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Sachwert Magazin 4-2018

DIRK MÜLLER: Machtbeben, Wie man die weltweiten Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik erkennt ALTERSVERSORGUNG: 5 Mythen SOCIAL INVESTMENT: Geld mit gutem Gewissen RISIKO PROFILING: Welches Risiko passt zu mir?

DIRK MÜLLER: Machtbeben, Wie man die weltweiten Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik erkennt
ALTERSVERSORGUNG: 5 Mythen
SOCIAL INVESTMENT: Geld mit gutem Gewissen
RISIKO PROFILING: Welches Risiko passt zu mir?

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Wissen<br />

Auszug aus dem Buch<br />

„Vermögensmanufaktur“<br />

von Roland Eller und Markus Heinrich<br />

Bild: Depositphotos/eedough, Bildmontage Martina Schäfer<br />

Jede Finanzentscheidung ist mit Risiko verbunden.<br />

Viele Anleger hingegen suchen<br />

Sicherheit, ein Dilemma? Spätestens seit<br />

der Finanzkrise und der damit einhergehenden<br />

Nullzinspolitik der Notenbanken<br />

ist offensichtlich: keine Rendite ohne Risiko.<br />

Sogenannte »risikolose Anlagen« wie<br />

Cash, Bankeinlagen oder Bundeswertpapiere<br />

bieten nur geringe oder gar negative<br />

Renditen. Wer Vermögen aufbauen oder<br />

für das Alter vorsorgen möchte, braucht<br />

Rendite. Selbst wer lediglich sein Kapital<br />

erhalten möchte, braucht Rendite als<br />

Kompensation für die Inflation, die ansonsten<br />

seinem Geld die Kaufkraft entzieht.<br />

Doch wie finden Sie heraus, welches Risiko<br />

zu Ihnen passt?<br />

Viele Kapitel in diesem Buch beschäftigen<br />

sich mit den Kapitalmärkten und Finanzprodukten,<br />

einige auch damit, wie man<br />

das Risiko dieser Produkte und Strategien<br />

misst. In diesem Beitrag schauen wir bewusst<br />

in eine andere Richtung, auf Sie<br />

als Anleger. Schauen wir nicht auf die<br />

Dinge, die uns so stressen, wie Politik, Finanzmärkte,<br />

Nachrichten oder was unser<br />

Nachbar tut. Sondern konzentrieren wir<br />

uns auf die Dinge in Bezug auf Risiko, die<br />

wir selber beeinflussen. Das ist ein wichtiger<br />

Schlüssel, stressfrei anzulegen.<br />

Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf<br />

die Herausforderungen im Umgang mit<br />

und in der Kommunikation zu Geld und<br />

Risiko. Anschließend erfahren Sie, wie<br />

professionelles Risikoprofiling Ihnen und<br />

Beratern helfen kann, das richtige Risikomaß<br />

für Ihre Bedürfnisse zu finden. Abgerundet<br />

wird dies mit einigen Anregungen,<br />

wie Sie als Selbstentscheider vorgehen.<br />

2 Herausforderung im Umgang mit<br />

Geld und Risiko<br />

Lassen Sie uns zunächst einen Blick werfen<br />

auf die wichtigsten Herausforderungen,<br />

denen sich Anleger, aber auch<br />

Berater gegenübersehen.<br />

2.1 Die große Begriffsverwirrung<br />

In der Anlageberatung fällt häufig der Begriff<br />

»Risiko«. Doch was, wenn Sie darunter<br />

etwas ganz anderes verstehen als Ihre<br />

Gesprächspartner?<br />

Werden Anleger gebeten, ein anderes<br />

Wort für Risiko zu finden, fallen so unterschiedliche<br />

Begriffe wie:<br />

• Unsicherheit<br />

• Gefahr<br />

• Chance<br />

• Nervenkitzel<br />

Bei Beratern kommen technische Begriffe<br />

hinzu, wie:<br />

• Volatilität (Schwankungsintensität)<br />

• Drawdown (Höhe des Absturzes vom<br />

Höchstpunkt)<br />

In einer Studie mit dem Titel »Die große<br />

Risikoverwirrung« 1 beklagen die Autoren:<br />

»Eine Hauptursache für die verheerenden<br />

Auswirkungen der Finanzkrise war, dass<br />

Anleger massiven Fehleinschätzungen in<br />

Bezug auf das Risiko<br />

von Kapitalanlagen<br />

unterlagen. Dies lag<br />

nicht zuletzt darin<br />

begründet, dass fast<br />

jeder hierunter etwas<br />

anderes verstand.«<br />

FAZIT: Wenn Sie mit<br />

anderen über Risiko<br />

sprechen, klären Sie,<br />

was diese darunter<br />

verstehen.<br />

2.2 Mit Ungewissheit<br />

leben<br />

Gewissheit in Bezug<br />

auf die Zukunft ist<br />

eher die Ausnahme<br />

im Leben. So können<br />

wir mit Gewissheit sagen, dass die Sonne<br />

morgen aufgeht, aber nicht, dass die Börse<br />

morgen steigt. Risiko ist dadurch definiert,<br />

dass sich dem Eintritt eines Ereignisses<br />

eine Wahrscheinlichkeit zuordnen<br />

lässt. Das ist beim Münzwurf (1:2) oder<br />

Würfeln (1:6) der Fall.<br />

Bei Ungewissheit ist bekannt, was alles<br />

passieren kann, aber nicht mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit. Das trifft auf die Börse<br />

