Sachwert Magazin 4-2018
DIRK MÜLLER: Machtbeben, Wie man die weltweiten Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik erkennt ALTERSVERSORGUNG: 5 Mythen SOCIAL INVESTMENT: Geld mit gutem Gewissen RISIKO PROFILING: Welches Risiko passt zu mir?
DIRK MÜLLER: Machtbeben, Wie man die weltweiten Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik erkennt
ALTERSVERSORGUNG: 5 Mythen
SOCIAL INVESTMENT: Geld mit gutem Gewissen
RISIKO PROFILING: Welches Risiko passt zu mir?
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Nr. Nr. 04 04 | l <strong>2018</strong> www.sachwert-magazin.de<br />
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5 Mythen<br />
der Altersversorgung<br />
Thomas Oliver<br />
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INVESTMENT<br />
Geld mit gutem<br />
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PROFILING<br />
Welches Risiko<br />
passt zu mir?<br />
04<br />
4 192358 003904<br />
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Dirk Müller<br />
Machtbeben<br />
Wie man die weltweiten<br />
Zusammenhänge in Wirtschaft<br />
und Politik erkennt<br />
RONALD STÖFERLE<br />
Kryptowährung<br />
DIRK MÜLLER &<br />
GERALD HÖRHAN<br />
Investment heute<br />
04<br />
MARC FRIEDRICH &<br />
MATTHIAS WEIK<br />
Euro am Ende<br />
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BILD CASHKURS/MÜLLER<br />
Bilder: Friedrich & Weik, Stöferle, Investment Punk Akademie, Müller, Müller
Inhalt<br />
6<br />
16<br />
Bilder: Cashkurs.com, Privat<br />
Dirk Müller: Machtbeben - Größte<br />
Weltwirtschaftskrise aller Zeiten nah<br />
Andreas Kroll: Rücksetzer bei Rohstoffen<br />
und Edelmetallen - Kaufen?<br />
Inhalt 04/<strong>2018</strong><br />
5 Editorial Editorial von Julien Backhaus<br />
Wissen<br />
6 Dirk Müller: Machtbeben<br />
10 Lothar Schmidt:<br />
Risikoprofiling von Anlegern<br />
Rohstoffe<br />
16 Andreas Kroll: Rücksetzer bei Rohstoffen<br />
und Edelmetallen - Kaufen?<br />
<strong>Sachwert</strong>e<br />
20 Deutscher <strong>Sachwert</strong> Kongress <strong>2018</strong><br />
Investment<br />
22 Gutes Gewissen dank Social Investment<br />
26 Wohnraumbedarf längst nicht gedeckt<br />
27 Matthias Schmidt:<br />
Geldanlage für Renditejäger<br />
Recht<br />
28 Helge Norbert Ziegler:<br />
DSGVO - Was Sie darüber wissen<br />
Vorsorge<br />
30 Thomas Hennings:<br />
Die fünf Mythen der Altersversorung<br />
Impressum<br />
<strong>Sachwert</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 2197-1587<br />
Redaktion<br />
Waffensener Dorfstraße 54, 27356 Rotenburg<br />
Tel: (0 42 68) 9 53 04-91, Fax: 9 53 04-92<br />
E-Mail: redaktion@sachwert-magazin.de<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.) Julien Backhaus<br />
Redakteurin und Satz Martina Schäfer<br />
Expertenbeirat Thomas Hennings<br />
E-Mail: info@backhausverlag.de<br />
Verlag Backhaus Verlag<br />
Herausgeber, Verleger Julien D. Backhaus<br />
Waffensener Dorfstraße 54, 27356 Rotenburg<br />
Telefon (0 42 68) 9 53 04-91<br />
E-Mail: info@backhausverlag.de<br />
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28832 Achim<br />
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SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 3
neu<br />
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Editorial<br />
Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem<br />
inneren Wert zurück. Null.<br />
Voltaire, 1694 - 1778<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger<br />
Editorial<br />
Liebe Leser,<br />
Wer kann heute noch sicher sagen, was richtig und was falsch ist. Immer mehr<br />
driften wir in eine Richtung, in der nur noch die eigene Wahrheit gilt. Denn wie<br />
Dirk Müller in seinem neuen Buch „Machtbeben“ schreibt, ist es so gut wie<br />
ausgeschlossen, die „richtige“ Wahrheit zu erkennen. Zu viele Faktoren beeinflussen<br />
mittlerweile die globale Meinungsbildung. Kriege und Konflikte – ob<br />
nun mit Geld oder Waffen geführt – lassen sich nicht mehr eindeutig diesem<br />
oder jenem Aggressor zuordnen.<br />
Das hat auch den Anlegern große Probleme bereitet. Gewohnte Analysen oder<br />
Gesetzmäßigkeiten lassen sich kaum noch an den Finanzmärkten anwenden.<br />
Politik greift immer Stärker in die Marktregulierung ein, und verzerrt somit die<br />
Realität. Wo längst hätte ein reinigendes Gewitter stattfinden sollen, werden<br />
diese Mechanismen mit politischen Einflüssen manipuliert und Krisen in die<br />
Zukunft verschoben. Experten warnen, dass dadurch nur die Fallhöhe steigt.<br />
Ergo: Die Krisen der Zukunft werden um einiges schlimmer, als hätte man sie<br />
peu a peu zugelassen.<br />
Dirk Müller ist ehrlich in seinem neuen Buch – auch mit sich selbst. Er sieht ein,<br />
dass es heute kaum mehr möglich ist, die eine Wahrheit zu erkennen. Vielmehr<br />
geht es darum, Tendenzen zu erkennen und seine eigenen Quellen heranzuziehen.<br />
Und trotzdem kann es sein, dass er sich durch neue, bessere Argumente<br />
überzeugen lässt und Meinungen ändert. Diese Größe haben nur leider die<br />
wenigsten Experten, was dazu führt, dass Experten – auch in den Medien –<br />
stur einem Stigma folgen und dieses als Wahrheit verbreiten. Dasselbe gilt für<br />
Medien. Nur weil sie Informationen verbreiten, müssen es nicht die richtigen<br />
sein. Auch sie beziehen sich nur auf Quellen. Und wir sehen immer öfter, dass<br />
man für beide Seiten der Medaille seriöse Quellen findet. Die Pole der Wahrheit<br />
sind entstanden.<br />
Bild: Wilkens<br />
Intelligente Strategien<br />
für Ihre sichere Zukunft<br />
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Geldwert!<br />
In der Historie haben nur die Anleger ihr Vermögen<br />
sichern können, die nicht in bedrucktes<br />
wertloses Papier investiert haben, sondern in<br />
<strong>Sachwert</strong>e, die nach bestimmten Ereignissen immer<br />
noch einen inneren bzw. einen Tauschwert<br />
aufweisen konnten. Unsere Konzentration liegt<br />
ausschließlich in der Konvertierung von Papier- /<br />
Giralgeld in physische <strong>Sachwert</strong>lösungen, die Sie<br />
schadlos durch die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
manövrieren lassen.<br />
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Vermögenssicherung durch physische <strong>Sachwert</strong>e<br />
Erbschafts- und Schenkungssteuerlösungen<br />
Vermögenstransfer in die nächste Generation<br />
Internationale Stiftungskonzepte<br />
Es ist zu unser aller Aufgabe geworden, Informationen mit der nötigen Vorsicht<br />
zu konsumieren und die Wahrheit zu akzeptieren, die uns selbst am meisten<br />
logisch erscheint. Denn auch das Kollektiv muss nicht recht haben – was Börsen<br />
schon lange bezeugen können.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Julien Backhaus,<br />
Verleger<br />
Rockwinkeler Landstraße 5<br />
28355 Bremen<br />
Telefon (0421) 36 49 75 22<br />
info@sachwertcenter-bremen.de<br />
www.sachwertcenter-bremen.de<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 5
Wissen<br />
Machtbeben<br />
Die Welt steht vor der größten<br />
Wirtschaftskrise aller Zeiten<br />
Die täglichen Berichte aus Politik und<br />
Wirtschat wirken oft wie zusammenhangslose<br />
Schnipsel, die in ihrer Bedeutung<br />
nur schwer einzuschätzen sind.<br />
Zum einen fehlen uns oft der tiefere<br />
Hintergrund und die Details zu dieser<br />
oder jener Meldung, vor allem aber fehlen<br />
uns die Anschlussstücke zu diesen<br />
Puzzleteilen. Wenn wir die Schachtel<br />
eines Puzzlespiels öffnen und ein einzelnes<br />
Stück herausnehmen, sehen wir<br />
zwar seine Umrisse und ein irgendwie<br />
aufgedrucktes Muster, können aber<br />
nichts damit anfangen, egal wie intensiv<br />
wir dieses eine Teil studieren. Erst<br />
wenn wir weitere Teile in dem großen<br />
Haufen finden, die sich mit dem<br />
ersten Stück zusammenfügen lassen,<br />
ergibt sich etwas mehr Sinn. Je mehr<br />
zusammenhängende Teile wir im Laufe<br />
der Zeit finden und in der richtigen Anordnung<br />
zusammenfügen können, desto<br />
eher erkennen wir das gesamte Bild. Die<br />
Welt aus Politik und Wirtschaft müssen<br />
wir uns als ein solches Puzzlespiel mit nahezu<br />
unendlich vielen Teilen vorstellen.<br />
Zumindest sind es so viele Teile, dass niemand<br />
im Laufe seines Lebens in der Lage<br />
sein wird, sie alle zusammenzutragen,<br />
um das eine, einzig korrekte und umfassende<br />
Bild zu erkennen. Dennoch hängt<br />
unser Verständnis maßgeblich davon ab,<br />
dass wir zumindest die wichtigsten und<br />
für uns aktuellsten Elemente erkennen,<br />
verstehen und in einen Zusammenhang<br />
bringen, mit dem wir etwas anfangen<br />
können.Daher ist dieses Buch der<br />
Versuch, dem geneigten Leser meine<br />
Erfahrungen und Sichtweisen auf<br />
Bild: Cashkurs.com, Cover: Heyne<br />
6<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Wissen<br />
Auszug aus dem Buch<br />
„Machtbeben“ von Dirk Müller<br />
erschienen am 27.08.<strong>2018</strong><br />
im Heyne Verlag<br />
ISBN: 978-3-453-20489-8<br />
„Mr. Dax“ Dirk Müller,<br />
Finanzexperte<br />
die Zusammenhänge und Hintergründe<br />
dessen näherzubringen, was<br />
aktuell und in naher Zukunft<br />
in jenen Bereichen von Politik<br />
und Wirtschat geschieht,<br />
die direkten Einluss auf unser<br />
derzeitiges und künftiges<br />
Leben haben. Erst im Zusammenhang<br />
der einzelnen Puzzleteile<br />
ergibt sich ein Gesamtbild<br />
unserer Umgebung. Und<br />
nur wer dieses Gesamtbild erkennt, ist in<br />
der Lage, die Dinge korrekt zu beurteilen.<br />
Nur wer die gegenwärtige Situation<br />
und die zukünftige Entwicklung richtig<br />
einschätzt, vermag sich darauf einzustellen<br />
und den für sich richtigen Weg<br />
einzuschlagen.Die meisten Sachbücher<br />
beschäftigen sich auf vielen Seiten sehr<br />
intensiv mit einem einzigen Puzzlestück<br />
und beschreiben dieses von allen<br />
Seiten und in allen Details. In der<br />
Folge hat man dann sehr gute Kenntnis<br />
von diesem einen Stück, aber es<br />
hilft nicht weiter, wenn man nicht auch<br />
die anderen Puzzlestücke kennt. Entsprechend<br />
müsste man eine Unzahl an<br />
Büchern lesen, Gespräche führen und<br />
Nachforschungen anstellen, um jedes<br />
einzelne Teil detailliert zu kennen und<br />
dann mit seinen Nachbarelementen<br />
zusammenzufügen – eine Lebensaufgabe.<br />
Genau dies war ein wesentlicher<br />
Teil meiner Tätigkeit in den mehr als 25<br />
Jahren, die ich inzwischen in dieser Welt<br />
aus Kapital und Politik verbringen durfte.<br />
Nur wer einen Zusammenhang umfangreich<br />
und im Detail kennt, ist in der Lage,<br />
diesen auch auf die wichtigsten Elemente<br />
hin zusammenzufassen. So könnte ich<br />
Ihnen zahlreiche Puzzlestücke von allen<br />
Seiten umfangreich beschreiben. Dann<br />
hätten Sie am Ende des Buches eine<br />
Handvoll Teile kennengelernt – und noch<br />
immer würde Ihnen der Blick auf das<br />
komplette Bild verschlossen bleiben.<br />
Ich muss mich also entscheiden, ob ich<br />
wenige Teile intensiv oder möglichst viele<br />
Teile knapp, aber dennoch mit den wichtigsten<br />
Informationen beschreiben will.<br />
Ich habe mich für Letzteres entschieden:<br />
»Wenn man etwas nicht<br />
einfach erklären kann,<br />
hat man es nicht verstanden.«<br />
Albert Einstein<br />
Ihnen lieber einen wesentlichen Teil<br />
des Gesamtbildes vorzustellen, wie<br />
es sich für mich<br />
aus den mir vorliegenden<br />
Informationen<br />
ergibt.<br />
Albert Einstein<br />
sagte einmal sinngemäß:<br />
»Wenn man etwas nicht einfach<br />
erklären kann, hat man es nicht verstanden.«<br />
Manches neue Puzzleteil mag irritierend<br />
wirken, wenn es nicht sofort zu<br />
unseren bisher als sicher geglaubten<br />
Zusammenhängen passt. Doch wenn<br />
man bereit ist, die eigenen bisherigen<br />
Sichtweisen stets aufs Neue zu überprüfen<br />
und infrage zu stellen und bereits<br />
zusammengesetzte Elemente zu trennen,<br />
wenn es neue Erkenntnisse gibt, die<br />
mehr Sinn ergeben, dann hat man die<br />
Chance, am Gesamtbild weiterzubauen.<br />
Wer dagegen einst falsch zusammengesetzte<br />
Teile nie mehr infrage stellt,<br />
wird jedes neue Element ablehnen, nur<br />
weil es nicht in das bisherige Weltbild<br />
passt. Als zu Zeiten der Renaissance ein<br />
gewisser Nikolaus Kopernikus mit seinen<br />
Forschungen das neue Bild des Universums<br />
entwarf, in dem sich die Erde um<br />
die Sonne bewegte, statt umgekehrt,<br />
traf ihn Hohn und Verachtung. Was<br />
war passiert? Er hatte das bestehende<br />
Weltbild der durchaus intelligenten<br />
Menschen seiner Zeit, das Weltbild der<br />
Obrigkeit und damit zugleich einen<br />
wesentlichen Machtfaktor zur Diskussion<br />
