Ergebnisbericht (Teil II) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Ergebnisbericht (Teil II) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Ergebnisbericht (Teil II) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) - Ergebnisbericht (Teil II) - Exposition gegenüber Pestiziden (Haupthypothese II) Wolfgang Hoffmann Claudia Terschüren Walter Schill Hermann Pohlabeln Eberhard Greiser Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft Schleswig-Holstein und des Ministeriums für Soziales,Frauen, Familie und Gesundheit Niedersachsen Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) Institut für Community Medicine, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Greifswald, im Juli 2003
- Seite 2 und 3: Danksagung Für wertvolle Unterstü
- Seite 4 und 5: Inhalt 1 Einleitung ...............
- Seite 6 und 7: 2.10.4.2 Gewichtung nach Aufenthalt
- Seite 8 und 9: 4.7.1 Tabellarische und graphische
- Seite 10 und 11: 1 Einleitung Norddeutsche Leukämie
- Seite 12 und 13: Vor allem bei Kindern ist neben der
- Seite 14 und 15: Kriterien für die Einstufung eines
- Seite 16 und 17: über einen Staubtransport nicht ef
- Seite 18 und 19: Eine neuere Studie zeigte eine schw
- Seite 20 und 21: sie im Süden der USA (Arizona) dur
- Seite 22 und 23: 1.2 Spezifikation der Haupthypothes
- Seite 24 und 25: Anhand von Angaben der zuständigen
- Seite 26 und 27: 2.3 Response Tab. 2-1 Response bei
- Seite 28 und 29: 2.4 Anforderungen an das Quantifizi
- Seite 30 und 31: Eine weitere Studie zum “Mouthing
- Seite 32 und 33: kinder sowohl in der Wohnung als au
- Seite 34 und 35: 2.4.1.3.1 Altersabhängige Gewichtu
- Seite 36 und 37: Tab. 2-6 Typical-Case “Soil Inges
- Seite 38 und 39: Forts. Tab. 2-7 Basisvariablen Expe
- Seite 40 und 41: chen Anwendungshäufigkeit und Gewi
- Seite 42 und 43: 2.5.3 Gewichtung der Anwendungshäu
- Seite 44 und 45: Tab. 2-10 Gewichtungsfaktoren für
- Seite 46 und 47: Tab. 2-12 Nach Expertenquantifizier
- Seite 48 und 49: 2.5.8 Für die Expertenquantifizier
- Seite 50 und 51: 2.5.9.1 Selbstanwendung der Insekti
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)<br />
- <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) -<br />
Exposition gegenüber<br />
Pestiziden<br />
(Haupthypothese <strong>II</strong>)<br />
Wolfgang Hoffmann<br />
Claudia Terschüren<br />
Walter Schill<br />
Hermann Pohlabeln<br />
Eberhard Greiser<br />
Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und<br />
Landwirtschaft Schleswig-Holstein und des Ministeriums für<br />
Soziales,Frauen, Familie und Gesundheit Niedersachsen<br />
Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)<br />
Institut für Community Medicine,<br />
<strong>Ernst</strong>-<strong>Moritz</strong>-<strong>Arndt</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Greifswald</strong>,<br />
<strong>Greifswald</strong>, im Juli 2003
Danksagung<br />
Für wertvolle Unterstützung bei Recherchen, der Kodierung und Aufbereitung von<br />
Rohdaten und zahlreiche weitere Beiträge zu diesem <strong>Ergebnisbericht</strong> bedanken wir<br />
uns bei den Mitarbebeitern der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie<br />
(NLL). Im Kontext der Haupthypothese <strong>II</strong> möchten wir stellvertretend herausheben:<br />
Claudia Brünings-Kuppe<br />
Anja Cuesta-Linker<br />
Anne Drewes<br />
Detlev Ferk<br />
Andrea Gottlieb<br />
Cornelia Heitmann<br />
Christiane Hälbig<br />
Karin Hilbig<br />
Renate Lange<br />
Birgit Petershagen<br />
Ursel Prote<br />
Achim Reineke<br />
Christel Schicktanz<br />
Hannelore Seibler<br />
Susanne Straif<br />
Für die Unterstützung bei der Operationalisierung und Quantifizierung sowie die fachlich-kritische<br />
Durchsicht einzelner Bereiche der Expositionsermittlung danken wir folgenden<br />
externen Experten:<br />
Olaf Hostrup<br />
Institut für angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX)<br />
Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong>, Oldenburg<br />
Werner Butte<br />
Institut für angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX)<br />
Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong>, Oldenburg<br />
Dem Epidemiologischen Studienbeirat der NLL danken wir für zahlreiche inhaltliche<br />
und methodische Anregungen und die kritische Begleitung während der gesamten<br />
Durchführung der Studie:<br />
Karl-Heinz Jöckel<br />
Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der <strong>Universität</strong> Essen<br />
(Vorsitzender)<br />
Ursula Ackermann-Liebrich<br />
Inst. für Sozial- und Präventivmedizin<br />
der <strong>Universität</strong> Basel<br />
Jürgen Berger<br />
Inst. für Mathematik und Datenverarbteitung in der Medizin<br />
<strong>Universität</strong> Hamburg<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 2 von 347
Michael Schümann<br />
Behörde f. Arbeit, Gesundheit u. Soziales und des<br />
Instituts für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin<br />
Hamburg<br />
Fred Stevenson<br />
Institut f. Toxikologie der Christian-Albrechts-<strong>Universität</strong> Kiel<br />
Heinz-Erich Wichmann<br />
Institut für Epidemiologie<br />
GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit<br />
Neuherberg<br />
Beratende Mitglieder<br />
Dietrich Harder (Medizinische Physik, Dosimetrie)<br />
Inst. für Medizinische Physik und Biophysik<br />
<strong>Universität</strong> Göttingen<br />
Hermann Heimpel (Hämatologie)<br />
Innere Klinik <strong>II</strong>I für Hämatologie und Onkologie<br />
Medizinische <strong>Universität</strong>sklinik Ulm<br />
VertreterInnen der Auftraggeber der NLL<br />
Klaus-Dietrich Sturm<br />
Karin Pfaff<br />
Ministerium für Umwelt, Natur u. Forsten<br />
des Landes Schleswig-Holstein<br />
Kiel<br />
Michael Csicsaky<br />
Gabriele Raguse-Degener<br />
Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales (MFAS) Niedersachsen<br />
Hannover<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 3 von 347
Inhalt<br />
1 Einleitung ................................................................................................10<br />
1.1 Exposition gegenüber Pestiziden..............................................................10<br />
1.1.1 Hintergrund für diese Hypothese in der Norddeutschen Leukämie-<br />
und Lymphomstudie (NLL) .......................................................................10<br />
1.1.2 Belastungen aus Umweltquellen...............................................................10<br />
1.1.3 Berufliche Belastung.................................................................................12<br />
1.1.4 Exposition durch Anwendungen in Wohnräumen .....................................14<br />
1.1.5 Exposition von Kindern .............................................................................17<br />
1.1.5.1 Präkonzeptionelle und pränatale Exposition.............................................17<br />
1.1.5.2 Exposition im Kindesalter .........................................................................18<br />
1.1.6 Methodische Problematiken bei der Expositionsermittlung.......................20<br />
1.2 Spezifikation der Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL ...........................................22<br />
1.2.1 Operationalisierung der Exposition gegenüber Pestiziden .......................22<br />
1.2.2 Quantifizierung der lebenslangen Exposition gegenüber Pestiziden ........22<br />
1.2.2.1 Abstände zu potentiellen Emittenten in der Umgebung ............................23<br />
1.2.2.2 Exposition im Beruf...................................................................................24<br />
2 Material und Methoden...........................................................................24<br />
2.1 Kategorisierung der Zieldiagnosen der NLL .............................................24<br />
2.2 Matching ...................................................................................................25<br />
2.3 Response .................................................................................................26<br />
2.4 Anforderungen an das Quantifizierungskonzept.......................................28<br />
2.4.1 Besonderheiten bei der Quantifizierung der Exposition im Kindesalter ....28<br />
2.4.1.1 Expositionsrelevante kindliche Verhaltensmuster.....................................29<br />
2.4.1.2 Tägliche Aktivitätsmuster von Kindern......................................................32<br />
2.4.1.3 Einbeziehung dieser Besonderheit in die Quantifizierung.........................33<br />
2.5 Exposition gegenüber Insektiziden in Innenräumen .................................36<br />
2.5.1 Expertenquantifizierung der Insektizidanwendungen – Basisdaten..........36<br />
2.5.2 Expertenquantifizierung Insektizide - Vorgehen........................................39<br />
2.5.3 Gewichtung der Anwendungshäufigkeit von Insektiziden .........................42<br />
2.5.4 Gewichtungsfaktoren für die Anwendungsform ........................................42<br />
2.5.5 Gewichtung anhand von behandelten Räumlichkeiten .............................43<br />
2.5.6 Maßnahmen zur Dekontamination nach Anwendung ...............................44<br />
2.5.7 Variablen der Expertenquantifizierung......................................................45<br />
2.5.8 Für die Expertenquantifizierung nicht relevante Rohdaten .......................48<br />
2.5.9 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />
Insektizide.................................................................................................48<br />
2.5.9.1 Selbstanwendung der Insektizide .............................................................50<br />
2.5.9.2 Expositionsmodifizierende Faktoren - Kontakt mit den Mittel und<br />
Schutzmaßnahmen...................................................................................50<br />
2.5.9.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition<br />
gegenüber Insektiziden.............................................................................52<br />
2.5.9.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Insektizide in Innenräumen...54<br />
2.6 Exposition gegenüber Holzschutzmitteln ..................................................54<br />
2.6.1 Expertenquantifizierung zu Anwendungen von Holzschutzmitteln –<br />
Basisdaten................................................................................................54<br />
2.6.2 Expertenquantifizierung Holzschutzmittel - Vorgehen des Experten ........57<br />
2.6.3 Anwendungshäufigkeit bei Holzschutzmitteln...........................................59<br />
2.6.4 Gewichtungsfaktoren für behandelte Fläche ............................................60<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 4 von 347
2.6.5 Gewichtung anhand der behandelten Räumlichkeiten..............................61<br />
2.6.6 In der Expertenquantifizierung nicht verwendete Rohdaten .....................62<br />
2.6.7 Variablen der Expertenquantifizierung Holzschutzmittel...........................62<br />
2.6.8 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />
Holzschutzmittel........................................................................................65<br />
2.6.8.1 Selbstanwendung von Holzschutzmitteln .................................................67<br />
2.6.8.2 Kontakt mit dem Holzschutzmittel und Schutzmaßnahmen......................68<br />
2.6.8.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln ...................................................................70<br />
2.6.8.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Holzschutzmittel in<br />
Innenräumen.............................................................................................72<br />
2.7 Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten ..........................73<br />
2.7.1 Exposition durch Pestizide im Garten - Basisvariablen.............................73<br />
2.7.2 Interaktives Editing der Klartexte zu Namen der Mittel .............................76<br />
2.7.3 Vorgehen zur Quantifizierung der Exposition im Garten...........................76<br />
2.7.4 Ermittlung der Zeiträume von Gartenphasen............................................79<br />
2.7.5 Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln im Garten................................79<br />
2.7.5.1 Angaben zum angewendeten Biozid ........................................................80<br />
2.7.5.2 Anwendungshäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln ...................................81<br />
2.7.6 Gewichtungsfaktoren für Anwendungsform ..............................................81<br />
2.7.7 Für die Quantifizierung nicht relevante Rohdaten des Abschnitts<br />
Garten.......................................................................................................82<br />
2.7.8 Selbstanwendung der Mittel im Garten.....................................................82<br />
2.7.9 Modifizierende Faktoren: Kontakt mit dem Mittel und<br />
Schutzmaßnahmen bei Anwendung .........................................................83<br />
2.7.9.1 Multiplikative Scores für die akute Exposition, Pestizidanwendungen<br />
im Garten..................................................................................................85<br />
2.7.9.2 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizidanwendungen<br />
im Garten..................................................................................................87<br />
2.8 Exposition durch Behandlungen gegen Tierparasiten bei Haustieren ......88<br />
2.8.1 Quantifizierung der Tierbehandlungen - Basisdaten.................................88<br />
2.8.2 Interaktives Editing der Rohdaten zu Haustieren......................................91<br />
2.8.3 Zeiträume von Tierbehandlungen.............................................................92<br />
2.8.4 Art der durchgeführten Behandlungen gegen Tierparasiten .....................93<br />
2.8.4.1 Abschätzungen zur Exposition anhand externer Angaben .......................94<br />
2.8.5 Quantifizierung der chronischen Exposition..............................................96<br />
2.8.6 Bildung des Expositionsscores für Tierparasitenbehandlungen ...............97<br />
2.9 Exposition durch Kopflausbehandlungen..................................................99<br />
2.9.1 Quantifizierung zu Kopflausbehandlungen – Basisdaten..........................99<br />
2.9.2 Interaktives Editing der Klartexte zur Behandlungsart bei Kopfläusen......99<br />
2.10 Exposition durch Nähe zu Baumschulen ................................................101<br />
2.10.1 Ermittlung der Größenordnung anhand externer Daten..........................101<br />
2.10.1.1 Gartenbaufläche in Schleswig-Holstein ..................................................101<br />
2.10.1.2 Gartenbaufläche in Niedersachsen.........................................................102<br />
2.10.2 Datenbank zu Baumschulen im Untersuchungsgebiet der NLL..............103<br />
2.10.2.1 Internet-Recherche zu Baumschulen......................................................103<br />
2.10.2.2 Ermittlung der Inbetriebnahmejahre........................................................105<br />
2.10.3 Zuordnung von Gauß-Krüger-Koordinaten .............................................105<br />
2.10.4 Ermittlung der Entfernung zwischen Baumschule und<br />
Probandenstandort .................................................................................105<br />
2.10.4.1 Plausibilitätsprüfung für berechnete Abstände .......................................106<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 5 von 347
2.10.4.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit zu Baumschulen ................................106<br />
2.11 Exposition durch Pestizideinsatz an Bahndämmen ................................107<br />
2.11.1 Expositionserfassung mittels geographischem Informationssystem.......108<br />
2.11.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit............................................................111<br />
2.12 Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft.......................112<br />
2.12.1 Entwicklung eines Index für regional eingesetzte Pestizidmengen in<br />
Abhängigkeit von der Agrarstruktur ........................................................112<br />
2.12.1.1 Größenordnung ......................................................................................112<br />
2.12.1.2 Eingangsdaten aus Schleswig-Holstein..................................................113<br />
2.12.1.3 Eingangsdaten für Niedersachsen..........................................................115<br />
2.12.2 Bildung eines gemeindespezifischen Scores..........................................116<br />
2.12.2.1 Dimensionen des gemeindespezifischen Landwirtsschaftsscores..........116<br />
2.12.3 Verknüpfung mit den Adreßangaben der Probanden .............................118<br />
2.12.3.1 GKZ zu Probandenangaben ...................................................................118<br />
2.12.3.2 Zuordnung des gemeindespezifischen Expositionsscores anhand<br />
der GKZ ..................................................................................................119<br />
2.12.3.3 Einbeziehung des Matchings..................................................................120<br />
2.13 Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld ........................121<br />
2.13.1 Definition der Arbeitsphase.....................................................................121<br />
2.13.2 Kodierung der Branchen und Berufe ......................................................122<br />
2.13.3 Umsetzung in eine Job-Exposure-Matrix ................................................122<br />
2.13.4 Expositionszuweisung in der Pannett-Matrix ..........................................123<br />
2.13.4.1 Expositionsindex zur hypothesenspezifischen Risikoschätzung.............123<br />
2.13.4.2 Datentechnische Umsetzung..................................................................124<br />
2.13.4.3 Kumulativer, lebenslanger Expositionsindex ..........................................125<br />
2.14 Imputation bei nicht informativen Rohdaten............................................129<br />
3 Univariate deskriptive Ergebnisse ......................................................131<br />
3.1 Deskriptive Ergebnisse zu Anwendungen von Insektiziden....................131<br />
3.1.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute<br />
Exposition gegenüber Insektiziden nach Kontaktart ...............................135<br />
3.1.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation .......................................135<br />
3.1.1.2 Haut / Hände benetzt..............................................................................135<br />
3.1.1.3 Flecken auf der Kleidung ........................................................................135<br />
3.1.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische<br />
Exposition gegenüber Insektiziden .........................................................135<br />
3.1.3 Untersuchung auf Informationsüberschneidungen .................................136<br />
3.2 Holzschutzmittel: Ergebnisse der deskriptiven Analyse..........................137<br />
3.2.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute<br />
Exposition gegenüber Holzschutzmitteln nach Kontaktart ......................140<br />
3.2.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation .......................................141<br />
3.2.1.2 Haut / Hände benetzt..............................................................................141<br />
3.2.1.3 Flecken auf der Kleidung ........................................................................141<br />
3.2.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische<br />
Exposition gegenüber Holzschutzmitteln ................................................141<br />
3.3 Pestizide im Garten: Ergebnisse der deskriptiven Analyse.....................141<br />
3.4 Überprüfung von Assoziationen zwischen den Scores für<br />
Innenraumbiozide, Holzschutzmittel und Pestizide im Garten<br />
zur Bildung von Modellvariablen.............................................................146<br />
3.4.1 Rangkorrelationen zur Überprüfung von Assoziationen zwischen<br />
den Scores zur Darstellung der akuten Exposition .................................146<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 6 von 347
3.4.2 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen dem Gesamtscore<br />
für die akute Exposition und dem Score für die chronische Exposition...148<br />
3.4.3 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen den Scores für<br />
Insektizide, Holzschutzmittel und Gartenpestizide..................................153<br />
3.4.4 Definition der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und<br />
Pestizidanwendungen im Garten............................................................160<br />
3.5 Verteilungen der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel<br />
und Pestizide im Garten .........................................................................160<br />
3.5.1 Verteilung der akuten, lebenslang akkumulierten Exposition..................160<br />
3.5.1.1 Insektizide...............................................................................................160<br />
3.5.1.2 Holzschutzmittel (HSM) ..........................................................................162<br />
3.5.1.3 Pestizide im Garten ................................................................................164<br />
3.5.2 Verteilung der chronischen, lebenslang akkumulierten Exposition .........166<br />
3.5.2.1 Insektizide...............................................................................................166<br />
3.5.2.2 Holzschutzmittel......................................................................................168<br />
3.6 Behandlungen gegen Tierparasiten (äußerlich): Ergebnisse der<br />
deskriptiven Analyse...............................................................................171<br />
3.7 Kopflausbehandlungen – Ergebnisse der deskriptiven Analyse .............172<br />
3.8 Deskriptive Ergebnisse für die Exposition durch Emittenten<br />
in der Umwelt..........................................................................................173<br />
3.8.1 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Baumschulen..................173<br />
3.8.2 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Bahndämmen .................175<br />
3.8.3 Gemeindespezifischer Landwirtschaftsscore..........................................175<br />
3.9 Berufliche Exposition gegenüber Pestiziden...........................................176<br />
4 Ergebnisse der multivariaten Risikoschätzungen .............................177<br />
4.1 Konstruktion der finalen Modelle.............................................................177<br />
4.2 Kategorisierung der Expositionsvariablen im Modell ..............................179<br />
4.2.1 Variablen für akute und chronische Exposition.......................................179<br />
4.2.2 Expositionsvariablen, für die nicht nach akut und chronisch<br />
unterschieden wurde ..............................................................................179<br />
4.2.3 Potentielle Confounder ...........................................................................180<br />
4.3 Darstellung der Ergebnisse ....................................................................181<br />
4.3.1 Tabellarische Darstellung der Odds Ratios ............................................181<br />
4.3.2 Graphische Darstellung und OR für linearen Trend für die<br />
akute Exposition .....................................................................................181<br />
4.4 Akute Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen ...................182<br />
4.5 Aggregationsebene <strong>II</strong>..............................................................................184<br />
4.5.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................184<br />
4.5.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................189<br />
4.6 Aggregationsebene I...............................................................................194<br />
4.6.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) ......................................................194<br />
4.6.1.1 Erwachsene............................................................................................194<br />
4.6.2 Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) ...........................................199<br />
4.6.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)..................................204<br />
4.6.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM) ...................................................209<br />
4.6.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome,<br />
einschließlich CLL (NHLNC)...................................................................214<br />
4.6.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)....................................219<br />
4.7 Chronische Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen ..........224<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 7 von 347
4.7.1 Tabellarische und graphische Darstellung der Ergebnisse für die<br />
chronische Exposition.............................................................................225<br />
4.8 Aggregationsebene <strong>II</strong>..............................................................................227<br />
4.8.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................227<br />
4.8.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................232<br />
4.9 Aggregationsebene I...............................................................................237<br />
4.9.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) ......................................................237<br />
4.9.1.1 Kinder unter 15 Jahren ...........................................................................237<br />
4.9.1.2 Erwachsene............................................................................................240<br />
4.9.2 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) ..................................245<br />
4.9.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)..................................250<br />
4.9.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM) ...................................................255<br />
4.9.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome,<br />
einschließlich CLL (NHLNC)...................................................................260<br />
4.9.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)....................................265<br />
5 Diskussion ............................................................................................270<br />
5.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition<br />
durch Pestizide .......................................................................................270<br />
5.1.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu lymphatischen Entitäten<br />
(LYMPH).................................................................................................270<br />
5.1.2 Zusammenfassung der Ergebnisse zu nicht-lymphatischen<br />
Entitäten (NLYMP)..................................................................................271<br />
5.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten lymphatischen<br />
Leukämie (ALL) ......................................................................................271<br />
5.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten nicht-lymphatischen<br />
Leukämie (ANLL)....................................................................................272<br />
5.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse zur chronischen<br />
nicht-lymphatischen Leukämie (CNLL) ...................................................273<br />
5.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse zu Multiples Myelom,<br />
Plasmozytom (MM).................................................................................273<br />
5.1.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zu niedrig malignen<br />
Non-Hodgkin-Lymphomen einschließlich CLL (NHLNC) ........................274<br />
5.1.8 Zusammenfassung der Ergebnisse zu hoch malignen<br />
Non-Hodgkin-Lymphomen (NHLH).........................................................275<br />
5.1.9 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend.........................................275<br />
5.2 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition<br />
durch Pestizide .......................................................................................276<br />
5.2.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................276<br />
5.2.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................276<br />
5.2.3 Einzelentitäten der Aggreagtionsebene I ................................................277<br />
5.2.4 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend.........................................277<br />
5.3 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Modelle zu akuter und<br />
chronischer Exposition............................................................................277<br />
5.3.1 Schlußfolgerungen zu Risikoschätzern der akuten und chronischen<br />
Exposition ...............................................................................................278<br />
5.4 Sensitivität der Ergebnisse auf die Kategorisierung der Diagnosen .......279<br />
5.5 Zusammenfassung aller Zieldiagnosen (Aggregationsebene <strong>II</strong>I)............280<br />
5.5.1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I,<br />
alle Entitäten (LEUK) ..............................................................................281<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 8 von 347
5.5.1.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition -<br />
alle Zieldiagnosen (LEUK) ......................................................................285<br />
5.5.2 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition),<br />
Aggregationsebene <strong>II</strong>I, alle Entitäten (LEUK) .........................................286<br />
5.5.2.1 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition – alle<br />
Zieldiagnosen (LEUK).............................................................................290<br />
5.5.3 Diskussion der Ergebnisse der Aggregationsebene <strong>II</strong>I ...........................290<br />
5.5.4 Schlußfolgerungen zur Aggregation aller Zieldiagnosen ........................291<br />
5.6 Vorgehen bei verstorbenen Probanden ..................................................291<br />
5.6.1 Valididät von Angehörigen-Interviews.....................................................292<br />
5.6.1.1 Angehörigenangaben zu “Einsatz von Pestiziden” .................................292<br />
5.6.1.2 Angehörigenangaben zur beruflichen Exposition gegenüber<br />
Pestiziden ...............................................................................................293<br />
5.6.2 Umsetzung innerhalb der NLL ................................................................294<br />
5.6.2.1 Verwandtschaftsgrad/Beziehung der Proxies zur Indexperson ..............294<br />
5.6.2.2 Restriktion der Analyse auf direkt interviewte Probanden.......................297<br />
5.6.2.3 Schlußfolgerungen zur Einbeziehung von Angehörigen-Interviews........302<br />
5.7 Imputation bei nicht-informativen Angaben: Beispiel Insektizide ............303<br />
5.7.1 Beispiel : Insektizide - Häufigkeit der Anwendungen ..............................303<br />
5.7.2 Sensititvitätsanalyse ohne Imputationswerte ..........................................306<br />
5.7.3 Schlußfolgerung zur Einbeziehung von Imputationswerten ....................311<br />
5.8 Einfluß der beruflichen Exposition ..........................................................311<br />
5.9 Wertung der Ergebnisse der NLL ...........................................................317<br />
5.10 Diskussion vor dem Hintergrund nationaler und internationaler<br />
Studienergebnisse ..................................................................................319<br />
5.10.1 Studien zum Risiko für Erwachsene – berufliche Exposition ..................319<br />
5.10.2 Expositionsquellen aus der Umwelt ........................................................320<br />
5.10.3 Assoziation zwischen Pestizdexposition und Krebs bei Kindern ............322<br />
5.11 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz ........................................323<br />
6 Zusammenfassung ...............................................................................324<br />
6.1 Hintergrund zu Haupthypothese <strong>II</strong> ”Exposition gegenüber<br />
Pestiziden”..............................................................................................324<br />
6.1.1 Studiendesign.........................................................................................324<br />
6.1.2 Response ...............................................................................................324<br />
6.1.3 Matching .................................................................................................325<br />
6.2 Quantifizierung........................................................................................325<br />
6.2.1 Relevante Expositonsquellen .................................................................325<br />
6.2.2 Quantifizierung der relevanten Expositionen ..........................................326<br />
6.3 Multivariate Modellierung........................................................................327<br />
6.4 Ergebnisse..............................................................................................328<br />
6.5 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz ........................................330<br />
7 Literatur .................................................................................................331<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 9 von 347
1 Einleitung<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)<br />
Haupthypothese <strong>II</strong>:<br />
Exposition gegenüber Pestiziden<br />
1.1 Exposition gegenüber Pestiziden<br />
- <strong>Ergebnisbericht</strong> -<br />
1.1.1 Hintergrund für diese Hypothese in der Norddeutschen Leukämie- und<br />
Lymphomstudie (NLL)<br />
Die erhöhte Leukämieinzidenz im Landkreis Pinneberg, die im Rahmen einer epidemiologischen<br />
“Task-Force”-Aktion von Wissenschaftlern der <strong>Universität</strong> Lübeck beobachtet<br />
worden war, bildet den zweiten Ausgangspunkt für die “Norddeutsche Leukämie-<br />
und Lymphomstudie (NLL)” [1, 2]. Ebenso wie im Nahbereich um das Kernkraftwerk<br />
Krümmel wurden auch in der Region Pinneberg umweltbedingte Risikofaktoren<br />
als mögliche Ursachen der lokalen Häufung vermutet. Im Landkreis Pinneberg<br />
besteht das größte zusammenhängende Gebiet von Baumschulen in Europa. Einige<br />
der im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen verwendeten<br />
Pestizide sind in epidemiologischen Studien als Risikofaktoren für maligne Lymphome<br />
und Leukämien identifiziert worden.<br />
1.1.2 Belastungen aus Umweltquellen<br />
Schadstoffeinträge in die Umwelt können während der Ausbringung z.B. in der<br />
Landwirtschaft oder in Baumschulen (Herbizide, Fungizide, weitere Pestizide etc.),<br />
der Produktion (Beizmittel, Düngemittel, Herbizide, Insektizide, weitere Pestizide<br />
etc.), des Transportes (Abgase aus Benzin- oder Dieselmotoren, Blei bzw. Benzol,<br />
Stäube etc.), der Lagerung (Bakterien- und Pilzsporen und -toxine z.B. Aflatoxine,<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Insektide, Rodentizide, Mittel gegen Schimmelpilzbefall,<br />
Antibiotika etc.), und Verpackung (Weichmacher, Materialkontaminationen<br />
mit Insektiziden, Herbiziden und anderen Pestiziden, Dioxinen, PCB, PVC, Schwermetalle)<br />
erfolgen.<br />
In der Umgebung von Tierproduktionsstätten können Expositionen durch die Mittel<br />
und Maßnahmen auftreten, die zur Vorbeugung oder zur Behandlung eines Befalls<br />
mit Mikroorganismen oder Insekten eingesetzt werden [3].<br />
Die im Oberflächenwasser nachgewiesenen Pestizide stammen ganz überwiegend<br />
aus landwirtschaftlichen Quellen [4]. Trotz ihrer in der Regel geringen Wasserlöslichkeit<br />
werden bestimmte Pestizidklassen von aquatischen Kleinlebewesen aufgenommen<br />
und reichern sich in der Nahrungskette an. Süßwasser-, aber auch Salzwasserfische<br />
und andere Wassertiere gehören zu den am höchsten belasteten Lebensmitteln<br />
und können einen wesentlichen Anteil an der Exposition der Menschen haben<br />
[5-9]. Der Konsum von Fisch aus kontaminierten Gewässern wurde bespielsweise als<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 10 von 347
mögliche Ursache für regionale Häufungen (sog. ”Cluster”) von multiplen Myelomen<br />
ermittelt (8 “Cluster” weltweit, 1966 – 1996; [9].<br />
Nach Jahrzehnten des Einsatzes sind Pestizide vielerorts relevante Kontaminanten<br />
des Grundwassers geworden [10, 11]. Im US-Bundesstaat Massachusetts bestand<br />
beispielsweise über Jahre eine Kontamination des Trinkwassers mit Tetrachlorethylen<br />
[12, 13]. Tetrachlorethylen wird in der Landwirtschaft als Insektizid und Rodentizid<br />
verwendet, kommt aber darüberhinaus in chemischen Reinigungen und bei der<br />
industriellen Entfettung zum Einsatz [14]. In Deutschland muß als eine weitere Quelle<br />
der Kontamination der Einsatz von Herbiziden entlang der Bahnstrecken in Betracht<br />
gezogen werden [15].<br />
Im finnischen Jervala verursachte mit Chlorphenolen aus einem Sägewerk verseuchtes<br />
Trinkwasser möglicherweise eine Häufung von non-Hodgkin Lymphomen und<br />
Weichteilsarkomen [7].<br />
In einer großen ökologischen Studie, die 49 Staaten der USA einschloß, wurden statistisch<br />
signifikante Korrelationen zwischen Kontaminationen des Trinkwassers und<br />
verschiedenen Karzinomen beobachtet [10]. Neben dem Trinkwasser stellen insbesondere<br />
Hausbrunnen eine mögliche Expositionsquelle dar. In Pennsylvania, USA,<br />
hatte die illegale Entsorgung von chemischem Abfall über einen Zeitraum von etwa<br />
20 Jahren zu einer Kontamination von lokalen Hausbrunnen mit Trichlorethylen, 1,1und<br />
1,2-Dichloethylen, Vinylchlorid und anderen chlororganischen Substanzen geführt.<br />
In einer Untersuchung des Staatlichen Gesundheitsamtes wurden von den Betroffenen<br />
signifikant häufiger als von Vergleichspersonen objektivierbare, aber unspezifische<br />
Gesundheitsstörungen (Irritationen der Augen, Diarrhoen und Schlaflosigkeit)<br />
berichtet [16].<br />
Die direkte Verwehung von Flächen betrifft naturgemäß vor allem die unmittelbaren<br />
Anwohner der behandelten landwirtschaftlichen Flächen [17-20]. Infrage kommen<br />
alle Stoffe, die als Aerosol bzw. Feinstaub ausgebracht werden. Die Verwehung kann<br />
akut während der Ausbringung von Pestiziden aus der Luft [17, 18, 21, 22] oder bodennah<br />
[23, 24] erfolgen. Verwehungen sind rezidivierend oder chronisch durch Verdampfung<br />
oder Sublimation sowie im Rahmen einer windgetragenen Erosion auch<br />
langfristig möglich. Bei der trockenen Bodenerosion können abhängig von der Partikelgröße,<br />
sowie von metereologischen Parametern (Windgeschwindigkeit und -<br />
richtung, Temperatur, Thermik, Luftfeuchte und Niederschläge) Verwehungen über<br />
weite Strecken erfolgen [17, 18, 22-25].<br />
Von tatsächlich oder vermeintlich Betroffenen wurde dieser Belastungspfad in einigen<br />
Fällen mit dem Auftreten von Erkrankungen im Nahbereich landwirtschaftlich<br />
genutzter Flächen in Verbindung gebracht [17, 26]. Leider existieren in diesem Bereich<br />
erst vereinzelte systematische Untersuchungen.<br />
Im Landkreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) wurde eine regional erhöhte Leukämiehäufigkeit<br />
bei Kindern und Erwachsenen mit Pestizidexpositionen aus den dort<br />
sehr zahlreichen Baumschulen in Zusammenhang gebracht [1, 2]. Ein anschließend<br />
durchgeführtes Biomonitoring ergab signifikant höhere Blutspiegel einiger Insektizide<br />
bei Baumschulanwohnern im Vergleich zu weiter entfernt wohnenden Kontrollpersonen.<br />
Es ist jedoch unklar, ob diese Stoffe tatsächlich von den Baumschulen stammen<br />
[27].<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 11 von 347
Vor allem bei Kindern ist neben der Inhalation von verwehten Substanzen eine Exposition<br />
auch durch die direkte Ingestion kontaminierter Erde oder andere typische<br />
Aktivitäten möglich [28, 29].<br />
Zu den Emissionen aus der unmittelbaren Anwendung kommen Emissionen aus<br />
Quellen hinzu, die mit der landwirtschaftlichen Nutzung nur indirekt, aber dennoch<br />
kausal zusammenhängen. Zu diesen gehört die Entsorgung chemischer Abfälle aus<br />
der Pestizidproduktion, die eine relevante Umweltproblematik in allen industrialisierten<br />
Ländern darstellt. Für die USA wird beispielsweise geschätzt, daß zwischen 1950<br />
und Mitte der 1980er Jahre mehr als 750 Mio t toxischer chemischer Abfall angefallen<br />
sind, die auf 30.000 bis 50.000 Deponien gelagert wurden. Bis 1984 waren erst<br />
etwa 19.000 dieser Deponien kartiert. Messungen ergaben, daß mindestens 593 der<br />
Deponien zu nachweisbaren Kontaminationen des Grundwassers geführt hatten [10].<br />
Eine weitere Belastungsquelle stellen Aufwirbelungen und Verwehungen von Staub<br />
aus sekundär kontaminierten Flächen dar (Beispiele in [30, 31]). In Deutschland stellen<br />
bestimmte Materialien, die im Wegebau und als Deckschichten auf Sport- und<br />
Kinderspielplätzen verwendet wurden, eine relevante Quelle für Dioxine dar. Zu den<br />
Ursachen zählt die Ausbringung von Rückständen aus Müllverbrennungsanlagen<br />
sowie das stark dioxinhaltige ”Kieselrot”, ein Rückstand der Kupferverhüttung, von<br />
dem allein in Deutschland etwa 800.000 t ausgebracht wurden [32].<br />
Auch Verwehungen von Pestiziden (bzw. deren chemischer Ausgangs- oder Abbaustoffe)<br />
können aus nicht-landwirtschaftlichen Quellen erfolgen. Luftmessungen im<br />
Nahbereich einer Produktionsstätte im spanischen Katalonien ergaben 100fach höhere<br />
Konzentrationen für Hexachlorbenzol als in einer entfernten Vergleichsregion<br />
(Barcelona) [33]. In Frankreich führten flüchtige organische Stoffe aus einer Industriedeponie<br />
zu Belastungen der Anwohner [34]. Zwei Fall-Kontroll-Studien aus den<br />
US-amerikanischen Bundesstaaten Iowa und Minnesota bzw. aus den USA, Kanada<br />
und Dänemark fanden indirekte Hinweise darauf, daß es sich bei der Kontamination<br />
von Umweltmedien im Nahbereich von Industrieanlagen möglicherweise um eine<br />
sehr weit verbreitete Problematik handelt [35, 36].<br />
1.1.3 Berufliche Belastung<br />
Eine besondere berufliche Exposition gegenüber Pestiziden haben Landwirte, Personengruppen,<br />
die beruflich Herbizide und Pestizide versprühen, z.B. Kammerjäger,<br />
sowie Arbeiter in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, v.a. von Getreideprodukten<br />
[37-41]. Hoar et al. finden ein sechsfach erhöhtes Risiko für Non-<br />
Hodgkin Lymphome (NHL) bei Personen, die mehr als 20 Tage pro Jahr Herbizide<br />
anwenden [42]. Das Risiko steigt weiter an, wenn Herbizide selbst angemischt und<br />
angewendet werden (OR = 8,0; [42]).<br />
In Deutschland ergab die Gesundheitsstudie Münchehagen signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken<br />
für Leukämien für Männer und Frauen nach Anwendung von Pestiziden<br />
in der Landwirtschaft [43]. Eine daraufhin durchgeführte, gezielte Befragung<br />
einer Untergruppe der Studienpopulation zur Erfassung der Exposition gegenüber<br />
spezifischen Klassen von Pestiziden ergab signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken für<br />
akute Leukämien (AL) und chronische myeloische Leukämien (CML) für Männer und<br />
Frauen nach Anwendung von Herbiziden [43]. Vieles spricht dafür, daß insbesondere<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 12 von 347
die Verwendung von 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure-Derivaten mit einem erhöhten<br />
Risiko für Non-Hodgkin Lymphome verbunden ist [44-49].<br />
Da die technischen Zubereitungen dieser Herbizide bis heute in unterschiedlichem<br />
Ausmaß mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin kontaminiert sind, ist die Frage, inwieweit<br />
der Wirkstoff und/oder die Verunreinigung für die Karzinogenität des Produktes<br />
verantwortlich ist, weitgehend von wissenschaftlichem Interesse. Die krebserzeugende<br />
Wirkung von 2,3,7,8-TCDD gilt heute als gesichert [50]. Während die Nutzung<br />
von 2,4,5-T Anfang der 1980er Jahre weitgehend eingestellt wurde, wird das chemisch<br />
eng verwandte 2,4-D bis heute in der Landwirtschaft (Anwendung in den USA<br />
1982 7000 t, Anteil 3,5% aller Herbizide; [51]), außerdem auf Golfplätzen, an Bahndämmen,<br />
öffentlichen Wegen, in Parks und in privaten Gärten etc. verwendet [52]. In<br />
einer kanadischen Studie von McDuffie et al. in 2001 [53] wurde ein statistisch signifikant<br />
erhöhtes Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome für Männer gefunden, die gegenüber<br />
2,4-D (2,4-Dichlorphenoxyessigsäure) exponiert waren (OR=1,32; 95%KI 1,01 –<br />
1,73).<br />
Neben den Phenoxyessigsäure-Herbiziden sind vermutlich weitere Pestizide für die<br />
erhöhten Krebsrisiken bei Beschäftigten in der Landwirtschaft verantwortlich. So traten<br />
NHL nach Exposition gegenüber Organophosphaten [49, 54], Carbaryl, Chlordan,<br />
Dichlorodiphenyltrichloroethan, Diazinon, Dichlorvos, Lindan, Malathion, Nicotin, Toxaphene<br />
[37] und Triazinen auf [42, 49, 55], die chronische lymphatische Leukämie<br />
und der M.Hodgkin im Zusammenhang mit dem Einsatz von DDT [56-58]. Weichteilsarkome<br />
waren ebenso wie der M.Hodgkin mit einer Belastung durch Chlorophenole<br />
assoziiert [48, 59]. Leukämien wurden nach Exposition gegenüber Heptachlor und<br />
Organophosphaten (z.B. Crotoxyphos, Dichlorvos, Famphur) sowie Pyrethrinen beobachtet<br />
[56, 60, 61], multiple Myelome nach Verwendung von Holzschutzmitteln [62].<br />
In einer neueren Studie war das NHL-Risiko bei Landwirten dagegen deutlich im<br />
Sinne einer Dosis-Wirkungsbeziehung mit dem PCB-Blutspiegel korreliert, während<br />
DDT keine Assoziation aufwies [63].<br />
Studien zur beruflichen Expositionen gegenüber Insektiziden bzw. dem Versprühen<br />
oder der Anwendung von Insektiziden wurden 1994 von der IARC (International Agency<br />
of Research on Cancer) ausgewertet. Das IARC stuft diese berufliche Exposition<br />
in Kategorie 2A ein, d.h. eine Karzinogenität für den Menschenist wahrscheinlich,<br />
konnte aber bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden [64].<br />
Bezogen auf Einzelstoffe oder -zubereitungen ist die Karzinogenität für den Menschen<br />
bisher nur für eine kleine Minderheit der in der Landwirtschaft verwendeten<br />
Pestizide erwiesen. Für eine erhebliche Anzahl weiterer Pestizide fehlen aussagekräftige<br />
Untersuchungen an menschlichen Kollektiven, jedoch existieren mehr oder<br />
weniger deutliche Hinweise auf eine karzinogene Wirkung aus in-vitro-Assays und<br />
teilweise auch aus Tierversuchen.<br />
So wird gegenwärtig noch kein bisher beurteiltes Pestizid von der International Agency<br />
for Research on Cancer (IARC) unter realistischen Expositionsbedingungen<br />
als sicher krebserregend für den Menschen klassifiziert [65]. Eine relevante Anzahl<br />
Einzelstoffe bzw. technische Zubereitungen wird jedoch in eine Gruppe von Stoffen<br />
eingeordnet, deren Karzinogenität noch unklar, mindestens aber möglich ist (Gruppe<br />
2 der IARC-Klassifikation). Innerhalb dieser Gruppe wird unterschieden zwischen<br />
Stoffen, die ”wahrscheinlich” (engl. probably; Gruppe 2A) oder nur möglicherweise<br />
(engl. possibly; Gruppe 2B) krebserregend für den Menschen sind.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 13 von 347
Kriterien für die Einstufung eines Stoffes bzw. Stoffgemisches durch die IARC umfassen<br />
die Datenlage und Plausibilität aus epidemiologischen Untersuchungen an<br />
menschlichen Kollektiven, insbesondere Kohortenstudien, sowie aus Tierversuchen<br />
und, in geringerem Maße, in-vitro-Mutagenitätsassays. Gegenwärtig werden drei<br />
pestizide Wirkstoffe als wahrscheinlich und 18 weitere als möglicherweise karzinogen<br />
eingestuft. Mit zunehmender Beobachtungszeit wird diese Zahl vermutlich weiter zunehmen.<br />
In einer erneuten Evaluation von 16 Pestiziden wurden 1991 zwei Wirkstoffe<br />
erstmals als evtl. krebserregend eingestuft (Captafol, Gruppe 2A, und Atrazin,<br />
Gruppe 2B). Gleichzeitig wurden zwei weitere in eine höhere Klasse aufgenommen<br />
(Chlordan/Heptachlor und Dichlorvos, beide von Gruppe 3 nach 2B; [65].<br />
Der in vielen Studien an Beschäftigten bei Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung<br />
beobachtete sogenannte ”healthy worker”-Effekt tritt bei Beschäftigten in der Landwirtschaft<br />
besonders deutlich zutage. Von 13 bis 1990 durchgeführten Untersuchungen<br />
ergaben alle ein statistisch signifikant geringeres Risiko für Herzkrankheiten. Ein<br />
ähnliches Bild ergibt sich für das Krebsrisiko: Hier ergaben im gleichen Zeitraum 22<br />
von 23 Untersuchungen verringerte Risiken für Beschäftigte in der Landwirtschaft,<br />
von denen 16 statistische Signifikanz erreichten. Protektive Assoziationen mit einer<br />
Beschäftigung in der Landwirtschaft zeigen sich insbesondere für Lungen- und Blasenkrebs,<br />
sowie für Dickdarmkrebs. Diese spezifischeren Effekte sind vermutlich<br />
durch eine bedeutend geringere Prävalenz des Zigarettenrauchens bei Beschäftigten<br />
in der Landwirtschaft sowie möglicherweise durch eine ballaststoffreichere Ernährung<br />
zu erklären [66].<br />
Umso schwerer wiegen die erhöhten Risiken für die Gruppe der Tumoren des Bindegewebes,<br />
des lymphatischen Gewebes und des Knochenmarkes, sowie für bösartige<br />
Neubildungen der Prostata [67-69] und des Gehirns [70-72]. Vieles spricht dafür, daß<br />
diese Risikoerhöhungen auf Expositionen zurückgeführt werden müssen, die wenn<br />
nicht spezifisch, zumindest typisch für die Beschäftigung in der Landwirtschaft sind.<br />
1.1.4 Exposition durch Anwendungen in Wohnräumen<br />
Prävalenzstudien in Norddeutschland [73] und Missouri, USA [74], ermittelten hohe<br />
Prävalenzen von Pestizidanwendungen in der eigenen Wohnstätte (Norddeutschland:<br />
68% der Probanden; Missouri 80%), und im Garten (Missouri: 57%). Die Anwendung<br />
speziell im privaten Bereich erfolgt regelhaft unsachgemäß, die verwendeten<br />
Mengen sind häufig zu hoch und der Einsatz selten durch entsprechenden<br />
Schädlingsbefall gerechtfertigt [73].<br />
Laut Angaben des Industrieverbandes Agrar (IVA,<br />
www.iva.de/fachliches/showdok.asp?dok=40, 30.06.2003) [75] wurde in Deutschland<br />
im Jahr 2002 insgesamt eine Wirkstoffmenge von 86.808 Tonnen (t) Bioziden (bezogen<br />
auf IVA-Mitgliedsfirmen) produziert. Auf Insektizide entfallen anteilig 10.347 t<br />
(12%), auf Herbizide 21.193 t (24%) und auf Fungizide 38.677 t (45%). Weitere<br />
16.591 t (19%) entfallen auf andere biozid-wirksame Substanzen wie Molluskizide,<br />
Rodentizide etc. An Privathaushalte, so der Verband, wurden 2002 insgesamt 54 t<br />
Schädlingsbekämpfungsmittel, 7 t Ameisenmittel, 4 t Pflanzenschutzmittel und 4 t<br />
Biozide gegen Ratten und Mäuse verkauft. Für den Garten wurden an den Endverbraucher<br />
332 Tonnen Biozide verkauft. Darunter 86 t Insektizide, 46 t Fungizide,<br />
65 t Molluskizide, 3 t Wühlmausmittel und 132 t Herbizide inkl. Düngemittel mit Her-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 14 von 347
iziden. Für Insektizide, Fungizide, Molluskizide und Herbizide ist im Gartenbereich<br />
gegenüber 1997 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (1997: Insektizide: 81 t, Fungizide<br />
39 t, Molluskizide 38 t und Herbizide 124 t). Gleiches gilt für die Anwendung<br />
von Schädlingsbekämpfungsmitteln in Privathaushalten. Die für den Bereich der Privathaushalte<br />
verkauften Mengen liegen 1997 bei 42 t, 1999 bei 30 t, 2001 bei 46 t<br />
und im Jahre 2002 bei 54 t (abgesetzte Wirkstoffmenge, Angaben nach IVA).<br />
Der Hausstaub in den Wohnungen und Häusern stellt u.a. eine Senke für semivolatile<br />
organische Substanzen wie Pestizide dar [76]. Walker et al. [77] untersuchten<br />
1999 Staubproben aus 336 Haushalten ausgwählter Regionen in Niedersachsen und<br />
Nordrhein-Westfalen. Die Biozide Chlorpyrifos und Proxopur in 10 bzw 14%, Lindan<br />
in 20%, Permethrin in 72%, DDT und Methoxychlor in 82% und PCP in 97% der untersuchten<br />
Proben nachgewiesen. In der Pilot-Studie des “National Human Exposure<br />
Assessment Survey (NHEXAS)” in Arizona [78] wurde sowohl ein Human Biomonitoring<br />
durchgeführt als auch Proben von Innenraum- und Außenluft, Haustaub und der<br />
das Haus umgebenden Erde genommen. In 88% der Staubproben vom Fußboden<br />
der Innenräume wurde Chlorpyrifos und in 53% der Proben Diazinon nachgewiesen.<br />
In der Innenraumraumluft wurde in 65% der Proben Chlorpyrifos und 63% der Proben<br />
Diazinon gemessen. In Wischproben von Händen der Bewohner der untersuchten<br />
Haushalte waren bei über 30% Chlorpyrifos und Diazinon nachweisbar. In Minnesota<br />
wurden als <strong>Teil</strong> des “National Human Exposure Assessment Survey (NHE-<br />
XAS)” [79] in einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe die Lagerung und der Einsatz<br />
von Pestiziden in 308 Haushalten mit Kindern untersucht. Pestizidwirksame Produkte<br />
wurden in 97% der Haushalte vorgefunden und in Interviews mit dem Bewohnern für<br />
88% der Haushalte auch die Anwendung der Produkte berichtet.<br />
In Deutschland wurde in den Jahren 1985/86 (nur alte Bundesländer), 1990/91 (alte<br />
Bundesländer) und 1991/92 (neue Bundesländer) jeweils ein Umwelt-Survey durchgeführt.<br />
In den Haushalten von ca. 1600 zufällig ausgewählten Erwachsenen im Alter<br />
zwischen 25 und 69 Jahren wurden im Rahmen dieser Surveys Hausstaubproben<br />
gesammelt. In ihrer Untersuchung von 1998 berichten Friedrich et al. [80] über die<br />
Messungen von Pyrethroiden und Piperonylbutoxid (PBO). Rund 90% der Staubproben<br />
aus dem Survey von 1991/92 wiesen Permethringehalte oberhalb der Bestimmungsgrenze<br />
auf. Der geometrische Mittelwert von Permethrin im Hausstaub war<br />
0,22 mg/kg. Die Pyrethroide Cyfluthrin, λ-Cyhalothrin, Cypermethrin, α-Cypermethrin,<br />
Deltamethrin, Empenthrin und d-Phenothrin wurden in ca. 8 % der Proben nachgewiesen.<br />
Ein Vergleich der in den Surveys von 1985/86 und 1990/91 in alten Bundesländern<br />
ermitteln Meßwerte ergab eine signifikante Zunahme des Permethringehaltes,<br />
die PBO-Konzentration (Wirkungsverstärker) blieb konstant. Das Institut für<br />
Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Bundesgesundheitsamtes kommt 1994 in einer<br />
Übersicht zu Pyrethroiden im Hausstaub auf der Basis des Umweltsurveys zu<br />
dem Schluß, dass photolabile Pyrethroide auch in Innenräumen relativ schnell abgebaut<br />
werden [81]. Zu den photolabilen Pyrethroiden zählen die Chrysanthematen wie<br />
z.B. Allethrin, Tetramethrin, Cyphenothrin und Pyrethrin. Bei den Pyrethroide dagegen,<br />
die wegen ihrer höheren Persistenz auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden<br />
(z.B. Permethrin, Cypermethrin, Deltamethrin, Cyfluthrin), kann von einer langen<br />
Verweildauer in Innenräumen ausgegangen werden, da in den Räumen kein direkter<br />
Photoabbau durch intensives Sonnenlicht stattfindet, eine Verflüchtigung über die<br />
Gasphase wegen geringer Dampfdrücke nur langsam erfolgt und eine Verdünnung<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 15 von 347
über einen Staubtransport nicht effektiv genug wirkt, um die Belastung des Innenraumes<br />
deutlich zu vermindern.<br />
Heudorf und Angerer [82] untersuchten 1998 Urinproben und Hausstaubproben von<br />
1,177 Personen (davon 331 Kinder unter 6 Jahren) auf Metaboliten von Pyrethroiden,<br />
die in Frankfurt am Main Häuser bewohnten, die von amerikanischen Militäreinheiten<br />
übernommen wurden. Die Innenräume dieser Häuser waren regelmäßig während<br />
der Nutzung durch das amerikanische Militär (bis 1994) mit Pestiziden behandelt<br />
worden. Die Bewohner berichteten keine Anwendungen von Pestiziden im Beruf<br />
oder in den Innenräumen. Trans-Cl2CA, ein Metabolite von Permetrhin, Cypermethrin<br />
und Cyfluthrin, wurde in 65% der Urinproben nachgewiesen. Die Metabolitkonzentrationen<br />
von Kindern unterschieden sich nicht von denen der Erwachsenen. Eine Korrelation<br />
zwischen den Metabolitkonzentrationen im Urin und den Meßwerten im<br />
Hausstaubproben wurde nicht gefunden. In einer weiteren Untersuchung stellen die<br />
Autoren fest [83], dass das Muster der gefundenen Pyrethroid-Metaboliten im Urin<br />
den Rückschluß zuläßt, dass die Pyrethroide von den Probanden vermutlich mit der<br />
Nahrung aufgenommen wurden. Eine Abhängigkeit der Konzentration der Pyrethroidmetaboliten<br />
vom Alter der untersuchten Probanden oder von deren Rauchverhalten<br />
wurde nicht beobachtet. Heudorf und Angerer [84] untersuchten die gleiche<br />
Population auch auf Konzentrationen von Metaboliten von pestizidwirksamen Organophosphaten<br />
im Urin. In diesen <strong>Teil</strong> des Untersuchungsprogramm wurden 1146<br />
Personen aus der ehemaligen Militärsiedlung eingebunden. Insbesondere Chlorpyrifos<br />
wurde durch das US-amerikanische Militär in den Häusern zur Prophylaxe eingesetzt.<br />
In dieser Untersuchung mit freiwilligen Probanden wurden weder bei den Kindern<br />
noch bei den erwachsenen <strong>Teil</strong>nehmern Hinweise für eine erhöhte innere Exposition<br />
durch die etwa 4 Jahre zurückliegenden Anwendungen gefunden. Die beobachteten<br />
Konzentrationen von Metaboliten in den Urinproben entsprechen den für<br />
Deutschland veröffentlichten Referenzwerten.<br />
Kieszak et al. (2002) [85] berichten, dass in ihrer Untersuchung eine höherer geometrischer<br />
Mittelwert für Konzentrationen von im Haushalt üblichen Pestiziden (Insektenspray,<br />
Unkrautvernichtungsmittel, Mottenkugeln) bzw. den Metaboliten der<br />
Pestizide im Urin für die Probanden nachgewiesen wurde, die eine aktive Anwendung<br />
dieser Substanzen berichtet hatten. Ein Assoziation zwischen der berichteten<br />
Nahrungsaufnahme und den Konzentrationen von Pestiziden in den Urinproben wurde<br />
nicht nachgewiesen.<br />
Eine im Rahmen der Gesundheitsstudie Münchehagen durchgeführte Befragung einer<br />
Untergruppe der Studienpopulation zur Erfassung von Pestizidexposition in der<br />
Landwirtschaft ergab signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken für Leukämien und<br />
chronische myeloische Leukämien (CML) für Männer und Frauen nach Anwendung<br />
von Herbiziden. Für Frauen alleine und beide Geschlechter zusammen waren zudem<br />
die Risiken häuslicher Insektizidanwendungen für die chronische lymphatische Leukämie<br />
(CLL) und akute Leukämien (AL) signifikant erhöht [43, 73]. Eine Validierungsstudie<br />
[73], die im Anschluß an diese Untersuchung durchgeführt wurde, stützt<br />
die Befunde. In der Validierungsstudie wurde für Frauen, die während der Anwendung<br />
Insektizide eingeatmet hatten, ein erhöhtes, jedoch statisch nicht signifikantes<br />
Risiko für akute Leukämie von 1,6 beobachtet (95% KI 0,72 – 3,50). Ebenfalls erhöhte,<br />
nicht signifikante Risiken wurden für die Kontaktarten “Hände benetzt” (OR=1,5;<br />
KI 0,60 – 3,49) und “Flecken auf der Kleidung” (OR=2,56; KI 0,23 – 27,98) boebach-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 16 von 347
tet. Auch für die chronisch lymphatische Leukämie wurden für den direkten Kontakt<br />
mit Insektizid bzw. Holzschutzmitteln erhöhte, jedoch nicht signifikante OR gefunden.<br />
Daß die Exposition innerhalb der häuslichen Umgebung zu einem erhöhten Risiko für<br />
maligne hämatologische Erkrankungen führen kann, zeigen auch Untersuchungen<br />
an Haustieren. In einer Fall-Kontrol-Studie mit Hunden [52], für die für die Fälle in<br />
einem Veterinärkrankenhaus eine histologisch be-stätigte Diagnose eines Lymphoms<br />
gestellt wurde (N=491) und einer nach Alter gematchten Kontrollgruppe von Hunden<br />
(N=945), die im selben Tierkrankenhaus betreut wurden, jedoch andere Diagnosen<br />
aufwiesen, wurden die Hundehalter interviewt zu: Tierhaltung, demographische Angaben<br />
zum Tierhalter und den weiteren Familienmitgliedern, dem privaten Einsatz<br />
von Pestiziden im Haushalt sowie zur Behandlung von Tierparasiten sowie zur Anwendung<br />
von Pestiziden und Herbiziden im Garten und auf dem Grundstück, wo der<br />
Hund sich aufhielt. Die Untersuchung zeigte ein erhöhtes Risiko von 1,3 (95% KI<br />
1,04 – 1,67) bei Anwendung von 2,4-D auf dem Rasen des Grundstückes. Das Risiko<br />
stieg mit der Häufigkeit der Anwendungen an. In einer weiteren Fall-Kontroll-<br />
Studie zum Lymphomrisiko bei Hunden von Gavazza et al. [86] wurden signifikant<br />
erhöhte Risiken für die Wohnnähe zu Industriegebieten (OR = 8,5; 95% KI 2,3-30,9)<br />
und für den Einsatz von Chemikalien (Farben, Lösungsmittel) durch den Besitzer<br />
(OR = 4,6; 95% KI 1,7 – 12,6) gefunden. Die Variablen für Tierbehandlungen und<br />
Pestizideinsatz waren in dieser Studie nicht informativ. Dennoch geben beide Studien<br />
weitere Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen Biozidbelastung<br />
bzw. Belastung durch chemische Substanzen in der häuslichen Umgebung und der<br />
Erkrankung an malignen Lymphomen, da Lymphomerkrankungen bei Hunden als<br />
“Anzeiger (engl. Sentinel)” für mögliche Risiken beim Menschen angesehen werden<br />
können.<br />
1.1.5 Exposition von Kindern<br />
Kinder gelten als die gegenüber toxischen Umwelteinflüssen sensitivste Altersgruppe.<br />
Bei der Exposition gegenüber Bioziden muß zusätzlich berücksichtigt werden,<br />
daß neben der direkten Expositon des Kindes selbst auch vorgeburtliche Einflüsse<br />
risikorelevant sein können. Ergebnisse aus Studien zu präkonzeptioneller und pränataler<br />
Exposition zeigen erhöhte Risiken für Krebserkrankungen für Kinder, deren Eltern<br />
beruflich gegenüber Bioziden exponiert waren oder zur Zeit der Schwangerschaft<br />
sowie im frühen Säuglingsalter Pestizide in der Lebensumgebung des Kindes<br />
angewendet hatten.<br />
1.1.5.1 Präkonzeptionelle und pränatale Exposition<br />
In einer finnischen Studie wurden 1981 erhöhte Krebsrisiken für Kinder berichtet, deren<br />
Eltern präkonzeptionell oder während der Schwangerschaft beruflich mit Pestiziden<br />
belastet waren [87]. Bei Müttern und Vätern standen dabei Tätigkeiten in der<br />
Landwirtschaft, bei Vätern weiterhin das Führen von Kraftfahrzeugen, Reparieren<br />
von Maschinen, Malen und Anstreichen sowie akademische Berufe im Vordergrund.<br />
Eine Fall-Kontroll-Studie in Texas, USA, fand dagegen keine erhöhten Risiken für<br />
kindliche maligne Erkrankungen durch berufliche Belastung der Eltern mit verschiedenen<br />
Kohlenwasserstoffen, vor allem in Raffinerien der chemischen Industrie [88].<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 17 von 347
Eine neuere Studie zeigte eine schwache Assoziation zwischen einer beruflichen<br />
Pestizidbelastung der Eltern und kombinierten Fehlbildungen der Kinder. Die höchsten<br />
Risiken wurden sowohl für die Mütter als auch für die Väter für eine Exposition<br />
gegenüber Herbiziden beobachtet (Väter 1,9; 95% KI 0,7-4,8; Mütter 1,6; 95%KI 0,3-<br />
8,9; [89]). In einer ökologischen Studie in Norwegen waren erhöhte Risiken für Krebs<br />
im frühen Kindesalter mit elterlicher Pestizidbelastung assoziiert, Krebs im späteren<br />
Kindesalter dagegen mit Schweine- und Hühnerhaltung [90]. In einer Studie von<br />
Feychting et al. [91] wurde ein erhöhtes Risiko von RR= 2,36 (95%KI 1,27 – 4,39) für<br />
Tumoren des Nervensystems bei elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden<br />
kurz vor der Konzeption des Kindes gefunden. Eine Assoziation zwischen kindlichen<br />
Leukämien und elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden konnte<br />
dagegen in dieser Studie nicht gezeigt werden. Ein erhöhtes Leukämierisiko beobachteten<br />
Feychting et al. für Kinder, deren Väter in der präkonzeptionellen Phase<br />
beruflich mit Holz arbeiteten (RR=2,18; 95%KI 1,26 – 3,78).<br />
Lowengart et al. fanden 1987 [92] erhöhte Leukämie-Risiken für Kinder, deren Eltern<br />
während der Schwangerschaft oder während im Säuglingsalter des Kindes Pestizide<br />
im Haus (OR=3,8; KI 1,37 – 13,02; p=0,004) oder im Garten (OR=6,5; KI 1,47 –<br />
59,33; p=0,007) angewendet hatten. Daniels et al. [93] berichten für den Gebrauch<br />
von Pestiziden im Haus und im Garten ein erhöhtes Neuroblastom-Risiko. Im Vergleich<br />
zwischen Säuglingen (jünger als 1 Jahr bei Diagnosestellung) und Kindern von<br />
mindestens einem Jahr bei Diagnosestellung wurde für die Anwendung von Pestiziden<br />
im Garten ein höheres Risiko für die Kinder gefunden, die bei Diagnosestellung<br />
mindestens schon ein Jahr alt waren (OR=2,2; 95%KI 1,3 – 3,6). Das Risiko für Pestizidanwendungen<br />
im Garten lag für die Gruppe Diagnosestellung im Säuglingsalter<br />
(< 1 Jahr) bei OR=1,0 (95% KI 0,6 – 2,0).<br />
Ein Review von 31 bis zum Jahr 1996 publizierten Studien zeigte erhöhte Risiken für<br />
Leukämien und Hirntumore sowie Wilms-Tumoren, Ewing Sarkome und Keimzelltumoren<br />
für Kinder, deren Eltern beruflich oder privat gegenüber Pestiziden exponiert<br />
waren. Auch das Wohnen auf einem Bauernhof war mit erhöhten Risiken assoziiert.<br />
Studien mit genauerer Expositionserfassung zeigten dabei tendenziell höhere Risiken<br />
[94], ein Befund, der auch in Studien an Beschäftigten in der Landwirtschaft häufig<br />
beobachtet wurde und für einen realen ätiologischen Zusammenhang spricht [95].<br />
Buckley et al. untersuchten 2000 den Zusammenhang zwischen Pestizidexposition<br />
und Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) bei Kindern [96]. Signifikant erhöhte Risiken für<br />
NHL wurden für Kammerjägereinsätze im Haus während der Schwangerschaft<br />
(OR=2,98; p=0,002) und die Exposition der Kinder gegenüber Pestiziden im frühen<br />
Säuglingsalter (berichtet von der Mutter; OR=2,35; p=0,001) gefunden. Das Risiko<br />
für ein Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) stieg in dieser Studie mit der Häufigkeit der für<br />
die Haushalte berichteten Anwendungen an (p für Trend = 0,05).<br />
1.1.5.2 Exposition im Kindesalter<br />
Mehrere Fall-Kontroll-Studien aus den USA ergaben signifikant erhöhte Risiken für<br />
maligne Erkrankungen bei Kindern, deren Eltern während oder nach der Schwangerschaft<br />
der Mutter Pestizide in Innenräumen oder im Garten angewendet hatten [97,<br />
98].<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 18 von 347
Eine Assoziation zwischen kindlichen Lymphomen und Pestizid-Einsatz in der Wohnung<br />
wurde auch in einer Fall-Kontroll-Studie (Westdeutschland) des Mainzer Kinderkrebsregisters<br />
beobachtet [99]. Das Risiko für Kinder nach Einsätzen von professionellen<br />
Schädlingsbekämpfern (Kammerjägereinsatz in der Zeit zwischen Geburt<br />
und Erstdiagnose) im Haushalt an einem Lymphom zu erkranken, war mit einem<br />
Odds Ratio von 2,6 (95%KI 1,2 – 5,7) deutlich erhöht. Weiterhin fanden die Autoren<br />
ein mit der Häufigkeit der Anwendungen von Haushaltsinsektiziden in der Wohnung<br />
ansteigendes Risiko für diese Erkrankung (p für Trend =0,02). Das Wohnen auf einem<br />
Bauernhof (zwischen Geburt und Erstdiagnose), auf dem Pestizide in der<br />
Landwirtschaft eingesetzt wurden, war in dieser Untersuchung schwächer mit einem<br />
Risiko für kindliche Leukämien assoziiert (OR=1,5; 95%KI 1,0- 2,2). Für die Anwendung<br />
im Garten dagegen wurde kein Leukämie-Risiko beobachtet (OR=1,0; KI 0,8 –<br />
1,2). In einer vorangegangenen Untersuchung 1996 [100] wurde in einer Fall-<br />
Kontroll-Studie in Niedersachsen für Kinder mit Leukämie im Vergleich zu lokalen<br />
Kontrollen eine positive, statistisch jedoch nicht signifikante Assoziation zwischen<br />
elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden, insbesondere Arbeit in der<br />
Landwirtschaft, beobachtet. Eine signifikantes Risiko wurde hier für Pestizid-<br />
Anwendungen im Garten gefunden (OR=2,52; 95% KI 1,0 – 6,1).<br />
In einem biologischen Monitoring mit Vorschulkindern von Lu et al. (2001) [101] wurden<br />
bei Kindern, deren Eltern berichteten, Pestizide im Garten angewendet zu haben,<br />
signifikant höhere Konzentrationen von Metaboliten von Organophosphaten gefunden<br />
(0,19 vs. 0,09 µmol/L Urin für Dimethylmetaboliten, p=0,05; 0,04 vs. 0,03<br />
µmol/L Urin für Diethylmetaboliten, p=0,02). Eine Biomonitoring-Untersuchung von<br />
Karmaus et al. (2001) [102] mit 350 Schulkindern (Alter: ca. 7 Jahre) zeigte für Organochlorine<br />
eine ausgeprägte Dosiswirkungs-Beziehung zwischen der Konzentration<br />
von DDE (DDT-Metabolit), Lindan und PCBs im Blut und der Dauer des Stillens.<br />
Wenn die Kinder mehr als 12 Wochen lang gestillt worden waren, waren die Konzentrationen<br />
von DDE, β-HCH, HCH (Lindan) und für die Summe der PCBs im Blut<br />
dieser Kinder im Vergleich zu Kindern, die nicht gestillt worden waren, nahezu doppelt<br />
so hoch. Ein Zusammenhang zwischen der der Organochlorin-Konzentration im<br />
Gesamtblut und dem Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft wurde von<br />
den Autoren nicht beobachtet.<br />
Als <strong>Teil</strong> des “National Human Exposure Assessment Survey (NHEXAS)” der USA<br />
wurde im Staat Minnesota von Adgate et al. [79] untersucht, wie in Haushalten mit<br />
Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren Pestizide gelagert und angewendet wurden. In<br />
diesem <strong>Teil</strong> des NHEXAS, der Minnesota Children’s Pesticide Exposure Study<br />
(MNCPES) wurden in 97,6% aller Haushalte mit Kindern Produkte mit pestizidwirkenden<br />
Substanzen gelagert und für 88,4% der Haushalte wurde angegeben, daß<br />
diese in dem der Untersuchung vorangegangenen Jahr angewendet wurden. 49%<br />
der in den Haushalten genutzten Pestizide waren Insektizide, 27% waren den Insekten-Repellents<br />
zuzuordnen und 18% den Herbiziden. In Deutschland werden in ca.<br />
65 % aller Privathaushalte freiverkäufliche Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel<br />
eingesetzt [77].<br />
Bass et al. fanden in ihrer Untersuchung zum Anwenderverhalten in einer Gemeinde<br />
in Arizona (USA), daß in 70% der Haushalte, in denen Kinder unter 10 Jahren lebten<br />
und mindestens einmal in den vorangeganen sechs Monaten Pestizide eingesetzt<br />
wurden, die Küche der häufigste Einsatzort von Pestiziden war. [103]. Allerdings ist<br />
diese Studie nur bedingt auf die Verhältnisse in Norddeutschland zu übertragen, da<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 19 von 347
sie im Süden der USA (Arizona) durchgeführt wurde und u.a. die klimatischen Bedingungen<br />
und die Insektenfauna sehr unterschiedlich im Vergleich zu der in Deutschland<br />
sind. Eine Studie zum Biozideinsatz in privaten Haushalten in Niedersachsen<br />
zeigte, daß in deutschen Privathaushalten in den meisten Fällen Lästlinge und nicht<br />
Schadinsekten bekämpft werden. In der Biozid-Studie betrafen 41% der Insektizidanwendungen<br />
die Bekämpfung von Fliegen, 29% der Anwendungen richteten sich<br />
gegen Mücken, nur 0,8% der Anwendungen waren gegen Schaben gerichtet [73].<br />
Aus diesem Anwendungsspektrum kann geschlossen werden, daß auch in Deutschland<br />
in der Mehrzahl die eigentlichen Wohnräume behandelt werden, die gleichzeitig<br />
die Haupt-Aufenthaltsräume der Kinder darstellen.<br />
