiaaf Köln (Gedicht). Alaaf uns Anne- (Ebenda Bd. I, S. 21).<br />
Er macht die Kostüme für „Zillchens" Helden<br />
Seit 1919 an der Oper: Karl Kappel<br />
Das neue Divertissementchen der „Cäciiia<br />
Wolkenburg" warf schon lange vorher seine<br />
Schatten voraus. In den Werkstätten der Köl<br />
ner Bühnen wurde mit Hochdruck an Klaus<br />
Rohrs parodistischem Spiel „D'r Kaiser vun<br />
Kölle" gearbeitet. Im Malersaal entstanden<br />
Erich Metzolds farbige Bühnenbilder aus der<br />
Römerzeit. Und im Kostümmagazin widmete<br />
sich Karl Kappel einer seiner Lieblingsbe<br />
schäftigungen: Er richtete die nötigen Ge<br />
wänder für „Zillchens" Helden her.<br />
Für eine Stunde wird Magazinverwalter Karl<br />
Kappel heute (am 2. Februar <strong>1966</strong>) allerdings<br />
seine Arbeit unterbrechen und mit seinen Kol<br />
legen die Kölschgläser aneinanderstoßen las<br />
sen. Sein 65. Geburtstag ist zugleich auch ein<br />
nicht gerade sehr fröhliches Signal: Bald heißt<br />
es für Kappel Abschied nehmen von seinem<br />
geliebten Beruf.<br />
Fast ein halbes Jahrhundert lang hat er den<br />
Bühnen der Stadt Köln mit Treue und Hingabe<br />
gedient, nachdem er 1919 von Hofrat Remond<br />
ans Theater geholt wurde. Er sah Sänger,<br />
Schauspieler und Intendanten kommen und<br />
gehen. Aber viele von denen, die gegangen<br />
sind, blieben In seiner Erinnerung lebendig.<br />
„Ich habe erlebt, wie man Paul Würthemberger,<br />
dem Liebling der Frauen, nach der<br />
Vorstellung vor Begeisterung die Pferde aus<br />
gespannt hat. So waren die Leute früher mit<br />
dem Theater und seinen Künstlern verbunden."<br />
Als Kind schon nahm Vater Kappel den klei<br />
nen Karl mit in die „Halunkenloge". Später<br />
dann gehörte Karls Leben ganz dem Theater.<br />
Sogar auf den weltbedeutenden Brettern hat<br />
er gestanden, wenn er beispielsweise in<br />
Kleists „Prinz von Homburg" den Kurfürsten<br />
auf der Bühne umzuziehen hatte. Morgens<br />
arbeitete Kappel in der Schneiderei, und<br />
abends verhalf er den Großen des Theaters<br />
als Garderobier zu ihrem Künstlerglanz.<br />
Vor Erinnerungen an vergangene Zeiten spru<br />
delt der begeisterungsfähige Magazinverwal<br />
ter geradezu über. Er sah Albert Bassermann,<br />
der an zwei aufeinanderfolgenden Abenden<br />
einmal den Othello und einmal den Jago<br />
spielte, und es fallen große Namen wie Hein<br />
rich George, Paul Wegener, Ludwig Wüllner,<br />
Werner Krauss, oder. Im Komödienfach, Cu'*<br />
Goetz. Wenn Karl Kappel ins Erzählen komil<br />
tauchen natürlich auch die Schatten der eiristigen<br />
Kölner Lieblinge auf, Paul Senden,<br />
Richard Aßmann oder Walter Korth etwa. Und<br />
von Friedl Münzer meint der Jubilar schwär<br />
merisch, sie sei die schönste Salondame, die<br />
er in Erinnerung habe.<br />
Die glanzvollen Jahre der alten Kölner Oper,<br />
die schwierige, aber künstlerisch und mensch<br />
lich so fesselnde Zeit in der Universitätsaula<br />
unter Herbert Maisch — all das gehört zu den<br />
lebendigen Erinnerungen von Karl Kappel.<br />
„Wenn ich noch mal jung wäre, würde ich<br />
wieder genau dasselbe machen. So viele inter<br />
essante Menschen — die Zeit war für mich zu<br />
schön!"<br />
c!.<br />
[Kölnische Rundschau vom 2. 2. <strong>1966</strong>]<br />
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Karnevalssitzung<br />
des KMGV am 28. Jan. <strong>1966</strong> im Großen Saal der „Wolkenburg"<br />
Wie sich jede Darbietung nicht leicht nach<br />
erzählen läßt, da die Augenbiickswirkung zu<br />
sammen mit dem äußeren Rahmen, den Auge<br />
und Ohr zugleich mit dem künstlerischen<br />
Effekt miterleben, nicht mehr nachvoiizogen<br />
werden kann, so ist auch ein Bericht über<br />
eine Karnevaissitzung für den Leser kaum<br />
)ehr als eine Bestätigung, daß es eben so<br />
ar. Dabei ist das „So" jeweils persönliche<br />
Auffassung.<br />
<strong>Der</strong> Saal der „Wolkenburg" war bis auf den<br />
letzten Platz besetzt — unter den Gästen sa<br />
hen wir Oberdirektor Dr. Dr. h. c. H. Pünder,<br />
den Ehrenpräsidenten des KMGV — als die<br />
Fanfaren der Kapelle von den Driesch<br />
den Beginn der diesjährigen Sitzung festlich<br />
ankündigten und Hans Heimut Simon,<br />
der Präsident der „Großen Kölner Karnevaisgesellschaft",<br />
und sein närrischer Stab ein<br />
zogen. Dank der sicheren, überlegenen und<br />
zügigen Führung H. H. Simons durch das von<br />
Heinz Spieker zusammengestellte Pro<br />
gramm darf diese Sitzung als eine weitere<br />
Perle in der Kette der vergangenen Sitzungen<br />
eingereiht werden. Die Höhepunkte lagen im<br />
1. Teil. Nach Paul Bläsers vorzüglichem<br />
Prolog und dem Tanzcorps „Treuer Husar"<br />
hatten „Schütze Bumm" (Franz Um rein),<br />
„der Mann vom Lande" (Kurt Lauter<br />
bach) und das Ei iemann-Trio die<br />
Lachmuskein des närrischen Volkes so sehr<br />
beansprucht, daß es im 2. Teil einfach phy<br />
sisch nicht mehr die Kraft hatte, auf die guten<br />
Darbietungen mit der gleichen Aufgeschlos<br />
senheit zu reagieren. Dieser begann mit den<br />
schon fast an Akrobatik grenzenden Tänzen<br />
der Winzer und Winzerinnen von<br />
der Bottmühie, die sich unter Jean Jül ich,<br />
dem Präsidenten von „Aitseverin", von Jahr<br />
zu Jahr in ihren Leistungen steigern, was<br />
auch Präsident Simon gebührend hervorhob.<br />
<strong>Der</strong> vorzügliche „Schulijung" von KurtStichloth<br />
leitete über zum Empfang des Dreigesti<br />
rns, das von Präsident Simon mit<br />
zündenden Worten begrüßt wurde. Dr. Max<br />
Adenauer dankte als Präsident des KMGV<br />
bei dieser Gelegenheit in launigen Worten<br />
Hans Heimut Simon für die ausgezeichnete<br />
Leitung der Sitzung, wobei die biitzschneile<br />
Reaktion der Kapeile von den Driesch („O<br />
mein Papa") nicht unerwähnt bleiben soll.<br />
Prof. Hermannjosef R ü b b e n stimmte das<br />
musikalische Hoch auf das Dreigestirn an.<br />
Den Worten des Prinzen Karneval (Hermann<br />
F o r s b a 0 h) ließ Sitzungspräsident Simon<br />
mit der neuen, in fünf Folgen abrollenden Ra<br />
kete danken, und unter Taschentuchwinken<br />
zog das Dreigestirn ab.<br />
Tünnes und Schäl (Gebrüder Jansen) lie<br />
ßen noch einmal urechte kölsche Tön erklin<br />
gen. Dann sorgte das Duo F i d e i i o für<br />
weitere Hochstimmung, bis dann die zum<br />
ersten Maie beim KMGV gastierenden Ratsb<br />
i ä s e r das Finale der wohlgelungenen Sit<br />
zung anstimmten.<br />
Eduard Pium<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat Apri l <strong>1966</strong><br />
Inaktive Mitglieder<br />
1.4. 78 J Oberdirektor a.D. Dr. Dr. b.c.<br />
Hermann Pünder, Ehrenpräsident<br />
des KMGV<br />
7.4. 65 J Theodor Ismar<br />
8.4. 60 J Wilhelm Rasch<br />
23.4. 81 J Josef Hanstein<br />
28. 4. 60 J Sparkassendirektor Ernst Franken<br />
Aktive Mitglieder<br />
3. 4. 65 J Rektor Hugo Zimmermann<br />
6.4. 89 J Jac Decker<br />
22.4. 60 J Gustav Klug<br />
28. 4. 80 J Stud.-Rat i. R. Peter Nagel
Danksagung<br />
Die Beweise der Liebe, Freundschaft, Anerkennung und allseitigen Verehrung,<br />
die mir zum Tode meines geliebten Mannes In so zahlreichem Maße zuteil<br />
wurden, gaben mir Kraft und Trost in meinem Leid.<br />
Ich spreche Ihnen für die lieben, mitfühlenden Worte, die wunderschönen<br />
Blumen- und Kranzspenden, für das ehrende Geleit und den letzten Sanges<br />
gruß an seiner Ruhestätte, auch im Namen meiner Kinder und aller Angehöri<br />
gen, meinen tiefempfundenen Dank aus.<br />
Köln, im Januar <strong>1966</strong><br />
ANNI DAVIDTS geb. Stiel<br />
Karl Lehnens letztes Portrait<br />
Schmerzlich und fast wie eine Vorahnung lesen<br />
sich Lehnens doppelsinnige Worte »Nun dürfte<br />
meine Mission beendet sein«, die er auf einer<br />
Weihnachtsbriefkarte (Dez. 1965) an den „Burg<br />
boten" schrieb.<br />
Lieber Heinz!<br />
Anbei sende ich Dir einen Abzug von dem<br />
Bild unseres Ehrenpräsidenten Dr. Pünder. Er<br />
war vor einigen Tagen mit Gemahlin bei mir<br />
und fand das Biid ausgezeichnet. Nun dürfte<br />
meine Mission beendet sein. Am 30. 12. kommt<br />
das Biid in die Burg. Dann kannst Du es in<br />
Augenschein nehmen.<br />
Dir und Deiner lieben Frau herzliche Weih<br />
nachtsgrüße. Deine Pauia und Kari Lehnen.<br />
Neuaufnahme<br />
Ais neues inaktives Mitgiied begrüßen wir g<br />
Herrn Christoph Klöver, Kapeiimeister, ^<br />
515 Bergheim/Erft, Auf der Leck 7, Ruf 14 91<br />
Christoph Kiöver ist uns seit langem als musi<br />
kalischer Arrangeur und seit 2 Jahren als mu<br />
sikalischer Bearbeiter der Musik zu den Diver<br />
tissementchen sowie als deren Dirigent be<br />
kannt.<br />
Oberdirektor a. D.<br />
Portrait Dr. Dr. h. c. Hermann Pünder,<br />
Ehrenpräsident des KMGV<br />
Promotion.<br />
<strong>Der</strong> Sohn unseres Sangesbruders Theodor Kä<br />
ser, Herr Paul Käser [Dipl.-Kaufmann] er<br />
warb am 22.2. <strong>1966</strong> an der Universität Köln<br />
den «Doktor rer. pol.» mit dem Prädikat «cum<br />
laude». — Herzliche Glückwünschel Herr Dr.<br />
Paul Käser hat die Absicht, dem KMGV als<br />
aktives Mitglied beizutreten.
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
In tiefer Trauer gedenken wir unseres nach langer, schwerer Krankheit am 16. Januar<br />
<strong>1966</strong> im Alter von fast 85 Jahren In Frieden entschlafenen Sangesbruders<br />
Anton Mülstroh<br />
Bundesbahn-Oberinspektor I. R.<br />
<strong>Der</strong> nun von uns gegangene Hebe Freund, schon seit seinem 17. Lebensjahre begei<br />
sterter Sänger, war, vom KÖLNER LIEDERKRANZ zu uns kommend, vom 1.8.1938<br />
bis zu seinem achtzigsten Lebensjahre ein eifriges aktives Mitglied im 1. Tenor<br />
unseres Vereins. Auch noch In seinen letzten Lebensjahren verfolgte er mit lebhaf<br />
tem Interesse die erfreuliche Entwicklung und die künstlerischen Erfolge des Vereins,<br />
dem er mit Stolz über 25 Jahre angehört hat. Zu seinen schönsten Erinnerungen<br />
zählte er an seinem Lebensabend die Konzerte In London, Belgien und Nordtrank<br />
reich, die er noch hatte miterleben können.<br />
Unsere Sänger werden das Andenken an unseren stets freundlichen und allseits<br />
beilebten Sangesbruder ehrenvoll und getreu bewahren.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Kölner Männer-Gesang-Vereln<br />
Wir gedenken in tiefer Trauer unseres<br />
lieben Sangesbruders<br />
Karl Lehnen<br />
Träger des Ordens<br />
Pro Ecciesia et Pontifioe<br />
geb. 21. 3. 1891 gest. 13. 1. <strong>1966</strong><br />
<strong>Der</strong> liebe Verstorbene gehörte seit dem 9.2.1922 unserem Verein ais aktives Mitglied<br />
(2. Baß) an und verdient, als vorbildlicher Sänger bezeichnet zu werden, der wohi<br />
kaum eine der vielen Proben, selten einmal ein Konzert oder eine Reise versäumt<br />
hat. Noch im letzten Gürzenich-Konzert stand er mit in unseren Reihen, um am<br />
Erfolge unseres Vereins mitzuhelfen. Umso mehr waren wir bestürzt, nach der Probe<br />
am 13. 1. <strong>1966</strong> zu hören, daß unser lieber Karl Lehnen unerwartet und plötzlich in<br />
die ewige Heimat abberufen worden ist.<br />
In jungen Jahren wirkte er als Volksschullehrer, bis er mit der Leitung der städtischen<br />
Fiimsteiie in Köln beauftragt wurde. 1933 mußte er dieses Amt niederlegen und zog<br />
nach Düsseldorf. Nach Kriegsende nahm Karl Lehnen wieder an all unseren Proben<br />
teil. Erst Ende der fünfziger Jahre siedelte er wieder nach Köln über.<br />
Karl Lehnen wird von seinen Freunden der Gruppe 5 schmerzlich vermißt. Er galt als<br />
einer ihrer treuesten und nach der Probe als einer der „letzten" seiner Gruppe.<br />
In seinen jungen Jahren hat Karl Lehnen lange Zeit im Ballett der „Gäciiia Wolken<br />
burg", der Bühnenspieigemeinschaft des KMGV, mitgewirkt.<br />
In seinen letzten Lebensjahren entdeckte Karl Lehnen seine besondere Befähigung<br />
ais Portraitmaier. Nachdem er die alten Ölgemälde, darunter auch das Portrait von<br />
Prof. Josef Schwartz, restauriert hatte — sie hatten im Kriege erheblich gelitten<br />
fertigte er für den KMGV neue Portraits an, so von Prof. Richard Trunk, Prof. Eugen<br />
Papst und Chordirektor Wilhelm Pitz. Wenige Tage vor seinem Tode vollendete Karl<br />
Lehnen das Bild unseres Ehrenpräsidenten, Oberdirektor a.D. Dr. Dr. b.c. Hermann<br />
Pünder. <strong>Der</strong> KMGV weiß diese ehrenamtliche Arbeit sehr zu schätzen.<br />
Am Grabe nahmen seine Sangesfreunde mit Schuberts „Sanctus" Abschied von Karl<br />
Lehnen, dem unser Verein in Anerkennung dessen Verdienste um den KMGV stets ein<br />
ehrendes Andenken bewahren wird.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
In tiefer Trauer gedenken wir unseres Sangesbruders<br />
Gustav Zäh<br />
Studienrat i. R.<br />
der am 25.1. 66 im Alter von 87 Jahren sanft entschlafen ist.<br />
Mit Gustav Zäh ging wiederum ein Sänger von uns, der mit den 55 Jahren seiner<br />
Mitgliedschaft ein Stück großer Geschichte des KMGV verkörperte.<br />
Geistige Vitalität und körperliche Frische waren ihm bis ins hohe Alter als ein Ge<br />
schenk seines Schöpfers verliehen. Als aktiver Sänger, als langjähriges Vorstands<br />
mitglied und als Chronist und Schriftleiter des BB hat er seine Treue und Einsatz-<br />
^ bereitschaft für unseren KMGV unter Beweis gestellt. Seine Damenreden bei großen<br />
geseiischaftiichen Veranstaltungen, seine philosophischen „Zehn Gebote über das<br />
Schweigen" waren Äußerungen von hohem geistigen Niveau und sind den Sanges<br />
freunden, die ihn noch erlebt haben, eine liebenswerte Erinnerung.<br />
Gustav Zäh, eine Persönlichkeit, die dem KMGV in vielen Jahren seines Wirkens<br />
Profil und Ansehen gab, er wird nicht vergessen sein.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Ehrlicher Makler im öffentlichen Leben<br />
Bürgermeister Dr. Lemmens wird 60<br />
Für Bürgermeister Dr. Franz Lemmens*) einen<br />
Geburtstagsartikei zu sclireiben — er voilendete<br />
am 14. Februar das 60. Lebensjahr ~<br />
ist schwer und einfach zugieich. Schwer, weil<br />
der zweite Mann an der Spitze der Stadt Köln<br />
Notar ist und dieser Beruf eine außerordentiiche<br />
Prägekraft besitzt; leicht, wenn man den,<br />
aus dem rheinischen Bauerntum hervorge<br />
gangenen Menschen Franz Lemmens mit viei<br />
Sinn für Heiterkeit, Geseiiigkeit, guten Wein<br />
und aromatische Zigarren denkt.<br />
1<br />
So haben wir ihn oft genug eriebt, in Abend<br />
stunden, wenn des Tages Verantwortung von<br />
ihm abgefallen war, wenn er in fröhlicher<br />
Runde mit Freunden zusammensaß, erzäh<br />
lend, zuhörend, lachend.<br />
Nun ist Bürgermeister Franz Lemmens keines<br />
wegs ein Mann mit zwei Seelen in seiner<br />
Brust, nur weiß er zu scheiden zwischen Be<br />
ruf und Freizeit, zwischen dem offiziellen und<br />
dem privaten Leben, zwischen den Verpflich<br />
tungen, die das Notaramt und der Dienst für<br />
die Öffentlichkeit abverlangen, und der gesel<br />
ligen Sphäre. Daß Lemmens diese beiden<br />
Möglichkeiten besitzt, macht seine Kraft aus,<br />
Er muß nicht immer ein offizielles Gesicht<br />
machen, weil er als Mann der beruflichen Er<br />
folge, als Familienvater und Freund seine ihm<br />
allein gehörende Geltung besitzt. Er muß nicht<br />
alles ummünzen in „Publicitiy", ja eigentlich<br />
haßt er so etwas. Er ist nicht für „Show". Das<br />
haben seine politischen Freunde manchmal<br />
beklagt. Aber der Notar ist der Ansicht, d'^ß<br />
Qualität aus sich wirken müsse. 1<br />
„Mir liegt es nicht, mehr scheinen zu wollen<br />
als zu sein", hat er einmal gesagt. So wirkt er<br />
wie eine Gütemarke von Redlichkeit und<br />
Loyalität, von Fleiß und Zielstrebigkeit. Dazu<br />
kommt sein Humor, seine Deftigkeit, seine<br />
Prinzipientreue.<br />
<strong>Der</strong> Bauernsohn aus Kempen im Kreis Heins<br />
berg, ältestes von acht Kindern, studierte in<br />
Köln und Bonn. Die Mittel dazu erwarb er<br />
sich als Angestellter bei der Glanzstoff-AG.<br />
1935 promovierte er zum Doktor der Rechte.<br />
1936 bestand er das Assessorenexamen mit<br />
Auszeichnung. Nach einer juristischen Tätig<br />
keit bei den Röchling-Werken in Völklingen/<br />
Saar und als Anwalt in Köln wurde er 1943,<br />
während er als Soldat an der Ostfront stand,<br />
zum Notar in Köln ernannt, in den Nach<br />
kriegsjahren hat er zusammen mit seinem<br />
Sozius Dr. Hammerschlag ein großes Notariat<br />
aufgebaut.<br />
1952 folgte Dr. Lemmens dem Ruf der Kölner<br />
CDU in die Kommunaiarbeit. 1958 wurde er<br />
Fraktionsvorsitzender, 1961 Bürgermeister der<br />
Stadt Köln, im politischen Leben ist Lemn^ ■<br />
als ehrlicher Makler mit hervorragenden Fä» ^<br />
keiten hervorgetreten. Auch die politischen<br />
Gegner müssen seine Sachkunde, das Ge<br />
wicht seiner Argumente, das Bemühen um<br />
Versachlichung immer wieder anerkennen.<br />
Lemmens-Reden haben oft die Farbe des<br />
Offiziellen. Dann spricht der Politiker im An<br />
zug des Notars. Wenn es zum freien Gedan<br />
kenaustausch kommt, zur Debatte, dann blitzt<br />
aus seinen Worten die klare Logik, die auch<br />
um der Sache willen scharf sein kann, ohne<br />
freilich je zu verletzen.<br />
Eine Fülle von Ämtern trägt der Bürgermei<br />
ster und Notar auf seinen breiten, starken<br />
Schultern, Aufgaben des politischen und des
kirchlichen Lebens. Er gehört zu den führen<br />
den Katholiken des Rheinlandes und war 1956<br />
Vorsitzender des Lokalkomitees beim 77. Deut<br />
schen Katholikentag.<br />
In seinem Haus in Marienburg, Auf dem Rö<br />
merberg 19, herrscht viel Frohsinn. Dort lebt<br />
er mit seiner Frau und der Tochter Ursula.<br />
Die ältere Tochter Hildegard ist verheiratet:<br />
täglich<br />
kommt sie mit Enkel Thomas ins<br />
Elternhaus. Bücher, vor allem historische und<br />
kulturelle Werke, Musik, Naturverbundenheit,<br />
Wandern und Waidwerk gehören zu den Stekkenpferden<br />
von Franz Lemmens. Das alles<br />
erhält ihn jung. Wer den Bürgermeister jun-<br />
Iihaft lachen sieht, wird ihm die „60" kaum<br />
üben.<br />
Helmut Signon<br />
[Kölnische Rundschau vom 12./13. 2. <strong>1966</strong>]<br />
Dr. Franz Lemmens ist inaktives Mitglied unse<br />
res Vereins.<br />
TERMINKALENDER<br />
für den Monat April <strong>1966</strong><br />
Eine neue Reise nach den USA zum Besuch<br />
der dortigen deutschen Chöre plant für näch<br />
stes Jahr der Deutsche Sängerbund, nachdem<br />
die diesjährige Fahrt von großem Erfolg be<br />
gleitet war. Die Organisation liegt wieder in<br />
Händen des Reisebüros Bartholomae, Wies<br />
baden, wo die näheren Teilnahmebedlngungen<br />
angefordert werden können.<br />
<strong>Der</strong> neue<br />
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den 23. 4. Großer Saal 19.30 Uhr<br />
Pflege des Chorgesanges bedeute gleichzeitig<br />
Abkehr vom Materiaiismus, erklärt in ihrer<br />
jüngsten Ausgabe die Zeitschrift „Lied und<br />
Chor" bei einer Vorbesprechung der „Essener<br />
Chortage" (7.—10. Oktober). Dabei wird auf<br />
Kunst und Kultur als Dauerwert hingewieen,<br />
während das Materielle sehr oft leicht durch<br />
äußere oder innere Einwirkung fremder Ele<br />
mente zusammenbreche und vernichtet werde.<br />
<strong>Der</strong> Hinwendung zu Kunst und Kultur diene<br />
in erster Linie das Kulturprogramm, um des<br />
sen Verwirklichung alie Mitglieder des Deut<br />
schen Sängerbundes unentwegt bemüht seien.<br />
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Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
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99<br />
DIE OSTERSONN' IST ENTGLOMMEN<br />
Noch hör' ich dich nicht,<br />
o Nachtigall, und<br />
die Ostersonn' ist entglommen.<br />
Wo bleibst du doch nur,<br />
du wirst doch nicht gar<br />
vergessen, zu uns zu kommen.<br />
Wohl sommert's noch nicht,<br />
wohl steht noch der Hag<br />
ganz winterlich und entblättert,<br />
's ist Eis in dem Wind,<br />
'st Schnee in der Luft,<br />
stäubert und stürmt und wettert.<br />
Doch Start es und finkt schon laut überall,<br />
die Lerche, sie singt und klettert;<br />
es merlt und meist, es kuckuckt im Wald,<br />
es schwalbt und es schweift und schmettert.<br />
Wo bleibt sie so lang, die Nachtigall,<br />
ach, vergißt sie vielleicht zu kommen?<br />
Es sommert noch nicht, doch sommern wird's<br />
bald.<br />
Die Ostersonn' ist entglommen.<br />
Guido Gezelle<br />
(geb. 1830 In Brügge, gest. 1899 ebenda).<br />
SÄHMANNSLIED<br />
Herr Christ will Ostern auferstehn,<br />
heut wollen wir auf den Acker gehn.<br />
Wir säen, wir säen auf vielerlei Feld.<br />
Morgen ist Ostern in aller Welt.<br />
Kyrieleis.<br />
Welcher dereinst die Garben mäht,<br />
ward als Korn in den Boden gesäht.<br />
Wie Jesus Christus auferstund,<br />
so breche das Korn aus dem Erdengrund.<br />
Kyrieleis.<br />
Wir haben die Saat in den Acker gestreut.<br />
Jesus Christus gestern und heut.<br />
Er gebe uns gute Erntezeit<br />
und brech uns das Brot in Ewigkeit.<br />
Kyrieleis.<br />
c<br />
Werner Bergengruen<br />
(geb. 1892 in Riga, gest. 1964 in Zürich)<br />
I'rcrive-S' Os'ter^eS't!
100<br />
Außerordentliche Hauptversammlung am 3.3. 66<br />
Nach der Donnerstagprobe am 3. 3, <strong>1966</strong> fand<br />
gegen 21 Uhr Im Casinosaal von „Haus Wolkenburg"<br />
eine außerordentliche Hauptver<br />
sammlung statt, auf deren Tagesordnung die<br />
Beschlußfassung über Änderungen der Sat<br />
zungen des KMGV stand. Die a. o. Hauptver<br />
sammlung war satzungsgemäß und terminge<br />
recht unter Mitteilung der Abänderungsvor<br />
schläge einberufen worden. Die Änderungen<br />
konnten beraten und vor allem beschlossen<br />
werden, da gem. §21 der Satzungen eine<br />
Dreiviertel-Mehrheit gegeben und somit die<br />
a. 0. HV. beschlußfähig war.<br />
Die für die Vereinsstatuten zur Genehmigung<br />
vorzulegenden Abänderungsvorschläge betra<br />
fen zunächst<br />
den Paragraphen 5 (Absatz 1). Er erhielt fol<br />
gende Neufassung:<br />
„Die Mitglieder (ausgenommen die Ehrenmit<br />
glieder) zahlen für die Dauer der Mitglied<br />
schaft Jahresbeiträge. Diese werden durch die<br />
außerordentliche Hauptversammlung festge<br />
setzt. <strong>Der</strong> Jahresbeitrag ist bis zum 31. März<br />
im voraus zu zahlen."<br />
Die Absätze 1 und 2 des Paragraphen 9 er<br />
hielten eine Neufassung, derzufolge gewisse<br />
Aufgaben auf die Ausschüsse übertragen wer<br />
den. <strong>Der</strong> Vorstand sollte um zwei weitere Mit<br />
glieder auf „fünf weitere Mitglieder, von denen<br />
eines dem «Cäcilia-Ausschuß» angehören<br />
muß", verringert werden. Die a. o. HV. war je<br />
doch nicht damit einverstanden, vor allenri ^<br />
Hinblick auf die vielen Aufgaben, die du<br />
das Jubiläumsjahr 1967 auf den Verein zu<br />
kommen. Die Neufassung und die Abänderung<br />
der Neufassung („7 weitere Mitglieder") wurde<br />
mit Stimmenmehrheit angenommen.<br />
Geringfügige Änderungen betrafen die Para<br />
graphen 10, Abs. 2 und 11, Abs. 2: Die Worte<br />
„binnen vier Wochen einzuberufenden" (§10,<br />
2) wurden gestrichen, ebenfalls der Passus<br />
„Die Wahl erfolgt geheim" (§11, 2).<br />
Die Absätze 2 und 3 des §20 erhielten eine<br />
Neufassung:<br />
(2) Die ordentliche Hauptversammlung hat eine feststehende Tagesordnung<br />
mit folgenden Punkten:<br />
a) Wahl der Verhandlungsleiter und der Protokollführer<br />
b) Berichte des Vorstandes und der Ausschüsse über das verflossene Ge<br />
schäftsjahr<br />
c) Bericht der Rechnungsprüfer<br />
d) Genehmigung der Bilanz<br />
e) Entlastung des Vorstandes<br />
f) Beratung des Haushaltungsvoranschlags<br />
g) Vornahme der Wahl des Vorstandes, der Ausschüsse, der Rechnungs<br />
prüfer und des Ehrenrates.<br />
(3) Zur ordentlichen Hauptversammlung ist schriftlich einzuladen.<br />
Dieser Punkt wurde wie auch die schon ge<br />
nannten Punkte der Tagesordnung und die<br />
weiter folgenden mit überwältigender Mehr<br />
heit angenommen.<br />
<strong>Der</strong> §21 erhielt als Absatz 6 einen Zusatz; da<br />
durch wurde dieser Absatz nunmehr zum Ab<br />
satz 7:<br />
(6) Bei Beschlußunfähigkeit einer außerordent<br />
lichen Hauptversammlung ist binnen 4<br />
Wochen erneut eine außerordentliche<br />
Hauptversammlung einzuberufen. Diese ist<br />
in jedem Falle beschlußfähig.<br />
Schließlich erhielt noch der 1. Absatz des §23<br />
folgende Neufassung:<br />
„Ergibt sich Beschlußunfähigkeit der Ver<br />
sammlung, so wird gemäß §21, Absatz 6 ver<br />
fahren".
101<br />
Unmittelbar an die a. o. HV. schloß sich die<br />
Wahl-Vorversammlung an<br />
Zur Vorbereitung war, den Statuten entspre<br />
chend, vor der ordentlichen Hauptversamm<br />
lung ein aus 8 Mitgliedern bestehender Wahl<br />
ausschuß gewählt worden. Dieser hat die Auf<br />
gabe, geeignete Kandidaten für den Vorstand,<br />
für die Ausschüsse, sowie für den Ehrenrat<br />
und die Rechnungsprüfer ausfindig zu machen<br />
und zu benennen für den Fall, daß perso-<br />
Cf^.We Veränderungen nötig geworden sind,<br />
i jetzige Wahlvorversammlung fand auch<br />
gem. §11, Abs. 3 im Anschluß an eine regel<br />
mäßige Probe statt.<br />
Dieser Statutenforderung wurde ebenso ent<br />
sprochen wie der des Absatzes 4 des glei<br />
chen Paragraphen, der fordert, daß der „ein<br />
zige Punkt der Wahl-Vorversammlung die Be<br />
kanntgabe der vom Wahlausschuß ermittelten<br />
Kandidaten mit Aussprache" ist.<br />
Alle Formalitäten wurden also erfüllt, und auch<br />
diese Versammlung verlief in der gleichen<br />
harmonischen Atmosphäre, die seit langem sol<br />
che und andere Versammlungen kennzeichnet.<br />
Br.<br />
Noch eine Blume der Romantik<br />
ein Beitrag von Dr. Heinrich Hehnen [seit 4oJahren aktives Mitglied des kmgv]<br />
<strong>Der</strong> köstliche Beitrag, den unser aktives Mit<br />
glied Dr. W. Jüsgen durch die Veröffent<br />
lichung eines Abschnitts aus dem Musikroman<br />
„Die verborgene Symphonie" von Hans Joachim<br />
Moser mit der Beschreibung einer Reise von<br />
Berlin nach Köln zum Niederrheinischen Mu<br />
sikfest 1832 („per Eilpost!") in Nr. 8/65 des<br />
BB geliefert hat, hat mich veranlaßt, ein Büch<br />
lein auszugraben, welches den streitbaren<br />
Juristen und Publizisten Vinzenz von Zuccal-<br />
Caglio (1806—1876), bekannt unter dem Decknen<br />
„Montanus" („<strong>Der</strong> Bergische") und<br />
von Freund und Gegnern gern als „<strong>Der</strong> alte<br />
Fuhrmann" gekennzeichnet, unter dem Titel<br />
„Rückblicke und Bekenntnisse" zum Verfasser<br />
hat. Ursprünglich vom Vater Jac. Salentin v. Z.<br />
als Statutenbuch und Chronik des von ihm<br />
Anno 1812 ins Leben gerufenen „Oelberger<br />
Instrumentalvereins" angelegt, aber nicht lan<br />
ge fortgeführt, hat der Sohn es zu einer um<br />
fassenden Geschichte der Musikpflege im<br />
Bergischen Lande etwa bis zum Jahre 1874 er<br />
weitert und seinem Schützling, eben dem Oel<br />
berger Instrumentalverein in Burscheid, wohl<br />
der ältesten Liebhaberorchester-Vereinigung<br />
Deutschlands, als nachgelassene Schrift hinter<br />
lassen. Erst 1927 wurde das Werkchen im<br />
Selbstverlag des Instrumentalvereins Burscheid<br />
in einer beschränkten Zahl von Privatdrucken<br />
einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ge<br />
macht, wovon ich einen Abdruck der Liebens<br />
würdigkeit des Stadtamtmanns a. D. Willi<br />
Hoffmann in Burscheid verdanke.<br />
Ein Kapitel der „Rückblicke" ist der Schilde<br />
rung des ,Musikfestivals' gewidmet, welches<br />
aus Anlaß der Beendigung der Wiederaufbau<br />
arbeiten am Altenberger Dom unter der Aegide<br />
des Montanus und — das ist das Besondere<br />
- unter Beteiligung des Kölner Männer-Gesang-Verelns<br />
in Anwesenheit des preuß. Kö<br />
nigs Friedrich Wilhelm IV. stattfand. Doch<br />
hören wir nunmehr den Verfasser selbst:<br />
Das Dankfest zu Altenberg (gekürzt)<br />
Sieben Jahre nach dem Königsstuhl-Konzerte<br />
zu Mülheim gab es in Altenberg ein viel groß<br />
artigeres musikalisch-patriotisches Fest, das<br />
wiederum den Bourscheidern zu danken war.<br />
Wiederum bezog es sich auf den damaligen<br />
König Friedrich Wilhelm IV., und diesmal war<br />
er selber dabei. Im Bergischen Lande hat<br />
niemals eine Musikgesellschaft bei ihrer Auf<br />
führung so zahlreiche, vornehme Gäste ge<br />
habt wie das Bourscheider Orchester, vereint<br />
mit den Bergischen und Kölnischen Sängern<br />
am 22. September 1847 zu Altenberg. Niemals
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ist wohl ein großartigeres wirkliches Volks<br />
fest von sinnigerer Bedeutung unbefohlen in<br />
edierer Regung des Dankes gefeiert worden.<br />
Im Jahre 1847 war die Abteikirche zu Aitenberg,<br />
unser Bergischer Dom, nach zwölfjäh<br />
riger Herstellungsarbeit soweit wieder voll<br />
endet, daß der Eröffnung des dortigen Gottes<br />
dienstes entgegengesehen werden durfte. Je<br />
doch es fanden sich dieser Eröffnung entge<br />
genstehende Anstände, die sobald nicht zu<br />
beseitigen waren<br />
Weil der König aber im Spätsommer 1847<br />
Seine Rheinlande zu besuchen beschlossen<br />
hatte, erachtete der Schreiber dieser Zeilen<br />
für seine Pflicht der Pietät: daß ihm das Ber<br />
gische Land für die Wiederherstellung seines<br />
schönsten großartigsten Kunst- und auch Geschichts-Denkmals<br />
den gebührenden Dank in<br />
feierlicher Weise ausspreche<br />
Nach einer Besprechung mit seinen Freunden,<br />
den Mitgliedern der Bourscheider Musikge<br />
seilschaft, Herrn Julius Hölterhof, der damals<br />
am Altenberge wohnte, lud der Montanus die<br />
sämtlichen bergischen Männergesangvereine<br />
ein, bei der Wiedereröffnung des Gottes<br />
dienstes zu Altenberg dem Könige den Dank<br />
des Volkes für die Herstellung darzubringen,<br />
und lud gleicherweise den König ein, diesen<br />
Dank entgegen zu nehmen<br />
Ais durch Vermittlung des Minister-Präsiden<br />
ten von Bodelschwingh erkundet war, daß der<br />
König annehme und sämtliche Bergische<br />
Männer-Gesang-Vereine ihre Mitwirkung zu<br />
gesagt und die Zahl ihrer Sänger angegeben<br />
hatten, gings an die Arbeit. Berichterstatter,<br />
damals Notariatskandidat, durch kein Amt ge<br />
bunden, vermochte die ganze Tätigkeit eines<br />
rüstigen arbeitsgewohnten für die Sache be<br />
geisterten Mannes daran zu setzen, und sein<br />
Freund Julius Hölterhof, sein treuester Kriegs<br />
kamerad Franz Heuser in Cöin und die Bour<br />
scheider standen ihm treu zur Seite. Zuerst<br />
mußte die vorzutragende Musik beschafft wer<br />
den, die wie alle übrigen Anordnungen Mittel<br />
in Anspruch nahm. Weil man zu Anfang Au<br />
gust, als die Sache eingeleitet wurde, noch<br />
immer der Meinung war, der Gottesdienst in<br />
der Kirche zu Aitenberg werde beim Besuch<br />
des Königs eröffnet werden, so wurde dar<br />
nach Auswahl der Tonstücke getroffen. Es<br />
wurde eine Messe von Haßlinger für 4stimmigen<br />
Männerchor, zwei Motetten von Bernhard<br />
Klein: „Hoch thut euch auf, ihr Thore der<br />
Welt" und „Gott ist mein Hirte" ausgewählt,<br />
und vom Berichterstatter wurde der Text zu<br />
einer Festkantate geschrieben, die Herr Hein<br />
rich Dorn*), damals Musikdirektor und Leiter<br />
der Musikschule zu Cöln, für Männerchor mit<br />
Solos und Orchesterbegleitung setzte<br />
Franz Heuser, der seinen Freund, den Musik<br />
direktor Heinrich Dorn, zum Satze der Fest<br />
kantate und zur Übernahme der Leitung der<br />
Aufführung bewegen hatte, ließ die Orchester<br />
stimmen ausschreiben, und nachdem die Ton<br />
stücke nach allen Richtungen hin verteilt<br />
waren, begann in allen Bergischen Tonver<br />
einen ein freudiges Üben. Auch der damals<br />
durch seine Triumphe weltberühmte Männergesangverein<br />
von Cöln hatte, durch den in<br />
musikalischen Dingen dort einflußreichs' 'k<br />
Franz Heuser veranlaßt, seine Mitwirkung z /<br />
gesagt, und Herr Andreas Pütz, Herr Koch<br />
und die anderen Solisten des Vereins hatten<br />
die Gesang-Soli übernommen. Nachdetn aber<br />
der König seine Zusage des Besuches gege<br />
ben, jedoch mit der Bestimmung erteilt hatte,<br />
daß alles, was auf die Eröffnung des Gottes<br />
dienstes deute, aus den Aufschriften der No<br />
tenblätter fortbleiben müsse, als nun die Fest<br />
kantate zur Aufführung alleinzig übrig blieb<br />
und die Sache eine bestimmte Gestalt ge<br />
wonnen hatte — da begann der Teufel Un<br />
kraut in den Weizen zu säen, und zwar war<br />
Künstlerneid das Motiv. <strong>Der</strong> verdienstvolle<br />
Dirigent des Kölner Männergesangvereins,<br />
der Kapellmeister Herr Hans Weber, durch<br />
so große Erfolge des von ihm geleiteten Ver<br />
eines aufgebläht, glaubte: ihm komme die<br />
Leitung zu und bemühte sich darum. Weil<br />
aber Herr Heinrich Dorn die Festkantate ge<br />
setzt und deren Leitung bereitwillig zuge<br />
sagt hatte, so wurde Weber, der zwar eine<br />
Aufführung meisterhaft zu leiten, jedoch als<br />
Tonschöpfer nichts zu leisten vermochte, mit<br />
seinem höchst unbilligen Angesinnen zurück<br />
gewiesen. Deshalb versuchte er nicht n'"»<br />
den Kölner Männergesangverein von sei ß<br />
Zusage der Mitwirkung abwendig zu machen,<br />
sondern sogar die ganze Sache durch allerlei<br />
Ränke und durch Verleumdungen, die über<br />
den Montanus ausgestreut wurden, und zu<br />
denen der Kreislandrat zu Mülheim, Herr<br />
Schnabel, der frühere Chef der geheimen Po<br />
lizei in den Rheinlanden, seine wirksame Mit<br />
wirkung lieh, indem derselbe diese Verleum<br />
dungen, die in Verdächtigung des Montanus<br />
•) Heinrich Dorn (1804-18S2) war von 1843 bis 1849<br />
städtisch. Musikdirektor in Köln, leitete die niederrhein.<br />
Musikfeste von 1844 und 1847, und wurde<br />
dann als Nachfoiger Nicolais Hofopernkapellmeister<br />
zu Berlin (die Red.).
105<br />
bestanden, bis an den König gelangen ließ, zu<br />
verhindern. Weil die Sache für Aitenberg<br />
schon weit gediehen war, der König bereits<br />
zugesagt hatte und Ihm schon als Kronprinz<br />
der Bau des Bergischen Domes am Herzen<br />
gelegen hatte, so wurde man auf jene Ver<br />
leumdungen hin in Berlin besorgt, und der<br />
damalige Regierungs-Präsident von Raumer<br />
erhielt den Auftrag, sich nach dem Montanus<br />
und v/omit derselbe verdächtigt war, zu er<br />
kundigen und darüber zu berichten. Glück<br />
licherweise machte der Präsident diese Er<br />
kundigungen bei dem Generalprokurator und<br />
bei den Brüdern Heuser in Göin, die den Vertumdeten<br />
nicht blos von Jugend auf in allen<br />
strebungen genau kannten, sondern auch<br />
örund und Absicht der Anschwärzungen<br />
durchschauten. Da wurde Herr von Raumer<br />
aus bester Quelle mit Wahrheit berichtet. Am<br />
14. September schrieb darauf derselbe an<br />
Montanus, daß der König kommen werde, und<br />
am folgenden Tage teilt er dem ihn Besu<br />
chenden mündlich mit, daß der Besuch auf<br />
den 29. September bestellt sei, worauf denn<br />
alles angeordnet und werksteilig gemacht<br />
wurde. Doch am 19. erhielt Montanus durch<br />
Reitboten einen Brief des Regierungs-Präsi<br />
denten, daß S. Majestät den Besuch um acht<br />
Tage früher, auf Mittwoch den 22. September<br />
bestimmt hätten. Da mußte Hais über Kopf<br />
gearbeitet, die größte Tätigkeit mußte ange<br />
strengt werden, um bei dieser veränderten<br />
Zeitbestimmung am Platze zu sein. Was acht<br />
Tage erforderten, war in zwei Tage zusam<br />
mengepreßt. Doch nachdem Montanus sporn<br />
streichs zu seinem Adjutanten Julius Hölterhof<br />
und zu seinen treuen Bourscheidern, dann zu<br />
seinen Freunden Franz Heuser und Dorn in<br />
Göin gerannt war und sich der Ausführbar<br />
keit versichert hatte, konnte er anderen Mor<br />
gens dem Präsidenten Nachricht bringen, daß<br />
(m für den Besuch Sr. Majestät auch am<br />
. September bereit sein werde. Nun waren<br />
30 Vereine und so viele Einzelpersonen ein<br />
zuladen, Einrichtungen für das Orchester pp.<br />
zu treffen.<br />
Das heiterste Sonnenwetter begünstigte die<br />
Reisen, bis am 22. September gleich nach<br />
Mitternacht ein starker Regen losbrach, wie<br />
seit langer Zeit nicht erlebt worden. Es goß<br />
buchstäblich in Strömen herab. <strong>Der</strong> Boden<br />
der Wege wurde aufgeweicht, in wenigen<br />
Stunden waren Bäche und Flüsse über die<br />
Ufer getreten, viele Stege von der Flut fort<br />
gerissen, so daß man große Umwege machen<br />
mußte, um stellenweise hinüberzukommen.<br />
Damais war die Straße von Dünwald über<br />
Odenthal nach Altenberg noch nicht gebaut.<br />
Straßerhof, Biecher und Engeirath waren die<br />
nächsten Orte bei Altenberg, die mit Wagen<br />
erreicht zu werden vermochten, und der ganze<br />
Blecherberg bis ins Dünthal hinab, eine Ent<br />
fernung von etwa einer halben Stunde mußte<br />
zu Fuße überwunden werden. Und doch<br />
kamen Alle Alle!<br />
Die Sänger von Cöin kamen trotz des Wider<br />
spruchs ihres Dirigenten, ihres Vorstandes.<br />
Franz Heusers Stimme und Verwendung galt<br />
da mehr. Und alle die Bergischen Vereine,<br />
von denen mehrere die meilenfernen Wege<br />
zu Fuß zurückgelegt hatten, traten durchnäßt<br />
und beschmutzt in den Ghor. Und auch der<br />
König kam mit hohem Gefolge von Straßer<br />
hof, wo sie die Wagen verlassen hatten, zu<br />
Fuße den Berg hinab auf aufgeweichten<br />
schlüpfrigen Wegen. Die Heftigkeit des Re<br />
gens hatte gegen Mittag nachgelassen, je<br />
doch regnete es fort und fort. Gegen den<br />
Regen nur durch Mäntel geschützt, hatten die<br />
Fußgänger mit dem Ausgleiten auf dem ab<br />
schüssigen Lehmboden zu kämpfen. Diesem<br />
Übeistande zu wehren, ging der König mit<br />
einem trefflichen Beispiele voran, indem er<br />
sich aus einem vor dem Gehöfte Biecher<br />
liegenden Haufen Stangenholz einen Stab<br />
wählte, der ihm als sichere Stütze diente. Ihm<br />
folgte das Geleit, das mit solchen rohen un<br />
vorbereiteten, derben, teils riesenhaften Pilger<br />
stäben schlammbespritzt dem Aitenberge zu<br />
schritt. Für den König und die ihn begleiten<br />
den Fürsten und hohen Beamten waren im<br />
sogenannten Herzogenchore, im linken Kreuzfiügei<br />
des Bergischen Domes zwischen den<br />
Denkmälern der ältesten Landesherren von<br />
Berg und Jülich entsprechende Sitze ange<br />
bracht. Gegenüber im Kreuzflügel stand der<br />
Sängerchor aufgestellt und das Bourscheider<br />
Orchester. . . . Eine kurze Probe überzeugte<br />
den Herrn Kapellmeister Dorn von dem Ge<br />
lingen. Nach allerhöchster Bestimmung soll<br />
ten nur ein, höchstens zwei kleine Tonsätze<br />
vorgetragen werden. Man hatte die große, vom<br />
Berichterstatter Montanus gedichtete, von<br />
Heinrich Dorn gesetzte Festkantate zum Vor<br />
trage gewählt. Figurierte Ghöre wechselten<br />
darin mit Ghorälen und auch ein wunderschön<br />
verschlungenes Soioquartett war eingefügt.<br />
<strong>Der</strong> Vortrag nahm eine Dauer von etwa Drei<br />
viertel Stunde in Anspruch. Nachdem der Kö<br />
nig und sein Gefolge sich im Herzogenchore<br />
niedergelassen hatten und der weite Raum<br />
des Bergischen Domes von der aus allen<br />
Städten und Dörfern des Landes herbeige<br />
strömten Menge aller Schichten und Stände<br />
der Bevölkerung bis zum westlichen Eingange<br />
gefüllt war, begann bei lautloser Stille der
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108<br />
Festgesang. Die durchaus acustischen Hallen,<br />
die nun schon so lange der zukömmlichen<br />
Klänge entbehrt hatten, die wohl noch nie<br />
mals von so großem Chore, von so großer<br />
Tonschöpfung durchwebt und belebt worden,<br />
erschienen jetzt erst der mächtig ergriffenen<br />
Menge in ihrer Pracht, in dem vollen Ver<br />
ständnisse ihrer Großartigkeit. So erhebt die<br />
eine Kunst die verwandte andere. Da blieb<br />
kein Herz ungerührt, die Macht des wohl<br />
lautenden Chores riß alle hin, und man sah<br />
es perlen auch an den Wimpern des Königs<br />
wie seines edlen Oheims und so Vieler. Die<br />
Besetzung, die Ausführung entsprachen der<br />
Würde, der Bedeutung des Ortes und des<br />
Tages. Das Bourscheider Orchester, die Sän<br />
gerchöre, die Solisten taten ihre Schuldigkeit.<br />
<strong>Der</strong> König, ein gewiegter Kunstkenner, war<br />
hocherfreut<br />
Nach einer kurzen<br />
Ansprache, worin der König Seiner Freude<br />
über die gelungene Tonschöpfung, sowie<br />
über die Ausführung Ausdruck gegeben hatte,<br />
nahm er die neuerrichteten Teile des Gottes<br />
hauses in Augenschein<br />
Dann<br />
ließ er den Kapellmeister Dorn und den Montanus<br />
besonders vor sich rufen, dankte,<br />
drückte ihnen nochmals seine Freude aus<br />
über den Ihm bereiteten Genuß und trug<br />
Herrn Dorn, dessen Tonsatz er als sehr wir<br />
kungsvoll und meisterhaft belobte, auf, den<br />
Sängern und dem Bourscheider Orchester<br />
Seinen Dank auszusprechen, nachdem er mit<br />
besonderer Befriedigung aus dem Munde des<br />
Montanus vernommen hatte, daß das Orche<br />
ster nicht aus Berufsmusikern, sondern aus<br />
einem Vereine von Kunstfreunden des Nach<br />
barortes Bourscheid bestand und daß die<br />
Sängervereine des ganzen Bergerlandes von<br />
Königswinter bis unterhalb Düsseldorf und<br />
Elberfeld herab die Huldigung des Dankes<br />
auszusprechen trotz der Ungunst der Witte<br />
rung herbeigeeilt seien<br />
Als ihm<br />
darauf der Pastor von Odenthal vorgestellt<br />
wurde, sagte der König: „Sie sind ja Pfarrer<br />
im benachbarten Odenthal." — „Ja! Auch<br />
hier!" entgegnete der Gefragte mit Nach<br />
druck. „Hier?" trug der König befremdet, wo<br />
rauf jener seine Antwort wiederholte. Darauf<br />
wandte sich der König und viele wollen eine<br />
Träne in seinem Auge bemerkt haben. . . .<br />
Augenscheinlich hatte der König die Worte<br />
des Pastors als eine Anmaßung aufgenom<br />
men, daß das Gotteshaus nicht Ihm, sondern<br />
der katholischen Kirche gehöre, und das hatte<br />
ihn gekränkt. Doch es kehrte bald seine hei<br />
tere Stimmung zurück, und in solcher schied<br />
er, von dem Hochrufe des dankbaren Volkes,<br />
worin er sich im dichten Gedränge bewegte.<br />
begleitet<br />
Die Unterhaltung wurde<br />
unterbrochen durch eine Frau aus der Nach<br />
barschaft, die vor Ihm auf die Kniee nieder<br />
fiel und um Begnadigung ihres wegen Miß<br />
handlung eines Gendarmen zu längerer Frei<br />
heitsstrafe verurteilten Ehemannes flehte.<br />
„Kniet nur vor Gott! Ich bin ein Mensch wie<br />
Ihr — das ziemt sich nicht — steht auf" ge<br />
bot er; und als die Frau aufgestanden war,<br />
nahm er die dargereichte Bittschrift entgegen<br />
und gab diese dem ihn begleitenden Grafen<br />
Nostiz mit den freundlichen Worten: „Die<br />
Sache wird geprüft, und wenn Begnadigung<br />
nur statthaft, so wird sie zuteil werden." Drei<br />
Wochen darauf war der Gatte der Bittstellerin<br />
der Haft entlassen 1<br />
Leider konnte bei der kurzen Zeit der Vorbe<br />
reitung keine Anordnung zu einem gemein<br />
schaftlichen Mahle auch nur der Sänger und<br />
der Mitglieder des Orchesters getroffen wer<br />
den. Man zerstreute sich dorthin, wo man<br />
unterkommen konnte, in den Häusern zu<br />
Altenberg, Blecher, Odenthal, Engelrath,<br />
Straßerhof pp. und alle hatten die Erinnerung<br />
an ein erhebendes Fest heimzutragen.<br />
Folgendes ist das Verzeichnis der angemel<br />
deten, zur Mitwirkung bei der Festkantate be<br />
tätigten Vereine. Alle sind gekommen; viel<br />
leicht nicht alle in der angemeldeten Zahl<br />
und vielleicht manche stumme Sänger dar<br />
unter, denen das Gesangheft der Schlüssel<br />
zum Chore war. Doch war es wohl der stärk<br />
ste Gesangchor, der jemals im Lande zusam<br />
mentrat, und seine Leistung war untadelig.<br />
Alfabetisch geordnet sind die Namen der<br />
Orte, wobei die Namen der Vereine und die<br />
Zahl der Mitwirkenden angegeben:<br />
1. bis 6 pp.<br />
7. Cöln, Liedertafel, Dirig. Kapelim. I<br />
Dorn, 28.<br />
8. Cöln, Männer G.V., Vorst.Kfm.Rodenau,<br />
40.<br />
9. Deutz, Gesangverein, Vorst. Lehrer<br />
Göddertz, 24.<br />
10. bis 30. pp.<br />
Mithin 28 Bergische und 2 Kölnische Vereine<br />
mit 936 Mitwirkenden waren am 21. Septem<br />
ber angemeldet, und die Zahl der Sänger, die<br />
mit dem Orchester den ganzen südlichen<br />
Kreuzflügel und einen Teil des hohen Chores<br />
ausfüllten, waren außer dem Orchester jeden<br />
falls über Achthundert.
109<br />
Soweit der „Berichterstatter" Montanus. Die<br />
Ausflüge, die der „alte Fuhrmann" auch in<br />
diesem Kapitel in das Gebiet der allgemeinen<br />
Kulturpolitik unternommen hat (gegen den<br />
„reaktionären Klerikalismus"), — damals tobte<br />
der Kulturkampf — und manches andere Bei<br />
werk habe ich des beschränkten Raumes<br />
wegen ausgelassen. Aber ist es nicht köstlich,<br />
wie der Verfasser den Anmarsch der Teilneh<br />
mer an diesem ,Dankfest', allen voran der<br />
König Friedrich Wilhelm IV., an Hand einer<br />
Bohnenstange den glitschigen Steilhang<br />
überwindend, und ihre Begeisterung für die<br />
gute Sache schildert? Auch das war ,Roman<br />
tik' im besten Sinne, ganz abgesehen vom<br />
laß. <strong>Der</strong> Kölner Männer-Gesang-Verein war<br />
u/mals — nach nur fünfjährigem Bestehen<br />
schon „weltberühmt". Hüten wir das Erbe<br />
unserer Väterl<br />
TERMINKALENDER<br />
für den Monat Mal <strong>1966</strong><br />
CHORPROBE<br />
Donnerstag, den 5. 5. Großer Saal 19.30 Uhr<br />
Donnerstag, den 12. 5. Großer Saal 19.30 Uhr<br />
Dienstag, den 17. 5. Großer Saal 19.30 Uhr<br />
Donnerstag, den 19. 5. Christi Himmelfahrt<br />
fällt die Probe aus<br />
Donnerstag, den 26. 5. Großer Saal 19-30 Uhr<br />
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Samstag,<br />
den 14. 5. Großer Saal 19.30 Uhr<br />
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Neuaufnahme<br />
Als neue inaktive Mitgiieder begrüßen wir:<br />
Herrn ingenieur Ferdinand Bender, (4236)<br />
Brünen/b.Wesel, Rohstraße 45, Ruf: 02856/551,<br />
Herrn Georg Siep, Architekt, Widdersdorf, Im<br />
Buschfelde 21, Ruf: 50 80 90. und<br />
Herrn Theo Wolf, Kaufmann, Köln-Lindenthal,<br />
Stadtwald-Restaurant, Ruf: 4311 24.<br />
Als neues aktives Mitglied begrüßen wir im<br />
2, Tenor<br />
Herrn Peter Caspers, Versicherungs-Betriebs<br />
wirt, 5 Köln, Blaubach 11 A, Ruf: 21 17 44.<br />
Adressen-Änderung<br />
Wilhelm Ladewig (2. Tenor), jetzt: (509) Leverkusen-Rheindorf,<br />
Am hohen Ufer 9<br />
Richard Trunk<br />
nach seinem 87. Geburtstag am 10.2.1986<br />
Zu meinem Geburtstag in diesem Jahr,<br />
jawohl, am zehnten Februar,<br />
hab ich mir dieses ausgedacht<br />
und für mich seibst ein Gedicht gemacht,<br />
denn nun ist es aus mit dem Komponieren,<br />
darum möcht ich anderweit' mich amüsieren:<br />
Wahrhaftig, jetzt ist er schon siebenundachtzig<br />
der aite Junge, wer hätt' es gedacht sich?<br />
Es geht halt auch hier um das ent- oder weder,<br />
den einen trifft's früher, den anderen später.<br />
Ihr habt ihn von jeher schon immer ermuntert:<br />
„Daß ihr euch nicht wundert, der wird auch<br />
[noch Hundert."<br />
Nun gibt er es aiierdings schon etwas biiüger,<br />
natürlich, je älter man wird, desto wiliiger.<br />
Sagen wir also: zunächst einmal neunzig!<br />
auch darüber könnte der Aite schon freu'n sich;<br />
denn wären vorerst diese Neunzig erreicht,<br />
dann denkt er sich heimlich — vieileicht,<br />
[vielleicht —<br />
geht's nun wie bisher, gemütlich und heiter,<br />
nun auch noch die nächsten zehn Jahre so<br />
[weiter.<br />
Das sag ich bescheiden und ganz ohne Prunk.<br />
Für heute genug! Euer Richard Trunk.<br />
Geburtstage im Monat Mai <strong>1966</strong><br />
9. 5. 70 J. Eug. Gottiieb von Langen<br />
Präsident d. Industrie & Handeis<br />
kammer<br />
inakt. Mitglied<br />
13. 5. 60 J. Dr. Friedrich Sitt akt. Mitglied<br />
24. 5. 89 J. Richard Jacobs akt. Mitglied<br />
Todesfall<br />
Unser inaktives Mitglied, Herr Generaidirektor<br />
i. R. Dr. Josef Ho ratz, inhaber des Großen<br />
Verdienstkreuzes des Verdienstordens der<br />
Bundesrepubiik Deutschiand und Grand Officier<br />
de i'Ordre de ia Gouronne de Ghene,<br />
Luxembourg, ist am 17. 2. <strong>1966</strong> nach kurzer,<br />
schwerer Krankheit im Aiter von 71 Jahren ge<br />
storben.<br />
Josef Horatz war seit dem 1.10.1962 Inaktives<br />
Mitglied unseres Vereins und hat dem F &. G-<br />
Konzern seit 1921 angehört. Sein erfolgreiches<br />
Wirken in der Muttergese Ii schaff führte 1938<br />
zu seiner Berufung in den Vorstand der Kabel<br />
werk Wiiheiminenhof AG, Berlin. Nach dem<br />
Kriege wurde er zum Vorstandsmitglied dieser<br />
Gesellschaft bestellt, 1950 übernahm er den<br />
Vorsitz im Vorstand und die Leitung des Kon<br />
zerns. Er trat nach 40jähriger Dienstzeit 1961<br />
in den wohlverdienten Ruhestand und gehörte<br />
von da an dem Aufsichtsrat der Gesellschaft<br />
an.<br />
Josef Horatz hat sich große und bleibende<br />
Verdienste um die Gesellschaft und den ga<br />
zen F &. G-Konzern erworben. Unermüdlich "<br />
er am Wiederaufbau des F &. G-Konzerns nach<br />
dem Zusammenbruch gearbeitet. Ihn zeichne<br />
ten Schaffensfreude und Ideenreichtum aus.<br />
Wertvolle Verbindungen sind durch das Ver<br />
trauen zu seiner Person zustande gekommen.<br />
Seine besonderen Erfahrungen im internatio<br />
nalen Nachrichtenwesen haben über seinen<br />
Firmenkreis hinaus hohe Wertschätzung ge<br />
funden.<br />
Josef Horatz war ein liebenswerter Mensch,<br />
der sich im dienstlichen wie im privaten Kreis<br />
zahlreiche Freunde geschaffen hat. Seine Lau<br />
terkeit und seine Treue machen ihn dem<br />
K.M.G.V. unvergeßlich. Wir betrauern einen<br />
vortrefflichen Mann.