gestellt. Die einen konnten ihm gar<br />
nicht recht geben, da ihre Macht davon<br />
abhing, dass alles beim Alten blieb; die<br />
anderen wollten ihm<br />
nicht folgen, weil sie<br />
nicht bereit waren, ihre<br />
bisherige Sichtweise infrage<br />
zu stellen und sie<br />
mit aukommenden neuen<br />
Ideen und Sichtweisen immer<br />
wieder abzugleichen.<br />
Sie verteidigten ihre Sicht<br />
auf die Dinge um jeden<br />
Preis.Etwas Ähnliches passiert auch heute<br />
noch in allen Bereichen des Lebens:<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 7
Wissen<br />
»Das eigene Weltbild –<br />
auch meines – kann gar nicht<br />
hundertprozentig korrekt sein.«<br />
Ein neuer Mitarbeiter bringt neue Ideen<br />
in den verkrusteten Arbeitsablauf eines<br />
Betriebes, und die häuigste Reaktion<br />
ist: »So ein Blödsinn, das haben wir<br />
doch schon immer so gemacht.« Neue<br />
Erkenntnisse beweisen, dass sicher geglaubte<br />
politische Zusammenhänge der<br />
Vergangenheit in einem völlig anderen<br />
Licht gesehen werden müssen, und die<br />
häuifgste Reaktion ist eine Ablehnung<br />
dieser »Verschwörungstheorien«. Dabei<br />
geht es gar nicht um die Prüfung und<br />
Abwägung von Argumenten, sondern<br />
um den verbissenen Versuch, das eigene<br />
bislang als sicher angenommene<br />
Weltbild nicht infrage stellen zu müssen.<br />
In meinem letzten Buch, „Showdown.<br />
Der Kampf um Europa und unser Geld“<br />
(erschienen 2013), habe ich mich intensiv<br />
mit den Erdgasvorkommen des<br />
östlichen Mittelmeerraums beschäftigt.<br />
Das Buch polarisierte in von mir ungeahnter<br />
Weise. Einerseits wurde es ein<br />
SPIEGELBestseller, und ich bekam großen<br />
Zuspruch von vielen Lesern, andererseits<br />
erbitterte Gegenwehr – meist von<br />
Journalisten bekannter Häuser, die ihr<br />
Weltbild gefährdet sahen und daher für<br />
sich ausschlossen, dass meine Sicht korrekt<br />
sein könnte. Ich hatte alle Behauptungen<br />
mit nachprübaren Primärquellen<br />
unterlegt. Ich hatte mit den Chefgeologen<br />
des Griechischen Geologischen Institutes<br />
gesprochen, mit der ehemaligen<br />
griechischen Außenministerin, die mir<br />
erklärte, dass nach ihren Kenntnissen<br />
Griechenland auf ähnlich großen Gasvorkommen<br />
sitze wie Libyen. Ich hatte<br />
die geologischen Gutachten und sogar<br />
die Werteinschätzungen in dreistelliger<br />
Milliardenhöhe durch die Deutsche Bank,<br />
London und die Royal Bank of Scotland<br />
herangezogen. Dennoch sagte ein Journalist<br />
eines namhaten <strong>Magazin</strong>s zu mir:<br />
»Ihre Quellen interessieren mich nicht,<br />
ich halte das für Blödsinn.« Der Moderator<br />
eines gleichfalls bekannten Fernsehformates<br />
kommentierte meine oben<br />
angeführten Quellen mit dem inzwischen<br />
legendären Satz: »Die können Ihnen<br />
alle ja viel erzählen, sind Sie denn<br />
selbst hinuntergetaucht und haben das<br />
überprüft!?« Das sind die Momente,<br />
an denen man sich in die schwierigen<br />
Zeiten der Aufklärung zurückversetzt<br />
fühlt. Inzwischen ist die Tatsache, dass<br />
es im östlichen Mittelmeerraum riesige<br />
Gasfelder gibt, Allgemeinwissen: Handelsblatt<br />
2013: »Schatz insel Zypern« 1<br />
– Spiegel <strong>2018</strong>: »Gas im Mittelmeer« 2 –<br />
Reuters <strong>2018</strong>: »Total, Edison get Greek<br />
go-ahead for oil and gas exploration« 3<br />
Vor wenigen Tagen – im Frühjahr <strong>2018</strong> –<br />
erhielt ich folgende Zuschrift eines Lesers,<br />
die ich mit seinem Einverständnis<br />
hier wiedergeben darf: »Herr Müller.<br />
Ich musste die letzten Tage ot an Sie<br />
denken! Ich arbeite bei Siemens, Gasturbinen.<br />
Wissen Sie, womit unsere ca.<br />
15 Gasturbinen in den israelischen Kratwerken<br />
laufen? Mit dem Gas aus dem<br />
Gasfeld hier im Mittelmeer, für welches<br />
Sie als ›Verschwörungs theoretiker‹ verspottet<br />
wurden! Unser Projektleiter erzählte<br />
gestern beim Essen auch davon,<br />
wie gut die Gasqualität ist und wie super<br />
unsere Turbinen hier laufen! Die<br />
Verschwörungstheorie von gestern ist<br />
die Nachricht von morgen. Liebe Grüße<br />
aus Haifa, Israel.«<br />
Im Mai <strong>2018</strong> gab der Vorsitzende der<br />
Griechischen Gesellschaft zur Verwaltung<br />
Fossiler Brennstoffe, Jannis Basias<br />
bekannt, dass unter der Meeresoberfläche<br />
südlich von Kreta so viel<br />
Erdgas lagere, dass Griechenland bis zu<br />
600 Milliarden Dollar innerhalb von<br />
25 Jahren erwirtschaften könne. 4 Dennoch<br />
habe ich großes Verständnis für<br />
die kritischen Kommentare von damals<br />
wie heute.<br />
Neue Erkenntnisse<br />
und Sichtweisen,<br />
die der eigenen<br />
bisherigen<br />
Überzeugung<br />
widersprechen,<br />
sind für die meisten<br />
Menschen schwer zu glauben und<br />
verursachen ihnen großes Unbehagen.<br />
Dann gehen sie nachvollziehbarerweise<br />
den für sie angenehmeren Weg, die<br />
neuen Aspekte abzulehnen, um ihr bisheriges<br />
Bild nicht korrigieren zu müssen.<br />
Sie empfinden das in der Regel als Fehlereingeständnis.<br />
Etwas, das einem unangenehm<br />
ist. Es ist, als würde man<br />
im Beruf einen Fehler machen und<br />
sich die Situation dann irgendwie so<br />
zurecht argumentieren, dass man ja doch<br />
irgendwie richtig gehandelt habe.Dabei<br />
ist das gar nicht nötig. Es ist doch alles<br />
vollkommen normal. Das eigene Weltbild<br />
– auch meines – kann gar nicht hun-<br />
8<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Wissen<br />
»Ihre Quellen interessieren mich<br />
nicht, ich halte das für Blödsinn.«<br />
Bild: Depositphotos/curaheeshutter<br />
dertprozentig korrekt sein. Es wäre ein<br />
Zufall wie ein Lottogewinn, wenn die<br />
eigene Weltsicht der absoluten Wahrheit<br />
entspräche. Es gibt einfach zu viele<br />
Elemente, zu viele Zusammenhänge. Ich<br />
habe diese Einsicht für mich schon vor<br />
langer Zeit gewonnen und stelle meine<br />
Sichtweise immer wieder selbst infrage.<br />
Ich freue mich natürlich, wenn<br />
mir jemand meine Sicht der Dinge<br />
bestätigt. Aber genauso freue ich mich,<br />
wenn jemand mein Bild korrigiert. Wenn<br />
er mir Argumente und Fakten liefert, die<br />
mir helfen, mein fehlerhaftes Bild zu korrigieren<br />
oder zu vervollständigen, ist das<br />
ein großes Geschenk, für das ich gelernt<br />
habe, dankbar zu sein. Nur wer<br />
seine Sicht auf die Dinge immer wieder<br />
hinterfragt, auf Fehler überprüft und vor<br />
allem offen bereit ist, sie zu korrigieren,<br />
hat eine Chance, sich der Wahrheit immer<br />
weiter anzunähern. Das ist nichts Ehrenrühriges,<br />
es ist die reinste und einzige<br />
Form der Erkenntnisgewinnung.<br />
1 http://www.handelsblatt.com/politik/<br />
international/oel-und-gas-schatzinsel-zypern/<br />
7756642.html<br />
2 http://www.spiegel.de/politik/ausland/<br />
gas-im-mittelmeer-streit-zwischen-tuerkei-undzypern-israel-und-libanon-a-<br />
1193535.html<br />
3 https://www.reuters.com/article/us-greeceenergy-exploration/total-edison-get-greek-goahead-for-oil-and-gas-exploration-idUSK-<br />
CN1GC2D0<br />
4 https://www.cashkurs.com/hintergrundinfos/<br />
beitrag/griechenlandzeitung-berichtet-uebergipfeltrefen-zu-aussichtsreichen-energieprojekten/<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 9
Wissen<br />
Risikoprofiling<br />
von Anlegern<br />
Wie finde<br />
ich heraus ,<br />
welches<br />
Risiko zu mir<br />
passt?<br />
10<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Wissen<br />
Auszug aus dem Buch<br />
„Vermögensmanufaktur“<br />
von Roland Eller und Markus Heinrich<br />
Bild: Depositphotos/eedough, Bildmontage Martina Schäfer<br />
Jede Finanzentscheidung ist mit Risiko verbunden.<br />
Viele Anleger hingegen suchen<br />
Sicherheit, ein Dilemma? Spätestens seit<br />
der Finanzkrise und der damit einhergehenden<br />
Nullzinspolitik der Notenbanken<br />
ist offensichtlich: keine Rendite ohne Risiko.<br />
Sogenannte »risikolose Anlagen« wie<br />
Cash, Bankeinlagen oder Bundeswertpapiere<br />
bieten nur geringe oder gar negative<br />
Renditen. Wer Vermögen aufbauen oder<br />
für das Alter vorsorgen möchte, braucht<br />
Rendite. Selbst wer lediglich sein Kapital<br />
erhalten möchte, braucht Rendite als<br />
Kompensation für die Inflation, die ansonsten<br />
seinem Geld die Kaufkraft entzieht.<br />
Doch wie finden Sie heraus, welches Risiko<br />
zu Ihnen passt?<br />
Viele Kapitel in diesem Buch beschäftigen<br />
sich mit den Kapitalmärkten und Finanzprodukten,<br />
einige auch damit, wie man<br />
das Risiko dieser Produkte und Strategien<br />
misst. In diesem Beitrag schauen wir bewusst<br />
in eine andere Richtung, auf Sie<br />
als Anleger. Schauen wir nicht auf die<br />
Dinge, die uns so stressen, wie Politik, Finanzmärkte,<br />
Nachrichten oder was unser<br />
Nachbar tut. Sondern konzentrieren wir<br />
uns auf die Dinge in Bezug auf Risiko, die<br />
wir selber beeinflussen. Das ist ein wichtiger<br />
Schlüssel, stressfrei anzulegen.<br />
Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf<br />
die Herausforderungen im Umgang mit<br />
und in der Kommunikation zu Geld und<br />
Risiko. Anschließend erfahren Sie, wie<br />
professionelles Risikoprofiling Ihnen und<br />
Beratern helfen kann, das richtige Risikomaß<br />
für Ihre Bedürfnisse zu finden. Abgerundet<br />
wird dies mit einigen Anregungen,<br />
wie Sie als Selbstentscheider vorgehen.<br />
2 Herausforderung im Umgang mit<br />
Geld und Risiko<br />
Lassen Sie uns zunächst einen Blick werfen<br />
auf die wichtigsten Herausforderungen,<br />
denen sich Anleger, aber auch<br />
Berater gegenübersehen.<br />
2.1 Die große Begriffsverwirrung<br />
In der Anlageberatung fällt häufig der Begriff<br />
»Risiko«. Doch was, wenn Sie darunter<br />
etwas ganz anderes verstehen als Ihre<br />
Gesprächspartner?<br />
Werden Anleger gebeten, ein anderes<br />
Wort für Risiko zu finden, fallen so unterschiedliche<br />
Begriffe wie:<br />
• Unsicherheit<br />
• Gefahr<br />
• Chance<br />
• Nervenkitzel<br />
Bei Beratern kommen technische Begriffe<br />
hinzu, wie:<br />
• Volatilität (Schwankungsintensität)<br />
• Drawdown (Höhe des Absturzes vom<br />
Höchstpunkt)<br />
In einer Studie mit dem Titel »Die große<br />
Risikoverwirrung« 1 beklagen die Autoren:<br />
»Eine Hauptursache für die verheerenden<br />
Auswirkungen der Finanzkrise war, dass<br />
Anleger massiven Fehleinschätzungen in<br />
Bezug auf das Risiko<br />
von Kapitalanlagen<br />
unterlagen. Dies lag<br />
nicht zuletzt darin<br />
begründet, dass fast<br />
jeder hierunter etwas<br />
anderes verstand.«<br />
FAZIT: Wenn Sie mit<br />
anderen über Risiko<br />
sprechen, klären Sie,<br />
was diese darunter<br />
verstehen.<br />
2.2 Mit Ungewissheit<br />
leben<br />
Gewissheit in Bezug<br />
auf die Zukunft ist<br />
eher die Ausnahme<br />
im Leben. So können<br />
wir mit Gewissheit sagen, dass die Sonne<br />
morgen aufgeht, aber nicht, dass die Börse<br />
morgen steigt. Risiko ist dadurch definiert,<br />
dass sich dem Eintritt eines Ereignisses<br />
eine Wahrscheinlichkeit zuordnen<br />
lässt. Das ist beim Münzwurf (1:2) oder<br />
Würfeln (1:6) der Fall.<br />
Bei Ungewissheit ist bekannt, was alles<br />
passieren kann, aber nicht mit welcher<br />
Wahrscheinlichkeit. Das trifft auf die Börse<br />
zu. An Finanzmärkten haben wir es vor<br />
allem mit Ungewissheit zu tun. Sie macht<br />
vielen Angst. Doch Ungewissheit herrscht<br />
in vielen Lebenssituationen, beispielsweise<br />
im Verkehr. Offensichtlich haben wir<br />
gelernt, im Verkehr damit umzugehen.<br />
Oder machen Sie sich ständig Gedanken<br />
über das Risiko (richtiger die Ungewissheit),<br />
wenn Sie mit Ihrem Auto fahren?<br />
Was lernen wir daraus? Besteht eine hohe<br />
Motivation, von A nach B zu kommen,<br />
und sind wir an eine Situation gewöhnt,<br />
fällt es uns leichter, mit Ungewissheit zu<br />
leben. Warum sollte das bei Finanzen<br />
nicht auch möglich sein? Coaches sprechen<br />
von einer Ressource.<br />
FAZIT: Wir können mit Ungewissheit leben<br />
und lernen, damit umzugehen.<br />
2.3 Geld und Projektion<br />
Wir betrachten das Thema Risiko in Bezug<br />
auf Entscheidungen zu Geld. Doch<br />
was ist eigentlich Geld? Wir gehen täglich<br />
»Die Qualität<br />
des Lebens<br />
hängt von<br />
den Fragen<br />
ab, die ich<br />
mir stelle«<br />
Tony Robbins<br />
damit um. Geld ist uns derart vertraut,<br />
so selbstverständlich, dass uns die Frage<br />
irritiert. Wir denken nicht darüber nach,<br />
ganz so, wie die Fische in dieser kleinen<br />
Geschichte. Ein Hund am Fluss fragt zwei<br />
vorbeischwimmende Fische: »Wie ist das<br />
Wasser?« »Welches Wasser?«, fragen die<br />