Im Zusammenhang mit kindlichen Leukämien fanden Ma et al. (2002) [104] im Rahmen<br />
der Northern California Childhood Leukemia Study (NCCLS) verschiedene kritische<br />
Zeitfenster im Kindesalter, in dem die Kinder offenbar ein höheres Risiko haben,<br />
durch die Exposition gegenüber den verschiedenen Pestiziden an einer Leukämie<br />
zu erkranken. Diese Untersuchung mit 162 Fällen und 162 gematchen Kontrollen<br />
im Alter zwischen 0 und 14 J. zeigte für Kinder im zweiten Lebensjahr das höchste<br />
Leukämierisiko mit einem OR von 3,6 (95%KI 1,6-8,3) für die Exposition gegenüber<br />
Pestiziden aus Einsätzen von professionellen Schädlingsbekämpfern. Für die Exposition<br />
gegenüber Insektiziden war die Zeit der Schwangerschaft als Expositionszeitraum<br />
mit dem höchsten Risiko assoziiert (OR=2,1; 95%KI 1,3 – 3,5). Für Herbizide<br />
wurde insgesamt nur eine schwache, nicht signifikante Assoziation gefunden. Die<br />
Exposition gegenüber Innenraumpestiziden war mit einem erhöhten Leukämierisiko<br />
für Kinder verbunden, für Mittel für Anwendungen außerhalb des Hauses wurde dagegen<br />
keine signifikante Assoziation beobachtet.<br />
1.1.6 Methodische Problematiken bei der Expositionsermittlung<br />
Eine wesentliche Problematik bei der Risikoabschätzung im Bereich der Pestizide<br />
besteht darin, daß in epidemiologischen Studien nur selten stoffspezifisch untersucht<br />
werden kann. In der Anwendungspraxis besteht zunächst eine Exposition gegenüber<br />
technischen Zubereitungen. In der Regel werden außerdem von einer Person parallel<br />
oder nacheinander mehrere verschiedene Pestizide angewendet, so daß, beispielsweise<br />
im Zusammenhang mit Phenoxyessigsäuren häufig gleichzeitige Belastungen<br />
mit Triazinen, Amitrol und anderen, vermutlich ebenfalls krebserzeugenden<br />
Zubereitungen vorliegen. Nur in Ausnahmefällen lassen sich diese Expositionen getrennt<br />
analysieren. In einer Metaanalyse von Fall-Kontroll-Studien aus drei Staaten<br />
des Mittleren Westens der USA wurde eine statistisch signifikante Odds Ratio für die<br />
Verwendung von Atrazin beobachtet (OR 1,4; 95% Konfidenzintervall 1,1-1,8). In der<br />
multivariaten Analyse ließ sich das erhöhte Risiko jedoch zum größten <strong>Teil</strong> alternativ<br />
durch die parallele Verwendung von 2,4-D und Insektiziden aus der Gruppe der Organophosphate<br />
erklären ( [105], siehe auch [106]).<br />
Trotz der ubiquitären Kontamination der Umweltmedien bestehen daher bis heute<br />
erhebliche Wissens- und Forschungsdefizite bei der Beurteilung der Karzinogenität<br />
ehemals oder noch gegenwärtig gebräuchlicher Pestizide. Mögliche Mechanismen<br />
umfassen die direkte Interaktion mit dem genetischen Material auf Ebene der DNA<br />
(Mutagenität) bzw. der Chromosomen (Clastogenität) sowie promovierende Wirkungen<br />
(sog. Co-Karzinogenese). In mehreren jüngeren Studien an beruflich exponierten<br />
Kollektiven wurden signifikant erhöhte Raten von strukturellen Chromosomenaberrationen<br />
beobachtet [107-111]. Diese Chromsomenveränderungen haben in der<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 20 von 347
Regel keinen eigenen Krankheitswert. Aus prospektiven Kohortenstudien ist heute<br />
jedoch bekannt, daß chromosomale Veränderungen als prädiktiv für das spätere Auftreten<br />
einer klinisch manifesten Krebserkrankungen angesehen werden können [112-<br />
117].<br />
Ein weiteres methodisches Problem stellt die Möglichkeit dar, daß individuelle Unterschiede<br />
in der Empfänglichkeit gegenüber der karzinogenen Wirkung einiger Pestizide<br />
bestehen könnten. Erste epidemiologische Hinweise liegen vor: Zahm et al. berichten,<br />
daß in einer Reanalyse ihrer Nebraska-Studie [49] das NHL-Risiko für Frauen<br />
mit persönlichem Umgang mit Insektiziden zwischen 0,6 bei Frauen ohne Krebsfall<br />
in der Verwandtschaft und 5,8 (p
1.2 Spezifikation der Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL<br />
Hypothese <strong>II</strong>: Die Exposition gegenüber Pestiziden führt zu einem erhöhten Leukämie-<br />
und Lymphomrisiko.<br />
Explorative Analysen werden im Bereich der Hypothese <strong>II</strong> für eine Reihe von Unterhypothesen<br />
durchgeführt. Diese betreffen:<br />
• Exposition in Innenräumen (akute Exposition durch Anwendung von Insektiziden<br />
und Holschutzmitteln, chronisch niederschwellige Exposition durch mit Insektiziden<br />
oder Holzschutzmitteln behandelte Innenräume)<br />
• Einsatz im Außenbereich (akute Exposition durch Anwendungen im Garten)<br />
• Exposition durch Anwendungen in der Umgebung (Landwirtschaft, Baumschulen,<br />
Bahndämme)<br />
• Anwendungen gegen Parasiten bei Haustieren<br />
• Behandlungen gegen Kopfläuse<br />
• Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld<br />
• Geschlechtsunterschiede<br />
1.2.1 Operationalisierung der Exposition gegenüber Pestiziden<br />
Die Exposition gegenüber Pestiziden wird in der NLL über die im privaten und beruflichen<br />
Bereich lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Stoffen operationalisiert,<br />
die spezifisch zur Schädlingsbekämpfung, als Herbizid, als Holzschutzmittel<br />
oder zur Bekämpfung von Tierparasiten verwendet werden. Eine weitere Dimension<br />
umfaßt die Exposition gegenüber potientiellen Emittenten von Pestiziden, deren Exposition<br />
über Abstände zu den Emittenten bzw. auf Gemeindeebene (Gesamtexposition<br />
gegenüber Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden aus der Landwirtschaft) operationalisiert<br />
wurden.<br />
1.2.2 Quantifizierung der lebenslangen Exposition gegenüber Pestiziden<br />
Exposition durch Anwendungen im Haushalt und im Garten<br />
Die Quantifizierung für die berufliche Exposition und die Exposition durch Anwendungen<br />
in den Haushalten erfolgte in der NLL nach den Angaben der Probanden auf<br />
gezielte Fragen in den standardisierten Interviews. Aus der "Nachbefragung Biozide"<br />
[73] zur "Gesundheitsstudie Münchehagen" [43] liegen im Studienzentrum der NLL<br />
Erfahrungen mit der Expositionserfassung im Bereich Pestizide durch standardisierte<br />
Interviews vor. Die Quantifizierung erfolgte getrennt nach beruflicher und privater Belastung<br />
sowie in aufeinander aufbauenden Stufen zunehmender Detaillierung.<br />
Bei der Quantifizierung wurden die nachfolgend aufgeführten Dimensionen systematisch<br />
berücksichtigt:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 22 von 347
- Zweck des Einsatzes, beispielsweise als Insektizid zur Insektenvertilgung oder<br />
zur Abwehr von Stechmücken, Fliegen oder anderen Lästlingen, als Holzschutzmittel<br />
oder zur Behandlung von Tierflöhen bzw. Kopfläusen<br />
- Einsatz der Mittel im Freien bzw. in Innenräumen<br />
- Anzahl und Art der behandelten Räume bzw. Flächen<br />
- Physikalische bzw. chemische Form, in der die Anwendung vorgenommen wurde<br />
(verdampfen, versprühen etc.)<br />
- Häufigkeit der Anwendungen<br />
- ob und ggf. welche persönlichen Schutzmaßnahmen gegen eine Exposition<br />
getroffen wurden<br />
- ob der Proband selbst das Mittel angewendet hat, mit dem Mittel in Kontakt<br />
gekommen ist sowie die Art dieser Kontakte<br />
- Dekontamination (Maßnahmen zur Entfernung des Mittels oder von rückständen<br />
nach der Anwendung).<br />
Die Anwendung von Insektiziden in der Wohnung wurde in der NLL ebenso wie die<br />
Fragen nach eigenem Garten und Benutzung von Pestiziden im Garten lebenslang in<br />
den Wohn- bzw. Gartenphasen abgefragt. Die Fragen sind aus dem standardisierten<br />
Interview zur ”Nachbefragung Biozide” entnommen und haben sich in dieser Studie<br />
bereits zur Erfassung der Expositionen bewährt. Behandlungen von Haustieren zur<br />
Bekämpfung von Tierparasiten und Anwendungen gegen Kopfläusen in den Haushalten<br />
wurden in separaten Interviewabschnitten spezifisch erfaßt. Eine detaillierte<br />
Beschreibung der Bildung der einzlenen Expositionsscores folgt im Abschnitt Methoden.<br />
1.2.2.1 Abstände zu potentiellen Emittenten in der Umgebung<br />
Für die Berechnung des Abstandes zwischen Wohn- und Arbeitsorten der Probanden<br />
und Baumschulen bzw. Bahndämmen wurden zunächst die Gauß-Krüger-<br />
Koordinaten (GKK) der Adressen der der Probanden ermittelt. Einbezogen wurden<br />
die Adressen von Wohn- und Arbeitsphasen (Haupttätigkeiten), die länger als ein<br />
Jahr andauerten und das Kalenderjahr 1956 einschlossen bzw. nach 1956 begannen.<br />
Weiterhin wurden anhand der geographischen Informationssysteme (GIS) auch die<br />
GKK der Adressen der Baumschulen in Norddeutschland bestimmt. Anhand der<br />
Gauß-Krüger-Koordinaten (GKK) der Baumschulen und der GKK der Adressen der<br />
Probanden wurden die Abstände zwischen dem Wohn- bzw. Arbeitsplatz des Probanden<br />
und den umliegenden Baumschulen berechnet. In die Analysen wurden Abstände<br />
von bis zu einem Kilometer (1000m einschließlich) zwischen GKK der Wohnoder<br />
Arbeitsadresse des Probanden und GKK der Baumschulen einbezogen.<br />
Anhand des geographischen Informationssystem ATKIS wurde ermittelt, ob die GKK<br />
der Adressen der Probanden (wohn- und Arbeitsorte) einer Zone von 0-50m Abstand<br />
zu Bahndämmen des norddeutschen Schienennetzes zuzuordnen sind. Innerhalb<br />
dieser 50m-Zone, so wurde festgelegt, sind die Probanden mit der größten Wahrscheinlichkeit<br />
einer möglichen Drift von Bioziden ausgesetzt, die von der Bahn eingesetzt<br />
werden, um die Gleise von Bewuchs freizuhalten.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 23 von 347
Anhand von Angaben der zuständigen Behörden wurde für jede Gemeinde des Studiengebietes<br />
(2 Landkreise in Niedersachsen: Harburg, Lüneburg; 4 Landkreise in<br />
Schleswig-Holstein: Steinburg, Pinneberg, Stormarn, Hzgt. Lauenburg) ein Gesamtscore<br />
für die Exposition gegenüber in der Landwirtschaft eingesetzten Herbiziden,<br />
Pestiziden und Fungiziden jeweils für die Zeiträume von 1979 – 1983, 1984 – 1987,<br />
1988 –1991, 1992 – 1995 und 1996 – 1999 ermittelt.<br />
Eine detaillierte Beschreibung der Bildung der Scores für die Expositionen aus der<br />
Umwelt folgt im Abschnitt Methoden.<br />
1.2.2.2 Exposition im Beruf<br />
Berufliche Pestizidexpositionen wurden für die Analysen zunächst auf der Basis jeder<br />
einzelnen Arbeitsplatzphase Berufs- und Branchen-kodiert. Die Kodierung des Berufes<br />
sowie die der speziellen Tätigkeit (Aufgabenbereich) eines Probanden erfolgte für<br />
jeder der Berufsphasen anhand der ”Internationalen Standardklassifikation der Berufe”<br />
[120]. Die Klassifikation ist die deutsche Übersetzung des ISCO-Kodes “International<br />
Standard Classification of Occupations (ISCO)” Revised Edition 1968, International<br />
Labour Office (ILO). Die Branche wurde auf der Basis der europäischen Systematik<br />
NACE (Nomenclature statistique des Activités économiques dans la Communauté<br />
Européenne), Revision 1, kodiert. Die in der NLL genutzte, deutschsprachige<br />
Fassung der Systematik hat den Titel “Klassifikation der Wirtschaftszweige mit Erläuterungen”<br />
[121]. Um die berufliche Exposition der Probanden zu quantifizieren, wurde<br />
in der NLL die Pannett–Matrix [122] angewendet. Eine detaillierte Beschreibung der<br />
Bildung der Scores für die berufliche Exposition folgt im Abschnitt Methoden.<br />
2 Material und Methoden<br />
2.1 Kategorisierung der Zieldiagnosen der NLL<br />
Die Zielerkrankungen der NLL umfassen eine heterogene Gruppe bösartig verlaufender<br />
klonaler Neubildungen des blutbildenden und Immunsystems. Den Analysen<br />
der Haupthypothese <strong>II</strong> liegt dieselbe Kategorisierung der Zieldiagnosen zugrunde wie<br />
den Analysen zu Haupthypothese I “Radioaktive Nuklide aus Emissionen von Atomanlagen”<br />
(siehe <strong>Ergebnisbericht</strong> <strong>Teil</strong> I, Seite 25 ff.).<br />
Die Riskoschätzungen erfolgten gemäß den Festlegungen für die Subgruppen der<br />
Aggregationsebenen I – <strong>II</strong>. In der Aggregationsebene I sind die Berechnungen des<br />
Risikos für die Einzelentitäten der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), der akuten<br />
nicht-lymphatischen Leukämie (ANLL), der chronisch nicht-lymphatischen Leukämie<br />
(CNLL), des Multiplen Myeloms/Plasmozytoms (MM), des niedrigmalignen Non-<br />
Hodgkin-Lymphoms einschließlich der CLL (NHLNC) und des hoch malignen Non-<br />
Hodgkin-Lymphoms (NHLH) durchgeführt worden. In der Aggregationsebene <strong>II</strong> wurden<br />
lymphatische (ALL, MM, NHLNC, NHLH) und nicht-lymphatische (ANLL, CNLL)<br />
Einzelentitäten zusammengefaßt und jeweils ein Modell für diese umfassenderen<br />
Ober-Kategorien angepaßt. Zusätzlich wurde eine Auswertung für die Aggregationsebene<br />
<strong>II</strong>I durchgeführt, in der alle Zielerkrankungen der NLL zusammengefaßt sind.<br />
Diese Ergebnisse besitzen lediglich einen orientierenden Charakter, da die Fälle hämatologisch-biologisch<br />
zu heterogen sind. Die Auswertungen können im Sinne einer<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 24 von 347
Sensitivitätsanalyse zusätzlich herangezogen weren, da hier die größtmöglich Anzahl<br />
Fälle zusammen ausgewertet wurde.<br />
2.2 Matching<br />
Im Studiendesign der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) war der<br />
Einschluß von 1.500 inzidenten Fällen vorgesehen. Die Fallprobanden wurden von<br />
ihren behandelnden Ärzten über die Studie informiert und um die <strong>Teil</strong>nahme gebeten.<br />
Jedem Fall wurden mindestens zwei alters- und geschlechtsgleiche Kontrollprobanden<br />
gegenüber gestellt. Repräsentative Kontrollen wurden zufällig aus der Gesamtbevölkerung<br />
von ca. 1,1 Millionen Menschen der sechs Landkreise des Studiengebietes<br />
(Harburg und Lüneburg in Niedersachsen; Hzgt. Lauenburg, Stormarn, Pinneberg<br />
und Steinburg in Schleswig-Holstein) ausgewählt.<br />
Für die einzelnen Entitäten in den einzelnen Aggregationsebenen wurde nach<br />
Abschluß der Feldphase ein separates Matching durchgeführt (Matching-Variablen:<br />
Geburtsjahr +- 2 Jahre, Geschlecht, Region), bei dem jeweils alle kompatiblen Kontrollen<br />
zugrordnet wurden (multiples Matching). Alle Expositionsvariablen wurden<br />
nach a priori definierten numerischen Quantilen (Gesamtverteilung der Kontrollen)<br />
kategorisiert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 25 von 347
2.3 Response<br />
Tab. 2-1 Response bei Fällen gesamt<br />
N % Code Differenzierung N<br />
Anzahl Probanden 2245 100,00<br />
Ausschlüsse 119 5,30 11 verstorben,<br />
keine Angehörigen<br />
37<br />
12 chronisch krank, Pflegefall 42<br />
13 Proband behindert 1<br />
14 Sprachprobleme 4<br />
15 wohnhaft außerhalb<br />
Studiengebiet<br />
11<br />
Probanden<br />
16 unbekannt verzogen 24<br />
excl. Ausschlüsse 2126 100,00<br />
Verweigerer 431 20,27 31 Mißtrauen, Datenschutz 4<br />
32 Zweifel an Sinn der Studie 5<br />
33 Desinteresse 12<br />
34 keine Zeit 8<br />
35 and. Verweigerungsgrund 211<br />
36 keine Begründung 191<br />
Interviews 1520 71,50<br />
Endstatus<br />
"nie erreicht"<br />
Zusage offen<br />
Ende d. Feldphase<br />
168 7,90<br />
7 0,33<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 26 von 347
Tab. 2-2 Response bei Kontrollen gesamt<br />
Anzahl Probanden 7127 100,00<br />
N % Code Differenzierung N<br />
Ausschlüsse 1540 21,61 11 verstorben,<br />
keine Angehörigen<br />
307<br />
12 chronisch krank, Pflegefall 795<br />
13 Proband behindert 133<br />
14 Sprachprobleme 32<br />
15 wohnhaft außerhalb<br />
Studiengebiet<br />
101<br />
Probanden<br />
16 unbekannt verzogen 172<br />
excl. Ausschlüsse 5587 100,00<br />
Verweigerer 2289 40,97 31 Mißtrauen, Datenschutz 56<br />
32 Zweifel an Sinn der Studie 29<br />
33 Desinteresse 151<br />
34 keine Zeit 199<br />
35 and. Verweigerungsgrund 443<br />
36 keine Begründung 1187<br />
37 Verweigerer, 1x begangen 70<br />
38 Verweigerer, 2x begangen 71<br />
39 Verweigerer, 3x begangen 83<br />
Interviews 3045 54,50<br />
Endstatus<br />
"nie erreicht"<br />
Zusage offen<br />
Ende d. Feldphase<br />
236 4,22<br />
17 0,31<br />
Bei den Fällen wurden nachträglich insgesamt 90 Probanden aus der weiteren Auswertung<br />
ausgeschlossen. Bei den meisten handelte es sich um Patienten mit einem<br />
myelodysplastischen Syndrom (MDS), bei einigen weiteren stellte sich erst nach<br />
Abschluß der Feldphase heraus, dass diese nicht die deutsche Staatsangehörigkeit<br />
besaßen und damit definitionsgemäß nicht zur Studienpopulation gehörten. 4 Kontrollprobanden<br />
mussten aus diesem Grund ebenfalls aus der Auswertung ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Mit einer Response von 71,5% bei den Fällen (N=1430) und von 54,5 % bei den<br />
Kontrollen (N=3041) konnten insgesamt 4471 gültige und vollständige Interviews in<br />
die Auswertung einbezogen werden. Bei den Fällen konnten 773 Probanden direkt<br />
interviewt werden, 657 Interviews wurden stellvertretend mit Angehörigen geführt<br />
(Kontrollen direkt: N= 2820; Angehörige: N= 221).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 27 von 347
2.4 Anforderungen an das Quantifizierungskonzept<br />
Ziel der Quantifizierung zur Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL “Exposition gegenüber Pestiziden”<br />
ist die Kategorisierung aller Probanden jeweils nach der Höhe ihrer lebenslang<br />
akkumulierten relevanten Exposition gegenüber Pestiziden aus dem privaten und<br />
beruflichen Umfeld sowie aus der Umwelt. Berechnet wird daher eine Gesamtbelastung<br />
eines Probanden aus allen expositionsrelevanten Lebensjahren ab einschließlich<br />
1956 bzw. ab dem Jahr der Geburt nach 1956. Dies geschieht separat für die<br />
einzelnen Expositionsbereiche.<br />
Für die einzelnen Expositionsbereiche werden jeweils dimensionslose ordniale Scores<br />
gebildet. Diese bilden die Basis für Kategorisierungen der Probanden nach<br />
Quantilen. Für die explorativen Analysen werden Kategorisierungen nach Quartilen<br />
vorgenommen, wenn alle Probanden exponiert waren (z.B. Landwirtschaftsscore),<br />
oder die Gruppe der Nicht-Exponierten als Referenz herangezogen und die exponierten<br />
Probanden anhand der Tertile der exponierten Kontrollen kategorisiert. In das<br />
finale Modell wird jeweils eine Kategorisierung einbezogen, nach der ausreichende<br />
Besetzungszahlen gewährleistet sind, so daß hierfür auch Kategorisierungen anhand<br />
des Medians der exponierten Kontrollen oder nach jemals / niemals exponiert vorgenommen<br />
werden.<br />
2.4.1 Besonderheiten bei der Quantifizierung der Exposition im Kindesalter<br />
Eine besondere Anforderung an das Quantifizierungskonzept für die Pestizidexposition<br />
wird durch die lebenslange Erfassung der Exposition und damit durch den<br />
Einfluß von Verhaltensweisen im Kleinkindalter auf die Exposition gestellt. Um Exposition<br />
der Probanden der NLL lebenslang korrekt zu quantifizieren, muß berücksichtigt<br />
werden, daß das Kindesalter eine besonders empfindliche Lebensphase in Bezug<br />
auf die physiologische Entwicklung darstellt. Im Verhältnis zum Körpergewicht<br />
nehmen Kinder mehr Nahrung zu sich, setzen mehr Atemluft um und weisen eine<br />
schnelleren Stoffwechsel auf als Erwachsene. Gleichzeitig stehen die Kinder z.B.<br />
durch das Krabbeln in einem viel engeren Kontakt zur Oberfläche des Fußbodenbelags.<br />
Weiterhin zeigen sie eine Verhaltensweise, bei der die Hände in Mund genommen<br />
und Objekte durch “in-den-Mund-nehmen (Mouthing)” erkundet werden, was zu<br />
einer Ingestion z.B. von auf der Oberfläche befindlichen Substanzen führen kann (orale<br />
nicht-diätetische Ingestion). Für Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren<br />
wird davon ausgegangen, daß sie im Durchschnitt zwischen 20 bis 100 mg Erdbzw.<br />
Bodenpartikel und Hausstaub pro Tag verschlucken (Soil ingestion).<br />
Im “Deutschen Umwelt-Survey (GerES <strong>II</strong>)” des Umweltbundesamtes von 1990/92<br />
wurde neben einer repräsentativen Querschnittsstichprobe von Erwachsenen auch<br />
eine Stichprobe von ca. 700 sechs- bis 14jährigen Kindern, die in Haushalten mit Erwachsenen<br />
lebten, auf Schadstoffgehalte im Blut, Urin und Kopfhaar untersucht<br />
[123]. Diese Untersuchungen zeigten, daß u.a. für PCP die Konzentrationen im Urin<br />
von Kindern höher waren als die Konzentrationen im Urin der erwachsenen Studienteilnehmer:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 28 von 347
Tab. 2-3 Ergebnisse des “Deutschen Umweltsurveys” ( [123])<br />
Umweltsurvey 1990/92<br />
PCP im Urin (µg/g Kreatinin,<br />
geom. Mittel)<br />
6- bis 14jährige Kinder 25- bis 69jährige<br />
Erwachsene<br />
Alte Bundesländer<br />
Neue Bundesländer<br />
Alte Bundesländer<br />
Neue Bundesländer<br />
3,22 2,34 1,97 1,67<br />
Solche Ergebnisse sind den spezifischen kindlichen Verhaltensmustern und physiologischen<br />
Charakteristika zuzuschreiben. Erhöhte Konzentrationen im Urin von Kindern<br />
im Vergleich zu Erwachsenen in demselben geographischen Gebiet wurden<br />
auch in einer Studie von Aprea et al. [124] in Italien (Toskana) beobachtet. Untersucht<br />
wurde die korporale Belastung mit organophosphat-haltigen Pestiziden in einer<br />
Stichprobe von 195 Kindern (6-7 Jahre alt). Die Werte für Alkylphosphate im Urin der<br />
Kinder waren signifikant höher als die der Erwachsenen. Ausschlaggebend für erhöhte<br />
Konzentrationen von Metaboliten von Organophosphaten im Urin war die Anwendung<br />
von Pestiziden im oder am Wohnhaus.<br />
2.4.1.1 Expositionsrelevante kindliche Verhaltensmuster<br />
Die Exposition von Kindern wird durch ihre altersspezifischen Aktivitätsmuster<br />
beeinflußt. Insbesondere Kleinkinder bewegen sich in ihrer Umgebung völlig anders<br />
als Erwachsene. Aufgrund ihrer noch eingeschränkten Motorik befinden sie sich<br />
meist spielend und krabbelnd direkt am Boden, auf dem sich z.B. Staub abgelagert<br />
haben kann oder mit Pestiziden behandelte Teppichware verlegt sein kann. Erst mit<br />
zunehmenden Alter haben sie die Möglichkeit, sich selbst anders als auf dem Boden<br />
zu bewegen und sich ohne das Berühren (Anfassen, Abstützen) potentiell kontaminierter<br />
Oberflächen (Teppich, Möbel) fortzubewegen [125]. Weiterhin ist zu berücksichtigen,<br />
daß Hausstaub eine Senke für die Substanzen darstellt, die im Haus oder<br />
auch im Garten am Haus angewendet wurden. Am Boden spielende Kleinkinder<br />
können über den dermalen Kontakt (Hände) und das “Mouthing” pestizid-wirkende<br />
Substanzen über den Staub aufnehmen oder auch über Erde und andere Substanzen,<br />
die an Schuhesohlen haften und in die Wohnung eingetragen werden.<br />
2.4.1.1.1 “Mouthing”<br />
Um zu ermitteln, wie lange und wie oft Kleinkinder ihre Hände bzw. Objekte in den<br />
Mund stecken und dadurch eine zusätzliche Exposition erfahren, wurden Studien<br />
durchgeführt, in denen die Kinder u.a. gefilmt und anschließend diese Videoaufnahmen<br />
quantitativ ausgewertet wurden. In der Wageningen Mouthing Study [126] wurde<br />
das Verhalten von 42 Kleinkindern im Alter zwischen 3 und 36 Monaten mit dieser<br />
Methode untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß Kinder zwischen 6 und<br />
12 Monaten das höchste Risiko für zusätzliche Exposition durch nicht–diätetische<br />
Ingestion aufweisen. In diesen Kindern war niedriges Körpergewicht mit der durchschnittlich<br />
längsten Zeitdauer (44 min), in der die eigenen Finger, Spielzeug oder andere<br />
Objekte mit dem Mund untersucht und dabei eingespeichelt wurden (mean total<br />
mouthing time), kombiniert. Für Kleinkinder zwischen 3 und 6 Monaten wurde eine<br />
durchschnittliche Zeitdauer von 39,6 min für “Mouthing” ermittelt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 29 von 347
Eine weitere Studie zum “Mouthing-Behavior” wurde von Juberg et al. mit Kindern im<br />
Alter bis zu drei Jahren durchgeführt [127]. Für Kinder im Alter zwischen 0-18 Monaten<br />
wurde kein signifikanter Unterschied in der Dauer des “Mouthing” pro Tag im<br />
Vergleich zu Kindern im Alter von 19-36 Monaten festgestellt. Unterschiede zwischen<br />
den beiden Gruppen wurden jedoch für die Art der Objekte, die in den Mund<br />
genommen werden, ermittelt. Bei den Kindern zwischen 19-36 Monaten nahm die<br />
Dauer des “am-Schnuller-nuckeln” im Vergleich zu der jüngeren Altergruppe (0-18<br />
Mon.) signifikant zu (126 min/Tag zu 107 min/Tag). Dafür nahmen die älteren Kleinkinder<br />
durchschnittlich die Plastikspielzeuge, Beißringe und anderen Objekte insgesamt<br />
nur 4 min/Tag in den Mund, die Kinder der Altersgruppe 0-18 Monate dagegen<br />
hatten durchschnittlich 32 min/Tag Spielzeug, Beißringe oder andere Objekte im<br />
Mund. Reed et al. [128] kamen in ihrer Untersuchung mittels einer Video-Methode zu<br />
dem Ergebnis, daß Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren im Durchschnitt 9,5 Mal<br />
pro Stunde die Hand zum/in den Mund nehmen bzw. 16,3 Mal pro Stunde Objekte in<br />
den Mund nehmen.<br />
Daß durch “Mouthing” von Spielzeug tatsächlich Pestizide oral aufgenommen werden<br />
können, zeigt u.a. eine physikalische Untersuchung von Gurunathan et al. [129].<br />
In dieser Untersuchung wurde Chlorpyrifos auf der Oberfläche von Kinderspielzeug<br />
und anderen adsorbierenden Oberflächen wie z.B. Kopfkissen bis zu zwei Wochen<br />
nach Applikation eines semivolatilen pestizidhaltigen Mittels (0,5%ige Chlorpyrifos-<br />
Lösung) nachgewiesen. In der Untersuchung von Gurunathan et al. wurden Dosisschätzungen<br />
für Kleinkinder vorgenommen, nach denen durch die Übertragung von<br />
Chlorpyrifos-Rückständen auf den Spielzeugoberflächen über die Hände bzw. Finger<br />
in den Mund 21 µg /kg KG(Körpergewicht)/ Tag aufgenommen wurden. Die orale<br />
Dosis für Kinder, die das Spielzeug direkt in den Mund nehmen, wurde von den Autoren<br />
auf 44 µg /kg KG/ Tag für glatte Plastikoberflächen und 61 µg/ kg KG/Tag für<br />
Plüschtiere abgeleitet. Die dermale Dosis, die über das Anfassen von harten Oberflächen<br />
wie z.B. Plastikspielzeug mit einzubeziehen ist, wurde auf 69 µg/kg KG/Tag<br />
geschätzt, für weiche Oberflächen auf 9,2 µg/kg KG/Tag. Eine Summation aller in der<br />
Untersuchung abgeleiteten Einzeldosen führte zu einer Gesamttagesdosis von 208<br />
µg/kg KG/Tag für 3-6 Jahre alte Kinder, die in einer Wohnung eine Woche nach einer<br />
Anwendung von Chlorpyrifos leben und spielen.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit, daß, sobald die Kinder beginnen, selbst zu essen,<br />
Substanzen aus dem Staub oder vom Boden über die Hände der Kinder auf die Nahrung<br />
gelangen und so mit dem Essen aufgenommen werden können. In einer Studie<br />
von Freeman et al. [130]. wurden die Konzentrationen von Blei in Nahrungsmitteln<br />
gemessen. Wurden die Nahrungsmittel (Banane bzw. Wurst), von den Kindern selbst<br />
in die Hände genommen, waren die Blei-Konzentrationen (Medianwerte) 9mal (Banane)<br />
bzw. doppelt so hoch (Wurst) wie in den Nahrungsmitteln, die getestet wurden,<br />
ohne daß sie von den Kindern angefaßt worden waren. Für Nahrungsmittel (Apfel /<br />
Käse), die in den Innenräumen, in denen die Kinder sich aufhielten, Kontakt mit dem<br />
Fußboden hatten, wurden 5 (Käse) bis 8fach (Apfel) höhere Konzentrationen gemessen<br />
(Vergleich der Medianwerte). Die Konzentrationen von Blei an den Händen der<br />
Kinder waren signifikant korreliert mit den Konzentrationen an mit den Händen gehaltenen<br />
Lebensmitteln (Bananen: r=0,436; P=0,004 / Wurst: r=0,504; P=0,002). Die<br />
Blei-Konzentrationen in Äpfeln und Käse, die auf dem Boden lagen, korrelierten mit<br />
den Konzentrationen, die in Proben vom Boden gemessen wurden (Apfel: r=0,281;<br />
P=0,056 / Käse: r=0,417; P=0,004).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 30 von 347
Eine zusätzliche orale Aufnahme von Pestizid-wirkenden Substanzen durch<br />
“Mouthing” ist dann möglich, wenn in einem Haushalt mit Kleinkindern Haustiere<br />
gehalten werden und diese z.B. gegen Tierflöhe behandelt wurden. Die Exposition<br />
gegenüber Behandlungen von Tierparasiten wurde in der NLL in einem separaten<br />
Interviewabschnitt erfasst (siehe Kap.0).<br />
2.4.1.1.2 “Soil ingestion”<br />
Die bewußte Aufnahme von Erdpartikeln (soil ingestion) hat eine lange Tradition bei<br />
den Menschen und wird auch heute noch z.B. zu medizinischen Zwecken von Menschen<br />
vorgenommen, wie in dem Reviewartikel von Simon [131] berichtet wird. In<br />
den westlichen Gesellschaften ist die Ingestionrate von Bodenpartikeln jedoch äußerst<br />
niedrig. Nur bei Kindern wird die Ingestion von Erde, Sand u.a. auch dort häufiger<br />
beobachtet [131].<br />
Kleinkinder “essen” aus “Neugier” während des Buddelns im Sand bzw. unfreiwillig<br />
und zufällig während des Spielens auf dem Fußboden durch ihre “Hand-zum-Mund”<br />
– Aktivitäten Erd- , Boden- und “Dreck”-partikel.<br />
Van Wijnen et al. beobachteten, daß in Innenräumen von Kindergärten die orale Aufnahme<br />
von auf dem Boden abgelagerten Partikeln für Kinder bis 5 Jahre zwischen 0<br />
und 90 mg/Tag (geometrisches Mittel) variiert [132]. Die Menge wurde anhand von<br />
Tracerelementen (Titan, Aluminium, Säure-unlösliche Residuen) nach der “limiting<br />
tracer method (LTM)” bestimmt. Der Wert für die 90. Perzentile wurde mit 190<br />
mg/Tag berechnet. In Situationen, in denen die Kinder vorwiegend draußen spielen,<br />
wie in dieser Studie auf Campingplätzen, steigt die Aufnahme auf 30 – 200 mg/Tag<br />
(90. Perzentile: 300 mg/Tag). Bei Kindern, für die die Eltern angaben, daß sie häufig<br />
Objekte in den Mund steckten, wurden höhere durchschnittliche Tracermengen gefunden,<br />
als bei Kindern, über die berichtet wurde, daß sie dies Verhalten nicht bzw.<br />
weniger oft zeigen [132].<br />
Calabrese et al. [133] ermittelten in einer Studie mit ein- bis vierjährigen Kindern mit<br />
eingeschlossener Validierungsstudie an Erwachsenen anhand von 8 Tracer-<br />
Elementen Ingestionsraten zwischen 9 und 96 mg/Tag (Median) für Kinder, die kein<br />
auffälliges Ingestionsverhalten zeigten (“non-pica”). Für die drei aussagekräftigsten<br />
Tracer-Elemente Aluminium (Al), Silicium (Si), Yttrium (Y) wurde ein Range der Medianwerte<br />
von 9 -40 mg/ “Soil ingestion” pro Tag errechnet. Einige wenige Kinder<br />
zeigen in Bezug auf die Ingestion von Erdpartikeln Verhaltensauffälligkeiten. Calabrese<br />
et al. [134] berichten über eine Untersuchung an einem 3jährigem Kind, das<br />
10-13 g Erdpartikel pro Tag “gegessen” hat. Bei diesem verhaltensauffälligen Kind<br />
(soil pica) stammten über 70% der aufgenommenen Menge aus Quellen außerhalb<br />
des Hauses.<br />
Das insbesondere Kleinkinder eine zusätzliche Exposition erfahren können, bestätigen<br />
auch Untersuchungen im Rahmen der Minnesota Children’s Pesticide Exposure<br />
Study (MNCPES) [135]. Freeman et al. [136] führten eine quantitative Analyse von<br />
Mikroaktivitätsmustern durch. 102 Kinder im Alter zwischen 3 und 13 Jahren nahmen<br />
an einer Expositionstudie teil, in der die Kinder eine Woche lang intensiv beobachtet<br />
wurden. 19 Kinder wurden für jeweils vier Stunden am Tag bei ihren normalen täglichen<br />
Aktivitäten mit einer Videokamera gefilmt. Auch hier wurde festgestellt, daß in<br />
der jüngsten Altersgruppe Aktivitäten, die “Hand-zum-Mund” oder “Objekt-zum-Mund”<br />
beinhalteten, am häufigsten vorkommen. Außerdem stellten sie fest, daß die Klein-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 31 von 347
kinder sowohl in der Wohnung als auch draußen am häufigsten barfuß liefen und<br />
damit einen vergleichsweise hohen Anteil von dermalem Kontakt haben.<br />
Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency)<br />
empfiehlt zur Expositionserfassung für Kinder im Alter zwischen 1-6 Jahren Ingestionsraten<br />
von 200 mg/Tag anzunehmen und für Kinder älter als 6 Jahre 100<br />
mg/Tag [131].<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der leitenden Medizinalbeamtinnen und –beamten der Länder<br />
(AGLMB, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg) hat 1995<br />
Standards zur Expositionsabschätzung für Deutschland herausgegeben. Darin wird<br />
für Kinder im Alter von 1-6 Jahren eine Gesamtaufnahme von üblicherwiese 20mg<br />
(wahrscheinliche Situation) bis 100mg (worst-case Szenario) jeweils für Erdpartikel<br />
bzw. Hausstaub pro Tag beschrieben [137].<br />
2.4.1.2 Tägliche Aktivitätsmuster von Kindern<br />
Das Aktivitätsmuster verändert sich mit zunehmendem Alter der Kinder. In den USA<br />
hat das EPA (Environmental Protection Agency) die sogenannte CHAD-Datenbank<br />
(Consolidated Human Acivity Database) zusammengestellt [125]. Die CHAD beinhaltet<br />
für Kinder unter 18 Jahren Informationen von etwa 4.300 Personen-Tagen. Anhand<br />
dieser Datenbank konnte ermittelt werden, wie lange sich Kinder durchschnittlich<br />
in welcher Umgebung aufhalten. Kinder im Alter bis zu zwei Jahren verbringen<br />
die meiste Zeit in der Wohnung, währenddessen ältere Kinder zunehmend mehr Zeit<br />
außerhalb der Wohnung verbringen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 32 von 347
Tab. 2-4 Aufenthaltsdauer in Innenräumen und draußen in Stunden pro Tag<br />
nach Alter in Jahren (Daten für die USA; nach [125])<br />
Alter in<br />
Jahren<br />
Std.* zu Hause<br />
(in der<br />
Whg.)<br />
Std. zu Hause<br />
(draußen)<br />
Std in der<br />
Schule / Tagesstätte<br />
(im<br />
Innenraum)<br />
Draußen im<br />
Park<br />
Im Auto<br />
0 19,6 ± 4,3 1,4 ± 1,5 3,5 ± 3,7 1,6 ± 1,5 1,2 ± 1,0<br />
1 19,5 ± 4,1 1,6 ± 1,3 3,4 ± 3,8 1,9 ± 2,7 1,1 ± 0,9<br />
2 17,8 ± 4,3 2,0 ± 1,7 6,2 ± 3,3 2,0 ± 1,7 1,2 ± 1,5<br />
3 18,0 ± 4,2 2,1 ± 1,8 5,7 ± 2,8 1,5 ± 0,9 1,4 ± 1,9<br />
4 17,3 ± 4,3 2,4 ± 1,8 4,9 ± 3,2 2,3 ± 1,9 1,1 ± 0,8<br />
5 16,3 ± 4,0 2,5 ± 2,1 5,4 ± 2,5 1,6 ± 1,5 1,3 ± 1,8<br />
6 16,0 ± 4,2 2,6 ± 2,2 5,8 ± 2,2 2,1 ± 2,4 1,1 ± 0,8<br />
7 15,5 ± 3,9 2,6 ± 2,0 6,3 ± 1,3 1,5 ± 1,0 1,1 ± 1,1<br />
8 15,6 ± 4,1 2,1 ± 2,5 6,2 ± 1,1 2,2 ± 2,4 1,3 ± 2,1<br />
9 15,2 ± 4,3 2,3 ± 2,8 6,0 ± 1,5 1,7 ± 1,5 1,2 ± 1,2<br />
10 16,0 ± 4,4 1,7 ± 1,9 5,9 ± 1,5 2,2 ± 2,3 1,1 ± 1,1<br />
11 14,9 ± 4,6 1,9 ± 2,3 5,9 ± 1,5 2,0 ± 1,7 1,6 ± 1,9<br />
*Durchschnittswerte ± SD<br />
Durch die langen Aufenthaltszeiten in den Innenräumen spielt die chronische Exposition<br />
durch die Kontamination der Wohnung im Kleinkindalter eine wichtige Rolle.<br />
2.4.1.3 Einbeziehung dieser Besonderheit in die Quantifizierung<br />
Die besondere Expositionssituation in der Kindheit soll in der Quantifizierung der NLL<br />
berücksichtigt werden. Komplexe Modelle wie sie z.B. von Cohen Hubal et al. oder<br />
Zatarian et al. [138, 139] für eine bessere Beurteilung der Exposition gegenüber Pestiziden<br />
im Rahmen der Lebensmittelsicherheit für Kinder am U.S. Environmental Protection<br />
Agency entwickelt wurden, die die Inhalationsrate, den dermalen Kontakt, die<br />
nicht-diätetische und diätetische Ingestion im Einzelnen berücksichtigen und zusätzlich<br />
Aktivitätsmuster in das Modell einbeziehen, können angesichts der Rohdatenlage<br />
in der NLL nicht umgesetzt werden. In der NLL wurden pro Wohnphase Anwendungsereignisse<br />
und die Exposition während dieser Anwendung erhoben. Anhand<br />
dieser Daten wurde von Experten ein Score für die akute Exposition und ein Score<br />
für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung entwickelt.<br />
Anhand der Literaturangaben werden jedoch alterabhängige Gewichtungsfaktoren<br />
für das Kindesalter entwickelt, die zusätzlich in den Score für eine chronische niederschwellige<br />
Exposition durch die Kontamination der Wohnung eingehen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 33 von 347
2.4.1.3.1 Altersabhängige Gewichtungsfaktoren<br />
Inwiefern sich die Aufnahmeraten von Erwachsenen und Kindern bei Schadstoffen<br />
und anderen Substanzen, die in der Umwelt vorkommen, unterscheiden, ist bisher<br />
nur für wenige Substanzen detailliert untersucht.<br />
Eine gut dokumentierte Substanz ist das Schwermetall Blei. Hier wurden eindeutige<br />
Unterschiede in der Toxikokinetik dokumentiert [140]. Die täglich aufgenommene<br />
Bleimenge schwankt je nach individuellen Bedingungen zwischen 0,5 und 30µg/kg<br />
KG und Tag. Bezogen auf das Körpergewicht ist die Aufnahmemenge für Blei bei<br />
Kindern (0,8 µg/kg KG und Tag) höher als die von Erwachsenen (0,55 µg/kg KG und<br />
Tag). Bei den Erwachsenen ist die Aufnahme durch Lebensmittel die wichtigste<br />
Quelle. Bei Kleinkindern kann die alimentäre Aufnahme von der Aufnahme bleihaltiger<br />
Boden- und Staubpartikel durch Verschlucken übertroffen werden. Die inhalative<br />
Absorptionsrate wird mit 40% angenommen. Über den Magen-Darm-Trakt werden<br />
vom Erwachsenen etwa 10% und vom Kind etwa 50% absorbiert. Beim Erwachsenen<br />
befinden sich 90% der Gesamtlast in den Knochen, bei Kindern dagegen nur<br />
etwa 60%. [140].<br />
Bei der Betrachtung und Abschätzung der Gefahren von Luftschadstoffen [141] werden<br />
Kurzzeit- und Langzeit- Effekte dargestellt und in Guidelines überführt. Nur für<br />
wenige Substanzen der Schlüssel-Luftschadstoffe finden sich hier separate Zahlen<br />
für Kinder oder Vergleiche zwischen Altersgruppen. Für Stickstoffdioxid (NO2) wird<br />
festgestellt, daß für gesunde Erwachsene in epidemiologischen Studien zu Langzeiteffekten<br />
keine Assoziationen zwischen NO2 und gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
ermittelt wurden, erst bei akuten Expositionen von 1.990 µg/m 3 wurden Effekte<br />
beobachtet. Für Kinder dagegen werden Effekte auf die Atemwege ab einer durchschnittlichen<br />
jährlichen NO2 – Konzentration von 50-75 µg/m 3 beobachtet [141].<br />
Eine Übertragung der in der Literatur vorhandenen Angaben in einen Gewichtigungsfaktor<br />
für die Quantifizierung der Pestizidexposition der NLL ist somit nicht ohne Weiteres<br />
möglich.<br />
Im ersten Lebensjahr, vom 6. bis 12 Lebensmonat ist nach dem Ergebnis der Wageningen<br />
Mouthing Study [126] die zusätzliche Exposition über “Mouthing” am höchsten.<br />
Nach einer Studie von Juberg et al. [127] nehmen Kinder im ersten Lebensjahr<br />
achtmal so lang (32 min/Tag) Objekte aus ihrer Umgebung in den Mund wie 2-3 Jährige<br />
(4 min/Tag). Durch den Speichel lösen sie Substanzen und Staub der sich auf<br />
der Oberfläche gesammelt hat an und verschlucken dies. Für Kinder bis einschließlich<br />
3 Jahren ist “Mouthing”-Verhalten typisch. Weiterhin spielt ab dem zweiten Lebensjahr<br />
zunehmend eine Rolle, daß die Lebensmittel von den Kindern selbst in die<br />
Hand genommen werden und auf diese Weise Substanzen über die Hände der Kinder<br />
zusätzlich in die Nahrung gelangen und aufgenommen werden. Weiterhin nehmen<br />
Kinder beim Spielen auf dem Boden außerdem Staub und Erdpartikel (soil ingestion)<br />
auf.<br />
Freeman et al. [136] ermittelten in ihrer Studie zu Mikroaktivitätsmustern von Kindern<br />
folgende Verteilung von Verhaltensweisen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 34 von 347
Tab. 2-5 Verhaltensweisen von Kleinkindern nach [136]<br />
Berichtete Verhaltensweise Alter der Kinder<br />
3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre<br />
Daumen oder Finger im Mund 71% 63% 33% 50%<br />
Nicht-eßbare Objekte (Spielzeug) im Mund 71% 31% 20% 29%<br />
Auf den Fußboden gefallene Lebensmittel<br />
essen<br />
71% 23% 27% 8%<br />
Essen ohne Besteck 54% 25% 33% 38%<br />
Spielzeug oder Decke mit sich herumtragen 86% 62% - -<br />
mit Spielzeug oder Decke im Bett schlafen 86% 54% - -<br />
Boden-/Erdpartikel essen 31% 0% - -<br />
Zehen in den Mund nehmen 29% 0% - -<br />
Schnuller vom Boden in den Mund nehmen 27% 0% - -<br />
Diese Studie zeigt eine deutliche Änderung der Verhaltensweisen nach dem dritten<br />
Lebensjahr. Ab dem 4. Lebensjahr werden Gegenstände wesentlich weniger häufig<br />
von Kindern in den Mund gesteckt oder auf dem Boden liegende Lebensmittel weniger<br />
häufig noch aufgegessen.<br />
Zudem kommen viele Kinder in diesem Alter in den Kindergarten und verbringen<br />
nicht mehr die meiste Zeit des Tages in der Wohnung der Eltern. Während Kinder im<br />
Alter bis zu einschließlich 3 Jahren im Schnitt mehr als 18 Std zu Hause in der elterlichen<br />
Wohnung verbringen, sind es bei den 4-6 Jährigen nur noch 16-17 Std. täglich<br />
[125]. Ein weiteres einschneidendes Ereignis in Bezug auf die Aufenthaltsdauer zu<br />
Hause ist die Einschulung, die bei den meisten Kindern in Deutschland im 6. Lebensjahr<br />
erfolgt.<br />
Kinder im Vorschulalter (im Alter von bis 6 Jahren) spielen noch sehr oft auf dem<br />
Fußboden. Sie nehmen noch bis zu 10 Mal pro Stunde die Hände zum Mund oder in<br />
den Mund [128].<br />
Die Aufnahme von Boden- bzw. Hausstaubpartikeln wird von der Arbeitsgemeinschaft<br />
der leitenden Medizinalbeamtinnen und – beamten der Länder (AGLMB, Behörde<br />
für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg) in ihren Standards zur Expositionsabschätzung<br />
bis zum Alter von 6 Jahren mit einer Gesamtaufnahme von üblicherwiese<br />
jeweils 20mg (wahrscheinliche Situation) pro Tag angesetzt [137]. Ab dem<br />
7. Lebenjahr wird empfohlen für Berechnungen eine Menge von 5 mg/Tag einzubeziehen.<br />
Nach Wichmann et al. 1993 [142] werden in den Standards die folgenden<br />
“typical-case” - Annahmen errechnet:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 35 von 347
Tab. 2-6 Typical-Case “Soil Ingestion” nach Wichmann et al. 1993 [142] in [137].<br />
Altersgruppe<br />
(in Jahren)<br />
Boden-/Hausstaubaufnahme<br />
(mg/Tag)<br />
Bodenaufnahme<br />
(mg/Tag)<br />
Tab. 2-7 Basisvariablen für die Expertenquantifizierung von Insektiziden<br />
Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />
w_phase Nummer der Wohnphase<br />
r1_1_von Jahr des Beginns einer Wohnphase mit<br />
Anwendung von Insektiziden*<br />
r1_1_bis Jahr des Endes der Wohnphase mit Insektizidanwendungen*<br />
r1_2_1 Häufigkeit der Anwendungen in der Phase:<br />
R1_2_2a<br />
R1_2_2b<br />
R1_2_2c<br />
R1_2_2d<br />
R1_2_2e<br />
R1_2_2f<br />
R1_2_2g<br />
R1_2_2h<br />
R1_2_2i<br />
R1_2_2j<br />
R1_2_2k<br />
R1_2_2t<br />
10 = niemals<br />
11 =seltener als einmal im Jahr<br />
12 = einmal im Jahr<br />
13 = mehrmals im Jahr<br />
14 = einmal im Monat<br />
15 = 2-3 mal im Monat<br />
16 = einmal in der Woche<br />
17 = mehrmals ind er Woche<br />
18 = einmal täglich<br />
19 = mehrmals täglich<br />
88 = weiß nicht<br />
99 = keine Angabe<br />
Bekämpfte Arten in dieser Phase :<br />
Fliegen<br />
Mücken<br />
Ameisen<br />
Silberfische<br />
Motten<br />
Thripse<br />
Wespen<br />
Blattläuse<br />
Schmier-/Wolläuse<br />
Spinnmilben<br />
Andere Schädlinge<br />
Welche anderen?<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 37 von 347
Forts. Tab. 2-7 Basisvariablen Expertenquantifizierung<br />
Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
R1_2_3a<br />
R1_2_3b<br />
R1_2_3c<br />
R1_2_3d<br />
R1_2_3e<br />
R1_2_3t<br />
Formen der Anwendung in der Phase:<br />
Elektroverdampfer<br />
Sprühen/Vernebeln<br />
Verstreichen<br />
Streuen/Auslegen<br />
Andere Form<br />
Welche Form?<br />
I_anw Anwendungsform<br />
Folgende Mittel zu Form der Anwendung:<br />
I_Nam1 Name des 1. Mittels der Anwendungsform<br />
I_meng1 Menge des 1. Mittels der Anwendungsform<br />
I_einhe1 Einheit zur Menge der Anwendungsform<br />
des 1. Mittels<br />
I_Nam2 Name des 2. Mittels der Anwendungsform<br />
I_meng2 Menge des 2. Mittels der Anwendungsform<br />
I_einhe2 etc. Einheit zur Menge der Anwendungsform<br />
des 2. Mittels<br />
I_phase Insektizidphase pro Mittel*<br />
r2_1a<br />
r2_1b<br />
r2_1c<br />
r2_1d<br />
r2_1e<br />
r2_1f<br />
r2_1h<br />
r2_1g<br />
r2_1gt<br />
In welchen Räumen erfolgte Einsatz von<br />
genannter Anwendungsform?<br />
Im Wohnzimmer<br />
Im Schlafzimmer<br />
Im Badezimmer<br />
Im Kinderzimmer<br />
In der Küche<br />
Im Flur<br />
Dachboden<br />
Im anderen Raum<br />
Welcher Raum?<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 38 von 347
Forts. Tab. 2-7 Basisvariablen Expertenquantifizierung<br />
Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
r2_1i<br />
r2_1j<br />
r2_1k<br />
r2_1l<br />
r2_1m<br />
r2_1n<br />
r2_1o<br />
r2_1p<br />
r2_1pt<br />
In welchen Nebenräumen erfolgte Einsatz<br />
von genannter Anwendungsform?<br />
Im Keller<br />
In der Garage<br />
Im Gartenhaus<br />
In der Scheune<br />
In Stallungen<br />
Im Schuppen<br />
Im Lagerraum<br />
In anderen Nebengebäuden<br />
Welches Nebengebäude?<br />
r2_6 Haben Sie oder eine andere Person versucht,<br />
das Mittel zu entfernen?<br />
r2_6_1 Wenn ja, auf welche Art?<br />
r2_7 Soll eine Bemerkung angefügt werden?<br />
r2_Bem Text der Bemerkung<br />
* Eine Wohnphase, in der in den Räumen der Wohnung oder des Hauses Insektizide angewendet<br />
wurden, kann mehrere Anwendungen von Insektiziden umfassen, eine “Insektizidphase” wird definiert<br />
durch die Anwendungsform (z.B. verdampfen, versprühen).<br />
2.5.2 Expertenquantifizierung Insektizide - Vorgehen<br />
Ausgehend von den Rohdaten des Interviews wurde vom Experten jeweils ein Algorithmus<br />
zur Bildung von Scores für die akute Exposition der Probanden nach Anwendung<br />
eines Insektizids im Innenraum und für die Kontamination der Wohnung (chronisch<br />
niedrigschwellige Exposition) entwickelt.<br />
Die Häufigkeit der Anwendung und die bekämpften Insektenarten wurden im Interview<br />
auf der Ebene der Wohnphase erfragt. Die Anwendungsform wurde in einer<br />
Mehrfachauswahlfrage erhoben. Der Proband konnte für dieselbe Wohnphase mehrere<br />
Anwendungsformen angeben. Pro Anwendungsform wurde die Art und Anzahl<br />
der behandelten Räume sowie die Namen, Hersteller und Mengen der einzelnen Mittel<br />
erhoben.<br />
Eine Insektizidphase innerhalb einer Wohnphase wird jeweils durch die Anwendungsform<br />
(wie z.B. verdampfen, versprühen) definiert. Im Interview können daher<br />
innerhalb einer Wohnphase eines Probanden mehrere Insektizidphasen angelegt<br />
worden sein. Zur Berechnung der Scores wurden Höchstgrenzen zur jährlich mögli-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 39 von 347
chen Anwendungshäufigkeit und Gewichtungsfaktoren für die verschiedenen Räumlichkeiten<br />
und Anwendungsformen durch den Experten festgelegt.<br />
Im Interview wurden außerdem Angaben zum persönlichen Umgang mit den pestizidhaltigen<br />
Mitteln während einer Anwendung erfragt. Für diese Informationen, beispielsweise<br />
ob ein Proband Selbstanwender war, oder ob eine andere Person, wie<br />
z.B. ein professioneller Schädlingsbekämpfer, die Maßnahmen durchgeführt hat, war<br />
der Experte “geblindet”. Hierdurch war eine Beeinflussung ausgeschlossen und die<br />
Unabhängigkeit dieser Informationen gesichert. Informationen zum persönlichen<br />
Kontakt des Probanden mit dem Mittel und zu Schutzmaßnahmen wurden dem Experten<br />
ebenfalls nicht in die ACCESS-Datenbank überspielt, um eine objektive Gewichtung<br />
der weiteren Parameter zu gewährleisten. Die Parameter zur Selbstanwendung<br />
und zum persönlichen Kontakt wurden erst nach Abshcluß der Expertenquantifitzierung<br />
in den Gesamtscore für die Ermittlung der akuten Exposition einbezogen.<br />
Durch einen altersabhängigen Gewichtungsfaktor werden die besonderen Expositionsbedingungen<br />
durch Verhaltensweisen im Kindesalter (ersten sechs Lebensjahre<br />
des Probanden) im Score zur chronisch niederschwelligen Exposition (Kontamination<br />
der Wohnung) berücksichtigt (s. Kap. 2.4.1.3).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 40 von 347
Abb. 2-1 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />
idnr<br />
W_phase 1<br />
Häufigkeit der<br />
Anwendungen<br />
in dieser<br />
Wohnphase<br />
(R1_2_1)<br />
W_phase 2<br />
W_phase n<br />
Insektizidphase1<br />
Elektroverdampfer<br />
(R1_2_3a = Ja)<br />
Behandelte Räume ?<br />
(R2_1a - p)<br />
Insektizidphase2<br />
Verstreichen<br />
(R1_2_3b = Ja)<br />
Behandelte Räume ?<br />
(R2_1a - p)<br />
Insektizidphase 3<br />
Versprühen<br />
(R1_2_3c = Ja)<br />
Behandelte Räume ?<br />
(R2_1a - p)<br />
Selbstanwendung<br />
Proband ?<br />
(R2_3a)<br />
Selbstanwendung<br />
Proband ?<br />
(R2_3a)<br />
Selbstanwendung<br />
Proband ?<br />
(R2_3a)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 41 von 347<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
nein<br />
Schutzmaßnahmen<br />
(R2_4_1a-f) Kontakt<br />
mit dem<br />
Mittel<br />
(R2_5_1a-d)<br />
Schutzmaßnahmen<br />
(R2_4_1a-f)<br />
Schutzmaßnahmen<br />
(R2_4_1a-f)<br />
Kontakt<br />
mit dem<br />
Mittel<br />
(R2_5_1a-d)<br />
Kontakt<br />
mit dem<br />
Mittel<br />
(R2_5_1a-d)<br />
Dekontamination<br />
(R2_6)<br />
Dekontamination<br />
(R2_6)<br />
Dekontamination<br />
(R2_6)<br />
_
2.5.3 Gewichtung der Anwendungshäufigkeit von Insektiziden<br />
Bei der Expositionsquantifizierung von Insektiziden und Holzschutzmitteln wurde einheitlich<br />
vorgegangen. Zunächst wurde für die beiden Bereiche der Scores (akute Exposition<br />
bzw. chron. durch Kontamination der Wohnung) die Gewichtung für die Anzahl<br />
der Anwendungen in numerischen Werten für ein Kalenderjahr festgelegt. Der<br />
numerische Wert basiert auf der Angabe des Probanden zur Häufigkeit der Anwendungen<br />
für eine Wohnphase (R1_2_1). Wurde im Interview vom Probanden die Häufigkeit<br />
der Anwendungen mit “11=seltener als einmal im Jahr” angegeben, wurde für<br />
die Insektizidexposition pauschal eine Anzahl von 0,4 Anwendungen pro Jahr vom<br />
Experten festgelegt.<br />
Tab. 2-8 Festlegungen zur Berechnung der Anzahl der Anwendungen von Insektiziden<br />
pro Jahr<br />
Ausprägung der<br />
Variable R1_2_1<br />
(Rohdaten)<br />
Beschreibung der Variablen-<br />
ausprägung<br />
Anzahl der Anwendungen<br />
im Jahr (Festlegung<br />
durch den Experten)<br />
11 seltener als einmal im Jahr 0,4<br />
12 einmal im Jahr 1,0<br />
13 mehrmals im Jahr 4,0<br />
14 einmal im Monat 12,0<br />
15 2 bis 3mal im Monat 30,0<br />
16 einmal in der Woche 52,0<br />
17 mehrmals in der Woche 182,0<br />
18 einmal täglich 365,0<br />
19 mehrmals täglich 730,0<br />
2.5.4 Gewichtungsfaktoren für die Anwendungsform<br />
Bei den Insektizidanwendungen muß die Art der Ausbringung hinsichtlich der resultierenden<br />
Exposition unterschiedlich gewichtet werden. Dies muß sowohl im Hinblick<br />
auf die Art der Exposition als auch im Hinblick auf die verschiedenen Anwendungsformen<br />
zueinander geschehen. Die Gewichtungsfaktoren wurden daher von den Experten<br />
getrennt für die akute Exposition bei Selbstanwendung und die chronisch<br />
niedrigschwellige Exposition durch die Kontamination der Wohnung festgelegt.<br />
Die Anwendungsformen verursachen im Vergleich zueinander unterschiedlich hohe<br />
Expositionen. Das Aufstellen von Köderdosen für Ameisen (Faktor 0,1) wird daher in<br />
der Expositionsquantifizierung weniger stark gewichtet als ein Versprühen der Substanz<br />
(Faktor 10) oder der Einsatz von Elektroverdampfern (Faktor 5). Neben den a<br />
priori vorgegebenen Kategorien konnte von den Probanden außerdem in der Kategorie<br />
“Andere Anwendungsform” eine Klartextangabe zur Beschreibung der Anwendung<br />
gemacht werden. Diese Klartextangaben der Probanden zur Spezifizierung der<br />
“anderen Anwendung” (z.B. Strips aufhängen, Verräuchern von Tabletten oder Räu-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 42 von 347
cherstäbchen) wurden von den Experten bei der Festlegung von Gewichtungsfaktoren<br />
berücksichtigt. Hier wurden nicht Pestizid-relevante Expositionen wie die Anwendungen<br />
von Mäusefallen mit dem Gewichtungsfaktor von “0” bewertet, so daß die<br />
betreffenden Anwendungen nicht zur Exposition des Probanden beitragen.<br />
Tab. 2-9 Gewichtungsfaktoren für Form der Anwendung von Insektiziden<br />
Anwendungsform des Insektizids<br />
(I_Anw)<br />
Art der Kategorie<br />
(a priori vergeben<br />
/ Klartextangabe) <br />
Gewichtungsfaktor<br />
(akute<br />
Exposition)<br />
Gewichtungsfaktor(Kontamination<br />
Whg.)<br />
Sprühen/Vernebeln a priori 10 10<br />
Elektroverdampfer a priori 5 5<br />
Verstreichen a priori 2 8<br />
Streuen/Auslegen a priori 1 2<br />
Aus den Klartextangaben der Probanden umgesetzte Kategorien von Anwendungen<br />
Kammerjägereinsatz Klartext 5 15<br />
Verräuchern von Tabletten Klartext 5 5<br />
Abbrennen von Räucherstäbchen Klartext 3 3<br />
Strips aufhängen Klartext 1 2<br />
Aufstellen von Köderdosen Klartext 0,1 0,1<br />
Blumenstäbchen Klartext 0,01 0,01<br />
Mausefalle Klartext 0 0<br />
weiß nicht Klartext 1 1<br />
2.5.5 Gewichtung anhand von behandelten Räumlichkeiten<br />
Für die Unterscheidung der akuten Exposition von der chronisch niedrigschwelligen<br />
Exposition durch das Bewohnen der mit Insektenbekämpfungsmitteln behandelten<br />
Räume (Kontamination der Wohnräume) muß in diese beiden “Insektzidscores” auch<br />
eine unterschiedliche Gewichtung für die Art der behandelten Räume eingeführt werden.<br />
In der Gewichtung für die Exposition durch die Kontamination der Wohnräume wurde<br />
vom Experten einbezogen, daß Räume unterschiedlich lange pro Tag genutzt werden,<br />
sich also die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Probanden in den einzelnen<br />
Räumen durch die Nutzungsart unterscheidet. Die akute Exposition dagegen findet<br />
während der Anwendung nährungweise gleichermaßen in jedem Raum statt (Faktor<br />
=1,0 / Tab. 2-10).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 43 von 347
Tab. 2-10 Gewichtungsfaktoren für Räumlichkeiten (Insektizidscore)<br />
Räumlichkeit Gewichtungsfaktor für<br />
Kontamination der Räume<br />
Gewichtungsfaktor für<br />
akute Exposition<br />
Wohnzimmer 1,0 1,0<br />
Schlafzimmer 1,0 1,0<br />
Badezimmer 0,5 1,0<br />
Kinderzimmer 0,8 1,0<br />
Küche 1,0 1,0<br />
Flur 0,6 1,0<br />
Anderer Raum 0,3 1,0<br />
Dachboden 0,3 1,0<br />
Keller 0,1 1,0<br />
Garage 0,1 1,0<br />
Gartenhaus 0,1 1,0<br />
Scheune 0,1 1,0<br />
Stallungen 0,1 1,0<br />
Schuppen 0,1 1,0<br />
Lagerraum 0,1 1,0<br />
Andere Nebengebäude 0,1 1,0<br />
Wurde von dem Probanden im Interview eine Anwendung von Insektiziden in einem<br />
bestimmten Raum vorgenommen, wird “Ja”=1 gesetzt und mit dem jeweiligen Gewichtungsfaktor<br />
des Raumes multipliziert. Wurde eine Anwendung in diesem Raum<br />
verneint, wird für diesen Raum der Wert “0” gespeichert. Die numerischen Werte der<br />
Gewichtungen für die einzelnen Räume werden aufsummiert und dieser Summenfaktor<br />
geht jeweils multiplikativ in den entsprechenden Insektizidscore ein.<br />
2.5.6 Maßnahmen zur Dekontamination nach Anwendung<br />
Als Abschluß des Abschnitts Insektizidanwendungen in der Wohnphase wurden die<br />
Probanden im Interview jeweils gefragt, ob Maßnahmen zur Dekontamination der<br />
Räume ergriffen wurden. Wurde von dem Probanden angegeben, er/sie habe versucht,<br />
das Mittel im Anschluß an die Behandlung zu entfernen, wurde im Interview<br />
dazu aufgefordert, Angaben zur Art der Dekontamination zu machen (Klartext).<br />
Durch die Maßnahmen zur Entfernung des Mittels konnten sich die Probanden den<br />
verschiedenen Mitteln wiederholt ausgesetzt haben (wiederholtes Betreten der Räume<br />
unmittelbar nach Anwendung) oder durch z.B. feuchtes Nachwischen zusätzlich<br />
einen direkten Hautkontakt hergestellt haben.<br />
Expositionsrelevante Dekontaminationsmaßnahmen wurden daher in der Expertenquantifizierung<br />
für die akute Exposition wie folgt eingestuft:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 44 von 347
Tab. 2-11 Insektizidanwendungen: Gewichtung der Dekontamination<br />
Dekontaminationmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />
Lüften 1,2<br />
Wischen 2,0<br />
Staubsaugen 2,0<br />
Mittel entsorgen 1,0<br />
Kehren, Fegen 1,2<br />
Keine Angabe, weiß nicht 1,0<br />
Die üblicherweise von den Probanden angegebenen Dekontaminationsmaßnahmen<br />
beeinflussen somit die akute Exposition nicht, aber die Raumbelastung. In den Score<br />
für die Kontamination der Wohnung (dauerhafte niedrigschwellige Exposition durch<br />
Bewohnen der behandelten Räume) gehen diese Gewichtungsfaktoren für Dekontaminationsmaßnahmen<br />
daher nicht ein.<br />
2.5.7 Variablen der Expertenquantifizierung<br />
Für die Quantizifierung der akuten Exposition durch Anwendungen von Insektiziden<br />
wurden gemäß der Expertenfestlegungen folgende Variablen neu gebildet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 45 von 347
Tab. 2-12 Nach Expertenquantifizierung eingeführte Variablen zur Berechnung des<br />
Scores zur akuten Exposition<br />
Name der Variablen Beschreibung<br />
anzpro_j<br />
Anzahl der Anwendungen in einem Jahr gemäß Festlegungen<br />
für Insektizidanwendungen<br />
anwfins Gewichtungsfaktor für Anwendungsform für akute Exposition<br />
gew2_1a gewichteter Wert für Wohnzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1b gewichteter Wert für Schlafzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1c gewichteter Wert für Badezimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1d gewichteter Wert für Kinderzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1e gewichteter Wert für Küche<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1f gewichteter Wert für Flur<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1g gewichteter Wert für anderer Raum<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1h gewichteter Wert für Dachboden<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1i gewichteter Wert für Keller<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1j gewichteter Wert für Garage<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1k gewichteter Wert für Gartenhaus<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1l gewichteter Wert für Scheune<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1m gewichteter Wert für Stallungen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1n gewichteter Wert für Schuppen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1o gewichteter Wert für Lagerraum<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1p gewichteter Wert für andere Nebengebäude<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
sumraum Summe über alle Räume<br />
dekont Expositionswert für Dekontaminationsmaßnahme<br />
Für den Score zur Beschreibung der chronisch niedrigschwelligen Exposition durch<br />
die Kontamination der Räume werden folgende Variablen durch die Expertenquantifizierung<br />
neu gebildet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 46 von 347
Tab. 2-13 Neu eingeführte Variablen zur Berechnung des Scores zur chronisch<br />
niederschwelligen Exposition<br />
Name der Variablen Beschreibung<br />
anzpro_j<br />
Anzahl der Anwendungen in einem Jahr gemäß Festlegungen<br />
für Insektizidanwendungen<br />
anwfinsk Gewichtungsfaktor für Anwendungsform für akute Exposition<br />
gew2_1ak gewichteter Wert für Wohnzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1bk gewichteter Wert für Schlafzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1ck gewichteter Wert für Badezimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1dk gewichteter Wert für Kinderzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1ek gewichteter Wert für Küche<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1fk gewichteter Wert für Flur<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1gk gewichteter Wert für anderer Raum<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1hk gewichteter Wert für Dachboden<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1ik gewichteter Wert für Keller<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1jk gewichteter Wert für Garage<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1kk gewichteter Wert für Gartenhaus<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1kl gewichteter Wert für Scheune<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1mk gewichteter Wert für Stallungen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1nk gewichteter Wert für Schuppen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1ok gewichteter Wert für Lagerraum<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew2_1pk gewichteter Wert für andere Nebengebäude<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
sumraumk Summe über alle Räume<br />
Die Variablen für die Anwendungshäufigkeit pro Jahr (ANZPRO_J), die Anwendungsform<br />
und der Summenfaktor für die Anzahl der behandelten Räume gehen<br />
multiplikativ in den Algorithmus für den jeweiligen Score ein.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 47 von 347
2.5.8 Für die Expertenquantifizierung nicht relevante Rohdaten<br />
Die Art der bekämpften Insekten (z.B. Mücken, Ameisen, etc.) ist in der Datenerhebung<br />
wichtig, da sie zu einer verbesserten Erinnerung des Probanden an Anwendungsereignisse<br />
beiträgt. In der Quantifizierung der stattgehabten Exposition werden<br />
diese Angaben nicht verwendet.<br />
Die Daten zu Namen der Mittel, Herstellern und eingesetzten Mengen gehen ebenfalls<br />
nicht in die Expertenquantifizierung ein.<br />
2.5.9 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch Insektizide<br />
Für die Erfassung der “Stärke” der akuten Exposition ist entscheidend, ob der Proband<br />
selbst oder eine andere Person das Insektizid in der Wohnung ausgebracht<br />
hat.<br />
Für die Angaben zur Selbstanwendung, zu möglichen Kontakten mit dem Mittel sowie<br />
zu den Schutzmaßnahmen, die ein Proband während einer Anwendung von einem<br />
Insektizid ergriffen hatte, war der Experte geblindet. Diese expositionsmodifizierenden<br />
Faktoren wurden anhand folgender Variablen erfaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 48 von 347
Tab. 2-14 Variablen zur Erfassung des individuellen Kontaktes mit dem Mittel<br />
Name der Variablen Beschreibung Ausprägung der Variablen<br />
Selbstanwendung des Mittels<br />
R2_3a Proband selbst hat das Insektizid<br />
angewendet<br />
0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_3b Professioneller Kammerjäger 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_3c andere Person 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
Schutzmaßnahmen während der Anwendung<br />
R2_4 keine Schutzmaßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1a Handschuhe 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1b Schutzbrille 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1c Staubschutzmaske 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1d Gasmaske/Atemschutzgerät 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1e Schutzanzug 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1f andere Maßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_4_1t welche and. Maßnahmen Klartextangabe<br />
persönlicher Kontakt mit dem Mittel / Berührung des Mittels<br />
R2_5 gar nicht berührt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_5_1a Flecken auf der Kleidung 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_5_1b Hände benetzt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_5_1c Sprühnebel eingeamet 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_5_1d andere Art von Kontakt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R2_5_1t welchen Kontakt Klartextangabe<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 49 von 347
2.5.9.1 Selbstanwendung der Insektizide<br />
Im Interview wurde erfragt, ob der Proband das Mittel selber angewendet hatte, ein<br />
professioneller Kammerjäger die Mittel ausgebracht hatte oder eine andere Person<br />
die Anwendung durchgeführt hatte. Mit der Selbstanwendung steigt die Wahrscheinlichkeit<br />
der akuten Exposition, der Proband kann während der Selbstanwendung mit<br />
dem Mittel in Berührung gekommen sein oder Substanz bei der Anwendung eingeatmet<br />
haben. Daher wird die Selbstanwendung im Vergleich zur Anwendung durch<br />
andere Personen oder durch einen Kammerjäger höher gewichtet. In dieser Frage<br />
war eine Mehrfachauswahl möglich. Waren mehrere Anwender angegeben, wurde<br />
die Angabe der Selbstanwendung priortär in den Expositionsscore einbezogen.<br />
Tab. 2-15 Gewichtung der Selbstanwendung (Insektizide)<br />
Person, die anwendet Gewichtungsfaktor<br />
für Selbstanwendung<br />
Proband/in selbst 1,0<br />
Professioneller Kammerjäger 0,3<br />
andere Person 0,3<br />
2.5.9.2 Expositionsmodifizierende Faktoren - Kontakt mit den Mittel und<br />
Schutzmaßnahmen<br />
Modifizierende Faktoren der akuten Exposition stellen der Kontakt mit dem Mittel und<br />
die Schutzmaßnahmen dar, die bei der Anwendung vorgenommen wurden. Der Kontakt<br />
mit dem Mittel wirkt sich expositionsteigernd aus, Schutzmaßnahmen können<br />
spezifisch in Bezug auf die Art des Kontaktes expositionssenkend wirken.<br />
2.5.9.2.1 Erfassung des Kontakts mit dem Insektizid<br />
Zunächst wurde im Interview erfaßt, ob der Proband in Berührung mit dem Mittel gekommen<br />
ist. Wurde dies positiv beantwortet, wurde die Art des Kontakts in vier a priori<br />
vorgegebenen Kategorien erfaßt (Tab. 2-14):<br />
- Flecken auf der Kleidung<br />
- Hände benetzt<br />
- Sprühnebel eingeatmet<br />
- andere Art von Kontakt.<br />
Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />
des Probanden als Klartext erhoben. Diese wurden in einem interaktiven Editingschritt<br />
den a priori vorgegeben Kategorien zugeordnet, wobei diese weiter gefaßt<br />
wurden. Die Kategorie “Sprühnebel eingeatmet” wurde ausgedehnt auf “Substanz<br />
eingeatmet”, da in den Klartexten von den Probanden auch die Beschreibungen<br />
“Staub, Dampf, Ausdünstungen, Nebel, Qualm und Rauch eingeatmet” verwendet<br />
wurden. Weiterhin wurden in den Klartexten die Begriffe “Arme /Beine benetzt” und<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 50 von 347
“Fingerkontakt” genannt, so daß die Kategorie “Hände benetzt” als “Haut benetzt”<br />
fortgeführt wurde.<br />
Für jeden Kontakt der positiv berichtet wurde und einer Kategorie zugeordnet werden<br />
konnte, wurde der Faktor für Kontakt mit dem Mittel auf den Wert “1” gesetzt. Kategorien<br />
für die ein “Nein” angegeben wurde, wurden mit dem numerischen Wert “0” gewichtet.<br />
2.5.9.2.2 Anwendung von Schutzmaßnahmen<br />
Bei den Probanden, die im Interview angegeben hatten, das Mittel selbst angewendet<br />
zu haben, wurde erfaßt, ob sie Schutzmaßnahmen bei der Anwendungen ergriffen<br />
hatten. Wurde die Anwendung von Schutzmaßnahmen bejaht, wurde anhand von<br />
sechs a priori vorgegebenen Kategorien die Art der Schutzmaßnahmen (Tab. 2-14)<br />
erhoben. Wurde die Kategorie “Andere Maßnahmen” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />
des Probanden als Klartext erfaßt. Wie bei den Angaben zum Kontakt mit<br />
dem Mittel wurden diese Klartexte in einem interaktiven Editingschritt überprüft. Von<br />
den im Klartext genannten Maßnahmen konnten jedoch keine den 5 a priori vorgegebenen<br />
Arten von Schutzmaßnahmen zugeordnet werden.<br />
Tab. 2-16 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />
Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />
Handschuhe 0,5<br />
Schutzbrille 1,0<br />
Staubschutzmaske 0,7<br />
Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />
Schutzanzug 0,5<br />
andere Maßnahme 1,0<br />
2.5.9.2.3 Index der modifizierenden Faktoren<br />
Die Anwendung von Schutzmaßnahmen wurde in spezifischen Kombinationen mit<br />
den Kontaktvariablen expositionssenkend gewichtet. Dafür wurden die Variablen für<br />
Kontakt mit dem Mittel und für Schutzmaßnahmen innerhalb des Expositionsscores<br />
zunächst in einem Index multiplikativ miteinander verknüpft.<br />
Der Einsatz von Handschuhen als Schutz bei der Anwendung wirkt sich expositionssenkend<br />
bei einem Kontakt durch “Hände/Haut benetzt” aus. Staubschutzmaske und<br />
Gasmaske/Atemschutzgerät werden expositionsenkend gewichtet bei einem Kontakt<br />
durch “Substanz eingeatmet”. Ein Schutzanzug wurde als expositionsenkend gegenüber<br />
“Flecken auf der Kleidung” gewertet. Zusätzlich wurde erfasst, wie oft die<br />
Schutzmaßnahmen angewendet wurden bzw. wie oft der Proband bei den Anwendung<br />
mit dem Mittel in Kontakt gekommen ist.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 51 von 347
Der Index für direkten Kontakt und Schutzmaßnahmen verknüpft innerhalb des Scores<br />
diese modifzierenden Faktoren zunächst wie folgt:<br />
I =<br />
Gewichtungsfaktor für<br />
“Art des Kontaktes”<br />
X<br />
Gewichtungsfaktor für “Art der<br />
Schutzmaßnahme”<br />
Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet hatten, wurden ebenfalls nach<br />
einem möglichen Kontakt mit dem in der Wohnung eingesetzten Mittel gefragt. Wurde<br />
vom Probanden die Frage für eine der 4 vorgegebenen Kontaktarten positiv beantwortet,<br />
ging diese mit dem Faktor “1” in die Berechnung der akuten Exposition<br />
ein. Ein Index wurde für diese Probanden nicht berechnet, da die Anwendung von<br />
Schutzmaßnahmen ausschließlich für Probanden erhoben wurden, die angegeben<br />
hatten, die Mittel selbst angewendet zu haben. Für die Probanden, die das Mittel<br />
nicht selbst angewendet hatten, wird der Faktor für den Kontakt mit dem Mittel über<br />
den Gewichtungsfaktor der Selbstanwendung entsprechend reduziert. Der Faktor für<br />
die Selbstanwendung geht für diese Probanden mit einem numerischen Wert von 0,3<br />
in den multiplikativen Gesamtscore zur akuten Exposition ein (siehe Tab. 2-15).<br />
2.5.9.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition gegenüber<br />
Insektiziden<br />
In der NLL definierte zunächst die Art des Kontaktes den Score der akuten Exposition.<br />
In einem ersten Schritt werden zunächst drei verschiedene Scores der akuten<br />
Exposition gebildet:<br />
- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />
- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />
- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />
Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen Score der akuten Exposition multiplikativ<br />
ein:<br />
- Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr<br />
- Index aus Faktor Kontakt mit dem Mittel x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />
Schutzmaßnahme (definiert die Art der akuten Exposition pro Score)<br />
- Faktor für Selbstanwendung bzw. Anwendung durch eine andere Person<br />
- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Elektroverdampfer, Versprühen etc.)<br />
- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />
- Gewichtungsfaktor für angewendete Dekontaminationsmaßnahme<br />
Weiterhin wird ein Score für die chronische Exposition durch die Kontamination der<br />
behandelten Wohnräume gebildet. Dieser Score umfasst die folgenden Dimensionen:<br />
- Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr<br />
- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />
- Gewichtungsfaktor für Anwendungsform<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 52 von 347
Abb. 2-2 Score für akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />
Score akute Exposition<br />
separat für<br />
jede Art des Kontakts<br />
mit dem Mittel (Inhalati-<br />
on / Hautkontakt / Fle-<br />
cken)<br />
= Art der Anwendung<br />
x Gewichtete<br />
Summe der<br />
behandelten<br />
Räume<br />
x Mittel selbst<br />
angewendet<br />
(ja / eine and.<br />
Person)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 53 von 347<br />
x Kontakt mit<br />
dem Mittel (Inhalation<br />
/ Hautkontakt<br />
/ Flecken)<br />
x Schutzmaßnahmen<br />
x Dekontamination<br />
Jeder der drei möglichen Scores für akute Exposition (Substanz eingeatmet = Inhalation, Hautkontakt mit dem Mittel, Flecken auf der<br />
Kleidung) wurde anschließend mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />
Abb. 2-3 Score für chronische Exposition gegenüber Insektiziden<br />
Score chron.<br />
Exposition Konta-<br />
mination der Wohnung<br />
nach Anwendung<br />
= Art der Anwendung<br />
x Gewichtete<br />
Summe der<br />
behandelten<br />
Räume<br />
Der Score für die chronische Exposition wurde anschließend ebenfalls mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />
Für den Score der chronischen Exposition wurde außerdem der Faktor für die besondere Expositionssituation im Kindesalter (0-<br />
