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Organic Leadership

Führung ganz natürlich

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organic<br />

leadership<br />

organic leadership<br />

Sommer<br />

01<br />

Versiion<br />

01<br />

2018 by TG, KB<br />

Führung inspiriert durch die Natur


organic<br />

leadership<br />

bereit zu lernen und zu wachsen. natürlich.


CREDITS<br />

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Volume 01 No. 01 Jan 2016


CONTENTS<br />

LEADERSHIP<br />

01 MENSCHENBILD<br />

Menschenbild X-Y, Konstruktivismus,<br />

Seerosenmodell, Grundwerte<br />

02 MEIN FÜHRUNGSPROFIL<br />

- 10 QUALITÄTEN<br />

Präsenz, Selbst-Wahrnehmung,<br />

360°-Wahrnehmung, Empathie, Selbstliebe<br />

und Selbstkontrolle, Humor, Umgang<br />

mit Paradoxien, Resilienz, Gestaltungskraft,<br />

Übergeordneter Sinn<br />

KOMMUNIKATION<br />

08 KÖRPERSPRACHE<br />

09 FRAGEN STELLEN<br />

10 ZUHÖREN<br />

11 MODERATION / HOSTING<br />

Framing, Moderationskompetenzen<br />

12 KONFLIKTTRANSFORMATION<br />

Gewaltfreie Kommunikation<br />

GRUPPENDYNAMIK<br />

03 GRUNDLAGEN<br />

Faktoren für gute Zusammenarbeit<br />

RESSOURCEN SICHTBAR MACHEN<br />

DIVERSITÄT, WELCOME!<br />

BEWEGUNG - LERNEN UND WACHSEN<br />

ORDNUNG UND AUSGLEICH<br />

IDENTITÄT<br />

GRUPPEN FÜHREN<br />

04 INSPIRIEREN<br />

Speech halten, Ausrichtung am gemeinsamen<br />

Ziel / Zweck<br />

SICHERHEIT<br />

13 SICHERHEIT AUS SYSTEMISCHER<br />

SICHT<br />

Section intro text or publisher<br />

METHODEN<br />

14 KREIS<br />

15 DIALOG<br />

16 WORLD CAFÉ<br />

17 APPRECIATIVE INQUIRY<br />

....<br />

05 BETEILIGEN<br />

Kreis, Stufen der Partizipation, artful<br />

participation<br />

06 GESTALTEN<br />

Komfortzonenmodell, Divergenz-Emergenz-Konvergenz-Modell,<br />

Flow und Lösungsorientierung,<br />

Anfang/Mitte/Schluss,<br />

Kopf-Herz-Hand<br />

07 ENTSCHEIDEN<br />

Komplex vs. kompliziert, Cynefin-Modell,<br />

Konsent, Definition von Domains und<br />

Rollen, Wahl in eine Rolle<br />

JUNIPER | 01


SELVAGGIO BLU<br />

LEADERSHIP<br />

01 MENSCHENBILD<br />

SEITE 03 | NOMAD E7°


SELVAGGIO BLU<br />

DAS X-Y-MODELL<br />

„Man kann nicht wirksam an Organisation, Führung<br />

oder Veränderung arbeiten, wenn man nicht zuerst<br />

vereinbart, auf Grundlage welchen Menschbilds man<br />

agieren wird.“ Niels Pfläging<br />

MENSCHENBILDER VERSTÄRKEN<br />

SICH!<br />

Die Theorien X und Y sind Führungsphilosophien,<br />

die zwei völlig unterschiedliche<br />

Menschenbilder repräsentieren. Sie wurden<br />

erstmals 1960 von Douglas Mc Gregor beschrieben.<br />

Das interessante daran: Wenn man Menschen<br />

fragt, welche Theorie sie selber beschreibt,<br />

sagen fast alle, sie seien ein Theorie-Y-Typ.<br />

Fragt man dieselbe Person danach, andere<br />

Menschen einzuschätzen, ist die Antwort weniger<br />

klar.<br />

Quellen:<br />

Niels Pfläging, Organisation für Komplexität, 2015.<br />

Douglas Mc Gregor, The Human Side of the Enterprise,<br />

1960.<br />

Seite 04 Nr. 01 Sommer 2018


SELVAGGIO BLU<br />

Menschen mögen Arbeit nicht, finden<br />

sie langweilig und werden sie nach<br />

Möglichkeit vermeiden.<br />

VERHALTEN<br />

Menschen müssen zwar arbeiten,<br />

wollen sich aber für die Arbeit interessieren.<br />

Unter den richtigen Bedingungen<br />

macht Arbeit Spass.<br />

Menschen müssen extrinsisch angereizt<br />

werden, damit sie sich einsetzen.<br />

FÜHRUNG<br />

Menschen sind in der Lage, sich<br />

selbst zu führen in Richtung auf ein<br />

Ziel, das sie akzeptieren.<br />

Menschen werden am liebsten angeleitet<br />

und vermeiden die Übernahme<br />

von Verantwortung.<br />

VERANTWOR-<br />

TUNG<br />

Unter den richtigen Umständen suchen<br />

und übernehmen die Menschen<br />

Verantwortung.<br />

Menschen sind hauptsächlich durch<br />

Geld und die Angst vor dem Jobverlust<br />

getrieben.<br />

MOTIVATION<br />

Unter den richtigen Bedingungen<br />

sind Menschen durch den Wunsch<br />

motiviert, eigenes Potential zu entfalten.<br />

Nur wenige Menschen sind zu Kreativität<br />

fähig, ausser wenn es darum<br />

geht, Regeln zu überlisten.<br />

KREATIVITÄT<br />

Kreativität und Einfallsreichtum sind<br />

weit verbreitet, werden aber nur selten<br />

genutzt und ausgeschöpft.<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Schritt 1:<br />

Modell vorstellen<br />

10-20 Min.<br />

Schritt 2:<br />

Einzelarbeit - je eine konkrete Situation aus dem<br />

eigenen Leben suchen für X und für Y<br />

5 Min.<br />

Schritt 3:<br />

Kleingruppenarbeit - Austausch über die Erkenntnisse<br />

20-30 Min.<br />

SEITE 05 | NOMAD E7°


SELVAGGIO BLU<br />

KONSTRUKTIVISMUS<br />

KERN-AUSSAGE<br />

Es gibt keine objektive Wirklichkeit. Jeder<br />

Mensch konstruiert sich seine Realität selber.<br />

Unser Wahrnehmung ist geprägt durch unsere<br />

Erfahrungen und Werthaltungen (siehe auch<br />

Seerosen-Modell).<br />

Wenn ich selber meine Wirklichkeit konstruiere,<br />

habe ich entsprechend viele Wahl-Freiheiten.<br />

Gleichzeitig muss ich auch die Verantwortung<br />

übernehmen für die Wahl, die ich treffe.<br />

Ein Beispiel dafür ist der Satz: «Es ist niemals<br />

zu spät, eine gute Kindheit gehabt zu haben.»<br />

Denn ich wähle selber, wie ich meine Geschichte<br />

erzähle, wo ich meinen Fokus hinrichte, auf<br />

das Gelingen oder das Misslingen.<br />

ETHISCHER IMPERATIV<br />

Handle so, dass sich deine Wahlmöglichkeiten<br />

und die deiner Mitmenschen vergrössern<br />

können.<br />

KONSEQUENZEN EINER KONST-<br />

RUKTIVISTISCHEN SICHTWEISE:<br />

FREIHEIT UND VERANTWORTUNG<br />

EINORDNUNG DES KONSTRUKTI-<br />

VISMUS<br />

Der Begriff Konstruktivismus wird in unterschiedlichen<br />

Kontexten unterschiedlich verwendet.<br />

Hier verwenden wir den Begriff, der<br />

aus der Erkenntnistheorie stammt, zur Systemtheorie<br />

gehört und Einfluss genommen hat auf<br />

die Lerntheorie.<br />

Vertreter des radikalen Konstruktivismus:<br />

<br />

Heinz von Förster<br />

<br />

Ernst von Glasersfeld<br />

<br />

Niklas Luhmann<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Der Konstruktivismus besagt, dass Wissen nicht<br />

auf einen Menschen übertragen werden kann,<br />

sondern es von dem Lernenden neu erstellt<br />

wird. Wenn also einer Person etwas erklärt wird,<br />

speichert sie die Informationen nicht einfach ab,<br />

vielmehr errichtet sie anhand der bereits vorhandenen<br />

Einstellungen und des Vorwissens ein<br />

eigenes Bild der Realität.<br />

Wichtig ist also, den Lerninhalt einzubetten in<br />

einen Kontext, der für die Lernenden relevant<br />

ist, den sie an ihre Erfahrungen und Realitäten<br />

anknüpfen können.<br />

Schritt 1:<br />

Modell vorstellen und Geschichte erzählen,<br />

entweder «Fisch ist Fisch» oder «die Blinden Gelehrten<br />

und der Elefant»<br />

10-20 Min.<br />

Schritt 2:<br />

Kleingruppenarbeit: Erinnert euch an Situationen<br />

und Geschichten, wo diese unterschiedlichen<br />

Realitätskonstruktionen zu Missverständnissen<br />

geführt haben. Pickt eine besonders<br />

einprägsame Situation heraus und teilt sie mit<br />

der ganzen Gruppe, indem ihr sie vorspielt,<br />

erzählt, aufzeichnet...<br />

15 Min. Kleingruppe + 20-30 Min. Plenum<br />

Seite 06 Nr. 01 Sommer 2018


SELVAGGIO BLU<br />

FISCH IST FISCH<br />

Eine Geschichte von Leo Manni<br />

Ein Fisch ist mit einer Kaulquappe befreundet.<br />

Sie leben in einem Teich und spielen<br />

täglich miteinander.<br />

Eines Tages ist es soweit, dass sich die<br />

Kaulquappe in einen Frosch entwickelt hat.<br />

Der Frosch verlässt erstmals den Teich und<br />

verbringt den Tag an Land.<br />

Am Abend kehrt er zurüc an den Teich.<br />

Sein Freund der Fisch fragt den Frosch:<br />

«Was hast du erlebt?» Der Frosch erzählt,<br />

dass er auf der Wiese Kühe gesehen hat.<br />

Der Fisch fragt: «Was sind Kühe? Wie sehen<br />

sie aus?»Der Frosch beschreibt die Kühe<br />

mit Hörnern, vier Beinen, schwarz-weiss<br />

gefleckter Haut und einem rosaroten Sack<br />

zwischen den Hinterbeinen. Der Fisch stellt<br />

sich die Küche vor wie auf dem Bild...<br />

Er konstruiert sich das Bild der Kuh basierend<br />

auf seiner bisherigen Erfahrung bzw.<br />

seinem bisherigen Wissen.<br />

DIE BLINDEN GELEHRTEN UND DER<br />

ELEFANT<br />

aus Indien<br />

Eine Version des Gleichnisses erzählt,<br />

dass sechs blinde Männer gebeten<br />

wurden zu bestimmen, wie ein Elefant<br />

aussieht, indem sie - jeder für sich -<br />

einen anderen Körperteil des Tieres<br />

untersuchen.<br />

Der Blinde, der das Bein befühlt, sagt,<br />

dass ein Elefant wie eine Säule sei;<br />

der, der den Schwanz befühlt, dass ein<br />

Elefant sich wie ein Seil anfühle; der,<br />

der den Rüssel befühlt, dass ein Elefant<br />

Ähnlichkeit mit einem Ast habe; der,<br />

der das Ohr befühlt, dass ein Elefant<br />

wie ein Handfächer sein müsse; der,<br />

der den Bauch befühlt, dass ein Elefant<br />

sich wie eine Wand darstelle; der, der<br />

den Stoßzahn befühlt, dass ein Elefant<br />

wie eine solide Röhre sein müsse.<br />

Ein Weiser erklärt ihnen:<br />

«Ihr habt alle recht. Der Grund, warum<br />

ein jeder von euch es anders erklärt,<br />

ist der, dass ein jeder von euch einen<br />

anderen Körperteil des Elefanten berührt<br />

hat. Denn in Wahrheit hat ein<br />

Elefant alle die Eigenschaften, die ihr<br />

erwähnt habt.»<br />

Die Erklärung löst den Konflikt auf<br />

und zeigt, dass das grosse Ganze nur<br />

von allen gemeinsam gesehen werden<br />

kann. Jeder für sich sieht nur einen<br />

Ausschnitt der Realität.<br />

SEITE 07 | NOMAD E7°


SELVAGGIO BLU<br />

SEEROSEN-MODELL<br />

KERN-AUSSAGE<br />

Das Seerosen-Modell unterscheidet verschiedene<br />

Kulturebenen von Organisationen bzw.<br />

Gruppen. Es wurde von Edgar Schein entwickelt,<br />

um Wandel in Organisationen besser<br />

fördern zu können.<br />

Es ist ein Modell, um das Verhalten von Menschen<br />

zu interpretieren und zu verstehen,<br />

auch wenn Verstehen entsprechend dem<br />

Konstruktivismus im Prinzip umöglich ist.<br />

Gleichzeitig kann das Modell auch mit Blick auf<br />

ein Individuum angewendet werden.<br />

DAS MODELL MIT DEN 3 EBENEN<br />

Wie bei der Seerose auf einem Teich, sehen wir<br />

in Organisationen bzw. Gruppen nur das, was<br />

sich auf der Oberfläche zeigt. Bei der Seerose<br />

ist es die Blüte. In Gruppen bzw. Organisationen<br />

ist es das Verhalten (inkl. Kleidung, Sprache,<br />

Logo, Räume, etc.).<br />

Unterhalb dieser Ebene liegen die wahren<br />

Treiber für dieses Verhalten. Auf der Ebene der<br />

Glaubenssätze und Überzeugungen geht es<br />

z.B. darum, was als Erfolg gilt, wie Entscheidungen<br />

zustande kommen oder wie mit Fehlern<br />

umgegangen wird.<br />

Noch eine Ebene tiefer und damit im Unterbewussten<br />

liegen die Werthaltungen, die den<br />

Überzeugungen zu Grunde liegen. Dazu gehört<br />

z.B. das Menschenbild.<br />

NUTZEN DES SEEROSENMODELLS<br />

Das Modell gibt Anhaltspunkte, wo wir ansetzen<br />

können, wenn wir eine Veränderung<br />

bewirken wollen. Auf der Verhaltensebene können<br />

wir individuell Änderungen bewirken, auf<br />

den tieferen Ebenen brauchen Veränderungen<br />

Zeit, sind jedoch nicht unmöglich, wenn ein<br />

Bewusstsein dafür geschaffen wird.<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Schritt 1:<br />

xxx<br />

10-20 Min.<br />

Schritt 2:<br />

xxx.<br />

5 Min.<br />

Seite 08 Nr. 01 Sommer 2018


SELVAGGIO BLU<br />

SEITE 09 | NOMAD E7°


GRUNDWERTE<br />

VERTRAUEN UND OFFENHEIT<br />

Unsere Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen,<br />

Offenheit und Neugierde. Wir überprüfen<br />

Annahmen, heissen Diversität willkommen,<br />

arbeiten auf Augenhöhe.<br />

FLOW UND RHYTHMUS<br />

Wir gehen mit dem Flow, sind verspielt, wechseln<br />

ab zwischen Sprints und Regeneration,<br />

nehmen uns Zeit, unsere Arbeit zu reflektieren.<br />

AUSPROBIEREN UND LERNEN<br />

Wir haben den Mut auszuprobieren, zu scheitern<br />

und zu lernen, geben uns Feedback,<br />

ernten Erfolge.<br />

TRANSPARENZ<br />

Wir kommunizieren ehrlich und direkt, kennen<br />

unsere Grenzen und machen Informationen<br />

grundsätzlich für alle zugänglich.<br />

WIRKUNG<br />

Wir leisten einen Beitrag zum gemeinsamen<br />

Ziel (Treiber), kreieren Wert und erzielen Wirkung<br />

für die Gruppe.<br />

VERANTWORTUNG<br />

Wir halten uns an Vereinbarungen und übernehmen<br />

Verantwortung für unser (Nicht-)Handeln<br />

und unsere (Nicht-)Entscheidungen.<br />

GROSSZÜGIGKEIT UND WACHSTUM<br />

Wir teilen Wissen und Erfahrungen, wir hosten<br />

andere und uns selbst, um uns natürlich weiter<br />

zu entwickeln.<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Schritt 1:<br />

Die 7 Werte als Kernelemente der Lernkultur in<br />

der Gruppe vorschlagen und erklären.<br />

Im Konsent darüber entscheiden:<br />

1. Runde: Verständnisfragen<br />

2. Runde: Eindrücke zum Vorschlag<br />

3. Runde: Konsent abfragen > Allfällige Widerstände<br />

bearbeiten.<br />

30-40 Minuten<br />

Schritt 2:<br />

Werte leben:<br />

gemeinsam Verantwortung dafür übernehmen,<br />

sich gegenseitig daran erinnern, Spannungen<br />

ansprechen, wenn vorhanden, regelmässig thematisieren<br />

und Fortschritte oder Rückschläge<br />

reflektieren.