Fische.<br />
Wer die Frage stellt, was Geld ist, der<br />
wird überrascht sein,<br />
wie viele unterschiedliche<br />
Antworten er<br />
erhält: »Tauschmittel,<br />
Währung, Macht,<br />
Luxus, notwendiges<br />
Übel, Belohnung, ein<br />
Fluch, Schmiermittel<br />
der Wirtschaft,<br />
Bewertungsskala,<br />
Freiheit, Unabhängigkeit,<br />
Sicherheit …«.<br />
Probieren Sie es einmal<br />
aus. Hätten Sie<br />
gedacht, dass Ihre<br />
Gesprächspartner<br />
Geld so anders sehen<br />
könnten als Sie? Wir<br />
halten unsere Interpretation<br />
von Geld für die Wahrheit. In<br />
Wirklichkeit ist es eine Perspektive von<br />
vielen.<br />
Das bedeutet: Geld ist das, was wir glauben,<br />
was es ist. Psychologen sprechen von<br />
Projektion. 2 Wir projizieren unsere Ängste,<br />
Hoffnungen und Sorgen auf Geld.<br />
Da Geld abstrakt ist und allgegenwärtig,<br />
bietet es sich als Projektionsfläche geradezu<br />
an. Diesen Zusammenhang zu kennen<br />
hilft, falsche Erwartungen zu vermeiden<br />
und Enttäuschungen vorzubeugen. Viele<br />
Menschen verbinden Geld mit Sicherheit:<br />
»Wenn ich Millionär wäre, dann würde<br />
ich mich sicher fühlen.« Die Erfahrung<br />
zeigt, dass dies nicht aufgeht. Oder warum<br />
treibt viele Millionäre die Sorge um,<br />
ihr Geld wieder verlieren zu können? Der<br />
Hoffnung auf Sicherheit folgt die Angst<br />
vor Verlust. Ganz anders ergeht es Menschen,<br />
die sagen können: Ich bin sicher,<br />
mit und ohne Geld. Weil ich …<br />
• bereits mehrere Krisen durchgestanden<br />
habe,<br />
• ein soziales Umfeld habe, das mich<br />
stützt,<br />
• gesund, gut ausgebildet und ideenreich<br />
bin.<br />
Wahre Sicherheit kommt von innen.<br />
Nicht nur Geld ist Projektionsfläche, auch<br />
viele Anlageobjekte lösen Projektionen<br />
aus:<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 11
Wissen<br />
• Immobilien: Die Immobilie ist Nachfolgerin<br />
der Höhle, in der sich schon unsere<br />
Vorfahren zu Urzeiten vor den Gefahren<br />
der Umwelt zurückgezogen haben. Das<br />
hat sich tief in unser kollektives Gedächtnis<br />
eingebrannt. Kein Wunder, dass sicherheitsorientierte<br />
Anleger Immobilien<br />
schätzen.<br />
• Gold: Menschen messen ihm seit Jahrhunderten<br />
Wert zu. Lange Zeit war der<br />
Wert von Währungen an Gold gebunden.<br />
Es ist knapp und glänzend und schwer. Es<br />
gilt als wertvoll.<br />
• Diamanten: Sie sind umso wertvoller, je<br />
reiner und geschliffener. Sie zieren Kronen<br />
und verkörpern Exklusivität.<br />
• Aktien: Aktienkurse schwanken stark.<br />
Die Unternehmen dahinter liefern ständig<br />
neue Nachrichten und Storys. Aktien werden<br />
rege gehandelt. Sie gelten als spekulativ.<br />
• Kapitallebensversicherungen: Sie werden<br />
von Versicherungen angeboten, die<br />
uns gegen Risiken absichern und vor<br />
Schaden bewahren. Sie gelten als besonders<br />
sicher.<br />
Es ist gut, sich seiner Projektionen bewusst<br />
zu sein. Viele Anleger sind fixiert auf bestimmte<br />
Anlageobjekte und gehen hohe<br />
Klumpenrisiken ein. Sie vernachlässigen<br />
die wichtigste Grundregel in Bezug auf<br />
Risiko, die Risikostreuung (Diversifikation.)<br />
FAZIT: Wer seine Projektionen kennt,<br />
kann bewusster entscheiden.<br />
2.4 Verluste wiegen schwer<br />
Wissenschaftler 3 fanden heraus, dass Verluste<br />
doppelt so schwer wiegen wie Gewinne.<br />
Daher versuchen wir, Verluste zu<br />
vermeiden. Diese Verlustaversion führt zu<br />
Denkfehlern (Dysfunktionale Kognition)<br />
und Verhalten,<br />
das uns schadet. Anleger neigen dazu,<br />
Verluste laufen zu lassen und Gewinne<br />
mitzunehmen. So beschneiden sie regelmäßig<br />
größere Gewinnchancen und versäumen<br />
es, Verluste zu begrenzen. Ein<br />
Verhalten, das sich negativ in der Performance<br />
bemerkbar macht.<br />
Menschen, die im Alltag als Konsumenten<br />
auf Preisrückgänge, Rabatte und<br />
Schnäppchen mit erhöhter Kauflust reagieren,<br />
verhalten sich als Anleger völlig<br />
anders. Fallende Aktienkurse interpretieren<br />
sie nicht als Gelegenheit, sondern als<br />
Gefahr. Statt zu kaufen, verkaufen sie panikartig<br />
aus Angst vor weiteren Verlusten.<br />
Steigende Aktienpreise hingegen versetzen<br />
sie in Kauflaune, während sie als<br />
Konsumenten bei steigenden Preisen Zurückhaltung<br />
üben. Verstärkt wird dieses<br />
widersprüchliche Verhalten durch einen<br />
ausgesprochenen Herdentrieb, dessen<br />
Wurzel sich ebenfalls bis in die Steinzeit<br />
zurückverfolgen lässt. Steinzeitmenschen<br />
fanden in der Gemeinschaft Schutz. Anerkennung<br />
in der Gruppe war existenziell.<br />
FAZIT: Es zahlt sich aus, beim Anlegen<br />
nicht dem ersten Impuls zu folgen, sondern<br />
nachzudenken.<br />
2.5 Zeitpräferenz: Belohnung sofort<br />
Nicht erst seit dem berühmten Marshmallow-Test<br />
4 von Walter Mischel ist bekannt,<br />
wir Menschen mögen Belohnung<br />
sofort. Belohnungsaufschub, wie beim<br />
Sparen, fällt uns schwer. Es gibt sogar<br />
eine mathematische Entsprechung, den<br />
Barwert. Mittels der Barwertformel kann 5<br />
berechnet werden,<br />
was eine Zahlung in der Zukunft, im Vergleich<br />
zur Zahlung sofort, wert ist. Um<br />
langfristig Vermögen aufzubauen oder<br />
für das Alter vorzusorgen, ist es notwendig,<br />
auf Konsum heute zu verzichten zugunsten<br />
einer ungewissen späteren Belohnung.<br />
Doch umgekehrt gilt, wer nicht<br />
frühzeitig spart, kann keine Vorsorge aufbauen<br />
und er lässt die Kraft des Zinseszinses<br />
ungenutzt.<br />
Mischel beschreibt noch ein weiteres Phänomen.<br />
Mithilfe eines funktionellen Ma-<br />
Bild: Depositphotos/ArturVerkhovetskiy<br />
12<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Wissen<br />
gnetresonanztomografen sind Forscher<br />
in der Lage, Gehirnströme zu messen. Sie<br />
beobachten, welche Gehirnareale aktiviert<br />
werden.<br />
Bei einem Experiment 6 forderten Forscher<br />
Probanden auf, über sich selbst, über andere<br />
und über sich selbst in der Zukunft<br />
nachzudenken. Das erstaunliche Ergebnis:<br />
Im Gehirn läuft beim Nachdenken<br />
über uns selbst in der Gegenwart etwas<br />
anderes ab als beim Nachdenken über uns<br />
selbst in der Zukunft. Denken wir über unsere<br />
Zukunft nach, gleicht das eher dem<br />
Nachdenken über Fremde. Es fällt uns offensichtlich<br />
nicht leicht, uns mit unserem<br />
Selbst in der Zukunft zu identifizieren. Wir<br />
sind unserem Zukünftigen Selbst fremd.<br />
FAZIT: Für die Zukunft zu sparen, kostet<br />
Überwindung.<br />
2.6 Verzerrte Wahrnehmung<br />
Das Bild vom Menschen als rationalem<br />
Nutzenmaximierer (Homo oeconomicus)<br />
ist überholt. Auch die Finanzwissenschaft<br />
hat erkannt, dass psychologische Faktoren<br />
von großer Bedeutung sind. Ein eigener<br />
Zweig, genannt »Behavioral Finance«,<br />
beschäftigt sich mit dem Verhalten bei<br />
Finanzentscheidungen. Es gibt eine große<br />
Zahl an Denkfallen, die ich hier nur kurz<br />
anreißen kann:<br />
• Wir überschätzen den Wert der Dinge,<br />
die wir besitzen (Besitzstandseffekt).<br />
• Wir überschätzen die Bedeutung von Ereignissen,<br />
die gerade passiert sind im Vergleich<br />
zu früheren Ereignissen. Wir halten<br />
Dinge eher für wahr, wenn wir sie wiederholt<br />
hören. (Verfügbarkeits-Heuristik)<br />
• Wir überschätzen seltene Ereignisse<br />
(Terror, Crash) und unterschätzen schleichende<br />
Prozesse (mangelnde Bewegung,<br />
Inflation).<br />
• Wir lassen uns von der Art der Darstellung<br />
einer Sache beeinflussen (Ankereffekt,<br />
Framing).<br />
In Bezug auf Risiko bedeutet das: Unser<br />
Risikoempfinden ist stark davon geprägt,<br />
wie wir Risiko wahrnehmen. Das hält oftmals<br />
einer objektiven Überprüfung nicht<br />
stand. Wir tun gut daran, unserer eigenen<br />
Wahrnehmung zu misstrauen und ihr<br />
nicht unreflektiert zu folgen.<br />
FAZIT: Handeln Sie überlegt und betrachten<br />
Sie Ihr Risiko aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven.<br />
Wie wir gesehen haben, ist es gar nicht<br />
leicht, finanzielle Risiken richtig einzuschätzen.<br />
Eine professionelle Sicht auf Risiko<br />
ist daher nie einseitig.<br />
3 Professionelles Risikoprofiling<br />
Erst durch die Betrachtung aus verschiedenen<br />
Perspektiven ergibt sich ein Gesamtbild.<br />
Wie ein Profiler im Krimi aus<br />
einzelnen Puzzlesteinchen ein Bild zusammensetzt,<br />
so besteht auch professionelles<br />
Risikoprofiling aus mehreren Schritten.<br />
Es beantwortet die Frage: Welches Risiko<br />
passt zum Anleger?<br />
3.1 Das Risikoprofil<br />
Im Leben ist es hilfreich, ein und dieselbe<br />
Sache aus verschiedenen Perspektiven zu<br />
betrachten. Das Risikoprofil setzt sich aus<br />
vier Perspektiven zusammen. Zwei finanzielle,<br />
rechenbare Größen und zwei psychologische<br />
Faktoren.<br />
Anlageziel<br />
In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass<br />
die wenigsten Anleger konkrete Finanzziele<br />
besitzen. Meist haben sie Sehnsucht<br />
nach Sicherheit, Freiheit, Unabhängigkeit<br />
oder Reichtum. Sie wünschen sich, unangreifbar<br />
zu sein, Wohlstand und weniger<br />
Stress. Es ist elementar wichtig, am Anfang<br />
jeder Anlageüberlegung ein klares<br />
Ziel zu formulieren. Nur so haben sie Orientierung<br />
und Maßstab für ihre Entscheidungen.<br />
Es lohnt sich, Zeit und Energie<br />
zu investieren, ein Ziel zu finden und zu<br />
definieren. Schon der römische Philosoph<br />
Seneca 7 wusste: »Wer den Hafen nicht<br />
kennt, in den er segeln will, für den ist<br />
kein Wind der richtige.«<br />
Erforderliches Risiko<br />
Vermögensformel<br />
Vermögen = Kapital x Rendite x Zeit<br />
Wer ein Anlageziel (Vermögen) erreichen<br />
möchte, hat drei wesentliche Stellschrauben.<br />
Steht fest, wie viel er anlegen kann<br />
(Kapital) und wie lange (Zeit), bleibt nur,<br />
an der Rendite zu drehen. Da Rendite<br />
unweigerlich mit Risiko einhergeht, stellt<br />
sich die Frage: Welches Risiko muss der<br />
Anleger mindestens eingehen, um sein<br />
Ziel erreichen zu können?<br />
Da Rendite eine Funktion des Risikos<br />
ist, müssen Anleger, die eine bestimmte<br />
Rendite benötigen, um ihr Finanzziel zu<br />
erreichen, auch ein äquivalentes Risiko in<br />
Kauf nehmen. Risiko und Renditen sind<br />
unmittelbar miteinander verknüpft. Keine<br />
Rendite ohne Risiko. Umgekehrt gilt das<br />
leider nicht. Es gibt zwar Anlagen mit null<br />
Rendite, aber keineswegs Anlagen mit<br />
null Risiko.<br />
Risikokapazität<br />
Die Risikokapazität ist eine finanzielle Kategorie.<br />
Sie beantwortet die Frage: Wie<br />
viel Risiko kann sich der Anleger leisten,<br />
ohne seine Anlageziele zu gefährden?<br />
Mancher spricht auch von Risikotragfähigkeit.<br />
Sollte Ihr erforderliches Risiko höher<br />
sein als das tragbare, sollten Sie Ihr<br />
Anlageziel überdenken. Gegebenenfalls<br />
können Sie ein Stufenkonzept verfolgen<br />
und zunächst ein Zwischenziel definieren.<br />
Anlagehorizont<br />
Der Horizont ist der Punkt, bis zu dem wir<br />
blicken können. Der Anlagehorizont ist<br />
die Dauer, für die ein Anleger gewillt ist,<br />
eine freie Kapitalsumme in eine Anlage zu<br />
investieren.<br />
Es ist nicht nur notwendig zu wissen, wie<br />
viel Euro Sie anstreben, sondern auch,<br />
bis zu welchem Zeitpunkt. Liegt der Zeitpunkt,<br />
wo Sie das Geld benötigen, noch<br />
in der Ferne, gibt Ihnen dies die notwendige<br />
Ruhe, Marktschwankungen auszusitzen.<br />
Benötigen Sie hingegen kurzfristig<br />
einen bestimmten Geldbetrag, der<br />
Marktschwankungen ausgesetzt ist, gilt<br />
es, Risiko zu reduzieren.<br />
Finanzielle Risikobereitschaft<br />
Die finanzielle Risikobereitschaft ist eine<br />
von vier verschiedenen Arten von Risikobereitschaft.<br />
Sie ist zu unterscheiden<br />
von der:<br />
– physischen Risikobereitschaft (Verletzungsrisiko)<br />
– sozialen Risikobereitschaft (sich zur<br />
Wahl stellen, auf die Bühne gehen)<br />
– ethischen Risikobereitschaft (Eingriff in<br />
die Natur)<br />
Das bedeutet, dass eine hohe Risikobereitschaft<br />
in einem anderen Bereich noch<br />
nichts über die finanzielle Risikobereitschaft<br />
eines Menschen aussagt.<br />
Die finanzielle Risikobereitschaft stellt ein<br />
relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal 8<br />
dar. Geschehen keine gravierenden, prägenden<br />
Ereignisse, bleibt sie über drei bis<br />
fünf Jahre regelmäßig konstant. Sie ist<br />
messbar in einem Persönlichkeitstest.<br />
Risikobereitschaft<br />
Risikobereitschaft ist definiert 9 als das<br />
Ausmaß, in dem eine Person bereit ist,<br />
negative Konsequenzen (Verluste) in Kauf<br />