6 Jahre, siehe Kap. 2.4.1) multiplikativ einbezogen.
2.5.9.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Insektizide in Innenräumen<br />
Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores (akute und chronische Exposition<br />
gegenüber Insektiziden in Innenräumen) bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr,<br />
da mit dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit<br />
pro Jahr ausgedrückt wird. Die Angaben zur Insektizidanwendung wurden im<br />
Interview jeweils getrennt nach Wohnphasen erhoben. Der für die akute Exposition<br />
durch “Inhalation”, “Haut benetzt” und “Flecken auf der Kleidung” berechnete Score<br />
und der für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung berechnete<br />
Score beziehen sich somit auf jedes Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase.<br />
Für jedes einzelne Kalenderjahr einer Wohnphase, die das Kalenderjahr 1956 einschließt<br />
bzw. nach 1956 beginnt, werden die numerischen Werte der vier Scores (akut<br />
und chronisch) separat aufsummiert. Wohnphasen, in denen keine Anwendungen<br />
stattgefunden haben, tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Summation des<br />
jeweiligen Score den numerischen Wert “0” bei.<br />
Um die chronische Exposition pro Kalenderjahr zu ermitteln, wurde der multiplikative<br />
Score für die chronische Exposition zusätzlich mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />
(Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet.<br />
Anschließend wurde die Exposition lebenslang über alle Wohnphasen eines Probanden<br />
aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />
nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles minus zwei Jahre Lagtime<br />
bezogen auf das Jahr der Erstdiagnose des Falles tragen zur lebenslangen Exposition<br />
bei (expositionsrelevante Kalenderjahre).<br />
2.6 Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />
2.6.1 Expertenquantifizierung zu Anwendungen von Holzschutzmitteln – Basisdaten<br />
Für die Quantifizierung der Exposition gegenüber Holzschutzmitteln wurde ein analoges<br />
Vorgehen wie zuvor zur Ermittlung der Exposition gegenüber Insektiziden<br />
durchgeführt. Den Experten der Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong> Oldenburg, Institut für<br />
angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX), wurden die Rohdaten aus den<br />
Interviews zu Anwendungen von Holzschutzmitteln pro Wohnphase in einer Datenbank<br />
bereitgestellt.<br />
Für die korrekte Erfassung der Exposition gegenüber Holzschutzmitteln war es notwendig,<br />
im Interview einige Fragestellungen im Vergleich zur Erfassung der Exposition<br />
durch Insektizide zu modifizieren. Die Anwendungen wurden separat von den Insektizidanwendungen<br />
erhoben und wurden daher in der Expertenquantifizierung getrennt<br />
betrachtet.<br />
Die Datenbank umfasst die Informationen zu Beginn und Ende (Kalenderjahr) der<br />
Wohnphase, den Anlaß der Anwendung, die Angaben zu den behandelten Räumen<br />
und den behandelten Flächen (wie z.B. Wandvertäfelung, Parkett etc.) sowie Angaben<br />
zu den eingesetzten Mengen und Mitteln.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 54 von 347
Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />
Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />
w_phase Nummer der Wohnphase<br />
r1_1_von Jahr des Beginns der Holzschutzphase<br />
r1_1_bis Jahr des Endes der Holzschutzphase<br />
r1_3_1 Häufigkeit der Anwendungen in der Phase<br />
r1_3_1t Wenn weniger häufig als 1x im Jahr, dann:<br />
R1_3_2a<br />
R1_3_2b<br />
R1_3_2c<br />
R1_3_2d<br />
R1_3_2e<br />
R1_3_2f<br />
R1_3_2g<br />
R1_3_2h<br />
R1_3_2t<br />
Behandelte Fläche:<br />
Holzdecke<br />
Wandvertäfelung<br />
Fußboden/Parkett<br />
Möbel<br />
Fensterrahmen<br />
Türen/Tore<br />
Gartenzaun<br />
Andere<br />
Welche andere?<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 55 von 347
Forts. Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />
Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
Grund der Anwendung:<br />
R1_3_21a Behandlung vom Schädlingsbefall<br />
R1_3_21a Vorsorge gegen Schädlingsbefall<br />
R1_3_21a Verschönerung<br />
R1_3_21a Anderer Grund<br />
R1_3_21a Welcher Grund?<br />
r1_3_22 Wurden diese Anwendungen ganz oder<br />
teilweise in Innenräumen oder umbauten<br />
Räumen durchgeführt?<br />
r1_3_3a<br />
r1_3_3b<br />
r1_3_3c<br />
r1_3_3d<br />
r1_3_3e<br />
r1_3_3f<br />
r1_3_3g<br />
r1_3_3gt<br />
r1_3_3h<br />
r1_3_3i<br />
r1_3_3j<br />
r1_3_3k<br />
r1_3_3l<br />
r1_3_3m<br />
r1_3_3n<br />
r1_3_3o<br />
r1_3_3p<br />
r1_3_3pt<br />
Wenn ja, in welchen Räumen erfolgte die<br />
Anwendung?<br />
Im Wohnzimmer<br />
Im Schlafzimmer<br />
Im Badezimmer<br />
Im Kinderzimmer<br />
In der Küche<br />
Im Flur<br />
In einem anderen Raum<br />
Welcher Raum?<br />
Dachboden<br />
Im Keller<br />
In der Garage<br />
Im Gartenhaus<br />
In der Scheune<br />
In Stallungen<br />
Im Schuppen<br />
Im Lager<br />
In anderen Nebengebäuden<br />
Welches Nebengebäude?<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 56 von 347
Forts. Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />
Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />
h_nam1 Name des erstgenannten Holzschutzmittels<br />
h_meng1 Menge des 1. Mittels<br />
h_einhe1 Einheit zur Menge des ersten Mittels<br />
bis h_nam6, h_meng6, h_einhe6 bis zu 6 Holzschutzmittelnamen mit Menge<br />
und Einheit wurden genannt<br />
2.6.2 Expertenquantifizierung Holzschutzmittel - Vorgehen des Experten<br />
Ausgehend von dieser Datenbasis wurde vom Experten ein Algorithmus zur Bildung<br />
von Scores für die Kontamination der Wohnung (chronisch niedrigschwellige Exposition<br />
in den Räumen) und für die akute Exposition der Probanden eingeführt.<br />
Die einzelne Holzschutzmittelphase innerhalb einer Wohnphase wird definiert durch<br />
das einzelne verwendete Holzschutzmittel. Durch den Experten wurden Gewichtungsfaktoren<br />
für die Häufigkeit der Anwendung, die behandelten Flächen, den<br />
Zweck der Anwendung (Schädlingsbefall, Vorsorge etc.) und behandelten Räume<br />
festgelegt.<br />
Für jedes einzelne Mittel wird in einer relationalen Tabelle erfaßt, ob eine Maßnahme<br />
als Selbstanwendung durchgeführt wurde, welche Schutzmaßnahmen dabei angewendet<br />
wurden und welche Art von persönlichem Kontakt mit dem Mittel dabei ggf.<br />
erfolgte. Für diese Anteile der Selbstanwendung und des Kontaktes mit dem Mittel<br />
bzw. der Schutzmaßnahmen war der Experte geblindet, um eine Beeinflussung<br />
durch diese Information auszuschließen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 57 von 347
Abb. 2-4 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />
idnr<br />
W_phase 1<br />
- Häufigkeit der<br />
Anwendungen<br />
in dieser<br />
Wohnphase<br />
(R1_3_1)<br />
- behandelte<br />
Flächen<br />
(R1_3_2a-h)<br />
- Zweck der<br />
Anwendung<br />
(R1_3_21a-d)<br />
W_phase 2<br />
W_phase n<br />
Anwendung<br />
in<br />
Innenräumen<br />
(R1_3_22)<br />
nein<br />
Holzschutzmittelphase<br />
1<br />
(Mittel Nr. 1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 58 von 347<br />
ja<br />
Welche Räume ?<br />
(R1_3_3a-p)<br />
Welche Mittel ?<br />
(H_Name)<br />
Holzschutzmittelphase<br />
2<br />
(Mittel Nr. 2)<br />
Holzschutzmittelphase<br />
n<br />
(Mittel Nr. n)<br />
Selbstanwendung<br />
Proband ?<br />
(R3_1a)<br />
ja<br />
nein<br />
- Art der Anwendung<br />
(R3_2a-d)<br />
- Schutzmaßnahmen<br />
(R3_3_1a-f)<br />
Kontakt mit dem Mittel<br />
(R3_4_1a-d)<br />
Selbstanwendung<br />
Proband ? nein<br />
(R3_1a)<br />
ja<br />
- Art der Anwendung<br />
(R3_2a-d)<br />
- Schutzmaßnahmen<br />
(R3_3_1a-f)<br />
Kontakt mit dem Mittel<br />
(R3_4_1a-d)<br />
_
2.6.3 Anwendungshäufigkeit bei Holzschutzmitteln<br />
Zur Berechnung der Scores wurden durch den Experten zunächst Höchstgrenzen<br />
zur jährlich möglichen Anwendungshäufigkeit sowie Gewichtungsfaktoren für die verschiedenen<br />
Räumlichkeiten und behandelten Flächen festgelegt.<br />
Die Anzahl der Anwendungen wird pro Jahr berechnet und basiert auf der Angabe<br />
des Probanden zur Häufigkeit der Holzschutzmittelanwendungen pro Wohnphase.<br />
In den Kategorien zu Angabe der Häufigkeit im Interview wurde berücksichtigt, daß<br />
Holzschutzmaßnahmen durchschnittlich in der Bevölkerung weniger häufig angewendet<br />
werden als Insektenbekämpfungsmaßnahmen [73]. Die Anzahl der Anwendungen<br />
von Holzschutzmitteln konnte vom Probanden mittels Klartextangaben spezifiziert<br />
werden, wenn die Anwendungen in einer Wohnphase “seltener als einmal im<br />
Jahr” vorgenommen worden sind. In einer Fall-Kontroll-Studie erfolgt die “lebenslange”<br />
Expositionsquantifizierung jedoch nur anhand von Kalenderjahren bis zum Erst-<br />
Diagnosejahr des Falles auch für die jeweils zugematchten Kontrollen (in der NLL<br />
minus lagtime von 2 Jahren). Daher mußten die aus diesen Klartextangaben ermittelten<br />
numerischen Werte zur Häufigkeit anschließend auf die einzelnen Kalenderjahre,<br />
die jede Wohnphase umfaßte, umgerechnet werden.<br />
Beispiel: Die Häufigkeit von Holzschutzmittelanwendungen wurde im Klartext mit<br />
“einmal beim Neubau und dann alle zwei Jahre” angegeben. Die zugehörige Wohnphase<br />
dauerte von 1980 bis 1989.<br />
- 1 x bei Neubau + 5 x in zehn Jahren = 6 Anwendungen in der Wohnphase<br />
Um die Häufigkeit pro Jahr zu ermitteln, wurde die Anzahl der Anwendungen in der<br />
Wohnphase durch die Anzahl der Jahre, die die Wohnphase angedauert hat geteilt.<br />
- 6 Anwendungen in der Wohnphase /10 Jahre Dauer= 0,6 Anwendungen pro Jahr<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 59 von 347
Tab. 2-18 Festlegungen zur Berechnung der Anzahl der Anwendungen von Holzschutzmitteln<br />
Ausprägung der<br />
Variable r1_3_1<br />
(Rohdaten)<br />
Beschreibung der Ausprägung<br />
Anzahl der Anwendungen im<br />
Jahr (Festlegung durch Experten)<br />
11 seltener als einmal im Jahr Berechnung für Wohnphase gemäß<br />
Klartext der Angabe des<br />
Probanden (z.B. alle 2 Jahre)<br />
12 einmal im Jahr 1<br />
13 mehrmals im Jahr 2<br />
14 einmal im Monat 12<br />
15 2 bis 3mal im Monat 16<br />
16 einmal in der Woche 24<br />
17 mehrmals in der Woche 24<br />
18 einmal täglich 24<br />
19 mehrmals täglich 24<br />
Für die Anwendungshäufigkeit wurde vom Experten eine Höchstgrenze von 24 Anwendungen<br />
pro Jahr festgesetzt.<br />
Wurde vom Probanden “seltener als einmal im Jahr” angegeben und im Klartext<br />
wurde “weiß nicht”, “keine genauere Angabe möglich” oder “keine Angabe” eingetragen,<br />
so wurde für die gesamte Wohnphase eine Holzschutzmittelanwendung berechnet.<br />
Für die Angabe des Probanden “seltener als einmal im Jahr” mit dem Klartexteintrag<br />
“alle paar Jahre” wurde ein Turnus von 5 Jahren angenommen.<br />
Angaben zu “18=einmal täglich” und “19=mehrmals täglich” liegen in den Rohdaten<br />
nicht vor.<br />
2.6.4 Gewichtungsfaktoren für behandelte Fläche<br />
Bei der Bewertung der Exposition durch Holzschutzmittel ist weniger die Art der Ausbringung<br />
als vielmehr die behandelte Fläche entscheidend. Weiterhin wird für die<br />
Quantifizierung der Holzschutzmittelexposition an dieser Stelle einbezogen, ob die<br />
Maßnahme vom Probanden selbst durchgeführt wurde, also eine akute, kurzfristige<br />
Exposition während der Anwendung vorlag, oder ob die Exposition ausschließlich<br />
durch die Kontamination der Räume in der Wohnung verursacht wurde und dementsprechend<br />
niedrigschwellig und langfristig einwirkte. Daher wurden analog zum Vorgehen<br />
bei den Insektizidanwendungen separate Scores für die akute Exposition und<br />
für die dauerhaft niedrigschwellige Exposition durch das Bewohnen der Räumlichkeiten<br />
gebildet.<br />
Die verschiedenen a priori vorgebenen Auswahlmöglichkeiten für behandelte Flächen<br />
wurden durch die Experten wie folgt gewichtet (Tab. 2-19).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 60 von 347
Tab. 2-19 Gewichtungsfaktoren für die Art der mit Holzschutzmittel behandelten<br />
Fläche<br />
Variable Art der behandelten<br />
Fläche<br />
Gewichtungsfaktor<br />
Selbstanwendung<br />
Gewichtungsfaktor<br />
Kontamination Whg.<br />
R1_3_2a Holzdecke 1,0 10<br />
R1_3_2b Wandvertäfelung 1,0 10<br />
R1_3_2c Fußboden/Parkett 0,2 2<br />
R1_3_2d Möbel 0,3 3<br />
R1_3_2e Fensterrahmen 0,5 3<br />
R1_3_2f Türen/Tore 0,5 3<br />
R1_3_2g Gartenzaun 0,5 (entfällt)<br />
R1_3_2h andere (Klartextangaben)<br />
0,8 0,1<br />
Die Angaben für die mit Holzschutzmittel behandelten Flächen wurden Ja=1 bzw.<br />
nein=0 gesetzt und mit dem entsprechenden Gewichtungsfaktor gemäß Tab. 2-19<br />
multipliziert. Die berechneten Produkte aus Gewichtungsfaktor und einzelne behandelte<br />
Fläche wurden anschließend zu einem Summenfaktor addiert.<br />
Wurde vom Probanden als Grund für einen Holzschutzmitteleinsatz die “Behandlung<br />
von Schädlingsbefall” (R1_3_21a) oder die “Vorsorge gegen Schädlingsbefall”<br />
(R1_3_2b) mit Ja=1 angegeben, wurde dies jeweils mit dem Faktor 1 in die Quantifizierung<br />
der akuten Exposition einbezogen. Wurden eine oder beide Begründungen<br />
verneint, wurde dies jeweils mit dem Gewichtungsfaktor 0,5 quantifiziert. Die Werte<br />
der Faktoren zu jeder der beiden Variablen werden summiert. Die Klartextangaben<br />
unter “Anderes” wurden in einem interaktiven Editing-Schritt bearbeitet und wenn<br />
möglich den Kategorien “Behandlung bzw. Vorsorge gegen Schädlingsbefall” zugeordnet.<br />
Weiterhin wurde in den Klartexten als Grund für die Maßnahme “Vorbeugen<br />
bzw. Bekämpfung von Fäulnis” angegeben. Dies wurde als neue Kategorie aufgenommen<br />
und ebenfalls mit dem Faktor 1 in die Berechnung des Scores einbezogen.<br />
In der Berechnung des Score für die Kontamination der Räumlichkeiten wird der<br />
Grund eines Holzschutzmitteleinsatzes nicht berücksichtigt.<br />
2.6.5 Gewichtung anhand der behandelten Räumlichkeiten<br />
War vom Probanden im Interview berichtet worden, daß die Anwendung des Holzschutzmittels<br />
nicht in Innenräumen erfolgt war, wurde dem Gewichtungsfaktor zur<br />
Berechnung der akuten Exposition für Innenanwendung der numerische Wert “1” zugewiesen.<br />
War die Holzschutzmittelanwendung ganz oder teilweise in Innenräumen<br />
durchgeführt worden (R1_3_22 =1 “ja”) wurde der Gewichtungsfaktor für die akute<br />
Exposition auf “2” gesetzt. Nur bei einer positiven Antwort auf diese Frage wurden im<br />
Interview die Räume erfaßt., in denen eine Anwendung stattgefunden hatte, und nur<br />
dann wird ein Score für die Kontamination der Wohnung berechnet.<br />
Der Score für die Kontamination der Räumlichkeiten berücksichtigt eine positive Angabe<br />
des Probanden bei Anwendungen in Innenräumen mit dem Gewichtungsfaktor<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 61 von 347
von “1”. Wurde die Anwendung in Innenräumen verneint, geht der Faktor mit dem<br />
numerischen Wert “0” in den Score ein, was dazu führt, daß der multiplikative Score<br />
für die betreffende Wohnphase insgesamt den Wert 0 erhält.<br />
Für den Score zur Quantifizierung der Kontamination der Wohnung durch Holzschutzmittel<br />
wurde zusätzlich vom Experten eine Gewichtung der Räume zueinander<br />
durchgeführt. Hierbei wurde berücksichtigt, daß sich Personen unterschiedlich lange<br />
in den verschiedenen Räumen ihrer Wohnung aufhalten. In die Quantifizierung der<br />
akuten Exposition gehen Angaben zur Art der Räume nicht ein.<br />
Tab. 2-20 Gewichtung der Räumlichkeiten zueinander (Chron. Exposition)<br />
Bezeichnung des Wohnraumes<br />
Gewichtungsfaktor für<br />
Kontamination<br />
Wohnzimmer 10,0<br />
Schlafzimmer 10,0<br />
Badezimmer 2,0<br />
Kinderzimmer 3,0<br />
Küche 3,0<br />
Flur 3,0<br />
Anderer Raum 0,1<br />
Dachboden 1,0<br />
Keller 1,0<br />
Garage 0,1<br />
Gartenhaus 0,1<br />
Scheune 0,1<br />
Stallungen 0,1<br />
Schuppen 0,1<br />
Lagerraum 0,1<br />
Andere Nebengebäude 0,1<br />
2.6.6 In der Expertenquantifizierung nicht verwendete Rohdaten<br />
Weder für die akute Exposition noch für den Score zur Berechnung der Kontamination<br />
der Wohnung wurden von den Experten die Probandenangaben zum Namen des<br />
verwendeten Mittels, dem Hersteller de Produktes oder zur verwendeten Menge herangezogen.<br />
2.6.7 Variablen der Expertenquantifizierung Holzschutzmittel<br />
Für die Quantifizierung der akuten Exposition durch Anwendungen von Holschutzmitteln<br />
werden gemäß der Festlegungen des Experten folgende Variablen neu gebildet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 62 von 347
Tab. 2-21 Neu eingeführte Variablen für Score akute Exposition durch Selbstanwendung<br />
von Holzschutzmitteln<br />
Name der Variablen Beschreibung<br />
Anzpro_j Anzahl Anwendungen pro Jahr<br />
gew132a Wert für Holzdecke<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132b Wert für Wandvertäfelung<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132c Wert für Fußboden/Parkett<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132d Wert für Möbel<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132e Wert für Fensterrahmen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132f Wert für Türen/Tore<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132g Wert für Gartenzaun<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew132h Wert für anderes<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
sumgewah Summe der gewichteten Werte der behandelten Flächen<br />
fak1321a Wert für Zweck der Anwendung<br />
Schädlingsbefall, Vorsorge gegen Schädlingsbefall,<br />
Bekämpfung u. Vorgsorge gegen Fälunis “ja”= 2<br />
fak1321b Wert für Zweck der Anwendung<br />
Verschönerung “ja” = 1‘<br />
sumfak2 Summe der Werte zu Art der Anwendung<br />
fakina2 Faktor für die Anwendung in Innenräumen, akute<br />
Exposition: ja, Anwendung in umbauten Räumen,<br />
innen Fakina2 =2;<br />
nein, keine Anwendung in umbauten Räumen, außen,<br />
fakina2 =1<br />
Zur Berechnung des Scores für die chronisch niedrigschwellige Exposition durch das<br />
Bewohnen der behandelten Räume wird zusätzlich die Gewichtung der Räume zueinander<br />
für die Scorebildung herangezogen. Der Grund der Anwendung spielt bei<br />
der Berechnung des Kontaminationsscores dagegen keine Rolle, so daß der entsprechende<br />
Faktor entfällt.<br />
Einführung der Gewichtungsfaktoren und Summenbildung über die Faktoren führt zur<br />
Generierung von neuen Variablen:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 63 von 347
Tab. 2-22 Neu eingeführte Variablen für die chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln<br />
Name der Variablen Beschreibung<br />
Anzpro_j Anzahl Anwendungen pro Jahr<br />
gew132ak Wert für Holzdecke<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132bk Wert für Wandvertäfelung<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132ck Wert für Fußboden/Parkett<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132dk Wert für Möbel<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132ek Wert für Fensterrahmen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132fk Wert für Türen/Tore<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132gk Wert für Gartenzaun<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
gew132hk Wert für anderes<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />
sumgekah Summe der gewichteten Werte der behandelten Flächen<br />
fakinak Faktor für die Anwendung in Innenräumen, chronisch:<br />
ja, Anwendung in umbauten Räumen, innen, fakinak=1;<br />
nein, keine Anwendung in umbauten Räumen, außen,<br />
fakinak=0<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 64 von 347
Forts. Tab. 2-22 Neu eingeführte Variablen für die chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln<br />
Name der Variablen Beschreibung<br />
gew133ak Wert für Wohnzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133bk Wert für Schlafzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133ck Wert für Badezimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133dk Wert für Kinderzimmer<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133ek Wert für Küche<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133fk Wert für Flur<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133gk Wert für anderer Raum in der Wohnung<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133hk Wert für Dachboden<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133ik Wert für Keller<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133jk Wert für Garage<br />
(‚”ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133kk Wert für Gartenhaus<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133lk Wert für Scheune<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133mk Wert für Stallungen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133nk Wert für Schuppen<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133ok Wert für Lagerraum<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
gew133pk Wert für andere Nebengebäude<br />
(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />
Sumraum Summe der Werte für Räumlichkeiten<br />
2.6.8 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />
Holzschutzmittel<br />
Für die Erfassung der akuten Exposition ist entscheidend, ob der Proband selbst<br />
oder eine andere Person das Holzschutzmittel eingesetzt hat.<br />
Für die Angaben zur Selbstanwendung, zu möglichen Kontakten mit dem Mittel sowie<br />
zu den Schutzmaßnahmen, die ein Proband während einer Anwendung von<br />
Holzschutzmitteln ergriffen hatte, war der Experte geblindet. Diese expositionsmodifizierenden<br />
Faktoren wurden anhand folgender Variablen erfaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 65 von 347
Tab. 2-23 Variablen zur Erfassung des individuellen Kontaktes mit dem Holzschutzmittel<br />
Name der Variablen Beschreibung Ausprägung der Variablen<br />
Selbstanwendung des Holzschutzmittels<br />
R3_1a Proband selbst hat das Insektizid<br />
angewendet<br />
R3_1b Professioneller Maler/Anstreicher,<br />
Firma<br />
0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_1c Professioneller Kammerjäger 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_1d andere Person 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
Art der Anwendung bei Selbstanwendung<br />
R3_2a verstreichen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_2d rollen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_2c versprühen/vernebeln 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_2d andere Methode 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_2t welche andere Methode Klartext<br />
Schutzmaßnahmen während der Anwendung<br />
R3_3 keine Schutzmaßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1a Handschuhe 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1b Schutzbrille 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1c Staubschutzmaske 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1d Gasmaske/Atemschutzgerät 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1e Schutzanzug 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1f andere Maßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_3_1t welche and. Maßnahmen Klartextangabe<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 66 von 347
Forts. Tab. 2-23<br />
persönlicher Kontakt mit dem Mittel / Berührung des Mittels<br />
R3_4 gar nicht berührt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_4_1a Flecken auf der Kleidung 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_4_1b Hände benetzt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_4_1c Sprühnebel eingeamet 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_4_1d andere Art von Kontakt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />
nicht, 9 = keine Angabe<br />
R3_4_1t welchen Kontakt Klartextangabe<br />
2.6.8.1 Selbstanwendung von Holzschutzmitteln<br />
Im Interview wurde erfragt, wer das Holzschutzmittel angewendet hatte: ob dies der<br />
Proband selber, ein Maler, ein professioneller Kammerjäger oder eine andere Person<br />
war (Tab. 2-23). Mit der Selbstanwendung steigt die Wahrscheinlichkeit der akuten<br />
Exposition, der Proband kann z.B. leichter während einer Selbstanwendung mit dem<br />
Mittel in Berührung gekommen sein. Daher wird die Selbstanwendung im Vergleich<br />
zur Anwendung durch andere Personen, durch einen Maler oder durch einen Kammerjäger<br />
höher gewichtet. Bei dieser Angabe zur durchführenden Person war eine<br />
Mehrfachauswahl möglich. Als prioritär wurde die Angabe der Selbstanwendung gewertet.<br />
Bei einer positiven Angabe wurde der Gewichtungsfaktor für “Proband/in<br />
selbst” in den Expositionsscore einbezogen.<br />
Tab. 2-24 Gewichtung der Selbstanwendung (Holzschutmittel)<br />
Person, die anwendet Gewichtungsfaktor<br />
für Selbstanwendung<br />
Proband/in selbst 1,0<br />
Professioneller Maler / Anstreicher 0,3<br />
Professioneller Kammerjäger 0,3<br />
andere Person 0,3<br />
Weiterhin wurde bei den Probanden, die die Mittel selbst angewendet hatten, die Art<br />
der Anwendung in vier Kategorien erhoben (Tab. 2-25). Eine Mehrfachauswahl war<br />
möglich. Vorgegeben war neben den Kategorien zu “verstreichen”, “rollen” und “versprühen”<br />
auch die Kategorie “andere Methode”. Wurde diese Kategorie im Interview<br />
ausgewählt, wurde in einem Klartextfeld die Beschreibung des Probanden erfaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 67 von 347
Anhand der Klartexte konnte jedoch im interaktiven Editing keine der Beschreibung<br />
zu Art der Anwendung einer vorgegeben Kategorie zugeordnet werden.<br />
Analog zu den in der Expertenquantifizierung für Insektizdie festgelegten Gewichtungsfaktoren<br />
wurden die Kategorien für Holzschutzmittel wie folgt gewichtet:<br />
Tab. 2-25 Gewichtungsfaktoren für Art der Anwendung bei Holzschutzmitteln<br />
Anwendungsform des Holschutzmittels<br />
Art der Kategorie Gewichtungsfaktor<br />
(akute<br />
Exposition)<br />
Verstreichen a priori 2<br />
Rollen a priori 2<br />
Versprühen/Vernebeln a priori 10<br />
andere Methode a priori 1<br />
2.6.8.2 Kontakt mit dem Holzschutzmittel und Schutzmaßnahmen<br />
Modifizierende Faktoren der akuten Exposition stellen der Kontakt mit dem Mittel und<br />
die Schutzmaßnahmen dar, die bei der Anwendung vorgenommen wurden. Der Kontakt<br />
mit dem Mittel wirkt sich expositionsteigernd aus.<br />
2.6.8.2.1 Erfassung des Kontakts mit dem Holzschutzmittel<br />
Im Interview wurde für alle die Probanden erfaßt, ob sie in Berührung mit dem Mittel<br />
gekommen waren, die eine Anwendung von Holzschutzmitteln in Innenräumen angegeben<br />
hatten. Wurde die Frage nach einem persönlichen Kontakt mit dem Mittel<br />
positiv beantwortet, wurde die Art des Kontakts in vier a priori vorgegebenen Kategorien<br />
erfaßt (siehe auch Tab. 2-23):<br />
- Flecken auf der Kleidung<br />
- Hände benetzt<br />
- Sprühnebel eingeatmet<br />
- andere Art von Kontakt.<br />
Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />
des Probanden als Klartext erhoben. Diese Klartexte wurden in einem interaktiven<br />
Editingschritt den a priori vorgegeben Kategorien zu geordnet, wobei diese weiter<br />
gefaßt wurden. Die Kategorie “Sprühnebel eingeatmet” wurde ausgedehnt auf Substanz<br />
eingeatmet”, da in den Klartexten auch die Beschreibungen “Gase”, “Dampf”<br />
oder “Ausdünstungen eingeatmet” verwendet wurden. Weiterhin wurden in den Klartexten<br />
z.B. die Begriffe “Hautkontakt”, “Arme und Beine benetzt” genannt, so daß die<br />
Kategorie “Hände benetzt” als “Haut benetzt” fortgeführt wird.<br />
Für jeden Kontakt der positiv berichtet wurde und einer Kategorie zugeordnet werden<br />
konnte, wurde der Faktor für Kontakt mit dem Mittel auf den Wert “1” gesetzt. Kategorien<br />
für die ein “Nein” angegeben wurde, wurde mit dem numerischen Wert “0” gewichtet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 68 von 347
2.6.8.2.2 Anwendung von Schutzmaßnahmen<br />
Bei den Probanden, die im Interview angegeben hatten, das Holzschutzmittel selbst<br />
angewendet zu haben, wurde erfaßt, ob sie Schutzmaßnahmen bei der Anwendung<br />
ergriffen hatten. Wurde die Anwendung von Schutzmaßnahmen bejaht, wurde anhand<br />
von sechs a priori vorgegebenen Kategorien die Art der Schutzmaßnahmen<br />
erhoben (Tab. 2-23). Wurde die a priori Kategorie “Andere Maßnahmen” ausgewählt,<br />
wurde eine Beschreibung des Probanden als Klartext erfaßt. Wie bei den Angaben<br />
zum Kontakt mit dem Mittel wurden diese Klartexte in einem interaktiven Editingschritt<br />
überprüft. Von den im Klartext genannten Maßnahmen konnten insgesamt<br />
5 Nennungen als synonym zu der vorgegebenen Kategorie “Staubschutzmaske” zugeordnet<br />
werden.<br />
2.6.8.2.3 Index der modifizierenden Faktoren<br />
Die Anwendung von Schutzmaßnahmen wurde in spezifischen Kombinationen mit<br />
den Kontaktvariablen als expositionssenkend gewichtet. Dafür wurden die Variablen<br />
für Kontakt mit dem Mittel und für Schutzmaßnahmen innerhalb des Expositionsscore<br />
zunächst durch einen Index multiplikativ miteinander verknüpft.<br />
Der Einsatz von Handschuhen als Schutz bei der Anwendung wirkt sich expositionssenkend<br />
bei einem Kontakt durch “Hände benetzt” aus. Staubschutzmaske und<br />
Gasmaske/Atemschutzgerät werden expositionsenkend gewichtet bei einem Kontakt<br />
durch “Substanz eingeatmet”. Ein Schutzanzug wurde als expositionsenkend gegenüber<br />
“Flecken auf der Kleidung” gewertet.<br />
Tab. 2-26 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />
Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />
Handschuhe 0,5<br />
Schutzbrille 1,0<br />
Staubschutzmaske 0,7<br />
Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />
Schutzanzug 0,5<br />
andere Maßnahme 1,0<br />
Der Index verknüpft innerhalb des Scores diese zwei modifzierenden Faktoren zunächst<br />
wie folgt:<br />
I =<br />
Gewichtungsfaktor für<br />
“Art des Kontaktes”<br />
x<br />
Gewichtungsfaktor für “Art<br />
der Schutzmaßnahme”<br />
Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet hatten, wurden ebenfalls nach<br />
einem möglichen Kontakt mit dem in der Wohnung eingesetzten Mittel gefragt. Wurde<br />
vom Probanden die Frage für eine der 4 vorgegebenen Kontaktarten positiv beantwortet,<br />
ging diese mit dem Faktor “1” in die Berechnung der akuten Exposition<br />
ein. Ein Index wurde für diese Probanden nicht berechnet, da Schutzmaßnahmen<br />
ausschließlich für Probanden erhoben wurden, die angegeben hatten, die Mittel<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 69 von 347
selbst angewendet zu haben. Für die Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet<br />
hatten, wirkt der 0,3 expositionssenkend auf in den multiplikativen Gesamtscore<br />
zur akuten Exposition (siehe Tab. 2-24 ).<br />
2.6.8.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln<br />
Die Art des Kontaktes definiert den Score der akuten Exposition gegenüber Holzschutzmitteln.<br />
Insgesamt werden drei verschiedene Scores der akuten Exposition<br />
gebildet:<br />
- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />
- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />
- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />
Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen multiplikativen Score der akuten Exposition<br />
ein:<br />
- Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr<br />
- Index aus Faktor Kontakt mit dem Mittel x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />
Schutzmaßnahme (definiert die Art der akuten Exposition pro Score)<br />
- Faktor für Selbstanwendung bzw. Anwendung durch eine andere Person<br />
- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Verstreichen, Rollen, Versprühen etc.)<br />
- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />
- Gewichtungsfaktor für Anwendung in Innenräumen<br />
- Summenfaktor für die Art der behandelten Flächen<br />
- Gewichtungsfaktor für den Zweck der Anwendung<br />
Weiterhin wird ein Score für die chronische Exposition durch die Kontamination der<br />
behandelten Wohnräume gebildet. Dieser Score umfasst die folgenden Dimensionen:<br />
- Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr<br />
- Gewichtungsfaktor für die Anwendung in Innenräumen<br />
- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 70 von 347
Abb. 2-5 Score für akute Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />
Score akute Exposition<br />
separat für<br />
jede Art des Kontakts<br />
mit dem Mittel<br />
= Faktor zu Anwendung<br />
in<br />
Innenräumen<br />
x Gewichtete<br />
Summe der<br />
behandelten<br />
Räume<br />
x Gewichtete<br />
Summe der<br />
behandelten<br />
Flächen<br />
x Mittel selbst<br />
angewendet<br />
(ja / eine<br />
and. Person)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 71 von 347<br />
x Art der<br />
Anwendung<br />
x Kontakt mit<br />
dem Mittel<br />
(Inhalation /<br />
Hautkontakt /<br />
Flecken)<br />
x Schutzmaßnahmen<br />
Jeder der drei möglichen Scores für akute Exposition (Substanz eingeatmet = Inhalation, Hautkontakt mit dem Mittel, Flecken auf der<br />
Kleidung) wurde mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />
Abb. 2-6 Score für chronische Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />
Score chron.<br />
Exposition Konta-<br />
mination der Wohnung<br />
nach Anwendung<br />
= Art der Anwendung<br />
x Faktor zu Anwendung<br />
in<br />
Innenraum<br />
x Gewichtete<br />
Summe der<br />
behandelten<br />
Räume<br />
Der Score für die chronische Exposition wurden ebenfalls mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert. Für den<br />
Score der chronischen Exposition wurde außerdem der Faktor für die besondere Expositionssituation im Kindesalter (0-6 Jahre, siehe<br />
Kap. 2.4.1) multiplikativ einbezogen.
Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores (akute und chronische Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln) bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr, da<br />
mit dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit pro Jahr<br />
ausgedrückt wird. Die Angaben zum Einsatz von Holzschutzmitteln wurden im Interview<br />
jeweils getrennt nach Wohnphasen erhoben. Der für die akute Exposition durch<br />
“Inhalation”, “Haut benetzt” und “Flecken auf der Kleidung” berechnete Score und der<br />
für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung berechnete Score<br />
beziehen sich somit auf jedes Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase.<br />
Um die chronische Exposition pro Kalenderjahr zu ermitteln, wurde der multiplikative<br />
Score für die chronische Exposition zusätzlich mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />
(Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet.<br />
2.6.8.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Holzschutzmittel in Innenräumen<br />
Um die lebenslang akkumulierte Exposition zu ermitteln, werden die Scores über die<br />
einzelnen Kalenderjahre bezogen auf jede Wohnphase, die das Kalenderjahr 1956<br />
einschließt bzw. nach 1956 beginnt, aufsummiert. Für jedes einzelne Kalenderjahr<br />
einer Wohnphase werden die numerischen Werte der vier Scores (akut und chronisch)<br />
aufsummiert. Wohnphasen, in denen keine Anwendungen stattgefunden haben,<br />
tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Gesamtsumme des jeweiligen<br />
Score über die Jahre den numerischen Wert von “0” bei.<br />
Weiterhin wird die Exposition lebenslang über alle Wohnphasen eines Probanden<br />
aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />
nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles (bei Kontrollen: ED-Jahr des<br />
jeweils zugematchten Falles) minus zwei Jahre Lagtime tragen zur lebenslangen Exposition<br />
bei.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 72 von 347
2.7 Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten<br />
2.7.1 Exposition durch Pestizide im Garten - Basisvariablen<br />
Die Angaben zur Anwendung von Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln in<br />
Gärten wurden im Interview separat erhoben. Für jeden Garten bzw. jede Nebenerwerbslandwirtschaft,<br />
den bzw. die der Proband in Laufes des Lebens bewirtschaftet<br />
bzw. betrieben hat, wurden die Angaben zur Dauer der Bewirtschaftung (in Jahren<br />
ab einschließlich 1956), den Anlaß der Anwendung von Bioziden, die Art der Ausbringung<br />
und Schutzmaßnahmen für jeden Garten einzeln in einem Phasenschema<br />
erfaßt. Zum Abschluß der Fragen zu einer Gartenphase wurde im Interview erfragt,<br />
ob noch ein weiterer Garten bewirtschaftet wurde. Wurde dies von dem Probanden<br />
bejaht, wurde eine weitere Gartenphase angelegt und die Variablen erneut erfaßt.<br />
Tab. 2-27 Eingangsvariablen für die Expositionsquantifizierung von Bioziden im<br />
Garten<br />
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der Variablen<br />
idnr Identifikationsnummer des<br />
Probanden<br />
Ausprägung der Variablen<br />
Zahl<br />
g_phase Nummer der Gartenphase Zahl<br />
r0_22_1 Art des Gartens 1 = Garten am Haus<br />
2 = Schrebergarten<br />
3 = Nebenerwerbslandwirtschaft<br />
4 = anderes<br />
r0_22_1t Klartextangabe zur Art des<br />
Gartens<br />
Text (Erklärung zu “anderes”)<br />
r0_22_vj Jahr des Beginns der Bewirtschaftung<br />
r0_22_bj Jahr des Endes der Bewirtschaftung<br />
r0_22_va Alter in dem Bewirtschaftung<br />
begonnen wurde<br />
r0_22_ba Alter in dem Bewirtschaftung<br />
beendet wurde<br />
r0_22_4 Anwendung von Bioziden im<br />
Garten<br />
Zahl<br />
Zahl<br />
Zahl<br />
Zahl<br />
0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 73 von 347
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der<br />
Variablen<br />
Ausprägung der Variablen<br />
r0_22_5 Häufigkeit der Anwendung 10= niemals<br />
11= seltener als 1x im Jahr<br />
12= einmal im Jahr<br />
13= mehrmals im Jahr<br />
14= einmal im Monat<br />
15= 2- bis 3-mal im Monat<br />
16= einmal in der Woche<br />
17= mehrmals in der Woche<br />
18= einmal täglich<br />
19= mehrmals täglich<br />
88= weiß nicht<br />
99= keine Angabe<br />
r0_22_6a-h Aufzählung von Schädlingen,<br />
die bekämpft wurden (Blattläuse,<br />
Ameisen etc. und anderes)<br />
r0_22_6t Angabe zur Erläuterung der<br />
Kategorie “anderes”<br />
r0_22_8 Häufigkeit mit der das Mittel<br />
angewendet wurde<br />
r0_22_9a-d Form, in der das Mittel angewendet<br />
wurde (Versprühen,<br />
verstreichen, auslegen,<br />
andere Form)<br />
r0_22_9t Angabe zur Erläuterung der<br />
Kategorie “andere Form”<br />
r0_22_10 Häufigkeit in der Anwendung<br />
von Schutzmaßnahmen<br />
r0_22_10a-f Art der Schutzmaßnahmen<br />
(Handschuhe, Schutzbrille,<br />
Staubschutzmaske, Gasmaske,<br />
Schutzanzug oder<br />
andere Maßnahmen)<br />
0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
Klartext<br />
1= immer<br />
2= meistens, überwiegend<br />
3= gelegentlich<br />
4= nie<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angaben<br />
0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
Klartext<br />
1= immer<br />
2= meistens, überwiegend<br />
3= gelegentlich<br />
4= nie<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angaben<br />
0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 74 von 347
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der<br />
Variablen<br />
r0_2210t Angabe zur Erläuterung der<br />
Kategorie “andere Maßnahme”<br />
Ausprägung der Variablen<br />
Klartext<br />
r0_2211 Kontakt mit dem Mittel 1= immer<br />
2= meistens, überwiegend<br />
3= gelegentlich<br />
4= nie<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angaben<br />
r0_2211a-d Art des Kontaktes (Hände<br />
benetzt, eingeatmet, Flecken<br />
auf Kleidung, andere Art von<br />
Kontakt)<br />
r0_2211t Angabe zur Erläuterung der<br />
Kategorie “andereArt von<br />
Kontakt”<br />
0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
Klartext<br />
r0_2212 Bemerkung 0= nein<br />
1= ja<br />
8= weiß nicht<br />
9= keine Angabe<br />
r0_22Bem Bemerkungsfeld Klartext<br />
r0_2213 Anschlußfrage nach weiterem<br />
Garten<br />
1 = Garten am Haus<br />
2 = Schrebergarten<br />
3 = Nebenerwerbslandwirtschaft<br />
4 = anderes<br />
Zusätzlich wurde, sofern die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln im<br />
Garten bejaht wurde, in gesonderten Tabellen (R0_2_2_71) nach dem Namen des<br />
Mittels, dem Hersteller und den Inhaltsstoffen der verwendeten Mittel gefragt.<br />
Tab. 2-28 Auflistung von Name, Hersteller und Inhaltsstoffen des Biozids<br />
(R0_2_2_71)<br />
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der Variablen<br />
I_nr Nummer des Mittels (Numerierung<br />
in der Tabelle)<br />
I_name Name, Hersteller und Inhaltsstoffe<br />
des Mittels<br />
Ausprägung der Variablen<br />
Zahl<br />
Klartextangaben<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 75 von 347
In einem weiteren Abschnitt wurden in einer Tabelle (R0_2_2_72) für jedes Mittel die<br />
verwendete Menge erfragt.<br />
Tab. 2-29 Auflistung von Mengenangaben (R0_2_2_72)<br />
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der Variablen<br />
I_nr Nummer des Mittels (Bezug<br />
zur 1. Tabelle)<br />
I_name Name, Hersteller und Inhaltsstoffe<br />
des Mittels, wie in<br />
Tabelle R0_2_2_71 genannt<br />
Ausprägung der Variablen<br />
Zahl<br />
I_menge Anzahl Zahl<br />
I_Einheit Einheit (Kilogramm, Liter,<br />
Dosen á x ml, etc)<br />
Klartextangaben (wird zur Erinnerung<br />
im Interview erneut eingeblendet)<br />
Text<br />
2.7.2 Interaktives Editing der Klartexte zu Namen der Mittel<br />
Die im Interview unter R0.2.2.7.1 in einer gesonderten Tabelle als Klartexte erfaßten<br />
Namen der angewendeten Mittel wurden in einem interaktiven Editingschritt überprüft.<br />
Die hier aufgeführten Bezeichnungen zeigten, daß die Probanden den Begriff<br />
Pflanzenschutzmittel im Sinne der Hypothese richtig verstanden hatten. Insgesamt<br />
liegen 4387 Klartextnennungen zu Namen von im Garten verwendeten Pestiziden<br />
vor. Nur wenige Beschreibungen ließen den Schluß zu, daß in diesen Gartenphasen<br />
keine pestizidwirksamen Mittel eingesetzt wurden. Folgende Nennungen wurden als<br />
nicht relevant im Sinne der Hypothese eingeordnet:<br />
- Eisendünger, eisenhaltige Dünger, Kunstdünger<br />
- Eisensulfat<br />
- Kalkstickstoff<br />
- Kupfervitriol, Kupfer, Kupferkalk<br />
- Salzsäure<br />
Diese Nennungen waren insgesamt 4 Gartenphasen von 4 verschiedenen Probanden<br />
zuzuordnen. Diese wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen.<br />
2.7.3 Vorgehen zur Quantifizierung der Exposition im Garten<br />
Für die Quantifizierung der Exposition im Garten werden ausschließlich Anwendungen<br />
herangezogen, die zu einer akuten Exposition des Probanden geführt haben<br />
können. Für Personen, die selbst mit der Ausbringung des Mittels beschäftigt waren,<br />
wurde die Exposition unter Berücksichtigung von berichteten Schutzmaßnahmen bestimmt.<br />
Für Probanden, die angaben, die Mittel im Garten nicht selbst angewendet<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 76 von 347
zu haben, wurde der Gewichtungsfaktor für Selbstanwendung entsprechend niedriger<br />
angesetzt.<br />
Ausgehend von den in den Tabellen 1-1, 1-2 und 1-3 beschriebenen Datenbasis<br />
wurde ein Algorithmus zur Bildung von Scores für die akute Exposition der Probanden<br />
entwickelt, der im Folgenden dargestellt wird.<br />
In dieses Quantifizierungskonzept wird die Art des Gartens (Garten am Haus, Schrebergarten,<br />
Nebenerwerbslandwirt) nicht als Expositionsvariable einbezogen, da eine<br />
Unterscheidung der angewendeten Biozide anhand der Art des Gartens nicht ausreichend<br />
sicher festzulegen ist. Es gibt Hinweise, daß auch in den privaten Gartenanlagen,<br />
insbesondere in den Schrebergärten, im Laufe der Zeit immer wieder und in<br />
teilweise erheblichem Umfang Biozide verwendet wurden, die ursprünglich für den<br />
Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt wurden.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 77 von 347
Abb. 2-7 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />
idnr<br />
Jemals<br />
einen<br />
Garten ?<br />
(R0_22)<br />
nein<br />
ja<br />
Gartenphase 1<br />
- Art des Gartens<br />
(R0_22_1)<br />
- Jahr Beginn<br />
(R0_22_vj)<br />
- Jahr Ende<br />
(R0_22_bj)<br />
Schutzmaßnahmen<br />
(R0_2210)<br />
nie<br />
Gartenphase 2<br />
Gartenphase n<br />
Immer<br />
meistens<br />
gelegentlich<br />
Schädlingsbekämpfung<br />
(R0_22_4)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 78 von 347<br />
nein<br />
ja<br />
Welche<br />
Schutzmaßnahmen<br />
?<br />
(R0_2210a-e)<br />
Häufigkeit der<br />
Anwendungen<br />
(R0_22_5)<br />
Jemals<br />
Kontakt<br />
mit dem<br />
Mittel ?<br />
(R0_2211)<br />
nein<br />
Wie oft<br />
selbst<br />
angewendet?<br />
(R0_22_8)<br />
nie<br />
Immer<br />
meistens<br />
gelegentlich<br />
Anwendungsform<br />
(R0_22_<br />
9a-d)<br />
Art des<br />
Weiterer<br />
Kontaktes ?<br />
ja Garten ? ja<br />
(R0_2211a-d)<br />
(R0_22_13)<br />
nein
2.7.4 Ermittlung der Zeiträume von Gartenphasen<br />
Insgesamt wurden von den Probanden 6627 Gartenphasen seit 1956 angegeben.<br />
Mit den Variablen r0_22_vj und r0_22_bj wird der Zeitraum, den die Phase einer<br />
Gartenbewirtschaftung andauerte, in Jahren definiert. Im Interview hatte der Proband<br />
die Möglichkeit, alternativ das Lebensalter zu Beginn und Ende der jeweiligen Gartenphase<br />
anzugeben, das dann automatisch in die entsprechenden Kalenderjahre<br />
umgerechnet wurde.<br />
Für eine von 6627 Gartenphase wurde in einer Überprüfung auf Vollständigkeit der<br />
Zeitangaben festgestellt, daß die Variable für die Angabe zum Kalenderjahr des Beginns<br />
der Bewirtschaftung ein “missing” beinhaltete. Eine Imputation der Zeitangabe<br />
aus der Wohnphasen-Tabelle war für diese Gartenphase möglich, da es sich um einen<br />
“Garten am Haus” handelte. Ein Abgleich zeigte, daß das Ende der vorangegangenen<br />
Gartenphase identisch mit dem Endejahr einer Wohnphase war und auch das<br />
Endejahr für die betreffende Gartenphase identisch mit dem Endejahr der nachfolgenden<br />
Wohnphase war. Daher wurde das “missing” für Anfangsjahr ersetzt durch<br />
die Angabe zu Beginnjahr der Wohnphase. Für 2 Phasen liegen keine Angaben zur<br />
Dauer der Gartennutzung vor. In beiden Phasen fehlt daher sowohl die Angabe zum<br />
Anfangsjahr als auch zum Endejahr der Gartenphase. Beide Phasen, in der sich keine<br />
Angaben zum Zeitraum befinden, wurden in die Quantifizierung und weitere Auswertung<br />
nicht einbezogen.<br />
Für 6625 (>99,9%) Gartenphasen kann die Dauer der Phase berechnet werden. Für<br />
diese Gartenphasen liegen sowohl Angaben zum Beginn der Phase als auch zum<br />
Kalenderjahr, in dem die Bewirtschaftung endete, vor.<br />
Für insgesamt 2527 (38,1%) von 6627 Gartenphasen wurde von den Probanden angegeben,<br />
daß in diesem Gärten Pflanzenschutzmittel ausgebracht wurden. Für 3654<br />
Gartenphasen (55,1%) wurde angegeben, daß in diesen Gärten keine Pflanzenschutzmittel<br />
ausgebracht wurden. Für 430 Gartenphasen konnten sich die Probanden<br />
an eine Anwendung von Bioziden nicht erinnern (“weiß nicht”, 6,5%). für 16 Phasen<br />
wurde keine Angabe gemacht (0,2%).<br />
2.7.5 Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln im Garten<br />
Für die Gartenphasen mit einer positiven Antwort zum Einsatz von Bioziden<br />
(N=2527) wurde der Proband in Interview gefragt, wie häufig Pflanzenschutzmittel<br />
(PSM) in dem betreffenden Garten ausgebracht wurden.<br />
Den Probanden, die auf die Frage nach der Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr in<br />
einer Gartenphase mit “niemals (N=4)”, “weiß nicht (N=99)” oder “keine Angabe<br />
(N=6)” geantwortet haben, wurden keine weiteren Fragen zu dieser Gartenphase<br />
gestellt. Zu insgesamt 109 Gartenphasen wurden aus diesem Grund weiterführende<br />
Angaben nicht erhoben. Für 2418 von 2527 Gartenphasen liegen weitere Angaben<br />
zum Vorgehen bei der Verwendung von Bioziden im Garten vor.<br />
Im Interview schloß sich zunächst die Frage nach dem Pflanzenbefall an, der mit der<br />
Anwendung von Bioziden bekämpft werden sollte. Es handelte sich um eine Mehr-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 79 von 347
fachauswahlfrage, die in die Tabellen R0_2_2_71 bzw. R0_2_2_72 überleitete, in<br />
denen die Namen der verwendeten Mittel und Mengen aufgenommen wurden.<br />
2.7.5.1 Angaben zum angewendeten Biozid<br />
In zwei weiteren Tabellen (R0_2_2_71/R0_2_2_72) wurden im Interview zum einen<br />
die Angaben zum Namen des/der angewendeten Mittel(s), zu(m) Hersteller(n) und zu<br />
Inhaltsstoffen aufgenommen und zum anderen für jedes Mittel die Mengen, die für<br />
die Anwendung berichtet wurden. Insgesamt liegen 4400 “Benennungen von Mitteln”<br />
in den Rohdaten vor.<br />
Tab. 2-30 Angaben zu Name des Mittels, Hersteller und Inhaltsstoff<br />
Beschreibung der Qualität der<br />
Klartextangabe<br />
vollständig: Name des Mittels, Hersteller<br />
sowie Inhaltsstoffe und teilweise zusätzlich<br />
eine Angabe zum Pflanzenbefall<br />
mindestens Handelsname des Mittels und<br />
Art des Pflanzenbefall<br />
Anzahl der<br />
Nennungen<br />
Anteil in<br />
Prozent<br />
162 3,7<br />
1016 23,1<br />
Summe auswertbarer Angaben 1178 26,8<br />
Summe unzureichender Angaben (z.B.<br />
nur Hersteller oder Name ohne Zusätze)<br />
1172 26,7<br />
“weiß nicht” als einzige Angabe 1039 23,6<br />
“weiß nicht” und Nennung des bekämpften<br />
Pflanzenbefalls (z.B. Bezeichung als “handelsübliches<br />
Mittel gegen ...”)<br />
998 22,7<br />
Summe: Name des Mittels nicht erinnert 2037 46,3<br />
missings 13 0,3<br />
addierte Summen und missings 4400 100,0<br />
Bei den Angaben zur eingesetzten Menge und der entsprechenden Einheit konnten<br />
die Probanden wählen in welcher Form die Menge eingetragen wurde. Sie konnten<br />
dies als Klartext z.B. ausdrücken als Anzahl (Menge) Dosen à x ml (Einheit), in Anzahl<br />
Liter oder Gramm bzw. Kilogramm. Für Einheit wurde aufgrund der vielen verschiedenen<br />
flüssigen und festen Formen, in denen die Pflanzenschutzmittel zum<br />
Verkauf angeboten werden, als Klartextfeld konzipiert.<br />
In der Kombination der Angaben aus Menge und Einheit liegen insgesamt 2740<br />
(56,1%) Angaben vor, aus deren Inhalt sich eine Mengenangabe in Kilogramm oder<br />
Litern errechnen ließe. Angegeben wurden hier z.B. Kombinationen aus Anzahl Dosen<br />
á x Gramm, Säcke / Tüten à kg, Flaschen oder Kanister à x Liter.<br />
Aufgrund des geringen Anteils von Angaben zu Namen der verwendeten Mittel, Hersteller<br />
und Inhaltsstoffen (26,8%), der ohne weiteren Rechercheaufwand in die Aus-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 80 von 347
wertung einzubeziehen gewesen wäre, wurde in dieser Quantifizierung auf die Einbeziehung<br />
der Variablen in den Dateien zu R0_2_2_71 bzw. R0_2_2_72 verzichtet.<br />
Für vier Gartenphasen geben die Klartexte zum Namen des Mittels den eindeutigen<br />
Hinweis, dass es sich nicht um biozidwirksame Substanzen handelt. Diese vier Phasen<br />
wurden in der Quantifizierungsdatei berücksichtigt.<br />
2.7.5.2 Anwendungshäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln<br />
Die Anzahl der Anwendungen von Bioziden im Garten basiert auf der Angabe des<br />
Probanden zur Häufigkeit der Anwendungen in der jeweiligen Gartenphase. Diese<br />
wurden analog zum Quantifizierungskonzept Insektizidexposition in Innenräumen<br />
(siehe Kap. 2.5.3) in Anzahl von Anwendungen pro Jahr umgesetzt.<br />
Tab. 2-31 Festlegungen zur Anzahl der Anwendungen im Garten pro Jahr (analog<br />
Insektizide in Innenräumen)<br />
Ausprägung der<br />
Variable r0_22_5<br />
(Rohdaten)<br />
Beschreibung<br />
11 seltener als einmal im Jahr 0,4<br />
12 einmal im Jahr 1,0<br />
13 mehrmals im Jahr 4,0<br />
14 einmal im Monat 12,0<br />
15 2 bis 3mal im Monat 30,0<br />
16 einmal in der Woche 52,0<br />
17 mehrmals in der Woche 182,0<br />
18 einmal täglich 365,0<br />
19 mehrmals täglich 730,0<br />
Anzahl der Anwendungen<br />
im Jahr (Festlegung)<br />
Die Kategorien 18 und 19 (täglich und mehrmals täglich) wurden in keiner der Gartenphasen<br />
ausgewählt. Da für die Anwendungen von Pestiziden im Garten davon<br />
auszugehen ist, dass diese im Winter nicht durchgängig fortgesetzt wurden, wurde<br />
die Anzahl der Anwendungen für die Berechnung des Scores auf maximal 30 Anwendungen<br />
pro Jahr begrenzt. Es verbleiben die Gewichte: 0,4; 1,0; 4,0; 12,0; und<br />
30,0 für die weitere Analyse. Für Phasen mit einer Häufigkeitsangabe = “einmal in<br />
der Woche” wurde der numerische Wert von 30,0 gesetzt.<br />
2.7.6 Gewichtungsfaktoren für Anwendungsform<br />
Die Anwendungen von Bioziden müssen nach Art der Ausbringung unterschiedlich<br />
zueinander gewichtet werden. Das Auslegen von Köderdosen für Ameisen z.B. auf<br />
der Terrasse des Gartens wird in der Expositionsquantifizierung weniger stark gewichtet<br />
als z.B. das Spritzen von Obstbäumen (Kategorie “versprühen/vernebeln”).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 81 von 347
Neben den a priori vorgebenen Kategorien konnte von den Probanden im Interview<br />
außerdem in der Kategorie “Andere Anwendungsform” eine Klartextangabe zur Anwendung<br />
gemacht werden. Diese Klartextangaben (z.B. Gießen mit angerührter<br />
Flüssigkeit) wurden in einem interaktiven Editing-Schritt bearbeitet.<br />
Tab. 2-32 Gewichtungsfaktoren für Form der Anwendung von Pestiziden im Garten<br />
(analog zu Insektiziden im Innenraum)<br />
Anwendungsform des Insektizids<br />
(I_Anw)<br />
Art der Kategorie Gewichtungs-faktor<br />
(akute Exposition)<br />
Sprühen / Vernebeln a priori 10<br />
Verstreichen a priori 2<br />
Streuen / Auslegen a priori 1<br />
Aus den Klartextangaben der Probanden zu “andere Anwendungsform” erzeugte<br />
Kategorien<br />
Gießen, in die Erde geben Klartext 1<br />
2.7.7 Für die Quantifizierung nicht relevante Rohdaten des Abschnitts Garten<br />
Die Frage nach den angebauten Pflanzen, der Art der bekämpften Schadinsekten<br />
bzw. des Befalls (z.B. Blattläuse, Mehltau, etc.) ist in der Datenerhebung während<br />
des Interviews wichtig, da sie zu einer verbesserten Erinnerung an Anwendungsereignisse<br />
beiträgt. In der Quantifizierung der stattgehabten Exposition wurden die Angaben<br />
nicht verwendet.<br />
Die Daten zu Namen der Mittel, Herstellern und eingesetzten Mengen gehen ebenfalls<br />
nicht in die Expertenquantifizierung ein, da nur mit einem hohen weiteren Rechercheaufwand<br />
und Imputationen eine ausreichende Datenbasis für die Auswertung<br />
aus den vorhandenen Rohdaten erstellt werden könnte. Der Anteil der detaillierten<br />
Nennungen in den Rohdaten, mit Inhaltsstoffen und Anteil des Wirkstoffes in Prozent,<br />
liegt bei 10%. Weitere ca. 50% der Nennungen unfassen die Angabe des Produkt-<br />
und/oder Firmennamens des eingesetzen Mittels. 22% der Nennungen sind mit<br />
der Angabe “weiß nicht” gleichzusetzen.<br />
2.7.8 Selbstanwendung der Mittel im Garten<br />
Entscheidend für die Quantifizierung der akuten Exposition ist die Angabe, wer das<br />
Mittel angewendet hat. Im Interview wurde daher erfragt, wie oft der Proband das<br />
Mittel selber angewendet hatte, wenn Pflanzenschutzmittel in einer Gartenphase<br />
zum Einsatz kamen. Für die Angaben zur Selbstanwendung wurden Gewichtungsfaktoren<br />
eingeführt, um im multiplikativen Gesamtscore die Anwendungshäufigkeit<br />
pro Jahr zusätzlich durch die Häufigkeit der Selbstanwendung zu gewichten.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 82 von 347
Tab. 2-33 Faktoren zu Gewichtung für Selbstanwendung (akute Exposition)<br />
Ausprägung der<br />
Variable r0_22_8<br />
(Rohdaten)<br />
Beschreibung Gewichtungsfaktor<br />
Selbstanwendungen<br />
(Festlegung)<br />
1 immer 10,0<br />
2 meistens, überwiegend 6,5<br />
3 gelegentlich 3,0<br />
4 nie 1,0<br />
2.7.9 Modifizierende Faktoren: Kontakt mit dem Mittel und Schutzmaßnahmen<br />
bei Anwendung<br />
Variablen, die die resultierende Exposition der Probanden beeinflussen können, gehen<br />
als modifizierende Faktoren in die Quantifizierung ein. Diese Faktoren wirken<br />
modifizierend auf die akute Exposition während und unmittelbar nach der Anwendung.<br />
Wurde vom Probanden angegeben, daß die Biozidanwendungen im Garten<br />
von ihm selbst durchgeführt wurden, so wurde dies als expositionsteigernd gewertet<br />
(Gewichtung Selbstanwendung Tab. 2-33). Weiterhin als expositionsteigernd wurde<br />
der Verzicht auf Schutzmaßnahmen und ein spezifischer Kontakt mit dem Mittel gewertet.<br />
Um dies im Expositionsscore einbinden zu können, wurde zunächst ein Index<br />
anhand der modifizierenden Variablen gebildet.<br />
Der direkte Kontakt mit dem Mittel stellt einen expositionssteigernden Faktor dar.<br />
Drei Arten von persönlichem Kontakt wurden im Interview in a priori Kategorien erfaßt:<br />
“Hände benetzt”, “Sprühnebel eingeatmet” und “Flecken auf der Kleidung”.<br />
Wurde im Interview eine dieser a priori Kategorien des persönlichen Kontaktes bejaht,<br />
ging dies mit dem Faktor “1” in die Quantifzierung ein. Weitere Arten des Kontakts<br />
mit dem Mittel konnten in der Kategorie “andere Art von Kontakt” als Klartext<br />
ergänzt werden. In einem interaktiven Editingschritt wurden die Klartexte kategorisiert<br />
und den folgenden beiden Kontaktarten zugeordnet:<br />
- Haut benetzt (auch an anderen Stellen als der Hand)<br />
- Substanz eingeatmet.<br />
In der Quantifizierung wurden dann die Kategorien “Sprühnebel eingeatmet” und<br />
“Substanz eingeatmet” (zusammen “Substanz eingeatmet”) sowie “Hand benetzt”<br />
und “Haut benetzt” (zusammen “Haut benetzt”) gleichgesetzt und beide mit dem Faktor<br />
“1” gewichtet. Konnte eine Zuordnung nicht vorgenommen werden, wurde dieser<br />
Art von Kontakt keine expositionssteigernde Wirkung zugeschrieben.<br />
Die Variablen zum persönlichen Kontakt wurden für die Bildung des Indexes aus<br />
modifizierenden Variablen mit bestimmten Schutzmaßnahmen in spezifischen expositionssenkenden<br />
Kombinationen verküpft. Expositionssenkend für die Kontaktkategorie<br />
“Haut benetzt” wurde die Schutzmaßnahme “Handschuhe” gewertet. Für die<br />
Kategorie “Substanz eingeatmet” wurden die Kategorien “Staubschutzmaske” und<br />
“Gasmaske/Atemschutzgerät” expositionssenkend gewichtet. Der “Schutzanzug”<br />
wurde als expositionssenkend mit “Flecken auf der Kleidung” verknüpft. Wurden im<br />
Interview nicht beide Variablen für die hier genannten Kombinationen positiv angegeben,<br />
wurde die Schutzmaßnahme nicht als expositionssenkend in die Quantifizierung<br />
aufgenommen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 83 von 347
Die angewendeten Schutzmaßnahmen erhielten folgende Gewichtungsfaktoren, um<br />
das expositionssenkende Potential in den Index einzubringen:<br />
Tab. 2-34 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />
Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />
Handschuhe 0,5<br />
Schutzbrille 1,0<br />
Staubschutzmaske 0,7<br />
Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />
Schutzanzug 0,5<br />
andere Maßnahme 1,0<br />
Eine weitere Modifikation wurde jeweils durch die Gewichtungsfaktoren für die Häufigkeit<br />
des persönlichen Kontakts und die Häufigkeit des Anwendens von Schutzmaßnahmen<br />
in den Index einbezogen.<br />
Tab. 2-35 Gewichtung der Häufigkeit bei Kontakt zum Mittel (akute Exposition)<br />
Ausprägung der<br />
Variablen r0_2211<br />
(Rohdaten)<br />
Häufigkeit des Kontaktes zum<br />
Mittel<br />
Gewichtungsfaktor (Festlegung)<br />
1 immer 1,00<br />
2 meistens, überwiegend 0,65<br />
3 gelegentlich 0,30<br />
4 nie 0,00<br />
Tab. 2-36 Gewichtung der Häufigkeit von Schutzmaßnahmen (akute Exposition)<br />
Ausprägung der<br />
Variablen r0_2210<br />
(Rohdaten)<br />
Schutzmaßnahmen: Häufigkeit<br />
des Anwendens<br />
Gewichtungsfaktor (Festlegung)<br />
1 immer 1,00<br />
2 meistens, überwiegend 0,65<br />
3 gelegentlich 0,30<br />
4 nie 0,00<br />
Der Index verknüpft innerhalb des Scores diese vier modifzierenden Faktoren zunächst<br />
wie folgt:<br />
I=<br />
Art des<br />
Kontaktes<br />
X Häufigkeit des<br />
Kontaktes<br />
X<br />
Art der Schutzmaßnahme<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 84 von 347<br />
X<br />
Häufigkeit der<br />
Schutzanwendung
2.7.9.1 Multiplikative Scores für die akute Exposition, Pestizidanwendungen im<br />
Garten<br />
Die Art des Kontaktes definiert auch für die Exposition gegenüber Pestizidanwendungen<br />
im Garten den Score der akuten Exposition. Insgesamt werden drei verschiedene<br />
Scores der akuten Exposition gebildet:<br />
- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />
- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />
- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />
Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen multiplikativen Score der akuten Exposition<br />
ein:<br />
- Häufigkeit von Pestizid-Anwendungen im Garten pro Jahr<br />
- Index aus Faktor “Kontakt mit dem Mittel” x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />
Schutzmaßnahme, zusätzlich jeweils gewichtet mit der Häufigkeit mit der ein Kontakt<br />
stattfand bzw. die Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, (definiert die Art der<br />
akuten Exposition pro Score)<br />
- Faktor für Selbstanwendung im Garten (Häufigkeit der Selbstanwendung)<br />
- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Versprühen, Ausstreuen etc.)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 85 von 347
Abb. 2-8 Score für akute Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten<br />
Score akute Exposition<br />
separat für<br />
jede Art des Kontakts<br />
mit dem Mittel<br />
= Faktor zu<br />
Häufigkeit der<br />
Selbstanwendung<br />
x Art der Anwendung<br />
x Kontakt mit<br />
dem Mittel (Inhalation<br />
/ Hautkontakt<br />
/ Flecken)<br />
x Schutzmaßnahmen<br />
Im nächsten Schritt wurde jeder Score für akute Exposition (definiert durch die Art des Kontaktes: Inhalation = Substanz eingeatmet,<br />
Hautkontakt = Haut / Hände benetzt, Flecken auf der Kleidung) mit der Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr multipliziert.<br />
Ein Expositionsscore für die chronische Exposition wird hier nicht gebildet, da es sich ausschließlich um Anwendungen außerhalb der<br />
Wohnräume handelt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 86 von 347
Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores für die akute Exposition gegenüber<br />
Pestiziden im Garten bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr, da mit<br />
dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit pro Jahr<br />
ausgedrückt wird. Die Angaben zur Anwendung von Pestiziden (Pflanzenschutzmitteln/<br />
Schädlingsbekämpfungsmitteln) wurde im Interview jeweils für einzelne Gartenphasen<br />
erhoben. Die Gartenphase ist definiert durch die Art des Gartens (Garten am<br />
Haus, Schrebergarten etc. ) und die Dauer der Gartenphase wird durch die Angabe<br />
des Kalenderjahrs des Beginns der Bewirtschaftung sowie die Angabe des Kalenderjahrs<br />
des Endes der Bewirtschaftung begrenzt.<br />
Die für die akute Exposition durch “Inhalation/Sprühnebel eingeatmet”, “Haut benetzt”<br />
und “Flecken auf der Kleidung” berechneten Scores beziehen sich somit auf jedes<br />
Kalenderjahr innerhalb einer Gartenphase.<br />
2.7.9.2 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizidanwendungen im<br />
Garten<br />
Um die lebenslang akkumulierte Exposition zu ermitteln, werden die drei verschiedenen<br />
Scores für akute Exposition über die einzelnen Kalenderjahre bezogen auf jede<br />
Gartenphase, die das Kalenderjahr 1956 einschließt bzw. nach 1956 beginnt, aufsummiert.<br />
Hierbei wurde berücksichtigt, dass Gartenphasen zu den verschiedenen<br />
Arten von Gärten zeitlich überlappen oder parallel verlaufen können und daher verschiedene<br />
Gartenphasen für dasselbe Kalenderjahr Anteile zum Gesamtergebnis für<br />
ein Kalenderjahr beitragen können. Gartenphasen, in denen keine Pestizidanwendungen<br />
stattgefunden haben, tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Summation<br />
des jeweiligen Scores den numerischen Wert “0” bei.<br />
Weiterhin wird die Exposition lebenslang über alle Gartenphasen eines Probanden<br />
aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />
nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles (bei Kontrollen: ED-Jahr des<br />
jeweiligen zugematchten Falles) minus zwei Jahre Lagtime tragen zur lebenslangen<br />
Exposition bei.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 87 von 347
2.8 Exposition durch Behandlungen gegen Tierparasiten bei Haustieren<br />
2.8.1 Quantifizierung der Tierbehandlungen - Basisdaten<br />
Da auch über die Haustierhaltung ein Eintrag von Pestiziden in die Wohnräume möglich<br />
ist, muß die Tierhaltung in Wohnräumen im Kontext der Exposition gegenüber<br />
Pestiziden berücksichtigt werden. Insbesondere die Maßnahmen gegen Flöhe und<br />
andere Parasiten im Tierfell (bzw. Gefieder, Haut) sind in diesem Zusammenhang<br />
von Bedeutung.<br />
Die Maßnahmen zur Bekämpfung von Parasiten bei Haustieren wurden im Interview<br />
in einem separaten Abschnitt erhoben. In diesem Abschnitt wurden ausschließlich<br />
solche Tiere erhoben, die mit in den Wohnräumen der Probanden gelebt haben. Insgesamt<br />
haben 3624 (81,1%) von 4471 Probanden jemals mit einem Haustier in einer<br />
Wohnung zusammengelebt.<br />
Erfaßt wurde in der Eingangsfrage, ob der Proband jemals vs. niemals mit einem<br />
Haustier oder mehreren Haustieren in einer Wohnung zusammengelebt hat. Wenn<br />
diese Frage mit “ja” beantwortet wurde, wurde der Proband weiterhin gefragt, welche<br />
Tiere gehalten wurden, wie lange (in Jahren) die Phase des Zusammenlebens andauerte<br />
und ob Behandlungen gegen Tierfloh- oder Parasitenbefall durchgeführt<br />
wurden. Die Zeiten des Zusammenlebens wurden pro Tier relational erfaßt. Die Behandlungen<br />
gegen Flöhe und andere Tierparasiten wurden relational nach Art der<br />
Behandlung (Puder, Flohhalsband etc.) erfragt. Die Einleitung dieses Fragenkomplexes<br />
über die Fragen zur Tierhaltung wurde gewählt, da sie zu einer besseren Rückerinnerung<br />
an die an den Tieren vorgenommenen Pestizidanwendungen beiträgt.<br />
Anwendungen gegen Tierflöhe oder andere Parasiten bei Tieren werden von den<br />
Probanden gedanklich meistens nicht in den direkten Kontext einer Insektizid-<br />
Anwendung in Innenräumen gebracht und würden bei einer Abfrage im bloßen Zusammenhang<br />
mit den Wohnphasen möglicherweise nicht in gleichem Maße vollständig<br />
berichtet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 88 von 347
Tab. 2-37 Rohdaten für die Quantifizierung von Biozidanwendungen bei Haustieren<br />
Name der Variablen<br />
Variablentyp Ausprägung / Wertebereich<br />
Beschreibung der Variablen<br />
idnr Zahl Idenfikationsnummer des<br />
Probanden<br />
R0_23_1 Zahl 0= nein, 1= ja,<br />
8= weiß nicht,<br />
9= Keine Angabe<br />
R0_23_2a<br />
R0_23_2b<br />
R0_23_2c<br />
R0_23_2d<br />
R0_23_2e<br />
R0_23_2f<br />
R0_23_2g<br />
R0_23_2h<br />
R0_23_2i<br />
Zahl 0= nein, 1= ja,<br />
8= weiß nicht,<br />
9= Keine Angabe<br />
Tier_txt Text nach Angaben des<br />
Probanden<br />
R0_23_3 Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />
weiß nicht,<br />
9= Keine Angabe<br />
R0_23_4a<br />
R0_23_4b<br />
R0_23_4c<br />
R0_23_4d<br />
R0_23_4e<br />
R0_23_4f<br />
Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />
weiß nicht,<br />
9= Keine Angabe<br />
R0_23_4t Text nach Angabe des<br />
Probanden<br />
R0_23_5 Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />
weiß nicht,<br />
9= Keine Angabe<br />
R0_23_Be Text nach Angabe des<br />
Probanden<br />
Jemals mit einem Haustier<br />
zusammengelebt<br />
Hund<br />
Katze<br />
Vögel (Arten im Klartext)<br />
Meerschweinchen<br />
Hamster<br />
Maus<br />
Ratte<br />
Kaninchen<br />
andere Tierarten<br />
Klartexteintrag zur Tierart<br />
bzw. Art des Vogels<br />
Jemals eines der Tiere gegen<br />
Parasiten behandelt<br />
Flohhalsband<br />
Puder<br />
Pulver<br />
Spray<br />
Tabletten<br />
andere Methode<br />
Klartext zur Erläuterung der<br />
Behandlungsmethode<br />
Bemerkung zum Interviewabschnitt<br />
vorhanden<br />
Klartext der Bemerkung<br />
In relationalen Dateien wurden jeweils die Angaben zur Dauer des Zusammenlebens<br />
und die Dauer der Behandlungen gegen Tierparasiten erfaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 89 von 347
Tab. 2-38 Zusammenleben mit den Tieren - Basisvariablen<br />
Tier Text 1 = Hund<br />
2 = Katze<br />
3 = Vögel<br />
4 = Meerschweinchen<br />
5 = Hamster<br />
6 = Maus<br />
7 = Ratte<br />
8 = Kaninchen<br />
9 = andere (aus<br />
Tier_txt)<br />
T_Nr Zahl automatische Nummerierung<br />
der einzelnen<br />
Tiere einer Tierart<br />
Verknüfungsvariable in relationaler<br />
Datei zur Erfassung<br />
der Dauer des Zusammenlebens<br />
Proband hat mehrere Tiere<br />
einer Tierart gehalten, diese<br />
wurden mit dem jeweiligen<br />
Zeitraum des Zusammenlebens<br />
einzeln erfaßt<br />
Beginn Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />
Beginn des Zusammenlebens<br />
Ende Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />
Ende des Zusammenlebens<br />
Beg_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />
zum Beginn des Zusammenlebens<br />
End_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />
zum Ende des Zusammenlebens<br />
Wohnung Text Klartext nach Probandenangabe<br />
alternativ kann die Wohnung<br />
genannt werden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 90 von 347
Tab. 2-39 Behandlungen gegen Tierparasiten - Basisvariablen<br />
Behand Zahl 1 = Flohhalsband<br />
2 = Puder<br />
3 = Pulver<br />
4 = Spray<br />
5 = Tabletten<br />
6 = andere Methode<br />
(Klartext wie<br />
R0_23_4t)<br />
B_Nr Zahl automatische Nummerierung<br />
der einzelnenBehandlungen<br />
Verknüfungsvariable in relationaler<br />
Datei zur Erfassung der<br />
Dauer des Zusammenlebens<br />
Proband hat mehrere Behandlungen<br />
seiner Tiere durchgeführt,<br />
die nacheinander erfaßt<br />
wurden<br />
Beginn Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />
Beginn der Behandlung<br />
Ende Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />
Ende der Behandlung<br />
Beg_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />
zum Beginn der Behandlung<br />
End_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />
zum Ende der Behandlung<br />
Wohnung Text Klartext nach Probandenangabe<br />
alternativ kann die Wohnung<br />
genannt werden, in der die<br />
Behandlung durchgeführt<br />
wurde<br />
2.8.2 Interaktives Editing der Rohdaten zu Haustieren<br />
Waren dem Probanden im Interview die Jahre des Zusammenlebens oder der Behandlungen<br />
seines Tieres nicht mehr genau erinnerlich, konnte stattdessen auch die<br />
Adresse der einzelnen Wohnung bzw. der Wohnungen genannt werden, in der das<br />
Tier gehalten wurde.<br />
Wurde in den relational verknüpften Dateien alternativ die Wohnung im Klartext anstelle<br />
der Jahreszahlen von Beginn und Ende des Zusammenlebens bzw. der Behandlungszeiträume<br />
genannt, so wurde in einem interaktiven Editingschritt der entsprechende<br />
Zeitraum anhand der Angaben zur Wohnphase (aus RI_1) nachgetragen.<br />
Für diese Maßnahme wurde eine separate Tabelle in die MS ACCESS-<br />
Datenbank eingestellt, die sämtliche dieser Haustierphasen enthielt. Mittels einer<br />
Eingabemaske konnten aus den Klartexten und den Informationen aus dem Interviewabschnitt<br />
zu Wohnphasen die entsprechenden Jahreszahlen in die Variablenfelder<br />
übertragen werden.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 91 von 347
2.8.3 Zeiträume von Tierbehandlungen<br />
Zur Erfassung der Zeiträume der Tierbehandlungen wurde zunächst nach dem Jahr<br />
des Beginns und des Endes der Behandlung gefragt. Alternativ konnte hier das Alter<br />
des Probanden zum Beginn bzw. zum Ende der Behandlungsphase angegeben werden.<br />
Wurde von den Probanden im Interview die dritte Möglichkeit genutzt, anstelle<br />
der Jahreszahlen zum Beginn und Ende eines Behandlungszeitraumes die Adresse<br />
der Wohnung zu nennen, in der die Behandlungsmaßnahme durchgeführt wurde,<br />
wurden in einem interaktiven Editingschritt aus der Wohnphasen–Datei, wie für die<br />
Zeiträume des Zusammenlebens, die Kalenderjahre zu Beginn und Ende imputiert.<br />
Insgesamt wurde für 102 Behandlungsphasen alternativ zu den Jahreszahlen ein<br />
Klartext-Eintrag zur Wohnung erfaßt. Für 91 (89,2%) dieser Behandlungsphasen<br />
konnten Jahresangaben aus der Wohnphasen-Datei imputiert werden. Zu 11 (10,8%)<br />
dieser Phasen der Behandlung gegen Tierparasiten konnten über die Informationen<br />
im Klartext und die Imputation aus der Wohnphasen-Datei keine Zeiträume zugeordnet<br />
werden. Weiterhin liegen für 175 Behandlungsphasen keine ausreichenden Angaben<br />
für die Berechnung der Dauer vor. Für diese Phasen wurden auch keine alternativen<br />
Nennungen der Wohnadresse angegeben. Somit liegen zu insgesamt 186<br />
Behandlungsphasen keine informativen Angaben zum Beginn bzw. Ende der Anwendungen<br />
in den Basisdaten vor. Nach den vorliegenden Angaben verteilt sich die<br />
Dauer der Behandlung nach der Art der Behandlung wie folgt (Tab. 2-40):<br />
Tab. 2-40 Durchschnittliche Behandlungsdauer nach Art der Maßnahme<br />
Behandlungsart Anzahl erfaßteBehandlungen<br />
Anzahl mit<br />
Angaben<br />
zum Zeitraum<br />
durchschnittliche<br />
Dauer der<br />
Behandlung in<br />
Jahren<br />
Maximum der<br />
Dauer der Behandlung<br />
in<br />
Jahren<br />
Flohhalsband 1426 1362 9,4 66<br />
Puder 610 557 7,1 67<br />
Pulver 67 64 8,0 36<br />
Spray 215 205 5,0 41<br />
Tabletten 87 64 4,2 43<br />
andere Art 498 465 5,7 57<br />
Summe 2903 2717 - -<br />
Ein Plausibilitätscheck führte zu dem Ergebnis, daß die Angabe zur maximalen Länge<br />
der Zeiträume von Behandlungsphasen zu den Kategorien Flohhalsband, Puder/Pulver<br />
und Sprays nicht die maximale Dauer des Zusammenlebens mit den beiden<br />
Tierarten Hund und Katze übersteigt, die in der Regel mit diesen Präparaten behandelt<br />
werden.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 92 von 347
2.8.4 Art der durchgeführten Behandlungen gegen Tierparasiten<br />
Von den 3624 Probanden, die jemals mit einem Haustier zusammengelebt haben,<br />
haben 1741 (48,0 %, Variable R0_23_3) jemals eine Behandlung gegen Parasiten<br />
durchgeführt.<br />