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
l) Tief erschüttert und voll schmerzlicher Trauer<br />
nahm der Kölner Männer - Gesang-Verein am<br />
18. Februar <strong>1966</strong> Abschied von Sangesbruder<br />
Heinrich Rodenkirchen<br />
techn. Bundesbahn-Oberinspektor<br />
der plötzlich und unerwartet am 15.2.<strong>1966</strong> im Alter von 58 Jahren mitten aus dem<br />
vollen Leben abberufen wurde.<br />
Am 13.2. <strong>1966</strong> noch stand Heinrich Rodenkirchen frisch und gesund mit seinen<br />
Freunden der „Gäciiia Woikenburg" als Mitwirkender des diesjährigen Divertisse<br />
mentchens auf der Bühne des Kölner Opernhauses, und schon bei der nächsten<br />
Vorstellung am 16. 2.<strong>1966</strong> war er nicht mehr dabei! Wie ein Schock wirkte es auf alle<br />
seine Mitspieler, die noch den Klang seiner Stimme im Ohr zu hören glaubten und<br />
es deshalb nicht fassen konnten, daß dieser liebenswerte, heitere und doch stets<br />
bescheidene Freund nun für immer fehlen würde. An diesem Abend kam die rechte<br />
Freude am Spiel nicht auf.<br />
Heinrich Rodenkirchen trat am 30.9.1954 als aktives Mitglied (2. Baß) dem KMGV<br />
bei. Er folgte damit dem Beispiel seines Vaters, der ebenfalls lange Jahre Mitglied<br />
des KMGV war. Regelmäßiger und pünktlicher Probenbesuch sowie die gewissen<br />
hafte Teilnahme an den Veranstaltungen des Vereins zeichneten Heinrich Roden<br />
kirchen aus.<br />
Ehe Heinrich Rodenkirchen den Weg zum KMGV fand, gehörte er aber bereits fest<br />
zum Ensemble der „Oäcilia Wolkenburg". Ein Divertissementchen ohne ihn war nicht<br />
denkbar. Alle ihm übertragenen Rollen spielte er mit Begeisterung, er erfüllte sie mit<br />
der ihm eigenen humorvollen und kölschen Art. Außerdem hielt er Jahr für Jahr zur<br />
großen Freude seiner Mitspieler das Geschehen auf der Bühne in hervorragenden<br />
Ooior-Dias fest. Es war längst zur Selbstverständlichkeit geworden, daß die Mit<br />
wirkenden die Divertissementchen durch seine Aufnahmen hinterher als Zuschauer<br />
nacherleben konnten.<br />
Wir werden diesem lieben Sänger und Freunde, der leider allzu früh von uns gehen<br />
mußte, stets ein ehrendes Andenken bewahren. Er möge ruhen in Frieden!<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
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116<br />
Generalmusikdirektor<br />
Prof. Fritz Zaun starb unerwartet<br />
Mitten aus der künstlerischen Tätigkeit, der er<br />
sich bis zuletzt mit allen Kräften widmete, ist<br />
am 17, 2. <strong>1966</strong> der 72jährige Dirigent Profes<br />
sor Fritz Zaun plötzlich gestorben. Er, der mit<br />
der Rheinoper in Düsseldorf und Duisburg seit<br />
ihrer Begründung im Jahre 1956 eng verbun<br />
den war, wollte am darauffolgenden Tage in<br />
Duisburg Mozarts „Zauberflöte" dirigieren. Auf<br />
dem Wege zu einer Probe für diese Auffüh<br />
rung hat ihn der Tod ereilt. Mozart galt übri<br />
gens auch seine erste Aktion bei der Rhein<br />
oper: Bei der Gründungsfeier im Jahre 1956<br />
dirigierte Fritz Zaun die Jupiter-Sinfonie.<br />
Gewiß werden sich viele unserer älteren Sän<br />
ger noch des hervorragenden Wagner-Diri<br />
genten Zaun und der Opernfestspiele in den<br />
30-iger Jahren unter seiner Stabführung er<br />
innern. Die „Ring"-Aufführungen unter Lei<br />
tung von GMD Zaun (und in der Regie von<br />
Alexander Spring) hatten bekanntlich seiner<br />
zeit Bayreuther Festspielformat, nicht minder<br />
aber auch die Aufführungen der auf einsamer<br />
künstlerischer Höhe stehenden musikalischen<br />
Legende „Palestrina" von Hans Pfitzner, der<br />
lyrischen Komödie „Arabella" sowie des Mu<br />
sikdramas „Elektra" von Richard Strauss. Die<br />
Kölner haben ihren ehemaligen Opernchef zu<br />
letzt als Leiter einer Aufführung von Wagners<br />
„Götterdämmerung" im April 1964 am Pult<br />
des Opernhauses erlebt.<br />
Zaun, 1893 in Köln geboren, kam nach<br />
gründlicher handwerklicher und musikwissen<br />
schaftlicher Ausbildung (u. a. an den Univer<br />
sitäten Köln und Bonn) in seine Vaterstadt,<br />
wohin ihn der damalige Kölner Opernchef<br />
Otto Klemperer als Chordirektor verpflichtet<br />
hatte. Nach einem Zwischenspiel in Mönchen-<br />
Gladbach erreichte ihn schon früh ein Ruf<br />
nach Zürich als musikalischer Leiter der Oper.<br />
Von dort berief ihn der frühere Operninten<br />
dant Prof. Max Hofmüller in das gleiche Amt<br />
als Generalmusikdirektor in die damals unbe<br />
stritten bedeutende Oper in Köln. Von Köln<br />
aus ging Zaun als Leiter des Städtischen Or<br />
chesters nach Berlin.<br />
Nach Kriegsende wirkte Zaun zunächst als<br />
Leiter der Oper im jugoslawischen Zagreb, bis<br />
ihn Dr. Hermann Juch zusammen mit Alberto<br />
Erede als koordinierten Generalmusikdirektor<br />
an die Deutsche Oper am Rhein berief. Noch<br />
einmal gelang es dem Künstler, ein großes<br />
und anspruchsvolles Publikum durch den<br />
Ernst und die Gewissenhaftigkeit seines Mu<br />
sizierens zu erobern. Höhepunkt seines Wir<br />
kens in Düsseldorf und Duisburg dürften die<br />
Interpretationen des „Ring-Zyklus" gewesen<br />
sein, wie überhaupt Richard Wagners Werk<br />
bei ihm hervorragend aufgehoben war. Auch<br />
für die farbige Orchesterpalette der Opern von<br />
Richard Strauss hatte er die rechte Hand, aber<br />
Zaun war keineswegs einseitig. Er liebte alle<br />
Musik, die große Form mit großen Gedanken<br />
verband, eine Operette hätte man sich unter<br />
diesem Künstler nicht vorstellen können.<br />
Fritz Zaun hat sich am Niederrhein viele<br />
Freunde erworben, die seinen Tod mit Be<br />
stürzung und Trauer aufnehmen. An<br />
Rheinoper hinterläßt er eine große Lücke,!<br />
Nachfolger besonders für das monumentale<br />
Werk Wagners muß erst gefunden werden.<br />
Auch wir Kölner grüßen ein letztes Mal den<br />
vornehmen Musiker Fritz Zaun, dem wir viele<br />
erhebende und beglückende Abende verdan<br />
ken, unter denen außer den schon erwähnten<br />
„Ring"-Aufführungen auch noch authentische<br />
Wiedergaben der leider so selten aufgeführten<br />
Hugo-Wolf-Oper „<strong>Der</strong> Corregidor", die<br />
Strauss-Opern „Die Schweigsame Frau", „Ca<br />
priccio", „<strong>Der</strong> Rosenkavalier", sowie von Hans<br />
Pfitzners bekenntnishafter, musikalischer Le<br />
gende „Palestrina" zu zählen sind, — Auffüh<br />
rungen, die auch von anspruchsvollen Kölner<br />
Opernfreunden wiederholt besucht wurden.<br />
GMD Fritz Zaun, einer der letzten bedeuten<br />
den Wagner-Dirigenten, wurde am 17. 2. <strong>1966</strong><br />
auf dem Friedhof Köln-Melaten beigesetzt. Im<br />
großen Trauergeleit sah man auch ehemalige<br />
Kölner Bühnenangehörige, die ihrem früheren<br />
„General" das letzte Geleit gaben.<br />
Br.<br />
(sowie nach: Köln.-Stadt-Anzeiger u. Düsseldorfer<br />
Rundschau.)<br />
Er war ein Wegbereiter<br />
der modernen Musik<br />
Heinrich Lemacher in Köln gestorben<br />
Kurz vor seinem 75. Geburtstag starb in den<br />
frühen Morgenstunden des 16. März der Köl<br />
ner Komponist und Musikpädagoge Heinrich<br />
Lemacher. Mit ihm ist der schöpferische Re<br />
präsentant der katholischen Kirchenmusik des<br />
Rheinlandes dahingegangen. Seine Kirchen<br />
musikwerke, die auf traditionellem Boden das<br />
Rheinische und das Brucknerische zu einer<br />
schönen, farbigen Einheit verbinden, gehören<br />
zum wertvollsten Besitz der katholischen Kir-
117<br />
chenchöre. Ebenso umfangreich sind seine<br />
kompositorischen Beiträge auf dem Gebiet<br />
der weltlichen Musik.<br />
Die zum 65. Geburtstag in der Schriftenreihe<br />
des Allgemeinen Gäcilien-Verbandes erschie<br />
nene Lemacher-Festschrift bringt ein vollstän<br />
diges Werkverzeichnis: es sind sieben eng<br />
bedruckte Seiten mit weit über 150 Werken, zu<br />
denen noch zwölf Bücher, Buchbeiträge und<br />
Chroniken sowie zahlreiche Einzelabhandlun<br />
gen in Zeitschriften und Zeitungen kommen.<br />
Besonders populär wurde Lemacher mit seinen<br />
weltlichen Chorwerken. Allein für Männerchor<br />
er gegen vierzig Werke geschrieben, dar<br />
fer mehrere zyklische. Als einer der ersten<br />
hat er die Bedeutung des Laienmusizierens<br />
erkannt, sowohl auf vokalem wie instrumen<br />
talem Gebiet. Neben zahlreichen Kammer<br />
musikwerken und Liedern stehen allein vier<br />
zehn Orchesterwerke, darunter viele rheinisch<br />
betitelte wie „Kölsche Krätzger", „Duisdorfer<br />
Kirmes", „Gymnicher Ritt", „Rheinische Tage"<br />
und andere, die er selbst der Gebrauchsmusik<br />
„im guten Sinne des Wortes" zugezählt hat.<br />
In der schaffensfrohen, von bestem rheini<br />
schem Humor erleuchteten Persönlichkeit<br />
Heinrich Lemachers haben sich mehr als vier<br />
Jahrzehnte rheinischer und kölnischer Musik<br />
geschichte verkörpert. <strong>Der</strong> 1891 in Solingen<br />
als Zweitältester Sohn Kölner Eltern geborene<br />
Musiker studierte am Kölner Konservatorium<br />
und promovierte 1916 bei Schiedermair in<br />
Bonn. Dann wirkte er in Köln als Musikkritiker<br />
und Seminarleiter, war Lektor an der Uni<br />
versität und kam 1925 an die aus dem Kon<br />
servatorium hervorgegangene Musikhoch<br />
schule (seit 1928 Professor). Hier entfaltete er<br />
eine hervorragende Wirksamkeit als Päda<br />
goge und zog in mehr als drei Jahrzehnten<br />
ip ganze Generation von Komponisten und<br />
rv^henmusikern, von Schul- und Privatmusik<br />
lehrern heran.<br />
Immer war Lemacher ein Freund und Berater<br />
der jungen Musiker. Dazu war er der erste,<br />
der in Köln der um 1920 heftig umstrittenen<br />
neuen Musik den Weg geebnet hat, zuerst als<br />
Präsident, dann als Ehrenvorsitzender der<br />
Kölner Gesellschaft für Neue Musik. Lema<br />
chers Wirken als Komponist, Schriftsteller und<br />
Lehrer wird in Köln nicht vergessen werden.<br />
Zur Trauergemeinde gehört auch die Redak<br />
tion der Rundschau, für die er im Laufe der<br />
Jahre eine große Zahl von wertvollen Musik<br />
beiträgen geschrieben hat. E.<br />
[Kölnische Rundschau v. 17. 3. <strong>1966</strong>]<br />
<strong>Der</strong> KMGV hat das Männerchor-Werk Heinrich<br />
Lemachers seit langem schon gepflegty zuletzt<br />
noch durch die Uraufführung der Chorfantasie<br />
für Mdnnerchory Klavier und Streichery op. 182<br />
(1964) in Essen am 29.5.1965 [vgl. BB Nr.<br />
7/1965 S. 140—145].<br />
Ernst Dolhausen 65 Jahre alt<br />
Festliche Geburtstagsfeier am 9.3. <strong>1966</strong><br />
Am 9. März <strong>1966</strong> wurde unser lieber Sanges<br />
bruder Ernst Dolhausen 65 Jahre alt. Um<br />
diesen Tag würdig begehen zu können, hatte<br />
Ernst Dolhausen außer seinen Verwandten die<br />
Freunde der Gruppe 18, der «Cäcilia Wolken<br />
burg», der Karnevalsgesellschaft «Uhu», Köln-<br />
Dellbrück, und Mitarbeiter des Finanzamtes<br />
Ost eingeladen. <strong>Der</strong> Einladung war eine große<br />
Schar von Freunden gern gefolgt. Im Restau<br />
rant «Morgenstern» in Köln-Deutz begann<br />
eine Gratulationskur, die bewies, wie beliebt<br />
Ernst Dolhausen im Kreise seiner Freunde ist.<br />
Blumen und Geschenke häuften sich und mit<br />
vielen guten Worten wurde seines Festtages<br />
gedacht. Den Reigen der offiziellen Gratulan<br />
ten eröffnete der Präsident der Karnevals<br />
gesellschaft «Uhu», Theo Häck. Mit launigen<br />
Worten gedachte er der vielen schönen Stun<br />
den, die der Elfer-Rat mit Ernst Dolhausen<br />
verlebt hatte. Als nächster Gratulant sprach<br />
Gustav Funcke die Glückwünsche der «Cä<br />
cilia» aus. Ihm folgte Paul Peters im Namen<br />
des Vorstandes des KMGV. Nachdem auch<br />
sein dienstlicher Vorgesetzter des Finanzamtes<br />
Ost seine Glückwünsche angebracht hatte,<br />
sprach als letzter Hans Schäfer die Glück<br />
wünsche für die Gruppe 18 aus.<br />
Umrahmt wurden diese Glückwünsche durch<br />
Volkslieder — gesungen von den anwesenden<br />
Mitgliedern des KMGV — und von Gedichten<br />
des Literaten der Karnevalsgesellschaft »Uhu«,<br />
Josef Blank. An guten Getränken fehlte es<br />
wahrhaftig nicht, wie auch der Tisch mit vieler<br />
lei eßbaren Genüssen gedeckt war. Diese<br />
hochherzige Bewirtung ließ sehr schnell eine<br />
fröhliche Stimmung aufkommen, an der auch<br />
die leider schon länger erkrankte Frau unseres<br />
Sangesbruders Ernst Dolhausen still, aber mit<br />
frohem Herzen teilnahm.<br />
Als die große Schar von Gratulanten — es<br />
mögen 60 bis 70 gewesen sein — nach Stun<br />
den das gastliche Haus verließ, war man<br />
einhellig der Meinung, eine schöne Geburts<br />
tagsfeier mit Ernst Dolhausen verbracht zu<br />
haben.<br />
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unternahmen kürzlich zwei Mitgliedschöre des<br />
Deutschen Sängerbundes. Schubert-Bund<br />
Wuppertal und Schubert-Bund Essen gaben<br />
in verschiedenen Städten Konzerte vor einem<br />
großen Auditorium, das den deutschen Gästen<br />
und ihren Leistungen begeistert Beifall spen<br />
dete.<br />
Das Jahrbuch <strong>1966</strong> des Deutschen Sängerbun<br />
des, das vor einigen Wochen in erhöhter Auf<br />
lage herauskam, kann nur noch in wenigen<br />
Exemplaren geliefert werden, da nahezu alle<br />
Stücke ausverkauft sind. Die nächste Ausgabe<br />
des Jahrbuches erscheint im Oktober kom<br />
menden Jahres. Die seit 1927 bestehende<br />
Publikation stellt für das laufende Jahr einen<br />
Mitgliederbestand von 14 913 Vereinen und<br />
1 459 319 Mitgliedern des Deutschen Sänger<br />
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programm" gab der Deutsche Sängerbund<br />
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Das von Prof. Hermannjosef R ü b b e n ver<br />
faßte Heft gibt wertvolle Hinweise für die Ge<br />
staltung von Vortragsfolgen für Cfiorkonzerte<br />
unter Bekanntgabe von geeignetem Material<br />
auf den verschiedensten musikalischen Ge<br />
bieten.<br />
Aus dem Jahresbericht des Südwestafrikani<br />
schen Sängerbundes, der seinen Sitz In Wlndhuk<br />
hat, geht hervor, daß die dortigen Chöre<br />
schon jetzt Vorbereitungen für die Teilnahme<br />
>16. DSB-Fest In Stuttgart Im Jahre 1968<br />
en. Das letzte DSB-Fest war 1962 In Essen<br />
und gleichzeitig Hundertjahrfeier des Bundes.<br />
Auch hier und schon vorher 1956 in Stuttgart<br />
war der Südwestafrikanische Sängerbund mit<br />
zahlreichen Mitgliedern vertreten.<br />
Das traditionelle Bergische Chorfest,<br />
das alle zwei Jahre veranstaltet wird, findet<br />
am Sonntag, dem 5. Juni <strong>1966</strong> auf Schloß<br />
Burg an der Wupper statt. Geplant ist ein<br />
Jugendsingen mehrerer Chöre, eine Chorfeier<br />
und ein Konzert, in dem u. a. Werke von Hajo<br />
Kelling und Helmut Degen zur Uraufführung<br />
kommen.<br />
Die Schallplattenreihe des Deutschen Sänger<br />
bundes, die Im Rahmen der „Camerata" Im<br />
Möseler-Verlag, Wolfenbüttel, erscheint, ist<br />
um eine neue Ausgabe bereichert worden. Die<br />
soeben herausgekommene Platte enthält die<br />
„Vier Vlllanellen nach altitalienischen Texten"<br />
von Karl Haus, welter von Bruno Stürmer<br />
„Goldner Herbst" und von Willy Sendt „Nacht<br />
musikanten". In der Reihe erscheint viertel<br />
jährlich eine Platte mit Chorwerken aus Ver<br />
gangenheit und Gegenwart.<br />
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zu PFINGSTEN<br />
Zu Pfingsten kam der Geist des Herrn<br />
und stand ob seinen Gläubigern<br />
geteilt gleich Feuerzungen;<br />
da Mann und Weib, und wer es sei,<br />
in Sprachen fremd und vielerlei<br />
sein Lob gesungen.<br />
<strong>Der</strong> Geist haucht übern Wiesenplan,<br />
rührt Gras und Kraut nur eben an.<br />
und eilend blüht und stäubt es.<br />
Er überschattet Hain und Wald:<br />
da bricht aus Knospen die Gestalt,<br />
da sprießt und läubt es.<br />
Die Heiden nahmens; staunend wahr.<br />
Er kommt, als wärs ein Gärtnersmann;<br />
Wir aber wissen: Jahr' um Jahr<br />
die nackten Beete müssen dran,<br />
kommt er ins Land gegangen;<br />
die will er hübsch bekleiden.<br />
L der Tröster, der uns nie verläßt, Gleich steigt der Keim aus frischem Grund,<br />
macht alle Welt zu seinem Fest<br />
gleich wehn die Zweige rosenbunt<br />
aufs schönste prangen.<br />
und weiß und seiden.<br />
Er kommt und bringt auf hoher Fahrt<br />
In Lüften mit die Vögel zart,<br />
da hebt er an, und lehret<br />
sie singen, was kein Ohr vernahm,<br />
bevor das Wort vom Himmel kam.<br />
das alle nähret.<br />
Sein Fittich streift das Wintereis,<br />
das ward vor Schlaf und Kälte greis;<br />
gleich kommt es abgeronnen<br />
und lacht und läuft und springt zu Tal<br />
mit hundert Bächen überall<br />
und steigt im Bronnen.<br />
Dann pocht er an der Körbe Tor:<br />
der Bienenschwarm fährt stracks hervor<br />
und fliegt auf alle Blumen.<br />
<strong>Der</strong> ganze Garten wimmelt schon.<br />
höchst fern hinaus den goldnen Ton<br />
im Felde summen.<br />
Doch höher fährt des Geistes Sturm,<br />
er rührt im Lande Turm nach Turm;<br />
die hellen Lüfte wanken<br />
vom Glockenschall: es Ist soweit.<br />
leg hurtig an dein bestes Kleid<br />
und geh Gott danken!<br />
Rudolf Alexander Schröder<br />
(geb. 1878 in Bremen,<br />
gest. 1962 ebd.)<br />
DER „BURGBOTE"<br />
ENTBIETET SEINEN LESERN<br />
ZU PFINGSTEN,<br />
DEM „LIEBLICHEN FEST",<br />
FREUNDLICHE GRÜSSE!
124<br />
Wiedersehen mit alten Sangesfreunden<br />
Wer zuerst den Gedanken gehabt hat, ein<br />
mal unsere alten, getreuen, ehemals aktiven<br />
Sangesfreunde, die aus Krankheits- oder<br />
Altersgründen verhindert sind, regelmäßig<br />
die Proben zu besuchen, an einer Donners<br />
tagsprobe als Gäste teilnehmen zu lassen,<br />
das läßt sich mit Bestimmtheit wohl nicht<br />
mehr so genau sagen. <strong>Der</strong> „<strong>Burgbote</strong>"<br />
konnte hierzu erfahren, daß unser früheres<br />
aktives (heute nicht mehr ausübendes) Mit<br />
glied, Kammersänger Jac Decker, auf seiner<br />
letzten Geburtstagsfeier im vergangenen<br />
Jahre zu unserem Vorstandsmitglied Richard<br />
Harkämper geäußert hat: „Ich käme so<br />
gerne noch einmal zu einer Probe herüber,<br />
wenn der Weg nicht zu beschwerlich wäre."<br />
Das war für Richard Harkämper Veranlassung,<br />
im Vorstand den Gedanken zu erwägen, die<br />
alten Herren einmal zu einer Chorprobe<br />
einzuladen. Sangesbruder Herbert Müller-<br />
Hartmann hatte vor längerer Zeit in einem<br />
Brief an den Vorstand zu bedenken gege<br />
ben, daß „für die nichtausübenden Mit<br />
glieder, die entweder beruflich oder aus<br />
Alters- oder Krankheitsgründen verhindert<br />
sind, aktiv mitwirken zu können", ein Wea<br />
gefunden werden müsse, „ihnen das F 1<br />
seitestehen leichter zu machen". ^<br />
Unser Vorstand hat nun in dankenswerter<br />
Weise diesen Gedanken verwirklicht. Aus<br />
dem Briefwechsel (3.3. u. 6.3.<strong>1966</strong>) unseres<br />
Präsidenten, Dr. Max Adenauer, mit dem<br />
Senior der Sängerschaft, Willy von der Ruhr,<br />
entnehmen wir die Form der Einladung und<br />
auch die große Freude, die damit den alten<br />
Herren bereitet wurde:<br />
Sehr verehrter, lieber Sangesfreund von der Ruhr!<br />
<strong>Der</strong> KMGV ladet seine alten und verdienten ehemaligen aktiven Mitglieder als<br />
Gäste zu einer Chorprobe unter seinem Dirigenten Professor Hermann<br />
josef Rübben, sowie zu einem anschließenden kleinen geselligen Beisammen<br />
sein am<br />
Donnerstag, dem 17. März <strong>1966</strong>, um 19.30 Uhr,<br />
in unserer „Wolkenburg"<br />
herzlichst ein.<br />
Die Abholung und Rückfahrt in PKW wird von aktiven Mitgliedern des Chores<br />
übernommen.<br />
Bitte teilen Sie uns auf beiliegender Antwortkarte bis Donnerstag, den 10. März<br />
<strong>1966</strong> mit, ob wir Sie an diesem Abend in unseren Reihen begrüßen dürfet!.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand und die aktiven Sänger freuen sich auf das Beisammensein mit<br />
ihren alten Sangesfreunden.<br />
Mit freundlichen Sangesgrüßen<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN<br />
gez.: Dr. Max Adenauer<br />
Mein sehr verehrter Herr Präsident, Dr. Max Adenauer, Köln.<br />
Seit langem hat keine Mitteilung des KMGV eine solch innige Herzensfreude<br />
bei mir ausgelöst wie Ihre freundliche Einladung zur Teilnahme an einer<br />
Chorprobe unter unserm Meisterdirigenten Professor R ü b b e n . Es ist Ihnen<br />
gewiß bekannt, mit welch unwandelbarer Treue die Alt-Aktiven an ihrem KMGV<br />
hängen. Sie werden dann auch verstehen, wie schmerzlich es für sie ist, in<br />
folge Altersbeschwerden am internen Vereinsleben nicht mehr teilnehmen zu
125<br />
c<br />
können. Wie hochherzig ist daher Ihr Entschluß, uns Alten mühelos Gelegenheit<br />
zu geben, mitten unter unsern Sangesbrüdern Zeuge des intensiven Studiums<br />
zu werden, dem unser KMGV seine Weltgeltung verdankt.<br />
Hochgeschätzter Herr Präsident, Ihre liebevolle Einladung beweist uns, daß<br />
wir nicht abgeschrieben, nicht vergessen sind. Das gibt den alten Herzen<br />
nochmals Auftrieb, Freude in alte Herzen zu tragen ist Gottesdienst, der<br />
seinen Lohn in sich selbst findet.<br />
Leider kann ich Ihre freundliche Einladung nur unter Vorbehalt annehmen.<br />
Ich habe erst vor einigen Tagen eine ärztlich verordnete Bettkur wegen Herz<br />
schwäche von dreiwöchentlicher Dauer absolviert. Ich hoffe aber zuversichtlich,<br />
daß es mir möglich sein wird, am 17. März einige Stunden unter Ihnen weilen<br />
zu können. Ich würde rechtzeitig Mitteilung machen, wenn mein Gesundheits<br />
zustand es mir nicht gestatten würde.<br />
Dem lieben Sangesbruder, der mich abholen und wieder heimbringen will,<br />
im voraus schon meinen herzlichsten Dank.<br />
Unterdes verbleibe ich in unwandelbarer Treue, die ich in mehr als 60 Jahren<br />
unserm geliebten KMGV entgegenbrachte, als Senior der Alt-Aktiven<br />
Ihr allzeit ergebener<br />
gez.: W. von der Ruhr<br />
Die Gäste wurden gegen 19 Uhr an ihrer<br />
Wohnung von Sangesfreunden im PKW ab<br />
geholt. Richard Harkämper empfing sie im<br />
Foyer unseres Vereinshauses.<br />
Es war ein frohes Wiedersehen, das die<br />
alten Herren feierten, und wie sie im<br />
„Gäcilia"-Zimmer in heiterer Runde beisam<br />
men saßen, unter ihnen auch noch unser<br />
aktives Mitglied Herbert Müller-Hartmann, da<br />
kamen tatsächlich doch neunhundertundsiebenundvierzig<br />
Lebensjahre zusammen. Damit<br />
nun aber die Tausend voll wurden, stellte<br />
sich Richard Harkämper bereitwillig zur Ver<br />
fügung, und siehe da, die Tausend wurden<br />
überschritten. Es waren die Herren Hans<br />
orn, Karl Bux, Anton Gilles, Josef Hahn,<br />
on Knülle, Paul Kreiten, Franz Reckum,<br />
arl Schulz, Dr. Theo Schwickerath, Willy<br />
von der Ruhr und Hermann Wirtz.<br />
Präsident Dr. M. Adenauer begrüßte<br />
jeden einzelnen unserer Gäste und ver<br />
weilte einige Minuten im persönlichen Ge<br />
spräch mit ihnen. Bei einem Glas Sekt<br />
werden die Lebensgeister recht munter, und<br />
es läßt sich angeregt plaudern. Sie hatten<br />
sich gewiß viel zu erzählen, unsere alten,<br />
getreuen Sangesfreunde, neben persönlichen<br />
Dingen natürlich vieles, was unseren KMGV<br />
betraf, dem diese Herren mit einer ganz<br />
besonderen Liebe angehören, — ich möchte<br />
sagen, mit einer fast romantischen Liebe, die<br />
wiederum dem Bewußtsein entspringt, die<br />
Glanzzeit unseres Vereins miterlebt zu ha<br />
ben, jene Zeit, die mit den Namen Schwartz,<br />
Trunk und Papst unabänderlich verknüpft ist.<br />
Es war ja nicht nur die Glanzzelt des KMGV<br />
in künstlerischer Hinsicht, sondern auch jn<br />
gesellschaftlicher. Nicht als ob das gesell<br />
schaftliche Leben unseres Vereins in unserer<br />
Zeit eine Minderung erfahren hätte, nein,<br />
das ist es nicht. Vielmehr: es ist eine Wand<br />
lung eingetreten, - die Art der Geselligkeit<br />
hat sich gewandelt. Anstelle einer unbe<br />
schwerten, man möchte fast sagen, im<br />
besten Sinne naiven Freude am geselligen<br />
Beisammensein, bei dem die Darbietungen<br />
einzelner Sangesfreunde sich wie von selbst<br />
ergaben und, wie ich es mir habe sagen<br />
lassen, oft eine beachtliche künstlerische<br />
Höhe erreichten, ist eine weit mehr distan<br />
zierte Art des sich Begegnens im gesell<br />
schaftlichen Rahmen (um einmal ein fades<br />
Modewort unserer Zelt zu gebrauchen) ge<br />
treten. Darbietungen in einem solchen Kreis<br />
erstreben gerne Perfektion, weshalb heute<br />
nur zu oft auf fremde „Kräfte" zurück<br />
gegriffen wird. Im Zeitalter der Massen<br />
medien, vor allem des Fernsehens, ist man<br />
gewöhnt, Ansprüche zu stellen ...<br />
Aber auch die Art des Sichbegegnens hat<br />
sich, wie mir scheinen will, gewandelt. Die<br />
gegenseitige Verbundenheit in Freundschaft,<br />
eine besondere Art der Menschlichkeit, weicht<br />
allzu oft einer Unverbindlichkeit, deren Distanziertheit<br />
durch ein noch so feucht-fröh<br />
liches Gebahren und eine um einige Grade
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zu laute Heiterkeit, die nicht immer echt<br />
klingen will, nicht überdeckt werden kann.<br />
Solche Gedanken konnten einem kommen,<br />
wenn man, wie an diesem Abend, die „Al<br />
ten" in ruhigem, gedämpftem und dabei<br />
doch heiterem Gespräch beisammen sitzen<br />
sah, das durch die Abgeklärtheit des Alters<br />
noch gelassener erschien. Hier wurde noch<br />
einmal eine Zeit, oder vielmehr, die Er<br />
innerung an eine Zeit lebendig, in der Ge<br />
selligkeit in Freundschaft und langjähriger<br />
Verbundenheit nicht durch hektische Unruhe,<br />
selbstsüchtigen Egoismus („jeder hat mit<br />
sich selbst genug zu tun") und standardi<br />
siertes Vergnügen um ihren Wert gebracht<br />
wird.<br />
Gegen 20.30 Uhr wurden die Gäste in den<br />
Großen Saal geleitet und dort unserem<br />
Dirigenten vorgestellt. Sie nahmen auf den<br />
vor (Jem Chor bereitgestellten Stühlen Platz.<br />
Nach dem Sängergruß hieß Dr. Adenauer<br />
die Gäste herzlich willkommen, in seiner<br />
Ansprache führte er u. a. folgendes aus:<br />
„Die eben genannten, zwölf aktiven Mit<br />
glieder sind Sangesbrüder der ersten Stunde<br />
der Nachkriegszeit, die mit dazu beigetragen<br />
haben, daß der KMGV wieder aufgebaut<br />
werden konnte. Es ist nun leider, wie in<br />
allen Bereichen des menschlichen Lebens so,<br />
daß wir allzu schnell derer vergessen, die<br />
zwar ihre Verdienste haben, die aber in dem<br />
Augenblick von der jüngeren Generation<br />
vergessen sind, wenn sie nicht unter uns<br />
weilen. Deshalb war der Gedanke besonders<br />
schön, ihnen für das zu danken, was Sie<br />
für den Verein und seinen Wiederaufbau ge<br />
leistet haben. Sie sehen, daß wir immer noch<br />
an Sie denken, mit Ihnen fühlen und Sie<br />
als die Unsrigen betrachten.<br />
Man ist heute allzu leicht geneigt, der<br />
Jugend den Vorzug zu geben; ich meine,<br />
darin liegt eine große Undankbarkeit denen<br />
gegenüber, die das große Verdienst hab' ^<br />
daß sich das geseiischaftiiche Leben u. /<br />
unser Sangesleben in so erfolgreicher Weise<br />
ordnen konnten. Jung sein ist zunächst<br />
noch kein Verdienst, — die Jugend erhäit<br />
ihre Berechtigung durch die Leistung, die sie<br />
später einmal aufweisen seil.<br />
<strong>Der</strong> KMGV fühlt sich verpflichtet, ihnen<br />
durch mich den Dank des Vereins für das<br />
auszusprechen, was Sie für ihn geleistet<br />
haben."<br />
Dr. Adenauer gab der Hoffnung Ausdruck,<br />
daß die alten Sangesbrüder bei Gelegenheit<br />
wieder einmal unserer Probe beiwohnen<br />
könnten.<br />
Dr. Jüsgen und Richard Harkämper begrüßen unsere alten Aktiven im Casino<br />
Photo: Franzjosef Klein (1. Baß)
• t<br />
L<br />
■ :<br />
Eine heitere Tischrunde: »pars pro tote«<br />
Es war ihm übrigens ein kleiner Rechen<br />
fehler unterlaufen: Ais Gesamtzahl an Le<br />
bensjahren hatte er 947 Jahre angegeben<br />
und festgestellt, daß die Tausend nun doch<br />
noch nicht erreicht worden seien. Prof.<br />
Rübben meinte daraufhin: „ich mache<br />
Ihnen, Herr Präsident, den Vorschlag, Sie<br />
hätten Ihren Herrn Vater mitbringen sollen!"<br />
Dr. Jüsgen warf daraufhin schlagfertig ein:<br />
„Dann hätten wir eine Jahrtausendfeier ge<br />
habt." Nun, wir hatten sie indessen.<br />
Im Beisein der Gäste ging dann die Probe<br />
weiter. Mozarts Kantate „Dir, Seele des<br />
('-»itails" (KV 429) und Bruckners Männerrsatz<br />
„Mitternacht" (mit Klav.-Begl.) hatte<br />
Prof. Rübben schon gut geprobt, daß er<br />
jetzt sein Augenmerk ganz auf Kiangkuitur,<br />
Phrasierung, Dynamik und Präzision im<br />
Rhythmischen lenken konnte. Die alten<br />
Herren hatten ihre helle Freude daran und<br />
mochten wohl an die Zeit zurückgedacht<br />
haben, da sie selbst mitgeprobt hatten.<br />
Zum Schlüsse der Probe erklangen noch<br />
das unsterbliche „Brünneie" (Trunk) sowie<br />
Siichers „Ännchen von Tharau" und „Frisch<br />
gesungen".<br />
Im Anschluß an die Probe nahmen die<br />
Gäste im Gasino an einem besonders bereit<br />
gestellten Tische mit den Herren, die sie<br />
abgeholt hatten, mit einigen Herren des<br />
Vorstandes und unserem Dirigenten Platz.<br />
Photo: Franzjosef Klein<br />
Dr. Jüsgen entbot noch einmal unseren<br />
alten Sangesfreunden den Gruß der Aktiven<br />
und hob deren Bedeutung für unseren<br />
Verein hervor.<br />
Willy Ritters Lied zur Gitarre „'s war<br />
immer so" hatte an diesem Abend geradezu<br />
sinnbildhaften Charakter. Ritters kammer<br />
musikalische Gesangskunst, Christian Brühls<br />
dezenter, betont romantischer Liedvortrag<br />
und Horst Massaus beachtliche dramati<br />
sche Gesangskunst gaben diesem Beisammen<br />
sein ebenso die unterhaltende und musikali<br />
sche Note wie die Vorträge des „Kiöver-Quartettes"<br />
und die Rezitation Erich Siegerts.<br />
Unser inaktives Mitglied, Herr Anton Gi l les,<br />
dankte im Namen der Gäste in launigen<br />
Worten für die Einladung und den schönen<br />
Abend.<br />
Er brachte das in Worten zum Ausdruck,<br />
was jeder einzelne unserer alten Sanges<br />
freunde empfand: Daß an diesem Abend<br />
wieder einmal die Zeit lebendig wurde, in<br />
der sie als Aktive begeistert mit dabei ge<br />
wesen sind. Ja, es schien sogar, daß sich<br />
in Gegenwart der „Alten" wiederum eine<br />
Wandlung bemerkbar machte: <strong>Der</strong> Geist der<br />
Geselligkeit, wie er uns schon verloren<br />
schien, war wieder gegenwärtig. Es liegt an<br />
uns, ihn zu bewahren. Die „Alten" würd's<br />
freuen.<br />
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Bericht über die Ordentliche Hauptversammlung<br />
am 31. März <strong>1966</strong><br />
Zu Beginn der Versammlung wurden die<br />
Sangesbrüder Jakob Schmitz und Paul Adrian<br />
zu Verhandlungsleitern und die Sanges<br />
brüder Karl-Heinz Müller und Wilhelm Wü<br />
stenberg zu Protokollführern gewählt. Als<br />
Stimmzähler wurden die Sangesbrüder Toni<br />
Großmann, Willi Senden, Dr. H. Schulz und<br />
Hugo Zimmermann gewählt.<br />
Die Tagesordnung wurde zügig abgewickelt.<br />
Den Geschäftsbericht für den Vorstand er<br />
stattete Sangesbruder Hans Langenberg. Für<br />
den Musikausschuß sprach Sangesbruder<br />
H. Müller-Hartmann, für den Einführungsaus<br />
schuß Sangesbruder Josef Pering, für den<br />
Wirtschaftsausschuß Sangesbruder Adolf Hillnhütter,<br />
für den Cäcilia-Ausschuß Sangesbru<br />
der Gustav Funcke und für den Ehrenrat San<br />
gesbruder Fritz Meyer.<br />
Die Erläuterungen zur Bilanz gab Sanges<br />
bruder Heinz Odendahl. Den Haushaltvor<br />
anschlag für <strong>1966</strong> erläuterte Sangesbruder<br />
Hans Schäfer. Nach dem von Sangesbruder<br />
Fritz Kruse erstatteten Bericht der Rech<br />
nungsprüfer wurde dem Vorstand einstimmig<br />
Entlastung erteilt. Hierbei wurde die ver<br />
dienstvolle Tätigkeit von Frau Rey lobend<br />
erwähnt.<br />
<strong>Der</strong> umfangreiche Wahlvorgang (9 Wahlgänge)<br />
ging dank der guten Vorbereitung<br />
durch den Wahlausschuß glatt vonstatten. Es<br />
ergaben sich folgende Wahlergebnisse:<br />
Präsident: Dr. Max Adenauer, Vizepräsident:<br />
Heinz Odendahl, Vorstandsmitglieder: Hans<br />
Schäfer, Horst Massau, Hans Langenberg,<br />
Wilhelm Wüstenberg, Paul Peters, Paul<br />
Adrian, Theodor Käser.<br />
Folgende Herren wurden in die<br />
Ausschüsse gewählt:<br />
Musik- und Prüfungsausschuß:<br />
Paul Wißkirchen, Rudolf Ehlert, Karl Schmitt,<br />
Karl Wilhelm Strube, Ludwig Weber.<br />
Einführungs- und Geselligkeitsausschuß:<br />
Josef Pering, Dr. med. Hans Attelmann, Ernst<br />
Dolhausen, Heinz Plückthun, Ludwig Schneider.<br />
Bau- und Wirtschaftsausschuß:<br />
Adolf Hlllnhütter, Hans Fuchsius, Franz Siep,<br />
Philipp Uerz, Hans Wirtz.<br />
Rechnungsprüfungsausschuß:<br />
Heinz Mengen, Paul Schiffer, Günther Tel<br />
berg.<br />
Ehrenrat:<br />
Fritz Meyer, Josef Herwegh, Wilhelm Ritterbach,<br />
Wilhelm Sauren, Paul Weitershagen.<br />
Bühnenspielgemeinschaft im KMGV „Cäcilia<br />
Wolkenburg" (gegründet am 5. 1. 1874):<br />
Gustav Funcke, Obmann, Christoph Klöver,<br />
Horst Massau, Georg Spohr, Rudolf Wingenfeld.<br />
Es wurden ausgezeichnet:<br />
Für 60jährige Mitgliedschaft im KMGV:<br />
Sangesbruder Albert Heimann.<br />
Für 40jährige Mitgliedschaft im KMGV:<br />
Sangesbruder Hans Bremser, Carl Bux,<br />
Georg Ehrenstein, Matthias Gilhaus, Dr. Hein<br />
rich Hehnen, Bruno Janssen, Karl Lehmann,<br />
Josef Pering, Johannes Rings, Wilhelm Ritter<br />
bach, August Rohrbach, Paul Schiffer, Bern<br />
hard Veith, Kurt Welter, Eugen Winter<br />
schladen.<br />
Für 25jährige Mitgliedschaft im KMGV:<br />
Sangesbruder Georg Olef, Wilhelm Deeg,<br />
Heinrich Ditger, Joseph Hahn, Anton Knülle,<br />
Kaspar Kratz, Jakob Niederberger, Georg<br />
Riebschläger, Karl-Heinz Sieber, Leo Schopp,<br />
Dr. Cornel Schmitz, Karl Schönborn, Josef<br />
Udelhoven, Wilhelm Voßwinkel, ferner Dr. Wil<br />
helm Nicolini, Hans Breidenbach, Stud.-Rat<br />
a. D. Dr. H. J. Schäfer.<br />
Die vorgenannten Herren wurden auch alle<br />
von dem Vorsitzenden der Kreis-Sängervereinigung<br />
Köin e. V., Sangesbruder Wei<br />
ßenberg, mit der Nadel des DSB ausgezeich<br />
net. Bei dieser Gelegenheit machte Sanges<br />
bruder Weißenberg folgende Ausführungen:
«Sehr verehrter Herr Präsident!<br />
Sehr geschätzter Herr Prof. RübbenI<br />
Meine liebwerten Sangesfreunde<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins!<br />
Sie haben sich heute abend In Ihrem Ver<br />
einshaus eingefunden, um Ihre Jahreshaupt<br />
versammlung durchzuführen. Für die an den<br />
Vorstand der Kreis-Sängerverelnigung Köln<br />
ergangene Einladung hinsichtlich der Eh<br />
rung Ihrer besonders treuen Sänger, darf Ich<br />
daher meinen verbindlichen Dank ausspre<br />
chen.<br />
v.ollte Ich Individuell Ihre Sängerjubilare eh<br />
ren, so würde ich mir die Fähigkeit eines<br />
Hellsehers anmaßen. Da diese Gabe mir nicht<br />
gegeben Ist, gestatten Sie mir, daß ich grund<br />
sätzlich in diesem Zusammenhang ein paar<br />
Worte an Sie richte.<br />
Jahreshauptversammlungen sind Marksteine<br />
in der Geschichte und der Entwicklung eines<br />
Chores. Hier sollen neue Impulse gegeben<br />
werden in der Zielrichtung der Chorbewe<br />
gung, sollen Mahnungen ausstrahlen, nicht<br />
nachzulassen im Eifer um die schöne Sänger<br />
sache.<br />
Fach- und Tagespresse haben unserer ern<br />
sten Kulturarbeit in letzter Zeit etwas mehr<br />
Interesse und Würdigung bewiesen und tei<br />
len mit uns die Überzeugung, daß die Ver<br />
breitung und Erhaltung des deutschen Liedes<br />
eine brennende Kulturaufgabe ist.<br />
Ihr Chor, meine sehr verehrten Sangesfreun<br />
de, ist aus seiner großen, bedeutenden und<br />
erfolgreichen Tradition zu einem verantwor<br />
tungsvollen Wächteramt berufen, das nicht<br />
# ■ wachen Sinn, sondern auch Urteils- und<br />
jschmacksblldung sowie den Mut zur An<br />
erkennung, aber auch zur Ablehnung ver<br />
langt.<br />
Keine Epoche der Chorliteratur blieb vom<br />
Zeitgeist unverschont. Entwicklung Ist er<br />
wünscht, ja notwendig. Doch müssen Extreme<br />
erkannt werden. Es sei mir gestattet, eine<br />
wunde Stelle unseres gegenwärtigen Chor<br />
lebens zu berühren: Die Zelt der Vermassung<br />
oder auch der Individualisierung hat die wahre<br />
Gemeinschaft angenagt.<br />
Man hat kein Bedürfnis und auch kein Ge<br />
fühl mehr für das Für- und Miteinander. Ge<br />
meinsame Eriebnisgrundiagen seelischer Prä<br />
gung und gemeinsame Interessen, aus ver<br />
wandtem Willen geboren, sind im Schwinden<br />
begriffen.<br />
Wohl lebt man noch nebeneinander, aber die<br />
Tendenz zeigt nach auseinander und in letz<br />
ter Konsequenz gegeneinander. Damit stehen<br />
wir vor der tragischen Gefahr, aus der schöp<br />
fungsmäßigen Bestimmung mit der Bindung<br />
an das „Du" herauszufallen. fJichts ist ge<br />
fährlicher als der Weg zur Isolation und zum<br />
Egozentrischen. In dieser Strömung verküm<br />
mert der Geseliigkeitstrieb und mit ihm all<br />
die Eigenschaften, die das Tor zu dem Her<br />
zen des Mitmenschen offenhalten sollten. Die<br />
Technik mit der Möglichkeit der schnellen<br />
Ortsveränderung, mit Radio, Fernsehen, Schall<br />
platten und Tonbändern, birgt Segen und<br />
Fluch in sich. Bei einer falschen Steuerung<br />
und einem kontrollierten Genuß wird sie zum<br />
Totengräber unseres inneren Menschen. Die<br />
Technik in Ehren, Dank ihr, wo ihr Dank ge<br />
bührt; aber das Innenleben ist nicht auf den<br />
Gesetzen der Materie aufgebaut. Diese Ge<br />
fahren der Zeit, die gemeinschaftsauflösend<br />
wirken und die Kräfte des Gemütes zu zer<br />
stören drohen, wollen wir deutlich erkennen.<br />
Aus der Erkenntnis aber wächst die Pflicht<br />
zum Aufbau schützender Dämme. Wohlstand<br />
und soziale Sicherheit sind Voraussetzungen<br />
für ein gutes Menschendasein. Das chorische<br />
Singen aber erhebt den Menschen über den<br />
Alltag hinaus und gibt ihm einen tiefen Sinn.<br />
Deshalb ist Ihre singende Gemeinschaft be<br />
sonders berufen, die Freizeit fruchtbringend<br />
zu gestalten und nach Höherem zu streben.<br />
<strong>Der</strong> Präsident des Deutschen Sängerbundes,<br />
Herr Dr. Engels, sagte auf dem Sängertag in<br />
Karlsruhe:<br />
„Die Sänger tragen noch die Fahne der Ge<br />
meinschaft, dienen einem Ideal und sind noch<br />
fähig und bereit, für die anderen Opfer zu<br />
bringen!"<br />
Meine sehr verehrten Sangesfreundel Laßt<br />
uns dieses Treubekenntnis als unser eigenes<br />
empfinden und in die Tat umsetzen! So nur<br />
sind wir unserem Nachwuchs ein Vorbild, das<br />
mithilft, das Gute, Edle und Schöne zu för<br />
dern!<br />
Und so ist es mir am heutigen Abend eine<br />
besondere Freude, In meiner Eigenschaft als<br />
Vorsitzender der Kreis-Sängervereinigung<br />
Köln und im Auftrage des Deutschen Sänger<br />
bundes und des Sängerbundes Nordrhein-<br />
Westfalen sowie der Kreis-SängervereinIgung<br />
Köln Ihren Jubilaren für Ihre jahrzehntelange<br />
Treue zum deutschen Lied besonders herz<br />
lich zu gratulieren.
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Allen Sängerjubllaren wünsche Ich Wohler<br />
gehen, einen leuchtenden Lebensabend in<br />
Gesundheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit!<br />
Ihnen Allen wünsche Ich zu den Vorbereitun<br />
gen zu Ihrem 125-jährigen Vereinsbestehen<br />
im kommenden Jahr eine erfolgreiche Arbelt<br />
im Dienste unserer Frau Musica, unserer ge<br />
meinsamen Vaterstadt Köln und nicht zuletzt<br />
Ihrer eigenen verpflichtenden Tradition ge<br />
genüber.»<br />
Den Silbernen Becher des KMGV für voll<br />
zähligen Probenbesuch erhielten folgende<br />
Herren:<br />
Sangesbruder Karl<br />
Lehmann, Emil Melles,<br />
Paul Oesinghaus, Hans Heukeshoven, Jo<br />
hann Michels, vifilly Ritter, Hans Gronendahl,<br />
Franzjosef Klein, Josef Pöring, Hans-<br />
Dieter Vosen, Willi Senden, Gert Overzier,<br />
Philipp Faßbender, Erich Siegert.<br />
Dr. Alfons Davidts als Liedbegleiter<br />
Ein Rückblick -<br />
<strong>Der</strong> Tod unseres langjährigen aktiven Mit<br />
gliedes Dr. Alfons Davidts — er wurde uns<br />
im Dezember vergangenen Jahres durch<br />
einen Verkehrsunfall jäh entrissen — be<br />
deutete für den KMGV einen schier un<br />
ersetzlichen Verlust. Als Liedbegleiter und<br />
auch als Dirigent und Bearbeiter vieler<br />
Divertissementchen hat sich Dr. Davidts un<br />
serem Verein, dem er bescheiden und hilfs<br />
bereit in unverbrüchlicher Sängerfreundschaft<br />
die Treue gehalten hat, vielfältig zur Ver<br />
fügung gestellt. Seine Verdienste um den<br />
KMGV wurden, als wir für Immer von unse<br />
rem Sangesfreunde Abschied nahmen, in<br />
würdiger Form herausgestellt, wobei es aller<br />
dings die äußeren Umstände nicht gestatte<br />
ten, gerade Dr. Davidts' Begleitkunst aus<br />
führlich zu würdigen.<br />
Wir ehren sein Andenken, indem im nach<br />
folgenden versucht werden soll, aus der<br />
Erinnerung das Bild des Begleiters Dr. Al<br />
fons Davidts nachzuzeichnen; zugleich soll<br />
dieser Beitrag ein Zeichen dafür sein, daß<br />
wir „unseren" Alfons nicht vergessen haben.<br />
Es bleibt die Frage, ob man zum Begleiter<br />
geboren sein muß. Gewiß ist, daß es eine<br />
erlernbare Kunst Ist, und durch die rechte<br />
Anleitung kann man ein großes Stück well:<br />
auf dem richtigen Wege zum vollendeten<br />
Können geführt werden. Doch dann kommt<br />
der Augenblick, von dem an der Begleiter<br />
sich aus der Erfahrung weiterbilden und aus<br />
ihr Gewinn ziehen muß und er durch eigenes<br />
Erleben und Studium, durch Ausdauer und<br />
Geduld zur wahren Kunst des Begleitens<br />
und des Ensemblespielens finden kann. Dr.<br />
Davidts hatte die rechten, vorzüglichen Lehr<br />
meister und besaß das notwendige Musikantentum<br />
sowie einen hellen, wachen Kunst<br />
verstand, dazu Geduld und Ausdauer, —
137<br />
alles das bewirkte, daß er schon sehr früh<br />
als ein begehrter Begleiter geschätzt wurde.<br />
Professor Grüters, Städtischer Musikdirektor<br />
in Bonn, war sein Klavierlehrer, in<br />
Köln<br />
studierte Alfons Davidts bei Böll, Bölsche<br />
und Abendroth. Es war also ein umfassendes<br />
Musikstudium, das u. a. auch Theorie, Kom<br />
positionslehre und Dirigieren umfaßte. Alfons<br />
Davidts war somit gerüstet, schon in jungen<br />
Jahren Künstler von Weltruf zu begleiten. Ein<br />
Blick in die mit viel Liebe und bemerkens<br />
werter Sorgfalt zusammengetragene Samm<br />
lung von Programmen und Kritiken legt die<br />
^rmutung nahe, daß Davidts zeitweilig wohl<br />
J keiner Woche ohne einen künstlerischen<br />
v=Äjftrag war. Aus der Fülle der Namen von<br />
Künstlern, die Davidts z. T. wiederholt begle^itet<br />
hat, greifen wir einige heraus, die stell<br />
vertretend für viele andere Meister ihres Ge<br />
sangfaches waren, denen er Partner im besten<br />
Sinne des Wortes gewesen ist, und die ihm<br />
durch die gemeinsame Arbeit bestätigt haben,<br />
was der große Begleiter unserer Zeit, Gerald<br />
Moore in seinen „Freimütigen Bekenntnissen<br />
eines Begleiters" (Heimeran-Verlag /1. Aufl.<br />
1961) ausgesprochen hat: „Die Arbeit des Be<br />
gleiters schließt in sich selbst genügend Wer<br />
te ein, ..." Oder an anderer Stelle: „Für den<br />
Solisten bedeutet ein guter Begleiter er<br />
freuliche Arbeit, und erfreuliche Arbeit ist<br />
gute Arbeit..., denn vom ,Mann am Klavier'<br />
kann Erfolg oder Mißlingen eines Konzertes<br />
abhängen."<br />
Hier einige Namen: Minni Wolter, die Da<br />
vidts 1921 in einem Liederabend begleitete;<br />
Amalie Merz-Tunner, welche er 1926 zu<br />
Liedern des damals noch wenig oder gar<br />
nicht bekannten österreichischen Liedmeisters<br />
Tosef Marx, der nach romantisches Empfinmit<br />
impressionistisch gefärbter Klang-<br />
^wandung verbindet, begleitete; Karl Erb,<br />
mit dem er erstmalig 1926 selten zu hörende<br />
Schubertlieder musizierte; zum letzten Mal<br />
begleitete Alfons Davidts diesen sehr eigen<br />
willigen und vielseitigen Liedsänger 1940,<br />
ebenfalls in einem Schubertkonzert. Marga<br />
rete Klose (1936) und Walter Ludwig (1953)<br />
seien nicht vergessen, ebensowenig die<br />
Solisten der Kölner Oper: Tillmann Liszewski,<br />
Emil Treskow und Olga Tschörner sowie die<br />
Namen Johanna Klemperer, Adelheid Holz,<br />
Toni Blankenheim u. v. a. m. Aktive Mitglieder<br />
unseres Vereins fanden in Alfons Davidts<br />
einen vorzüglichen Mitgestalter, so Kammer<br />
sänger Matthieu Ahlersmeyer, Kammersänger<br />
Jac Decker und Willy Henseler.<br />
Was Gerald Moore über seine Arbeit als<br />
„Begleiter" sagt, traf auch für Alfons Da<br />
vidts zu: „Ich schäme mich nicht, mich<br />
,Begleiter' zu nennen, und doch bedeutet<br />
dieser Titel für viele ein Mal, das den<br />
Träger als Mitglied einer leicht minder<br />
wertigen Kaste zeichnet... Doch jemand<br />
muß die Begleitung spielen, und für mich<br />
ist das die Arbeit, die ich liebe."<br />
Davidts wußte, daß die Partnerschaft zwi<br />
schen dem Sänger und dem Pianisten eine<br />
„fifty-fifty-Angelegenheit" ist. Daher war er<br />
immer darauf bedacht, daß echte Gemein<br />
schaft zwischen beiden Partnern herrschte,<br />
nicht, weil er Aufmerksamkeit auf sich len<br />
ken wollte, sondern weil er es dem Künstler,<br />
den er begleitete, für schuldig erachtete.<br />
„<strong>Der</strong> Pianist selbst hat aus solchem Mit<br />
verantwortungsgefühl alles zu gewinnen"<br />
(G. Moore). Das wußte auch Alfons Davidts,<br />
er wußte auch, daß dadurch seine Arbeit<br />
weitaus interessanter und die Last, die vor<br />
allem ein sensibler Solist zu tragen hat, da<br />
durch wiederum leichter wurde.<br />
Die Arbeit des Begleiters zählt wohl zu den<br />
vielfältigsten in der ganzen Musik. (Wenn es<br />
nicht stimmen sollte, dann möge es mich<br />
der Leser gelegentlich wissen lassen.) Das<br />
Ausmaß des Repertoirs (Literatur für Violine<br />
und Klavier, für Cello u. Klavier, Klaviertrios,<br />
-quartette, -quintette, Liedbegleitung, Beglei<br />
tung von Arien aus Opern und Oratorien für<br />
alle Stimmlagen, in allen erdenklichen<br />
Sprachen usw. usw.) ist ebenso weitreichend<br />
wie es die Unterschiede in der Art des<br />
Spieles, der Stilistik, wie überhaupt in der<br />
geistigen Begegnung mit dem jeweiligen<br />
Kunstwerk sind. Hier einige Beispiele: In<br />
Schuberts „Heidenröslein" ist der Klavierpart<br />
eben nur begleitend, jedoch muß der Be<br />
gleiter darauf achten, gar wohl die 153<br />
Pausen in den 48 Takten Begleitung zu be<br />
achten, ansonsten wird das Lied seines<br />
Duftes und seiner Frische beraubt. Wie ganz<br />
anders ist dagegen die hintergründige Kla<br />
vierstimme in der „Winterreise" zu gestalten,<br />
wie selbständig, ja, fast schon sinfonisch<br />
durchgeführt sind die Klaviersätze zur<br />
„Mondnacht" von Schumann und die Vorund<br />
Nachspiele in den Liederzyklen „Dichter<br />
liebe" und „Frauenliebe und -leben", ganz<br />
zu schweigen von einem Liede wie beispiels<br />
weise „Nachtzauber" von Hugo Wolf. Ganz<br />
selbständige Klaviersätze bieten viele Lieder<br />
von Pfitzner (z. B. „92stes Sonett" nach Pe<br />
trarca, „Klage", „Danzig") und Strauss (Bren<br />
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Orients", nicht minder aber auch frühere wie<br />
z. B. „Morgen"), Schoeck, Berg oder Schön<br />
berg. Hier muß der Begieiter zusammen<br />
mit dem Sänger gestalten ohne dabei do<br />
minierend in den Vordergrund zu treten.<br />
Was im gesungenen Liede „zwischen den<br />
Zeilen steht", ist hier dem Klavierteil zu ent<br />
nehmen. — Aber auch noch andere stili<br />
stische Unterschiede hat der „Mann am<br />
Klavier" zu beachten: Ein Lied von Debussy<br />
verlangt delikatesten Anschlag, um die Vaieurs<br />
der klanglichen Raffinements zu reali<br />
sieren. Miihaud oder de Falla steilen hinsicht<br />
lich Bitonaiität und Polytonaiität einerseits<br />
sowie an Präzision im Rhythmischen anderer<br />
seits wieder andere Probleme der Gestaltung.<br />
Die Begleiter müssen in allem bewandert<br />
sein und oft genug in kürzester Zeit mit<br />
diesen Dingen vertraut werden, in guter<br />
Erinnerung haben wir es ja noch, wie<br />
Alfons Davidts Lieder verschiedenster Stilrichtung*in<br />
einem Konzert überlegen, mit<br />
wachem Intellekt und sicherem Gespür für<br />
die stilistischen Unterschiede gestaltete und<br />
somit der Solistin die Möglichkeit schuf,<br />
ihrerseits (in echter Partnerschaft) die Lieder<br />
zu gestalten.<br />
So war es zuletzt noch in Berlin und dem<br />
vorletzten Winterkonzert, als Alfons Davidts<br />
die Armenierin Sonja Karamanian und den<br />
aus den U.S.A. gebürtigen Negersänger<br />
Therman Bailey begleitete, — wie lebhaft er<br />
innern wir uns noch dieses so ideal auf<br />
einander abgestimmten Musizierens, bei dem<br />
die ideale Partnerschaft „durch gegenseitige<br />
Bewunderung und künstlerische Übereinstim<br />
mung noch verstärkt" wurde. Einer inspirier<br />
te und befeuerte den anderen, jeder lauschte<br />
gewissermaßen dem anderen, um eine höchst<br />
mögliche Homogenität des Musizierens und<br />
eine überzeugende Aussage zu erreichen,<br />
in seinem Bericht zitierte der „<strong>Burgbote</strong>"<br />
damals (s. BB 12/1964, S. 272) den vorhin<br />
schon erwähnten Meister der Klavierbeglei<br />
tung Gerald Moore, um dessen fachgerechte<br />
Charakterisierung einer vollkommenen Part<br />
nerschaft auch für unseren unvergessenen<br />
Alfons Davidts geltend zu machen:<br />
<strong>Der</strong> eine entzündet ein Feuer, und der andere, in<br />
heißem Bemühen, es dem Partner gleichzutun,<br />
hilft, es zur lodernden Flamme zu entfachen"<br />
(G. Moore, ebenda). Die Charakterisierung des<br />
Begleiters durch Gerald Moore darf Alfons Da<br />
vidts ohne weiteres für sich in Anspruch neh<br />
men. Aber nicht nur die „ideale Partnerschaft"<br />
ist es, was wir an ihm bewundern, sondern vor<br />
allem auch seine Kunst, der jeweils besonderen<br />
Art der Klavier-„Begleitung" — sei es, daß sie<br />
nur begleitend ist, sei es, daß sie eine selbstän<br />
dige, dem Sologesang gleichwertige musikalische<br />
Aussage ist — gerecht zu werden und dabei<br />
auch den richtigen Ton für die stilistischen Un<br />
terschiede zu finden.<br />
So fand Alfons Davidts den richtigen baladesken<br />
Ton in der Begleitung des Benjamin-Britten-<br />
Liedes „The Bonny Earl o' Maray", wußte den<br />
impressionistisch getönten Klaviersatz des Lie<br />
des „Fileuse" (B. Britten) in ein diffuses Licht<br />
zu tauchen und der Begleitung von „The foggy,<br />
foggy dew" jenen süffisanten, ironisch-melan<br />
cholischen Beiklang zu geben, ohne den auch der<br />
beste Solist sich vergebens um eine überzeugende<br />
Aussage bemühen würde. Bei den DvorM<br />
Duetten legte Davidts seine Begleitung ganz<br />
den schlichten Volksliedton an, bei den Milhaud-<br />
Gesängen hingegen wußte er den Reiz der Bito<br />
naiität und gelegentlichen Polytonaiität wirk<br />
sam zu machen. Wie delikat hob er in dem Lied<br />
„Charit des Nourrices" das Chopin-Zitat hervor<br />
(Begleitfigur, linke Land, aus der «Berceuse», op.<br />
57 in Des-dur)!<br />
Was Gerald Moore von dem „Mann am Kla<br />
vier" in seinem erwähnten Buch abschließend<br />
sagt, trifft auch für unseren „Haus- und Hof-<br />
Pianisten" Alfons Davidts gewiß zu: „Er muß<br />
ein guter Pianist sein, er muß empfindsame<br />
Ohren haben, er muß einen sensiblen Musik<br />
verstand besitzen.<br />
Auch braucht er — seltsam genug — ... jene<br />
Cfuelle aller Poesie und Romantik, nämlich —<br />
ein Herz."<br />
Genügend Möglichkeiten selbständigen Mu<br />
sizierens fand Davidts auch in seinem letz<br />
ten Konzert mit dem KMGV, als er Franz<br />
Müller-Heuser (Bariton) zu Liedern von<br />
Haentjes, Petzoid, Schröter und Sträßer be<br />
gleitete. in seiner Abschiedsrede am Gr^<br />
berichtete Dr. Jüsgen, wie Alfons DaviH<br />
ihm gegenüber geäußert habe, daß es für<br />
ihn noch einmal eine Sternstunde gewesen<br />
sei, bei einem Winterkonzert des KMGV im<br />
Gürzenich mitwirken zu dürfen, „und es Ihm<br />
trotz seines Alters gelungen sei, sich als<br />
Liedbegieiter auch bei ganz modernen Stükken,<br />
die ihm seelisch etwas ferner lägen, zu<br />
bewähren". Wenn wir es recht betrachten<br />
und recht verstehen, so war für Alfons<br />
Davidts das Mitwirken in einem<br />
Konzert unseres Vereins Im<br />
Gürzenich eine Sternstunde. Nicht je<br />
doch, daß er nun gerade — sehen wir von<br />
einigen Liedern einmal ab — Gesänge zu<br />
begleiten hatte, deren „zeitnahe" Sprache<br />
dadurch gekennzeichnet ist, daß sie bewußt
auf Gesanglichkeit und Liedhaftigkeit ver<br />
zichtet und sich nicht genug damit tun<br />
kann, durch unsinniichen Klang und manirierte<br />
Askese „modern" zu wirken, und de<br />
ren musikalische Aussage hinsichtlich Stimm<br />
führung und harmonischer Funktion über<br />
haupt nicht mehr kontrollierbar ist. ich<br />
weiß es aus wiederholten Gesprächen mit<br />
Alfons Davidts besser: Diese Sachen „lagen<br />
ihm seelisch nicht etwas ferner", — sie<br />
waren ihm, offen gesagt, ein wahrer Greuel.<br />
Er, dessen Literaturkenntnis außergewöhn<br />
lich war, und dessen Urteil untrüglich und<br />
von unbestechlicher<br />
Klarheit, wußte ganz<br />
r-^au Wert oder Unwert einer Komposition<br />
Unterscheiden und es anhand des Noten<br />
textes nachzuweisen. Es war mir ein Ver<br />
gnügen und lehrreich zugleich, zu hören,<br />
mit weich scharfer, unerbittlicher Analyse der<br />
Begleiter Davidts hier Kompositionen auf<br />
ihren kompositorischen und inneren Wert<br />
hin untersuchte und beurteilte, genauer:<br />
verurteilte und — sie dessen ungeachtet<br />
meisterlich begleitete. Das war typisch für<br />
ihn: Seine Person trat ganz hinter dem, was<br />
er gestaltete, zurück, sei es, daß es ein<br />
Kunstwerk war oder sich als ein solches<br />
fälschlich ausgab. Dr. Jüsgen hat es in sei<br />
ner Abschiedsrede prägnant zum Ausdruck<br />
gebracht: „Nie schoti er sich in den Vorder<br />
grund, er war und blieb immer der werk<br />
getreue Nachgestaiter. .." — Wie gerne<br />
hätten wir ihn, wenn es nun einmal sein<br />
letztes Konzert sein sollte, als Begleiter in<br />
Liedern von Schubert oder Brahms oder<br />
Wolf oder Strauss, Pfitzner, Trunk oder<br />
Britten gehört — die Reihe echter Lied<br />
kunst läßt sich noch weiter fortsetzen. Wie<br />
gerne hätte er Lieder dieser Komponisten<br />
noch einmal in einem Konzert mit dem<br />
KMGV im Gürzenich begleitet, — er hat<br />
"y nicht nur mir gegenüber geäußert.<br />
Die Kunst des Begieitens war bei Alfons<br />
Davidts nicht nur Ergebnis eines ernsthaften<br />
Studiums und einer langjährigen Praxis,<br />
sondern vornehmlich in seinem Talent be<br />
gründet, einem Talent, in dem sich in idealer<br />
Weise emotioneiies Musikantentum mit der<br />
Schärfe eines mathematischen Geistes ver<br />
banden. Sein untrügliches Gehör befähigte<br />
ihn, den Unterschied zwischen einem guten<br />
und schiechten Ton sofort zu erkennen. Er<br />
hatte von früh an gelernt, mit Feingefühl<br />
und Differenziertheit im Anschlag das zu<br />
nächst einmal tote, rein mechanisch funktio<br />
nierende Instrument zu beieben. „Wenn die<br />
Finger dem Gehirn gehorchen, wird auch<br />
das Ohr befriedigt sein" (G. Moore). Daher<br />
war ihm ein Anschiagsgefühi eigen, mit dem<br />
er seinem Spiel den verschiedenartigsten<br />
Klang verleihen konnte. Das kam ihm be<br />
sonders zunutze, wo das Klavier mit singen<br />
dem Anschlag weiterspieien muß, wenn der<br />
Sänger — so, als könne er nicht aiieine das,<br />
was er zu sagen hat, aussprechen — dem<br />
Begleiter die Aussage überläßt. Schumann<br />
bietet hierfür viele Beispiele, so u. a. in<br />
„Du bist wie eine Blume". Die Vorschiagsnoten<br />
vor dem Schiußakkord wollen mit lan<br />
gem Verweilen auf jedem Tone gespielt wer<br />
den.<br />
Davidts konnte es, und es klang dann so,<br />
als ob er zögere, das Lied zu Ende zu<br />
bringen. Hier zeigt es sich, ob ein Begleiter<br />
nur begleitend seinen Klavierpart abspielt,<br />
oder ob er selbständig gestaltet. Scheinbar<br />
unwichtige, weil kaum auffallende und nur<br />
im harmonischen Zusammenhang erkennbare,<br />
jedoch wichtige und wichtigste Noten eines<br />
Akkordes, die den kommenden oder schon<br />
vollzogenen Tonartenwechsei anzeigen, müs<br />
sen — besonders wenn sie in den innen<br />
stimmen liegen — mit mehr Spannung und<br />
Druck auf die Taste hervorgehoben werden<br />
als die übrigen. Solche Steilen beim primavista-Spiei<br />
sofort zu erfassen, bedarf es einer<br />
gleichsam nachschaffenden Intuition. Davidts<br />
besaß sie, ebenso wie eine sichere Kennt<br />
nis des Textes. Deshalb wurden bei ihm<br />
strophische Lieder nie langweilig, da er sein<br />
Spiel dem Inhalt des Textes entsprechend<br />
färben, variieren und mit kleinsten Nuancen<br />
modifizieren konnte, wie etwa in Schuberts<br />
„Wandern" oder in Brittens „The Benny<br />
Eari o' Maray" oder „The foggy, foggy<br />
dew". Strophische Lieder setzen vom Sänger<br />
und Begleiter Phantasie voraus. <strong>Der</strong> Beglei<br />
ter muß den Text und die Bezeichnung des<br />
Komponisten kennen und „intelligente"<br />
Ohren haben. Sein Maß für Tonwert darf<br />
nicht genormt sein, sondern muß elastisch<br />
bleiben und sich der Musik gemäß modi<br />
fizieren können. Hinzu kommt noch, daß sich<br />
die Skala der Tonwerte naturgemäß mit<br />
jedem Sänger ändert, also vom Begleiter das<br />
verlangt, was in Kritiken oft so nebenher<br />
und stereotyp gesagt wird, nämlich An<br />
passungsfähigkeit.<br />
Das sind unter manch anderem einige der<br />
Gütezeichen, die die Begieitkunst unseres<br />
Sangesfreundes Davidts auszeichneten, und<br />
die wir gewiß in guter Erinnerung behalten.<br />
Hierzu gehört auch der Hinweis, daß Da<br />
vidts peinlichst jene liederlichen und diiiettantischen<br />
Gewohnheiten streng vermied, die<br />
sich dadurch „auszeichnen", daß der Be-
142<br />
gleiter ein „crescendo" oder ein „diminuen<br />
do" macht, ohne vom Komponisten dazu<br />
schriftlich autorisiert zu sein. In der Klavier<br />
einleitung ein „rallentando" zu machen, be<br />
vor die Singstimme einsetzt, wäre Davidts<br />
nie in den Sinn gekommen. Er konnte als<br />
Begleiter natürlich nicht im voraus wissen,<br />
ob der Sänger einsetzte oder nicht, — und<br />
wenn dann einmal das Unglück geschehen<br />
wäre, er hätte mit seiner unerschütterlichen<br />
Ruhe, seiner sicheren Gelassenheit und be<br />
wunderungswürdiger Geistesgegenwart es<br />
zum mindesten dem Publikum gegenüber<br />
vertuschen können. Hiermit kämen wir zu<br />
einem besonderen Punkt der Kunst des<br />
Begleiters; Geistesgegenwärtigkeit. Wir sind<br />
alle Menschen, Fehler kann jeder machen.<br />
Bei einem Sänger ist das natürlich beson<br />
ders peinlich. Ein Lapsus kann aber erheb<br />
lich gemildert werden, wenn der Begleiter<br />
die künstlerischen und musikalischen Kräfte<br />
des Sängers richtig einschätzt und mit der<br />
„Geographie des Liedes" so vertraut ist, daß<br />
er weiß, wie er helfend einspringen muß, so<br />
z. B., wenn in einem Liede eine Passage<br />
zweimal vorkommt und der Sänger die<br />
falsche Wendung erwischt, — der Begleiter<br />
muß mit dem Sänger zugleich mitspringen<br />
bis zu dem Punkt, wohin der Sänger irr<br />
tümlich vorausgeeilt ist. Davidts hat mehr<br />
als einmal solche Pannen überspielt, weil<br />
ihm immer daran gelegen war, in einem<br />
solchen Falle dem Sänger zu helfen und<br />
ihn zu retten, und daß das Publikum trotz<br />
des Versehens Gefallen und Genuß am Liede<br />
haben konnte.<br />
Ein Sänger kann gewiß auch einmal seinen<br />
Text oder gar den Einsatz vergessen. Da<br />
vidts war als sensibler Begleiter in der Lage,<br />
ein solches Mißgeschick gleichsam vorauszu<br />
ahnen. Was tun? Als „mitgehender" Beglei<br />
ter gab er in solchen Fällen dem Sänger<br />
Zelt, sich wieder zu sammeln, indem er ent<br />
weder eine Art Fermate oder ein „rallen<br />
tando" einschaltete, in anderen Fällen hin<br />
gegen zusätzlich Noten spielte, dabei mit der<br />
Linken die Begleitung weiterspielend. — Im<br />
Falle einer falschen oder unreinen Intonation<br />
hatte Davidts immer ein bewährtes „Mittel"<br />
bei der Hand, den Sänger vor weiterem un<br />
reinen Singen zu bewahren: Entweder schlug<br />
Davidts dann die Töne sehr spitz und scharf<br />
an, daß sie, die Stimme des Sängers überund<br />
durchtönend, zu dessen Ohr gelangen<br />
konnte, oder er erhob einen Ton der Be<br />
gleitung hervor, die vom Sänger zu singen<br />
wäre, oder — falls diese Note nicht in der<br />
Begleitung stand - er spielte diesen Ton in<br />
der höheren Oktave mit aller Deutlichkeit.<br />
Zur Vorsicht ließ er von Zeit zu Zeit die<br />
Singstimme in der Begleitung anklingen.<br />
Ob bei allen Imponderabilien, wie es nun<br />
einmal ein solches Musizieren mit sich<br />
bringt, Alfons Davidts aufgeregt, nervös ge<br />
wesen ist, ob ihn Lampenfieber geplagt? Nun,<br />
Lampenfieber hatte auch er, er hat es mir<br />
oft genug gesagt und dabei betont, daß ein<br />
Künstler, der keines habe, eigentlich<br />
kein<br />
Künstler sein könne. Im Künstlerzimmer, in<br />
der Begegnung mit der Solistin oder dem<br />
Solisten zeigte er jedoch nie den geringsten<br />
Anschein von Nervosität. Seine beherrs^*^<br />
Ruhe übertrug sich wohltuend auf den ^<br />
sten, seine zur Schau getragene UnbekuWimertheit<br />
hat schon manch einem weniger<br />
erfahrenen, nervösen Sänger und einer et<br />
was aufgeregten Sängerin zur Ruhe ver<br />
helfen und ihnen das innere Gleichgewicht<br />
wiedergegeben. Was Davidts selbst Sicher<br />
heit gab, war das Bewußtsein, in gewissen<br />
haften und gründlichen Proben gute Vor<br />
arbeit geleistet zu haben.<br />
Über die Probenarbeit ließe sich gewiß auch<br />
noch manches erzählen, jedoch hierzu fehlt<br />
der Raum. Muß es noch besonders hervor<br />
gehoben werden, daß das pädagogische Ge<br />
schick von Alfons Davidts auch in der Pro<br />
benarbeit seine Früchte zeigte?<br />
Wollten wir einige ganz besonders schöne<br />
Augenblicke seiner Begleitkunst hervorheben,<br />
die Wahl fiele schwer.<br />
Schuberts weltfernes Lied „Im Abendrot"<br />
wäre da zu nennen oder der singende Ton<br />
in der Begleitung — besonders Im Vorspiel<br />
- zu „Im Frühling" oder die Feierlichkeit<br />
von „Nacht und Träume", die fast schon<br />
den Nachtgesang des „Tristan" vorv<br />
nimmt. — Die Poesie der „Mainac<br />
(Brahms) oder die „Dichterliebe" (Schu<br />
mann) dürften nicht vergessen werden, eben<br />
sowenig wie der Humor z. B. des „Elfen<br />
liedes" von Wolf. Die „kleinen Dinge", die<br />
„auch entzücken können" (Wolf), entzückten<br />
im duftigen Anschlag — besonders b^i den<br />
leisen Arpeggien —, wie andererseits die<br />
schon an Bitonalität grenzende Kühnheit des<br />
„Nachtzaubers" (Wolf) überraschte, weil Da<br />
vidts sie durch klare Linienführung der „sanft<br />
fließenden" Sechzehntel und ein kaum merk<br />
liches Hervorheben der leiterfremden Töne<br />
und Vorhaltsakkorde bewußt machte. — Wer<br />
erinnert sich nicht der Brillanz und Verve,<br />
mit der er Lieder von Strauss begleitete: die<br />
süße Eleganz des „Wiegenliedes", die visio-
närhafte Lyrik des „Morgen", die Hochgemut<br />
heit des Liedes „Wie sollen wir geheim sie<br />
halten" oder das singende Allegro der<br />
dunklen Innenstimme des feurigen Brentano<br />
liedes „Als mir dein Lied erklang". Vor<br />
30 Jahren begleitete Davidts einige dieser<br />
Lieder im Palmsonntag-Konzert des KMGV.<br />
Von Richard Strauss selbst nahm er —<br />
wie auch die Solistin des Abends, Margarethe<br />
Klose — Dank und Anerkennung entgegen.<br />
(Jawohl, ein Meister vom Range eines Ri<br />
chard Strauss war zu der Zeit noch Ehren<br />
gast bei einem Konzert unseres Vereins und<br />
nahm den spontanen Beifall und den Dank<br />
^■■'tes begeisterten Publikums entgegen, nicht<br />
/ für Sololieder, sondern auch für Ur<br />
aufführungen [3 Rückertiieder für Männer<br />
chor, dem KMGV und Eugen Papst ge<br />
widmet]. Dies sei aber nur so am Rande<br />
vermerkt.) So ließe sich die Reihe von<br />
Liedern, die Davidts begleitet hat, noch<br />
weiter fortsetzen, zu denen auch Lieder von<br />
Trunk zu zählen sind, die seinerzeit mit be<br />
sonderer Liebe gepflegt wurden. Es sei in<br />
diesem Zusammenhang an ein Konzert er<br />
innert, in dem Adelheid Holz u. a. „Stilles<br />
Lied 1 u. 2", „Abendgang" und „Unter<br />
Blüten" gesungen hat (1935), erlesene Kost<br />
barkeiten gemäßigt moderner Liedkunst. —<br />
E i n Gebiet haben wir bis jetzt nicht ge<br />
nannt: das der Instrumentalbegleitung, ein<br />
weites Feld, das einer besonderen Be<br />
trachtung wert ist und vorbehalten sein soll.<br />
Violinsonaten von Mozart, Beethoven und<br />
Brahms zählten ebenso zum Repertoire von<br />
Alfons Davidts, wie andere Kammermusik<br />
werke.<br />
Das Letzte, was Davidts begleitete, war<br />
Loewes „Hochzeitslied" (nach Goethe), in<br />
dem er noch einmal, zum letzten Male seine<br />
eminente technische Meisterschaft zeigte.<br />
Sangesbruder Dr. Saurbier sang diese<br />
Ballade an einem Familienabend der Gruppe<br />
13. ihm und seinen Gruppenfreunden wird<br />
gerade dieses Musizieren unvergessen blei<br />
ben.<br />
Auf Band besitzen wir die von Dr. Davidts<br />
begleiteten Lieder des Berliner Konzertes<br />
und auch des letzten Winterkonzertes. Es<br />
wäre zu überlegen, ob eine Platten-<br />
Wiedergabe sich ermöglichen ließe. Unsere<br />
Sänger wären bestimmt dankbar dafür.<br />
Daß ich Alfons Davidts viele wertvolle Hin<br />
weise zur Kunst des Begleitens — in vielen<br />
anregenden Gesprächen mitgegeben — ver<br />
danke, sei nur als ein Zeichen des Dankes<br />
erwähnt.<br />
Schließen wir unsere Erinnerungen mit einem<br />
Wort von Gerald Moore (aus dem Vorwort zur<br />
neuen Ausgabe des „The Unashamed Accompanist"):<br />
„Es sei immer wieder gesagt: der Sänger<br />
ist es, der sein Bestes gibt, der in seinem<br />
Liede lebt, es liebt, seine ganze Seele hin<br />
einlegt und am Ende erschöpft ist. Hat der<br />
Begleiter auch sein Bestes gegeben?<br />
ist er im Strömenlassen seiner Gefühle dem<br />
Sänger gleich — oder auch nur nahegekom<br />
men? Hat er seiner Arbeit die Zeit, die<br />
Mühe, die Hingabe, die sie verdient, ge<br />
widmet?"<br />
Dr. Alfons Davidts hat es getan!<br />
Bremm<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat Juni <strong>1966</strong><br />
21. 5. 50 J Josef Dollhoff inakt. Mitglied<br />
2. 6. 89 J Franz Proenen inakt. Mitglied<br />
3. 6. 85 J Hermann Wirtz akt. Mitglied<br />
3. 6. 83 J Jakob Odenthal inakt. Mitglied<br />
6. 6. 60 J Eugen Golling inakt. Mitglied<br />
12. 6. 75 J Wilhelm Dahlmeyer akt. Mitglied<br />
18. 6. 50 J Wilhelm Deeg akt. Mitglied<br />
Neuaufnahmen<br />
Als neue inaktive Mitglieder begrüßen wir<br />
Herrn Dr. Wilhelm Beutler, Geschäftsführendes<br />
Präsidialmitglied des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Industrie i. R., Köln, Sedanstr. 29,<br />
Ruf 73 33 40;<br />
Herrn Heinz Bonjean, Vizepräsident der Hand<br />
werkskammer, Köln, Lentstr. 8, Ruf 73 23 51;
144<br />
Herrn Josef Dollhoff, Kaufmann, Köln, Mau<br />
ritiussteinweg 70, Ruf 21 14 34.<br />
Herrn Oberkreisdirektor Dr. Karlheinz Gierden,<br />
Köln-Süiz, Kyllburger Str. 9.<br />
Bankier Konsul Karl Haus, Köln-Marienburg,<br />
Lindenallee 5a, Ruf 38 51 14;<br />
Generaldirektor Dr. Ing. E. h. Heinz Horn,<br />
b. Feiten & Guilleaume Carlswerk AG, Köln-<br />
Mülheim, Schanzenstr. 24, Ruf 8 98 21 33;<br />
Herrn Bankdirektor Paul Husmann, Roden<br />
kirchen b. Köln, Uferstr. 47, Ruf 30 31 42;<br />
Dr. Theodor Kotthof, Fabrikant, Köln-Rader<br />
thal, Hitzelerstr. 41-45.<br />
Herrn Kurt Daniel Klein, Geschäftsführer, Köln-<br />
Dellbrück, Im Oberiddelsfeld 11, Ruf 68 38 66.<br />
Herrn Hans Kutsch, Bau-Ingenieur, Köln-Sülz,<br />
Berrenrather Str. 138, Ruf 42 50 23;<br />
Herrn Heinz Meindorf, Kaufmann, Köln, Görresstr.<br />
1, Ruf 23 55 44;<br />
Herrn Wilhelm Richrath, Fabrikant, Roden<br />
kirchen b. Köln, Rotdornstr. 31, Ruf 301363;<br />
Herrn Arnold Unkelbach, Kaufmann, Köln-Lindenthal,<br />
Kinkelstr. 24, Ruf Geschäft 71 6518<br />
und 71 50 50, Privat 43 10 01;<br />
Herrn Armin Wasserburger, Ingenieur, 7402<br />
Kirchentellinsfurt (über Tübingen), Hofstattstraße<br />
13, Ruf 37 19;<br />
Beförderungen<br />
Herr Johannes Langenberg wurde zum Justiz<br />
amtmann,<br />
Herr Josef Mies zum Steuerrat,<br />
Herr Karl-Heinz Sieber wurde zum Stadtamt<br />
mann befördert.<br />
Herzliche Glückwünsche!<br />
Todesfall<br />
c<br />
Unser inaktives Mitglied, Herr Oberregierungs-<br />
und Schulrat i. R. Gustav Tiemann, ist<br />
nach einem erfüllten Leben am 11. 3. <strong>1966</strong><br />
im hohen Alter von 87 Jahren entschlafen.<br />
<strong>Der</strong> Verstorbene gehörte seit dem 1. 1. 1947<br />
unserem Verein als inaktives Mitglied an.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des KMGV sprach den An<br />
gehörigen tiefempfundene Anteilnahme aus.<br />
Wir werden dem lieben Verstorbenen ein<br />
ehrendes Andenken bewahren.<br />
Danksagung<br />
Für die guten Wünsche aus Anlaß der Vollendung meines 65. Lebensjahres<br />
und die netten Worte bei meiner Auszeichnung mit dem Großen Verdienst<br />
kreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland möchte ich auf<br />
diesem Wege von Herzen Dank sagen. Es war mir eine große Freude, daß<br />
die Sangesbrüder in so großer Zahl meiner gedacht haben.<br />
Hans Schäfer<br />
Danksagung<br />
Zur Vollendung meines 60. Lebensjahres empfing ich eine solche Fülle guter<br />
Wünsche und Zeichen freundschaftlicher Zuneigung, daß ich nicht jedem<br />
einzelnen durch einen persönlichen Brief antworten kann. Ich bitte daher um<br />
Verständnis dafür, daß ich auf diesem Wege allen, die meiner gedacht haben,<br />
von Herzen Dank sage.<br />
Dr. Franz Lemmens<br />
BERICHTIGUNG<br />
statt Samstag, den 14. Mai <strong>1966</strong> jetzt Samstag, den 4. Juni <strong>1966</strong>
145<br />
Austritt<br />
Heinrich Eschbach, Köln-Deutz (2. Tenor),<br />
Eduard Lange, Köln, inakt. Mitglied.<br />
Edwin Porkert, Köln-Deutz, 1. Baß, (aus be<br />
ruflichen Gründen),<br />
Wir lasen in der Kölnischen Rundschau Nr. 64/<strong>1966</strong>:<br />
Ein Tourist, der In die Kälte fuhr:<br />
''^ch 20 Minuten war die Nase weiß<br />
Dr. Max Adenauer sah sich in Alaska um —<br />
Besuch in der nördlichsten Uni<br />
<strong>Der</strong> Tourist, der in die Kälte fuhr, überstand<br />
45 Grad minus bei bester Gesundheit. <strong>Der</strong><br />
weitgereiste Dr. Max Adenauer machte neun<br />
Tage Urlaub vom Schreibtisch in der Bank<br />
und reiste in den 49. Staat der USA - nach<br />
Alaska. „Ich wollte mich mal bei den Eskimos<br />
umsehen", begründete der Oberstadtdirektor<br />
a. D. seine Sehnsucht nach Eis und Schnee.<br />
Seine Einblicke in das Leben zwischen Be<br />
ringsee, Eismeer und Golf von Alaska konnte<br />
er aus zweierlei Gründen recht gründlich ge<br />
stalten: Ein Bekannter, der in Alaska lebt,<br />
ebnete ihm den Weg in Universitätsräume, zu<br />
Eskimofamilien und Nissenhütten. Und der<br />
Name Adenauer öffnete ihm die Türen von<br />
Empfangsräumen und Konferenzzimmern.<br />
Dr. Adenauer, der sich in Köln mit warmer<br />
Kleidung eingedeckt hatte, hüllte sich am Ziel<br />
seiner Reise in die ortsübliche Parka, eine<br />
dreiviertellange Pelzjacke mit Fellkapuze. „Ich<br />
Jn Kälte ebenso gut vertragen wie Hitze",<br />
lichert der Bankdirektor mit dem Hang<br />
zum Reisen. Allerdings, als er sich 20 Minu<br />
ten bei über 40 Grad Kälte im Freien aufhielt,<br />
machten ihn Bekannte darauf aufmerksam,<br />
daß seine Nasenspitze weiß wurde. Dr. Aden<br />
auer: „Man holt sich dort Erfrierungen, ohne<br />
es zu merken ..."<br />
Hundeschlitten seltener<br />
In Anchorage, der 100 GOO-Einwohner-Stadt und Zwi<br />
schenstation für die Flugzeuge der Polroute, betrat<br />
der Kölner den Boden von Alaska. Von dort flog er<br />
in die alte Goldgräberstadt Nome an der Beringstraße.<br />
„Wir hatten eine herrliche Sicht auf den Mount<br />
McKinley im Alaska-Gebirge", erzählt Dr. Adenauer.<br />
In Nome mit seinen Häusern aus Holz und Well<br />
blech wohnen viele Eskimos, die vom Fisch- und<br />
Robbenfang und von der Jagd leben.<br />
Dr. Adenauer stellte rasch fest, daß für die abge<br />
härteten Eskimos im Gegensatz zu den weißen Be<br />
wohnern Alaskas die 20-Minuten-Grenze nicht gilt,<br />
die bei überstrengem Frost wegen der Gefahr von<br />
Erfrierungen im Freien kaum überschritten werden<br />
sollte. Und noch etwas bemerkte der Kölner mit der<br />
Leidenschaft, Farbdias herzustellen: Die Romantik der<br />
Eskimo-Hundeschlitten ist im Aussterben. Motorschlit<br />
ten bringen die Eingeborenen schneller ans Ziel.<br />
Aber: „Die Motoren verpesten die Luft."<br />
In Fairbanks, im Landesinneren, wo das Quecksilber<br />
im tiefen Winter bis auf minus 60 Grad sinkt, ließ<br />
sich Dr. Adenauer über die Arbeit der nördlichsten<br />
Universität der Welt unterrichten. Rund 20 000 Ein<br />
wohner hat die Stadt am Chena-Fluß, die wie Nome<br />
Bedeutung erhielt, als dort Goldstaub und Nuggets<br />
gefunden wurden. Das war kurz nach der Jahrhun<br />
dertwende. In Fairbanks lag ein Meter Schnee, als<br />
Dr. Adenauer eintraf. Es war der schneereichste<br />
Winter seit langer Zeit.<br />
300 Kilometer lang Ist die Eisenbahn, Alaskas einzige<br />
Linie, die von Fairbanks nach Anchorage verläuft.<br />
Die Eisenbahn hält überall dort, wo Reisende am<br />
Schienenstrang winken. <strong>Der</strong> Kölner Tourist mußte sich<br />
das Winken aus Zeitmangel versagen. In dem dünn<br />
besiedelten Gebiet würden sich feste Stationen nicht<br />
lohnen.<br />
Drei Monate ohne Sonne<br />
In der Universität von Fairbanks wird hauptsächlich<br />
das gelehrt, was für das Land wichtig und Im hohen<br />
Norden von Bedeutung ist: beispielsweise Seebio<br />
logie, Ozeanologie, die Lehre von arktischer Fauna<br />
und Flora.<br />
Mit Maschinen der Wien-Lines oder der Alaska-Lines<br />
reiste der Kölner in dem Land, das mehr als eine<br />
Million Quadratmeter groß ist, aber nur 300 000 Men<br />
schen hat, davon etwa 10 vH Eskimos und 10 vH<br />
Indianer. 2000 Einwohner zählt Point Barrow am<br />
Nördlichen Eismeer, wo Dr. Adenauer Einsamkeit und<br />
Kinderreichtum kennenlernte. Von Point Barrow ist<br />
es nur drei Kilometer bis zu dem Camp, in dem als<br />
„Arctic Research Laboratory" eine Art Außensteile<br />
der Alaska-Universität 150 Wissenschaftler arbeiten.<br />
Dort, wo man drei Monate ohne Sonne leben muß,<br />
wo Dr. Adenauer aber immerhin sieben Stunden<br />
Helligkeit erlebte, befindet sich die Dew-Line, das<br />
US-Warnsystem für feindliche Flugzeuge.<br />
<strong>Der</strong> Kölner mit der Freude an klirrendem Frost<br />
erlebte die schneebedeckte Tundra, die für<br />
das Auge des Fremden scheinbar übergangs<br />
los in das Eis des Meeres führt. Er wohnte<br />
in feudalen Hotels und wanderte allein über<br />
die leere vereiste Lagerstraße vom „Arctic<br />
Research Laboratory", sah Elch- und Rentier<br />
rudel, fand aber nur einen einzigen Wolf —<br />
im Käfig. Und die berühmten Kodiakbären<br />
bekam er gar nicht zu Gesicht: Sie hielten<br />
ihren Winterschlaf.