zu nehmen, um ein angenehmes Ergebnis<br />
(Gewinne) zu erreichen.<br />
Wahrgenommenes Risiko<br />
Wie riskant eine Aktion einer Person erscheint,<br />
hängt sehr von ihrer Wahrnehmung<br />
ab und ist eine Frage der Bewertung.<br />
Wie wir Risiko wahrnehmen, wird<br />
stark beeinflusst von der Perspektive und<br />
unterliegt, wie wir gesehen haben, Verzerrungen.<br />
Wer Denkfehler vermeiden<br />
möchte, dem empfehle ich, eine Nacht<br />
über Entscheidungen zu schlafen oder<br />
bewusst gedanklich einen Schritt zurück-<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 13
Wissen<br />
Bild: Privat<br />
zutreten und eine andere Perspektive zu<br />
suchen.<br />
3.2 Anforderungen an die Ermittlung<br />
der finanziellen Risikobereitschaft<br />
Die Ermittlung der finanziellen Risikobereitschaft<br />
erfolgt in der Anlageberatung<br />
durch Befragen des Anlegers. Dieser wird<br />
gebeten, eine Selbsteinschätzung vorzunehmen.<br />
In der Praxis erfolgt das oft<br />
durch Ankreuzen vorgegebener Alternativen.<br />
Wesentlich fundiertere Ergebnisse<br />
erhalten Kunde und Berater mittels standardisierter<br />
Risikoprofiling-Tests. Da die<br />
finanzielle Risikobereitschaft ein psychologisches<br />
Merkmal ist, kann sie durch einen<br />
Persönlichkeitstest ermittelt werden. Die<br />
Psychometrik – eine Querschnittsdisziplin<br />
aus Psychologie und Statistik – entwickelt<br />
Standards für valide und zuverlässige<br />
Tests sowie deren Analyse. Ein Test<br />
ist dann valide, wenn er genau das misst,<br />
was er zu messen vorgibt. Der Anleger erhält<br />
ein unmittelbares Feedback und eine<br />
Einordnung seiner finanziellen Risikobereitschaft<br />
im Vergleich zu einer möglichst<br />
großen Stichprobe an Testpersonen.<br />
Das Ergebnis ist kein fertiger Befund, sondern<br />
idealerweise Ausgangspunkt eines<br />
intensiven Gesprächs zwischen Berater<br />
und Anleger. Die Auswertung soll zum<br />
Nachdenken anregen und das gegenseitige<br />
Verständnis fördern. Besonders wichtig<br />
ist das Gespräch unter Partnern, wenn<br />
Anleger gemeinsam Geld anlegen.<br />
Im nachfolgenden Abschnitt erläutere ich<br />
exemplarisch, wie ich vorgehe. Ich nutze,<br />
wie viele Berater weltweit und mittlerweile<br />
auch in Deutschland, den Risikoprofiling-Test<br />
des australischen Anbieters<br />
FinaMetrica. Ein Onlinetest mit 25 Fragen,<br />
einer Datenbank mit weltweit über einer<br />
Million Testpersonen und einer praktischen<br />
Erfahrung von 20 Jahren. Der Test<br />
wurde ursprünglich in Zusammenarbeit<br />
mit der Universität von New South Wales<br />
in Australien entwickelt und ist in sieben<br />
Sprachen verfügbar.<br />
3.3 Risikoprofiling im Beratungsprozess<br />
am Beispiel<br />
des FinaMetrica Risikoprofilings Der Risikoprofiling-Test<br />
von FinaMetrica misst die<br />
Lothar Schmidt ist<br />
Inhaber von Lothar<br />
Schmidt Finanzcoaching<br />
in Landau i. d.<br />
Pfalz. Er berät private<br />
Kunden als Finanzcoach,<br />
Finanzplaner<br />
(CFP) und Honorar-Finanzanlagenberater<br />
nach § 34 h GewO.<br />
psychologische Dimension »finanzielle Risikobereitschaft«.<br />
Das erforderliche Risiko<br />
bzw. die Risikokapazität zu bestimmen,<br />
ist Mathematik und bleibt Aufgabe des Finanzplaners.<br />
Nachfolgend zeige ich einen<br />
idealtypischen Ablauf mit einigen Leitfragen<br />
und beschreibe die Schritte:<br />
Einstieg in die Beratung<br />
• Ich würde mich freuen, wenn Sie das Risikoprofil<br />
vor unserem nächsten Gespräch<br />
ausfüllen.<br />
• Das Risikoprofil von FinaMetrica hilft<br />
mir, Sie bestmöglich zu verstehen<br />
und Sie bei Ihren Entscheidungen<br />
optimal zu begleiten.<br />
Der Anleger füllt den Test vorab<br />
zu Hause am PC eigenständig<br />
aus. Die Fragen des Tests sind<br />
leicht verständlich. Dauer: 15–<br />
20 Minuten. Der Anleger wird<br />
zum Nachdenken über seine<br />
Risikobereitschaft angeregt. Er<br />
erhält eine unmittelbare Rückmeldung<br />
in Form einer Auswertung<br />
mit einer objektiven<br />
Einschätzung seiner finanziellen<br />
Risikobereitschaft. Nebeneffekt:<br />
Der Anleger wird sofort ins Tun<br />
gebracht und angeregt, über seine Rolle<br />
als Entscheider nachzudenken. Seine Person<br />
mit ihren Einstellungen steht im Mittelpunkt<br />
des Prozesses.<br />
Auswertungsgespräch<br />
• Was waren Ihre Erlebnisse und Erfahrungen,<br />
während Sie die Fragen gelesen<br />
und beantwortet haben?<br />
• Was haben Sie beim Lesen der Auswertung<br />
erlebt, was war überraschend,<br />
was war interessant?<br />
• Was möchten Sie noch besser verstehen?<br />
• Was sind Ihre ersten Erkenntnisse aus<br />
dem Test?<br />
Der Berater klärt Verständnisfragen des<br />
Anlegers und hinterfragt die Antworten<br />
des Anlegers. Dabei nicht zu werten, ist<br />
der Schlüssel zu einem offenen Gespräch.<br />
Punktzahl für die Risikobereitschaft. Die<br />
finanzielle Risikobereitschaft aller Menschen<br />
ist normalverteilt. FinaMetrica nutzt<br />
eine Scala von 1 bis 100 und ordnet diese<br />
sieben Gruppen zu. Interessant ist,<br />
• ob und wie weit der gemessene Wert<br />
von der Selbsteinschätzung des Anlegers<br />
abweicht,<br />
• welche seiner Antworten von typischen<br />
Antworten in seiner Vergleichsgruppe abweichen,<br />
• wie stark der Wert und die Antworten<br />
von denen seines Partners abweichen (bei<br />
Paaren).<br />
Indem Partner einzeln befragt und ihre<br />
Antworten anschließend gemeinsam besprochen<br />
werden, werden Konflikte frühzeitig<br />
aufgedeckt und angesprochen.<br />
Die Parteien können dann unter Moderation<br />
des Beraters bewusst nach einer<br />
Lösung suchen, die allen Seiten gerecht<br />
wird. Dies erfordert zwar soziale Risikobereitschaft<br />
beider Seiten, Anleger wie Berater.<br />
Es zahlt sich jedoch langfristig aus.<br />
So ist sichergestellt, dass latente Konflikte<br />
die Umsetzung einer erfolgversprechenden<br />
Strategie nicht gefährden.<br />
FinaMetrica ermöglicht einen Realitätscheck.<br />
Im Test werden<br />
Renditeerwartung, maximal<br />
akzeptabler Verlust<br />
oder bevorzugtes Musterportfolio<br />
erfragt. Oft haben<br />
Anleger widersprüchliche<br />
Erwartungen, die nicht<br />
gleichzeitig erfüllt werden<br />
können. FinaMetrica liefert<br />
umfangreiche, historische<br />
Auswertungen von Portfolien,<br />
die es ermöglichen, mit<br />
dem Anleger die Anlage zu<br />
simulieren. Quasi eine Art<br />
Probefahrt mit den Daten<br />
der Vergangenheit. Dabei ist zu beachten,<br />
dass historische Daten zwar nützliche<br />
Hinweise für mögliche Szenarien liefern,<br />
jedoch die Zukunft nicht vorherbestimmen<br />
können.<br />
FinaMetrica unterstützt die Umsetzung<br />
langfristiger Strategien, wie sie für Ziele<br />
wie Vermögensaufbau und Altersvorsorge<br />
charakteristisch sind. Um eine Strategie<br />
erfolgreich umzusetzen, erfordert es<br />
Disziplin und Durchhaltevermögen. Übersprungshandlungen,<br />
wie Verkäufe oder<br />
häufige Strategiewechsel, sind kontraproduktiv.<br />
Sie passieren, wenn Anleger in<br />
Panik geraten (zu hohes Risiko) oder sich<br />
langweilen (zu geringes Risiko). FinaMetrica<br />
zeigt »Komfortzonen« auf. Das sind<br />
keine Kuschelecken, sondern vielmehr<br />
Bandbreiten von Risiken, in denen die<br />
höchste Wahrscheinlichkeit besteht, dass<br />
Anleger durchhalten.<br />
Ergebnissicherung und Umsetzung<br />
• Finden Sie sich in den Testergebnissen<br />
wieder?<br />
• Sind Sie einverstanden, dass wir die Ergebnisse<br />
des Tests und Ihren Risiko-Score<br />
als Basis für Ihre Anlagestrategie nutzen?<br />
Das Ergebnis des Gesprächs wird dokumentiert.<br />
Die finanzielle Risikobereitschaft<br />
ist, neben den finanziellen Kriterien, wichtige<br />
Basis der Anlageentscheidung.<br />
Ziel ist es, den Anleger durch Information,<br />
Berechnungshilfen und Selbstreflexion<br />
in die Lage zu versetzen, eine fundierte<br />
Entscheidung zu treffen und ihn darin zu<br />
unterstützen.<br />
Bild: Depositphotos/Sernovik, Cover: FBV<br />
14<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Wissen<br />
Erfahrungsgemäß ist die Begleitung durch<br />
einen Berater oder Coach wichtig, um<br />
den Anleger auch ins Tun zu bringen. Die<br />
konkrete Umsetzung ist quasi der Rubikon,<br />
bei dessen Überschreitung das Risiko<br />
spürbar wird.<br />
Dauerhafte Begleitung<br />
• Sie nehmen die aktuelle Marktsituation<br />
als bedrohlich wahr. Wovor haben Sie<br />
konkret Angst?<br />
• Was hat sich durch die aktuelle Marktsituation<br />
an Ihrer Situation (Anlagehorizont,<br />
Anlageziel, Risikokapazität, finanzielle<br />
Risikobereitschaft) verändert?<br />
• Sie schauen täglich nach den Kursen<br />
Ihrer Wertpapiere. Welche Gefühle löst<br />
das bei Ihnen aus? Was stresst Sie? Wie<br />
könnten Sie die Kontrolle behalten ohne<br />
diesen Stressimpuls?<br />
Die besondere Herausforderung besteht<br />
darin, eine Anlageentscheidung nicht<br />
auf Basis kurzfristiger Wahrnehmung zu<br />
treffen. Objektivierbare Fakten wie Risikokapazität<br />
und erforderliches Risiko sowie<br />
das relativ konstante Persönlichkeitsmerkmal<br />
finanzielle Risikobereitschaft bieten<br />
ein solideres Fundament. Um langfristige<br />
Anlageziele zu erreichen, braucht es eine<br />
Strategie und deren erfolgreiche Umsetzung<br />
erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen.<br />
Ein erfahrener Berater an der<br />
Seite des Anlegers sollte ihn darin bestärken<br />
und helfen, seine langfristigen Ziele<br />
im Fokus zu behalten.<br />
4 So können Sie vorgehen<br />
Für alle, die ohne Berater entscheiden, ein<br />
paar spannende Fragen, über die nachzudenken<br />
sich lohnt. Wenn möglich, erörtern<br />
Sie diese mit einer Person, der Sie vertrauen.<br />
Das könnte Ihr Partner, ein Freund<br />
oder ein Coach sein.<br />
4.1 Fragen zur Selbstreflexion<br />
• Wofür ist mir Geld wichtig?<br />
• Empfinde ich starke Gefühle (Verlangen,<br />
Euphorie, Ängste, Abscheu), wenn es um<br />
Geld geht?<br />
• Was verstehe ich unter Risiko?<br />
• Welche Erfahrungen habe ich gemacht?<br />
Was schließe ich daraus?<br />
• Was möchte ich konkret erreichen?<br />
Definieren Sie Ihr Anlageziel nach der<br />
SMART-Methode:<br />
S spezifisch a Was genau?<br />
M messbar a in Euro!<br />
A attraktiv a Motiviert Sie Ihr Ziel?<br />
R realistisch a Halten Sie Ihr Ziel für erreichbar?<br />
T terminiert a Bis wann wollen Sie Ihr Ziel<br />
erreichen? (Anlagehorizont)<br />
• Habe ich einen guten Überblick über<br />
meine Finanzen und verstehe ich die Zusammenhänge?<br />
• Kenne ich meine finanzielle Risikobereitschaft<br />
und die meines Partners?<br />
• Ist mir bewusst, wie ich finanzielle Risiken<br />
empfinde, und ist das gegebenenfalls<br />
anders als bei anderen Risiken?<br />
• Wie viel Risiko brauche ich, um mein<br />
Anlageziel zu erreichen?<br />
• Tipp: Unter www.zinsen-berechnen.de<br />
finden Sie zahlreiche Tools, um Anlagen<br />
zu berechnen.<br />
• Wie viel Risiko kann ich vertragen, ohne<br />
meinen Lebensstandard zu gefährden?<br />
• Kennen Sie Ihre Ausgaben? Führen Sie<br />
ein Haushaltsbuch? Tipp: Banken bieten<br />
oftmals Tools zur Analyse der Kontoauszüge.<br />
Sollten Sie die Antworten nicht alleine<br />
finden, so helfen<br />
• Finanzcoaches beim Nachdenken über<br />
Geld<br />
• Finanzplaner beim Überblick über Ihre<br />
Finanzen (Vermögensbilanz, Risikoanalyse)<br />
• Finanzberater bei der konkreten Anlageentscheidung<br />
und Produktauswahl<br />
4.2 Unnötige Fehler vermeiden<br />
Fünf Punkte, die Ihnen helfen, die größten<br />
Fehler zu vermeiden:<br />
1. Treffen Sie Finanzentscheidungen nie<br />
spontan (Reflexion).<br />
2. Bedenken Sie die Auswirkungen Ihrer<br />
Entscheidungen (Risikokapazität).<br />
3. Verstehen Sie Ihre Situation und Ihre<br />
Bedürfnisse (Finanzplan, finanzielle Risikobereitschaft).<br />
4. Kaufen Sie nur, was Sie verstehen (Finanzwissen).<br />
5. Bleiben Sie handlungsfähig (Liquidität).<br />
Fazit Risikokompetenz<br />
Unter Risikokompetenz versteht man die<br />
Fähigkeit, informiert, kritisch und reflektiert<br />
mit bekannten und unbekannten Risiken<br />
umzugehen.<br />
Wer stressfrei Geld anlegen möchte im<br />
Klimawandel der Finanzmärkte, braucht<br />
Risikokompetenz. Konzentrieren Sie sich<br />
auf das, was Sie selbst beeinflussen,<br />
und lassen Sie sich nicht vom »Nachrichten-Lärm«<br />
der Finanzmärkte stressen.<br />
Wenn Sie Ihr Risikoprofil kennen, haben<br />
Sie eine solide Grundlage, Anlageentscheidungen<br />
zu treffen.<br />
1 Thielmann, Karl-Heinz/Svetlova, Ekaterina, Die<br />
große Risikoverwirrung, 2013, Blog: Mit ruhiger<br />
Hand.<br />