Expositionsbestimmende Parameter sind die Art der Behandlung und die Zeitdauer<br />
der Behandlung. Durch die Art der Behandlung wird eingegrenzt, ob das Mittel in den<br />
Räumen der Wohnung durch das Tier „verteilt“ wird, in den Hausstaub übergehen<br />
kann und somit eine Expositionssituation gegeben ist.<br />
Wenn vom Probanden angegeben wurde, daß Haustiere behandelt wurden, mit denen<br />
er im Haushalt zusammengelebt hat, wurden Kategorien verschiedener Behandlungsarten<br />
abgefragt. Mehrfachnennungen waren hier möglich.<br />
Für die Angabe von „anderen Arten der Behandlung“ (N=467, vor interaktivem Editing)<br />
war im Interview eine Variable mit Textfeld nachgeschaltet, in dem die Probanden<br />
in Klartexten ausführen konnten, welche anderen Arten von Behandlungen<br />
durchgeführt wurden. In einem interaktiven Editing-Schritt wurde jeder Klartexteintrag<br />
untersucht. 146 Angaben bezogen sich auf die Applikation von Tropfen in das Nackenfell.<br />
Weiterhin wurden 69 Klartextangaben als Synonyme für die Anwendung von<br />
Tierflohshampoo (z.B. „Shampoo“, „gebadet gegen Flöhe“, „gebadet in Jakutin“) gewertet.<br />
11 Angaben beschrieben Behandlungen in der Tierarztpraxis, die nicht in die<br />
anschließende Quantifizierung einbezogen wurden, da sie nicht vom Probanden<br />
selbst durchgeführt wurden. Die weiteren Klartextangaben konnten aufgrund unzureichender<br />
Beschreibung der Behandlung nicht sicher einer vorgegebenen Kategorie<br />
zugeordnet werden (z.B. „Gel“, „Impfung“). Zwei Klartextangaben konnten der a priori<br />
festgelegten Kategorie „Spray“ zugeordnet werden. Die Anzahl der Probanden, die<br />
Behandlungen mit Spray durchgeführt haben, erhöhte sich damit auf insgesamt<br />
N=202.<br />
Die in den 465 verbleibenden Klartexteinträgen (z.B. Shampoo, Tropfen) beschriebenen<br />
Behandlungen tragen vergleichweise weniger zur Exposition bei als die in den<br />
a priori festgelegten Kategorien genannten Maßnahmen. Sie verbleiben gesammelt<br />
in der Kategorie „andere Art von Behandlung“.<br />
Pro Behandlungsart wurden anschließend von den Probanden lebenslang die Behandlungsphasen<br />
(einzelne Anwendungen) erfragt. Somit konnten Probanden pro<br />
Behandlungsart mehrere Behandlungsphasen angeben. Das Maximum der Anzahl<br />
von Behandlungen einer Behandlungsart liegt z.B. für Flohhalsbänder bei 7 Behandlungsphasen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 93 von 347
Tab. 2-41 Behandlungsarten gegen Tierparasiten<br />
Art der Parasitenbekämpf-ung/vorbeugung<br />
Pro Proband relational zu Behandlungsarten<br />
Anzahl Probanden,<br />
die angeben,<br />
eine solche<br />
Behandlung jemalsdurchgeführt<br />
zu haben<br />
Anzahl erfaßteBehandlungeninsgesamt <br />
Durchschnittliche<br />
Anzahl<br />
dieser Behandlungs-art<br />
pro Tierhalter<br />
Maximum der<br />
Behandlungen<br />
einer Behandlungsart<br />
pro<br />
Tierhalter<br />
Flohhalsband 1288 1426 1,1 7<br />
Puder 539 610 1,2 9<br />
Pulver 64 67 1,0 2<br />
Spray 202 215 1,1 3<br />
Tabletten 84 87 1,0 2<br />
andere Arten 465 498 1,1 6<br />
Summe aller Arten 2642 2903 - -<br />
2.8.4.1 Abschätzungen zur Exposition anhand externer Angaben<br />
Floh- und Zeckenhalsbänder sind gemäß Herstellerangaben bis zu sieben Monate<br />
lang wirksam. In diesem Zeitraum werden die Insektizide aus den Bändern freigesetzt<br />
und durch die behandelten Tiere, bei denen es sich in Regel um Hunde und<br />
Katzen handelt, in ihrer Lebensumgebung, also der Wohnung, verteilt. Durch das<br />
Streicheln entsteht immer wieder Hautkontakt mit dem Mittel. Bei der Verwendung<br />
von Flohhalsbändern besteht außerdem kurzzeitig ein situationsbezogener Hautkontakt<br />
an den Händen, der durch das Umlegen des Halsbandes entsteht. Diese kurzzeitige,<br />
akute Exposition geht jedoch in diese Quantifizierung nicht ein, da nicht bekannt<br />
ist, ob der Proband diese Maßnahme selbst durchgeführt hat oder diese eventuell<br />
von einem weiteren Haushaltsmitglied durchgeführt wurde.<br />
Wenn Sprays oder Puder/Pulver angewendet werden, besteht die Möglichkeit, daß<br />
beim Aufsprühen oder –stäuben auf das Fell Substanz inhaliert wird. Sprays müssen<br />
gemäß den Angaben der Hersteller ein- bis zweimal pro Woche über mehrere Monate<br />
hinweg wiederholt angewendet werden. Somit führt auch hier die Anwendung des<br />
Mittels zu einer andauernden niedrigen Exposition für den Menschen. Umgebungssprays<br />
werden eingesetzt, um den Schlafplatz des Tieres oder auch Polstermöbel<br />
und Teppiche in der Wohnung von Flöhen zu befreien. Wenn Sprays eingesetzt werden,<br />
um die Tiere selbst einzusprühen, wird durch das Tier selbst das Mittel verteilt<br />
(Haarausfall, Abrieb an die Möbel- oder Teppichoberfläche) und geht anteilig in den<br />
Hausstaub über (chronisch niederschwellige Exposition durch Kontamination der<br />
Wohnung).<br />
Weiterhin wurden von den Probanden Shampoos angewendet sowie Tropfen, die im<br />
Nackenbereich des Tieres aufgetragen werden. Die Wirksubstanz im Shampoo ist im<br />
Vergleich zu den im Handel erhältlichen Floh- und Zeckenhalsbändern bzw. Sprays<br />
niedriger dosiert. Es entfaltet keine Schutzwirkung vor Neubefall und wird laut Herstellerangaben<br />
ausschließlich als Initialbehandlung angeboten. Nach dem Wasch-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 94 von 347
vorgang verbleibt keine relevante Menge der Substanz im Fell. Die Tropfen sind 4<br />
Wochen wirksam, es liegt jedoch ein anderes Wirkprinzip als bei Flohhalsbändern<br />
und Sprays zugrunde. Die Substanz aus den Tropfen wird über die Haut des Tieres<br />
resorbiert. Eine Behandlung mit Tropfen ist daher vielmehr einer innerlichen Behandlung<br />
gleichzusetzen und trägt nicht zu einer dauerhaften Exposition durch Kontamination<br />
der Wohnung durch Hausstaub bei (persönliche Mitteilung, O. Hostrup, IN-<br />
TOX, 18.12.2001).<br />
Auch andere Behandlungsmethoden gegen Tierparasiten tragen nicht zur Exposition<br />
des Menschen gegenüber Pestiziden bei. So werden z.B. Tabletten gegen Würmer<br />
als innerliche Anwendung mit dem Futter verabreicht. Die Wirksubstanz ist daher<br />
zusammengepreßt und umhüllt. Sie spielt für die Expositionsquantifizierung für den<br />
Menschen keine Rolle. Innerliche Anwendungen gehen in das Quantifizierungkonzept<br />
der NLL nicht ein.<br />
In einigen wenigen Fällen wurden von den Probanden auch Behandlungen angegeben,<br />
die durch den Tierarzt vorgenommen wurden, wie z.B. die Anwendung von Medikamenten,<br />
die vom Tierarzt gespritzt wurden. Diese Anwendungen gehen aus den<br />
zuvor geschilderten Gründen ebenfalls nicht in den Expositionsindex ein.<br />
Der Umgang mit den Tieren und die Unterbringung der Tiere spielen für die Exposition<br />
ebenfalls eine gewisse Rolle. Wird z.B. ein Hund oder eine Katze als Haustier<br />
gehalten, kann in der Regel davon ausgegangen werden, daß ein enger Kontakt zum<br />
Tier und damit auch ein relevanter Hautkontakt zum Fell des Tieres besteht. Da die<br />
Verhaltensweisen der Tierhalter jedoch im hohem Maße variieren können und dieses<br />
von den Tierhaltern außerdem sehr subjektiv empfunden wird und damit auch berichtet<br />
würde, wurde auf eine Einbeziehung der Dimension „Verhalten im Umgang mit<br />
den Tieren“ in die Erhebung a priori verzichtet.<br />
Eine Studie von Boone et al. [143] zeigt die große Variabilität, die die diese Expositionsart<br />
beinhaltet. In der Studie wurde untersucht, welche Menge übertragbarer Residuen<br />
von Chlorpyrifos (Organophosphat), einer verbreiteten Substanz zur Bekämpfung<br />
von Ektoparasiten auf Haustieren, auf dem Tier bis zu 21 Tage nach der Behandlung<br />
verbleiben. 24 Hunde wurden in der Studie untersucht. Zwei verschiedene<br />
Behandlungsprotokolle wurden angewendet, eines mit Shampoo-Bädern für das Tier,<br />
eines ohne Baden unter Einsatz eines Shampoos zwischen den Behandlungen. Alle<br />
Tiere mußten wenigstens 5 Kilo wiegen, damit eine Vergleichbarkeit der Körperoberfläche<br />
der Tiere gewährleistet war. Die Tiere unterschieden sich in Rasse, Fellänge,<br />
Alter und durch die Umgebung, in der sie gehalten wurden. In den Ergebnissen zeigte<br />
sich, daß auf den Handschuhen, mit denen die Tiere nach der Insektizid-<br />
Behandlung gemäß Studienprotokoll gestreichelt (10 x 4 inch große Fellfläche) wurden,<br />
nach 21 Tagen noch bis zu 26,6 µg (geometrisches Mittel) Residuen von Chlorpyrifos<br />
nachgewiesen werden konnten. Die Schwankungsbreite ist jedoch erheblich.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 95 von 347
Tab. 2-42 Übertragbare Residuen von Chlorpyrifos aus dem Fell nach 4 Eintauchbad-Behandlungen<br />
(Behandlungsprotokoll ohne Zwischenbäder) [143]<br />
Zeitpunkt der<br />
Messung<br />
Menge am<br />
Handschuh (µg)*<br />
95% KI (untere<br />
Grenze)<br />
95% KI (obere<br />
Grenze)<br />
Vor Behandlung 0,16 0,07 0,36<br />
nach 4 Stunden 971,18 491,93 1917,34<br />
Nach 7 Tagen 157,00 79,52 309,96<br />
Nach 14 Tagen 70,11 35,51 138,39<br />
Nach 21 Tagen 26,63 13,49 52,57<br />
*Die geometrischen Mittel sind signifikant unterschiedlich (p ≤ 0,05). Jede Mengenangabe ist der<br />
Durchschnitt von 12 Hunden über alle vier Behandlungen<br />
Zwischen Fellänge und den im Fell verbliebenen gemessenen Residuen von Chlorpyrifos<br />
konnten die Autoren [143] keine Korrelation ermitteln. Die Unterschiede zwischen<br />
den gemessenen Mengen am Handschuh sind vielmehr auf die unterschiedliche<br />
Handhabung bei der Applikation des Insektizids durch den Tierbesitzer und<br />
durch die Unterschiede im Verhalten der Tieren selbst zurückzuführen. Für die<br />
verbleibende Menge im Fell spielt es eine Rolle, ob der Hund sich z.B. auf Spaziergängen<br />
im Gras rollt oder in einem Teich schwimmen geht.<br />
Diese Variabilität existiert nicht nur für Hunde, sondern auch bei anderen Haustieren.<br />
Auch Katzen oder Kaninchen können je nach Besitzer und Wohnumgebung in völlig<br />
unterschiedlicher Art und Weise gehalten werden. Einige Tierarten werden in Käfigen,<br />
Aquarien oder Terrarien gehalten, andere Tiere, vor allem Hunde und Katzen,<br />
können sich frei in der Wohnung bewegen, doch die Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />
kann stark schwanken (nur in der Wohnung, Katze mit Auslauf/eigene Katzentür,<br />
Haltung im Außenstall). So tragen die Tiere in einem unterschiedlich starkem Maß zu<br />
einer Verteilung der Substanzen in der Wohnung bei. Doch auch die Bewegungsmöglichkeiten<br />
der verschiedenen Tiere variieren sehr stark, z.B. in Abhängigkeit von<br />
der Tierhaltung durch den Tierhalter. Die Expositionsquantifizierung in der NLL basiert<br />
daher ausschließlich auf den Angaben zu Behandlungen bei Parasitenbefall.<br />
Aufgrund des großen Unsicherheitsfaktors, der in eine Expositionsabschätzung für<br />
Kinder durch Einbeziehung von Insektizid-Applikationen auf Haustiere eingehen würde,<br />
wird in der NLL für die Haustierhaltung kein genereller Gewichtungsfaktor für das<br />
Kindesalter einbezogen.<br />
2.8.5 Quantifizierung der chronischen Exposition<br />
Für die Quantifizierung von Bioziden wird hier die niedrigschwellige, chronische Exposition<br />
nach Maßnahmen zur Bekämpfung von Tierflöhen bzw. anderen Parasiten<br />
durch einen andauernden Kontakt mit den Tieren und die Verteilung der Substanz<br />
mit dem Tierfell oder Gefieder in der Wohnung betrachtet (Kontamination der Wohnung).<br />
Hierdurch wird der Tatsache Rechnung getragen, daß die Anwendungen über<br />
das Jahr verteilt wiederholt werden oder wie nach dem Anlegen eines Flohhalsban-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 96 von 347
des über Monate hinweg wirksam sind und die Substanzen anteilig in den Hausstaub<br />
übergehen.<br />
Analog zum Vorgehen bei der Bildung von Scores für weitere Pestizidanwendungen<br />
in Innenräumen (Bereich “Insektizide” und Bereich “Holzschutzmittel”) werden für die<br />
Quantifizierung der Anwendungen zur Bekämpfung von Tierparasiten Gewichtungsfaktoren<br />
für die Art der Behandlung festgelegt. Die Anwendungsarten, die ausschließlich<br />
zur innerlichen Anwendung dienen (z.B. Tabletten zur Wurmkur), werden<br />
mit dem Faktor “0” belegt und gehen damit in weitere Berechnungen nicht ein.<br />
Durch die Verwendung von Sprays in der Wohnung zur Bekämpfung von z.B. Tierflöhen<br />
wird dagegen eine vergleichsweise starke Ausbreitung des Mittels verursacht.<br />
Vielfach wird nicht nur das Tier selbst behandelt, sondern es werden Umgebungssprays<br />
verwendet, um auch den Schlafplatz des Tieres sowie die Möbel und Räume<br />
der Wohnung von Flöhen zu befreien. Die Verwendung dieser Sprays trägt zur Kontamination<br />
der Wohnung in einem höheren Maße bei, als eine Verteilung aus dem<br />
Fell des Tieres von Puder / Pulver oder der Freisetzung von Substanz aus dem<br />
Flohhalsband. In einem Gewichtungsfaktor für die Behandlungsart wird dieses entsprechend<br />
umgesetzt.<br />
Durch den Einsatz von Shampoo entsteht keine Kontamination der Wohnung, da im<br />
Fell nach dem Waschen keine wesentliche Menge pestizidwirksame Substanz zurück<br />
bleibt, die aus dem Fell des Tieres auf Polstermöbel oder Teppiche bzw. in den<br />
Hausstaub übergehen könnte. Eine Anwendung von Tropfen führt ebenfalls nicht zur<br />
einer Erhöhung der Exposition durch Kontamination der Wohnung, da die Tropfen<br />
über die Haut des Tieres resorbiert werden. Daher erhielt der Gewichtungsfaktor hier<br />
den Wert “0” zugeordnet.<br />
Tab. 2-43 Gewichtungsfaktoren für Behandlungsart<br />
Behandlungsart Variable Faktor<br />
Flohhalsband R0_23_4a 0,8<br />
Puder R0_23_4b 1,0<br />
Pulver R0_23_4c 1,0<br />
Spray R0_23_4d 1,2<br />
Tabletten R0_23_4e 0,0<br />
andere Art (Klartext: z.B. Spritzen, Tierarzt,<br />
Shampoo, Tropfen)<br />
R0_23_4f 0,0<br />
2.8.6 Bildung des Expositionsscores für Tierparasitenbehandlungen<br />
In die Quantifizierung zur Bildung eines Expositionsscores wurden nur Behandlungsphasen<br />
einbezogen, für die Jahreszahlen vorlagen oder im interaktiven Editingschritt<br />
die Kalenderjahre anhand der Angaben zur Wohnung ermittelt werden konnten.<br />
Behandlungsphasen, die nach dem Jahr 1990 begonnen hatten, wurden aus der weiteren<br />
Quantifizierung ausgeschlossen um zu verhindern, daß für Kontrollprobanden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 97 von 347
ein zu großer Anteil von Behandlungsphasen nach dem Erstdiagnosedatum der Fälle<br />
in Imputationen einbezogen würde. Denn die Kontrollprobanden berichteten im<br />
Schnitt über mehr Lebenssjahre (bis Interviewjahr 2000), während für die Fälle, insbesondere<br />
bei Angehörigen-Interviews (stellvertretend für verstorbene Fälle) davon<br />
ausgegangen werden muß, daß nicht bis zum Interviewjahr (1998 – 2001) berichtet<br />
wurde, sondern lediglich bis zum Todesjahr des jeweiligen Falles. Das Kalenderjahr<br />
1990 wurde als Grenze gewählt, da es das mittlere Jahr des Erhebungszeitraumes<br />
für Fälle (Erstdiagnose 1986 – 1998) abzüglich zwei Jahre “lagtime” ist (mittleres Inzidenzjahr).<br />
Zur Ermittlung des Expositionsscores wurde zunächst die Anzahl der Behandlungen<br />
einer Art jeweils mit dem zugehörigen Gewichtungsfaktor zu einem Indexwert (I) multipliziert:<br />
I Behandlungsart = Anzahl Behandlungsphasen x Gewichtungsfaktor für Behandlungsart<br />
Die berechneten Indexwerte zu den einzelnen Behandlungsarten wurden im<br />
Anschluß zu einem Gesamt–Expositionsscore für Behandlungen gegen Tierparasiten<br />
pro Proband aufsummiert:<br />
Expositionsscore für Tierparasitenbehandlungen = Indexwert Flohhalsband +<br />
Indexwert Puder+<br />
Indexwert Pulver +<br />
Indexwert Spray +<br />
Indexwert Tabletten +<br />
Indexwert and. Behandlungsart<br />
Insgesamt hatten 1896 (42,4%) von 4471 Probanden mindestens 1 Behandlungsphase<br />
bei mindestens 1 Tiere im Zeitraum vor 1990. Diese wurde als Exponierte in<br />
die Auswertungen aufgenommen.<br />
Für die Risikoschätzung in Modellen der logistischen Regression wurde nach niemals<br />
vs. jemals gegenüber Mitteln zur Behandlung von Tierparasiten exponiert unterschieden.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 98 von 347
2.9 Exposition durch Kopflausbehandlungen<br />
2.9.1 Quantifizierung zu Kopflausbehandlungen – Basisdaten<br />
Die Inhaltsstoffe in Medikamenten zur Kopflausbehandlung sind pestizidwirksame<br />
Substanzen. Die in Deutschland zur Entlausung zugelassenen Medikamente enthalten<br />
Pyrethroide, Pyrethrum/Pyrethrine oder Lindan [144]. Lindan-Präparate sind in<br />
Deutschland verschreibungspflichtig, die anderen Präparate sind apothekenpflichtig<br />
(Fachinformation der Hersteller).<br />
Aufgrund der pestizidwirksamen Inhaltsstoffe müssen auch Behandlungen gegen<br />
Kopfläuse als eine potentielle Quelle der Exposition gegenüber Pestiziden im Gesamtmodell<br />
berücksichtigt werden. Von den Probanden wurde im Interview erfragt,<br />
ob jemals sie selbst oder ein anderes Haushaltsmitglied wegen Kopfläusen behandelt<br />
wurden. Wenn eine Behandlung gegen Kopfläuse im Haushalt durchgeführt<br />
wurde, wurde weiterhin erfaßt, ob die Behandlung von einem Arzt verschrieben wurde<br />
und um welche Behandlung es sich handelte.<br />
Tab. 2-44 Eingangsvariablen für die Expositionsquantifizierung von Kopflausbehandlungen<br />
Variablenname in<br />
der Datenbank<br />
Beschreibung der Variablen Ausprägung der Variablen<br />
idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />
R0_5_1 jemals ein Mitglied des Haushaltes<br />
wegen Kopfläusen behandelt<br />
R0_5_11 Proband selbst oder anderes<br />
Mitglied des Haushaltes (wenn<br />
beides, dann selbst angeben)<br />
R0_5_12 Behandlung vom Arzt verschrieben<br />
Zahl<br />
0 = nein<br />
1 = ja<br />
8 = weiß nicht<br />
R0_5_13 Art der Behandlung Klartext<br />
9 = keine Angabe<br />
1 = Proband selbst<br />
2 = anderes Haushaltsmitglied<br />
8 = weiß nicht<br />
9 = keine Angabe<br />
0 = nein<br />
1 = ja<br />
8 = weiß nicht<br />
9 = keine Angabe<br />
2.9.2 Interaktives Editing der Klartexte zur Behandlungsart bei Kopfläusen<br />
Um diejenigen Behandlungen aus den weiteren Analysen auszuschließen, in denen<br />
keine pestizidwirksamen Substanzen zur Entlausung eingesetzt wurden, wurden die<br />
im Klartext beschriebenen, angewendeten Methoden (Art der Behandlung, R0_5_13)<br />
im Hinblick auf die mögliche Pestizidwirksamkeit der angewendeten Mittel überprüft.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 99 von 347
Insgesamt 922 (20,6%) von 4471 Probanden berichteten im Interview selbst wegen<br />
Kopfläusen behandelt worden zu sein. Für alle 922 Probanden lagen Klartextangaben<br />
zur Art der Behandlung vor. Diese ließen sich den folgenden Kategorien zuordnen:<br />
Tab. 2-45 Kategorisierung der Klartextangaben zur Methode der Kopflausbehandlung<br />
Art der Behandlung, aus<br />
Klartext kategorisiert<br />
pestizidwirksam (Lindan,<br />
DDT, Pyrethroid etc.)<br />
Anzahl der zugeordneten<br />
Nennungen<br />
Anteil in %<br />
95 10,3<br />
Petroleum 77 8,4<br />
Benzin, Kerosin, Terpentin 8 0,9<br />
Cuprex 28 3,0<br />
toxikolog. i.S. der Hypothese<br />
irrelevant<br />
bezgl. 1-7 nicht klassifizierbar<br />
32 3,5<br />
682 74,0<br />
Summe 922 100,0<br />
Als im Sinne der Hypothese exponiert wurden die Probanden in die weiteren Analysen<br />
einbezogen, die selbst behandelt worden waren. Sie erhielten in der Expositionsvariablen<br />
für Kopflausbehandlung (LAUSBHDL) den numerischen Wert “1”. Alle<br />
Probanden, die nicht selbst gegen Kopfläuse behandelt wurden, wurden als nicht<br />
exponiert angesehen (LAUSBEHDL=0). Probanden, die selbst behandelt wurden,<br />
denen jedoch aufgrund der Klartextnennung die Kategorie “toxikologisch im Sinne<br />
der Hypothese irrelevant” zugeordnet wurde, wurden ebenfalls als nicht exponiert<br />
kategorisiert (LAUSBEHDL=0).<br />
Für Probanden, die im Interview auf die Eingangsfrage “Mußte jemals ein Mitglied<br />
ihres Haushaltes wegen Kopfläusen behandelt werden ?” mit “weiß nicht” oder “keine<br />
Angabe” geantwortet hatten (N=152; 3,4%), wurde ein Wert für die Wahrscheinlichkeit,<br />
selbst exponiert gewesen zu sein, imputiert. Grundgesamtheit für die Ermittlung<br />
eines Imputationswertes waren alle Kontrollen, für die informative Angaben (0=nein,<br />
1=ja) zu dieser Frage vorlagen (N=2989). Als Wert zur Imputation wurde der Mittelwert<br />
aller dieser Kontrollen berechnet (LAUSBHDL=0,22).<br />
Die Variable “vom Arzt verschrieben” wurde nicht in die Quantifizierung einbezogen.<br />
Eine Unterscheidung zwischen Lindan und anderen pestizidwirksamen Inhaltsstoffen<br />
wird in dieser Quantifizierung für das Gesamtmodell nicht angestrebt.<br />
Die Exposition gegenüber potentiell pestizidhaltigen Mitteln zur Behandlung von<br />
Kopfläusen geht als Kategorisierung nach jemals/niemals exponiert in das Gesamtmodell<br />
ein.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 100 von 347
2.10 Exposition durch Nähe zu Baumschulen<br />
2.10.1 Ermittlung der Größenordnung anhand externer Daten<br />
Nach Angaben des Zentralverbandes Gartenbau, Bonn, sind in Deutschland insgesamt<br />
37.000 Gartenbaubetriebe ansässig. Die gesamte Produktionsfläche umfaßt ca.<br />
180.000 ha, davon sind ca. 3.900 ha Gewächshausfläche (Stand: August 2001).<br />
Zierpflanzen werden in Deutschland von ca. 13.500 Betrieben gezogen. Die Gesamtfläche<br />
für Zierpflanzen umfaßt etwa 8.000 ha, davon sind 5.000 ha Freilandfläche<br />
und 3.000 ha unter Glas. In 26.000 Betrieben wird Obst angebaut, auf einer Fläche<br />
von insgesamt 59.000 ha. Auf 77.000 ha wird Gemüse angebaut, davon sind ca.<br />
1.300 ha Unterglasfläche. Diese Fläche bezieht sich auf 26.600 Betriebe, davon sind<br />
jedoch nur 3.850 Haupterwerbsbetriebe. Auf die 4.075 Baumschulen (Betriebe mit<br />
Gehölzanzucht) in Deutschland entfallen 27.148 ha Gesamtfläche.<br />
2.10.1.1 Gartenbaufläche in Schleswig-Holstein<br />
In Schleswig-Holstein sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer (Stand:<br />
16.11.2000) 2.470 Gartenbaubetriebe angesiedelt. Diese Betriebe bewirtschaften<br />
eine Freilandfläche von 12.000 ha und 1,1 Mio. m 2 Gewächshausfläche. Der Anteil<br />
der gartenbaulich genutzten Fläche an der ackerbaulichen Nutzfläche beträgt 2 %.<br />
Die Fläche der Gartenbaubetriebe verteilt sich auf folgende Sparten:<br />
Tab. 2-46 Art der Betriebe, Schleswig-Holstein<br />
Art des Betriebes Anzahl der Betriebe Freilandfläche in Hektar<br />
Baumschulen 550 ca. 5.000<br />
Gemüsebau 800 ca. 6.100<br />
Obstbau 220 ca. 1.500<br />
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Fachinformation Gartenbau, Stand: 16.11.2000<br />
In Schleswig-Holstein wird im Rahmen des Agrarstatistikgesetzes (AgrStatG) eine<br />
Baumschulerhebung durchgeführt. Die folgende Tabelle zeigt wie sich diese Fläche<br />
1999 auf die einzelnen Landkreise bzw. kreisfreien Städte des Bundeslandes<br />
Schleswig-Holstein verteilte.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 101 von 347
Tab. 2-47 Von Baumschulen genutzte Fläche pro Landkreis in Schleswig-Holstein<br />
Kreisfreie Stadt<br />
bzw. Landkreis<br />
Landw. genutzte<br />
Fläche 1999<br />
davon Baumschulfläche 1999<br />
in Hektar (ha) in %<br />
Flensburg 536 4 0,75<br />
Kiel 1.984 2 0,10<br />
Lübeck 6.574 11 0,17<br />
Neumünster 2.172 16 0,74<br />
Dithmarschen 105.335 76 *<br />
Herzogtum Lauenburg 68.854 116 0,17<br />
Nordfriesland 148.704 47 *<br />
Ostholstein 93.776 69 *<br />
Pinneberg 37.989 4.375 11,52<br />
Plön 69.178 18 *<br />
Rendsburg-Eckernförde 145.446 182 0,13<br />
Schleswig-Flensburg 149.382 60 *<br />
Segeburg 81.257 115 0,14<br />
Steinburg 71.295 227 3,19<br />
Stormarn 49.962 38 *<br />
* unter 0,1 % der landw. Fläche<br />
Für 1996 wurden vom Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein in der Baumschulerhebung<br />
553 Betriebe im gesamten Bundesland ausgewiesen. Die Baumschulfläche<br />
betrug 4.916 ha insgesamt. (Statistische Berichte, Statistisches Landesamt<br />
Schleswig-Holstein, C<strong>II</strong> 5 – 4j/00, Kiel, 2000)<br />
2.10.1.2 Gartenbaufläche in Niedersachsen<br />
Für Niedersachsen sind von der Landwirtschaftkammer (Stand: 31.10. 2000) insgesamt<br />
9.000 Gartenbaubetriebe mit einer Gesamtnutzfläche von ca. 28.000 ha ausgewiesen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 102 von 347
Tab. 2-48 Gartenbau in Niedersachsen<br />
Art des Betriebes Anzahl der Betriebe Freilandfläche in Hektar<br />
Baumschulen 1.200 4.727<br />
Gemüsebau 3.400 12.000<br />
Obstbau 1.900 11.600<br />
Zierpflanzenbau 1.700 675<br />
(zusätzlich Unterglas 356 ha)<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachinformation Gartenbau, Stand: 31.10.2000<br />
Von den Obstbaubetrieben Niedersachsens befinden sich im Niederelbegebiet (Altes<br />
Land) 1275 Betriebe mit einer Anbaufläche von 9265 ha, in der Region Südoldenburg<br />
160 Betriebe mit einer Fläche von 700 ha.<br />
Das Niedersächsiche Landesamt für Statistik weist für die einzelnen Regierungsbezirke<br />
die folgende Verteilung von Betrieben aus:<br />
Tab. 2-49 Verteilung der Betriebe nach Regierungsbezirken<br />
Regierungsbezirk Anzahl der Betriebe Baumschulenfläche in ha<br />
Braunschweig 66 129<br />
Hannover 96 334<br />
Lüneburg 174 1144<br />
Weser-Ems 678 3402<br />
Niedersachsen gesamt 1014 5010<br />
Quelle: Statistik-Daten Niedersachsen, Agrarberichterstattung, Landwirtschaftliche Betriebe nach<br />
Hauptnutzungs- und Kulturarten, 1998, CD-Rom<br />
2.10.2 Datenbank zu Baumschulen im Untersuchungsgebiet der NLL<br />
Um eine vollständige Datenbank von Adressen der Baumschulen in Norddeutschland<br />
zusammenstellen zu können, wurden verschiedene Quellen zur Adressenermittlung<br />
genutzt.<br />
2.10.2.1 Internet-Recherche zu Baumschulen<br />
Die Internetseiten der Baumschulen wurden auf Angaben zur geographischen Lage<br />
des Geländes (mindestens über die Adresse mit Strassennamen und Hausnummer),<br />
soweit vorhanden zur Größe des Geländes und zur Art der dort gezogenen Pflanzen<br />
und weiteren Variablen für eine möglicherweise notwendige Kontaktaufnahme hin<br />
durchsucht. Die Angaben wurden in einer MS Access-Datenbank erfaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 103 von 347
Tab. 2-50 Datenbank zur Erfassung von Internetangaben<br />
Variablenname Beschreibung<br />
Name Name des Inhabers der Baumschule<br />
BS_Name Name der Baumschule<br />
Straße Straßenname der Adresse der Baumschule<br />
Haus_nr Hausnummer der Adresse<br />
PLZ Postleitzahl der Adresse<br />
Ortsname Ortsname der Adresse<br />
Telefon Telefon- und Fax-Nummer des Inhabers<br />
E-Mail E-Mail- Adresse des Inhabers<br />
seit Gründungsdatum, Beginn des Baumschulbetriebes<br />
Kultur Art der gepflanzten Kulturen<br />
Karte Angaben zur geographischen Lage auf einer Karte<br />
vorhanden (Anfahrtsskizzen)<br />
Flaeche Größenangabe zur Anbaufläche (Freiland)<br />
Luftbild Luftbild, das zur Eingrenzung der Fläche und Lagesituation<br />
herangezogen werden kann, vorhanden<br />
(Internet)<br />
Insgesamt konnten 42 Adressen in Niedersachen und Schleswig-Holstein durch einen<br />
Internetauftritt der Baumschule mittels der eigenen Homepage ermittelt werden.<br />
Über diese Seiten konnten auch zusätzliche Informationen wie Größe der genutzten<br />
Anbaufläche, angebaute Kulturen oder kartographische Lage anhand von Anfahrtsskizzen<br />
abgerufen und gespeichert werden.<br />
Über die Datenbank D-Info 2000 wurde der größte Anteil von Adressen zu Baumschulen<br />
ermittelt. Insgesamt wurden für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein,<br />
Berlin und Hamburg 1349 Adressen eingelesen.<br />
Die Adressen wurden in einem interaktiven Editing-Schritt mit der Datenbank des<br />
Dachverbandes “Bund deutscher Baumschulen” abgeglichen. Über diesen Abgleich<br />
wurden dem Gesamtbestand noch 33 neue Adressen hinzugefügt.<br />
In einer manuellen Bearbeitung wurde anhand der Adressen festgestellt, ob es sich<br />
lediglich um Vertriebszentralen ohne umgebendes Kulturland (ausschließlich Büroräume)<br />
handelte. Die Adressen von reinen Vertriebsbüros wurden nicht zur Expositionsermittlung<br />
herangezogen. Außerdem wurden in einem weiteren manuellen Bearbeitungsschritt<br />
alle Adressen entfernt, die eindeutig eine Doppelnennung darstellten.<br />
In der D-Info 2000 – Datenbank wurden einige Baumschulen sowohl mit der Geschäftsadresse<br />
als auch mit der Adresse des Eigentümers aufgenommen. Durch das<br />
Entfernen dieser eindeutigen Doppelnennungen (vollständiger Name des Betreibers,<br />
Strassenname und Hausnummer identisch) reduzierte sich der Gesamtbestand von<br />
Adressen von 1424 auf 1225 Baumschulen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 104 von 347
2.10.2.2 Ermittlung der Inbetriebnahmejahre<br />
Der Landesverband in Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen berichtet<br />
auf seinen Internet-Seiten, daß in Schleswig-Holstein mit einer methodischen Kultivierung<br />
von Gehölzen im 16. Jahrhndert begonnen wurde. 1795 gründete Baron<br />
Caspar Voght in Klein-Flottbek (Pinneberg) die erste Baumschule. 1907 wurde der<br />
“freiwillige Zusammenschluß Holsteiner Baumschulbesitzer” organisiert. 1949 wurde<br />
auf der Bundesebene der “Bund deutscher Baumschulen” gegründet.<br />
In die Internet–Recherche eingeschlossen war die Ermittlung des Inbetriebnahmejahres<br />
(Gründungsjahr) der jeweiligen Baumschule. Für 127 (10,4%) von 1225 Baumschulen<br />
konnte die Inbetriebnahme aus den Web-Sites der Baumschule entnommen<br />
werden. Für die Mehrheit der Baumschulen wurde das Inbetriebnahmejahr analog<br />
zur Definition der expositionsrelevanten Zeiträume für andere Biozidquellen mit 1956<br />
festgelegt.<br />
2.10.3 Zuordnung von Gauß-Krüger-Koordinaten<br />
Analog zum Vorgehen bei der Ermittlung von Gauß-Krüger-Koordinaten für Wohnund<br />
Arbeitsplatzadressen der Probanden wurden den Adressen der Baumschulen<br />
über die thematische Datenbank zur Georeferenzierung Gemeindekennziffern,<br />
Strassenschlüssel und Gauß-Krüger-Koordinaten zugewiesen.<br />
Für zwei Baumschulen, die aus dem Internet in die Datenbank aufgenommen wurden,<br />
wurden keine Gauß-Krüger-Koordinaten ermittelt, da die betreffenden Standorte<br />
zum Bundesland Nordrhein-Westfalen gehören. Sie werden nicht in die Abstandsberechnungen<br />
zu Probandenstandorten und weiteren Auswertungen einbezogen.<br />
675 (55,2%) von 1223 Baumschuladressen konnte eine gebäudegenaue Gauß-<br />
Krüger-Koordinate (GKK) zugewiesen werden. Eine Strassenmittelpunktskoordinate<br />
konnte für 492 (40,2%) Adressen ermittelt werden. Die GKK des Ortsmittelpunktes<br />
wurde 56 (4,6%) von 1223 Baumschulen zugeordnet.<br />
2.10.4 Ermittlung der Entfernung zwischen Baumschule und Probandenstandort<br />
Die Adressdaten zu Baumschulen wurden aus der MS ACCESS-Datenbank in SAS<br />
Version 6.12 überführt. Zunächst wurden in einem programmtechnischen Abgleich<br />
31 weitere Adressen ermittelt, die doppelt in die Baumschul-Adressdaten aufgenommen<br />
worden waren. Diese wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen.<br />
Es verbleiben 1192 relevante Adressen von Baumschulen mit GKK-Daten.<br />
Zu diesen 1192 Baumschulen wurden die Abstände zu Wohn- und Arbeitsorten der<br />
Probanden berechnet. Für diesen Vorgang werden die Adressen und GKK der<br />
Baumschulen ebenso wie die Adressen und GKK der Wohn- und Arbeitsorte der<br />
Probanden in ein MS EXCEL-Arbeitsblatt überführt. Die Berechnung der Entfernung<br />
zwischen den den Baumschulen und den Adressen zu Wohn- bzw. Arbeitsphasen<br />
erfolgte durch eine Programmierung in Visual Basic. Die Entfernungsberechnung<br />
wurde in der im Folgenden beschreibenen Prozedur umgesetzt.<br />
Aus der Datei der Wohn- und Arbeitsorte der Probanden wurde für eine GKK der Abstand<br />
zu den GKK jeder der Baumschulen berechnet. Alle Entfernungen, die mit<br />
1000m oder weniger berechnet wurden, wurden zwischengespeichert. Die Zuordnung<br />
von mehreren Baumschulen in bis 1000m (einschließlich) Entfernung zu einer<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 105 von 347
GKK eines Probandenstandortes war hierbei möglich. Diese Rechenprozedur wurde<br />
für jeden Probandenstandort aus Wohn- und Arbeitsphasen wiederholt.<br />
Insgesamt haben 2365 (52,9%) von 4471 Probanden jemals in einem Abstand von<br />
bis 1000m Entfernung zu einer Baumschule gewohnt und/oder gearbeitet (jemals =<br />
bezogen auf alle Adressen zu Wohn- und Arbeitsphasen zwischen Geburtsjahr und<br />
Interviewjahr). In die weiteren Analysen wurden ausschließlich diejenigen Wohn- und<br />
Arbeitsphasen einbezogen, die mit dem Kalenderjahr 1956 oder später endeten bzw.<br />
nach 1956 begannen. Phasen, die nicht länger als ein Jahr andauerten, wurden ebenfalls<br />
ausgeschlossen.<br />
2.10.4.1 Plausibilitätsprüfung für berechnete Abstände<br />
Für insgesamt 21 Probanden wurde in mindestens einer dieser relevanten Wohnbzw.<br />
Arbeitsphasen eine Entfernung von null Metern zu einer Baumschule berechnet.<br />
Die Gauß-Krüger-Koordinaten der Baumschulen, die dieser Entfernungen zuzuordnen<br />
waren, wurden manuell überprüft. Von den zugehörigen Adressen waren insgesamt<br />
vier geographisch dem Innenstadtbereich von Hamburg zuzuordnen. Eine<br />
telefonische Nachfrage bei den vier Adressen ergab, daß es sich ausschließlich um<br />
Büroräume des Baumschulgroßhandels handelte. Entfernungen von 0m zu Büroräumen<br />
in der Innenstadt von Hamburg betrafen insgesamt 7 Probanden. Alle Abstände,<br />
die zu diesen vier innerstädtischen Baumschuladressen berechnet worden<br />
waren, wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen. Für weitere 14 Probanden<br />
ergab die Überprüfung, daß sie in der entsprechenden Baumschule gearbeitet<br />
hatten oder ihre Wohnadresse in der betreffenden Wohnphase mit der Adresse der<br />
Baumschule übereinstimmte bzw. das unmittelbare Nachbargebäude darstellte. Um<br />
für diese Phasen die Berechnung eines Scores zu ermöglichen, wurde für die mit “0”<br />
berechneten Abstände ein numerischer Wert von “0,5” festgelegt.<br />
Nach dem Ausschluß der reinen Büroadressen von Baumschulen und der Beschränkung<br />
auf Wohn- und Arbeitsphasen ab 1956 einschließlich verbleiben insgesamt<br />
2019 (45,2%) Probanden, für die die Entfernungen zwischen mindestens einer der<br />
zugehörigen Probandenadressen (GKK) und mindestens einer Baumschule 1000 m<br />
oder weniger beträgt.<br />
2.10.4.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit zu Baumschulen<br />
Für die Wohn- und Arbeitsphasen, die nach der Plausibilitätsprüfung für weitere Analysen<br />
verblieben, wurde eine Aufenthaltszeitgewichtung durchgeführt. Die Abstände<br />
mit höchstens 1000m, die jeweils einer Wohnphase zuzuordnen waren, wurden mit<br />
der Aufenthaltszeit in der Wohnung gewichtet. Zur Erfassung der in der Wohnung<br />
verbrachten Anzahl von Stunden wurde im Interview erhoben, wieviele Stunden pro<br />
Tag außerhalb der Wohnung verbracht wurden (separate Angaben für Wochentage<br />
und Wochenende). Diese Stunden und die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit wurden<br />
von der Gesamtanzahl Stunden pro Jahr (N=8760) abgezogen, die verbleibende Zeit<br />
wurde als Stunden in der Wohnung gewertet. Weiterhin wurden insgesamt 35 Tage<br />
für Urlaub bzw. mögliche andere Abwesenheiten vom Wohnort in die Berechnungen<br />
für die Stunden “Anwesenheit an der Wohnadresse” einbezogen.<br />
Der Anteil in der Wohnung verbrachter Stunden pro Gesamtstunden des Kalenderjahrs<br />
wurde berechnet und dieser Wert mit dem inversen Abstand zum Quadrat multipliziert<br />
(aufenthaltsgewichteter Abstandsscore).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 106 von 347
Diese Gewichtung wurde für jeden Abstand zu der betreffenden Wohnadresse<br />
durchgeführt.<br />
Im Interview wurde weiterhin für jede Arbeitsphase die am Arbeitsplatz verbrachte<br />
Wochenarbeitszeit erhoben. Die Abstände bis höchstens 1000m, die zu Adressen<br />
von Arbeitsplätzen berechnet wurden, wurden mit der am Arbeitsplatz verbrachten<br />
Zeit (Anteil Stunden pro Jahr) gewichtet.<br />
1.<br />
Anteil Std. im Jahr =<br />
2.<br />
Abstandsscore =<br />
Std. pro Jahr in der Wohnung oder am Arbeitsplatz<br />
8760 Std. (Gesamtsunden des Jahres)<br />
Anteil Std. im Jahr<br />
(Entfernung zur Baumschule im Metern) 2<br />
Der numerische Wert des aufenthaltsgewichteten Abstandsscores wurde pro Kalenderjahr<br />
berechnet, so daß nach dem Matching die kumulative lebenslange Exposition<br />
für jeden Probanden nur bis zum Jahr der Erstdiagnose des jeweiligen Falles minus<br />
2 Jahre Latenzzeit (“Abschneidejahr”) in die Analysen zum finalen Modell einbezogen<br />
werden konnte.<br />
Wenn zu einer Wohn- oder Arbeitsplatz-Adresse mehrere Abstände zu Baumschulen<br />
bis 1000m zugeordnet werden konnten, wurde der Score für die jeweilige Wohnoder<br />
Arbeitsphase entsprechend aufsummiert.<br />
2.11 Exposition durch Pestizideinsatz an Bahndämmen<br />
Um die Bahntrassen für den Schienenverkehr frei von Pflanzenbewuchs zu halten,<br />
werden auf den Bahndämmen entlang der Schienen Pestizide, hier speziell Herbizide,<br />
eingesetzt [15, 52]. Da durch Drift während und nach der Pestizidanwendung eine<br />
Belastung der Anrainer an solchen Bahntrassen entstehen kann, wurde diese potentiell<br />
relevante Quelle einer Pestizidexposition ebenfalls in das finale Modell aufgenommen.<br />
Als potentiell exponiert werden die Probanden der NLL angesehen, die in<br />
einer oder mehreren Wohn- bzw. Arbeitsphasen in einer Entfernung von bis zu 50m<br />
(Zone bis 50m) zu einer Bahntrasse gelebt bzw. gearbeitet hatten.<br />
Der Bezugszeitraum zur Ermittlung der Exposition durch Nähe zu einem Bahndamm<br />
ist jede einzelne Wohn- und Arbeitsphase (Haupttätigkeit) der Probanden, die länger<br />
als ein Jahr angedauert hat und das Jahr 1956 einschließt bzw. erst nach 1956 begann.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 107 von 347
2.11.1 Expositionserfassung mittels geographischem Informationssystem<br />
Für die Abstandsbestimmung wurde das geographische Informationssystem ArcView<br />
der Firma ESRI in der Version 3.1 eingesetzt. Die Geodaten der Bahntrassen wurden<br />
aus vorliegenden ATKIS-Daten für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen,<br />
Hamburg und Bremen selektiert. Konvertierungen der ATKIS-Daten in das<br />
Format für ArcView wurden mit Hilfe des ALK/ATKIS-Readers Version 2.0 der Firma<br />
GISCON Jung und Richter GbR durchgeführt.<br />
Die Version 2.0 des ALK/ATKIS-Readers bietet die Möglichkeit bei der Datenkonvertierung<br />
Objektarten zu selektieren. Für die Expositionserfassung zu Pestiziden an<br />
Bahndämmen wurden nur die Objektarten, die das Bahntrassennetz aufbauen ausgewählt<br />
(Schienenbahn, Schienenbahn (komplex), Bahnkörper, Bahnstrecke) und<br />
nach ArcView konvertiert. Die Daten konnten in diesem Verfahren nicht nach Bahntyp,<br />
der die Trassen befährt differenziert werden. Daher beinhalten die konvertierten<br />
Daten sowohl die Trassen der Deutschen Bundesbahn als auch in kleineren Anteilen<br />
Strecken z.B. der Hamburger U- und S-Bahnen. Der gesamte Datenbestand wurde<br />
einerseits für den dritten Meridianstreifen des Gauß-Krüger-Koordinatensystems<br />
konvertiert, andererseits in <strong>Teil</strong>en auch für den zweiten (westliches Niedersachsen)<br />
und den vierten Meridianstreifen (östliches Niedersachsen und östliches Schleswig-<br />
Holstein). Insgesamt wurden damit fünf räumliche Bezugssysteme geschaffen, in<br />
denen das Bahntrassennetz abgebildet wird:<br />
1. Schleswig-Holstein / Hamburg Meridianstreifen 3<br />
2. Schleswig-Holstein Meridianstreifen 4<br />
3. Niedersachsen Meridianstreifen 2<br />
4. Niedersachsen / Bremen Meridianstreifen 3<br />
5. Niedersachsen Meridianstreifen 4<br />
Dies war notwendig, um eine Zuordnung zur 50m-Zone für alle Adressen zu Wohn-<br />
und Arbeitsorten von Probanden der NLL in Norddeutschland anhand von Gauß-<br />
Krüger-Koordinaten durchführen zu können.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 108 von 347
Abb. 2-9 Bahntrassen in Norddeutschland<br />
Bahntrassen in<br />
Schleswig-Holstein, Hamburg,<br />
Niedersachsen und Bremen<br />
Dieser Abbildung liegen Daten des Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssystems ATKIS zugrunde.<br />
Die Gauß-Krüger-Koordinaten (GKK) von Wohnadressen bzw. zu Arbeitsplätzen der<br />
Probanden wurden in ArcView eingelesen. In diese Expositionserfassung wurden<br />
aufgrund der kurzen Entfernung von bis zu 50m ausschließlich Gauß-Krüger-<br />
Koordinaten von den Adressen der Wohn- und Arbeitsphasen einbezogen, deren<br />
GKK auf dem Präzisionslevel 1 (gebäudegenau), 2 (Nachbargebäude bis 20 Häuser<br />
entfernt) oder 3 (strassenmittelpunktsgenau) bestimmt werden konnten.<br />
Mittels des geographischen Informationssystems wurde ermittelt, welche GKK der<br />
Adressen von Probanden einer Zone von bis zu 50m Abstand zu einer Bahntrasse<br />
zuzuordnen sind. Exakte Entfernungen wurden dabei nicht berechnet. Der Abstand<br />
wurde für alle Adressen von Probanden innerhalb der 50m-Zone mit 30m festgelegt.<br />
Für die Erfassung der kumulativen, lebenslangen Exposition wird von einem Be-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 109 von 347
triebszeitraum des Schienennetzes von 1956 bis 2000 ausgegangen. Die Abbildung<br />
(Abb. 2-10) zeigt beispielhaft einen Ausschnitt aus der Darstellung im geographischen<br />
Informationssystem zur bildlichen Demonstration der Vorgehensweise.<br />
Abb. 2-10 Ausschnitt 50 m – Zone (rot) um Bahntrasse<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
# # #<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# # #<br />
#<br />
# # #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# # # #<br />
# # #<br />
# # #<br />
# # #<br />
#<br />
# # #<br />
#<br />
# # #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
##<br />
# # #<br />
#<br />
#<br />
# # #<br />
# # #<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
# # #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# ##<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 110 von 347<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
- (rot) un 10 eter Puffern s wie<br />
Proba denstandorte innerhalb<br />
und außerhalb e Pufferbereichs<br />
#<br />
#<br />
#<br />
##<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# ##<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# # #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
# #<br />
#<br />
#<br />
# #<br />
#<br />
# ##<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
roter Punkt = GKK Proband innerhalb der 50m-Zone um Bahntrasse, blau = 100m-Zone um Bahntrasse<br />
(zusätzlich, nicht in Expositionserfassung einbezogen); schwarzer Punkt = GKK Proband außerhalb<br />
der 50 bzw. 100m-Zone; Markierung = Schienenkreuz, führt zu mehrfacher Exposition<br />
Insgesamt werden in ArcView 1554 Nennungen erfaßt, zu denen die GKK von Adressen<br />
zu Wohn- bzw. Arbeitsorten der Probanden der 50m – Zone um die Bahntrassen<br />
zuzuordnen ist. Dabei ist es möglich, daß eine GKK mehrfach der 50m – Zone<br />
zugeordnet wird. Eine mehrfache Erfassung einer GKK in der Zone um das<br />
Schienennetz kommt dann zustande, wenn die GKK in einem Schienenkreuz verortet<br />
ist (siehe Rechteck in Abb. 2-10). Einem z.B. durch die Lage in einem Schienenkreuz<br />
zweifach erfaßten Probandenstandort ist eine doppelte Exposition zugeordnet worden,<br />
da die Pestizideinsätze an zwei nahegelegenen Strecken berücksichtigt werden<br />
müssen.<br />
Nach Ausschluß (interaktiver Editingschritt in SAS) aller Wohn- und Arbeitsphasen,<br />
die vor 1956 endeten oder nicht länger als ein Jahr andauerten, verbleiben 1236<br />
Nennungen innerhalb der Zone bis 50m.<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#<br />
#
Von diesen 1236 Nennungen sind insgesamt 1214 (98,1%) Ersterfassungen innnerhalb<br />
der 50m-Zone. 24 (1,9%) weitere Nennungen sind jeweils einer GKK zuzuordnen,<br />
die gleichzeitig zu zwei Trassen in einem Abstand von bis zu 50m liegt und<br />
daher zweimal erfaßt wurde.<br />
Mit 77,3% ist die Mehrheit der in der Zone um das Schienennetz erfaßten GKK Arbeitsplätzen<br />
(Arbeitsphasen) der Probanden zuzuordnen (Tab. 2-51).<br />
Tab. 2-51 Art der innerhalb der 50m-Zone erfaßten GKK<br />
Art der Phase Anzahl der Erfassungen<br />
in der 50m-Zone<br />
Anteil in %<br />
Arbeitsphase 955 77,3<br />
Wohnphase 281 22,7<br />
Gesamt 1236 100,0<br />
2.11.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit<br />
Der numerische Wert des Score wurde pro Kalenderjahr berechnet, so daß nach<br />
dem Matching die kumulative lebenslange Exposition für jeden Probanden nur bis<br />
zum Jahr der Erstdiagnose des jeweiligen Falles minus 2 Jahre Latenzzeit (“Abschneidejahr”)<br />
in die Analysen zum finalen Modell einbezogen werden konnte.<br />
Für die Aufenthaltszeitgewichtung des Scores wurde daher die in der Wohnung bzw.<br />
die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit als Anteil Stunden pro Jahr herangezogen. Im<br />
Interview wurde für jede Arbeitsphase die am Arbeitsplatz verbrachte Wochenarbeitszeit<br />
erhoben. Anhand dieser Angaben wurde die Anzahl Stunden berechnet, die<br />
bezogen auf das ganze Jahr an dieser Arbeitsadresse verbracht wurde.<br />
Zur Erfassung der in der Wohnung verbrachten Anzahl von Stunden wurde im Interview<br />
erhoben, wieviele Stunden pro Tag außerhalb der Wohnung verbracht wurden<br />
(separat für wochentags und Wochenende). Diese Stunden und die am Arbeitsplatz<br />
verbrachte Zeit wurden von der Gesamtanzahl Stunden pro Jahr abgezogen. Weiterhin<br />
wurden insgesamt 35 Tage für Urlaub bzw. mögliche andere Abwesenheiten vom<br />
Wohnort in die Berechnungen für die Stunden “Anwesenheit an der Wohnadresse”<br />
einbezogen.<br />
Die Abstandsscores in der NLL wurden jeweils pro Jahr berechnet. Da bei dieser Exposition<br />
der Abstand für alle exponierten Probanden mit 30 m festgelegt wurde, wird<br />
hier der Score ausschließlich durch die Aufenthaltszeit bestimmt. Der Expositionsscore<br />
pro Kalenderjahr drückt den Anteil von 8760 Stunden der Gesamtstundenanazahl<br />
eines Jahres aus, den sich ein Proband in der 50m-Zone um die Schienentrasse<br />
aufgehalten hat, jeweils getrennt nach Wohn- und Arbeitsadresse.<br />
Wenn die GKK einer Adresse z.B. einer Zweifachtrasse oder Schienenkreuzung zugeordnet<br />
wurde, wurde der Score entsprechend der Anzahl der Zuordnungen aufsummiert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 111 von 347
2.12 Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft<br />
Eine weitere potentielle Quelle für Belastungen mit Pestiziden aus der Umwelt ist der<br />
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. In Abhängigkeit von der<br />
Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche kommen hier Herbizide, Fungizide und Insektizide<br />
zum Einsatz. Durch Verwehung können diese Substanzen von den Feldern<br />
in die besiedelten Flächen mit Wohngebieten und Gewerbebetrieben eingetragen<br />
werden.<br />
2.12.1 Entwicklung eines Index für regional eingesetzte Pestizidmengen in Abhängigkeit<br />
von der Agrarstruktur<br />
2.12.1.1 Größenordnung<br />
Bezogen auf das Jahr 1997 wurden in Deutschland insgesamt 30.707 t an Pestizidwirkstoffmenge<br />
abgesetzt. Nach Fromme (1991) werden ungefähr 80 % der Mittel<br />
auf land- und forstwirtschaftliche Flächen sowie 20 % im Bereich der Haushaltshygiene<br />
und auf Nichtkulturflächen (z.B. Verkehrsflächen) aufgebracht [145]. Bezogen<br />
auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland mit insgesamt<br />
17.045.600 ha [146] entspricht dies einer Wirkstoffmenge von durchschnittlich 1,44<br />
kg pro Hektar. Dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß hierin auch ökologische<br />
Betriebe enthalten sind, die keine Pestizide einsetzen. Unter Berücksichtigung der<br />
Agrarberichte von 1992 (nur alte Bundesländer) und 2000 läßt sich ein Anstieg sowohl<br />
der ökologischen Betriebe (von 0,6% 1992 auf 1,8% 2000) als auch deren Anbauflächen<br />
(von 0,7% 1992 auf 2,4% 2000) feststellen [147, 148]. In den neuen Bundesländer<br />
werden etwa 168.530ha ökologisch genutzt während in den alten Bundesländern<br />
ca. 191.185ha unter diese Bezeichnung fallen [148].<br />
Fromme (1991) schätzt die mittlere jährliche Exposition der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />
gegenüber Pestiziden auf 2-2,6 kg pro Hektar [145]. Sie kann jedoch Meinung<br />
der Autoren bei intensiver Nutzung, z. B. beim Ackerland, auf bis zu 10 kg pro Hektar<br />
ansteigen [149].<br />
Ein Vergleich von Verbrauchszahlen bzw. Absatzzahlen ist schwierig zu interpretieren,<br />
da bei der ständigen Weiterentwicklung der verwendeten Pflanzenschutzmittel<br />
sich teilweise auch Produkte mit geringeren Aufwandmengen und höherer spezifischer<br />
Wirksamkeit durchsetzen konnten.<br />
Der Jahresbericht des Industrieverbandes Agrar e.V. 1998/1999 (IVA; [150]) geht<br />
von einer abgesetzten Wirkstoffmenge von 27.974 t in Deutschland aus, wobei diese<br />
Angabe sich ausschließlich auf die IVA-Mitgliedsfirmen bezieht. Dem gegenüber<br />
steht eine produzierte Wirkstoffmenge von 103.336 t für Pflanzenschutzmittel in<br />
Deutschland (1997).<br />
Die einzelnen Pestizidgruppen lassen sich mengenmäßig in 36% Herbizide, 21%<br />
Fungizide, 21% Insektizide und Akarizide, 12% Rodentizide und Molluskizide aufteilen.<br />
Die verbleibenden 10% verteilen sich auf verschiedene Anwendungsbereiche.<br />
1991 gab es insgesamt 1050 zugelassene Präparate, die auf 220 Wirkstoffen beruhten.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 112 von 347
Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen (Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen, Pflanzenschutzgesetz<br />
(PflSchG); BMELF, 1999) ist die Anwendung und Ausbringungsart<br />
aller Pestizide für jede Frucht in Deutschland genau geregelt. Für die Quantifizierung<br />
im Bereich Pestizidbelastung durch Anwendung in der Landwirtschaft wurden in der<br />
NLL Angaben über die landwirtschaftliche Flächennutzung herangezogen, um eine<br />
möglichst valide Einschätzung der ausgebrachten Pestizidtypen und –mengen im<br />
Sinne eines ökologischen Maßes für die Quellstärke der Exposition abzuleiten. Hierfür<br />
wurden verfügbare externe Datenquellen in den Bundesländern des Untersuchungsgebietes<br />
recherchiert.<br />
Neben den Angaben zur Flächennutzung werden Daten zu eingesetzten Wirkstoffmengen<br />
pro Anbaufrucht und Häufigkeit der Ausbringung des Wirkstoffs zur Expositionsermittlung<br />
herangezogen, um ein Maß für die Belastung der Fläche zu erhalten.<br />
2.12.1.2 Eingangsdaten aus Schleswig-Holstein<br />
Die Daten zur Agrarstruktur in Schleswig-Holstein wurden jeweils auf 4 Jahre aggregiert<br />
in schriftlicher Form vom Statistischen Landesamt Schleswig-Holstein zur Verfügung<br />
gestellt. Dabei liegen Ergebnisse für die Jahre 1979-1983,1984-1987, 1988-<br />
1991 und 1992-1995 in Papierform vor [151-154]. Da die Tabellen nicht in computerlesbarer<br />
Form erhältlich waren, mußten die für den Aufbau einer thematischen Datenbank<br />
erforderlichen Daten manuell übertragen werden. Lediglich für den letzten<br />
Untersuchungszeitraum von 1996 bis 1999 konnten die Daten vom Statischen Landesamt<br />
Schleswig-Holstein per e-mail zur Verfügung gestellt und automatisch eingelesen<br />
werden.<br />
Für die hier angestrebte Quantifizierung werden Angaben zur landwirtschaftlich genutzten<br />
Fläche (angegeben in Hektar = ha) verwendet, die in den Berichten unterteilt<br />
wird in: “Dauergrünland”, “Sonderkulturen” und “Ackerfläche”. Letztere wird wiederum<br />
nach den Kategorien “einzelne Hackfrüchte”, “Getreidearten”, “Feldgemüse” und<br />
“Gartengewächse” aufgeschlüsselt. Für einige Gemeinden fallen die Angaben unter<br />
die Geheimhaltungspflicht. Dies ist laut dem Statistischen Landesamt Schleswig-<br />
Holstein dann der Fall, wenn Gemeinden flächenmäßig eine bestimmte Größe nicht<br />
überschreiten und dadurch die Anonymität der Eigentümer nicht gesichert erscheint.<br />
Ab 1988 ändert sich die Kategorisierung der Flächen. Angaben zu “Sonderkulturen”,<br />
“Feldgemüse” und “Gartengewächse” entfallen, neu aufgenommen werden die Kategorien<br />
“Zuckerrüben”, “Silomais” und “Winterraps”.<br />
2.12.1.2.1 Für Schleswig-Holstein (4 Landkreise) verfügbare Dimensionen<br />
Folgende in der Agrarstatistik von Schleswig-Holstein geführte Angaben wurden in 4-<br />
Jahres-Datenaggregaten schriftlich überlassen (Gesamtzeitraum: 1979 – 1995) und<br />
für die thematische Datenbank der NLL extrahiert:<br />
1. Landwirtschaftlich genutzte Flächen (LF): zur landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />
gehören das Ackerland und der Nutzgarten, die Obstanlagen, Baumschulflächen,<br />
das Dauergrünland, das Rebland, die Korbweiden- und Pappelanlagen sowie<br />
Weihnachtsbaumkulturen außerhalb des Waldes. Die nicht mehr genutzten Flächen<br />
des Ackerlandes und des Dauergrünlandes usw. sowie die Parkanlagen und<br />
Ziergärten zählen nicht zur LF.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 113 von 347
2. Dauergrünland: das Dauergrünland umfaßt Dauerwiesen, Mähweiden, Dauerweiden<br />
sowie Hutungen (Dauergrünfläche, die ohne großen Aufwand von Düngung<br />
und Pflege als Schafweide oder gelegentlich für Weidevieh genutzt wird) und<br />
Streuwiesen (wird nur für Erzeugung von Streu genutzt, nicht zur Fütterung).<br />
3. Ackerland: im Ackerland wird nur die Hauptnutzung in die Auswertung einbezogen,<br />
der Zwischenfruchtanbau findet dagegen keine Berücksichtigung<br />
4. Sonderkulturen: den Sonderkulturen gehören Tabak, Obstanlagen (ohne Erdbeeren)<br />
und Baumschulflächen (ohne forstliche Pflanzengärten für den Eigenbedarf).<br />
5. Hackfrüchte: die Hackfruchtfläche umfaßt Kartoffeln, Zuckerrüben (ohne Samenanbau),<br />
Runkelrüben (ohne Samenanbau), Kohlrüben (ohne Samenanbau) sowie<br />
”alle anderen Hackfrüchte” (ohne Samenanbau), wie z. B. Futtermöhren, Futterkohl,<br />
Markstammkohl und Topinambur. Die Kartoffelanbaufläche wird gesondert<br />
ausgewiesen.<br />
6. Getreide: es umfaßt Weizen, Gerste und Hafer sowie Roggen und Wintermengengetreide<br />
zusammen (Wintermengengetreide wird in Schleswig-Holstein nicht<br />
angebaut).<br />
7. Feldgemüse: die Feldgemüsefläche umfaßt Gemüse (ohne Samenanbau), Spargel,<br />
Erdbeeren im Wechsel mit Landwirtschaftlichen Kulturen (z. B. Getreide oder<br />
Kartoffeln).<br />
8. Gartengewächse: hierzu gehören Gemüse, Spargel, Erdbeeren im Freiland sowie<br />
unter Glas im Wechsel mit Gartengewächsen, einschließlich Blumen, Zierpflanzen,<br />
Stauden und Jungpflanzen sowie Gartensämereien und Vermehrungsanbau<br />
von Blumenzwiebeln und -knollen.<br />
Für den Zeitraum 1996-1999 wurden im EXCEL-Format die folgenden Dimensionen<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
1. Landwirtschaftlich genutzte Fläche: die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF)<br />
umfasst das Ackerland, das Gartenland (Haus- und Nutzgärten (ohne Ziergärten)<br />
sowie Kleingärten), die Obstanlagen, die Baumschulflächen, das Dauergrünland,<br />
das Rebland, die Korbweiden- und Pappelanlagen sowie Weihnachtsbaumkulturen<br />
außerhalb des Waldes. Zur landwirtschaftlich genuzten Fläche gehören auch<br />
die vorübergehend im Rahmen von Flächenstillegungsprogrammen stillgelegten<br />
Ackerflächen.<br />
2. Ackerland: zum Ackerland gehören alle Flächen, auf denen Getreidearten, Hülsenfrüchte<br />
(zur Körnergewinnung), Hackfrüchte, Handelsgewächse, Feldfutterpflanzen,<br />
Gemüse, Erdbeeren und sonstige Gartengewächse im feldmäßigen<br />
Anbau und im Erwerbsgartenbau (einschließlich Unterglasflächen) als Hauptfrüchte<br />
angebaut werden (einschließlich der zur Gründüngung bestimmten Hauptfrüchte)<br />
sowie die Brache. Beim "Silomais" ist auch "Grünmais" und "Lieschkolbenschrot"<br />
enthalten.<br />
3. Dauergrünland: als Dauergrünland werden die Flächen bezeichnet, die zur Futtergewinnung<br />
- ohne Unterbrechung durch andere Kulturen - bestimmt sind. Dazu<br />
gehören auch Grünlandflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst nur die Nebennutzung,<br />
die Futtergewinnung aber die Hauptnutzung darstellt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 114 von 347
4. Handelsgewächse: zu den Handelsgewächsen zählen hauptsächlich Raps<br />
(Brassica napus L. var napus) und Rübsen (Brassica rapa L. var. silvestris), Körnersonnenblumen,<br />
Flachs, Hopfen, Tabak, Rüben und Gräser zur Samengewinnung<br />
sowie Heil- und Gewürzpflanzen.<br />
Weiterhin wird in der Agrarstatistik die stillgelegte Fläche pro Gemeinde in Hektar<br />
ausgewiesen.<br />
2.12.1.3 Eingangsdaten für Niedersachsen<br />
Die Agrarberichterstattung aus Niedersachsen erfolgt ebenfalls in 4-jährlicher Periodizität.<br />
Daten ab 1979 liegen als CD-ROM des Niedersächsischen Landesamtes für<br />
Statistik vor [155].<br />
Analog zum Vorgehen in Schleswig-Holstein wurden für Niedersachsen alle Informationen<br />
zu landwirtschaftlich genutzten Flächen (LF) berücksichtigt. Die LF werden<br />
unterteilt in Dauergrünland, Sonderkulturen und Ackerland.<br />
Die Definitionen der in der niedersächsischen Statistik verwendeten Begriffe ähneln<br />
der in Schleswig-Holstein verwendeten Nomenklatur.<br />
1. Dauergrünland: hierzu zählen Grünlandflächen (Dauerwiesen, Mähweiden, Dauerweiden,<br />
Hutungen und Streuwiesen), die ohne Unterbrechung durch andere<br />
Kulturen zur Futter- oder Streugewinnung oder zum Abweiden bestimmt sind.<br />
Auch Grünlandflächen mit Obstbäumen als Nebennutzung und Gras- oder Heugewinnung<br />
als Hauptnutzung zählen in dieser Kategorie.<br />
2. Sonderkulturen: Hopfen, Tabak, Obstanlagen (ohne Erdbeeren), Baumschulen<br />
(ohne forstliche Pflanzgärten für den Eigenbedarf), Rebland (im Ertrag stehendes<br />
Rebland einschließlich der nicht im Ertrag stehenden Rebfläche sowie Rebbrache<br />
zur Wiederbestockung).<br />
3. Ackerland: Flächen der landwirtschaftlichen Feldfrüchte einschließlich Hopfen,<br />
Grasanbau (zum Abmähen oder Abweiden) sowie Gemüse, Erdbeeren, Blumen<br />
und sonstige Gartengewächse im feldmäßigen Anbau und im Erwerbsgartenanbau,<br />
auch unter Glas, auch Ackerflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst<br />
nur die Nebennutzung, Ackerfrüchte die Hauptnutzung darstellen, sowie<br />
Schwarzbrache.<br />
4. Feldfrüchte: Zu den Feldfrüchten zählen Hackfrüchte, Futterpflanzen und Getreide,<br />
Kartoffeln sind gesondert aufgeführt.<br />
5. Hackfrüchte: Kartoffeln, Zucker-, Runkel- und Kohlrüben sowie alle anderen<br />
Hackfrüchte, z.B. Futtermöhren, Futterkohl und Markstammkohl. Nicht enthalten<br />
sind die in erster Linie für den menschlichen Verbrauch bestimmten Kohlarten<br />
(z.B. Kopfkohl, Grünkohl, die unter ”Gemüse” nachgewiesen werden) sowie Flächen<br />
mit Rüben zur Samengewinnung.<br />
6. Getreide: Weizen, Triticale, Roggen, Gerste, Hafer, Menggetreide, Körnermais<br />
einschließlich Corn-Cob-Mix.<br />
7. Futterpflanzen: Hauptfruchtanbau von Klee, Kleegras, Klee-Luzerne-Gemisch<br />
(einschließlich Kleebrache), Luzerne, Grasanbau (zum Abmähen oder Abweiden),<br />
Silomais einschließlich Lieschkolbenschrot sowie alle anderen Futterpflanzen,<br />
auch als Gemenge zur Grünfutter-, Silage- oder Heugewinnung (z. B. Wicken,<br />
Futtererbsen, Serradella, Esparsette).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 115 von 347
2.12.2 Bildung eines gemeindespezifischen Scores<br />
Zur Quantifizierung der Expositon gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft auf<br />
der Basis der lebenslang erfaßten Wohn- und Arbeitsstätten wurde ein gemeindespezifischer<br />
Score für jedes Kalenderjahr des jeweiligen 4-Jahres-Zeitraum berechnet.<br />
2.12.2.1 Dimensionen des gemeindespezifischen Landwirtsschaftsscores<br />
Der Score umfaßt die folgenden Dimensionen:<br />
a) Zeitraum:<br />
Da die Angaben der Statistischen Landesämter zur Flächennutzung jeweils in 4-<br />
Jahres-Perioden vorliegen, gingen die Angaben für jeweils 4 aufeinanderfolgende<br />
Jahre in der jeweils gleichen Größenordnung in den Score ein. Diese Festlegung<br />
wurde unter der Annahme vorgenommen, daß sich die Flächennutzung in diesem<br />
Zeitraum nicht wesentlich verändert.<br />
b) Gemeindekennziffer (GKZ)<br />
Aus den Angaben der Statistischen Landesämter liegt jeweils der Gemeindename<br />
als Klartext vor. Durch die Zuordnung der entsprechenden Gemeindekennziffer wurde<br />
eine Verknüpfung mit Wohn- und Arbeitsorten der Probanden ermöglicht.<br />
c) Größe der Gemeinde:<br />
Die Größe der Gemeinde wurde in die Berechnungen des Indexes eingeführt, da die<br />
Wahrscheinlichkeit gegenüber Pestiziden aus der Umgebung exponiert zu sein, davon<br />
abhängig ist, wie das Verhältnis von Fläche der Gemeinde zu landwirtschaftliche<br />
genutzer Fläche ist.<br />
d) Größe der Anbaufläche pro Anbaufrucht in der einzelnen Gemeinde<br />
Die Angaben für 4-Jahres-Perioden liegen in Anzahl Hektar pro Anbaufrucht und in<br />
auf Gemeindeebene für 6 Landkreise in Niedersachsen (2) bzw. Schleswig-Holstein<br />
(4) vor.<br />
e) Biozidgruppe und Einsatzmenge pro Fruchtart<br />
Anhand der angebauten Kulturarten läßt sich eine Abschätzung der eingesetzten<br />
Menge der Biozidgruppen vornehmen (Steingröver, P.; Landwirtschaftskammer, persönliche<br />
Mitteilung, Sept. 2000). Aus Tab. 2-52 kann abgeleitet werden, daß die geringste<br />
Belastung insgesamt bei Dauergrünlandflächen vorliegt, während die höchsten<br />
Konzentrationen bei einzelnen Getreidearten wie z.B. Wintergerste und Weizen<br />
festzustellen sind. Eine Sonderstellung liegt bei den Saatkartoffeln vor, da sie hohe<br />
Anwendungsmengen an Insektiziden erfordern, die Behandlung mit Insektiziden ist<br />
hier aus Qualitätsgründen vorgeschrieben. Die Unterschiede bei der Einsatzmenge<br />
sind u.a. ökonomisch begründet. Desweiteren müssen für den Einsatz der einzelnen<br />
Stoffgruppen z.B. Witterungsbedingungen, Bodenverhältnisse, Fruchtfolge und der<br />
spezifische Schädlingsdruck einer Nutzpflanze berücksichtigt werden.<br />
Es werden drei Biozidgruppen unterschieden: “Herbizide”, “Fungizide” und “Insektizide”.<br />
Pro Fruchtart können Mengenkategorien der eingesetzten Biozidgruppen abgeschätzt<br />
werden. Die relativen Mengen wurden in einer persönlichen Mitteilung der<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Steingröver, P.; Landwirtschaftskammer,<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 116 von 347
persönliche Mitteilung, Sept. 2000) eingestuft und nach Kulturart und Anbaupflanze<br />
zugewiesen.<br />
Tab. 2-52 Eingesetzte Biozidgruppen in Abhängigkeit zur Kultur - zugewiesene<br />
Mengenkategorie/Fläche (nach Steingröver)<br />
Kulturarten Angebaute<br />
Pflanze<br />
Biozidgruppe<br />
Herbizide Fungizide Insektizide<br />
Dauergrünland (+) o.B.. ((+))<br />
Hackfrüchte Mais + o.B. o.B.<br />
Zuckerrüben ++ o.B. oB.<br />
Kartoffel o.B. ++ +<br />
Saatkartoffeln o.B. ++ +++<br />
Getreide Sommergerste + + +<br />
Roggen + ++ +<br />
Wintergerste ++ ++ +<br />
Weizen ++ ++ +<br />
Raps (+) ++ ++<br />
Legende der Einstufungen (nach Steingröver):<br />
o.B. = ohne Bedeutung; ((+)) geringste Wirkstoffmenge/Flächeneinheit ; (+) nächsthöhere Abschätzung;<br />
+ mittlerer Menge; ++ hoher Einsatz ; +++ höchste Wirkstoffmenge<br />
Der gemeindespezifische Score wurde für insgesamt 435 Gemeinden aus den sechs<br />
Landkreisen des Studiengebietes der NLL berechnet. In einigen Gemeinden wurden<br />
die Einsatzmengen für alle einzelnen Biozidgruppen mit “0” angegeben, z.B. für die<br />
Gemeinden Helgoland und Sachsenwald (Forstbezirk) in Schleswig-Holstein. Der<br />
Score geht für diese Gemeinden mit einem numerischen Gesamtwert von “0” in die<br />
Quantifizierung ein.<br />
Abb. 2-11 Dimensionen aus externen Daten pro Zeitraum und Gemeinde<br />
Kalenderjahre<br />
der<br />
Zeiträume<br />
1979-1983<br />
1984–1987<br />
1988-1991<br />
1992-1995<br />
1996-1999<br />
*<br />
Gemeinde<br />
GKZ<br />
*<br />
Flächengröße<br />
Anzahl in<br />
Hektar<br />
pro Anbaufrucht<br />
Dauergrünland<br />
Getreide<br />
Feldfrüchte<br />
Hackfrüchte<br />
Sonderkulturen<br />
Futterpflanzen<br />
Biozid-<br />
gruppe<br />
in Mengenkategorie <br />
Gemeinde-größe<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 117 von 347<br />
*<br />
Herbizid<br />
Fungizid<br />
Insektizid<br />
6 abgeschätzteEinstufungen<br />
*<br />
1/ Fläche<br />
in Hektar
Tab. 2-53 zeigt die Werte des gemeindespezifischen Scores für die 435 Gemeinden<br />
in den sechs Landkreisen des Untersuchungsgebietes .<br />
Tab. 2-53 Verteilungsparameter des gemeindespezifischen Scores über die 435<br />
Gemeinden des Untersuchungsgebietes pro Kalenderjahr<br />
Kalenderjahr<br />
des Zeitraums<br />
Verteilung der numerischen Werte des gemeindespez. Scores<br />
Minimum<br />
25. Perzentil<br />
Median<br />
75. Perzentil Maximum<br />
1979 - 1983 0,00 58,34 107,95 176,52 398,35<br />
1984 - 1987 0,00 56,13 101,20 171,19 483,98<br />
1988 - 1991 0,00 47,86 97,22 171,42 528,37<br />
1992 - 1995 0,00 39,17 88,41 158,86 520,93<br />
1996 - 1999 0,00 36,33 88,25 155,43 515,75<br />
1979 - 1999 0,00 47,47 96,48 167,09 528,37<br />
Für die Zusammenführung mit Probandenangaben war eine Umsetzung der auf der<br />
Basis von 4-Jahreszeiträumen gespeicherten Daten zu den gemeindespezifischen<br />
Angaben in eine auf einzelnen Kalenderjahren basierten Struktur notwendig. Diese<br />
Umsetzung erfolgte unter Annahme, daß sich die Flächennutzung pro Gemeinde in<br />
den 4-Jahres-Zeiträumen nicht wesentlich verändert, somit jedes der vier einzelnen<br />
Jahre in den einzelnen Dimensionen mit der gleichen abgeschätzten Einstufung repräsentiert<br />
werden kann.<br />
2.12.3 Verknüpfung mit den Adreßangaben der Probanden<br />
Für jede Adresse eines Wohn- oder Arbeitsplatzes eines Probanden wurde in der<br />
NLL neben der Gauß-Krüger-Koordinate (GKK) auch die Gemeindekennziffer (GKZ)<br />
ermittelt. Über diese Gemeindekennziffer wurden der gemeindespezifische Landwirtschaftsscore<br />
und die jeweilige Wohn- bzw. Arbeitsphase des Probanden verknüpft.<br />
2.12.3.1 GKZ zu Probandenangaben<br />
Insgesamt liegen 45878 Adressen zu den Wohn- und Arbeitsphasen (ausschließlich<br />
Haupttätigkeiten) vor, die mehr als ein Jahr andauerten. Diese sind in zeitlich korrekter<br />
Abfolge, mit an den Übergängen von einer zu nächsten Wohn- bzw. Arbeitsphase<br />
aneinanderanstoßenden Kalenderjahren in einem Phasenroster gespeichert. Für<br />
41277 (90,0%) von 45878 Phasen konnten vollständige GKZ (Kennung für Bundesland,<br />
Regierungsbezirk, Landkreis und Gemeinde vorhanden) ermittelt werden. Zu<br />
4601 (10,0 %) Phasen konnten keine oder nur unvollständige GKZ zugeordnet werden.<br />
Der größte <strong>Teil</strong> (N=3231) von diesen entfiel auf Probanden mit Wohnort im Ausland.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 118 von 347
Tab. 2-54 Unvollständige GKZ in Phasenroster für Probanden (N=4601)<br />
Grund für unvollständige GKZ Anzahl<br />
Phasen<br />
Adresse nur einem Bundesland zuzuordnen<br />
1<br />
nur Bundesland und Regierungsbezirk<br />
ermittelt<br />
Anteil in %<br />
von N=4601<br />
Anteil in %<br />
von N= 45878<br />
75 1,6 0,2<br />
1
Den Wohn- oder Arbeitsphasen der Probanden mit der GKZ der Gemeinde Amt<br />
Neuhaus, die heute zum Landkreis Lüneburg gehört, konnte kein Score zugewiesen<br />
werden. Diese Gemeinde gehörte vor der Wiedervereinigung zum Staatsgebiet der<br />
DDR. Sie wurde nicht in das Studiengebiet der NLL einbezogen.<br />
Der Gesamtzeitraum von 1979 – 1999 umfaßt den Untersuchungszeitraum der NLL<br />
von 1986 bis 1998. Aufgrund des Einschlußkriteriums “Wohnort in einem der sechs<br />
Landkreise in dem Untersuchungszeitraum von 1986 bis 1998” wurde für alle Probanden<br />
mindestens eine positive Zuordnung eines gemeindespezifischen Scores für<br />
Pestizide aus der Landwirtschaft erwartet. Andres ausgedrückt hätte jeder der Probanden<br />
mindestens für ein Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase einer der Gemeinden<br />
zugeordnet werden müssen, für die ein Score ermittelt wurde. Für 22<br />
(0,5%) der 4471 Probanden konnte jedoch eine Zuordnung nach GKZ dennoch nicht<br />
vorgenommen werden. Sie berichteten im Interview, daß sie (noch) nicht länger als<br />
ein Jahr in einem der sechs einschlußdefinierenden Landkreise wohnten. Aufgrund<br />
der Festlegung, daß einjährige Phasen der vorangegangenen Wohnphase zugeschlagen<br />
werden und somit diese Phasen mit der GKZ aus dem Studiengebiet aus<br />
dem Roster der Wohn- und Arbeitsphasen ausgeschlossen wurde, wurde diesen<br />
Probanden kein Score zugewiesen. In der Auswertedatei wurde die Exposition gegenüber<br />
Pestiziden aus der Landwirtschaft für diese Probanden mit “0” gewertet.<br />
2.12.3.3 Einbeziehung des Matchings<br />
Nach dem Matching zwischen Fällen und Kontrollen wird für die Fallprobanden und<br />
die ihnen zugematchten Kontrollprobanden wie für alle übrigen Expositionen auch für<br />
den Landwirtschaftsscore nur die Exposition in weitere Analysen einbezogen, die sie<br />
lebenslang bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “lagtime” (“Abschneidejahr”)<br />
kumuliert haben. Unter Einbeziehung dieses Kriteriums erhalten insgesamt<br />
4064 (90,9%) von 4471 Probanden einen kumulativen gemeindespezifischen Score.<br />
407 (9,1%) Probanden wird eine Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft<br />
von “0” zugeordnet, da sie erst nach dem “Abschneidejahr” (Jahr der Erstdiagnose<br />
des Falles (1986-1998) minus zwei Jahre Lagtime) in einem der sechs Landkreise<br />
wohnhaft waren.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 120 von 347
2.13 Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld<br />
2.13.1 Definition der Arbeitsphase<br />
Die Exposition am Arbeitsplatz ist neben der Exposition durch Anwendungen von<br />
Pestiziden in den Wohnräumen und der Exposition durch Einträge aus der Umwelt<br />
eine weitere potentiell relevante Quelle einer Belastung durch Pestizide. Diese wurde<br />
ebenfalls in dem finalen Modell der Riskoschätzung berücksichtigt werden.<br />
Der Bezugszeitraum der Erfassung der beruflichen Belastung ist jeder einzelne Zeitraum,<br />
in dem ein Proband einen bestimmten Arbeitsplatz innegehabt hat (Arbeitsphase).<br />
Hierbei wurde a priori festgelegt, daß zur Einrichtung einer Arbeitsphase eine<br />
mindestens 1 Jahr andauernde Tätigkeit vorlegen haben muß.<br />
Die lebenslange Arbeitsanamnese gliedert sich nach diesem Konzept in zeitlich aufeinanderfolgende<br />
und unmittelbar aneinander anschließende Tätigkeiten. Zeitlich<br />
parallel zu einer Arbeitsplatzphase (Haupttätigkeit) konnten eine oder mehrere Nebentätigkeiten<br />
angegeben werden. Da sich die Nebentätigkeit nicht zwangsläufig über<br />
den gesamten Zeitraum erstreckt, den die Haupttätigkeit umfaßt, wurden Nebentätigkeiten<br />
jeweils separat mit einer Angabe zur Dauer in Jahren erfaßt. Sie wurden<br />
immer dann in die Arbeitsplatzanamnese aufgenommen, wenn die Tätigkeit nach<br />
1956 aufgenommen wurde und der Stundenumfang insgesamt mindestens 1000 Arbeitsstunden<br />
erreichte.<br />
Ausbildungsphasen wie Studium und Weiterbildung, Hausfrauentätigkeit, Militärdienst,<br />
Gefangenschaft, Arbeitslosigkeit und Krankheit wurden ebenfalls als separate<br />
Arbeitsplatzphasen erhoben.<br />
Für jede Arbeitsplatzphase (Haupttätigkeit), die mindestens ein Jahr andauerte, wurden<br />
zunächst die folgenden Variablen erhoben:<br />
- Kalenderjahre des Beginns und des Endes jeder Phase<br />
- Name des Arbeitgebers / der Firma / des Betriebs / der Einrichtung<br />
- Adresse der Firma / des Betriebes / der Einrichtung (Strasse, Postleitzahl, Ort)<br />
- ausgeübter Beruf / Hauptätigkeit<br />
Für jede Phase (Haupttätigkeiten und Nebentätigkeiten über 1000 Arbeitsstunden)<br />
wurden im relational anschließenden Interviewabschnitt folgende weitere Variablen<br />
erhoben:<br />
- Wirtschaftszweig / Branche des Betriebes<br />
- (nur falls mehrere Bereiche vorhanden waren) Betriebsbereich, in dem der Proband<br />
tätig war<br />
- (nur falls mehrere Bereiche vorhanden waren) Tätigkeit in diesem Betriebsbereich<br />
- Kategorie der Arbeitszeit (z.B. Vollzeit, <strong>Teil</strong>zeit, Saisonarbeit)<br />
- Arbeitsstunden pro Woche<br />
- prozentualer Anteil der Arbeitszeit, die an diesem Arbeitsort verbracht wurde<br />
- Beschreibung der üblichen, beruflichen Tätigkeit<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 121 von 347
- Beschreibung der hergestellten Produkte / verwendeten Materialien<br />
- Beschreibung der benutzten Maschinen<br />
- durchschnittlich mit dieser Tätigkeit verbrachte Zeit<br />
- (weitere) eventuelle Nebentätigkeit<br />
Für jede Arbeitsphase, in der der Proband Schüler, arbeitslos, berufsunfähig, länger<br />
als 1 Jahr krank oder im eigenen Haushalt tätig war, wurden diese berufs- und tätigkeits-definierenden<br />
Variablen nur für eventuelle Nebentätigkeiten erhoben.<br />
2.13.2 Kodierung der Branchen und Berufe<br />
Für jede Arbeitsphase von mehr als einem Jahr Dauer erfolgte eine interaktive Berufs-<br />
und Branchenkodierung. Nebentätigkeiten, die ab einschließlich 1956 ausgeübt<br />
wurden und mindestens 1000 Arbeitsstunden pro Jahr umfassen, wurden ebenfalls<br />
in die Kodierung einbezogen. Die Kodierung erfolgte in einer eigenen thematischen<br />
Datenbank, die auf den Einträgen in ausgewählten Variablen aus den durchgeführten<br />
Interviews basiert.<br />
Die Kodierung der Branche erfolgte nach der “Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />
mit Erläuterungen” [121]. Diese Systematik ist die deutschsprachige Fassung europäischen<br />
Systematik NACE (Nomenclature statistique des Activités économiques<br />
dans la Communauté Européenne, Standard Classification of Industries) Revision 1.<br />
Die Kodierung des Berufes sowie die spezielle Tätigkeit (Aufgabenbereich) eines<br />
Probanden innerhalb jeder der Berufsphasen wurde anhand der ”Internationalen<br />
Standardklassifikation der Berufe” [120] vorgenommen. Diese Klassifikation ist eine<br />
deutsche Übersetzung des ISCO-Kodes “International Standard Classification of Occupations<br />
(ISCO)” Revised Edition 1968, International Labour Office (ILO).<br />
2.13.3 Umsetzung in eine Job-Exposure-Matrix<br />