SELVAGGIO BLU<br />

LEADERSHIP<br />

02 MEIN FÜHRUNGSPROFIL<br />

SEITE 11 | NOMAD E7°


SELVAGGIO BLU<br />

10 QUALITÄTEN EINER FÜHRUNGS-<br />

PERSÖNLICHKEIT<br />

01 PRÄSENZ<br />

Präsent sein heisst, vollkommen wach und<br />

achtsam zu sein im Moment - physisch, mental,<br />

emotional und sprituell. Ich muss offen sein,<br />

um mit meinen Mitmenschen, der Umgebung<br />

und dem aktuellen Geschehen in Verbindung<br />

zu treten.<br />

02 SELBST-WAHRNEHMUNG<br />

Die Selbst-Wahrnehmung ist der lebenslange<br />

Prozess, sich selber kennen zu lernen bzw.<br />

sich selber auf die Schliche zu kommen. Sie bezeichnet<br />

die Fähigkeit, mich selber zu beobachten,<br />

wie ich fühle, denke, urteile, in Beziehung<br />

gehe. Sie Selbst-Wahrnehmung geht über die<br />

rationale Wahrnehmung hinaus und umfasst<br />

auch die Intuition.<br />

03 360°-WAHRNEHMUNG<br />

Die 360°-Wahrnehmung ist die Fähigkeit,<br />

schnell verschiedene Perspektiven einnehmen<br />

zu können, um einerseits das grosse Ganze zu<br />

erfassen und Zusammenhänge zu erkennen<br />

und andererseits die kleinen feinen Details zu<br />

sehen.<br />

360°-Wahrnehmung ist keine ausschliesslich<br />

kognitive Fähigkeit. Es geht auch darum, das<br />

System zu spüren und zu verstehen, dass alles<br />

miteinander verbunden ist<br />

04 EMPATHIE<br />

Empathie definieren wir als die Fähigkeit, sich<br />

selber und andere bedingungslos zu akzeptieren<br />

und zu respektieren.<br />

Sie umfasst zudem die Fähigkeit, sich selber<br />

und andere zu reflektieren, ohne zu urteilen,<br />

und darauf zu vertrauen, dass alle in jeder Situation<br />

entsprechend ihrer Möglichkeiten das<br />

Beste tun.<br />

05 SELBSTLIEBE UND SELBSTKON-<br />

TROLLE<br />

Selbstliebe ist die Haltung, sich selber bedingungslos<br />

wertzuschätzen im Sinne von: Ich darf<br />

sein. Ich darf mich anderen zumuten.<br />

Andereseits umfasst die Selbstkontrolle die<br />

Fähigkeit, bei sich selbst Gedanken, Urteile,<br />

Verhaltensmuster, Gefühle wie Ängste, Verwirrung<br />

oder Widerstand, wahrzunehmen, einen<br />

Schritt zurückzutreten und frei zu sein in der<br />

Entscheidung, ob ich aktiv auf diese Wahrnehmung<br />

reagiere oder sie vorbeiziehen lasse.<br />

06 SINN FÜR HUMOR<br />

Mit Sinn für Humor meinen wir die Leichtigkeit,<br />

die entsteht, wenn man sich gemeinsam und<br />

spontan erheitert oder erfreut über einen Gedanken,<br />

eine Erfahrung oder ein Erlebnis.<br />

07 UMGANG MIT PARADOXIEN<br />

Als Leader müssen wir mit Paradoxien und<br />

Zielkonflikten umgehen können, Unsicherheit<br />

aushalten und gleichzeitig verschiedene Perspektiven<br />

einnehmen können.<br />

08 RESILIENZ<br />

Eine Führungsperson verfügt idealerweise<br />

über eine gewisse Robustheit. Sie muss mit<br />

Unannehmlichkeit und Unvorhergesehenem<br />

umgehen können, ohne dabei den Blick auf dei<br />

Gruppe bzw. das Ganze zu verlieren.<br />

09 GESTALTUNGSKRAFT<br />

Die Gestaltungskraft ist die Fähigkeit, seine<br />

Energie gezielt einzusetzen und in weisen<br />

Handlungen zu manifestieren, um einem<br />

grösseren Ziel zu dienen. Und sich gleichzeitig<br />

bewusst zu sein, wie man die Situation beeinflusst<br />

bzw. auf die Situation (ein-)wirkt.<br />

10 ÜBERGEORDNETER SINN<br />

Ein Leader soll sich seiner eigenen Motive<br />

bewusst sein und wissen, welchen Beitrag er<br />

oder sie in der Welt leisten will. Diese innere<br />

Ausrichtung muss sich in entsprechenden<br />

Seite 12 Nr. 01 Sommer 2018


SELVAGGIO BLU<br />

IDEEN FÜR DAS ÜBEN<br />

VON PRÄSENZ (01)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wie geht es dir gerade jetzt in dieser Gruppe?<br />

Mental, emotional, spirituell, physisch? Was<br />

musst du beiseite legen oder anerkennen, um<br />

dich auf das hier und jetzt zu fokussieren? Wie<br />

kann ich die Gruppe darin unterstützen, präsent<br />

zu sein/bleiben/werden?<br />

Meditation:<br />

Sitzen einen Moment in Stille: Was nimmst du<br />

rund um dich herum wahr? Was hörst du? Was<br />

riechst du? Was schmeckst du? Welche Gefühle<br />

steigen in dir auf? Wie nimmst du deinen Körper<br />

wahr? ...<br />

15-Minutes-Dance (von Arawana<br />

Hayashi):<br />

Siehe Methodensammlung.<br />

IDEEN FÜR DAS<br />

ÜBEN VON SELBST-<br />

WAHRNEHMUNG (02)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Nimm wahr, wie du über dich selber oder andere<br />

urteilst: Wie lautet dein Urteil? Was ist die<br />

Quelle dieses Urteils? Was sagt dir dieses Urteil<br />

über deine Werte? Was wird möglich, wenn du<br />

dieses Urteil loslässt?<br />

Dialog (nach Bohm):<br />

Siehe Methodensammlung.<br />

Führungslinie:<br />

Siehe Methodensammlung<br />

IDEEN FÜR<br />

DAS ÜBEN DER<br />

360°-WAHRNEHMUNG<br />

(03)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wieweit siehst du dich als Teil eines grösseren<br />

Systems, in dem alles mit allem verbunden ist?<br />

Mit wem in deinem System könntest du sprechen,<br />

um neue Einblicke zu erhalten, zusätzliche<br />

Perspektiven einnehmen zu können?<br />

Worüber wird in deinem System nicht gesprochen?<br />

Welche Fragen musst du stellen, um dem<br />

System/der Gruppe zu helfen, sich selber als<br />

Ganzes besser zu sehen?<br />

Village (von Arawana Hayashi):<br />

siehe Methodensammlung<br />

IDEEN FÜR DAS ÜBEN<br />

VON EMPATHIE (04)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wenn du traurig oder wütend bist, was tust du?<br />

Verurteilst du dich oder lässt du deine Gefühle<br />

raus?<br />

Kannst du gut Andere um Hilfe bitten?<br />

Erinnere dich an eine Geschichte, die dich traurig<br />

oder glücklich gemacht hat. Beschreibe sie.<br />

Welche Weltanschauungen existieren in dieser<br />

Gruppe / deinem Team / deiner Familie?<br />

Wie gross ist die Empathie in der Gruppe? Was<br />

könntest du tun, um sie zu erhöhen?<br />

Welche Gefühle übersiehst du? Über welche Gefühle<br />

wird in der Gruppe nicht gesprochen?<br />

SEITE 13 | NOMAD E7°


SELVAGGIO BLU<br />

«To become a leader,<br />

you must first become<br />

a human being.»<br />

- Peter Senge<br />

IDEEN FÜR<br />

DAS ÜBEN VON<br />

SELBSTLIEBE UND<br />

SELBSTKONTROLLE<br />

(05)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wie beschreibt dich dein bester Freund/deine<br />

beste Freundin?<br />

Wie reagierst du, wenn du körperlich stark gefordert<br />

bist?<br />

Denke an eine Person, die dich inspiriert. Was<br />

inspiriert dich? Was sagt das über dich aus? Was<br />

kannst du daraus lernen?<br />

Kennst du Situationen, in dem dein Bauchgefühlt<br />

nicht mit dem Kopf einig geht? Wie gehst<br />

IDEEN FÜR DAS<br />

ÜBEN VON SINN FÜR<br />

HUMOR (06)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wie gut kannst du über dich selber lachen?<br />

du damit um?<br />

Was sagt dir deine Intuition, was in dieser Gruppe<br />

gerade geschieht bzw. lebendig ist?<br />

Liebesbrief an mich selbst:<br />

Ich schreibe mir selbst einen Liebesbrief, in dem<br />

ich beschreibe, was ich an mir schätze und mag.<br />

Wellness-Camp bauen:<br />

Ich baue mir selbst ein Wellness-Camp, das mir<br />

Schutz und Geborgenhaut bietet.<br />

Feedback geben und nehmen:<br />

Regelmässig Feedback geben und erfragen.<br />

Meine persönliche Driver-Map:<br />

Persönliche Karte der 3 limbischen Driver erstellen.<br />

Inmitten von Chaos und Strudel: Wie würde<br />

sich die Situation ändern oder was würdest du<br />

Neues sehen, wenn du sie mit Humor / Ironie<br />

betrachten könntest?<br />

Spiele:<br />

z.B. Bauernschach, Rollenspiele, ...<br />

IDEEN FÜR DAS ÜBEN<br />

IM UMGANG MIT<br />

PARADOXIEN (07)<br />

Kanufahren / Slacklinen:<br />

Der Kopf fokussiert auf das Ziel, während die<br />

untere Körperhälfte und insbesondere die Hüfte<br />

locker und leicht mitgeht mit den Bewegungen<br />

des Wassers bzw. der Slackline.<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wie gut kannst du mit Paradoxien umgehen?<br />

Was ist dein Erfolgsrezept?<br />

Welche polaren Kräfte existieren in dieser Gruppe?<br />

Wie gehst du damit um?<br />

Seite 14 Nr. 01 Sommer 2018


SELVAGGIO BLU<br />

IDEEN FÜR DAS ÜBEN<br />

VON RESILIENZ (08)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Wie robust bist du - körperlich, mental, emotional?<br />

Was bringt dich aus der Komfortzone in die<br />

Wagnis- bzw. Panikzone?<br />

Wenn du in die Gruppe / ein dein Team schaust:<br />

Welches Verhalten / welche Situationen triggern<br />

dich?<br />

IDEEN FÜR DAS<br />

ENTWICKELN VON<br />

GESTALTUNGSKRAFT<br />

(08)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Erinnere dich an eine Situation, in der du dich<br />

kraftvoll / mächtig / mutig gefühlt hast? Wie hat<br />

sich das angefühlt? Was hast du getan?<br />

Wen möchtest du beeindrucken?<br />

Hast du jemals deine eigenen Ziele oder Pläne<br />

über Bord geworfen, weil jemand anderes andere<br />

Pläne hatte?<br />

Hast du jemals etwas zugestimmt, das deinen<br />

Überzeugungen widersprach?<br />

Wie gross ist deine Macht / dein Einfluss in dieser<br />

Gruppe? Wer hat in dieser Gruppe Macht/<br />

IDEEN FÜR DAS<br />

ENTWICKELN VON<br />

ÜBEREINSTIMMUNG<br />

MIT<br />

ÜBERGEORDNETEM<br />

SINN (09)<br />

Selbstreflexionsfragen:<br />

Woran sollen sich die Menschen erinnern, wenn<br />

sie an dich denken?<br />

Was willst du bewirken?<br />

Schneemodul / stürmisches Wetter:<br />

Trotz herausfordernder äusserer Bedingungen<br />

(Kälte, Schnee, Regen, Dunkelheit) gut für sich<br />

selber schauen und die Bedürfnisse der Gruppe<br />

nicht aus den Augen verlieren.<br />

Einfluss und wer nicht?<br />

Welche Schritte braucht es, um diese Gruppe zu<br />

empowern?<br />

Daumenspiel:<br />

Zwei Personen machen zusammen das Daumenspiel.<br />

Beim ersten Durchgang haben sie den<br />

Auftrag, mögichst viele Punkte zu machen.<br />

> In der Regel will dann jeder gewinnen, kompetitives<br />

Verhalten = Total wenige Punkte.<br />

Im zweiten Durchgang wird ergänzt, dass es<br />

nicht heisst, dass der andere möglichst wenige<br />

Punkte machen soll, sondern nur, dass jeder<br />

möglichst viele Punkte machen soll, also winwin.<br />

> In der Regel gelingt das Zusammenspiel, in<br />

dem beide viel mehr Punkte machen als im ersten<br />

Durchgang.<br />

Was willst du in 10 Jahren bewirkt / erreicht<br />

haben?<br />

Wie heisst der rote Faden, der sich durch dein<br />

Leben zieht?<br />

Was bewegt dich? Was treibt dich an? Was ist<br />

dein höchstes Ziel?<br />

Welchen Zweck hat diese Gruppe / dein Team?<br />

Warum kommt sie zusammen? Wie heisst das<br />

Feuer, das in der Mitte brennt?<br />

Feuer als Metapher:<br />

Feuer machen, Feuer hüten. Wofür brennt dein<br />

Feuer? Womit nährst du es? Wie nährt es dich?<br />

....<br />

SEITE 15 | NOMAD E7°


GRUPPENDYNAMIK<br />

GRUPPENDYNAMIK<br />

Damit ein Team arbeitsfähig ist, muss es eine Kultur im Bearbeiten der folgenden<br />