1<strong>46</strong><br />
Verschiedenes<br />
Neue Noten für Männerchor<br />
Walter Klefisch „Spanisches Ständchen" (Ver<br />
lag Hoppe, Hamm)<br />
„Pirolito" (Verlag Leuckart, München)<br />
Das erste Lied Ist besonders deswegen be<br />
achtenswert, well zu dem Männerchor eine<br />
kleine Schlagzeuggruppe tritt, die durch eine<br />
Gitarre erweitert wird. Diese Instrumente<br />
dienen vor allem der Markierung des tempe<br />
ramentvollen Rhythmus, aus dem das ganze<br />
Werk gespeist wird. - Auch die zweite<br />
Komposition, eine brasilianische Habanera,<br />
ein gradtaktiger spanisch-südamerikanischer<br />
Tanz, verlangt eine äußerst präzise Erarbei<br />
tung der rhythmischen Struktur. Hierin liegt<br />
die Hauptschwierigkeit, da die gewöhnlichen.<br />
In unserer Volksmusik gängigen metrischen<br />
und rhythmischen Kategorien nicht auf diese<br />
Musik In gleicher Welse zutreffen. Zugleich<br />
aber verbirgt sich hinter der Lösung dieser<br />
Schwierigkelten auch der besondere Reiz der<br />
Werke.<br />
Harald Genzmer „Lieder der Nacht" (1. Nacht<br />
lied; 2. Weihe der Nacht; 3. Stille Quellen)<br />
(Verlag B. Schott's Söhne, Mainz). Dieser<br />
kleine Zyklus wendet sich an Chöre, die über<br />
eine sichere Intonation verfügen, da der Kom<br />
ponist In dieser Beziehung hohe Anforderun<br />
gen stellt. Darüber hinaus aber bedarf es<br />
seitens des Dirigenten einer äußerst subtilen<br />
Vortragsgestaltung, verbunden mit sehr ge<br />
lockerter Darstellungswelse. Erst dann wird<br />
sich die vom Komponisten beabsichtigte Wir<br />
kung einstellen. Man muß diese von der musi<br />
kalischen Erfindung her als sehr beachtlich<br />
zu bezeichnenden Chöre auf jeden Fall In die<br />
Kategorie „Schwer" einstufen. Geeignet für<br />
ein Programm mit „Neuer Musik". Gesamt<br />
dauer 6 Minuten.<br />
Für gemischten Chor<br />
Richard Trunk „Es fiel ein Reif" (Verlag Leukkart,<br />
München)<br />
Helnrlch Heine nahm das Gedicht, das dieser<br />
Komposition zugrunde liegt, mit dem Bemer<br />
ken In seine Werke auf: „Dieses Ist ein wirk<br />
liches Volkslied, welches ich am Rheine ge<br />
hört." Man darf vermuten, daß Heine die von<br />
Zuccalmagllo In seine Sammlung aufgenom<br />
mene Welse meint, zumal Zuccalmagllo ja<br />
gerade Im Rheinland wirkte. Diese bis heute<br />
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verbreitete Melodie hat Trunk jedoch nicht<br />
zum Gegenstand seiner Komposition gemacht,<br />
vielmehr versucht er eine neue, dem roman<br />
tisch-tragisch gefärbten Wort mit eigener Er<br />
findung einen neuen vertiefenden Aspekt zu<br />
geben. Er greift dabei auf die Klangweit der<br />
Romantik zurück, die er in all Ihren Farben<br />
meisterlich zu gestalten weiß. Chöre mit einem<br />
ausgesprochenen Sensus für subtile Schattle-
ungen werden hier ein dankbares Objekt für<br />
ihre Arbeit finden. Die Komposition stammt<br />
aus dem Jahre 1927 und wurde jüngst neu<br />
aufgelegt.<br />
Eberhard Werdin „Zwei Trinklieder", (1. <strong>Der</strong><br />
edelste Brunnen; 2. <strong>Der</strong> Buhle im Keller) mit<br />
Klavier zu vier Händen (Verlag B. Schott's<br />
Söhne, Mainz)<br />
Die Besetzung Chor und Klavier vierhändig<br />
— eigentlich sehr naheliegend — ist erst in<br />
jüngster Zelt durch mehrere Beiträge berei<br />
chert worden. Auch bei Werdin nimmt der<br />
Vierpart eine weltgehend selbständige Stel<br />
la,^ ein. <strong>Der</strong> Primo-Part bewegt sich durch<br />
weg in ungewöhnlicher Höhe, was bestimmte<br />
Voraussetzungen für die Gestaltung des Chor<br />
werkes nötig macht. Die Begleitung selbst<br />
kann von Musikliebhabern ausgeführt werden,<br />
obgleich auch hier einiges verlangt wird. Die<br />
Partitur schlägt vor, die beiden Chorkompositionen<br />
mit den slawischen Tanzweisen von<br />
Werdin für Klavier zu vier Händen zu ver<br />
binden, was man zweifellos bejahen kann.<br />
Auf diese Weise erhält man einen fünfsätzigen<br />
Zyklus. Im ganzen mittelschwer. Wie immer<br />
bei Mitwirkung eines Klaviers muß der Chor<br />
eng sich um das Instrument scharen, damit<br />
sich Vokal- und Instrumentalklang gut mischen.<br />
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Sdiriftleitung u. ollein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
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<strong>Jahrgang</strong> <strong>46</strong><br />
Juni <strong>1966</strong><br />
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Devisen
151<br />
LIEBLICH SIND DIE JUNINÄCHTE<br />
LIEBLICH SIND DIE JUNINÄCHTE,<br />
Wenn des Abendrots Verglimmen<br />
Und des Morgens frühe Lichter<br />
Dämmernd ineinander schwimmen!<br />
Wenn der Lenz in roten Rosen<br />
Rasch verblutet und die kleinen<br />
Nachtigallen um den Toten<br />
Ihre letzten Lieder weinen;<br />
Wenn im Kelch der Lindenblüte<br />
Unterm Blätterbaldachine<br />
Schläft, gewiegt von lauen Lüften,<br />
Die verirrte müde Biene.<br />
Träumerisch im Nest der Schwalbe<br />
Zirpt die Brut und zwitschert leise<br />
Von dem großen blauen Himmel<br />
Und der großen Südlandreise.<br />
Und im Weizen schlägt die Wachtel<br />
Jedem Pflüger liebe Laute,<br />
Liebe Laute all den Körnern,<br />
Die er fromm der Flur vertraute.<br />
Durch die frisch entsproßnen Ähren<br />
Haucht ein Säuseln und ein Singen,<br />
Als ob holde Himmelsgeister<br />
Segnend durch die Saaten gingen.<br />
Friedrich Wilhelm Weber<br />
(geb. 1813 in Alhausen bei Driburg/Westf.<br />
gest. 1894 in Nieheim bei Höxter;<br />
aus „Dreizehnlinden", V. Kapitel).<br />
BLICK IN DIE NOTENMAPPE<br />
Wolf gang Amadeus Mozart:<br />
Kantate „Dir, Seele des Weltalls"<br />
für Männerstimmen (2 Tenöre, Baß), Solo-<br />
Sopran und Klavier (Köch.-Verz. Nr. 429)<br />
Anstelle einer ausschließlichen Werkbetrachtung<br />
und Analyse bringt der BB dieses Mal eine<br />
kleine Zusammenstellung von Texten aus ver<br />
schiedenen musikwissenschaftlichen Werken über<br />
Mozarty die sich auch mit der vorgenannten<br />
Citate befassen und ihre Stellung und Bedeu-<br />
.>g im Gesamtwerk des Meisters und insbeson<br />
dere innerhalb seiner Freimaurer-Kompositionen<br />
darlegen. Zugleich möchte der BB hiermit seine<br />
Leser auf einige anerkannt maßgebliche Bücher<br />
aufmerksam machen^ die neben einer ausführ<br />
lichen Biographie eine ebensolche Werkbespre<br />
chung und eine zuweilen bis ins einzelne gehende<br />
Analyse der Kompositionen Mozarts bringen (so<br />
H. Abert).<br />
Über die Freimaurerkantaten von Mozart<br />
schreibt der wohl vielseitigste und anregend<br />
ste deutsche Musikforscher Hermann Abert<br />
(geb. 1871 in Stuttgart, gest. 1927 das.) —<br />
seine Hauptgebiete: antike Musik, Opern<br />
geschichte, besonders Gluck u. Mozart) — in<br />
seiner als völlig selbständige Arbeit zu wer<br />
tende Umarbeitung des „MOZART" von Otto<br />
Jahn in Band II (ersch. bei Breitkopf & Härtel,<br />
1921) auf Seite 250:<br />
„Den beiden Freimaurer-Kantaten KV 429,<br />
471, wie auch den Freimaurer-Liedern mit<br />
Chor (KV. 483 u. 484) ist in den Chorsätzen<br />
ein merkwürdig hochgestimmter, an die<br />
„Zauberflöte" gemahnender Ton gemeinsam.<br />
Häufig kommen sogar unmittelbare Anklänge<br />
vor. Im Chor der ersten Kantate („Dir,<br />
Seele des Weltalls") ist namentlich der<br />
Wechsel von feierlicher Pracht und stiller<br />
Demut von großer Wirkung."<br />
Dr. Egon Komorzynski gibt in seinem Buch<br />
„MOZART - Sendung und Schicksal" (Wien<br />
1955) eine kurze Übersicht über die Werke<br />
des Meisters, die in enger Verbindung zur<br />
Freimaurerei stehen und für den prak<br />
tischen Gebrauch geschrieben sind:<br />
„... So galt auch diese Komposition („Eine<br />
kleine Freymaurer-Kantate..." — „Laut ver<br />
künde unsre Freude", KV. 623, 15. 11. 1791)<br />
der Einweihung eines neuen Freimaurer-
152<br />
tempels, in den die Loge ,Zur neu gekrönten<br />
Hoffnung', deren Mitglied Mozart war, im<br />
November 1791 übersiedelte. Mozart war<br />
Ende 1784 der Loge ,Zur Wohltätigkeit' bei<br />
getreten, deren Meister vom Stuhl Otto Frei<br />
herr von Gemmingen war, den Mozart in<br />
Mannheim kennengelernt hatte und der seit<br />
1782 in Wien lebte. Gemäß kaiserlicher Ver<br />
ordnung wurden Ende 1785 die acht Wiener<br />
Logen auf zwei zusammengezogen, dabei<br />
ging die ,Wohltätigkeit' in der neuen Loge<br />
,Zur neu gekrönten Hoffnung' auf.<br />
Für den praktischen Gebrauch hat Mozart<br />
mehrere Freimaurerkompositionen geschaffen.<br />
Im März 1785 setzte er Ratschkys Gedicht<br />
,Gesellenreise' in Musik (Köchel <strong>46</strong>8), im<br />
April 1785 entstand die Kantate ,Die Maurer<br />
freude' (Köchel 471) für Solotenor, Männer<br />
chor und Orchester. Im Juli 1785 folgte die<br />
,Maurische Trauermusik' (Köchel 477), nach<br />
Mozarts Eintragung in sein Verzeichnis (,Verzeichnis<br />
aller meiner Werke', seit Februar<br />
1784 geführt) ,bey dem Todesfalle der Br.<br />
Mecklemburg und Esterhäzy komponiert'.<br />
Anfang 1786 schuf er zwei Werke für Soli,<br />
dreistimmigen Chor und Orgel für den An<br />
fang und den Schluß einer Logenarbeit<br />
(Köchel 483 und 484). Auch die Kantaten<br />
,Dir, Seele des Weltalls' und ,Dle Ihr des<br />
unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt' (Kö<br />
chel 429 und 619) sind von freimaurerischem<br />
Geist erfüllt, und in gar manchem anderen<br />
kleineren Kunstwerk findet sich derselbe<br />
Geist.<br />
Noch in der Nachwirkung der Stimmung, die<br />
ihn während der Arbeit an der ,Zauberflöte'<br />
beseelte, in der Erinnerung an den Tod<br />
Ignaz von Borns, des Vorbildes des Sarastro,<br />
in der Vorahnung seines eigenen nahen<br />
Endes und während der Arbeit an dem<br />
Requiem hat er dann drei Wochen vor sei<br />
nem Tode die »Kleine Freimaurer-Kantate'<br />
geschaffen ..."<br />
Henri Gheon versucht in seinem mit spür<br />
barer Liebe zu Mozart geschriebenen Buch<br />
„Auf den Spuren Mozarts" (Salzburg 1938)<br />
Mozarts Hinwendung zum Freimaurertum zu<br />
deuten. Ihr künstlerischer Ausdruck ist zwei<br />
felsohne auch jene Kantate in Es aus dem<br />
Jahre 1783, ein Werk, das schon auf Sarastro<br />
und gewisse Ensemblesätze der Tempel<br />
szenen in der „Zauberflöte" hinweist und zu<br />
Unrecht so selten aufgeführt wird:<br />
„Da er (Mozart) für keine Kirche (mehr) zu<br />
komponieren hat, bleibt die Anregung aus;<br />
die Beispiele von Frömmigkeit, die ihm die<br />
vornehme Gesellschaft vorlebt, scheinen nicht<br />
eben von vorbildlicher Erlesenheit zu sein —<br />
und die Erinnerung an Colloredo (der neue<br />
Fürsterzbischof, 1771 als Nachfolger Sigis<br />
munds intronisiert,<br />
der Mozarts Todfeind<br />
wurde). Um seinen Fall zu verstehen, muß<br />
man sich die Lage des offiziellen Katholizis<br />
mus in Österreich, ja überhaupt in ganz<br />
Europa, wenige Jahre vor der Revolution<br />
richtig vergegenwärtigen. Es gibt in der<br />
Kirche keinen Heiligen mehr, oder man<br />
kennt sie nicht... Vergebens aber würde er<br />
Hilfe von den modischen Predigern erwarten,<br />
den gefälligen Beichtigern, den hochwürdig<br />
sten Abbes, die in Luxus schwelgen, von<br />
den allzu wohlgenährten Bischöfen. Wenn<br />
Lande noch Brennpunkte geistlichen Leb 1<br />
bestehen, so strahlen sie nicht auf die Wdu<br />
aus.<br />
Weiß man, wohin dieser Gläubige Zuflucht<br />
nimmt? In eine Freimaurerloge — wie Gluck,<br />
wie Haydn, wie Goethe, wie die meisten<br />
Künstler und Hochadeligen seiner Zeit, von<br />
denen viele vortreffliche Katholiken waren.<br />
Entgegen der landläufigen Meinung geschah<br />
dies nicht, um vorwärts zu kommen, indem<br />
man sich »Beziehungen' schafft. Die Loge der<br />
»Wohltätigkeit', der sich Wolfgang anschließt,<br />
ist eine armselige, kleine Loge im Vergleich<br />
zur »Wahren Eintracht', wo sich die ersten<br />
Würdenträger von Wien versammeln und die<br />
Auslese der literarischen Welt unter dem<br />
Vorsitz des .Großmeisters' Ignaz v. Born.<br />
Nach kurzer Zeit verläßt er sie, um mit<br />
einigen .Brüdern' eine andere zu gründen,<br />
die ansehnlichere, »Zur neugekrönten Hoff<br />
nung'. Ignaz v. Seyfried, ein Schüler Mo<br />
zarts berichtet uns..., daß dies eine frag<br />
würdige Loge war, ein Vorwand für Fest<br />
mähler, »wo man sich bei den wöchentlichen<br />
Sitzungen mit Spiel und Musik und den<br />
zahlreichen Freuden einer wohlbestellten<br />
fei<br />
befaßte'. Das mochte Wolfgang n J<br />
übel zusagen, der Bier und Wein gern hatte,<br />
ein trefflicher Billardspieler war und über<br />
dies wie jeder rechtschaffene Deutsche Sinn<br />
für Geselligkeit und Vereinsmeierei hatte.<br />
Suchte er aber dort wirklich nicht mehr?<br />
Sicher auch etwas Mystisches. Jene andere<br />
Mystik, die mangels der wahren, als Ersatz<br />
für sie, sich seit mehr als zwanzig Jahren<br />
in das skeptische Europa und in das ver<br />
sagende Christentum einschlich. Die Mystik<br />
der Vernunft, der Tugend, des Mitgefühls,<br />
der menschlichen Brüderlichkeit, wie sie<br />
Fenelon entworfen, Rousseau entwickelt<br />
hatte."
153<br />
Auch Mozarts Vater war der Loge bei<br />
getreten. Nur wenige Briefe aus der Zeit<br />
zwischen 1785 und 1787 sind uns erhalten,<br />
in denen beide sich über Sitzungen ihrer<br />
Loge unterhalten. Gheon schreibt hierzu<br />
noch folgendes:<br />
„Beide dürften jeweils die übrigen vernichtet<br />
haben, um der Pflicht der Geheimhaltung zu<br />
entsprechen. Trotzdem können wir uns eine<br />
Vorstellung machen, was in diesen Vereini<br />
gungen geschah. Die Brüder halfen einander<br />
werktätig; sie gaben den Armen zu essen,<br />
sprachen viel von Gott, dem großen Bau<br />
meister der Welt."<br />
C anderer Stelle hebt Gheon hervor:<br />
Aber deswegen versäumte er nicht die<br />
Messe; etliche Wochen vor seinem Tode<br />
trägt er noch eine Kerze in der Prozession.<br />
Offenbar scheint ihm — wie vielen seiner<br />
Zeitgenossen - die wahre Religion, der er<br />
verbunden bleibt, ohne allen Widerspruch in<br />
einem humanitären Deismus aufzugehen."<br />
Alfred Einstein erwähnt die Kantate in Es<br />
(KV. 429) „Dir Seele des Weltalls" in seinem<br />
Buch „MOZART — Sein Charakter — sein<br />
Werk" (Stockholm 1947) zwar nicht, gibt aber<br />
auf seine Weise eine bemerkenswerte Cha<br />
rakteristik der Freimaurer-Kompositionen KV.<br />
623 und KV. 471 u. a.:<br />
„Ein anderes musikalisches Symbol der Brü<br />
derlichkeit sind die parallelen Terzengänge,<br />
die das Lied ,Zum Schluß der Loge' in<br />
Mozarts letzter Freimaurer-Komposition (K.<br />
623) charakterisieren: ,Laßt uns mit ge<br />
schlungenen Händen'. Symbolischen Sinn<br />
hat ferner die Tonart: das herolsch-mllde,<br />
das ,humane' Es-dur, das in Mozarts Kan<br />
tate zu Ehren des Ignaz v. Born, des Vor<br />
stehers der Loge ,Zur wahren Eintracht',<br />
,Die Maurerfreude' (K. 471) angeschlagen<br />
wird — im übrigen eine richtige Vereins<br />
komposition, wie leider auch die eben er<br />
wähnte, anspruchsvollere ,kleine Freymaure'rkantate'...<br />
Endlich ist es, natürlich, der<br />
Klang: der Männerstimmen und vor allem<br />
der Holzbläser: so daß man Klarinetten und<br />
Bassetthörner als die eigentlichen Logenin<br />
strumente bezeichnen könnte."<br />
Dem interessierten Leser seien hier noch die<br />
Verlage der zitierten Mozart-Bücher mit<br />
geteilt:<br />
Alfred Einstein: Mozart — Sein Charakter -<br />
sein Werk. (Bermann-Fischer-Verlag, Stock<br />
holm); (Zitat: Seite <strong>46</strong>3).<br />
Henri Gheon: Auf den Spuren Mozarts.<br />
(Verlag Styria, Graz — Wien — Köln);<br />
(Zitate: Seite 227, 228, 230).<br />
Egon KomorzynskI: Mozart — Sendung und<br />
Schicksal. (Verlag Kremayr & Scheriau,<br />
Wien); (Zitat: Seite 325, 326).<br />
Kleines Komponlstenportrait • Kurt Lissmann<br />
(<br />
<strong>Der</strong> KMGV probt z. 2t. das Chorwerk „VOM<br />
MENSCHEN'', eine „KANTATE für Männer<br />
chor mit Begleitung von Trompeten, Hörnern,<br />
Posaunen und Pauken (oder Orgelbegleitung)<br />
nach Gedichten von Claudius, Rilke, Klopstock"<br />
des bekannten Chorkomponisten Kurt Lissmann.<br />
Herr Hans C. Westendorp, geschf. Ge<br />
sellschafter der P.J. Tonger & Co., überließ in<br />
dankenswerter Weise unserem Nachrichtenblatt<br />
den „TONGER-BOTEN" Nr. 2811962, aus dem<br />
der BB Lissmanns eigene kurzgefaßte Biographie<br />
sowie eine Würdigung des Komponisten anläß<br />
lich dessen 60. Geburtstages im Jahre 1962 durch<br />
P. J. Tonger veröffentlicht.<br />
Aus meinem Leben<br />
Am 29. Semptember 1902 wurde ich in Elber<br />
feld geboren. Mein Vater war Kurhesse, aus<br />
einem Bauerngeschlecht stammend, meine<br />
Mutter Westfälin. Vom Vater, der in Wupper<br />
tal Steueroberinspektor war, kommt meine<br />
Vorliebe für den Gesang. Er war ein guter<br />
Sänger, der sich in seinen Mußestunden zu<br />
Hause „produzierte". Die musikalische Be<br />
gabung aber habe ich von der Mutter. Sie<br />
stammt aus einem Geschlecht, das eine<br />
Reihe starker musikalischer Begabungen auf<br />
zuweisen hat, die aber alle nicht Musiker
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werden durften (was sehr wichtig ist, wie<br />
sich später zeigen wird). Mein Großvater<br />
spielte z. B. eine ganze Reihe Instrumente,<br />
vom Klavier über die Geige, Flöte, Trompete<br />
bis zur seibstgebastelten „kiingenden<br />
Schweinsblase", über die er eine Saite ge<br />
zogen hatte.<br />
Früh schon zog es mich zur Musik, und ich<br />
spieite recht und schlecht aus eigenem An<br />
trieb Laute, Mandoline und Schoßgeige. Aber<br />
erst mit 14 Jahren erhieit ich bei Kammer<br />
musiker A. Gerlach in Elberfeid Unterricht<br />
im Geigenspiei. Bereits nach gut zwei<br />
Jahren durfte ich im Instrumental-Verein<br />
Elberfeid unter Leitung von Hermann Inderau<br />
als 1. Geiger mitspieien. Ich machte so gute<br />
Fortschritte, daß sich mein Lehrer bei mei<br />
nem Vater so oft dafür einsetzte, mich<br />
Geiger werden zu lassen, bis es diesem<br />
nach drei Jahren zu bunt wurde und er den<br />
Unterricht untersagte, da ich unter keinen<br />
Umständen Musiker werden sollte.<br />
Daraufhin gründete ich — gerade 17jährig<br />
— ein Orchester, bestehend aus guten<br />
Dilettanten, ehemaligen Militär- und einigen<br />
Berufsmusikern. Zunächst leitete ich diese<br />
Musikantengemeinschaft als Stehgeiger. Sehr<br />
baid aber fanden sich so viele Spieler ein,<br />
daß ich noch im selben Jahr den Fidelbogen<br />
mit dem Taktstock vertauschte und somit<br />
erstmalig als Dirigent fungierte. Es stand nun<br />
endgültig mein Entschluß fest, auch ohne<br />
Zustimmung meines Vaters Musiker zu wer<br />
den. Zunächst heimlich nahm ich bei Musik<br />
direktor W. Wiltberger, Elberfeid, Unterricht<br />
in Klavier und Theorie und übte bei Freun<br />
den. Sehr bald aber kam mein heimliches<br />
Tun heraus, und mein Lehrer mußte sich bei<br />
meinem Vater ins Zeug legen. Er hatte inso<br />
fern Erfolg, als mein Vater die Weiterführung<br />
des Unterrichts erlaubte, aber nicht mit dem<br />
Ziel, mich Musiker werden zu lassen. Nach<br />
erlangter Obersekunda-Reife mußte ich einen<br />
praktischen Beruf erlernen und kam in eine<br />
kaufmännische Lehre. Nach einem halben<br />
Jahr Lehrzeit, das mich wie eine Ewigkeit<br />
dünkte, konnte ich meinen Vater umstimmen.<br />
Ich ging auf die Präparanden-Anstalt. Die<br />
trockene Lehrmethode dieser Schule ertrug<br />
ich aber nur ein halbes Jahr, und ich kehrte<br />
reumütig zur kaufmännischen Lehre zurück,<br />
d. h. zunächst besuchte ich für ein Jahr die<br />
Höhere Handelsschule, die ich mit Erfolg<br />
absolvierte. Dann folgte eine dreijährige<br />
Lehrzeit in einem großen Wuppertaler Kauf<br />
haus. Während dieser Zeit spielte ich eifrig<br />
Geige, dirigierte und machte Kompositions<br />
versuche. Nach überstandener Lehrzeit be<br />
kam ich in diesem Hause einen selbständi<br />
gen Posten, der es mir (es sei gestanden)<br />
erlaubte, mich noch mehr als bisher mit der<br />
Musik zu beschäftigen, ich ging Abend für<br />
Abend ins Theater oder in Konzerte. So<br />
schön dieser Posten auch war, nach<br />
einem Jahr kündigte ich — ohne meinen<br />
Vater zu verständigen — um mich nun end<br />
gültig ganz der Musik widmen zu können.<br />
Ein schöner Entschluß! Aber wie jsoilte ich<br />
ihn ohne Geld verwirklichen können, da ich<br />
meinem Vater unter keinen Umständen zur<br />
Last failen wollte. Das Experiment gelang<br />
Nach wenigen Wochen schon dirigierte<br />
einen und bald mehrere Gesangvereine, i<br />
diese Einnahmen ermöglichten es mir, bi^<br />
Hermann Inderau Klavier, Orgel und Theorie,<br />
bei Margarete Kahier Gesang und später bei<br />
Hubert Pfeiffer Komposition zu studieren.<br />
Nun spürte wohl auch mein Vater, daß ein<br />
Stärkeres in mir wirksam war, und von nun<br />
an ließ er mich in verstehender Weise ge<br />
währen und nahm an meiner Arbeit immer<br />
stärkeren Anteil.<br />
Die Begegnung mit dem großen Menschen<br />
und begnadeten Musiker Hubert Pfeiffer, der<br />
mir in seiner Bescheidenheit die Demut vor<br />
ailem Großen vorlebte, wurde entscheidend<br />
für meine ganze musikalische Entwicklung.<br />
Es war bei ihm kein Unterricht im üblichen<br />
Sinne, sondern, nach wenigen Wochen<br />
kontrapunktischer Übungen, die er dann für<br />
überflüssig hielt, ein Austausch musikalischer<br />
und allgemein menschlicher Gedanken in<br />
einer Form, wie sie ein Vater mit seinem<br />
Sohn pflegt. Wie beglückend war es, wenn<br />
er mir von seinen Kompositionen vorspielte,<br />
und wie aufmerksam lauschte er auf meine,<br />
die sich zunächst natürlich in seinen Bahnen<br />
bewegten. Allmählich jedoch löste ich mich<br />
von seiner Art, bis er mir im Herbst 1032 b J<br />
Anhören meiner Kantate „Vom Menschern<br />
die ich ihm vorspielte, sagte: „Mit diesem<br />
Werk haben Sie Ihren eigenen Weg gefun<br />
den, und das muß ja wohl auch so sein."<br />
Diese Kantate wurde 1934 anläßlich<br />
Nürnberger Sängerwoche uraufgeführt.<br />
der<br />
Zwei Jahre vorher war ich beim Deutschen<br />
Sängerbundesfest in Frankfurt mit dem 1930<br />
entstandenen Werk „Feiger Gedanke" für<br />
Männerchor und Bläser zum ersten Mal an<br />
die Öffentlichkeit getreten.<br />
In die Zeit nach 1934 fällt meine erste und<br />
für mich sehr wichtige Begegnung mit Fritz<br />
Gerhards, dem Schöpfer und Leiter seines
157<br />
hervorragenden Marionetten-Theaters. In<br />
enger Zusammenarbeit entstanden in schnel<br />
ler Folge die Orchester-Musiken zu den<br />
Spielen: „Gevatter Tod" — „Till Eulenspiegel"<br />
— „Froschkönig" — „Die Zaubergeige" —<br />
„Lanzelot und Sanderein", die eine beson<br />
dere Einfühlung in die Gegebenheiten und<br />
Möglichkeiten des Marionettenspiels verlang<br />
ten. Es sind im wesentlichen keine Begleit<br />
musiken, sondern sie bestehen selbständig<br />
im kontrapunktischen Sinne neben der<br />
Sprache und der Bewegung.<br />
Nachdem ich mich von den ersten kompo<br />
sitorischen Versuchen an ausschließlich mit<br />
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160<br />
Die Beschäftigung mit dem Orchester, sei<br />
es in Verbindung mit Chor, sei es im<br />
Theater, Ballett, oder Marionetten-Theater,<br />
führte den Komponisten zwangsläufig auch<br />
zur Komposition für großes Orchester, und<br />
so entstand die „Konzertante Musik" in vier<br />
Sätzen für großes Orchester.<br />
Und ebenso zwangsläufig erfolgte die Hin<br />
wendung zum klavierbegleiteten Sololied, und<br />
seine „Neun Lieder" für eine tiefe Sing<br />
stimme und Klavier sind eine willkommene<br />
Bereicherung der Chorkonzerte.<br />
Es würde zu weit führen, wollten wir Lißmann's<br />
rund 120 Werke, die mit zwei Aus<br />
nahmen sämtlich bei uns erschienen sind,<br />
einzeln anführen und werten. Unsere Freunde<br />
in aller Welt kennen sie, die leichtbeschwing<br />
ten Lieder „Aus der Traube in die Tonne"<br />
ebenso wie die stillen, verinnerlichten „Drei<br />
ernsten Gesänge" auf Worte von Heinrich<br />
Lersch, den großflächig und wirkungsvoll<br />
angelegten Chor zum „Lob der Musik" für<br />
Männerchor mit Oberstimmen oder die letz<br />
ten, zur großen Form vorstoßenden Werke<br />
„Wo bist du, Mensch?" für Männerchor,<br />
Bariton und 13 Solo-Instrumente, und „So<br />
spricht das Leben". Diese seien nur als<br />
Beispiel für die vieien gedacht. Doch sei<br />
dem Verlag noch ein Wort erlaubt, das Lißmann<br />
selbst nicht sagen kann: es werden<br />
nicht nur stets seine letzten und neuen<br />
Werke gesungen oder seine „Schlager'^,<br />
sondern auch die ganz zu Anfang genan 1<br />
Kantate „Vom Menschen" ist frisch uno<br />
lebendig wie am Tage der Uraufführung und<br />
wird Jahr um Jahr begeistert gesungen.<br />
<strong>Der</strong> Komponist Walter Klefisch (geb. 1910) ist unseren Sängern schon lange kein Unbe<br />
kannter mehr. Im nachfolgenden Beitrag stellt der BS Dr. W. Klefisch als Schriftsteller vor.<br />
MEISTER TOCCAFORTE<br />
Eine kleine Satire von Walter Klefisch<br />
Maestro Benedetto Toccaforte betritt den<br />
Saal. Ein Scheinwerfer flammt auf. Sein<br />
Lichtkegel trifft genau die Glatze des Mei<br />
sters. Wie — ein Meister ohne Haare? Ge<br />
wiß, die Zeiten eines Franz Liszt sind end<br />
gültig vorbei. Auch die Kleidung des Avant<br />
gardisten bricht gänzlich nrflt der bourgoisen<br />
Tradition: Twisthose und Roilkragenpullover.<br />
Ein älterer Herr kichert hell auf.<br />
Vor dem Flügel steht ein Stuhl. Toccaforte<br />
schiebt ihn verächtlich zur Seite. Ein Avant<br />
gardist setzt sich nicht. Im Sitzen spielt man<br />
Mozart und Bach. Ein Avantgardist spielt<br />
a piedi, also im Stehen. Toccaforte steht also<br />
vor dem Flügel. Titel des ersten Stücks:<br />
Variationen über das Thema H^O - SOS.<br />
Wie wird der Meister beginnen? Doktor<br />
Fiasco, der spitzbärtige, gefürchtete Musik<br />
kritiker, hat dem Publikum in seiner Pro<br />
grammerläuterung einen unerhörten Fort<br />
schritt in der Entwicklung des modernen<br />
Klavierstils verheißen. Toccaforte steht noch<br />
immer vor dem Flügel. Man hört noch Ge<br />
räusche im Saal. Toccaforte beginnt erst<br />
bei absoluter Stille (in dieser Hinsicht zeigt<br />
er noch Spuren von Tradition).<br />
Nun ist es ganz still im Saal. Toccaforte<br />
holt tief Luft. Sein Brustkasten wölbt sich wie<br />
der Sack eines Staubsaugers. Nun hebt er<br />
die rechte Hand und ballt sie zur Faust. ,<br />
^<br />
— ein Schlag mit der Faust auf die Tastb.-*r<br />
Zwei Damen in der ersten Reihe zucken<br />
zusammen. Das war das Thema der Va<br />
riationen. Geheimrat Oberbrunzer fällt der<br />
Kneifer von der Nase (er weilt als Tourist<br />
in Italien). Hack, hack - nun hat die erste<br />
Variation begonnen. Zwei Schläge mit der<br />
senkrecht gehaltenen Hand.<br />
Nun tritt Toccaforte ganz nah an die Kla<br />
viatur heran und beginnt ein prasselndes<br />
Tremolo mit den Ellenbogen. <strong>Der</strong> ältere<br />
Herr kichert wieder und verläßt den Saal.<br />
Toccaforte wirft ihm einen bösen Blick nach,<br />
dann kniet er sich vor den Flügel und hackt<br />
mit dem Kinn auf die Tasten.
161<br />
Plötzlich springt er wieder auf, zieht eine<br />
Kette aus der Hosentasche, reißt das Instru<br />
ment auf und wirft die Kette auf die Saiten.<br />
Dann springt er mit affenartiger Behendig<br />
keit auf die Klaviatur, zieht sich die Schuhe<br />
und Strümpfe aus, und schleudert s:e ins<br />
Publikum. Danach läuft er mit nackten Füßen<br />
auf der Klaviatur auf und ab und spielt<br />
Staccati und Tremoli mit dem großen und<br />
dem kleinen Zeh. Geheimrat Oberbrunzer<br />
verläßt den Saal. Zahlreiche Zuhörer schlie<br />
ßen sich ihm an.<br />
Nach einer wilden Stretta läßt sich Toccaforte<br />
auf die Klaviatur herunterfallen und<br />
plumpst so mit dem Gesäß den Schluß<br />
akkord.<br />
<strong>Der</strong> Saal hat sich inzwischen geleert. Nur<br />
Doktor Fiasco sitzt noch auf seinem Platz<br />
und spendet dem Künstler sogar Beifall.<br />
Am nächsten Tag las man in der Zeitung:<br />
der Avantgardist Toccaforte habe unerhört<br />
Neues in seinem Klavierkonzert gewagt; ihm<br />
gebühre Anerkennung als Pionier, der seiner<br />
Zeit bekanntlich immer voraus sei.<br />
[<strong>Der</strong> Kölnischen Rundschau vom 1.12.1965 mit Ge<br />
nehmigung des Autors entnommen.]<br />
FRÜHLINGSFEST<br />
der „Cacilia Wolkenburg" am 30. April <strong>1966</strong><br />
»]<br />
t^n g , sprich Do zo dingem Volk! ..<br />
Leev Kölsche!<br />
Alaaf!<br />
Leev Cäcilianer!<br />
Alaaf!<br />
All de H'dre un Mamsellcher<br />
vun dr K O G !<br />
Alaaf!<br />
Jch, dr Kaiser Postumus un ming P o s t u -<br />
mama, die et Portmonee em Kabass hätt,<br />
laden Üch all, die Ehr dozo verholfen haty mich<br />
op dr Kölsche Thron ze setzey met dr janzen<br />
Familich rääch hätzlich en. Do de Mäzen Idus<br />
siny hätt unse Minister Pankratius o^ nix<br />
fäjey un SU kutt allemolde am<br />
S a m s d a g y<br />
öm aach Ohr<br />
däm 30. Aprel <strong>1966</strong>y ovends<br />
en de Wolkenburg-Taverney en dä jroße<br />
Saaly<br />
dä mer fing jestivvelt han. (Öm halver aach<br />
loßen mer Üch ald erenn)<br />
Em Taverne-Keller han mer en jod Fläsch usjesöcky<br />
die et yyZillche" — unger däm sing Prutektorat<br />
dä Fessovend arangscheet es — Üch<br />
trakteet. Jeder vun Üch kritt en Fläsch un och<br />
jet för sich un de FraUy ov Bruck un Fründin<br />
ze muffele.<br />
Dat Programm maache mer selvSy un all sollt<br />
Ehr dobei methelfe. Dä schöne Chory de Häre<br />
Jassarbeidery de K O G un en paar vun uns<br />
Jetreuey die esu schön jesunge hatte. Mih ver<br />
rode mer nit.<br />
Nur eins noch: Et wähd vill jedanzU Un wer<br />
dat am beste kannf? No avwaade.<br />
Salve!<br />
Et jröss Üch hätzlich<br />
POSTU MUS un POSTUM AM A<br />
un Öhr yyZillche" vun dr Wolkenburg''<br />
Wenn die Einladungen zu einem Fest der<br />
„Cäcilia Wolkenburg", der Bühnenspielgemeinschaft<br />
des KMGV, ins Haus flattern, dann<br />
pflegt jeder „Cäcilianer" für einige Minuten<br />
genüßlich Umgang mit der kölschen Mutter<br />
sprache; denn die Einladungen sind, wie es<br />
sich für die „Cäcilia" geziemt, in kölscher<br />
Sprache, die ja eine eigenständige Sprache<br />
ist, geschrieben.<br />
Was in der Einladung angekündigt ist, erregt<br />
dann ebenso sehr das Vergnügen des Lesers<br />
wie die Art, in der diese Einladung abgefaßt<br />
ist. Sie bezieht sich immer auf das letzte<br />
Divertissementchen und knüpft an inhaltlich<br />
oder dramatisch bedeutsame Punkte oder
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164<br />
auch Pointen an, um somit in launiger<br />
Weise zu Gast zu bitten und Überraschungen<br />
anzukünden, ohne sie indessen zu verraten.<br />
<strong>Der</strong>, der diese Einladungen in dieser netten<br />
Art und mit so viel „Jemüt" aufsetzt und ver<br />
schickt, ist der „Dienstälteste" unserer „Cäcilianer",<br />
der auf eine 40-jährige aktive Zu<br />
gehörigkeit zur Bühnenspielgemeinschaft der<br />
„Cäcilia Wolkenburg" zurückblicken kann. Es<br />
ist unser lieber, verehrter Sangesbruder G u -<br />
stav Funcke, Darsteller vieler Frauen<br />
rollen und pater familias der „Cäcilia". Daß<br />
seiner 40-jährigen Zugehörigkeit zur Büh<br />
nenspielgemeinschaft nicht in besonderer Wei<br />
se gedacht wurde, mag gewiß der zu großen<br />
Bescheidenheit des Jubilars zuzuschreiben<br />
sein. An dieser Stelle möchte der BB auch<br />
im Namen seiner Leser Gustav Funcke zu<br />
diesem, doch bestimmt bemerkenswerten Ju<br />
biläum gratulieren und ihm für die Freude,<br />
die er mit seinem Spiel den Kölnern ge<br />
schenkt hat, danken und ihm und auch uns<br />
wünschen, daß er noch viele Jahre in der<br />
„Cäcilia" mitwirken kanrl.<br />
Gustav Funcke begrüßte als Obmann der<br />
„Cäcilia" die Gäste und führte u. a. aus:<br />
„Mit großer Freude stellen wir fest, daß Sie<br />
der Einladung des Kaisers Postumus und<br />
seiner Postumama so zahlreich gefolgt<br />
sind. Erwarten Sie in Anbetracht der (letzten)<br />
Neuwahlen keine Regierungserklärung.<br />
Dieser Abend soll, wie es in der schönen<br />
Tradition der „Cäcilia" gepflegt wird, eine<br />
Dankesgeste sein allen denen gegenüber, die<br />
unserem „Zillchen" die Treue bewahrten,<br />
sodann aber auch für alle, die sich im ver<br />
gangenen Spiel um den „Kaiser vun Kölle"<br />
verdient gemacht haben.<br />
Es scheint mir nicht angebracht, den e i n z e I -<br />
n e n zu nennen, geschweige herauszustellen;<br />
denn — wenn wir ehrlich sein wollen — nur<br />
eine verschworene Gemeinschaft konn<br />
te das Werk unserer Autoren Rohr und<br />
K I ö V e r formen und zum Erfolge führen.<br />
Die Gemeinschaft der „Cäcilianer" und der<br />
der KOG (Kölner Orchestergesellschaft) sind<br />
ein unbedingt verläßliches Arbeitsteam. Bei<br />
der Premierenfeier war es mir leider nicht<br />
möglich, im Auftrag unseres „Zillchens" zu<br />
danken für alle Mühe und Arbeit und die<br />
nicht geringen persönlichen Opfer. Ich hatte<br />
insbesondere nicht die Gelegenheit, unseren<br />
Freunden von der KOG den Dank der „Cäci<br />
lia" zu bekunden.<br />
Um so mehr freuen wir uns, daß die KOG<br />
auch heute unserer Einladung und unserer<br />
Bitte gefolgt ist, mit uns das Programm des<br />
heutigen Abends gemeinsam zu gestalten, —<br />
es ist ein Programm besonderer Art: Er<br />
innerungen an das schöne Spiel <strong>1966</strong>."<br />
Gustav Fur.cke bat sodann Herrn Dr. Bol<br />
der*) aufs Podium und überreichte ihm als<br />
Anerkennung für die KOG „einen kleinen<br />
Beitrag in Form eines zweifellos gedeckten<br />
Schecks, — einen Beitrag zur Unterstützung<br />
und Pflege ihrer Aufgaben".<br />
Sangesbruder und langjähriger „Cäcilianer^'<br />
Karl-Heinz S i e b e r führte nun die Gäg<br />
durch die „Sendung". Es bot sich ihnen<br />
ungewohntes Bild: Das Orchester vor dem<br />
Podium, auf diesem — in Zivil — die Mit<br />
wirkenden des letzten Divertissementchens.<br />
In kölscher Mundart berichtete Karl-Heinz<br />
Sieber, wie es im einzelnen zur Kaiser<br />
krönung kam. Aus dem Kranz der schönen<br />
Melodien erklangen die schönsten Weisen.<br />
Die Idee, diesen musikalischen Querschnitt<br />
durch das letzte Divertissementchen mit ver<br />
bindenden Worten zu bieten, stammte von<br />
Gustav Funcke. Zu jeder einzelnen musika<br />
lischen Szene erschien auf einer Leinwand<br />
an der dem Podium gegenüberliegenden Seite<br />
das entsprechende Farbdia, — es war für die<br />
„Cäcilianer" eine letzte, zweifellos wehmütige<br />
Erinnerung an unseren lieben Sangesfreund<br />
und „Cäcilianer" Heinrich Rodenkirchen,<br />
der am 15. 2. <strong>1966</strong> mitten aus dem vollen<br />
Leben abberufen wurde.<br />
Die Gesänge und Chorsätze hat der BB in der<br />
April-Ausgabe ausführlich gewürdigt; deshalb<br />
begnügt er sich hier, unseren Sangesfreunden<br />
Frommont, Funcke, Massau und dem treff<br />
lich geschulten Chor seine hohe Anerkennimq<br />
auszusprechen. Gleidhes Lob verdienen |<br />
Musiker der KOG und ihr Gastdiriglir.i<br />
K I ö V e r für die temperamentvolle Art des<br />
Musizierens und die beachtliche Disziplin so<br />
wohl im Rhythmischen, wie in der Homogeni<br />
tät des Klangs. Wenn nur eine Arie heraus<br />
gestellt werden soll, so die des Kaiser Postu<br />
mus, eine herrliche, überaus virtuose Parodie<br />
auf die Figaro-Arie Rossinis. Klövers eigene<br />
Komposition (Auftrittslied der „Mam") ver<br />
dient es, besonders erwähnt zu werden:<br />
Klöver hat hier so echte „kölsche Tön" im<br />
Duktus der Melodie und dem Klang des<br />
harmonischen Hintergrundes gefunden, daß<br />
*) Vorsitzender der KOG
165<br />
wir diese Komposition ohne weiteres zu<br />
der typisch kölsch oder auch kölnisch ge<br />
prägten Musik zählen können.<br />
Nach den Erinnerungen an das schöne Spiel<br />
<strong>1966</strong> gab es „jet ze müffele". Hören wir, was<br />
Prof. Dr. Adam Wrede im 2. Band seines<br />
„NEUEN KÖLNISCHEN SPRACHSCHATZES"<br />
auf Seite 210 dazu schreibt: „müffele, müffeite,<br />
jemüffelt: still vergnügt, behaglich essen,<br />
futtern, mit kieinen Bissen kauen, Gegensatz,<br />
jeweils viel auf einmal gierig schiingen. Dat<br />
ieev Jüngeiche soß steü an singem kleine<br />
Deschje un wor janz nett am müffeie.<br />
Hammer (han mer = haben wir) nix Jots ze<br />
^ffeie? Ich han och jet zu müffele för dich."<br />
1iror BB möchte hier auch die Herkunft dieses<br />
köstlichen Wortes durch Wrede erläutern<br />
lassen:<br />
Müffel m.; Müffelche n., -r; selten Mümfel m.,<br />
-ehe n., -r 1. kleiner Bissen, Häppchen; zu<br />
sammengezogen aus mundvoii, im Rheini<br />
schen und Hessischen verbreitetes Volkswort;<br />
selten Mümfel, das die ursprüngliche Wort<br />
form noch etwas erkennen läßt; altköln.<br />
(16. Jh.) montfel (Bissen). Nit ens (nicht einmai)<br />
ne Muffel es einem jejünnt. E Müffel<br />
che Brut, ein kieines Stückchen Brot. Ich han<br />
hück noch keine Muffel ent et Liev (en der<br />
Liev) jekräch. — 2. übertragen dralles dickes<br />
Mädchen: e lecker Müffelche. — 3. Wirtshaus<br />
name: Em leckere Müffelche, vgl. Dröppche."<br />
Wie man sieht, „Zillche" regt immer wieder<br />
an, sich in der kölschen Sprache umzusehen.<br />
Auch das gehört zu ihrer liebevoii gepflegten,<br />
lebend ig en Tradition. Gustav Funcke gab.<br />
wie wir auf Seite 161 sahen, mit seiner Ein<br />
ladung ein Beispiel hierfür.<br />
Unser Präsident, Dr. Max Adenauer, hatte<br />
es sich nicht nehmen iassen, trotz zweier<br />
weiterer Verpflichtungen Gast der „Gäciiia"<br />
zu sein. Er übermittelte Grüße und Dank des<br />
Vorstandes für den Frühlingsabend der „Gä<br />
ciiia". Er würdigte die Leistungen der „Gäcilianer"<br />
im ietzten Divertissementchen und<br />
gab seiner Freude über die gelungene Über<br />
raschung des Abends Ausdruck. Dabei gab er<br />
ein kleines Geschenk weiter, das ihm vorher<br />
von den Deutzer Schützen von der „Schääl<br />
Sick" überreicht worden war, eine überdimensionaie<br />
Zigarre, unseres Bundeskanziers<br />
würdig: Horst Massau erhielt sie, damit<br />
er „noch iange daran rauche bis zu seiner<br />
Wiederwahl". — Dr. Adenauer, leidenschaft<br />
licher Nichtraucher mit Grundsätzen, hätte sie<br />
gewiß auch der Postumama überreichen kön<br />
nen, — aber Funcke ist auch Nichtraucher,<br />
und ehe Dr. Adenauer wieder auf einen<br />
passionierten Nichtraucher gestoßen wäre,<br />
war's schon am besten, diese Superzigarre<br />
Seiner Kaiserlichen Majestät zu überreichen.<br />
Und als alle fertig<br />
wurde getanzt.<br />
waren mit „müffeln",<br />
Die Kapelle Kutz spieite betont zeitnah, jazzoid,<br />
mit einem Hauch von liebenswürdigem<br />
Snobismus und — lautstark; ach so, beinahe<br />
vergaß ich's, natürlich auch elektrisch ver<br />
stärkt, man weiß schließlich, was man seiner<br />
technisch perfektionierten Zeit schuldig ist. —<br />
Wie lange getanzt wurde, — bitte fragen Sie<br />
mich nicht; ehe es allzu laut wurde, hatte der<br />
BB unbemerkt das Weite gesucht.<br />
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Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat Juli <strong>1966</strong><br />
11.7. 60 J. Dr. Theob. Simon, Bitburg<br />
inakt. Mitgl.<br />
13.7. 80 J. Jean Müller akt. Mitgl.<br />
17.7. 60 J. Josef Buch inakt. Mitglied<br />
17.7. 70 J. Dr. Otto Klonz inakt. Mitglied<br />
20. 7. 85. J. Willy von der Ruhr<br />
akt. Mitglied *)<br />
nicht ausübender Sänger<br />
Neuaufnahmen:<br />
Als neue inaktive Mitglieder begrüßen wir<br />
auf das herzlichste:<br />
Die Colonia Kölnische Versicherungs A.-G.,<br />
Köln, Oppenheimstraße 11.<br />
Herrn Generaldirektor Otto Garde, Vorsitzer<br />
des Vorstandes der Concordia Lebensversicherungs<br />
A-G, Bensberg b. Köln, Haus<br />
Höhenrain.<br />
Herrn Dr. h. c. Harald Kühnen, Bankier,<br />
Köln-Marienburg, Goethestraße 67.<br />
Herrn Rolf Lelfels, Dipl.-Kaufmann, Köln,<br />
Hansaring 45.<br />
Herrn Dr. Albert Lohr, Dipl.-Ingenieur, Köln-<br />
Müngersdorf, Richterstraße 2.<br />
Herrn Friedrich Carl Freiherr von Oppen<br />
helm, Bankier, Köln-Marienburg, Lindenallee<br />
Nr. 47.<br />
Herrn Hans-Georg Reichmann, Kaufmann<br />
(Verlag), 2 Hamburg 50, Beringstr. 95.<br />
Herrn Dr. Josef Steegmann, Rechtsanwalt,<br />
Köln-Marienburg, Mehlemer Str. 22.<br />
Herrn Fritz Vorster, Geschäftsführer i. R.,<br />
Köln-Marienburg, Tiberiusstraße 12.<br />
Adressenänderung:<br />
(<br />
Gustav Klug wohnt jetzt 5359 Münstereifel-<br />
Eicherscheid, Triftweg 5.<br />
Todesfall<br />
Unser Sangesbruder Heinz Plückthun beklagt<br />
den Tod seiner lieben Gattin, Frau Maria<br />
Plückthun geb. Reis, welche am Grün<br />
donnerstag dieses Jahres nach kurzer schwe<br />
rer Krankheit in ihrer Heimat Schweich ge<br />
storben ist.<br />
Unser Sangesbruder Josef Herwegh trauert<br />
um seine liebe Gattin, Frau Irmgard Her<br />
wegh geb. Strobl, welche am 14. 4. <strong>1966</strong><br />
plötzlich und unerwartet gestorben ist.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des KMGV sprach auch im<br />
Namen des Vereins unseren beiden Sanges<br />
brüdern und deren Angehörigen die herz<br />
lichste Anteilnahme aus.<br />
Arbeitstagung des Vorstandes u. der Ausschüsse in Klef b. Vilkerati<br />
Im kommenden Jahre erwartet uns eine An<br />
zahl Arbeiten, die wegen des Jubiläums be<br />
sonders intensiv angepackt und durchgeführt<br />
werden müssen. Hierzu ist die Mitwirkung<br />
aller Verantwortlichen notwendig. Sangesbru<br />
der und Vorstandsmitglied Schäfer hatte<br />
den glücklichen Gedanken, in einer Arbeits<br />
tagung mit allen Verantwortlichen, Richtlinien<br />
für die Durchführung unseres Jubiläumsjahres<br />
festzulegen. Erstmalig trafen sich nun die<br />
Herren des Vorstandes und der verschiedenen<br />
Ausschüsse am Wochenende des 7. zum<br />
8. Mai im gemütlichen Lokal „Forellenwirt" im<br />
Aggertal. Sangesbruder Peters war mit<br />
den organisatorischen Vorarbeiten beauftragt<br />
worden und hatte mit Umsicht für die Unter<br />
kunft gesorgt.<br />
Nach einer Kaffeetafel begann die Arbeitsta<br />
gung. Viele der geladenen Sangesbrüder<br />
konnten schon mit nützlichen Ressortvor<br />
schlägen aufwarten und damit eine unnötige<br />
Ausdehnung der Tagung vermeiden. Die An<br />
wesenden beteiligten sich lebhaft an der Be-
169<br />
sprechung, so daß jelzt wohl Klarheit über<br />
die Bewältigung der vor uns liegenden Ar<br />
beiten herrscht.<br />
Nach dem Abendessen „stieg" ein zünftiger<br />
Kegelabend an zwei vollautomatischen Kegel<br />
bahnen, - es war eine der netten Über<br />
raschungen, für die Paul Peters trefflich ge<br />
sorgt hatte...<br />
Alle an dieser Arbeitstagung Beteiligten wa<br />
ren sich darin einig, daß nach Beendigung<br />
der gemeinsamen Tagung nicht nur wertvolle<br />
Arbeit für unser Jubiläumsjahr geleistet wurde,<br />
sondern daß sich auch alle Teilnehmer an<br />
'^^er Diskussion menschlich näher gekomsind,<br />
so daß eine weitere spätere Zus^menarbeit<br />
erfolgversprechend werden<br />
wird.<br />
Zugleich wird hier ein Arbeitsklima geschaf<br />
fen, das sich nur segensreich für unseren<br />
Verein auswirken kann. Es ist der Wunsch des<br />
Vorstandes, daß alljährlich solche Arbeits<br />
tagungen nach beendeter Jahresarbeit statt<br />
finden, auf denen die folgende Jahresarbeit<br />
festgelegt werden soll. Dieser Wunsch fand<br />
bei allen Beteiligten einhellige Zustimmung.<br />
BB<br />
Kaffeestunde der Gruppe 13<br />
Am Samstag nachmittag, dem 21. 5. <strong>1966</strong> traf<br />
sich die Gruppe 13 im Stadtwaldrestaurant zu<br />
einer gemütlichen Kaffeestunde mit anschlie<br />
ßendem Spaziergang. Bei schönem, warmem<br />
Frühlingswetter waren nicht nur aktive Sänger<br />
mit ihren Damen erschienen, sondern auch<br />
inaktive und Witwenmitglieder der Gruppe.<br />
Jppenbaas Claus Krings sagte in seindr kur-<br />
Begrüßung: „Immer wieder sind wir freu<br />
dig überrascht ob dieser Tatsache. Zeigt sie<br />
doch, daß das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
bei richtiger Pflege des Gruppenlebens auch<br />
über den Tod der Sänger hinaus erhalten<br />
bleibt und das Band der Sängerfamilien nicht<br />
auseinanderreißt. Durch jahrelange Treue der<br />
Sänger sei diese Zusammengehörigkeit ent<br />
standen. Sie weiter zu pflegen und zu erhalten<br />
sei unsere vornehmste Aufgabe und Pflicht.<br />
Hierzu soll auch der heutige Nachmittag bei<br />
tragen."<br />
Nach Stunden trennte sich die Gruppe in dem<br />
Bewußtsein, zusammen einen schönen Nach<br />
mittag verlebt zu haben.<br />
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Vor diesem Treffen besuchte die Gruppe 13<br />
den im März des Jahres verstorbenen San<br />
gesbruder Karl Thomas auf dem Melatenfriedhof,<br />
der auf eigenen Wunsch in aller Stille<br />
beigesetzt worden war.<br />
H. Müller
170<br />
Aufruf zur weiteren Zeichnung von Entschuldungsscheinen<br />
Sehr verehrte Freunde und Gönner des Kölner Männer-Gesang-Vereins, liebe Sangesbrüderl<br />
Im November 1965 habe ich Sie im <strong>Burgbote</strong>n aufgerufen, dem Kölner Männer-Gesang-<br />
Verein bei der raschen Tilgung der aus dem Wiederaufbau des Vereinshauses „Wolkenburg"<br />
noch verbliebenen Schulden zu helfen.<br />
Gleichzeitig konnten wir die erste Liste derjenigen Freunde und Sangesbrüder veröffentlichen,<br />
die es übernommen haben, „Entschuldungsscheine" zu übernehmen und damit jährlich zur<br />
Verzinsung und Amortisation der Schulden beizutragen. g-<br />
Wir sind sehr glücklich, daß wir jetzt eine weitere Spenderliste anfügen können und wir danl^u<br />
allen, die in der Zwischenzeit an uns gedacht haben.<br />
Bitte verargen Sie es uns aber nicht, wenn wir den Aufruf erneuern müssen. Es reicht nämlich trotz der bis<br />
herigen großzügigen Spenden noch nicht. Auch werden die bis heute genannten Spender es als gerecht emp<br />
finden, daß wir diejenigen noch ansprechen, die in der Lage sind, einen oder einige „Entschuldungsscheine"<br />
zugunsten unseres geliebten KMGV zu übernehmen. Viele von uns haben auch spendenfreudige und potente<br />
Freunde, die wir für unsere gute Sache begeistern könnten.<br />
Sie wissen ja, für jede Spende können Sie eine Quittung für Ihre Steuer-Abrechnung erhalten. Jedes Vor<br />
standsmitglied oder die Geschäftsstelle geben Ihnen gern Auskunft, wenn Sie nochmals näher unterrichtet<br />
sein möchten.<br />
Bei dieser Gelegenheit bitten wir Sie auch, demnächst die Entschuldungsspenden für das Jahr <strong>1966</strong> zu überwei<br />
sen, soweit dies noch nicht erfolgt ist. Einzahlungen erbeten auf die Konten der Stadtkasse Köln.<br />
mit Vermerk: „Entschuldungsspende für den KMGV".<br />
Postscheckkonto Köln 35 <strong>46</strong><br />
oder Sparkasse der Stadt Köln, Girokonto 93<br />
Indem ich nochmals allen hochherzigen Spendern meinen herzlichen Dank ausspreche, hoffe ich, bei der näch<br />
sten Veröffentlichung viele weitere Namen nennen zu können. In diesem Sinne für Sie alle freundliche<br />
Sangesgrüße.<br />
Ihr<br />
(gez.) Dr. Max Adenauer<br />
Seit 1872<br />
Herren- u. Damen-<br />
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Tueisiö^<br />
Köln, Schildergasse 77/79
Zweite Veröffentlichung<br />
über die Zeichnung von Entschuldungsscheinen:<br />
Dr. Max Adenauer,<br />
Heinr. Auer-Mühlenwerke<br />
(5 Entschuldungsscheine),<br />
Heinz Bremm,<br />
Alfons Bosler,<br />
Dr. Otto Boden,<br />
F. W. Brügelmann Söhne,<br />
Wilhelm Deeg,<br />
Dipl. Ing. P. Douwenga,<br />
' Esser,<br />
Jblahe<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Gruppe 6 im KMGV<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Heinrich Hackenbroich<br />
(5 Entschuldungsscheine),<br />
Dr. Peter Huverstuhl<br />
{5 Entschuldungsscheine).<br />
Konsul Karl Haus,<br />
Wwe. Margarete Klein,<br />
Kreuer & Co. Köln-Nippes<br />
{2 Entschuldungsscheine),<br />
Geschw. Lennartz, Eigelstein<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Autohaus Löffel,<br />
Oberst Fritz Meyer<br />
(zus.2 Entschuldungsscheine),<br />
Franz Oster, Hansaring 17<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Dr. Simon Pucker, K.-Mülheim<br />
(3 Entschuldungsschelne),<br />
Dr. Dr. Hermann Pünder<br />
(2 Entschuldungsscheine).<br />
Paul Preussner, Niederlückerath,<br />
Wllh. Rasch KG, K.- Bickendorf,<br />
Hans Gerd Bis, Leverkusen,<br />
Fritz Ritterbach,<br />
Rudolf Ritterbach,<br />
Wilhelm Ritterbach,<br />
Dr. Dr. Wilhelm Saurbier,<br />
Dr. Friedrich Sitt,<br />
Spies, Hecker & Co.<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Paul Schiffer,<br />
Ludwig Schneider,<br />
August Schwab,<br />
Prof. Richard Trunk,<br />
Versicherung (ungenannt)<br />
(5 Entschuldungsscheine),<br />
Dr. Julius Vorster<br />
(2 Entschuldungsscheine),<br />
Carl Weissweiler,<br />
Senator F. W. Wolff-Limper,<br />
Hans Woock, K.-Bickendorf.<br />
Einmalige Spenden zeichneten:<br />
Allianz-Versicherung, Köln,<br />
Buderus'sche Handelsges., Köln,<br />
Colonia-Versicherung, Köln,<br />
Deutsche Bank, Köln,<br />
Deutsche Bank, Frankfurt,<br />
Dujardin & Co., Uerdingen,<br />
Fritz Everhan, K.-Klettenberg,<br />
Photo-Emil Melles, Köln<br />
(laufende jährl. Spende),<br />
Pfeiffer & Langen, Köln,<br />
^'^d H. Schütte, K.-Deutz.<br />
^kasse der Stadt Köln,<br />
Bruno Wasser, Köln, Severinstraße,<br />
ferner (Nachtrag nach Redaktionsschluß):<br />
Westdeutsche Bodenkreditanstalt, Köln,<br />
Dr. Manfred Dunkel,<br />
Kölnische Rückversicherungs-Gesellschaft,<br />
Dr. jur. Walther Blancke,<br />
Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff A.-G.,<br />
eine<br />
rren<br />
lioEitöten!<br />
Kaufhof A.-G. Köln.<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschoft mbH., Köln, Mouriflussteinweg 59, «Haus Wolkenburg»<br />
Schriftleitung u. allein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf; 92 05/39 62<br />
Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
Titelbild: Teilansicht .Haus Wolkenburg" Vereinshaus des Kölner Mönner-Gesong-Vereini
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DER RECHTE ORT<br />
Es ist ein stiller Pfad<br />
entlang an Klee und Korn,<br />
wo Furchen grub das schwere Rad;<br />
Geißblatt wuchert am Rand, und Dorn.<br />
Rings Farben, juliwarm,<br />
und reifer Roggenduft!<br />
Ein tanzender Mückenschwarm<br />
und Schwalben in zitternder Luft.<br />
Und um die glühende Mittagszeit<br />
ein Bett im Heckenkraut<br />
und weit<br />
kein Menschenlaut.<br />
Gustav Falke<br />
(geb. 1853 in Lübeck, gest. 1916 in<br />
Großbostel bei Hamburg).<br />
Kornblume blau. Mohn flammig rot:<br />
Im Mittag rauscht das heilige Brot.<br />
Die Linde schneit, die Wachtel schlägt,<br />
der Bauer bang das Wetter wägt.<br />
Die erste Birn' bricht Margaret,<br />
drauf überall die Ernt' angeht.<br />
Im Schatten steht der Schnitterkrug,<br />
die Magd geht mit dem Ochsenzug.<br />
Mög uns der Himmel gnädig sein —<br />
Sankt Jakob, Dank! Das Korn fährt ein.<br />
Josef Weinheber<br />
(geb. 1892 in Wien. gest. 1945<br />
in Kirchstetten/Niederösterreich)<br />
- Aus: Kalendarium für Landleut'<br />
„Die Weihe der Nacht"<br />
ein Männerchorwerk mit Aitsolo und Orchester von Max Reger<br />
Eine Würdigung zum 50. Todestag des Komponisten (am 11. Mai <strong>1966</strong>)<br />
"Jessen an der Zahl der Werke für ge-<br />
..jschten Chor und Orchester ist die Anzahl<br />
der Männerchorkomposltionen mit Orchester<br />
doch recht klein. Es hat aber indes den An<br />
schein, als ob die mindere Quantität durch<br />
eine Qualität dieser besonders gearteten Aus<br />
drucksform, wenn nicht ersetzt, so doch in<br />