Pannett et al. entwickelten 1985 eine Job-Exposure-Matrix (basierend auf den UK<br />
Standard Industrial Classifications Codes (SIC UK)), um in Großbritannien Studien zu<br />
beruflich bedingter Morbidität und Mortalität bevölkerungsbezogen durchführen zu<br />
können [122]. Um die berufliche Exposition der Probanden der NLL zu quantifizieren,<br />
wird diese im Folgenden kurz als Pannett–Matrix bezeichnete Job-Exposure-Matrix<br />
angewendet. Für die Branchenkodierung wurde daher für die NLL eine Umschlüsselung<br />
von NACE/WZ93 in die Pannett-Codes entwickelt. Die Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />
von 1993 (WZ 93, deutsche Fassung des NACE) enthält 1565<br />
5stellige Codes, die 247 Pannett-Branchencodes zugeordnet wurden. In einer speziell<br />
dafür entwickelten Eingabemaske in MS Access wurde eine interaktive manuelle<br />
Zuweisung aller einzelnen Codes aus dem WZ 93 in die Branchencodes des Pannett<br />
vorgenommen. Der Grad der Übereinstimmung bzw. die Zuordnungssicherheit der<br />
"Umschlüsselung" von WZ 93 in die Codes der Pannett-Matrix wurde mit unterschiedlichen<br />
Qualitätsmarkern gekennzeichnet:<br />
Für die Berufskategorien des General Register Office wurde bereits im Rahmen der<br />
MNUC-Studie [156] im BIPS ein Umsteigeschlüssel entwickelt, mit dessen Hilfe diese<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 122 von 347
in die deutsche Ausgabe der “Internationalen Standardklassifikation der Berufe (IS-<br />
CO)” [120] umgesetzt werden konnten.<br />
2.13.4 Expositionszuweisung in der Pannett-Matrix<br />
Die Pannett-Matrix berücksichtigt 50 chemische, physikalische und biologische Agenzien,<br />
die anerkannt sind bzw. im Verdacht stehen, Berufskrankheiten, darunter<br />
Krebserkrankungen, zu verursachen. Diese Job-Exposure-Matrix umfaßt auch die<br />
Agenzien, die in der NLL hypothesenrelvant sind, darunter die Exposition gegenüber<br />
Herbiziden.<br />
2.13.4.1 Expositionsindex zur hypothesenspezifischen Risikoschätzung<br />
Analog dem Vorgehen in der MNUC-Studie erfolgte in der NLL eine Risikoschätzung<br />
für einzelne a priori definierte Hypothesen mittels der Pannett-Matrix. Für einige<br />
Hypothesen muß hierzu in der NLL die Exposition gegenüber mehreren Agenzien<br />
der Pannett-Matrix zu Gruppen zusammengefaßt wurden. Die Expositionsquantifizierung<br />
erfolgt ausschließlich auf der Ebene dieser a priori definierten NLL-Hypothesenspezifischen<br />
Gruppen.<br />
Die 8 Hypothesen-relevanten Agenziengruppen sind aus 27 verschiedenen Agenzien<br />
zusammengesetzt. Die Agenziengruppe “Halogenierte Kohlenwasserstoffe und andere<br />
organische Stoffe” umfaßt 12 verschiedene Agenzien. Die Agenziengruppe<br />
“Metalle” setzt sich aus 8 verschiedenen Agenzien zusammen. Alle weiteren Gruppen<br />
umfassen ein oder zwei Agenzien.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 123 von 347
Tab. 2-55 Stoffgruppen der Pannett-Matrix und Zuordnung zu NLL-Hypothesen<br />
Art der<br />
Hypothese<br />
Bezeichnung der<br />
Hypothese<br />
zugeordnete chem., physikal., biolog. Agenzien<br />
(Agenziengruppe)<br />
primär ionisierende Strahlung ionisierende Strahlung (N=1 Agens)<br />
primär Pestizide Herbizide (N=1 Agens)<br />
primär EMF Elektromagnetische Felder (N=1 Agens)<br />
sekundär Halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />
und andere<br />
organische Stoffe<br />
synthetische Klebstoffe, aromatische Amine,<br />
Kohlenstofftetrachlorid, Chlorphenole,<br />
Schneidöle, Entfettungsmittel, Epoxydharz,<br />
Ethylenoxide, PAHs, organische Lösemittel,<br />
polychlorierte Biphenyle, Styrol (N=12 Agenzien)<br />
sekundär Metalle Antiklopfmittel, Arsen u. Arsenverbindungen,<br />
Cadmium u. Cadmiumverbindungen, Chrom u.<br />
Chromate, Blei u. Bleiverbindungen, Quecksilber<br />
u. Quecksilberverbindungen, Rauchgase<br />
bei Lötarbeiten bzw. Schweißerarbeiten, (N=8<br />
Agenzien)<br />
sekundär Benzol Benzol (N=1 Agens)<br />
sekundär Formaldehyd Formaldehyd (N=1 Agens)<br />
sekundär UV-Strahlung Berufstätigkeit im Freien, Künstl. UV-Licht<br />
(N=2 Agenzien)<br />
Um die lebenslange berufliche Belastung der Probanden zu quantifizieren, wird für<br />
jeden Probanden für jede hypothesen-relevante Agenziengruppe (N=8) aus der Pannett-Matrix<br />
ein kumulativer Expositionsindex ermittelt und anhand dieses Index eine<br />
Einteilung in Belastungskategorien für die lebenslange, spezifische Exposition vorgenommen.<br />
2.13.4.2 Datentechnische Umsetzung<br />
Für jede Arbeitsphase wurden aus dem Branchencode und dem Berufscode zunächst<br />
sogenannte “JEM-Cards” gebildet. Anhand der JEM-Cards wurden zunächst<br />
für jede Arbeitsphase und für jedes einzelne Agenz der Pannett-Matrix die Intensität<br />
und Wahrscheinlichkeit der Expositon gegenüber den in Spalte 3 der Tab. 2-55 dargestellten<br />
Agentien ermittelt. Wahrscheinlichkeit und Intensität einer Exposition werden<br />
in der Pannett-Matrix als separate Dimension jeweils in eine von 3 aufsteigenden<br />
Kategorien eingestuft. Die Einstufung von Wahrscheinlichkeit und Intensität erfolgt<br />
separat für die Kalenderjahre bis 1950 und für die Jahre 1950 und später. In der NLL<br />
wurden diese Kategorien für Wahrscheinlichkeit und Intensität in die numerischen<br />
Werte “0”, “1” und “3” umgesetzt. Die beiden Zahlenwerte für Wahrscheinlichkeit und<br />
Intensität wurden im nächsten Schritt zur Erstellung des agenzienspezifischen Index<br />
miteinander multipliziert (resultierender Range 0-9).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 124 von 347
Für die Umsetzung der Quantifizierung der einzelnen NLL-Hypothesen wurden im<br />
dritten Schritt die Indices für die einzelnen Agenzien, die den NLL-Hypothesenjeweils<br />
a priori zugeordnet wurden (Agenziengruppen in Tab. 2-55) zu hypothesenspezifischen<br />
Indices aufsummiert.<br />
Die hypothesenspezifischen Indices wurden für jede Arbeitsphase anschließend mit<br />
der Gesamtstundenanzahl in dieser Arbeitsphase multipliziert (arbeitszeitgewichteter<br />
hypothesenspezifischer Expositionsscore). Hierbei wurden alle lebenslangen Arbeitsphasen<br />
gleich behandelt - unabhängig davon, ob diese als Haupt- und Nebentätigkeiten<br />
angegeben waren.<br />
Um bei Kontrollprobanden ein “Abschneiden” der expositionsrelevanten Jahre gemäß<br />
dem Erstdiagnosedatum des zugematchten Falles und einer angenommenen<br />
Latenzzeit (“lag time”) zu ermöglichen, wurden die arbeitszeitgewichteten hypothesenspezifischen<br />
Expositionsscores pro Arbeitsphase durch die Dauer dieser Arbeitsphase<br />
in Jahren geteilt. In der Quantifizierungsdatei wird anschließend für jedes Kalenderjahr<br />
eine einzelne Datenzeile erzeugt und das Ergebnis der obigen Division<br />
jedem Einzeljahr zugewiesen.<br />
2.13.4.3 Kumulativer, lebenslanger Expositionsindex<br />
Nach dem Matching und erfolgtem “Abschneiden” des nicht-expositonsrelevanten<br />
Zeitraums wurden die 8 verschiedenen hypothesenspezifischen Indices (pro Agenziengruppe)<br />
jeweils lebenslang aufaddiert (kumulativer Expositionsindex).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 125 von 347
Abb. 2-12 Formel zur Berechnung des kumulativen Expositionsindex für jede NLL-Hypothese<br />
I=<br />
Σ k P<br />
j<br />
kA Σi Wahrscheinlichkeit i x Intensität i<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 126 von 347<br />
x<br />
Gesamtstunden- x<br />
zahl j<br />
I = kumulativer Expositionsindex (spezifische NLL-Hypothese nach Tab. 2-55)<br />
j = Arbeitsphase (Haupt- und Nebentätigkeiten)<br />
i = Agenz der Pannett-Matrix aus der jeweiligen Agenziengruppe zu einer NLL-Hypothese<br />
k A = Anzahl der Agenzien in der jeweiligen NLL-Hypothese (Agenziengruppe)<br />
k P = Anzahl lebenslanger Arbeitsphasen (Haupt- und Nebentätigkeiten) des Probanden<br />
Länge der Arbeitsphase<br />
in Jahren j<br />
expositionsrelevante<br />
Jahre j
Für jeden kumulativen Expositionsindex wird zuletzt analog zum Vorgehen in der<br />
MNUC-Studie anhand der Verteilung dieses Indexes bei den Kontrollen (Aggregationsebene<br />
<strong>II</strong>I) die 90. Perzentile bestimmt. Abhängig von der hypothesenspezifischen<br />
Verteilung wurden zwei verschiedene Verfahren zur Kategorisierung angewendet:<br />
- Wenn weniger als 10% der Kontrollen für eine NLL-Hypothese eine Exposition<br />
erfahren haben, wird nach ever / never kategorisiert (Tab. 2-56). Jede Kontrolle<br />
gilt als exponiert, wenn ihr kumulativer Expositionsindex > 0 ist.<br />
- Wenn auch unterhalb des 90. Perzentils Kontrollen (insgesamt mehr als 10% der<br />
Kontrollen) exponiert sind, wurden drei Kategorien für die Analysen zugrundegelegt.<br />
In diesem Fall wird zusätzlich zwischen den Belastungsgruppen “nicht exponiert”<br />
(lebenslanger Expositonsindex =0) und Exposition “unterhalb dem 90. Perzentil”<br />
unterschieden. Die oberste Belastungskategorie bildet wiederum die Gruppe<br />
mit Exposition “oberhalb des bzw. gleich dem 90. Perzentil der Verteilung aller<br />
Kontrollen” (Tab. 2-57).<br />
Tab. 2-56 Berufliche Belastungskategorien, wenn weniger als 10 % der Kontrollen<br />
eine Hypothesen-relevante Exposition erfahren haben<br />
Kategorie der Belastungsgruppe<br />
Kategoriengrenze<br />
Referenzgruppe (never) keine Exposition (lebenslanger Expositonsindex = 0)<br />
exponiert (ever) Expositonsindex > 0<br />
Tab. 2-57 Berufliche Belastungskategorien, wenn mehr als 10 % der Kontrollen<br />
unterhalb des 90. Perzentils exponiert waren<br />
Kategorie der Belastungsgruppe<br />
Kategoriengrenze<br />
Referenzgruppe keine Exposition (lebenslanger Expositonsindex = 0)<br />
exponiert unterhalb des 90. Perzentils der Kontrollen<br />
stark exponiert oberhalb oder gleich dem 90. Perzentils d. Kontrollen<br />
In der Analyse der NLL-relevanten Expositionsarten stellt sich die Verteilung der Kategorien<br />
wie folgt dar:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 127 von 347
Tab. 2-58 Kategorisierung der beruflichen Exposition nach Perzentilgrenzen<br />
Expositionsart Kategorisierung<br />
Primäre Hypothesen<br />
Ionisierende Strahlung exponiert / nicht exponiert (für Männer und Frauen und<br />
alle Entitäten gleich)<br />
Pestizide exponiert / nicht exponiert<br />
(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />
EMF exponiert / nicht exponiert<br />
(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />
Sekundäre Hypothesen<br />
Halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />
Für die Berechnung der Punktschätzer bei Männern erfolgt<br />
die 3-stufige Kategorisierung:<br />
1) nicht exponiert (Referenz)<br />
2) < 90 %<br />
3) >= 90 %<br />
Für Frauen in Agg. I (ANLL, CNLL, etc.) wird die Kategorisierung<br />
nach exp./nicht exponiert durchgeführt.<br />
Für Frauen Agg. <strong>II</strong> (NLYMP, LYMPH) und <strong>II</strong>I (LEUK)<br />
bleibt die 3-stufige Kategorien erhalten.<br />
Metalle Für die Berechnung der Punktschätzer bei Männern erfolgt<br />
die 3-stufige Kategorisierung:<br />
1) nicht exponiert (Referenz)<br />
2) < 90 %<br />
3) >= 90 %<br />
Für Frauen in Agg. I (ANLL, CNLL, etc.) und Agg. <strong>II</strong><br />
(NLYMP, LYMPH) wird die Kategorisierung nach<br />
exp./nicht exponiert durchgeführt.<br />
Für Frauen Agg. <strong>II</strong>I (LEUK) bleiben 3 Kategorien erhalten.<br />
Benzol exponiert / nicht exponiert<br />
(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />
Formaldehyd exponiert / nicht exponiert<br />
(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />
UV-Strahlung 1) nicht exponiert (Referenz)<br />
2) < 90 %<br />
3) > = 90 %<br />
(3- stufige Kategorisierung für Männer und Frauen und<br />
alle Entitäten gleich)<br />
Die Risikoschätzer wurden jeweils ausschließlich für erwachsene Fälle und Kontrollen<br />
(>15 Jahre) berechnet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 128 von 347
2.14 Imputation bei nicht informativen Rohdaten<br />
In die Quantifizierungsdateien zur Ermittlung der Expositionsscores für die akute und<br />
chronische Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Pestiziden im<br />
Garten gingen alle Probanden mit allen Angaben in den Basisvariablen ein. Auch in<br />
die Ermittlung des Exponiertenstatus durch Behandlungen von Tierparasiten und<br />
Kopfläusen wurden die Rohdaten aller 4471 Probanden einbezogen.<br />
Zu jeder der Fragen in dem computergestützten Interview war dem Probanden jeweils<br />
die Möglichkeit gegeben, neben den informativen Aussagen wie “ja” oder “nein”<br />
oder der Auswahl einer a priori vorgegebenen Kategorie auch die Antworten “weiß<br />
nicht” oder “keine Angabe” durch die Interviewerin eintragen zu lassen (nicht informative<br />
Angaben).<br />
Um auch für die Probanden einen Score berechnen zu können, für die in einigen Variablen<br />
keine informativen Angaben vorliegen, wurden Werte imputiert. Grundgesamtheit<br />
für die Berechnung von Imputationswerten sind jeweils alle Kontrollprobanden,<br />
für die informative Angaben (z.B. 1=ja, 0=nein oder eine informative Kategorie)<br />
zu der jeweiligen Variablen vorliegen.<br />
Die aufenthaltszeitgewichteten Abstandsscores zu Baumschulen und Bahndämmen<br />
sowie der gemeindespezifische Score für Landwirtschaft basieren auf Daten des<br />
geographischen Informationssystems (GIS). Zu den Adressen der Baumschulen und<br />
zu Adressen von Wohn- und Arbeitsorten der Probanden wurden Gauß-Krüger-<br />
Koordinaten (GKK) bestimmt. Mittels der GKK-Angaben zu den Adressen des Probanden<br />
und des Emittenten konnte die Entfernung in Meter zwischen den beiden<br />
jeweiligen Standorten berechnet werden. Die Verläufe von Bahndämmen beruhen<br />
auf topographischen Karten im ATKIS-System. Die Entfernungsberechung basiert<br />
daher auch für die Zuordnung zur 50m-Zone um die Bahntrasse auf objektiven Daten<br />
(GKK der Adressen der Probanden und Trassenverlauf in GIS). Die Zuordnung für<br />
die Exposition gegenüber Bioziden in der Landwirtschaft erfolgte anhand der Gemeindekennziffern<br />
der Adressen. In diesen bereichen kamen somit keine uninformativen<br />
Angaben vor.<br />
Die Aufenthaltszeiten, die ebenfalls in die Berechnung des Abstandscores für Baumschulen<br />
und Bahndämmen eingegangen sind, basieren dagegene auf Variablen aus<br />
dem Interview. Die Entfernung zum Emitttenten wurde getrennt für den Wohn- und<br />
Arbeitsort berechnet und damit auch der Abstandsscore für Wohn- und Arbeitsorte<br />
zunächst separat bestimmt. In der Berechnung wurde sowohl die vom Probanden am<br />
Wohnort als auch am Arbeitsplatz verbrachte Zeit berücksichtigt.<br />
Die Anzahl Stunden pro Tag, die außerhalb der Wohnung verbracht wurden, wurden<br />
im Interview für jede Wohnphase positiv erhoben. Gemäß der Formulierung der<br />
betreffenden Farge im Interview sollte die Zeit, die die Probanden am Arbeitsplatz<br />
verbracht haben, nicht in diese Angabe einbezogen werden. Die Zeit außerhalb der<br />
Wohnung wurde getrennt für Werktage und Wochenenden erfragt. Für Probanden,<br />
die hier mit “weiß nicht” oder “keine Angabe” geantwortet hatten, wurde der jeweilige<br />
Medianwert der informativen Angaben imputiert: 840 Std pro Jahr an allen Werktagen<br />
und 250 Std pro Jahr an Wochenenden und anschließend auch in die Berechnung<br />
der in der Wohnung verbrachten Zeit einbezogen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 129 von 347
Wenn ein Proband bei der Anzahl Arbeitsstunden pro Woche “weiß nicht” oder keine<br />
Angabe” angegeben hatte und die Angabe “Vollzeit” bei der Art der Tätigkeit eingetragen<br />
war, wurde eine Wochenarbeitszeit von 45 Std. (5 Tage die Woche à 9 Std.)<br />
imputiert. Wurde die Tätigkeit als Nebentätigkeit ausgeübt, wurde eine Wochenarbeitszeit<br />
von 20 Std. imputiert. Die Wochenarbeitszeit wurde insgesamt für alle Arbeitsphasen<br />
auf höchstens 100 Std. begrenzt.<br />
Insgesamt 32 Tage für Urlaub und Krankheit bzw. andere Gründe für Abwesenheit<br />
wurden in der Berechnung der Gesamtstundenzahl für jedes Kalenderjahr berücksichtigt.<br />
Für Phasen, in denen die Probanden Vollzeit als “Hausfrauen/-männer” tätig<br />
waren, arbeitslos oder krank waren, wird für die Arbeitszeit der numerische Wert “0”<br />
berechnet, da die betreffende Arbeit nicht zur Abwesenheit von der Wohnung beiträgt.<br />
Für das Kleinkindalter und die Schulzeit wird ebenfalls bei der Arbeitszeit der<br />
Wert “0” eingesetzt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 130 von 347
3 Univariate deskriptive Ergebnisse<br />
3.1 Deskriptive Ergebnisse zu Anwendungen von Insektiziden<br />
Das standardisierte, computergestützte Interview ermöglichte es, die lebenslange<br />
Exposition in aufeinanderfolgenden Zeitperioden (Wohnphasen) zu erfassen. Die<br />
Insektizidanwendungen wurden in Bezug zur einzelnen Wohnphase erfaßt. Die Erfassung<br />
der Insektizidanwendungen in den Innenräumen der Wohnung wurde durch<br />
die Frage nach der Häufigkeit der Anwendungen eingeleitet. Hier war es zunächst<br />
unerheblich, ob die Anwendungen in der Wohnung durch den Probanden selbst oder<br />
eine andere Person erfolgten. Insgesamt wurden von den 4471 Probanden 15787<br />
Wohnphasen (Phasen einschließlich dem Kalenderjahr 1956 und später) berichtet.<br />
Die Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr verteilt sich wie folgt:<br />
Tab. 3-1 Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr (N=15787 Wohnphasen)<br />
Häufigkeit pro Jahr Anzahl Wohnphasen Anteil in Prozent<br />
niemals 10762 68,2<br />
seltener als einmal im Jahr 876 5,5<br />
einmal im Jahr 673 4,4<br />
mehrmals im Jahr 1414 9,0<br />
einmal im Monat 336 2,1<br />
2 bis 3mal im Monat 209 1,3<br />
einmal in der Woche 111 0,7<br />
mehrmals in der Woche 52 0,3<br />
einmal täglich 11 0,1<br />
mehrmals täglich 3
Tab. 3-2 Anzahl der Wohnphasen mit positiver Angabe zur Insektizidanwendung<br />
pro Proband nach Fall-Kontroll-Status (N=4471)<br />
Anzahl<br />
der Wohnphasen<br />
Fälle selbst Angehörige<br />
von Fällen<br />
Fall-Kontroll-Status<br />
Kontrollen<br />
selbst<br />
Angehörige<br />
v. Kontrollen<br />
Summe<br />
0 360 327 1317 126 2130<br />
1 254 245 939 72 1510<br />
2 98 59 329 13 499<br />
3 47 19 144 7 217<br />
4 10 4 55 0 69<br />
5 2 3 24 3 32<br />
6 2 0 7 0 9<br />
7 0 0 4 0 4<br />
8 0 0 1 0 1<br />
Summe 773 657 2820 221 4471<br />
Damit haben 2341 (52,4%) von 4471 Probanden in mindestens einer Wohnphase,<br />
die das Kalenderjahr 1956 einschließt oder danach begonnen hat, Insektizide in Innenräumen<br />
angewendet.<br />
Tab. 3-3 Anwendung von Insektiziden nach Fall-Kontroll-Status<br />
Insektizide<br />
angewendet<br />
in keiner<br />
Wohnphase<br />
in mindestens 1<br />
Wohnphase<br />
Anzahl Probanden<br />
pro<br />
Status<br />
Fälle selbst Angehörige<br />
von Fällen<br />
360<br />
46,6%<br />
413<br />
53,4%<br />
773<br />
327<br />
49,8%<br />
330<br />
50,2%<br />
657<br />
Kontrollen<br />
selbst<br />
1317<br />
46,7%<br />
1503<br />
53,3%<br />
2820<br />
Angehörige<br />
v. Kontrollen<br />
126<br />
57,0%<br />
43,0%<br />
Summe<br />
213<br />
0<br />
47,6%<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 132 von 347<br />
95<br />
221<br />
234<br />
1<br />
52,4%<br />
Von den Probanden, die im Interview angegeben hatten, daß sie mindestens “seltener<br />
als einmal im Jahr” Insektizide in einer Wohnphase angewendet hatten, wurde<br />
erfragt, welche Insekten bekämpft wurden und in welcher Form sie gegen diese Insekten<br />
und Schädlinge in ihrer Wohnung vorgegangen waren.<br />
1<br />
447
Die Art der bekämpften Insekten war im Kontext der Erhebung der Daten von Bedeutung,<br />
da durch diese Frage die Erinnerung an die spezischen Umstände der Insektizidanwendung<br />
verbessert werden sollte. Zur Quantifizierung der Exposition wurde<br />
diese Variable herangezogen (siehe auch Kap. 2.5.8).<br />
Die Frage nach der Art der Anwendung zur Schädlingsbekämpfung war als Mehrfachauswahlfrage<br />
gestellt. Die Probanden konnten verschiedene Arten der Anwendung<br />
innerhalb einer Wohnung durchgeführt haben, die mit dieser Frage erhoben<br />
wurden (Tab. 3-4). Die Frage nach der Art der Anwendung definiert die einzelne Insektizdphase.<br />
Da verschiedene Arten von Anwendungen innerhalb einer Wohnphase<br />
durchgeführt werden konnten, wurden pro Wohnphase ein bis mehrere Insektizidphasen<br />
(N=4466) angelegt.<br />
Tab. 3-4 Anzahl Probanden nach Art der Anwendung (Angabe verschiedener Arten<br />
der Anwendung in einer Wohnphase möglich)<br />
Art der Anwendung <br />
Elektroverdampfer<br />
Versprühen,<br />
vernebeln<br />
Fälle selbst Angehörige<br />
von Fällen<br />
Kontrollen<br />
selbst<br />
Ang. v.<br />
Kontrollen<br />
Anzahl pro<br />
Art gesamt<br />
34 23 92 10 159<br />
366 289 1250 73 1978<br />
Verstreichen 5 0 19 1 25<br />
Ausstreuen,<br />
auslegen<br />
112 64 471 32 679<br />
andere Art 63 38 232 17 350<br />
Für jede Kombination aus Wohnphase undArt der Anwendung, also pro Insektizidphase,<br />
wurde dann anschließend erfragt, ob sie vom Probanden selbst oder einer<br />
anderen Person durchgeführt wurde.<br />
Jeweils bezogen auf die Art der Anwendung wurden in einer relationalen Tabelle die<br />
einzelnen Räume, in denen das Mittel angewendet wurde, die Namen der angewendeten<br />
Mittel, deren Hersteller und Inhaltsstoffe sowie die Menge des Mittels erfaßt.<br />
2341 Probanden gaben an, daß in mindestens einer Wohnphase in ihrer Wohnung<br />
Insektizide angewendet wurden. Von 2335 (99,7%) Probanden liegt die Angabe vor,<br />
ob die Insektizidanwendung mindestens einmal selbst durchgeführt wurde und/oder<br />
in jeder relevanten Wohnphase durch andere Personen (Kammerjäger, anderes<br />
Haushaltsmitglied) vorgenommen wurde.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 133 von 347
Tab. 3-5 Insektizidanwendung nach Anwender (Mehrfachantwort möglich)<br />
Anwender Fälle selbst Angehörige<br />
von Fällen<br />
Proband<br />
selbst (mindest.<br />
1x)<br />
300<br />
12,9%<br />
Kammerjäger 6<br />
0,3%<br />
andere Person<br />
Anzahl Probanden<br />
pro<br />
Status<br />
106<br />
4,5%<br />
171<br />
7,3%<br />
0,5%<br />
11<br />
145<br />
6,2%<br />
Kontrollen Ang. von<br />
Kontrollen<br />
1076<br />
46,1%<br />
1,7%<br />
23<br />
1,0%<br />
Anzahl pro<br />
Art gesamt<br />
1570<br />
67,2%<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 134 von 347<br />
40<br />
385<br />
16,5%<br />
0,2%<br />
5<br />
67<br />
2,9%<br />
412 327 1501 95<br />
62<br />
2,7%<br />
703<br />
30,1%<br />
2335<br />
100,0%<br />
Von insgesamt 1430 Probanden mit Fallstatus haben 471 (32,9%) in mindestens einer<br />
Wohnphase selbst Insektizide eingesetzt. Von insgesamt 3041 Probanden mit<br />
Kontroll-Status haben 1099 (36,1%) mindestens einmal in einer Wohnung Insektizide<br />
selbst ausgebracht.<br />
Für jede der insgesamt 4466 einzelnen Anwendungen von Insektiziden (Insektizidphasen)<br />
wurde erhoben, ob die Probanden persönlich mit dem Mittel in Kontakt gekommen<br />
sind, unabhängig davon, ob sie das Mittel selbst angewendet hatten oder<br />
eine andere Person die Anwendung durchgeführt hatte. Die Kategorie “Flecken auf<br />
der Kleidung” wurde im Zusammenhang mit 134 Anwendungen berichtet, ein “Benetzen<br />
der Hände” für insgesamt 587 Anwendungen und das “Einatmen von Sprühnebel”<br />
für 1359 Anwendungen angegeben.<br />
Weiterhin konnte im Anschluß an die Auswahl die a priori Kategorie “andere Art von<br />
Kontakt” in einem Klartextfeld eine Beschreibung des Kontaktes durch den Probanden<br />
angegeben werden. Hier wurden im Interview insgesamt 463 Klartextangaben<br />
gemacht. Von diesen 463 Klartextangaben wurden insgesamt 253 in die erweiterte<br />
Kategorie “Sprühnebel/Substanz eingeatmet” überführt. Weitere 71 Klartextangaben<br />
konnten der Kategorie “Hautkontakt/Hände benetzt” zugeordnet werden. Die übrigen<br />
Klartexte (z.B. “aus der Packung genommen”, “”berührt”, “Dose angefasst” etc.) erlaubten<br />
keine spezifische Zuordnung und blieben in der Quantifizierung unberücksichtigt.<br />
Versuchte Dekontaminationsmaßnahmen können zu einem erneuten Kontakt mit<br />
dem Mittel führen z.B. im Wischwasser, beim erneuten Betreten der Räume zum Lüften<br />
oder bei Aufwirbelungen durch Saugen und Fegen. Im Anschluß an insgesamt<br />
2053 Insektizidanwendungen wurden Dekontaminationsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Davon gingen insgesamt 1831 (89,2%) als expositionerhöhend in die jeweiligen Scores<br />
ein. Insgesamt 314 (15,3%) Maßnahmen sind auf “Wischen” und “Staubsaugen”<br />
(Gewichtungsfaktor=2,0) zurückzuführen und insgesamt 1517 (73,9%) Maßnahmen<br />
auf “Fegen, Kehren” oder “Lüften” (Gewichtungsfaktor=1,2). 222 Maßnahmen entfielen<br />
auf Entsorgungsmaßnahmen, die nicht mit einer Erhöhung der Expositon ver-
unden waren (z.B. “Händewaschen”, “ausgewechselt”, “Putzfrau hat es entfernt”<br />
etc.; Gewichtungsfaktor =1,0).<br />
3.1.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />
gegenüber Insektiziden nach Kontaktart<br />
In zunächst drei verschiedenen multiplikativen Scores definiert durch die Art des<br />
Kontaktes wurde für jeden Probanden die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />
gegenüber Insektiziden ermittelt (Kap. 2.5.9.3). In die Berechnung der lebenslang<br />
akkumulierten Exposition gehen alle Kalenderjahre ab 1956 einschließlich bzw. ab<br />
der Geburt nach 1956 bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “Lagtime”<br />
bezogen auf das Erstdiagnosejahr des Falles ein. Im Folgenden ist die Verteilung der<br />
Exponierten nach Fallstatus aufgeführt:<br />
3.1.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation<br />
Anhand des multiplikativen Scores für die “Inhalation des Mittels” wurden insgesamt<br />
1748 (39,1%) von 4471 als exponiert eingestuft. Bei den Fällen sind insgesamt<br />
45,4% (N=649 von 1430) Exponierte. Bei den Kontrollen wurden 36,1% (N=1099 von<br />
3041) dem Exponierten-Status zugeordnet.<br />
3.1.1.2 Haut / Hände benetzt<br />
Auf der Basis des Scores für das “Benetzen der Haut” waren insgesamt 1317<br />
(29,5%) Probanden der Gruppe der Exponierten zuzuordnen. Bei den Fällen wurde<br />
für insgesamt 521 (36,4%) von 1430 Probanden ein Score größer “0” berechnet (Exponierte).<br />
Von den Kontrollen waren insgesamt 796 (26,2%) von 3041 Probanden<br />
den Exponierten zuzuordnen.<br />
3.1.1.3 Flecken auf der Kleidung<br />
Insgesamt wurde 1053 (23,6%) von 4471 Probanden ein Score größer “0” für die<br />
akute Exposition durch “Flecken auf der Kleidung” zugewiesen (Exponierte). Bei den<br />
Fällen wurden anhand des Scores insgesamt 449 (31,4%) von 1430 Probanden der<br />
Gruppe der Exponierten zugeordnet. Von insgesamt 3041 Kontrollprobanden wurden<br />
604 (19,9%) als exponiert eingestuft.<br />
3.1.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition<br />
gegenüber Insektiziden<br />
Als weiteres Maß wurde die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition gegenüber<br />
Insektiziden für jeden Probanden individuell ermittelt. Der multiplikative Score<br />
für die chronische Exposition wurde mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung (Stunden<br />
in der Wohnung pro Jahr) gewichtet (Kap. 2.5.9.3). Weiterhin wurde in den Kalenderjahren,<br />
in denen der Proband 0 bis 6 Jahre alt war, der Score mit einem altersabhängigen<br />
Gewichtungsfaktor multipliziert, um die besondere Expositionssituation im Kindesalter<br />
zu berücksichtigen (Kap. 2.4.1.3).<br />
Für den Score der chronischen Exposition gegenüber Insektiziden (Kontamination<br />
der Wohnung nach Insektenbekämpfung) wurde die folgende Verteilung der Exponierten<br />
ermittelt:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 135 von 347
Insgesamt waren 2644 (59,1%) von 4471 Probanden durch die Kontamination der<br />
Wohnräume chronisch exponiert. Bei den Fällen wurden insgesamt 903 (63,1%) von<br />
1430 Probanden als chronisch exponiert eingestuft. Bei den Kontrollen wurden insgesamt<br />
1741 (57,3%) von 3041 Probanden den Exponierten zugeordnet.<br />
3.1.3 Untersuchung auf Informationsüberschneidungen<br />
Zur Bestimmung der relevanten Variablen für ein finales Modell muß zuvor festgestellt<br />
werden, ob und wie stark die verschiedenen Expositionsscores der akuten und<br />
chronischen Exposition miteinander assoziiert sind.<br />
Als erstes wurde am Beispiel der Insektizide im Innenraum untersucht, wie häufig die<br />
Nennung von “Flecken auf der Kleidung” mit einer gleichlautenden Antwort in der<br />
Variablen “Hände benetzt” verbunden war. Durch diese Analyse sollte festgestellt<br />
werden, ob “Flecken auf der Kleidung” weitgehend als ein Synonym für “Hände benetzt”<br />
angesehen werden kann. In einem Test wurde der Kappa-Koeffizient für Angaben<br />
in den Rohdaten zu den Variablen “Flecken auf der Kleidung” (R2_5_1a) und<br />
“Hände benetzt” (R2_5_1b) bestimmt. Die Basis dieses Tests bilden 2179 Insektizidphasen,<br />
die vor dem individuellen “Abschneidejahr” (Erstdiagnosejahr des Falles minus<br />
2 “Lagtime” bezogen auf das Jahr der ED) begannen.<br />
Tab. 3-6 Überprüfung Anzahl gleichartiger Antworten bei “Flecken auf der Kleidung”<br />
und “Hände benetzt”<br />
Antwort zu<br />
“Flecken auf<br />
der Kleidung”<br />
Antwort zu “Hände benetzt”<br />
nein ja weiß nicht keine Angabe Summe<br />
Nein 1437 434 41 0 1912<br />
Ja 16 114 0 0 130<br />
weiß nicht 1 5 111 0 117<br />
keine Angabe 0 1 0 19 20<br />
Summe 1454 554 152 19 2179<br />
Der Kappa-Koeffizient (weighted kappa) wird für die Analyse mit einem Wert von<br />
0,71 (95%Konfidenzintervall (KI) 0,67 – 0,75 / simple kappa = 0,42) berechnet.<br />
Der Kappa-Koeffezient für die Variablen “Flecken auf der Kleidung” und “Sprühnebel<br />
eingeatmet” erreicht dagegen lediglich einen Wert von 0,44 (weighted kappa, 95%KI<br />
0,39 – 0,49; simple kappa = 0,13). Für die Variablen “Hände benetzt” und “Spühnebel<br />
eingeatmet” erreicht der Kappa-Koeffizient einen Wert von 0,42 (weighted kappa,<br />
95%KI 0,03 – 0,37 / simple kappa = 0,10).<br />
Die positiven Angaben zu “Flecken auf der Kleidung” werden dabei in hohem Maße<br />
durch die Variable “Hände benetzt” repräsentiert. Von 130 positiven Nennungen wird<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 136 von 347
in 114 Fällen für “Flecken auf der Kleidung” ebenfalls “Hände benetzt” bejaht. Nur für<br />
16 positive Angaben zu “Flecken auf der Kleidung” wird “Hände benetzt” verneint.<br />
Durch den Score zur akuten Exposition durch Flecken auf der Kleidung wird daher<br />
kaum zusätzliche Information über Stärke der Exposition eines Probanden beigetragen,<br />
vielmehr überschneiden sich die Scores zur Exposition durch “Flecken” und<br />
durch “Hände benetzt” in ihrem Informationsgehalt. Aufgrund der hohen Übereinstimmung<br />
in den Angaben zu den beiden Variablen “Flecken auf der Kleidung” und<br />
“Hände benetzt” wurde festgelegt, daß der Score für ”Flecken auf der Kleidung” nicht<br />
in die weiteren Anaylsen bzw. in das finale Modell zur Pestizidexposition aufgenommen<br />
wird. Für die Variablen “Hände benetzt” und Sprühnebel eingeatmet” wurde dagegen<br />
keine hohe Übereinstimmung in den Antworten festgestellt, so daß beide Expositionsscores<br />
in die weiteren Analysen übernommen werden konnten.<br />
3.2 Holzschutzmittel: Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />
Analog dem Vorgehen zur Erfassung der Exposition durch die Anwendung von Insektiziden<br />
in Innenräumen wurde auch die lebenslange Anwendung von Holzschutzmitteln<br />
verknüpft mit den jeweiligen Wohnphasen erfaßt. Die Erfassung der<br />
Holzschutzmittelanwendungen in den Innenräumen der Wohnung wurde mit der Eingangsfrage<br />
nach der Häufigkeit von Anwendungen in der Wohnung begonnen. Hier<br />
war es zunächst unerheblich, ob die Anwendung durch den Probanden selbst oder<br />
eine andere Person erfolgte. Insgesamt wurden von den 4471 Probanden 15787<br />
Wohnphasen ab einschließlich 1956 berichtet. Die Häufigkeit der Anwendungen von<br />
Holzschutzmitteln pro Jahr verteilt sich wie folgt:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 137 von 347
Tab. 3-7 Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr (N=15787 Wohnphasen)<br />
Häufigkeit pro Jahr Anzahl Wohnphasen Anteil in Prozent<br />
niemals 11615 73,6<br />
seltener als einmal im Jahr 2632 16,7<br />
einmal im Jahr 366 2,3<br />
mehrmals im Jahr 76 0,5<br />
einmal im Monat 4
Von 4471 Probanden haben insgesamt 2404 (53,8%) in mindestens einer Wohnphase<br />
seit einschließlich 1956 Holzschutzmittel in Innenräumen eingesetzt.<br />
Tab. 3-9 Anwendung von Holzschutzmitteln nach Fall-Kontroll-Status<br />
Insektizide<br />
angewendet<br />
in keiner<br />
Wohnphase<br />
in mindestens 1<br />
Wohnphase<br />
Anzahl Probanden<br />
pro<br />
Status<br />
Fälle selbst Angehörige<br />
von Fällen<br />
342<br />
44,2%<br />
431<br />
55,8%<br />
773<br />
330<br />
50,2%<br />
327<br />
49,8%<br />
657<br />
Kontrollen<br />
selbst<br />
1270<br />
45,0%<br />
1550<br />
55,0%<br />
2820<br />
Ang. von<br />
Kontrollen<br />
125<br />
56,6%<br />
43,4%<br />
Summe<br />
2067<br />
46,2%<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 139 von 347<br />
96<br />
221<br />
2404<br />
53,8%<br />
4471<br />
Wurde vom Probanden im Interview angegeben, daß in einer Wohnphase mit einer<br />
Häufigkeit von mindestens “seltener als einmal im Jahr” Holzschutzmittel angewendet<br />
wurden, wurde weiterhin erfaßt, welche Holzflächen behandelt wurden (z.B. Möbel,<br />
Holzdecken, Wandvertäfelungen etc.). Der Zweck der Behandlung wurde ebenfalls<br />
erhoben. Diese beiden Dimensionen wurden jeweils in einer Mehrfachauswahlfrage<br />
erfaßt.<br />
Für die insgesamt 3084 Wohnphasen mit Anwendungen von Holzschutzmitteln wurde<br />
für 369 (12,0%) Wohnphasen eine Bekämpfung von Schädlingsbefall angegeben.<br />
Für 1606 (52,1%) Wohnphasen wurde die Anwendung als Vorsorge vor Schädlingsbefall<br />
durchgeführt. In insgesamt 104 Wohnphasen wurde die Anwendung sowohl<br />
zur Bekämpfung als auch zur Vorsorge durchgeführt. In 983 (31,9%) Wohnphasen<br />
wurde als Zweck für die Anwendung eine Verschönerung angegeben.<br />
Wurde vom Probanden im Interview positiv angegeben, daß die Behandlungen der<br />
Holzflächen in Innenräumen oder umbauten Räumen vorgenommen wurden<br />
(N=1544 von 3084 Wohnphasen mit Anwendung, 50,1%), wurde relational erfragt, in<br />
welchen Räumen die Maßnahmen durchgeführt wurden und die Namen der Mittel<br />
sowie Hersteller und Inhaltsstoffe erfaßt. Insgesamt wurden 2594 verschiedene Mittel<br />
erhoben.<br />
Zu jedem Mittel wurde relational erhoben, ob der Proband das Mittel selbst angewendet<br />
hat oder ob eine andere Person (Haushaltsmitglied, Maler oder Schädlingsbekämpfer)<br />
die Maßnahme durchgeführt hat. Von insgesamt 1430 Probanden mit<br />
Fall-Status haben 479 (33,5%) in mindestens einer Wohnphase selbst Maßnahmen<br />
zum Holzschutz durchgeführt. Von insgesamt 3041 Probanden mit Kontroll-Status<br />
haben 1124 (37,0%) mindestens einmal in einer Wohnung selbst Holzschutzmittel<br />
angewendet.<br />
Für jedes Mittel (N=2594) wurde erhoben, in welcher Form es angewendet wurde. In<br />
einer Mehrfachauswahlfrage waren die Kategorien “verstreichen”, “rollen”, “versprühen/vernebeln”<br />
und “andere Methode” vorgegeben. Bezogen auf die Gesamtzahl der<br />
Mittel wurden insgesamt 2447 (94,3%) Mittel verstrichen. Für 68 (2,6%) Mittel wurde
die Angabe “rollen” erfaßt. Daß das Mittel “versprüht bzw. vernebelt” wurde, wurde im<br />
Interview für 135 (5,2%) Holzschutzmittel angegeben. Insgesamt 53mal wurde die<br />
Kategorie “andere Methode” ausgewählt. In einem Klartextfeld konnte hier anschließend<br />
die Methode beschrieben werden. Die in den Klartextfeldern erhobenen Beschreibungen<br />
wurden in einem interaktiven Editingschritt überprüft. Eine Zuordnung<br />
zu einer der anderen Kategorien war hier in keinem Fall möglich. Stattdessen wurden<br />
spezielle Anwendungsformen wie “in die Löcher gespritzt (Holzwurm)”, “Injektion”<br />
und ähnliches angegeben.<br />
Im nächsten Schritt wurde im Interview für jedes angegebene Holzschutzmittel erfragt,<br />
ob der Proband mit dem Mittel persönlich in Kontakt gekommen ist, unabhängig<br />
davon, ob der Proband das Mittel selbst angewendet hatte oder eine andere Person<br />
das Holzschutzmittel aufgetragen hatte. Analog zum Vorgehen bei der Erfassung<br />
zum Kontakt mit Insektiziden wurde dies in einer Mehrfachauswahlfrage erfaßt. Vorgegeben<br />
waren a priori die Kontakt-Kategorien “Flecken auf der Kleidung”, “Hände<br />
benetzt”, “Sprühnebel eingeatmet” und “andere Art von Kontakt”.<br />
Bezogen auf alle 2594 genannten Mittel wurde insgesamt für 93 (3,6%) Mittel angegeben,<br />
daß diese Mittel eingeatmet wurden. Für insgesamt 1548 von 2594 (59,7%)<br />
Holschutzmitteln wurde die Kategorie “Hände benetzt” positiv erhoben. “Flecken auf<br />
der Kleidung” wurden im Zusammenhang mit 66,4% der genannten Mittel (N=1723)<br />
berichtet. Die Kategorie “andere Art von Kontakt” wurde im Kontext mit insgesamt<br />
1379 (53,1%) Mitteln ausgewählt. In einem sich anschließenden Klartextfeld wurde<br />
im Interview die Erläuterung des Probanden zur Art des Kontakts erfaßt. In einem<br />
interaktiven Editingschritt wurden die Klartexte bearbeitet und wenn möglich die Einträge,<br />
die teilweise mehrere durch Kommas getrennte Beschreibungen enthielten,<br />
einer der drei zuvor genannten Kategorien zugeordnet. Insgesamt 1140 dieser Klartextnennungen<br />
wurden der erweiterten Kategorie “Substanz/Sprühnebel eingeatmet”<br />
zugeordnet. Weitere 198 Klartexte wurden in die Kategorie “Haut / Hände benetzt”<br />
eingeordnet. Zwei Klartexte konnten der Kategorie “Flecken auf der Kleidung” zugeordnet<br />
werden. Somit wurden zu insgesamt 1233 (47,5%) Mitteln ein Inhalations-<br />
Kontakt, zu 1746 (67,3%) Mitteln ein Haut- bzw. Hand-Kontakt und zu 1725 (66,5%)<br />
Mitteln “Flecken auf der Kleidung” zugeordnet.<br />
3.2.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln nach Kontaktart<br />
In zunächst drei verschiedenen multiplikativen Scores definiert durch die Art des<br />
Kontaktes wurde für jeden Probanden die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln ermittelt. In die Berechnung der lebenslang akkumulierten<br />
Exposition gehen alle Kalenderjahre ab 1956 einschließlich bzw. ab der Geburt<br />
nach 1956 bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “Lagtime” bezogen<br />
auf das Erstdiagnosejahr des Falles ein. Im Folgenden ist die Verteilung der Exponierten<br />
nach Fallstatus aufgeführt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 140 von 347
3.2.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation<br />
Anhand des multiplikativen Scores für die “Inhalation des Mittels” wurden insgesamt<br />
1430 (32,0%) von 4471 als exponiert eingestuft. Bei den Fällen sind insgesamt<br />
37,8% (N=541 von 1430) Exponierte. Bei den Kontrollen wurden 29,2% (N=889 von<br />
3041) dem Exponierten-Status zugeordnet.<br />
3.2.1.2 Haut / Hände benetzt<br />
Auf der Basis des Scores für das “Benetzen der Haut” waren insgesamt 1131<br />
(25,3%) Probanden der Gruppe der Exponierten zuzuordnen. Bei den Fällen wurde<br />
für insgesamt 598 (41,8%) von 1430 Probanden ein Score größer “0” berechnet (Exponierte).<br />
Von den Kontrollen waren insgesamt 1072 (35,3%) von 3041 Probanden<br />
den Exponierten zuzuordnen.<br />
3.2.1.3 Flecken auf der Kleidung<br />
Anhand des Expositionsscores “Flecken auf der Kleidung” wurden insgesamt 1665<br />
(37,2%) von 4471 Probanden als exponiert eingestuft. Insgesamt wurden 587<br />
(41,0%) von 1430 Fällen und 1078 (35,4%) von 3041 Kontrollen jeweils der Gruppe<br />
der Exponierten zugeordnet.<br />
Analog zum Vorgehen bei den Insektiziden werden von den Scores für die akute Exposition<br />
der Expositionsscore für “Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation” und<br />
der Expositionsscore “Haut benetzt” in die weitere Quantifizierung einbezogen.<br />
3.2.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln<br />
Weiterhin wurde die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln für jeden Probanden individuell ermittelt (Kap. 2.6.8.3). Der multiplikative<br />
Score für die chronische Exposition wurde mit der Aufenthaltszeit in der<br />
Wohnung (Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet. In den Kalenderjahren, in<br />
denen der Proband 0 bis 6 Jahre alt war, wurde der Score mit einem entsprechenden<br />
Gewichtungsfaktor multipliziert, um die besondere Expositionssituation im Kindesalter<br />
zu berücksichtigen (Kap. 2.4.1.3).<br />
Für den Score der chronischen Exposition gegenüber Holzschutzmitteln (Kontamination<br />
der Wohnung nach Anwendung von Holzschutzmitteln) wurde die folgende Verteilung<br />
der Exponierten ermittelt:<br />
Insgesamt waren 1857 (41,5%) von 4471 Probanden durch die Kontamination der<br />
Wohnung chronisch exponiert. Bei den Fällen wurden insgesamt 666 (46,6%) von<br />
1430 Probanden als gegenüber Holzschutzmitteln chronisch exponiert eingestuft. Bei<br />
den Kontrollen wurden 1191 (39,2%) von 3041 Probanden der Gruppe der Exponierten<br />
zugeordnet.<br />
3.3 Pestizide im Garten: Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />
Von 4471 haben 3920 (92,4%) Probanden der NLL mindestens einmal in ihrem Leben<br />
(bezogen auf Wohnphasen seit einschließlich 1956) einen Garten, Schrebergarten<br />
oder eine Nebenerwerbslandwirtschaft privat genutzt oder (mit-)bewirtschaftet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 141 von 347
Lediglich 551 (7,6%) Probanden gaben an, niemals einen Garten (mit-)bewirtschaftet<br />
zu haben.<br />
Einzelne Probanden haben Angaben zu bis zu 8 bzw. 9 verschiedenen Gärten gemacht,<br />
die sie im Laufe ihres Lebens genutzt haben. Insgesamt liegen Angaben zu<br />
2707 weiteren Gärten bzw. weiteren Nebenerwerbsbetrieben für die Zeit seit 1956<br />
vor. Somit wurden in die Expositionsermittlung insgesamt 6627 Gartenphasen (ab<br />
einschließlich 1956) einbezogen, in denen die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />
in den bewirtschafteten Gärten und Nebenerwerbsbetrieben beschrieben wurde.<br />
Für 6625 (>99,9%) von 6627 Gartenphasen konnte die Dauer der Phase berechnet<br />
werden. Für diese Gartenphasen liegen sowohl Angaben zum Beginn der Phase als<br />
auch zum Kalenderjahr, in dem die Bewirtschaftung endete, vor.<br />
In insgesamt 2527 (38,1%) von 6627 Gartenphasen wurden Pflanzenschutzmittel<br />
ausgebracht. Für 3654 Gartenphasen (55,1%) wurde eine Anwendung von Pestiziden<br />
verneint, für 430 Gartenphasen wurde eine Anwendung von Bioziden nicht erinnert<br />
(“weiß nicht”, 6,5%), für 16 Phasen liegt “keine Angabe” vor (0,2%). Insgesamt<br />
vier von 2527 Phasen wurden von weiteren Analysen ausgeschlossen, da hier aus<br />
den Klartextangaben zum Namen des angewendeten Mittels hervorging, daß es sich<br />
nicht um eine biozidwirksame Substanz handelte. Es verbleiben 2523 Gartenphasen<br />
für die Quantifizierung der Exposition.<br />
Tab. 3-10 Häufigkeit der Biozidanwendungen in den Gartenphasen mit PSM-<br />
Einsatz (N=2523)<br />
Häufigkeit der<br />
Anwendungen<br />
Anzahl der<br />
Gartenphasen<br />
Anteil in Prozent<br />
niemals 4 0,2<br />
seltener als einmal im Jahr 652 25,8<br />
einmal im Jahr 891 35,4<br />
mehrmals im Jahr 823 32,6<br />
einmal im Monat 31 1,2<br />
2 bis 3mal im Monat 11 0,4<br />
einmal in der Woche 4 0,2<br />
mehrmals in der Woche 1
16 Gartenphasen (0,6%) eine Gewichtung von 30 Anwendungen pro Jahr zugeordnet.<br />
Im Interview wurde weiterhin erfragt, wie oft der Proband das Mittel selber angewendet<br />
hatte, wenn Pflanzenschutzmittel in einer Gartenphase zum Einsatz kamen. Für<br />
die 105 Phasen, für die bei der Frage nach der Häufigkeit mit “weiß nicht“ oder “keine<br />
Angabe” eingetragen wurde, wurde diese Folgefrage im Interview nicht erhoben.<br />
Auch für 4 Phasen, für die eine Häufigkeit von “niemals” angegeben wurde, wurden<br />
keine Fragen zur Selbstanwendung und dem Umgang mit dem Mittel gestellt. Für<br />
insgesamt 2414 Gartenphasen wurde eine Anwendungshäufigkeit von “seltener als<br />
einmal im Jahr” bis zu “mehrmals in der Woche” im Interview berichtet. Diese 2414<br />
Gartenphase sind insgesamt 2089 (46,7 % von 4471) Probanden zuzuordnen.<br />
Tab. 3-11 Selbstanwendung des Mittels<br />
Häufigkeit der Selbstanwendung<br />
Anzahl der Gartenphasen Anteil in %<br />
immer 998 41,3<br />
meistens, überwiegend 201 8,3<br />
gelegentlich 296 12,3<br />
positiv berichtete<br />
Selbstanwendung<br />
1495 61,9<br />
Nie 914 37,9<br />
weiß nicht 4 0,2<br />
Keine Angabe 1
Tab. 3-12 Form, in der das Mittel angewendet wurde (Mehrfachantwort möglich,<br />
Basis N=1495 Gartenphasen)<br />
Art der Anwendung Anzahl Gartenphasen pro<br />
Art bei Selbstanwendung<br />
durch Probanden<br />
Anteil in % pro Art (von<br />
allen 1962 Angaben)<br />
Versprühen/vernebeln 1167 59,5<br />
Verstreichen 5 0,3<br />
Ausstreuen/auslegen 524 26,7<br />
andere Anwendungsform 266 13,6<br />
Summe 1962 100,0<br />
In einem interaktivem Editing-Schritt wurden die Klartextangaben zu “andere Anwendungsform”<br />
überprüft und sofern möglich nachträglich einer der vorgegebenen Kategorien<br />
zugeordnet. In die Berechnung der Scores gehen die entsprechenden Gewichtungsfaktoren<br />
für die jeweilige Anwendungsform ein (siehe Kap. 2.7.6).<br />
Modifizierende Faktoren bei der Selbstanwendung stellen die Schutzmaßnahmen<br />
dar. Daher wurde im Interview erfaßt, wie oft die Probanden bei Selbstanwendung<br />
von Bioziden im Garten Schutzmaßnahmen ergriffen haben und welche Maßnahmen<br />
ggf. zum Schutz angewendet wurden.<br />
Tab. 3-13 Häufigkeit der Anwendung von Schutzmaßnahmen bei persönlicher Anwendung<br />
des Mittels (N=1495 Phasen mit Selbstanwendung durch Probanden)<br />
Häufigkeit von<br />
Schutzmaßnahmen<br />
Anzahl von Gartenphasen, in<br />
denen der Proband selbst Biozide<br />
angewendet hat<br />
Anteil in Prozent<br />
immer 345 23,1<br />
meistens 118 7,9<br />
gelegentlich 128 8,6<br />
positiv berichtete<br />
Schutzmaßnahmen<br />
591 39,6<br />
nie 893 59,7<br />
weiß nicht 10 0,7<br />
keine Angabe 1 0,1<br />
Summe 1495 100,0<br />
In insgesamt 591 Gartenphasen wurde “immer”, “meistens” oder “gelegentlich” mindestens<br />
eine Schutzmaßnahme bei der Selbstanwendung von Pestiziden angewen-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 144 von 347
det. Einen weiteren modifizierenden Faktor stellt die Art der Schutzmaßnahme dar.<br />
Hier konnten mehrere Schutzmaßnahmen gleichzeitig angegeben werden (Mehrfachantwort<br />
möglich).<br />
Tab. 3-14 Art der durchgeführten Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung des<br />
Mittels (Mehrfachantwort möglich, Basis 591 Phasen mit mindestens gelegentlicher<br />
Anwendung von Schutzmaßnahmen)<br />
Art der Schutzmaßnahme Anzahl Phasen, in denen genannte<br />
Art der Schutzmaßnahme<br />
ergriffen wurde<br />
Anteil in Prozent<br />
(von allen 872<br />
Angaben)<br />
Handschuhe 538 61,7<br />
Schutzbrille 65 7,5<br />
Staubschutzmaske 141 16,2<br />
Gasmaske / Atemschutzgerät<br />
5 0,6<br />
Schutzanzug 67 7,7<br />
andere Schutzmaßnahme 56 6,4<br />
Summe 872 100,0<br />
Weiterhin wurde für alle Gartenphasen, in denen Pflanzenschutzmittel angewendet<br />
wurden, erfragt, ob der Proband persönlich mit einem der Mittel in Berührung gekommen<br />
war, die in dieser Gartenphase zum Einsatz gekommen waren. Wurde von<br />
den Probanden für eine Gartenphase ein persönlicher Kontakt mit dem Mittel positiv<br />
angegeben, so wurde in der Folgefrage erhoben, ob sie z.B. Sprühnebel eingeatmet<br />
hatten oder etwa die Haut benetzt wurde. Insgesamt wurde für 985 Gartenphasen<br />
mindestens 1 Kontakt mit dem Mittel (immer, meistens, gelegentlich) positiv berichtet.<br />
Tab. 3-15 Häufigkeit des persönlichen Kontaktes mit dem Biozid<br />
Häufigkeit des Kontaktes Anzahl der Gartenphasen Anteil in Prozent<br />
immer 170 7,0<br />
meistens 102 4,2<br />
gelegentlich 713 29,5<br />
positiv berichtete Kontakte 985 40,8<br />
nie 1346 55,7<br />
weiß nicht 80 3,3<br />
keine Angabe 3 0,2<br />
Summe 2414 100,0<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 145 von 347
Tab. 3-16 Art des Kontakts mit dem Biozid (Mehrfachantwort möglich, Basis 985<br />
Gartenphasen mit positiver Angabe zu Kontakt)<br />
Art des Kontakts Anzahl Gartenphasen, in denen<br />
Probanden auf diese Art<br />
mit dem Mittel in Kontakt gekommen<br />
ist<br />
Anteil in Prozent (von<br />
allen 1540 Angaben)<br />
Flecken auf der Kleidung 222 14,4<br />
Hände benetzt 573 37,2<br />
Sprühnebel eingeatmet 559 36,3<br />
Andere Art von Kontakt 186 12,1<br />
Summe 1540 100,0<br />
Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, stand anschließend ein<br />
Klartextfeld zur Verfügung, in dem die Art des Kontaktes erläutert werden konnte.<br />
Diese Klartexte wurden im SAS-Programm editiert und soweit möglich, den a priori<br />
vorgegebenen Kategorien zu “Flecken auf der Kleidung”, “Hände benetzt” und<br />
“Sprühnebel eingeatmet” zugeordnet. Von 186 Klartextnennungen können insgesamt<br />
172 (92,5%) einer der drei genannten Kategorien zugeordnet werden.<br />
Der Art des persönlichen Kontaktes definiert den jeweiligen multiplikativen Score für<br />
die akute Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im Garten. Die Scores für<br />
akute Exposition werden für die Kategorien “Flecken auf der Kleidung”, Hände/Haut<br />
benetzt” und “Inhalation/Sprühnebel eingeatmet” berechnet.<br />
Für einige Probanden lagen daher zunächst kumulative Scores für drei verschiedene<br />
Expositionskategorien vor. Analog zum Vorgehen bei den Insektiziden und Holzschutzmittel<br />
wurde auch hier die Exposition durch “Haut benetzt” als Synonym für<br />
“Flecken auf der Kleidung” gesehen. Daher wurden auch für den Bereich “Pestizide<br />
im Garten” ausschließlich die beiden Scores zu “Haut benetzt” und “Sprühnebel /<br />
Substanz eingeatmet” in die weitere Quantifizierung einbezogen.<br />
3.4 Überprüfung von Assoziationen zwischen den Scores für Innenraumbiozide,<br />
Holzschutzmittel und Pestizide im Garten zur Bildung von Modellvariablen<br />
3.4.1 Rangkorrelationen zur Überprüfung von Assoziationen zwischen den<br />
Scores zur Darstellung der akuten Exposition<br />
Zur Darstellung der akuten Exposition wurde sowohl bei den Insektiziden als auch<br />
bei den Holzschutzmitteln und den Gartenpestiziden jeweils ein Score für die Inhalation<br />
(Sprühnebel/Substanz eingeatmet) und für die Exposition durch benetzte Hautpartien<br />
(Hände/Haut benetzt) berechnet. Auf der Basis der lebenslang, kumulierten<br />
Expositionsscores wurden Korrelationsanalysen durchgeführt. Die folgenden Tabellen<br />
stellen die Ergebnisse dieser Analyse getrennt für Männer und Frauen dar. Die<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 146 von 347
Basis für diese Korrelationen bilden die Kontrollprobanden des jeweiligen Geschlechts<br />
unter der Annahme der Ho-Hypothese, daß diese also stärker als die Fälle<br />
die Verhältnisse in der Allgemeinbevölkerung abbilden.<br />
Innerhalb einer spezifischen Art von Pestiziden (Insektizide, Holzschutzmittel, Gartenpestizide)<br />
zeigt sich in dieser Analyse für beide Geschlechter hohe Korrelationseffizienten<br />
zwischen den beiden Scores der unterschiedlichen Expositionsarten (Inhalation,<br />
Haut benetzt).<br />
Auf der Basis dieser Korrelationskoeffizienten wird für das finale Modell eine Addition<br />
der beiden Scores für Inhalation und Haut benetzt zu einem Gesamtscore akute Exposition<br />
vorgenommen. Auf diese Weise wird berücksichtigt, daß es sich um zwei<br />
unabhängige Expositionsarten handelt, deren Expositionsscores jedoch aufgrund der<br />
weiteren Parameter im Score eine hohe Korrelation aufweisen, die zu Problemen bei<br />
der Schätzung separater Riskoschätzer im Modell führen kann.<br />
Tab. 3-17 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
Exposition jeweils für Art des angewendeten Pestizids (restringiert auf<br />
Kontrollen (N=1904), Männer)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Inhalation)<br />
A<br />
B<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Haut ben.)<br />
A B C<br />
0,6764<br />
< 0,0001<br />
0,5883<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
C<br />
0,6135<br />
< 0,0001<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 147 von 347
Tab. 3-18 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
Exposition jeweils für Art des angewendeten Pestizids (restringiert auf<br />
Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Inhalation)<br />
A<br />
B<br />
C<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Haut ben.)<br />
A B C<br />
0,6643<br />
< 0,0001<br />
0,7410<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
0,6421<br />
< 0,0001<br />
3.4.2 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen dem Gesamtscore für die<br />
akute Exposition und dem Score für die chronische Exposition<br />
Eine chronische Exposition resultiert immer dann, wenn zuvor eine aktive Pestizidanwendung<br />
stattgefunden hat. Die Expositionsscores für die Modi akut und chronisch<br />
sind somit strukturell aufeinander bezogen.<br />
Beide Expositionsscores (akut / chronisch) beziehen die Eingangsvariablen, „Häufigkeit<br />
der Anwendung“, „behandelte Räume“ (und Flächen bei Holzschutzmitteln) und<br />
Art der Anwendung (versprühen, verstreichen etc.), ein. In den Score für die akute<br />
Exposition sind jedoch auch die Selbstanwendung und die modifizierenden Faktoren<br />
„Art des persönlichen Kontakts“ bzw. „Schutzmaßnahmen“ einbezogen worden, so<br />
daß dieser Score die resultierende kurzzeitige Exposition während der Anwendung<br />
(einschließlich Dekontaminationsmaßnahmen bei Insektiziden) zeigt. In den Score<br />
für die chronische Exposition ist außerdem eine Aufenthaltszeit-Gewichtung (Anwesenheit<br />
in der Wohnung) eingeflossen, um die Dauer der niedrigschwelligen Exposition<br />
durch die Kontamination der Räume in diesem Score widerzuspiegeln.<br />
In einer weiteren Analyse wurde die Assoziation des Gesamtscores für die akute Exposition<br />
(Summe der beiden Expositionsscores für „Inhalation“ und „Haut benetzt“)<br />
mit dem aufenthaltsgewichteten Score für die chronische Exposition untersucht.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 148 von 347
Tab. 3-19 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der Gesamtscores<br />
akute Exposition (Inhalation + Haut benetzt) gegenüber Score zu<br />
chronischer Exposition (restringiert auf Kontrollen)<br />
Männer (N=1904)<br />
Gesamtscore akute Exposition,<br />
Insektizide<br />
Gesamtscore akute Exposition,<br />
Holzschutzmittel<br />
Frauen (N=1137)<br />
Gesamtscore akute Exposition,<br />
Insektizide<br />
Gesamtscore akute Exposition,<br />
Holzschutzmittel<br />
A<br />
B<br />
C<br />
E<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Insektizide<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Holzschutzmittel<br />
A B<br />
0,7455<br />
< 0,0001<br />
0,7662<br />
< 0,0001<br />
0,6581<br />
< 0,0001<br />
0,7319<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
Dieses Ergebnis zeigt, daß aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zwischen den beiden<br />
Expositionsscores (akut / chronisch) ein große statistische Assoziation besteht.<br />
Dies zeigt auch die folgende, graphische Darstellung der Korrelation zwischen akuter<br />
und chronischer Exposition.<br />
Weiterhin ist eine große Anzahl Probanden gegenüber Insektiziden weder akut noch<br />
chronisch exponiert (Insektizidscore akut ln(Score+1)=0, Insektizidscore chronisch<br />
ln(Score+1)=0, großer Kreis). Weiterhin sind Probanden sofern sie keinen persönlichen<br />
Kontakt mit dem Mittel hatten, ausschließlich chronisch exponiert. In der graphischen<br />
Darstellung für die lebenslange Exposition gegenüber Insektizidanwendungen<br />
wird auch deutlich, dass nicht allen Probanden, die eine chronische Exposition<br />
erfahren haben, auch eine akute Exposition zuzuordnen ist (Insektizidscore akut<br />
ln(Score+1)=0, Insektizidscore chronisch ln(Score+1)>0). Dies ist darauf zurückzuführen,<br />
dass nicht alle Probanden, in deren Wohnungen Insektizide angewendet<br />
wurden, auch persönlich mit dem Mittel in Kontakt gekommen sind. Der Radius der<br />
Kreissymbole ist proportional zur Anzahl Probanden mit identischen Kombinationen<br />
aus akuter und chronischer Exposition.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 149 von 347
Beispiel Insektizide:<br />
Abb. 3-1 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beispiel Insektizide,<br />
getrennt für Männer und Frauen (Radius proportional zur Anzahl<br />
identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Männer; beide Variablen als ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Frauen, ln(Score+1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 150 von 347<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Abb. 3-2 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beipspiel<br />
Insektizide, für Männer getrennt nach Probandenstatus (Radius<br />
proportional zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Männer, Fälle direkt ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Männer, Kontr. direkt ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Männer, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Männer, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />
0 5<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
10
Abb. 3-3 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beipspiel Insektizide,<br />
für Frauen getrennt nach Probandenstatus (Radius proportional<br />
zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Frauen, Fälle direkt ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Frauen, Kontr. direkt ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Frauen, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 151 von 347<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 5<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />
Frauen, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />
0 5<br />
Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Beispiel: Holzschutzmittel<br />
Die Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition bei Holzschutzmitteln ist<br />
wie bei den Insektiziden aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit innerhalb des multiplikativen<br />
Scores hoch.<br />
Abb. 3-4 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln, getrennt nach Männern und Frauen (Radius proportional<br />
zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Männer<br />
0 5 10 15<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Frauen, ln(Score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10
Abb. 3-5 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln, für Männer getrennt nach Fall-Status (Radius proportional<br />
zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Männer, Fälle direkt ln(score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Männer, Kontr. direkt ln(score+1)<br />
0 5 10 15<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Männer, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 152 von 347<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
5<br />
0<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Männer, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)
Abb. 3-6 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln, für Frauen getrennt nach Fall-Status (Radius proportional<br />
zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Frauen, Fälle direkt ln(score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Frauen, Kontr. direkt ln(score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Frauen, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 153 von 347<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
HSM akut, ln(Score+1)<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score HSM akut vs. chron.<br />
Frauen, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Um die verschiedenen Expositionsmodi (akut und chronisch) jeweils für die Insektizid-<br />
und Holzschutzmittelanwendungen auch in der Risikoschätzung zu berücksichtigen,<br />
wurden zwei separate finale Modelle für die Risikoschätzung angepaßt.<br />
3.4.3 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen den Scores für Insektizide,<br />
Holzschutzmittel und Gartenpestizide<br />
Um zu überprüfen, ob die in der NLL entwickelten Scores für die beiden Expositionsarten<br />
in Innenräumen (Insektizide und Holzschutzmittel) als unabhängig voneinander<br />
anzusehen sind, wurden Berechnungen von Rangkorrelationskoeffizienten jeweils<br />
getrennt für Männer und Frauen durchgeführt. Die Berechnungen wurden anhand<br />
der kumulativen, für jeden Probanden getrennt nach Kontaktart lebenslang aufaddierten<br />
Expositionsscores durchgeführt. Die Basis für diese Überprüfung bilden wiederum<br />
die Kontrollprobanden unter der Annahme, daß diese stärker als die Fälle die<br />
Verhältnisse in der Allgemeinbevölkerung abbilden. Die nachfolgenden Tabellen zeigen<br />
die Ergebnisse der Korrelationsanalyse zwischen den kumulativen Expositionsscores<br />
zu Insektiziden und Holzschutzmitteln nach Expositionsart („Substanz eingeatmet“<br />
= Inhalation, „Hände, Haut benetzt“ = Haut benetzt, Summe aus Inhalation<br />
und Haut benetzt = akute Exposition gesamt, chronisch niederschwellige Exposition).<br />
Für alle Expositionsbereiche zeigen sich sowohl bei den Männern als auch bei den<br />
Frauen durchweg numerisch niedrige Korrelationen zwischen der Exposition durch
Insektizide und Holzschutzmittel. Die Expositionsscores für Insektizide und Holzschutzmittel<br />
wurden daher als sparate Variablen in die finalen Modelle aufgenommem.<br />
Tab. 3-20 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
und chronischen Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />
(restringiert auf Kontrollen (N=1904), Männer)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition<br />
Insektizide (gesamt)<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Insektizide<br />
A<br />
B<br />
C<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (gesamt)<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Holzschutz<br />
A B C D<br />
0,2538<br />
< 0,0001<br />
0,2488<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
D<br />
0,2685<br />
< 0,0001<br />
0,2271<br />
< 0,0001<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 154 von 347
Tab. 3-21 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
und chronischen Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />
(restringiert auf Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition<br />
Insektizide (gesamt)<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Insektizide<br />
A<br />
B<br />
C<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (gesamt)<br />
kumulative chronische Exposition,<br />
Holzschutz<br />
A B C D<br />
0,2243<br />
< 0,0001<br />
0,2934<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
D<br />
0,2491<br />
< 0,0001<br />
0,2177<br />
< 0,0001<br />
In einem weiteren Test wurde die Korrelation zwischen den Variablen der akuten Exposition<br />
(gesamt) gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden<br />
überprüft. Die Ergebnisse der Analysen für Frauen und Männer zeigen, daß die Scores<br />
für diese drei verschiedenen Expostionen als unabhängig voneinander anzusehen<br />
sind und daher getrennt in das finale Modell übernommen werden können.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 155 von 347
Tab. 3-22 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden<br />
(restringiert auf Kontrollen (N=1904), Männer)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition<br />
Insektizide (gesamt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (gesamt)<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Haut ben.)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (gesamt)<br />
A B C<br />
0,1551<br />
< 0,0001<br />
0,2128<br />
< 0,0001<br />
0,1092<br />
< 0,0001<br />
0,2439<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
F<br />
0,1530<br />
< 0,0001<br />
0,2746<br />
< 0,0001<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 156 von 347
Tab. 3-23 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />
Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestizide<br />
(restringiert auf Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Insektizide (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition<br />
Insektizide (gesamt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (Haut benetzt)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Holzschutz (gesamt)<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Inhalation)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (Haut ben.)<br />
kumulative akute Exposition,<br />
Gartenpestizide (gesamt)<br />
A B C<br />
0,1517<br />
< 0,0001<br />
0,1488<br />
< 0,0001<br />
0,1039<br />
< 0,0001<br />
0,1635<br />
< 0,0001<br />
kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />
F<br />
0,1756<br />
< 0,0001<br />
0,2077<br />
< 0,0001<br />
Im Folgenden ist die Überprüfung der Unabhängigkeit der Variablen für die Anwendung<br />
von Innenrauminsektiziden und Holzschutzmitteln graphisch dargestellt. In den<br />
Graphiken wird deutlich, dass ein <strong>Teil</strong> der Probanden sowohl Insektizide als auch<br />
Holzschutzmittel angewendet hat, dass jedoch auch Probanden in der Studie sind,<br />
die nur Insektizide oder ausschließlich Holzschutzmittel angewendet haben, so dass<br />
beide Expositionsarten gegenüber diesen Substanzgruppen in die Auswertungen<br />
einbezogen wurden. Der Radius der Kreissymbole ist proportional zur Anzahl Probanden<br />
mit identischen Kombinationen aus Insektizid- und Holzschutzmittel-Score.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 157 von 347
Abb. 3-7 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />
getrennt für Männer und Frauen (Radius proportional zur Anzahl identischer<br />
Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Männer; beide Variablen als ln(score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Frauen, ln(Score+1)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 158 von 347<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Abb. 3-8 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />
für Männer getrennt nach Fallstatus (Radius proportional zur Anzahl<br />
identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Männer, Fälle direkt<br />
0 5<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Männer, Kontr. direkt<br />
0 5<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Männer, Fälle Ang. Int.<br />
0 5<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
10<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Männer, Kontr. Ang. Int.<br />
0 2 4 6<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)
Abb. 3-9 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />
für Frauen getrennt nach Fallstatus (Radius proportional zur Anzahl<br />
identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Frauen, Fälle direkt<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Frauen, Kontr. direkt<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Frauen, Fälle Ang. Int.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 159 von 347<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 2 4 6 8<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />
Frauen, Kontr. Ang. Int.<br />
0 1 2 3<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Auch die Darstellungen der Korrelationen zwischen dem Expositionsscore für die<br />
chronische Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln zeigt, dass beide<br />
Scores für die kumulative Exposition in diesem Bereich in das Modell einbezogen<br />
werden müssen, da keine der Expositionsarten vollständig durch die andere erklärt<br />
werden kann.<br />
Abb. 3-10 Korrelation der chronischen Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />
getrennt für Männer und Frauen(Radius proportional zur<br />
Anzahl identischer Datenpunkte)<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (chron.)<br />
Männer<br />
0 5 10 15<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Exp.score Insektizide vs. HSM (chron.)<br />
Frauen, ln(Score+1)<br />
0 5<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
10
3.4.4 Definition der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizidanwendungen<br />
im Garten<br />
Aufgrund der Beobachtungen der Korrelationen zwischen den Expositionsscores für<br />
Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizidanwendungen im Garten wurde festgelegt,<br />
sowohl die Expositionsscores für die akute, kumulative Exposition gegenüber Anwendungen<br />
von Insektiziden und Holzschutzmitteln im Privathaushalt sowie gegenüber<br />
Anwendungen von Pestiziden im Garten als jeweils separate Variablen in das<br />
finale Modell der logistischen Regression einzubeziehen.<br />
Für die chronische, kumulative Exposition wurden jeweils separate Variablen aus<br />
den Bereichen Insektizide und Holzschutzmitteln in die Modellbildung einbezogen.<br />
Eine chronische Belastung durch Pestizidanwenungen im Garten wurde als vernachlässigbar<br />
angesehen.<br />
3.5 Verteilungen der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und<br />
Pestizide im Garten<br />
3.5.1 Verteilung der akuten, lebenslang akkumulierten Exposition<br />
Nach den Überprüfungen anhand der Korrelationskoeffizienten wurden die Expositionsscores<br />
für “Sprühnebel / Substanz eingeatmet” und “Haut benetzt” zu einem<br />
Gesamtscore für akute, lebenslang akkumulierte Exposition (Modellvariable) addiert,<br />
jeweils separat für die Bereiche Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizide im Garten.<br />
3.5.1.1 Insektizide<br />
Die Verteilung der Exponierten, definiert durch einen positiven Score für akute Exposition<br />
gegenüber Insektiziden, nach Männern und Frauen getrennt zeigt die folgende<br />
Graphik.<br />
Abb. 3-11 Verteilung der Exponierten, Score für akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />
insgesamt<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Männer (nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Frauen (nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 160 von 347<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)
Abb. 3-12 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />
gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 161 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)
Abb. 3-13 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />
gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
3.5.1.2 Holzschutzmittel (HSM)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 162 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide akut<br />
Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />
Abb. 3-14 Verteilung der Exponierten, Score für akute Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />
insgesamt<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Männer (nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Frauen (nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)
Abb. 3-15 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 163 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Abb. 3-16 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />
Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score akut, ln(Score+1)
3.5.1.3 Pestizide im Garten<br />
Abb. 3-17 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, getrennt nach<br />
Männern und Frauen<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Männer (nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Frauen (nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 164 von 347<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Abb. 3-18 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, Männer, getrennt<br />
nach Fall-Status und separat für direkt-interviewte und Angehörigen-<br />
Interviews<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)
Abb. 3-19 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, Männer, getrennt<br />
nach Fall-Status und separat für direkt-interviewte und Angehörigen-<br />
Interviews<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 165 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />
Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
Garten-Score akut, ln(Score+1)
3.5.2 Verteilung der chronischen, lebenslang akkumulierten Exposition<br />
3.5.2.1 Insektizide<br />
Abb. 3-20 Verteilung der Exponierten, Score für chronische Exposition gegenüber<br />
Insektiziden insgesamt<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Männer (nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Frauen (nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 166 von 347<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)
Abb. 3-21 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />
gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 167 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Abb. 3-22 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />
gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
.15<br />
.1<br />
.05<br />
0<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Insektizide chron.<br />
Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 5 10 15<br />
Insektizidscore chron., ln(Score+1)
3.5.2.2 Holzschutzmittel<br />
Abb. 3-23 Verteilung der Exponierten, Score für chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln insgesamt<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Männer (nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Frauen (nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 168 von 347<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
In Abb. 3-23 sind lediglich die Probanden enthalten, deren lebenslange chronische<br />
Exposition gegenüber Holzschutzmitteln größer als 0 war. Die ausgeprägte Besetzung<br />
der niedrigsten Kategorie resultiert daraus, dass etwa 15% der Exponierten<br />
(entspricht etwa 12% aller Probanden) eine sehr geringe lebenslange Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln angegeben haben. Dies geht auf Klartextnennungen zurück,<br />
in denen die Probanden als Ergänzung zur Kategorie “seltener als einmal im<br />
Jahr” eine fixe Anzahl Anwendungen pro gesamte Wohnphase angegeben haben.<br />
I.d.R. war dies "einmal bei Einzug u.ä.". Insgesamt 469 Probanden hatten lebenslang<br />
ausschließlich solche Klartexteinträge, 316 davon nur für eine einzige Wohnphase.<br />
Probanden mit sehr niedriger Exposition treten in allen Probandengruppen auf (Abb.<br />
3-24).