fünf Themen entwickelt haben:<br />

(1) Führung,<br />

(2) Entscheidungsprozesse,<br />

(3) Kooperation innerhalb der Gruppe und nach aussen,<br />

(4) Kommunikation, Informationsaustausch und Feedbackkultur,<br />

(5) Umgang mit Konflikten.<br />

16<br />

No. 01 Sommer 2018


GRUPPENDYNAMIK<br />

WAS IST GRUPPENDYNAMIK?<br />

Wörtlich handelt es sich um die Kraft der Gruppe.<br />

Aber was ist das für eine Kraft, wie äussert<br />

sie sich und warum ist sie so wichtig?<br />

Eine Gruppe besteht aus mindestens 3 Personen.<br />

Ab dieser Anzahl kann es zu wechselnden<br />

Koalitionen kommen. Das Bündnis von Zweien,<br />

macht den Dritten zum Aussenseiter. Derartige<br />

Bündnisse können bedrohlich werden, wenn<br />

Menschen ernsthaft aufeinander angewiesen<br />

sind und etwas miteinander tun müssen, sei es<br />

in der Arbeit oder auch im Privaten.<br />

Daher sind Gruppenentwicklungsstufen<br />

ständige Prozesse von Sympathie- und<br />

Antipathie-Bekundung, von Ausschluss und<br />

Integration von Aussenseitern, sowie von Einflussnahme<br />

von bzw. Widerstand gegenüber<br />

Autoritäten. Diese Prozesse finden meist im<br />

Hintergrund statt, d.h. jenseits des offiziellen<br />

Themas. Dennoch wird eine Gruppe erst dann<br />

erfolgreich kooperieren, wenn die Bearbeitung<br />

auch dieser Themen möglich ist und die<br />

Unterschiede zwischen den Mitgliedern weder<br />

ignoriert, noch nivelliert, sondern in die Gruppe<br />

integriert werden.<br />

Damit ist Gruppendynamik jegliche<br />

Beziehungsdynamik, die sich im<br />

Zusammenhang mit der Bildung, dem<br />

Fortbestand und dem Abschluss von<br />

Gruppen ergibt. Oder anders gesagt:<br />

«Gruppendynamik ist wie Wetter – es<br />

findet immer statt …»<br />

Gruppendynamik bedeutet vor allem die<br />

Kultivierung von Unterschiedlichkeit. Insofern<br />

ist Gruppendynamik viel weniger eine<br />

Methode als eine Haltung. Es bedeutet, sich<br />

immer wieder aufs Neue fragend und neugierig<br />

sowohl dem Fremden als auch dem fraglos<br />

Funktionierenden zu nähern. Dazu benötigt es<br />

die «Fähigkeit zum Perspektivenwechsel», d.h.<br />

zur Empathie. Und es ist mit der starken Zuversicht<br />

verbunden, dass Gruppen auch unter<br />

schwierigsten Umständen Willens und in der<br />

Lage sind, sich selbst zu organisieren und zu<br />

steuern.<br />

Quelle: www.gruppendynamik.ch<br />

GRUPPEN SIND LEBENDE SYSTEME<br />

Lebende Systeme existieren überall in der<br />

Natur. Als Beispiel mag ein Ameisenhaufen dienen,<br />

ein Bienenschwarm oder das Ökosystem<br />

Wald.<br />

Sechs Aspekte lebender Systeme sind für den<br />

Kontext von Gruppen besonders spannend:<br />

1. Die Natur kennt nur Selbstorganisation<br />

– Alle Teile des Systems tragen das Notwendige<br />

zum Erhalt und Überleben des<br />

Systems bei.<br />

2. Ein lebendes System akzeptiert nur seine<br />

eigenen Lösungen. Also nur solche, die es<br />

selber kreiert und gefunden hat.<br />

3. Ein lebendes System schenkt nur dem Aufmerksamkeit,<br />

was für das System im Hier<br />

und Jetzt von Bedeutung ist.<br />

4. Die Natur strebt nach Diversität. Neue<br />

Beziehungen eröffnen neue Möglichkeiten<br />

und damit die Chance auf ein Überleben.<br />

5. Lebende Systeme suchen nach neuen Lösungen<br />

im Hier und Jetzt. Die Natur strebt<br />

nicht nach perfekten, sondern nach gangbaren<br />

Lösungen.<br />

6. Selbst-Organisation ist die Grundlage für<br />

Emergenz. Diese entsteht, wenn einzelne<br />

bzw. alle Teile eines Systems in einer Art<br />

und Weise zusammenwirken, dass etwas<br />

völlig Neues oder Überraschendes entsteht<br />

- das sprichwörtliche „Mehr als die Summe<br />

seiner Teile“.<br />

Gruppen - in diesem Sinne verstanden - sind<br />

Netzwerke. Dieses Bild bedeutet, dass es kein<br />

klares Oben, Unten oder Zentrum braucht und<br />

alle Teile gleich wichtig sind. In diesem Bild<br />

gibt es viele Leader und <strong>Leadership</strong> kann sich<br />

verschieben. Alle Teile sind miteinander verbunden.<br />

Ausserdem kann das Bild chaotisch<br />

wirken. Im Unterschied zu einem linearen<br />

System funktioniert ein Netzwerk parallel, ist<br />

flexibel und adaptiv. Das macht es resilient.<br />

WAS MACHT EINE GRUPPE ER-<br />

FOLGREICH?<br />

Was macht es aus, dass eine Gruppe gut zusammenarbeitet,<br />

Wirkung erzielt, die Menschen<br />

Spass haben, sich enagagieren, Verantwortung<br />

übernehmen, sich entfalten und über<br />

sich hinauswachsen können?<br />

NOMAD | E7°<br />

17


GRUPPENDYNAMIK<br />

Wir haben folgende 5 Prinzipien entdeckt, welche<br />

in gut kooperierenden Gruppen wirken:<br />

#1 RESSOURCEN SICHTBAR MACHEN<br />

Wenn die Gruppenmitglieder sich gut<br />

kennen, ihre Stärken und Schwächen<br />

kennen, von ihren gegenseitigen Entwicklungsfeldern<br />

und Interessen wissen, fliessen<br />

Informationen innerhalb der Gruppe<br />

schnell. Die Ressourcen können genutzt<br />

und zielgerichtet eingesetzt werden.<br />

#2 DIVERSITÄT, WELCOME!<br />

Dass Teams mit grosser Diversität mehr<br />

Potential haben, ist offensichtlich. Unterschiedliche<br />

Denkweisen, Hintergründe,<br />

Erfahrungen bereichern das Ganze. Allerdings<br />

kann dieses Potential nur dann<br />

Wirkung zeigen, wenn es gelingt, die Diversität<br />

zu nutzen.<br />

Dazu braucht es eine Kultur des radikalten<br />

Respekts und des Vertrauens. Es<br />

braucht eine Fehlerkultur, regelmässiges<br />

Feedback und direkte und ehrliche<br />

Kommunikation, damit Missverständnisse<br />

früh entdeckt oder gar vermieden werden<br />

können.<br />

#3 BEWEGUNG - LERNEN UND WACHSEN<br />

Eine Gruppe ist ein komplexes System<br />

und damit ein lebender Organismus, vergleichbar<br />

mit einem Wald. Veränderung<br />

und Bewegung sind natürlicherweise da,<br />

wenn sie nicht künstlich blockiert wird.<br />

So verändert sich eine Gruppe beispielsweise<br />

mit jedem neuen Mitglied bzw.<br />

einem Ausscheiden eines Mitgliedes. Sie<br />

wächst qualitativ, wenn sie kollektiv lernt,<br />

sich z.B. neue Möglichkeiten im Umgang<br />

mit Konflikten aneignet.<br />

#4 ORDNUNG UND AUSGLEICH<br />

In erfolgreichen Gruppen sind die Rollen<br />

und die damit verbundenen Kompetenzen<br />

geklärt. Es besteht eine grosse Vielfalt<br />

von Rollen, sodass sich alle mit möglichst<br />

vielen ihrer Ressourcen einbringen<br />

können. Rollen sind zudem fluide, d.h. es<br />

können bei Bedarf jederzeit neue Rollen<br />

geschaffen bzw. überflüssig gewordene<br />

Rollen wieder aufgehoben werden. Die<br />

Verteilung der Rollen wird regelmässig<br />

überprüft. In diesem Zusammenhang<br />

ist das Prinzip Ausgleich wichtig. Geben<br />

und Nehmen müssen sich langfristig die<br />

Waage halten, sonst enstehen Ungleichgewichte,<br />

die sich negativ auf die Dynamik<br />

in der Gruppe auswirken.<br />

#5 IDENTITÄT<br />

Die Frage nach der Identität zieht die<br />

Linie zwischen dem Innen und Aussen<br />

einer Gruppe. Zugehörigkeit ist ein<br />

menschliches Grundbedürfnis. Es ist also<br />

für das Individuum von grosser Relevanz,<br />

wie die Gruppe ihre Grenzen definiert,<br />

ob es dazugehört oder nicht. In grossen<br />

Organisationen wird die Gruppenzugehörigkeit<br />

teils sogar mit der Kleidung nach<br />

aussen sichtbar gemacht (z.B. alle Arte<br />

von Uniformen).<br />

Erfolgreiche Gruppen verfügen über<br />

klare Aussengrenzen, sind jedoch - entsprechend<br />

dem Prinzip Bewegung - offen<br />

für Neuzugänge und auch Abgänge.<br />

18<br />

No. 01 Sommer 2018


GRUPPENDYNAMIK<br />

IDEEN, UM<br />

RESSOURCEN<br />

SICHTBAR ZU<br />

MACHEN<br />

Soziogramme<br />

siehe Methodensammlung<br />

Rollenvielfalt<br />

möglichst viele verschiedene Rollen eröffnen<br />

(Beispiele: ....)<br />

Monorails<br />

siehe Methodensammlung.<br />

Pomodoro<br />

siehe Methodensammlung<br />

IDEEN, UM GUT<br />

MIT DIVERSITÄT<br />

UMZUGEHEN<br />

Arbeit an gemeinsamen Werten<br />

siehe Kapitel Grundwerte<br />

Kreis, Dialog, World Café, Appreciative<br />

Inquiry<br />

siehe Methodensammlung<br />

Rollenvielfalt<br />

möglichst viele verschiedene Rollen eröffnen<br />

(Beispiele: ....)<br />

Fehlerfreundlichkeit leben<br />

siehe Kapitel Kommunikation<br />

IDEEN, UM<br />

BEWEGUNG (LERNEN<br />

UND WACHSEN) ZU<br />

ERMÖGLICHEN<br />

Fluidität von Rollen<br />

Rollen regelmässig überprüfen, bei Bedarf auflösen,<br />

neue eröffnen, Rollen wechseln<br />

Lehrmeisterin Natur<br />

(Vor-)Bilder aus der Natur heranziehen<br />

Heisser Stuhl<br />

siehe Methodensammlung<br />

Feedback-Kultur<br />

regelmässige Feedbackrunden bzw. Retrospektiven<br />

helfen, schnell aus Fehlern zu lernen, neues<br />

Auszuprobieren und an sich selber und der<br />

Kultur der Gruppe zu arbeiten<br />

NOMAD | E7°<br />

19


GRUPPENDYNAMIK<br />

IDEEN, UM DEN<br />

BLICK FÜR ORDNUNG<br />

UND AUSGLEICH ZU<br />

SCHÄRFEN<br />

für Ausgleich sorgen<br />

siehe Kapitel Kommunikation<br />

Domains definieren<br />

...<br />

Fluidität von Rollen<br />

Rollen regelmässig überprüfen, bei Bedarf auflösen,<br />

neue eröffnen, Rollen wechseln<br />

IDEEN, UM MIT<br />

IDENTITÄT ZU<br />

ARBEITEN<br />

Arbeit an gemeinsamen Werten<br />

siehe Kapitel Grundwerte<br />

Ausrichtung an gemeinsamem Ziel /<br />

Zweck<br />

siehe Kapitel Gruppen führen > Inspirieren<br />

Neuzugänge und Abgänge «feiern»<br />

mit geeigneten Willkommens- bzw. Abschiedsritualen<br />

20<br />

No. 01 Sommer 2018


GRUPPENDYNAMIK<br />

NOMAD | E7°<br />

21


GRUPPEN FÜHREN<br />

GRUPPEN UND<br />

FÜHRUNG<br />

04 INSPIRIEREN<br />

GRUPPEN UND FÜHRUNG - EIN<br />

WIDERSPRUCH?!<br />

Wir haben oben mehrfach beschrieben, dass<br />

Gruppen auch unter schwierigsten Umständen<br />

Willens und in der Lage sind, sich selbst<br />

zu organisieren und zu steuern. Das bedeutet<br />

für die Führung von Gruppen zunächst einmal<br />

Zurückhaltung: «so viel wie nötig – so wenig<br />

wie möglich intervenieren.»<br />

Gleichzeitig heisst das nicht, dass Führung in<br />

Gruppen nicht nötig wäre. Im Gegenteil: Für<br />

die Führung von Gruppen gilt ähnliches wie<br />

für die Gruppendynamik. Führung geschieht.<br />

Und wenn sie ohnehin geschieht, lohnt es sich,<br />

Führung bewusst zu gestalten.<br />

Quelle:<br />

www.gruppendynamik.ch.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

ARBEITEN MIT VISION UND ZWECK<br />

«Collective clarity of the purpose<br />

is the invisible leader.»<br />

Mary Parker Follett<br />

Eine klare Vision zu haben und/oder einen<br />

klaren Zweck sind die ersten Schritte, um<br />

Ordnung in chaotische oder komplexe Systeme<br />

zu bringen. Das trifft auf Gruppen bzw. Teams<br />

immer zu.<br />

VISION<br />

Die Vision gibt Antwort auf die Fragen: Wohin<br />

wollen wir? Wo liegt unsere ideale Zukunft?<br />

Die Vision liefert ein Bild der Organisation in<br />

der Zukunft. Aber sie ist so viel mehr als das.<br />

Sie formuliert Hoffnungen und Wünsche für<br />

die Zukunft des Unternehmens. Sie soll Inspiration<br />

sein und Basis jeglicher strategischen<br />

Planung.<br />

ZWECK<br />

Der Zweck gibt Antwort auf die Fragen: Warum<br />

sind wir alle zusammen hier? Warum existiert<br />

diese Unternehmung? Oft beginnen wir zu<br />

handeln ohne genau zu wissen, ob und warum<br />

wir handeln müssen. Erst ein gemeinsam getragener<br />

Zweck gibt dem Handeln eine klare<br />

Ausrichtung. Er ist vergleichbar mit einem<br />

Kompass, indem er hilft, unterwegs die Richtung<br />

zu halten bzw. zu finden.<br />

An den Zweck des Unternehmens bindet sich<br />

auch das Commitment der Menschen, denn<br />

der Zweck definiert, warum wir auf ein gemeinsames<br />

Ziel hinarbeiten. Ein gemeinsam<br />

getragener Zweck erfüllt die Arbeit mit Sinn.<br />

So wird der Zweck zu einem unsichtbaren Anführer.<br />

Weil er dem Handeln Richtung und Sinn<br />

verleiht und dem Beitrag jedes einzelnen einen<br />

Wert. Auf diese Weise vermag er auch über<br />

Durststrecken hinweg zu tragen.<br />

Wenn der Zweck nur vermeintlich gemeinsam<br />

verstanden und getragen wird, werden Missverständnisse<br />

oder sogar Konflikte die Folge<br />

sein.<br />

Den gemeinsamen Zweck zu suchen ist keine<br />

einmalige Aufgabe. Bei jedem Projekt gewinnen<br />

wir unterwegs neue Einsichten und Handlungsoptionen.<br />

Zwischendurch innezuhalten und zu<br />

prüfen, ob wir noch auf Kurs sind und unserem<br />

gemeinsamen Zweck dienen, kann hilfreich<br />

sein.<br />

Weiterführendes:<br />

Peter Senge: Die fünfte Disziplin.<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Zum Thema machen<br />

Immer wieder individuelle und kollektive Ziele<br />

abholen und abgleichen. Vereinbarungen treffen.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 23


GRUPPEN FÜHREN<br />

GRUPPEN UND<br />

FÜHRUNG<br />

05 BETEILIGEN<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

WARUM BETEILIGUNG BZW.<br />

PARTIZIPATION?<br />

Wenn wir von obenen beschriebenem Menschenbild<br />

ausgehen, wonach Menschen von<br />

sich aus lernen, arbeiten, sich einbringen und<br />

Verantwortung übernehmen wollen, dann ist<br />

Partizipation eine natürliche Folge davon. Nur<br />

Menschen, die mitgestalten können, bleiben<br />

engagiert dabei, bringen sich aktiv ein und<br />

stellen der Gruppe ihr Wissen und Können zur<br />

Verfügung.<br />

Allerdings heisst das nicht, dass alle überall<br />

mitreden wollen bzw. sollen. Das wäre weder<br />

sinnvoll noch effizient.<br />

Partizipation macht immer dann Sinn, wenn<br />

a) eine Entscheidung ansteht, die von grosser<br />

Tragweite ist und von allen mitgetragen werden<br />

muss, oder<br />

b) das Wissen und die Erfahrungen der Gruppe<br />

(die Weisheit der Vielen) die Qualität der Entscheidung<br />

verbessert.<br />

STUFEN DER PARTIZIPATION<br />

Wenn wir von Partizipation in Entscheidungsund<br />

Gestaltungsprozessen sprechen, macht es<br />

Sinn, sich verschiedene Stufen von Partizipation<br />

vor Augen zu führen. Denn Partizipation<br />

heisst nicht automatisch, dass alle auch mitentscheiden<br />

können.<br />

Das abgebildete Modell unterscheidet folgende<br />

Stufen von Beteiligung:<br />

09 Selbstorganisation<br />

geht über Partizipation<br />

hinaus<br />

08 Entscheidungsmacht<br />

07 teilweise Entscheidungsmacht<br />

Partizipation<br />

06 Mitbestimmung<br />

05 Einbeziehung<br />

04 Anhörung<br />

Vorstufen von<br />

Partizipation<br />

03 Information<br />

02 Anweisung<br />

01 Instrumentalisierung<br />

Nicht-Partizipation<br />

Stufenmodell der Partizipation nach Arnstein und Trojan<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 25


GRUPPEN FÜHREN<br />

ARTFUL PARTICIPATION<br />

Artful participation, zu deutsch „kunstvolle Teilnahme“<br />

beschreibt eine wunderschöne Handlungsmaxime.<br />

So einfach und einleuchtend sie<br />

klingt, so schwierig ist es, ihr entsprechend zu<br />

handeln. Sie stellt uns nämlich vor folgende<br />

Frage:<br />

«Ist mein Verhalten in diesem<br />

Moment der beste Beitrag,<br />

den ich zum Gelingen unserer<br />

Zusammenarbeit leisten kann?»<br />

Um zu gelingenden Interaktionen und effektiver<br />

Zusammenarbeit beizutragen, bin ich also<br />

aufgefordert<br />

<br />

mich loyal zu verhalten und Abmachungen einzuhalten<br />

<br />

Aufmerksamkeit und Verständnis zu entwickeln<br />

für individuelle Bedürfnisse und Bedürfnisse<br />

der Gruppe bzw. des Teams<br />

<br />

mir entsprechende Fähigkeiten anzueignen<br />

<br />

andere zu unterstützen, dasselbe zu tun<br />

<br />

Hindernisse und Stolpersteine anzusprechen.<br />

UND: Artful participation kann auch bedeuten,<br />

jemanden zu unterbrechen, jemandem zu widersprechen<br />

oder vertragliche Abmachungen<br />

zu brechen.<br />

Diese Handlungsmaxime zwingt uns in die<br />

Selbstreflexion: Was bedeutet artful participation<br />

in meinem Alltag? Wo fällt sie mir<br />

besonders leicht? Wo fällt sie mir schwer?<br />

Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften muss<br />

ich entwickeln bzw. stärken, um mich weiter zu<br />

entwickeln in artful participation?<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Framing<br />

Beim Einbezug immer framen, worum es geht,<br />

was verhandelbar ist und was nicht, wo also Mitwirkung<br />

und Mitgestaltung möglich ist und wo<br />

nicht.<br />

Wenn Menschen zur Beteiligung eingeladen<br />

werden, jeweils vorab schon informieren, was<br />

mit den gemeinsam erarbeiteten Vorschlägen<br />

und Ideen passieren wird und wer letztlich entscheiden<br />

wird.<br />

>>> Dazu das Stufenmodell zur Verfügung stellen,<br />

also explizit machen.<br />

«Ist mein Verhalten in diesem<br />

Moment der beste Beitrag,<br />

den ich zum Gelingen unserer<br />

Zusammenarbeit leisten kann?»<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

GRUPPEN UND<br />

FÜHRUNG<br />

06 GESTALTEN<br />

GRUPPEN FÜHREN HEISST ...<br />

gute Rahmenbedingungen für Zusammenarbeit<br />

zu gestalten.<br />

Dabei gilt es den Blick auf das Individuum<br />

(ICH), die Beziehungen innerhalb der Gruppe<br />

(WIR) und die gemeinsame Aufgabe (ES) zu<br />

richten.<br />

Folgende Modelle haben sich für uns bewährt,<br />

um die Voraussetzungen zu gestalten, dass<br />

Gruppen gut zusammenarbeiten können.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 27


GRUPPEN FÜHREN<br />

DAS KOMFORTZONEN-MODELL<br />

Das Komfortzonen-Modell beschreibt, wie wir<br />

als Individuen lernen bzw. wie wir auf Überforderung<br />

reagieren.<br />

DIE KOMFORTZONE<br />

In der Mitte des Komfortzonen-Modells liegt<br />

die Komfortzone. In der Komfortzone stimmen<br />

die Anforderungen unserer Aufgabe mit<br />

unserem Können, unserem Wissen, unseren<br />

Erfahrungen überein. Wir sind der Aufgabe gewachsen<br />

und fühlen uns entsprechend sicher.<br />

Hier reproduzieren wir Bekanntes bzw. mehr<br />

desselben.<br />

Die Komfortzone sieht bei jedem Menschen<br />

anders aus. Während eine Person sich in Gruppen<br />

wohl und im Komfort fühlt, ist eine andere<br />

Person unter Menschen bereits in der Wagniszone.<br />

Während eine Person liebend gern<br />

draussen schläft, ist eine andere Person bereits<br />

beim Gedanken an eine Nacht draussen<br />

bereits in der Wagniszone.<br />

DIE WAGNISZONE<br />

Wagen wir uns aus der Komfortzone heraus,<br />

betreten wir Neu-Land und gehen ein Risiko<br />

ein. Hier findet Lernen statt. Selbstverständlich<br />

helfen uns unsere bisherigen Erfahrungen und<br />

das erworbene Wissen auch hier weiter. Es<br />

reicht aber nicht aus, um die Herausforderungen<br />

zu meistern. Wir müssen neue Wege beschreiten.<br />

Das gilt sowohl, wenn wir inhaltlich<br />

neue Aufgaben übernehmen, also auch, wenn<br />

wir lieb gewonnene Gewohnheiten oder Ansichten<br />

loslassen oder verändern müssen. Veränderungen<br />

gegenüber dem Status quo treffen<br />

bei uns Menschen meist auf Widerstand. In<br />

der Wagniszone braucht es daher eine gute<br />

Begleitung. Ebenfalls hilfreich ist ein Leitstern<br />

im Sinne eines übergeordneten Zwecks oder<br />

einer übergeordneten Vision. Wenn wir wissen,<br />

wozu die Veränderung dient und wir diese Ausrichtung<br />

mittragen, fällt es uns leichter, Widerstände<br />

zu überwinden. Gute Begleitung meint<br />

ein Mindestmass an Sicherheit, manchmal<br />

Verständnis und Wertschätzung, zuweilen ein<br />

ermutigendes Wort. Mit jeder neu erlernten<br />

Fähigkeit oder Fertigkeit wächst unsere Komfortzone.<br />

DIE PANIKZONE<br />

Die Panikzone ist der äusserste Rand. Hier ist<br />

unser Handeln geprägt von Angst. Wir fühlen<br />

uns ernsthaft bedroht. Unsere Überlebens-Instinkte<br />

schalten sich ein. Die einen reagieren in<br />

einer solchen Lage mit Angriff (Kampf), andere<br />

mit Flucht, nochmals andere mit Erstarrung<br />

(Apathie). Lernen ist in dieser Zone nicht mehr<br />

möglich.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Aufzeigen<br />

Das Modell mit Seilen am Boden auslegen und<br />

vorstellen.<br />

Nach Aha-Erlebnissen fragen: Wo können die<br />

Teilnehmenden auf Situationen Bezug nehmen,<br />

die sie mit diesem Modell nun besser verstehen?<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 29