gewissem, gleichwohl immer noch geringem<br />
Maße ausgeglichen werde. Brehms' „Aitrhapsodie"<br />
(„Fragment aus der Harzreise"<br />
nach Goethe), op. 53, komponiert 1869,<br />
gilt als das klassische Beispiel für eine<br />
Männerchorkompositlon mit Orchester. Wo in<br />
diesem Werke sich die schwermütige Klage<br />
eines jungen Menschen, der nach der Lektüre<br />
des Werther einer menschenfeindlichen Stim<br />
mung anheimgefallen war, „durch Naturbeschauung"<br />
und Anteilnahme an der äußeren<br />
Welt zum Inneren Frieden und zur Versöh<br />
nung mit der Weit wendet — Ait-Soio und<br />
Männerstimmen singen das erlösende Wort:<br />
„ist auf deinem Psalter" —, findet Brehms<br />
jenen so ungemein typischen, sonoren und<br />
lyrisch-getragenen Klang in der Kombina<br />
tion einer tiefen Frauenstimme mit dem<br />
dunklen Kianggrund der Männerstimmen, der<br />
auch das Wesensmerkmai der wenigen nach<br />
folgenden Kompositionen für Männerchor und<br />
Orchester werden sollte. — Dieser „Aitrhapsodie"<br />
war 1869 als op. 50 die Goethesche<br />
Kantate „ R 1 n a i d o " für Tenorsoio, Män<br />
nerchor und Orchester vorangegangen. —<br />
Richard Strauß schenkte mit dem „ B a r -<br />
dengesang" (op. 55), den „Tages-
Zeiten" (op. 76) und mit der Hymne<br />
„Austria" (op. 78) der Männerchorliteratur<br />
neue Ausdrucksmöglichkeiten (vgl. BB<br />
August 1956 S. 105 f.) — Hans Pfitzner<br />
widmete dem Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
zur Hundertjahrfeier (1942) sein Chor- und<br />
Orchesterwerk „Klage", ein echt Pfitznerisches<br />
Bekenntniswerk, eine Umformung des<br />
gleichbetitelten Baritengesanges des Meisters<br />
(vgl. BB. Juli 1954, Seite 114).<br />
Max Reger läßt in der „Weihe der<br />
Nacht" für Altscic, Männerchor und Or<br />
chester cp. 119 (1911) nach dem Vorbilde<br />
von Brahms' „Altrhapsodie" den Männerchor<br />
zusammen mit einer tiefen Frauenstimme<br />
(Altsolo) konzertieren. Jedoch bestehen zwi<br />
schen beiden Werken erhebliche stilistische<br />
und inhaltliche Unterschiede. Brahms zieht<br />
den Männerchor nur zur Schlußsteigerung<br />
heran; mit dem Einsatz des Chores, der bei<br />
Brahms weit mehr klanglichen Hintergrund<br />
bildet, die Solostimme trägt, die dichterische<br />
Aussage wiederholt und sie beschwörend<br />
bekräftigt, beginnt ein neuer musikalischer<br />
Abschnitt des dreiteilig aufgebauten Werkes.<br />
In der „Altrhapsodie" dominiert die Stimme<br />
eines einzelnen Menschen, der sich „erst<br />
verachtet", dann als ein „Verächter" zunächst<br />
der Welt verschließt, um durch Reflektion<br />
und innere Teilnahme an der Welt zum<br />
Frieden und zur Versöhnung zu gelangen.<br />
<strong>Der</strong> Chor setzt dann erst mit dem erlösenden<br />
Wort ein, gleichsam um die innere Wandlung<br />
des „Helden" und die Anteilnahme des<br />
Tondichters selbst auszudrücken.<br />
Bei Reger wird der Chor zum Hauptträger<br />
des musikalischen Geschehens. Er führt un<br />
mittelbar hinein in die „Situation". Die zwölftaktige<br />
Einleitung bringt nur die Grundstim<br />
mung, die der Chor wie aus unbestimmbarer<br />
Ferne weiterführt. Die menschliche Stimme<br />
wiederholt nur, was ihr die nächtliche Stille,<br />
deren Klangsymbol der dunkle Männerchor<br />
ist, geheimnisvoll verkündet.<br />
Die Gliederung des Chorwerkes ist durch die<br />
des Gedichtes bestimmt. <strong>Der</strong> Aufbau A-B-C-<br />
(A) ergibt sich aus der formalen Verschieden<br />
heit der drei Strophen, die sich vom Vier<br />
zeiler über einen Sechszeiler zu einem dop<br />
pelten Vierzeiler ausweiten, und deren Wech<br />
sel von zwei-, drei- und vierhebigen Zeilen<br />
das geheimnisvolle Weben der nächtlichen<br />
Stille, das Streben „aus engem Kreise" und<br />
das „In-sich-selbst-zurücksinken" symbolisiert.<br />
Erst in der dritten Strophe fließt der ruhige<br />
Rhythmus in gleichbleibenden Hebungen und<br />
Senkungen.<br />
Während Brahms in der „Altrhapsodie" aus<br />
inhaltlichen Gründen nicht mehr zum Anfang<br />
zurückgreifen konnte und mit dem Adagio<br />
des versöhnenden „Psalters" das erlösende<br />
Wort spricht, wiederholt Reger in<br />
seinem<br />
Chorwerk auch aus musikalisch naheliegen<br />
den Gründen und zur formalen Abrundung<br />
des in Stimmung und Aussage einheitlichen<br />
und sich gleichbleibenden Gedichtes die erste<br />
Strophe am Schluß, so daß sich daraus auch<br />
der Aufbau A-B-C-A ergibt. (Die künstlerische<br />
Absicht, versöhnlich zu schließen, veranlaßt<br />
Brahms in seinem „Schicksalslied" in einem<br />
der Einleitung entsprechenden Orchesternach<br />
spiel zum Anfang zurückzukehren, um damit<br />
die Mühsal des vergebenen Ringens in ft' -<br />
den zu verwandeln, — ein echt romantisl<br />
Zug).<br />
Den inhaltlichen Gegensätzen des Goethe<br />
textes, wie sie die drei ausgewählten Strophen<br />
des „Fragmentes aus der Harzreise" dar<br />
bieten, entspricht die periodisch gegliederte,<br />
mehr liedmäßig entfaltete Tonsprache klassi<br />
scher Herkunft, deren „Gruppenprinzip" auch<br />
bei Brahms noch anzutreffen ist. Ergebnis<br />
dieses „Gruppenprinzips" sind die klar aus<br />
geprägten, gegensätzlichen Themen; und noch<br />
im Abgesang der dritten Strophe führt Brahms<br />
ein Seitenthema ein, das sich deutlich und<br />
ausdrucksvoll vom „Psalter-Thema" abhebt. —<br />
Rogers polyphoner Musiksprache, welcher ein<br />
freies ungeteiltes Fließen der linearen Be<br />
wegung eigen ist, kommt die Hebbelsche<br />
Dichtung insofern entgegen, als auch in ihrem<br />
dichterischen Thema das Gesetz der Ent<br />
wicklung im Keime beschlossen liegt. <strong>Der</strong><br />
erste Einfal l „Nächtliche Stillel", ja<br />
dessen sprachliche und bildhafte Elemente<br />
sind formbildend für die ganze Dichtung und<br />
bedingen die weitere Gestaltung. Nicht von<br />
ungefähr wächst ja auch die Anzahl der V^se<br />
In den drei Strophen. Inhalt und Form /<br />
bei Hebbel eins.<br />
Und so auch bei Reger; <strong>Der</strong> schöpferische<br />
Einfall bestimmt die Form, er entfaltet sich<br />
wie ein lebendiger Organismus. Seine Musik<br />
— und dies trifft auch allgemein auf seine<br />
Tonsprache zu — ist nicht so sehr in gegen<br />
sätzlichen Gruppen aufgebaut, sein Gestal<br />
tungsprinzip ist weit eher „monistisch", ver<br />
gleichbar der barocken Musik. So wie das<br />
Thema des Gedichtes auf Entwicklung, auf<br />
eine leise Spannung und Entspannung hin an<br />
gelegt ist, so auch die musikalischen Themen.<br />
Es mag wohl im Wesen von Regers äußerst<br />
verfeinerter Harmonik liegen, daß die musikali<br />
schen Linien vorwärtsgetrieben und zu immer
Max Reger, Op. 119.<br />
M . Klavierauszug vom Komponisten.<br />
Adagio sostenuto. (J= 42) ^<br />
Klavier.<br />
( Hrnr Br. VcU. C. B.)<br />
PPPfi btt- Coti S or<br />
JL<br />
poco VidI.Ti. strm<br />
' espress.. i k<br />
a tempo<br />
(v; 1<br />
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neuen Bildungen und Durchführungen geführt<br />
werden, in denen weniger das melodische als<br />
das harmonische Element wirksam ist (Vgl.<br />
Bsp. 1 II). (Daher ähneln sich auch oft die<br />
Haupt- und Seitenthemen, bzw. die ersten<br />
und zweiten Themen.) Wie in der Hebbelschen<br />
Dichtung ist hier weniger der Gegensatz als<br />
die Entwicklung das Wesentliche. Nicht so<br />
sehr in der Durchführung liegt das Haupt<br />
gewicht dieser Entwicklung, als in der Tfiemenaufstellung<br />
und deren Fortspinnung. Fritz<br />
Stein, der namhafte Regerforscher, teilt in<br />
seinem Buche: Max Reger, Potsdam 1939,<br />
einen Ausspruch des Sprachphilosophen<br />
Julius Stenzel mit: Regers Tonsprache sei<br />
„prosa, nicht versus, nämlich pro-versa, d. h.<br />
vorwärtsschreitend, nicht immer wieder um<br />
kehrend (versus, strophä)". (Vgl. Bsp. 5.)<br />
Wir teilen hier zunächst das Gedicht Hebbels<br />
mit. Es entstand in Hamburg am 16. 8. 1840.<br />
<strong>Der</strong> Zug in Hebbels Natur zur Nacht und
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laute aus elementaren Tiefen vernimmt"<br />
(Stern).<br />
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Heilige Fülle,<br />
Wie von göttlichem Segen schwer,<br />
Säuselt aus ewiger Ferne daher.<br />
Was da lebte.<br />
Was aus engem Kreise<br />
Auf ins Weit'ste strebte.<br />
Sanft und leise<br />
Sank es in sich selbst zurück<br />
Und quillt auf in unbewußtem Glück.<br />
Und von allen Sternen nieder<br />
^[ömt ein wunderbarer Segen,<br />
^aß die müden Kräfte wieder<br />
Sich in neuer Frische regen.<br />
Und aus seinen Finsternissen<br />
Tritt der Herr, so weit er kann.<br />
Und die Fäden, die zerrissen.<br />
Knüpft er alle wieder an.<br />
„Die Weihe der Nacht" für Altsolo, Männer<br />
chor und Orchester entstand im Mai 1911,<br />
also zur gleichen Zeit, als Reger die „Lust<br />
spielouvertüre" op. 120, das bedeutende<br />
Streichquartett fis-moll op. 121 und die herr<br />
liche Violinsonate e-moll op. 122 vollendete.<br />
Ende Februar des gleichen Jahres hatte Reger<br />
das Angebot des Herzogs Georg II., die<br />
Leitung der Meininger Hofkapelle zu über<br />
nehmen, angenommen. Hans v. Bülow hatte<br />
aus diesem herzoglichen Orchester in den<br />
Jahren 1880-1885 ein Musterorchester ge<br />
schaffen dank der Unterstützung des<br />
„Theaterherzogs" Georg II.<br />
Werktreue war<br />
die Grundlage der Probenarbeit, in der nach<br />
Bülows eigenen Worten mit jedem einzelnen<br />
Spieler „jede dynamische Nuance studiert,<br />
jeder Bogenstrich, jedes Staccato genau<br />
gleichmäßig vorgezeichnet, die musikalische<br />
3rasierung und Interpretation in jedem De-<br />
I probiert" wurde. Fritz Steinbach,<br />
der spätere Kölner GMD, wirkte als Nach<br />
folger Bülows ganz im Sinne seines Vor<br />
gängers. Fritz Steinbach war es auch, welcher<br />
nach dem Tode seines Nachfolgers Wilhelm<br />
Berger den Herzog auf Max Reger hin<br />
gewiesen hatte, von dessen künstlerischem<br />
Gewicht er sich einen Wiederaufstieg der<br />
Kapelle versprach, deren Ruhm unter Berger<br />
wieder verblichen war. — Die Meininger Zeit<br />
gehört zu Regers Höhepunkt schöpferischen<br />
wie künstlerischen Wirkens. Stein schreibt<br />
über Regers Dirigententätigkeit u. a.: „Auch<br />
der Dirigent Reger war eben immer der<br />
schöpferische Musiker, der, ebenso wie am<br />
Klavier, ohne jede Absicht auf „Wirkung" aus<br />
unmittelbarem Erleben das Kunstwerk stets<br />
neu gestaltete und sich deshalb auch nie auf<br />
eine starre Auffassung festlegte. Und sein<br />
vielköpfiges Instrument, in zahllosen Proben<br />
geschult und mit dem Leiter aufs innigste<br />
vertraut, war schließlich so virtuos erzogen,<br />
daß Reger, wie früher schon Bülow, oft den<br />
Taktstock niederlegte oder gar sich ins Pu<br />
blikum setzte und seine Musiker alleine spie<br />
len ließ" (Aus: Max Reger von Fritz Stein,<br />
Akadem. Verlagsgesellschaft Athenaion, Pots<br />
dam, 1939 in der Reihe „Die großen Meister<br />
der Musik", herausgg. von Dr. E. Bücken,<br />
Köln, Seite 63). -<br />
<strong>Der</strong> Gedanke, den Männerchorklang durch<br />
Hinzuziehung einer Altstimme und vornehm<br />
lich des Orchesters zu erweitern und zu be<br />
reichern, mochte Reger wohl zu dieser Kom<br />
position bestimmt haben. — Eine 12taktige<br />
Einleitung führt unmittelbar in den Stimmungs<br />
bereich und in die geistige Situation hinein.<br />
(Vgl. Bsp. 1.) Das Hauptthema der ersten<br />
Strophe (I) leitet sofort in das chromatisch<br />
drängende Hauptthema der 2. Strophe (II).<br />
Schon die wenigen Einleitungstakte machen<br />
deutlich, daß Regers kontrapunktische Mei<br />
sterschaft stärker harmonisch bedingt ist als<br />
die Bachs. Seine melodisch-polyphone Er<br />
findung und die Erweiterung, Entwicklung<br />
und Entfaltung des ersten Einfalls sind „vom<br />
Begriff der Akkordverbindungen, der Modu<br />
lation, der Übersicht, vom Baß aus geleitet".<br />
Reger spricht als Schüler Riemanns, wenn er<br />
(1904) bei der Erörterung des Begriffes „Tonalität"<br />
ausführt, man könne auf logischem<br />
Wege nachweisen, daß „selbst die äußerlich<br />
haarsträubenden Bildungen schließlich nichts<br />
anderes sind als ,seelische Verschärfungen'<br />
der einfachsten Grundbegriffe Tonika, Unterund<br />
Oberdominant". So sind auch die plötz<br />
lichen Ausweichungen, die Zwischenkadenzen,<br />
die Leittonspannungen und chromatischen<br />
Alterierungen und damit zusammen die Umdeutungen<br />
vorangegangener Akkorde und<br />
ihre logische Zurückbeziehbarkeit auf die<br />
Tonika eben Ausdruck jener „seelischen Ver<br />
schärfung" der einfachsten Grundbegriffe.<br />
Hermann Grabner, ein Schüler Regers, be<br />
kannt durch seine Studie „Regers Harmonik"<br />
hat mehrere Grundsätze Regers überliefert.<br />
Tonalität galt für diesen als oberster Grund<br />
satz. Einfall und dessen Entfaltung, wie sie<br />
sich schon in den wenigen Einleitungstakten<br />
anbieten, lassen sich durch diese Grundsätze<br />
erklären. Das erste der fünf Gesetze beruht<br />
auf dem Prinzip der Quintverwandschaft<br />
und besagt, daß es nur drei Klänge gebe,<br />
„auf die jede noch so entfernte harmonische
182<br />
Bildung zurückgeführt werden kann: Tonika,<br />
Dominante, Subdominante. Etwas anderes gibt<br />
es nicht". Ein Nebendreikiang kann demnach<br />
entweder nur als Tonika, Dominante oder<br />
Subdominante in irgendeiner Form aufgefaßt<br />
werden. Auch das zweite Gesetz läßt sich unu•<br />
Bsp.II ß 3<br />
Wie<br />
von<br />
smnpre esprcss<br />
P.<br />
Urf '"crr T t<br />
wie von gött - Ii • cheni,gotfc - Ii - chem Sc - gen schwer,<br />
J J u.<br />
(Hrnr.)<br />
poco strin - gen - - do<br />
rit. -<br />
Ii-chem Se - - gen schwer,<br />
esprcss.<br />
wie von öo - - gen<br />
esprcss.<br />
poco strin - gen -
183<br />
schwer auf die harmonische Ausweichung des<br />
1. Themas anwenden: „Klänge haben har<br />
monische Bedeutung jener Tonika, Subdomi<br />
nante oder Dominante, mit denen sie terzverwandt<br />
sind". Auf Terzverwandschaft<br />
beruht der auch bei Reger so häufig anzu<br />
treffende Terzenauf- und -abbau.<br />
Es hat schon seinen Grund, daß E-dur in<br />
jedem Notensystem als Tonartbezeichnung<br />
beibehalten ist: Selbst da, wo mit den beiden<br />
genannten Gesetzen die diatonischen Klänge<br />
erschöpft sind und das musikalische weitere<br />
Geschehen in das Gebiet der Chromatik ein<br />
greift und damit zunächst weit entfernt schei-<br />
Dde Klänge erklärt und gedeutet werden<br />
Inen, bleibt die Rückbeziehung auf das<br />
eine harmonische Zentrum, auf den Grund<br />
ton, offensichtlich. Im weiteren Verlauf der<br />
Einleitung — mit Einsetzen des 2. Gedankens<br />
— treten Klänge auf, deren harmonische Be<br />
ziehung zur Tonika noch weniger klar und<br />
einfach ist, wie beim 1. Hauptgedanken. Sie<br />
deuten zwar auf eine fremde Tonart hin,<br />
werden indes aber nicht in einen fremden<br />
Tonalitätskreis einbezogen, dürfen aber auch<br />
nicht auf einen fremden Tonartsbereich be<br />
zogen werden, da die Ausweichung ja nur<br />
vorübergehend erfolgt. Dies erläutert<br />
Reger in einem dritten Grundgesetz, das von<br />
den „Selbständigen Dominanten und Sub<br />
dominanten" handelt: „Gleichwie man in der<br />
Rede ein bestimmtes Wort durch eine Paren<br />
these gesetzte Bemerkung näher erläutern<br />
kann, so kann man auch im Verlaufe akkord<br />
licher Folgen einen bestimmten Klang näher<br />
umschreiben, indem man ihn von den<br />
harmonischen Beziehungen zu einer Tonika<br />
vorübergehend als losgelöst betrachtet<br />
und mit eigener Dominante oder Subdomi<br />
nante umgibt."<br />
^cksichtigen wir ferner, daß sich in der<br />
i^ika (hier: e) die Subdominante der Do<br />
minante (h), also e, und die Dominante der<br />
Subdominante (a), also wiederum e, treffen,<br />
ferner daß E-dur paralleltonartlich mit cismoll<br />
verwandt ist, so wird die erweiterte<br />
Zone der zweiten Dominante (= Dominante<br />
der Dominante) und die zweite Subdominante<br />
(= Subdominante der Subdominante) nur<br />
durch die Akkorde der jeweils ersten Domi<br />
nante und Subdominante verständlich [Bsp. 2,<br />
II]. — „Auf jeden Akkord kann jeder Akkord<br />
gebracht werden. Unvermutete Akkordfolgen<br />
bedürfen einer Erklärung durch Zwischen<br />
harmonien", - so lautet der vierte Satz, der<br />
als logische Folgerung des Bisherigen aufzu<br />
fassen ist. — Allerdings finden sich bei Reger<br />
oft genug Stellen, wo er „unvermutet" Ak<br />
kordfolgen ohne Zwischenharmonien bringt:<br />
Beim Eintritt des zweiten Themas geht das<br />
harmonische Geschehen aus dem Bereich der<br />
Subdominante A-dur über einen übermäßigen<br />
Dreiklang in einen fremden Tonartbereich.<br />
Hier ist es indes der thematische Ablauf, der<br />
die Änderung bewirkt; eine neue Phrase be<br />
ginnt [Bsp. 1, Takt 6/7 f.].<br />
Die Steigerung beim 2. Hauptgedanken (poco<br />
stringendo rit. a tempo) zeigt auf kleinstem<br />
Raum ebenfalls Besonderheiten Regerscher<br />
Ausdrucksweise: Chromatische Steigerung<br />
durch sekundenweises Motivsetzen als be<br />
sonderes Charakteristikum von Regers Har<br />
monik (ganz besonders ausgeprägt in seiner<br />
BACH-Phantasie op. <strong>46</strong>), ferner Steigerung<br />
mittels übermäßiger Dreiklänge (oft als Vor<br />
haltsakkorde) und verminderter Septakkorde.<br />
Gerade die außerordentlich vielseitige Umdeutungsfähigkeit<br />
der letzten Akkorde liefert<br />
den inneren Impuls zu solchen Steigerungen<br />
[Bsp. 1, Takt 7 f. u. Bsp. 3].<br />
Es wurde bereits angedeutet: Wie aus un<br />
bestimmbarer Ferne hebt der Chor an. Strei<br />
cher umspielen die Akkordfolgen. Die mensch<br />
liche Stimme wiederholt nur, was die Stille<br />
der Nacht durch den Chor der dunkel ge<br />
färbten Männerstimmen aussagt. Weich eine<br />
Ausdruckskraft liegt in der melodischen Füh<br />
rung [Bsp. 2]! Die Halbtonschritte aufwärts im<br />
Chor und der diatonische Abstieg im Solo<br />
stehen nicht im Gegensatz zueinander. Die<br />
parallelen Rückungen in die terzverwandten<br />
Dur-Akkorde (E — Gis; F — A) sind durch<br />
die enharmonische Beziehung his — c mit<br />
einander verknüpft. (Die eigentliche gerade<br />
Taktart 6/4 wurde in der Einitg. zunächst im<br />
3/2-Takt verschleiert.) Phrase II erhält im<br />
weiteren Verlauf motivischen Charakter und<br />
bildet eine Art Überleitung zum jeweils näch<br />
sten Abschnitt [Bsp. 2, Ii]. <strong>Der</strong> Chorsatz ist<br />
von übersichtlicher Klarheit und schlicht im<br />
Tonsatz. Auf die harmonisch äußerst diffe<br />
renzierte Ausdruckschromatik wurde bereits<br />
hingewiesen. Die fast vibrierende Beweglich<br />
keit dieser Chromatik, die durch das Um<br />
spielen von Streicherfiguren noch intensiver<br />
wird, läßt eine Gruppenbildung nicht zu, sie<br />
erzeugt hingegen jene ständig im Fließen<br />
befindliche Linienführung, die die harmoni<br />
schen Zwischenwerte und Übergänge gleich<br />
sam ausfädelt, und die so typisch für die<br />
Schreibweise Regers ist. — Reger schließt die<br />
Vertonung der 1. Strophe mit einer Wieder<br />
holung des ersten Halbsatzes (= Vers 1 und<br />
2) formvoll in einer melodischen Variante ab.<br />
Schluß folgt.
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Stimmgewalt des Kölner Männer-Gesang-Vereins. In der Hand ihres jungen Dirigenten, Prof. Hermannjosef Rübben,<br />
sind diese Sänger ein berauschendes Instrument. Unser Bild zeigt den Chor im Konzertsaal der Staatlichen Hoch<br />
schule für Musik in Berlin.
187<br />
Textauszug der Plattentasche:<br />
<strong>Der</strong> „Kölner Männer-Gesang-Verein" gehört zu Deutschlands größten und<br />
bedeutungsvollsten Chören. Er dürfte wohl auch einer der traditionsreichsten<br />
Männerchöre überhaupt sein, und bis auf den heutigen Tag wird sein<br />
musikalisches Wirken weithin als beispieiweisend angesehen. Von 20 Kölner<br />
Bürgern im Jahre 1842 gegründet und zunächst von Domorganist Franz Weber<br />
geleitet, gewann der Chor sehr bald musikalisches Ansehen und geseiischaftiichen<br />
Rang. Schon 1857 verlieh ihm König Friedrich Wilhelm iV. für<br />
seine überragenden Verdienste die „Korporationsrechte einer Kunstanstoit<br />
für Männergesang". <strong>Der</strong> Chor errang allenthalben auf den Konzertpodien<br />
Europas triumphale Erfolge. Und das heutige Vereinshaus, die „Woikenburg"<br />
- ein ehemaliges Alexianerkloster und eines der wenigen erhaltenen Barock<br />
bauten Kölns — birgt eine Fülle von außerordentlichen Erinnerungsstücken,<br />
Siegespreisen, Auszeichnungen und Denkmünzen, darunter auch den goldenen<br />
Pokal der Königin Victoria von England (1853).<br />
überragende Persönlichkeiten des musikalischen Lebens, Komponisten und<br />
Dichter von Weltrang haben dem KMGV Anerkennung gezollt und ihm eigene<br />
Werke gewidmet. Zu seinen Freunden gehörten nicht nur Hans von Büiow,<br />
Max Bruch, Brehms, Gounod, Liszt, Pfitzner, Rossini, Siicher und Richard Strauß<br />
- um nur einige zu nennen - sondern auch Carmen Silva, die dichtende<br />
Königin von Rumänien und die „schwedische Nachtigall" Jenny Lind. Durch<br />
seinen Protektor Kaiser Wilhelm II. veranlaßt, beteiligte der KMGV sich am<br />
„Kaiserpreissingen" und konnte die vom Kaiser gestiftete Kette zweimal<br />
erringen. Ausstrahlungskraft und Leistungshöhe des Chores fanden auch in<br />
den folgenden Jahrzehnten unter namhaften Dirigenten ein weitweites Echo.<br />
Nicht minder erfreut sich die 1874 innerhalb des Vereins gegründete „Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cöcilia Woikenburg" bis auf den heutigen Tag mit ihren<br />
„Divertissementchen" echt kölnischen Brauchtums im Opernhaus größter<br />
Beliebtheit.<br />
Die Reihe der Dirigenten von Rang reicht von den Professoren Josef Schwortz,<br />
Richard Trunk, Eugen Papst über den heutigen Bayreuther Chormeister<br />
Wilhelm Pitz bis zu Prof. Hermonniosef Rübben, unter dessen Leitung der Chor<br />
wieder eine Stärke von 200 aktiven Sängern erreichte. Heutiger Präsident ist<br />
der langjährige Kölner Oberstadtdirektor Dr. Max Adenauer, Sohn des ehe<br />
maligen Bundeskanzlers und KMGV-Ehrenmitgliedes Dr. Konrad Adenauer.<br />
Auch das „Lied der Völker" zeigt klar, wie sehr im KMGV altbewährte<br />
Tradition und fortschrittliche Kunstauffassung zu einem natürlichen Ganzen in<br />
diesem ruhmgekrönten Verein verschmolzen sind, von dem Prof. Richard Trunk<br />
meinte: „Er ist überhaupt kein Männerchor im üblichen Sinne, sondern er ist<br />
ein Begriff, ist höchste Erfüllung auf dem Gebiete des edlen und künstlerischen<br />
Männergesangs."<br />
Prof. Hermonnjosef Rübben, geb. 1928 in Siegburg, studierte in Köln und Bonn<br />
(Schulmusik, Musikwissenschaft, Philosophie, Pädagogik und Anglistik),<br />
machte sich sehr rasch als Chordirigent einen Nomen und wurde 31 jährig<br />
als Professor an die Staatliche Hochschule für Musik Köln berufen. Rübben,<br />
dessen Chorkompositionen bisher in sechs Verlagen erschienen, leitet ein<br />
Chorleiterseminar (Wuppertal) im Allgemeinen Deutschen Chorverband (ADC),<br />
ist Mitglied des Musikausschusses des Deutschen Sängerbundes (DSB)<br />
und Bundeschorleiter von Nordrhein-Westfaien.
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EIN ERFOLGREICHES KONZERT<br />
unseres inaktiven Mitgliedes Christoph Klöver (Kapellmeister).<br />
Die Kölnische Runcischau vom 26. 4. <strong>1966</strong><br />
(Kreis Bergheim) Nr. 96 berichtete wie folgt<br />
[auszugsweise mitgeteilt]:<br />
In der Stadthalle wollte der Beifall<br />
kein Ende nehmen<br />
Eine begeisternde Aufführung von Ravels<br />
„Bolero" und Orffs „Carmina"<br />
Wohl das glanzvollste Ereignis der Jubiiäumsfestiichkeiten<br />
anläßlich des 150jährigen Be<br />
stehens des Kreises Berghelm war das Chorund<br />
Orchesterkonzert In der Berghelmer<br />
Stadthalle mit der Aufführung des „Bolero"<br />
von Ravel und der „Carmlna Burana" von<br />
Carl Orff. Ein großes Aufgebot von Chor<br />
sängern, Musikern und Solisten stand auf der<br />
Bühne. Mitwirkende waren der Knabenchor<br />
des Gymnasiums Berghelm/Erft, der MGV<br />
„Constantia" 1869 mit Frauenchor Birkesdorf,<br />
Mitglieder des Cäcillenchors Bergisch Glad<br />
bach, der Volkschor der Stadt Berghelm, das<br />
verstärkte Kammerorchester Berghelm/Erft und<br />
namhafte Solisten. Die Gesamtleltung hatte<br />
Christoph Klöver.<br />
Großes Erlebnis<br />
Doch von dieser akustischen Beeinträchtigung<br />
abgesehen, war der festliche Abend dank des<br />
vorzüglichen Engagements aller Beteiligten<br />
für die Zuhörer ein großes Erlebnis. Das ein<br />
leitende Werk des Konzerts, der „Bolero" von<br />
Maurice Ravel, war schon in sich ein Höhe<br />
punkt, dessen furiose Schlußtakte das Äußer<br />
ste waren, was in der Halle akustisch ver<br />
kraftet werden konnte. Christoph Klöver hatte<br />
das verstärkte Berghelmer Kammerorchester<br />
fest in der Hand. Er verstand es, die dem<br />
Werk innewohnende Spannung in der stän<br />
digen Wiederholung des IBtaktigen Bolero-<br />
Themas bis in die leidenschaftliche Schluß<br />
phase hinein zu verdichten.<br />
Faszinierend<br />
Die Einsätze waren äußerst präzise. Von be<br />
sonderem Reiz waren auch (die themaführen<br />
den Bläserpassagen über dem Ostinato des<br />
Schlagzeugs. Die vom Dirigenten und dem<br />
ausführenden Orchester erreichte Interpreta<br />
tion verfehlte ihre faszinierende Wirkung auf<br />
das Publikum nicht. Nach den 16 Minuten, die<br />
der „Bolero" dauerte, war die eingelegte<br />
Konzertpause nicht nur aus technischen Grün<br />
den angebracht.<br />
Schon einmal<br />
Orffs „Carmina Burana" wurden bereits vor<br />
einigen Jahren in der Berghelmer Stadthalle<br />
mit großem Erfolg aufgeführt...<br />
<strong>Der</strong> große Erfolg der Berghelmer Ers' ^<br />
aufführung hat sich — das sei vorab g^ ß<br />
sagt — auch diesmal wiederholt.<br />
Großes Verdienst<br />
Die musikalische Substanz des Werkes fand ver<br />
möge der zur Verfügung stehenden chorischen und<br />
orchestralen Mittel und durch die ausgezeichnete<br />
solistische Besetzung eine vorzügliche Interpretation.<br />
Es ist das unbestreitbare Verdienst Christoph Klü<br />
vers, die beteiligten Chorgemeinschaften aus Berg<br />
heim, Birkesdorf und Bergisch Gladbach mit ihren<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen in wenigen Ver<br />
ständigungsproben zu einem homogenen Klang<br />
körper zusammengefaßt zu haben, der sich willig<br />
seiner überlegenen Führung anvertraute. Das gleiche<br />
gilt vom Orchester, das sich aus den Berghelmer<br />
Laien und den Kölner Berufsmusikern zusammen<br />
setzte. Auch hier gelang die musikalische Fusion<br />
aufs beste.<br />
Rhythmische Präzision<br />
Es ist hier nicht der Platz für eine chronologische<br />
Werkswiedergabe. Es sei uns erlaubt, einige be<br />
sonders gelungene Höhepunkte herauszugreifen.<br />
Hier waren es vor allem die monumentalen Eck-<br />
Chöre, die eine rechte Einstimmung In das Wesen<br />
des Werkes respektive den runden AbsdiluB bildeten.<br />
Überhaupt sollte man die rhythmische Präzision der<br />
Chorgruppen hervorheben, die sowohl das vital<br />
derbe Element der Tavernenatmosphäre als auch die<br />
elegische Stimmung der Liebespoesie zu treffen<br />
wußten. Baj'uwarische Durchschlagskraft und schwin<br />
gendes Meies, musikalisch auf einfachste diatonische<br />
Schritte aufgebaut, wurden jeweils optimal ausge<br />
deutet.<br />
Die Solisten<br />
J<br />
Einen großen Anteil am Erfolg des Konzerts hatten<br />
auch die Vokaisoiisten. Elisabeth Otto bestach ihre<br />
Zuhörer durch ihre schlank geführte Sopranstimme<br />
und den starken Ausdruck der Empfindung. Albert<br />
Weikenmeier (Tenor) hatte in dem Lied vom ge<br />
bratenen Schwan Gelegenheit, seine stimmliche Bril<br />
lanz klangmalerisch aufs beste zu demonstrieren.<br />
Karl Sablotzke (Bariton) wirkte zunächst etwas re<br />
serviert, konnte sich dann aber freisingen und<br />
lieferte vor allem als „Abt von Cucanien" eine<br />
glänzende Partie.<br />
Ein Lob auch den Jungen vom Berghelmer Gym<br />
nasium, die ihren Part unbefangen und mit guten<br />
Einsätzen heruntersangen. Den mitwirkenden Sänge<br />
rinnen und Sängern, den Amateuren und „Profis"<br />
Im Orchester, den Solisten und dem hart engagier<br />
ten Dirigenten Chrostoph Klöver gebührt hohe An<br />
erkennung für ihre Leistung, die das Publikum mit<br />
minutenlangem Applaus zu belohnen wußte.<br />
Heinz Hillmann
191<br />
Unser KMGV als Familie<br />
C<br />
Geburtstage im Monat August <strong>1966</strong><br />
10. 8. 75 J Hubert Ganter inakt. Mitglied<br />
12. 8. 60 J Dr. Adam Peter inakt. Mitglied<br />
15. 8. 65 J Anton Gunz akt. Mitglied<br />
21. 8. 60 J Karl Bäffgen akt. Mitglied<br />
21. 8. 87 J Richard Schubert inakt. Mitglied<br />
26. 8. 65 J Dr. Josef Bachem inakt. Mitglied<br />
8. 70 J Heinz Lachnit akt. Mitglied<br />
8. 60 J Fritz Römer akt. Mitglied<br />
Neuaufnahme<br />
Als neue aktive Sänger begrüßen wir<br />
Herrn Jürgen Kiasing, Kaufmann, Pesch bei<br />
Köln, Eiisabethstr. 11, Ruf 74 66 61, (1. Tenor)<br />
Herrn Hans-Joachim Lody, Leverkusen - 9,<br />
Potsdamer Str. 6 (2. Tenor)<br />
Ais neue inaktive Mitglieder begrüßen wir<br />
Herrn Franz Ferling, Dipl.-Ing., Köln-Lindenthai,<br />
Lortzingstr. 8, Ruf: 42 96 44<br />
Herrn Peter Schumacher, Kaufmann, Köin-<br />
Höhenberg, Nürnberger Str. 8, Ruf: 87 22 31<br />
Herrn Horst Pöhler, Bauunternehmer, Hahn<br />
waid b. Köln, Osterriethweg 31<br />
Herrn Fritz Pauiy, Bankdirektor, (5038) Roden<br />
kirchen b. Köln, Fichtestr. 14<br />
Herrn Ludwig Riebel, Kürschnermeister, Köln,<br />
Hahnenstr. 27, Ruf: 21 32 25<br />
Cerrn Karl Dietrich Leverkus, Kaufmann,<br />
ikersdorf b. Köln, Körnerstr. 18, Ruf:<br />
rechen 7 55 59<br />
Herrn Alois Wortmann, Juwelier, Privat: Ro<br />
denkirchen b. Köln, Goethestr. 17, Geschäft:<br />
Köln, Komödienstr. 40, Ruf: 21 55 28<br />
Herrn Alex Paffenholz, Kaufmann, Köln-Lin<br />
denthai, Wüiinerstr. 134, Ruf: 51 86 88<br />
Herrn Dr. Joseph Wickern, Rechtsanwalt und<br />
Vorstandsvorsitzer, (5022) Junkersdorf bei<br />
Köln, Paul Finger-Str. 1, Ruf: 48 72 01<br />
Herrn Karl Aufmkoik, Kaufmann, Köln, Spichernstraße<br />
8, Ruf: 51 85 31<br />
Herrn Professor Dr. Ernst Knorr, Wirtschafts<br />
prüfer und Steuerberater, Junkersdorf b. Köln,<br />
Finkenstr. 2, Ruf: 48 60 27<br />
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Herrn Emil Schlehiein, Architekt, Köln-Deilbrück.<br />
Herrenstrundener Str. 4, Ruf: 6813 06<br />
Herrn Alfons Schimmer, Ingenieur, Köln-<br />
Weidenpesch, Oidenburger Straße 26,<br />
Ruf: 74 <strong>46</strong> 33<br />
Herrn Otto Abel, „Hut Abel", Köln, Schaafenstraße<br />
2-6, Ruf: 2310 68<br />
Herrn Dr. Josef Baumann, Stadtdirektor der<br />
Stadt Köln, (506) Bensberg b. Köln, Hermann<br />
Löns Straße 6<br />
Herrn Willy Herold, Köln, Schildergasse 110<br />
Firma KARSTADT-Peters G.m.b.H., Köln,<br />
Breitestraße, Ruf: 29 31<br />
Frau Helga Jenckel-Spies, Opern- und Kon<br />
zertsängerin, Köin-Braunsfeld, Wiethasestr. 52,<br />
Ruf 49 13 48, als inaktives Mitglied<br />
Herrn Otto Bremser, Zahnarzt, Köin-Süiz,<br />
Weyerthai 28, Ruf 41 20 78<br />
Adressenänderung:<br />
Oberkreisdirektor Dr. Karlheinz Gierden, in<br />
akt. Mitgl., jetzt: 5038 Rodenkirchen b. Köln,<br />
Aibrecht-Dürer-Str. 8, Ruf: 30 38 29<br />
Georg Riebschläger, jetzt (5021) Klein-Königsdorf,<br />
Franz-Lenders-Str. 17 (akt. Mitglied)<br />
Dr. Theo Schwickerath, jetzt: Köln-Nippes,<br />
Kuenstr. 82 (nicht ausübend, akt. Mitglied)<br />
Erich Strack (2. Baß), jetzt: 5 Köin-Holweide,<br />
Isenburger Kirchweg 20<br />
Klaus-Detlev Tiedemann (1. Baß), jetzt: 5 Köln,<br />
Aachener Straße 65<br />
Neue Rufnummern<br />
Horst Massau Privat: 79 86 71<br />
Büro: 77 15 292 (Durchwahl)<br />
Hans Langenberg Privat: 41 20 27<br />
Büro: 7711 363 (Durchwahl)<br />
Austritt<br />
Franz Weihmüiier, Köin-Süiz, Kyilburger Str. 14,<br />
inakt. Mitglied
192<br />
Geburtsanzeige<br />
Sangesbruder Hans Georg Spohr und Gattin,<br />
Frau Annemarie Spohr geb. Küster, zeigten<br />
am 19. 5. <strong>1966</strong> die Geburt ihrer Tochter<br />
Stephanie an. Herzliche Glück- und Se<br />
genswünsche für Mutter und Kind!<br />
Todesfall<br />
Sangesbruder Karl Heinz Sieber beklagt den<br />
Tod seiner Mutter, Frau Wwe. Cäcilie Sieber<br />
geb. Langen, welche am 1. 6. <strong>1966</strong> im hohen<br />
Alter von 83 Jahren gestorben ist. <strong>Der</strong> Vor<br />
stand sprach auch im Namen des Vereins<br />
herzliche Anteilnahme aus.<br />
Erst jetzt erreicht uns die Nachricht, daß am<br />
28. 2. des Jahres unser inaktives Mitglied,<br />
Herr Georg Benz, selbst. Kaufmann, Bergisch-<br />
Gladbach-Paff rath, verstorben ist. <strong>Der</strong> Vor<br />
stand des KMGV sprach den Angehörigen<br />
aufrichtige Anteilnahme aus.<br />
Unser aktives Mitglied, Herr Johannes Holte,<br />
beklagt den Tod seiner lieben Gattin, Frau<br />
Anni Nolte, welche am 10. 5. <strong>1966</strong> nach<br />
langem, tapfer ertragenen Leiden starb. <strong>Der</strong><br />
Vorstand sprach den Angehörigen tiefemp<br />
fundene Anteilnahme aus.<br />
Sangesbruder Hans Georg Spohr trauert um<br />
seinen Vater, Herrn Hans Spohr, welcher<br />
am 13, 6. <strong>1966</strong> nach langem, schwerem Leiden<br />
im Alter von 53 Jahren gestorben ist.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des KMGV sprach unserem<br />
Sangesbruder und seinen Angehörigen herz<br />
liche Anteilnahme aus.<br />
Unser Sangesbrüder Wilhelm Streiffeier be<br />
klagt den Tod seiner lieben Gattin, Frau<br />
Agnes Streiffeier geb. Kahlen, welche<br />
am 13. 6. <strong>1966</strong> plötzlich und unerwartet, im<br />
Alter von 73 Jahren, gestorben Ist. <strong>Der</strong> Vor<br />
stand des KMGV sprach unserem Sangesbru<br />
der und den übrigen Angehörigen tiefempfun<br />
dene Anteilnahme aus.<br />
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SOMMERFEST IN DER WOLKENBURG<br />
Obwohl nach dem „Gregorianischen Kalender"<br />
der Sommer erst am 21. 6. seinen Einzug hält,<br />
fand am 4. 6. in der Wolkenburg unser dies<br />
jähriges Sommerfest statt. Im wundervoll<br />
arrangierten und dekorierten großen Saal<br />
unseres Vereinshauses konnte der Organisa<br />
tor des Sommerfestes — unser Vorstandsmit<br />
glied Horst Massau — eine dem schönen<br />
^ommertag entsprechende fröhliche und auf-<br />
1 schlossene Schar Aktiver, Inaktiver, Famili<br />
enangehöriger und Freunde des KMGV begrü<br />
ßen. Wenn auch ein wohlgefüllter Saal dem<br />
„Spiritus rector" besser gefallen hätte, war<br />
es auf der anderen Seite recht angenehm, daß<br />
man bei der großen Hitze tief atmen konnte.<br />
Das Fest nahm einen vielversprechenden An<br />
fang. Frau Edith Gabry-Kertesz von den Städt.<br />
Bühnen Köln erfreute die Zuhörer mit ihrer<br />
wunderbaren Stimme durch vier Lieder von<br />
Zoltän Kodäiy, in ungarischer Sprache ge<br />
sungen.<br />
Die künstlerischen Darbietungen wurden von<br />
Frau Edith Gabry-Kertesz und Frau Helga<br />
Jenckel — ebenfalls von den Städt. Bühnen<br />
Köln — durch das Duett Butterfly-Suzuki aus<br />
dem 2. Akt der Oper „Madame Butterfly von<br />
Giacomo Puccini gesteigert. Man hätte auch<br />
diesem künstlerisch hochstehenden Vortrag<br />
gerne länger gelauscht.<br />
Überrascht und hocherfreut waren die Anwe<br />
senden durch das von den Damen Gabry-Ker<br />
tesz und Jenckel mit unseren Aktiven Heinz<br />
C'dendahl und Horst Massau großartig darge-<br />
.ene Quartett aus „Rigoletto" (Guiseppe<br />
erdi) „Holdes Mädchen sieh mein Leiden".<br />
Erstaunlich dabei war das Einfühlungsvermö<br />
gen unserer beiden Aktiven. Hervorragender<br />
Begleiter dieser gesanglichen Darbietung war<br />
Kapellmeister Friedrich Spieß. Großer Beifall<br />
der Anwesenden dankte den vier Künstlern.<br />
Nach einer kurzen Pause folgte der unterhal<br />
tende Teil. Das Ehepaar Bauduin — Spitzen<br />
tanzpaar des Grün-Weiß-Club Köln, welches<br />
der Deutschen Sonderklasse angehört — lei<br />
stete einen Beitrag mit vier Standardtänzen,<br />
die rauschenden Beifall fanden.<br />
Viele Freude für Zuhörer und Teilnehmer<br />
brachte das von Horst Massau in Verbindung<br />
mit dem Günter-Kutz-Quartett arrangierte<br />
Quiz-Turnier in drei Etappen. Sechs mutige<br />
Mannen — die aufgeforderten Damen zogen es<br />
vor, sich nicht auf der Bühne zu produzieren —<br />
mußten gemischte Quiz-Fragen aus folgenden<br />
Gebieten beantworten:<br />
1. Musikalische Geographie, 2. Sport,<br />
3. Operette, 4. Hauptstädte, 5. Oper, 6. Litera<br />
tur, 7. Aus dem Konzertsaal.<br />
Zwischen den einzelnen Etappen sang aus<br />
dem Musical „West Side Story" das Christoph-<br />
Klöver-Quartett unter Mitwirkung von Horst<br />
Massau „Tonight" und „Maria". Sieger des<br />
Quiz-Turniers wurde unser Aktiver Karl-Heinz<br />
Müller — 1. Tenor —. Ihm wurde durch Horst<br />
Massau eine wundervolle Tischuhr überreicht.<br />
Aber auch alle übrigen Herren — die letztlich<br />
doch alle Sieger waren - erhielten recht wert<br />
volle Preise.<br />
Köstlich waren die Darbietungen des Musical-<br />
Clowns Wasto. Erstaunlich, was dieser begabte<br />
Clown mit seinen mehr oder weniger impro<br />
visierten Instrumenten darzubieten wußte. <strong>Der</strong><br />
Beifall nahm kein Ende.<br />
<strong>Der</strong> offizielle Abschluß des Sommerfestes<br />
wurde durch einen Gesangsvortrag unseres<br />
Horst Massau mit dem Lied aus „Annie get<br />
your gun" von Irving Berlin gekrönt.<br />
Was nun folgte, war leicht-beschwingter<br />
Sommertanz für Jung und Alt. Das Günter-<br />
Kutz-Quartett lockte mit seinen „Evergreens"<br />
und mit moderner Tanzmusik alle von ihren<br />
Sitzen. Bemerkenswert ist, daß der Senior an<br />
dieser Veranstaltung — unser BSjähriger Julio<br />
Goslar — einen Walzer auf das Parkett zu<br />
legen vermochte.<br />
Zwei Dinge müssen herausgehoben werden:<br />
das Arrangement und die Durchführung des<br />
Sommerfestes durch unseren unverwüstlichen,<br />
charmanten Horst Massau und die künstleri<br />
schen Darbietungen des 1. Teiles.<br />
Als die letzten unentwegten Tänzerinnen und<br />
Tänzer die Burg verließen, spielten schon die<br />
ersten Strahlen der sommerlichen Morgen<br />
sonne um die Aureole von St. Mauritius.<br />
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Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
HANS BREMSER<br />
13. VII. 1893 - 19. V. <strong>1966</strong><br />
Unerwartet ist unser Sangesbruder Hans Bremser In die Ewigkeit abberufen<br />
worden. Alle, die ihn näher gekannt haben, die mit ihm befreundet waren, haben<br />
einen selten treuen Freund verloren, dessen enge Verbundenheit zum KMGV als<br />
vorbildlich gelten kann.<br />
Seit 1926 war er mit seinem herrlichen Bariton stets eine anerkannte Stütze des<br />
I. Basses und erfreute seinen Freundeskreis ungezählte Male mit seiner edlen<br />
Stimme. Sein sonniges Wesen, seine humorvolle, feine Art, seine Bescheidenheit und<br />
Hilfsbereitschaft erwarben ihm die Zuneigung aller Sänger. Lange Jahre wirkte er in<br />
der „Cacilia Wolkenburg" mit und wußte besonders als Träger kleiner Rollen mit der<br />
getreuen Darstellung echt kölscher Typen die Besucher zu begeistern. Seit 1965<br />
zwang ihn ein Augenleiden, den Proben fern zu bleiben. Die in diesem Frühjahr durch<br />
geführte Augenoperation ließ nach bestem Erfolg seine baldige Rückkehr in die<br />
Wolkenburg, in die Proben und zu den Veranstaltungen seines KMGV erhoffen. Die<br />
göttliche Vorsehung hatte es anders bestimmt. Unerwartet erlag er am Christi Himmeifahrtstag<br />
einer Herzschwäche.<br />
Ein stattlicher Chor bildete das Ehrengeleit und sang an seinem Grabe tiefempfun<br />
dene Abschiedslieder. Es war der schönste Beweis für die große Beliebtheit des Ver<br />
ewigten.<br />
In Treue werden wir seiner stets gedenken.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Wir beklagen den Tod unseres an Mitglieds-<br />
jähren ältesten aktiven Mitglieds,<br />
J<br />
Kammersänger a. D.<br />
jBBi.<br />
Träger hoher Auszeichnungen für Kunst und<br />
Wissenschaft, welcher am 9. Juni <strong>1966</strong> im 90.<br />
Lebensjahre gestorben ist.<br />
HV '<br />
Die Wiege seiner Kunst stand in der ehemaligen Wolkenburg- wo er als langjähriges<br />
Mitglied unseres Vereins (seit dem 1. 5. 1898) durch seine schöne Stimme und seinen<br />
kultivierten Vortrag großen Anklang fand. Jacques Decker war zunächst gelernter<br />
Kaufmann. Die Liebe zur Kunst, insbesondere zum Gesang bestimmte ihn, seinen Be<br />
ruf aufzugeben und sich ganz dem Gesangsstudium am Kölner Konservatorium für<br />
Musik zu widmen, wo er sich unter den Gesangsmeistern E. Wolff, Schulz-Dornburg<br />
und Haase und später auch in London zum Bühnensänger heranbildete. Sein über<br />
haupt erstes Auftreten als Bühnensänger war der Lohengrin im Städtischen Theater<br />
Elberfeld unter Hofrat Otto. Von da ging sein Wirken über Hamburg (Stadttheater),<br />
das Mannheimer Nationaltheater, Düsseldorf nach Braunschweig (Hoftheater). ^ Wäh<br />
rend dieser Zeit sang er als offizieller Gast den Lohengrin, Tannhäuser, Tristan, Sieg<br />
fried, Siegmund und den Othello (u. a. auch den Evangelimann, den Narraboth und<br />
König Herodes [„Salome"], den Max und Eleazar [„Die Jüdin"] an vielen großen<br />
Bühnen Deutschlands (so auch in Berlin) und des Auslandes, z. B. in Wien, London<br />
(Covent Garden), Rotterdam, Amsterdam, den Haag, Antwerpen, Brüssel, Arnheim und<br />
Basel, wo er namentlich in den Partien des „Lohengrin" und des „Tristan" eine über<br />
aus ehrende Anerkennung durch die berufene Presse gefunden hat. J. Decker war<br />
Inhaber der silbernen Staatsmedallle für Kunst und Wissenschaft von Braunschweig,<br />
der Lebensrettungsmedaille von Baden, der Rettungsmedaille des Roten Kreuzes in<br />
Portugal, Mexiko, Österreich, Türkei und vieler anderer hoher Auszeichnungen des<br />
in- und Auslandes.<br />
Deckers Stimme war die eines echten Heldentenors, die auf Grund bestgeschulter,<br />
kontrollierter Stimmführung in der Lage war, den stärksten Affekten mit Leichtigkeit<br />
infolge des stehenden, strahlenden Tones standzuhalten, aber auch auf lyrische Emp<br />
findungen durch ein tragfähiges, klingendes Piano prompt reagierte. Seine stimm<br />
lichen Vorzüge wurden unterstützt durch seine stattliche Repräsentation und die gei<br />
stige Durcharbeitung seiner Rollen. Er diente nicht sich selbst, sondern dem Kunst<br />
werk; diese Vorzüge erhoben Decker aus der Menge und verliehen seinen Leistungen<br />
das Gepräge einer Seltenheit.<br />
Überall hatte sein Name einen ebenso guten Klang wie seine Stimme. Deckers Er<br />
scheinen weckte in allen Städten aufrichtige Freude. Jeder Musikfreund erwartete<br />
sehnsüchtig seine Wiederkehr.<br />
Wir nehmen Abschied von einem großen Künstler, gütigen, liebenswerten Menschen<br />
und verehrungswürigen Mitglied des KMGV. Sein Andenken werden wir in Ehren<br />
bewahren.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Vorschau auf die Festwochen zum 125-jährigen<br />
Bestehen des KMGV im Jahre 1967.<br />
Folgende Veranstaltungstermine stehen schon fest:<br />
Montag, den 17. April<br />
Dienstag, den 18. April<br />
Mittwoch, den 19. April<br />
Mitwirkung beim Gürzenichkonzert mit dem Gürzenichorchester<br />
Samstag, den 22. April )<br />
19.30 Uhr Festkonzert Im Gürzenich<br />
Sonntag, den 23. April<br />
9.00 Uhr Festgottesdienste im Dom und in der Karthäuserkirche<br />
11.00 Uhr Festakt im Gürzenich<br />
Samstag, den 29. April<br />
Festball in allen Sälen der „Wolkenburg".<br />
Schnittblumen<br />
Topfpflanzen<br />
Einrichten von Blumenfenstern<br />
und Dekorationen<br />
Mauritiussteinweg 85, Tel. 23 76 76
199<br />
Verschiedenes<br />
<strong>Der</strong> Sängerbund Nordrheln-Westfalen E. V. be<br />
richtet von der Beiratssitzung am 22. Mai <strong>1966</strong>:<br />
Am Sonntagmorgen hörten wir ein außerge<br />
wöhnlich lehrreiches Referat von Prof Hermann-<br />
Josef Rübben.<br />
Gespannt lauschte man seinen so klaren, in<br />
haltsschweren und humorgewürzten Ausfüh<br />
rungen. Wie sehr er alle Beiratsmitglieder an<br />
gesprochen hatte und wie Prof. Rübben, als<br />
hervorragender Vertreter der Praxis, alle im<br />
Raum stehenden Probleme zu einer Klärung<br />
4 'te, bewies der Dankes- und Beifallssturm<br />
\,ier begeisterten Zuhörer.<br />
pv<br />
<strong>Der</strong> bisherige Präsident des Deutschen Sän<br />
gerbundes<br />
Dr .Willy Engels, wurde auf dem Sängertag<br />
des DBB In Kiel für weitere drei Jahre ein<br />
stimmig wiedergewählt. Dem Präsidium tra<br />
ten neu bei Dr. Franz Weiss, Stuttgart, und<br />
Egon Simonek, St. Goar. Stellvertreter des<br />
Präsidenten sind in Zukunft wie bisher Otto<br />
Mayer, Esslingen, und Fokke Pollmann, Bre<br />
men, daneben wurde als weiterer Steilvertre<br />
ter Dr. Walter Weidmann, bisher Schriftführer,<br />
gewählt.<br />
Eine Zentralsteile für das Chorwesen ist in<br />
Essen geplant in Verbindung mit dem frühe<br />
ren „Museum des Deutschen Sängerbundes".<br />
Die Vorbereitungen sind inzwischen soweit<br />
gediehen, daß mit einer baldigen Verwirkiichung<br />
gerechnet werden kann. Dem „Mu<br />
seum", das Geschichte und Aufgaben des<br />
Chorsingens nachweist, soii ein Archiv über<br />
Schrifttum des Chorwesens sowie eine Dauer-<br />
I steliung von neuen Chorpartituren angebv^niossen<br />
werden. <strong>Der</strong> Aufbau der Zentral<br />
steile, an der die Arbeitsgemeinschaft Deut<br />
scher Chorverbände wesentlich beteiiigt ist,<br />
soii im Laufe dieses Jahres erfolgen.<br />
Prof. Hugo Herrmann, der bekannte Kompo<br />
nist und Bundeschorieiter des Schwäbischen<br />
Sängerbundes vollendete am 19. April das<br />
70. Lebensjahr. Aus diesem Aniaß hat Prof.<br />
JiQcrs&UHkrmpim<br />
Letzte Probe vor den Ferien:<br />
Dienstag, 26. Juli <strong>1966</strong><br />
Erste Probe nach den Ferien:<br />
Donnerstag, 8. September <strong>1966</strong><br />
Dr. Joseph Müller-Blattau in der Zeitschrift<br />
„Lied und Chor" eine eingehende Würdi<br />
gung Herrmanns veröffentlicht, in der die Be<br />
deutung des Komponisten und Organisators<br />
eine ausführliche Wertung erfährt.<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschoft mbH., Köln, Mauritiussteinweg 59, «Haus Wolkenburgi<br />
Schriftleitung u. ollein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkei 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Drudc: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
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SOM MERWIESE<br />
Dieses Summen Ist der Sang der Welt.<br />
Diese Stille hört sich selber zu:<br />
Hörst du, was die tiefe Welt erzählt?<br />
Gott hält Mittagsschlaf In seinem Haus,<br />
heißes Atmen, ewig ein und aus,<br />
diese Wiese bringt es sanft zur Ruh.<br />
Käfer, Halm und nun auch du —: Auch du<br />
bist in Gottes Traum! — Die Tür der Welt — fällt— zu.<br />
Josef Weinheber (1892 — 1945)<br />
DIE SONNENBLUME<br />
Diese reifen Tage,<br />
wie verklärst du sie!<br />
Süße Sommersage<br />
ohne Reu und Frage,<br />
reine Melodie!<br />
Du vom Weltenfeuer<br />
Abbild, Gleichnis, Glanz,<br />
treibst mit immer neuer<br />
Kraft ins Abenteuer<br />
und verschenkst dich ganz.<br />
Starke! Gott zum Ruhme<br />
trag dein Liebeslos:<br />
hier auf schmaler Krume<br />
und für eine Blume<br />
ist es fast zu groß . . .<br />
(Josef Weinheber)<br />
AUGUST<br />
Im Garten vor dem Pfarrhaus blühn<br />
Veil, Sonnenblum' und Rosmarin.<br />
Vinoula Petri geht alsdann<br />
den Weizen mit der Sense an.<br />
Die Traube kocht, es gilbt der Mais,<br />
die Störche sammeln sich zur Reis',<br />
Brachüber grast das Weidevieh,<br />
und auf den Tennen schlagen sie<br />
den Flegeltakt durchs ganze Land.<br />
So geht das Ackerjahr zu Rand.<br />
(Josef Weinheber)<br />
— Aus: Kalendarium für Landleut -<br />
s-er^ve^v LesertA/ erkcrts-a-MA/e<br />
S-o-tA/tA/ervrercke
204<br />
Abschluß der ersten Chorschule <strong>1966</strong><br />
Wie bei der Einberufung der Chorschule im<br />
Frühjahr geplant, ging am Donnerstag, dem<br />
30. Juni <strong>1966</strong>, die 1. Chorschule <strong>1966</strong> zu Ende:<br />
Vor einem fachkundigen Auditorium aus Vor<br />
stand, Musik- und Einführungsausschuß legten<br />
die Herren dieser Chorschule Proben des Er<br />
lernten ab. Es ist erstaunlich, in welch kurzer<br />
Zeit Professor Hermannjosef Rübben die jun<br />
gen Sänger in die Musiklehre eingeführt hat.<br />
Sowohl z. B. die Notenkenntnisse, das Bestim<br />
men der Tonarten und ganz besonders das<br />
gute Treffen der oft schwierigen Intervalle<br />
ließen ihren Eifer und ihr Interesse erkennen.<br />
Zum Abschluß trugen sie, gut einstudiert, in<br />
schönem Stimmenklang ein vorzügliches Quar<br />
tett „Fips", eine „fabelhafte" Hundegeschichte<br />
— Gedicht von Christian Morgenstern, Verto<br />
nung von Hermannjosef Rübben — vor. Mit<br />
Recht konnte nach kurzer Beratung der erwei<br />
terten Prüfungskommission Vizepräsident Heinz<br />
Odendahl die Herren beglückwünschen und<br />
ihnen ans Herz legen, sich der Tradition des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins bewußt zu<br />
sein. Nur im Verfolg des bisher gezeigten<br />
Pflichteifers und einer absoluten Treue, wie<br />
sie die alten Mitglieder allzeit bewiesen hät<br />
ten, könne die Leistung und der Ruf unseres<br />
weltberühmten Chores gesichert bleiben. Sicht<br />
bar zufrieden nahmen die jungen Sänger die<br />
Glückwünsche entgegen. In der darauffolgen<br />
den V^reinsprobe sprach Vorstandsmitglied<br />
Horst Massau Professor Rübben den Dank<br />
des K. M. G. V. aus und stellte die Herren aus<br />
der Chorschule dem Plenum vor; diese kamen<br />
gern dem Vorschlag nach, noch einmal das<br />
Prüfungsquartett vom „Fips" zu wiederholen,<br />
was auch beim Chor freudigen Beifall fand.<br />
Nach der Probe schlössen sich die neuen<br />
Sangesbrüder in einer geselligen Stunde im<br />
Kasino zu einer neuen Gruppe zusammen, der<br />
alle Sänger des K. M. G. V. nur die besten<br />
Wünsche zu einem langen, glücklichen und<br />
stets frohen Wirken mit auf den Weg gaben.<br />
Josef Pering<br />
Folgende 11 Herren aus der letzten Chor<br />
schule wurden als aktive Mitglieder in den<br />
KMGV aufgenommen:<br />
Heinrich Bürger, Kfm. Angestellter, Köin-Deutz,<br />
Leichlinger Straße 2, Ruf 81 48 25, (1. Tei^-1,<br />
Engelbert Schneider, Schriftsetzer, Köln, Zulpicher<br />
Straße 13, Ruf 21 22 69, (1. Tenor),<br />
Ulrich Krüger, Vertreter, Köln-Mülheim, Für<br />
stenbergstraße 35, Ruf 6 90 31, (2. Tenor),<br />
Nikolaus Lindeniaub, Bildhauer, Köin-Brück,<br />
Hameler Weg 9, Ruf 84 31 72, (2. Tenor),<br />
Otmar Metzier, Verbandsprüfer, 5039 Sürth b.<br />
Köln, Bahnhofstraße 30, (2. Tenor),<br />
Günter Poch, Techn. Zeichner, Köln-Merheim,<br />
Paderborner Straße 14, Ruf 6 58 37, (2. Tenor),<br />
Willy Küsters, Bilanzbuchhalter, Köin-Zoiistock,<br />
Fischenicher Straße 105, Ruf 38 97 34, (1. Bass),<br />
Günter Roggendorf, Kfm. Angestellter, Köln-<br />
Nippes, Simon-Meister-Straße 3, Ruf 72 64 98,<br />
(1. Bass),<br />
Manfred Schubert, Techn. Angestellter, Köln-<br />
Mauenheim, Hildebrandstraße 14, Ruf 72 29 53,<br />
(1. Bass), ^<br />
Andreas Hübsch, Masch.-Baumeister, 502 Fre<br />
chen, Friedenstraße 74, Ruf Frechen 33 59,<br />
(2. Bass),<br />
Hermann Wöhrmann, Verwalt.-Angestellter,<br />
Köln-Mülheim, Andreaestraße 2, Ruf 61 77 96,<br />
(2. Bass).<br />
bei deren Aufnahme<br />
Du begeistert mitgewirkt hast!