Abb. 3-24 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 169 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)
Abb. 3-25 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />
direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />
gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 170 von 347<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
.15<br />
.125<br />
.1<br />
.075<br />
.05<br />
.025<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />
Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />
Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />
0 2 4 6 8 10<br />
HSM-Score chron., ln(Score+1)
3.6 Behandlungen gegen Tierparasiten (äußerlich): Ergebnisse der deskriptiven<br />
Analyse<br />
Von 4471 Probanden insgesamt haben 3624 (81,1%) jemals mit mindestens einem<br />
Tier in einer Wohnung zusammengelebt. 843 (18,9%) Probanden berichteten, niemals<br />
mit einem Tier zusammengelebt zu haben. Für 4 (0,1%) Probanden liegt hier<br />
die Angabe “weiß nicht” vor.<br />
Von den 3624 Probanden, die jemals mit einem Haustier zusammengelebt haben,<br />
haben 1741 (48,1 %) jemals eine Behandlung gegen Parasiten durchgeführt. 1728<br />
(47,7%) von 3624 Probanden mit Tierhaltung berichteten im Interview, ihre Tiere<br />
niemals gegen Flöhe oder andere Parasiten behandelt zu haben. 154 (4,3%) von<br />
3624 Probanden gaben “weiß nicht” an. Für einen Probanden, der Tierhaltung positiv<br />
berichtet hatte, wurde ein missing in dieser Variable ermittelt.<br />
Der Expositionsscore für Tierparasitenbehandlungen wurde für 1741 Probanden berechnet.<br />
Für 155 Probanden, die in der Eingangsfrage zu Tierbehandlungen mit<br />
“weiß nicht” geantwortet hatten und für einen Probanden, für den hier ein Missing<br />
vorlag, wurden Werte zur Bildung des Index aus Anzahl der Behandlungen und Art<br />
der Behandlung imputiert. Anhand dieser imputierten Werte wurde dann der Expositionsscore<br />
berechnet, so daß insgesamt 1896 (42,4%) von 4471 Probanden als exponiert<br />
gegenüber Tierparasitenbehandlungen in die finalen Modelle einbezogen<br />
werden. Die Verteilung nach Fallstatus für Männer und Frauen getrennt zeigen die<br />
folgenden Tabellen (Tab. 3-24, Tab. 3-25):<br />
Tab. 3-24 Expositionsscore Tierparasitenbehandlung nach Fallstatus (Männer)<br />
Expositionsscore<br />
Fälle Kontrollen Summe<br />
direkt Ang. direkt Ang.<br />
N in % N in % N in % N in%<br />
nicht exp. 275 58,9 233 57,5 1008 57,3 78 53,8 1594<br />
Score < 1,0 118 25,3 87 21,5 468 26,6 51 35,2 724<br />
Score 1,0 - 2,0 14 3,0 15 3,7 51 2,9 6 4,1 86<br />
Alle 467 100,0 405 100,0 1759 100,0 145 100,0 2776<br />
N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />
Angehörige interviewt wurden, nicht exp. = nicht gegenüber Behandlungen gegen Tierparasiten exponiert<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 171 von 347
Tab. 3-25 Expositionsscore Tierparasitenbehandlung nach Fallstatus (Frauen)<br />
Expositionsvariable<br />
Fälle Kontrollen Summe<br />
direkt Ang. direkt Ang.<br />
N in % N in % N in % N in%<br />
nicht exp. 190 62,1 150 59,5 598 56,4 43 56,6 981<br />
Score < 1,0 68 22,2 48 19,0 293 27,6 20 26,3 429<br />
Score 1,0 - 2,0 11 3,6 5 2,0 33 3,1 2 2,6 51<br />
Alle 306 100,0 252 100,0 1061 100,0 76 100,0 1695<br />
N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />
Angehörige interviewt wurden, nicht exp. = nicht gegenüber Behandlungen gegen Tierparasiten exponiert<br />
3.7 Kopflausbehandlungen – Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />
Von 4471 Probanden gaben insgesamt 1414 (31,6%) an, daß jemals ein Mitglied<br />
ihres Haushaltes wegen Köpfläusen behandelt werden mußte. 2905 (65%) Probanden<br />
verneinten, daß Kopflausbehandlungen in ihrem Haushalt durchgeführt wurden.<br />
149 (3,3%) Probanden beantworteten die Eingangsfrage mit “weiß nicht” und 3<br />
(0,1%) Probanden machten dazu “keine Angaben”.<br />
Von 1414 Probanden, in deren Haushalt eine Kopflausbehandlung durchgeführt wurde,<br />
gaben 922 (65,2%) an, selbst behandelt worden zu sein. Nur Probanden, die<br />
selbst behandelt wurden, wurden als exponiert eingestuft. Aufgrund der Angaben in<br />
den Klartexten zur Art der Behandlung wurden von 922 insgesamt 32 Probanden der<br />
Kategorie “toxikologisch im Sinne der Hypothese irrelevant” zugeordnet. Es verbleiben<br />
somit 890 Probanden die mit dem Wert “1” als exponiert kategorisiert wurden.<br />
Für 152 Probanden für die in der Eingangsfrage keine informativen Angaben erhoben<br />
werden konnten, wurde ein numerischer Wert für die Expostionswahrscheinlichkeit<br />
nach dem Mittelwert aller Kontrollen mit informativen Angaben imputiert (0,22).<br />
Die Verteilung nach Fallstatus stellt sich für Männer und Frauen wie folgt dar:<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 172 von 347
Tab. 3-26 Behandlung gegen Kopfläuse nach Fallstatus (Männer)<br />
Expositionsvariable<br />
Fälle Kontrollen Summe<br />
direkt Ang. direkt Ang.<br />
N in % N in % N in % N in%<br />
nicht exp. 392 83,9 319 78,8 1444 82,1 113 77,9 2268<br />
exp (0,22) 9 1,9 51 12,6 33 1,9 8 5,5 101<br />
exp. (1,0) 66 14,1 35 8,6 282 16,0 24 16,6 407<br />
Alle 467 100,0 405 100,0 1759 100,0 145 100,0 2776<br />
N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />
Angehörige interviewt wurden, exp. = exponiert gegenüber Kopflausbehandlungen<br />
Tab. 3-27 Behandlung gegen Kopfläuse nach Fallstatus (Frauen)<br />
Expositionsvariable<br />
Fälle Kontrollen Summe<br />
direkt Ang. direkt Ang.<br />
N in % N in % N in % N in%<br />
nicht exp. 207 67,6 181 71,8 720 67,9 53 69,7 1161<br />
exp (0,22) 3 1,0 37 14,7 9 0,8 2 2,6 51<br />
exp. (1,0) 96 31,4 34 13,5 332 31,3 21 27,6 483<br />
Alle 306 100,0 252 100,0 1061 100,0 76 100,0 1695<br />
N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />
Angehörige interviewt wurden, exp. = exponiert gegenüber Kopflausbehandlungen<br />
3.8 Deskriptive Ergebnisse für die Exposition durch Emittenten in der Umwelt<br />
3.8.1 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Baumschulen<br />
Für insgesamt 1912 (42,7%) von 4471 Probanden wurde ein aufenthaltszeitgewichteter<br />
Abstandsscore zu Baumschulen größer “0” berechnet (Exponierte). Bei den Fällen<br />
sind insgesamt 624 (43,6%) von 1430 Probanden auf der Basis des Abstandsscores<br />
als exponiert eingestuft worden. Bei den Kontrollen waren 1288 (42,4%) von<br />
3041 Kontroll-Probanden den Exponierten zuzuordnen.<br />
Im Folgenden werden die Verteilungen für die aufenthaltszeitgewichtete, lebenslange<br />
kumulative Exposition der Probanden gegenüber Pestiziden aus Baumschulen in<br />
höchstens 100m Entfernung graphisch dargestellt. Zur besseren Übersichtlichkeit<br />
sind hierbei sowohl die Nicht-Exponierten als auch die besonders hoch Exponierten<br />
ausgeschlossen worden (Darstellung der unterhalb des 95%-Quantils der Verteilung<br />
bei den Kontrollen).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 173 von 347
Abb. 3-26 Verteilung der Exposition anhand Abstandsscore zu Baumschulen, alle<br />
Probanden, getrennt nach Männern und Frauen<br />
Anteil<br />
.6<br />
.4<br />
.2<br />
0<br />
Expositionsscore Baumschulen<br />
Männer (nur Exp., nur Werte
Abb. 3-28 Verteilung der Exposition anhand Abstandsscore zu Baumschulen, nur<br />
Frauen, gerennt nach Fall-Status<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
.6<br />
.4<br />
.2<br />
0<br />
.6<br />
.4<br />
.2<br />
0<br />
Expositionsscore Baumschulen<br />
Frauen (Fälle, direkt interv, (nur Exp.,
Score gleich dem oder größer als der Median aller Kontrollen auf. Bei den Kontrollen<br />
wurden insgesamt 1647 (54,2%) Probanden der Referenzgruppe und 1394 (45,8%)<br />
Gruppe der Exponierten zugeordnet.<br />
3.9 Berufliche Exposition gegenüber Pestiziden<br />
In der Gruppe der Kinder unter 15 Jahren wurden in der NLL keine beruflichen Expositionen<br />
vor dem Jahr der Erstdiagnose der Fälle erhoben. In die Quantifizierung der<br />
beruflichen Exposition wurden daher ausschließlich Probanden =15 Jahre einbezogen<br />
(N=4187). Die berufliche Exposition wurde anhand der Job-Exposure-Matrix<br />
nach Pannett quantifiziert. Von 4187 Probanden =15 Jahre waren insgesamt 646<br />
(15,4%) beruflich gegenüber Pestiziden exponiert. Anhand der Pannett-Matrix wurden<br />
240 (18,0%) von 1333 Fällen (=15 Jahre) und 406 (14,2%) von 2854 Kontrollen<br />
(=15 Jahre) als beruflich exponiert kategorisiert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 176 von 347
4 Ergebnisse der multivariaten Risikoschätzungen<br />
4.1 Konstruktion der finalen Modelle<br />
Die Haupthypothese <strong>II</strong> der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) bezieht<br />
sich auf ein Risiko für eine oder mehrere der untersuchten Diagnosekategorien<br />
durch die Exposition gegenüber Pestiziden.<br />
Die Expositionsscores für die akute Exposition gegenüber Pestiziden sind definiert<br />
durch das Ziel und den Ort der Anwendung (Art des angewendeten Pestizids):<br />
- Insektizide in Innenräumen<br />
- Holzschutzmittel<br />
- Pestizide im Garten.<br />
Die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung als Folge von Anwendungen<br />
wird ausschließlich durch die Art des angewendeten Pestizids definiert:<br />
- Insektizide in Innenräumen und<br />
- Holzschutzmittel .<br />
Zur Beschreibung der akuten Exposition gegenüber Pestiziden stehen somit 3 verschiedene<br />
Expositionsscores zur Verfügung. Zur Beschreibung der chronischen Exposition<br />
zwei Scores.<br />
Um hier systematische Verzerrungen und Confounding zu erkennen und gegebenenfalls<br />
korrigieren zu können, wurde in der NLL die Exposition gegenüber Pestiziden<br />
aus allen hierfür relevanten Quellen einschließlich potentiell modifizierender Faktoren<br />
lebenslang berücksichtigt. Methodisch wurden probandenunabhängig erfaßte externe<br />
Daten mit interviewbasierten Variablen innerhalb von Expositionsscores zusammengeführt.<br />
Die Analysen erfolgten mittels konditionaler logistischer Regression und<br />
wurden mit dem Statistik-Programm SAS (SAS Institute, Cary, North Carolina, USA,<br />
Version 6.12) durchgeführt. In den Risikoschätzungen werden zwei verschiedene<br />
Expositionsmodi untersucht:<br />
a) akute Exposition: kurzzeitige Exposition während und nach Anwendungen von<br />
Pestiziden in Innenräumen<br />
b) chronische Exposition: dauerhaft niedrigschwellige Exposition nach Anwendungen<br />
durch die Kontamination der Wohnung<br />
In den finalen Modellen der akuten und chronischen Exposition werden die folgenden<br />
Variablen gleichzeitig betrachtet:<br />
a) Gesamtmodell akute Exposition:<br />
- Exposition durch Anwendungen von Insektiziden, operationalisiert als Summe<br />
aus<br />
Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 177 von 347
Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
- Exposition durch Anwendungen von Holzschutzmitteln, operationalisiert als<br />
Summe aus<br />
Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
- Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im Garten, operationalisiert als<br />
Summe aus<br />
Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />
unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />
- Exposition durch Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />
- Exposition durch Behandlungen gegen Kopfläuse<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in Baumschulen<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Einsätzen an Bahndämmen<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in der Landwirtschaft<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz.<br />
b) Gesamtmodell chronische Exposition:<br />
- Exposition durch Anwendungen von Insektiziden, operationalisiert als<br />
Expositionsscore für die Kontamination im Innenraum durch stattgehabte Anwendungen<br />
- Exposition durch Anwendungen von Holzschutzmitteln, operationalisiert als<br />
Expositionsscore für die Kontamination im Innenraum durch stattgehabte Anwendungen<br />
- Exposition durch Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />
- Exposition durch Behandlungen gegen Kopfläuse<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in Baumschulen<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Einsätzen an Bahndämmen<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in der Landwirtschaft<br />
- Exposition gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 178 von 347
Die Modelle für akute und chronische Exposition werden für alle Entitäten zusätzlich<br />
für Rauchen und soziale Schicht adjustiert.<br />
4.2 Kategorisierung der Expositionsvariablen im Modell<br />
4.2.1 Variablen für akute und chronische Exposition<br />
In allen Modellen für die akute Exposition wurde jeweils ein Expositionsscore für die<br />
lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und<br />
Gartenpestiziden in zwei Kategorien (unterhalb und oberhalb des Medians) der Exponierten<br />
kategorisiert, für die jeweils einzelne Parameterschätzungen erfolgten.<br />
Die Referenzkategorie sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals<br />
durch Anwendungen von Insektiziden, Holzschutzmitteln oder Pestiziden im Garten<br />
akut exponiert waren). Die numerischen Kategoriengrenzen sind für alle Entitäten<br />
identisch und entsprechen Verteilung der Gesamtheit aller exponierten Kontrollprobanden<br />
der Kategorie LEUK (Aggregationsebene <strong>II</strong>I, Zusammenfassung aller Probanden<br />
in der Studie) anhand der Mediangrenze.<br />
In allen Modellen für die chronische Exposition wurde jeweils ein Expositionsscore<br />
für die lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Insektiziden und ein Score für<br />
die Exposition gegenüber Holzschutzmitteln (unterhalb und oberhalb des Medians)<br />
der Exponierten kategorisiert, für die jeweils einzelne Parameterschätzungen erfolgten.<br />
Die Referenzkategorie sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals<br />
durch Anwendungen von Insektiziden oder Holzschutzmitteln durch die Kontamination<br />
der Innenräume exponiert waren). Die numerischen Kategoriengrenzen sind hier<br />
ebenfalls für alle Entitäten und beide Geschlechter identisch und entsprechen Verteilung<br />
der Gesamtheit aller exponierten Kontrollprobanden der Kategorie LEUK anhand<br />
der Mediangrenze.<br />
Eine Ausnahme stellen die Analysen für ALL bei unter 15jährigen dar. Für diese<br />
Gruppe konnte ein Modell für die akute Exposition nicht angepaßt werden. Bei den<br />
Jungen ist lediglich ein Fallproband gegenüber Insektiziden akut exponiert gewesen,<br />
bei den Mädchen sind es insgesamt drei Probanden. Für die Risikoschätzung der<br />
chronischen Exposition bei unter 15jährigen wurden eigene Kategoriengrenzen nach<br />
jemals / niemals exponiert gebildet, um eine ausreichende Besetzungszahl bei der<br />
Exposition gegenüber Insektiziden zu gewährleisten (jeweils 10 exponierte Fälle bei<br />
Jungen und Mädchen). Weiterhin wurde das Modell für die chronische Exposition bei<br />
Kindern ohne die Variable des Landwirtschaftsscores angepaßt, da hier für die Mädchen<br />
keine exponierten Fälle vorlagen.<br />
4.2.2 Expositionsvariablen, für die nicht nach akut und chronisch unterschieden<br />
wurde<br />
Die folgenden Expositionsvariablen wurden sowohl in die Modelle für die akute Exposition<br />
als auch in die Modelle für chronische Exposition einbezogen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 179 von 347
Die lebenslang akkumulierte Exposition durch Kopflausbehandlungen und die Exposition<br />
durch Behandlungen von Haustieren gegen Tierparasiten gingen als “jemals”<br />
vs. “niemals exponiert” kategorisiert (dichotome Variable) in das Gesamtmodell ein.<br />
Die lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizide aus Baumschulen wird wiederum<br />
in zwei Kategorien der Exponierten (unterhalb und oberhalb des Medians)<br />
kategorisiert. Für jede Kategorie wird ein eigenes OR geschätzt. Referenzkategorie<br />
sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals mindestens 1 Jahr während<br />
des Betriebszeitraumes der Baumschule im Abstand bis zu 1000m gewohnt<br />
oder gearbeitet haben). Die numerischen Kategoriengrenzen sind für alle Entitäten<br />
identisch und entsprechen der der Mediangrenze Verteilung der Gesamtheit aller<br />
exponierten Kontrollprobanden (Aggregationsebene <strong>II</strong>I, LEUK).<br />
Nach jemals / niemals exponiert (dichotome Variable) wurde die Exposition durch<br />
Einsatz von Pestiziden an Bahndämmen in das Modell aufgenommen. Niemals exponiert<br />
sind Probanden, die niemals in einem Abstand bis zu 50m von einem Bahndamm<br />
gewohnt oder gearbeitet haben.<br />
Eine Referenzkategorie von nicht-exponierten Probanden kann für die Expositionsvariablen<br />
zu Pestiziden aus der Landwirtschaft nicht gebildet werden. Bis auf 22 Probanden<br />
sind alle den Exponierten (gemeindespezifischer Score) zuzuordnen. Anhand<br />
des Medians aller Kontrollprobanden wurde nach niedrig (Referenz) und höher<br />
exponiert kategorisiert.<br />
Die Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld wurde anhand der Pannett-Matrix<br />
ermittelt. Sie geht für Erwachsene (Probanden >= 15 Jahre) in die Modelle<br />
nach jemals / niemals kategorisiert (dichotome Variable) ein. Aus methodischen<br />
Gründen (unter Berücksichtigung des Latenzkriteriums sind hier höchstens die ersten<br />
13 Lebensjahre expositionsrelevant) liegt für die Gruppe der Kinder keine Berufsanamese<br />
zu Pestiziden im beruflichen Umfeld vor.<br />
4.2.3 Potentielle Confounder<br />
Der potentielle Confounder Rauchen ist in drei Kategorien der Exposition umgesetzt.<br />
Deren Grenzen sind wiederum aus den Tertilen der Expositionsverteilung bei den<br />
exponierten Kontrollen (kumulierte lebenslange Exposition ≥ 1 Packyear) abgeleitet.<br />
Die Referenz stellen lebenslange Nichtraucher (Nieraucher) und Raucher mit einer<br />
Lebenszeitdosis unter 1 Packyear dar. Raucher, die ausschließlich andere Tabakerzeugnisse<br />
(Pfeife, Zigarre, Zigarillo) konsumiert haben, wurden pauschal in die Expositionskategorie<br />
1 eingeordnet.<br />
Bei den Analysen für ALL bei unter 15jährigen wurde auf eine Rauchadjustierung<br />
verzichtet, da infolge des generellen zweijährigen Latenzzeitkriteriums und der hier<br />
verwendeten Definition der Nicht-Exponierten im NLL-Kollektiv bei den unter<br />
15jährigen beider Geschlechter keine Exponierten vorkamen.<br />
Die soziale Schicht ist als aufsteigende Expositionskategorien des in der NLL nach<br />
den Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (DAE) gebildeten<br />
dreidimensionalen Schichtscores umgesetzt. Kategoriengrenzen wurden aus<br />
der Verteilung aller Kontrollprobanden abgeleitet und für alle Entitäten identisch verwendet.<br />
Die Referenz bilden Probanden im Bereich der unteren 25% der Sozialschichtscore-Verteilung<br />
aller Kontrollprobanden (Sozialschichtscore
Bei den Analysen für ALL bei unter 15jährigen wurde die Referenzkategorie der Sozialen<br />
Schicht beibehalten, alle übrigen Kategorien wurden jedoch aggregiert. In der<br />
Adjustierung ergibt sich somit eine lediglich dichotome Variable (Referenz: Sozialschichtscore<br />
< 7; Exponiert: Sozialschichtscore ≥ 7).<br />
4.3 Darstellung der Ergebnisse<br />
Im Folgenden werden die finalen Modelle für die Haupthypothese <strong>II</strong> mit den entsprechenden<br />
Parameterschätzungen für alle Diagnosekategorien der drei Aggregationsebenen<br />
der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) dargestellt.<br />
Die Ergebnisdarstellung ist nach den diagnostischen Kategorien der NLL gegliedert.<br />
Die Darstellung beginnt mit den Modellen für lymphatische (LYMPH) und nichtlymphatische<br />
(NLYMP) Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>), gefolgt von den Modellen<br />
für die einzelnen Diagnosegruppen der NLL (ALL – NHLH).<br />
Für jede diagnostische Entität wird ein Modell zur akuten und in den nachfolgenden<br />
Abschnitten zur chronischen Exposition gezeigt.<br />
4.3.1 Tabellarische Darstellung der Odds Ratios<br />
Für jede diagnostische Entität werden zwei Tabellen angegeben. Die erste Tabelle<br />
(Tab. A) zu jeder diagnostischen Entität enthält jeweils das adjustierte Odds Ratio für<br />
die verschiedenen Expositionsvariablen einschließlich der modellbasierten 95%-<br />
Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen p-Werte beziehen sich auf das adjustierte<br />
OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass der geschätzte Parameter<br />
nicht von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen adjustierten Odds Ratios<br />
berücksichtigen gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen und Confounder<br />
(zweite Tabelle) im Modell.<br />
Im üblichen Sprachgebrauch in der Epidemiologie kann ein Parameterschätzer bei<br />
einem p-Wert von unter 0,05 als "statistisch signifikant" bezeichnet werden. Die p-<br />
Werte korrespondieren numerisch mit den Konfidenzintervallen des adjustierten OR<br />
dergestalt, dass i.d.R. ein signifikanter p-Wert mit einem Konfidenzintervall einhergeht,<br />
in dem die 1,0 nicht enthalten ist und umgekehrt. Abweichungen von dieser<br />
Konstellation sind durch Rundungsfehler in den unterschiedlichen Berechnungsverfahren<br />
für die p-Werte und die 95%-Konfidenzschranken bedingt.<br />
4.3.2 Graphische Darstellung und OR für linearen Trend für die akute Exposition<br />
Im Anschluß an die tabellarische Darstellung werden die OR der Expostionsvariablen<br />
graphisch dargestellt. Unter den Graphiken sind jeweils die Odds Ratio für den linearen<br />
Trend zur akuten Exposition gegenüber Insektiziden, Holschutzmitteln, Gartenpestiziden<br />
und Abstandsscore zu Baumschulen dargestellt. Das jeweilige OR für den<br />
linearen Trend wurde bestimmt, in dem in einem zusätzlichen Modell die aufsteigenden<br />
Quartile der Expositionsscores für Insektizide, Holzschutzmittel, Gartenpestizide<br />
und in einem weiteren Modell der Abstandsscore zu Baumschulen i.S. einer stetigen<br />
Variable eingesetzt wurden. Alle übrigen Modellvariablen bleiben hierbei jeweils un-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 181 von 347
verändert. Nach Anpassung dieser modifizierten Modelle entspricht das OR für den<br />
jeweiligen Expositionsscore dem Anstieg des OR beim Übergang von einer Expositionskategorie<br />
zur nächst höheren Kategorie (OR Trend). Aufgrund der beschriebenen<br />
Umsetzung im jeweiligen modifizierten Modell stellt dieses OR ein Maß für einen linearen<br />
Trend über die Kategorien des Expositionsscores dar. Bei einem OR Trend<br />
über 1,0 ist der Trend aufsteigend ("positiv", d.h. höhere OR für höhere Exposition),<br />
bei einem OR Trend unter 1,0 dagegen absteigend ("negativ", d.h. niedrigere OR für<br />
höhere Exposition). Angegeben wird ausschließlich das adjustierte OR Trend zusammen<br />
mit seinem 95% Konfidenzintervall. Der p-Wert für dieses OR Trend erlaubt<br />
eine Einschätzung der statistischen Signifikanz des auf die hier beschriebene Weise<br />
ermittelten Trendmaßes.<br />
4.4 Akute Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen<br />
In der folgenden Tabelle werden die Quantilsgrenzen für die Variablen im finalen<br />
Modell zur Risikoschätzung für die lebenslange kumulative, akute Exposition gegenüber<br />
Pestiziden dargestellt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 182 von 347
Tab. 4-1 Quantile für Erwachsene – akute Exposition<br />
Beschreibung der Variablen im finalen Modell zu akuter Exposition<br />
(erwachsene Probanden ≥ 15 Jahre)<br />
kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />
in Innenräumen<br />
num. Wert der Perzentile<br />
Variablenname<br />
INSA_GES<br />
33. Perzentile von INSA_GES 320,00 INSA_Q33<br />
50. Perzentile von INSA_GES 720,00 INSA_Q50<br />
66. Perzentile von INSA_GES 1372,87 INSA_Q66<br />
kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln<br />
HSMA_GES<br />
33. Perzentile von HSMA_GES 5,19 HSMA_Q33<br />
50. Perzentile von HSMA_GES 10,88 HSMA_Q50<br />
66. Perzentile von HSMA_GES 22,18 HSMA_Q66<br />
kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber Pestiziden<br />
im Garten<br />
GART_GES<br />
33. Perzentile von GART_GES 321,75 GART_Q33<br />
50. Perzentile von GART_GES 728,00 GART_Q50<br />
66. Perzentile von GART_GES 1443,00 GARt_Q66<br />
kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />
aus Baumschulen als gewichteter Abstandsscore<br />
SUM_BS<br />
33. Perzentile von SUM_BS 0,00002624 BAUM_Q33<br />
50. Perzentile von SUM_BS 0,00006085 BAUM_Q50<br />
66. Perzentile von SUM_BS 0,00015700 BAUM_Q66<br />
kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />
aus der Landwirtschaft als gemeindespezifischer Index<br />
SUM_LAND<br />
25. Perzentile von SUM_LAND 418,25 LAND_Q25<br />
50. Perzentile von SUM_LAND 984,26 LAND_Q50<br />
75. Perzentile von SUM_LAND 1840,82 LAND_Q75<br />
Die weiteren Variablen:<br />
- Kopflausbehandlungen,<br />
- Tierparasitenbehandlungen,<br />
- Absstandsscore zu Bahndamm und<br />
- berufliche Belastungen<br />
sind nach “jemals” vs. “niemals exponiert” in die finalen Modelle einbezogen worden.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 183 von 347
4.5 Aggregationsebene <strong>II</strong><br />
4.5.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />
Tab. 4-2 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LYMPH, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 746<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,50 1,19 1,89 0,0005<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,35 1,08 1,69 0,0095<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,80 1,38 0,7140<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,93 0,74 1,17 0,5430<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,14 0,95 1,38 0,1602<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,19 0,93 1,54 0,1707<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,83 0,66 1,04 0,1038<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,79 1,16 0,6362<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,04 0,80 1,35 0,7550<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 184 von 347
Forts. Tab. 4-2<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-3 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LYMPH, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 466<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,77 1,33 2,37 0,0001<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,43 1,02 2,01 0,0404<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,62 1,65 0,9751<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,85 0,67 1,09 0,2125<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,02 0,80 1,30 0,8847<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,26 0,92 1,73 0,1573<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,88 0,64 1,21 0,4400<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,03 0,80 1,33 0,8279<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,10 0,80 1,51 0,5747<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 186 von 347
Forts. Tab. 4-3<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.5.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />
Tab. 4-4 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NLYMP, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 126<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,81 1,13 2,91 0,0135<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,40 0,86 2,28 0,1725<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,87 0,47 1,61 0,6467<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,24 0,79 1,95 0,3556<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,19 0,80 1,77 0,3806<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,61 1,78 0,8751<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,19 0,75 1,87 0,4625<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,10 0,73 1,67 0,6424<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,54 0,28 1,04 0,0670<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 189 von 347
Forts. Tab. 4-4<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-5 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NLYMP, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 92<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,79 1,04 3,09 0,0355<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,55 0,80 2,98 0,1910<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,40 2,59 0,9767<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,21 0,75 1,94 0,4309<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,51 0,95 2,40 0,0781<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,66 0,34 1,28 0,2196<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,56 1,81 0,9868<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,77 2,12 0,3488<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,40 0,17 0,94 0,0346<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 191 von 347
Forts. Tab. 4-5<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6 Aggregationsebene I<br />
4.6.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
4.6.1.1 Erwachsene<br />
Tab. 4-6 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ALL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 32<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,65 0,61 4,47 0,3251<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,48 0,55 3,97 0,4404<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 3,91 1,04 14,66 0,0434<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,62 0,21 1,88 0,4001<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 2,71 1,22 6,02 0,0140<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,35 3,95 0,7887<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,88 0,65 5,42 0,2439<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,98 0,41 2,32 0,9649<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,34 0,06 1,90 0,2184<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 194 von 347
Forts. Tab. 4-6<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-7 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ALL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 14<br />
Insektizide (akute Exposition) 1<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition) 2<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte - - - -<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte - - - -<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte - - - -<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte - - - -<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR 1 bei<br />
Insektizide akut nur 3 Fälle exponiert; 2 bei Holzschutzmittel akut nur 6 Fälle exponiert<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 196 von 347
Forts. Tab. 4-7<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
(Modell kann nicht angepaßt werden)<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6.2 Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />
Tab. 4-8 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ANLL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 73<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,12 1,14 3,95 0,0175<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,22 0,64 2,29 0,5476<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,07 0,49 2,33 0,8657<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,12 0,60 2,07 0,7244<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,34 0,81 2,24 0,2580<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,43 1,84 0,7482<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 2,08 1,20 3,60 0,0093<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,34 0,77 2,33 0,3040<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,42 0,16 1,11 0,0804<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 199 von 347
Forts. Tab. 4-8<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-9 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ANLL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 65<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,40 1,27 4,54 0,0070<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,01 0,95 4,28 0,0695<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,31 2,55 0,8292<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,23 0,71 2,14 0,4623<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,48 0,87 2,53 0,1498<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,56 0,25 1,25 0,1583<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,71 0,32 1,57 0,3939<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,62 2,08 0,6727<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,32 0,11 0,96 0,0412<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 201 von 347
Forts. Tab. 4-9<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />
Tab. 4-10 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), CNLL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 53<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,46 0,72 2,93 0,2912<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,87 0,91 3,81 0,0866<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,67 0,25 1,80 0,4212<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,45 0,75 2,80 0,2643<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,03 0,56 1,89 0,9242<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,23 0,56 2,72 0,6001<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,46 0,19 1,10 0,0797<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,91 0,49 1,71 0,7775<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,66 0,27 1,59 0,3546<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 204 von 347
Forts. Tab. 4-10<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-11 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), CNLL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 27<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,85 0,30 2,45 0,7681<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,23 3,25 0,8249<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,78 0,10 6,28 0,8189<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,16 0,49 2,77 0,7347<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,47 0,64 3,37 0,3581<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,28 2,88 0,8547<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 2,01 0,80 5,06 0,1376<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,36 0,55 3,34 0,5025<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,54 0,14 2,04 0,3633<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 206 von 347
Forts. Tab. 4-11<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM)<br />
Tab. 4-12 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), MM, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 119<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,63 1,01 2,63 0,0440<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,48 1,54 4,01 0,0002<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,72 0,40 1,28 0,2608<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,11 0,69 1,78 0,6665<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,69 1,14 2,51 0,0097<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,29 0,75 2,22 0,3546<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,92 0,57 1,47 0,7298<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,88 0,58 1,34 0,5599<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,94 0,54 1,61 0,8100<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 209 von 347
Forts. Tab. 4-12<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-13 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), MM, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 86<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,30 1,32 4,01 0,0034<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,20 1,15 4,22 0,0172<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,37 2,40 0,9077<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,89 0,54 1,46 0,6455<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,64 1,76 0,8133<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,25 0,66 2,35 0,4987<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,05 0,56 1,97 0,8849<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,51 1,44 0,5676<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,54 1,89 0,9705<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 211 von 347
Forts. Tab. 4-13<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Multiples Myelom (MM)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />
Tab. 4-14 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLNC, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 373<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,94 1,70 0,1156<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,85 1,52 0,3768<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,10 0,79 1,54 0,5672<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,08 0,81 1,44 0,6047<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,96 0,75 1,23 0,7495<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,72 1,38 0,9770<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,84 0,62 1,12 0,2277<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,93 0,73 1,20 0,5846<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,14 0,83 1,58 0,4073<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 214 von 347
Forts. Tab. 4-14<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-15 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLNC, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 243<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,82 1,27 2,60 0,0011<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,16 0,75 1,80 0,5085<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,46 1,60 0,6284<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,85 0,62 1,16 0,2997<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,04 0,76 1,43 0,7854<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,78 1,78 0,4255<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,64 0,41 0,99 0,0440<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,76 1,45 0,7664<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,72 1,57 0,7683<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 216 von 347
Forts. Tab. 4-15<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Niedrig maligne NHL einschl. CLL (NHLNC)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.6.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)<br />
Tab. 4-16 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLH, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 162<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,37 1,57 3,58 0,0000<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,19 0,78 1,83 0,4220<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,12 0,68 1,84 0,6486<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,75 0,48 1,18 0,2204<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,15 0,81 1,63 0,4432<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,74 1,10 2,73 0,0173<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,71 0,45 1,12 0,1378<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,70 1,45 0,9830<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,16 0,73 1,84 0,5284<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 219 von 347
Forts. Tab. 4-16<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-17 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLH, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 88<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,00 1,15 3,48 0,0147<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,68 2,39 0,4488<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,45 3,23 0,7177<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,64 1,76 0,8181<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,33 0,83 2,14 0,2354<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,65 2,20 0,5659<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,09 0,61 1,97 0,7686<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,91 0,55 1,51 0,7256<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,68 0,93 3,04 0,0842<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 221 von 347
Forts. Tab. 4-17<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Hoch maligne NHL (NHLH)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
4.7 Chronische Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen<br />
In der folgenden Tabelle werden die Quantilsgrenzen für die Variablen im finalen<br />
Modell zur Risikoschätzung für die lebenslange kumulative, chronische Exposition<br />
gegenüber Pestiziden dargestellt.<br />
Tab. 4-18 Quantile für Erwachsene – chronische Exposition<br />
Beschreibung der Variablen im finalen Modell zu chronischer<br />
Exposition (erwachsene Probanden ≥ 15 Jahre)<br />
kumulative lebenslange, chronische Exposition gegenüber<br />
Insektiziden in Innenräumen (aufenthaltszeitgewichtet)<br />
num. Wert der Perzentile<br />
Variablenname<br />
SUMINSC<br />
33. Perzentile von SUMINSC 203,82 INSECQ33<br />
50. Perzentile von SUMINSC 515,04 INSECQ50<br />
66. Perzentile von SUMINSC 1094,57 INSECQ66<br />
kumulative lebenslange, chronische Exposition gegenüber<br />
Holzschutzmitteln (aufenthaltszeitgewichtet)<br />
SUM_HSMW<br />
33. Perzentile von SUM_HSMW 34,57 HOLZCQ33<br />
50. Perzentile von SUM_HSMW 115,24 HOLZCQ50<br />
66. Perzentile von SUM_HSMW 271,17 HOLZCQ66<br />
kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />
aus Baumschulen als gewichteter Abstandsscore<br />
SUM_BS<br />
33. Perzentile von SUM_BS 0,00002624 BAUM_Q33<br />
50. Perzentile von SUM_BS 0,00006085 BAUM_Q50<br />
66. Perzentile von SUM_BS 0,00015700 BAUM_Q66<br />
kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />
aus der Landwirtschaft als gemeindespezifischer Index<br />
SUM_LAND<br />
25. Perzentile von SUM_LAND 418,25 LAND_Q25<br />
50. Perzentile von SUM_LAND 984,26 LAND_Q50<br />
75. Perzentile von SUM_LAND 1840,82 LAND_Q75<br />
Die weiteren Variablen:<br />
- Kopflausbehandlungen,<br />
- Tierparasitenbehandlungen,<br />
- Absstandsscore zu Bahndamm und<br />
- berufliche Belastungen<br />
sind nach “jemals” vs. “niemals exponiert” in die finalen Modelle einbezogen worden.<br />
Für die Entität ALL wurden zusätzlich separate Analysen für Probanden unter 15<br />
Jahren (Kinder) durchgeführt.<br />
Um ausreichende Besetzungszahlen für die Analysen zur Entität ALL für Probanden<br />
unter 15 Jahren zu gewährleisten, wurde abweichend vom Vorgehen bei den übrigen<br />
diagnostischen Entitäten für alle Variablen nach “jemals” vs. “niemals exponiert” ka-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 224 von 347
tegorisiert. Das finale Modell für die chronische Exposition bei Kindern basiert auf<br />
den folgendenVariablen:<br />
- Insektizidscore (aufenthaltszeitgewichtet)<br />
- Holzschutzmittelscore (aufenthaltszeitgewichtet)<br />
- Kopflausbehandlungen<br />
- Tierparsitenbehandlungen<br />
- Abstandsscore zu Baumschulen (aufenthaltszeitgewichtet)<br />
- soziale Schicht.<br />
Die Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft wurde zunächst anhand<br />
des Medians in niedrig (Referenz) und höher exponierte Probanden unterschieden.<br />
Da bei den Mädchen ein Modell mit dieser Variablen nicht anzupassen war, wurde<br />
diese Variable aus dem endgültigen Modell ausgeschlossen.<br />
Exponiert entlang von Bahndämmen gemäß des Abstandsscores (50m Zone) waren<br />
insgesamt nur 3 Kinder. Diese Variable wurde daher ebenfalls nicht ins das Modell<br />
aufgenommen. Eine Berufsanamnese zu Pestiziden im beruflichen Umfeld liegt für<br />
diese Altersgruppe aus methodischen Gründen nicht vor (unter Berücksichtigung des<br />
Latenzkriteriums von 2 Jahren sind hier höchstens die ersten 13 Lebensjahre expositionsrelevant).<br />
4.7.1 Tabellarische und graphische Darstellung der Ergebnisse für die chronische<br />
Exposition<br />
Zur Darstellung der Ergebnisse für die chronische Exposition werden für jede diagnostische<br />
Entität zwei Tabellen angegeben. Die erste Tabelle (Tab. A) enthält jeweils<br />
das adjustierte Odds Ratio für die verschiedenen Expositionsvariablen einschließlich<br />
der modellbasierten 95%-Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen<br />
p-Werte beziehen sich auf das adjustierte OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür<br />
an, dass der geschätzte Parameter von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen<br />
adjustierten Odds Ratios berücksichtigen gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen<br />
und Confounder (Tabelle B) im Modell.<br />
Weiterhin werden die OR auch graphisch dargestellt. Unter jeder Graphik werden die<br />
Odds Ratio für den linearen Trend zur chronischen Exposition gegenüber Insektiziden,<br />
Holschutzmitteln und aufenthaltszeitgewichtete Abstände zu Baumschulen angegeben.<br />
Das OR für den linearen Trend wurde bestimmt, in dem in einem weiteren<br />
Modell die aufsteigenden Quartile der Expositionsscores für Insektizide, Holzschutzmittel<br />
i.S. einer stetigen Variable eingesetzt wurden. In einem zusätzlichen Modell<br />
wurde dann der Abstandsscore zu Baumschulen i.S. einer stetigen Variable eingesetzt.<br />
Alle übrigen Modellvariablen bleiben wie beim Modell der akuten Exposition<br />
hierbei jeweils unverändert. Nach Anpassung dieser modifizierten Modelle entspricht<br />
das OR für den jeweiligen Expositionsscore jeweils dem Anstieg des OR beim Übergang<br />
von einer Expositionskategorie zur nächst höheren Kategorie. Aufgrund der<br />
beschriebenen Umsetzung im modifizierten Modell stellt dieses OR ein Maß für einen<br />
linearen Trend über die Kategorien des Expositionsscores dar (OR Trend). Bei einem<br />
OR Trend über 1,0 ist der Trend aufsteigend ("positiv", d.h. höhere OR für höhere<br />
Exposition), bei einem OR Trend unter 1,0 dagegen absteigend ("negativ", d.h. nied-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 225 von 347
igere OR für höhere Exposition). Angegeben wird ausschließlich das adjustierte OR<br />
Trend zusammen mit seinem 95% Konfidenzintervall. Der p-Wert für dieses OR<br />
Trend erlaubt eine Einschätzung der statistischen Signifikanz des auf die hier beschriebene<br />
Weise ermittelten Trendmaßes.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 226 von 347
4.8 Aggregationsebene <strong>II</strong><br />
4.8.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />
Tab. 4-19 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LYMPH, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 746<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,49 1,19 1,86 0,0004<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,84 1,47 2,30 0,0000<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,93 0,74 1,17 0,5369<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,14 0,94 1,38 0,1727<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,21 0,94 1,56 0,1417<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,85 0,67 1,07 0,1565<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,78 1,15 0,5826<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,82 1,37 0,6604<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 227 von 347
Forts. Tab. 4-19<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-20 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LYMPH, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 466<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,56 1,19 2,05 0,0015<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,17 0,87 1,58 0,2929<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,85 0,67 1,09 0,2015<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,05 0,82 1,34 0,6921<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,93 1,74 0,1352<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,90 0,66 1,24 0,5319<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,81 1,34 0,7404<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,11 0,81 1,52 0,5304<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 229 von 347
Forts. Tab. 4-20<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.8.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />
Tab. 4-21 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NLYMP, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 126<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,45 0,92 2,30 0,1079<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,12 1,35 3,34 0,0011<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,27 0,81 1,99 0,3008<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,18 0,80 1,76 0,4035<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,62 1,79 0,8628<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,22 0,77 1,91 0,4008<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,76 1,73 0,5250<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,54 0,28 1,04 0,0641<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 232 von 347
Forts. Tab. 4-21<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-22 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NLYMP, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 92<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,37 0,79 2,36 0,2594<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,63 0,94 2,82 0,0815<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,21 0,76 1,93 0,4272<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,52 0,96 2,39 0,0746<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,67 0,35 1,29 0,2360<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,02 0,57 1,82 0,9528<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,28 0,77 2,11 0,3437<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,42 0,18 0,97 0,0417<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 234 von 347
Forts. Tab. 4-22<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9 Aggregationsebene I<br />
4.9.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
4.9.1.1 Kinder unter 15 Jahren<br />
Tab. 4-23 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Jungen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 41<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,58 0,25 1,33 0,1975<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,47 0,50 4,31 0,4843<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,44 0,14 1,38 0,1586<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,25 0,48 3,22 0,6447<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,20 0,47 3,08 0,6976<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-24 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Mädchen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 24<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,62 0,51 5,16 0,4153<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,41 0,37 5,27 0,6141<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,22 0,04 1,14 0,0710<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,51 0,11 2,29 0,3778<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,28 0,07 1,16 0,0805<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
Jungen
4.9.1.2 Erwachsene<br />
Tab. 4-25 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 32<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,44 3,64 0,6594<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,49 0,99 6,24 0,0522<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,60 0,20 1,83 0,3734<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 2,67 1,21 5,91 0,0153<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,30 3,40 0,9863<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,87 0,67 5,21 0,2317<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,09 0,47 2,54 0,8463<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,40 0,07 2,13 0,2805<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 240 von 347
Forts. Tab. 4-25<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-26 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 14<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,23 0,05 1,11 0,0674<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,85 0,14 4,99 0,8550<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,53 0,12 2,26 0,3908<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,64 0,17 2,47 0,5206<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,53 0,54 11,77 0,2369<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,61 0,42 6,19 0,4917<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,24 3,79 0,9406<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,73 0,07 7,35 0,7893<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 242 von 347
Forts. Tab. 4-26<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
0,09 0,05<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
10,54 11,41 11,7<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
0,07 0,047<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9.2 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />
Tab. 4-27 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ANLL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 73<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,72 0,94 3,15 0,0795<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,20 1,23 3,93 0,0080<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,20 0,65 2,22 0,5623<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,36 0,81 2,26 0,2409<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,43 1,85 0,7663<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 2,09 1,20 3,62 0,0089<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,38 0,79 2,41 0,2538<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,42 0,16 1,10 0,0775<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 245 von 347
Forts. Tab. 4-27<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-28 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ANLL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 65<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,57 0,84 2,94 0,1614<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,94 1,01 3,73 0,0464<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,20 0,69 2,09 0,5105<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,48 0,87 2,52 0,1469<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,59 0,27 1,30 0,1901<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,71 0,32 1,55 0,3846<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,16 0,64 2,12 0,6255<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,33 0,11 0,96 0,0424<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 247 von 347
Forts. Tab. 4-28<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />
Tab. 4-29 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), CNLL, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 53<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,17 0,59 2,31 0,6509<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,04 1,04 4,01 0,0373<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,46 0,76 2,81 0,2505<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,55 1,85 0,9868<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,23 0,56 2,69 0,6113<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,47 0,20 1,13 0,0931<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,96 0,51 1,79 0,9006<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,64 0,27 1,53 0,3174<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 250 von 347
Forts. Tab. 4-29<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-30 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), CNLL, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 27<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,78 0,28 2,21 0,6434<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,13 0,42 3,04 0,8066<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,22 0,52 2,90 0,6450<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,56 0,68 3,55 0,2913<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,28 2,89 0,8600<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,98 0,80 4,88 0,1402<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,35 0,55 3,30 0,5138<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,53 0,14 2,01 0,3500<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 252 von 347
Forts. Tab. 4-30<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM)<br />
Tab. 4-31 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), MM, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 119<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,69 1,05 2,74 0,0313<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 3,65 2,30 5,79 0,0000<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,08 0,67 1,73 0,7647<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,67 1,12 2,48 0,0113<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,41 0,82 2,43 0,2147<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,99 0,62 1,58 0,9547<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,56 1,31 0,4863<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,58 1,74 0,9814<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 255 von 347
Forts. Tab. 4-31<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-32 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), MM, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 86<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,19 1,27 3,77 0,0046<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,46 0,81 2,61 0,2048<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,86 0,52 1,41 0,5435<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,11 0,68 1,81 0,6824<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,29 0,69 2,40 0,4222<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,10 0,59 2,04 0,7728<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,53 1,47 0,6374<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,95 0,51 1,76 0,8674<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 257 von 347
Forts. Tab. 4-32<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Multiples Myelom (MM)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />
Tab. 4-33 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLNC, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 373<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,45 1,09 1,93 0,0103<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,41 1,05 1,89 0,0236<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,09 0,82 1,46 0,5398<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,95 0,74 1,21 0,6670<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,73 1,40 0,9557<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,85 0,63 1,13 0,2597<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,92 0,72 1,19 0,5290<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,14 0,83 1,57 0,4237<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 260 von 347
Forts. Tab. 4-33<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-34 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLNC, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 243<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,59 1,12 2,26 0,0095<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,87 1,84 0,2138<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,84 0,62 1,15 0,2855<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,78 1,45 0,7131<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,22 0,81 1,83 0,3461<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,67 0,43 1,03 0,0687<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,75 1,43 0,8178<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,07 0,73 1,59 0,7165<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 262 von 347
Forts. Tab. 4-34<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Niedrig maligne NHL (NHLNC)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
4.9.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)<br />
Tab. 4-35 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLH, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 162<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,76 1,15 2,70 0,0096<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 2,03 1,35 3,05 0,0006<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,78 0,50 1,22 0,2704<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,16 0,82 1,65 0,3996<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,79 1,14 2,82 0,0121<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,72 0,46 1,14 0,1574<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,70 1,45 0,9775<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,20 0,76 1,90 0,4372<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 265 von 347
Forts. Tab. 4-35<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 4-36 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLH, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 88<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,48 0,86 2,53 0,1571<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,56 1,79 0,9960<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,99 0,60 1,64 0,9784<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,35 0,85 2,16 0,2045<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,21 0,66 2,20 0,5413<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,17 0,65 2,10 0,5924<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,92 0,56 1,52 0,7552<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,70 0,95 3,06 0,0749<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 267 von 347
Forts. Tab. 4-36<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Hoch maligne NHL (NHLH)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
5 Diskussion<br />
5.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition durch Pestizide<br />
5.1.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu lymphatischen Entitäten (LYMPH)<br />
Für die lymphatischen Entitäten (hier wurden in der Aggregationsebene <strong>II</strong> die<br />
lymphatischen Einzelentitäten: akute lymphatische Leukämie (ALL), Multiples Myelom<br />
(MM), niedrig malignes Non-Hodgkin-Lymphom einschließlich CLL (NHLNC) und<br />
hoch malignes Non-Hodgkin-Lymphom zusammengefaßt) wurden signifkant erhöhte<br />
Odds Ratios für die akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />
berechnet.<br />
Für die Männer wird bei den Insektiziden eine signifikante Erhöhung des Risikos für<br />
die Expostionskategorie 2 (oberhalb Median) gefunden (OR=1,50; KI 1,19 – 1,89;<br />
p=0,0005). Das OR für die untere Expositionskategorie ist ebenfalls erhöht, erreicht<br />
jedoch nicht die statistische Signifikanz. Beobachtet wird außerdem ein Anstieg des<br />
Risikoschätzers von der unteren zur oberen Expositionskategorie. Das OR für den<br />
linearen Trend ist statistisch signifikant erhöht (OR Trend=1,17; p=0,0001) Für Holzschutzmittel<br />
werden für beide Expositionskategorien erhöhte OR (Exp.Kat. 1 OR=<br />
1,38; KI 1,10 – 1,73; p=0,0061/ Exp.Kat. 2 OR = 1,35; KI 1,08 – 1,69; p=0,0095) gefunden,<br />
die die statitische Signifikanz erreichen, jedoch ist hier kein Anstieg des OR<br />
in höheren Expositionskategorie festzustellen, das OR für linearen Trend ist erhöht,<br />
erreicht jedoch nicht die statistische Signifikanz (OR Trend=1,08; p=0,0568).<br />
Für Frauen werden bei den Insektiziden signifikant erhöhte Risikoschätzer in beiden<br />
Expositionskategorien (Exp.Kat. 1 OR= 1,68; KI 1,23 – 2,30; p=0,0012/ Exp.Kat. 2<br />
OR = 1,77; KI 1,33 – 2,37; p=0,0001) beobachtet, verbunden mit einem Anstieg von<br />
der unteren zur oberen Expositionskategorie. Für Holzschutzmittel wird lediglich in<br />
der oberen Expositionskategorie ein erhöhtes OR beobachtet (OR=1,43; KI 1,02 –<br />
2,01; p=0,0404), für die erste Kategorie wird hier kein erhöhtes Risiko gesehen (OR<br />
=1,00).<br />
Für die akute Exposition gegenüber Gartenpestiziden wird nur bei den Frauen ein<br />
deutlich erhöhtes Risiko beobachtet. Diese Erhöhung des Risikos wird jedoch nur für<br />
die Expositionskategorie 1 (unterhalb des Median) gesehen (OR=1,41; KI 0,94 –<br />
2,12; p=0,1005), in der Kategorie 2 (oberhalb des Median) liegt der Schätzer bei<br />
1,01. Bei den Männern liegen die Schätzer ebenfalls nur wenig über 1,0. Keines der<br />
OR erreicht statistische Signifikanz.<br />
Die Odds Ratios zum Abstandsscore zu Baumschulen sind bei Männern und Frauen<br />
jeweils in beiden Expositionskategorien (Exp.Kat 1 OR = ca. 1,1 / Exp.Kat. 2 OR =<br />
ca. 1,2) erhöht, ohne dass das Niveau der statistischen Signifikanz erreicht wird. Bei<br />
beiden Geschlechtern wird ein Ansteigen über die Expositionskategorien beobachtet.<br />
Das OR für linearen Trend ist sowohl bei Männern als bei den Frauen leicht erhöht,<br />
erreicht jedoch jeweils nicht die statistische Signifikanz (Männer:OR Trend=1,07;<br />
95% KI 0,98 – 1,17; p=0,1492 / Frauen: OR Trend=1,04; KI 0,93 – 1,17; p=0,4498).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 270 von 347
Die Risikoschätzer für Kopflausbehandlungen und Tierparasitenbehandlungen, den<br />
Abstandsscore zu Bahndämmen, Landwirtschaftsscore und die berufliche Pestizidexposition<br />
liegen sowohl bei Frauen als auch Männern um 1,0.<br />
5.1.2 Zusammenfassung der Ergebnisse zu nicht-lymphatischen Entitäten<br />
(NLYMP)<br />
Wie bei den lymphatischen Entitäten werden auch bei den nicht-lymphatischen Entitäten<br />
(Aggregationsebene <strong>II</strong>: akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) und chronische<br />
nicht lymphatische Leukämie (CNLL)) signifikant erhöhte Risikoschätzer für die<br />
akute Exposition gegenüber Insektizdien und Holzschutzmitteln bei beiden Geschlechtern<br />
beobachtet.<br />
Bei den Männern zeigt sich für Insektizide ein Anstieg des Risikoschätzers von der<br />
unteren zu oberen Expositionskategorie, nur das OR der oberen Kategorie erreicht<br />
statistische Signifikanz (Exp.Kat. 2 OR=1,81; KI 1,13 – 2,91; p=0,0135). Der deutlich<br />
ansteigende Trend zeigt sich auch in dem OR für linearen Trend (OR Trend=1,21;<br />
p=0,0251). Bei Holzschutzmitteln ist das OR der unteren Kategorie höher als in der<br />
oberen und nur das der Kategorie 1 erreicht die statistische Signifikanz (Exp.Kat. 1<br />
OR=1,65; KI 1,02 – 2,68; p=0,0423). Für die Gartenpestizide stellt sich die Verteilung<br />
der siginifkanten Erhöhungen bei den OR in gleicher Weise dar wie bei den Holzschutzmitteln<br />
(Exp. Kat. 1 OR = 1,72; KI 1,03 – 2,90; p=0,0390), gleichzeitig liegt hier<br />
jedoch das OR für die obere Expositionskategorie unterhalb von 1,0.<br />
Bei den Frauen werden in den gleichen Expositionskategorien wie bei den Männern<br />
die höheren Risikoschätzer für die akute Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln<br />
und Gartenpestiziden beobachtet. Bei den Insektiziden ist der Schätzer<br />
für die Expositionskategorie 2 stärker erhöht als der für die Expositionskategorie 1<br />
und erreicht zudem statistische Signifikanz (OR= 1,79; KI 1,04 – 3,09; p=0,0355; OR<br />
Trend=1,22; p=0,0428). Wie bei den Männern ist bei den Frauen für Holzschutzmittel<br />
und Gartenpestizide jeweils das OR in der ersten Expositionskategorie stärker erhöht.<br />
Die Risikoschätzer und das jeweilige OR für den linearen Trend sind hier nicht<br />
statistisch signifikant erhöht.<br />
Für den Abstandsscore zu Baumschulen besteht hier zwischen Männern und Frauen<br />
keine Konsistenz in den Ergebnissen. Die OR für Männer liegen über 1,0, die Risikoschätzer<br />
für Frauen unter 1,0. Keines der OR erreicht die statistische Signifikanz.<br />
Das OR für den linearen Trend liegt hier jeweils unter 1,0.<br />
Gleichermaßen erhöhte OR bei Männern und Frauen (OR jeweils ca. 1,2) werden für<br />
die Behandlung von Kopfläusen gefunden. Das OR für die Tierparasitenbehandlungen<br />
ist bei den Frauen größer als bei den Männern (Frauen: OR = 1,51; KI 0,95 –<br />
2,40; 0,0781 / Männer: OR= 1,19; KI 0,80- 1,77; p=0,3806). Für den Abstandsscore<br />
zu Bahndämmen und für den Landwirtschaftsscore werden für Frauen und Männer<br />
OR über 1,0 errechnet, ohne daß die Schätzer statistisch signifikant werden. Für die<br />
berufliche Belastung wird bei Männern und Frauen ein erniedrigtes Risiko gezeigt.<br />
5.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten lymphatischen Leukämie<br />
(ALL)<br />
Für Frauen ist hier ein Modell nicht anzupassen, da bei den Insektiziden insgesamt<br />
nur 3 von 14 Fällen akut exponiert waren. Eine Überprüfung auf Konsistenz der Er-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 271 von 347
gebnisse zwischen Männern und Frauen ist daher für dieses finale Modell nicht möglich.<br />
Für die Männer werden bei Insektiziden und Holzschutzmitteln erhöhte Risiken beobachtet,<br />
jedoch erreichen die Risikoschätzer nicht das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />
Weiterhin sind hier die Risikoschätzer für die akute Exposition im Garten höher<br />
als die für Insektizide und Holzschutzmittel. Für die obere Expositionskategorie wird<br />
ein statistisch signifikantes OR errechnet (OR = 3,91; KI 1,04 – 14,65; p= 0,0434).<br />
Für alle drei Bereiche ist ein Anstieg des Risikoschätzers von der unteren Kategorie<br />
zur oberen Expostionskategorie zu beobachten. Die OR für linearen Trend sind größer<br />
1,0, erreichen jedoch für keinen der drei Expositionsbereiche die statistische<br />
Signifikanz.<br />
Für den Abstandsscore zu Baumschulen werden erhöhte, jedoch nicht signifikante<br />
Odds Ratios ermittelt. Der Risikoschätzer für die untere Expositionskategorie liegt mit<br />
OR = 1,35 leicht über dem der zweiten Expositionskategorie (OR = 1,18), ein linearer<br />
Anstieg über die Kategorien ist somit nicht zu beobachten (OR für linearen Trend =<br />
1,07; p=0,7503).<br />
Für die Exposition gegenüber Tierparasitenbehandlungen wird für Männer ein signifikant<br />
erhöhtes OR (OR = 2,71; KI 1,22 – 6,02; p=0,0140) errechnet. Ebenfalls erhöht<br />
ist das OR für den Abstandsscore zu Bahndämmen. Für alle weiteren Expositionen<br />
sind die OR erniedrigt. Für keinen dieser Expositionsbereiche wird ein OR statistisch<br />
signifikant.<br />
5.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten nicht-lymphatischen Leukämie<br />
(ANLL)<br />
Für die Einzelentität ANLL wird für Insektizide sowohl bei den Männern als auch bei<br />
den Frauen in der oberen Expositionskategorie (= Median) ein signifikant erhöhtes<br />
OR über 2,0 beobachtet (Männer: OR = 2,12; KI 1,14 – 3,95; p=0,0175 / Frauen: OR<br />
= 2,40; KI 1,27 – 4,54; p=0,0070). Der Risikoschätzer für die untere Kategorie ist jedoch<br />
nur bei den Männern erhöht. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen<br />
wird in der unteren Kategorie nicht die statistische Signifikanz erreicht. Die Odds Ratios<br />
zeigen für Männer und Frauen einen statistisch signifikant ansteigenden Trend<br />
(Männer: OR Trend=1,31; p=0,0166 / Frauen: OR Trend=1,32; p=0,0169).<br />
Die Risikoschätzer für Holzschutzmittel sind bei den Frauen stärker erhöht (Exp.Kat.<br />
1 OR = 1,91 / Exp.Kat. 2 OR = 2,01) als bei den Männern (Exp.Kat. 1 OR = 1,44 /<br />
Exp.Kat. 2 OR = 1,22). Keiner der Risikoschätzer wird statistisch signifikant. Auch<br />
das OR für den linearen Trend ist bei den Frauen höher (Männer: OR Trend=1,09;<br />
p=0,4322 / Frauen: OR Trend=1,27; p=0,0881), erreicht jedoch bei beiden Geschlechtern<br />
nicht die statistische Signifikanz.<br />
Für die Gartenpestizide werden hier keine konsistenten Ergebnisse ermittelt. Die OR<br />
für Männer liegen leicht über dem numerischen Wert von 1,0, die für Frauen leicht<br />
unter 1,0.<br />
Die OR für den Abstandsscore zu Baumschulen sind sowohl für Männer als auch für<br />
Frauen erniedrigt. Für keines der OR wird die statistische Signifikanz erreicht. Bis auf<br />
die Exposition gegenüber Pestiziden an Bahndämmen werden für Männer und Frauen<br />
in allen Variablen konsistente Ergebnisse errechnet. Während für Männer das OR<br />
für den Abstandsscore zu Bahndämmen siginifikant erhöht (OR=2,08; KI 1,19 – 3,60;<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 272 von 347
0,0093) ist, liegt bei den Frauen der Risikoschätzer unter 1,0 (OR=0, 71; KI 0,32 –<br />
1,57; 0,3939).<br />
5.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse zur chronischen nicht-lymphatischen<br />
Leukämie (CNLL)<br />
Für diese Entität werden bei den Insektiziden weder für Männer noch für Frauen signifikante<br />
Risikoschätzer ermittelt. Bei den Frauen werden für beide Kategorien erniedrigte<br />
OR berechnet, bei den Männern dagegen liegt das OR für die obere Expositionskategorie<br />
deutlich über 1,0 (OR = 1,46; KI 0,72 – 2,93; p=0,2912). Auch die<br />
OR für den linearen Trend sind entsprechend unterschiedlich zwischen den Geschlechtern<br />
(Männer: OR Trend=1,11; p=0,4025 / Frauen: OR Trend=0,99;<br />
p=0,9438).<br />
Bei den Holzschutzmitteln sind die OR für Männer in beiden Kategorien deutlich erhöht<br />
(Exp.Kat. 1 OR = 1,96 / Exp.Kat. 2 OR = 1,87), ohne dass die statistische Signifikanz<br />
erreicht wird. Das OR für linearen Trend zeigt einen statistisch signifikant ansteigenden<br />
Trend (OR Trend=1,27; p=0477). Für Frauen wird nur in der ersten Expositionskategorie<br />
ein erhöhtes OR (OR=1,44; KI 0,52-4,01; p=0,4801) errechnet, die<br />
Riskoschätzer werden nicht statistisch signifikant, das OR für linearen Trend liegt<br />
unter 1,0.<br />
Für die Gartenpestizide sind die OR der unteren Expositionskategorie sowohl bei<br />
Männern als auch bei Frauen deutlich erhöht (Männer: OR = 2,40; KI 1,20 – 4,76;<br />
p=0,0124 / Frauen: OR = 1,84; KI 0,49 – 6,98; p=0,3693). In der oberen Expostionskategorie<br />
wird diese Erhöhung nicht gesehen. Der Risikoschätzer erreicht nur in<br />
der ersten Kategorie bei Männern das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />
Für den Abstandsscore zu Baumschulen werden bei den Männern erhöhte Risikoschätzer<br />
beobachtet, die jedoch nicht statistisch signifikant werden. Das OR für die<br />
untere Expositionskategorie (OR = 1,58) ist höher als das der oberen Kategorie (OR<br />
= 1,23). Bei den Frauen ist ebenfalls das OR der unteren Kategorie höher (OR =<br />
1,33), das OR der oberen Kategorie liegt wenig unter 1,0 (OR = 0,90). Die OR für<br />
den linearen Trend liegen um 1,0.<br />
Für alle übrigen Expositionen werden keine signifikanten Risikoschätzer beobachtet.<br />
Für den Abstandsscore zu Bahndämmen und den Landwirtschaftsscore werden für<br />
Frauen deutlich erhöhte OR beobachtet, für Männern dagegen Risikoschätzer unter<br />
1,0. Für die weiteren Variablen sind die Ergebnisse für Frauen und Männern in Bezug<br />
auf eine Erhöhung des Risikoschätzer >1,0 bzw. auf einen Schätzer < 1,0 konsistent.<br />
5.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse zu Multiples Myelom, Plasmozytom<br />
(MM)<br />
Für die Insektizide zeigen sich hier deutlich erhöhte Risikoschätzer, insbesondere für<br />
die Frauen, bei denen für beide Kategorien statistisch signifikante OR berechnet<br />
wurden (Frauen: Exp.Kat. 1 OR = 2,29; KI 1,21 – 4,32; p=0,0103 / Exp.Kat. 2 OR =<br />
2,30; KI 1,32 – 4,01; 0,0034). Auch das OR für den linearen Trend zeigt bei beiden<br />
Geschlechtern einen statistischen signifikanten Anstieg (Männer: OR Trend=1,21;<br />
p=0,0239 / Frauen: OR Trend=1,37; p=0,0010).<br />
Bei den Männern wird sowohl für die Insektizide als auch für die Holzschutzmittel ein<br />
Anstieg der Risikoschätzer von der unteren zur oberen Expositionskategorie beob-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 273 von 347
achtet. Bei den Holzschutzmitteln sind die OR bei den Männern deutlich größer 2,0<br />
(Männer: Exp.Kat. 1 OR = 2,27; KI 1,36 – 3,77; p=0,0017 / Exp.Kat. 2 OR = 2,48; KI<br />
1,54 – 4,01; 0,0002). Bei den Frauen wird ebenfalls ein Anstieg der OR über die Kategorien<br />
gesehen, signifikant wird der Risikoschätzer nur für die obere Kategorie. In<br />
dieser Kategorie wird auch bei den Frauen ein Risikoschätzer größer 2,0 berechnet<br />
(Frauen: Exp.Kat. 1 OR = 2,20; KI 1,15 – 4,22; p=0,0172). Das OR für linearen Trend<br />
zeigt auch für diesen Expositionsbereich einen statistisch signifikant ansteigenden<br />
Trend (Männer: OR Trend=1,29; p=0,0018 / Frauen: OR Trend=1,43; p=0,0018).<br />
Bei den Gartenpestiziden liegt das OR für die untere Kategorie bei Männern und<br />
Frauen über 1,0, das OR für die obere Kategorie unter 1,0 (jeweils nicht signifikant).<br />
Die Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen liegt sowohl bei den<br />
Männern als auch bei den Frauen in der unteren Kategorie um 1,0 und steigt jeweils<br />
in der zweiten Expositionskategorie auf ein OR von >1,2 an. Die OR erreichen nicht<br />
die statistische Signifikanz. Das OR für linearen Trend liegt jeweils bei OR=1,10, ohne<br />
dass die statistische Signifikanz erreicht wird.<br />
Die Risikoschätzer für die weiteren Expositionen liegen bei Männern und Frauen jeweils<br />
um 1,0 (nicht signifikant). Eine Ausnahme bildet das OR zu Tierparasitenbehandlungen<br />
bei den Männern (OR = 1,69; KI 1,13 – 2,50; p=0,0097).<br />
5.1.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zu niedrig malignen Non-Hodgkin-<br />
Lymphomen einschließlich CLL (NHLNC)<br />
Bei den Insektiziden wird für Männer und Frauen ein statistisch signifikantes Ansteigen<br />
der OR über die Expsoitionskategorien beobachtet (Männer: OR Trend=1,11;<br />
p=0,0398 / Frauen: OR Trend=1,25; p=0,0003). Die OR für die Risikoschätzer liegen<br />
bei den Männern allerdings niedriger als die OR bei den Frauen. Für Frauen wird für<br />
die Expositionskategorie 2 ein signifikant erhöhtes OR berechnet (OR = 1,82; KI 1,27<br />
– 2,60; p=0,0011).<br />
Bei den Holzschutzmitteln sind die Risikoschätzer bei den Männern in beiden Kategorien<br />
erhöht, ohne dass statistische Signifikanz erreicht wird. Das OR für die untere<br />
Expositionskategorie (OR = 1,28) liegt etwas höher als das OR der oberen Kategorie<br />
(OR = 1,14). Bei den Frauen wird für die Expositionskategorie 1 ein OR unter 1,0<br />
berechnet (OR = 0,95), für die obere Kategorie ein OR von 1,16. Keines der OR ist<br />
statistisch signifikant. Das OR für den linearen Trend liegt jeweils um 1,0, ebenfalls<br />
ohne dass die statistische Signifikanz erreicht wird.<br />
Auch bei den Risikoschätzern für die Gartenpestizide ist bei den Frauen nur der Risikoschätzer<br />
der unteren Kategorie erhöht, bei den Männern liegen die numerischen<br />
Werte der OR nur wenig über 1,0. Keiner der Risikoschätzer ist statistisch signifikant.<br />
Die Ergebnisse zu den Risikoschätzern für den Abstandsscore zu Baumschulen sind<br />
bei Männern und Frauen in der ersten Expositionskategorie konsistent. Die OR liegen<br />
jeweils über 1,2. Bei Männern und Frauen sinken die Risikoschätzer in der zweiten<br />
Exposoitionskategorie ab, bei den Männern (OR = 1,00) stärker als bei den Frauen<br />
(OR =1,18). Für keinen der Risikoschätzer wird eine statistische Signifikanz ermittelt.<br />
Die OR für den linearen Trend liegen um 1,0.<br />
Die numerischen Werte der OR der weiteren Expositionsvariablen liegen bei Männern<br />
und Frauen um 1,0.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 274 von 347
5.1.8 Zusammenfassung der Ergebnisse zu hoch malignen Non-Hodgkin-<br />
Lymphomen (NHLH)<br />
Deutlich erhöhte und signifikante Risikoschätzer werden in dieser Entität sowohl für<br />
Männer als auch für Frauen bei den Insektiziden beobachtet. Bei den Männern wird<br />
ein Anstieg des OR über die Expositionskategorien boebachtet (Exp.Kat. 1 OR =<br />
1,61; KI 1,04 – 2,51; p=0,0346, Exp.Kat. 2 OR = 2,37; KI 1,57 – 3,58; p=0,0000). Das<br />
OR für den linearen Trend ist statistisch signifikant erhöht (OR Trend=1,32;<br />
p=0,0002). Bei den Frauen ist das OR für den Risikoschätzer in der unteren Expositionskategorie<br />
(< Median) höher als das OR der Expositionskategorie 2 (Exp.Kat. 1<br />
OR = 2,35; KI 1,25 – 4,39; p=0,0076, Exp.Kat. 2 OR = 2,00; KI 1,15 – 3,4 8;<br />
p=0,0147). Das OR für linearen Trend wurde mit 1,25 berechnet (p=0,0219).<br />
Bei den Holzschutzmitteln werden für die Männer höhere Risikoschätzer berechnet<br />
als für Frauen, umgekehrt ist es bei den Gartenpestiziden. Die OR für linearen Trend<br />
liegen jeweils wenig über 1,0 und werden in beiden Expositionsbereichen nicht statistisch<br />
signifikant.<br />
Die Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen sind hier für Männer<br />
deutlich signifikant erhöht (Exp.Kat. 1 OR = 1,64; KI 1,08 – 2,49; p=0,0196, Exp.Kat.<br />
2 OR = 1,74; KI 1,10 – 2,73; p=0,0173). Ein Anstieg über die Expositionskategorien<br />
wird ebenfalls beobachtet, das OR für den linearen Trend ist statistisch signifikant<br />
erhöht (OR Trend=1,20; p=0,0252). Bei den Frauen wird nur in der oberen Expositionskategorie<br />
ein erhöhtes OR berechnet. Keines der OR für Holzschutzmittel erreicht<br />
statistische Signifikanz. Das OR für linearen Trend liegt bei 0,99 (p=0,9598).<br />
Bei Tierparasitenbehandlungen werden für beide Geschlechter erhöhte OR berechnet,<br />
ohne dass diese statistische Signifikanz erreichen. Für Pestizide im Beruf wird<br />
für die Frauen ein deutlich erhöhtes OR beobachtet (OR = 1,68), bei den Männern<br />
liegt das OR ebenfalls über 1,0 (OR = 1,16), beide Schätzer sind nicht statistisch signifikant.<br />
Die Risikoschätzer der weiteren Expositionsvariablen liegen um 1,0.<br />
5.1.9 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend<br />
Im Modell der akuten Exposition sind die OR für den linearen Trend bei beiden Geschlechtern<br />
für die Insektizide für nahezu alle Entitäten signifikant erhöht. Eine Ausnahme<br />
stellen nur die Einzelentitäten der CNLL und der ALL dar. Bei den Männern<br />
sind die OR in diesen Entitäten ebenfalls erhöht, erreichen jedoch nicht statistische<br />
Signifikanz. Bei den Frauen kann das Modell für die Entität ALL aufgrund zu geringer<br />
Besetzungszahlen nicht angepaßt werden. Für die Entität CNLL liegt das OR Trend<br />
bei den Frauen wenig unter 1,0.<br />
Für Holzschutzmittel werden im Modell zur akuten Exposition bei den Männern nur<br />
für die Entitäten CNLL und MM signifikant erhöhte OR beobachtet. Für die anderen<br />
Entitäten werden leicht erhöhte OR berechnet. Bei den Frauen wird für Holzschutzmittel<br />
in der Entität MM ein deutlich und signifikant erhöhtes OR für den linearen<br />
Trend gefunden, welches auch in den lymphatischen Entitäten mit einem signifikant<br />
erhöhten OR durchschlägt.<br />
Die OR für den linearen Trend zu Gartenpestiziden in Modell der akuten Exposition<br />
liegen sowohl bei Männern als auch bei Frauen in allen Entitäten um 1,0.<br />
Für den Expositionsbereich “Abstandsscore zu Baumschulen” fällt neben den statistisch<br />
signifikant erhöhten Risikoschätzern für Männer der Einzelentität hoch malignes<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 275 von 347
Non-Hodgkin-Lymphom auch das statistisch signifikante OR für den linearen Trend<br />
auf (OR Trend=1,20; p=0,0252). Für die Frauen kann dies nicht reproduziert werden.<br />
Das OR für den linearen Trend wird hier mit 0,99 (p=0,9598) berechnet. Auf der Aggregationsebene<br />
I (lymphatische Entitäten) kann für Männer ein erhöhtes OR für linearen<br />
Trend beobachtet werden (OR Trend=1,07), das die statistische Signifikanz<br />
nur knapp verfehlt (95%KI 0,98-1,17; p=0,1492). Bei den Frauen zeigt sich für die<br />
lymphatischen Entitäten ein höheres OR für den Risikoschätzen der höheren Expositionskategorie<br />
(= Median; OR=1,26; p=0,1573) im Vergleich zur niedrigeren Kategorie<br />
(< Median; OR=1,10; p=0,5311). Das OR Trend ist leicht erhöht, wird jedoch nicht<br />
statistisch signifikant (OR Trend=1,04; 95% KI 0,93-1,17; p=0,04498).<br />
Insgesamt werden im Modell für die akute Exposition tendenziell bei beiden Geschlechtern<br />
für Insektizide höhere OR für den linearen Trend beobachtet als für<br />
Holzschutzmittel und Gartenpestizide.<br />
5.2 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition durch Pestizide<br />
5.2.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />
Bei den Männern sind die Risikoschätzer für Insektizide in den beiden Modellen numerisch<br />
nahezu identisch. In beiden Modellen wird nur für die obere Expositionskategorie<br />
die statistische Signifikanz erreicht. Im chronischen Modell ist bei den Holzschutzmitteln<br />
ein Anstieg der Risikoschätzer über die Kategorien zu beobachten. Das<br />
OR für die obere Kategorie ist deutlich und signifikant erhöht (OR = 1,84; KI 1,47 –<br />
2,30; p=0,0000).<br />
Im Vergleich zum Modell für die akute Exposition sind die OR bei den Frauen für Insektizide<br />
und Holzschutzmittel niedriger. Bei den Insektiziden ist nur noch das Risiko<br />
für die obere Kategorie statistisch signifikant. Für die Schätzer zu Holzschutzmitteln<br />
geht hier in der zweiten Expositionskategorie die Signifikanz verloren.<br />
Für die weiteren Variablen werden nahezu übereinstimmende numerische Werte berechnet.<br />
5.2.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />
Für diese Entität werden bei den Männern für die Risikoschätzer zu Insektiziden im<br />
Vergleich zum Modell der akuten Exposition niedrigere numerische Werte beobachtet.<br />
Ein erhöhtes OR wird hier nur noch für die obere Expositionskategorie gesehen.<br />
Für die Frauen dieser Entität wird in beiden Modellen für Insektizide ein OR leicht<br />
unter 1,0 in der unteren Expostionskategorie beobachtet, in der oberen Expositionskategorie<br />
ist das OR im Modell der chronischen Exposition niedriger und verliert die<br />
statistische Signifikanz.<br />
Bei den Holzschutzmitteln wird sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ein<br />
Ansteigen der OR über die Kategorien beobachtet. Bei den Männern ist das Risiko<br />
gegenüber den Schätzern im akuten Modell in der oberen Expositionskategorie deutlich<br />
höher (OR = 2,12; KI 1,35 – 3,34; p=0,0011).<br />
Für die weiteren Variablen des Modells werden im Vergleich zum Modell für die akute<br />
Exposition übereinstimmende numerische Werte für die OR errechnet.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 276 von 347
5.2.3 Einzelentitäten der Aggreagtionsebene I<br />
Wie auf der Aggregationsbene <strong>II</strong> können hier für die Risikoschätzer zu Insektiziden in<br />
den Modellen der chronischen Exposition tendenziell niedrigere numerische Werte<br />
als im Modell für die akute Exposition beobachtet werden.<br />
Für die Entität ALL ist das OR bei den Frauen für Holzschutzmittel im chronischen<br />
Modell statistisch signifikant auf 4,78 (p=0,0263, untere Expositionskategorie) erhöht.<br />
Für Männer ist hier das OR in der oberen Expopsitionskategorie auf 2,49 erhöht, keines<br />
der OR bei Männern erreicht die statistische Signifikanz.<br />
Für die Expositionsvariable Holzschutzmittel wird tendenziell ein Anstieg des OR in<br />
der oberen Expositionskategorie im Vergleich zur akuten Exposition beobachtet.<br />
Verbunden mit diesem Anstieg ist bei einigen Entitäten bei den Männern auch das<br />
Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />
5.2.4 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend<br />
Bei den Männern werden sowohl für die Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) als<br />
auch für die Einzelentitäten höhere OR für linearen Trend bei den Schätzern für<br />
Holzschutzmittel als für Insektizide beobachtet. Bei den Frauen ist dies weniger deutlich<br />
ausgeprägt.<br />
Die OR für linearen Trend für Holzschutzmittel sind bei den Männern sowohl in den<br />
lymphatischen als auch in den nicht-lymphatischen Entitäten statistisch signifikant<br />
erhöht, für Insektizide wird nur für die lymphatischen Entitäten ein erhöhtes, statitisch<br />
signifikantes OR für linearen Trend berechnet. Bei den Frauen ist das OR für linearen<br />
Trend für Insektizide bei den lymphatischen Entitäten statistisch signifikant über<br />
1,0 erhöht, nicht jedoch das OR für Holzschutzmittel. Umgekehrt verhält es sich bei<br />
den Frauen für nicht-lymphatische Entitäten. Bei nicht-lymphatischen Entitäten wird<br />
für Frauen ein signifikant erhöhtes OR für linearen Trend bei den Holzschutzmitteln<br />
beobachtet, nicht jedoch für Insektizide.<br />
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist für die Einzelentität ANLL das OR für<br />
den linearen Trend für Holzschutzmittel statistisch signifikant erhöht. Konsistente Erhöhungen<br />
des OR für linearen Trend für Männer und Frauen werden auch für die<br />
Einzelentitäten Multiples Myelom und niedrig malignes NHL einschließlich CLL für<br />
die Insektizide beobachtet.<br />
5.3 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Modelle zu akuter und chronischer<br />
Exposition<br />
Für die lymphatischen Entitäten sowie die Einzelentitäten der lymphatischen Subgruppe<br />
werden deutlich erhöhte und statistisch signifikante Risikoschätzer sowohl für<br />
Männer als auch für Frauen bei den Insektiziden beobachtet. Für nicht-lymphatische<br />
Entitäten und die zugehörigen Einzelentitäten liegen die Risikoschätzer für Holzschutzmittel<br />
sowohl im jeweiligen Modell für die akute als auch für die chronische<br />
Exposition konsistent für beide Geschlechter tendenziell leicht höher als die OR für<br />
Insektizide. Für die Expositionsvariable Holzschutzmittel wird im Vergleich zur akuten<br />
Exposition ein Anstieg des OR in der oberen Expositionskategorie und ein Absinken<br />
in der unteren Kategorie beobachtet. Verbunden mit dem Anstieg des OR ist in vielen<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 277 von 347
Entitäten (LYMPH, NLYMP, ANLL, CNLL, NHLNC, NHLH) bei den Männern auch<br />
das Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />
Im Vergleich zu den Modellen für die akute Exposition werden in den Modellen für<br />
die chronische Exposition die OR für Trend sowohl bei den Insektiziden als auch bei<br />
den Holzschutzmitteln über alle Entitäten betrachtet weniger häufig signifikant. In den<br />
chronischen Modellen werden tendenziell für Holzschutzmittel höhere OR für den<br />
linearen Trend beobachtet als für Insektizide.<br />
Bei den Männern der Einzelentität “hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)”<br />
wird im Modell der akuten Exposition gegenüber Pestiziden ein sigifikant erhöhtes<br />
Risiko für den Abstandscore zu Baumschulen beobachtet. In allen weiteren Entitäten<br />
werden für Männer ebenfalls erhöhte OR (>1,0) beobachtet, die jedoch nicht die statistische<br />
Signifikanz erreichen. Einzige Ausnahme bildet hier die Entität ANLL. Hier<br />
werden sowohl für Männer als auch für Frauen erniedrigte OR beobachtet. Bei den<br />
Frauen zeigen sich diese in beiden Kategorien erniedrigten Risikoschätzer auch auf<br />
der Aggregationsebene <strong>II</strong> in der Entität NLYMP, in der die nicht-lymphatischen Entitäten<br />
zusammengefaßt sind. Auch in den Modellen der chronischen Expostion sind<br />
die Risiksochätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen in beiden Kategorien für<br />
die Männer der Entität NHLH sigifikant erhöht.<br />
Die anhand objektiver Daten (aufenthaltsgewichtete Abstandsscores zu Baumschulen<br />
und Bahndämmen, gemeindespezifischer Landwirtsschaftsscores) ermittelten<br />
Variablen sind von der Modellierung nahezu unabhängig, für sie wurden keine Veränderungen<br />
der numerischen Werte im Vergleich zwischen den Modellen für die akute<br />
und chronische Exposition festgestellt.<br />
5.3.1 Schlußfolgerungen zu Risikoschätzern der akuten und chronischen Exposition<br />
In den Modellen für die akute Exposition werden für beide zusammengefaßten Entitäten<br />
der Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) zu Insektiziden sowohl bei Männern<br />
als auch bei Frauen in der oberen Expositionskategorie jeweils statistisch signifikante<br />
OR über 1,5 berechnet. Die Risikoschätzer für Holzschutzmittel liegen tendenziell<br />
leicht niedriger, erreichen in den lymphatischen Entitäten jedoch wiederum<br />
für beide Geschlechter in der oberen Expositionskategorie die statistische Signifikanz.<br />
Für die Einzelentitäten ANLL, MM und NHLH werden bei den Insektiziden für die<br />
akute Exposition jeweils statistische signifikante Risikoschätzer über 2,0 berechnet.<br />
Für nahezu alle Einzelentitäten werden auch erhöhte OR für Holzschutzmittel beobachtet,<br />
die jedoch nur in der Entität MM für Männer und Frauen statistisch signifikant<br />
werden.<br />
Im Modell für die chronische Exposition werden für die Risikoschätzer zu Insektiziden<br />
tendenziell niedrigere Werte und für Holzschutzmittel tendenziell höhere OR als im<br />
Modell für die akute Exposition beobachtet.<br />
Die Risikoschätzer für die akute Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im<br />
Garten sind für die überwiegende Anzahl der Entitäten in der unteren Expositionskategorie<br />
erhöht, nicht jedoch in der oberen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 278 von 347
Die Risikoschätzungen für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen<br />
sind sowohl zwischen den Geschlechtern als auch über die diagnostischen Enitäten<br />
unterschiedlich. Im Modell für die akute Exposition gegenüber Pestiziden wird bei<br />
den Männern in der Entität ”hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)” ein signifikant<br />
erhöhtes Risiko für den Abstandsscore zu Baumschulen beobachtet. Eine<br />
tendenzielle Erhöhung der Risikoschätzer wird auch bei den anderen lymphatischen<br />
Entitäten und für die zusammenfassende Kategorie LYMPH auf Aggregationsebene<br />
<strong>II</strong> beobachtet. In beiden Fällen wird die jedoch nicht die statistische Signifikanz erreicht.<br />
Insgesamt läßt sich feststellen, dass für Insektizide und Holzschutzmittel konsistent<br />
erhöhte Risiken beobachtet werden. In den Modellen der akuten Exposition dominieren<br />
die Insektizide etwas und in den Modellen für die chronische Exposition treten die<br />
Holzschutzmittel stärker hervor.<br />
5.4 Sensitivität der Ergebnisse auf die Kategorisierung der Diagnosen<br />
A priori wurde festgelegt, daß die Analyse primär auf der Aggregationsebene <strong>II</strong> stattfindet,<br />
da hier ausreichend hohe Besetzungszahlen angenommen werden konnten.<br />
In dieser Aggregationsebene sind jeweils auf der Basis biologischer Eigenschaften<br />
verschiedene Einzelentitäten zu den lymphatischen (ALL, MM, NHLNC, NHLH =<br />
LYMPH) bzw. nicht-lymphatischen (ANLL, CNLL =NLYMP) Entitäten zusammengefaßt.<br />
Sowohl für die aggregierten lymphatischen Entitäten (LYMPH) als auch für die<br />
lymphatischen Einzelentitäten werden für die Insektizide für Männer und Frauen konsistent<br />
erhöhte, bis auf einige Ausnahmen (ALL Männer, NHLNC Männer) statistisch<br />
signifikante OR in der höheren Expositionskategorie beobachtet. Die Riskoschätzer<br />
für Holzschutzmittel sind bei den lymphatischen Entitäten tendenziell niedriger als die<br />
OR für Insektizide.<br />
Für die aggregierten nicht-lymphatischen Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>) werden<br />
bei beiden Geschlechtern tendenziell höhere Risikoschätzer für Holzschutzmittel beobachtet.<br />
Bei den chronischen Modellen deutlicher als für die akuten Modelle. Für die<br />
Einzelentität ANLL bestätigt sich dieser Befund im chronischen Modell konsistent für<br />
Männer und Frauen, für das akute Modell wird dies für beide Geschlechter konsistent<br />
durch die Einzelentität CNLL reproduziert.<br />
Die Odds Ratios für den linaren Trend sind im Modell der akuten Exposition für Insektizide<br />
sowohl für die aggregierten lymphatischen und nicht-lymphatischen Entitäten<br />
als auch für die Einzelentitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH statistisch signifikant<br />
erhöht. Bei den Männern sind ansteigende Trends über die Expositionskategorien<br />
auch für die Entitäten ALL und CNLL zu beobachten, die OR für linearen Trend<br />
erreichen jedoch nicht die statistische Signifikanz. Für Holzschutzmittel sind die OR<br />
für den linearen Trend ebenfalls über alle Diagnosegruppen erhöht (Ausnahme<br />
Frauen, CNLL) werden jedoch weniger häufig statistisch signifikant. In den Modellen<br />
für die chronische Exposition werden für Insektizide und Holzschutzmittel ebenfalls<br />
über alle Entitäten konsistent für beide Geschlechter erhöhte OR für den linearen<br />
Trend ermittelt.<br />
Die erhöhten Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen werden sowohl<br />
in der aggregierten lymphatischen Entität (Aggregationsebene <strong>II</strong>) als auch für die<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 279 von 347
lymphatischen Einzelentitäten beobachtet. Statistisch signifikant erhöhte OR werden<br />
nur für Männer der Einzelentität hoch malignes Non-Hodgkin-Lymphom gefunden.<br />
Für die weiteren Modellvariablen werden sowohl für die aggregierten Entitäten als<br />
auch für die Einzelentitäten tendenziell nur wenig erhöhte OR berechnet, die nur in<br />
Ausnahmen die statistische Signifikanz erreichen.<br />
Ein Einfluß durch die Kategorisierung der Diagnosen auf der Ebene der Einzelentitäten<br />
(Aggregationsebene I) auf die Risikoschätzer wird auf der Basis dieser Ergebnisse<br />
nicht gefunden.<br />
Im Folgenden wird geprüft, ob dies in analoger Weise auch für die Zusammenfassung<br />
sämtlicher diagnostischer Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>I) gilt.<br />
5.5 Zusammenfassung aller Zieldiagnosen (Aggregationsebene <strong>II</strong>I)<br />
Die Aggregationsebene <strong>II</strong>I umfaßt alle Probanden über alle Zieldiagnosen der NLL.<br />
Diese Ebene stellt somit die größtmögliche Fall-Kontroll-Studie dar, die in diesem<br />
Untersuchungsgebiet durchgeführt werden kann, da alle inzidenten Fälle in dieser<br />
Studie erfaßt wurden.<br />
Die Kategorie “Alle Zieldiagnosen (LEUK)” wurde gebildet, um anhand der größtmöglichen<br />
Fallzahl, getrennt für Männer und Frauen, Risikofaktoren nachweisen zu können,<br />
die für alle oder zumindest für die große Mehrheit der einzelnen Diagnosen relevant<br />
sind, aufgrund der kleineren Fallzahlen dort aber nicht statistisch signifikant<br />
nachweisbar wären. Diese Kategorie gehört jedoch nicht zu den a priori nach hämatologischen<br />
Kriterien geplanten diagnostischen Kategorisierungen innerhalb der NLL.<br />
Sie umfaßt tatsächlich eine heterogene Gruppe von einzelnen Erkrankungen und<br />
Entitäten für die eine gemeinsame Verursachung unwahrscheinlich ist. Die Ergebnisse<br />
dieser Aggregationsebene können daher für eine Sensitivitätsanalyse herangezogen<br />
werden, die Aussagekraft hinsichtlich der primären Hypothesen ist jedoch begrenzt.<br />
Wie bei den Darstellungen zur Aggregationsebene <strong>II</strong> und den Einzelentiitäten werden<br />
die Ergebnisse für die akute und chronische Exposition in zwei Tabellen angegeben.<br />
Die erste Tabelle (Tab. A) enthält jeweils das adjustierte Odds Ratio für die verschiedenen<br />
Expositionsvariablen einschließlich der modellbasierten 95%-<br />
Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen p-Werte beziehen sich auf das adjustierte<br />
OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass der geschätzte Parameter<br />
von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen adjustierten Odds Ratios berücksichtigen<br />
gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen und Confounder (Tabelle<br />
B) im Modell.<br />
Weiterhin werden die OR für die Risikoschätzer auch graphisch dargestellt. Unter<br />
jeder Graphik werden die Odds Ratio für den linearen Trend zur chronischen Exposition<br />
gegenüber Insektiziden, Holschutzmitteln und aufenthaltszeitgewichtete Abstände<br />
zu Baumschulen angegeben.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 280 von 347
5.5.1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I, alle<br />
Entitäten (LEUK)<br />
Tab. 5-1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LEUK, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 872<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,54 1,24 1,92 0,0001<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,34 1,08 1,65 0,0076<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,03 0,80 1,34 0,7978<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,97 0,79 1,21 0,8052<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,13 0,95 1,36 0,1630<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,93 1,50 0,1839<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,87 0,71 1,08 0,2200<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,96 0,80 1,16 0,6811<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,99 0,78 1,28 0,9643<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke) (obere und untere Schranke);<br />
p = p-Wert für adj. OR;<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 281 von 347
Forts. Tab. 5-1<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 5-2 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LEUK, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Fälle: 558<br />
Insektizide (akute Exposition)<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,73 1,32 2,26 0,0001<br />
Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,39 1,01 1,92 0,0430<br />
Gartenpestizide (akute Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,97 0,62 1,54 0,9132<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,90 0,71 1,13 0,3452<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,06 0,84 1,33 0,6161<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,13 0,84 1,53 0,4074<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,90 0,67 1,21 0,48<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,02 0,80 1,30 0,86<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,99 0,73 1,35 0,95<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 283 von 347
Forts. Tab. 5-2<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Gartenp. (akute Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Alle Entitäten (LEUK)<br />
Frauen, akute Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.=
Weitere signifikant erhöhte Risiken werden für die Auswertung aller Diagnosen zusammen<br />
nicht beobachtet. Erhöhte OR (> 1,0) werden für Frauen und Männer noch<br />
für die Exposition gegenüber Gartenpestiziden, Tierparasitenbehandlungen sowie für<br />
den aufenthaltszeitgewichteten Abstandscore zu Baumschulen gefunden. Für alle<br />
weiteren Modellvariablen liegen die Risikoschätzer jeweils wenig über oder unter 1,0.<br />
5.5.2 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I,<br />
alle Entitäten (LEUK)<br />
Tab. 5-3 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LEUK, Männer<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 872<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,50 1,21 1,85 0,0002<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,86 1,50 2,29 0,0000<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,97 0,79 1,20 0,7985<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,13 0,95 1,35 0,1771<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,94 1,52 0,1422<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,89 0,72 1,11 0,2995<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 0,97 0,80 1,16 0,7101<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,79 1,30 0,9334<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 286 von 347
Forts. Tab. 5-3<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
Tab. 5-4 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LEUK, Frauen<br />
A. Modellvariablen<br />
Anzahl Fälle: 558<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
Insektizide (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,52 1,17 1,96 0,0015<br />
Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,24 0,94 1,64 0,1260<br />
Kopflausbehandlungen<br />
Tierparasitenbehandlungen<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,90 0,71 1,13 0,3442<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,08 0,86 1,35 0,5046<br />
Baumschulen (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,85 1,54 0,3701<br />
Bahndamm (Abstandsscore)<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 0,92 0,69 1,22 0,5516<br />
Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />
Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,82 1,33 0,7112<br />
Pestizide im berufl. Umfeld<br />
Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />
Exponierte 1,01 0,74 1,38 0,9640<br />
Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />
OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 288 von 347
Forts. Tab. 5-4<br />
B. Confounder<br />
soziale Schicht<br />
(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />
7
10<br />
1<br />
0,1<br />
Insekt. (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
HSM (chron. Exp.)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Alle Entitäten (LEUK)<br />
Frauen, chronische Exposition<br />
Kopflausbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Tierflohbeh.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Baumschulen (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
=Median<br />
Bahndamm (Score)<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
Landwirtschaft (Score)<br />
=Median<br />
Berufl. Exp.<br />
Nicht-Exp. (Ref.)<br />
Exponierte<br />
soz. Schicht (Ref.