GRUPPEN FÜHREN<br />

ANFANG - MITTE - SCHLUSS<br />

blablabalb<br />

.<br />

GO WITH THE FLOW - RESSOUR-<br />

CENORIENTIERUNG<br />

Dblablabb<br />

STÖRUNGEN HABEN VORRANG!<br />

Dblablabb<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Idee 1<br />

xxx<br />

Idee 2<br />

xxx<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

KOPF - HERZ - HAND<br />

blablabla<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Idee 1<br />

xxx<br />

Idee 2<br />

xxx<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 31


GRUPPEN FÜHREN<br />

DAS DIVERGENZ - EMERGENZ -<br />

KONVERGENZ-MODELL<br />

Sind wir als Führungskräfte mit einer Situation<br />

konfrontiert, wo wir mit „mehr desselben“ nicht<br />

weiter kommen, und wollen wir die kollektive<br />

Intelligenz des Teams und der Stakeholder einbeziehen,<br />

laden wir beispielsweise zum Dialog<br />

ein, vergleichbar mit der Einladung zu einer<br />

Forschungsreise.<br />

Im Verlauf des Prozesses, unterschieden wir 3<br />

Phasen – Phase der Divergenz (öffnen), Phase<br />

der Emergenz, Phase der Konvergenz (schliessen).<br />

Jede dieser Phasen ist wichtig. Sie sind<br />

komplementär und vergleichbar mit einem<br />

Atemzug: Beim Einatmen dehnen sich die Lungen<br />

aus (Divergenz), dann folgt die Atempause<br />

und danach das Ausatmen, bei dem unsere<br />

Lungen kontrahieren. Die Führungskraft muss<br />

wissen, in welcher Phase sich das Team oder<br />

das Projekt gerade befindet, denn die Arbeit<br />

in der Phase der Divergenz unterscheidet sich<br />

grundsätzlich vom Arbeiten im der Phase der<br />

Konvergenz.<br />

Selbstverständlich folgen in einem längeren<br />

Innovationsprozess mehrere solcher „Atemzüge“<br />

aufeinander. Dies im Blick zu behalten und<br />

eine sinnvolle Abfolge zu wählen, ist die die<br />

Aufgabe des Prozessdesigns. Darauf gehen wir<br />

hier nicht näher ein (vgl. auch Design Thinking<br />

Prozess).<br />

PHASE DER DIVERGENZ – IN DIE<br />

BREITE<br />

Am Anfang der Phase der Divergenz haben wir<br />

noch kein klares Ziel. Wir suchen den gemeinsamen<br />

Zweck, das gemeinsame Verständnis<br />

der Herausforderungen und beginnen dann,<br />

möglichst in die Breite zu denken. In dieser<br />

Phase ist es zentral,<br />

<br />

die richtigen Fragen zu stellen,<br />

<br />

offene Diskussionen zu führen, du denen<br />

möglichst viele und unterschiedliche Personen<br />

Zutritt haben (Diversität ist wichtig),<br />

<br />

breit bzw. in Alternativen zu denken,<br />

<br />

Ideen noch nicht zu bewerten,<br />

<br />

genug Zeit für chaotische Phasen zu lassen.<br />

Wird diese Phase zu früh abgeschlossen, resultieren<br />

weniger innovative Lösungen und/oder<br />

Missverständnisse.<br />

PHASE DER EMERGENZ – DRAN-<br />

BLEIBEN UND VERTRAUEN<br />

Die Phase der Emergenz wird in der Art of<br />

Hosting Community auch als Knirsch-Zone bezeichnet.<br />

Es ist die Phase, in der gemeinsames<br />

Lernen geschieht und in der sich innovative<br />

Lösungen herauskristallisieren. In dieser Phase<br />

werden verschiedene Ideen, Positionen und<br />

Bedürfnisse zu einem Gemeinsamen verschmolzen.<br />

Das bedeutet manchmal, dass wir<br />

bisherige Denkmuster über Bord werfen oder<br />

Kompromisse eingehen müssen. Gleichzeitig<br />

können wir in dieser Phase Aha-Momente oder<br />

auch den Zauber des Flow-Gefühls erleben.<br />

PHASE DER KONVERGENZ – FO-<br />

KUSSIEREN UND UMSETZEN<br />

Zeigt sich Emergenz und kristallisieren sich aus<br />

dem Chaos innovative Lösungen heraus, ist die<br />

Phase der Konvergenz gekommen. Jetzt brauchen<br />

wir konkrete Ziele, Struktur und Deadlines.<br />

Diese Phase ist auf Resultate fokussiert,<br />

auf Handlung und Umsetzung. Je nach Situation<br />

braucht es jetzt schnell Entscheidungen.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

EMERGENZ - WAS IST DAS?<br />

Der Begriff der Emergenz kommt aus der<br />

Systemtheorie und beschreibt ein Herausbilden<br />

von neuen Eigenschaften und Strukturen<br />

eines Systems infolge des Zusammenspiels<br />

seiner Elemente. Durch Selbstorganisation der<br />

einzelnen Teile interagieren sie miteinander,<br />

alles hängt mit allem zusammen und schafft<br />

so Neues. Beispiele für Emergenzeffekte finden<br />

wir in Fischschwärmen, in Lerngruppen,<br />

Internetforen und über alle Beispiele hinaus<br />

sind alle Aktivitätsmuster unseres Gehirns auf<br />

Emergenzeffekte von Nervenzellen zurückzuführen.<br />

In diesem Kontext geht es vor allem um die<br />

Co-Intelligenz, d.h. die Art und Weise wie<br />

mehrere Menschen zusammen eine Herausforderung<br />

angehen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen<br />

vernetzen und so die Vorteile einer<br />

kollektiven Intelligenz nutzen können. Das,<br />

was aus dieser Kollaboration entsteht, können<br />

Emergenzen sein.<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Aufzeigen<br />

Das Modell mit Seilen am Boden auslegen und<br />

vorstellen.<br />

Nach Aha-Erlebnissen fragen: Wo können die<br />

Teilnehmenden auf Situationen Bezug nehmen,<br />

die sie mit diesem Modell nun besser verstehen?<br />

Anbieten<br />

Das Modell anbieten, wenn es in der Gruppe<br />

knirscht. Das ist erfahrungsgemäss sehr hilfreich<br />

für die Meta-Betrachtung dessen, was in<br />

der Gruppe gerade passiert.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 33


GRUPPEN FÜHREN<br />

THEORIE U (PROVISORISCH)<br />

Claus O. Scharmer nennt den U-Prozess „von<br />

der Zukunft her führen”, d.h. die möglichen Zukunftspotenziale<br />

von uns selbst, von Unternehmen<br />

oder anderen Institutionen wahrzunehmen<br />

und daraus Handlung zu entwickeln. Beim<br />

sogenannten „Presencing” wird die Zukunft zu<br />

einem Teil der Gegenwart, so dass wir lernen<br />

die Möglichkeiten und Potenziale der Zukunft<br />

bereits heute in unser Tun zu integrieren.<br />

Die Art und Weise, mit der wir unsere Aufgaben<br />

betrachten, vergleicht Scharmer mit der<br />

Arbeit eines Künstlers bzw. einer Künstlerin. Er<br />

bezeichnet mindestens drei unterschiedliche<br />

Perspektiven als denkbar:<br />

<br />

die Betrachtung des Kunstwerkes als fertiges<br />

Produkt;<br />

<br />

die Betrachtung des schöpferischen Prozesses<br />

oder<br />

<br />

die Fokussierung auf den Moment, in dem der<br />

Künstler bzw. die Künstlerin vor der noch leeren<br />

Leinwand steht.<br />

Übertragen stellen sich anhand dieser drei<br />

Perspektiven die folgenden Fragen:<br />

<br />

Was tun wir? (Produkt)<br />

<br />

Wie tun wir etwas? (Prozess)<br />

<br />

Von welchen Quellen aus arbeiten wir? (leere<br />

Leinwand)<br />

Der U-Prozess führt uns zum „in die Welt<br />

bringen”. Wir bewegen uns auf der linken Seite<br />

des U herunter (auf diesem Weg kommen wir<br />

in Kontakt mit der Welt, die außerhalb unserer<br />

institutionellen Grenzen liegt) bis zum Bodenpunkt<br />

des U. An diesem Punkt, dem „Presencing”,<br />

werden wir uns dessen bewusst, was sich<br />

aus uns heraus entwickelt. Auf der rechten<br />

Seite bewegen wir uns das U hinauf, um das<br />

Neue voranzubringen.<br />

Im Presencing nähern wir uns der Quellen<br />

unseres Handelns, dem Moment, an dem wir<br />

Altes aufgeben können und die Möglichkeiten<br />

der Zukunft zur Quelle un-seres Handelns lassen<br />

werden. Dieser Prozess des „Loslassens”<br />

des Alten und des „Zulassens” des Neuen eröffnet<br />

uns den Zugang zu einer tieferen Quelle<br />

des Wissens.<br />

Darauf folgt das sogenannte „Journaling“, Hierbei<br />

werden anhand von Fragen die verschiedenen<br />

Phasen des U-Prozesses behandelt um<br />

uns mit dem Prozess vertraut macht.<br />

Das Journaling kann in Gruppen jeder Größe<br />

durchgeführt werden und ist dennoch ein<br />

sehr persönlicher Prozess für jeden Teilnehmer<br />

bzw. jede Teilnehmerin. Es hilft uns, den<br />

Moment der Selbst-Reflexion mit konkreten<br />

nächsten Schritten zu verbinden. Das Journaling<br />

bewegt sich durch die verschiedenen<br />

Phasen des U-Prozesses und beginnt damit<br />

das eigene Feld und die momentane Situation<br />

genauer wahrzunehmen (Seeing). In<br />

der zweiten Phase (Sensing) betrachten wir<br />

die wesentlichen Aspekte aus einer anderen<br />

Perspektive, mit mehr Distanz. In der dritten<br />

Phase öffnen wir uns unserem inneren Wissen<br />

und dem Neuen, das in uns am entstehen ist<br />

(Presencing). Im letzten Schritt wird das Neue<br />

verdichtet, damit wir diese Möglichkeit in<br />

konkreten nächsten Schritten testen und umsetzen<br />

können (Creating).<br />

Die Reise durch das U vertieft die folgenden<br />

Kompetenzen:<br />

ZUHÖREN<br />

Die grundlegende Kompetenz des U ist das Zuhören.<br />

Anderen zuhören. Sich selbst zuhören.<br />

Und zuhören was sich aus der Gemeinschaft<br />

heraus entwi-ckelt. Zum erfolgreichen Zuhören<br />

ist viel freier Raum notwendig, der es an-deren<br />

ermöglicht sich zu beteiligen.<br />

BEOBACHTEN<br />

Etwas zu sehen, ohne gleich zu (be)urteilen,<br />

ist der Schlüssel um von einer Projektion zum<br />

wirklichen Wahrnehmen zu gelangen.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

FÜHLEN<br />

Die Vorbereitung für das Erleben am Grund<br />

des U – Presencing ist die Ab-stimmung der<br />

drei Instrumente: des offenen Geistes, des<br />

offenen Herzens und des offenen Willens. Dieser<br />

Öffnungsprozess ist nicht passiv, sondern<br />

ein aktives „Hinfühlen” zusammen als Gruppe.<br />

Das offene Herz erlaubt es uns die Situation<br />

als Ganzes wahrzunehmen, der offene Wille<br />

ermöglicht uns, aus dem entstehenden Ganzen<br />

zu handeln.<br />

DIE INNERE QUELLE (PRESENCING)<br />

Uns mit der tiefsten Quelle unseres Seins und<br />

unseres Willens zu verbinden, erlaubt es der<br />

Zukunft aus dem Ganzen zu entstehen und<br />

nicht nur aus einem kleinen Teil oder einer<br />

speziellen Interessensgruppe.<br />

VERDICHTEN (CRYSTALIZING)<br />

Wenn sich eine kleine Gruppe an Schlüsselpersonen<br />

der Bestimmung und dem Ergebnis<br />

eines Projektes verpflichtet, dann erzeugt<br />

die Kraft ihrer In-tention ein Energiefeld, das<br />

andere Menschen, Gelegenheiten und Mittel<br />

an-zieht, um die Dinge geschehen zu lassen.<br />

Diese Kerngruppe ist der Antrieb.<br />

ERPROBEN (PROTOTYPING)<br />

Um sich auf der linken Seite des U herunter zu<br />

bewegen muss sich eine Grup-pe öffnen und<br />

mit den Widerständen des Denkens, der Emotion<br />

und des Wil-lens auseinandersetzen; um<br />

sich auf der rechten Seite des U wieder nach<br />

oben zu bewegen, müssen wir Denken, Fühlen<br />

und den Willen zur prakti-schen Anwendung<br />

und das Lernen daraus, miteinander verbinden.<br />

HANDELN (PERFORMING)<br />

Ein berühmter Geiger sagte, er könne in der<br />

Kathedrale von Chartres nicht einfach seine<br />

Geige spielen; hier müsse er den gesamten<br />

Raum bespielen, sozusagen auf einer Makro-Geige<br />

– um sowohl dem Raum als auch der<br />

Musik gerecht zu werden. Auch Organisationen<br />

müssen auf diesem Makro-Level arbeiten: die<br />

richtigen Spieler und Spielerinnen versammeln<br />

und eine Sozial-technik aufgreifen, die es einer<br />

Multi-Stakeholder-Versammlung erlaubt den<br />

Schritt vom Debattieren zur Erschaffung des<br />

Neuen zu gehen.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 35


GRUPPEN FÜHREN<br />

GRUPPEN UND<br />

FÜHRUNG<br />

07 ENTSCHEIDEN<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

KOMPLEX ODER KOMPLIZIERT?<br />

«Komplexität kann weder gemanagt, noch reduziert<br />

werden. Man kann ihr nur mit menschlichem<br />

Können begegnen.» Niels Pfläging<br />

Komplex ist nicht gleich kompliziert!<br />

In der Führung ist es hilfreich, zwischen komplexen und komplizierten Herausforderungen zu<br />

unterscheiden. Je nachdem sind verschiedene Strategien für die Lösungsfindung zielführend.<br />

KOMPLIZIERT<br />

Durch Analyse und Expertenwissen kann<br />

die Ursache-Wirkungskette ergründet<br />

werden.<br />

formal, fixiert<br />

tot<br />

Wiederholung<br />

Maschine<br />

Regeln<br />

Standards, Prozesse<br />

gute Praxis<br />

Wie funktioniert es?<br />

permanent<br />

Routine, Weisung<br />

Fleiss<br />

KOMPLEX<br />

Die Ursache-Wirkungskette kann - wenn<br />

überhaupt - erst im Nachhinein erkannt<br />

oder vermutet werden.<br />

dynamisch<br />

lebendig<br />

Überraschung<br />

Mensche<br />

Prinzipien<br />

Könner<br />

entstehende Praxis<br />

Wer kann es schaffen?<br />

temporär<br />

Kommunikation, Dialog<br />

Ideen<br />

Quellen:<br />

Niels Pfläging/Silke Hermann: Komplexithoden. Clevere Wege zur (Wieder)Belebung von Unternehmen und Arbeit in Komplexität.<br />

Redline Verlag, 2015.<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Cynefin-Framework<br />

https://www.youtube.com/watch?v=N7oz366X0-8 - Dave Snowden erläutert das Cynefin-Framework in 8.5 Minuten (englisch).<br />

https://www.youtube.com/watch?v=Miwb92eZaJg - Dave Snowden erläutert die unterschiedlichen Systeme-Charakteristika<br />

anhand einer Geburtstagsparty für 13-jährige Jungs (3 Minuten, englisch).<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 37


GRUPPEN FÜHREN<br />

DAS CYNEFIN-MODELL<br />

Spätestens seit den neuesten Erkenntnissen<br />

aus der Neurobiologie wissen wir: Unsere<br />

Sicht- und Denkweise beeinflusst in hohem<br />

Mass, wie wir die Welt, in der wir leben, wahrnehmen.<br />

Dasselbe gilt selbstverständlich für<br />

unsere Art und Weise, wie wir führen.<br />

Wie verstehen Organisationen in wesentlichen<br />

Teilen als lebende Systeme. Mit Systemen<br />

meinen wir die Gesamtheit der Elemente,<br />

welche Teil des Systems sind, die Beziehungen<br />

zwischen den Elementen und die Verhaltensregeln<br />

und Prozesse. Damit stellt sich die<br />

Frage, wo die System¬grenzen verlaufen. Wenn<br />

die Elemente eines Systems auch Menschen<br />

umfassen oder Natur, dann ist das System<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit dynamisch. Es<br />

definiert die Grenzen selber und kann sie demnach<br />

auch verändern.<br />

Ein anschauliches Modell verschiedener Zustände<br />

von Systemen ist das „Cynefin-Framework“.<br />

Es stammt von Dave Snowden, einem<br />

walisischen Forscher. Das Cynefin-Framework<br />

klassifiziert Systeme entsprechend ihrem<br />

Komplexitätsgrad und gibt Anhaltspunkte,<br />

mit welcher Strategie das System beeinflusst<br />

werden kann. Damit ist es eine schnelle Entscheidungshilfe<br />

für Führungskräfte, denn der<br />

Führungsalltag spielt sich in allen vier Feldern<br />

des Cynefin-Frameworks ab.<br />

Weiterführendes:<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Cynefin-Framework<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