2 Müller, Monika, Finanzcoaching für Unternehmer,<br />
2013, 1.2.6 Geld als Projektionsfläche.<br />
3 Kahneman, Daniel, Schnelles Denken, langsames<br />
Denken, S.347.<br />
4 Mischel, Walter, Der Marshmallow-Test, 2015 siehe<br />
auch Videos zum Stichwort auf YouTube.<br />
5 Barwertformel: www.wikipedia.org/wiki/Rentenrechnung<br />
6 Ersner-Hershlield, Wimmer u. Knutson, 2009, Aufsatz<br />
»Saving for the Future Self: Neural Measures if<br />
Future Fi4 Mischel, Walter, Der Marshmallow-Test,<br />
2015 siehe auch Videos zum Stichwort auf YouTube.<br />
5 Barwertformel: www.wikipedia.org/wiki/Rentenrechnung<br />
6 Ersner-Hershlield, Wimmer u. Knutson, 2009, Aufsatz<br />
»Saving for the Future Self: Neural Measures<br />
if FutureSelf-Continuity Predict Temporal Discounting«<br />
in Social Affective Neuroscience 4, Nr.1.<br />
7 Seneca, Briefe an Lucilius (Epistulae morales ad<br />
Lucilium), 62 n. Chr. 71. Brief.<br />
8 Gerans, Faff und Harret, Studie, 2015, Quelle: https://www.onefpa.org/journal/Pages/AUG16-The-Intertemporal-Persistence-of-Risk-Tolerance-Scores.<br />
aspx<br />
9 Gemäß DIN ISO 22222, Norm zur privaten Finanzplanung.<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 15
Rohstoffe<br />
Rücksetzer bei Rohstoffen<br />
und Edelmetallen<br />
Sollte man bei diesen Preisen schon kaufen oder<br />
greift man in ein fallendes Messer?<br />
Dieser Frage wollten wir nachgehen und haben Andreas Kroll, Finanzmarktanalyst<br />
für Rohstoffe und Geschäftsführer der Noble Elements GmbH, einer Metallhandelsgesellschaft<br />
für Technologiemetalle, um ein Interview gebeten.<br />
Die Eigentümer von Edelmetallen<br />
können über die Wertentwicklung<br />
bei Gold und Silber nur frustriert sein.<br />
Mit den deutlichen Abschlägen am<br />
15.08.<strong>2018</strong> wurden die Tiefs von Januar<br />
2017 getestet. Herr Kroll, die Inflation<br />
zieht an, wir erleben Währungskrisen<br />
von Yuan bis hin zur türkischen<br />
Lira, ein unkontrollierter Brexit und<br />
Handelskriege drohen, warum können<br />
die Edelmetalle nicht profitieren?<br />
Die eher monetären Edelmetalle Gold<br />
und Silber sind immer dann stark, wenn<br />
Zweifel an der Solidität des herrschenden<br />
Währungssystems bestehen. Wie gut<br />
Gold und Silber in Krisen funktionieren,<br />
erleben gerade sowohl die türkische als<br />
auch die venezolanische Bevölkerung.<br />
Wohl dem, der Edelmetallbestände dort<br />
besitzt. Jeglicher Kaufkraftverlust der hei-<br />
mischen Währung, wurde in dieser, durch<br />
die Preissteigerungen bei den Edelmetallen<br />
ausgeglichen. Das heißt, der Goldpreis<br />
stieg in den letzten zwölf Monaten in türkischer<br />
Lira gerechnet um gut 50 % an.<br />
Momentan wird der Dollar eben sehr<br />
stark als sicherer Hafen wahrgenommen<br />
und gekauft. Hinzu kommt, dass die FED<br />
das Angebot an Dollar verknappt. Und<br />
was knapp ist, wird teurer!<br />
Sollten erste Anzeichen auf eine Konjunkturabkühlung<br />
in den USA deutlich<br />
werden, wird sich das Chartbild für Gold<br />
aufhellen.<br />
Sollte man also mit dem Kauf von<br />
Edelmetallen noch warten, oder<br />
schon zuschlagen?<br />
Keiner kann den optimalen Zeitpunkt für<br />
den Kauf oder Verkauf vorhersagen. Daher<br />
bin ich auch ein Fan von Sparplänen,<br />
denn dann verschiebt sich der Fokus von<br />
der kurzfristigen Betrachtungsweise eines<br />
Marktes, hin zu der Frage: Wo stehen die<br />
Rohstoffpreise beispielsweise in 10 Jahren?<br />
Aber ich gestehe, ich habe den Preiseinbruch<br />
beim Silber Mitte August zum<br />
Einkauf genutzt.<br />
Bild: Kroll, Depositphotos/elf+11<br />
Andreas Kroll,<br />
Rohstoff-Experte von<br />
Noble Elements<br />
Sie sehen die Rohstoffpreise also zum<br />
Jahresende höher stehen?<br />
Bei den Edelmetallen bin ich mir ziemlich<br />
sicher. Bei den Industrie- und Technologiemetallen<br />
kann hingegen alles passieren,<br />
von lähmender Seitwärtsbewegung<br />
bis hin zu einem dynamischen Preisaufschwung.<br />
Die Einkaufspreise der amerikanischen<br />
Industrie ziehen stark an, zuletzt um gut<br />
4 %. Das ist teilweise wohl schon den<br />
Zöllen geschuldet. Das sollte sich kurzfristig<br />
auf die Inflationsrate auswirken, die<br />
in den USA bereits bei 2,9% notiert. Der<br />
Spielraum der FED die Zinsen zu erhöhen<br />
ist aber begrenzt, wenn sie die Welt nicht<br />
in eine Rezession gleiten lassen will. So<br />
16<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Rohstoffe<br />
erwarte ich auch wieder eine negative<br />
Realrendite in den USA – das sollte den<br />
Edelmetallpreisen insgesamt Auftrieb verleihen.<br />
Bei den Industrie- und Technologiemetallen<br />
müssen wir die Entwicklung bei<br />
den Handelskriegen im Auge behalten.<br />
Sollten diese sich verschärfen, könnte<br />
es schnell zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft<br />
kommen. Dieses Szenario ist in<br />
Teilen bereits eingepreist. Kupfer notiert<br />
derzeit gut 20 % unter seinen Hochs in<br />
diesem Jahr.<br />
Bei den Technologiemetallen<br />
hingegen sind<br />
die Preise kaum<br />
zurückgekom-<br />
men. Auf Jahresfrist stehen immer noch<br />
satte Zuwächse von 20 % bis 33 % zu<br />
Buche.<br />
Zwei mögliche Szenarien, werden hier<br />
vom Markt diskutiert: China und die USA<br />
einigen sich und legen ihren Handelsstreit<br />
bei. Der Markt würde aufatmen und zum<br />
Tagesgeschäft zurückkehren. Die Preise<br />
würden sich erholen. Aber bei einer Eskalation<br />
der Auseinandersetzung zwischen<br />
den USA und China, sehen viele Marktbeobachter<br />
die Gefahr, dass China einfach<br />
die Exporte für Metalle, bei denen es weltweit<br />
wichtigster Lieferant ist, darunter<br />
auch den seltenen Erden, in die USA beschränkt.<br />
Ein Rohstoffembargo – Chinas<br />
wohl schärfste Waffe in diesem Konflikt.<br />
Die Preise würden wohl explodieren.<br />
Ein australisches Minenunternehmen für<br />
China sitzt auf auf großen Rohstoff - und<br />
Metallreserven. Sollte es sich im Zuge der<br />
Wirtschaftsstreitigkeiten zu einem Handelsembargo<br />
gegen dir USA entschließen,<br />
werden die Preise explodieren.<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 17
Investment<br />
seltene Erden hält dieses Szenario für zumindest<br />
so plausibel, dass sie bereits Teile<br />
ihrer Produktion zurückhält und steigende<br />
Preise abwartet.<br />
Also sollte man auf Metalle setzen,<br />
auf denen China ein Quasimonopol<br />
besitzt? - welche wären das?<br />
Bei den Technologiemetallen wären das<br />
Indium, Gallium, Germanium und eine<br />
Vielzahl an seltenen Erden. Aber ganz<br />
ehrlich, dieser Ansatz, auf ein chinesisches<br />
Embargo zu setzen, ist mir viel zu spekulativ.<br />
In Technologiemetalle sollte man eher<br />
langfristig investieren. Wie auch bei den<br />
Edelmetallen, stelle ich mir eher die Frage,<br />
wo werden die Preise in 10 Jahren wohl<br />
stehen?<br />
Was sind die Preistreiber? Wie entwickelt<br />
sich das Verhältnis zwischen Angebot und<br />
Nachfrage? Das löst uns von der kurzfristigen<br />
Betrachtung von Preisentwicklungen<br />
und sorgt allgemein für entspannte<br />
Anleger.<br />
Also setzen sie lieber auf langfristige<br />
Trends und weniger auf gute Einstiegsmomente?<br />
So kann man das nicht sagen. Ich glaube<br />
der Zeitpunkt für ein Rohstoffinvestment<br />
wäre jetzt nahezu perfekt, ja sogar alternativlos!<br />
Ich habe ihnen einen aktualisierten<br />
Chart mitgebracht, der den S&P 500<br />
ins Verhältnis zu dem Commodity Index<br />
setzt. In einer früheren Ausgabe ihres<br />
<strong>Magazin</strong>s, hatten sie diesen schon einmal<br />
veröffentlicht. Dieser Chart sagt aus, dass<br />
Rohstoffe im Verhältnis zu Aktien noch<br />
nie so preiswert waren, wie heute. Rohstoffe<br />
sind derzeit der unterbewertetste<br />
Markt. Hätten sie heute 100.000 Euro zu<br />
investieren, welchen Markt würden sie<br />
bevorzugen, den der Aktien, oder den der<br />
Rohstoffe?<br />
Ohne Trump, wäre dieses Ratio vielleicht<br />
schon längst etwas kleiner. Die gute<br />
Weltkonjunktur, die weltweiten Ausgaben<br />
in Infrastrukturprojekte und die Abkehr<br />
vom Verbrennungsmotor sprechen<br />
für steigenden Preise in diesem Sektor.<br />
Diese Verzögerung bei der Preisentwicklung,<br />
die wir gerade erleben, sind auf das<br />
politische Handeln der Regierung Trump<br />
zurückzuführen.<br />
Der Rohstoffmarkt bietet für die kommenden<br />
Jahre mehr Chancen als Risiken –<br />
vielleicht ist es sogar „die“ Chance einer<br />
ganzen Generation!<br />
Unseren treuen Lesern ist es nicht<br />
entgangen, dass sie im besonderen<br />
Maße ein Fan des Technologiemetalls<br />
Rhenium sind. Gibt es hier Neues zu<br />
berichten?<br />
In der Tat, dieses Metall mit seinen besonderen<br />
physikalischen Eigenschaften<br />
fasziniert mich. Anfang August haben<br />
Wissenschaftler der Universität Bayreuth<br />
Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die<br />
absolut bemerkenswert sind. Demnach<br />
kann eine Verbindung aus Stickstoff und<br />
Rhenium achtmal soviel Energie speichern<br />
wie der Sprengstoff TNT. Damit bietet sich<br />
dieses Metall also auch für die Energiespeichertechnik<br />
an.<br />
Herr Kroll, danke für das Gespräch.<br />
Grafik: Incrementum<br />
Entwicklung des<br />
Goldpreises in Lira/oz<br />
Lira<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
September November Januar März Mai Juli<br />
4000<br />
18<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
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SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 19
<strong>Sachwert</strong>e<br />
Deutscher <strong>Sachwert</strong> Kongress<br />
Dialog der <strong>Sachwert</strong>branche <strong>2018</strong> sorgte für<br />
hoch zufriedene Teilnehmer<br />
Von links nach rechts: Frank Neumann (Aureus Golddepot), Julien Backhaus (DSF-Verband),<br />
Folker Hellmeyer (Solvecon Invest), André Wreth (Solvium), Jörg Walter (IVM)<br />
Wie jedes Jahr luden die Vorstände des<br />
Deutschen <strong>Sachwert</strong>- und Finanzverbandes,<br />
Julien Backhaus und Thomas<br />
Hennings, zum Deutschen <strong>Sachwert</strong> Kongress<br />
ein. Dieser Einladung nach Kassel<br />
folgte das Who‘s Who der Branche gern,<br />
denn schließlich findet hier die große jährliche<br />
Austauschplattform über die neuesten<br />
Trends statt. Als Unternehmenspartner<br />
des Events stellten die Firmen Solvium,<br />
IVM, ProLife und Aureus Gold Depot ihre<br />
Produkte und Neu inventionen vor. Ein<br />
weiterer Fokus der Veranstaltung lag auf<br />
Anlagetrends bei den Kunden. Für Makler,<br />
die Interesse zeigten, ihr Produktportfolio<br />
zu erweitern, wurden neue Optionen<br />
vorgestellt und dabei die Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit mit den etablierten<br />
Eventpartnern ausgelotet.<br />
marktstratege mit zielsicherer Spürnase,<br />
referierte über die derzeitige Lage an den<br />
Kapitalmärkten. Dabei betonte er die<br />
Wichtigkeit von realen Unternehmensinvestments.<br />
Insbesondere ging er auf die<br />
Bedeutung und Entwicklung von Gold<br />
ein. Seine Argumente untermauerte er<br />
mit einer fundierten Exkursion in die geopolitischen<br />
Zusammenhänge. Er warnte<br />
deutlich davor, die Sachlage zu einseitig<br />
zu beleuchten und betonte, wie wichtig<br />
es ist, immer auch ein Augenmerk auf<br />
die Interessen der einzelnen Länder zu<br />
haben.<br />
Als ein weiteres Highlight des Kongresses<br />
betrat Roger Rankel die Bühne. Als einer<br />
der besten Vertriebstrainer in Deutschland<br />
fand er vor allem große Aufmerksamkeit<br />
bei Finanzmaklern und Finanzberatern. Er<br />
stellte neue Ideen vor, sich als Makler zu<br />
positionieren. Daneben stellte er Strategien<br />
vor, die helfen, Neukunden nicht nur<br />
zu finden, sondern auch langfristig zu bin-<br />
Als Vortragsredner gab sich Folker<br />
Hellmeyer von Solvecon Invest GmbH<br />
(Bremen) die Ehre. Der Volkswirt, bekannt<br />
als Finanzmarkt- und Kapitalden.<br />
Einen besonderen Ansporn setzte er,<br />
in dem er Techniken vorstellte, mit denen<br />
sich Wow-Effekte schaffen lassen. Zuletzt<br />
gab er seinen Zuhörern den Rat mit auf<br />
den Weg, Alleinstellungsmerkmale zu<br />
schaffen.<br />
Die Veranstaltung wurde den hoch angesetzten<br />
Erwartungen der Besucher wieder<br />
einmal vollstens gerecht. Befragt nach<br />
ihren Eindrücken von der Messe wurde<br />
vor allem die tolle Stimmung und der mitgenommene<br />
Mehrwert gelobt. Auf die<br />
Frage, ob sie denn nächstes Jahr wiederkommen<br />
wollen, gaben die Befragten in<br />
klares Ja an. Außerdem möchten sie die<br />