Für die Insektizide werden für die akute Exposition sowohl bei Frauen als auch bei<br />
Männern jeweils leicht höhere OR beobachtet als für Holzschutzmittel. Weiterhin wird<br />
ein Ansteigen der OR über die ansteigenden Expositionskategorien beobachtet, die<br />
OR für den linearen Trend sind für beide Geschlechter konsistent statistisch signifikant<br />
erhöht. Die OR sind jedoch numerisch nahezu unverändert im Vergleich zu den<br />
lymphatischen Entitäten der Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH). Im Vergleich zu den<br />
Risikoschätzern der Einzelentitäten akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) und<br />
Multiples Myelom (MM, Frauen) sind die Risikoschätzer für alle Zieldiagnosen erniedrigt,<br />
doch auch für diese Einzelentitäten sind die OR für Insektizide im Vergleich zu<br />
den übrigen Modellvariablen am stärksten erhöht.<br />
Auch die numerischen Werte der Risikoschätzer für Holzschutzmittel sind im Vergleich<br />
zu den lymphatischen Entitäten nahezu unverändert. Für die nichtlymphatischen<br />
Entitäten sind die OR bei Männern und Frauen numerisch wenig höher<br />
als die OR für alle Zieldiagnosen zusammen.<br />
Für die Risikoschätzer zum Abstandsscore für Baumschulen werden in beiden Modellen<br />
für beide Geschlechter erhöhte OR beobachtet. Dies ist auf die lymphatischen<br />
Entitäten (LYMPH) zurückzuführen, die den größeren Anteil an dieser alle Probanden<br />
umfassenden Kategorie (LEUK) stellen.<br />
Kein OR der übrigen Modellvariablen erreicht durch die weitere Zusammenfassung<br />
über alle Entitäten die statistische Signifikanz.<br />
5.5.4 Schlußfolgerungen zur Aggregation aller Zieldiagnosen<br />
Die Kategorisierung nach biologischen Kriterien in diagnostische Subgruppen für<br />
lymphatische und nicht-lymphatische Entitäten sowie in Einzelentitäten hat keinen<br />
systematischen Einfluß auf die Risikoschätzer der akuten bzw. chronischen Exposition<br />
gegenüber Pestiziden. Ein weiteres Zusammenfassen der Probanden in den Modellen<br />
der Aggregationsebene <strong>II</strong>I (alle Zieldiagnosen) bestätigt die Ergebnisse auf<br />
der Ebene der nach biologischen Kriterien gebildeten Subgruppen. Die Aggregation<br />
über alle Ziediagnosen führt nicht dazu, daß aufgrund der höheren Besetzungszahlen<br />
ein weiterer Risikofaktor statistische Signifikanz erreicht, der in den Subgruppen<br />
nicht als solcher erkannt wurde.<br />
5.6 Vorgehen bei verstorbenen Probanden<br />
In Fall-Kontroll-Studien mit retrospektiver Expositionserfassung ist es häufig nicht<br />
möglich, alle einbezogenen Fälle selbst zu interviewen. Ein Fall kann zum Zeitpunkt<br />
der Kontaktaufnahme verstorben sein oder ist aus gesundheitlichen oder anderen<br />
Gründen unfähig zur <strong>Teil</strong>nahme an der Studie. In der NLL mußte aufgrund der hohen<br />
Letalität einiger Zieldiagnosen davon ausgegangen werden, daß ein nicht unerheblicher<br />
Anteil der Zielfallpopulation vor dem Interviewzeitpunkt bereits verstorben ist.<br />
Hätte der Studienteil Fall-Kontroll-Studie lediglich die Untergruppe der zum Zeitpunkt<br />
des Interviews noch lebenden Fälle einbezogen, hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
eine systematische Anreicherung von Fällen mit relativ gutartigem Verlauf der<br />
Erkrankung ergeben. Der individuelle Verlauf einer malignen Erkrankung wird jedoch<br />
einerseits von der Biologie des malignen Prozesses selbst, andererseits von Eigen-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 291 von 347
schaften des Patienten beeinflußt. Zu den relevanten Einflußfaktoren gehören Alter,<br />
Ernährungszustand, Funktion des Immunsystems, Vorschädigung von Organsystemen<br />
und Begleiterkrankungen, genetische und erworbene Faktoren der individuellen<br />
Sensitivität und Suszeptibilität, aber auch die psychologische Situation des Patienten<br />
und sein soziales Umfeld. Viele dieser Faktoren sind direkt (z.B. medizinisches Röntgen,<br />
sozioökonomischer Status) oder indirekt (z.B. Rauchen, berufliche Expositionen)<br />
mit den Studienhypothesen der NLL assoziiert. Gleichzeitig bestehen starke<br />
Hinweise darauf, daß der Verlauf der Erkrankung nicht unabhängig von der auslösenden<br />
Ursache ist. So zeigen sekundäre Leukämien häufig spezifische Charakteristika,<br />
die sie von de novo (sog. “spontanen”) Leukämien unterscheiden [157-161]. Die<br />
systematische Selektion innerhalb der Fälle resultiert letztlich aus der Tatsache, daß<br />
sekundäre Leukämien häufig mit einer besonders schlechten Prognose assoziiert<br />
sind.<br />
Insgesamt würde aus einer Restriktion der Interviewpopulation auf die zum Interviewzeitpunkt<br />
noch lebenden Probanden eine systematische Selektion resultieren,<br />
die damit eine Verzerrung der Ergebnisse bewirken (selection bias) würde, über deren<br />
Richtung und Ausmaß nur spekuliert werden könnte [162, 163].<br />
Daher ist es für die Validität der NLL-Ergebnisse zwingend erforderlich gewesen, Informationen<br />
auch über die Verstorbenen innerhalb der Studienpopulation zu erheben.<br />
Für verstorbene Fälle wurden stellvertretend Interviews mit erstgradigen Familienangehörigen<br />
bzw. mit Personen geführt, die mit dem Verstorbenen zu dessen<br />
Lebzeiten im selben Haushalt gewohnt haben (sog. Proxy-Interviews).<br />
5.6.1 Valididät von Angehörigen-Interviews<br />
Die Validität von Proxy-Angaben in Fall-Kontroll-Studien wird seit einigen Jahren in<br />
der epidemiologischen Literatur kontrovers diskutiert. Die bisher vorliegenden Befunde<br />
zeigen, daß die Validität nicht pauschal, sondern variablenabhängig beurteilt werden<br />
muß [162, 164, 165].<br />
5.6.1.1 Angehörigenangaben zu “Einsatz von Pestiziden”<br />
In der Nachbefragung Biozide [73] zur Gesundheitsstudie Münchehagen [43] wurde<br />
das Leukämie- und Lymphomrisiko durch Innenraumanwendung von Insektiziden<br />
und Holzschutzmittel in verschiedenen Operationalisierungen untersucht. Bei verstorbenen<br />
Probanden wurden Familienangehörige 1. Grades bzw. im Haushalt des<br />
Verstorbenen lebende Personen befragt. Für die Gruppe der Fälle mit chronisch<br />
lymphatischer Leukämie konnten in separaten Analysen Risikoschätzer für alle Fälle<br />
und die Untergruppe derjenigen Fälle, die noch selbst interviewt werden konnten,<br />
berechnet werden. Beim Vergleich mit lebenden Kontrollen wurden für mehrere fragebogenabhängige<br />
Expositionsparameter höhere Risiken für die lebenden Fälle beobachtet.<br />
Im Bereich Insektizide ergab sich für “jemals vs. niemals Hände mit Insektizid<br />
benetzt” ein Odds Ratio (OR) von 1,7 (0,7-4,0) für alle Fälle (N=31). Bei Restriktion<br />
für die zum Zeitpunkt des zweiten Interviews noch lebenden Fälle (N=14) erhöhte<br />
sich das OR auf 3,0 (0,8-11,1). Für Holzschutzmittelexposition waren die Unterschiede<br />
noch deutlicher. Lebende Fälle zeigten höhere OR für das dritte Terzil eines a<br />
priori definierten Expositionsmaßes (ungewichteter Summenscore) bei Vergleich mit<br />
dem 1. Terzil (OR lebende Fälle: 5,2 (1,1-25,1), OR alle Fälle 1,9 (0,6-6,5)). Ähnliche<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 292 von 347
Unterschiede wurden für weitere, explorative Analysen beobachtet, beispielsweise<br />
“jemals vs. niemals Holzschutzmittel im Innenraum selbst angewendet” (OR lebende<br />
Fälle: 5,7 (1,2-26,8), OR alle Fälle: 2,2 (0,6-8,8)), “jemals vs. niemals mit Holzschutzmittel<br />
Hände benetzt” (OR lebende Fälle: 7,6 (1,5-39,4), OR alle Fälle: 2,5<br />
(0,7-9,9)) und “jemals vs. niemals Flecken von Holzschutzmitteln auf der Kleidung<br />
gehabt” (OR lebende Fälle: 9,9 (1,9-53,4), OR alle Fälle: 4,0 (0,9-17,1); [73]).<br />
Waddell et al. [166] finden in einer Fall-Kontroll-Studie unter Farmern (748 Fälle mit<br />
Non-Hodgkin-Lymphom / 2236 Kontrollen) in vier Bundesstaaten der USA (Kansas,<br />
Nebraska, Iowa und Minnesota), dass die Anwendung von organophosphathaltigen<br />
Pestiziden mit einem statistsich signifikanten, um 50% erhöhten Risiko für Non-<br />
Hodgkin-Lymphome verbunden ist. Bei einer Analyse für die direkt interviewten Probanden<br />
ermitteln sie ein niedrigeres OR (OR=1,2) als für die Anaylse mit Angehörigen-Interviews<br />
(OR=3,0).<br />
Die Übereinstimmung der Angaben zu Fragen, die für die Pestizidexpositon relevant<br />
sind, ist jedoch gemäß einer Studie von Johnson et al. zwischen direkt interviewten<br />
Probanden und Proxies grundsätzlich hoch. In einem Follow-up zu einer Fall-<br />
Kontroll-Studie wurden von Johnson et al. [167] 328 Interviews mit Angehörigen von<br />
Fällen durchgeführt, um zu überprüfen, wie groß die Übereinstimmung der Antworten<br />
zur Pestizidexposition, mit denen der eigentlichen Indexpersonen ist. Die Indexpersonen<br />
waren inzwischen verstorben oder nicht mehr in der Lage, an diesem Folge-<br />
Interview teilzunehmen. Die Übereinstimmung in den Antworten zu den Bereichen<br />
Demographie und Tätigkeit in der Landwirtschaft zwischen den Selbstinterviewten<br />
und Angehörigen-Interviews lag bei durchschnittlich 89% (Kontrollen: 88%, Leukämiefälle:<br />
90%, Non-Hodgkin-Lymphom-Fälle: 90%). Für Interviewbereich zum Einsatz<br />
von Bioziden allgemein (Biozide insgesamt, Insektizide bei Vieh und auf Ackerflächen,<br />
Herbizide, Fungizide) wurde eine Übereinstimmung von 70-73% ermittelt.<br />
Für den spezifischen Einsatz von Pestiziden (2,4-D, Atrazine, DDT etc.) wurde zwischen<br />
Selbstinterviewten und Proxies eine Übereinstimmung von 68-74% beobachtet.<br />
5.6.1.2 Angehörigenangaben zur beruflichen Exposition gegenüber Pestiziden<br />
Im Rahmen einer “nested” Fall-Kontroll-Studie innerhalb einer Kohortenstudie zu beruflichen<br />
Risikofaktoren für Lungenkrebs (N=19.608 männliche Arbeiter einer Chemiefabrik<br />
in Texas, USA) wurde angestrebt, in Telefoninterviews Angaben zur Berufsbiographie<br />
von 308 Lungenkrebspatienten und 588 Kontrollen (gematcht für Alter,<br />
Hautfarbe, Geschlecht, Geburtsjahr und Jahr der Einstellung) zu erheben [168].<br />
Mit 734 Probanden (143 Probanden selbst, 591 Proxies (Ehepartner, Kind, anderer<br />
Verwandter, Freund)) konnten Interviews geführt werden (Response: 81,9%). Die<br />
Angaben der Probanden wurden mit Eintragungen des “Arbeitsbereiches” (work area)<br />
in der Personalakte verglichen. Gleichzeitig wurden auch Angaben zur Exposition<br />
gegenüber Arbeitsstoffen erfragt. Als Vergleichsstandard für diese wurde von einem<br />
Experten (Industriehygieniker/ Arbeitsschutzfachmann) für jeden Arbeitsbereich<br />
eigens eine Liste mit dort vorkommenden Arbeitsstoffen erstellt.<br />
Die Probanden nannten insgesamt 248 verschiedene Abteilungsbereiche (lt. Personalakten<br />
existierten N=417), 242 Tätigkeiten (Personalakten: N=542) und 96 chemische<br />
oder physikalische Expositionen (Industriehygieniker: N=171). Für die Berechnung<br />
der Übereinstimmungsmaße wurden die Arbeitsbereiche daraufhin zunächst in<br />
50 Kategorien mit ähnlichen Expositionen zusammengefaßt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 293 von 347
Insgesamt wurden 48,4% der auf diese Weise kategorisierten Arbeitsbereiche korrekt<br />
wiedergegeben. Zwischen den verschiedenen Probandengruppen wurden nahezu<br />
keine Unterschiede beobachtet (Fälle 49,5%; lebende Kontrollen: 48,7; Proxies:<br />
47,0). Für die Angabe zum Arbeitsbereich, den ein Proband die längste Zeit innegehabt<br />
hat, betrug die Übereinstimmung 70,8 % mit dem Vergleichsstandard durch den<br />
Experten und auch zwischen den Probandengruppen wurde eine weitgehende Übereinstimmung<br />
berechnet (Fälle: 71,8%; lebende Kontrollen: 70,2%; Proxies: 70,5%).<br />
Die Angaben zu stofflichen und physikalischen Belastungsfaktoren stimmten dagegen<br />
insgesamt nur zu 2,6 % mit den Expertenangaben überein (höchste Übereinstimmungen<br />
für Chlor (10,7%), Asbest (8,6%); niedrigste für Schwefeldioxid (0,7%)<br />
und Hitze (0,5)).<br />
5.6.2 Umsetzung innerhalb der NLL<br />
Für die NLL wurde eine retrospektive Fallerhebung durchgeführt. Der für die Erhebung<br />
der Erstdiagnose relevante Zeitraum umfaßte die Kalenderjahre von 1986 bis<br />
1998, Anfangs- und Endejahr einschließlich. Aufgrund dieses langen retrospektiven<br />
Zeitraums war ein erheblicher Anteil der Fallprobanden bereits verstorben. In diesen<br />
Fällen wurde das Interview stellvertretend möglichst mit dem Ehepartner oder einem<br />
erstgradigen Verwandten des Indexfalles geführt (Angehörigeninterview).<br />
5.6.2.1 Verwandtschaftsgrad/Beziehung der Proxies zur Indexperson<br />
In der Literatur existieren verschiedene Hinweise dafür, daß die Validität der Proxy-<br />
Angaben auch vom Verwandtschaftsgrad der interviewten Person zur verstorbenen<br />
Indexperson beeinflußt wird [162, 169, 170]. Eine Validitätsuntersuchung von Pickle<br />
et al. ergab, daß Geschwister eher über die Kindheit der Indexperson valide Auskunft<br />
geben können, während Ehepartner oder andere in häuslicher Gemeinschaft lebende<br />
Personen über das erwachsene Leben der Indexperson besser informiert sind<br />
[164].<br />
Boyle et al. beobachteten für fast alle untersuchten Variablen (demographische Angaben,<br />
Rauchstatus, Berufe und berufliche Belastungen) teilweise deutlich höhere<br />
Sensitivitäten bei Interviews mit Ehepartnern im Vergleich zu anderen Proxies. Ausnahmen<br />
betrafen allerdings spezielle berufliche Belastungen wie Formaldehyd (Ehepartner:<br />
26%/99% Sensitivität/Spezifität, anderer Proxy: 33%/99%) und Schneidöle<br />
(Ehepartner: 16%/96%, anderer Proxy: 31%/96%; [171]).<br />
Nach einer Untersuchung von Farrow et al. können Ehepartner valider über den Gesundheitszustand,<br />
soziales Netzwerk und Lebensereignisse berichten, als Kinder<br />
oder Freunde der Indexpersonen [169].<br />
In der NLL wurden sowohl Hypothesen untersucht, für die Expositionen während der<br />
Kindheit und Jugend (lebenslange Wohnanamnese, medizinische Anamnese, Medikamente,<br />
Sonnenbrände, Röntgen, Haustiere etc.), als auch während des erwachsenen<br />
Lebens (Einsatz von Pestiziden, berufliche Faktoren, Benutzung von Haushaltsgeräten<br />
etc.) erfaßt werden mussten. Daher wurden bevorzugt erstgradige Verwandte,<br />
die über das gesamte Leben mit der Indexperson in engem Kontakt standen, als<br />
Proxies ausgewählt.<br />
Angehörigeninterviews wurden für etwa 45% der NLL-Zielfälle durchgeführt. Es können<br />
vier Probandengruppen nach diesem Kriterium unterschieden werden: direkt in-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 294 von 347
terviewte Fälle und Kontrollen (in Tabellen abgekürzt: Fälle direkt / Kontrollen direkt)<br />
sowie Fall- und Kontrollprobanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden<br />
(Fälle Ang. / Kontrollen Ang.).<br />
Tab. 5-5 Verwandschaftsgrad der interviewten Person zum Probanden der NLL<br />
bei Interviews, die stellvertretend für den Probanden von Angehörigen<br />
geführt wurden<br />
Verwandtschaftsgrad<br />
Anzahl Anteil an Angehörigeninterviews<br />
Ang. Int. Ang. Int. Männer Frauen<br />
gesamt [%] Fälle Kontrollen Fälle Kontrollen<br />
N gesamt 878 100,0<br />
Ehemann/Ehefrau 469 53,4 291 48 124 6<br />
Vater/Mutter 243 27,7 68 89 36 50<br />
Sohn/Tochter 142 16,2 38 7 81 16<br />
Bruder/Schwester 10 1,1 5 - 5 -<br />
Verwandte/r 11 1,3 1 1 6 3<br />
andere Person 3 0,3 - - 1 2<br />
missing (-) =Verwandschaftsverhältnis in dieser Konstellation nicht besetzt;<br />
Ang. Int.= Interviews zu Probanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden (Fälle und<br />
Kontrollen; andere Person = andere nicht verwandte Person:1 Stiefkind, 1 Schwiegersohn/-tochter,<br />
1 Lebenspartner<br />
Bei den Kontrollen bestand ebenfalls die Möglichkeit, Angehörigeninterviews durchzuführen.<br />
Der Anteil Interviews, die nicht mit der Indexperson selbst geführt werden<br />
konnte, ist bei den Kontrollprobanden jedoch wesentlich geringer als bei den Fällen.<br />
Ein großer <strong>Teil</strong> der Angehörigeninterviews bei Kontrollen entfiel auf die Eltern von<br />
Kindern, die aufgrund ihres zu jungen Alters noch nicht selbst interviewt werden<br />
konnten. Insgesamt unterscheidet sich daher die Altersstruktur der Angehörigeninterviews<br />
bei Kontrollen erheblich von der bei direkt interviewten Kontrollen und ebenso<br />
von der bei Angehörigeninterviews von Fällen. Die Altersstrukturen bei Angehörigen<br />
von Fällen und direkt interviewten Fällen sind ähnlicher, jedoch überwiegen auch<br />
hier bei den Angehörigen Interviews die jungen und die höheren Altersgruppen (Tab.<br />
5-6). Der Anteil der Probanden über 55 Jahre beträgt 57,7% bei den Fällen, die direkt<br />
interviewt wurden, bei den Angehörigeninterviews 59,2%.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 295 von 347
Tab. 5-6 Verteilung der Fälle und Kontrollen nach Geschlecht und Altersstratum des Falles<br />
Anzahl Männer Frauen<br />
Probanden Fälle Kontrollen Fälle Kontrollen<br />
gesamt direkt Ang. direkt Ang. direkt Ang. direkt Ang.<br />
N gesamt 4471 467 405 1759 145 306 252 1061 76<br />
MW Alter 51,2 53,5 50,8 52,3 23,2 55,2 53,0 52,8 23,8<br />
Std.-Abw. 17,7 14,1 21,5 15,0 25,6 12,9 21,7 13,7 31,0<br />
Altersstratum<br />
des Falles<br />
0 – 4 155 1* 31 9* 49 1* 22 4* 38<br />
5 – 9 94 5* 17 22* 25 1* 8 5* 11<br />
10 – 14 35 3 4 13 5 1 3 6 -<br />
15 – 19 64 9 4 30 2 5 - 14 -<br />
20 – 24 60 7 5 28 5 1 3 10 1<br />
25 – 29 91 10 5 38 4 6 3 25 -<br />
30 – 34 130 13 9 53 1 11 3 40 -<br />
35 – 39 157 18 18 71 6 9 3 32 -<br />
40 – 44 231 28 11 86 4 20 7 75 -<br />
45 – 49 352 43 29 165 9 15 16 75 -<br />
50 – 54 582 70 41 234 7 50 26 154 -<br />
55 – 59 645 88 37 253 5 61 26 173 2<br />
60 – 64 689 72 68 273 6 50 40 175 5<br />
65 – 69 616 55 66 248 8 42 40 152 5<br />
70 – 75 570 45 60 236 9 33 52 121 14<br />
alle Alter 4471 467 405 1759 145 306 252 1061 76<br />
missing (-) = Altersstratum in dieser Statusgruppe nicht besetzt; direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden; MW Alter<br />
= Mittelwert des Alters bei Inzidenzjahr des Falles minus 2 Jahre; Std.-Abw. = Standardabweichung,* zum Zeitpunkt der Feldphase der NLL (1998-2001) im interviewfähigen Alter<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 296 von 347
Für die Ermittlung der lebenslangen kumulativen Exposition werden ausschließlich<br />
die Lebensjahre der Probanden einbezogen, die vor dem Erstdiagnosejahr des Falles<br />
minus 2 Jahre “lagtime” (“Abschneidejahr”) liegen. Dieses Kriterium führt dazu,<br />
daß die Probanden, die bis zu zwei Jahre vor dem Erstdiagnosedatum des Falles<br />
geboren wurden (zwischen 1983 und 1996), keine Expositionsjahre beitragen. Dabei<br />
handelt es sich hauptsächlich um Probanden
lymphatischen Entitäten wurden bei den Männern 40 (31,7%) von 126 Fällen und bei<br />
den Frauen 29 (31,5%) von 92 Fällen direkt interviewt.<br />
Nach der Restriktion auf direkt interviewte Probanden sanken die Risikoschätzer im<br />
Vergleich zum finalen Modell mit allen Probanden (direkt interviewte und Angehörigen-Interviews)<br />
erwartungsgemäß ab. Eine Ausnahme bildet das Odds Ratio zu<br />
Holzschutzmitteln bei den nicht-lymphatischen Entitäten für Männer in der Expostionskategorie<br />
unterhalb des Medians und für Frauen in der Kategorie oberhalb des<br />
Medians. Hier steigt das OR im Vergleich zum finalen Modell mit allen Probanden an,<br />
doch werden die Risikoschätzer statistisch nicht signifikant. In der jeweils anderen<br />
Expositionskategorie wird gleichzeitig ein deutliches Absinken des OR beobachtet.<br />
Der gleiche Effekt wird bei den Risikoschätzern für den Abstandsscore zu Baumschulen<br />
beobachtet und kann im Wesentlichen auf die Verschiebung der Besetzungszahlen<br />
der Kategorien zurückgeführt werden.<br />
In beiden Entitäten und für beide Geschlechter erreichen die OR für Insektizide und<br />
Holzschutzmittel nicht mehr das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />
Die Risikoschätzer, die auf geographischen Entfernungsberechnungen beruhen<br />
(aufenthaltszeitgewichtete Abstandsscores), bleiben numerisch nahezu unverändert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 298 von 347
Tab. 5-8 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
direkt interviewte<br />
Anzahl Fälle 746 427<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 0,97<br />
95% KI 0,92 – 1,48 0,72 – 1,30<br />
≥ Median OR adj. 1,50 1,25<br />
95% KI 1,19 – 1,89 0,94 – 1,65<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,13<br />
95% KI 1,10 – 1,73 0,85 – 1,50<br />
≥ Median OR adj. 1,35 1,16<br />
95% KI 1,08 – 1,69 0,88 – 1,52<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 1,04<br />
95% KI 0,79 – 1,39 0,74 – 1,46<br />
≥ Median OR adj. 1,05 0,99<br />
95% KI 0,80 – 1,38 0,71 – 1,39<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,88<br />
95% KI 0,74 – 1,17 0,66 – 1,17<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,08<br />
95% KI 0,95 – 1,38 0,86 – 1,36<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,13<br />
95% KI 0,91 – 1,43 0,86 – 1,49<br />
≥ Median OR adj. 1,19 1,29<br />
95% KI 0,93 – 1,54 0,95 – 1,75<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,90<br />
95% KI 0,66 – 1,04 0,69 – 1,18<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 1,00<br />
95% KI 0,79 – 1,16 0,79 – 1,27<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,04 1,16<br />
95% KI 0,80 – 1,35 0,85 – 1,60<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 299 von 347
Tab. 5-9 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
direkt interviewte<br />
Anzahl Fälle 466 277<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,42<br />
95% KI 1,23 – 2,30 0,98 – 2,06<br />
≥ Median OR adj. 1,77 1,10<br />
95% KI 1,33 – 2,37 0,77 – 1,59<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 0,86<br />
95% KI 0,73 – 1,37 0,58 – 1,28<br />
≥ Median OR adj. 1,43 1,26<br />
95% KI 1,02 – 2,01 0,84 – 1,90<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,14<br />
95% KI 0,94 – 2,12 0,68 – 1,89<br />
≥ Median OR adj. 1,01 0,94<br />
95% KI 0,62 – 1,65 0,50 – 1,76<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,93<br />
95% KI 0,67 – 1,09 0,70 – 1,25<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 0,96<br />
95% KI 0,80 – 1,30 0,72 – 1,30<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,31<br />
95% KI 0,82 – 1,48 0,93 – 1,85<br />
≥ Median OR adj. 1,26 1,18<br />
95% KI 0,92 – 1,73 0,80 – 1,74<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,93<br />
95% KI 0,64 – 1,21 0,64 – 1,33<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,18<br />
95% KI 0,80 – 1,33 0,87 – 1,60<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,10 0,96<br />
95% KI 0,80 – 1,51 0,64 – 1,42<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 300 von 347
Tab. 5-10 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
direkt interviewte<br />
Anzahl Fälle 126 40<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 0,70<br />
95% KI 0,74 – 2,02 0,28 – 1,76<br />
≥ Median OR adj. 1,81 0,95<br />
95% KI 1,13 – 2,91 0,41 – 2,22<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,83<br />
95% KI 1,02 – 2,68 0,82 – 4,07<br />
≥ Median OR adj. 1,40 1,24<br />
95% KI 0,86 – 2,28 0,52 – 2,93<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,11<br />
95% KI 1,03 – 2,90 0,43 – 2,84<br />
≥ Median OR adj. 0,87 0,59<br />
95% KI 0,47 – 1,61 0,17 – 2,07<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 0,69<br />
95% KI 0,79 – 1,95 0,26 – 1,81<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,06<br />
95% KI 0,80 – 1,77 0,54 – 2,11<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,51<br />
95% KI 0,73 – 1,85 0,72 – 3,17<br />
≥ Median OR adj. 1,04 0,77<br />
95% KI 0,61 – 1,78 0,27 – 2,20<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,34<br />
95% KI 0,75 – 1,87 0,61 – 2,94<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 2,38<br />
95% KI 0,73 – 1,67 1,13 – 5,00<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,54 0,32<br />
95% KI 0,28 – 1,04 0,09 – 1,14<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 301 von 347
Tab. 5-11 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
direkt interviewte<br />
Anzahl Fälle 92 29<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,78<br />
95% KI 0,41 – 1,65 0,22 – 2,70<br />
≥ Median OR adj. 1,79 1,62<br />
95% KI 1,04 – 3,09 0,63 – 4,18<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,05<br />
95% KI 0,96 – 3,01 0,34 – 3,19<br />
≥ Median OR adj. 1,55 1,68<br />
95% KI 0,80 – 2,98 0,62 – 4,59<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 0,76<br />
95% KI 0,52 – 2,88 0,09 – 6,19<br />
≥ Median OR adj. 1,01 2,20<br />
95% KI 0,40 – 2,59 0,94 – 5,15<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,37<br />
95% KI 0,75 – 1,94 0,60 – 3,09<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 0,98<br />
95% KI 0,95 – 2,40 0,38 – 2,53<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,75<br />
95% KI 0,56 – 1,72 0,23 – 2,45<br />
≥ Median OR adj. 0,66 1,00<br />
95% KI 0,34 – 1,28 0,37 – 2,66<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 1,08<br />
95% KI 0,56 – 1,81 0,46 – 2,57<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,11<br />
95% KI 0,77 – 2,12 0,33 – 3,75<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,40 0,54<br />
95% KI 0,17 – 0,94 0,28 – 1,04<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
5.6.2.3 Schlußfolgerungen zur Einbeziehung von Angehörigen-Interviews<br />
Um für diese relativ seltenen, hämatologischen malignen Krebserkrankungen eine<br />
ausreichende Fallzahl zu erzielen, wurde die NLL als retrospektive Fall-Kontroll-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 302 von 347
Studie durchgeführt. Die relativ hohe Letalität in einigen Einzelentitäten führte zu der<br />
Notwendigkeit in der Fallgruppe ca. 45% Proxy-Interviews durchzuführen.<br />
Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte Probanden zeigt,<br />
daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten Fällen durch die<br />
stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit weniger aussagekräftige<br />
Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet worden wären.<br />
Neben einem Absinken der Risikoschätzer, verlieren die OR für Insektizide und Holzschutzmittel<br />
sowohl bei den lymphatischen als auch bei nicht-lymphatischen Entitäten<br />
die statistische Signifikanz. Gleichzeitig werden auch in den restringierten Modellen<br />
tendenziell die höheren Risiken konsistent für die Insektizide und Holzschutzmittel<br />
beobachtet. Auch werden bei den lymphatischen Entitäten tendenziell höhere Risiken<br />
für die Insektizide gesehen und bei den nicht-lymphatischen Entitäten höhere<br />
OR für die Holzschutzmittel.<br />
Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen von verstorbenen oder<br />
durch andere Umstände zu einer <strong>Teil</strong>nahme nicht fähigen Fällen und Kontrollen<br />
konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />
5.7 Imputation bei nicht-informativen Angaben: Beispiel Insektizide<br />
Zu jeder Frage war im Interview auch immer die Möglichkeit gegeben, neben den<br />
informativen Antworten wie z.B. “Ja” oder “Nein” bzw. den a priori festgelegten Kategorien,<br />
mit “weiß nicht” oder “keine Angabe” zu antworten. Diese Angaben tragen<br />
jedoch keine informativen Werte zur Berechnung eines Expositionsscores bei. Daher<br />
wurden für diese nicht informativen Angaben in der Variablen jeweils der Mittelwert<br />
der Kontrollen imputiert, für die informative Angaben in den Eingangsdaten vorliegen.<br />
Im Folgenden wird am Beispiel der akuten Exposition gegenüber Insektiziden im Innenraum<br />
untersucht, wie die nicht informativen Angaben bei den Probanden der NLL<br />
verteilt sind. Hierfür wird unterschieden nach<br />
- den direkt interviewten Fall- und Kontroll-Probanden und<br />
- Angehörigeninterviews, in denen andere Personen stellvertretend für den Probanden<br />
interviewt wurden (Angehörige von Fällen / Angehörige von Kontrollen).<br />
5.7.1 Beispiel : Insektizide - Häufigkeit der Anwendungen<br />
Ein wesentlicher Parameter in den Berechnungen für die Expositionsscores zur akuten<br />
bzw. chronischen Exposition gegenüber Insektiziden im Innenraum ist die Häufigkeit<br />
der Anwendungen. Diese Angabe zur Häufigkeit von Insektizidanwendungen<br />
wurde im Interview für jede Wohnphase erhoben. Diese Angabe wird mittels eines<br />
Gewichtungsfaktors in eine Angabe pro Kalenderjahr umgesetzt (Expertenquantifizierung,<br />
Tab. 2-8). Insgesamt wurden 15787 Wohnphasen in diese Quantifizierung<br />
einbezogen.<br />
Die folgende Tabelle zeigt wie sich die Häufigkeitsangaben auf der Basis der Wohnphasen<br />
nach Probandengruppen verteilen.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 303 von 347
Tab. 5-12 Verteilung der Häufigkeit von Insektizidanwendungen in der Wohnung<br />
(N=15787 Wohnphasen ab 1956 einschließlich)<br />
Häufigkeit der Anzahl<br />
Fälle Kontrollen<br />
Anwendung<br />
Wohnphasen<br />
gesamt<br />
N<br />
direkt<br />
%<br />
Angehörige<br />
N % N<br />
direkt<br />
%<br />
Angehörige<br />
N %<br />
niemals 10762 2026 69,4 1040 55,5 7377 70,5 319 60,8<br />
seltener als 1mal im Jahr 876 143 4,9 95 5,1 591 5,6 47 9,0<br />
1mal im Jahr 673 114 3,9 79 4,2 449 4,3 31 5,9<br />
mehrmals im Jahr 1414 248 8,5 193 10,3 932 8,9 41 7,8<br />
1mal im Monat 336 70 2,4 29 1,5 230 2,2 7 1,3<br />
2-3mal im Monat 209 42 1,4 31 1,7 131 1,3 5 1,0<br />
1mal in der Woche 111 18 0,6 14 0,7 77 0,7 2 0,4<br />
mehrmals in der Woche 52 15 0,5 7 0,4 30 0,3 0 0,0<br />
1mal taeglich 11 3 0,1 3 0,2 4
Um die durchschnittliche Anwendungshäufigkeit pro Proband über alle Wohnphasen<br />
zu ermitteln, wurden ausschließlich die Wohnphasen einbezogen, die nach 1956<br />
(einschließlich) endeten bzw. nach 1956 begannen. Weiterhin werden für die Ermittlung<br />
der lebenslangen kumulativen Exposition ausschließlich die Lebensjahre der<br />
Probanden einbezogen, die vor dem Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre Latenzzeit<br />
(“lagtime”) liegen (kurz “Abschneidejahr” genannt). Somit wurden alle Wohnphasen,<br />
die erst nach dem “Abschneidejahr” begannen, in dieser Variablen auf den<br />
Wert “0” gesetzt. In den Wohnphasen, zu denen keine informativen Häufigkeitsangaben<br />
vorliegen (“weiß nicht”, “keine Angabe”), wurde für die Variable ebenfalls der<br />
numerische Wert von “0” festgelegt. Die Mittelwerte (MW) für die Anwendungshäufigkeit<br />
pro Proband (MW über alle Wohnphasen) verteilen sich in dieser Untersuchung<br />
getrennt nach Probandengruppe wie folgt (Tab. 5-13):<br />
Tab. 5-13 Vergleich Mittelwerte und Standardabweichungen der Anwendungshäufigkeit<br />
(nur informative Angaben, Wohnphasen ab einschließlich 1956 bis<br />
“Abschneidejahr”)<br />
Fälle gesamt Kontrollen gesamt<br />
direkt interviewt Angehörige direkt interviewt Angehörige<br />
N 773 657 2820 221<br />
Mittelwert 3,08 2,77 2,27 0,95<br />
Std.-abw. 14,01 12,66 10,40 5,42<br />
N=Anzahl, Std.-abw.= Standardabweichung<br />
Die größeren Mittelwerte für die Anwendungshäufigkeit werden hier für die Fälle beobachtet.<br />
Sowohl die Anwendungshäufigkeit der Fälle, die direkt interviewt wurden<br />
(MW = 3,08), als auch die der Mittelwert bei Angehörigeninterviews (MW = 2,77) liegt<br />
höher als der bei den Kontrollprobanden (MW = 2,27 / 0,95).<br />
Insbesondere bei den Angehörigeninterviews zu Fallprobanden wurden hier jedoch<br />
ein relativ großer Anteil nicht-informativer Angaben beobachtet (“weiß nicht”: 17,5%;<br />
“keine Angabe”: 2,9%). Für die Wohnphasen, in denen nicht-Informative Angaben<br />
zur Häufigkeit vorlagen, wurde daher in einer weiteren Untersuchung jeweils der Mittelwert<br />
der Kontrollen mit informativen Angaben imputiert. Der Mittelwert aller Kontrollen<br />
für die Anwendungshäufigkeit liegt bei MW=2,52 (nur Wohnphasen mit einem<br />
Beginn vor “Abschneidejahr”, restringiert auf informative Angaben). Nach der Imputation<br />
zeigt sich folgende Verteilung der durchschnittlichen Anwendungshäufigkeit bei<br />
Fällen und Kontrollen (Tab. 5-14).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 305 von 347
Tab. 5-14 Vergleich Mittelwerte und Standardabweichungen der Anwendungshäufigkeit<br />
nach Imputation (Wohnphasen ab einschließlich 1956 bis “Abschneidejahr”)<br />
Fälle gesamt Kontrollen gesamt<br />
direkt interviewt Angehörige direkt interviewt Angehörige<br />
N 773 657 2820 221<br />
Mittelwert 3,24 3,19 2,41 1,14<br />
Std.-abw. 14,01 12,65 10,40 5,43<br />
N=Anzahl, Std.-abw.= Standardabweichung<br />
Da der Anteil der nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”, “Keine Angabe”) bei den<br />
Angehörigen von Fällen größer als bei den direkt interviewten Fällen war, führt die<br />
Imputation zu einer Angleichung zwischen den direkt interviewten Fällen und den<br />
Angehörigeninterviews zu Fällen.<br />
5.7.2 Sensititvitätsanalyse ohne Imputationswerte<br />
Um für alle Probanden die lebenslange akute bzw. chronische Exposition anhand<br />
von Scores zu berechnen, wurde für eine nicht informative Angabe in den Rohdaten<br />
(„weiß nicht, „keine Angabe“ oder missing im Interview) jeweils der Mittelwert der<br />
Kontrollen mit informativen Angaben (bezogen auf die Wohnphasen von 1956 bis<br />
zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre) imputiert. Dies betraf stärker die<br />
Interviews, die mit Angehörigen geführt wurden.<br />
In einer Sensitivitätsbetrachtung wurde jeder dieser imputierten Mittelwerte im Expositionsscore<br />
für Insektizide durch eine Imputation des numerischen Wertes „0“ ersetzt<br />
(Berechnung ohne Imputationswert). Die weiteren Modellvariablen wurden nicht verändert.<br />
Erwartungsgemäß sinken die Risikoschätzer für Insektizide im Vergleich<br />
deutlich ab. Bei den Männer sinken die Risikoschätzer stärker ab als bei den Frauen.<br />
Ein Ansteigen über die Expositionskategorien bleibt bei den Männern für die lymphatischen<br />
Entitäten erhalten. Für die Frauen in den lymphatischen und nichtlymphatischen<br />
Entitäten liegen die Risikoschätzer auch in dieser Analyse über 1,0,<br />
verlieren jedoch die statistische Signifikanz.<br />
In beiden Analysen bleiben die Risikoschätzer der objektiv ermittelten, geographischen<br />
Abstandsscores, wie z.B. der aufenthaltszeitgewichtete Abstandsscore zu<br />
Baumschulen oder zu Bahndämmen, im Vergleich mit den Risikoschätzern des finalen<br />
Modells numerisch nahezu unverändert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 306 von 347
Tab. 5-15 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
alle Prob.,<br />
ohne Imputationswerte<br />
Anzahl Fälle 746 746<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 0,75<br />
95% KI 0,92 – 1,48 0,56 – 1,00<br />
≥ Median OR adj. 1,50 1,03<br />
95% KI 1,19 – 1,89 0,79 – 1,35<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,47<br />
95% KI 1,10 – 1,73 1,18 – 1,85<br />
≥ Median OR adj. 1,35 1,47<br />
95% KI 1,08 – 1,69 1,18 – 1,84<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 1,11<br />
95% KI 0,79 – 1,39 0,84 – 1,47<br />
≥ Median OR adj. 1,05 1,10<br />
95% KI 0,80 – 1,38 0,84 – 1,44<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,94<br />
95% KI 0,74 – 1,17 0,75 – 1,42<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,18<br />
95% KI 0,95 – 1,38 0,97 – 1,42<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,14<br />
95% KI 0,91 – 1,43 0,92 – 1,43<br />
≥ Median OR adj. 1,19 1,18<br />
95% KI 0,93 – 1,54 0,92 – 1,52<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,84<br />
95% KI 0,66 – 1,04 0,67 – 1,05<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 0,95<br />
95% KI 0,79 – 1,16 0,78 – 1,15<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,04 1,07<br />
95% KI 0,80 – 1,35 0,82 – 1,38<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio; 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 307 von 347
Tab. 5-16 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
alle Prob.,<br />
ohne Imputationswerte<br />
Anzahl Fälle 466 466<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,11<br />
95% KI 1,23 – 2,30 0,77 – 1,61<br />
≥ Median OR adj. 1,77 1,12<br />
95% KI 1,33 – 2,37 0,81 – 1,55<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 1,16<br />
95% KI 0,73 – 1,37 0,85 – 1,58<br />
≥ Median OR adj. 1,43 1,58<br />
95% KI 1,02 – 2,01 1,13 – 2,21<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,52<br />
95% KI 0,94 – 2,12 1,01 – 2,28<br />
≥ Median OR adj. 1,01 1,08<br />
95% KI 0,62 – 1,65 0,66 – 1,75<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,86<br />
95% KI 0,67 – 1,09 0,67 –1,10<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 1,04<br />
95% KI 0,80 – 1,30 0,82 – 1,33<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,13<br />
95% KI 0,82 – 1,48 0,84 – 1,52<br />
≥ Median OR adj. 1,26 1,25<br />
95% KI 0,92 – 1,73 0,91 – 1,71<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,89<br />
95% KI 0,64 – 1,21 0,65 – 1,22<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,03<br />
95% KI 0,80 – 1,33 0,80 – 1,32<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,10 1,12<br />
95% KI 0,80 – 1,51 0,82 – 1,54<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio; 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 308 von 347
Tab. 5-17 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
alle Prob.,<br />
ohne Imputationswerte<br />
Anzahl Fälle 126 126<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 0,97<br />
95% KI 0,74 – 2,02 0,55 – 1,70<br />
≥ Median OR adj. 1,81 0,95<br />
95% KI 1,13 – 2,91 0,52 – 1,73<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,78<br />
95% KI 1,02 – 2,68 1,11 – 2,86<br />
≥ Median OR adj. 1,40 1,60<br />
95% KI 0,86 – 2,28 0,99 – 2,58<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,80<br />
95% KI 1,03 – 2,90 1,07 – 3,02<br />
≥ Median OR adj. 0,87 0,95<br />
95% KI 0,47 – 1,61 0,51 – 1,76<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 1,25<br />
95% KI 0,79 – 1,95 0,80 – 1,97<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,25<br />
95% KI 0,80 – 1,77 0,85 – 1,86<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,17<br />
95% KI 0,73 – 1,85 0,74 – 1,86<br />
≥ Median OR adj. 1,04 1,05<br />
95% KI 0,61 – 1,78 0,61 – 1,79<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,18<br />
95% KI 0,75 – 1,87 0,75 – 1,85<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 1,12<br />
95% KI 0,73 – 1,67 0,74 – 1,70<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,54 0,57<br />
95% KI 0,28 – 1,04 0,29 – 1,09<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 309 von 347
Tab. 5-18 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle<br />
Probanden<br />
alle Prob.,<br />
ohne Imputationswerte<br />
Anzahl Fälle 92 92<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,90<br />
95% KI 0,41 – 1,65 0,42 – 1,91<br />
≥ Median OR adj. 1,79 1,31<br />
95% KI 1,04 – 3,09 0,70 – 2,44<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,70<br />
95% KI 0,96 – 3,01 0,98 – 2,95<br />
≥ Median OR adj. 1,55 1,70<br />
95% KI 0,80 – 2,98 0,89 – 3,23<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 1,22<br />
95% KI 0,52 – 2,88 0,52 – 2,85<br />
≥ Median OR adj. 1,01 1,18<br />
95% KI 0,40 – 2,59 0,47 – 2,98<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,22<br />
95% KI 0,75 – 1,94 0,76 – 1,94<br />
E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 1,51<br />
95% KI 0,95 – 2,40 0,96 – 2,39<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,99<br />
95% KI 0,56 – 1,72 0,57 – 1,72<br />
≥ Median OR adj. 0,66 0,66<br />
95% KI 0,34 – 1,28 0,34 – 1,27<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 1,03<br />
95% KI 0,56 – 1,81 0,57 – 1,86<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,29<br />
95% KI 0,77 – 2,12 0,78 – 2,14<br />
I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,40 0,40<br />
95% KI 0,17 – 0,94 0,17 – 0,94<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 310 von 347
5.7.3 Schlußfolgerung zur Einbeziehung von Imputationswerten<br />
In den Interviews mit Angehörigen von Fällen ist der Anteil der nicht informativen Angaben<br />
größer als in den Interviews, die mit den Indexpersonen direkt durchgeführt<br />
wurden. Wenn die Analysen ohne Imputationen (mit dem Wert “0”) durchgeführt werden,<br />
sinkt das Risiko erwartungsgemäß stark ab. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht<br />
adäquat, da hierdurch die Exposition der Fälle systematisch unterschätzt wird. Eine<br />
nicht informative Angabe i.S. eines “weiß nicht” oder “keine Angabe” ist nicht mit einer<br />
Exposition von “0” gleichzusetzen. Daher war es notwendig, in den Analysen der<br />
systematischen Unterschätzung der Exposition bei Fällen durch die Imputation entgegenzuwirken.<br />
5.8 Einfluß der beruflichen Exposition<br />
Insgesamt 141 (17,4%) männliche und 99 (19,0%) weibliche erwachsene Fälle (>15<br />
Jahre) sowie 251 (14,1%) Männer und 155 (14,4%) Frauen bei den Kontrollprobanden<br />
(> 15 Jahre) waren bezogen auf die Pannett-Matrix in Berufen tätig, in denen sie<br />
gegenüber Pestiziden exponiert waren. Mit der Pannett-Matrix werden Wahrscheinlichkeit<br />
und Intensität einer Exposition am Arbeitsplatz auf der Basis der Angaben<br />
zum Beruf und zur Branche zugeordnet (Kap. 2.13.4).<br />
In den geographischen Abstandsscore zu Baumschulen und Bahndämmen ging jeweils<br />
sowohl die aufenthaltszeitgewichtete Exposition durch den geographischen Abstand<br />
zum Wohnort als auch zum Arbeitsplatz ein. In einer weiteren Sensitivitätsanalyse<br />
wurde daher untersucht, wie stark der Einfluß der berufsbedingten Exposition<br />
gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz auf die übrigen Risikoschätzer im Modell ist.<br />
Dafür wurden finale Modelle angepaßt, in die nur Probanden eingeschlossen wurden,<br />
die gemäß der Pannett-Matrix als nicht beruflich exponiert zu kategorisieren waren.<br />
Die Sensitivitätsanalyse mit einer Restriktion auf Probanden, die beruflich nicht gegenüber<br />
Pestiziden exponiert sind, zeigt für die lymphatischen Entitäten für Männer<br />
gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden nahezu keine Veränderungen der<br />
Risikoschätzer. Bei den Frauen geht durch die Restriktion für den Risikoschätzer der<br />
oberen Expositionskategorie zu Holzschutzmitteln die Signifikanz verloren.<br />
Für die nicht-lymphatischen Entitäten verliert das OR der Expositionskategorie 1 für<br />
Gartenpestizide die Signifikanz bei den Männern, bei den Frauen ist in der restringierten<br />
Analyse das OR der Expositionskategorie 2 für Insektizide nicht mehr signifikant.<br />
Die Risikoschätzer auf der Basis der geographischen Abstände zu Wohn- und Arbeitsorten<br />
sind gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden numerisch kaum<br />
verändert.<br />
Auch für die Einzelentitäten der Aggregationsebene I bleiben die Risikoschätzer numerisch<br />
nahezu unverändert gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden. Für<br />
einzelne Expositionskategorien geht die Signifikanz der Risikoschätzer durch die Restriktion<br />
auf berufliche nicht exponierte Probanden verloren. In der Entität ANLL z.B.<br />
verliert der Risikoschätzer für „Pestizideinsatz an Bahndämmen“ die statistische Signifikanz,<br />
für die Entität multiples Myelom (MM) verliert das OR der Expositionskate-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 311 von 347
gorie 2 bei Insektiziden seine Signifikanz, gleiches gilt für das OR für die Frauen in<br />
dieser Entität in Bezug auf das Risiko durch Holzschutzmittel.<br />
Bei den Männern der Entität CNLL steigen durch die Restriktion auf beruflich nichtexponierte<br />
Probanden die Risikoschätzer für Holzschutzmittel an. In beiden Kategorien<br />
werden in der restringierten Analyse die OR statistisch signifikant. Für die Entität<br />
NHLNC steigt bei den Männern das OR für Insektizide in der zweiten Expositionskategorie<br />
deutlich an und wird statistisch signifikant.<br />
Eine konsistente Erniedrigung aller Riskoschätzer für beide Geschlechter durch die<br />
Restriktion kann nicht festgestellt werden. Sowohl für die Entitäten der Aggregationsebene<br />
<strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) als auch für die Einzelentitäten der Aggregationsebene I<br />
bleiben die Risikoschätzer numerisch nahezu unverändert. Für einzelne Expositionskategorien<br />
geht die Signifikanz der Risikoschätzer durch die Restriktion verloren, in<br />
einigen Fällen bewirkt die Restriktion das Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />
In der NLL wurde mit der Pannett-Matrix lediglich eine globale Quantifizierung für die<br />
berufliche Exposition umgesetzt, ein Einfluß der beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer<br />
der weiteren Modellvariablen wird jedoch weitgehend ausgeschlossen.<br />
In den folgenden Tabellen sind beispielhaft die Ergebnisse für die auf Aggregationsebene<br />
<strong>II</strong> zusammengeführten lymphatischen und nicht-lymphatischen Entitäten dargestellt.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 312 von 347
Tab. 5-19 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle Probanden<br />
ohne berufl.<br />
exponierte<br />
Probanden<br />
Anzahl Fälle 746 617<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 1,18<br />
95% KI 0,92 – 1,48 0,92- 1,52<br />
≥ Median OR adj. 1,50 1,64<br />
95% KI 1,19 – 1,89 1,27 – 2,11<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,31<br />
95% KI 1,10 – 1,73 1,02 – 1,69<br />
≥ Median OR adj. 1,35 1,27<br />
95% KI 1,08 – 1,69 0,99 – 1,63<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 0,96<br />
95% KI 0,79 – 1,39 0,72 – 1,31<br />
≥ Median OR adj. 1,05 1,03<br />
95% KI 0,80 – 1,38 0,76 – 1,40<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,97<br />
95% KI 0,74 – 1,17 0,75 – 1,24<br />
E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,16<br />
95% KI 0,95 – 1,38 0,95 – 1,43<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,07<br />
95% KI 0,91 – 1,43 0,84 – 1,36<br />
≥ Median OR adj. 1,19 1,12<br />
95% KI 0,93 – 1,54 0,85 – 1,48<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,85<br />
95% KI 0,66 – 1,04 0,65 – 1,07<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 1,00<br />
95% KI 0,79 – 1,16 0,81 – 1,24<br />
I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 1,04 -<br />
95% KI 0,80 – 1,35 -<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 313 von 347
Tab. 5-20 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle Probanden 1<br />
ohne berufl.<br />
exponierte<br />
Probanden<br />
Anzahl Fälle 466 374<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,51<br />
95% KI 1,23 – 2,30 1,08 – 2,12<br />
≥ Median OR adj. 1,77 1,62<br />
95% KI 1,33 – 2,37 1,17 – 2,24<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 1,07<br />
95% KI 0,73 – 1,37 0,76 – 1,50<br />
≥ Median OR adj. 1,43 1,34<br />
95% KI 1,02 – 2,01 0,91 – 1,96<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,33<br />
95% KI 0,94 – 2,12 0,84 – 2,10<br />
≥ Median OR adj. 1,01 0,97<br />
95% KI 0,62 – 1,65 0,55 – 1,70<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,83<br />
95% KI 0,67 – 1,09 0,63 – 1,09<br />
E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 1,05<br />
95% KI 0,80 – 1,30 0,80 – 1,36<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,10<br />
95% KI 0,82 – 1,48 0,80 – 1,52<br />
≥ Median OR adj. 1,26 1,27<br />
95% KI 0,92 – 1,73 0,90 – 1,80<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,90<br />
95% KI 0,64 – 1,21 0,65 – 1,25<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,07<br />
95% KI 0,80 – 1,33 0,81 – 1,42<br />
I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 1,10 -<br />
95% KI 0,80 – 1,51 -<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 314 von 347
Tab. 5-21 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />
Exposition Kategorie<br />
alle Probanden 1<br />
ohne berufl.<br />
exponierte<br />
Probanden<br />
Anzahl Fälle 126 114<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 1,29<br />
95% KI 0,74 – 2,02 0,76 – 2,19<br />
≥ Median OR adj. 1,81 2,03<br />
95% KI 1,13 – 2,91 1,24 – 3,35<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,78<br />
95% KI 1,02 – 2,68 1,07 – 2,98<br />
≥ Median OR adj. 1,40 1,65<br />
95% KI 0,86 – 2,28 0,98 – 2,86<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,67<br />
95% KI 1,03 – 2,90 0,98 – 2,86<br />
≥ Median OR adj. 0,87 0,77<br />
95% KI 0,47 – 1,61 0,38 – 1,54<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 1,29<br />
95% KI 0,79 – 1,95 0,80 – 2,07<br />
E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,28<br />
95% KI 0,80 – 1,77 0,84 – 1,94<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,12<br />
95% KI 0,73 – 1,85 0,69 – 1,81<br />
≥ Median OR adj. 1,04 0,96<br />
95% KI 0,61 – 1,78 0,54 – 1,71<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,10<br />
95% KI 0,75 – 1,87 0,68 – 1,78<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 1,01<br />
95% KI 0,73 – 1,67 0,65 – 1,56<br />
I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 0,54 -<br />
95% KI 0,28 – 1,04 -<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 315 von 347
Tab. 5-22 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />
Exposition Kategorie<br />
alle Probanden 1<br />
ohne berufl.<br />
exponierte<br />
Probanden<br />
Anzahl Fälle 92 85<br />
A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,85<br />
95% KI 0,41 – 1,65 0,42 – 1,73<br />
≥ Median OR adj. 1,79 1,70<br />
95% KI 1,04 – 3,09 0,95 – 3,04<br />
B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,58<br />
95% KI 0,96 – 3,01 0,87 – 2,87<br />
≥ Median OR adj. 1,55 1,29<br />
95% KI 0,80 – 2,98 0,63 – 2,63<br />
C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 1,03<br />
95% KI 0,52 – 2,88 0,39 – 2,77<br />
≥ Median OR adj. 1,01 1,17<br />
95% KI 0,40 – 2,59 0,45 – 3,06<br />
D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,05<br />
95% KI 0,75 – 1,94 0,63 – 1,73<br />
E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 1,56<br />
95% KI 0,95 – 2,40 0,96– 2,53<br />
F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,88<br />
95% KI 0,56 – 1,72 0,49 – 1,58<br />
≥ Median OR adj. 0,66 0,52<br />
95% KI 0,34 – 1,28 0,25 – 1,05<br />
G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 0,90<br />
95% KI 0,56 – 1,81 0,48 – 1,67<br />
H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,29<br />
95% KI 0,77 – 2,12 0,77 – 2,18<br />
I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 0,40 -<br />
95% KI 0,17 – 0,94 -<br />
adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 316 von 347
5.9 Wertung der Ergebnisse der NLL<br />
Die Risikoschätzer für Insektizide und Holzschutzmittel zeigen für die untersuchten<br />
diagnostischen Einzelentitäten und die zusammengefaßten Entitäten für lymphatische<br />
und nicht-lymphatische Diagnosen konsistente Ergebnisse. Diese sind von der<br />
Aggregation der einzelnen Entitäten weitgehend unabhängig.<br />
Krankheitsbedingt war ein höherer Anteil der Fälle zum Zeitpunkt der Feldphase bereits<br />
verstorben. Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte<br />
Probanden zeigt, daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten<br />
Fällen durch die stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit<br />
weniger aussagekräftige Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet<br />
werden. Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen zu Fällen<br />
und Kontrollen konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />
In den Angehörigen-Interviews wurde erwartungsgemäß für einige relevante Variablen<br />
ein relativ höherer Anteil von nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”, “keine<br />
Angabe”) erhoben. Hier wurde jeweils der Mittelwert der informativen Angaben von<br />
allen Kontrollen eingesetzt, um eine selektive Unterschätzung der Exposition bei den<br />
Fällen zu vermeiden.<br />
Durch eine Restriktion auf beruflich nicht-exponierte Probanden in den Modellen für<br />
die akute Exposition werden die Risiken numerisch kaum verändert. Ein Einfluß der<br />
beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer für Insektizide in Innenräumen und<br />
Holzschutzmittel werden daher weitgehend ausgeschlossen.<br />
Die Odds Ratios für die Insektzide und Holzschutzmittel sind in beiden Modellen für<br />
akute bzw. chronische Exposition konsistent erhöht (Bereich 20- 140%, im Mittel um<br />
50%). Auf der Aggregationsebene I werden für einige Entitäten für die Expositionsvariablen<br />
der akuten und chronischen Exposition Schätzer über 2,0 berechnet (ANLL,<br />
MM, NHLH). Zahlreiche Schätzer erreichen die statistische Signifikanz (p
Auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden sowohl für die lymphatischen als auch für die nichtlymphatischen<br />
Entitäten konsistent statistisch signifikant ansteigende Trends (OR für<br />
linearen Trend) über die Expositionskategorien beobachtet. Ansteigende Trends für<br />
Insektizide und Holzschutzmittel zeigen sich mit Ausnahme der ALL bei Frauen für<br />
chronische Exposition gegenüber Insektiziden und der CNLL bei Frauen (OR Trend<br />
für akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln und chronische<br />
Exposition gegenüber Insekltiziden) auch für sämtliche Einzelentitäten der Aggregationsebene<br />
I. Für Frauen der Entität ALL kann ein Modell für akute Exposition nicht<br />
angepasst werden.<br />
Bei den Einzelentitäten wird für die akute Exposition eine signifikante Erhöhung des<br />
OR für den linearen Trend für beide Geschlechter für Holzschutzmittel nur bei der<br />
Entität MM beobachtet. Bei den Insektiziden werden für beide Geschlechter konsistent<br />
erhöhte OR für linearen Trend für die Entitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH<br />
gefunden.<br />
Im Modell für die chronische Exposition werden für beide Geschlechter konsistent<br />
und signifikant erhöhte OR bei den Insektiziden für die Einzelentitäten MM und<br />
NHLNC und für Holzschutzmittel in der Entität ANLL beobachtet. Die OR für den linearen<br />
Trend sind für Holzschutzmittel tendenziell höher als für Insektizide.<br />
Für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen werden nur für die<br />
Einzelentität der hoch malignen Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH) und dort ausschließlich<br />
bei den Männern statistisch signifikant erhöhte OR berechnet. Bei den<br />
Frauen sind die OR für NHLH unauffällig. Bei den Frauen zeigen sich tendenzielle<br />
Erhöhungen für die weiteren einzelnen lymphatischen Entitäten auf der Aggregationsebene<br />
I (ALL, MM, NHLNC). Für die zusammengefaßten lymphatischen Entitäten<br />
auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden für beide Geschlechter nicht signifikant erhöhte OR<br />
sowie ein ansteigender Trend über die Expositionskategorien beobachtet. Diese Ergebnisse<br />
der NLL liefern Hinweise dafür, dass für die Anwohner von Baumschulen<br />
ein erhöhtes Risiko für maligne Lymphome, nicht aber für die nicht-lymphatischen<br />
Erkrankungen bestehen könnte. Die Befunde hierzu sind jedoch statistisch nicht signifikant<br />
und zwischen den Geschlechtern uneinheitlich.<br />
Die Ergebnisse der NLL sprechen insgesamt für ein erhöhtes Leukämie- und<br />
Lymphomrisiko für Erwachsene durch Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />
in privaten Haushalten. Die NLL bestätigt damit Hinweise aus früheren<br />
Studien des BIPS [73].<br />
In der NLL wurde ermittelt, daß 52% (N=2341 von 4471) der Probanden in mindestens<br />
einer Wohnphase Insektizide in Innenräumen vergewendet haben. Holschutzmittel<br />
wurden von 54% (N=2404 von 4471) in mindestens einer Wohnung angewendet.<br />
Durch die hohe Expositionsprävalenz wird die Public-Health-Relevanz der erhöhten<br />
Risikoschätzer akzentuiert.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 318 von 347
5.10 Diskussion vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Studienergebnisse<br />
Anwendungen von Bioziden im privaten Umfeld wie Wohnräumen oder Gärten wurden<br />
für Erwachsene als Risikofaktor für Leukämien und maligne Lymphome bisher<br />
kaum oder gar nicht untersucht. Aus neuerer Zeit liegen einige Studien zu Anwendungen<br />
im privaten Haushalt in Bezug auf pränatale Effekte und Kleinkinder vor. In<br />
der internationalen Literatur finden sich für Erwachsene jedoch zahlreiche Studien<br />
zum Einsatz von Bioziden im Beruf.<br />
5.10.1 Studien zum Risiko für Erwachsene – berufliche Exposition<br />
Nationale und internationale Studien zur beruflichen Exposition gegenüber Bioziden<br />
zeigen erhöhte Risiken für Leukämien, Multiple Myelome und Non-Hodgkin-<br />
Lymphome für Erwachsene [53, 56, 172-180]. Insbesondere das Lymphomrisiko<br />
wurde in zahlreichen Studien zur beruflichen Exposition in der Landwirtschaft untersucht<br />
(u.a. [40, 55, 181-185].)<br />
Hinweise auf eine Assoziation zwischen beruflicher Exposition und malignen Lymphomen<br />
(Non-Hodgkin-Lymphome und Morbus Hodgkin) fanden Hardell et al. 1981 [48]<br />
in einer Fall-Kontroll-Studie mit 169 Fällen und 338 Kontrollen. Die Ergebnisse dieser<br />
Studie lieferte Evidenz für die Annahme, dass Phenoxyessigsäuren, Chlorphenole<br />
und organische Lösungsmittel als Risikofaktoren für maligne Lymphome einzustufen<br />
sind. 1986 beobachteten Hoar et al. in einer Fall-Kontroll-Studie in Kansas eine Assoziation<br />
zwischen beruflichem Herbizideinsatz in der Landwirtschaft und einem erhöhten<br />
Risiko für Lymphome und Weichteilsarkome [42]. Inbesondere für das Herbizid<br />
2,4-Dichlorophenoxyessigsäure (2,4-D) wurde in zahlreichen Studien eine Assoziation<br />
mit einem erhöhten Lymphomrisiko gezeigt. In Deutschland fanden Becher et<br />
al. 1996 [186] für Arbeiter, die in der Produktion gegenüber Phenoxy-Herbiziden und<br />
Dioxinen am Arbeitsplatz exponiert waren, für Non-Hodgkin-Lymphome eine erhöhte<br />
Mortalitätsrate von SMR=326 (95% KI 115 - 710).<br />
Heute werden biozidhaltige Substanzen wie Phenoxyessigsäurederivate, Chlorphenole,<br />
Dioxine, polychlorierte Biphenyle und organische Lösungsmittel vordringlich<br />
nicht als auslösendes (initiierendes) Karzinogen diskutiert, sondern vielmehr als<br />
Promotoren bzw. das Immunsystem beeinträchtigende Substanzen, die ähnliche<br />
Mechanismen wie Immunsupressiva bewirken angesehen [187].<br />
Die große Mehrheit der Studien zu beruflichen Risiken wurde ausschließlich mit<br />
männlichen Studienteilnehmern durchgeführt. Fontana et al. (1998) [188] fanden im<br />
Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie mit Non-Hodgkin-Fällen (ED 1991 – 1993) in einem<br />
norditalienischen Reisanbaugebiet für Frauen, die im Reisanbau beschäftigt<br />
waren, ein erhöhtes, nicht signifikantes Lymphomrisiko (OR=1,9; 95% Ki 0,6 – 6,0).<br />
Die Tätigkeit im Reisanbau war erwartungsgemäß hoch korreliert mit einem Wohnsitz<br />
in der Anbauregion. Für Frauen war die Assoziation zwischen Wohnen im Anbaugebiet<br />
und einem Erkrankungsrisiko für NHL geringer als bei Männern. Eine Fall-<br />
Kontroll-Studie von Pottern et al. (1992) [189] in Dänemark zeigte für Frauen, die in<br />
der Agrarindustrie tätig waren, ein erhöhtes Risiko für multiple Myelome (OR=1,5,<br />
95%KI 0,8 – 2,8).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 319 von 347
Zahm et al. [54] führten 1993 in Nebraska, USA; eine Studie zur Rolle des Pestizideinsatzes<br />
in der Landwirtschaft und dem Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome bei<br />
Frauen durch. Insgesamt wurden 184 Fälle und 707 Kontrollen interviewt (Response<br />
Fälle 89%, Kontrollen 86%). Die Variable zu der umfassenden Kategorie “Jemals auf<br />
einer Farm gewohnt oder gearbeitet” war nicht mit einem erhöhten Risiko für Non-<br />
Hodgkin-Lymphome assoziiert (OR=1,0). Auch für die Dimension “Einsatz von Insektiziden<br />
bzw. Herbiziden auf der Farm” zeigte keine Assoziation mit einem Lymphomrisiko.<br />
15% der Frauen berichteten, Insektizide persönlich angerührt und/oder ausgebracht<br />
zu haben. Für diese Untergruppe der Frauen, die persönlich mit den Mitteln<br />
umgegangen waren, wurde für Insektizide insgesamt ein statistisch nicht signifikantes<br />
Risiko von 1,3 (95% KI 0,7 – 2,3) und für die Gruppe der Organophosphate ein<br />
4,5-faches, statistisch signifikantes Risiko (95% KI 1,1 – 17,9) gefunden. Der persönliche<br />
Umgang mit Herbiziden war ebenfalls mit einem statistisch nicht signifikanten<br />
Risiko (OR=1,2; KI 0,3 – 4,2) verbunden, insgesamt hatten jedoch nur vier Fälle und<br />
13 Kontrollen direkten Umgang mit Herbiziden. Auch die persönliche Anwendung von<br />
Insektiziden in der Viehhaltung und in den Gebäuden auf der Farm war mit erhöhten,<br />
statistisch jedoch nicht signifikanten Risiken assoziiert (Viehhaltung: OR=1,2; 95% KI<br />
0,5 -2,9 / Gebäude: OR = 1,8; 95% KI 0,6- 5,6).<br />
Wie in der NLL werden hier für Frauen bei direktem Kontakt mit dem Mittel bzw. für<br />
die akute Exposition erhöhte Odds Ratios beobachtet. In der NLL werden für Männer<br />
und Frauen konsistent erhöhte Risiken gefunden. Die Befunde der Studien zur beruflichen<br />
Exposition stützen insofern die Ergebnisse der NLL zum Erkrankungsrisiko für<br />
beide Geschlechter durch biozid-wirksame Substanzen.<br />
In der NLL stand jedoch die beruflich Exposition nicht im Vordergrund. Die berufliche<br />
Belastung wurde in der NLL in der vorliegenden Version auf der Basis der Pannett-<br />
Matrix quantifiziert. Im Vergleich zu den oben genannten Studien ist dies eine globalere<br />
Quantifizierung. Durch eine Sensitivitätsanalyse konnte gezeigt werden, daß die<br />
berufliche Exposition nicht die Erhöhung des Risikos durch Anwendungen von Insektiziden<br />
und Holzschutzmitteln erklärt, sondern die geschätzen Risiken für Innenraumanwendungen<br />
aus dem Gebrauch im privaten Haushalt resultieren.<br />
5.10.2 Expositionsquellen aus der Umwelt<br />
In der NLL wurde für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen ein<br />
statistisch signifikant erhöhtes Risiko für hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome bei<br />