IDEEN FÜR DIE<br />

VERMITTLUNG<br />

Schritt 1:<br />

Das Modell mit Seilen am Boden auslegen und<br />

vorstellen.<br />

10 Minuten<br />

Schritt 2:<br />

Die Gruppe in 3-4 Kleingruppen mit je 3-5 Personen<br />

einteilen.<br />

#1. Aufgabe aus dem Feld einfach:<br />

> Sortiert euch nach dem Alter.<br />

> Ergebnis: eine richtige Lösung (best practice).<br />

#2. Aufgabe aus dem Feld kompliziert:<br />

> Sortiert euch nach Alter, Schuhgrösse und<br />

Körpergrösse.<br />

> mehrere Lösungswege möglich (gute Praxis)<br />

#3. Aufgabe aus dem Feld komplex:<br />

> Die ganze Gruppe bewegt sich gehend in<br />

einem definierten Feld.<br />

> Merke dir eine Person, zu der du immer denselben<br />

Abstand hältst.<br />

> Merke dir eine zweite Person und halte zu<br />

beiden Personen den gleichen Abstand.<br />

Ergebnis: Eigendynamik entsteht, z.T. kommt<br />

die ganze Gruppe (fast) zum Stillstand, bis sich<br />

erneut wieder jemand bewegt und wieder alle in<br />

Bewegung versetzt.<br />

#4. Aufgabe aus dem Feld chaotisch:<br />

> Bewegt euch gehend in einem definierten<br />

Feld.<br />

> Wenn ich einmal klatsche, hüpft ihr, wenn ich<br />

zweimal klatsche dreht ihr euch einmal um die<br />

Achse, wenn ich dreimal klatsche, berührt ihr<br />

mit beiden Händen den Boden.<br />

> Nachdem das ein Weile praktiziert und geübt<br />

wurde: Wenn ich jetzt einmal klatsche, dreht ihr<br />

euch einmal um eure Achse, wenn ich zweimal<br />

klatsche, berührt ihr mit beiden Händen den<br />

Boden, wenn ich dreimal klatsche, hüpft ihr.<br />

>Ergebnis: es entsteht Chaos, weil es völlig<br />

unberechenbar wird, was die Menschen auf<br />

welchen Befehl hin tun.<br />

Zeitbedarf: 30-40 Minuten<br />

Schritt 3:<br />

Reflexion: Erkenntnisse sammeln<br />

10-15 Minuten<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 39


GRUPPEN FÜHREN<br />

ENTSCHEIDEN: ALTERNATIVEN ZU CHEF-<br />

ENTSCHEID UND BASIS-DEMOKRATIE<br />

Effiziente Zusammenarbeit bedingt, dass wir<br />

zügig zu guten Entscheidungen kommen. Wenn<br />

wir davon ausgehen, dass nicht der Chef bzw.<br />

die Chefin den besten Entscheid fällt, sondern<br />

diejenigen mit dem grössten Fachwissen, dem<br />

höchsten Engagement, dem besten Gespür für<br />

das grosse Ganze oder der grössten Betroffenheit,<br />

braucht es neue Entscheidungspraktiken,<br />

z.B. den konsultativen Einzelentscheid und den<br />

Konsent.<br />

DER KONSENT<br />

Der Konsent ist vom Konsens zu unterscheiden.<br />

Im Konsens sucht man die Zustimmung<br />

aller. Im Konsent hingegen wird eine Entscheidung<br />

getroffen, wenn niemand begründete<br />

Einwände vorbringt.<br />

Das Verfahren läuft so ab:<br />

#1. PRÄSENTATION DES TREIBERS:<br />

Wer findet, dass die Gruppe auf einen Treiber<br />

reagieren muss, präsentiert diesen.<br />

#2. KONSENT ZUM TREIBER:<br />

Die Gruppe gibt Konsent zum Treiber, falls sie<br />

diesen für die Gruppe für relevant hält. Wenn<br />

das nicht der Fall ist, wird der Konsent in der<br />

Sache überflüssig.<br />

#3. PRÄSENTATION DES LÖSUNGSVOR-<br />

SCHLAGS:<br />

Wer den Treiber eingebracht hat, präsentiert<br />

den Lösungsvorschlag: Wer soll was bis wann<br />

tun, um auf den Treiber zu antworten?<br />

#4. KLÄRENDE FRAGEN<br />

In dieser Runde können Verständnisfragen<br />

zum Lösungsvorschlag gestellt werden. Keine<br />

Diskussion!<br />

#6. WIDERSTAND ABFRAGEN<br />

Der Host fragt Widerstände per Handzeichen<br />

ab. Wenn es Widerstände gibt, wird versucht,<br />

diese zu lösen. Alle wirken mit Vorschlägen<br />

und Ideen mit, um Widerstände aufzulösen.<br />

Nach jeder Veränderung oder Ergänzung des<br />

Lösungsvorschlags, wird erneut der Widerstand<br />

abgefragt, bis es entweder<br />

a) keine mehr gibt. Dann ist der Entscheid gefällt.<br />

>>> Feiern!<br />

b) einer oder mehrere Widerstände nicht aufgelöst<br />

werden können. Dann ist der Entscheid<br />

nicht zustande gekommen.<br />

#7. BEDENKEN ANHÖREN<br />

Falls der Entscheid zustande gekommen ist, ist<br />

jetzt der Moment gekommen, die Bedenken<br />

anzuhören. Sie können allenfalls bei der Umsetzung<br />

der Lösung berücksichtigt werden.<br />

ERFOLGSFAKTOREN FÜR DEN<br />

KONSENT<br />

Jede Lösung muss «bloss» gut genug für jetzt<br />

und sicher genug sein, um ausprobiert zu<br />

werden:<br />

«good enough for now, safe enough<br />

to try»<br />

Daher haben Entscheidungen immer ein Ablaufdatum.<br />

Nach Ablauf dieser Zeit, werden sie<br />

erneut geprüft: Wie hat sich die Entscheidung<br />

bewährt? Haben wir neue Erkenntnisse, die wir<br />

einbauen sollten?<br />

#5. EINDRÜCKE TEILEN<br />

Jetzt äussern die Teilnehmenden der Reihe<br />

nach ihren Eindruck vom Lösungsvorschlag.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