205<br />
Pressestimmen über Prof. Hermannjosef Rübben<br />
Nachstehende Verlage haben ein Heft heraus<br />
gegeben, in welchem neben kurzen biographi<br />
schen Notizen, einem vollständigen Werkver<br />
zeichnis, einer Übersicht über publizistische<br />
Beiträge in Fachzeitschriften und einem Ver<br />
zeichnis der auf Schallplatten aufgenommenen<br />
eigenen und anderer von Rübben dirigierten<br />
Chorwerke eine Auswahl von Pressestfmmen<br />
veröffentlicht sind:<br />
■"^itkopf & Härtel, Wiesbaden; Carl Engels,<br />
_Jlheim/Ruhr; Hans Gerig, Köln; Heinz Hau<br />
brich, Mülheim/Ruhr; Bernhard Hoppe, Hamm;<br />
F. E. C. Leuckart, München; Pädagogischer<br />
Verlag Schwann, Düsseldorf; Wildt's Musik<br />
verlag, Dortmund.<br />
Pressestimmen über Prof. Hj. Rübben<br />
<strong>Der</strong> Dirigent<br />
Als Musikwissenschaftler hat Prof. Hermann<br />
josef Rübben die Fähigkeit, neuartige, stili<br />
stisch bedeutsame und geschlossene Pro<br />
gramme aufzustellen, als Künstler die Kraft,<br />
sie mit seinen Chören vollendet darzustellen<br />
und in den stimmlich begabten, vielseitig ge<br />
schulten, alle technischen und Ausdrucksmittel<br />
sicher beherrschenden Sängern das Geheim<br />
nis künstlerischen Erlebens zu wecken, das in<br />
seiner überlegenen Dirigierkunst sich sichtbar<br />
offenbart und im Chor zum Mittelpunkt be<br />
seelter, die inneren Kräfte eines jeden Werkes<br />
erfassender Darstellung wird.<br />
(Kölner Stadt-Anzeiger)<br />
In diesen Werken führte der ausdrucksvoll<br />
dirigierende, auf Erfassung des Wesenhaften<br />
zielende Hj. Rübben den Chor zu künstleri-<br />
3en Hochleistungen ausgeglichener, schweider<br />
und reich differenzierter Klanggebung,<br />
profilierter und beseelter Stimmführung und<br />
einer aus inneren Empfindungen gespeisten<br />
Gestaltgebung.<br />
(Kölnische Rundschau)<br />
vollendetes künstlerisches Einfühlungs<br />
vermögen, plastisch ausdeutende, suggestive<br />
Darstellungskraft. . .<br />
(Neue Rhein-Zeitung)<br />
Es ist richtig und nötig, unsere Chöre von der<br />
breit ausgefahrenen Straße liebgewordener<br />
Gewohnheiten wegzuholen und einmal beherzt<br />
mit ihnen auf Entdeckungsreise zu gehen, wie<br />
es Prof. Hermannjosef Rübben tut. . .<br />
ein Programm mit wissenschaftlicher Akribie . .<br />
Rübben schafft ein lockeres, geschmeidiges<br />
bis zur Akkuratesse fügsames Klangbild mit<br />
genau verteilten Gewichten, klarem Gefühl für<br />
Nuancen und Klangwerte und gleichzeitig<br />
doch unforciert, frisch und natürlich . . . rund<br />
funkrein und rundfunkreif. . .<br />
(Rheinische Post)<br />
Hj. Rübben leitet die Massen sozusagen mit<br />
dem kleinen Finger. Seine Zelchengebung Ist<br />
genau und vor allem suggestiv. Man spürt:<br />
Chne ihn wäre alles nur tönendes Erz und<br />
klingende Schelle<br />
(Kölner Stadt-Anzeiger)<br />
Diesem Chor unter Prof. Hermannjosef Rübben<br />
geht der Ruf als einer der hervorragendsten<br />
deutschen Sängergemeinschaften voraus.<br />
(<strong>Der</strong> Kurier, Berlin)<br />
„Prof. Hermannjosef Rübben, innerlich bebend,<br />
äußerlich ruhig, gibt mit sensiblen Gesten der<br />
Hände suggestive Zeichen. Er bittet, er be<br />
schwört, er fordert mehr, noch mehr, aber er<br />
wehrt auch immer wieder ein Zuviel ab. Er<br />
läßt musikalische Phrasen in aller Ruhe aus<br />
singen und -schwingen, er atmet mit seinen<br />
Sängern, er modelt an einer Melodie noch im<br />
Entstehen und Verklingen itnd versäumt nicht,<br />
einer Mittelstimme ihren Weg in die harmoni<br />
sche Auflösung hinein freizumachen."<br />
(Bergische Post)<br />
<strong>Der</strong> Komponist<br />
„Wir hörten ein Werk, das endlich einmal —<br />
im Gegensatz zu so vielem anderen unserer<br />
Zeit — keine billigen Effekte mit dem Orff-<br />
Instrumentarium sucht, sondern eigene Wege<br />
geht."<br />
(„Lied und Chor")<br />
„In diesem schlanken, rhythmisch und sprach<br />
lich brillanten Musizieren sollten doch alle<br />
Komponisten ihr Ideal suchen . . ."<br />
(Kölnische Rundschau)<br />
„Zum Ansprechendsten gehörten die Kompo<br />
sitionen von Prof. Hermannjosef Rübben.<br />
Rhythmische und harmonische Finessen gibt's<br />
hier sozusagen aus dem Handgelenk, und die<br />
gute Laune ist echt und wirkt deshalb mit<br />
reißend. Bei aller Eingängigkeit gibt's keine<br />
billigen Effekte, und wenn's gefühlvoll wird,<br />
ist die Grenze zum Sentimentalen doch klar<br />
gezogen.<br />
(Neue Rhein-Zeitung)
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208<br />
„Die Kompositionen Rübbens weichen von<br />
den üblichen Manieren zeitgenössischer Män<br />
nerchöre durchaus ab und offenbaren die ge<br />
stalterischen Werte eines neuen Kammermu<br />
sikstils ... Er wurzelt in einer feinfühligen<br />
Erfassung und Ausdeutung des Textes und<br />
zielt auf eine durchsichtige, dramatisch be<br />
lebte und plastische Formung.<br />
(Kölner Stadt-Anzeiger)<br />
„In diesen Stücken Hj. Rübbens öffnet sich für<br />
den Männerchor eine völlig neue Perspektive."<br />
(Kölnische Rundschau)<br />
in diesen schlichten, zeitnahen Kompo<br />
sitionen wird unseren Schulchören geradezu<br />
ideales Material überreicht..."<br />
(Neue Rhein-Zeitung)<br />
„Diese Kompositionen Rübbens sind Meister<br />
werke leichten, bewegten Musizierstils .. glän<br />
zend gebaut... locker und durchsichtig ...<br />
flüssig in der Diktion und sicher in der Wir<br />
kung ..."<br />
(Bergischer Volksbote)<br />
„Rübben übetrascht in seiner Kantate vor<br />
allem durch d#i abwechslungsreichen Aufbau<br />
wie durch diö wohltuende Schlichtheit der in<br />
strumentalen und vokalen Stimmen .. ein Werk,<br />
das ohne Einschränkung zu empfehlen ist und<br />
das wohl bald im Repertoire vieler Realschul<br />
orchester zu finden sein wird."<br />
(„Die Realschule")<br />
„Die Stücke sind in ihrem blitzenden Einfalls<br />
reichtum, der frisch-frechen Deklamation und<br />
der Sicherheit, mit der die kompositorischen<br />
Mittel eingesetzt werden, jedes für sich mei<br />
sterhaft und dazu ausgesprochene Publikums<br />
stücke I"<br />
(Solinger Tageblatt)<br />
<strong>Der</strong> Referent<br />
„Richtungweisendes Referat... mit Prof. Her<br />
mannjosef Rübben hatte der Sängerkreis einen<br />
Referenten verpflichtet, der nicht nur mit<br />
Idealismus und Tatkraft seine vielfältigen Auf<br />
gaben meistert, sondern seinen reichen Wis<br />
sens- und Erfahrungsschatz mit lehrpsycholo<br />
gischen und pädagogischen Fähigkeiten zu<br />
vermitteln weiß ... Ein Vortrag, den Prof. Rüb<br />
ben fernab jeglicher Theorie aus eigener Arbeit<br />
und unmittelbarem Gestalten heraus zu einem<br />
Erlebnis für seine Hörer machte."<br />
„Wie man eine Chorprobe lebendig gestalten<br />
und zu freudigem Musizieren machen kann,<br />
führte Prof. Rübben plastisch vor. Dabei gab<br />
er wertvolle Anregungen auf allen Gebieten<br />
der Chorerziehung und bezog sowohl die<br />
Stimmbildung und Atemtechnik als auch die<br />
psychologische und schlagtechnische Führung<br />
eines Chores in seine überzeugenden Unter<br />
weisungen ein."<br />
(Oberberglsche Volkszeitung)<br />
„Dieser Mann aber, dieser Professor Rübben,<br />
hat an diesem Nachmittag als hervorragender<br />
Vertreter der Praxis auch die unfruchtlf<br />
Erde aufgerissen und so viel Verständnis o-.id<br />
Zuspruch geweckt, daß man versteht, wie sehr<br />
er heute schon als Bundeschormeister ge<br />
schätzt wird... Prof. Rübben war wie ein<br />
Rattenfänger: niemand, der sich seinen Über<br />
zeugungen zu entziehen vermochte. Er schuf<br />
Spannung, die bis zum letzten Wort anhielt<br />
und sich in unwahrscheinlichem Beifall aus<br />
löste ... Wie gesagt — es gab einen Beifall<br />
und Dankessturm für Prof. Hermannjosef<br />
Rübben."<br />
(Lüdenscheider Nachrichten)<br />
„Richtungweisendes Referat... <strong>Der</strong> 37jährige<br />
Professor der Musikhochschule Köln bewies<br />
mit seinem allgemein verständlichen, humor<br />
gewürzten Referat, daß er neben seiner Do<br />
zententätigkeit auch ein Mann der Praxis ist<br />
und so die Nöte der Chöre wirklich kennt...<br />
Dem Fachvortrag stellte Prof. Rübben eine<br />
ebenso klare, kurzgefaßte Skizze der kulturel<br />
len Gesamtsituation voran ... Die Darstellung<br />
des neuen Bundeschorleiters fesselte alle Hö<br />
rer, indem sie große Zusammenhänge deut<br />
lich machte, aber darüber hinaus den Blick<br />
für die Praxis nicht außer acht ließ. Man wird<br />
von Rübbens Wirken im Chorwesen noch r<br />
cherlei Anregendes erwarten dürfen."<br />
(Westfälische Rundschau)<br />
„Prof. Rübben gab nicht nur theoretische<br />
Hinweise und viele technische Ratschläge in<br />
bezug auf Stimmbildung und Schlagtechnik.<br />
Die Anwesenden erlebten auch in der chori<br />
schen Arbeit durch Prof. Rübben ein anschau<br />
liches Exerzitium, das allen viel gegeben hat."<br />
(Iserlohner Rundschau)<br />
■g, B. Se|>t. 66
Max Reger „Die Weihe der Nacht" (Schluß)<br />
Die Vertonung der 2. Strophe (Was da leb<br />
te...") bestätigt erneut das vorhin Gesagte:<br />
Auch hier herrscht ein „dynamisches" Ent<br />
wicklungsprinzip vor. Das Schöpferische des<br />
musikalischen Einfalls Hegt auch hier wieder<br />
Im Fließen der Chor- und Orchesterstimmen,<br />
Im Fluktuieren der „Prosa" als äußeres Zei<br />
chen der Inneren „Rede". „Nicht wieder um<br />
kehrend", sondern vorwärtsschreitend Ist der<br />
Chorsatz, der diesen Bewegungsimpuls von<br />
dem vorangehenden 2taktlgen einleitenden<br />
"Wiestersplel empfängt [Bsp. 4]. Ganz dem<br />
w.'ne der Worte entsprechend „strebt" der<br />
Chorsatz „aus engem Kreise" „auf ins Welt'<br />
ste", um dann „sanft und leise" Im Piagal<br />
schluß auf D-dur zurückzusinken. Auch hier<br />
wird nicht unbedingt ein neuer Tonartsbereich<br />
angestrebt, wenn man D-dur als Dur-Parallele<br />
zur Moll-Domlnante von E auffaßt. Noch im<br />
Ausklingen des Chorsatzes hebt wieder die<br />
menschliche Stimme an und wiederholt das<br />
Gesagte. Diese Fortsetzung ähnelt In Ihrem<br />
Drängen dem vorangegangenen Chorsatz, ja,<br />
ihr Aufschwung Ist rhythmisch und melodisch<br />
spannungsreicher, jedoch aufs Ganze gesehen<br />
Im Grunde kein neuer Gedanke, sondern eine<br />
Entwicklung des Vorangegangenen. Mit dem<br />
2. Thema der 1. Strophe hat dieser Satz die<br />
Ausdruckskraft der verminderten Septakkorde,<br />
der übermäßigen Dreiklänge (als Vorhalts<br />
akkorde) und der „neapolitanischen" Wen<br />
dung gemeinsam [Bsp. 5]..<br />
45^,- f", strin -<br />
Was da leb - tc, was aus en g-cxn Krei-so auf insWoit-sto<br />
leb - to, was aus en - . gern Krei - so auf ins Weit'<br />
Mehr melodisches Rezitativ bzw. musikalische<br />
Prosa als eine geschlossene Melodleblldung<br />
Ist die Vertonung der 3. Strophe. Regers<br />
Eigenart und Veranlagung zeigt sich hier<br />
ganz deutlich In den melodischen Gebilden<br />
von nur knapper motivähnlicher Ausprägung:<br />
„Und von allen Sternen nieder / Strömt ein<br />
wunderbarer Segen". Reger gestaltet seiner<br />
harmonisch empfindenden Natur gemäß seine<br />
Melodlegebllde durchaus Instrumental [Bsp.6].<br />
Dies ganz besonders In den weltgeschwunge<br />
nen Linien des 3. und 4. Verses „Daß die<br />
müden Kräfte .. regen". Die weltgeschwun<br />
genen Linien der Stimmen versinnllchen einer<br />
seits den Text, andererseits sind sie Ergeb<br />
nis eines weitzielenden harmonischen Ge<br />
dankenganges. In dieser Strophe fallen auch<br />
die zuweilen kurzen, aufatmenden und sofort<br />
wieder verhauchenden Einwürfe in der Solo<br />
stimme auf.
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<strong>Der</strong> zweite Teil der Strophe (5 Takte vor 10)<br />
knüpft in seinem thematischen Gehait an das<br />
Vorangegangene an, wobei Beispiei 2 II in<br />
melodischer und Beispiei 3 in rhythmischer<br />
Hinsicht den Zusammenhang und den Zu<br />
sammenhalt bilden. <strong>Der</strong> musikalische Ge<br />
danke bei „Wie von göttlichem Segen schwer"<br />
erklingt sinngemäß auch bei „Und die Fä<br />
den .. [Vergl. BB 7/<strong>1966</strong> 8.180 u. 182!]<br />
<strong>Der</strong> überwäitigende Aufschwung der dritten<br />
Strophe mit dem sich klangprächtig steigern<br />
den Chor mündet wieder in die feierliche<br />
Stimmung des Anfangs und rundet damit<br />
formal das Werk ab.<br />
Das ruhelose Spiel der harmonischen und<br />
polyphonen Elemente, die Entwicklung des<br />
musikalischen Einfalls, die vielfältigen har<br />
monischen Beziehungen und Umdeutungen<br />
mögen beim ersten Blick auf das Notenblatt<br />
den Eindruck eines Mosaiks bewirken und<br />
dadurch die Überschau erschweren. Und doch<br />
waltet — wir bemühten uns, es wenigstens<br />
andeutend nachzuweisen -■ eine strenge mu<br />
sikalische Logik. Es wäre falsch, Regers Ton<br />
sprache mit der atonalen Schönbergs gleich<br />
zusetzen, da Reger die außerordentlich er<br />
weiterten Grenzen unseres diatonisch-chro<br />
matischen Harmoniesystems nie überschreitet.<br />
Andererseits muß Schönbergs Suche nach<br />
neuen Ausdrucksmöglichkeiten und Ordnungen<br />
als Folge davon angesehen werden, daß er<br />
die Möglichkeiten der tonalen Beziehungen,<br />
unter denen Reger mit Vorliebe kirchentonartliche<br />
und phrygische Wendungen und die<br />
„neapolitanische Sexte" anwendet, für er<br />
schöpft hielt. Reger urteilte sehr hart über die<br />
zu seiner Zeit schon beginnende Atonalität.<br />
Vielleicht hätte er sich in seinem Urteil ge<br />
wandelt, wenn ihm ein Iän.geres Leben<br />
gönnt gewesen wäre. —<br />
Die Ausführung des Werkes stellt an den<br />
Dirigenten und die Ausführenden keine leichte<br />
Aufgabe. Da gerade bei Regers Musik das<br />
stete Weitergehen von Takt zu Takt, von Wen<br />
dung zu Wendung eminent wichtig ist, soll die<br />
Wiedergabe nicht in Bruchstücke zerfallen, ist<br />
es erforderlich, das Augenmerk nicht auf die<br />
Summe der Teile, sondern auf das Ganze<br />
zu richten. <strong>Der</strong> Wille, das Erleben der Ein<br />
zelteile der Kraft des einmaligen Einfalls<br />
unterzuordnen, muß ebenso spürbar werden,<br />
wie die Tendenz, die Entfaltung der Themen<br />
aus dem „Keim" für den Zuhörer faßbar aus<br />
zudrücken. Die Überzeichnung mit Vortrags<br />
zeichen entsprang wohl der Sorge des Kom-
213<br />
Undvonal-len Sternen nie-der strömt ein wun - der-ba-rerSe • gen<br />
+ Vi 2# So-rcL*<br />
Und<br />
+ CL<br />
von allenSterncn nie - der<br />
I<br />
P (Hltb!<br />
ponisten, die fließende Bewegung des Ton<br />
satzes in ihrer vom Komponisten gedachten<br />
Intention auch verständlich zu machen. Man<br />
fasse seine Anweisungen eher als relative<br />
Vortragsbezeichnungen denn als reine, abso<br />
lute Bezeichnungen auf. Mitunter haben sie<br />
sogar gleichsam vorbeugenden Charakter, wie<br />
etwa die Bezeichnungen „stringendo" i. S. von<br />
„nicht schleppen!" oder „ritardando" i. S. von<br />
„nicht eilen!". Regers Musik muß streng im<br />
Takt gespielt werden, zu leicht reißt der Fa<br />
den ab, es entstehen „Löcher". Ein nur<br />
äußerlich, allzu gedehnt angebrachtes Ritar<br />
dando oder ein zu abrupt vorgetragenes<br />
Stringendo zerstört die Einheit der Kompo<br />
sition: sie zerfällt. (Ähnlich ist es ja auch bei<br />
Bruckner: zu absichtlich gebrachte Überlei<br />
tungen, zu stark ausgeprägte Zäsuren lassen<br />
"-'jckners weitgespannte Form erbarmungszeifallen).<br />
—<br />
Regers „Weihe der Nacht" ist in Köln bis<br />
her nur einmal erklungen. <strong>Der</strong> Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein unter der Leitung sei<br />
nes damaligen Dirigenten GMD Prof. Eugen<br />
Papst brachte das bedeutende Chorwerk in<br />
einem Festkonzert des Vereins anläßlich der<br />
100-Jahr-Feier des KMGV.<br />
Bei dieser Aufführung erwies sich Eugen<br />
Papst als der rechte, werkgetreue und mit<br />
der Tonsprache Regers tief vertraute Inter<br />
pret. Alle die vorhin erwähnten Forderungen<br />
nach einer stilgerechten Wiedergabe fanden<br />
in der Direktion von Meister Papst ihre un<br />
bedingte Erfüllung. Man hörte das Werk in<br />
einer absolut authentischen Wiedergabe. Nir<br />
gends gab es eine „Lücke", der Beginn war<br />
sofort auf die Entwicklung des ganzen musi<br />
kalischen Geschehens hin ausgerichtet. Man<br />
rufe sich nur in die Erinnerung, wie Eugen<br />
Papst im November 1954 Regers „Romanti<br />
sche Suite" musizierte, — dann hat man eine<br />
Vorstellung davon, wie auch die „Weihe der<br />
Nacht" geklungen hat. —<br />
Robert Greven, zu derZeit Kritiker beim<br />
„Neuen Tag", zuletzt Mitarbeiter bei der<br />
Kölnischen Rundschau und Schriftleiter des<br />
„<strong>Burgbote</strong>n" von August 1954 bis November<br />
1955 schrieb hierzu folgendes: „. . . Man be<br />
gann mit Regers „Weihe der Nacht" . . . und<br />
zog damit eines der gedankentiefsten und<br />
wundervollsten Chorwerke von Reger für<br />
Köln erstmalig ans Licht. . . . Von hoher und<br />
höchster Seite ist ihm (dem KMGV) und<br />
seinem Dirigenten Professor Eugen Papst<br />
immer wieder bestätigt worden, daß diese<br />
musikalische Körperschaft in Verbindung mit<br />
einem solchen Chormeister nahezu ihresglei<br />
chen sucht. In diesem letzten Festkonzert<br />
haben Chor und Dirigent noch einmal er<br />
wiesen, daß sie künstlerisch auch ein zweites<br />
Jahrhundert in die Schranken fordern können.<br />
. . . Nicht nur in den Chorwerken von Brahms<br />
und Reger sang Emmy Leisner die Solo<br />
partien, sie „zelebrierte" (man darf und muß<br />
in diesem Ausnahmefall schon das Wort ge<br />
brauchen!) den Hörern außerdem Regers „An<br />
die Hoffnung". Wieder standen die Konzert<br />
besucher beim Hören dieser klanggesegneten,<br />
beseligenden und trostvollen Frauenstimme
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vor einem schier unfaßbaren Erlebnis... —<br />
<strong>Der</strong> Stadt-Anzeiger (H. Elmert) schrieb u.a.:<br />
„In den schwierigsten modulatorischen Par<br />
tien war wieder das „Instrumentale" Können<br />
der Sänger zu bewundern, und was die Fülle,<br />
Ausgewogenheit und chortechnische Durch<br />
bildung des Klangs wie die überlegene Vortragsdlszlplln<br />
betrifft, so brauchen keine neuen<br />
Lobeshymnen angestimmt werden. Nicht we<br />
niger bedeutend wirkte die Bewältigung von<br />
Regers Nachtgesang, der die dynamisch<br />
schwellende Tonsymbollk des „aus engem<br />
Kreise" Ins „Welt'ste" Streben meisterlich<br />
ausformte. ... Chor und Orchester erstrahlten<br />
unter Eugen Papst's ebenso gestaltender wie<br />
hinreißender Führung In allen Farben."<br />
Fritz Stein urteilt In seinem bereits zitierten<br />
Buche, daß „die chorisch überaus dankbaren<br />
Aufgaben von jedem leistungsfähigen Orche<br />
ster und Männerchor unschwer zu bewältigen"<br />
seien.<br />
Ob dieses erhabene Chorwerk in Köln noch<br />
einmal erklingen wird? Man möchte es sich<br />
wünschen. Voraussetzung hierfür Ist die har<br />
monische Partnerschaft mit einem leistungs<br />
fähigen Orchester und ein Dirigent, der, sehr<br />
vertraut mit dem Schaffen Max Regers, die<br />
Ansicht ablehnt, daß es zum guten Tone ge<br />
höre, wenn man Reger (wie Strauss und Pfltzner)<br />
für altmodisch erklärt.<br />
Vergessen wir auch nicht, daß der KMGV zu<br />
den ganz wenigen Chören gehört, die die<br />
Schwierigkelten eines solchen Chorwerkes re<br />
lativ leicht bewältigen dürfte. Fleiß, Konzen<br />
tration und Einfühlungsvermögen In die be<br />
sondere Schreibwelse des Komponisten sind<br />
weitere Voraussetzungen, die erst ein über<br />
zeugendes Musizieren ganz aus dem Geiste<br />
dieser Musik und der vorliegenden Dichtung<br />
möglich machen.<br />
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Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
ÄS
217<br />
Mitteilungen und Anregungen des Vorstandes<br />
Meine lieben Sangesfreundel<br />
Unter dieser Rubrik werden Sie nunmehr von<br />
Zeit zu Zeit eine bunte Mischung von Neuig<br />
keiten, Anregungen und Hinweisen finden,<br />
wie sie sich aus der laufenden Vorstandsarbeit<br />
ergeben. Ich beabsichtige damit, Ihrem be<br />
rechtigten Anspruch auf Information zu ent-<br />
I "echen und den „<strong>Burgbote</strong>n" noch etwas<br />
\,jireinsnäher zu gestalten. Beginnen wir also.<br />
Unser BB - sprich „<strong>Burgbote</strong>" Bremm-feiert<br />
Jubiläum. Seit Juni 1956 — also schon 10 Jahre<br />
— ist er Schriftleiter unserer Vereinsschrift.<br />
Besonders mit seinen vielen interessanten und<br />
tiefschürfenden Besprechungen der Chorlite<br />
ratur hat er auf seine Weise die geistige Vor<br />
aussetzung für die musikalischen Erfolge des<br />
KMGV mitgeschaffen. <strong>Der</strong> Vorstand und alle<br />
Mitglieder des KMGV sind unserem lieben<br />
Herrn Bremm für seine unermüdliche Tätigkeit<br />
und für seine gehaltvolle Gestaltung des<br />
„<strong>Burgbote</strong>n" zu tiefstem Dank verpflichtet.<br />
Wir wissen die Schriftleitung des „<strong>Burgbote</strong>n"<br />
auch für die Zukunft bei ihm in guten Händen.<br />
Für unser Jubiläumskonzert am 22.4.1967 ist<br />
es uns gelungen, Frau Ingeborg Hallstein als<br />
Solistin zu verpflichten.<br />
Innerhalb unserer Jubiläumsveranstaltungen<br />
findet im großen Saal des Hauses Wolkenburg<br />
am Sonntag, dem 23.4.1967, ein Konzert<br />
Kölner Männerchöre und am Donnerstag, dem<br />
C 4.1967, ein Sinfoniekonzert der Kölner Orestergesellschaft<br />
statt.<br />
Zur Bewältigung der erheblichen mit unse<br />
rem Jubiläum anfallenden organisatorischen<br />
Arbeiten werden neben dem Festausschuß<br />
eine Reihe von Arbeitsausschüssen gebildet.<br />
Die Leitung dieser Ausschüsse haben über<br />
nommen:<br />
Protokoll: Hans Schäfer in Zusammenarbeit<br />
mit Herrn Langenberg<br />
Finanzen: Hans Schäfer in Zusammenarbeit<br />
mit Herrn Käser<br />
Festschrift: Heinz Odendahl in Zusammen<br />
arbeit mit Herrn Wüstenberg<br />
Quartierfragen: Heinz Odendahl in Zusammen<br />
arbeit mit Herrn Peters<br />
Gesellige Veranstaltungen: Horst Massau<br />
Musikalische Veranstaltungen: Paul Adrian.<br />
Die Leiter der einzelnen Ausschüsse bestim<br />
men ihre Mitarbeiter selbst. Die Koordination<br />
aller Arbeitsausschüsse obliegt dem Präsi<br />
denten und dem Vizepräsidenten.<br />
Unser Dirigent Professor Rübben reist am 3.8.<br />
für vier Wochen nach Nordamerika. Er wird<br />
dort in Vorbereitung unserer für 1968 geplan<br />
ten Reise nach USA und Kanada die ersten<br />
persönlichen Kontakte mit den zuständigen<br />
Verbänden und Sängern aufnehmen. Wir sind<br />
gespannt auf das Ergebnis und wünschen<br />
dem Weltreisenden eine gute Reise und viel<br />
Erfolg.<br />
Sofort nach den Vereinsferien wird ein Pla<br />
nungsausschuß für die USA-Reise gebildet.<br />
Unsere diesjährigen Gürzenichkonzerte finden<br />
statt am Sonntag, dem 6.11.<strong>1966</strong> und Sonntag,<br />
dem 11.12.<strong>1966</strong>, Jeweils um 19.30 Uhr. Das in<br />
diesem Jahre besonders hochwertige Pro<br />
gramm läßt einen schnellen Ausverkauf dieser<br />
beiden Konzerte erwarten. Ich möchte darauf<br />
hinweisen, daß für die Vorbereitung dieser<br />
Konzerte nach den Vereinsferien nur noch<br />
neun normale Vereinsproben zur Verfügung<br />
stehen. Es ist deshalb unbedingt erforderlich,<br />
daß alle Sänger, die an den Konzerten teil<br />
nehmen wollen, diese Proben pünktlich be<br />
suchen. <strong>Der</strong> Vorstand wird diejenigen Sänger,<br />
die nicht genügend Proben besucht haben,<br />
von der Mitwirkung an den genannten Kon<br />
zerten ausschließen.<br />
Bis zum Wiederbeginn unserer Vereinsproben<br />
am 8.9.<strong>1966</strong> wünsche ich Ihnen einen erhol<br />
samen Urlaub.<br />
Mit freundlichen Sangesgrüßen!<br />
Heinz Odendahl<br />
Vizepräsident
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat September <strong>1966</strong><br />
4.9. 60 J Dr. Otto Boden inakt. Mitgl<br />
4.9. 60 J Josef Baum<br />
9.9. 75 J Hans Stoilenwerk<br />
10.9. 83 J Josef Toell<br />
12.9. 60 J Eduard Pium<br />
21.9. 75 J Bruno Slatoscfi<br />
25.9. 65 J Heinrich Goebeis<br />
Nachtrag<br />
akt. Mitgl<br />
inakt. Mitgl<br />
akt. Mitgl<br />
akt. Mitgi<br />
akt. Mitgl<br />
inakt. Mitgi<br />
Sgsbr. Johannes Rings (2. Tenor) feierte am<br />
26.7.<strong>1966</strong> seinen 75. Geburtstag. Wir gratu<br />
lieren noch nachträglich auf das herziichstel<br />
Berichtigung<br />
Auf Seite 164 der Juni-Ausgabe muß es im<br />
2. Absatz heißen: 45jährigen Zugehörig<br />
keit."<br />
Im Jahre 1920 hat Sangesbruder Gustav<br />
F u n 0 k e zum ersten Mal im Ballett der Bühnenspielgemeinschaft<br />
des KMGV mitgew/irkt<br />
und ist danach der „Cäciiia Woikenburg" bis<br />
heute treu geblieben, - sei es im Ballett, im<br />
Chor, als Solist oder im „Orchestergraben"<br />
als Mitglied des damaligen Burgorchesters<br />
und der KOG.<br />
Diamantene Hochzeit<br />
Unser lieber Sangesbruder Willy von der Ruhr<br />
feiert am 25. 8. <strong>1966</strong> das seltene Fest der<br />
Diamantenen Hochzeit. Herzliche Glück- und<br />
Segenswünschel<br />
Vermählung<br />
Die Tochter unseres inaktiven Mitgliedes<br />
Herrn Konsul Dr. R. Mauser, Fräulein Ricky<br />
Mauser, vermählte sich am 2. 7. <strong>1966</strong> mit Herrn<br />
Alfons Ralf Hamacher. Herzliche Glück<br />
end Segenswünschel<br />
Eduard Teisner, Köln-Nippes, inaktives Mitgl.<br />
Neuaufnahme<br />
Als neues inaktives Mitglied begrüßen wir<br />
Professor Dr. med. Hans Günter Goslar, Wi'-^<br />
senschaftiicher Rat a. d. Universität Boi ß<br />
Duisdorf b. Bonn, Drachenfelsstraße 23, Ruf:<br />
Bonn 3 77 86.<br />
Als neues Witwen-Mitglied begrüßen wir Frau<br />
Wwe. Liesei Rodenkirchen, Köln, Sudermanstraße<br />
8, Telefon 73 95 70.<br />
Todesfall<br />
Unser Sangesbruder Franz Siep beklagt den<br />
Tod seines Vaters, des Herrn Josef Siep, wel<br />
cher am 3. 7.<strong>1966</strong> im gesegneten Alter nach<br />
einem erfüllten Leben gestorben ist. <strong>Der</strong> Vor<br />
stand des Vereins sprach Herrn Franz Siep<br />
und seinen Angehörigen herzliche Anteilnahme<br />
Gruppe 5<br />
Nach langer, langer Zeit hat die Gruppe 5,<br />
angeregt durch seine jungen neuen Sänger<br />
am 14. Mai, bei herrlichem Wetter, mit ihren<br />
lieben Frauen eine wunderschöne „Fahrt ins<br />
Blaue" unternommen.<br />
Mit gruppeneigenen PKW's fuhr man zunäch.st<br />
über Leverkusen, Opladen, Leichlingen, Sol I<br />
gen nach „Burg Hohenscheid" an derWuppei.<br />
Nach hinreichender Kaffee- und Kuchenstär<br />
kung und nach einem gemeinsamen schönen<br />
Waldspaziergang hinunter bis zur Wupper und<br />
wieder zurück ging es weiter in eineinhalbstündiger<br />
Fahrt, hin und her, durch das Ber<br />
gische Land zur Abendstärkung nach „Haus<br />
auf dem Berg" in Höfen bei Wahlscheid. Hier<br />
waren wir sehr gut untergebracht. Mit mehre<br />
ren Vorträgen und lustiger Unterhaltung ging<br />
die Zeit allzu schnell vorüber. Gegen Mitter<br />
nacht waren wir alle wieder zu Hause. Wir<br />
werden solche Fahrten des öfteren wieder<br />
holen.<br />
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Verschiedenes<br />
Sangesbruder E. H. Müller-Hartmann<br />
hat anläßlich seines Ausscheidens aus dem<br />
Musikausschuß des KMGV (nach 20jähriger<br />
Mitarbeit und um jüngeren Kräften Platz zu<br />
machen) dem Verein „3 Lieder von Liebe"<br />
nach Worten des verstorbenen Kölner Dichters<br />
Franz Peter Kürten, mit dem er viele Jahre<br />
befreundet war, gewidmet. Unser Präsident<br />
gab in der Probe am 26. Mai dem Verein von<br />
der Widmung dankend Kenntnis, während<br />
Herr Prof. Rübben in einem persönlichen An<br />
schreiben zum Ausdruck brachte, die Lieder<br />
in das Arbeitsprogramm des KMGV aufzuneh<br />
men. Die Titel der 3 Chorlieder lauten „Lie<br />
besklage", „Ungarisches Liebeslied" und „Mein<br />
GretI und ich".<br />
Gelegentlich der Feier des 75jährigen Beste<br />
hens der Kölner Rudergesellschaft 1891,<br />
zu der auch Ministerpräsident Dr. Franz<br />
Meyers, Oberbürgermeister Theo Burauen und<br />
viele andere prominente Persönlichkeiten er<br />
schienen waren, trug Opernsänger K. Sablotzke<br />
von den Bühen der Stadt Köln unter Beglei<br />
tung des Kapellmeisters Wolfgang Kastorp das<br />
von Sangesbruder E. H. Müller-Hartmann ver<br />
tonte Lied „Ein Singsang vom Rheine" (nach<br />
Worten von Paula Dehmel) vor. Die Dar<br />
bietung hatte einen starken Erfolg.<br />
<strong>Der</strong> zweite Nachtrag zum Chorkatalog des<br />
DSB, dem von Dr. Franz Josef Ewens vor<br />
einigen Jahren herausgegebenen Standard<br />
werk (Männerchöre), ist jetzt in Angriff ge<br />
nommen worden. Die Ergänzung bezieht sich<br />
auf die Neuerscheinungen in den Jahren<br />
1960 bis 1965. Man rechnet mit der Fertig<br />
stellung bis zum Jahresende. Damit wäre<br />
das wertvolle, überall benutzte Werk wieder<br />
auf den neuesten Stand gebracht.<br />
<strong>Der</strong> „Deutscher Sängerbund" gibt bekannt:<br />
<strong>Der</strong> Termin des 16. DSB-Festes 1968 in<br />
Stuttgart war zunächst für den 1.—5. August<br />
vom Präsidium festgesetzt worden. Inzwi<br />
schen haben sich technische Schwierigkeiten<br />
herausgestellt, die die Vorverlegung des<br />
Termins um einige Wochen auf Ende v' ^<br />
empfehlenswert erscheinen lassen. Die e. ß<br />
gültige Entscheidung darüber soll der Sänger<br />
tag in Kiel Mitte Mai treffen.<br />
<strong>Der</strong> Musikausschuß des Deutschen Sänger<br />
bundes,<br />
der die musikalischen Aufgaben des DSB<br />
(15 ODO Chöre) durchführt, ist anläßlich der<br />
Neuwahl des Präsidiums neu konstituiert wor<br />
den. Vorsitzender ist jetzt Prof. Dr. Ernst<br />
Laaff, sein Steilvertreter Franz R. Miller, Augs<br />
burg. <strong>Der</strong> bisherige Vorsitzende Prof. Dr. Felix<br />
Oberborbeck, der wegen Krankheit den Vor<br />
sitz niedergelegt hat, wird auch in Zukunft<br />
dem Musikausschuß als Ehrenvorsitzender für<br />
besondere Aufgaben zur Verfügung stehen.<br />
Neu berufen wurde an Stelle von Prof. Heinz<br />
Hennig, Hannover, der Bremer Musikschrift<br />
steller und Vorsitzender des Musikbeirates<br />
des Sängerbundes Nordwestdeutschland Dr.<br />
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TERMINKALENDER<br />
für September <strong>1966</strong><br />
2. 9. Mitwirkung eines kleinen Chores bei<br />
der Feierstunde des Deutschen Sänger<br />
bundes aus Anlaß der 40jährlgen Tätig<br />
keit von Dr. Dr. Franz E v e n s als<br />
Schriftleiter der Zeitschrift „LIED UND<br />
CFIOR" — 17.30 Uhr, Flaus Wolkenburg<br />
wirkUok rüiajh/i^:<br />
iMl tdcme<br />
^tgarren<br />
■ kJi/MitQjdoSJAä^<br />
JcQm &Ui\k(k(gMm<br />
6. 9. Erste Versammlung des Festausschi X<br />
ses „125 Jahre KMGV" 19 Uhr, Cäcilit '<br />
Zimmer<br />
8. 9. Erste Vereinsprobe nach den Ferien<br />
19.30 Uhr Im Großen Saal des Flauses<br />
„Wolkenburg"<br />
15. 9. Probe 19.30 Uhr, Großer Saal Flaus<br />
„Wolkenburg"<br />
22. und 29. 9. dto.<br />
An unsere Inserenten<br />
und an alle, die es noch werden wollen.<br />
<strong>Der</strong> BB bietet im Anzeigenteil eine Auslese des Guten. Aber erst ei. ^<br />
stärkere Beteiligung der Inserenten, die sich durch ihre Ankündigungen und<br />
mit ihren Erzeugnissen zum Qualitätsbegriff bekennen, erlaubt eine Auswei<br />
tung der Text- und auch der Bildbeiträge. Eine Vergrößerung des<br />
Anzeigenteils gibt einerseits Anregung für die vielen schönen und angeneh<br />
men Dinge des Lebens, andererseits aber auch mehr Platz für den redaktio<br />
nellen Teil. Den jetzigen Inserenten sagen wir unseren besonderen Dank: Sie<br />
leisten einen entscheidenden Beitrag zur Förderung unseres Nachrichtenblattes!
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Privat: Köln-Mauenheim / Neue Kempener Straße 237 / Telefon 72 33 67<br />
Büro: Köln• Zollstock / Weyerstraßerweg 147 / Telefon 38 13 94<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschoft mbH., Köln, Mauritiussteinweg 59, «Haus Wolkenburg»<br />
Schriftleitung u. allein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Drude: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
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8 E RIEM BEB<br />
Ägyd bläst in des Herbstes Horn.<br />
Die Beere schwankt am Brombeerdorn.<br />
<strong>Der</strong> Apfel fällt mit leisem Laut,<br />
großauf am Bach die Distel blaut.<br />
Die Schwalbe zieht, der Wanderschuh<br />
treibt dunkel seiner Heimat zu.<br />
Gekühlte Tage, klar und schön,<br />
mit braunem Laub und weißen Höhn:<br />
Wie lange noch? <strong>Der</strong> Abend fällt,<br />
Flurfeuer glimmt, Rauhnebel schwelt.<br />
Nach Haus zu gehn ist wohlgetan.<br />
Sankt Michael, zünd die Lampe an!<br />
Josef Weinheber<br />
(1892-1945)<br />
— Aus: Kalendarium für Landleut'<br />
SEPTEMBERMORGEN<br />
Im Nebel ruhet noch die Welt,<br />
noch träumen Wald und Wiesen:<br />
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,<br />
den blauen Himmel unverstellt,<br />
herbstkräftig die gedämpfte Welt<br />
in warmem Golde fließen.<br />
Eduard Mörike<br />
(1804-1875)<br />
UNERWARTETER BESUCH<br />
Generalmusikdirektor Franz Päpl D e c k e r<br />
besuchte am 19.7.<strong>1966</strong> den Vorstand unseres<br />
Vereins und wohnte für kurze Zeit der Chorr<br />
^e bei. in seiner Begrüßungsansprache<br />
I. 7 er hervor, daß er vor genau zwanzig<br />
Jahren Köln verlassen habe, um einem Ruf<br />
der Stadt Krefeld als städtischer Musikdirektor<br />
zu folgen. Bezugnehmend auf die längere Un<br />
terredung mit den Herren des Vorstandes<br />
teilte F. P. Decker den Sängern mit, daß über<br />
die Möglichkeit eines gemeinsamen Konzertes<br />
zwischen seinem Orchester (Philh. Orch. Rot<br />
terdam) und dem KMGV diskutiert worden sei.<br />
Unter Leitung ihres früheren Dirigenten Decker<br />
(1945—19<strong>46</strong>) sangen dann unsere Sänger Siichers<br />
Lied „Hab' oft im Kreise der Lieben".<br />
Diejenigen unter ihnen, die in den ersten<br />
Jahren nach dem Zweiten Weitkrieg wesent<br />
lich zum Wiederaufbau des KMGV beigetragen<br />
haben und zu den ersten Getreuen unseres<br />
Vereins zu zählen sind, werden sich gewiß noch<br />
der Tätigkeit ihres damals noch sehr jungen<br />
Dirigenten erinnern.<br />
Aus dem Oktober-<strong>Burgbote</strong>n 1945 entnehmen<br />
wir (auszugsweise) nachfolgenden Artikel, in<br />
weichem über die für den KMGV so bedeut<br />
same Vermittlung F. P. Deckers bei der da<br />
maligen Militärregierung und über die denk<br />
würdige Voiksiiederstunde auf der Treppe<br />
des ehem. Hohenstaufenbades am 2.9.1945<br />
berichtet wird. Dieser und der nachfolgende<br />
Bericht aus der Oktober-Ausgabe 19<strong>46</strong> über<br />
das Abschiedskonzert Deckers sollen noch ein<br />
mal die Erinnerung an jene, über zwanzig Jahre<br />
zurückliegende Zeit wachrufen. Die Berichte<br />
sind gleichzeitig für unsere neuen Mitglieder<br />
ein bedeutsames Kapitel aus der Chronik un<br />
seres Vereins. [Berichterstatter war unser in<br />
zwischen verstorbener Altpräsident Carl<br />
Backhaus.]
228<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> Köln, Oktober 1945<br />
Grüß Gott mit hellem Klang!<br />
Heil deutschem Wort und Sang!<br />
Gott sei Dank, da bin ich wieder, Euer alter<br />
getreuer <strong>Burgbote</strong>. Auch ich gehöre zu den<br />
Überlebenden der Katastrophe und nehme<br />
meine Arbeit mit Zuversicht wieder auf. Bis<br />
Ende Oktober 1944 habe ich unsere ehemals<br />
so traute Wolkenburg betreut, bis die immer<br />
häufiger werdenden Bombenangriffe den<br />
Aufenthalt daselbst unmöglich machten. Mei<br />
nen Entschluß, in Köln auszuhalten und den<br />
KMGV über das Chaos hinüberzuretten, habe<br />
ich allen Widrigkeiten zum Trotz durchgeführt.<br />
Als am 7. März 1945 die Alliierten in unsere ehemals<br />
so stolze Vaterstadt eingezogen waren, galt mein<br />
erster Ausgang unserer lieben Wolkenburg. Entsetz<br />
lich verwüstet fand ich meinen Wirkungsbereich. Die<br />
Türen des Haupteinganges lagen, vom Luftdruck<br />
mehrerer an St. Peter niedergegangener Minen her<br />
ausgerissen, in der Nähe der Cäcilienkirche, und<br />
selbst die eisernen Türen am Burgkellereingang waren<br />
fortgeschleudert, alles Mobiler erbrochen und der<br />
Inhalt der Schränke durchwühlt und umhergestreut.<br />
Bald stellten sich auch die ersten Getreuen ein, die<br />
bereit waren, mit mir zu retten, was noch zu retten<br />
war. Jüppchen Meyer vor allem ging mit<br />
wahrem Feuereifer daran, das wertvolle Notenmaterial<br />
In der Burg und in der Uni zu bergen. In einem Kin<br />
derwagen brachte er ganze Berge Noten in seiner<br />
Wohnung, Siemensstraße 50 in Ehrenfeld, in Sicher<br />
heit. Dr. Nicolini, Rony Oehmig und Hermann Pering<br />
halfen mit. Gar bald fanden sich andere ein, und<br />
schon am 10. Mai konnte in Meyers Wohnung die<br />
erste Probe abgehalten werden, an der Josef und<br />
Hermann Pering, Bux, Harkämper, Sieber und Dr.<br />
Huverstuhl teilnahmen. Ja selbst ein erstes Auftreten<br />
bei der Einweihung der Notkirche in St. Mechtern<br />
{Ehrenfeld) wurde ermöglicht. Unter Leitung von Herrn<br />
Ohm wurde die „Deutsche Messe" von Franz Schubert<br />
zu Gehör gebracht. Durch Vermittlung des Papst-Schü<br />
lers, Kapellmeister Franz Paul Decker, der<br />
als Dolmetscher bei der Militärregierung tätig war,<br />
erlangten wir von dem amerikanischen Capitän Elllot<br />
die Aufhebung des Versammlungsverbots für uns.<br />
Wir waren glücklich und übertrugen Herrn<br />
Decker die Leitung unseres kleinen Chores,<br />
der nun stetig anwuchs. Unter seiner Leitung<br />
sangen wir nun fast jeden Sonntag beim Got<br />
tesdienst in einer der notdürftig hergerichte<br />
ten Ersatzkirchen, so in Herz Jesu, in St. Ge<br />
reon, in St. Pantaleon, in St. Marien und St.<br />
Bonifatius (Nippes), in St. Quirin (Mauenheim)<br />
und in Junkersdorf.<br />
Am Feste Peter und Paul (29. Juni) fand sich ein<br />
Chor von 40 Herren in der Saalkapel le in<br />
Raderberg ein, wo anschließend im Jugend<br />
heimsaale die erste Versammlung des<br />
neuen KMGV stattfand. Einstimmig übertrug man<br />
einem Fünferausschuß, bestehend aus den Herren<br />
Backhaus, Josef Meyer, Hermann Pering, Hans Schä<br />
fer und Mathieu Theile die vorläufige Leitung des<br />
Vereins. Als Proberaum wurde uns von der mittler<br />
weile gebildeten Stadtverwaltung der im Opernhaus<br />
geschaffene Saal zur Verfügung gestellt, in dem am<br />
3. Mai die erste Probe unter Franz Paul Dekk<br />
e r stattfand.<br />
Von nun an wurde jeden Samstag von 16 Uhr<br />
bis 18 Uhr mit Fleiß und Ausdauer studiert.<br />
Schon am Sonntag, dem 2. September, konnte<br />
der neue KMGV mit 108 Sängern von der<br />
Treppe des Hohenstaufenbades herab eine<br />
vieltausendköpfige Zuhörerschaft mit einer<br />
Volksliederstunde<br />
erfreuen. Überaus herzlicher, stürmischer Bei<br />
fall lohnte dieses erste Auftreten und ermun<br />
terte zu einem Konzert, das am Samstag,<br />
dem 22. September, um 17 Uhr in der Aula<br />
der Universität stattfand. Innerhalb acht Tagen<br />
waren die zur Verfügung stehenden 1314<br />
Karten vergriffen, so daß eine Wiederholung<br />
für Sonntag, den 14. Oktober, um 11 Uhri •<br />
gesagt werden konnte. Als Ehrengäste waien<br />
anwesend Bürgermeister Suth als Vertreter<br />
des verhinderten Oberbürgermeisters Dr.<br />
Adenauer, Bürgermeister Dr. Schwering, Bür<br />
germeister Fink, Superintendent Encke, Dom<br />
kapellmeister Wendel, von der Militärregierung<br />
Golonel Hamilton, Town Major Moon, Major<br />
Malan, Comander des Landkreises Köln.<br />
Über das Konzert schreibt Dr. Eimert in<br />
„Kölnischer Kurier":<br />
„Zu den denkwürdigen Veranstaltungen in diesen<br />
Wochen eines neuen kulturellen Beginnens gehörte<br />
das erste Konzert des Köiner Männer-Gesang-Vereins.<br />
Noch ist im Augenblick nicht zu übersehen, was in<br />
der weiten Verzweigung des Kölner Sangeslebens an<br />
Kräften vorhanden und lebendig ist, noch bleibt ab<br />
zuwarten, wie sich diese Kräfte der musikalischen<br />
Volks- und Heimatpflege sammeln und ordnen wer<br />
den, aber die Gewißheit, daß der Köiner Männer-<br />
Gesang-Verein als aktive Sängergemeinschaft wieder<br />
am Werk ist, gibt der Chorpflege in Köln an gewich<br />
tiger Stelle den entscheidenden Antrieb. Ein zuver<br />
lässiges Häuflein von Getreuen, an der Spitze Rektor<br />
0. Backhaus, hat das einmalige, in seiner Art uner<br />
setzliche Erbe des Vereins über kritische Tage und<br />
Wochen hinweggetragen. Rasch wuchs dann die Z^h.l<br />
der wiederkehrenden Sänger, die sich um das Ver<br />
einsbanner scharten. Bei seinem ersten Auftreten<br />
stand der Verein in der ansehnlichen Stärke von<br />
hundertfünfzig Sängern auf dem Podium der Un|^ -<br />
sitätsaula. Manches neue Gesicht sieht man in sÄ i<br />
Reihen, aber die alte, wackere Sängergarde ist noch<br />
zahlreich vertreten, und so mögen nun neuer Beginn<br />
und hundertjährige Tradition zusammenwirken, das<br />
künftige Bild des Vereins zu prägen und eine neue<br />
Epoche in seinem künstlerischen und geselligen Leben<br />
einzuleiten.<br />
Vor allem galt es, das einzigartige künstleri<br />
sche Erbe des Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
zu wahren. Das ist in einem überraschenden<br />
Maße .geiungen. Unter der Leitung des jungen<br />
begabten Kapellmeister Franz Paul Decker,<br />
der mit voller Sicherheit vor dem Chor steht<br />
und dirigentische Energie mit Klanggefühl<br />
und Formbewußtsein verbindet, sang der Ver<br />
ein eine Reihe von Chören und Volksliedern,<br />
denen als Totenehrung Silchers Schottischer<br />
Bardenchor und Mendeissohns Beati mortui.
sowie zu Beginn der Deutsche Sängergruß<br />
vorausging. Daß es zumeist erprobte Chor<br />
lieder aus dem Vereinsrepertoire waren, spricht<br />
für die überiieferte Diszipiin des Singens. In<br />
der Fülle und Rundung des Klanges, in der<br />
gesanglichen Schulung und Vortragskunst<br />
herrschte bereits wieder das künstlerische<br />
Maß, das dieser Verein als der ruhmreichste<br />
unter den deutschen Männerchören selbst auf<br />
gestellt hat.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> vom 1.10.19<strong>46</strong> schrieb:<br />
Kapellmeister Franz Paul Decker<br />
verabschiedete sich mit dem Solinger Konzert von<br />
um dem Ruf als Musikdi rektor der<br />
pdt Krefeld Folge zu leisten. In der vorauf-<br />
_.;gangenen Samstagsprobe würdigte Präsident Back<br />
haus die Verdienste des Scheidenden, der seit Mai<br />
1945 an dem Wiederaufbau des KMGV hervorragenden<br />
Anteil genommen hat. Seine außergewöhnliche musi<br />
kalische Begabung ermöglichte es ihm, sich in das<br />
Männerchorgebiet in kürzester Zeit einzuarbeiten und<br />
den von Probe zu Probe stetig anwachsenden Chor<br />
von Erfolg zu Erfolg zu führen, wie es die berufene<br />
Fachpresse bestätigt. So schrieb Dr. Eimert im<br />
„Kölnischen Kur ier" nach unserem ersten<br />
Konzert am 22. 9.1945: „Unter der Leitung des jungen<br />
begabten Kapellmeisters Franz Paul Decker,<br />
der mit voller Sicherheit vor dem Chor steht und diri<br />
gentische Energie mit Klanggefühl und Formbewußt<br />
sein verbindet, sang der Verein . . Und über das<br />
Weihnachtskonzert am 12.12.1945 sagt Eimert: „Von<br />
neuem erwies sich Kapellmeister Franz Paul<br />
D e c k e r als elastisch ausformender und ungewöhn<br />
lich klangempfindlicher Chorleiter, diszipliniert und<br />
von Grund auf musikalisch . . ."<br />
Nun ist dem jungen, erst 23jährigen Künstler der<br />
große Wurf gelungen! Von 42 Bewerbern hat ihm die<br />
Stadtverwaltung Krefeld das verantwortungsreiche<br />
Amt des städtischen Musikdirektors übertragen. Daß<br />
er das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigen wird,<br />
des sind wir ehrlich überzeugt. So begleiten ihn denn<br />
für einen weiteren erfolgreichen Aufstieg die herzlich<br />
sten Wünsche seines dankbaren KMGV.<br />
[Carl Backhaus]<br />
Hermannjosef Rübben „Musikalischer Zoo"<br />
In der Deutschen Sängerbundzeitung (Heft 7/<br />
<strong>1966</strong>) würdigte Dr. Franz Josef Ewens unter der<br />
Rubrik „Die neue Schallplattenreihe des DSB —<br />
Siebente Platte" das o. a. Chorwerk unseres Diri<br />
genten. Mit Genehmigung des Autors veröffent<br />
licht der BB den Artikel.<br />
Hermannjosef Rübben „Musikalischer Zoo" —<br />
1. <strong>Der</strong> Esel; 2. Fips; 3. Mietgäste; 4. Die Mükken;<br />
5. Maulhelden; 6. Das Huhn und der<br />
Karpfen.<br />
r^amerata (Wlöseler) Nr. CM 17 090 — 17 cm<br />
her dem Titel „Musikalischer Zoo" vereinen<br />
sich hier sechs Tiergedichte von Busch, Mor<br />
genstern bis Heinrich Seidel. Humorvolle Dich<br />
tungen, die teilweise bekannt sind und auch<br />
schon des öfteren komponiert wurden, wie<br />
etwa Wilhelm Büschs „<strong>Der</strong> Esel".<br />
Gedichte dieser Art zu vertonen, ist trotz der viel<br />
fachen Versuche immer ein Problem geblieben. Faßt<br />
man im romantischen Sinne die Musik als Gefühls<br />
ausdruck auf, so bleibt nicht viel zu holen, denn<br />
diese Art Gedichte geben in dieser Beziehung nichts<br />
her. Bleibt also übrig die „tönend bewegte Form",<br />
wobei es darauf ankommt, die Pointe des Gedichtes<br />
scharf zu beleuchten. Das haben manche Komponisten<br />
mehr oder weniger überzeugend in ihren Vertonungen<br />
getan. Die Musik ist in solchen Fällen die Dienerin<br />
des Wortes, die die Aussage des Gedichtes zu unter<br />
streichen hat, wobei der Text von der Musik nicht in<br />
den Hintergrund gedrängt werden darf. Mit anderen<br />
Worten, die Musik spielt eine untergeordnete Rolle.<br />
Man denkt da an das klassische Beispiel der „Was<br />
serleiche" von Kurt Weill.<br />
Nichts wäre falscher, als in solchen Fällen nach einem<br />
musikalischen Einfall zu suchen oder einen solchen<br />
zu erwarten, im Gegenteil, je mehr der Text mit<br />
Musik „beiastet" wird, um so größer ist die Gefahr,<br />
daß die Dichtung „entwertet" wird.<br />
In diesem Sinne sind auch die vorliegenden Verto<br />
nungen zu verstehen, in denen der Komponist die<br />
Pointen unterstreicht und herausarbeitet. Das ist ihm<br />
mit Abstand am besten in der Komposition „Miet<br />
gäste" von Rudolf Baumbach gelungen, dessen scharfe<br />
Rhythmisierung der Textuntermaiung sehr entgegen<br />
kommt. Aber auch etwa „Fips" trifft die Absichten des<br />
Dichters, im einzelnen mag sich der Hörer bei der<br />
Platte selbst orientieren, wie der Komponist die<br />
Pointen behandelt hat.<br />
Rübben bedient sich bei der Komposition<br />
durchweg traditioneller Mittel des Männer<br />
chors, die er in den Dienst seiner Absichten<br />
stellt. Die Platte wird gesungen vom Eisenbahn-MGV<br />
„Flügelrad" Wuppertal-Barmen, un<br />
ter Leitung von Bert Voss.<br />
Für Chöre, die vielleicht daran denken, den<br />
Zyklus zu erarbeiten, sei erwähnt, daß die<br />
technischen Schwierigkeiten ein Mittelmaß<br />
nicht überschreiten. Bei der Interpretation<br />
kommt es ganz wesentlich darauf an, den<br />
Text mit Präzision und Leichtigkeit zu spre<br />
chen. Nur so wird die vom Komponisten be<br />
absichtigte Wirkung erzielt.
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Solche mit leichter Hand hingeworfene Kom<br />
positionen, die keinen hohen technischen Ein<br />
satz fordern, werden von unseren Chören viel<br />
fach gesucht. Sie passen für alle möglichen<br />
Gelegenheiten, etwa für Stiftungsfeste und<br />
Unterhaltungsabende. Leider wird dabei viel<br />
fach übersehen, daß es mit der Beherrschung<br />
des relativ einfachen Notenbildes nicht getan<br />
ist. Geht ein Chor mit massiven Klangmitteln<br />
an solch feingliedrige Gebilde heran, so ist es<br />
schon um die Wirkung geschehen. Deshalb<br />
stellen gerade Stücke dieser Art gewisser<br />
maßen eine Prüfungsaufgabe dar, ob der Chor<br />
in der Lage ist, sie mit äußerster Leichtigkeit<br />
zu meistern. Da gibt es dann nicht selten<br />
Überraschungen, und der Mangel an Wirkung<br />
wird kurzerhand auf die Struktur der Stücke<br />
geschoben. Damit tut man den Komponisten<br />
bestimmt Unrecht. Auch der „Musikalische<br />
Zoo" von Hermannjosef Rübben kann sehr<br />
effektvoll sein, wenn man es versteht, wie<br />
bereits oben gesagt, die Pointen zu setzen.<br />
Ob das beim ersten Mal gleich vollkommen<br />
gelingt, ist eine andere Frage. Chöre, die im<br />
pastosen Stil zu singen gewohnt sind, müssen<br />
sich erst „umstellen", was nicht von heute auf<br />
morgen geht. Vielleicht muß der Dirigent seine<br />
Sänger überhaupt erst einmal davon über<br />
zeugen, daß Pathos nicht der Weisheit letzter<br />
Schluß ist.<br />
Vom römischen Kalender<br />
Ein Beitrag unseres Mitgliedes JULIO GOSLAR<br />
„Cacilia Wolkenhurg''y die Bühnenspielgemeinschaft<br />
des KMGV hat mit ihren Divertissemenichen<br />
dem yy<strong>Burgbote</strong>n" schon oft Anregungen<br />
verschiedentlich er Art gegeben, sei es Anregun<br />
gen zu geschichtlichen, volkskundlichen oder<br />
sprachkundlichen Betrachtungen. Einen „lapsus<br />
labW des BB, der sich verhängnisvoll als „lapsus<br />
calami*' auswirken sollte — immerhin durch einen<br />
schon klassisch gewordenen „Ausrutscher" Schle<br />
gels und Tiecks beinahe schon rehabilitiert —,<br />
nahm unser inaktives Mitglied, Sangesbruder Julio<br />
Goslar (Musikdirektor und Lehrer für Kla<br />
vier und Theorie) zum Anlaß, nachstehende Ab<br />
handlung über den römischen Kalender und seine<br />
Geschichte dem „<strong>Burgbote</strong>n" zur Veröffentlichung<br />
zu überlassen. Wenngleich der Beitrag auch weit<br />
über die Thematik unserer Monatsschrift hin<br />
ausgeht, so legt ihn der BB dennoch seinen ge<br />
schätzten Lesern vor, einmal im Hinblick auf die<br />
von der „Cäcilia" kommenden Anregungen, zum<br />
anderen wegen des wirklich interessanten Stof<br />
fes, der in einer ansprechenden und leicht ver<br />
ständlichen, dabei philologisch exakten Darstel<br />
lung behandelt ist. ]. Goslar ist seit dem 7. 7.<br />
19<strong>46</strong> aktives Mitglied unseres Vereins (1. Baß)<br />
und ließ sich <strong>1966</strong> inaktivieren. Dessen ungeach<br />
tet besucht er noch jede Chorprobe, — er kann<br />
es einfach nicht lassen.<br />
Ein kleiner „lapsus calami", ein Schreibrohr<br />
ausrutscher, ließ unsern „BB", Heft 3 Seite<br />
96, die 1 d e n des römischen Kalenders, die<br />
Hauptmerktage eines jeden Monats, in ihrer<br />
Einzahlform „der Idus" erscheinen; das Wort<br />
aber kommt nur in seiner Mehrheitsform vor,<br />
die in seiner Deklinationsklasse die langwertige<br />
Endung -üs aufweist, wie ,domüs', die<br />
Häuser, ,manüs', die Hände, gehört also zu<br />
den „Pluralia tantum" im Gegensatz zur kur<br />
zen ,-us'-Endung ihrer Einzahl.<br />
<strong>Der</strong> an sich natürlich unbedeutende Ausrut<br />
scher ist im „BB" nicht allein zu finden, son<br />
dern steht bereits in der genialen, von Aug.<br />
Wilh. Schlegel und Ludw. T i e c k ver<br />
faßten Shakespeare-Übertragung in der Aus<br />
gabe von Wilh. Oechelhäuser VI1°, StuttC t<br />
1891, 1,323 „Julius Caesar", wo die ricf^^i<br />
Originalfassung „The Ides of March arecome"<br />
wiedergegeben wird durch „Des Märzen Idus<br />
ist nun da". Kein Wunder also, daß unser<br />
wackerer „BB" drei Zeilen weiter von ,dem'<br />
Idus spricht. - Es lohnt sich aber, bei dieser<br />
Gelegenheit einen Einblick in den eigenarti<br />
gen Bau des klassisch-römischen Kalendariums<br />
zu versuchen.<br />
A. Das Sonnensystem.<br />
Auf einem langen Wege haben sich Astrono<br />
mie und Mathematik zu der heute als richtig<br />
angenommenen Erkenntnis des Sonnen- und<br />
Sternensystems und seiner kalendarischen<br />
Festlegung durcharbeiten müssen. Den anti<br />
ken Völkern, mit ihnen die Bibel, stand die
233<br />
Erde im Mittelpunkt des Weltalls, das sich mit<br />
seinen 7 durchsichtigen Himmeln und den an<br />
ihnen fixierten d. h. festliegenden Weltfeuern,<br />
den Fixsternen, um die vom Okeanos umflossene<br />
Erdscheibe drehte. Wie dieser fließende<br />
Ocean begrenzt war oder worauf diese Erd<br />
platte mit ihrem Riesengewicht ruhte oder wie<br />
es „unter" ihr ausah, solche Fragen standen<br />
für den unkritischen Volksglauben nicht zur<br />
Debatte; allenfalls waren es phantastische<br />
Vorstellungen von einem Totenreich unter der<br />
gewölbten Erde bei den Chinesen, Indern,<br />
Ägyptern, von einem Riesen-, Schatten- und<br />
Feuerheim an den Grenzen der Erdscheibe bei<br />
Germanen, von einem Schattenreich und<br />
^m seligen Elysium bei den Griechen. Die<br />
Vorstellung von der Mehrzahl der Himmel<br />
reicht noch bis in das Herrengebet hinein,<br />
dessen altsprachlicher Urtext lautet (EV. Matth.<br />
6,9): „ho en tois ouranois — qui es in coelis<br />
- der du bist in den Himmeln." Die 7 Pla<br />
neten, zu denen auch Sonne und Mond rech<br />
neten, waren die Sitze der 7 Hauptgötter, die<br />
von dort aus die Geschicke der Menschen re-<br />
.gierten: die Sonne als der Feuerwagen des<br />
Helios, auch des Lichtbringers Apoll, dessen<br />
Pfeile ihre oft gefährlichen Strahlen symboli<br />
sierten, der Mond als das Schiff seiner jung<br />
fräulichen Schwester Artemis oder Diana, dazu<br />
Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn; (die<br />
Planetoiden, Neptun und Uranus waren noch<br />
nicht entdeckt); sie zogen ihre Himmelskreise,<br />
aus denen noch heute die Astrologie das Men<br />
schenschicksal lesen zu können vermeint.<br />
Dieser populären Phantastik stand eine, wenn<br />
auch — wie bei allen antiken und modernen<br />
Völkern — nur in dünner Oberschicht vertre<br />
ten, der Versuch einer durch echt wissen<br />
schaftliche Forschung gesicherten folgerichti<br />
gen Erkenntnis gegenüber, die aber, wie übernie<br />
Eigentum breiterer Volksmassen wurde.<br />
Ir andeutungsweise sei hier erwähnt, daß<br />
^hon im 6. vorchristl. Jahrhundert ein Thaies<br />
von Milet imstande war, Sonnenfinsternisse im<br />
voraus zu berechnen, daß die Pythagoräer in<br />
Unteritalien schon eine Tages-, Monats- und<br />
Jahresbewegung von Erde, Mond und Sonne<br />
lehrten, daß der Mond ein Weltenkörper wie<br />
die Erde sei. <strong>Der</strong> wie der Historiker Thukydides<br />
und der Begründer exakter Naturfor<br />
schung Aristoteles dem skeptisch-kritischen<br />
Nordgriechentum angehörende „lachende Phi<br />
losoph" Demokritos aus Abdera (<strong>46</strong>0—371) in<br />
Thrakien begründete bereits eine Art von<br />
Atomwissen und lehrte, daß die Milchstraße<br />
eine Ansammlung glühender Sonnen sei; Ari<br />
stoteles (385—322), Freund, Schüler und wis<br />
senschaftlicher Gegner Piatons (427—347), ver<br />
suchte den Umfang der Erde durch trigono<br />
metrische Sonnenabmessungen zu bestimmen,<br />
wie sie 100 Jahre später der Geo.graph Eratosthenes<br />
(270-194) mit ziemlicher Genauig<br />
keit durchführte. Wie aus der auf Plutarch<br />
sich stützenden Stelle „Academica priora" II,<br />
39 bei Cicero (106-44) zu ersehen ist, lehrten<br />
die Pythagoräer Philolaos aus Theben und<br />
Hiketas in Syrakus schon eine Bewegung der<br />
Erde um das „Zentralfeuer", ein bis heute<br />
nicht erklärter mystischer Begriff, mit dem<br />
aber hier vielleicht die Sonne gemeint ist.<br />
Endlich stellte um 250 v. Chr. der Mathemati<br />
ker und Ingenieur Aristarch von Samos die<br />
eindeutig heliozentrische Lehre von der Erd<br />
bewegung um die Sonne auf, wie sie sich bei<br />
uns erst in neuerer Zeit wieder durchgesetzt<br />
hat.<br />
Denn der Beharrungstrieb ungeschulter oder<br />
einseitig ausgerichteter Köpfe wehrt sich ge<br />
gen jeden Eingriff in den ungestörten Ablauf<br />
alteingefahrener Denkbahnen, wie sie etwa in<br />
altbewährten Gesellschaftsformen oder alt<br />
gewohntem Volksglauben gegeben sind, die<br />
ein auch weiterhin kritikloses Dahindämmern<br />
gewährleisten und den Einzelnen des Zwan<br />
ges überheben, nun selbst zu ernsten Lebens<br />
und Weltanschauungsfragen eine entscheiden<br />
de Stellung einzunehmen, die von der allge<br />
mein bezogenen abweicht; hier kann es um<br />
die Hamletfrage gehen: „to be or not to be"<br />
und um<br />
Faust: Die wenigen, die was davon erkannt,<br />
die töricht gnug ihr volles Herz nicht<br />
wahrten,<br />
dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen<br />
offenbarten,<br />
Hat man von je gekreuzigt und ver<br />
brannt.<br />
Ein Piaton (1), ein Anaxagoras, Aristoteles, Aristarchos<br />
und noch mehr, sie mußten in die<br />
Verbannung gehen, d. h. auf heimatlose<br />
Flucht, um einem Prozeß auf Leben und Tod<br />
zu entgehen, ein Prodikos, ein Sokrates erlit<br />
ten um ihre Lehren den Tod. Dem alten geo<br />
zentrischen Weltbild war nicht beizukommen,<br />
solange nicht überlegene sozialethische Kräfte<br />
imstande waren, den Stumpfsinn zu entmach<br />
ten, und als im Jahre 176 n. Chr. der außerge<br />
wöhnlich angesehene alexandrinische Gelehrte<br />
Claudios Ptolemaios in seinem weltberühmten,<br />
später unter dem Namen „Almagest" bekannt<br />
gewordenen mathematisch-astronomischen<br />
Werk trotz Aristarch die geozentrische Auffas<br />
sung vertrat, nach welcher die Erde den Mit<br />
telpunkt des Weltalls bildet, genügte dies, um<br />
das ganze abendländische Mittelalter unter
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236<br />
diese irrtümliche Auffassung zu beugen, so<br />
daß ein erlauchter Geist wie Galileo Galilei<br />
(1564—1642) im Gefängnis sein astronomi<br />
sches System widerrufen mußte und ein Nico<br />
laus Kopernikus (1473—1543) sein Werk „De<br />
revolutionibus orbium coelestium", Die Um<br />
läufe himmlischer Kreisbahnen, erst im Jahre<br />
1543 auf seinem Totenbette zum Druck gehen<br />
ließ.<br />
Erst die Entmythologisierung der Wissenschaf<br />
ten ermöglichte den Durchbruch des wahren<br />
Weltbildes.<br />
B. Das Kalendarium<br />
Sinn und Ziel aller mythologischen Spekula<br />
tion war und blieb doch die Gewinnung eines<br />
festen Kalendariums, nicht nur für religiöse<br />
Termine und Opferhandlungen, sondern auch<br />
für periodisch benötigte Arbeiten, für Saat<br />
und Ernte, Deich- und Wasserbau, für Tier<br />
haltung, Weideauftrieb und ähnliche wirt<br />
schaftliche Daueraufgaben. Hier aber war der<br />
Mond geeigneter als die Sonne mit ihrem sich<br />
lang dahinziehenden Jahresumlauf von, wie<br />
wir heute wissen, 365 T., 5 Std., 48 Min., 45<br />
Sek.; er war es nicht nur wegen seiner ein<br />
deutigen Ortung unter den hell leuchtenden<br />
Sternen des südlichen Nachthimmels, die von<br />
der Sonne ja überstrahlt wurde, sondern auch<br />
wegen seiner regelmäßigen und vor allem viel<br />
kürzeren Phasengestaltung. So wurde der<br />
Mond zum Zeitmesser wie schon sein<br />
Name besagt, denn das Wort „Mond" ist die<br />
Partizipialform auf „nd" zur Sprachwurzel MA<br />
oder ME, ,messend', die sich auch in ver<br />
wandten Sprachen wiederfindet: deutsch<br />
,Maß', griech.-lat. ,metron', ,metrum', metiri —<br />
messen, modus — Maßgebung, nicht zu ver<br />
gessen die (bayrische) Maß. Die Urform des<br />
Wortes hatte nicht O sondern A oder E, wie<br />
got. ,mena, menoth' — Mond, Monat und mhd.<br />
,Män, Man' mit langem A, das auf ,gän', ge<br />
hen, ,stän', stehen, län, lassen, reimt, wie noch<br />
aus der zweiten Strophe des von Johannes<br />
Brahms auf die liturgische Miserere-Melodie<br />
komponierten wundervolien Gedichtes „Nacht<br />
wache" („ In stiller Nacht zur ersten Wacht..")<br />
des Humanisten und Lehrerahnen meines Köl<br />
ner Dreikönigsgymnasiums Friedrich Spee<br />
(1591—1635) zu ersehen ist:<br />
<strong>Der</strong> schöne Man<br />
will untergähn.<br />
Für Leid nit mehr mag scheinen;<br />
Die Sterne län<br />
Ihr Glitzen stän.<br />
Mit mir sie wollen weinen.<br />
Kein Vogelsang<br />
Noch Freudenklang<br />
Man höret in den Lüften,<br />
Die wiiden Tier<br />
Traum auch mit mir<br />
In Steinen und in Klüften.<br />
Das in unserer Sprache durch den Nasalmitlauter<br />
N nach O abgedunkelte Halb-A findet<br />
sich auch noch in der Aussprache in unserm<br />
kölschen „Mond".<br />
Dieses „Mondjahr" von 326 bis 354 Tagen mit<br />
seinen sieben bis achttätigen Mondphasen<br />
und seinen Monaten von 28 bis 29 Tagen war<br />
die Maßeinheit der alten Kalender, auch des<br />
römischen. Seine Unstimmigkeit mit dem tjppischen<br />
und siderischen Sonnenjahr muf<br />
durch Schaltzeiten ausgeglichen werden, die<br />
hinter dem letzten Winterumlauf des Mondes,<br />
dem Februar, eingefügt wurden, der bis heute<br />
der Schaltmonat geblieben ist; insofern, wie<br />
auch in der Terminierung des Osterfestes als<br />
erster Sonntag hinter dem nach Frühlingsbe<br />
ginn eintretenden Vollmond ist auch bei uns<br />
noch ein Rest des alten Mondjahres erhalten.<br />
Eine besondere Eigenart des römischen Ka<br />
lenders besteht in der Tagesdatierung die<br />
nicht, wie bei uns, vom Ersten des Monats an<br />
fortlaufend gezählt, sondern von bestimmtem<br />
Merktagen an rückwärts berechnet wird;<br />
diese Merktage waren die I d e n und die Ka<br />
ienden, die Vollmond- und Neumondtage.<br />
Wie im Alten Testament galt auch in der rö<br />
mischen Liturgie der Neumondstag als Feier<br />
tag, der vom Oberpriester, dem pontifex maximus<br />
öffentlich ausgerufen wurde. Von die<br />
sem „auszurufenden Tag", was auf lateinisch<br />
DIES CALANDUS heißt, führten die Monatsersten<br />
den altehrwürdigen Namen KALENDAE,<br />
das einzige Wort neben dem Vornamen<br />
KAESO, das im Lateinischen mit K anstatt 0<br />
geschrieben wird.<br />
Das Wort I D U S, ursprünglich etruskiscH_<br />
HWIDUS, mit gehauchtem W wie wh in eng<br />
lisch where, who, hat die Bedeutung .Teilung,<br />
Trennung, Absonderung' und bezeichnet die<br />
Scheidung der zunehmenden und abnehmen<br />
den Mondphasen durch den Vollmond; seine<br />
ursprüngliche Form mit anlautendem W ist<br />
noch erkennbar in lat. di-visio, Teilung, dividere,<br />
teilen, trennen, dividieren sowie in<br />
vidua, Witwe, die Verlassene, viduata, ver<br />
witwet. Die Kaienden bedeuten immer den<br />
Ersten des Monats, die Iden aber fallen nur<br />
in den Monaten März, Mai, Juli, Oktober auf<br />
den ISten (Merkwort MILMO), in den übrigen<br />
8 Monaten aber auf den ISten. Julius Caesars<br />
Ermordung geschah also am 15. März, Idibus<br />
Martiis, an „des Märzes Iden".