zu. An Finanzmärkten haben wir es vor<br />

allem mit Ungewissheit zu tun. Sie macht<br />

vielen Angst. Doch Ungewissheit herrscht<br />

in vielen Lebenssituationen, beispielsweise<br />

im Verkehr. Offensichtlich haben wir<br />

gelernt, im Verkehr damit umzugehen.<br />

Oder machen Sie sich ständig Gedanken<br />

über das Risiko (richtiger die Ungewissheit),<br />

wenn Sie mit Ihrem Auto fahren?<br />

Was lernen wir daraus? Besteht eine hohe<br />

Motivation, von A nach B zu kommen,<br />

und sind wir an eine Situation gewöhnt,<br />

fällt es uns leichter, mit Ungewissheit zu<br />

leben. Warum sollte das bei Finanzen<br />

nicht auch möglich sein? Coaches sprechen<br />

von einer Ressource.<br />

FAZIT: Wir können mit Ungewissheit leben<br />

und lernen, damit umzugehen.<br />

2.3 Geld und Projektion<br />

Wir betrachten das Thema Risiko in Bezug<br />

auf Entscheidungen zu Geld. Doch<br />

was ist eigentlich Geld? Wir gehen täglich<br />

»Die Qualität<br />

des Lebens<br />

hängt von<br />

den Fragen<br />

ab, die ich<br />

mir stelle«<br />

Tony Robbins<br />

damit um. Geld ist uns derart vertraut,<br />

so selbstverständlich, dass uns die Frage<br />

irritiert. Wir denken nicht darüber nach,<br />

ganz so, wie die Fische in dieser kleinen<br />

Geschichte. Ein Hund am Fluss fragt zwei<br />

vorbeischwimmende Fische: »Wie ist das<br />

Wasser?« »Welches Wasser?«, fragen die<br />

Fische.<br />

Wer die Frage stellt, was Geld ist, der<br />

wird überrascht sein,<br />

wie viele unterschiedliche<br />

Antworten er<br />

erhält: »Tauschmittel,<br />

Währung, Macht,<br />

Luxus, notwendiges<br />

Übel, Belohnung, ein<br />

Fluch, Schmiermittel<br />

der Wirtschaft,<br />

Bewertungsskala,<br />

Freiheit, Unabhängigkeit,<br />

Sicherheit …«.<br />

Probieren Sie es einmal<br />

aus. Hätten Sie<br />

gedacht, dass Ihre<br />

Gesprächspartner<br />

Geld so anders sehen<br />

könnten als Sie? Wir<br />

halten unsere Interpretation<br />

von Geld für die Wahrheit. In<br />

Wirklichkeit ist es eine Perspektive von<br />

vielen.<br />

Das bedeutet: Geld ist das, was wir glauben,<br />

was es ist. Psychologen sprechen von<br />

Projektion. 2 Wir projizieren unsere Ängste,<br />

Hoffnungen und Sorgen auf Geld.<br />

Da Geld abstrakt ist und allgegenwärtig,<br />

bietet es sich als Projektionsfläche geradezu<br />

an. Diesen Zusammenhang zu kennen<br />

hilft, falsche Erwartungen zu vermeiden<br />

und Enttäuschungen vorzubeugen. Viele<br />

Menschen verbinden Geld mit Sicherheit:<br />

»Wenn ich Millionär wäre, dann würde<br />

ich mich sicher fühlen.« Die Erfahrung<br />

zeigt, dass dies nicht aufgeht. Oder warum<br />

treibt viele Millionäre die Sorge um,<br />

ihr Geld wieder verlieren zu können? Der<br />

Hoffnung auf Sicherheit folgt die Angst<br />

vor Verlust. Ganz anders ergeht es Menschen,<br />

die sagen können: Ich bin sicher,<br />

mit und ohne Geld. Weil ich …<br />

• bereits mehrere Krisen durchgestanden<br />

habe,<br />

• ein soziales Umfeld habe, das mich<br />

stützt,<br />

• gesund, gut ausgebildet und ideenreich<br />

bin.<br />

Wahre Sicherheit kommt von innen.<br />

Nicht nur Geld ist Projektionsfläche, auch<br />

viele Anlageobjekte lösen Projektionen<br />

aus:<br />

SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 11

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