GRUPPEN FÜHREN<br />

WAS IST EIN TREIBER?<br />

Ein Treiber beschreibt, warum wir handeln<br />

müssen. Es zeigt also auf, was gerade passiert<br />

(z.B. unsere Küchenuntensilien sind auf alle<br />

Boote verteilt), wie sich das auswirkt (z.b.<br />

daher können die jeweiligen Essenverantwortlichen<br />

nicht selbstorganisiert kochen), was es<br />

braucht, um die Situation zu verbessern (z.B.<br />

wir müssen alles Küchenmaterial jederzeit in<br />

der Küche verfügbar haben) und wie sich das<br />

auf die Gruppe auswirken wird (das Essen<br />

steht rechtzeitig bereit).<br />

a) der Lösungsvorschlag sicher oder möglicherweise<br />

der Gruppe / der Organisation<br />

schaden wird<br />

b) der Lösungsvorschlag unmittelbar verbessert<br />

werden kann.<br />

WAS IST EIN BEDENKEN?<br />

Bedenken sind Befürchtungen oder Ängste,<br />

welche durch den Lösungsvorschlag ausgelöst<br />

werden, aber nicht begründet werden können.<br />

WAS IST BEGRÜNDETER WIDER-<br />

STAND?<br />

Ein Widerstand gegen einen Lösungsvorschlag<br />

ist immer dann relevant bzw. begründet, wenn<br />

er aufdeckt, dass<br />

DER KONSULTATIVE EINZELENT-<br />

SCHEID<br />

Der konsultative Einzelentscheid ist eine Form,<br />

um einer Person die Kompetenz zu übertragen,<br />

eine Entscheidung zu treffen, ohne dass<br />

die Qualität der Entscheidung darunter leidet.<br />

Er wird bei Laloux als Beratungsprozess bezeichnet<br />

und in der Soziokratie 3.0 ist die Wahl<br />

einer Person in eine Rolle damit vergleichbar.<br />

Die Wahl einer Person in eine Rolle erfolgt übrigens<br />

gemäss dem Konsent-Verfahren.<br />

Der konsultative Einzelentscheid läuft wie folgt<br />

ab:<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 41


SECTION THREE<br />

KOMMUNIKATION<br />

KÖRPERSPRACHE<br />

55%<br />

STIMME (TONATION, TAKT)<br />

38%<br />

WOR<br />

TE 7%<br />

Wenn man bei Google nach dem Begriffspaar<br />

„Führung und Kommunikation“ sucht, erzielt<br />

man über 13 Millionen Treffer. Dass Führung<br />

viel mit Kommunikation zu tun hat, scheint<br />

demnach offensichtlich. Unter Kommunikation<br />

verstehen wir darunter die Kommunikation mit<br />

den Mitarbeitenden, Vorgesetz¬ten, Kundinnen,<br />

Partnern und weiteren Stakeholdern, erfolge<br />

sie nun direkt, telefonisch, via E-Mail oder<br />

noch anders. Kommunikation ist demnach<br />

Alltag für eine Führungsperson.<br />

Wir sind der Meinung, dass gute Kommunikation<br />

der Schlüssel für gelingende Zusammenarbeit<br />

ist. Zunächst gehen wir auf einen Aspekt<br />

der Kommunikation ein, der oft unterschätzt<br />

wird: die Körpersprache.<br />

01 01 2016


SECTION THREE<br />

KÖRPERSPRACHE<br />

Körpersprache ist eine Form der nonverbalen<br />

Kommunikation. Sie hat entscheidenden Einfluss<br />

darauf, wie unsere gesprochenen Worte<br />

bei unserem Gegenüber ankommen. Eine amerikanische<br />

Studie kam zum dem Ergebnis, dass<br />

für den Gesamteindruck, den wir auf unser<br />

Gegenüber machen<br />

<br />

Worte nur zu 7%,<br />

<br />

Tonation und Takt der Stimme zu 38% und<br />

<br />

die Körpersprache zu 55% verantwortlich sind.<br />

Und das spannende für den Kontext von<br />

kollektivem Lernen ist: Unsere Körpersprache<br />

entspringt im Wesentlichen unserem Unterbewusstsein.<br />

Damit wird sie zu einer zusätzlichen<br />

Informationsquelle.<br />

WOHER KOMMT UNSERE KÖR-<br />

PERSPRACHE?<br />

Im Hirnstamm, dem sogenannten Reptiliengehirn,<br />

werden alle unseren lebenswichtigen<br />

Funktionen wie die Atmung, der Herzschlag,<br />

die Darmtätigkeit etc. gesteuert. Das alles geschieht<br />

ohne dass wir einen Gedanken daran<br />

verschwenden müssen und auch im Schlag,<br />

also unbewusst.<br />

Im limbischen System, dem sogenannten<br />

Säugerhirn, werden die für die soziale Natur<br />

der Säugetiere typischen Empfindungen geregelt<br />

wie die Sorge um den Nachwuchs, Angst,<br />

Liebe, Lust, Spieltrieb und das Lernen durch<br />

Nachahmung. Diese Funktionen sind meist reflexartig,<br />

ungefiltert, archaisch und reaktionär,<br />

also unterbewusst.<br />

Der Neocortex, der stammesgeschichtlich<br />

jüngste Teil unseres Gehirns, ist der Sitz<br />

unseres Bewusst-Seins. Dank des Neocortex<br />

haben wir ein Bewusstsein über uns selbst und<br />

das Geschehen um uns herum. Es ist erlernt,<br />

konditioniert, strategisch und gefiltert, eben<br />

bewusst.<br />

Während wir mit Worten (Neocortex) problemlos<br />

lügen können (und es auch täglich<br />

mehrmals tun), ist unsere Körpersprache viel<br />

ehrlicher, weil sie zu grossen Teilen dem Unterbewusstsein<br />

(limbischen System) entspringt,<br />

wenn sie nicht gerade inszeniert ist. Sich mit<br />

Körpersprache zu befassen heisst demnach<br />

den Weg radikaler Ehrlichkeit (in erster Linie<br />

mit sich selbst) zu gehen.<br />

GRUNDMUSTER<br />

Weil die Körpersprache – wie oben erwähnt –<br />

vorwiegend dem limbischen System entspringt,<br />

ist sie durch folgende grundlegenden Muster<br />

geprägt:<br />

IN DER RUHE<br />

Im Komfort (satt und warm) sind wir darauf<br />

programmiert, unsere Spezies zu erhalten und<br />

uns entsprechend fortzupflanzen, sowie uns<br />

Schutz zu verschaffen für Zeiten der Not (Vorräte<br />

sammeln, Häuser bauen).<br />

IN DER UNRUHE<br />

Fühlen wir uns bedroht, reagieren wir mit<br />

<br />

Starre oder Apathie – Aussitzen der Gefahr<br />

<br />

Flucht – Drang, sich der Gefahr (z.B. physische<br />

Anwesenheit unliebsamer Personen oder Dinge)<br />

zu entziehen,<br />

Kampf – Wir haben gelernt, Angst in Wut zu<br />

verwandeln, um Gefahren abzuwenden (vgl.<br />

auch oben Komfortzonenmodell)<br />

KÖRPERSPRACHE KONKRET<br />

Wenn wir Körpersprache betrachten, dann<br />

klammern wir Inszenierungen wie Schmuck,<br />

Frisur, Tätowierungen etc. aus, denn sie gehören<br />

nicht dazu. Sie sind bewusst gewählt.<br />

JUNIPER | 43


SECTION THREE<br />

Konkret können wir Körpersprache an uns<br />

selber und unserem Gegenüber auf folgenden<br />

5 Ebenen beobachten:<br />

<br />

Mimik: in unserem Gesicht sprechen 26 Muskeln<br />

<br />

Blickkontakt: Wo liegt der Fokus der Augen?<br />

<br />

Gestik: die Dirigentin des Orchesters<br />

<br />

Körperhaltung: hier zeichnet sich Kongruenz<br />

ab, oder eben nicht<br />

<br />

Proxemik: Wie nutze ich den Raum für mich?<br />

Ein entscheidender Aspekt der Proxemik ist die<br />

Individualdistanz. Wir verstehen darunter diejenige<br />

Entfernung zu Individuen der gleichen<br />

Art, die noch ohne Ausweich- oder Angriffsreaktion<br />

geduldet wird.<br />

>>> Insgesamt gilt es im Blick zu<br />

halten, dass Sprache immer kulturell<br />

bedingt und geprägt ist.<br />

GRUNDBEWEGUNGEN<br />

Wir können in der Körpersprache vier Grundbewegungen<br />

beobachten und deuten. Sie bilden<br />

sich blitzschnell im ganzen Körper ab (inkl.<br />

Iris) und können kaum kontrolliert werden.<br />

ZWEIERLEI GESTEN:<br />

<br />

öffnende, zugewandte, aufnehmende Gesten<br />

<br />

schliessende, abweisende, verwerfende Gesten<br />

VERTIKALE AUSRICHTUNG VON BLICK,<br />

GESTIK, MIMIK, KÖRPERHALTUNG:<br />

<br />

nach oben, dem Himmel zugewandt<br />

Deutung: Luft, Neues, Erfindung, erproben, „ich<br />

denke, es könnte...“<br />

<br />

nach unten, der Erde zugewandt<br />

Deutung: Bestand, Stabilität, Können, Erfahrung,<br />

„ich weiss das.“<br />

HORIZONTALE AUSRICHTUNG VON BLICK,<br />

GESTIK, MIMIK, KÖRPERHALTUNG:<br />

<br />

Nach hinten, rückwärtsgewandt zur Vergangenheit,<br />

dem Altbekannten hin.<br />

Deutung: vorsichtig, abwartend, „lass uns das<br />

nochmal anschauen...“<br />

<br />

Nach vorne, der Zukunft und dem Neuen zugewandt.<br />

Deutung: Tatendrang, Aktivität, „los geht’s!“<br />

BERUHIGUNGSGESTEN<br />

Sie dienen dazu, von einem angespannten<br />

Zustand (z.B. aufgrund Angst, Aufregung, Nervosität)<br />

wieder in einen entspannten Zustand<br />

zurückzufinden. Typische Beruhigungsgesten<br />

sind das Streicheln der eigenen Hand oder das<br />

Spielen mit den Haaren.<br />

Unsere Körpersprache hält uns den<br />

Spiegel vor. Wir brauchen bloss<br />

hineinzu¬schauen.<br />

01 01 2016


SECTION THREE<br />

FRAGEN STELLEN<br />

„Wenn ich eine Stunde hätte, um ein Problem zu<br />

lösen und mein Leben davon abhinge, würde ich<br />

die ersten 55 Minuten darauf verwenden, die Frage<br />

richtig zu formulieren. Denn wenn ich die richtige<br />

Frage gefunden habe, brauche ich weniger als 5<br />

Minuten, um das Problem zu lösen.“<br />

Albert Einstein<br />

DIE KRAFT EINER GUTEN FRAGE<br />

Fragen laden zum Erkunden ein, während Antworten<br />

abschliessend wirken. Eine gute Frage<br />

bringt Leben und Engagement in jeden Dialog.<br />

Welchen Charakter haben gute Fragen?<br />

KRAFTVOLLE FRAGEN...<br />

<br />

sind einfach und klar<br />

<br />

laden zum Nach- und Weiterdenken ein<br />

<br />

betreffen etwas, das für uns von Bedeutung ist<br />

<br />

wecken unseren Forschergeist und unsere<br />

Neugierde<br />

<br />

fordern unsere bisherigen Denkmuster heraus<br />

<br />

eröffnen neue Möglichkeiten<br />

<br />

provozieren neue Fragen<br />

Wir erkennen eine gute Frage daran, dass sie<br />

die Aufmerksamkeit, die Intention und Energie<br />

der Menschen im Raum bündelt. Dies zeigt<br />

sich nicht zuletzt in der Körpersprache. Was,<br />

wenn wir ins Zentrum unseres nächsten Workshops<br />

oder unserer nächsten Sitzung eine<br />

kraftvolle Frage stellen?<br />

DREI DIMENSIONEN VON<br />

GUTEN FRAGEN<br />

AUSMASS UND GRÖSSENORDNUNG DER<br />

FRAGE<br />

Ist das Ausmass bzw. die Grössenordnung der<br />

Frage zu gross, wird sich kein gutes Gespräch<br />

entwickeln (z.B. Wie schaffen wir Weltfrieden?),<br />

da man sich von der Frage erschlagen<br />

fühlt. Anders formuliert könnte die Frage aber<br />

lauten „Wie habe ich für mich/meine Familie/<br />

mein Team/meine Arbeit etc. schöne, friedvolle<br />

Momente geschaffen?“. Es ist also wichtig, die<br />

Grössenordnung der Frage so zu wählen, dass<br />

sie möglichst inspirierend wirkt.<br />

INTENTION HINTER DER FRAGE<br />

Eine Frage zielt möglicherweise auf etwas<br />

ab – kann also eine Intention beinhalten. Das<br />

Bewusstsein für diese Intention und Absicht ist<br />

wichtig für den Sinn und Zweck des Treffens.<br />

FORMULIERUNG DER FRAGE<br />

Bei der Formulierung der Frage gibt es ein<br />

Kontinuum von weniger starken Fragen bis hin<br />

zu starken Fragen. Weniger anregende Fragen<br />

sind jene, die mit Ja oder Nein beantwortet<br />

werden können. Entlang des Kontinuums beginnen<br />

gute Fragen mit „Wann?“ oder „Wer?“.<br />

Die nächste Stufe sind dann Fragen, die mit<br />

„Wie?“ oder „Was?“ beginnen und noch stärkere<br />

Fragen beginnen mit „Warum?“. Bei „War-<br />

JUNIPER | 45


SECTION THREE<br />

um-Fragen“ verschanzen sich Menschen aber<br />

gerne hinter ihrer eigenen Sicht der Dinge, was<br />

zu einer gewissen Defensivität führen kann.<br />

Darum ist darauf zu achten, dass „Warum-Fragen“<br />

so gestellt werden, dass sie eher neugierig<br />

machen.<br />

Die Frage sollte so gestellt werden, dass sie<br />

sich auf Sinn und Zweck des Treffens bezieht<br />

– sie sollte einen Kontext herstellen. Die Frage<br />

selbst erledigt also schon einen Teil der Arbeit.<br />

Wir können mit einer Frage bereits eine Veränderung<br />

in die gewünschte Richtung implizieren:<br />

„Was wird sich deiner Vorstellung nach<br />

verändern, wenn du diesen Raum verlässt und<br />

das Gelernte anwendest?“<br />

Weiterführendes:<br />

Manfred Prior: MiniMax-Inverventionen<br />

Carmen Kindl-Beilfuss: Fragen können wie Küsse schmecken<br />

ANGENOMMEN...<br />

Oft ist es anregender, eine prozessorientierte<br />

Sprache zu verwenden. Konkret heisst das,<br />

anstatt zu fragen „Was hast du von dieser Erfahrung<br />

gelernt?“ zu fragen „Was kannst du<br />

weiterhin aus dieser Erfahrung lernen?“. Kleine<br />

Nuancen in der Fragestellung können eine<br />

grosse Wirkung haben.<br />

IDEEN ZUM ÜBEN<br />

Ja und, ja oder-Spiel:<br />

siehe Methodensammlung<br />

Wicked question-Game:<br />

siehe Methodensammlung<br />

MEINE FRAGEN-<br />

SAMMLUNG:<br />

01 01 2016


SECTION THREE<br />

ZUHÖREN<br />

«Wie sich eine Situation entwickelt, hängt davon<br />

ab, wie man an sie herangeht, d.h. von der eigenen<br />

Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.»<br />

Otto C. Scharmer<br />

DIE 4 EBENEN DES ZUHÖRENS<br />

Die Theorie U beschreibt einen Prozess, um<br />

von der entstehenden Zukunft her zu führen.<br />

Sie wurde von Otto C. Scharmer entwickelt.<br />

Von der Zukunft her zu führen bedeutet,<br />

Potentiale und Zukunftschancen zu erkennen<br />

und im Hinblick auf aktuelle Herausforderungen<br />

und Aufgaben zu erschliessen.<br />

KOMMUNIKATIVES HANDELN<br />

Die Theorie U legt grossen Wert auf die Art<br />

und Weise der Kommunikation, weil Otto C.<br />

Scharmer – entsprechend dem Konstruktivismus<br />

– davon überzeugt ist, dass durch<br />

Kommunikation Realität geschaffen wird. Er<br />

hat sich daher mit der Kunst des Dialoges nach<br />

Bohm auseinandergesetzt. Der Dialog ist – im<br />

Gegensatz zur Diskussion, welche eine Abfolge<br />

von Argumenten und Gegenargumenten darstellt<br />

– generativ (siehe Methodensammlung).<br />

Er zielt auf gemeinsames Erkunden und kollektives<br />

Lernen ab. Ein Dialog in diesem Sinne<br />

setzt eine bestimmte Art des Sprechens und<br />

Hörens voraus. Er teilt diese ein in vier Felder.<br />

1. EBENE: DOWNLOADING<br />

sagen, was die anderen hören wollen<br />

hören, was ich schon weiss<br />

2. EBENE: DEBATTE<br />

sagen, was ich denke<br />

hören, wo sich die Position meines Gegenübers<br />

von meiner Position unterscheidet<br />

3. EBENE: DIALOG<br />

von sich als einem Teil des Ganzen her sprechen<br />

zuhören im Bestreben, die Perspektive des<br />

Sprechenden einzunehmen<br />

4. EBENE: PRESENCING<br />

von der entstehenden Möglichkeit her sprechen<br />

und zuhören<br />

Weiterführendes:<br />

Otto C. Scharmer: Theorie U. Von der Zukunft her führen.<br />

Presencing als soziale Technik. Carl-Auer-Systeme<br />

Verlag, Heidelberg, 2. Auflage 2011.<br />

www.presencing.org<br />

JUNIPER | 47


SECTION THREE<br />

IDEEN ZUM ÜBEN<br />

Dialog:<br />

siehe Methodensammlung<br />

Speed-Dating:<br />

siehe Methodensammlung<br />

Appreciative Inquiry:<br />

siehe Methodensammlung<br />

01 01 2016


SECTION THREE<br />

MODERATION UND HOSTING<br />

«zitat»<br />

blabblabblab<br />

JUNIPER | 49


SECTION THREE<br />

KONFLIKTTRANSFORMATION<br />

«zitat»<br />

GEWALTFREIE KOMMUNIKATION<br />

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein<br />

Handlungskonzept, das von Marshall B. Rosenberg<br />

entwickelt wurde. Es soll Menschen<br />

ermöglichen, so miteinander umzugehen, dass<br />

der Kommunikationsfluss zu mehr Vertrauen<br />

und Freude am Leben führt.<br />

GFK kann in diesem Sinne sowohl bei der Kommunikation<br />

im Alltag als auch bei der friedlichen<br />

Konfliktlösung im persönlichen, beruflichen<br />

oder politischen Bereich hilfreich sein. Im<br />

Vordergrund steht nicht, andere Menschen zu<br />

einem bestimmten Handeln zu bewegen, sondern<br />

eine wertschätzende Beziehung zu entwickeln,<br />

die mehr Kooperation und gemeinsame<br />

Kreativität im Zusammenleben ermöglicht. Sie<br />

basiert auf der Annahme, dass du ok bist und<br />

ich ok bin. Zudem geht sie davon aus, dass wir<br />

einander gerne helfen, Bedürfnisse zu erfüllen,<br />

solange wir unseren Beitrag freiwillig leisten<br />

können (siehe auch Menschenbild).<br />

Manchmal werden auch die Bezeichnungen<br />

„Einfühlsame Kommunikation“, „Verbindende<br />

Kommunikation“, „Sprache des Herzens“ oder<br />

„Giraffensprache“ verwendet.<br />

DER URSPRUNG VON GFK<br />

Marshall Rosenberg wurde 1934 in Canton,<br />

Ohio (USA), geboren und wuchs in Detroit auf,<br />

wo er als jüdischer Junge oft Zeuge von Rassenunruhen<br />

wurde. Seine frühen Erfahrungen<br />

mit Gewalt beschreibt er später als Anlässe,<br />

sich fortan intensiver mit folgenden Fragen zu<br />

beschäftigen:<br />

«Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung<br />

zu unserer einfühlsamen Natur verlieren<br />

und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch<br />

verhalten? Und umgekehrt, was macht es<br />

manchen Menschen möglich, selbst unter den<br />

schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen<br />

Wesen in Kontakt zu bleiben? Finden<br />

wir Möglichkeiten, dass Menschen über alle<br />

Grenzen hinweg einen gemeinsamen Nenner<br />

entdecken, der sie befähigt, sich friedvoll und<br />

gleichwertig zu begegnen und zu verbinden<br />

und ihre verschiedenen Interessen in einer Art<br />

miteinander auszuhandeln, die den Bedürfnissen<br />

Aller Rechnung trägt?“<br />

01 01 2016


SECTION THREE<br />

EBENE 1: BEOBACHTUNG<br />

Wenn ich höre / sehe .....<br />

(nur Beobachtung, keine Wertung)<br />

EBENE 2: GEFÜHL<br />

... fühle ich mich traurig, wütend, hilflos, besorgt, einsam, überfordert, verunsichert, beschämt,<br />

(keine Gedanken, Analysen)<br />

EBENE 3: BEDÜRFNIS<br />

... weil ... brauche.<br />

... weil mir .... wichtig ist.<br />

(keine Schuldzuweisung)<br />

EBENE 4: BITTE<br />

Würdest du bitte ...<br />

(so konkret wie möglich)<br />

JUNIPER | 51


METHODENSAMMLUNG<br />

METHODENSAMMLUNG<br />

verybestof<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

KREIS - DIE URFORM VON GEMEINSCHAFT<br />

Wie die Konversation zwischen Menschen abläuft,<br />

ist u.a. geprägt durch die Form, in der sie<br />

zusammenkommen. Konzertbestuhlung mit<br />

einem Speakerpult vorne dient dem Mitteilen<br />

von Informationen. Der Informationsfluss<br />

geht im wesentlichen in eine Richtung, vom<br />

Sprecher bzw. der Sprecherin zum Publikum.<br />

Der Kreis hingegen ist die geeignete Form,<br />

um Menschen für einen gemeinsamen Zweck<br />

zu versammeln und allen eine Stimme zu gewähren.<br />

Er bringt bereits durch seine Form<br />

mit sich, dass die Menschen auf Augenhöhe<br />

miteinander sprechen. Jede Person hat ihren<br />

Platz. Alle können einander sehen und damit<br />

auch ihre Körpersprache wahrnehmen.<br />

Um in einem Kreis fruchtbare Gespräche über<br />

die wirklich wichtigen Dinge zu führen, braucht<br />

es jedoch mehr als diese äussere Form. Menschen<br />

in einem Kreis zu versammeln und zu<br />

hoffen, dass gute Ergebnisse herauskommen,<br />

reicht leider nicht. Aber: Ein gut geleiteter<br />

Kreis bietet Raum für den Umgang mit Komplexität,<br />

die Transformation von Konflikten und<br />

die Wertschätzung von Diversität.<br />

Der Kreis (Circle) ist wohl eine<br />

der Urformen der Menschheit, um<br />

respektvoll miteinander zu reden.<br />

Er war die Basis vieler Kulturen,<br />

beispielsweise als Kreis der Weisen<br />

rund um ein Feuer oder zur<br />

Weitergabe von überliefertem Wissen<br />

durch Geschichten.<br />

Das Kreisgespräch unterscheidet sich vom<br />

informellen Small-Talk durch die Haltung der<br />

Teilnehmenden. Diese ist durch Offenheit,<br />

achtsames Reden und aufmerksames Zuhören<br />

gekennzeichnet. Um einen intensiven Dialog<br />

und Austausch zu initiieren ist es notwendig,<br />

im Vorfeld ein Ziel bzw. eine Intention für diese<br />

Zusammenkunft zu formulieren. Darauf aufbauend<br />

lassen sich die Rahmenbedingungen<br />

wie Ort, Zeitdauer, Personen, Fragestellung<br />

und notwendige Ressourcen festlegen. Bei<br />

jedem Kreisgespräch gibt es einen Leiter bzw.<br />

eine Leiterin.<br />

WESENTLICHE ELEMENTE DES<br />

KREISES<br />

#1 ABSICHT<br />

Die Absicht formt den Kreis und bestimmt<br />

darüber, wer kommen wird, für wie lange sich<br />

der Kreis trifft und welche Ergebnisse erwartet<br />

werden. Wer den Kreis einberuft, formuliert als<br />

Vorbereitung für das erste Treffen die Intention<br />

des Kreises und die Einladung.<br />

#2 MITTE GESTALTEN<br />

Die Mitte eines Kreises bildet den Fokus der<br />

Gruppe, analog dem Feuer. Deshalb gestalten<br />

wir die Mitte mit Objekten, die die Intention<br />

der Gruppe zum Ausdruck bringen. Alles, was<br />

diese Intention ausdrückt oder zur Ästhetik<br />

beiträgt, passt: Blumen, ein Korb mit Früchten,<br />

eine Kerze, Post-it’s mit erledigten Aufgaben, …<br />

#3 EMPFANG ODER ANFANGSPUNKT<br />

Zu Beginn bringt der Leitende oder die Leitende<br />

die Aufmerksamkeit der Anwesenden aus<br />

einer normalen Small-Talk-Unterhaltung in den<br />

Kreis. Er oder sie setzt den Rahmen, erinnert,<br />

wozu alle hier sind und was die Intention des<br />

Kreisgespräches ist. Dieser Anfang kann mit<br />

einem Augenblick der Stille, dem Vorlesen<br />

eines Gedichts, dem Hören eines Liedes, dem<br />

Ertönen eines Gongs etc. verstärkt werden.<br />

#4 EINSTIEG ODER „CHECK-IN“<br />

Eine Einstiegsrunde hilft den Teilnehmenden,<br />

sich auf das Kreisgespräch einzustimmen und<br />

erinnert alle noch einmal an ihre gemeinsame<br />

Intention. Das „Check-in“ sorgt dafür, dass alle<br />

wirklich präsent sind. Wenn wir einander etwas<br />

von uns mitteilen, z.B. in Form einer kurzen<br />

Geschichte, weben wir an dem zwischenmenschlichen<br />

Netz, das uns verbindet.<br />

Eine Check-in-Runde beginnt normalerweise<br />

mit einem oder einer Freiwilligen und geht<br />

dann weiter im Kreis. Manchmal legen die Teilnehmenden<br />

auch individuelle Objekte in die<br />

Mitte, um ihre Präsenz und ihre persönliche<br />

Beziehung zur Intention auszudrücken.<br />

#5 KREIS-VEREINBARUNGEN TREFFEN<br />

Manchmal sind Vereinbarungen dienlich, damit<br />

sich alle frei äussern können, dass unterschiedliche<br />

Ansichten respektiert werden und<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 53


METHODENSAMMLUNG<br />

dass alle die Verantwortung für das Wohlergehen<br />

und die Richtung der Gruppe miteinander<br />

teilen.<br />

Das können z.B. folgende Abmachungen bezüglich<br />

Vertraulichkeit sein: Was die Einzelnen<br />

im Kreis mitteilen, wird vertraulich behandelt<br />

und nicht nach aussen getragen.<br />

#6 PRINZIPIEN<br />

Ein Kreis ist eine Gruppe, in der die Verantwortung<br />

für die Gruppe bei allen Teilnehmenden<br />

liegt: Alle sind Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen.<br />

<br />

Wir sprechen im Bewusstsein dafür, was für<br />

die gemeinsame Intention im Moment gerade<br />

relevant ist.<br />

<br />

Wir hören aufmerksam und respektvoll zu.<br />

<br />

Die Leitung des Kreises wird abwechselnd von<br />

allen Teilnehmenden/Mitgliedern wahrgenommen.<br />

<br />

Die Verantwortung für die Qualität des Kreisgesprächs<br />

wird von allen geteilt.<br />

<br />

Inspiration und Intuition sind wichtiger als persönliche<br />

Vorhaben und Agendas.<br />

„Ist mein Verhalten der bestmögliche<br />

Beitrag, den ich zum guten Gelingen<br />

des Kreises / der Zusammenarbeit<br />

leisten kann?“<br />

#7 FORMEN DER INTERAKTION IM KREIS<br />

Es gibt in einem Kreis verschiedene Arten, miteinander<br />

ins Gespräch zu kommen, …<br />

Mit oder ohne Redestab?<br />

Ein Redestab wird oft in der Anfangsrunde und<br />

in der Endrunde benutzt; ebenso immer dann,<br />

wenn es erwünscht ist, die Geschwindigkeit<br />

des Austausches zu verlangsamen, von jedem<br />

bzw. jeder etwas zu hören sowie zu sprechen,<br />

ohne unterbrochen zu werden.<br />

Ein Gesprächsaustausch ohne Redestab findet<br />

oft dann statt, wenn es um Reaktion, Interaktion<br />

und das Einbringen von neuen Ideen,<br />

Gedanken und Meinungen geht, oder wenn die<br />

Gruppe bereits geübt und das aufmerksame<br />

Zuhören sichergestellt ist.<br />

Reihum oder Pop-Corn?<br />

Die Leitung kann dazu einladen, dass alle<br />

reihum nacheinander sprechen oder dass sich<br />

die Personen spontan, also ohne bestimmte<br />

Reihenfolge, zu Wort melden. Letzteres bezeichnen<br />

wir als Variante PopCorn.<br />

Stille als Zeit für Reflexion und Fokussierung<br />

Stille oder Reflexion gibt allen Zeit, um über<br />

das nachzudenken, was gerade geschieht<br />

oder ansteht im Verlaufe des Kreistreffens.<br />

Eine Zeit der Stille kann von jeder bzw. jedem<br />

gewünscht werden, sodass alle reflektieren<br />

können, welche Wirkung sie auf die Gruppe<br />

haben – oder um der Gruppe zu helfen, wieder<br />

zurückzufinden zu ihrer ursprünglichen Intention.<br />

#8 ABSCHLUSSRUNDE ODER „CHECK-OUT“<br />

Am Ende eines Kreisgesprächs ist es wichtig,<br />

dass alle die Möglichkeit erhalten mitzuteilen,<br />

was sie gelernt haben oder von dem Treffen<br />

mitnehmen. Diese letzte Runde beendet den<br />

Kreis formell. Der Kreis erfordert intensive Aufmerksamkeit<br />

füreinander, aus dieser besonderen<br />

Energie entlassen wir einander nun wieder.<br />

Meist macht es Sinn, wenn der Leiter oder<br />

die Leiterin des Kreises das Kreisgespräch mit<br />

einer persönlichen Würdigung und gegebenenfalls<br />

mit einem Ausblick auf die nächsten<br />

Schritte oder das nächste Treffen schliesst.<br />

DER KREIS IN DER PRAXIS<br />

Wir verwenden den Kreis sehr oft zum Beispiel<br />

zum Start und zum Abschluss von Workshops,<br />

Tagungen, Kursen und Sitzungen. Je grösser<br />

die Gruppe, desto klarer muss der Kreis geleitet<br />

sein. Dann ist es entscheidend, präzise<br />

Fragen zu stellen und auf die Energie im Kreis<br />

zu achten. Andernfalls droht „death by circle“,<br />

wie das Phil Cass anlässlich des check-ins in<br />

einem Kreis mit 120 Menschen so treffend<br />

ausdrückte.<br />

In der Outdoor-Ausbildungstätigkeit ergibt sich<br />

der Kreis meist als natürlichste aller Formen<br />

des Zusammenkommens, weil wir uns dann<br />

ums Feuer versammeln. Hingegen kann der<br />

Kreis im Business-Kontext zunächst verunsichern.<br />

Dann kann als Zwischenform auch ein<br />

Kreis um einen Tisch hilfreich sein. Manchmal<br />

reicht es schon, die Tatsache anzusprechen,<br />

dass diese Form des Zusammenkommens ungewohnt<br />

scheinen mag.<br />

Im Übrigen ist der Kreis die Grundform, auf<br />

welcher viele partizipative Methoden aufbauen,<br />

wie z.B. das World-Café, die Zukunftskonferenz,<br />

oder Collective Story Harvesting.<br />

Quellen und Weiterführendes:<br />

www.artofhosting.org, www.thecircleway.net<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