237<br />
Dritte Merktage des Monats waren die NO-<br />
NEN, die „Neunertage", die in den MILMO-<br />
Monaten auf den 7., in den übrigen auf den<br />
5. des Monats fielen; zwischen ihnen und den<br />
Iden liegen also 7 volle Tage. Da aber die<br />
römische Zählung den Ausgangs- und Zieltag<br />
mitrechnet, hießen sie nicht Septimen (Siebe<br />
nertage) sondern Nonen. Die Nonen sind<br />
also der neunte Tag vor den Iden. So lag<br />
Gegenüber dem allgemein anerkannten Jahresumfang<br />
von 12 bis 14 Monaten begnügte<br />
sich Romulus, der halbsagenhafte Begründer<br />
der „ROMA QUADRATA", der angeblich im<br />
Jahre 701 in seinem 53. Lebensjahre starb,<br />
also ein Zeitgenosse des im gleichen Jahre<br />
gestorbenen Propheten Jesaia war — in Wirk<br />
lichkeit ist Rom gegen Ende des 7. vorchristl.<br />
Jahrhunderts durch etruskisch-sabinisches Zu<br />
sammenwirken als zunächst zweiteilige, durch<br />
den Janusbogen getrennte Doppelstadt er<br />
wachsen, sein Gründungsjahr 753 und seine<br />
C'^nigsgeschichte sind sagenhaft — Romulus<br />
wie gesagt — soll sich bei Einführung seines<br />
Kalenders mit 10 Monaten begnügt haben,<br />
wodurch es sich erklärt, daß wir unseren<br />
Schlußmonat noch mit „Dezember", der „Zehn<br />
te" bezeichnen. Sein Jahr begann mit dem<br />
1. März, dem der Ehegöttin Juno heiligen<br />
Tage, und den Monat benannte er nach dem<br />
Namen seines angeblichen Vaters, des Kriegs<br />
gottes Mars mit Martius — März. Auch den<br />
folgenden 3 Monaten gab er ihre Namen Aprilis,<br />
von aperire, öffnen (der Knospen), Maius,<br />
Monat der Göttin Maja, Mutter des Handels<br />
gottes Hermes, und Junius, Monat der Göttin<br />
Juno. Die folgenden 6 Monate wurden, wie<br />
auch die Kinder vom fünften ab (Quintus) von<br />
ihm einfach zahlenmäßig benannt: QUINCTI-<br />
LIS, der Fünfte, SEXTILIS. der Sechste, SEPdie<br />
erste Hälfte des römischen Monats unver<br />
rückbar fest, die zweite konnte je nach Eintritt<br />
der nächsten Kaienden beweglich sein. <strong>Der</strong><br />
Tag vor den Merktagen hieß PRIDIE, „am Vor<br />
tage", der auf die Merktage folgende Tag<br />
konnte als POSTRIDIE, „am Folgetag" be<br />
zeichnet werden, wurde jedoch meist vom<br />
folgenden Merktag an rückwärts gerechnet.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
Neujahrstag -<br />
31. Dezember -<br />
2. Januar -<br />
( Unser Heiligabend -<br />
Weihnacht -<br />
7. Mai -<br />
8. Mai -<br />
5. Juni -<br />
6. Juni -<br />
10. August -<br />
Kalendis Januariis<br />
Pridie Kalendas Januarias<br />
ante diem quartum (IV.) Kai. Jan.<br />
(also nicht „dies IV. ante Kalendas Januarias")<br />
a. d. nonum Kai. Januarias<br />
a. d. VIII. Kai. Jan.<br />
Nonis Mais<br />
a. d. VIII. Idus Maias<br />
Nonis Juniis<br />
ante diem octavum (Vill.) Idus Junias<br />
a. d. IV.4dus Augustas<br />
(Ipsius Dies Natalis, Geburtstag des<br />
Verfassers)<br />
Anm. Diese Einbeziehung des Ausgangs- und Ziel<br />
tages macht sich auch in unserer Redensart „in<br />
8 Tagen" bemerkbar, während wir eigenartiger<br />
weise bei zweiwöchigem Abstand nur von „in<br />
oder vor 14 Tagen" sprechen.<br />
TEMBER, der Siebente, OGTOBER, der Achte<br />
usw.; das Suffix ,-ber' bedeutet die begriff<br />
liche Zugehörigkeit zum Sinn der Vorsilben,<br />
wie im Deutschen die Suffixe ,-ner' und ,-ler':<br />
.Schaffner' zu .schaffen', .Sportler' zu .Sport';<br />
septem, octo, novem, decem aber sind die<br />
lat. Zahlen 7 bis 10.<br />
Anm. Die beiden Wintermonde (Januar, Februar) er<br />
mangelten besonderer Namen, vermutlich, weil<br />
in dieser Schlechtwetterzeit keine rechte Gele<br />
genheit war für zwei lebenswichtige Beschäfti<br />
gungen: Landbau und Raubkrieg. <strong>Der</strong> „Tempel"<br />
des doppelgesichtigen Stadtgottes Janus war<br />
vermutlich nur ein tunnelartiger Durchgang zwi<br />
schen beiden Stadtteilen Roms, dem etruskischen<br />
und samnitischen, der im Frieden durch<br />
ein oder zwei Tore verschlossen und nur im<br />
Kriege geöffnet war, um eben für die Krieger<br />
haufen den Durchgang zu ermöglichen; die bei<br />
den Stadtteile Roms müssen in langwieriger<br />
Fehde gestanden haben und die Berliner Mauer<br />
hat anscheinend hier schon ihr historisches Vor<br />
bild.<br />
Den beiden fehlenden Monaten soll Numa<br />
Pompilius, der vorletzte der sagenhaften Köni<br />
ge die Namen Januar und Februar gegeben<br />
haben, dem ersten nach dem Gotte Janus, dem<br />
Zweiten nach den .februalia', den zum Jahres<br />
ende fälligen Totenopfern. Bei seiner großen,<br />
dringend notwendigen Kalenderreform vom<br />
Jahre <strong>46</strong> gab Julius Caesar dem Quinctilis<br />
seinen eigenen Familiennamen JULIUS, Juli,<br />
und sein Adoptivsohn und Herrschaftsnachfol<br />
ger Octavianus legte dem August diesen<br />
Namen bei, weil in diesem Monat des Jahres<br />
27 der Senat ihm den Majestätstitel AUGUSTUS,<br />
der Erhabene, verlieh, der auf alle späteren
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Kaiser überging und sogar zum Eigennamen Im Geistes- und Sinnenleben aber des römi<br />
von Personen und Städten wurde, wie z. B. schen Volkes, und nicht nur dort, hat immei<br />
im Falle unserer Vaterstadt: neben Colonia die Wiederkehr der Frühlingswärme und der<br />
Claudia Ära Agrippinensis ist uns auch Colo Blütenzauber den Beginn eines neuen Zeitund<br />
Lebensabschnittes bedeutet, der mit fröh<br />
nia Claudia Augusta Agrippinensis überliefert.<br />
lichem Gebahren und Festen des Carnevals<br />
Die Jahreszahl ging in der Bibel und alttestamentlichen<br />
Religion von der Erschaffung der<br />
und Faschings, der Fastnacht und des Fastelovends<br />
gefeiert und begangen wurde, und<br />
Welt aus, bei den Griechen von der ersten<br />
der uns auch durch den guten Postumus,<br />
Olympiade im Jahre 776 v. Chr. mit vierjähri<br />
den „Kaiser vun Kölle" den herrlichen Wein<br />
gem Abstand, bei den Römern von der - sa<br />
bau am Rhein gewinnen ließ, der aber auch<br />
genhaften — Gründung der Stadt durch Romulus<br />
im Jahre 753 v. Chr., „AB URBE CONDITA"<br />
schon im alten Rom lustig gefeiert wurde, wie<br />
uns die fröhlich-lustige Einladung des Odensängers<br />
Horaz beweist, die er zum 1. März<br />
(a. u. c.). Zur Synchronisierung dieser Datie<br />
rung mit unserer Zeitrechnung nach der Ge an seinen Freund und Gönner, Gajus Cilni'!^<br />
burtsnacht Christi, die etwa seit dem Jahre Maecenas, ergehen ließ, mit dessen Nan j<br />
525 durch Dionysius Exiguus und Papst Leo alle Mäzene geehrt sind und die (Hör. Carnif<br />
d. Gr. begonnen und 735 durch Beda Venera 111,8) mit der schönen Datumsfrage beginnt:<br />
biiis endgültig festgelegt wurde, ist unsere<br />
Jahreszahl vor der Zeitenwende von 754 zu MARTHS CAELEBS QUID AGAM KALENDIS?<br />
subtrahieren, nach derselben aber zu 753 Was ich Hagestolz an des März Kaienden (be<br />
zu addieren, weil es nämlich ein „Jahr Null" ginne)?<br />
nicht gegeben hat: auf Weihnacht des Jahres und die in freier Übertragung von V. Hund<br />
1 vor Chr. folgt sofort das Jahr 1 nach Chr. hausen mitgeteilt sei:<br />
Einladung an Mäzen<br />
Es ist also<br />
das Jahr 753 vor Chr. Geb. = Jahr 1 a.u.c. Du siehst, M a e c e n , mich fragend an:<br />
das Jahr 1 vor Chr. Geb. = Jahr 753 a.u.c. „Was willst du, unbeweibter Mann,<br />
d. Jahr 1 nach Chr. Geb. = Jahr 754 a.u.c. Denn an der Juno Tage *)<br />
d. Jahr <strong>1966</strong> nach Chr. Geb. = Jahr 2719 a.u.c. Mit Blumenschmuck und Opferrauch,<br />
d. Jahr 1883 nach Chr. Geb. = Jahr 2636 a.u.c. Und Weihrauchpfannen bringst du auch?<br />
(IPSIUS NATIVITATIS ANNUS, Geburtsjahr des Gestattete, daß ich frage."<br />
Verfassers)<br />
<strong>Der</strong> Jahresb e g i n n, lag bei verschiedenen<br />
Du weißt doch sonst so schändlich viel.<br />
Und hier ist Deiner Weisheit Ziel?<br />
Völkern verschieden. Im alten Rom der So hör denn: ich schlachte<br />
Republik begann das Jahr mit dem Frühlingsaequinoctium,<br />
dem „Widderpunkt (21. März), Weil er vor jenem schlimmen Stamm<br />
Für Liber^) heut ein weißes Lamm,<br />
bis Julius Caesar seinen Beginn auf den 1. Mir damals Rettung brachte. '^)<br />
Januar verlegte, wie es bis heute geblieben<br />
Und dankbar bring ich Jahr für Jahr<br />
ist. Die alte christliche Kirche betrachtete das<br />
Genau dasselbe Opfer dar.<br />
Festum Annuntiationis B. V. Mariae (25. März)<br />
Dann wird der Krug gehoben,<br />
als Anfang des Kirchenjahres. Die griechisch<br />
<strong>Der</strong> unter T u 1 1 u s ' Konsulat ^)<br />
orthodoxe Kirche hatte vom oströmischen Kai<br />
In meine Räucherkammer trat ^)<br />
serreich den 1. September als Neujahrstag<br />
Ich darf den Tropfen loben.<br />
übernommen und bis zum Jahre 1700 bewahrt,<br />
wie sie auch die um 14 Jahre differierende<br />
Jahreszählung bis zu Anfang unseres Jahr<br />
hunderts beibehielt. Das Kirchenjahr unserer<br />
christlichen Kirchen beginnt mit dem I.Advent,<br />
der frühestens auf den 27.11., spätestens auf<br />
den 3.12. fällt. Die israelitische Kirche beginnt<br />
ihr Jahr mit dem ersten Neumond nach der<br />
Herbsttagundnachtgleiche. Im altdeutschen<br />
Volksleben galt der Karfreitag als Jahresan<br />
fang - „Karfreitagszauber" in R. Wagners<br />
,Parsifar! — bis Karl d. Gr. ihn auf den Weih<br />
nachtstag verlegte, doch gelangte der I.Januar<br />
mit der Renaissancezeit überall zur Anerken<br />
nung.<br />
Du aber tu dem Freund Bescheid,<br />
Für hundert Becher muß die Zeit,<br />
Maecen, dir heute reichen.<br />
Und unsrer Ampeln mildes Licht<br />
Darf vor dem neuen Morgen nicht<br />
Ob unsern Häuptern weichen.<br />
[Hier sind 2 Strophen ausgelassen]<br />
Das Reich braucht Deine Sorge nicht.<br />
So lege ab das Amtsgesicht<br />
Mit seinen ernsten Falten:<br />
Vertraue heute dein Geschick<br />
Dem Freunde und dem Augenblick<br />
Und laß die Götter walten!<br />
*) <strong>Der</strong> 1. März war Namens- und Feiertag der Juno.<br />
3
241<br />
Anmerkungen:<br />
Cilnius Maecenas (13. 4. zwischen 74 und 64 v. Chr.<br />
bis 8 n. Chr.) - Maecen und Horaz starben im glei<br />
chen Jahre (8 v. Chr.) — Horaz lebte vom 13.12. 65<br />
bis 1. 12. 08<br />
2) Liber = Bacchus<br />
Beinahe wäre Horaz von einem fallenden Baume<br />
erschlagen worden.<br />
■') L. Volcatius Julius war Konsul im Jahre 66, 1 Jahr<br />
vor Horazens Geburt. <strong>Der</strong> Wein war also etwa 45<br />
Jahre alt, ein wahrer Ehrentrunk für seinen Gönner<br />
und Mäzen.<br />
5) im alten Rom wurde der Wein durch Räuchern ver<br />
edelt.<br />
Datum C. C. A. A.<br />
a. d. XV. Kai. Jun.<br />
Julio Goslar<br />
Adolf Krüger Bauingenieur<br />
Inhaber der Firma<br />
PETER GAEE<br />
Bauunternehmung Gegründet 1863<br />
Köln - Zollstock / Weyerstraßerweg 1AT<br />
Privat: Köln-Mauenheim / Neue Kempener Straße 237 / Telefon 723367<br />
Büro: Köln - Zoilstock / Weyerstraßerweg 147 / Telefon 3813 94<br />
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Mitglied des Kölner Männer-Gesang-Vereins
Festausschuß für das Jubiläum 1967<br />
Zur Vorbereitung und zur Durchführung der Jubiläumsveranstaltungen aus Anlaß des 125jährlgen<br />
Bestehens des KMGV im Jahre 1967 wird ein Festausschuß gebildet, zu dessen Mitglie<br />
dern hierdurch die nachstehend genannten Herren berufen werden:<br />
Ehrenpräsident<br />
Präsident<br />
Vizepräsident<br />
Dirigent<br />
Dr. Dr. h. c. Hermann Pünder<br />
Dr. Max Adenauer<br />
Heinz Odendahl<br />
Professor Hermannjosef Rübben<br />
Die Vorstandsmitglieder:<br />
Paul Adrian, Theodor Käser, Hans Langenberg, Horst Massau, Paul Peters,<br />
Hans Schäfer, Wilhelm Wüstenberg.<br />
Die Obmänner der satzungsgemäßen Ausschüsse:<br />
K. W. Strube, Franz Siep, Gustav Funcke, Josef Pering, Wilhelm Ritterbach.<br />
Die Mitglieder des Geseiiigkeitsausschusses:<br />
Dr. Hans Attelmann und Josef Wallraff.<br />
Die Geschäftsführer der KMGV-Vermögens-Verwaltungs G.m.b.H.<br />
Albert Bach und Adolf Hiiinhütter.<br />
<strong>Der</strong> Schriftleiter des „<strong>Burgbote</strong>n":<br />
Heinz Bremm.<br />
Die früheren Vorstandsmitglieder:<br />
Richard Harkämper, Bruno Janssen, Anton Gilles, Joseph Hahn, Dr. Werner Jüsgen,<br />
Gustav-Adolf Witzheiier.<br />
Die Stimmführer:<br />
Karl Lehmann, Willi Ritter, Rudolf Enigk, Lorenz Wisskirchen, Hans Heukeshoven,<br />
August Schwab, Hans Woock.<br />
Die Gruppenbaase:<br />
Job. Pütz (2), Carl Weisweiier (5), Dr. Hehnen (8), Kurt Vantier (17), Jakob<br />
Schmitz (31), Ludwig Schneider (4), Heinz Piückthun (7), Nikolaus Krings (13),<br />
August Rohrbach (18), Andreas Hübsch (66),<br />
Als Vertreter der nicht ausübenden Sänger:<br />
Dr. Peter Huverstuhi.<br />
Ehrenhalber — in Anerkennung ihrer besonderen Verdienste bei der Mitgliederwerbung:<br />
Fritz Meyer und Franzjosef Klein.<br />
Die erste Versammlung des Festausschusses findet am<br />
Dienstag, dem 6. September <strong>1966</strong> um 19 Uhr im Cäcilien-Zimmer statt.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Unser KMGV<br />
als Familie<br />
Geburtstage im Monat Oktober <strong>1966</strong><br />
5.10. 60 J<br />
Hans Müller<br />
akt.<br />
Georg Ehrenstein akt.<br />
Herbert Laub<br />
akt.<br />
Paul Becker<br />
Inakt.<br />
Dr. Fritz von Ameln inakt.<br />
Carl Schulz<br />
akt.<br />
Oberbürgermeister<br />
Theo Burauen inakt.<br />
Heinz Plückthun akt.<br />
Neuaufnahme<br />
Ais neues inaktives Mitgiied begrüßen wir<br />
Herrn Professor Dr. Julius Scheveling, Prof.<br />
der Pädagogik an der Päd. Hochschuie Köin<br />
und Leiter des Pädagogischen instituts der<br />
Stadt Köin, Köln-Weidenpesch, Drosseiweg 25,<br />
Ruf: 7419 94.<br />
Silberne Hochzeit<br />
Unser Sangesbruder Franz Reckum (Mitgl. seit<br />
8.1.1925) und seine Gattin, Frau Elisabeth<br />
Reckum geb. Zaveiberg begehen am 4. Okto<br />
ber ds. Js. den Tag ihrer Silbernen Hochzeit.<br />
<strong>Der</strong> „<strong>Burgbote</strong>" spricht auch im Namen seiner<br />
Mitglieder Herrn Reckum und seiner lieben<br />
Frau herzliche Glück- und Segenswünsche aus.<br />
Vermählung<br />
Unser Vorstandsmitglied, Herr Wilhelm Wü<br />
stenberg, teilt uns die Vermählung seiner<br />
Tochter Edith mit Herrn Klaus Rich<br />
ter mit (6.8.<strong>1966</strong>). Nachträglich übermittelt<br />
der BS dem jungen Paar auch im Namen<br />
C=°iner Leser herzliche Glück- und Segenssche.<br />
Er ist größer denn je, aber spar<br />
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Mein lieber Mann, Herr Dipi.-Kaufm. Willy von der Ruhr, hat zu seinem 85. Ge<br />
burtstage zahlreiche Glück- und Segenswünsche, zum Teil eingebettet in duf<br />
tenden Blumengebinden, erhalten. Er veranlaßt mich, allen Gratulanten, beson<br />
ders seinen zahlreichen Sangesbrüdern, auf diesem Wege seinen tiefempfun<br />
denen Dank auszusprechen. Eine schwere Krankheit warf ihn 4 Tage vor sei<br />
nem Geburtstage auf das Krankenlager im Vinzenz-Pailotti-Hospitai. Er ist nicht<br />
in der Lage, auch nur einen kurzen persönlichen Dankesbrief zu schreiben.<br />
Alien Gratulanten versichert erTreue umTreue bis zu seinem letzten Atemzuge.<br />
Frau Willy von der Ruhr<br />
Josefine, geb. auf der Heiden.
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Prof. Hermannjosef Rübben<br />
grüßt von Bord der „Condor" (Boing 727—30) seine KMGVer:<br />
Sehr geehrte, iiebe KMGVer!<br />
Sangesbruder Herr Siep und ich fliegen bei herrlichem Sonnenwetter, azur<br />
blauem Himmel und einer märchenhaften Wolkendecke über den Atlantik. Wir<br />
sind gerade nach einem köstlichen Mahl im Geiste eng mit Ihnen verbunden<br />
und haben nur den Wunsch, daß in der Neuen Weit alles zum Wohle unseres<br />
geliebten KMGV verlaufen wird, im Geiste starten wir schon zur Konzertreise!<br />
ihnen allen viele herzliche Sonnengrüße! Immer Ihr<br />
Hj. Rübben<br />
Wir loben den KMGV in „höchsten" Tönen — 10 000 m hoch. Mit Sängergruß<br />
Franz Siep<br />
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Terminkalender für den Monat Oktober <strong>1966</strong><br />
Donnerstag, 6. Oktober Probe<br />
19.30 Uhr<br />
Donnerstag, 13. Oktober Probe<br />
19.30 Uhr<br />
Samstag, 15. Oktober Gesellschaftsabend 19.30 Uhr Großer Saal<br />
Donnerstag, 20. Oktober Probe<br />
19.30 Uhr<br />
Donnerstag, 27. Oktober Probe<br />
19.30 Uhr<br />
Voranzeige<br />
Unsere diesjährigen Gürzenich - Konzerte finden statt am<br />
Sonntag, dem 6. November <strong>1966</strong> - 19.30 Uhr<br />
Sonntag, dem 11. Dezember <strong>1966</strong> - 19.30 Uhr<br />
mit folgendem Programm
Chormusik im Wandel der Zeit<br />
Chorwerke, Sololieder und Instrumentalmusik aus sechs Jahrhunderten<br />
1. O bone Jesu (Ingegneri)<br />
Vera languores<br />
(Lotti)<br />
Popule meus<br />
(da Vittoria)<br />
2. All mein Gedanken (KIrchl)<br />
Innsbruck ich muß dich lassen<br />
(Isaac)<br />
Jungfrau, dein schön Gestalt<br />
(L. Haßler)<br />
3. Sol istin<br />
4. Dir Seele des Weltalls (Mozart)<br />
Nachtgesang im Walde<br />
(Schubert)<br />
5. Die Nacht (Schubert)<br />
<strong>Der</strong> träumende See<br />
(Schumann)<br />
Die Rose stand im Tau<br />
(Schumann)<br />
6. Mitternacht (Bruckner)<br />
7. Soio Hornquartett<br />
8. Jägerchor aus „<strong>Der</strong> Freischütz"<br />
Jägerchor aus „Euryanthe"<br />
9. Sol istin<br />
10. Vom Menschen (Lissmann)<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschaft mbH., Köln, Mauritiussteinweg 59, «Haus Wolkenburg»<br />
Sdiriftteltung u. allein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
Titelbild: Teilansicht .Haus Wolkenburg" Vereinshaus des Kölner Männer-Gesang-Vereini
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<strong>Jahrgang</strong> <strong>46</strong><br />
Oktober <strong>1966</strong><br />
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des Kölner<br />
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Wertpapiere<br />
Devisen
251<br />
DIE NATUR DES SCHONEN<br />
Von selbst kann sich das Schöne nur entfalten,<br />
Es strömet aus dem Innern unbewußt,<br />
<strong>Der</strong> Mensch vermag darüber nicht zu walten.<br />
Er ruft es nicht hervor nach seiner Lust,<br />
Wenn die Entzückung seine Seele hebet.<br />
Er willenlos allein das Eine fühlt.<br />
Wird ihm, was kein Bemühen je erstrebet;<br />
Wie dessen sich bewußt, ist er gekühlt.<br />
Wenn ihn die Angst um Irdisches will fassen.<br />
Ob gegen Hergebrachtes er gefehlt.<br />
Dann hat die Muse ihn auch schon verlassen,<br />
Gefühl verstummt, wie Ueberlegung wählt.<br />
Es muß der Mensch des Menschen Werk vergessen.<br />
Sich überlassen dem beseelten Schwung,<br />
Nicht ordnen darf die Worte er, noch messen;<br />
begeistern nur kann die Begeisterung.<br />
Entnommen den Gedichten des Königs Lud<br />
wig von Bayern.<br />
Erster Teil — Zweyte, vermehrte Auflage —<br />
München, im Verlag der Liter. Artist. Anstalt<br />
der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1829.<br />
Seite 84.<br />
Terminkalender für den Monat November <strong>1966</strong><br />
Donnerstag, 3. November Chorprobe 19.30 Uhr<br />
^<br />
Sonntag, 6. November Konzert Im „Gürzenich" 19.30 Uhr<br />
nach dem Konzert Nachfeier Im „Haus Wolkenburg".<br />
Donnerstag, 10. November Chorprobe 19.30 Uhr<br />
Donnerstag, 17. November Chorprobe 19.30 Uhr<br />
Samstag, 19. November Konzert in Wetzlar 16.00 Uhr und 20.00 Uhr<br />
Totensonntag. 20, November Gedenkgottesdienst für die Gefallenen und<br />
Verstorbenen des KMGV in der Pfarrkirche St. Mauritius 10.00 Uhr<br />
Nach dem Gottesdienst Zusammensein in der „Wolkenburg" im Casino-Saal<br />
Donnerstag, 24. November Chorprobe 19.30 Uhr<br />
Voranzeige<br />
Sonntag,<br />
Sonntag,<br />
4. Dezember Nikolausfeier 15.00 Uhr Großer Saal „Haus Wolkenburg"<br />
11. Dezember Konzert im Gürzenich 19.30 Uhr
252<br />
Probenbeginn<br />
mit Schubert, Schumann und alten Meistern<br />
Fast vollzählig hatten sich unsere Sänger zur<br />
ersten Probe eingefunden. Eingedenk der<br />
zahlreichen vor uns liegenden Aufgaben, wa<br />
ren sie darauf bedacht, unter Professor Rüb<br />
bens temperamentvoller Leitung das vor den<br />
Ferien Erarbeitete nunmehr in minüziöser<br />
Kleinarbeit zu vervollkommnen. Noch manches<br />
gilt es hinsichtlich Aussprache, Vokalisation<br />
und insbesondere der Gestaltung zu verbes<br />
sern, — doch sie wissen, daß ihnen unser Diri<br />
gent die Arbeit interessant gestalten wird, so<br />
daß die Mühe sich nicht nur lohnt, sondern<br />
für sie auch eine geistige Entspannung nach<br />
des Tages Arbeit bedeutet und ihnen Freude<br />
bereitet. Gewiß waren unsere Sänger auch<br />
gespannt, von Prof. Rübben über den Erfolg<br />
seiner Amerikareise zu hören. Hierüber und<br />
über ein bemerkenswertes Interview in Detroit<br />
und Phoenix bringt der BB an anderer Stelle<br />
einige Notizen.<br />
In der Probe erwies es sich nun, was eine ziel<br />
strebige, intensive Probearbeit auf lange Sicht<br />
hin für Früchte bringt. Es schien, als ob zwi<br />
schen dieser Probe und der letzten vor den<br />
Ferien nicht sechs Wochen gelegen hätten.<br />
Eigentlich schon beim ersten Einsatz von<br />
Schuberts „Nacht" war zu spüren, daß die<br />
Sänger „da" waren und den Intentionen ihres<br />
Dirigenten leicht und willig folgten. Natürlich<br />
hatte Prof. Rübben noch vieles auszusetzen,<br />
sei es, daß der Vokalisation nicht genügend<br />
Bedacht geschenkt wurde, sei es, daß es an<br />
der Artikulation mangelte. Aber relativ schnell<br />
waren doch wohl die Fehler abgestellt, und<br />
dank der eifrigen Probenarbeit vor den Ferien<br />
der Weg zur Gestaltung geebnet.<br />
Schuberts „Nacht" und „Nachtgesang im<br />
Walde" (op. 139) — letzteres komponiert im<br />
Jahre 1827 —, sind wie die anderen Männerchorkompositionen,<br />
vollwertige Kunstwerke.<br />
Wenngleich auch „Gelegenheitsschöpfungen",<br />
so sind sie es doch nicht im Sinne von Neben<br />
werken oder gar Abfallprodukten. Die Persön<br />
lichkeit Schuberts wirkt sich in diesen Kompo<br />
sitionen ebenso vollkommen aus, wie in den<br />
Sololiedern, — nur eben auf andere Weise. Es<br />
wäre falsch, in Schubert nur einen Liedkompo<br />
nisten zu sehen, der gelegentlich Sinfonien,<br />
Klaviersonaten, Streichquartette und auch Mu<br />
sik für Männerchöre geschrieben hätte. Schu<br />
bert ist ohne Zweifel das Gegenteil eines<br />
Kleinmeisters und musikalischen Spezialisten,<br />
vielmehr ist er ein Musiker von vielseitiger<br />
künstlerischer Reichweite. g-<br />
Einer späteren Studie soll es vorbehalten A<br />
ben, das Männerchorwerk Franz Schuberts zu<br />
würdigen und im Zusammenhang mit seinem<br />
übrigen Schaffen zu sehen.<br />
Schuberts Männerchören fehlt gänzlich jene<br />
übertriebene nationalistische Note, die jene<br />
Chorwerke auszeichnet, in denen laut Satzung<br />
der Berliner Liedertafel von 1809 das Lob<br />
des Königs gesungen wird. Auch von K. M.<br />
V. Webers hochgemuten, soldatischen und va<br />
terländischen Gesängen sind Schuberts Kom<br />
positionen weit entfernt. <strong>Der</strong> Klang, der<br />
Zusammenklang der Männerstimmen ist es,<br />
der ihn lockt. Ihn auszuwerten treibt es ihn,<br />
und so entsteht jener typische, unverwechsel<br />
bare schubert'sche Männerchorklang, der al<br />
lem Groben, Lauten und Pastosen abhold ist.<br />
Auch diese Kompositionen sind unmittelbare<br />
Dokumente seiner Persönlichkeit, seines Gei<br />
stes, seines Stiles. Sie weisen keine Tendenz<br />
auf, — es sei denn eine rein künstlerische, vor<br />
allem eine klangliche. Wo nun eine Gedicht<br />
vorlage wie Seidls „Nachtgesang im Walde"<br />
durch Einbeziehung von bestimmten Instru<br />
menten, hier Hörnern, eine Stimmungs- und<br />
Situationsschilderung gestattet, läßt sich S^<br />
bert nicht die Gelegenheit entgehen, die \<br />
turlyrik dieses Männerchorsatzes in besonde<br />
rer Weise herauszustellen.<br />
Mit Freude und Eifer waren unsere Sänger<br />
bei der Sache und folgten den Wünschen un<br />
seres Dirigenten aufgeschlossen und mit einer<br />
unverkennbaren Liebe zur Sache.<br />
Im weiteren Verlauf der Probe erklangen zwei<br />
Werke alter Meister, das weitabgewandte,<br />
überirdisch schöne „O bone Jesu" von Marco<br />
Antonio Ingegneri (1545—1592), einem Meister<br />
der italienischen Vokalpolyphonie und dem<br />
Lehrer Monteverdis, sowie die ergreifenden<br />
Improperien — die Klage des Heilands über<br />
die von seinem Volk ihm angetane Schmach
(altlat. Bibel Improperium = Schmach) — aus<br />
der katholischen Karfreitagsliturgie in der Ver<br />
tonung durch Thomas Ludovico da Vittoria,<br />
einem bedeutenden spanischen Vertreter des<br />
Paiestrina-Stils (1540-1611). Wir sangen beide<br />
Chorsätze, wie Prof. Rübben ausdrücklich be<br />
tonte, in memoriam unseres im Juli verstor<br />
benen, hochverehrten Sangesbruders Wilhelm<br />
Sauren. Beide geistlichen Gesänge erklangen<br />
in einer Bearbeitung durch Prof. Rübben, der<br />
BB wird sie zusammen mit anderen von Rüb<br />
ben bearbeiteten geistlichen Chorsätzen alter<br />
Meister in einer der nächsten Ausgaben wür<br />
digen.<br />
Robert Schumanns „<strong>Der</strong> träumende See", op.<br />
33 Nr. 1 - ein Chorsatz von duftigem roman<br />
tischem Klang und feiner Zeichnung und Leo<br />
Haslers (1564-1612) volksliedhafter Satz<br />
„Jungfrau, dein schön Gestalt" in der Bear<br />
beitung von Max Reger beendeten die Chor<br />
probe, von der wir sagen können, daß sie ein<br />
beglückender Auftakt unserer Winterarbeit<br />
war.<br />
Br.<br />
KONZERTREISE in die USA geplant<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein aktiv von R.-Redakteur Wolfgang Künze<br />
Wird der Kölner Männer-Gesang-Verein im<br />
Herbst 1968 In so berühmten Konzertsälen der<br />
Neuen Welt wie der Carnegie Hall In New<br />
York oder dem Ford-Auditorlum In Detroit sin<br />
gen? Eine Inspektionsreise seines Dirigenten,<br />
Professor Hermannjosef Rübben (Leverkusen),<br />
läßt diese Hoffnungen realltlsch erscheinen.<br />
Bei Rübbens Reise durch die USA Im August<br />
wurde sogar eine Einladung nach Hawaii aus<br />
gesprochen. Es wäre das erste Mal, daß der<br />
KMGV, der Im April 1967 125 Jahre besteht,<br />
nach Amerika reist. Die erste Einladung nach<br />
New York kam bereits Im Januar 1904, aus<br />
gesprochen vom MGV „Arlon" Brooklyn, der<br />
heute noch besteht, aber keine große Rolle<br />
mehr spielt.<br />
fcfessor Rübben fuhr nicht nur als Dirigent<br />
u^ KMGV nach Amerika, sondern auch als<br />
Bundeschormeister. Für die Vorbereitung der<br />
Reise setzte sich außer Dr. Max Adenauer<br />
auch der Präsident des Deutschen Sängerbun<br />
des, Dr. Engels, ein. Die Aufnahme, die Pro<br />
fessor Rübben bei der National Carl Schurz<br />
Association, bei den Konsulaten und den lo<br />
kalen Veranstaltern fand, war überaus herz<br />
lich. Die deutschsprachigen Rundfunkstatio<br />
nen in Detroit und Phoenix (Arizona) inter<br />
viewten ihn, und in Phoenix mußte er sogar<br />
eine Stunde auf „heißem Draht" Hörerfragen<br />
beantworten. Rübben; „Ein Hörer bat mich<br />
dabei, ein deutsches Lied zu singen, und an<br />
dere erkundigten sich nach der Berliner<br />
Mauer."<br />
Begeistert ist der junge Dirigent von der<br />
Größe und der akustischen Qualität der Kon<br />
zertsäle, so etwa von Frank Lloyd Wrights<br />
„Gammage Memorial Hall" in Phoenix. Zu den<br />
Stationen der Reise (September und Oktober<br />
1968) werden wahrscheinlich Philadelphia, Wa<br />
shington, New York, Detroit, Chikago, San<br />
Franziska, Los Angeles und Stratford in New<br />
England gehören. Auftakt der Konzertreise<br />
wird möglicherweise die Teilnahme an der<br />
Steuben-Parade in New York, vielleicht auch<br />
ein Auftritt in der Edward-Sullivan-Show, die<br />
regelmäßig sonntags abends von den Fern<br />
sehstationen über 50 Staaten der USA ausge<br />
strahlt wird.<br />
<strong>Der</strong> moderne Männerchor-Stil, den der KMGV<br />
pflegt, hat in Amerika kaum Parallelen. Den<br />
noch — oder gerade deshalb — ist die neue<br />
Schallplatte des KMGV, die außer Sätzen von<br />
Purcell bis Rübben einige Spirituals enthält,<br />
auf dem Wege, in den USA zum „Hit" zu<br />
werden.<br />
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Völker" bietet diese Stereoplatte in künstlerisch<br />
und technisch vorbildlicher Qualität einen auf<br />
schlußreichen Überblick über die Chorliteratur<br />
verschiedener Länder aus den letzten 300<br />
Jahren.<br />
Hermannjosef Rübben wußte den orgelhaft<br />
mächtigen Klang seines Chors auch auf der<br />
Schallplatte voll zur Wirkung zu bringen. Kraft<br />
und Sensibilität halten sich so gut die Waage<br />
wie musikalische Ausdruckskraft und dekla<br />
matorische Klarheit. Diese Schallplatte zeigt<br />
aber auch, mit welcher Sicherheit Professor<br />
Rübben und seine Sänger sich In den ver<br />
schiedenen Stilbereichen von Purcell, Haydn<br />
und Dvoräk bis hin zu europäischen Volks<br />
welsen und Spirituals bewegen.<br />
Die Aufnahme Ist ein klingendes Beispiel da<br />
für, daß der Kölner Chor in Europa zu Hause<br />
ist, sowohl durch viele große Reisen als<br />
durch die verbindende Kraft kunstvollen |<br />
sangs. (Polydor Nr. 23-478.) f. r.<br />
Köln. Rundschau Nr. 213 vom 14. 9. <strong>1966</strong><br />
Mitteilungen und Anregungen des Vorstandes<br />
Liebe Sangesfreunde!<br />
Am 2. September <strong>1966</strong> — der Verein war noch<br />
In den Ferien — fand im Casino-Saai von<br />
„Haus Woikenburg" eine Feierstunde des<br />
Deutschen Sängerbundes aus Aniaß der 40-<br />
jährigen Tätigkeit von Herrn Dr. Dr. Franz<br />
Ewens ais Schriftieiter der Zeitschrift „Lied<br />
Sound the trumpet<br />
Daphnens einziger Fehler<br />
An die Frauen<br />
Für Herrn Dr. Becher, der den kieinen Chor<br />
vor dem gesamten Vorstand des Deutschen<br />
Sängerbundes und vieien anderen Funktionä<br />
ren und Bundeschormeistern und vor Profes<br />
sor Rübben dirigierte, war dies seine erste<br />
Aufgabe ais Vizedirigent. Es geiang ihm, mit<br />
dem nun einmai vorhandenen Stimmaterial<br />
seine musikalische Auffassung präzise zu in<br />
terpretieren. Ich glaube, Vorstand und Dirigent<br />
können feststelien, in Herrn Dr. Becher einen<br />
guten und dazu noch sympathischen Vizediri<br />
genten gefunden zu haben.<br />
Die erste Tagung des Festausschusses fand<br />
am 6. September <strong>1966</strong> im Cäciiien-Zimmer des<br />
Hauses „Woikenburg" statt. Herr Dr. Max<br />
und Chor" statt. Dabei wirkte ein aus etwa<br />
50 Herren bestehender „Ferien-Chor" des<br />
KMGV mit. in drei Sonderproben hatten diese<br />
Sänger sich unter der Leitung unseres Vize<br />
dirigenten Herrn Dr. Becher auf dieses kieine<br />
Konzert vorbereitet. Zum Vortrag kamen:<br />
von Purceli<br />
von Haydn<br />
von Haydn<br />
Adenauer begrüßte die Mitglieder des Fest<br />
ausschusses, dessen Bildung die Garantie da<br />
für geben soli, daß die Vorbereitung und<br />
Durchführung der Veranstaitungen zur Feier<br />
des 125jährigen Bestehens Sache aiier Vereinsmitgiieder<br />
wird. Präsident und Vizepräsi<br />
dent gaben dann informationen über den<br />
augenblickiichen Stand der Vorbereitungen.<br />
Es wurde angekündigt, daß der Festausschuß<br />
auch nach dem Jubiläumsjahr von Zeit zu Zeit<br />
einberufen werden soii, um einen iaufenden<br />
Kontakt zwischen dem Vorstand und den Ver<br />
einsmitgliedern herzusteilen. Danach entwikkelte<br />
sich eine fruchtbare Aussprache, in der<br />
einige interessante Vorschläge gemacht wur<br />
den: u.a. Die Durchführung einer Feierstunde
am Grabe des ersten Vereins-Dirigenten, Herrn<br />
Franz Weber, Verleihung einer Ehrenmitglied<br />
schaft, Herstellung eines Schmalfilms über die<br />
Jubiläums-Veranstaltungen. Anschließend an<br />
die Diskussion berichtete, mit großem Bei<br />
fall empfangen, Chorleiter Professor Rübben<br />
ausführlich über seine USA-Reise. Diese<br />
Eln-Monats-Relse diente der Vorbereitung<br />
unserer für das Jahr 1968 geplanten Kon<br />
zertreise nach den USA. Herr Professor Rüb<br />
ben hat drüben gute Arbelt geleistet und zwar<br />
In der Planung genau so wie In der Werbung<br />
für den KMGV. <strong>Der</strong> beste Beweis dafür war<br />
ein auf Tonband aufgenommenes Rundfunk-<br />
Interview, das zum Abschluß dieser erfolgrelli<br />
ersten Versammlung des Festauschusses<br />
augespielt wurde.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand dankt allen Mitgliedern des Fest<br />
ausschusses hiermit nochmals für Ihre Mitwir<br />
kung und Herrn Professor Rübben für seine<br />
planende und werbende Tätigkeit In Übersee.<br />
Die von unserem Dirigenten erarbeiteten<br />
Pläne und Unterlagen werden nun die Grund<br />
lage für eine Intensive Vorbereitungsarbelt<br />
sein, wobei vor allem die von Ihm angebahn<br />
ten Kontakte mit den maßgebenden Persön<br />
lichkelten und Organisationen die Aussicht für<br />
die Realisierung der USA-Reise außerordent<br />
lich verbessert haben.<br />
Die Vorbereitungsarbelten sollen bis zum 1.<br />
April 1967 über Dauer, Finanzierung und Zelt<br />
plan der USA-Reise Klarheit schaffen. Erst<br />
dann kann Ihnen der Vorstand konkrete An<br />
gaben über die Konzertreise machen. Vor<br />
herige Rückfragen sind daher zwecklos.<br />
Für unsere diesjährigen 4 Winterkonzerte, am<br />
6. November und 11. Dezember <strong>1966</strong> Im Köl<br />
ner „Gürzenich", sowie am 19. November <strong>1966</strong><br />
In Wetzlar, wurden als Solisten verpflichtet:<br />
Frau Edith Gabry-Kertesz, Sopran,<br />
Herr Friedrich W. Sples, Klavier,<br />
Herr Paul Wißkirchen, Orgel,<br />
und das Gürzenich-Horn-Ouartett.<br />
Die Nachfeier zu unseren Gürzenich-Konzerten findet statt:<br />
am 6. November <strong>1966</strong> Im Großen Saal von „Haus Wolkenburg"<br />
am 11. Dezember <strong>1966</strong> Im Gürzenich-Restaurant<br />
Zum Schluß noch eine Anregung. Wir haben<br />
Im Verein eine ganze Anzahl Mitglieder mit<br />
erfreulichen musikalischen Fähigkelten Instru<br />
mentaler und gesanglicher Art. Andererseits<br />
haben wir akustisch vorzügliche Räume in<br />
„Haus Wolkenburg" wie CäcIllen-ZImmer und<br />
Kielner Proberaum, die nur gelegentlich be<br />
nutzt werden. Es müßte doch möglich sein,<br />
diese Räume für die musikalisch Befähigten<br />
nutzbar und so die „Wolkenburg" wenigstens<br />
vereinsintern zu einem Hause der Musik zu<br />
machen.<br />
Für Vorschläge In dieser Hinsicht wäre Ich<br />
Ihnen dankbar und verbleibe<br />
mit freundlichen Sangesgrüßen<br />
Heinz O d e n d a h I<br />
Vizepräsident
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260<br />
Chorleiter übernehmen schwere Aufgaben<br />
„<strong>Der</strong> Sänger am linken Niederrhein", Krefeld,<br />
schreibt in seiner Ausgabe 12/1965<br />
Nicht nur auf dem Gebiet des Chorgesanges,<br />
auch im allgemeinen Musikleben begegnet<br />
man oft In Laienkreisen einer gewissen Verständnisiosigkeit<br />
dem Dirigenten gegenüber.<br />
Man neigt dazu ,sein Wirken zu unterschätzen.<br />
Man denkt es sich ailzu einfach, vor eine<br />
Gruppe Musizierender zu treten und ihnen<br />
den Takt anzugeben. Diese Einstellung ist am<br />
ailerwenigsten beim Chorgesang angebracht.<br />
<strong>Der</strong> Orchesterdirigent verfügt im ailgemeinen<br />
über Berufsmusiker. <strong>Der</strong> Chorleiter ist auf<br />
Laien angewiesen, die erst einmal in die<br />
Lage versetzt werden müssen, von ihren<br />
stimmlichen Fähigkeiten den rechten Ge<br />
brauch zu machen. Ein Vergleich mit Orche<br />
stermusikern wäre dann nur angängig, wenn<br />
auch der Männer- oder Frauenchor aus Be<br />
rufssängern bestünde, die ebenso wie die<br />
Instrumentalisten eine abgeschlossene Aus<br />
bildung aufweisen können, die fließend vom<br />
Blatt singen und somit dem Chorleiter die<br />
Mühe der Einstudierung erleichtern. Daraus<br />
ergibt sich der grundsätzliche Unterschied<br />
zwischen Berufs- und Laiendirigenten. <strong>Der</strong><br />
Chorleiter ist in wesentlich höherem Maße<br />
Erzieher und Bildner als der Stabführer eines<br />
Berufsorchesters.<br />
Chorerziehung ist weitgehend Menschenbiidung<br />
und erst in zweiter Flinsicht die Ver<br />
wirklichung künstierischer Aufgaben. Wer nicht<br />
seiner Persönl ichkeit Geitung zu<br />
verschaffen weiß, wird in den Proben un<br />
befriedigende künstlerische Resultate erzielen.<br />
Mehr als beim Crchesterdirigenten steht da<br />
bei das Berufs-Ethos im Vordergrund: Cha<br />
rakterliche Haltung, die Fähigkeit, mit Men<br />
schen der verschiedensten Berufsschichten<br />
umzugehen, sie persönlich anzusprechen und<br />
ihnen aus dem Reichtum des eigenen Innen<br />
lebens aufbauende Werte zu vermitteln. Chor<br />
leiter haben eine Mission zu erfüllen, die sich<br />
über das Kunstwerk hinaus bis auf das all<br />
gemeine Leben erstreckt. Ober dem künst<br />
lerischen Wert steht die künstlerische Ge<br />
sinnung, aus der die rechte Einstellung zum<br />
Chorgesang erwächst. Nur wer selbst Be<br />
geisterungsfähigkeit mitbringt, vermag sie<br />
auch seinen Sängern zu vermitteln. In einem<br />
Aufsatz über das Berufs-Ethos des Chor<br />
leiters schrieb Prof. Dr. Ernst Laaff:<br />
„Wir haben erfreuiicherweise solche Chor<br />
erzieher, die zielbewußt und idealgesinnt ihrer<br />
volkserzieherischen Mission nachgehen. Aber<br />
wir haben leider auch nicht wenige, die<br />
geradezu nur das tun, was ihr „Dienst" ver<br />
langt, und dies nur auf bequemstem Wege.<br />
Die erwünschte Achtung vor dem Chorleiter<br />
beruf wird jedoch die öffentiichkeit nur jenen<br />
Dirigenten gegenüber erweisen, die als ver<br />
antwortungsvolle Künstler und Erzieher ect^<br />
Kunst und musikalische Bildung durch v^<br />
bildliche Chorleistungen in die öffentlichkeil<br />
tragen."<br />
Achtung vor dem Chorieiterberuf — das er<br />
scheint wichtig, damit der Chordirigent kraft<br />
seiner Persönlichkeit nicht nur auf die Sänger<br />
schaft, sondern auf weite Kreise der Be<br />
völkerung erzieherisch einwirken kann. Noch<br />
immer steht in der Öffentlichkeit ein gewisses<br />
Vorurteii gegenüber dem Chorleiter, der nicht<br />
ernst genommen wird, dem man vielleicht<br />
unterstellt, daß seine Fähigkeiten für eine<br />
„höhere" Laufbahn ais Crchesterdirigent nicht<br />
ausreichen. In Wirklichkeit ist der Chorleiter<br />
beruf „einer der wichtigsten Musikerberufe<br />
geworden", wie Prof. Dr. Felix Oberborbeck<br />
feststellte. Neben Kenntnissen in der Musik<br />
geschichte, Stilkunde, Satziehre, Stimmbildung,<br />
welch letztere in den Chören nicht ailzu sehr<br />
geschätzt wird, und eine neue Methodik in unauffäliiger<br />
Anwendung veriangt, neben engen<br />
Beziehungen zu den Gegenwartsströmungen<br />
des Musiklebens hat der Chorleiter „jene ge<br />
heimnisvolle Schlüsselstellung inne, die noch<br />
durch keine fachliche Anaiyse seiner Fähigkei<br />
ten, durch keine Prüfungsordnung einer !W<br />
sikakademie, durch keine Eignungsprüfung \<br />
erspüren ist", wie Prof. Dr. Felix Cberborbeck<br />
sagte.<br />
Bei einer derartigen Vieiseitigkeit der päd<br />
agogischen Fähigkeiten ist es um so er<br />
staunlicher, daß die Jugend so selten den<br />
Weg zum Chorleiterberuf findet. An Begeiste<br />
rungsfähigkeit mag es ihr heute ebenso<br />
wenig fehlen wie in früheren Zeiten. Aber<br />
die Frage liegt nahe, ob wirkiich in allen<br />
Kreisen der privaten und öffentlichen Musik<br />
pflege und Musikerziehung ausreichende Auf<br />
klärungsarbeit geleistet wird, um die Öffent<br />
lichkeit von den Mögiichkeiten und Vor<br />
zügen des Chorleiterberufes zu überzeugen.<br />
Das verdienstvolle Wirken des Chordirigenten,
261<br />
sein unermüdiiches Eintreten für die Hebung<br />
und Förderung des Chorgesanges vollziehen<br />
sich solange im Verborgenen, als es noch an<br />
öffentlichen Anerkennungen und Ehrungen<br />
fehlt, die ihm die verdiente Aufmerksamkeit<br />
und Achtung im allgemeinen Musikleben<br />
sichert. Soiange der Jugend nicht die Chor<br />
leitertätigkeit als ein ebenso Ideell wie materieli<br />
erstrebenswertes und lohnendes Ziel<br />
hingestellt wird, dürfen auch die vielerorts<br />
eingerichteten Chorleiterkurse nicht immer die<br />
erwünschte Wirkung haben. Cb die Direkto<br />
ren der vielen musikalischen Bildungsanstaiten<br />
von der Privatmusikschule bis zum Kon-<br />
("vatorium genügend Initiative<br />
und auch<br />
;hkenntnis besitzen, um ihre Schüler über<br />
die Aussichten dieses Berufes ausreichend<br />
informieren zu können? — Und warum finden<br />
sich im Zeitalter der Gleichberechtigung kaum<br />
weibiiche Chorführerinnen, wenigstens für die<br />
Leitung von Frauen- und Kinderchören?<br />
Die Gefahr der Überalterung wächst von Jahr<br />
zu Jahr. Es ist kein Einzelfali, wenn bei<br />
spielsweise unter den 66 Chorleitern des Cstfriesischen<br />
Sängerbundes 28 über sechzig<br />
Jahre, 16 über fünfzig, und unter dreißig<br />
Jahren nur noch zwei sind. Es wäre eine drin<br />
gende Aufgabe der nahen Zukunft, dem<br />
Chorleiterberuf an höchster Stelle mehr Auf<br />
merksamkeit zu widmen, ihm zu öffentlichem<br />
Ansehen und Geltung zu verhelfen und Ihm<br />
im Gesamt-Erziehungspian die ihm gebühren<br />
de Gieichsteiiung mit allen pädagogischen<br />
Tätigkeiten zuzuweisen.<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat November <strong>1966</strong><br />
1.11.<br />
3.11.<br />
3. 11.<br />
4. 11.<br />
10.11.<br />
12.11.<br />
14. 11.<br />
20. 11.<br />
24. 11.<br />
29. 11.<br />
82 J<br />
70 J<br />
55 J<br />
60 J<br />
80 J<br />
60 J<br />
75 J<br />
50 J<br />
60 J<br />
60 J<br />
Karl Bux, akt. Mitgiied<br />
Karl Auf'mkolk, inakt. Mitglied<br />
Bernhard Bolz, akt. Mitgiied<br />
Bernhard Günther, inakt. Mitglied<br />
Anton Knülle, akt. Mitglied<br />
Heinrich Fendel, akt. Mitglied<br />
Joseph Hahn, akt. Mitglied<br />
Richard Pilz, akt. Mitglied<br />
Walter Schubert, inakt. Mitglied<br />
Georg Wingenfeld, akt. Mitglied<br />
Adressen-Änderung<br />
(arpostrat Fritz Reinhard, jetzt: Köln-Niehl,<br />
jsselweg 36<br />
Erich Schneider, Mitinhaber der Ctto Steiner<br />
KG, Köin, jetzt: Köin-Marienburg, Kastanien<br />
allee 17, Ruf: 38 37 71.<br />
Neuaufnahme<br />
Als weiteres neues aktives Mitglied (2. Baß)<br />
begrüßen wir:<br />
Herrn Manfred Otto, Leverkusen-Mathildenhof,<br />
Brandenburger Str. 16, Ruf: Leverk. 5 23 15<br />
In der Ausgabe des „<strong>Burgbote</strong>n" August <strong>1966</strong><br />
unter: Abschluß der ersten Chorschule <strong>1966</strong> wur<br />
de leider übersehen, Herrn M. Otto ebenfalls<br />
aufzuführen.<br />
Als neue aktive Mitglieder begrüßen wir<br />
ferner:<br />
Herrn Gerhard Biesenbach, Lehrer, Köin-Niehl,<br />
Niehler Damm, Ruf: 74 34 13, (2. Baß)<br />
Herrn Drago Sauperl, Köln-Bocklemünd, Gre<br />
venbroicher Str. 45, Ruf: 50 82 38, (1. Baß)<br />
Als neue inaktive Mitglieder begrüßen wir<br />
Herrn Dedo-Voilrath Gadebusch, Hofjuwelier<br />
und Hofgoldschmied, Köln, Breitestr. 106,<br />
Ruf: 23 11 70<br />
Herrn Professor Aiex Meyer, Köln-Lindenthal,<br />
Gyrhofstr. 8 c, Ruf: 2024/2337<br />
Austritt<br />
Cberstudienrat Herbert Simon, 2. Baß, (beruf<br />
lich nach Koiumbien)<br />
Josef Eduard Vogel, 2. Tenor, (Wohnungs<br />
wechsel nach auswärts)<br />
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Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Willy Söst<br />
■31. 1. 22 114. 5. 66<br />
Im Alter von 44 Jahren verschied nach sch\A/'erer Krankheit unser lieber Sanges<br />
bruder allzu früh. Seine Gruppe 4 verliert In Ihm einen guten Freund. <strong>Der</strong> Ver<br />
ein betrauert den Verlust eines Immer bereiten Sängers, der mit seiner schö<br />
nen Stimme den 2. Baß wertvoll bereichert hat.<br />
Bevor er 1960 dem KMGV beitrat, gehörte er schon mehrere Jahre der Splelgemelnschaft<br />
Gäcilla Wolkenburg an, wo er In jedem Divertissementchen köst<br />
liche Figuren darstellte, Zeichen seines unversiegbaren kölschen Humors.<br />
So trifft uns der Helmgang unseres Sangesbruders schwer. Daß wir seiner stets<br />
gedenken, dazu fühlen wir uns verpflichtet<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
In tiefer Trauer gedenken wir unseres lieben Sangesbruders<br />
Josef Krings<br />
welcher am 16. Juli <strong>1966</strong> nach ianger Krankheit im Alter von 65 Jahren sanft<br />
entschlafen ist.<br />
in den ietzten Jahren konnte Josef Krings durch seine Krankheit kaum noch<br />
an den Proben teilnehmen, weil sein Leiden es nicht zuließ.<br />
Bevor Josef Krings am 1. September 1945 dem Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
beitrat, hatte er im Kirchenchor St. Severin und in einem Doppeiquartett lange<br />
Jahre gesungen.<br />
Bis zu seiner Krankheit war Josef Krings ein pflichteifriger, treuer Sänger und<br />
bei seinen Freunden durch seine Bescheidenheit wie auch sein liebenswürdiges<br />
Wesen sehr geschätzt.<br />
Wir werden unseren lieben Freund und Sangesbruder nicht vergessen und ihm<br />
ein ehrendes Gedenken bewahren.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
266<br />
Beim Sterbefall<br />
rufen Sie<br />
^ 10. GJakimejj^t^ %<br />
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Rheln.-Berg. Kreis und Landkreis Bergheim
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Am 5. August <strong>1966</strong> erlag unser Sangesbruder<br />
Wilhelm Sauren<br />
Oberreglerungs- und -schulrat a. D.<br />
einem Herzinfarkt. Eine überaus große Trauergemeinde gab ihm auf Melaten das<br />
letzte Geleit. In den Ansprachen am offenen Grabe würdigten der Vertreter der Be<br />
zirksregierung Köln wie auch der Sprecher unseres KMGV die Persönlichkeit des<br />
Verstorbenen und betonten übereinstimmend die tiefe Menschlichkeit als Grundzug<br />
seines Wesens. Wer immer auch mit ihm in Berührung kam — dienstlich oder pri<br />
vat —, spürte seine wahrhafte Güte und innere Lauterkeit. Damit gewann er die Zu<br />
neigung seiner Mitmenschen.<br />
Wilhelm Sauren war zunächst Volksschullehrer In Köln, wirkte danach mehrere Jahre<br />
als Rektor der Volksschule am Zugweg und wurde wegen seiner verdienstvollen Tätig<br />
keit als Erzieher in den Schulaufsichtsdienst berufen. Wie schon als Lehrer und<br />
Schulleiter, so sah er gerade als Schulaufsichtsbeamter seinen pädagogischen und<br />
schulpolitischen Auftrag immer in Verantwortung vor dem Ganzen. Seine Tätigkeit<br />
als Oberreglerungs- und -schulrat zeichnete sich besonders dadurch aus, daß Men<br />
schenschicksale von ihm nicht als nüchterne Aktenvorgänge behandelt wurden. Er sah<br />
und würdigte vor allem den ganzen Menschen mit all seinen Vorzügen und Schwä<br />
chen, seinen Sorgen und Nöten. Außerhalb seiner dienstlichen Tätigkeit war er Mit<br />
arbeiter am Schulfunk des WDR, Autor guter Schulbücher und bis zu seinem Ab<br />
ieben Dozent für Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule in<br />
Köln — ein wahrhaft umfassendes Lebenswerk im Dienste der Jugenderziehung!<br />
Allzeit hilfsbereit, das war seine Lebensmaxime — auch und besonders in den zwei<br />
Weltkriegen, an denen er teilnahm, zuletzt als Major und Stadtkommandant in Kirkenes.<br />
Ein guter Mensch ging von uns. Trotz Ferien- und Urlaubszeit nahm eine stattliche<br />
Sängerschar Abschied von ihrem lieben Sangesbruder, der seit 28 Jahren zu den<br />
eifrigen Sängern des 2. Tenors gehörte. Auch die Gruppe 10 verlor einen guten<br />
Freund. Wir werden Wilhelm Sauren, dem liebenswerten und warmherzigen Men<br />
schen, ein gutes Andenken bewahren.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
269<br />
Verfasser der Nachrufe:<br />
Für Sangesbruder W. Söst: Herr Ludwig<br />
Schneider.<br />
Für Sangesbruder H. J. Krings: Herr Lorenz<br />
Wisskirchen.<br />
Für Sangesbruder W. Sauren: Herr Oberregierungs-<br />
und -schulrat Hieronymus Oehmig.<br />
Todesfall<br />
Sangesbruder Josef Miller beklagt den Tod<br />
seiner lieben Mutter, Frau Agnes Hiller geb.<br />
Jeibmann, welche am 22. 7. <strong>1966</strong> im gesegne<br />
ten Alter von 88 Jahren nach einem erfüllten<br />
Leben und mit Geduld ertragenem Leiden ent<br />
schlafen ist. <strong>Der</strong> Vorstand unseres Vereins<br />
sprach Sgbr. Hiller aufrichtige Anteilnahme<br />
Todesfall<br />
Am 11. 9. <strong>1966</strong> ist unser inaktives Mitglied<br />
Herr Dr. Wilhelm Beutler, während seines Auf<br />
enthaltes in Baden-Baden, wo er Erholung<br />
(■« seinem langen, schweren Leiden suchte,<br />
Alter von 69 Jahren gestorben.<br />
Dr. Beutler war Komtur des Ritterordens vom<br />
Hl. Grab und Träger des Großen Verdienst<br />
kreuzes des Verdienstordens der Bundesrepu<br />
blik Deutschland, ferner Offizier der Ehren<br />
legion, Ordensträger: La Encomienda con<br />
Placa de Ordera de Gisneros und Commendatore<br />
nell Ordine „All Merito della Repubblica<br />
Italiana". Präsident Dr. Max Adenauer<br />
hat im Namen des KMGV der Gattin des Ver<br />
storbenen herzliche Anteilnahme ausgespro<br />
chen.<br />
Vermählung:<br />
Sangesbruder Bruno Siep gab am 1. 9. <strong>1966</strong><br />
seine Vermählung mit Fräulein Gisa Schin<br />
de w s k i bekannt.<br />
Sangesbruder Alfred Leineweber gab am 3. 9.<br />
<strong>1966</strong> seine Vermählung mit Fäulein Helga<br />
K a t h r e i n bekannt.<br />
In beiden Fällen sprach der Vorstand des<br />
KMGV auch im Namen der Mitglieder herz<br />
liche Glück- und Segenswünsche aus.<br />
Silberne Hochzeit<br />
Sangesbruder Gustav Liphardt und seine Frau<br />
Margot Liphardt geb. von Eynern feierten am<br />
20. 9. <strong>1966</strong> das Fest der Silbernen Hochzeit.<br />
Nachträglich herzliche Glückwünsche!<br />
Verschiedenes <strong>Der</strong> Deutsche Sängerbund teilt mit:<br />
Die Bestandserhebung <strong>1966</strong> des Deutschen<br />
Sängerbundes, die soeben veröffentlicht wur<br />
de, weist nach, daß die Zahl von 15 000 Mit<br />
gliedschören nunmehr überschritten ist. Durch<br />
Zugang von über hundert Chören ist die Zahl<br />
auf 15 027 gestiegen. Die Gesamtzahl der<br />
Chorfreunde einschließlich der Fördernden be-<br />
("qt jetzt 1 478 616. Das sind rund 19 000<br />
nr als im Vorjahre. Im übrigen zeigt die<br />
Statistik keine wesentlichen Veränderungen.<br />
Die Zahl der Gemischten Chöre ist leicht ge<br />
stiegen, während die Männerchöre um wenige<br />
zurückgegangen sind. <strong>Der</strong> Deutsche Sänger<br />
bund ist damit die bei weitem größte beste<br />
hende Laienchororganisation.<br />
Unter dem Titel „Erbe und Vermächtnis" ist<br />
in der Schriftenreihe des Deutschen Sänger<br />
bundes eine neue Veröffentlichung mit Auf<br />
sätzen verstorbener Komponisten erschienen.<br />
Die Publikation enthält Aufsätze von Hindemith,<br />
Stürmer, Rein, Lendvai, Lemacher, Hass<br />
u. a. Sie behandeln Fragen des Chorgesangs,<br />
die zum Teil heute noch im Mittelpunkt des<br />
Interesses stehen. Das 88 Seiten starke Heft<br />
ist zu beziehen durch die Verlags- und Ver<br />
triebsgesellschaft für Chorbedarf, Köln-Bayen<br />
thal, Postfach (Preis kart. DM 3,-).<br />
in der Schallpiattenreihe des Deutschen Sän<br />
gerbundes, die in Verbindung mit der Camerata<br />
(Verlag Möseler, Wolfenbüttel) herausge<br />
geben wird, erschien jüngst eine Platte mit<br />
Frauenchören von Helmut Bräutigam, Armin<br />
Knab, Walter Rein, Erwin Lendvai und Gott<br />
fried Wolters. Die Platte wird besungen vom<br />
Schubertbund, Düsseldorf, unter Leitung von<br />
Fritz Thiel. Weitere Aufnahmen sind in Vor<br />
bereitung.<br />
Das Kulturprogramm des Deutschen Sänger<br />
bundes, der größten musikalischen Laienorga<br />
nisation mit rund anderthalb Millionen Mit<br />
gliedern ist vom Musikbeirat überarbeitet wor<br />
den und in einer Neufassung erschienen. Das<br />
Kulturprogramm gilt seit Jahren als Grund<br />
lage für die Arbeit des DSB. Die Neufassung<br />
unterstreicht die Wichtigkeit der Jugendarbeit,<br />
die in Zukunft einen besonders breiten Raum<br />
einnehmen wird.