Veranstaltung weiterempfehlen, da sie<br />
es für unabdingbar halten, am Puls der<br />
Zeit zu bleiben und sich auf den neuesten<br />
Stand zu bringen um das beste für<br />
die eigenen Kunden anbieten zu können.<br />
Schließlich bleibt nur der sicher im Sattel,<br />
der sich selbst nachhaltig positioniert und<br />
Erfolg hat.<br />
Bilder: Christian Jüßt<br />
20<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
<strong>Sachwert</strong>e<br />
Julien Backhaus, Vorsitzender, und Thomas Hennings, Stellvertretender<br />
Vorstand des Deutschen <strong>Sachwert</strong>- und Finanzverbandes bei ihrer<br />
Ansprache als Veranstalter des Deutschen <strong>Sachwert</strong>kongresses in Kassel.<br />
Mit Folker Hellmeyer (links)<br />
und Roger Rankel konnten<br />
hochinteressante Gastredner<br />
verpflichtet werden.<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 21
Investment<br />
Gutes Gewissen dank<br />
Social Investment<br />
Investitionen in die Zukunft von Natur und Gesellschaft<br />
Von Martina Schäfer<br />
Die Schere zwischen Arm und Reich wird<br />
Jahr für Jahr klaffender, und zwar nicht<br />
nur irgendwo am anderen Ende der Welt,<br />
sondern auch hier, im deutschsprachigen<br />
Raum. Nicht etwa, dass „die Reichen“<br />
im stillen Kämmerchen boshafte Pläne<br />
schmieden würden, wie sie „den Armen“<br />
einen Cent nach dem anderen abknapsen<br />
und die geschundene Natur noch weiter<br />
ausbeuten und verwüsten können. Nein,<br />
der Fehler liegt im System der globalen<br />
Marktwirtschaft – und in einer gewissen<br />
Unsicherheit, die gewohnten Pfade<br />
zu verlassen. Dabei würde eine Menge<br />
wohlhabender Menschen sehr gerne dafür<br />
sorgen, dass es auch anderen gut geht<br />
und wenn nebenbei auch noch die Umwelt<br />
geschont wird, ist das noch besser.<br />
Wer wird nicht gern zum Helden? Aber<br />
nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern<br />
bitte durch nachhaltige Projekte. Gewusst,<br />
wie und wo ist der Schlüssel.<br />
Das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen<br />
Entwicklung<br />
In den letzten Jahren findet ein Umdenken<br />
statt, das durchaus Grund zur Hoffnung<br />
gibt, dass die Geiz ist geil-Mentalität<br />
langsam aus der Mode kommt. Immer<br />
mehr Menschen begreifen, dass es keinen<br />
Weg am Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen<br />
Entwicklung vorbei gibt, wenn wir<br />
selbst und unsere Nachkommen weiter<br />
in einem lebenswerten Umfeld mit heiler<br />
Umwelt leben wollen. Mit den drei Säulen<br />
sind gemeint:<br />
Die ökologische Nachhaltigkeit, die eine<br />
Lebensweise anstrebt, die die Natur und<br />
die daraus gewonnenen Lebensgrundlagen<br />
nur in dem Maß nutzt, wie sie sich<br />
regenerieren können.<br />
Die soziale Nachhaltigkeit geht davon aus,<br />
dass nur dann dauerhafter Frieden und<br />
Gewaltarmut innerhalb einer Gesellschaft<br />
herrscht, wenn sich die sozialen Spannungen<br />
in Grenzen halten und Konflikte<br />
auf zivilem Niveau beigelegt werden können.<br />
Gerade im derzeitigen politischen<br />
Kontext zeigen sich die lauernden Abgründe<br />
sehr deutlich.<br />
Die ökonomische Nachhaltigkeit setzt<br />
darauf, dass eine Gesellschaft nicht über<br />
ihren wirtschaftlichen Verhältnissen lebt<br />
und damit ihrer Nachkommenschaft die<br />
Lebensgrundlage raubt. Also ist bei allem<br />
wirtschaftlichen Handeln Frage im Hintergrund,<br />
ob es auf diese Weise dauerhaft<br />
betrieben werden kann.<br />
Wie wir es wenden, wir leben nun einmal<br />
nicht allein und die Menschheit und die<br />
damit verbundenen Aufgaben wachsen<br />
schneller denn je. Handeln ist gefragt!<br />
Wohltäter mit nichtmonetären<br />
Interessen<br />
Aus diesen Grundgedanken haben sich<br />
Soziale Beteiligungsgesellschaften entwi-<br />
Bild: Depositphotos/imagex<br />
Myanmar ist geologisch gesehen<br />
ein reiches Land. Grob 90 Prozent<br />
aller Rubine stammen auf Myanmar.<br />
Auch Jade und Saphire werden<br />
hier abgebaut. Metalle wie Gold,<br />
Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Zink, Blei,<br />
Antimon und weitere seltene Erden<br />
und Industriemetalle stecken hier<br />
im Boden. Obwohl der Staat darum<br />
kämpft, den Abbau unter Kontrolle<br />
zu bekommen, sind große informelle<br />
und illegale Abbauten gang und<br />
gäbe. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen<br />
und Kontrollen führen zu<br />
schweren Umweltschäden und Unfällen.<br />
Kinderarbeit, wie auf diesem Bild<br />
zu sehen, in 12-Stunden-Schichten ist<br />
keine Seltenheit. Bekämpfen lassen<br />
sich diese Umstände am wirksamsten<br />
von Käuferseite her.<br />
22<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
ckelt. Ein Beispiel aus dem deutschsprachigen<br />
Raum ist die BonVenture GmbH,<br />
ein sozialer Venture Capital Fonds. Unter<br />
der Flagge des sozial verantwortlichen<br />
Risikokapitals unterstützt sie Sozialunternehmen,<br />
Social Businesses und Social<br />
Entrepreneurs unter der Bedingung,<br />
dass diese die Lösung gesellschaftlicher<br />
Probleme durch innovative, multiplizierbare<br />
Konzepte zum Ziel haben. Im Falle<br />
von BonVenture fällt für die Investoren<br />
kein materieller Gewinn an, sondern Ziel<br />
ist eine philantrope Förderung nach dem<br />
Drei-Säulen-Modell.<br />
Crowdinvestment im grünen Bereich<br />
Wem der Sinn nicht nach so viel Wohltätigkeit<br />
steht, findet auf Crowdinvestment-Plattformen<br />
innovative Investitionsideen,<br />
die noch dazu mit recht niedrigen<br />
Einstiegsschwellen von 50 bis 250 Euro<br />
pro Projekt auch für den Kleininvestor<br />
interessant sind. Dazu gehören Energieeffizienzvorhaben<br />
und<br />
Ökostromprojekte,<br />
teils im direkten<br />
Lebensumfeld, wie<br />
LeihDeinerStadt-<br />
Geld GmbH aus<br />
Mainz, Econeers<br />
GmbH aus Dresden,<br />
Green Vesting Solutions<br />
GmbH aus<br />
Usingen, bettervest<br />
GmbH aus Frankfurt.<br />
Mit „Wattpapieren“<br />
von greenXmoney.com<br />
werden<br />
Forderungen auf künftige Erträge aus der<br />
Stromproduktion von Windkraft- und Solaranlagen<br />
gekauft. Aus den tatsächlichen<br />
Erträgen bekommen die Schwarmanleger<br />
später eine Rendite ausgezahlt.<br />
Die Vielfalt der Unternehmensideen wie<br />
verpackungsfreie Supermärkte oder die<br />
Produktion kompostierbaren Einweggeschirrs<br />
ist grenzenlos. Die Kiron University<br />
zur Hochschulbildung für Geflüchtete,<br />
Female Future Force Academy von Edition<br />
F, die sich für Frauenbildung einsetzt, Bonaverde,<br />
die Kaffeemaschinen mit Fairtrade-Bezug<br />
der Kaffeebohnen kombiniert<br />
oder Tado Cooling, eine ressourcensparende<br />
Klimasteuerung, die erkennt, wo<br />
sich der Hausbewohner befindet und nur<br />
dort die Klimaanlage anwirft - all diese<br />
sehr erfolgreichen Projekte wurden über<br />
den Schwarm finanziert.<br />
Ganz risikofrei ist Crowdinvestment allerdings<br />
nicht. Die Crowdinvestment-Plattform-Betreiber<br />
haben mit bis zu 14 Prozent<br />
Beteiligung an den gesammelten<br />
Geldern ein hohes Eigeninteresse, die Projekte<br />
ins Rollen zu bringen. Dabei bleiben<br />
oft Fragen, wie die der Unternehmensfinanzierung<br />
außerhalb des Schwarms oder<br />
„Nach mir die Sintflut“<br />
hat uns gefährlich in<br />
die negative Spirale von<br />
Umweltkatastrophen und<br />
menschlichen Tragödien<br />
gebracht. Ein wenig mehr<br />
Herz und Verstand beim<br />
Investment würde Großes<br />
bewirken, diese Spirale<br />
umzukehren.<br />
Investment<br />
die Investitionsplanung, offen und sollten<br />
beim Unternehmen selbst nachgefragt<br />
werden. Geht das Projekt den Bach hinunter,<br />
steht der Crowdinvestor als Geber<br />
eines partiarischen Nachrangdarlehens<br />
ganz hinten in der Reste-Verteilerkette<br />
und bekommt meist wenig bis nichts zurück.<br />
Fazit: Crowdinvestment kann man<br />
machen, wenn man es sich leisten kann,<br />
den Einsatz zu verlieren. Allerdings finden<br />
sich derzeit auch nirgends sonst so<br />
innovative und hoffnungsvolle Geschäftsideen.<br />
Gold, das mit Umweltfreundlichkeit<br />
glänzt?<br />
Gold ist heute wie seit Tausenden von<br />
Jahren eine konstant sichere Wertanlage<br />
mit nur wenig Schwankungen. Es ist kein<br />
Geheimnis, dass in der Goldförderung<br />
Niedriglohnarbeiter und oft genug Kinder<br />
im Kontakt mit gesundheitsschädlichen<br />
Chemikalien schuften und dabei totes<br />
Land schaffen, um<br />
aus einer Tonne Stein<br />
ein einziges Gramm<br />
Gold zu gewinnen.<br />
Eine umwelt- und<br />
sozialverträgliche<br />
Alternative zum neu<br />
geschürften Gold<br />
ist Recycling-Gold,<br />
das aus Schmuck,<br />
Altgeräten und Produktionsabfällen<br />
gewonnen<br />
wird. Eine<br />
der dazu benötigten<br />
Scheideanstalten betreibt<br />
beispielsweise die Degussa AG.<br />
Daneben ist auch Gold mit Fairtrade-Zertifikat<br />
im Handel, das aus garantiert umwelt-<br />
und menschenfreundlichem Abbau<br />
stammt. Allerdings gibt es wenig davon auf<br />
dem Markt, da wegen mangelnder Information<br />
derzeit kaum Nachfrage besteht.<br />
Banken mit sozialem Hintergrund<br />
Wenn‘s ums Geld geht, hört oftmals alle<br />
Skrupel auf. Nicht so bei extra entgegen<br />
diesen Gedanken gegründeten Banken<br />
wie etwa Steyler Bank Gmbh, Umwelt-<br />
Bank AG aus Nürnberg, GLS Bank, Ethik<br />
Bank, Evangelische Bank eG oder die<br />
Bank für Kirche und Caritas eG. Hier wurde<br />
der ethische Grundsatz schon in der<br />
Gründung fest verankert.<br />
Fazit:<br />
Wer sein Vermögen „sauber“ investieren<br />
möchte, findet reichlich Möglichkeiten<br />
dafür, wenn er sich die meist nicht einmal<br />
große Mühe macht, etwas mehr zu<br />
recherchieren und Fragen zu stellen. Ob<br />
Sie die Möglichkeiten nutzen, Ihr Geld<br />
für eine gute Sache arbeiten zu lassen, ist<br />
letztendlich eine Frage des Gewissens.<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 23<br />
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Investment Anzeige<br />
Agri Terra erobert Asien<br />
Verkaufsprospekt in Deutschland,<br />
in Hong Kong an die Börse?<br />
Es tut sich so Einiges im Hause Agri Terra.<br />
Die Firma mit Sitz im bayerischen Grasbrunn<br />
bei München ist auf Agrar-Investitionen<br />
im südamerikanischen Paraguay<br />
spezialisiert, man gehört dort inzwischen<br />
zu den größten ein Prozent der Rinderzüchter<br />
und ist die Nummer Drei beim<br />
Anbau von Orangen, Zitronen und Mandarinen.<br />
In großen Gewächshäusern stellt<br />
die Gruppe zukünftig Gemüse für paraguayische<br />
Supermärkte her, und ab Jahresende<br />
wird auch frisch gepresster Fruchtsaft<br />
abgefüllt und landesweit vertrieben.<br />
Die Firmengründer, die Brüder Carsten<br />
und Michael Pfau, sind schon seit 1995 in<br />
Paraguay geschäftlich aktiv, und seit 2012<br />
bietet die Firma auch externen Investoren<br />
in aller Welt eine Beteiligung am lukrativen<br />
Agrargeschäft in Südamerika – mit<br />
großem Erfolg.<br />
„In Deutschland werden wir zwei unserer<br />
Angebote nun den Behörden zur<br />
Prospektbilligung vorlegen“, so Carsten<br />
Pfau, Komplementär der Agri Terra KG.<br />
Seit über einem Jahr arbeitet man in Grasbrunn<br />
bereits an einem öffentlichen Ver-<br />
kaufsprospekt, welcher unmittelbar nach<br />
der Sommerpause den offiziellen Prüfstellen<br />
eingereicht werden soll. „Wir sind rasant<br />
gewachsen und unser Angebot wird<br />
von mehr und mehr Investoren wahrgenommen.<br />
Die Prospektierung und die Kooperation<br />
mit der Aufsichtsstelle war da<br />
der nächste logische Schritt“, so Carsten<br />
Pfau weiter. Von einem öffentlichen Verkaufsprospekt<br />
verspricht sich die Gruppe<br />
auch weiteren Zugang zu institutionellen<br />
Anlegern.<br />
In Paraguay ist eine neue<br />
Fabrik für die Produktion von<br />
Saftkonzentrat in Planung,<br />
um die Nachfrage nach<br />
Orangensaft in Hong Kong<br />
zu bedienen.<br />
Bild: Depositphotos/belchonock/dedivan1923<br />
24<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Anzeige Investment<br />
Bilder: Depositphotos/lunamarina<br />
Gutes Umwelt gewissen<br />
und dabei hohe Erträge –<br />
so geht Agrar-Investment!<br />
Die Aktivitäten des innovativen<br />
Agrar-Investors beschränken sich jedoch<br />
schon lange nicht mehr nur auf<br />
Deutschland. Neben einer nahaliegenden<br />
Ausdehnug der Tätigkeit auf<br />
die Nachbarländer Österreich und<br />
Schweiz ist man inzwischen auch in<br />
den USA, Mittelamerika und Asien aktiv.<br />
Der asiatische Arm der Agri Terra Gruppe<br />
hat sich zunächst im renommierten<br />
Central District in Hong Kong niedergelassen,<br />