DER DIALOG<br />

DIE WURZELN<br />

Der Dialog hat viele Wurzeln und eine lange<br />

Geschichte. Von David Bohm (1917-92), einem<br />

Quantenphysiker, der auch im Briefkontakt mit<br />

Martin Buber (1878-1965), dem in Wien geborenen<br />

jüdischen Religionsphilosophen, stand,<br />

geht ein direkter Kontakt zum Dialogprojekt<br />

am MIT in Boston, an dem William Isaacs, Peter<br />

Senge, Danah Zohar etc. beteiligt waren und<br />

an dem jetzt auch Claus Otto Scharmer (www.<br />

presencing.com, Theory U) forscht.<br />

WAS IST DIALOG?<br />

Für das Gelingen eines Dialoges sind bestimmte<br />

Haltungen und Kernfähigkeiten notwendig,<br />

wie etwa wirklich zuhören, respektieren, von<br />

Herzen sprechen, erkunden, offen sein für das<br />

Unerwartete. Der Dialog lebt auch wesentlich<br />

vom Vertrauen der Teilnehmenden in den<br />

Prozess.<br />

Vom Wortsinn her bedeutet Dia-Logos etwa:<br />

der Logos, d.h. das Verstehen der Wortbedeutungen<br />

fliesst durch das Denken und Sprechen<br />

der Einzelnen und durch das Gespräch hindurch<br />

(dia=durch, hindurch). Dialog ist ein<br />

Praxisfeld und ein Entwicklungsprozess für<br />

generatives, kreatives Denken und bewusste<br />

Kommunikation.<br />

Der Dialog unterscheidet sich wesentlich von<br />

der Diskussion. Er stellt einen Versuch dar, das<br />

Potenzial der jeweiligen Gruppe in den Raum<br />

zu holen, von Herzen zu sprechen, zuzuhören,<br />

feste Meinungen zu suspendieren und den<br />

Redebeiträgen der anderen mit radikalem Respekt<br />

zu begegnen. Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer sitzen im Kreis, arbeiten meist mit<br />

einem Redesymbol und das Gespräch entwickelt<br />

sich aus der Mitte heraus. Fragen werden<br />

an die ganze Gruppe gestellt, die Stille und die<br />

Verlangsamung des Gesprächs ist ein wesentliches<br />

Element. Durch die Verlang¬samung<br />

können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

auch besser wahrnehmen, welche Gedanken<br />

sich in ihrem Inneren entwickeln. David Bohm<br />

sprach davon, dass er mit dem Dialog dem<br />

menschlichen Denken auf die Schliche kommen<br />

möchte. Im Unterschied dazu geht es bei<br />

der Diskussion stärker darum, sich mit seiner<br />

Meinung durchzusetzen.<br />

In seinen Grundformen kann der Dialog als<br />

generativer Dialog – das Thema ist nicht vorgegeben<br />

und entwickelt sich aus der Kreismitte<br />

– oder als strategischer Dialog mit einem<br />

vorgeschlagenen Thema oder einer Frage stattfinden.<br />

DIALOG IST EIN RAUM...<br />

...in dem wir lernen, wie wir hören und wie wir<br />

das, was wir hören, durch unsere individuellen<br />

Filter verarbeiten.<br />

...in dem wir lernen, unsere Gewissheiten zu<br />

suspendieren und uns bewusst machen, wie<br />

jeder und jede von uns den Daten und Eindrücken,<br />

die uns umgeben, Bedeutungen zuweist.<br />

...in dem wir lernen, nicht nur unsere Meinungen<br />

und Ideen zu zeigen, sondern auch die<br />

Gedanken und Gefühle, aus denen unsere<br />

Meinungen und Ideen entstanden sind.<br />

...in dem wir lernen, mit wachsender, echter<br />

Neugier unsere eigenen Gedanken und Annahmen<br />

zu erkunden, ebenso wie die Gedanken,<br />

Annahmen und Ideen von anderen.<br />

...in dem es erlaubt ist, nicht zu „wissen“, um<br />

Fragen zu stellen, die aus dem Bewusstsein,<br />

lernen zu wollen, entstehen und nicht aus dem<br />

Bewusstsein, „recht haben“ zu wollen.<br />

...in dem wir lernen, die Spannung auszuhalten,<br />

die von Polaritäten und Paradoxien geschaffen<br />

wird, und dadurch einen sicheren Raum für<br />

Verschiedenheiten zu schaffen.<br />

...in dem wir lernen, zu verlangsamen und den<br />

Prozess der Kommunikation zu öffnen und<br />

Raum zu schaffen, in dem wir wirklich zuhören<br />

können.<br />

..in dem wir uns selbst erlauben, von der Kommunikation<br />

mit anderen berührt zu werden,<br />

ohne dass wir ablehnen und ausblenden müssen,<br />

was da ist, nur um unsere eigene Position<br />

abzusichern und zu verteidigen.<br />

...in dem wir lernen, Plädieren und Erkunden<br />

auszubalancieren.<br />

..in dem wir lernen, kollektiv zu denken und<br />

schöpferisch zu werden, indem wir entdecken,<br />

dass wir gemeinsam zu neuen Erkenntnissen<br />

kommen.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 55


METHODENSAMMLUNG<br />

HALTUNGEN BZW. KERNFÄHIG-<br />

KEITEN FÜR DEN DIALOG<br />

1. DIE HALTUNG EINES BZW. EINER LER-<br />

NENDEN VERKÖRPERN<br />

Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, neugierig<br />

zu sein und unsere kulturelle Konditionierung,<br />

als Wissende aufzutreten, abzulegen. Der<br />

Zen-Meister Shunryu Suzuki hat es folgendermassen<br />

formuliert: „Im Anfängergeist gibt es<br />

viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt<br />

es wenige.“<br />

2. RADIKALER RESPEKT<br />

bedeutet, die andere Person in ihrem Wesen<br />

als legitim anzuerkennen. Respekt ist in diesem<br />

Sinne aktiver als Toleranz: Ich bemühe mich<br />

darum, die Welt aus der Perspektive des bzw.<br />

der anderen zu betrachten.<br />

3. OFFENHEIT<br />

Dies erfordert die Bereitschaft, offen zu sein<br />

für neue Ideen, für andere Perspektiven, offen<br />

dafür, lang gehegte Annahmen in Frage zu<br />

stellen.<br />

4. SPRICH VON HERZEN<br />

Damit ist gemeint, dass ich von dem spreche,<br />

was mir wirklich wichtig ist, mich wesentlich<br />

angeht. Ich rede nicht, um rhetorisch zu brillieren.<br />

Ich fasse mich kurz.<br />

5. ZUHÖREN<br />

Hier geht es um qualitatives Zuhören: Das<br />

heisst, ich lausche dem bzw. der anderen so<br />

vorbehaltslos wie möglich. Ich bin meinem<br />

Gegenüber empathisch zugewandt und lade es<br />

dazu ein, seine bzw. ihre eigene Welt vertrauensvoll<br />

sichtbar zu machen.<br />

6. VERLANGSAMUNG<br />

Im Dialog wollen wir unseren gedanklichen und<br />

emotionalen Mustern auf die Schliche kommen.<br />

Ohne Verlangsamungsprozess sind wir<br />

dazu kaum in der Lage.<br />

7. ANNAHMEN UND BEWERTUNGEN „SUS-<br />

PENDIEREN“<br />

Unsere individuell unterschiedlichen Glaubenssätze,<br />

Interpretationen und Annahmen liefern<br />

den Zündstoff für endlose Missverständnisse<br />

und Konflikte. Im Dialog üben wir, unsere Annahmen<br />

und Bewertungen offenzulegen und in<br />

der Schwebe zu halten.<br />

8. PRODUKTIVES PLÄDIEREN<br />

Dies ist eine Einladung dazu, die Wurzeln meiner<br />

Gedanken und Gefühle auszusprechen. Ich<br />

benenne also nicht nur das „Endprodukt“ (ein<br />

Statement), sondern auch die Annahmen, Bewertungen,<br />

Vorurteile sowie Beobachtungen,<br />

die mich dazu geführt haben.<br />

9. MICH SELBER BEOBACHTEN<br />

Dies bedeutet, dass ich mich im Dialogprozess<br />

selbst beobachte und mich darum bemühe,<br />

mir meiner eigenen Denk-, Gefühls- und Reaktionsmuster<br />

bewusst zu werden.<br />

INSTRUMENTE DES DIALOGS<br />

KREIS (VGL. OBEN)<br />

Der Kreis steht symbolhaft für die Hierarchielosigkeit.<br />

REDEGEGENSTAND<br />

Der Redestab bzw. Redestein macht sichtbar,<br />

wer jeweils gerade am Wort ist. Er führt<br />

zu einer Verlangsamung des Redeflusses und<br />

dazu, dass einzelne Wortmeldungen sprichwörtlich<br />

mehr Gewicht bekommen. Seine<br />

Verwendung hilft mit, dass Gesprächsanteile<br />

gleichmässiger verteilt werden und dadurch<br />

das Gesamtpotenzial einer Organisation besser<br />

abrufbar wird.<br />

ANFANG/ENDE<br />

Jeder Dialog hat einen klar bezeichneten Anfang<br />

und ein klar bezeichnetes Ende.<br />

LEITUNG<br />

Wesentlich ist der Aufbau eines sogenannten<br />

Dialogcontainers, in dem Menschen vertrauensvoll<br />

miteinander kommunizieren können.<br />

Dialogbegleiterinnen und Dialogbegleiter<br />

haben die Aufgabe, den Dialog entsprechend<br />

einzuführen und speziell auf das gemeinsame<br />

Halten des Containers zu achten.<br />

Weiterführendes:<br />

alle Texte zusammengefasst aus http://arbogast.at/dialogprojekt;<br />

Projektleitung: Christian Hörl und Josef Kittinger<br />

Freeman Dhority und Martina & Johannes Hartkemeyer<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

WORLD CAFÉ<br />

DIE WURZELN<br />

Die Methode World Café wurde von Juanita<br />

Brown und David Isacs entwickelt und ermöglicht<br />

die Arbeit mit Gruppen ab 12 Personen.<br />

Das World Café schafft den Rahmen für lebendige<br />

Netzwerke aus Dialogen zu Fragen,<br />

die für die Teilnehmenden von Relevanz sind.<br />

Der Name ist zugleich eine Metapher. Denn<br />

während wir unser Leben, unsere Organisationen,<br />

Nachbarschaften gestalten, bewegen<br />

wir uns tatsächlich um „Gesprächstische“ in<br />

einem Welt-Café (aus The World Café Resource<br />

Guide).<br />

ANNAHMEN<br />

1. Das Wissen und die Weisheit, die wir benötigen,<br />

um Lösungen zu entwickeln sind vorhanden<br />

und zugänglich.<br />

2. Kollektives Lernen entwickelt sich, wenn<br />

wir die Beiträge der Individuen wertschätzen,<br />

Ideen verknüpfen, „der Mitte zuhören“ und<br />

tiefergehende bzw. weiterführende Themen<br />

und Fragen wahrnehmen.<br />

ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

Das World Café eignet sich für kleinere oder<br />

grössere Gruppen von 12 bis 1'000+ Personen.<br />

World Café ist eine zugleich einfache und sehr<br />

wirkungsvolle Methode. Dabei wird es möglich,<br />

das kollektive Wissen und die kollektive Intelligenz<br />

einer Gruppe zu einem gemeinsamen<br />

Thema zutage zu fördern.<br />

Das Café-Format ist flexibel und kann auf viele<br />

unterschiedliche Gegebenheiten angepasst<br />

werden. Es fördert kooperativen Dialog, Engagement<br />

und konstruktive Handlungsoptionen.<br />

PRINZIPIEN<br />

Beim World Café werden in einem entsprechenden<br />

Raum kleine Tische für vier bis max.<br />

fünf Personen vorbereitet. Für die Gesprächsrunden<br />

gilt folgende ‚Café-Etikette‘ oder Prinzipien:<br />

<br />

Fokus auf das, was wichtig ist<br />

<br />

Eigene Sichtweisen beitragen<br />

<br />

Sprechen und Hören mit Herz und Verstand<br />

<br />

Hinhören, um wirklich zu verstehen<br />

<br />

Ideen verbinden<br />

<br />

Neue Erkenntnisse und tiefergehende Fragen<br />

entdecken!<br />

<br />

Auf die Tischdecke kritzeln ist erwünscht.<br />

<br />

Haben Sie Spass!<br />

ABLAUF WORLD-CAFÉ<br />

1. Setzen Sie vier oder fünf Personen an<br />

Cafétische oder in Gesprächsgruppen zusammen.<br />

2. Die Gruppe wählt einen Gastgeber bzw.<br />

eine Gastgeberin, der bzw. die während<br />

den Durchgängen am Tisch bleibt.<br />

3. Kreieren Sie aufeinander aufbauende<br />

(gewöhnlich drei) Gesprächsrunden von<br />

jeweils ca. 20 bis 30 Minuten. Gute Fragen<br />

sind wichtig (siehe oben)!<br />

4. Ermuntern Sie sowohl die Gastgebenden<br />

als auch die Gäste die wichtigsten Ideen<br />

auf die Tischdecke zu schreiben, zu kritzeln<br />

oder zu malen oder diese auf grosse Karten<br />

oder auf Platzdeckchen aus Papier zu<br />

schreiben und in die Mitte der Runde zu<br />

legen.<br />

5. Nach dem Ende der ersten Gesprächsrunde<br />

bleibt jeweils der bzw. die „Gastgebende“<br />

sitzen, während die anderen<br />

zu „Reisenden» werden oder zu „Meinungs-Botschaftern/Botschafterinnen».<br />

Die<br />

Reisenden transportieren Schlüsselideen,<br />

Themen und Fragen hinein in das nächste<br />

Gespräch.<br />

6. Bitten Sie den Gastgeber bzw. die Gastgeberin,<br />

die neuen Gäste willkommen zu<br />

heissen und kurz die wichtigsten Ideen<br />

mitzuteilen, die Themen und Fragen der<br />

ersten Gesprächsrunde.<br />

7. Ermuntern Sie dann die Gäste, die Ideen<br />

von ihren vorherigen Tischgesprächen zu<br />

verlinken und zu verbinden – indem sie gut<br />

zuhören und jeden Beitrag berücksichtigen.<br />

8. Am Ende der zweiten Gesprächsrunde werden<br />

alle Tische bzw. alle Gesprächs-kreise<br />

im Raum befruchtet sein mit den Erkenntnissen<br />

der vorherigen Gespräche.<br />

9. In der dritten Gesprächsrunde können die<br />

Menschen zu ihren ursprünglichen Tischen<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 57


METHODENSAMMLUNG<br />

zurückkehren, um ihre Entdeckungen zusammenzubringen,<br />

oder sie „reisen» weiter<br />

an neue Tische. Dabei lassen sie denselben<br />

bzw. dieselbe oder einen anderen<br />

Gastgebenden am Tisch sitzen. Manchmal<br />

wird an dieser Stelle zu Beginn der dritten<br />

Gesprächsrunde eine neue Frage zur Vertiefung<br />

der Untersuchung gestellt.<br />

10. Nach den Gesprächsrunden teilen die<br />

Tische ihre Ergebnisse im Plenum. Jetzt<br />

können Muster identifiziert werden, das<br />

kollektive Bewusstsein wächst und es tauchen<br />

Möglichkeiten zum Handeln auft.<br />

11. Sobald Sie wissen, was Sie erreichen wollen<br />

und wie viel Zeit Ihnen zur Verfügung steht,<br />

können Sie die angemessene Anzahl und<br />

Länge der Gesprächsrunden festlegen,<br />

ebenso die effektivste Art der Fragestellung<br />

und die interessanteste Art und Weise,<br />

Ideen zu verbinden und sich gegenseitig zu<br />

inspirieren.<br />

DIE ROLLE DER GASTGEBERIN<br />

DES GASTGEBERS EINES TI-<br />

SCHES<br />

<br />

Erinnern Sie die Gäste an Ihrem Tisch daran,<br />

wichtige Ideen, Entdeckungen, Verbindungen<br />

und tiefer gehende Fragen sofort zu notieren,<br />

wenn sie auftauchen.<br />

<br />

Bleiben Sie an Ihrem Tisch, wenn die anderen<br />

gehen und heissen Sie die „Reisenden» von<br />

den anderen Tischen willkommen.<br />

<br />

Teilen Sie ganz kurz die wichtigsten Erkenntnisse<br />

und Entdeckungen des vorherigen<br />

Gespräches mit, so dass die anderen sich mit<br />

den Ideen ihrer vorherigen Tische einbringen<br />

können.<br />

Weiterführendes:<br />

www.managerseminare.de<br />

www.theworldcafé.com/translations/germancafetogo.pdf<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