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Ein blühendes Jugendsingen könne es günstigstenfaiis<br />
nur geben, wenn die Erwachse<br />
nen mit gutem Beispiei vorangingen, erkiärte<br />
sinngemäß Prof. Dr. Theodor Warner in sei<br />
nem Vortrag „Jugendsingen und geseiischaftiiche<br />
Situation" auf dem Sängertag des Deut<br />
schen Sängerbundes in Kiei. Die Jugend<br />
werde vieiieicht singen, wenn die Erwachse<br />
nen konsequent seien vom Eiternhaus über<br />
die Schuie, die Jugendverbände und die Kir<br />
chen bis ins reife Leben.<br />
Die deutsche Messe von Franz Schubert in der<br />
Fassung für Männerchor erscheint in Kürze in<br />
der Schaiipiattenreihe des Deutschen Sänger<br />
bundes. Das popuiäre Werk, das zu den beiiebtesten<br />
Cfiorkompositionen des vorigen<br />
Jahrhunderts gehört, wird gesungen vom Jun<br />
gen Chor Hannover unter Leitung von Prof.<br />
Heinz Hennig. Die Piatte kommt in der Reihe<br />
„Camerata" des Möseier-Verlags heraus.<br />
Das musikaiische Rahmenprogramm des 16.<br />
Deutschen Sängerbundesfestes, das vom 27.<br />
Juni bis 1. Juii 1968 in Stuttgart stattfindet,<br />
wurde soeben vom Präsidium und Musikaus<br />
schuß in der Zeitschrift des DSB „Lied und<br />
Chor" veröffentiicht. Danach soii eine starke<br />
Konzentration der konzertiichen Veranstaitungen<br />
angestrebt werden unter besonderer<br />
Betonung der musikaiischen Quaiität der Dar<br />
bietungen. insgesamt sind etwa 50 Konzerte<br />
und 12 Chorfeiern bzw. Gemeinschaftsveranstaitungen<br />
vorgesehen, erhebiich weniger ais<br />
beim ietzten DSB-Fest in Essen 1962. Schon<br />
jetzt steht fest, daß der Schwerpunkt der zum<br />
Vortrag kommenden Werke im zeitgenössi<br />
schen Schaffen iiegt.<br />
Die Gewinnung der Jugend für die Musik, ins<br />
besondere für den Chorgesang, war eins der<br />
wichtigsten Themen der Verhandiungen auf<br />
dem Sängertag des Deutschen Sängerbundes<br />
in Kiei, worüber die Zeitschrift „Lied und<br />
Chor" in ihrer jüngsten Ausgabe ausführiich<br />
berichtet. Die Gründung von Jugend- und Kin<br />
derchören wurde dabei ais vordringiiche Auf<br />
gabe angesehen, daneben aber betont, daß<br />
die Schuie bei der musikaiischen Durchdrin<br />
gung der Jugend nicht entbehrt werden kann,<br />
in diesem Sinne bemüht sich der DSB seit<br />
geraumer Zeit um die musikaiische Ausbiidung<br />
der Lehrer.<br />
Edle Musik so rein wie möglich lebendig zu<br />
machen, müsse der Hauptsinn des chorischen<br />
Singens sein und bieiben, erkiärte Prof. Dr.<br />
Jens Rohwer in einem Festvortrag aniäßiich<br />
des Sängertages des Deutschen Sängerbun<br />
des in Kiei. Von innen her müsse eine tiefere<br />
Singbegeisterung geweckt werden als jene,<br />
die allein in roher Stimmkraft sich ausdrücke,<br />
intensive Chorarbeit an wesentlicher Musik<br />
mache „unbeschreiblich glücklich" und trage<br />
offensichtlich ihren Sinn in sich selbst, wie<br />
das auch schon das Kulturprogramm des DSB<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Herausgsber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschaft mbH., Köln, Maurifiussteinweg 59, «Haus Wolkenburg«<br />
Schriffleifung u. allein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Druck: Otto Ritterbadi & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
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Urnen füllen sich und Krüge<br />
mit der Jahre grünem Moose.<br />
Es verliert im Busch der Weg sich,<br />
es verwilderte die Rose.<br />
Rost stürzt durch die Tür der Grüfte,<br />
wo die Gräser fröhlich sprießen,<br />
Schloß und Riegel bröckeln nieder.<br />
Was ist hier noch zu verschließen?<br />
Nutzlos sind die Lebenslettern<br />
denen, die so tief hier schlafen.<br />
Namen lösen sich und Zahlen<br />
von den alten Epitaphen.<br />
An den Steinen, die zerfallen,<br />
an den Kreuzen, die sich neigen,<br />
merkst du, daß die Totenklagen<br />
längst geheilt sind durch das Schweigen.<br />
Denn es löst die Zeit die Schmerzen,<br />
die uns bleiben als Vermächtnis.<br />
Länger währt das Reich der Toten<br />
als der Lebenden Gedächtnis.<br />
Friedrich Georg Jünger<br />
(geb. 1898 in Hannover)<br />
EIN TRAUM IST UNSER LEBEN<br />
Ein Traum ist unser Leben<br />
auf Erden hier.<br />
Wie Schatten auf den Wolken schweben<br />
und schwinden wir.<br />
Und messen unsre trägen Schritte<br />
nach Raum und Zeit;<br />
und sind (und wissen's nicht) In Mitten<br />
der Ewigkeit.<br />
Johann Gottfried Herder<br />
(geb. 1744 in Mohrungen/Ostpreußen, gest. 1803 in<br />
Weimar)<br />
'jyminkalender für den Monat Dezember <strong>1966</strong><br />
Donnerstag,<br />
Sonntag,<br />
Donnerstag,<br />
Sonntag,<br />
Donnerstag,<br />
Donnerstag,<br />
Donnerstag,<br />
1. Dezember Scliaiiplattenaufnahme 19.30 Uhr Studio Höhenberg<br />
4. Dezember Nikolausfeier „Wolkenburg" 15.00 Uhr Großer Saal<br />
8. Dezember Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
11. Dezember Konzert im „Gürzenich" 19.30 Uhr<br />
Nachfeier im Gürzenich - Restaurant<br />
15. Dezember Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
22. Dezember Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
29. Dezember, 19.30 Uhr Großer Saal, Chorprobe der „Cacilia Wolken<br />
burg" keine Vereinsprobe I
276<br />
Blick in die Notenmappe Chorsätze alter Meister<br />
Im diesjährigen Winterkonzert, in welchem<br />
Chorwerke, Sololieder und Instrumentalmusik<br />
aus sechs Jahrhunderten zur Aufführung ge<br />
langen, erklingen u. a. auch geistliche Chor<br />
sätze alter italienischer und spanischer Mei<br />
ster. Wir singen sie in einer Einrichtung für<br />
Männerstimmen von Prof. Hermannjosef<br />
R ü b b e n. Sie sind in dem Heft „Geistliche<br />
Gesänge für Männerchöre a capeiia" zu fin<br />
den, die der Verlag Carl Engels, Mül<br />
heim-Ruhr <strong>1966</strong> herausgegeben hat (C2015 E).<br />
Zur Einführung in diese Sammlung, die Chor<br />
sätze von Ingegneri, Vittoria, Palestrina, Casciolini,<br />
Lotti, Schubert, Silcher, Mendelssohn-<br />
Bartholdy und vom Herausgeber enthalten,<br />
schreibt Professor Rübben folgendes:<br />
„Gerade unsere Männerchöre sollten in der<br />
heutigen Zeit auch die gute geistliche Litera<br />
tur früherer Jahrhunderte pflegen. Aus dem<br />
reichen Schatz wertvoller Musik seit dem 16.<br />
Jahrhundert ist hier eine kleine, ganz für die<br />
Praxis bestimmte Auswahl zusammengestellt,<br />
die sowohl im Konzert als auch bei ernsten<br />
Anlässen (Begräbnissen, Trauerfeiern, Ge<br />
denktagen usw.) gut verwendet werden kann.<br />
Die meisten dieser Stücke stellen kleine Kost<br />
barkeiten der betreffenden Epochen dar, und<br />
besonders die lateinischen Gesänge bieten<br />
schönste Gelegenheit zu Stimmbildung und<br />
Vokalschulung. Sie macht sich nachweislich<br />
auch späterhin im Bereich des Singens deut<br />
scher Texte bemerkbar. Die ernsten deutschen<br />
Gesänge am Schluß des Heftes sowie das<br />
Schubertsche „Heilig" sind wegen ihrer leich<br />
ten Aufführbarkeit besonders auch kleinen<br />
Chören oder Sängergruppen zugänglich, so<br />
wie sie sich immer wieder gerade bei Begräb<br />
nissen zusammenfinden."<br />
Nachfolgend zwei kleine Komponlstenportraits.<br />
Marco Antonio Ingegneri,<br />
geboren nach 1547 in Verona, gestorben am<br />
1. 7. 1592 in Cremona, war vermutlich Chor<br />
knabe zu Verona, an dem Vincenzo Ruffo seit<br />
1551 Kapellmeister war. Ruffo war wahrschein<br />
lich auch sein Lehrer, da der Domkapellmei<br />
ster gleichzeitig Maestro degli Accoliti war<br />
und Ingegneri sich neben Matteo Giovanni<br />
Asola unter diesen Accoliti befand. (NB Akoluthen,<br />
Akolythen, griech. akölouthoi = „Be<br />
gleiter", waren in der katholischen [und auch<br />
morgenländischen] Kirche ursprünglich die<br />
Begleiter des Bischofs an den Altar; sie tru<br />
gen Leuchter, Wein und Wasser. Heute sind<br />
sie die Inhaber der höchsten unter den vier<br />
niederen Weihen.). Ingegneri, seit mindestens<br />
1568 in Cremona ansässig, nannte sich 1576<br />
Musicis Cathedralis Praefectus. Am 18.j^''.<br />
1581 wurde er zum Maestro di Cappella^ •<br />
nannt. Er hatte einen bedeutenden Ruf als<br />
cantor, eccelentissimo musico und Violinspie<br />
ler, unter dessen Leitung neben dem Chor<br />
auch eine „Compagnia di suonatori, ordinata<br />
a modo di orchestra", aufgestellt wurde.<br />
Es ist bemerkenswert, daß der Bischof Nico<br />
iao Sfondrato, dem er 1576/1591 vier große<br />
geistliche Werke gewidmet hatte, Gönner des<br />
Meisters war. Dieser Bischof, ein Schüler des<br />
Kardinals Borromeo, hatte mehreren Sitzun<br />
gen des Konzils zu Trient beigewohnt und in<br />
Cremona zur Durchführung der Trienter Be<br />
schlüsse eine Diözesansynode abgehalten. Die<br />
Freundschaft mit diesem Kirchenfürsten, der<br />
1583 Kardinalpriester in Rom war und als<br />
Papst Gregor XIV nur 10 Monate und 10 Tage<br />
regiert hatte (1590/91), hat Ingegneri in sei<br />
ner kirchenmusikalischen Richtung beeinflußt.<br />
Seine 27 Karwochen-Responsorien sind bis<br />
zur Feststellung Haberls Palestrina zuge<br />
schrieben worden. Es ist überliefert, daß die<br />
Vorträge des Abtes Marc Antonio Amidano<br />
über Antiphonen, Responsorien und kirchli<br />
che Riten Ingegneri stark beeindruckt haben.<br />
Ingegneri war der Lehrer Monteverdis, ^ i<br />
dieser ausdrücklich als seinem Schüler^ a<br />
vier ersten Madrigalbücher widmete.<br />
Ingegneri gehört zu den bedeutendsten ober<br />
italienischen Komponisten im letzten Drittel<br />
des 16. Jahrhunderts. 164 Madrigale (244<br />
Sätze) sind von ihm überliefert. Die Kennzei<br />
chen seines Stiles entsprechen seiner Zeit:<br />
Die Form der Madrigale ist vom Text ange<br />
regt, aber sehr frei gestaltet. Die epigramma<br />
tische Schlußwendung tritt allmählich zurück.<br />
Kennzeichen seiner Zeit und des Komponi<br />
sten sind die rasch, musikalisch unvermittelt<br />
(weil textbedingt) wechselnden Rhythmen und<br />
Tempi. Hierin liegt ein Gegensatz zur instru<br />
mentalen Ganzonenliteratur und zur Instru<br />
mentalmusik des folgenden Jahrhunderts.
277<br />
Vom Text bedingt ist auch der ständige Wech<br />
sel von Homophonie und der in niederländi<br />
scher Schulung virtuos beherrschten, jedoch<br />
nie auf längere Strecken durchgeführten Polyphonie.<br />
Neben langsam nacheinander einset<br />
zenden Stimmen zu Anfang sind Partien imi<br />
tatorischer Einsätze beliebt. Kurze Wortillu<br />
strationen kosten die harmonischen Klangfar<br />
ben aus; sie schildern schmerzliche Ausrufe<br />
oder fromme Anrufe. In mehr als vierstimmi<br />
gen Werken werden die Stimmen wechselnd<br />
mehrchörig gruppiert. Ingegneri war kein har<br />
monischer „Avantgardist", hat aber von der<br />
Chromatik einen feinsinnigen und ausdrucksvoUen,<br />
wenn auch keinen häufigen Gebrauch<br />
lacht. Am kühnsten ist wohl die Verwen-<br />
QUhg des damals noch seltenen Des-Dur un<br />
mittelbar nach B-Dur auf das Wort „silentio"<br />
im ersten Buch der vierstimmigen Madrigale.<br />
Als Madrigalist hat Ingegneri einen Stil von<br />
schöner, manchmal schwermütiger Melodik<br />
entwickelt, die selten in motettischer Regel<br />
mäßigkeit stecken bleibt. Seine Wort-Ton-Malereien<br />
sind ausdrucksvoll und nicht übertrie<br />
ben. Ebenso bedeutend wie als Madrigalist ist<br />
Ingegneri als Kirchenkomponist gewesen. Be<br />
kannt wurden seine 27 Responsorien der Kar<br />
woche (1588), weil sie von Haberl unter dem<br />
ausdrücklichen Beisatz „opus dubium" dem<br />
32. Band der Werke Palestrinas einverleibt<br />
worden sind, bis Haberl 1897 Ingegneri als<br />
Komponisten feststellte. In der Form haben<br />
die Responsorien einen schwächer besetzten<br />
Mittelsatz „eine Art Trio im ursprünglichen<br />
Sinne" (Leichtentritt). Besonders schön ist<br />
„In monte oliveti", einfach und ergreifend und<br />
zu den genialsten Vertonungen des oft kom<br />
ponierten Textes zählend. Casimiri hat ge<br />
zeigt, daß chromatische Durchschreitungen<br />
wie D-moll — H-Dur Palestrina als Kompo<br />
nisten ausschließen.<br />
~^in der Neuausgabe von Pannain hervory^obenen<br />
satztechnischen Merkwürdigkeiten,<br />
verdeckte und nachschlagende Quinten und<br />
Oktaven, sind keine Schwächen, sondern wa<br />
ren erlaubt. —<br />
(Literaturhinweis: H. Engel in MUSIK IN GE<br />
SCHICHTE UND GEGENWART, Band 6, Seite<br />
1210—1215; Bärenreiter-Verlag, Kassel, Basel,<br />
London.)<br />
<strong>Der</strong> Chorsatz „O bone Jesu" ist unseren<br />
Sängern schon seit langem vertraut. Ich er<br />
innere mich noch gut, welch eine tiefe Wir<br />
kung gerade dieser motettenartige Satz in der<br />
romanischen St.-Andreas-Kirche hinterließ, als<br />
der KMGV in einer nicht so leicht zu verges<br />
senen Totenfeier seines früheren am 21.1.<br />
1956 verstorbenen Dirigenten Prof. Eugen<br />
Papst gedachte. Worauf nun die besondere<br />
Wirkung dieses Chorsatzes beruht, — ob sich<br />
unsere Sänger einmal Gedanken darüber ge<br />
macht haben? <strong>Der</strong> Satz steht in d-Moll, er<br />
beginnt mit dem Dreiklang der Oberdomi<br />
nante (a-cis-e), und diese Spannung (Domi<br />
nante — Tonika ) wird überraschend gelöst,<br />
indem nach A-Dur sofort d-Moll erklingt und<br />
danach über das kirchentonartliche (äolische)<br />
a-Moll — es steht in seltsamem, man möchte<br />
fast sagen, „romantischem" Gegensatz zu<br />
dem vorher erklungenen A-Dur — B-Dur er<br />
reicht wird (man ist geneigt es als Neapoli<br />
tanische Sext zu empfinden) und über ein<br />
latent erklingendes F-Dur der erhabene Name<br />
„Jesu" in hellem C-Dur sanft aufleuchtet.<br />
Wenn dann nach einer Halben-Pause über<br />
F-Dur (in weiter Lage) — C-Dur und sequenz<br />
artig absteigenden Sekundakkorden, in denen<br />
a-Moll und g-Moll ganz flüchtig anklingen,<br />
wieder A-Dur erreicht wird — diesmal mit der<br />
Terz in der Oberstimme dann haben wir<br />
beim Singen und Hören den Eindruck, daß<br />
hier in einer runden, geschlossenen Form<br />
eine gültige Aussage gemacht wird, die mu<br />
sikalisch vom Wort hergeprägt ist, und in der<br />
der Anruf („O bone Jesu") und die Bitte<br />
(„miserere nobis") in vollendetem Ebenmaß<br />
nebeneinander stehen und somit formal ge<br />
sehen eine Einheit bilden. Solche Einheiten,<br />
denen im einzelnen hier aus Raumgründen<br />
nicht nachgegangen werden kann — der Sän<br />
ger möge es für sich einmal versuchen —, bil<br />
den auch die weiteren Abschnitte: „quia tu<br />
creasti nos, tu redemisti nos (mit einem be<br />
merkenswerten rhythmisch gegliederten, kur<br />
zen Motiv im 2. Tenor) und „sanguine tuo<br />
pretiosissimo". Wie hier auf dem Wort „pretiosissimo"<br />
— ich möchte fast sagen — „leit<br />
motivisch" die zu Beginn erklungenen harmo<br />
nischen Spannungsverhältnisse mit ihrer Ent<br />
spannung noch einmal wiederholt werden, das<br />
zeugt nicht nur von einer bewußt angestrebten<br />
musikalischen Ausdeutung des Wortes, son<br />
dern auch von einer überlegenen formalen<br />
Gliederung des ganzen Satzes, der in der<br />
hohlen Quinte d — a ausklingt, also jene bei<br />
den Töne herausstellt, deren Tonika-Akkorde<br />
das Spannungsfeld des Anfangs bilden.<br />
Tomas Luis Victoria,<br />
auch Thomas Ludovico da Vittoria genannt —<br />
geb. zw. 1548-1550 zu Avila, gest. am 27.8.<br />
1611 zu Madrid —, ein spanischer Komponist,<br />
war wahrscheinlich Chorknabe an der Kathe<br />
drale seiner Vaterstadt und hat dort auch
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seine erste musikalische Ausbildung erhalten.<br />
Schon in jungen Jahren (1565) begab er sich<br />
— wie ein Großteil der spanischen Musiker —<br />
nach Rom und wurde Schüler des Collegium<br />
Germanicum. Die bisher angenommene musi<br />
kalische Unterweisung durch seine Landsieute<br />
Escobedo und Morales ist fraglich und durch<br />
nichts gesichert. Dagegen dürfte Victoria, der<br />
auch im Römischen Seminar seine Studien<br />
fortsetzte, an diesem den Unterricht von Palestrina<br />
genossen haben. Ab 1569/70 wirkte<br />
er als Organist und Kapellmeister an der Kir<br />
che Santa Maria di Monserrato in Rom und<br />
wurde 1571 als Nachfolger Palestrinas, mit<br />
dem er befreundet war, Musiklehrer am Rö<br />
mischen Seminar. Weitere Daten aus dem Le<br />
ben Victorias; 1573 Kapellmeister am Colle<br />
gium Germanicum und bald darauf an S. Apollinare.<br />
1575 erhielt er die geistlichen Weihen,<br />
1578 wurde er Geistlicher an der Kirche<br />
S. Girolamo della Caritä. 1578 Rückkehr nach<br />
Spanien. Ab 1596 war er Organist und Thea<br />
ter-Kapellmeister der Kaiserin Maria, die sich<br />
in das Kloster der Descalzas Reales zurück<br />
gezogen hatte. Nach dem Tode der Kaiserin<br />
(1603), zu dem Victoria seine Missa da Re<br />
quiem schrieb, trat er in den Dienst ihrer<br />
Tochter Margarita, die im gleichen Kloster<br />
lebte.<br />
Neben Magnifikat-Kompositionen, Responsorien<br />
(in der kath. Liturgie die Antwortgesänge<br />
des Chores auf Priesterworte, die im Stunden<br />
gebet auf die Lesungen folgen, in der evang.<br />
Liturgie der Wechselgesang zwischen dem Liturgen<br />
— Kantor, Chor — und der Gemeinde)<br />
und dem Officium Hebdomadae Sanctae<br />
(Stundengebet in der kath. Liturgie, das an<br />
gewisse Stunden des Tages bezw. der Woche,<br />
hebdomada (griech.), gebundene liturgische<br />
Gebet der Kirche) umfaßt Victorias Schaffen<br />
20 Messen, 40 Motetten und 34 Hymnen. Sein<br />
Stil steht in großer Nähe zu dem Palestrinas.<br />
Wenn ihm „Mystik in der Ausdrucksgebung"<br />
zugesprochen wird, so ist damit die nationale<br />
Eigenart seiner tiefen religiösen Kunst be<br />
zeichnet. Es liegt aber in ihr eine Verbindung<br />
italienischer und spanischer Elemente, die in<br />
der Tätigkeit spanischer Musiker in der päpst<br />
lichen Kapelle begründet ist. Auch wurde der<br />
größte Teil der Kompositionen von Victoria in<br />
Rom gedruckt. (Literaturnachweis: Riemann<br />
Musik-Lexikon, 2. Band/1961, Mainz, S. 850)<br />
Das Werk Victorias zeigt wie auch das von<br />
Ingegneri Bestrebungen, die Vieltextigkeit<br />
kirchlicher Werke (also auch „Wortpolyphonie")<br />
sowie die weltlichen Einflüsse zu besei<br />
tigen und dadurch den Grundtext als geist<br />
l iches Gut klar hervortreten zu lassen.<br />
Diese Bestrebungen entsprechen somit den<br />
Beschlüssen des Konzils von Trient. Victorias<br />
Scnaffen fällt noch in jene Zeit, als durch die<br />
italienischen Städte der Geist der Erneuerung<br />
wehte. Rom, Venedig, Mailand und vor allem<br />
Florenz sind die Städte, in denen die neue<br />
Musik jener glanzvollen Epoche, die wir die<br />
Renaissance nennen, triumphiert. Sie ist die<br />
Reaktion gegen eine Polyphonie, die schon<br />
mehr Handwerk als Kunst und dem Volk<br />
fremd geworden war. Hier war ein Prinzip<br />
zum Maximum seiner Entwicklung gelangt —<br />
Messen mit 20 und 30, ja bis zu 90 verschie<br />
denen Stimmen, innerhalb deren die gei.jrvollsten<br />
Spielereien geboten wurden —, I<br />
wurde auch dieses Mal durch das entgegen<br />
gesetzte Prinzip bedroht und abgelöst. „Die<br />
harten Linien des strengen Kontrapunktes<br />
werden geschmeidig und formen die neue<br />
Harmonie, über die sich schlicht und liedhaft<br />
die neue Melodie wölbt. Vielleicht ist es sym<br />
bolisch, daß der Kontrapunkt in den rauheren<br />
Regionen des Nordens entstand, und das un<br />
ter der südlicheren Sonne Italiens nun die<br />
Harmonie geboren wird" (Kurt Rahlen).<br />
Die „ I m p r o pe r I e n " - die Klage des<br />
Heilands über die von seinem Volk ihm an<br />
getane Schmach —, Gesänge der katholischen<br />
Karfreitagsliturgie, gehen textlich bis ins 4.<br />
Jahrhundert zurück. Die gregorianischen Me<br />
lodien stammen aus dem 9. und 10. Jahrhun<br />
dert. Neben Palestrina hat auch Victoria die<br />
sen ergreifenden Text vertont. In der von uns<br />
gesungenen Form weisen sie jenen schlichten<br />
und liedhaften Charakter auf, der bezeichnend<br />
für die Schreibweise der Zeit nach 1500 in<br />
Italien ist. Es sind einfache harmonische Ver<br />
hältnisse, die die in ruhigem, jedoch nie<br />
schleppendem Allabreve-Zeitmaß fortschrei<br />
tenden Akkordblöcke, die eine einfache Ge<br />
sangslinie stützen, aufweisen; man vergleich<br />
nur den Beginn des Chorsatzes „Popufcmeus",<br />
in welchem — fast einer schulmäßigen<br />
Übung im Ausschreiben von bezifferten Bäs<br />
sen ähnlich - auf G-Dur (es erklingt ohne ein<br />
förmig und eintönig zu wirken in sieben nach<br />
einander folgenden, nur rhythmisch geglieder<br />
ten Akkorden!) dessen Paralleltonart e-Moll<br />
folgt, darauf die Dominante von e-Moll, h-Moll,<br />
das Wort „tibi" bedeutungsvoll unterstreicht,<br />
und danach über einen durch die Stimmfüh<br />
rung gebrochenen Dominantseptakkord wie<br />
der G-Dur erreicht wird. Das alles ist (schein<br />
bar) so einfach, ist so schlicht und so bewußt<br />
ohne Effekt „gemacht", die einfachen, klaren<br />
Harmoniefolgen fließen so selbstverständlich<br />
ineinander über und sind von einer so ergrei-
281<br />
fenden Wirkung, von einer fast kühlen Feier<br />
lichkeit und tiefen Religosität erfüllt, daß sich<br />
auch an diesem kleinen Beispiel der Grund<br />
satz bestätigt, daß alles Große einfach ist. <strong>Der</strong><br />
Wechsel von großem und kleinem Chor er<br />
höht noch die Wirkung des Klanglichen, be<br />
tont die textliche und musikalische Aussage<br />
und wird gleichsam zum Spiegelbild der Har<br />
monien, die in den vollkommenen Maßen in<br />
der Architektur der Kirchen aus jener Zeit zum<br />
Ausdruck kommen. Einfach ist auch —um noch<br />
ein Beispiel zu nennen — die parallele und<br />
imitatorisch geführte Stimmbewegung bei „miserere<br />
nobis", — und doch, welche bezwin<br />
gende Aussagekraft und Eindringlichkeit hat<br />
diese Stelle!<br />
Stellt dieser Chorsatz auch keinerlei Schwie<br />
rigkeiten im rein Musikalischen an die Sänger,<br />
— sie werden aber inzwischen gemerkt haben,<br />
wie schwer es ist, die „Improperien" klang<br />
l ich zu realisieren, der Dynamik und dem<br />
Alla-breve-Zeitmaß gerecht zu werden. Alles<br />
Große ist einfach, — und doch, wie schwer ist<br />
es, das Einfache zu gestalten!<br />
Br.<br />
3<br />
Vor fünfundzwanzig Jahren . . .<br />
Anmerkungen zu einer Pressenotiz aus unseren Tagen<br />
Mitten im Krieg, in den die Völker Europas<br />
verwickelt waren, wurde der KÖLNER-MÄN<br />
NER-GESANG-VEREIN hundert Jahre alt. We<br />
gen der damit verbundenen unglücklichen Ge<br />
schehnisse ist der festlichen Corona seiner<br />
zeit vielleicht bei der einen oder anderen Ge<br />
legenheit der dem Anlaß eigentlich gebüh<br />
rende höchste gesellschaftliche Glanz versagt<br />
geblieben. Das jedoch verliert an Bedeutung,<br />
weil das Jahrhundertfest des KMGV ein auch<br />
von anspruchsvollen, urteilsfähigen Leuten viel<br />
beachtetes musikalisches Ereignis ersten Ran<br />
ges gewesen ist.<br />
„Das 100. mußte wegen der Zeitumstände aus<br />
fallen", schrieb kürzlich eine Kölner Zei<br />
tung. Dieser Widerspruch läßt sich nur so er-<br />
' ~^n, als hier der Reporter (C. Eck) Herrn<br />
^ JfMax Adenauer, unseren verehrten Präsi<br />
denten, ganz offensichtlich falsch zitiert hat.<br />
Es ist wohl kaum daran zu zweifeln, daß Dr.<br />
Adenauer, dessen echte Verbundenheit zum<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN wir alle<br />
kennen, sich auch über das informiert hat, was<br />
damals trotz aller Schwierigkeiten geboten<br />
worden ist.<br />
Außer den großartigen musikalischen Darbie<br />
tungen im Jubiläumsjahr zeugt das als wür<br />
diges Dokument in einigen Exemplaren noch<br />
erhalten gebliebene Festbuch „100 Jahre<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN" von bei<br />
spielhafter Aktivität selbst in schweren Jah<br />
ren. Den Idealisten, die dieses Werk zustande<br />
brachten, dürfen wir heute noch dankbar sein.<br />
Das erste Jubelkonzert wurde zweimal im<br />
Gürzenich aufgeführt und wenige Tage später<br />
am 3. März 1942 in der Messehalle wieder<br />
holt. Unter Leitung von Professor Eugen<br />
Papst, einem der großen Dirigenten des<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREINS erklan<br />
gen außer bedeutenden Werken alter Meister<br />
einige dem KMGV gewidmete Chöre von Paul<br />
Graener, Richard Strauss, Hans Pfitzner,<br />
Eugen Papst, August v. Othegraven, Heinrich<br />
Zöllner und Richard Trunk.<br />
Schließlich sei noch die festliche Aufführung<br />
der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg"<br />
am 28. April 1942 erwähnt. Die Stadt Köln<br />
hatte zu dieser Aufführung „anläßlich der<br />
Hunderjahrfeier des KÖLNER MÄNNER-GE-<br />
SANG-VEREINS" namentlich eingeladen. Das<br />
damalige Ensemble der Kölner Oper spielte<br />
im Rahmen seiner planmäßig künstlerischen<br />
Verpflichtungen mit Begeisterung zum Anlaß<br />
eines rühmlichen Ereignisses im Musikleben<br />
Kölns. Werner Alsen, der mit seinem schönen<br />
Tenor und seiner meisterhaft beherrschten<br />
Kunst des Schauspiels als „David" wirkte, er<br />
innert sich heute noch, daß „z. B. jeder der<br />
mitwirkenden Künstler vom KÖLNER-MÄN<br />
NER-GESANG-VEREIN zum Dank eine kleine<br />
Kiste erlesenen Weines bekommen hat".<br />
Unsere älteren Sangesfreunde, die diese für<br />
jene düstere Zeit so besonders erhebenden<br />
Ereignisse miterlebt und -gestaltet haben,<br />
könnten die hier skizzierte, gewiß lückenhafte<br />
Rückschau aus ihrer Erinnerung trefflich er<br />
gänzen und abrunden.
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Immerhin ist unser Hundertjähriges im Kriegs<br />
jahr 1942 mit verhältnismäßig viel Glanz, ganz<br />
bestimmt aber sehr sang- und klangvoll ge<br />
feiert worden.<br />
Mit unserem von uns musikalisch hochge<br />
schätzten und menschlich so verehrten jungen<br />
Meister Professor Hermannjosef Rübben be<br />
mühen wir uns jetzt darum, das für 1967 be<br />
vorstehende hundertfünfundzwanzigjährige Ju<br />
biläum der oft gerühmten Tradition und der<br />
erwünschten musikalischen Zukunft des KÖL<br />
NER MÄNNER-GESANG-VEREINS gemäß zu<br />
gestalten.<br />
Schade, wenn 1992 dann der Reporter einer<br />
stadtkölnischen Zeitung ähnlich schreiben<br />
würde, wie hier zitiert, „Zeitumstände" haben<br />
wir ja jetzt auch. Wenn auch Gott sei Dank<br />
keine lebensgefährlichen wie damals. In un<br />
serer Zeit gibt es ganz andere Schwierigkei<br />
ten. Unsere musikverständigen jungen Groß<br />
städter sind bekanntlich nicht mehr so ohne<br />
weiteres für den Chorgesang zu gewinnen.<br />
Auch um die finanziellen Mittel steht es heut<br />
zutage nicht so gut wie in den Jahren und<br />
Jahrzehnten bis zum eingangs besprochenen<br />
Ereignis. Allein das erstaunliche Wiederauf<br />
bauwerk Haus Wolkenburg bürdet dem KMGV<br />
ganz erhebliche Lasten auf. Trotz dankens<br />
werter öffentlicher und privater Förderung.<br />
Es ist also besonders erfreulich, daß sich trotz<br />
mancher menschlichen und sachlichen Proble<br />
matik heute wie ehedem allwöchentlich<br />
reiche Sangesfreunde in unserem nef<br />
Haus Wolkenburg einfinden und sich mit fi%udigem<br />
Eifer der Fortsetzung schöner, wertvol<br />
ler Überlieferungen widmen.<br />
F. K.<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage im Monat Dezember <strong>1966</strong><br />
6.12. 70 J Nikolaus Kudella, akt. Mitglied<br />
13.12. 75 J Julius Pfeter Hahn, inakt. Mitglied<br />
17.12. 55 J Dr. Paul Bernd Freitag, inakt.<br />
Mitglied<br />
18.12. 88J Peter Veith, akt. Mitglied*)<br />
22.12. 60 J Hans Breuer, inakt. Mitglied<br />
Neuaufnahme<br />
Als neue aktive Mitglieder im 1. Tenor be<br />
grüßen wir:<br />
Herrn Max Rosmiarek, Realschullehrer, Köln-<br />
Holweide, Zillestr. 73, Ruf: 61 81 71 und<br />
Herrn Albert Kreutz, Abteilungsleiter, (5023)<br />
Weiden/b. Köln, Rich.-Wagnerstr. 14, Ruf: Fre<br />
chen 7 63 42.<br />
*) nichtausübender Sänger<br />
Als neue inaktive Mitglieder begrüßen wir:<br />
Herrn Karl Grün, Kaufmann, (505) Porz-Wahn,<br />
Auf der Bitz 13, Ruf: 6 41 98.<br />
Herrn Rechtsanwalt Johannes F. Wilpert, Köln-<br />
Marienburg, Lindenallee 66, Ruf: 37 <strong>46</strong> 84.<br />
Ferner die Firma Bahnhofsbuchhandlung (jf<br />
hard Ludwig, Köln, Hauptbahnhof.<br />
Wiederaufnahme<br />
Hansbert Trumm, Köln-Ehrenfeld,<br />
Str. 52, aktives Mitglied, 1. Bass.<br />
Adressen-Änderung<br />
Mechtern-<br />
Joseph Hahn, (akt. Mitglied), neue Privatan<br />
schrift: (5038) Rodenkirchen/b. Köln, Brücken<br />
straße 28, Ruf: 30 24 15.<br />
Eugen Heitz, (akt. Mitglied), jetzt: Köln-Brück,<br />
Waldbröler Straße 15, Ruf: 8412 52.<br />
Alfred Leineweber, (akt. Mitglied), jetzt: Köln,<br />
Lützowstr. 27, Ruf: 24 19 25.
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Wir beklagen in tiefer Trauer den Heimgang<br />
unseres Sangesbruders<br />
Bruno Siatosch<br />
Lehrer i. R.<br />
geb. am 21. 9. 1891, gesf. am 13. 9. <strong>1966</strong><br />
<strong>Der</strong> Verstorbene war geborener Schiesier. Die Ausbildung als Lehrer erhielt er im<br />
Seminar zu Leobschütz. Gar bald zeigte sich dort seine Musikalität als Leiter des<br />
Seminarorchesters. Die großen Hoffnungen für die Zukunft, in den drei ersten Dienst<br />
jahren 1911—1914 gehegt, zerstörte der Krieg, den er 4 Jahre als Soldat erlebte. Nach<br />
Kriegsende folgten unruhige Grenzkämpfe in Cberschiesien, nach denen er die Be<br />
rufstätigkeit in der Heimat, später in Berlin, wieder aufnehmen konnte. Musikalisches<br />
Wirken ermöglichten ihm die Mitgliedschaft im bedeutenden Königshütter Lehrerge<br />
sangverein und die Gründung eines Cuartetts in Bad Langenau, das durch Kurkon<br />
zerte recht bekannt wurde.<br />
1927 kam er von Berlin nach Köln. Neben der Schularbeit lockten wieder Aufgaben<br />
musikalischer Art. 1928 wählten ihn ein Kirchenchor und ein KGV zum Dirigenten.<br />
Seine Fähigkeit als feinsinniger Begleiter von Solisten brachten ihm vielfache An<br />
erkennung. Mitglied in KMGV wurde er 1937.<br />
Im 2. Weitkrieg war er wiederum Soldat. Ais Hauptmann und Batt.-Adjudant wurde er<br />
bei Kriegsende im Csten entlassen und lernte nun in vollem Maße das Fiüchtlingselend<br />
kennen. In Köln angekommen, nahm er in Köin-Merkenich seine Schul- und<br />
Dirigententätigkeit wieder auf, auch über seine Pensionierung hinaus, in seinem Chor<br />
ehrte man ihn mit der Ernennung zum Ehrendirigenten.<br />
Ein langes Leiden trübte seine letzten Jahre. Acht Tage vor seinem 75. Geburtstage<br />
erlöste ihn der Tod. Auf dem Nordfriedhof in Köln fand er seine letzte Ruhestätte.<br />
Wir wollen ihm ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand
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Engelbert Schneider, (akt. Mitglied), jetzt: Köln-<br />
Pesch, Jacobusstr. 22.<br />
Frau Christa Unkel, Köln-Heimersdorf, Hei<br />
mersdorfer Weg 21, Ruf: 79 97 48, ab 1. Januar<br />
1967, Ruf; 701212.<br />
des BUNDESAMTES FÜR DIE ANERKEN<br />
NUNG AUSLÄNDISCHER FLÜCHTLINGE in<br />
Nürnberg übertragen. Herzlichen Glück<br />
wunsch! Trotz räumlicher Entfernung bleibt<br />
Herr Bender dem KMGV als nicht ausübender<br />
aktiver Sänger treu."<br />
Regierungspräsident a. D. Franz Grobben,<br />
Köln, inakt. Mitglied (wg. Wohnungswechseis)<br />
Günther Kelpin, Köin-Süiz, Daunerstr. 1.<br />
2. Tenor<br />
Dr. jur. Hans Heinz Herpers, Köin-Vogeisang,<br />
[2. Tenor] (aus gesundheitlichen Gründen).<br />
Paul Ossenbach, Köin-Kiettenberg, inakt. Mit<br />
glied.<br />
Geburtsanzeige<br />
Sangesbruder Helmut Otto und Gemahlin,<br />
Frau Erika Otto zeigten am 9. 10. <strong>1966</strong> die<br />
Geburt ihres Töchterchens Petra an. <strong>Der</strong><br />
Mutter und dem gesunden Sonntagskind gel<br />
ten unsere herzlichen Glück- und Segens<br />
wünsche.<br />
Ernennung:<br />
„Unser aktives Mitglied Oberregierungsrat<br />
Eberhard Bender ist zum Regierungsdirektor<br />
ernannt worden. Gleichzeitig wurde ihm mit<br />
Wirkung vom 20. Oktober <strong>1966</strong> die Leitung<br />
Todesfall<br />
Sangesbruder Kurt Vantler beklagt den Tod<br />
seines Schwiegervaters des Herrn Gottfried<br />
Buchmülier, weicher am 12. 10. <strong>1966</strong> kurz vor<br />
Vollendung seines 90. Lebensjahres an den<br />
Folgen eines tragischen Verkehrsunfalles ge<br />
storben ist. <strong>Der</strong> Vorstand des KMGV sprr 'v<br />
den Angehörigen herzliche Anteilnahme r f<br />
Todesfall:<br />
ünser inaktives Mitglied, Herr Martin Breuer,<br />
Bundesbahn-Oberinspektor i. R., ist am 7.11.<br />
<strong>1966</strong> nach langem, schweren Leiden im Alter<br />
von 76 Jahren gestorben. Martin Breuer ge<br />
hörte seit dem 1.1.1921 dem KMGV als inak<br />
tives Mitglied an. <strong>Der</strong> Vorstand des Vereins<br />
sprach den Angehörigen tiefempfundene An<br />
teilnahme aus.<br />
Wir werden dem lieben Verstorbenen, der<br />
45 Jahre ein treues Mitglied unseres Vereines<br />
war, ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
NB. Den Nachruf für Bruno Siatosch schrieb<br />
Sgbr. Johannes Pütz.<br />
Dank und Glückwunsch für Heinz Bremm<br />
Sängerbund für Wien und Niederösierreich drückte Anerkennung aus<br />
Zu dem Jubiläum unseres <strong>Burgbote</strong>-Redak<br />
teurs Heinz Bremm sind wohlverdiente Glück<br />
wünsche und Dankesschreiben eingegangen.<br />
Aus ihnen allen geht hervor, wie sehr gerade<br />
die publizistische Arbeit unserer Chorzeit<br />
schrift aligemein geachtet und anerkannt wird.<br />
Dies ist das Verdienst unseres aktiven Mit<br />
gliedes Heinz Bremm, der mit Sorgfalt und<br />
Gründlichkeit für Gehalt und Form des Burg<br />
boten verantwortlich zeichnet. Er hat dieser<br />
Zeitschrift sein Gepräge vermittelt, ünd auch<br />
ich als musikalischer Leiter unseres Chores<br />
möchte an dieser Stelle gerne ein Schreiben<br />
veröffentlicht sehen, in dem Hofrat Prof. Ernst<br />
Meitner vom Bundesvorstand des Sängerbun<br />
des für Wien und Niederösterreich mustergül<br />
tig das formuliert, was unsere Mitglieder und<br />
Freunde des Chores in diesen Tagen Herrn<br />
Bremm zu danken haben.<br />
Prof. Hermannjosef Rübben<br />
Dirigent des KMGV
289<br />
Sttnoecbunl» füt fflien utia tlicaecaitmelili<br />
SJlitgticb bc« f 6fingct6unbed"<br />
'2^ u n b e ö r 0 n; l e i:<br />
itarnlncr 6ttQgc 51, I. ©tocf<br />
1010 SBicn I<br />
tdcpljon: 52-23-48<br />
'T^oftfpaTfaffen-Aonto 86.332<br />
itan;leiftunben: SJlontag biä (ftdtag<br />
bon 9 biö 18 Übe<br />
'Vien, 15, September <strong>1966</strong><br />
Herrn<br />
Heinz Brem<br />
Am Hohwinkel 9<br />
D-5064 Rösrath/Bez. Köln<br />
LIEBER, HOCHVEREHRTER 3ANCESPREUND!<br />
Namens des Sängerbundes für Wien und Niederösterreich<br />
und ebenso im eigenen Namen möchte ich Ihnen zu Ihrem<br />
BURGBOTE-JUBEILÄHM herzlichst gratulieren.<br />
Immer wieder ist es ein wahres Labsahl, in einer Zeit for<br />
maler und sachlicher Verflachung Ihre hochinteressanten<br />
und mit äußerst kundiger Peder redigierten Beiträge zu<br />
studieren. <strong>Der</strong> Kölner Männergesangverein hat in Ihnen<br />
zweifellos eine seiner stärksten Stützen und einen seiner<br />
rührigsten Proponenten.<br />
Dazu geht der KMGV seiner 125 Jahrfeier entgegen, für<br />
deren Verlauf ich schon jetzt vollstes Gelingen ansehe.<br />
Wäre es möglich, an diesem zweifellos denkwürdigen Ereignis<br />
teilzunehmen?<br />
Ihnen wünsche ich noch recht viele schaffensfrohe J,ahre in<br />
Gesundheit und Wohlergehen und bin, verehrter Sangesfreund,<br />
in älter Sängerverbundenheit<br />
Hofr'at Prt3:^ ErYfst<br />
Bund vor stand
miti tien cjenet^l&n ^^e^etn<br />
j\^itcltzicltteitl>lalIca<br />
Aa^e i'ch nti'itteii Itezjltclteit an üt daA ■^tenndltcle CjeAenken..<br />
wtli anch wcilezitfii (eniüli (letlett, Aeit einmal euiije —<br />
Aclla^eiten. wedezjiujelen, den nnACz Sl^tTi^eitl^<br />
dd.{'tllenf wiitdiijeitd ci^ui^elielßen mtd ^^ezz<br />
(—"^aAl ^idetittet,<br />
"Idhen, in a ItelenAwhzAujeT gleise nnetknnitl Italen.<br />
dddelnj ^zentnt<br />
Abschied von Wieland Wagner<br />
Die Nachricht vom Tode Wieland Wagners hat<br />
nicht nur die Freunde der Kunst Richard<br />
Wagners bestürzt und tief bewegt, sondern<br />
auch alle Freunde des musikalischen Thea<br />
ters überhaupt. Aus der ganzen Welt trafen<br />
ergriffene Stellungnahmen ein zum Tode „des<br />
universalen Theatermannes, der die größten<br />
Künstler der Welt um sich versammelte, und<br />
kaum einer war dabei, der nicht fasziniert ge<br />
wesen wäre von der ungewöhnlich befruch<br />
tenden Zusammenarbeit mit diesem genialen<br />
Regisseur, diesem Außenseiter, der das Thea<br />
terhandwerk im besten Sinne als Dilettant be<br />
gann und es zu einer Meisterschaft brachte,<br />
die ihn in die allererste Reihe der deutschen<br />
Opernlnszenatoren führte". (Günter Bendig in<br />
seinem Nachruf „Wagners Werk ließ ihn nicht<br />
mehr los", ersch. I. d. „Kölnischen Rund<br />
schau" vom 18. 10.<strong>1966</strong>).<br />
Aus den Stimmen zu Wieland Wagners Tode<br />
greifen wir die Worte des Chormeisters von<br />
Bayreuth, von Chordirektor Wilhelm Pitz,<br />
heraus, welcher mit unserem Verein viele<br />
Jahre (1949-1957) in fruchtbarer künstleri<br />
scher Arbeit verbunden war. Lapidar und aus<br />
ehrlichster Überzeugung sagte er nur: „Er<br />
gab mir und allen anderen unvergeßliche An<br />
regungen".<br />
Für Wieland Wagner war ja Wilhelm Pitz nicht<br />
nur der unvergleichliche Chormeister von<br />
Bayreuth, sondern auch der auf seine Welse<br />
und In seinem Bereiche mitgestaltende Kür<br />
ler, der es In all den Jahren verstand, deir<br />
Chor, der In Wagners Werk nie eine beiläu<br />
fige Rolle spielt, sondern weitmehr eine we<br />
sentliche dramatische Aufgabe hat und zu<br />
weilen am ehesten noch mit dem Chor der<br />
griechischen Tragödie zu vergleichen ist<br />
(„Götterdämmerung", „Parsifal"), in Deklama<br />
tion, Phraslerung unti Dynamik musikalisch so<br />
zu schulen und vorzubereiten, daß er wohl<br />
ausgerüstet sich in die Personenführung Wie<br />
lands einfügte, welcher „mit geradezu ingrim<br />
miger Lust die alten, überlieferten Schablo<br />
nen zerstörte; er sah die Gestalten der Wag<br />
nerischen Werke in ganz neuem Licht, er<br />
spürte den psychologischen Untergründen<br />
nach und bestach durch immer neue Varian-<br />
I
291<br />
ten, die jedoch stets auf die jeweiligen Sän<br />
gerpersönlichkeit abgestimmt waren" (G. Ben<br />
dig).<br />
Wilhelm Pitz leitete bei der Trauerfeier auf<br />
der Bühne des Bayreuther Festspielhauses<br />
das Festspielorchester und den Festspielchor<br />
und dirigierte in „abgeklärter Weisheit"<br />
(G. B.) den tröstlichen Schluß aus der Mat<br />
thäuspassion. Was G. Bendig in der „Köln<br />
nischen Rundschau" vom 22. 10. <strong>1966</strong> über die<br />
Wahl gerade dieser Trauermusik schrieb, ist,<br />
wie uns scheinen will, nicht zuletzt auch eine<br />
Anerkennung der künstlerischen Arbeit und<br />
»s feinen Taktgefühls des Bayreuther Chor<br />
al sters:<br />
c<br />
„Johann Sebastian Bach ist bisher noch nie<br />
in Richard Wagners 90 Jahre altem Festspiel<br />
haus auf dem Grünen Hügel erklungen. ,Wir<br />
setzen uns mit Tränen nieder' — daß man<br />
diesen ebenso ergreifenden wie tröstlichen<br />
Chor aus der Matthäuspassion gewählt hatte,<br />
zeugt nicht nur von feinem Taktgefühl, son<br />
dern auch von der geistigen Wandlung, die<br />
Bayreuth seit 1951 durchgemacht hat. <strong>Der</strong><br />
Trauermarsch aus der ,Götterdämmerung', an<br />
den wohl auch gedacht worden war, hätte an<br />
dieser Stelle fatale Erinnerungen heraufbe<br />
schworen".<br />
Wieland Wagner wurde am 21. Oktober um<br />
13 Uhr auf dem Stadtfriedhof, neben seinem<br />
Vater Siegfried, zur letzten Ruhe gebettet. BB.<br />
Jahrgedächtnis<br />
Das erste Jahrgedächtnis für unseren lieben, unvergessenen Sangesbruder<br />
DR. ALFONS DAVIDTS<br />
wird gehalten am Samstag, dem 10. Dezember <strong>1966</strong> um 9 Uhr In der Kirche<br />
St. Mauritius, Mauritius - Kirchplatz 9, gegenüber „Haus Wolkenburg"<br />
<strong>Der</strong> Vorstand<br />
<strong>Der</strong> BB bietet im Anzeigenteil eine Auslese des Guten. Aber erst eine<br />
stärkere Beteiligung der Inserenten, die sich durch ihre Ankündigungen und<br />
mit ihren Erzeugnissen zum Qualitätsbegriff bekennen, erlaubt eine Auswei<br />
tung der Text- und auch der Bildbeiträge. Eine Vergrößerung des<br />
Anzeigenteils gibt einerseits Anregung für die vielen schönen und angeneh<br />
men Dinge des Lebens, andererseits aber auch mehr Platz für den redaktio<br />
nellen Teil. Den jetzigen Inserenten sagen wir unseren besonderen Dank: Sie<br />
leisten einen entscheidenden Beitrag zur Förderung unseres Nachrichtenblattes!
292<br />
Beim Sterbefall<br />
rufen Sie1^<br />
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Gesellschaftsabend des KMGV am 15. Oktober <strong>1966</strong><br />
Gesellschaflsabend des KMGV am 15.10.<strong>1966</strong><br />
Nach der Begrüßung der Gäste durch den<br />
Vizepräsidenten des Vereins, Heinz O d e n -<br />
dahi , gab der quasi auf Kammerbesetzung<br />
reduzierte Chor als Auftakt einige Kostproben<br />
aus dem Programm des diesjährigen Winter<br />
konzertes. Unter der sicheren und formenden<br />
Leitung unseres Vizedirigenten, Dr. Be<br />
cher, erklangen Schumanns Ritornell „Die<br />
Rose stand im Tau" (op. 65 Nr. 1/1847) und<br />
das erste der 6 Lieder für vierstimmigen Män<br />
nergesang (op. 33/1840), „<strong>Der</strong> träumende See"<br />
sowie Schuberts poetischer Chorsatz „Die<br />
Nacht" (op. 17, Nr. 4). Die Sänger hatten auch<br />
das letzte Wort im offiziellen Programm mit<br />
den Jägerchören aus Webers „Euryanthe"<br />
und „Freischütz".<br />
Daß auf einem Gesellschaftsabend auch der<br />
Chor — wenngleich auch in „Kammerbeset<br />
zung" - mit künstlerisch anspruchsvollen<br />
Darbietungen wieder in Erscheinung trat, wur<br />
de anerkennend gewürdigt. Wir hoffen sehr,<br />
daß Gesangsvorträge dieser Art künftig mit in<br />
das Programm eines solchen oder auch ähn<br />
lichen Abends einbezogen werden.<br />
Das Hornquartett des Gürzenich-Orche<br />
sters mit den Herren Günther Schöfisch, Gün<br />
ther Rietschel, Kurt Stein und Heinrich Jahn<br />
blieb in den Weberchören dem romantischen<br />
Hornkiang nichts schuldig.<br />
Günter Marx war der Instrumentalsoiist<br />
des Abends. Mit der Romanze für Violine in<br />
F-Dur, op. 50 (1802), von Beethoven, einem<br />
gefühlvollen Adagio cantabile — gewisserma<br />
ßen dem „weiblichem" Gegenstück zur „männ<br />
lichen" Romanze in G-Dur — und dem Finale<br />
der schönen viersätzigen Sonatine in G-Dur<br />
für Violine und Klavier von Dvoräk - die<br />
„amerikanische" Komposition Dvoräks, die die<br />
Jubiiäumsnummer 100 trägt, entstand Ende<br />
1893 in New York und ist für seine Kinder ge<br />
schrieben und ihnen gewidmet — setzte er<br />
den zu Beginn angeschlagenen kammer<br />
musikalischen Ton fort. Freundlicher Beifall<br />
galt seinem meisterlichen Spiel, nicht minder<br />
aber auch seinem mitgestaltenden Begleiter<br />
Friedrich Spieß, der es verstand, den Kiavierauszug<br />
des Orchesterparts der Beethoven-<br />
Komposition ebenso ansprechend zu gestal<br />
ten wie den Klaviersatz der Dvoräk-Sonatine.<br />
Das Zusammenspiel beider Künstler ließ den<br />
Charakter der instrumentalen Romanze — sie<br />
ist ja ursprünglich ein (süd)romanisches Lie<br />
beslied — klar erkennen; Sie ist eine weniger<br />
durch Form als durch weiche, lyrische Stim<br />
mung bestimmte Komposition.<br />
Sangesbruder Heinz-Josef Jansen rief<br />
zwei Gesangsvorträgen die Erinnerung _/i<br />
zwei bedeutende musikdramatische Werke<br />
veristischer Prägung in Erinnerung: Das Solo<br />
des Henri aus Puccinis Einakter „<strong>Der</strong> Mantel"<br />
(1919) und „Amor ti vieta" aus Giordanos sehr<br />
erfolgreicher Oper „Fedora" (1898) nach Sardou<br />
waren geschickt ausgewählte Gesangs<br />
beispiele zweier mit raffiniertem Klangemp<br />
finden und hinsichtlich der Form mit über<br />
legenem Kunstverstand geschriebenen Opern<br />
werke, die auf Grund ihrer „fin-de-siecle-Stimmung"<br />
Endprodukte einer Entwicklung dar<br />
stellen.<br />
Warum auf Gesellschaftsabenden zugunsten<br />
der Opernarie das Kunstlied geradezu mit Be<br />
dacht und geflissentlich um- und übergangen<br />
wird, bleibt ein Geheimnis, hinter das ich trotz<br />
mancherlei Bemühung nicht gekommen bin.<br />
Ob hier die Annahme zugrunde liegen sollte,<br />
das Lied sei weniger „wirkungsvoll" ...? Das<br />
käme einem bedauerlichen und verhängnisvol<br />
len Irrtume gleich, der nur aus der Unkennt<br />
nis der Materie her zu erklären wäre.<br />
Nach dem offiziellen Programm kamen<br />
Tanzfreudigen wieder auf ihre Kosten. In<br />
Tanzpausen traten auf: Ballettmeister Peter<br />
S c h n i t z i e r (Städt. Oper Aachen) und<br />
Christa Schwärt mann mit dem „Kaiser<br />
walzer" von Johann Strauß und einem „Kuba<br />
nischen Cocktail", Irma und Rene Nor<br />
man in „Karikaturen", grotesken Pantominen,<br />
sowie Sangesbruder Engelbert Schnei<br />
der mit unterhaltenden Gesangsvorträgen.<br />
Herzlichen Dank sagen wir unserem rührigen<br />
und immer auf Abwechslung bedachten San<br />
gesbruder Horst M a s s a u , der die Mühe der<br />
Vorbereitungsarbeit gerne auf sich genommen<br />
und die Leitung des Abends übernommen<br />
hatte.<br />
Br.
BURAUENS GROSSER EHRENTAG<br />
OB wurde 60 Jahre - Zehn Jahre im Amt<br />
Die Uhr im Ratssaal zeigte genau 11.11 Uhr.<br />
Keine andere Minute des Tages wäre passen<br />
der gewesen zum Einzug von Theo Burauen<br />
in den Festsaal seiner Freuden zum 60. Ge<br />
burtstag. Mit ihm kamen seine Frau, seine<br />
beiden Söhne und eine Schwiegertochter. Mi-<br />
I terpräsident Dr. Franz Meyers kam aus<br />
..sseldorf, Bonns OB Dr. Daniels aus der<br />
Bundeshauptstadt, Bundespräsident Lübke<br />
hatte ein ehrendes Telegramm geschickt.<br />
I be in das feierliche Schwarz-grau der<br />
Gaste brachten Weihbischof Cleven und die<br />
Generäle Berger und Mäder. Zu den Reprä<br />
sentanten der katholischen und der evange<br />
lischen Kirche sowie der Synagogengemeinde<br />
gesellten sich der alte und der neue Rektor<br />
der Universität Köln, die Professoren Schmölders<br />
und Scheid, Regierungspräsident Dr.<br />
Stakemeier und der Direktor des Landschafts<br />
verbandes Dr. Klausa, die Vorsitzenden der<br />
CDU- und SPD-Landtagsfraktion, Dr. Lenz und<br />
Kühn, der alte und der neue Präsident der In<br />
dustrie- und Handelskammer, E, G. von Lan<br />
gen und Wolff von Amerongen, Museums- und<br />
Polizeidirektoren, die Generaldirektoren gro<br />
ßer Kölner Werke, der gesamte Rat und das<br />
Beigeordnetenkollegium mit den ehemaligen<br />
Mitgliedern, darunter auch der ehemalige Kul<br />
tusminister Dr. Christine Teusch als alte Kolle<br />
gin in Stadtrat und Landesparlament.<br />
Bürgermeister Dr. Lemmens machte sich zum Spre<br />
cher der ganzen Stadt Köln. Er sagte, es bedeute Ihm<br />
eine persönliche Ehre, „unserem Oberbürgermeister<br />
für seine unermüdliche, erfolgreiche Arbeit" zu dan<br />
ken. In allen für Köln entscheidenden Fragen habe<br />
er, Lemmens, mit Burauen übereinstimmende Auffas<br />
sungen feststellen können. Nie sei zwischen ihnen ein<br />
Gefühl der Rivalität aufgetreten. <strong>Der</strong> OB habe sein<br />
ausgeprägtes Kölnertum mit unermüdlicher Hingabe<br />
für die Stadt und ihre Bürgerschaft genutzt. Lemmens<br />
würdigte auch den OB als Repräsentanten Kölns, als<br />
vollendeten Gastgeber im Rathaus.<br />
In den Dank an den Oberbürgermeister schloß der<br />
Bürgermeister auch Frau Bertha Burauen ein, die<br />
sichtlich gerührt den Lobreden über ihren Mann zu<br />
hörte. Das Ratsgeschenk für den OB: eine Silber<br />
kanne mit einer Münze des römischen Kaisers Ha<br />
drian.<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende der SPD-Fraktion, Landtagspräsident<br />
John van Nes Ziegler sagte, niemand sei mehr beru<br />
fen gewesen, Theo Burauens Leben zu schildern, als<br />
Bürgermeister Dr. Lemmens. Die SPD sei stolz auf<br />
Burauen. Das Geschenk der SPD-Landtagsfraktlon: ein<br />
Gartenwagen („um den Dreck aus dem Rathaus zu<br />
fahren"), das Geschenk der SPD-Ratsfraktion: ein Git<br />
ter für den häuslichen Kamin.<br />
Als Sprecher der CDU-Opposition äußerte Günter<br />
Baumhögger uneingeschränkte Bewunderung für Bu<br />
rauens Tätigkeit und seinen eigenen Stil.<br />
Oberstadtdirektor Professor Mohnen fand Beifall für<br />
eine Horoskopverlesung, der Waage-Mann Burauen<br />
sei liebenswert, harmonisch, immer in Balance. Das<br />
Verwaltungsgeschenk: ein (noch stummer) Dokumen<br />
tarfilm „Zehn Jahre Oberbürgermeister Burauen": das<br />
Geschenk der Verwaltungskonferenz: eine römische<br />
Glasvase aus einer Ausgrabung.<br />
Bevor Ministerpräsident Dr. Meyers sprach, brachte<br />
das Gürzenichorchester unter Günter Wand eine Mo<br />
zartserenade. Meyers zollte der Fairneß und der rhei<br />
nischen Fröhlichkeit des Jubilars Anerkennung. <strong>Der</strong><br />
Ministerpräsident überreichte einen Bildband „Chine<br />
sische Kultur".<br />
<strong>Der</strong> rheinische SPD-Chef Heinz Kühn, der auch die<br />
Grüße des Parteipräsidiums überbrachte, stel lte fest,<br />
Burauen sei das, was er wurde, nur aus dem Wurzel<br />
grund der SPD geworden. Die Sozialdemokratische<br />
Partei wisse, was sie Burauen schulde.<br />
Theo Burauen begann seine Dankrede mit<br />
dem Satz; „Mag der Himmel euch vergeben."<br />
Er sagte, er habe es sich nie träumen lassen,<br />
einmal Oberbürgermeister von Köln zu wer<br />
den. In würdiger Weise erinnerte er an seinen<br />
Amtsvorgänger Dr. Schwering.
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Und dann wieder Gratulationen, Händedrücke,<br />
Blumen, Buchgeschenke. Theaterintendant<br />
Assmann überreichte rote Rosen, ein Schlesiersprecher<br />
ein Briefmarkenalbum, Zoodirek<br />
tor Dr. Windecker einen Bronze-Elefanten (von<br />
Bildhauer Pallenberg), Werkschuldirektor<br />
Schiefers eine Silberplakette.<br />
Am Nachmittag ein zweiter Empfang. Diesmal<br />
bildeten Persönlichkeiten aus der Kölner<br />
Wirtschaft, von Kulturorganisationen, Karne<br />
val und Sport den Gratulantenkreis um Theo<br />
Burauen.<br />
Cich einmal hielten Bürgermeister Dr. Lemmens,<br />
)-Fraktlonschef van Nes Ziegler und Oberstadtdi-<br />
Ktor Professor Mohnen ihre Glückwunschansprachen.<br />
<strong>Der</strong> Oberbürgermeister dankte mit einem Bekenntnis<br />
zu seiner Auffassung von der Führung des Amtes als<br />
Repräsentant der Stadt. Er schloß mit einem Wort der<br />
Liebe für seine Frau und seine beiden Söhne sowie<br />
dem Satz: „Mein Leben gehört der Stadt Köln — so<br />
weit mir Gott hilft."<br />
Und dann wieder Gratulationen und Geschenke, Wein<br />
und Bilder, Bücher und Kunstwerke. <strong>Der</strong> Festaus<br />
schußvorsitzende Ferdi Leisten überbrachte den ersten<br />
Orden des Festkomitees mit dem „Klockespill vum<br />
Rothuustoon", die Roten Funken stifteten einen Amei<br />
senbär für den Zoo; Großgastronom H. H. Blatzheim<br />
gehörte ebenso zu den Gratulanten wie 1.-FC-Boß<br />
Kremer, man sah den früheren Regierungspräsiden<br />
ten Dr. Wersch, die Repräsentanten von Banken, Kauf<br />
häusern, Volkstumsvereine. <strong>Der</strong> frühere Chef des<br />
Nachrichtenamtes, Dr. Schmitt-Rost, gratulierte mit<br />
dem Jürgen-von-Manger-Buch „Bleibense Mensch".<br />
19<strong>46</strong> in den Rat<br />
In der Nachkriegszeit war Burauen zunächst<br />
Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt und<br />
Vorsitzender des Ortsausschusses Köln-Mitte<br />
Cwie Bezirksstellenleiter des Ernährungs-<br />
.tes. Am 24. Oktober 19<strong>46</strong> wurde Burauen<br />
erstmals in den Rat gewählt. 1948 wurde er<br />
Vorsitzender der SPD-Fraktion. In den Jahren<br />
1954/56 war er Bürgermeister, seit November<br />
1956, also fast zehn Jahre, ist er Oberbürger<br />
meister der größten westdeutschen Stadt. In<br />
diesen zehn Jahren hat sich seine Persönlich<br />
keit, sein Einfluß, seine Popularität entfaltet.<br />
<strong>Der</strong> „Theo", wie der kölsche OB genannt<br />
wird, hat es entsprechend seinem Präsidialamt<br />
im Rat verstanden, sich eine Stellung zu ver<br />
schaffen, die oberhalb der Parteien liegt.<br />
Viele Ehrungen<br />
Zum Geburtstag gilt es den Mann Burauen zu<br />
würdigen. Er wirkt durch sein Auftreten. Es ist<br />
das eines Kölner Bürgers, der mit gleicher<br />
Selbstverständlichkeit dem einfachen Mann<br />
auf der Straße und der Königin von England<br />
gegenübertritt, der mit Ministern, Millionären,<br />
Managern oder auch Marktfrauen und Manne<br />
quins zu plaudern weiß. Er eröffnet wissen<br />
schaftliche Kongresse, tritt als Karnevalist in<br />
die Bütt, gehört im diplomatischen wie im<br />
vaterstädtischen Bereich zu den Meistdeko<br />
rierten. Die Grielächerfältchen um seine Au<br />
gen können auch verschwinden, wenn Bu<br />
rauen empfindet, es sei an der Zeit, ein ern<br />
stes Wort zu sagen. Dazu besitzt er Mut. Im<br />
übrigen strahlt er einen Zug von rheinischer<br />
Konzilianz und Toleranz aus. Er besitzt ein<br />
Gespür für das Mögliche und das, was an<br />
kommt.<br />
Messe-Botschafter<br />
Außer dem Oberbürgermeisteramt versieht Bu<br />
rauen sieben Aufsichtsratsposten, von denen<br />
ihm die liebsten wohl der der Messe-GmbH<br />
und der Zoo-AG sind. Als Botschafter der Köl<br />
ner Messe in aller Welt aufzutreten, ist für<br />
Burauen fast schon ein Zweitberuf geworden.<br />
Dazu kommt die Mitwirkung in vielen Vereini<br />
gungen und kulturellen Gremien. <strong>Der</strong> Träger<br />
des Großen Verdienstkreuzes der Bundes<br />
republik Deutschland (seit 1964) ist auch<br />
Komtur oder Großoffizier hoher Orden von<br />
Peru, Italien, Belgien, Frankreich (Ehrenle<br />
gion), Finnland, Österreich, Senegal, Somalia,<br />
Tunesien und Rwanda sowie Ehrenkomman<br />
deur des Ordens des Britischen Empire.<br />
Zwölf Jahre (1954—66) war Theo Burauen<br />
Landtagsabgeordneter. Seit 1953 ist er Mit<br />
glied der Landschaftsversammlung Rheinland<br />
(Vorsitzender 1957—61 und seit 1965).<br />
Redakteur Helmut S i gno n in- der Kölni<br />
schen Rundchau — vom 18. und 20. 10. <strong>1966</strong> —<br />
auszugsweise.<br />
<strong>Der</strong> Präsident des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins, Dr. Max Adenauer, gratulierte<br />
unserem Inaktiven Mitglied OB Theo Burauen<br />
Im Namen des Vereins und überreichte Ihm<br />
als Geschenk einen Bildband über Ägypten In<br />
Erinnerung an die gemeinsame Reise In die<br />
ses Land. Vorstandsmitglled Horst M a s s a u<br />
sprach bei der nachmittäglichen Geburtstags<br />
cour die Glückwünsche der „Cäcilla Wolken<br />
burg", der Bühnensplelgemelnschaft des<br />
KMGV, aus.
Verschiedenes<br />
<strong>Der</strong> Verlag der Greif<br />
Walther Gericke, Wiesbaden, Taunusstraße 4,<br />
vi/elst auf eine Neuerscheinung Herbst <strong>1966</strong><br />
hin.<br />
<strong>Der</strong> „<strong>Burgbote</strong>" empfiehlt seinen Lesern das<br />
Buch, welches Musikalische Weisheit aus<br />
zwei Jahrtausenden (Herausgegeben von<br />
Fritz Stege) zusammenfaßt.<br />
Künstler und Gelehrte aus zweitausend Jah<br />
ren, bekannte Musiker, Dichter und Maler sind<br />
in dieser Sammlung mit charakteristischen<br />
Äußerungen vertreten. <strong>Der</strong> Zitatenschatz mit<br />
mehr als 350 sorgsam gesichteten Aussprü<br />
chen führt den Musikfreund In einer beson<br />
deren Anordnung von gewisser erzieherischer<br />
Bedeutung durch die Welt der Töne. Uralte<br />
Weisheiten über die himmlische Herkunft der<br />
Musik gewinnen im ersten Abschnitt erneut<br />
Geltung. <strong>Der</strong> Natur, der großen Lehrmeisterin<br />
der Menschen, und seiner Verbundenheit mit<br />
ihr gilt der zweite Teil. Weitere Abschnitte<br />
sind überschrieben: Wesen und Wirken, Ge<br />
stalten und Schaffen, Lied und Chorgesang,<br />
Spiegel der Zeit, Publikum und Kritik.<br />
Die Sammlung ist aber auch für den prakti<br />
schen Gebrauch des Fachmannes bestimmt.<br />
Für Schriftsteller und Vortragsredner, Journa<br />
listen und fßedakteure, die zu einem Stichwort<br />
ein geeignetes Zitat suchen, ist das Schlag<br />
wort-Register des Anhangs bestimmt.<br />
SAMMLUNG WELT UND GEIST Band 14<br />
104 Selten, In Bütten gebunden mit mehrfar<br />
bigem Schutzumschlag und Gellophan,<br />
DM 6,60.<br />
<strong>Der</strong> Deutsche Sängerbund gibt bekannt:<br />
Das Jahrbuch 1967 des Deutschen Sänger<br />
bundes ist soeben erschienen. <strong>Der</strong> neue Band<br />
der seit 1926 bestehenden Publikation des<br />
15000 Chöre umfassenden Deutschen Sän<br />
gerbundes enthält auf 200 Seiten neben einem<br />
ausführlichen Anschriftenmaterial der Mit<br />
gliedsbünde und ihrer Unterorganisationen<br />
einen lückenlosen Überblick über die Arbeits<br />
gebiete des Sängerbundes und seine Einrich<br />
tungen. Außerdem bringt das Jahrbuch Fach<br />
aufsätze über aktuelle Fragen des Chor<br />
wesens, so über die Gewinnung der Jugend<br />
und über das neue Urheberrecht. Das Buch<br />
ist zum Preis von DM 3,— zu beziehen durch<br />
die Verlags- und Vertriebsgesellschaft für<br />
Chorbedarf m. b. H., Köln-Bayenthal, Postfach.<br />
Besuche deutsche Chöre In den USA sind<br />
heute keine Seltenheit mehr. Nachdem im vo.-<br />
rigen Jahre zwei Chöre die USA besuch |<br />
wird Im Mal nächsten Jahres die Berlii.uT<br />
Liedertafel unter Gert Seil nach drüben reisen.<br />
Für das Jahr 1968 hat der Kölner Männer-Ge<br />
sangverein unter Prof. Hermannjosef Rübben<br />
eine ausgedehnte Konzertreise angekündigt,<br />
auf der u. a. in Detroit und Phoenix konzer<br />
tiert werden soll.<br />
Die diesjährige Herbsttagung des Gesamtaus<br />
schusses des Deutschen Sängerbundes, an<br />
der die Vertreter der Mitgliedsbünde teilneh<br />
men, findet am 22. Oktober in Freiburg im<br />
Breisgau statt. Auf der Tagesordnung steht<br />
u. a. die Jugendarbeit im DSB sowie die Vor<br />
bereitung des 16. DSB-Festes im Jahre 1968<br />
in Stuttgart.