jedoch schaut man bereits<br />
nach China, Taiwan und Singapur.<br />
Auch ein Börsengang ist nicht auszuschliessen.<br />
„Man ist hier auf uns zugekommen<br />
mit der Frage, ob wir mit unserem<br />
Asien-Geschäft an die Börse in<br />
Hong Kong wollen“, erklärt Pfau. Der<br />
Prozess, um ein sogenanntes Listing zu<br />
erreichen, ist zwar teuer und langwierig,<br />
aber die Vorteile überwiegen. „Der<br />
Gang an die Börse würde uns sozusagen<br />
in die asiatischen Champions League<br />
katapultieren, wir denken ernsthaft<br />
darüber nach“, so Pfau. In die<br />
Überlegungen spielt auch hinein, dass<br />
man in den asiatischen Märkten den<br />
Hauptabsatz für eine bereits geplante<br />
Fabrik für Saftkonzentrat sieht.<br />
Wachstum und Erfolg der Agri Terra<br />
Gruppe erscheinen überwältigend. Auf<br />
die Zukunft darf man gespannt sein.<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 25
Immobilien<br />
Der Wohnraumbedarf ist<br />
weiterhin nicht gedeckt<br />
IW prognostiziert eine Bedarfslücke von<br />
jährlich 380.000 Neubauwohnungen<br />
Die Baufertigstellungszahlen sind nach<br />
offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
in Deutschland im Jahr 2017 um<br />
2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf<br />
284.800 Wohnungen gestiegen. Gleichzeitig<br />
sanken im vergangenen Jahr die<br />
Baugenehmigungszahlen um 7,3 Prozent<br />
380.000 Neubauwohnungen pro Jahr<br />
sind nötig<br />
Der geringe Anstieg der Baufertigstellungszahlen<br />
zeigt, dass ein Ende der Wohnungsknappheit<br />
nicht absehbar ist. Nach<br />
Berechnungen des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) müssten pro Jahr etwa<br />
380.000 Wohnungen gebaut werden, um<br />
den Bedarf zu decken. Zudem haben die<br />
sinkenden Baugenehmigungszahlen zur<br />
Folge, dass mit einem zeitlichen Abstand<br />
von etwa zwei bis drei Jahren bis zur Fertigstellung<br />
der genehmigten Wohnungen<br />
die künftige Nachfrage nicht ausreichend<br />
bedient werden kann. Ferner werden<br />
nicht alle genehmigten Wohnungen tatsächlich<br />
gebaut, was die Verfügbarkeit<br />
an attraktivem Wohnraum in den stark<br />
nachgefragten Ballungszentren weiter<br />
einschränkt.<br />
Immobilieninvestments bleiben des<br />
Anlegers Liebling<br />
Die Marktentwicklung lässt trotz steigender<br />
Kaufpreise einen anhaltend hohen<br />
Wohnraumbedarf in den Metropolregionen<br />
erkennen. Damit bleiben die<br />
Investmentchancen für Beteiligungen<br />
mit Schwerpunkt Wohnimmobilienentwicklung<br />
nachhaltig lukrativ. »Eine<br />
Rendite von sechs Prozent und mehr<br />
pro Jahr ist mit diesem Wertschöpfungsprozess<br />
für den Anleger realistisch<br />
erzielbar«, sagt Alexander Schlichting,<br />
geschäftsführender Gesellschafter der<br />
PROJECT Vermittlungs GmbH.<br />
Bilder: Project Investment<br />
auf 384.100 Wohnungen. Damit wurden<br />
27.300 weniger Baugenehmigungen von<br />
Wohnungen erteilt als im Jahr 2016. Wie<br />
das Statistische Bundesamt außerdem<br />
mitteilt, war damit die Zahl der genehmigten<br />
Wohnungen erstmals seit 2008 niedriger<br />
als im jeweiligen Vorjahr. Von 2008<br />
bis 2016 sind die Zahlen kontinuierlich<br />
gestiegen.<br />
Eigenkapitalbasierte Beteiligungsangebote an deutschen Wohnimmobilienentwicklungen<br />
wie der PROJECT Metropolen 18<br />
stehen bei Anlegern hoch im Kurs.<br />
Leistungsbilanz belegt Qualität<br />
Beteiligungen sind beim neuen PRO-<br />
JECT-Angebot Metropolen 18 ab<br />
10.000 Euro Einmalanlage zuzüglich<br />
fünf Prozent Ausgabeaufschlag möglich.<br />
Als Privatanleger investiert man auf<br />
diese Weise gemeinsam mit Tausenden<br />
von Investoren in mehrere Immobilienentwicklungen<br />
gleichzeitig. Die Rendite<br />
entsteht durch den Verkauf der entwickelten<br />
Wohnungen mit Fokus auf<br />
Eigennutzer. Bei PROJECT kommt ausschließlich<br />
Eigen kapital zum Einsatz –<br />
eine Eigenschaft, die unabhängige<br />
Analysehäuser wie Scope, TKL, Dextro<br />
und der Branchenexperte kapital-markt<br />
intern seit Jahren als entscheidenden<br />
Stabilitätsfaktor benennen. Neben der<br />
hohen Kompetenz durch den eigenen<br />
Asset Manager PROJECT Immobilien,<br />
der aktuell über 6.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten<br />
in Deutschland und Wien<br />
im Gesamtwert von rund 2,7 Mrd. Euro<br />
entwickelt, gilt der makellose Track Record<br />
der Franken als vorbildlich. Jedes Objekt<br />
wurde bislang positiv abgeschlossen.<br />
PROJECT belegt die Performance durch<br />
eine testierte Leistungsbilanz, die jährlich<br />
im Herbst veröffentlicht wird.<br />
26<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Investment<br />
Solide Geldanlage für<br />
Renditejäger<br />
Deutsches Wohnen bietet attraktive Zinsen<br />
und Kurs-Chancen<br />
Mit dem German Real Estate ETP kam am<br />
20.04.<strong>2018</strong> eine neue Immobilien-Anleihe<br />
an den Markt. Sie profitiert von dem<br />
dem Know-How eines exklusiven Family<br />
Office, das auch Stiftungsgelder verwaltet.<br />
<strong>Sachwert</strong> <strong>Magazin</strong> sprach mit Matthias<br />
Schmidt, dem Geschäftsführer der<br />
<strong>Sachwert</strong> Capital Management GmbH,<br />
der Initiatorin und Promotorin.<br />
Wie kam es zu Ihrer Entscheidung<br />
eine Immobilien-Anleihe zu begeben?<br />
Mit dem German Real Estate ETP haben<br />
wir nun ein öffentliches und börsenhandeltes<br />
Angebot nach deutschem Recht,<br />
dass jedermann schon ab 1.000 € erwerben<br />
kann. Der Wertpapierprospekt<br />
erfüllt die neuesten Transparenzanforderungen.<br />
Das German Real Estate ETP ist eine<br />
Immobilien-Anleihe, die wie ein<br />
Fonds gemanagt wird. Wie wirkt sich<br />
das auf den Anlegerschutz aus?<br />
Wir haben festgestellt, dass die Anleihe vor<br />
allem bei Stiftungen und Privatanlegern<br />
eine höhere Akzeptanz gegenüber Fonds<br />
und Zertifikaten genießt. Die Veranlagung<br />
der Anlegergelder erfolgt vollkommen<br />
transparent – gemäß Wertpapierprospekt<br />
– in ein diversifiziertes Wohnimmobilien-Portfolio.<br />
Nachdem die Emittentin<br />
ausschließlich das German Real Estate ETP<br />
German Real Estate ETP<br />
Emittentin<br />
WKN / ISIN<br />
Zielrendite /<br />
Ausschüttung<br />
Handel<br />
German Real Estate Capital S.A.<br />
A19 XLE / DE000A19XLE6<br />
5 – 7% p.a.<br />
mind. 3,00% p.a. Zinszahlung<br />
Börse München<br />
09:00 Uhr – 17:30 Uhr<br />
Kontakt Tel. 0921 / 730 30 800<br />
E-Mail:<br />
Internet:<br />
info@gre-etp.de<br />
www.gre-etp.de<br />
Matthias Schmidt (Mitte) bei der Invest Messe in Stuttgart<br />
mit Wirtschaft TV-Moderator Mick Knauff (rechts)<br />
und <strong>Sachwert</strong> <strong>Magazin</strong>-Verleger Julien Backhaus (links).<br />
verwaltet, bilden die Anlegergelder faktisch<br />
ein Sondervermögen. Das Management<br />
kann zwischen verschiedenen Optionen<br />
zur Besicherung auswählen.<br />
Was unterscheidet Sie von offenen<br />
Immobilien-Fonds?<br />
Die höhere Flexibilität, eine höhere<br />
Qualitätsorientierung und eine anlegerorientiertere<br />
Verwaltung. Wir investieren<br />
ausschließlich in marktgängige Wohnimmobilien.<br />
Als Nischenanbieter<br />
können wir fokussierter<br />
und schneller als der<br />
Mainstream investieren.<br />
Die Erträge des German<br />
Real Estate ETP werden<br />
aus dem Cashflow und<br />
nicht aus Bewertungen generiert.<br />
Es bestehen keine<br />
Mindesthaltefristen. Die<br />
Anleihe kann täglich gehandelt<br />
werden.<br />
Wo befinden sich die<br />
Immobilien?<br />
Hauptsächlich in Ost- und<br />
Süddeutschland. Es handelt sich ausschließlich<br />
um Bestandsimmobilien. Vor<br />
allem die Chancen in Ostdeutschland haben<br />
wir frühzeitig erkannt.<br />
Wie steht es mit den Renditeaussichten?<br />
Die durchschnittliche Zielrendite liegt bei<br />
fünf bis sieben Prozent jährlich, abhängig<br />
von den jeweiligen Investitionen. Es erfolgt<br />
eine jährliche Zinsausschüttung von<br />
mindestens 3,00 Prozent, die aus dem<br />
sogenannten „Stückzins topf“ gezahlt<br />
werden. Die darüberliegenden Erträge<br />
können entweder ausgeschüttet werden<br />
oder in der Gesellschaft verbleiben<br />
und somit den Kurs erhöhen, also eine<br />
Thesaurierung.<br />
Wie kann man das German Real Estate<br />
ETP erwerben? Wann ist der ideale<br />
Kaufzeitpunkt?<br />
Jederzeit, denn die Anleihe entwickelt sich<br />
unabhängig von den Kapitalmärkten. Entweder<br />
an der Börse München oder direkt<br />
bei der Emittentin. Die Emittentin stellt<br />
verbindliche Kauf- und Verkaufskurse.<br />
Bild: <strong>Sachwert</strong> Capital Management GmbH<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 27
Recht<br />
DSGVO -<br />
was Sie<br />
darüber<br />
wissen<br />
sollten<br />
Fortgeltung bisher erteilter Einwilligungen und<br />
die Verwendung bisher gespeicherter Daten<br />
Bilder: Depositphotos/SergeiNivens, Ziegler<br />
Die DSGVO stellt darauf ab, dass die Verarbeitung<br />
personenbezogener Daten,<br />
auch bisher erhobener und gespeicherter<br />
rechtmäßig sein muss.<br />
In Gierschmann, Schlender, Stenzel, Heil,<br />
Kommentar zur Datenschutz-Grundverordnung,<br />
Ausgabe 218, wird unter Art. 7<br />
Rz 134 folgendes ausgeführt:<br />
„Einwilligungen gelten grundsätzlich unbefristet,<br />
solange bis diese widerrufen<br />
werden. Davon geht auch die Verordnung<br />
aus, welche in EG 171 bestimmt, dass das<br />
erneute Einholen einer Einwilligung nicht<br />
erforderlich ist, wenn die Art der bereits<br />
erteilten Einwilligung den Bedingungen<br />
dieser Verordnung entspricht. Nach<br />
einem Beschluss des Düsseldorfer Kreises<br />
(s.u.) gelten demnach bisher erteilte (Alt-)<br />
Einwilligungen fort, denn es sei davon<br />
auszugehen, dass bisher rechtswirksam<br />
erteilte Einwilligungen grundsätzlich diese<br />
Bedingungen erfüllen. Insbesondere stelle<br />
die Nichteinhaltung der Informationspflichten<br />
nach Art. 13 nach Meinung der<br />
Aufsichtsbehörden kein Wirksamkeitshindernis<br />
dar.“<br />
Welche Bedingungen an die Rechtmäßigkeit<br />
der Einwilligungen gestellt werden,<br />
ist in Art. 6 der DSGVO geregelt.<br />
Im Einzelnen ist in Art. 6 der DSGVO<br />
folgendes geregelt:<br />
Die Verarbeitung ist nur rechtmäßig,<br />
wenn mindestens eine der nachstehenden<br />
Bedingungen erfüllt ist:<br />
1. Die betroffene Person hat ihre Einwilligung<br />
zu der Verarbeitung der sie betreffenden<br />
personenbezogenen Daten für<br />
einen oder mehrere bestimmte Zwecke<br />
gegeben;<br />
2. die Verarbeitung ist für die Erfüllung<br />
eines Vertrags, dessen Vertragspartei die<br />
betroffene Person ist, oder zur Durchführung<br />
vorvertraglicher Maßnahmen erforderlich,<br />
die auf Anfrage der betroffenen<br />
Person erfolgen;<br />
3. die Verarbeitung ist zur Erfüllung einer<br />
rechtlichen Verpflichtung erforderlich, der<br />
der Verantwortliche unterliegt;<br />
4. die Verarbeitung ist erforderlich, um lebenswichtige<br />
Interessen der betroffenen<br />
Person oder einer anderen natürlichen<br />
Person zu schützen;<br />
5. die Verarbeitung ist für die Wahrnehmung<br />
einer Aufgabe erforderlich, die im<br />
öffentlichen Interesse liegt oder in Ausübung<br />
öffentlicher Gewalt erfolgt, die<br />
dem Verantwortlichen übertragen wurde;<br />
6. die Verarbeitung ist zur Wahrung der<br />
berechtigten Interessen des Verantwortlichen<br />
oder eines Dritten erforderlich,<br />
sofern nicht die Interessen oder Grundrechte<br />
und Grundfreiheiten der betroffenen<br />
Person, die den Schutz personenbezogener<br />
Daten erfordern, überwiegen,<br />
insbesondere dann, wenn es sich bei der<br />
betroffenen Person um ein Kind handelt.<br />
Daraus ergibt sich, dass nicht in jedem Fall<br />
eine ausdrückliche Einwilligung vorliegen<br />
muss. Es kann auch eine konkludent mündlich,<br />
schriftlich oder in Textform erteilte<br />
Einwilligung ausreichen, wobei der Verantwortliche<br />
den Nachweis oder Beweis (hier<br />
ist Verordnung unklar) erbringen muss.<br />
Bisher erteilte Einwilligungen<br />
Jetzt stellt sich die Frage, wie mit den bisher<br />
erfassten Daten umzugehen ist.<br />
1. Es bedurfte auch bisher schon nach<br />
dem BDSG-alt einer Einwilligung zur<br />
Verarbeitung personenbezogener Daten<br />
(Stichwort: Datenminimierung). Diese<br />
wurde, da kaum Strafen zu erwarten waren,<br />
kaum beachtet.<br />
28<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
Recht<br />
2. „Wild“ gesammelte Daten (Abschreiben<br />
des Telefonbuches durch Chinesen,<br />
Kauf der CD und Nutzen der Daten) war<br />
bisher schon nicht mehr erlaubt.<br />
3. Im Folgenden wird davon ausgegangen,<br />