WERTSCHÄTZENDE BEFRAGUNG<br />

(APPRECIATIVE INQUIRY)<br />

DIE WURZELN<br />

Appreciative Inquiry (AI, nach Cooperrider und<br />

Srivastva, 1987) ist eine Methode, um Veränderungsprozesse<br />

zu initiieren. Sie setzt bei dem<br />

an, was bereits gut funktioniert. Auf dieser<br />

Phase wird erforscht, wie die wünschenswerte<br />

Zukunft aussehen könnte. Es ist eine gemeinsame<br />

Suche nach Stärken, Begeisterung und<br />

positiven Kräften im System, die zu einem positiven<br />

Wandel beitragen können.<br />

Im Fokus von AI steht die Idee, Organisationen<br />

oder Systeme an dem auszurichten, was<br />

funktioniert und nicht zu reparieren, was nicht<br />

funktioniert. Dabei spielt es eine Rolle, wie wir<br />

bereits die erste Frage definieren. Sie sät den<br />

Samen des Wandels, den wir anstreben.<br />

ANNAHMEN<br />

<br />

In jedem System gibt es etwas, das funktioniert<br />

<br />

Das, worauf wir unseren Fokus legt, wird unsere<br />

Realität<br />

<br />

Realität entsteht im Moment – es gibt mehr als<br />

eine Realität<br />

<br />

Der blosse Akt, Fragen zu stellen, beeinflusst<br />

die Gemeinschaft<br />

<br />

Menschen können leichter und vertrauensvoller<br />

in die Zukunft schreiten, wenn sie Elemente<br />

aus der Vergangen mitnehmen können, bzw.<br />

wenn der Weg auf der Vergangenheit aufbaut<br />

und diese wertschätzt<br />

<br />

Wenn wir Elemente aus der Vergangen mitnehmen,<br />

dann sollen es die besten sein.<br />

<br />

Es ist wichtig, Unterschiede wertzuschätzen.<br />

<br />

Die Sprache, die wir verwenden, prägt unsere<br />

Realität.<br />

ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

AI eignet sich, wenn neue oder andere Perspektiven<br />

nötig sind, oder wenn wir einen Prozess<br />

mit einem frischen Blick starten wollen.<br />

Die Methode unterstützt dabei, eine Gruppe<br />

weiterzubringen, die in der Frage des „Was<br />

ist?“ stecken bleibt. AI öffnet den Blick für das,<br />

was sein könnte.<br />

AI kann mit Individuen, Kleingruppen oder<br />

grossen Organisationen bzw. Systemen angewendet<br />

werden.<br />

ABLAUF – DIE VIER PHASEN<br />

DER WERTSCHÄTZENDEN BE-<br />

FRAGUNG<br />

1. ENTDECKEN – WERTSCHÄTZEN, WAS DA<br />

IST<br />

Je zwei oder drei Teilnehmende interviewen<br />

sich gegenseitig über ihre Erfolgsmomente<br />

in der Vergangenheit („Juwelen entdecken»),<br />

dazu erhalten sie einen Interview-Leitfaden.<br />

Anschliessend erzählen sich 2-3 Kleingruppen<br />

von den Erlebnissen und einigen sich auf eine<br />

Geschichte, die dann im Plenum wiedergegeben<br />

wird. Aus den Geschichten werden die<br />

Stärken abgeleitet, die für die Kernthemen der<br />

Veranstaltung am bedeutendsten sind. All das<br />

wird in einer Galerie ausgestellt.<br />

2. TRÄUMEN – WOHIN KÖNNTE DIE REISE<br />

GEHEN?<br />

Ausgehend von den Bildern wird die Zukunft<br />

gestaltet, und zwar mit der Hilfe von farbenprächtigen<br />

Collagen. Aufgabe ist es, das Idealbild<br />

für die Zukunft zu entwerfen.<br />

3. ENTWERFEN – FESTLEGEN, WAS SEIN<br />

SOLL<br />

In dieser Phase werden konkrete Ideen entwickelt,<br />

wie die Zukunftsvision in der Praxis<br />

aussehen wird. > Woran erkennen wir im Alltag,<br />

dass die Zukunftsvision gelebt wird? Dies<br />

mündet in sogenannte Zukunftsaussagen, am<br />

Ende stehen für jedes Kernthema drei bis fünf<br />

Aussagen auf dem Papier.<br />

4. UMSETZEN – TUN, WAS SEIN SOLL<br />

In der vierten Phase schliesslich gilt es, Massnahmen<br />

zur Umsetzung zu finden. Dazu finden<br />

sich diejenigen an einem Tisch wieder, die<br />

auch in der Praxis zusammenarbeiten.<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 59


METHODENSAMMLUNG<br />

BEISPIEL FÜR PHASE<br />

1: STORYTELLING<br />

Schritt 1: Storytelling<br />

Die Menschen setzen sich zu dritt zusammen.<br />

Je eine Person erzählt eine Geschichte zum<br />

übergeordenten Thema, um das es geht. Eine<br />

Person interviewt bzw. stellt fragen, wenn die<br />

Person ins Stocken kommt. Die Dritte Person<br />

hört aufmerksam zu und zeichnet. > Alle drei<br />

Personen füllen jede Rolle (Erzähler/in, Interviewer/in,<br />

Zeichner/in) einmal aus.<br />

45 Minuten (3x15 Minuten)<br />

Schritt 2: Verdichten in Kleingruppen<br />

Je zwei Trios finden sich zusammen und erzählen<br />

dem jeweils anderen Trio eine der drei<br />

Geschichten. Idealerweise erzählt nicht der<br />

Geschichtengeber/die Geschichtengeberin<br />

die Geschichte.<br />

Danach leiten sie 3-5 Gemeinsamkeiten und<br />

Erkenntnisse ab und tragen sie anschliessend<br />

ins Plenum.<br />

BEISPIEL FÜR EINEN INTERVIEW-<br />

LEITFADEN ZUM THEMA: WIE KANN ICH<br />

ANDERE BEGEISTERN?<br />

Erzähle uns von einer Situation, in der es<br />

dir gelungen ist, dein Team, deine Mitstreiter/innen<br />

von deinen Ideen zu begeistern,<br />

sodass ihr dann gemeinsam weiter gegangen<br />

seid.<br />

<br />

Was ist passiert? Wer war dabei? Wie ging es<br />

dir dabei?<br />

<br />

Erzähl mir mehr darüber!<br />

<br />

Was in deiner Geschichte hat dich besonders<br />

berührt, beflügelt, gestärkt, gefreut?<br />

<br />

Was waren die Erfolgsfaktoren in deiner<br />

Geschichte? Fähigkeiten, Talente, Verhalten,<br />

Charakteristika, Rahmenbedingungen, die zum<br />

Erfolg deiner Geschichte beigetragen haben.<br />

Wie haben andere in deinem Umfeld diese<br />

Geschichte erlebt?<br />

Welche positive Wirkung hatte die Geschichte<br />

auf dich? Auf dein Umfeld, den Anlass, andere,<br />

...?<br />

Schritt 3: Verdichten in Kleingruppen<br />

Ernte der Erkenntnisse im Plenum nach dem<br />

Bingo-Prinzip.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

15-MINUTES-DANCE / SOCIAL BODY / THE<br />

VILLAGE<br />

von Arawana Hayashi<br />

Alle drei Übungen hat Arawana Hayashi entwickelt,<br />

die zusammen mit Otto Scharmer das<br />

Social Presencing Theater entwickelt hat, einer<br />

Anwendung der Theorie U in die Praxis.<br />

15-MINUTES DANCE<br />

Die Übung bringt die Aufmerksamkeit in den<br />

Körper. Sie ist ganz einfach und braucht keine<br />

Hilfsmittel.<br />

Die Menschen legen sich hin und haben die<br />

Aufgabe, innerhalb von 15 Minuten vom Liegen<br />

ins Stehen zu kommen.<br />

Anleiten: Beim Atem bleiben, Gedanken ziehen<br />

lassen, Bewegungsimpulse nicht mit dem Kopf<br />

steuern, sondern entstehen lassen.<br />

Die Übung ist eine gute Gelegenheit, das blosse<br />

Wahrnehmen zu üben, ohne zu bewerten.<br />

SOCIAL BODY<br />

Die Übung baut auf die obige auf. 4-5 Personen<br />

bilden zusammen einen «Social Body». Sie<br />

haben folgende Bewegungsmuster, aus denen<br />

sie individuell wählen können:<br />

Liegen, Sitzen/Knien, Stehen.<br />

Die Menschen sind mit der Aufmerksamkeit<br />

zur Hälfte bei sich selbst und zur Hälfte beim<br />

Social Body, also in einer 360°-Wahrnehmung.<br />

Die Menschen sind frei, ihre Position bzw. ihr<br />

Bewegungsmuster jederzeit zu ändern. Dabei<br />

achten sie darauf, was mit ihnen geschieht und<br />

was sich im Social Body mit jeder Bewegung<br />

verändert.<br />

Die Übung ist eine gute Gelegenheit, das blosse<br />

Wahrnehmen zu üben, ohne zu bewerten.<br />

Überdies schärft die Übung die 360°-Wahrnehmung<br />

und trägt zur Selbstreflexion bei. Was<br />

geschieht mit mir? Was lerne ich daraus?<br />

nach Anzahl der Menschen variiert. Sie haben<br />

folgende Bewegungsmuster zur Verfügung:<br />

Liegen, Sitzen/Knien, Stehen, Gehen, Rennen.<br />

Als sechstes Element kann später das Grüssen<br />

eingeführt werden. Das Grüssen ist eine Begegnung<br />

im Gehen oder Stehen mit Kontaktaufnahme<br />

über die Augen, gegenseitiger Verbeugung,<br />

Abschied.<br />

Alles geschieht ohne Worte. Die Teilnehmenden<br />

haben den Auftrag, mit einem Drittel der<br />

Aufmerksamkeit bei sich zu sein, mit 2/3 bei<br />

der Gruppe. Sie haben die Möglichkeit, Bewegungsmustern<br />

von andern zu folgen oder diese<br />

zu spiegeln.<br />

Wenn die Leitung den Eindruck hat, dass<br />

ge-schauspielert wird: verlangsamen und vereinfachen.<br />

Es geht um Einfachheit und Reduktion<br />

und darum, dass die Menschen sich selber<br />

und ihr Umfeld wahrnehmen.<br />

Die Leitung kann hin und wieder Selbstreflexionsfragen<br />

einbringen wie: Beobachte, was<br />

mit dir geschieht, wenn du dich in der Mitte<br />

bewegst, wenn dich jemand spiegelt, wenn du<br />

am Rande bist, ...<br />

Ähnlich wie beim Social Body ist die Übung<br />

eine gute Gelegenheit, eigenen Mustern auf<br />

die Schliche zu kommen und die 360°-Wahrnehmung<br />

zu schulen.<br />

THE VILLAGE<br />

In dieser Übung bewegen sich die Menschen<br />

in einem abgesteckten Feld, dessen Grösse je<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 61


METHODENSAMMLUNG<br />

FÜHRUNGSLINIE<br />

...<br />

TITEL<br />

Text<br />

TITEL<br />

Text<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

MONORAILS, SOZIOGRAMME<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 63


METHODENSAMMLUNG<br />

POMODORO<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

BAUERNSCHACH<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 65


METHODENSAMMLUNG<br />

SPEED-DATING - SPRECHEN UND ZUHÖREN<br />

IM GLEICHGEWICHT<br />

WOZU SPEED-DATING?<br />

Speed-Dating ist eine Übungsform, die wir oft<br />

verwenden, um Gruppen zu Beginn einer Arbeitsphase<br />

miteinander in Kontakt zu bringen.<br />

Das Besondere daran ist die rigide Struktur:<br />

Die Frage, zu der die Menschen sprechen ist<br />

ebenso vorgegeben wie die Zeit und die Rolle.<br />

Eine Person spricht, eine Person hört zu. Damit<br />

ist garantiert, dass alle gleichviel sprechen<br />

und gleichviel zuhören. Auch die ruhigen und<br />

schüchternen Menschen kommen zu Wort.<br />

Die Übung lässt sich sowohl zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen einsetzen, zur Einstimmung auf<br />

ein Thema sowie zur Reflexion eines Themas.<br />

DIE METHODE IM DETAIL<br />

ABLAUF<br />

Die Leiterin bzw. der Leiter bereitet zwei Stuhlreihen<br />

vor, so dass sich die Menschen vis à<br />

vis voneinander hinsetzen können. Die Reihen<br />

sollten so nahe beinander sein, dass die<br />

Menschen in normalem Plauderton sprechen<br />

können und sich dabei gut verstehen.<br />

Die Menschen nehmen in den beiden Reihen<br />

Platz. Jede Person muss ein eindeutiges<br />

Gegenüber haben. (Bei ungerader Anzahl<br />

Personen, dient einer Person als Gegenüber<br />

ein leerer Stuhl, ein Stein, ein Blumenstrauss…<br />

oder ähnlich.)<br />

Die Leiterin bzw. der Leiter erklärt den Ablauf.<br />

Er bzw. sie stellt eine Frage. Die Personen in<br />

einer der beiden Reihen beginnen zu Sprechen.<br />

Die jeweilige Person gegenüber hört zu.<br />

Sie unterbricht die sprechende Person nicht.<br />

Ein solche Runde dauert – ja nach verfügbarer<br />

Zeit und Fragestellungen 1-2 Minuten. Der<br />

Leiter bzw. die Leiterin stoppt die Zeit und<br />

gibt ein Signal (z.B. mit einer Glocke), wenn die<br />

Runde zu Ende ist. Dann spricht das Gegenüber<br />

zur gleichen Frage und hat die gleiche<br />

Zeit zur Verfügung.<br />

(Bei ungerader Anzahl Personen hat jemand<br />

kein Gegenüber und nutzt die beiden Zeitslots,<br />

sich selber mit dieser Frage auseinanderzusetzen.)<br />

Nun folgt die zweite Runde. Dazu wechseln die<br />

Menschen der einen Seite den Platz. Sie rücken<br />

um je einen Platz nach rechts. Die Person<br />

am Ende der Reihe rückt am anderen Ende der<br />

Reihe nach. So hat nun jede Person ein neues<br />

Gegenüber und es folgt die zweite Frage.<br />

ZEITBEDARF<br />

Mindestens 20 Minuten, besser etwas mehr.<br />

GRUPPENGRÖSSE<br />

8 bis sehr viele<br />

MATERIAL<br />

gute Fragen, eine Uhr/Stoppuhr, eine Glocke<br />

oder ähnlich<br />

HINWEISE FÜR DIE LEITUNGSPERSON<br />

(HOST, FACILITATOR, …)<br />

Mit den Fragen prägt man den Charakter<br />

der Übung. Je nachdem, was danach kommt,<br />

wählen wir Fragen, welche das Out-of-the-box-<br />

Denken anregen, reflektive Fragen, Fragen mit<br />

Bezug zum Thema, das folgt, etc.<br />

Die rigide Struktur mag zuerst befremdlich<br />

scheinen. Nur wenn sie eingehalten wird, entwickelt<br />

diese Übung jedoch ihre volle Kraft. Wir<br />

haben die Erfahrung gemacht, dass die Menschen<br />

in diesem Setting sehr wertvolle und<br />

verbindende Gespräch führen.<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016


METHODENSAMMLUNG<br />

JA, UND / JA, ODER - SPIEL<br />

...<br />

TITEL<br />

Text<br />

TITEL<br />

Text<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 67


VERZWICKTES FRAGEN-SPIEL (WICKED<br />

QUESTION GAME)<br />

...<br />

WOZU DAS WICKED QUESTION<br />

GAME?<br />

Das Verzwickte Fragen-Spiel dient dazu, die<br />

Frage hinter der Frage zu finden, also die eigene<br />

Frage zu vertiefen. Dadurch wird ein neuer<br />

sozialer Kontext geschaffen, der es ermöglicht<br />

einen anderen Blickwinkel einzunehmen. So<br />

ergeben sich sehr schnell neue Möglichkeiten<br />

für scheinbar unlösbare Probleme.<br />

MATERIAL<br />

Die ursprüngliche Frage wird auf einem blauen<br />

Zettel aufgeschrieben, die Frage, die aus dem<br />

Prozess entsteht, wird am Ende der Zeit auf<br />

einem orangen Zettel neu formuliert/festgehalten<br />

– gesammelt.<br />

URSPRUNG DES SPIELS<br />

Dieses Spiel entstand auf einem AoH-Training<br />

vor einigen Jahren. Das Ansinnen: Man befragt<br />

das Problem, bis es platzt.<br />

ABLAUF<br />

Zunächst sucht jede und jeder Teilnehmende<br />

nach einer Frage, die sie bzw. ihn tief beschäftigt.<br />

Diese Frage kann in die Runde von 5<br />

Personen eingebracht werden - drei nehmen<br />

Platz, zwei stehen beobachtend in einem äußeren<br />

Kreis, hören zu und hosten das Gespräch.<br />

Im inneren Kreis beginnt jemand mit seiner<br />

bzw. ihrer Frage, alle weiteren Gesprächspartner<br />

und Gesprächspartnerinnen dürfen<br />

eben-falls nur mit Fragen antworten. Das heißt,<br />

das Gespräch wird nur über Fragen strukturiert.<br />

Alle Beteiligten können jederzeit auch<br />

ihre Fragen einbringen. Es wird keine Antwort<br />

gegeben, nur weiter gefragt. Impulse nach Antworten<br />

wer-den gestoppt. Aus der Frage soll<br />

eine schärfere, tiefere Frage entstehen.<br />

Die zwei Personen im Außenkreis sind mit der<br />

Frage beschäftigt: Was braucht es, damit ich<br />

ein guter Gastgeber bzw. gute Gastgeberin<br />

bin? Wie kann ich in meiner Rolle unterstützen,<br />

dass gute Fragen entstehen? Oder es taucht<br />

der Impuls auf: Ich will auch mitspielen und<br />

gebe ein Zeichen, um den Platz mit den Personen<br />

im Innenkreis zu tauschen.<br />

Die Gesamtdauer des Spiels beträgt rund 60<br />

Minuten, nach einer kurzen Einführung und<br />

der Fragephase von rund 40 Minuten folgt die<br />

Ernte (ca. 15 Min.). Der Prozess führt vielfach<br />

zu erstaunlichen Lösungen, für die es ansonsten<br />

viel Zeit brauchen würde.


METHODENSAMMLUNG<br />

THANKYOU<br />

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tincidunt tortor, nec tempor tortor.”<br />

ORGANIC LEADERSHIP | 69


“A kiss is a lovely<br />

trick designed by<br />

nature to stop<br />

speech when words<br />

become superfluous.”<br />

Volume 01 No. 01 Jan 2016

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