Das Problem des Rhythmus' in der Chormusik,<br />
eine der brennendsten Fragen im zeitgenös<br />
sischen Chorwesen, schneidet im Jahrbuch<br />
des Deutschen Sängerbundes, das soeben er<br />
schien, der Komponist Albrecht Rosenstengel<br />
an. Er stellt fest, daß in den anderen Musik<br />
formen der Gegenwart der Rhythmus längst<br />
eine dominierende Stellung<br />
eingenommen<br />
habe, während die Chorkomposition (beson<br />
ders für Laienchöre) darin sehr zurückhaltend<br />
^ Die wichtigste Funktion des Rhythmus' so<br />
erklärt sinngemäß der Verfasser, müsse auch<br />
auf die Chorkomposition übertragen werden,<br />
andernfalls die chorische Form hinter anderen<br />
zurückbleibe.<br />
Druckfehlerberichtigung<br />
Leider hat sich auch in meiner Kalenderglosse<br />
ein lapsus calami eingeschlichen; der Druck<br />
fehlerteufel narrt auch die, die ihm auf den<br />
Fersen sind: auf S. 237 in den Beispielen<br />
Zeile 3 und 4 ist der 2. Januar als a. d. iV.<br />
Kai. Jan. angegeben und es muß doch hei<br />
ßen Non. Jan. Ja, ja, so geht das! Ich kann<br />
aber auch den Grund angeben: ursprünglich<br />
hatte ich diesen Tag als Postridie Kai. Jan.<br />
angegeben, was richtig, aber ungewöhnlich<br />
ist; ich änderte dann in den gewohnten Ter<br />
minus, vergaß aber für die Kaienden die Nonen<br />
zu setzen. <strong>Der</strong> Printenteufel lachte sich<br />
kaputt. — Ferner ist Maecenas auf Seite 241<br />
nicht 8 nach sondern 8 vor Christus ge<br />
storben, was aber aus Zeile 3 ohne weiteres<br />
zu ersehen ist.<br />
Das nächstemal also besser!<br />
Julius non Caesar<br />
vulgo<br />
Julio Goslar<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwalfungs-Gesellschaft mbH., Köln, Mauritiussteinweg 59, «Haus Wolkenburg»<br />
Sctiriftleitung u. allein. Anz.-Annohme: Heinz Bremm, (5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwinkel 9, Ruf: 92 05/39 62<br />
Drude: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
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des Kölner<br />
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<strong>Jahrgang</strong> <strong>46</strong><br />
Dezember <strong>1966</strong><br />
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H&UPISTflU HABSBURGERfilNG 21? ZWEICSTEllEN IN AUEN STADTTEIIEN
Wißt ihr noch wie es geschehen?<br />
Immer werden wir's erzählen,<br />
wie wir einst den Stern gesehen<br />
mitten in der dunklen Nacht.<br />
Sti l le war es um die Herde,<br />
und auf einmal war ein Leuchten<br />
und ein Singen ob der Erde,<br />
daß das Kind geboren sei!<br />
Eilte jeder, daß er's sähe<br />
arm in einet Krippe liegen.<br />
Und wir fühlten Gottes Nähe,<br />
und wir beteten es an.<br />
WISST IHR NOCH? WIE ES GESCHEHEN?<br />
Könige aus Morgenlanden<br />
kamen reich und hoch geritten,<br />
daß sie auch das Kindlein fanden,<br />
und sie beteten es an.<br />
Und es sang aus Himmelshallen:<br />
Ehr' sei Gott! Auf Erden Frieden!<br />
Allen Menschen Wohlgefallen,<br />
welche guten Willens sind.<br />
Immer werden wir's erzählen,<br />
wie das Wunder einst geschehen,<br />
und wie wir den Stern gesehen<br />
mitten in der dunklen Nacht.<br />
Hermann Claudius<br />
(geb. 24. 10. 1878 in Langenfelde bei Altona,<br />
Urenkel von Matthias Claudius)<br />
AN DAS KIND IN DER KRIPPE<br />
Wir suchen dich nicht,<br />
wir finden dich nicht.<br />
Du suchst und du findest uns,<br />
ewiges Licht.<br />
Wir Heben dich wenig.<br />
Wir dienen dir schlecht.<br />
Du liebst und du findest uns,<br />
ewiger Knecht.<br />
Wir eifern im Unsern<br />
am selbstischen Ort.<br />
Du mußt um uns eifern,<br />
ewiges Wort.<br />
Wir können dich, Kind<br />
in der Krippe nicht fassen.<br />
Wir können die Botschaft nur<br />
wahr sein lassen.<br />
Albrecht Goes<br />
(geb. 22. 3. 1908 in Langenbeutingen/<br />
Württemberg)<br />
AN DEN CHRISTBAUM<br />
Du bist gewachsen, Baum,<br />
Und dann cder Schnitt, der dich<br />
oben im Wald.<br />
vom Stamm getrennt.<br />
du fühltest wie im Traum:<br />
Sie trugen, schmückten dich,<br />
deine Krone wird nicht alt.<br />
die erste Kerze brennt.<br />
Die zweite, Kerzen viel,<br />
ein Lied geht durch den Raum<br />
Du bist an deinem Ziel:<br />
du leuchtest, Baum!<br />
Bernt von Heiseler<br />
(geb. 14. 6. 1907 in Brannenburg/Inn)<br />
~Dei^ Vo-vstaiA/^ h&i. Veret-n-s<br />
lAjüiA^s^ckt<br />
iM\.b atlew/ LejeriA.<br />
^es- ein- lAjei-kiA-ackts-fes^t<br />
ei-i/V/ g-u-tes-, frie-b^auAe-s-<br />
Ja-kr.
304<br />
KONZERT des Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
Sonntag, 6. November <strong>1966</strong>, 19.30 Uhr im Großen Saal des Gürzenich<br />
CHORMUSIK IM WANDEL DER ZEIT<br />
Solisten des Konzertes:<br />
Edith Gabry - Kertesz, Sopran, Städt. Bühnen, Köln, das Hornquartett des Kölnsr Gürzenich-<br />
Orchesters; Günther Schöfisch, Günther Rietschel, Kurt Stein, Heinrich Jahn,<br />
Friedrich Spies, Klavier, Paul Wißkirchen, Orgel, Mitglied des KMGV<br />
Jan Pieterszoon Sweelinck<br />
(1562-1621)<br />
Marco Antonio Ingegneri<br />
(1542-1592)<br />
Antonio Lotti<br />
(1667-1740)<br />
Thomas Ludovico da Vittoria<br />
(1540-1611)<br />
Heinrich Scheidemann<br />
(1596-1663)<br />
Joh. L Haßler<br />
(1564-1612)<br />
Aus dem Lochamer Liederbuch<br />
(1455-1612)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
(1756-1791)<br />
Franz Schubert<br />
(1797-1828)<br />
Carl Maria von Weber<br />
(1786-1826)<br />
Toccata für Orgel in a-moll<br />
O bone Jesu<br />
Vere languores<br />
Popule meus<br />
Toccata für Orgel in a-moll<br />
Jungfrau, dein schön Gestalt<br />
(Bearb. v. Max Reger)<br />
All mein' Gedanken<br />
Drei Lieder für Sopran<br />
<strong>Der</strong> Sylphe des Friedens<br />
Einsam ging ich jüngst im Haine<br />
Das Veilchen<br />
Dir, Seele des Weltalls<br />
Kantate für Männerchor, Sopransolo und Klavier<br />
Nachtgesang im Walde<br />
Männerchor und Waldhornquartett<br />
Jägerchor aus „Freischütz"<br />
Männerchor und Waldhornquartett<br />
Jägerchor aus „Euryanthe"<br />
Männerchor und Waldhornquartett<br />
Pause<br />
Robert Schumann<br />
(1810-1856)<br />
Franz Schubert<br />
Anton Bruckner<br />
(1824-1896)<br />
Walter Rein<br />
(1893-1955)<br />
Zoltän Kodäiy<br />
(geb. 1882)<br />
Kurt Lissmann<br />
(geb. 1902)<br />
<strong>Der</strong> träumende See<br />
Die Rose stand im Tau<br />
Die Nacht<br />
Mitternacht<br />
Männerchor mit Sopransolo und Klavierbegleitung<br />
Divertimento für Hörner in F<br />
Sätze: Einleitung<br />
Daß du mein Liebstes bist<br />
Bewegtes Zwischenlied<br />
Hymnus<br />
Im Wald Lind auf der Heide<br />
Vier Lieder für Sopran<br />
in ungarischer Sprache<br />
Jugend fliegt wie Falken so kühn<br />
Berg herab geht's Mägdelein<br />
Traure nicht verwaistes Vöglein dort am Ast<br />
Winter kam durchs Land gezogen<br />
Vom Menschen<br />
Kantate für Männerchor und Orgel
305<br />
Das positive Urteil der Presse und der auf<br />
richtige, lebhafte Beifall eines verständigen<br />
Publikums entheben den BB, Worte des Lobes<br />
über das Konzert zu verlieren. Aber beides,<br />
die gute Rezension und die freundliche Auf<br />
nahme, die unser Konzert fand, nimmt der BB<br />
wiederum zum Anlaß, nach dem Grunde zu<br />
fragen, warum dieses Konzert — man kann<br />
wohl sagen — ein Höhepunkt der Zusammen<br />
arbeit zwischen Prof. Rübben und unserem<br />
Chor bedeutet. Unser verehrter Dirigent —<br />
mag er auch noch manches kritisch zu be<br />
anstanden haben und durchblicken lassen, daß<br />
er trotz des Erfolges immer noch einiges zu<br />
Jfjnschen habe — konnte ohne Zweifel an<br />
esem Abend die Früchte seiner zielstrebigen,<br />
intensiven und kontinuierlichen Arbeit ernten.<br />
Die letzte Chorprobe vor dem Konzert haben<br />
unsere Sänger gewiß noch in freundlicher Er<br />
innerung. Sie bot ein Beispiel dafür, daß es<br />
auch Proben gibt, in denen die rein schul<br />
mäßige Arbeit zurücktritt und die Ausfeilung<br />
des Klangbildes und der Aussprache sowie<br />
die Arbeit an der Gestaltung dem Musi<br />
zieren den Vorrang geben und es in die<br />
Nähe der konzertanten Realisierung rücken.<br />
Das ist allerdings nur möglich, wenn das<br />
Technische eine selbstverständliche Voraus<br />
setzung und der Chor befähigt ist, den noch<br />
beim Musizieren sich dauernd (wenn auch<br />
geringfügig) modifizierenden Intentionen des<br />
Dirigenten augenblicklich zu folgen und somit<br />
ein lebendiges Musizieren zu ermöglichen, das<br />
die zuweilen aufkommende Starre des Pro<br />
bierens und Einstudierens vergessen läßt.<br />
Sicherlich, manch vorangegangene Probe war<br />
„Zwangvolle Plage", doch keineswegs „Müh'<br />
ohne Zweck".<br />
Auch die Generalprobe stand unter einem<br />
guten Stern, was wiederum Leute vom Fach<br />
wenig günstiges Omen verstanden wissen<br />
'ollen. In der Nachfeier hat ja dann auch<br />
unser Präsident darauf verwiesen, daß eine<br />
gute Generalprobe keineswegs ein gutes Kon<br />
zert ausschließe. Prof. Rübben, der erfahrene<br />
Chorpädagoge, strapaziert vor dem Konzert<br />
den Chor nicht. Er weiß, was seine Sänger bis<br />
zu diesem Augenblick noch nicht können, das<br />
lernen sie schwerlich noch in der General<br />
probe. Dadurch, daß er einige Chorsätze nur<br />
kurz anklingen läßt, andere hinwieder in kon<br />
zertanter Weise voll ausmusiziert, stets ein<br />
freundliches Wort bei der Hand hat und für<br />
Abwechslung sorgt, wird eine solche General<br />
probe nicht ermüdend, sie ist dann eine Art,<br />
na, sagen wir, kleine Verständigungsprobe.<br />
Natürlich kann er's nicht so machen wie der<br />
unvergessene „Kna", wie Hans Knappertsbusch,<br />
dem Proben wenig sympathisch waren,<br />
der gerne bei einer Generalprobe zu sagen<br />
pflegte: „Guten Morgen, meine Herren, Sie<br />
kennen das Stück, ich kenne es, am Abend<br />
sehen wir uns wieder. Auf Wiedersehen!"<br />
Nein, darauf würde es Prof. Rübben nun doch<br />
nicht ankommen lassen. Schließlich ist ja auch<br />
der KMGV (bei all seiner Berühmtheit) immer<br />
noch das, was man in Fachkreisen einen<br />
Laienchor nennt. — Es war also, wie gesagt,<br />
eine Verständigungsprobe, nicht zuletzt auch<br />
in dem wortgetreuen Sinne, daß sich beide<br />
Partner — Chor und Dirigent — eben „ver<br />
standen" hatten. Ein kleines Intermezzo wäh<br />
rend der Probe: Rübbens kleine Claudia wurde<br />
von ihrem Herrn Papa ans Dirigentenpult ge<br />
beten, um von dort, am Flügel väterlich be<br />
gleitet, ein Liedchen zu singen. Das tat sie<br />
denn auch, und das ganz in der entzückenden,<br />
ungezwungenen Art kleiner Kinder, denen<br />
Erwachsene im „Zivilleben" und auch — und<br />
da oft in hinreichendem Maße — in der Schule<br />
noch keine Hemmungen anerzogen haben.<br />
Oh, es war nur ein ganz kleines Liedchen, es<br />
handelte von Fröschen, Claudia hat's in ihrer<br />
Schule gelernt, wo man erfreulicherweise —<br />
und es sei hier besonders lobend hervor<br />
gehoben — noch singt und das schon im<br />
1. Schuljahr... Bei der 3. oder 4. Strophe<br />
herrschten kleine Mißverständnisse zwischen<br />
Vater und Tochter wegen des Textes und sei<br />
ner Reihenfolge. Herr Prof. Rübben mußte es<br />
sich sagen lassen: „Nein, das stimmt ja gar<br />
nicht!" Er ließ sich auf keine weitere Ver<br />
handlung mit seiner kleinen Tochter ein,<br />
Claudia behielt recht und strahlte wie eine<br />
kleine Schneekönigin. Unbeirrt, selbstsicher<br />
und mit glockenreiner Stimme sang sie das<br />
Liedchen zu Ende; 210 KMGV-Sänger sangen<br />
bei der letzten Strophe den Refrain „quack,<br />
quack, quack ..." belustigt mit. Claudia zog<br />
alsdann stolz und zufrieden ab, um ihrem<br />
Papa den Platz zu überlassen.<br />
Erwähnen wir noch, daß trotz einer scheinbaren<br />
Länge des Konzertes das Publikum erst nach<br />
zwei Zugaben gewillt war, uns zu entlassen.<br />
<strong>Der</strong> Schluß der Lissmann-Kantate und Schu<br />
berts schlicht-frommes und zugleich erhabenes<br />
„Sanktus" fügten sich stilvoll dem Dargebote<br />
nen an. Schade, daß die Presse heutigentags<br />
zu überlastet ist und Musikrezensenten von<br />
einer kulturellen Veranstaltung zur anderen ja<br />
gen müssen. Wie gut haben es dagegen die<br />
Zuhörer: die dürfen bis zum Schluß im<br />
Konzert bleiben, niemand zwingt sie, nach<br />
dem ersten Teil hinauszueilen. Sie haben's<br />
besser. Bezogen auf unser Konzert: <strong>Der</strong><br />
zweite Teil bot — vielleicht irre ich auch —
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Meister und Schuberts „Nachtgesang im Walde"<br />
und der Mozart-Kantate. Bruckners „Mitter<br />
nacht" und Lissmanns Kantate „Vom Men<br />
schen" hört man nicht alle Tage. Die Sänger<br />
hätten sich gewiß gefreut, wenn die von der<br />
Presse entsandten Fachleute gerade diesen<br />
Chorsätzen gelauscht hätten. Es fällt dem BB<br />
nicht leicht, den enttäuschten Sangesfreunden<br />
auszureden, das vorzeitige Verlassen des Kon<br />
zertes käme einer Mißachtung unserer Arbeit<br />
gleich. Nein, keineswegs! Schade nur, daß die<br />
Hetze des Alltags bis in die Stunde der Be<br />
sinnung, eben in die Zeit hineingreift, in der<br />
man nicht einmal die nötige Zeit für diese<br />
Zeit hat.<br />
Das Konzert wurde am 11. Dezember wieder<br />
holt. Hierüber und über das Konzert in<br />
Wetzlar berichtet der BB in seiner Januar-<br />
Ausgabe. Gleichzeitig sollen dann auch die<br />
Sologesänge (Lieder von Mozart und Kodäiy)<br />
gewürdigt werden.<br />
NACHFEIER im Großen Saal von Haus Wolkenburg<br />
in der letzten Donnerstagprobe vor dem Kon<br />
zert hatte Prof. Rübben seine Sänger ein<br />
dringlich darauf hingewiesen, wie wichtig es<br />
doch im Grunde sei, wenn sich nach einem<br />
erfolgreichen Konzert die Sänger mit ihren<br />
Angehörigen und Freunden zu einer Nachfeier<br />
zusammenfänden, wenn den Stunden ange<br />
strengten, intensiven Musizierens sich noch<br />
eine Stunde in gelöster, lockerer Atmosphäre<br />
anschlösse. Diese Anregung unseres Dirigen<br />
ten wurde vom Chor gleichsam als eine ernst<br />
gemeinte Bitte verstanden. In der Tat, so<br />
zahlreich haben sich nach einem Konzert un<br />
sere Sänger seit langem nicht mehr einge<br />
funden. Es hielt außerordentlich schwer, noch<br />
einen Platz zu bekommen, und ich glaube,<br />
selbst auf Gesellschaftsabenden herrscht zu<br />
weilen (leider) nicht eine solche Fülle von<br />
Besuchern, wie man sie mit Freude an die<br />
sem späten Abend im Großen Saal unseres<br />
Vereinshauses antraf. Freude über die große<br />
Zahl der Anwesenden kam auch in den Be<br />
grüßungsworten unseres Präsidenten, Dr. Max<br />
Adenauer, zum Ausdruck, welcher den unbe<br />
streitbaren Erfolg des Konzertes in einer kur<br />
zen Ansprache würdigte:<br />
„Ich glaube, daß ich selten so ehrlich herz<br />
liche Worte des Lobes sagen konnte, als an<br />
diesem Abend. Es ist also doch nicht richtig,<br />
daß — wie gesagt worden ist —, wenn die<br />
Probe zu gut ausfällt, das Konzert dann nicht<br />
so glücklich verlaufe. Wir hatten nicht nur eine<br />
gute Probe, sondern auch ein hervorragendes<br />
Konzert am heutigen Abend erlebt. Das ist<br />
das Ergebnis einer vollkommenen Harmonie<br />
zwischen dem Chor und seinem Dirigenten,<br />
Prof. Rübben. <strong>Der</strong> starke Beifall kam gerade<br />
zu einem „Plebiszit" gleich: Er war ein Be<br />
weis der Liebe und Verehrung, die dem Chor<br />
und seinem Dirigenten entgegen gebracht<br />
werden."<br />
Im einzelnen lobte Dr. Adenauer die guten<br />
Einsätze, die richtigen Zeitmaße und be<br />
kannte, daß es für ihn, für seine Frau und<br />
seine Tochter eine vollendete Darbietung ge<br />
wesen sei.<br />
Weiter sagte unser Präsident u.a.: „Liebe<br />
Sangesbrüder, das Konzert ist ein verhei<br />
ßungsvoller Auftakt für das, was wir zum Ju<br />
biläum bieten wollen. <strong>Der</strong> Chor hat sich #<br />
neut bestätigt und sich selbst übertroffen.<br />
Dr. Adenauer fand auch freundliche Worte für<br />
die Solisten, deren Darbietungen sich harmo<br />
nisch in das Ganze eingefügt hätten. Noch<br />
einen weiteren Erfolg verbuchte unser Präsi<br />
dent: „Daß wir uns heute abend so zahlreich<br />
eingefunden haben, halte ich auch für einen<br />
Erfolg. (Im vergangenen Jahre war es ja nicht<br />
so!) So wollen wir es auch weiterhin halten:<br />
Im Anschluß an ein Konzert treffen wir uns für<br />
eine Stunde geselligen Beisammenseins". Dr.<br />
Adenauer übermittelte noch herzliche Grüße<br />
unseres Ehrenpräsidenten, Dr. Dr. h. o. Pünder.<br />
Auch er habe nicht genug Worte der Be<br />
geisterung finden können.
Prof. R ü b b e n dankte unserem Präsiden<br />
ten für die Worte des Lobes. Doppelsinnig<br />
war seine Bemerkung, daß auch die Sänger<br />
„weite Strecken" von dem Konzert angetan<br />
gewesen seien. (Auf eine gewisse Kritik in<br />
der nächsten Probe werden sich unsere Sän<br />
ger, als sie das vernahmen, in diesem Augen<br />
blick innerlich eingestellt haben.) Die Harmo<br />
nie zwischen Chor und Dirigenten wollte<br />
Prof. Rübben erweitert wissen als eine solche<br />
zwischen Chor, Dirigenten und dem Präsi<br />
denten, — insbesondere im Hinblick auf das,<br />
was im nächsten Jahre auf uns zukomme. Ab<br />
schließend dankte Prof. Rübben seinen Sän-<br />
Vn für das Konzert, „besonders aber auch<br />
,../den Geist der die Proben beherrschte. Ich<br />
freue mich, daß dieses Mal über 200 Herren<br />
auf dem Podium standen. Er übermittelte<br />
dann noch herzliche Grüße unseres Ehrenchormeisters<br />
Chordirektor Wilhelm Pitz, wel<br />
cher von diesem Konzert sehr angetan gewe<br />
sen sei und ihm versichert habe, daß es wahr<br />
scheinlich keinen Chor geben dürfte, der<br />
die beiden Weber-Chöre so wiedergeben<br />
könnte.<br />
Die freundlichen Worte unseres Präsidenten und<br />
unseres Dirigenten werden gewiß von unse<br />
ren Sängern recht verstanden worden sein.<br />
Es war lange nach Mitternacht, als die Letzten<br />
an das Nach-Hausegehen dachten.<br />
Bremm<br />
DAS URTEIL DER PRESSE<br />
Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 262 vom 11. 11. <strong>1966</strong><br />
Chormusik auf einsamer Höhe<br />
<strong>Der</strong> Kölner Männer-Gesang-Verein konzertierte im Gürzenich<br />
Ein Chor ist nicht unbedingt so viel wert, wie<br />
seine Geschichte wert ist; aber wenn man den<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein lobt, lobt man<br />
seine Geschichte mit und umgekehrt: Hier holt<br />
die Vergangenheit die Zukunft ein. Doch mö<br />
gen den Chor inzwischen neue kulturelle In<br />
stitutionen und Massenmedien eingeholt ha<br />
ben — die Einmaligkeit dieses Klangkörpers<br />
Vgebiieben.<br />
Geblieben ist die fast orchestrale Klangfülle<br />
einer ungewöhnlich stark besetzten Sänger<br />
schaft, geblieben sind die geschmacklich vor<br />
bildlichen Programme, geblieben schließlich<br />
auch Leidenschaft und Liebe zur Pflege des<br />
Männergesangs, im allgemeinen Absinken der<br />
Männerchöre steht der Kölner Männer-Gesang-<br />
Verein auf einsamer Höhe.<br />
Diesmal stand das Konzert im Gürzenich unter<br />
dem Motto „Chormusik im Wandel der Zeit".<br />
Zur Aufführung gelangten Chorwerke, Soiolieder<br />
und Instrumentalmusik aus sechs Jahr<br />
hunderten. Zwischen Orgelsolostücken, die<br />
Paul Wißkirchen eindrucksvoll spielte, hörte<br />
man Proben der Meisterwerke großer poly<br />
phoner katholischer Kirchenmusik, von Ingegneri,<br />
Lotti, Vittoria. Friedrich Spies begleitete<br />
sehr elastisch am Klavier die bekannte Kölner<br />
Sopranistin Edith Gabry-Kertesz, die mit mei<br />
sterhaft gestaltetem Ausdruck Mozart sang.<br />
Leidenschaftlich hingeworfene Proben bekann<br />
ter Opernchöre folgten — die beiden Jäger<br />
chöre aus „Freischütz" und „Euryanthe", mit<br />
solchem Erfolg, daß der letzte Chor wiederholt<br />
werden mußte, was nicht zuletzt auch dem<br />
herrlich exakt spielenden Horn-Quartett des<br />
Kölner Gürzenich-Orchesters zu danken war<br />
(Günther Schölisch, Günther Rietschei, Kurt<br />
Stein, Heinrich Jahn),<br />
So spannte man einen Bogen bis in die<br />
Gegenwart, und Prof. Hermannjosef Rübben,<br />
unter dessen sachkundiger Leitung der Chor<br />
einen neuen musikalischen Aufschwung nimmt,<br />
hatte in jeder Nummer das gewaltige Sänger<br />
aufgebot fest in der Hand. Hervorragend be<br />
wältigte Lautstärkenregulierung, ausgezeich<br />
nete Aussprache sowie präzise Einsätze seien<br />
als beherzigenswerte Fakten für andere Män<br />
nerchöre noch eigens hervorgehoben. Nicht<br />
zuletzt ist es die Beherrschung dieser Mittel,<br />
die die Kunst des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins so unwiderstehlich macht.<br />
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Kölnische Rundschau vom 10. 11. <strong>1966</strong> S. 17/Nr. 261 [auszugsweise]<br />
Orgelhaft prachtvoll ■ Winterkonzert des KMGV<br />
Ein imposantes Bild: 210 Herren auf dem<br />
Gürzenichpodium.<br />
Die gefeierte Kölner Sopranistin Edith Gabry-<br />
Kertesz sang Konzertarien und Lieder von<br />
Mozart und Kodäiy, und sie lieh auch ihre<br />
glockenreine Stimme dem Männergesang, wenn<br />
Mozarts Kantate „Seele des Weltalls" und<br />
Bruckners „Mitternacht" auf dem Programm<br />
standen.<br />
Zuvor aber beschritt der Chor die verwun<br />
schenen Pfade alter Motetten von Ingenieri,<br />
Lotti, Vittoria und Haßler. Auch das innige<br />
Lied „All mein' Gedanken" aus dem Lochamer<br />
Liederbuch stand auf dem Programm, das<br />
„Chormusik im Wandel der Zeit" ankündigte.<br />
In diesen wertvollen Miniaturen kam der hohe<br />
Grad künstlerischer Interpretation des weithin<br />
berühmten Kölner Männer-Gesang-Vereins voll<br />
zur Geltung. Orgelhaft prachtvoll war der<br />
Klang, instrumental rein und selbst im ver<br />
hauchenden Piano noch so farbig und bewegt,<br />
wie ihn nur die menschliche Stimme zustande<br />
bringen kann. Das vorbildliche Maß an Diszi<br />
plin spiegelte sich nicht zuletzt auch in der<br />
Klarheit der Deklamation.<br />
Assistierte eingangs Paul Wißkirchen an der<br />
Orgel — das Mitglied des Vereins stellte sich<br />
auch mit Tokkaten von Sweenlinck und Schei<br />
demann als vorzüglicher Solist vor —, so<br />
waren es später Friedrich Spies am Flügel ui|^<br />
schließlich das Hornquartett des Kölner Gil<br />
zenich-Orchesters mit den Herren Schöfisch,<br />
Rietschel, Stein und Jahn.<br />
Es war ein erfolgreiches Konzert im bis auf<br />
den letzten Platz besetzten Saal. Am 11. Dezember<br />
wird es im Gürzenich wiederholt.<br />
M. R.<br />
<strong>Der</strong> Bericht der Neuen Rhein-Zeitung<br />
lag bis Redaktionsschluß leider noch<br />
nicht vor. - Siehe Nachtrag Seite 324!<br />
BLICK IN DIE NOTENMAPPE<br />
Robert Schumann: „<strong>Der</strong> träumende See", Nr. 1 der<br />
„Sechs Lieder für vierstimmigen Männerge<br />
sang", op. 33.<br />
„Die Rose stand im Tau", Nr. 1 der „Ritornelle<br />
von Friedrich Rückert in canonischer Weise<br />
für mehrstimmigen Männergesang", op. 65.<br />
Das Jahr 1840 ist bedeutend in Schumanns<br />
Schaffen. Hatte er sich doch „mit Frische und<br />
Tatenlust" einem neuen Abschnitt seines Tondichtertums<br />
zugewandt, nämlich dem Liede.<br />
Das ganze weitere Jahr 1840 umfaßt nur<br />
Vokalkompositionen. Das erste Lied aus dieser<br />
Zeit ist das bekannte „<strong>Der</strong> Nußbaum". <strong>Der</strong><br />
Liederkreis nach Heine op. 24, die „Myrthen"<br />
op. 25, die Liederreihe nach Gedichten von<br />
Kerner op. 35, der Liederkreis nach Eichen<br />
dorff op. 39 sind einige der geschlossenen<br />
Meisterwerke ersten Ranges aus diesem Jahre.<br />
Als op. 33 erschienen 1840 als erste Reihe<br />
von Chorwerken für Männergesang die „Sechs<br />
Lieder" op. 33, gut gesetzte, dankbare Chorsätze<br />
auf Texte von Heine, Reinick, Goethe<br />
und Mosen. Über dem Sololied-Komponisten<br />
wird Schumann als Komponist von Chorwerken<br />
für Männerstimmen nicht genügend gewür<br />
digt. Das mag seinen Grund darin haben, weil<br />
es in manchem seiner Männerchor-Werke<br />
doch zu sehr „liedertafelt", wie z. B. in einigen<br />
der Lieder für Männerchor op. 62 (u.a. „Frei<br />
heitslied", „Schlachtgesang") oder den Jagd<br />
liedern op. 137 und den 1848 ohne Opuszahl<br />
erschienenen „Drei Freiheitsgesängen".
313<br />
Aus der Werkreihe 33 hat der KMGV seiner<br />
zeit den scherzohaften Satz „Die Minnesänger",<br />
auf einen süffisant-ironischen Heinetext ge<br />
schrieben, wiederholt gesungen. Poetisch im<br />
besten Wortsinne ist die Vertonung von Mo<br />
sens Text „<strong>Der</strong> träumende See", dabei von<br />
fast impressionistisch feinem Klangreiz in der<br />
aparten Harmonik und Rhythmik. Eine be<br />
sondere Bedeutung als Ausdrucksmittel kommt<br />
in diesem Liede der Pause zu, sei es als<br />
Achtelpause oder als Viertel- plus Achtel<br />
pause oder als zwei aufeinanderfolgende<br />
Viertelpausen, die ein synkopiertes Fortschreieinzelner<br />
Stimmen zur Folge haben. Mit<br />
^acht, feinem Kunstverstand und Sinn für<br />
F^esie ist der Text „ein blauer Falter aber<br />
flegt//darü-/ber/einsam hin,/einsam hin."<br />
durch differenzierte Pausenwerte aufgelöst;<br />
der Eindruck der Einsamkeit wird hier mit den<br />
sparsamsten rhythmischen (und auch klang<br />
lichen) Mitteln in vollkommener Weise ver<br />
mittelt.<br />
Schumann hatte sich bei seiner Eheschließung<br />
mit Clara Wieck ein Haushaltsbuch angelegt<br />
(es ist nicht mit Schumanns Tagebüchern zu<br />
verwechsein). In diesem Buch finden sich<br />
neben wirtschaftlichen Vermerken des All<br />
tags persönliche Notizen, die uns u. a. auch<br />
eine umfassende, verläßliche Zusammenstel<br />
lung aller Kompositionszeiten vermittein. So<br />
lesen wir unter dem Datum des 5. November<br />
1847: „Nachricht von Mendelssohns Tod!<br />
Die Rose stand im Tau von Rückert (op. 65)."<br />
Es ist das erste der sechs Ritornelle von<br />
Friedrich Rückert - sie sind dem Dichter ge<br />
widmet -, ansprechende Chorsätze, in denen<br />
Schumann zu der einfachsten Form polypho<br />
ner Satzweise, dem Kanon, greift. Es sind Geygsstücke<br />
von meisterlicher Struktur, die<br />
tt^tz der formalen Bindung ganz ungezwun<br />
gen wirken. „Sie entbehren auch der Klang<br />
poesie nicht und sind dank wechselnder Zu<br />
sammenstellung von Chor und Solostimmen<br />
äußerst kurzweilig. Was der Schumannfreund<br />
an ihnen vermißt, ist die typische Handschrift<br />
des Meisters. — In dieser Beurteilung läßt sich<br />
auch das ursprünglich wohl gleichfalls zu dem<br />
vorgenannten Werk gehörige „Ritornell" ein<br />
beziehen, das Hermann Erler 1906 in der Zeit<br />
schrift ,DIE MUSIK' aus dem Manuskript ver<br />
öffentlichte „(Paula und Walter Rehberg: Ro<br />
bert Schumann — sein Leben und sein Werk;<br />
Artemis Verlag, Zürich und Stuttgart, 1954). So<br />
ganz vermissen wir jedoch die „typische Hand<br />
schrift" nicht: Gerade die Harmonik bei „es<br />
waren Perlen grau. — Als Sonne sie be<br />
schienen" trägt doch jene persönlichen Züge<br />
im Klang, wie wir sie aus der „Dichterliebe"<br />
oder auch aus dem Zyklus „Frauenliebe- und<br />
leben" her kennen, besonders im Gegensatz<br />
der Vorhalte bei „(be)-schienen" und „(Ru)-<br />
binen". Die Einfachheit in der Struktur dieses<br />
Ritornells ist leicht überschaubar und bedarf<br />
keiner weiteren Analyse.<br />
Auf folgendes sei noch hingewiesen:<br />
Im gleichen Jahre 1847 gab Robert Schumann<br />
der von seinem Redaktionsnachfolger Brendel<br />
ins Leben gerufenen ersten „Versammlung<br />
deutscher Tonkünstler und Musikfreunde"<br />
grundlegende Reformideen, die sein kritischer<br />
Geist schon lange angestrebt hatte:<br />
Schumann wünschte „die Wahrung klassischer<br />
Werke gegen moderne Bearbeitung, die Ausfindigmachung<br />
verdorbener Stellen in klassi<br />
schen Werken und die Aufmunterung junger<br />
Tonsetzer", — Vorschläge, die heute größten<br />
teils erfüllt und selbstverständlich geworden<br />
sind. Veranstaltungen von Preisausschreiben<br />
und alljährliche Aufführungen der aus ein<br />
gereichten Manuskripten einer bestimmten,<br />
wechselnden Musikgattung auszuwählenden<br />
Werke sollten die letzte dieser Forderungen<br />
realisieren. Außerdem trat Schumann dafür<br />
ein, daß die französische Sprache aus den<br />
Titeln deutscher Musik abgeschafft werden<br />
sollte, ferner forderte er die „Ausmerzung<br />
solcher italienischer Vortragsbezeichnungen,<br />
die sich deutsch ebensogut ausdrücken lie<br />
ßen." Als letztes sei noch erwähnt, daß Schu<br />
mann im gleichen Jahre (in Dresden) den<br />
Posten Ferdinand Hillers, welcher städtischer<br />
Musikdirektor in Düsseldorf wurde, als „Lied<br />
meister" der LIEDERTAFEL, eines von Hiller<br />
gegründeten Männerchores, übernahm. „Zum<br />
Antritt seiner Direktionstätigkeit komponierte<br />
Schumann für den Chor Rückerts ZUM AN<br />
FANG und bald darauf ein FREIHEITSLIED<br />
auf Worte des gleichen Dichters sowie Klopstocks<br />
SCHLACHTGESANG. Diese letztge<br />
nannten beiden Chöre für Männerstimmen<br />
kamen, ergänzt durch Eichendorffs DER EiD-<br />
GENOSSEN NACHTWACHE, als op. 62 im<br />
Druck heraus. Im Frühling des folgenden<br />
Jahres schuf unser Meister noch weitere Ge<br />
sänge für Männerchor, doch gab er die<br />
Direktion der LIEDERTAFEL bald darnach<br />
wieder auf, weil ihm ,die ewigen Sechsviertel-<br />
Akkorde des Männergesangsstils nicht mun<br />
deten'" (P. u. W. Rehberg).
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316<br />
Kleines musikalisches Lexikon:<br />
RITORNELL: In der M u s I k bedeutet R. einen<br />
mehrfach wiederholten Teil, und zwar den<br />
Refrain in den Gattungen der weltlichen Musik<br />
des 14. und 15. Jh. (Madrigal, Ballata, Frottola).<br />
Ein Ritornell ist ferner im 17. Jahrhundert ein<br />
eis instrumentales Vor-, Zwischen- und<br />
Nachspiel der Arie und des Strophenliedes<br />
formal wichtiger rein instrumentaler Bestand<br />
teil der Oper.<br />
Nicht damit zu verwechseln ist das Ritornel<br />
als Form des italienischen Volksliedes, „deren<br />
wahrer Name Stornelle ist, aus einem meist<br />
jambischen fünfsilbigen Vers und zwei elfsilbigen,<br />
deren zweiter auf den fünfsilbigen<br />
reimt. Die aus der Toscana stammenden<br />
Stornelli, die noch heute eine beliebte Form<br />
für Improvisation und poetischen Wettkampf<br />
sind, nannte man in Rom infolge Verwechs<br />
lung mit dem Refrain (ritornello) auch Ritornelli.<br />
Die ersten deutschen Versuche machte<br />
Rückert im Taschenbuch ,Urania' (1822). Ritornelle<br />
dichtete u. a. auch Wilh. Müller und<br />
Th. Storm" (Gr. Brockhaus, Bd. 10. S. 15,<br />
Wiesbaden 1956).<br />
<strong>Der</strong> Organist und Komponist Heinrich Scheide<br />
mann (geb. 1598 in Hamburg, gest. 1663 ds.)<br />
war als Organist an der Katharinenkirche in<br />
Hamburg einer der hervorragendsten Meister<br />
der Norddeutschen Organistenschule. Ein Neu<br />
druck seiner Orgelwerke (in Auswahl) be<br />
sorgte M. Seiffert in der Sammlung „Organum"<br />
(4 Bd./1925).<br />
Jan Pieters Sweelinck, niederld. Komponist,<br />
geb. 1562 in Deventer (oder Amsterdam), ge<br />
storben am 16. 10. 1621 in Amsterdam, ge<br />
nannt „der deutsche Organistenmacher", weil<br />
er viele Deutsche ausbildete (u.a. Prätorius,<br />
Scheidt, Scheidemann, Schildt u. Siefert), wirk<br />
te seit 1570 als Organist. Er war Schüler des<br />
italienischen Musiktheoretikers und Komponi<br />
sten Gioseffo Zarlino (1517—1590) in Venedig.<br />
Dieser, ein Schüler des berühmten Willaert,<br />
hat mit der Zurückführung aller harmonischen<br />
Bildungen auf den Dur- und Molldreiklang die<br />
Grundlage für die moderne Harmonielehre ge<br />
schaffen. Sweelinck, welcher über viele Schü<br />
ler bis auf J. S. Bach einwirkte, wurde zum<br />
Schöpfer der Orgelfuge. Seine Hauptwerke,<br />
die sich durch eigenartige Frische und Schön<br />
heit auszeichnen, sind die Orgelfugen (mit<br />
Hauptthema und Nebenthemen), Klaviervaria<br />
tionen, die Psalmen Davidts für 4 bis 8 Stim<br />
men (1603/23), die fünfstimmigen Cantiop'' ^<br />
sacrae (1619) und zwei- bis vierstimmig<br />
französische und italienische „Rimes" (1612).<br />
Tokkata (Toccata, von toccare = berühren,<br />
anschlagen) war ursprünglich nur die Be<br />
zeichnung von Stücken für Tastinstrumente,<br />
die „angeschlagen" wurden (Orgel, Klavier).<br />
Sie weist keine feste Form auf und ist durch<br />
häufigen Wechsel von volltönenden, breit aus<br />
gehaltenen Passagen mit rauschendem Fi<br />
guren- und Laufwerk gekennzeichnet, zuwei<br />
len ist sie auch mit fugierten Zeilen durch<br />
setzt (z. B. bei Buxtehude und Bach). Sie ist<br />
im wesentlichen ein frei, fast improvisatorisch<br />
gestaltetes, wie gesagt, in der Form nicht ge<br />
bundenes Stück im Gegensatz zu den Formen<br />
des Ricercar, der Kanzone, der Sonate, der<br />
Phantasie u. a. Nicht selten dient die Toccata<br />
als Vorspiel zu einer Fuge (vgl. [dorische]<br />
d-moll Toccata und Fuge von J. S. Bach). —<br />
Charakteristisches Merkmal für die neueren<br />
Tokkaten sind die unablässig treibenden, in<br />
kurzen Notenwerten notierten Linien und<br />
Passagen; typisches Beispiel: Schumanns Tok<br />
kata op. 7, Prokofieffs Toccata für Klavier<br />
op. 11 und in gewissem Sinne auch d<br />
2. Satz der Sonate Nr. 22 op. 54 und c J<br />
4. Satz der Sonate Nr. 23, op. 57 von Beet<br />
hoven, sowie Widors Toccata aus der Orgel-<br />
Sinfonie in F-Dur op. 42.<br />
bei deren Aufnahme<br />
Du begeistert mitgewirkt hast!
317<br />
Unser KMGV als Familie<br />
Geburtstage<br />
2. 1. 70 J<br />
3. 1. 60 J<br />
3. 1. 81 J<br />
5. 1. 91 J<br />
1. 60 J<br />
1. 65 J<br />
1. 85 J<br />
17. 1. 86 J<br />
19. 1. 65 J<br />
20. 1. 60 J<br />
26. 1. 60 J<br />
26. 1. 55 J<br />
27. 1. 60 J<br />
31. 1. 65 J<br />
Professor Hans Bachem,<br />
inakt. Mitglied<br />
Theodor Käser, akt. Mitglied<br />
Johannes Pütz, akt. Mitglied<br />
Altbundeskanzler<br />
Dr. Konrad Adenauer<br />
Ehrenmitglied des KMGV<br />
Eugen-Juiius Strobi, akt. Mitglied<br />
Bruno Aieff - Baumöiier, akt. Mitgl.<br />
Oberiandesgerichtsrat i. R.<br />
Ernst Roters, in Warendorf,<br />
Milterstr. 37, akt. Mitglied *)<br />
Aibert Müiier, Leverkusen,<br />
akt. Mitglied *)<br />
Dr. Wilhelm Nicoiini, akt. Mitgl.<br />
Wiih. B. Schlicht, inakt. Mitglied<br />
Heinz Sangermann, akt. Mitglied<br />
Gustav Liphardt, akt. Mitglied<br />
Heinrich Servos, inakt. Mitglied<br />
Apotheker Josef Kieefuss,<br />
inakt. Mitglied<br />
Und noch ein Dezembergeburtstag:<br />
17. 12. 60 J Professor Dr. Julius Scheveling,<br />
Köln, inakt. Mitgl<br />
*) nicht ausübender Sänger<br />
Adressen-Änderung<br />
Gustav Adolf Witzheiier, akt. Mitgl., jetzt:<br />
Köln-Brück, Im Fuchsbau 22, Ruf: 841233<br />
(akt. Mitglied).<br />
Neuaufnahme<br />
Als neue inaktive Mitglieder begrüßen wir:<br />
Herrn Wilhelm Hammes, Inhaber der Firma<br />
Marmorwerke Wilhelm Hammes, Köln-Zollstock,<br />
Höninger Weg 132, Ruf: 38 49 32.<br />
Herrn Theo Koch-Gadow, Versich.-Kaufmann,<br />
Köln, Kaiser Wilhelm Ring 15, Ruf: 5215 93.<br />
Herrn Heinz Vogeier, Malerwerkstätten, Köln-<br />
Mengenich, Obere Dorfstraße 44, Ruf: 53 21 81.<br />
Als neues Witwen-Mitglied begrüßen wir recht<br />
herzlich:<br />
Frau Wwe. Sophie Söst, Köln, Thieboldsgasse<br />
27, Ruf: 24 31 92 (Wwe. des verstorbe<br />
nen Sangesbruders Willy Söst).<br />
Verlobung<br />
Die Tochter unseres inaktiven Mitgliedes Dr.<br />
med. Otto Boden, Fräulein Inge Boden, ver<br />
lobte sich am 27. 11. <strong>1966</strong> mit Herrn Uwe<br />
Breker.<br />
Herzliche Glück- und Segenswünsche!<br />
Vermählung<br />
Die Tochter unseres Sangesbruders Dr. Hein<br />
rich Sambeth, Fräulein Gunhi ld Sambeth,<br />
vermählte sich am 22. 10. <strong>1966</strong> mit Herrn<br />
Peter-Joachim Reichard.<br />
Herzliche Glück- und Segenswünsche!<br />
DANKSAGUNG<br />
EIN BERG VON SYMPATHIEN, GLÜCKWÜNSCHEN, BLUMEN<br />
UND GABEN HAT SICH ZUM 19. OKTOBER <strong>1966</strong> VOR MIR<br />
AUFGETAN. ICH DANKE ALLEN VON HERZEN IN AUFRICH<br />
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In memoriam Eugen Papst<br />
Eugen Papst (1936)<br />
Photo: Songermann-Foto, Köln<br />
Am 24. 12. ds. Js. wäre unser unvergessener<br />
Dirigent, Generalmusikdirektor Prof. Eugen<br />
Papst, 80 Jatire alt geworden. Zu früh ist er<br />
am 2. Januar 1956 von uns gegangen. An<br />
dieser Steiie hat der BB verschiedentlich über<br />
das erste Kölner Gastkonzert des damaligen<br />
Generalmusikdirektors von Münster geschrie<br />
ben, in weichem Eugen Papst sich u. a. mit<br />
der sinfonischen Dichtung „Ein Heidenleben"<br />
seines von ihm hoch verehrten bayerischen<br />
Freundes Richard Strauss den Kölnern vor<br />
gestellt hatte. Die Erinnerung an die berühmte<br />
Dirigierprobe beim KMGV und die einstimmige<br />
Wahl Eugen Papst's zum Dirigenten des Cho<br />
res wurde an dieser Steiie ebenso wiederholt<br />
wach gerufen wie sein Wirken als städtischer<br />
Generalmusikdirektor. Wenn heute der Name<br />
Eugen Papst genannt wird, dann ist es immer<br />
wieder jene denkwürdige Aufführung des<br />
Verdi-Requiems, die denen, die damals mit<br />
dabei gewesen sind, als bedeutendes künst<br />
lerisches Ereignis, ja, als das bedeutendste<br />
während der Jahre des „Interregnums" in die<br />
Erinnerung kommt, und das damals für den<br />
weiteren Verlauf des Kölner Konzertlebens<br />
bestimmend und maßgebend werden sollte.<br />
An jenem 21. Januar 1936 hatte sich Eugc v<br />
Papst im Sturm die Gunst des Kölner F J<br />
biikums erobert. Kurz darauf erfolgte seine<br />
Berufung zum GMD der Stadt Köln und<br />
Dirigenten der Gürzenichkonzerte sowie zum<br />
Leiter einer Meisterklasse für Dirigieren an<br />
der Staatlichen Hochschule für Musik. Ein<br />
malig in der Geschichte des KMGV ist es, daß<br />
sein Chormeister in kürzester Zeit auch Städti<br />
scher Generalmusikdirektor wurde. In jener<br />
Aufführung hatte der KMGV den Gürzenich-<br />
Chor verstärkt. Dr. Walter Jacobs schrieb da<br />
mals in der Kölnischen Zeitung; „Seit Wochen<br />
hat man von dieser Aufführung gesprochen,<br />
Wundermären wurden von der Arbeit in den<br />
Proben berichtet und nun war das große Werk<br />
der Vollendung da.. . <strong>Der</strong> Wunsch regt sich,<br />
mit Faust im schönen Augenblick zu ver<br />
weilen, das Einmalige nochmals zu erleben,<br />
aber auch aus Erwägungen des Kunstiebens<br />
heraus möchte man hoffen, daß so viele<br />
Mühe der Vorbereitung für das Werk noch<br />
durch eine weitere Aufführung belohnt werden<br />
möchte. Die aligemein anerkannte Leitung des<br />
münsterischen Generalmusikdirektors Eugen<br />
Papst, die Vereinigung des Gürzenichchores<br />
mit dem KMGV hat, wie seit langem nicht, das<br />
Chorleben der Stadt aufgeweckt und ' \<br />
kunstliebende Bürgerschaft lebendig gemac,.<br />
so daß an zwei Abenden die Große Halle<br />
(der Messe) ausverkauft war." —<br />
1939 und im vorletzten Kriegsjahre, 1944 im<br />
alten Opernhaus, hat dann Eugen Papst dieses<br />
Werk noch einmal gebracht. Und immer wieder<br />
wurde „der Zusammenklang dieser herrlichen<br />
Chöre" gerühmt, der nur zu erreichen war,<br />
weil Papst sie nach den Erfordernissen und<br />
Bedingungen des A-cappeila-Stiis geschult hat<br />
te, also in einer Chortechnik, die damals dem<br />
Gürzenichchor vielfach fremd war. 1944 schrieb<br />
Dr. Jacobs: „Seit acht Jahren ist das Werk<br />
nun gar ein besonderer Ruhmestitel des Gür<br />
zenichchors und des mit ihm unter Eugen<br />
Papst vereinigten Kölner Männer-Gesang-Ver-
47 bis 71%<br />
beträgt die Zunahme<br />
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eins. Im Frieden wie auch jetzt noch im<br />
Kriege wird man kaum einen zweiten Chor<br />
körper von solcher Zahl und stimmlicher<br />
Qualität finden."<br />
Für Köln war damals die Zelt der großen<br />
Chorkonzerte angebrochen, In denen nicht nur<br />
die bekannten und bedeutenden Werke Haydns,<br />
Bachs, Fländels und Brahms erklangen, son<br />
dern auch weniger bekannte, wie z. B. Mo<br />
zarts Lauretanische Litanei in D-Dur KV 195,<br />
Bachs „Streit zwischen Phöbus und Ran",<br />
Bruckners f-Moll-Messe, Francks „Les Beatitudes",<br />
Reutters „Chorfantasie" op. 52 nach<br />
Goethe, Pfitzners Kantate „Von deutscher<br />
Seele" und „Das dunkle Reich", Suters „Le<br />
LaudI", Strauss' „Die Tageszelten" Im Jubi<br />
läumskonzert 1942 des KMGV, Schuberts As-<br />
Dur-Messe sowie — um aus der Fülle der<br />
Chorwerke, die damals in Köln aufgeführt<br />
wurden, noch solche von Max Reger zu nen<br />
nen, dessen Todestag in diesem Jahre zum<br />
50. Male wiederkehrte — Regers „<strong>Der</strong> Ein<br />
siedler" und das „Requiem" op. 144 a/b, die<br />
am 15. und 16. November ds. Jahres nach fast<br />
30 Jahren zum ersten Male wieder (in einer<br />
Einstudierung des Papst-Schülers Ph. Röhl<br />
und einer hervorragenden Wiedergabe durch<br />
den Philharmonischen Chor Köln) erklangen,<br />
ferner des zu früh verstorbenen Meisters<br />
Requiem-Satz op. 145 a und — ebenfalls im<br />
Jubiläums-Konzert 1942 des KMGV — die<br />
„Weihe der Nacht". Das mag für denjenigen,<br />
der diese Jahre nicht miterlebt hat, nur eine<br />
nüchterne Aufzählung von Chorwerken und<br />
Daten sein. Dahinter birgt sich jedoch eine<br />
Fülle erfolgreicher und maßstabsetzender chorerzleherlscher<br />
Arbelt und eine ebenso maß<br />
stabsetzende Wiedergabe von Chorwerken, die<br />
in Köln heute fast unbekannt sind, von deren<br />
Existenz zum mindesten die junge Generation<br />
nicht die geringste Ahnung hat. Die junge<br />
Generation jener Jahre lernte diese Chor<br />
werke jedoch kennen und behielt sie dank<br />
der mustergültigen Wiedergabe In bester Er<br />
innerung, — wie eben nur das Flervorragende,<br />
das Außergewöhnliche in der Erinnerung bleibt.<br />
Mittelprächtiges haftet nicht im Gedächtnis.<br />
Eugen Papst hielt überhaupt nichts vom<br />
mittelprächtigen Musizieren. Seine Unnachsichtigkeit,<br />
seine Kompromißlosigkeit und<br />
künstlerische Aufrichtigkeit waren Tugenden,<br />
die In unserer Zelt selten geworden sind und<br />
daher von einem kritischen Publikum sehr<br />
gefragt werden. Jedoch können die Bedürf<br />
nisse einer solchen Hörerschaft heute nicht<br />
mehr so leicht befriedigt werden, — trotz aller<br />
Perfektion und allen bewußt unterkühlten,<br />
distanzvollen Musizierens, das sich auf Stil<br />
reinheit gar viel zugute tut.<br />
Es war ein weiter Weg — wenngleich gering<br />
an Jahren - bis zu jenem ietzten Gürzenich<br />
konzert unter Papst überhaupt, zur dreimali<br />
gen Aufführung der Matthäus-Passion Im alten<br />
Opernhaus (1944), ehe es zerstört wurde (je<br />
doch nicht so, daß es nicht wieder hätte auf<br />
gebaut werden können .. .).<br />
Eugen Papst versicherte mir einmal nach d' ^<br />
Kriege, diese Aufführung sei für ihn<br />
o.^-'<br />
schönste Wiedergabe der Matthäus-Passion<br />
gewesen, trotz der einmaligen Aufführung<br />
des Werkes im Hohen Dom zu Köln, die ein<br />
denkwürdiges Ereignis in der Kölner Musik<br />
geschichte war und wohl auch bleiben wird.<br />
Dr. Eimert im Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 98<br />
vom 8. 4. 1944: „Das ungewöhnliche Maß der<br />
Kölner Aufführung wird im wesentlichen durch<br />
den glücklichen Zusammenschluß und die<br />
geistige Glelchgestlmmtheit aller Mitwirkenden<br />
bestimmt, und was vor allem für die Voll<br />
kommenheit der Wiedergabe unter Eugen<br />
Papst bürgt, das ist die Ideale Verbindung<br />
des Gürzenichchores und des Köl<br />
ner M ä n n e r - G e s a n g - V e r e I n s ...<br />
Eugen Papst, herrschend Im Geiste des Wer<br />
kes wie Im großen ,Apparat' der Aufführung,<br />
läßt ebenso dem Epos wie dem Drama das<br />
Recht. Man weiß, daß er das Dramatische in<br />
der Passion besonders eindringlich hervor<br />
hebt. Es wirkt darin wohl Im Einzelnen wie im<br />
Ganzen eine süddeutsche Haltung und Auf<br />
fassung welter. Man erlebt die Passion hier<br />
wirklich als ein Werk des Barock, als \<br />
Werk der Anschauung und Plastik, großari.g'<br />
belebt in den Volksszenen und polyphonen<br />
Sätzen, In denen sich der Chor unter Papst<br />
wieder mit deklamatorischer Sicherheit und<br />
überlegenem Können entfaltet."<br />
Auch am 24. Dezember dieses Jahres werden<br />
die Gedanken unserer älteren Sänger zu dem<br />
kleinen, stillen Friedhof der Gemeinde Ober<br />
ammergau gehen, auf welchem Ihr früherer,<br />
unvergessener Dirigent ruht und der festen<br />
Zuversicht der „vita venturi" entgegenharrt,<br />
der er in einem Konzert In der Messehalle<br />
(1938) so überzeugend In der Wiedergabe der<br />
gewaltigen Fuge der „Missa solemnis" Aus<br />
druck verliehen hat.<br />
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324<br />
Nachtrag<br />
Erst nach Redaktionsschluß konnte der Bericht der<br />
Neue Rhein-Zeitung vom 12.11. <strong>1966</strong> - Nr. 264 -<br />
in dieser Ausgabe veröffentlicht werden.<br />
Ein großer Chor zieht ein großes Publikum<br />
nach sich, so war der Große Saal im Gürze<br />
nich nahezu bis auf den letzten Platz besetzt.<br />
Den größten Raum nahmen Kompositionen des<br />
19. Jahrhunderts ein, wie daran überhaupt<br />
sichtbar wird, wie sehr der Männergesang<br />
romantischem Denken und Fühlen verpflichtet<br />
ist.<br />
Eine schöne Zugabe bildeten die geistlichen<br />
und weltlichen Werke des 16. und 17. Jahr<br />
hunderts, sowie eine Freimaurerkantate von<br />
Mozart.<br />
Professor Hermannjosef Rübben, hält den rie<br />
sigen Apparat zusammen und erzielt dabei<br />
ein bemerkenswertes Maß an Präzision.<br />
Klanglich wurde manches durchaus differen<br />
ziert.<br />
Die Sopranistin Edith Gabry-Kertesz setzte<br />
drei Liedern von Mozart einen zierlichen Ak<br />
zent und verlieh mit vier Liedern von Kodäiy<br />
dem Programm eine fremdländisch-aparte Nu<br />
ance. Mit dem Waldhornquartett des Gürze<br />
nichorchesters wurde das jahreszeitliche Mo<br />
ment des Programms symbolisch veranschau<br />
licht.<br />
Norbert Stich<br />
[auszugsweise]<br />
Die „Dürener Zeitung" berichtete im November <strong>1966</strong><br />
über ein Männer-Konzert:<br />
Musikalische Lebensweisheiten • Vorbildliches Chorkonzert des MGV Niederau/Krauthausen<br />
Man ist es schon gewohnt, beim Männerge<br />
sangverein Niederau-Krauthausen Program<br />
me anzutreffen, die nicht nur zu registrieren,<br />
sondern zu würdigen sind. Auch das Konzert<br />
am Samstagabend im vollbesetzten Saal Thuir<br />
unter dem Gesamttitel „Chormusik unserer<br />
Zeit" gab allen Anlaß dazu. Zunächst waren<br />
es Männerchöre von Rudolf Desch, Bernhard<br />
Weber, Wilhelm Schrey und Willi Giesen, die<br />
ihrem kompositorischen Gehalt und ihrer Wie<br />
dergabe nach beachtliches Niveau aufwiesen.<br />
Dann aber gab der zweite Teil ausschließlich<br />
mit Werken von Hermannjosef Rübben ein<br />
Beispiel dafür, welch gute Seiten dem Män<br />
nerchor heute noch abzugewinnen sind.<br />
<strong>Der</strong> rheinische Komponist und Kölner Hochschuiprofessor<br />
genießt in Sängerkreisen ho<br />
hes Ansehen. Und das mit gutem Recht, denn<br />
sein Liedschaffen verbindet einen vorbildlich<br />
klaren Satz mit hervorragender Textbeh J-<br />
lung. Ohne die modischen Ambitionen aii^oft<br />
verkrampfter Neutönerei zielen seine Chor<br />
sätze auf Sangbarkeit, er verschmäht, auch<br />
wenn er in der durchaus linearen Diktion sei<br />
ner Melodik eigene Wege geht den Drei<br />
klang nicht.<br />
So ist es ihm in den Vertonungen der heiteren Verse<br />
von Wilhelm Busch, Morgenstern und vor allem von<br />
Eugen Roth gelungen, köstlich pointierte musikaliche<br />
Spiegelbilder zu entwerfen, die, ebenso brillant wie<br />
humorig gemacht, ein Schmunzeln hervorrufen.<br />
In dem Männerchorzyklus „Musikalischer Zoo" - eine<br />
originelle Fortsetzung der Tierzeichnungen in der Mu<br />
sikliteratur — gibt es genug Einfälle zu bewundern,<br />
und die heiteren Lebensweisheiten von Eugen Roth,<br />
zusammengepackt in „Allerlei Arznei" für Männer<br />
chor a cappella und Sprecher werden geradezu mu<br />
sikalisch vergoldet.
325<br />
Diese Chorsätze zünden dann auch so, daß es etliche<br />
Wiederholungen gab, über die sich mit den Sängern<br />
und Zuhörern auch der Komponist freuen konnte, er<br />
sprach nämlich selbst die verbindenden Texte der<br />
Hausapotheke.<br />
Man muß dem MGV Niederau-Krauthausen<br />
bescheinigen, daß er unter der Leitung von<br />
Karl Müller für solche Aufgaben bestens prä<br />
pariert ist. Es wurde sauber gesungen, ohne<br />
allen Pathos und Sentiment und dann auch so<br />
deutlich, daß man auf die gedruckten Texte<br />
hätte verzichten können.<br />
Solistische Beigaben waren die Darbietungen<br />
des Kölner Bariton Klaus Bruch mit Norbert<br />
Brendt am Klavier, nach Gustav Mahlers „Lie<br />
der eines fahrenden Gesellen" der Zyklus<br />
„Ausschließlich heiter" wieder nach Texten<br />
Eugen Roths von Hermannjosef Rübben. Auch<br />
er verstand sich zu einer Zugabe der Rigoletto-Arie<br />
von Verdi, die hier kaum am richti<br />
gen Platze war.<br />
Organist Karl Müller, Niederau, ist der<br />
Schzviegersohn unseres Sangesbruders Emil<br />
N e II e s.<br />
<strong>Der</strong> Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 276 - vom 29. 11. <strong>1966</strong> schreibt hierzu:<br />
Hoffnungsthal (rhp) - <strong>Der</strong> Männergesangver<br />
ein Bleifeld 1934 hat es geschafft. Nach jahre<br />
langer Vorbereitungszeit, in der die Voraus<br />
setzungen geschaffen wurden, errang er am<br />
Sonntag beim Bundesleistungssingen in der<br />
Stadthalle in Stolberg bei Aachen den Titel<br />
„Meisterchor <strong>1966</strong>" mit dem Gesamtprädikat<br />
„Sehr gut". Chorleiter Studienrat Dr. Rudolf<br />
Becher und seine 40 Sänger haben damit be<br />
wiesen, daß der MGV Bleifeld zu den besten<br />
Männerchören im Kreisgebiet und der weite<br />
ren Umgebung zählt.<br />
Als die frohe Kunde am Sonntagabend be<br />
kannt wurde, war die Freude groß. Vor und<br />
im Bleifelder Hof versammelten sich Freunde<br />
und Förderer des Vereins, um ihren Meister<br />
chor zu empfangen. Auch zahlreiche Sanges<br />
freunde aus anderen Ortsteilen der Gemeinde<br />
und aus dem übrigen Kreisgebiet waren zum<br />
■^fang erschienen.<br />
iK und Blumen<br />
Als kurz vor 23 Uhr der Omnibus mit den Meister<br />
sängern eintraf, stimmte die Menge in Jubelrufe ein.<br />
Das Bläserkorps Neuhonrath und das Tambourkorps<br />
Rösrath spielten zur Begrüßung. <strong>Der</strong> Meisterchor<br />
sang den Deutschen Sängergruß. Frau Gerda Schrewe<br />
gratulierte im Namen der Frauen und Bräute und<br />
überreichte Chorleiter Becher einen großen Früh<br />
stückskorb und dem Vorsitzenden Kurt Honrath einen<br />
Blumenstrauß. Den Sängern dankte sie für die große<br />
Leistung.<br />
Bürgermeister Schiffbauer und Gemeindedirektor<br />
Kreuzberg überbrachten die Glückwünsche von Rat<br />
und Verwaltung und der gesamten Bevölkerung der<br />
Gemeinde. Zum erstenmal in der Geschichte sei ein<br />
Gesangverein der Gemeinde Meisterchor geworden,<br />
sagte Bürgermeister Schiffbauer, und darauf müsse<br />
jeder stolz sein, der das deutsche Lied liebe. Die<br />
Gemeinde wisse die Leistung zu schätzen und werde<br />
dem Verein ein Geschenk überreichen.<br />
Glückwünsche übermittelten auch Abordnungen des<br />
Männergesangvereins „Concordia" Forsbach, des Kir<br />
chenchors Neuhonrath, des Männergesangvereins Hei<br />
ligenhaus und der beiden Musikeinheiten aus Neu<br />
honrath (Bläserkorps) und Rösrath (Tambourkorps).<br />
„<strong>Der</strong> Weg zum Erfolg war nicht leicht", sag<br />
ten Chorleiter Becher und Vorsitzender Kurt<br />
Honrath. Die Sänger seien in den letzten Jah<br />
ren sehr strapaziert worden, aber am ent<br />
scheidenden Tag habe der Chor seine beste<br />
Form erreicht. Davon zeugen die Noten bei<br />
der Prämiierung. Für den Aufgabenchor, der<br />
in den letzten zwölf Wochen einstudiert wur<br />
de, „Mondaufgang" von Hans Grenzmer, hat<br />
der Verein die Note „Sehr gut" erhalten.<br />
Ebenfalls ein „Sehr gut" brachten die Wahl<br />
vorträge ein, der Chor „Motette" von Sendt<br />
und das Volkslied „Und in dem Schneege<br />
birge" von Walter Rein.<br />
Kurze Probezeit<br />
Damit war die Voraussetzung für den End<br />
spurt, das „Stundenlied", gegeben. Innerhalb<br />
einer Stunde mußte von den Bleifeldern Sän<br />
gern „Senckenbachs Reuterlied", Worte und<br />
Weise von Joh. Ott (1534) im Satz von Hans<br />
Humpert, einstudiert werden. Ein schwieriger<br />
Satz aus dem Mittelalter, dessen Vortrag den<br />
Sängern trotz der kurzen Probezeit aber gut<br />
gelungen ist, und der die Note „Gut" und da<br />
mit den Erfolg, den Titel, einbrachte.<br />
Nach Entgegennahme der Glückwünsche<br />
dankte Vorsitzender Kurt Honrath für den gro<br />
ßen Empfang und dem Chorleiter Dr. Becher für<br />
die Mühe, die er sich seit seiner zwölfjäh<br />
rigen Dirigententätigkeit bisher um den Chor<br />
gemacht hat. Bis spät nach Mitternacht wurde<br />
der Erfolg gefeiert.<br />
(Willi Happ)
Seit 1872<br />
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HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM MEISTERCHORTITEL<br />
Beim diesjährigen Bundesleistungssingen des<br />
Sängerbundes Nordrhein-Westfalen, das am 26.<br />
und 27. Nov. in Stolberg ausgetragen wurde,<br />
errang der Chor unseres Vizedirigenten<br />
Dr. Becher den Titel eines Meisterchores.<br />
<strong>Der</strong> MGV Bleifeld [Gemeinde RösrathlRhein.-<br />
Bergischer Kreis] hatte bereits bei den vorauf<br />
gehenden Leistungssingen der Stufe 1 (1964 in<br />
Krefeld) und II (1965 ebenfalls in Krefeld) je<br />
weils die Note „Sehr gut" erhalten. Auch in<br />
diesem Jahre erkannten die fünf namhaften Per<br />
sönlichkeiten aus der Jury des Sangeslebens<br />
(Klink, Reimers, Desch, Rische und Prof. Erd<br />
ien) auf das Prädikat „sehr gut" für den 12-<br />
Wochen-Aufgabechor von H. GENZMER<br />
„ Mond auf gang", für den Wahlchor von W.<br />
SENDT Mottete" wie auch für das Volkslied<br />
von W. REIN „Und in dem Schneegebirge".<br />
<strong>Der</strong> Stundenchor — „Schenkenbachs Reuterlied"<br />
— wurde mit „gut" bewältigt.<br />
Die Leistungsfähigkeit des 40 Sänger zähle 'v/<br />
Chores einer ländlichen Gemeinde dürfte Jtr<br />
viele Vereine ein Vorbild sein. Zweifellos ist es<br />
eine Frage der modernen Chorpädagogik, einen<br />
Chor zu einer beachteten Stellung zu führen.<br />
Dr. Becher hat hier in konsequenter Arbeit viele<br />
Jahre hindurch einen quasi kammermusikalischen<br />
Musizierstil erreicht, der die beste Art ist, gegen<br />
liedertaflerischcs Beharren anzugehen. Man darf<br />
sich wünschen, daß möglichst viele Chöre den<br />
Weg über echtes, ungekünsteltes Singen zur gu<br />
ten Leistung finden. <strong>Der</strong> KMGV entbietet sei<br />
nem Vizedirigenten herzliche Glückwünsche zu<br />
diesem Erfolg, nachdem Professor Rübben in<br />
seiner Eigenschaft als Bundeschorleiter schon in<br />
Stolberg die offizielle Gratulation an den MGV<br />
Bleifeld und seinen Dirigenten ausgesprochen<br />
hatte.
Terminkalender für den Monat Januar 1967<br />
Donnerstag, 5. Januar Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
Donnerstag, 12. Januar Karnevallstlsche Sitzung 20.00 Uhr Großer Saal<br />
des KMGV „Haus Wolkenburg"<br />
Donnerstag. 19. Januar Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
Sonntag, 22. Januar „Cäcilla-Premlere" 19.00 Uhr Opernhaus<br />
anschließend Nachfeier „Haus Wolkenburg" Casino<br />
Donnerstag, 26. Januar Chorprobe 19.30 Uhr Großer Saal<br />
AM SYLVESTERABEND<br />
Frohen Muthes und mit munter'm Worte<br />
Trat' Ich in des neuen Jahres Pforte;<br />
Unbekannt noch liegt es vor mir da,<br />
Ahne das nicht, was mir dennoch nah!<br />
Was es bringen wird, wir müssen's nehmen,<br />
Thöricht, wegen Künft'gem uns zu grämen.<br />
Fröhlich seh' ich in das neue Jahr,<br />
Heiter stellt dem heitern Sinn sich's dar.<br />
Dieses Fest war fremd dem Kind' geblieben,<br />
D'rum vermißt der Mann nicht von den Lieben:<br />
Wonniger Erinn'rung Zauberschein,<br />
Er erregt in dem Herzen Pein.<br />
Entnommen den Gedichten Ludwigs des Ersten,<br />
Königs von Bayern.<br />
Viertel Theil. München Im Verlag der Liter. Artist. An<br />
stalt der J. G. Gotta'schen Buchhandlung, 1847, Seite 61<br />
Herausgeber: KMGV-Vermögens-Verwaltungs-Gesellschaft mbH., Köln, Mouritiussteinweg 59, «Haus Woikenburgi<br />
Schriftleitung u. allein. Anz.-Annahme: Heinz Bremm, [5064) Rösrath/Bez. Köln, Am Hohwlnkel 9, Ruf; 92 05/39 61<br />
Druck: Otto Ritterbach & Co., Weiden bei Köln, Kleiststraße, Ruf 92 94 / 7 56 19 und 92 94 / 7 55 49<br />
Gestaltung der Titelseite: Glahe Werbung Köln<br />
Titelbild: Teilansicht .Haus Wolkenburg' Vereinshaus des Kölner Männer-Gesang-Vereln!
Das Programm von 1t- 3,51<br />
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Das Meisterstück;<br />
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MAJOR 1100<br />
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Vierganggetriebe,<br />
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