dass die personenbezogenen Daten<br />
aus einer zuverlässigen Quelle stammen<br />
und dies ggebenenfalls nachgewiesen<br />
werden kann. Die Daten könnten z.B. aus<br />
folgenden Gründen gespeichert worden<br />
sein:<br />
• Abschluss eines Vertrages<br />
• Erteilung eines Auftrages<br />
• Bekundetes Interesse an einer<br />
Dienstleistung<br />
• Bestellung einer Ware oder einer<br />
Dienstleistung<br />
• Eingehen einer Mitgliedschaft<br />
• Aufforderungen zur Zusendung eines<br />
Newsletters<br />
• Kontaktanfrage und Bestätigung<br />
in XING<br />
Davon ausgehend, dass die Daten aus<br />
einer zuverlässigen Quelle sind und erforderlichenfalls<br />
deren Erhebung nachgewiesen<br />
werden kann, ist der Beschluss des<br />
„Düsseldorfer Kreises“ einschlägig.<br />
Beschluss der Aufsichtsbehörden für<br />
den Datenschutz im nicht-öffentlichen<br />
Bereich (Düsseldorfer Kreis am<br />
13./14. September 2016)<br />
Fortgeltung bisher erteilter Einwilligungen<br />
unter der Datenschutz-Grundverordnung<br />
Bisher erteilte Einwilligungen gelten fort,<br />
sofern sie der Art nach den Bedingungen<br />
der Datenschutz-Grundverordnung entsprechen<br />
(Erwägungsgrund 171, Satz 3<br />
Datenschutz-Grundverordnung).<br />
Bisher rechtswirksame Einwilligungen erfüllen<br />
grundsätzlich diese Bedingungen.<br />
Informationspflichten nach Artikel 13<br />
Datenschutz-Grundverordnung müssen<br />
dafür nicht erfüllt sein, da sie keine Bedingungen<br />
im Sinne des genannten Erwägungsgrundes<br />
sind.<br />
Besondere Beachtung verdienen allerdings<br />
die folgenden Bedingungen der Datenschutz-Grundverordnung;<br />
sind diese<br />
Bedingungen nicht erfüllt, gelten bisher<br />
erteilte Einwilligungen nicht fort:<br />
• Freiwilligkeit („Kopplungsverbot“, Artikel<br />
7 Absatz 4 in Verbindung mit Erwägungsgrund<br />
43 Datenschutz-Grundverordnung),<br />
• Altersgrenze: 16 Jahre (soweit im nationalen<br />
Recht nichts anderes bestimmt wird;<br />
Schutz des Kindeswohls, Artikel 8 Absatz<br />
1 in Verbindung mit Erwägungsgrund 38<br />
Datenschutz-Grundverordnung).<br />
Grundsätzliches über Speicherung<br />
und Verwendung personenbezogener<br />
Daten<br />
Zwischen der Speicherung und Verwendung<br />
von personenbezogenen Daten ist<br />
zu unterscheiden. Es dürfen nur die Daten<br />
gespeichert werden, die für den jeweiligen<br />
Zweck erforderlich sind. Für darüber<br />
hinausgehende Datenerhebungen bedarf<br />
es nach Art. 6 Abs. 1a einer gesonderten<br />
Einwilligung. Es empfiehlt sich also, von<br />
einer möglicherweise bisher praktizierten<br />
„Datensammelwut“ künftig abzusehen,<br />
weil dies die spätere Löschung von nicht<br />
mehr erforderlichen Daten erschwert.<br />
Auch wenn Daten gesetzlichen Aufbewahrungspflichten<br />
unterliegen, geht dies<br />
nicht mit der Verwendung konform. So<br />
dürfen Daten z.B. nicht mehr verwendet<br />
werden, wenn der Zweck der ursprünglichen<br />
Datenerhebung nicht mehr besteht,<br />
und das, obwohl die Daten noch<br />
aufbewahrt werden müssen.<br />
Lesen dazu auch das „Merkblatt über die<br />
Anforderungen an eine Einwilligung nach<br />
der DSGVO .“<br />
Empfehlung<br />
Nach dem 25.05.<strong>2018</strong> muss der Verantwortliche<br />
den Betroffenen nach Erfassung<br />
seiner personenbezogenen Daten unverzüglich<br />
darüber informieren. Die nach Art.<br />
13 und 14 DSGVO zu erfüllenden Informationspflichten<br />
sind sehr umfangreich.<br />
(Ein Formular mit Ausfüllhilfe können Sie<br />
hier beziehen: www.immobilienfachverlag.de)<br />
Da die Pflichtinformation ohnehin erstellt<br />
werden muss, ist zu empfehlen, jedem<br />
gespeicherten Kontakt schon vorab diese<br />
Informationen zukommen zu lassen.<br />
Rechtlicher Hinweis<br />
Diese Information wurde nach bestem<br />
Wissen erstellt. Sie ersetzt aber keine Beratung<br />
für den Einzelfall. Eine Haftung<br />
kann daher nicht übernommen werden.<br />
Bitte wägen Sie sorgfältig ab, ob Sie sich<br />
an einen Fachjuristen oder einen unserer<br />
Verbandsjuristen wenden.<br />
Helge Ziegler<br />
Wirtschaftsjurist, Präsident BVFI<br />
Versionsnummer <strong>2018</strong>0525<br />
BVFI-Präsident<br />
Ziegler in den<br />
Bundesfach ausschuss<br />
Bauen &<br />
Wohnen berufen<br />
Gründung eines verbandsübergreifenden<br />
Arbeitskreises<br />
„Immobilien & Politik“<br />
Ziegler kandidierte im Jahr 2017 für<br />
den Bundestag. Trotz seines guten<br />
Wahlergebnisse reichte es für ihn<br />
nicht, als Abgeordneter in den Bundestag<br />
einzuziehen. Dennoch ist er<br />
weiterhin parteipolitisch aktiv. Zum einen<br />
als Delegierter für die Landes- und<br />
Bundesparteitage, zum anderen auch<br />
als Ausschussmitglied. War er bisher<br />
schon Mitglied im bayerischen Landesfachausschuss<br />
„Verkehr, Landesentwicklung<br />
und Wohnen“, so wurde er<br />
jetzt, nachdem die FDP wieder in den<br />
Bundestag einzog, auch in den Bundesfachausschuss<br />
„Bauen und Wohnen“<br />
berufen.<br />
Um die immobilienwirtschaftlichen<br />
Interessen bundespolitisch gebündelt<br />
zu artikulieren, beabsichtigt Ziegler<br />
die verbandsunabhängige Gründung<br />
eines Arbeitskreises „Immobilien &<br />
Politik“. In diesem Arbeitskreis sollen<br />
die aus Sicht der Immobilienwirtschaft<br />
wichtigen Themen ausdiskutiert werden,<br />
um sie dann gut ausgearbeitet<br />
und mit stichhaltigen Argumenten<br />
versehen, Politikern der zuständigen<br />
Bundestagsausschüsse vorzulegen. Der<br />
Arbeitskreis soll 3 bis 4-mal jährlich zusammenkommen.<br />
Eingeladen sind alle<br />
Interessierte, seien es Immobilienmakler,<br />
Hausverwalter, Juristen usw., die<br />
an einer kontinuierlichen Mitarbeit interessiert<br />
sind.<br />
Wollen Sie dabei sein? Dann scheiben<br />
Sie einfach an ziegler@bvfi.de<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 29
Vorsorge<br />
Thomas Hennings ist Experte<br />
für <strong>Sachwert</strong>lösungen und<br />
Makroökonomie. Er ist Inhaber<br />
des <strong>Sachwert</strong>-Center Bremen.<br />
Die fünf Mythen der<br />
Altersversorgung<br />
Mythos Nr.1: Die gesetzliche Rente ist<br />
sicher und reicht aus!<br />
Immer noch glauben die Menschen, dass<br />
die gesetzliche Rente ausreicht beziehungsweise<br />
auch noch der Höhe und Qualität<br />
nach sicher wäre. Wir haben den demographischen<br />
Wandel, das heißt, immer mehr<br />
Menschen werden älter und es folgt immer<br />
weniger Nachwuchs. Obendrein reduziert<br />
sich das Rentenniveau auch noch nach unten.<br />
Wo also soll hier etwas noch sicher und<br />
der Höhe nach auch noch „gut“ sein? Es<br />
werden dramatische Einschnitte vorgenommen<br />
werden müssen. Die gesetzliche Rente<br />
wird mit enormer „Flickschusterei“ am Leben<br />
gehalten, extrem hohe Steuereinnahmen<br />
werden zur gesetzlichen Rente umgeleitet,<br />
damit hier unsere heutigen Rentner<br />
überhaupt noch angemessene Renten im<br />
Umlageverfahren erhalten. Wohin soll also<br />
dieses in der Zukunft führen? Experten<br />
gehen davon aus, dass es zukünftig nur<br />
noch einheitliche Rentenbezugsgrößen auf<br />
Mindestniveau geben wird. Das bedeutet<br />
für jeden zukünftigen Rentenempfänger<br />
starke Leistungseinschnitte. Renten auf Sozialhilfeniveau<br />
werden wohl leider Standard<br />
werden.<br />
Fazit: Jeder Bürger sollte unbedingt rechtzeitig,<br />
also frühzeitig, sinnvolle Sparvorgänge<br />
beginnen, um der Altersarmut zu entrinnen.<br />
Mythos Nr. 2: Garantie- und Zinsprodukte<br />
dienen der Altersversorgung!<br />
Der deutsche Verbraucher und Sparer ist einer<br />
der lethargischsten Menschen in Europa,<br />
wenn es um das Sparen und Investieren<br />
geht. Man wurde in jungen Jahren so „erzogen“,<br />
dass die Produkte der Banken zum<br />
Sparen sinnvoll sind und völlig ausreichend<br />
sind für „später“. Daher erfolgen fast achtzig<br />
Prozent aller Sparmaßnahmen der Verbraucher<br />
über Festgelder, Anleihen, Rentenpapiere,<br />
Sparbücher, Bausparverträge,<br />
hinzu kommen noch die renditeschwachen<br />
Kapitallebens- und Rentenversicherungen.<br />
Die Verzinsungen solcher „Sparprodukte“<br />
sind seit längerem so niedrig bis hin zur<br />
Nullnummer. Dazu kommen die stets steigenden<br />
Lebenshaltungskosten sowie die Inflation<br />
noch negativ hinzu. Die Erträge bzw.<br />
Zinsen dieser genannten „Mainstreamprodukte“<br />
reichen nachweislich nicht aus, um<br />
sinnvoll und ertragreich für das Alter vorzusorgen.<br />
Fazit: Mit renditeschwachen Massenpro-<br />
30<br />
SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong>
dukten kann man eine Altersversorgung<br />
nicht gewinnbringend und nachhaltig für<br />
sich aufbauen. Man muss hier als Verbraucher<br />
über den Tellerrand schauen, sich etwas<br />
Zeit für die Sparmaßnahmen nehmen<br />
und dann diversifiziert in renditestärkere<br />
und inflationsgeschützte Lösungen investieren.<br />
Mythos Nr.3: Aktien und Unternehmensbeteiligungen<br />
sind nur etwas für<br />
vermögende Anleger!<br />
Der deutsche Verbraucher wird weder in<br />
der Schule, noch danach im Bereich Finanzen,<br />
Geld und Finanzsysteme ausgebildet<br />
bzw. geschult. Das ist systematisch so gewollt.<br />
Man wird hier zu Lande „erzogen“,<br />
dass Garantien und Zinsen (wenn auch<br />
gering) besser sind als unternehmerisches<br />
Denken und Handeln. Falsch! Genau das<br />
geht unseren Sparern und Anlegern in der<br />
Regel „ab“, eine Aufteilung der Sparvermögen<br />
auch hinsichtlich von gemischten<br />
Aktienwerten und unternehmerischen Investitionen<br />
sind enorm wichtig zur Optimierung<br />
der eigenen Anlagerenditen und zur<br />
finanziellen Stärkung des Mittelstandes. Die<br />
durchschnittlichen Aktienrenditen liegen je<br />
nach Laufzeiten bei über fünf bis zu dreizehn<br />
Prozent. Die Deutschen haben hier<br />
immer noch viel zu wenig Kapital investiert.<br />
Fazit: Wer attraktive Renditen für den Aufbau<br />
der Altersversorgung wünscht und benötigt,<br />
sollte in gemischte Unternehmenswerte<br />
investieren, das heißt, Aktien und<br />
unternehmerische Beteiligungen.<br />
Mythos Nr. 4: Ich habe ja nicht so viel<br />
Geld zum Sparen, daher lasse ich es<br />
gleich sein!<br />
So und so ähnlich denkt insbesondere die<br />
„jüngere Generation Y“. Der Konsumverzicht<br />
fällt enorm schwer in der heutigen<br />
Gesellschaft. „Wozu sparen, ist ja noch<br />
sehr lange hin bis zur Rente“, so heißt es<br />
oftmals. Wer aber bereits in jungen Jahren<br />
Vorsorge<br />
kleine Beträge monatlich zur Seite legt und<br />
sinnvoll anspart (also nicht in Zinsprodukte<br />
von Banken etc.), der wird über die Jahre<br />
und Jahrzehnte ein beträchtliches Vermögen<br />
zur Verfügung haben.<br />
Fazit: Der Zinseszinseffekt bzw. die Wertzuwächse,<br />
sowie Cost-Average-Effekte bei<br />
ratierlichen Sparvorgängen (auch mit kleineren<br />
Beträgen) sind wichtig und bringen<br />
enormen Nutzen gerade auch für die jüngeren<br />
Sparer. Es gelten die drei Faktoren<br />
„Beitrag x Zeit x Wertzuwachs gleich „stattliches<br />
Vermögen“.<br />
Mythos Nr. 5: Eigenes Wohneigentum<br />
ist die beste Altersversorgung!<br />
Die eigene Immobilie (ob Haus oder Wohnung<br />
spielt hierbei keine Rolle) wird in der<br />
Regel mit einem Bankkredit finanziert und<br />
mit Zins und Tilgung zurückgeführt an die<br />
Bank. Die meisten Finanzierungen sind<br />
knapp bemessen. Der Wunsch und Traum<br />
nach dem „Eigenheim“ überwiegt und es<br />
werden diverse „finanzielle Opfer“ dafür<br />
gegeben (weniger Urlaub, kein neues Auto<br />
und weniger Lebensqualität in vielen Bereichen).<br />
Eigentum verpflichtet, dazu muss<br />
man stets unerwartete und einkalkulierte<br />
Kosten berücksichtigen, die laufend (Wartung,<br />
Reparaturen etc.) bei einer Immobilie<br />
anfallen. Die selbstgenutzte Immobilie ist<br />
kaufmännisch gesehen keine gute Altersversorgung,<br />
rechnerisch sehr einfach belegbar.<br />
Emotional ist sie aber eine gute Lösung.<br />
Fazit: Die „Assetklasse Immobilien“ ist für<br />
die Altersversorgung grundsätzlich sehr gut<br />
geeignet und sollte im eigenen Portfolio<br />
immer zusätzlich zum Eigenheim oder als<br />
Mieter berücksichtigt werden. Man sollte<br />
hierbei aber auf die Investitionsmöglichkeiten<br />
achten, ob man in Kapitalanlageimmobilien,<br />
Fonds oder in eine direkte oder<br />
indirekte Beteiligungen investiert. Auch gilt<br />
es wohnwirtschaftliche oder gewerbliche<br />
Möglichkeiten zu unterscheiden, sowie Investitionen<br />
national und/oder international.<br />
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SACHWERT MAGAZIN 4/<strong>2018</strong> 31<br />
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