Männern gefunden. Die Ergebnisse für Frauen in dieser Entität reproduzieren diesen<br />
Befund nicht. Für die weiteren lymphatischen Entitäten wurden erhöhte, jedoch statistisch<br />
nicht signifikante OR sowie ansteigende Trends über die Expositionskategorien<br />
konsistent für beide Geschlechter gefunden.<br />
In der vom Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein [190] im<br />
Landkreis Pinneberg durchgeführten “Untersuchung zu neurologischneuropsychlogischen<br />
Gesundheitseffekten unter chronischer Niedrigdosis-Exposition<br />
mit Bioziden” wurde kein Hinweis auf einen Einfluß der Wohnortnähe zu Baumschulen<br />
und neurotoxischen Wirkungen bei Anrainern gefunden. Für die Anrainer von<br />
Baumschulen wurden jedoch signifikant höhere Blutkonzentrationen für das Pestizid<br />
Lindan (γ-Hexachlorcyclohexan) sowie für Kongenere polychlorierter Biphenyle (138,<br />
153, 180) gefunden als für Personen, die weiter entfernt in einer Vergleichregion<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 320 von 347
wohnten. Die Konzentrationen für DDT (Dichlor-diphenyltrichlorethan) und den Metaboliten<br />
DDE (Dichlor-diphenyl-dichlorethan) waren bei den Anrainern ebenfalls höher<br />
als bei weiter entfernt Wohnenden, jedoch nicht statistisch signifikant. In der Hausstaubuntersuchung<br />
dieser Studie wurden für einzelne Organochlorverbindungen höhere<br />
Konzentrationen in den Proben von Anrainern gemessen. Die Autoren der Untersuchung<br />
führen die in dieser Untersuchung ermittelten Blutkonzentrationen auf<br />
Ernährungsgewohnheiten zurück, da PCBs hauptsächlich mit der Nahrung aufgenommen<br />
werden. Die Hausstaubbelastungen weisen laut den Autoren auf eine breite<br />
häusliche Anwendung von Bioziden hin.<br />
In einer substanzspezifischen Studie zur Exposition von Kindern (N=109) gegenüber<br />
Chlorpyrifos und Parathion untersuchten Fenske et al. (2002) [191] neben den Urinproben<br />
von Kindern auch den Hausstaub aus Häusern einer landwirtschaftlich geprägten<br />
Gemeinde. Häuser, die nahe an pestizid-behandelten Ackerflächen standen<br />
(bis 60m entfernt) wiesen eine statistisch signifikant höhere Konzentration von Chlorpyrifos<br />
(p=0,01) und Parathion (p=0,014) auf, als Häuser die weiter entfernt standen.<br />
Dieser Effekt wurde durch die Untersuchungen zur Konzentration von Metaboliten im<br />
Urin der Kinder jedoch nicht widergespiegelt. In einer vorangegangenen Studie zu<br />
organophosphathaltigen Pestiziden insgesamt von Lu et al. (2000) [192] mit derselben<br />
Studienpopulation von 109 Kindern waren für Kinder, die in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft (bis zu 60m entfernt) von Obstanbauflächen wohnten, der Median der<br />
Hausstaubkonzentration und der Metaboliten-Konzentrationen im Urin signifikant höher<br />
als für Kinder die weiter entfernt lebten. Ein Eintrag von Pestiziden von landwirtschaftlichen<br />
Flächen in die umliegenden bewohnten Gebiete ist somit plausibel.<br />
Daß durch die Drift von Substanzen aus der Umgebung höhere Risken für Leukämien<br />
und Non-Hodgkin-Lymphome resultieren können, zeigt eine Studie von Linos et<br />
al. [35]. Die Untersuchung zeigte ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Non-<br />
Hodgkin-Lymphome (RR=1,4) und einen nicht signifikanten Risikoanstieg für Leukämien<br />
(RR=1,2) in Assoziation mit der Wohnnähe zu Indus-trienanlagen im Umkreis<br />
von 0,5 – 2 Meilen (0,8 – 3,2 km). Für einzelne histologische Entitäten wurden höhere<br />
Risken gefunden (akute lymphatische Leukämie: RR=5,4; akute myeloische Leukämie:<br />
RR=2,2; follikuläres Lymphom: RR=1,5). Die Risiken stiegen nicht in Abhängigkeit<br />
von der Wohndauer im Umkreis der Fabriken an, für Non-Hodgkin-Lymphome<br />
wurde jedoch eine Risikoerhöhung in Abhängigkeit mit abnehmender Entfernung innerhalb<br />
des 2-Meilen–Radius beobachtet.<br />
In einer Fall-Kontroll-Studie zum Lymphomrisiko bei Hunden von Gavazza et al. [86]<br />
wurden signifikant erhöhte Risiken für die Wohnnähe zu Industriegebieten (OR = 8,5;<br />
95% KI 2,3-30,9) gefunden. Auch diese Studie gibt einen Hinweis auf ein mögliches<br />
Risiko durch Emittenten in der Wohnumgebeung, da Lymphomerkrankungen bei<br />
Hunden als “Sentinel” für mögliche Risiken beim Menschen angesehen werden können.<br />
Diese Befunde lassen den Schluß zu, daß auch die Wohnnähe zu Baumschulen mit<br />
einem erhöhten Risiko für Leukämien und Lymphome verbunden sein kann.<br />
Ergebnisse von Studien zur beruflichen Exposition sind ebenfalls kompatibel mit dem<br />
Befund der NLL für die Aufenthaltsnähe zu Baumschulen. Eine Kohortenstudie an<br />
4015 (859 Frauen und 3156 Männer, März 1975 – Ende 1984) Gärtnern aus Dänemark<br />
[193] beobachtete eine Inzidenz für Non-Hodgkin-Lymphome, doppelt so hoch<br />
wie erwartet war. Da auch in den Baumschulen vielfach Herbizide verwendet werden<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 321 von 347
und in den Studien zum beruflichen Risiko insbesondere Assoziationen zwischen<br />
Phenoxyherbiziden und Non-Hodgkin-Lymphome ermittelt wurden, ist der Befund für<br />
Männer in der NLL ein ernst zu nehmender Hinweis auf eine mögliche Gefährdung<br />
auch der Anwohnern in der unmittelbaren Nachbarschaft von Baumschulen.<br />
5.10.3 Assoziation zwischen Pestizdexposition und Krebs bei Kindern<br />
Zur Untersuchung von kindlichen Krebserkrankungen wurden bereits eine Reihe von<br />
Studien zur Assoziation mit Pestiziden durchgeführt [93, 94, 96-100, 104, 119].<br />
Studien zur kindlichen Leukämie und Expostion gegenüber Pestiziden zeigen oft eine<br />
positive Assoziation mit der Pestizidanwendung in dem Haushalt, in dem das Kind<br />
lebt. So fanden Daniels et al. (1997) [94] in einem Review zu Pestiziden und kindlichen<br />
Krebserkrankungen, daß der Einsatz von Pestiziden im Privathaushalt mit kindlicher<br />
Leukämie und Gehirntumoren bei Kindern assoziiert war. Die Selbstanwendung<br />
durch die Hausbewohner war stärker mit einem Risiko für Leukämien und Hirntumoren<br />
verbunden als die Einsatz von professionellen Schädlingsbekämpfern oder<br />
die Anwendung von Pestiziden im Garten. In einer weiteren Untersuchung zu Pestiziden<br />
und Neuroblastomerkrankungen bei Kindern ermitteln Daniels et al. [93] ein<br />
OR von 1,6 (95% KI 1,0 – 2,3) für Anwendungen von Pestiziden in der Wohnung.<br />
Buckley et al. (2000) [96] boebachteten in ihrer Untersuchung zu Non-Hodgkin-<br />
Lymphomen bei Kindern (N=268 Fälle), daß die wöchentliche Anwendung von Haushalts-Insektiziden<br />
durch die Mutter im Zeitraum der Schwangerschaft mit einem Risiko<br />
von OR=2,62 für Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) beim Kind verbunden war.<br />
Auch Anwendungen nach der Geburt des Kindes waren mit kindlichem NHL assoziiiert<br />
(OR=2,35; p=0,001). Die berufliche Exposition der Eltern und die Anwendung von<br />
Pestiziden im Garten waren positiv mit NHL bei Kindern assoziiert, die Risikoschätzer<br />
erreichten jedoch nicht die statistische Signifikanz.<br />
Analog zu diesen Befunden in der Literatur werden auch in der NLL die höchsten<br />
Risiken für die Insektizid- bzw. Holzschutzmittelanwendung in Innenräumen gefunden.<br />
Neuere Studien geben Hinweise auf genetische Polymorphismen, die offenbar eine<br />
entscheidende Rolle bei der Gen-Umwelt-Interaktion spielen. So fanden Infante-<br />
Rivard et al. (1999) [119] in einer Fall-Kontroll-Studie mit Kindern, die im Alter zwischen<br />
0 und 9 Jahren an akuter lymphoblastischer Leukämie erkrankt waren, ein erhöhtes<br />
Risiko für die Anwendung von Insektiziden in den Innenräumen. Die Odds<br />
Ratios für Gen-Umwelt-Interaktion waren erhöht für Kinder mit den Mutationen<br />
CYP1A1m1 und CYP1A1m2 des Gens CYP1A1, wenn die Mutter während der<br />
Schwangerschaft oder das Kind selbst nach Geburt gegenüber Innenrauminsektiziden<br />
exponiert waren. CYP1A1 ist eines der Gene, die die für die Karzinogen-<br />
Metabolisierung zuständigen Enzyme (Cytochrom P (CYP)-450 Monooxygenase)<br />
codiert. In einer Studie zur genetischen Suszeptibilität für Brustkrebs von Krajinovic<br />
et al. (2001) [194] wurde für Frauen, die die Allel-Variante CYP1A1*4 tragen, ein statistisch<br />
signifikant erhöhtes Brustkrebsbrisko (OR=3,3; 95% KI 1,1 – 9,7) ermittelt.<br />
Diese Studien und andere Studien zu Gen-Umwelt-Interaktionen geben den Hinweis,<br />
daß Personen mit einem bestimmten Gen-Polymorphismus besonders empfindlich<br />
auf Expositionen in ihrer Umwelt reagieren und aufgrund dieser Konstellation ein höheres<br />
Risko haben, z.B. an Leukämien und malignen Lymphomen zu erkranken. Für<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 322 von 347
sie ist es besonders wichtig, dass potentielle, verbreitete Promotoren in der Umwelt<br />
identifiziert werden. Viele der heute bekannten Pestizide wurden von der IARC (International<br />
Agency for Research on Cancer) als krebserregend oder potentiell krebserregend<br />
eingestuft [50, 195]. Die Ergebnisse der NLL zu einem Risiko für lymphatische<br />
und nicht-lymphatische Entitäten durch die Anwendung von Insektiziden und<br />
Holzschutzmitteln ergänzen die bisher vorliegenden Studienergebnisse.<br />
5.11 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz<br />
Über die unterschiedlichen Aggregationsebenen der Einzelentitäten und über beide<br />
Geschlechter werden für die akute und die chronische Exposition konsistent erhöhte,<br />
statistisch signifikante Risiken für die Anwendung von Insektiziden und Holschutzmitteln<br />
in Innenräumen gefunden. Sowohl für die aggregierten lymphatischen und nichtlymphatischen<br />
Entitäten als auch für die Einzelentitäten wird ein Ansteigen der Risikoschätzer<br />
über die Expostionskategorien i.S. einer Dosis-Wirkungsbeziehung (statistisch<br />
signifikant erhöhte OR für den linearen Trend) beobachtet.<br />
Die Ergebnisse der NLL zur Anwendung von Insektiziden und Holzschutzmitteln in<br />
Innenräumen werden durch die Befunde in Studien zur beruflichen Exposition bei<br />
Erwachsenen und durch Studien zur Exposition von Kindern gegenüber Pestiziden in<br />
der häuslichen Umgebung gestützt. Daß diese Bereiche der Selbstanwendung in der<br />
häuslichen Umgebung stärker hervortreten als Risiken durch die Anwendung im Garten<br />
oder durch Umweltquellen wird ebenfalls durch die Befunde in der Literatur bestätigt.<br />
In der NLL wird ein Risiko durch die berufliche Exposition nicht so deutlich<br />
nachgewiesen, wie in der vorliegenden Literatur zu Studien an Berufskohorten. Dabei<br />
muß jedoch berücksichtigt werden, daß die NLL keine Studie zum beruflichen<br />
Risiko darstellt und daher eine globalere Quantifizierung der beruflichen Exposition in<br />
die Analysen einbezogen wurde. Die Sensivitätsanalyse mit einer Restriktion auf<br />
nicht beruflich Exponierte zeigt, daß die Risiken für die Anwendung in Innenräumen<br />
nicht durch eine berufliche Exposition erklärt werden können.<br />
Die NLL liefert ernst zu nehmende Hinweise auf ein Risiko durch die Wohnnähe zu<br />
Baumschulen. Eine abschließende Bewertung ist gegenwärtig nicht möglich. Dieser<br />
Befund muß weiter abgeklärt werden.<br />
Die Ergebnisse der NLL belegen ein Risiko durch Innenraumanwendungen von Pestiziden.<br />
Angesichts der weiten Verbreitung der Anwendung von Pestiziden in Privathaushalten<br />
und dem Vorliegen von Hinweisen auf besonders sensitive Gruppen wie<br />
Kleinkinder oder möglicherweise auch Personen mit Genpolymorphismen besteht<br />
aus Sicht eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes Kommunikations- und Handlungsbedarf.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 323 von 347
6 Zusammenfassung<br />
6.1 Hintergrund zu Haupthypothese <strong>II</strong> ”Exposition gegenüber Pestiziden”<br />
Die erhöhte Sterblichkeit an Leukämie im Landkreis Pinneberg, die im Rahmen einer<br />
epidemiologischen ”Task-Force”-Aktion von Epidemiologen der <strong>Universität</strong> Lübeck<br />
beobachtet worden war, bildet einen der beiden Ausgangspunkte der ”Norddeutschen<br />
Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)” [1, 2]. Ebenso wie im Nahbereich um<br />
das Kernkraftwerk Krümmel wurden auch in der Region Pinneberg umweltbedingte<br />
Risikofaktoren als mögliche Ursachen der lokalen Häufung vermutet. Im Landkreis<br />
Pinneberg besteht das größte zusammenhängende Gebiet von Baumschulen in Europa.<br />
Einige der im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen<br />
verwendeten Pestizide sind in epidemiologischen Studien als Risikofaktoren für maligne<br />
Lymphome und Leukämien identifiziert worden.<br />
6.1.1 Studiendesign<br />
Die Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) ist eine bevölkerungsbezogene<br />
Fall-Kontroll-Studie zu Ursachen und Risikofaktoren von monoklonalen, hämatologischen<br />
Erkrankungen mit malignem Verlauf. Einbezogen wurden alle inzidenten<br />
Fälle von Leukämien, malignen Lymphomen und verwandten Erkrankungen in den<br />
Jahrgängen 1986 – 1998 in den sechs Landkreisen des Untersuchungsgebietes in<br />
Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Fallbasis wurde in einer aktiven, nachgehenden<br />
Inzidenzerhebung aus multiplen, primären Datenquellen in Kliniken, überregionalen<br />
Behandlungszentren, bei niedergelassenen Ärzten und aus den Todesbescheinigungen<br />
der Gesundheitsämter der Landkreise des Untersuchungsgebietes<br />
dokumentiert. Repräsentative Bevölkerungskontrollen wurden nach einem geschichteten<br />
Zufallsverfahren aus den 78 Einwohnermelderegistern des Untersuchungsgebietes<br />
gezogen.<br />
Die Haupthypothesen betreffen Expositionen gegenüber<br />
1) radioaktiven Emissionen aus Nuklearanlagen im Normalbetrieb,<br />
2) Pestiziden und<br />
3) niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (50 Hz, 16 2/3 Hz).<br />
Die multidimensionale, lebenslange Expositionsermittlung innerhalb der NLL basierte<br />
auf standardisierten, persönlichen, computergestützten Interviews mit allen Probanden<br />
bzw. erstgradigen Angehörigen. In der Quantifizierung wurden interviewbasierte<br />
Informationen möglichst mit Daten aus externen Quellen verknüpft. Der vorliegende<br />
zweite <strong>Teil</strong> des Ergebisberichts bezieht sich auf die zweite Haupthypothese (Exposition<br />
gegenüber Pestiziden).<br />
6.1.2 Response<br />
Mit einer Response von 71,5% bei den Fällen (N=1430) und von 54,5 % bei den<br />
Kontrollen (N=3041) konnten insgesamt 4471 gültige und vollständige Interviews in<br />
die Auswertung einbezogen werden. Bei den Fällen konnten 773 Probanden direkt<br />
interviewt werden, 657 Interviews wurden stellvertretend mit Angehörigen geführt<br />
(Kontrollen direkt: N= 2820; Angehörige: N= 221).<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 324 von 347
Zur Durchführung von Subgruppenanalysen wurden a priori anhand hämatologischsystematischer<br />
und biologischer Kriterien einheitliche Diagnosekategorien definiert.<br />
Der Aggregationsebene I wurden für die Subgruppenanalysen folgende Einzelentitäten<br />
zugeordnet:<br />
- akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />
- akute nicht-lymphozytäre Leukämie (ANLL)<br />
- chronische nicht-lymphozytäre Leukämie (CNLL)<br />
- Multiples Myelom, Plasmozytom (MM)<br />
- niedrig maligne Non-Hodgkin Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />
- hoch maligne Non-Hodgkin Lymphome (NHLH)<br />
Diese Entitäten wurden zu den Aggregationsebenen ”lymphatische Erkrankungen<br />
(LYMPH)” und ”nicht-lymphatische Erkrankungen (NLYMP)” zusammengefaßt. A priori<br />
wurde festgelegt, dass diese Aggregationsebene primär ausgewertet wird.<br />
Eine Zusammenfassung sämtlicher Zieldiagnosen der NLL (Aggregationseben <strong>II</strong>I)<br />
wurde ebenfalls durchgeführt, diese kann jedoch nur als eine zusätzliche, explorative<br />
Analyse betrachtet werden, da angesichts der biologischen Heterogenität der hier<br />
zusammengefassten Diagnosen aus hämatologischer Sicht keine aussagekräftigen<br />
Befunde ermittelt werden.<br />
6.1.3 Matching<br />
Für die einzelnen Entitäten in den einzelnen Aggregationsebenen wurde ein separates<br />
Matching durchgeführt (Matching-Variablen: Geburtsjahr +- 2 Jahre, Geschlecht,<br />
Region), bei dem jeweils alle kompatiblen Kontrollen zugrordnet wurden (multiples<br />
Matching). Alle Expositionsvariablen wurden nach a priori definierten numerischen<br />
Quantilen (Gesamtverteilung der Kontrollen) kategorisiert.<br />
6.2 Quantifizierung<br />
6.2.1 Relevante Expositonsquellen<br />
Die Haupthypothese <strong>II</strong> der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) bezieht<br />
sich auf ein Risiko für eine oder mehrere der untersuchten Diagnosekategorien<br />
durch die Exposition gegenüber Pestiziden. In die Quantifizierung wurden alle hierfür<br />
relevanten Quellen einbezogen.<br />
Expositionen im privaten Umfeld:<br />
- Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln in Innenräumen<br />
- Einsatz von Pestiziden im Garten oder in der Nebenerwerbslandwirtschaft<br />
- Behandlungen gegen Kopfläuse<br />
- Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />
Expositionen aus Umweltquellen:<br />
- Pestizidanwendungen in Baumschulen<br />
- Pestizideinsätze entlang von Bahndämmen<br />
- Einträge durch Anwendung von Bioziden in der Landwirtschaft.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 325 von 347
Anhand einer Job-Exposure-Matrix (Pannett-Matrix) wurde die Belastung im beruflichen<br />
Umfeld erfaßt.<br />
6.2.2 Quantifizierung der relevanten Expositionen<br />
Die Risikoschätzungen für Belastungen durch Anwendungen im privaten Umfeld<br />
mußten nach zwei verschiedenen Expositionsmodi unterschieden werden:<br />
- die kurzzeitige Exposition während und unmittelbar nach der Anwendung von<br />
Pestiziden (akute Exposition) und<br />
- die dauerhaft niedrigschwellige Exposition nach der Anwendung von Insektiziden<br />
und Holzschutzmitteln durch die Kontamination der Wohnung (chronische Exposition).<br />
Auf der Basis einer Expertenquantifizierung wurden Expositionsscores für die akute<br />
Exposition bei Anwendung von Insektziden bzw. Holzschutmitteln und die chronisch<br />
niederschwellige Exposition durch Kontamination von Innenräumen in der Folge von<br />
aktiven Anwendungen gebildet. Die Expertenquantifizierung beruht auf probandenbezogenen<br />
Angaben aus dem standardisierten Interview. In die Expositionsabschätzung<br />
wurden alle Kalenderjahre aus Wohnphasen ab 1956 einschließlich einbezogen.<br />
Im Interview wurden die Probanden lebenslang pro Wohnort nach der Anwendung<br />
von Insektiziden und Holzschutzmitteln gefragt. Auf der Basis dieser Probandenangaben<br />
zur Häufigkeit der Anwendungen, der Art der Anwendung (Verdampfen, Versprühen,<br />
Streichen etc), der Anzahl der behandelten Räume und zu im Anschluß<br />
durchgeführten Dekontaminationsmaßnahmen (wischen, fegen etc.) wurde die Expositionsquantifizierung<br />
in einem standardisierten Verfahren von einem Experten<br />
durchgeführt. Bei den Holzschutzmitteln wurde zusätzlich die Art der behandelten<br />
Fläche (Holzdecke, Gartenzaun etc.) und der Zweck der Anwendung (Vorsorge,<br />
Schädlingsbekämpfung) berücksichtigt.<br />
In den Expositionsscore der akuten Exposition für Insektizide und Holzschutzmittel<br />
wurde außerdem eine Gewichtung für die Selbstanwendung bzw. die Anwendung<br />
durch eine andere Person (z.B. Kammerjäger) und die Art des persönlichen Kontakts<br />
mit dem Mittel (Inhalation von pestizidwirksamer Substanz, benetzte Haut) aufgenommen.<br />
Bei der Selbstanwendung wurden als modifizierende Faktoren bei der Anwendung<br />
ergriffene Schutzmaßnahmen wie das Tragen eines Schutzanzug, einer<br />
Gasmaske/Mundschutz oder von Handschuhe berücksichtigt.<br />
Der Expositionsscore für die chronische Exposition wurde zusätzlich mit der in der<br />
Wohnung verbrachten Aufenthaltszeit gewichtet.<br />
Für die Expositionsquantifizierung durch Anwendungen von Pestiziden in Gärten<br />
wurde nach dem gleichen Prinzip verfahren. Im Interview wurden analog zur Erfassung<br />
der lebenslangen Wohnphasen für jeden Garten, Schrebergarten oder eine<br />
Nebenerwerbslandwirtschaft der Beginn und das Ende der Nutzung und die Anwendung<br />
von Pestiziden sowie die expositiosquantifizierenden Faktoren (Häufigkeit des<br />
Einsatzes, Selbstanwendung, Kontakt etc.) erfragt. Die Gewichtungen für die akute<br />
Exposition bei Insektiziden bzw. Holzschutzmitteln wurden zur Bildung eines Expositionsscores<br />
für die akute Expsoition durch Anwendungen im Garten übernommen.<br />
Auch für jede Behandlungen von Haustieren gegen Tierparasiten (z.B. Flöhe) wurde<br />
der Zeitraum der Behandlung und die Art der Behandlung im Interview erfaßt. Für die<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 326 von 347
Art der Behandlung (Flohhalsband, Spray, etc.) wurde wiederum durch einen Experten<br />
eine Gewichtung festgelegt, die in einen Expositionsscore eingeflossen ist.<br />
Stattgehabte Kopflausbehandlungen der Probanden und weiteren Haushaltsmitglieder<br />
wurden im Interview erhoben. Die lebenslange Kopflausbehandlung wurde als<br />
dichotome Variable "jemals vs. niemals gegen Kopfläuse behandelt" in die Analysen<br />
einbezogen.<br />
Zur Quantifizierung der Exposition gegenüber Pestiziden aus Baumschulen wurde<br />
ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore gebildet. Die Berechnung des Abstandsscores<br />
bezieht alle Gauß-Krüger-Koordinaten zu Wohn- und Arbeitsstätten ab 1956<br />
ein. Für jede Koordinate zu einem dieser Orte wurde in einem mathematischen Verfahren<br />
ermittelt, ob, und wenn ja, zu wievielen Baumschulen eine Entfernung von bis<br />
zu 1000m (einschließlich) bestand. Jeder der Abstände bis zu 1000m Entfernung<br />
wurde mit der am Bezugsort (Wohn- bzw. Arbeitsstätte) verbrachten durchschnittlichen<br />
Aufenthaltszeit gewichtet und der entsprechende Abstandsscore lebenslang<br />
aufaddiert. Ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore diente auch zur Erfassung der<br />
Exposition gegenüber Pestizideinsätzen an Bahndämmen. Auf der Basis eines geographischen<br />
Informationssystems wurde der Abstand zwischen den Wohn- und Arbeitsorten<br />
der Probanden und Trassenverläufen des Schienennetzes in Norddeutschland<br />
ermittelt. Für alle Probandenstandorte in einem Korridor von 50m um die<br />
Trasse wurde ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore berechnet und lebenslang<br />
aufaddiert.<br />
Um die Exposition gegenüber Bioziden von landwirtschaftlichen Anbauflächen in der<br />
Umgebung von Wohn- und Arbeitsplätzen zu quantifizieren, wurde ein gemeindespezifischer<br />
Landwirtschaftsscore berechnet. Dieser Score basiert auf den Angaben<br />
zur Größe der landwirtschaftlichen Anbaufläche und Art der Kulturpflanzen sowie auf<br />
Mengen von Pestiziden, die auf diesen Flächen entsprechend eingesetzt wurden<br />
(Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), jeweils in bezug zur Fläche<br />
der Gemeinde.<br />
Die Berufsanamnese wurde lebenslang erhoben. Auf Basis der Kombination aus<br />
Branche, Beruf, Tätigkeit und ggf. weiterer Merkmale wurde für jede Arbeitsphase<br />
anhand einer standardisierten Job-Exposure-Matrix (Pannett-Matrix) die berufliche<br />
Belastung durch Pestizide ermittelt. Ein Index aus Wahrscheinlichkeit und Intensität<br />
für Belastung mit Pestiziden wurde mit der Anzahl der am Arbeitsplatz verbrachten<br />
Stunden gewichtet und lebenslang aufaddiert. Die berufliche Pestizidbelastung geht<br />
als jemals vs niemals kategorisierte Variable in die finalen Modelle ein.<br />
Ein dreidimensionaler Score aus Schulabschluß, beruflicher bzw. universitärer Ausbildung<br />
und Äquivalenzeinkommen für die soziale Schicht sowie die lebenslang akkumulierte<br />
Exposition gegenüber aktivem Rauchen (quantitatives Maß: Packyears)<br />
wurden als potentielle Confounder auch in allen Modellen der Haupthypothese <strong>II</strong> berücksichtigt.<br />
6.3 Multivariate Modellierung<br />
Für alle Diagnosekategorien der Aggregationsebene I sowie für die Entitäten der Aggregationsebenen<br />
<strong>II</strong> und <strong>II</strong>I wurden jeweils separate konditionale Regressionsmodelle<br />
für die akute Exposition und die chronische Exposition gegenüber Bioziden angepaßt.<br />
In das Modell für die akute Exposition gegenüber Pestiziden gingen jeweils die<br />
Expositionsscores für die akute Exposition durch Anwendungen von Insektiziden,<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 327 von 347
Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden sowie die Expositionsvariablen für Kopflausund<br />
Tierparsitenbehandlungen, die Variablen des Absstandsscores zu Baumschulen<br />
und Bahndämmen, der gemeindespezifische Score für Pestizide aus der Landwirtschaft<br />
und die beruflich Belastung gegenüber Pestiziden mit den Confoundern Rauchen<br />
und Soziale Schicht ein. In das Modell für die chronische Exposition gegenüber<br />
Pestiziden wurden jeweils die Expositionsscores für die chronisch niedrigschwellige<br />
Exposition nach Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln sowie die Expositionsvariablen<br />
für Kopflaus- und Tierparasitenbehandlungen, die Variablen des<br />
Absstandsscores zu Baumschulen und Bahndämmen, der gemeindespezifische Score<br />
für Pestizide aus der Landwirtschaft und die beruflich Belastung gegenüber Pestiziden<br />
mit den Confoundern Rauchen und soziale Schicht angepaßt.<br />
Für alle finalen Modelle wurde außerdem ein OR für einen linearen Trend über aufsteigende<br />
Expositionskategorien berechnet.<br />
6.4 Ergebnisse<br />
Die Risikoschätzer für Insektizide und Holzschutzmittel zeigen für die untersuchten<br />
diagnostischen Einzelentitäten und die zusammengefaßten Entitäten für lymphatische<br />
und nicht-lymphatische Diagnosen konsistente Ergebnisse. Diese sind von der<br />
Aggregation der einzelnen Entitäten weitgehend unabhängig.<br />
Krankheitsbedingt war ein höherer Anteil der Fälle zum Zeitpunkt der Feldphase bereits<br />
verstorben. Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte<br />
Probanden zeigt, daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten<br />
Fällen durch die stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit<br />
weniger aussagekräftige Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet<br />
werden. Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen zu Fällen<br />
und Kontrollen konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />
In den Angehörigen-Interviews wurde erwartungsgemäß für einige relevante<br />
Variablen ein relativ höherer Anteil von nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”,<br />
“keine Angabe”) erhoben. Hier wurde jeweils der Mittelwert der informativen Angaben<br />
von allen Kontrollen eingesetzt, um eine selektive Unterschätzung der Exposition bei<br />
den Fällen zu vermeiden.<br />
Durch eine Restriktion auf beruflich nicht-exponierte Probanden in den Modellen für<br />
die akute Exposition werden die Risiken numerisch kaum verändert. Ein Einfluß der<br />
beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer für Insektizide in Innenräumen und<br />
Holzschutzmittel werden daher weitgehend ausgeschlossen.<br />
Die Odds Ratios für die Insektzide und Holzschutzmittel sind in beiden Modellen für<br />
akute bzw. chronische Exposition konsistent erhöht (Bereich 20- 140%, im Mittel um<br />
50%). Auf der Aggregationsebene I werden für einige Entitäten für die Expositionsvariablen<br />
der akuten und chronischen Exposition Schätzer über 2,0 berechnet (ANLL,<br />
MM, NHLH). Zahlreiche Schätzer erreichen die statistische Signifikanz (p
Frauen für Holzschutzmittel im chronischen Modell statistisch signifikant auf 4,78<br />
(p=0,0263, untere Expositionskategorie) erhöht und bei den Männern wird für die<br />
akute Exposition ein statistisch signifikantes OR von 3,91 (p=0,0434) für Pestizide im<br />
Garten beobachtet. Da bei den Frauen für diese Einzelentität kleine Besetzungszahlen<br />
vorlliegen und die untere Expositionskategorie erhöht ist, für die obere Expositionskategorie<br />
hier jedoch ein erniedrigter, statistisch nicht signifikanter Risikoschätzer<br />
berechnet wird, kann der Wert des Risikoschätzer nur als Hinweis darauf gewertet<br />
werden, daß für die ALL ebenfalls ein erhöhtes Risiko durch die Exposition gegenüber<br />
Pestiziden vorliegt, die Aussagekraft des numerischen Wertes ist hier jedoch als<br />
weniger valide anzusehen. Gleiches gilt für die Männer.<br />
Auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden sowohl für die lymphatischen als auch für die nichtlymphatischen<br />
Entitäten konsistent statistisch signifikant ansteigende Trends (OR für<br />
linearen Trend) über die Expositionskategorien beobachtet. Ansteigende Trends für<br />
Insektizide und Holzschutzmittel zeigen sich mit Ausnahme der ALL bei Frauen für<br />
chronische Exposition gegenüber Insektiziden und der CNLL bei Frauen (OR Trend<br />
für akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln und chronische<br />
Exposition gegenüber Insekltiziden) auch für sämtliche Einzelentitäten der Aggregationsebene<br />
I. Für Frauen der Entität ALL kann ein Modell für akute Exposition nicht<br />
angepasst werden.<br />
Bei den Einzelentitäten wird für die akute Exposition eine signifikante Erhöhung des<br />
OR für den linearen Trend für beide Geschlechter für Holzschutzmittel nur bei der<br />
Entität MM beobachtet. Bei den Insektiziden werden für beide Geschlechter konsistent<br />
erhöhte OR für linearen Trend für die Entitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH<br />
gefunden.<br />
Im Modell für die chronische Exposition werden für beide Geschlechter konsistent<br />
und signifikant erhöhte OR bei den Insektiziden für die Einzelentitäten MM und<br />
NHLNC und für Holzschutzmittel in der Entität ANLL beobachtet. Die OR für den linearen<br />
Trend sind für Holzschutzmittel tendenziell höher als für Insektizide.<br />
Für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen werden nur für die<br />
Einzelentität der hoch malignen Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH) und dort ausschließlich<br />
bei den Männern statistisch signifikant erhöhte OR berechnet. Bei den<br />
Frauen sind die OR für NHLH unauffällig. Bei den Frauen zeigen sich tendenzielle<br />
Erhöhungen für die weiteren einzelnen lymphatischen Entitäten auf der Aggregationsebene<br />
I (ALL, MM, NHLNC). Für die zusammengefaßten lymphatischen Entitäten<br />
auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden für beide Geschlechter nicht signifikant erhöhte<br />
OR sowie ein ansteigender Trend über die Expositionskategorien beobachtet. Diese<br />
Ergebnisse der NLL liefern damit ernst zu nehmende Hinweise dafür, dass für die<br />
Anwohner von Baumschulen ein erhöhtes Risiko für maligne Lymphome, nicht aber<br />
für die nicht-lymphatischen Erkrankungen bestehen könnte. Die Befunde hierzu sind<br />
jedoch statistisch nicht signifikant und zwischen den Geschlechtern uneinheitlich.<br />
Die Ergebnisse der NLL sprechen insgesamt für ein erhöhtes Leukämie- und<br />
Lymphomrisiko für Erwachsene durch Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />
in privaten Haushalten. Die NLL bestätigt damit Hinweise aus früheren<br />
Studien des BIPS [73].<br />
In der NLL wurde ermittelt, daß 52% (N=2341 von 4471) der Probanden in mindestens<br />
einer Wohnphase Insektizide in Innenräumen vergewendet haben. Holschutzmittel<br />
wurden von 54% (N=2404 von 4471) in mindestens einer Wohnung angewen-<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 329 von 347
det. Durch die hohe Expositionsprävalenz wird die Public-Health-Relevanz der erhöhten<br />
Risikoschätzer akzentuiert.<br />
6.5 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz<br />
Über die unterschiedlichen Aggregationsebenen der Einzelentitäten und über beide<br />
Geschlechter werden für die akute und die chronische Exposition konsistent erhöhte,<br />
statistisch signifikante Risiken für die Anwendung von Insektiziden und Holschutzmitteln<br />
in Innenräumen gefunden. Sowohl für die aggregierten lymphatischen und nichtlymphatischen<br />
Entitäten als auch für die Einzelentitäten wird ein Ansteigen der Risikoschätzer<br />
über die Expostionskategorien i.S. einer Dosis-Wirkungsbeziehung (statistisch<br />
signifikant erhöhte OR für den linearen Trend) beobachtet.<br />
Die Ergebnisse der NLL zur Anwendung von Insektiziden und Holzschutzmitteln in<br />
Innenräumen werden durch die Befunde in Studien zur beruflichen Exposition bei<br />
Erwachsenen und durch Studien zur Exposition von Kindern gegenüber Pestiziden in<br />
der häuslichen Umgebung gestützt. Daß diese Bereiche der Selbstanwendung in der<br />
häuslichen Umgebung stärker hervortreten als Risiken durch die Anwendung im Garten<br />
oder durch Umweltquellen wird ebenfalls durch die Befunde in der Literatur bestätigt.<br />
In der NLL wird ein Risiko durch die berufliche Exposition nicht so deutlich<br />
nachgewiesen, wie in der vorliegenden Literatur zu Studien an Berufskohorten. Dabei<br />
muß jedoch berücksichtigt werden, daß die NLL keine Studie zum beruflichen<br />
Risiko darstellt und daher eine globalere Quantifizierung der beruflichen Exposition in<br />
die Analysen einbezogen wurde. Die Sensivitätsanalyse mit einer Restriktion auf<br />
nicht beruflich Exponierte zeigt, daß die Risiken für die Anwendung in Innenräumen<br />
nicht durch eine berufliche Exposition erklärt werden können.<br />
Die NLL liefert ernst zu nehmende Hinweise auf ein Risiko durch die Wohnnähe zu<br />
Baumschulen. Eine abschließende Bewertung ist gegenwärtig nicht möglich. Dieser<br />
Befund muß weiter abgeklärt werden.<br />
Die Ergebnisse der NLL belegen ein Risiko durch Innenraumanwendungen von Pestiziden.<br />
Angesichts der weiten Verbreitung der Anwendung von Pestiziden in Privathaushalten<br />
und dem Vorliegen von Hinweisen auf besonders sensitive Gruppen wie<br />
Kleinkinder oder möglicherweise auch Personen mit Genpolymorphismen besteht<br />
aus Sicht eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes Kommunikations- und Handlungsbedarf.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 330 von 347
7 Literatur<br />
1. Raspe H, Kohlmann T, Peters R. Ein Leukämiecluster im Landkreis Pinneberg ?<br />
Ergebnisse einer Inzidenzuntersuchung durch die epidemiologische Aufklärungsgruppe<br />
bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein (Task Force Epidemiologie).<br />
Gesundheitswesen 1996;58:138-146.<br />
2. Raspe H, Kohlmann T. Zur vermuteten Malignom-Häufung im Landkreis Pinneberg<br />
(Lymphome, Myelome, Leukämien) (Bericht an das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Jugend und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein, den Landrat des Landkreises<br />
Pinneberg und die Ärztekammer Schleswig-Holstein). Lübeck: Task Force<br />
Epidemiologie, 1995.<br />
3. Amadori D, Nanni O, Falcini F, et al. Chronic lymphocytic leukaemias and non-<br />
Hodgkin's lymphomas by histological type in farming-animal breeding workers: a<br />
population case-control study based on job titles. Occup Environ Med 1995;52:374-<br />
379.<br />
4. Kreuger J. Pesticides in stream water within an agricultural catchment in southern<br />
Sweden, 1990-1996. Sci Total Environ 1998;216(3):227-251.<br />
5. Meyer MB, Tonascia J. Long-term Effects of Prenatal X-Ray of Human Females I:<br />
Reproductive Experience. Am J Epidemiol 1981;114 No. 3:304-316.<br />
6. Durant JL, Chen J, Hemond HF, Thilly WG. Elevated Incidence of Childhood Leukemia<br />
in Woburn, Massachusetts: NIEHS Superfund Basic Research Program Searches for<br />
Causes. Environ Health Perspect 1995;103 Supplement 6:93-98.<br />
7. Lampi P, Hakulinen T, Luostarinen T, Pukkala E, Teppo L. Cancer incidence following<br />
chlorophenol exposure in a community in southern Finland. Arch Environ Health<br />
1992;47(3):167-175.<br />
8. Svensson B-G, Nilsson A, Hansson M, Rappe C, Åkesson B, Skerfving S. Exposure to<br />
Dioxins and Dibenzofurans through the Consumption of Fish. N Engl J Med<br />
1991;324:8-12.<br />
9. Schwartz GG. Multiple Myeloma: Cluster, Clues, and Dioxins. Cancer Epidemiol<br />
Biomarkers Prev 1997;6, Jan.:49-56.<br />
10. Griffith J, Duncan RC, Riggan WB, Pellom AC. Cancer mortality in U.S. counties with<br />
hazardous waste sites and ground water pollution. Arch Environ Health 1989;44(2):69-<br />
74.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 331 von 347
11. Richter ED, Safi J. Pesticide use, exposure, and risk: A joint Israeli-Palestinian<br />
perspective. Environ Res 1997;73(1-2):211-218.<br />
12. Fagliano J, Berry M, Bove F, Burke T. Drinking water contamination and the incidence<br />
of leukemia: An ecologic study. Am J Public Health 1990;80(10):1209-1212.<br />
13. Aschengrau A, Ozonoff D, Paulu C, et al. Cancer risk and tetrachloroethylenecontaminated<br />
drinking water in Massachusetts. Arch Environ Health 1993;48(5):284-<br />
292.<br />
14. Hayes WJ, Laws ER, Hrsg.. Handbook of pesticide toxicology. v. Vol.1: General<br />
principles; Vol.2: Classes of pesticides; Vol.3 Classes of pesticides. San Diego New<br />
York Boston London: Academic Press, 1991.<br />
15. Schweinsberg F, Abke W, Rieth K, Rohmann U, Zullei-Seibert N. Herbicide use on<br />
railway tracks fpr safety reasons in Germany? Toxicol Lett 1999;107:201-205.<br />
16. Logue JN, Stroman RM, Reid D, Hayes C, Sivarajah K. Investigation of potential health<br />
effects asociated with well water chemical contamination in Londonderry township,<br />
Pennsylvania, USA. Arch Environ Health 1985;40(3):155-160.<br />
17. Ames RG, Howd RA, Doherty L. Community exposure to a paraquat drift. Arch Environ<br />
Health 1993;48(1):47-52.<br />
18. Gordon M, Richter ED. Hazards associated with aerial spraying of organophosphate<br />
insecticides in Israel. Reviews on Environmental Health 1991;9:229-238.<br />
19. Aschengrau A, Ozonoff D, Coogan P, Vezina R, Heeren T, Zhang Y. Cancer risk and<br />
residential proximity to Cranberry cultivation in Massachusetts. Am J Public Health<br />
1996;86(9):1289-1296.<br />
20. Loewenherz C, Fenske RA, Simcox NJ, Bellamy G, Kalman D. Biological Monitoring of<br />
Organophosphorus Pesticide Exposure among Children of Agricultural Workers in<br />
Central Washington State. Environ Health Perspect 1997;105, No 12:1344-1353.<br />
21. Chester G, Ward RJ. Occupational exposure and drift hazard during aerial application<br />
of Paraquat to cotton. Arch Environ Contam Toxicol 1984;13:551-563.<br />
22. Riley CM, Wiesner CJ, Ecobichon DJ. Measurement of aminocarb in long-distance drift<br />
following aerial application to forests. Bull Environ Contam Toxicol 1989;42(1):37-44.<br />
23. MacNeil JD, Hikichi M. Phosmet residues in an orchard and adjacent recreational area.<br />
J Environ Sci Health 1986;21:375-385.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 332 von 347
24. Bode LE. Agricultural chemical application practices to reduce environmental<br />
contamination. Am J Ind Med 1990;18:485-489.<br />
25. Carman GE, Iwata Y, Gunther FA. Pesticide deposition on citrus orchard soil resulting<br />
from spray drift and runoff. Bull Environ Contam Toxicol 1977;18(6):706-710.<br />
26. Garcia-Rodriguez J, Garcia-Martin M, Nogueras-Ocana M, et al. Exposure to pesticides<br />
and cryptorchidism: Geographical evidence of a possible association. Environ Health<br />
Perspect 1996;104(10):1090-1095.<br />
27. Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Hrsg..<br />
Umwelttoxikologische Studie im Kreis Pinneberg 1995/96. Untersuchungen zu<br />
neurologisch-neuropsychologischen Gesundheitseffekten unter chronischer<br />
Niedrigdosis-Exposition mit Bioziden. Fortschreibung des humanbiologischen<br />
Belastungskatasters Schleswig-Holstein (Bericht). Flintbek: LANU Schleswig-Holstein,<br />
1997:25.<br />
28. Calabrese EJ, Stanek EJ, James RC, Roberts SM. Soil Ingestion: A Concern for Acute<br />
Toxicity in Children. Environ Health Perspect 1997;105(12):1354-1358.<br />
29. Zartarian VG, Streicker J, Rivera A, et al. A pilot study to collect micro-activity data of<br />
two- to four-year-old farm labor children in Salinas Valley, California. Journal of<br />
Exposure Analysis and Environmental Epidemiology 1995;5:21-34.<br />
30. Levine R, Chitwood DD. Public health investigations of hazardous organic chemical<br />
waste disposal in the United States. Environ Health Perspect 1985;62:415-422.<br />
31. Phillips AM, Silbergeld EK. Health effects studies of exposure from hazardous waste<br />
sites - where are we today ? Am J Ind Med 1985;8:1-7.<br />
32. Ewers U, Wittsiepe J, Schrey P, et al. Dioxingehalte im Blutfett von Kindern, Sportlern,<br />
Platzwarten und Anwohnern nach Kontakt mit dioxinhaltigen Tennenflächen (Kieselrot).<br />
Gesundheitswesen 1994;56:14-20.<br />
33. Grimalt JO, Sunyer J, Moreno V, et al. Risk Excess of Soft-Tissue Sarcoma and<br />
Thyroid Cancer in a Community exposed to Airborne Organochlorinated Compound<br />
Mixtures with a High Hexachlorobenzene. Int J Cancer 1994;56:200-203.<br />
34. Zmirou D, Deloraine A, Saviuc P, Tillier C, Boucharlat A, Maury N. Short-term health<br />
effects of an industrial toxic waste landfill: A retrospective follow-up study in<br />
Montchanin, France. Arch Environ Health 1994;49(4):228-238.<br />
35. Linos A, Blair A, Gibson RW, et al. Leukemia and Non-Hodgkin's Lymphoma and<br />
Residential Proximity to Industrial Plants. Arch Environ Health 1991;46, No.2:70-74.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 333 von 347
36. Shore DL, Sandler DP, Davy FR, McIntyre OR, Bloomfield CD. Acute Leukemia and<br />
Residential Proximity to Potential Sources of Environmental Pollutants. Arch Environ<br />
Health 1993;48 (No.6):414-420.<br />
37. Cantor KP, Blair A, Everett G, et al. Pesticides and other agricultural risk factors for<br />
Non-Hodgkin's Lymphoma among men in Iowa and Minnesota. Cancer Res<br />
1992;52(9):2447-2455.<br />
38. Burmeister LF, Everett GD, VanLier SF, Isacson P. Selected cancer mortality and farm<br />
practices in Iowa. Am J Epidemiol 1983;118(1):72-77.<br />
39. Alavanja MCR, Blair A, Masters MN. Cancer mortality in the U.S. flour industry. JNCI<br />
1990;82:840-848.<br />
40. Wigle DT, Semenciw RM, Wolkins K, et al. Mortality study of Canadian Male Farm<br />
Operators: Non-Hodgkin's Lymphoma mortality and agricultural practices in<br />
Saskatchewan. JNCI 1990;82(7):575-582.<br />
41. Persson B. Occupational exposure and malignant lymphoma. Int J Occup Med Environ<br />
Health 1996;9(4):309-321.<br />
42. Hoar SK, Blair A, Holmes FF, et al. Agricultural herbicide use and risk of lymphoma and<br />
soft-tissue sarcoma. JAMA 1986;256(9):1141-1147.<br />
43. Greiser E, Lotz I, Hoffmann W, Schill W, Hilbig K. Nähe zu einer Sondermülldeponie<br />
und andere Risikofaktoren für die Entstehung von Leukämien, malignen Lymphomen<br />
und multiplen Myelomen. Bremen: Bremer Institut für Präventionsforschung und<br />
Sozialmedizin (BIPS), 1995.<br />
44. Lilienfeld DE, Gallo MA. 2,4-D, 2,4,5-T and 2,3,7,8-TCDD: An overview. Epidemiol Rev<br />
1989;11:29-57.<br />
45. Pesatori AC, Sontag JM, Lubin JH, Consonni D, Blair A. Cohort mortality and nested<br />
case-control study of lung cancer among structural pest control workers in Florida<br />
(United States). Cancer Causes Control 1994;5:310-318.<br />
46. Vineis P, Faggiono F, Tedeschi M, Ciccone G. Incidence rates of lymphoma and softtissue<br />
sarcomas and environmental measurements of phenoxy herbicides. JNCI<br />
1991;83:362-363.<br />
47. Lynge E. A follow-up study on cancer incidence among workers in the manufacture of<br />
phenoxy herbicides in Denmark. Br J Cancer 1985;52:259-270.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 334 von 347
48. Hardell L, Eriksson M, Lenner P, Lundgren E. Malignant lymphoma and exposure to<br />
chemicals, especially organic solvents, chlorophenols and phenoxy acids: a casecontrol<br />
study. Br J Cancer 1981;43:169-176.<br />
49. Zahm SH, Weisenburger DD, Babbitt PA, et al. A case-control study of non-Hodgkin's<br />
lymphoma and the herbicide 2,4-dichlorophenoxyacetic acid (2,4-D) in Eastern<br />
Nebraska. Epidemiology 1990;1:349-356.<br />
50. International Agency for Research on Cancer (IARC). Polychlorinated dibenzo-para-<br />
Dioxins and polychlorinated dibenzofurans. IARC-Monographs on the Evaluation of<br />
Carcinogenic Risks to Humans, Volume 69. UK: World Health Organisation, 1997.<br />
51. Marquis JK. Contemporary issues in pesticide toxicology and pharmacology. Concepts<br />
in Toxicology, Volume 2. Basel, New York: Karger, 1986.<br />
52. Hayes HM, Tarone RE, Cantor KP, Jessen CR, McCurnin DM, Richardson RC. Casecontrol<br />
study of canine malignant lymphoma: positive association with dog owner's use<br />
of 2,4-dichlorophenoxyacetic acid herbicides. J Natl Cancer Inst 1991;83:1226-1231.<br />
53. McDuffie HH, Pahwa P, McLaughlin JR, et al. Non-Hodgkin's Lymphoma and Specific<br />
Pesticide Exposures in Men: Cross-Canada Study of Pesticides and Health. Cancer<br />
Epidemiol Biomarkers Prev 2001;10:1155-1163.<br />
54. Zahm SH, Weisenburger DD, Saal RC, Vaught JB, Babbitt PA, Blair A. The role of<br />
agricultural pesticide use in the development of Non Hodgkin's lymphoma in women.<br />
Arch Environ Health 1993;48:353-358.<br />
55. Zahm SH, Blair A. Pesticides and Non-Hodgkin's Lymphoma. Cancer Res 1992;52(19<br />
(Suppl.)):5485s-5488s.<br />
56. Brown LM, Blair A, Gibson R, et al. Pesticide exposures and other agricultural risk<br />
factors for leukemia among men in Iowa and Minnesota. Cancer Res 1990;50:6585-<br />
6591.<br />
57. Flodin U, Fredrikssom M, Persson B, Axelson O. Chronic lymphatic leukemia and<br />
engine exhausts, fresh wood, and DDT: A case-referent study. British Journal of<br />
Industrial Medicine 1988;45:33-48.<br />
58. Stark CR, Mantel N. Effects of Maternal Age and Birth Order on the Risk of Mongolism<br />
and Leukemia. J Natl Cancer Inst 1966;37:687-698.<br />
59. Eriksson M, Hardell L, Adami HO. Exposure to dioxins as a risk factor for soft tissue<br />
sarcoma: A population-based case-control study. J Natl Cancer Inst 1990;82:486-490.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 335 von 347
60. Epstein S, Ozonoff D. Leukemias and blood dyscrasias following exposure to<br />
Chlordane and Heptachlor. Teratogenesis Carcinog Mutagen 1987;7:527-540.<br />
61. Clavel J, Hémon D, Mandereau L, Delemotte B, Séverin F, Flandrin G. Farming,<br />
pesticides use and hairy-cell leukemia. Scand J Work Environ Health 1996;22:285-293.<br />
62. Fauser L, Christ G. In-vivo-Dosimetrie bei der Ganzkörperbestrahlung. Fortschr<br />
Röntgenstr 1985;143 (6):701-704.<br />
63. Rothmann N, Cantor KP, Blair A, et al. A nested case-control study of non-Hodgkin<br />
lymphoma and serum organochlorine residues. Lancet 1997;350, July 26:240-244.<br />
64. Doe JE, Paddle GM. The evaluation of carcinogenic risk to humans: occupational<br />
exposures in the spraying and application of insecticides. Regul Toxicol Pharmacol<br />
1994;19(3):297-308.<br />
65. International Agency for Research on Cancer (IARC), Hrsg.. Occupational exposures in<br />
insecticide application, and some pesticides. IARC-Monographs on the Evaluation of<br />
Carcinogenic Risks to Humans, Volume 53. UK: World Health Organisation, 1991.<br />
66. Blair A, Zahm SH. Cancer among farmers. Occupational Medicine 1991;6:335-354.<br />
67. Alavanja MCR, Samanic C, Dosemeci M, et al. Use of Agriculture Pesticides and<br />
Prostate Cancer Risk in the Agricultural Health Study. Am J Epidemiol<br />
2003;157(9):800-814.<br />
68. Settimi L, Masina A, Andrion A, Axelson O. Prostate cancer and exposure to pesticides<br />
in agricultural settings. Int J Cancer 2003;104:458-461.<br />
69. Forastiere F, Quercia A, Miceli M, et al. Cancer among farmers in central Italy. Scand J<br />
Work Environ Health 1993;19:382-389.<br />
70. Figa-Talamanca I, Mearelli I, Valente P, Bascherini S. Cancer mortality in a cohort of<br />
rural licensed pesticide users in the province of Rome. Int J Epidemiol 1994;22:579-<br />
583.<br />
71. Rodvall Y, Ahlbom A, Spannare B, Nise G. Glioma and occupational exposure in<br />
Sweden, a case-control study. Occup Environ Med 1996;53:526-537.<br />
72. Viel JF, Challier B, Pitard A, Pobel D. Brain cancer mortality among French farmers: the<br />
vineyard pesticide hypothesis. Arch Environ Health 1998;53(1):65-70.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 336 von 347
73. Hostrup O, Witte I, Hoffmann W, Greiser E, Butte W, Walker G. Biozidanwendung im<br />
Haushalt als möglicher Risikofaktor für die Gesundheit der Raumnutzer.<br />
Abschluβbericht zur erweiterten Nachuntersuchung der Fall-Kontroll-Studie<br />
Münchehagen ("Nähe zu einer Sondermülldeponie und andere Risikofaktoren für die<br />
Entstehung von Leukämien, malignen Lymphomen und multiplen Myelomen"). Praxis<br />
der Biozidanwendung, analytisch-chemische Expositionserfassung und Leukämierisiko<br />
durch Anwendung von Bioziden in Innenräumen. Bremen: Technischer Bericht. Bremer<br />
Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), 1997.<br />
74. Davis JR, Brownson RC, Garcia R. Family pesticide use in the home, garden, orchard<br />
and yard. Arch Environ Contam Toxicol 1992;22:260-266.<br />
75. Industrieverband Agrar (IVA). Biozide - Produzierte Wirkstoffmenge in Deutschland.<br />
Internetveröffentlichung www.iva.de/fachliches/showdok.asp?dok=40, Zugriffsdatum<br />
30.06.2003<br />
76. Butte W, Heinzow B. Pollutants in House Dust as Indicators of Indoor Contamination.<br />
Rev Environ Contam Toxicol 2002;175:1-46.<br />
77. Walker G, Hostrup O, Hoffmann W, Butte W. Biozide im Hausstaub: Ergebnisse eines<br />
repräsentativen Monitorings in Wohnräumen. Gefahrstoffe Reinhaltung der Luft (Air<br />
Quality Control) 1999;59:33-41.<br />
78. Gordon SM, Callahan PJ, Nishioka MG, et al. Residential environmental<br />
measurements in the national human exposure assessment survey (NHEXAS) pilot<br />
study in Arizona: preliminary results for pesticides and VOCs. J Expo Anal Environ<br />
Epidemiol 1999;9:456-470.<br />
79. Adgate JL, Kukowski A, Stroebel C, et al. Pesticide storage and use patterns in<br />
Minnesota households with children. J Expo Anal Environ Epidemiol 2000;10:159-167.<br />
80. Friedrich C, Becker K, Hoffmann G, et al. Pyrethroide im Hausstaub der deutschen<br />
Wohnbevölkerung - Ergebnisse zweier bundesweiter Querschnittstudien.<br />
Gesundheitswesen 1998;60:95-101.<br />
81. Schwabe R, Becker K, Class T, et al. Pyrethroide im Hausstaub - Eine Übersicht -.<br />
WaBoLu-Hefte, Volume 3. Berlin: Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene, 1994.<br />
82. Heudorf U, Angerer J. Metabolites of Pyrethroid Insecticides in Urine Specimens:<br />
Current Exposure in an Urban Population in Germany. Environ Health Perspect<br />
2001;109,No.3:213-217.<br />
83. Dölken L, Schüler F, Dölken G. Frequency of BCL-2/Jh translocation in healthy males<br />
exposed to low-level radiation in comparison to age-matched healthy controls (letter).<br />
Blood 2002;100(4):1513f.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 337 von 347
84. Dölken G, Illerhaus G, Hirt C, Mertelsmann R. BCL-2/Jh Rearrangements in Circulating<br />
B Cells of Healthy Blood Donors and Patients With Nonmalignant Diseases. Journal of<br />
Clinical Oncology 1996;14:1333-1341.<br />
85. Brogger J, Bakke P, Eide GE, Gulsvik A. Contribution of Follow-up of Nonresponders to<br />
Prevalence and Risk Estimates: A Norwegian Respiratory Health Survey. Am J<br />
Epidemiol 2003;157(6):558-566.<br />
86. Gavazza A, Presciuttini S, Barale R, Lubas G, Gugliucci B. Association Between<br />
Canine Malignant Lymphoma, Linving in Industrial Areas, and Use of Chemicals by<br />
Dog Owners. J Vet Intern Med 2001;15:190-195.<br />
87. Hemminki K, Saloniemi I, Salonen T, Partanen T, Vainio H. Childhood cancer and<br />
parental occupation in Finland. Journal of Epidemiology and Community Health<br />
1981;35:11-15.<br />
88. Zack M, Cannon S, Loyd D, et al. Cancer in children of parents exposed to<br />
hydrocarbon-related industries and occupations. Am J Epidemiol 1980;111(3):329-336.<br />
89. Lin S, Marshall EG, Davidson GK. Potential parental exposure to pesticides and limb<br />
reduction defects. Scand J Work Environ Health 1994;20:166-179.<br />
90. Kristensen P, Andersen A, Irgens LM, Bye AS, Sundheim L. Cancer in offspring of<br />
parents engaged in agricultural activities in Norway: incidence and risk factors in the<br />
farm environment. International Journal of Cancer 1996;65:39-50.<br />
91. Feychting M, Plato N, Nise G, Ahlbom A. Paternal occupational exposures and<br />
childhood cancer. Environ Health Perspect 2001;109(2):193-196.<br />
92. Lowengart RA, Peters JM, Cicioni C, et al. Childhood leukemia and parents'<br />
occupational and home exposures. JNCI 1987;79(1):39-46.<br />
93. Daniels JL, Olshan AF, Teschke K, et al. Residential Pesticide Exposure and<br />
Neuroblastoma. Epidemiology 2001;12:20-27.<br />
94. Daniels JL, Olshan AF, Savitz DA. Pesticides and Childhood Cancers. Environ Health<br />
Perspect 1997;105(10):1068-1077.<br />
95. Blair A, Zahm SH. Methodologic Issues in Exposure Assessment for Case-Control<br />
Studies of Cancer and Herbicides. Am J Ind Med 1990;18:285-293.<br />
96. Buckley JD, Meadows AT, Kadin ME, Le Beau MM, Siegel S, Robison LL. Pesticide<br />
exposure in children with non-Hodgkin lymphoma. Cancer 2000;89(11):2315-2321.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 338 von 347
97. Pogoda JM, Preston-Martin S. Household Pesticides and Risk of Pediatric Brain<br />
Tumors. Environ Health Perspect 1997;105,No.11:1214-1220.<br />
98. Leiss JK, Savitz DA. Home pesticide use and childhood cancer: A case-control study.<br />
Am J Public Health 1995;85:249-252.<br />
99. Meinert R, Schuz J, Kaletsch U, Kaatsch P, Michaelis J. Leukemia and non-Hodgkin`s<br />
lymphoma in childhood and exposure to pesticides: results of a register-based casecontrol<br />
study in Germany. Am J Epidemiol 2000;151 (7):639-646.<br />
100. Meinert R, Kaatsch P, Kaletsch U, Krummenauer F, Miesner A, Michaelis J. Childhood<br />
leukaemia and exposure to pesticides: results of a case-control study in northern<br />
Germany. Eur J Cancer 1996;32A:1943-1948.<br />
101. Staniszewska MA, Jankowski J. Narazenie Personelu Podczas Zabiegów Radiologii<br />
Interwencyjenej. Medycyna Pracy 2000;6:564-571.<br />
102. Dölken L, Schüler F, Dölken G. Quantitative Detection of t(14;18)-Positive Cells by<br />
Real-Time Quantitative PCR Using Fluorogenic Probes. BioTechniques 1998;25:1058-<br />
1064.<br />
103. Bass JK, Ortega L, Rosales C, Petersen NJ, Philen RM. What's being used at home: a<br />
household pesticide survey. Rev Panam Salud Publica 2001;9:138-144.<br />
104. Al-Shakhrah IA, Abu-Khaled YS. Estimation of effective radiation dose for physicians<br />
and staff members in contrast angiocardiography. Heart&Lung 2000;29:417-423.<br />
105. Zahm SH, Weisenburger DD, Cantor KP, Holmes FF, Blair A. Role of the herbicide<br />
atrazine in the development of non-Hodgkin's lymphoma. Scand J Work Environ Health<br />
1993;19:108-114.<br />
106. Crosignani P, Berrino F. Re:"Role of the herbicide atrazine in the development of Non-<br />
Hodgkin's lymphoma" by SH Zahm, DD Weisenburger, KP Cantor, FF Holmes, A Blair.<br />
Scand J Work Environ Health 1993;19:108-14. Scand J Work Environ Health<br />
1994;20:223-226.<br />
107. Kourakis A, Mouratidou M, Kokkinos G, et al. Frequencies of chromosomal aberrations<br />
in pesticide sprayers working in plastic green houses. Mutat Res 1992;279:145-148.<br />
108. De-Ferrari M, Artuso M, Bonassi S, et al. Cytogenetic biomonitoring of an Italian<br />
population exposed to pesticides: chromosome aberration and sister-chromatid<br />
exchange analysis in peripheral blood lymphocytes. Mutat Res 1991;260(1):105-113.<br />
109. Bolognesi C, Parrini M, Reggiardo G, Merlo F, Bonassi S. Biomonitoring of workers<br />
exposed to pesticides. Int Arch Occup Environ Health 1993;65(1 Suppl):S185-S187.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 339 von 347
110. Saleh MA, Blancato JN, Naumann CH, Hrsg.. Biomarkers of human exposure to<br />
pesticides. ACS Symposium Series, Volume 542. Washington, DC: American Chemical<br />
Society, 1994.<br />
111. Anwar WA. Biomarkers of Human Exposure to Pesticides. Environ Health Perspect<br />
1997;105,Suppl.4:801-806.<br />
112. Brögger A, Hagmar L, Hansteen I-L, et al. An inter-Nordic prospective study on<br />
cytogenetic endpoints and cancer risk. Cancer Genet Cytogenet 1990;45:85-92.<br />
113. Hagmar L, Brögger A, Hansteen I-L, et al. Cancer risk in humans predicted by<br />
increased levels of chromosomal aberrations in lymphocytes: Nordic Study Group on<br />
the Health Risk of Chromosome Damage. Cancer Res 1994;54:2919-2922.<br />
114. Bonassi S, Abbondandolo A, Camurri L, et al. Are chromosome aberrations in<br />
circulating lymphocytes predictive of future cancer onset in humans? Preliminary<br />
results of an Italian cohort study. Cancer Genet Cytogenet 1995;79:133-135.<br />
115. Hagmar L, Bonassi S, Stromberg U, et al. Chromosomal aberrations in lymphocytes<br />
predict human cancer: a report from the European Study Group on Cytogenetic<br />
Biomarkers and Health (ESCH). Cancer Res 1998;58(18):4117-4121.<br />
116. Hagmar L, Bonassi S, Strömberg U, et al. Cancer predictive value of cytogenetic<br />
markers used in occupational health surveillance programs: a report from an ongoing<br />
study by the European Study Group on Cytogenetic Biomarkers and Health. Mutat Res<br />
1998;405:171-178.<br />
117. Bonassi S, Hagmar L, Strömberg U, et al. Chromosomal Abberations in Lymphocytes<br />
predict Human Cancer Independently of Exposure to Carcinogens. Cancer Res<br />
2000;60:1619-1625.<br />
118. Zahm SH, Weisenburger DD, Saal RC, Vaught JB, Babbit PA, Blair A. Pesticide Use,<br />
Genetic Susceptibility, and Non-Hodgkin's Lymphoma in Women. In: McDuffie H,<br />
Dosman JA, Semchuk KM, Olenchok SA, Senthilselvan A, Hrsg.. Agricultural Health<br />
and Safety. CRC Press., Inc. New York: Lewis Publishers, 1995:127-33.<br />
119. Infante-Rivard C, Labuda D, Krajinovic M, Sinnett D. Risk of childhood leukemia<br />
associated with exposure to pesticides and with gene polymorphisms. Epidemiology<br />
1999;10(5):481-487.<br />
120. Statistisches Bundesamt, Hrsg.. Internationale Standardklassifikation der Berufe<br />
(Deutsche Ausgabe). Wiesbaden: W. Kohlhammer, 1971.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 340 von 347
121. Statistisches Bundesamt, Hrsg.. Alphabetisches Verzeichnis zur Klassifikation der<br />
Wirtschaftszweige. Wiesbaden: Eigenverlag, 1993.<br />
122. Pannett B, Coggon D, Acheson ED. A job-exposure matrix for use in population-based<br />
studies in England and Wales. British Journal of Industrial Medicine 1985;42:777-783.<br />
123. Umweltbundesamt. Ergebnisse des Umwelt-Survey 1990/92 - Urin. Internet-<br />
Veröffentlichung, Zugriffsdatum 26.7.2002.<br />
124. Aprea C, Strambi M, Novelli MT, Lunghini L, Bozzi N. Biologic Monitoring of Exposure<br />
to Organophosphorus Pesticides in 195 Italian Children. Environ Health Perspect<br />
2000;108(6):521-525.<br />
125. Cohen Hubal EA, Sheldon LS, Burke JM, et al. Childrens Exposure Assessment: A<br />
Review of Factors Influencing Children's Exposure, and the Data Available to<br />
Characterize and Assess That Exposure. Environ Health Perspect 2000;108(6):475-<br />
486.<br />
126. Steenbekkers LPA. Methods to Study Everyday Use of Products in Households:<br />
Wageningen Mouthing Study as an Example. Ann Occup Hyg 2001;45:S125-S129.<br />
127. Juberg DR, Alfano K, Coughlin RJ, Thompson KM. An observational study of object<br />
mouthing behavior by young children. Pediatrics 2001;107,No.1:135-142.<br />
128. Reed KJ, Jimenez M, Freeman NC, Lioy PJ. Quantification of children's hand and<br />
mouthing activities through a videotaping methodology. J Expo Anal Environ Epidemiol<br />
1999;9,No.5:513-520.<br />
129. Gurunathan S, Robson M, Freeman N, et al. Accumulation of Chlorpyrifos on<br />
residential surfaces and toys accessible to children. Environ Health Perspect<br />
1998;106(1):9-16.<br />
130. Freeman NC, Sheldon L, Jimenez M, Melnyk L, Pellizzari E, Berry M. Contribution of<br />
children's activities to lead contamination of food. J Expo Anal Environ Epidemiol<br />
2001;11:407-413.<br />
131. Simon SL. Soil Ingestion by Humans: A Review of History, Data, and Etiology with<br />
application to Risk Assessment of radioactively contaminated soil. Health Phys<br />
1998;74, No 6:647-672.<br />
132. van Wijnen JH, Clausing P, Brunekreef B. Estimated soil ingestion by children. Environ<br />
Res 1990;51, No.2:147-162.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 341 von 347
133. Calabrese EJ, Barnes R, Stanek EJ, et al. How Much Soil Do Young Children Ingest:<br />
An Epidemiologic Study. Regulatory Toxicology and Pharmacology 1989;10(2):123-<br />
137.<br />
134. Calabrese EJ, Stanek ES. Distinguishing Outdoor Soil Ingestion from Indoor Dust<br />
Ingestion in a Soil Pica Child. Regulatory Toxicology and Pharmacology 1992;15(1):83-<br />
85.<br />
135. Quackenboss JJ, Pellizzari ED, Shubat P, et al. Design Strategy for assessing multipathway<br />
exposure for children: the Minnesota Children's Pesticide Exposure Study<br />
(MNCPES). Journal of exposure analysis and environmental epidemiology/Princeton,<br />
NJ 2000;10, Heft-Nr. 2:145-158.<br />
136. Freeman NC, Jimenez M, Reed KJ, et al. Quantative analysis of children's microactivity<br />
patterns: The Minnesota Children's Pesticide Exposure Study. J Expo Anal Environ<br />
Epidemiol 2001;11:501-509.<br />
137. AG Risikoabschätzung und -Berwertung in der Umwelthygiene. Standards zur<br />
Expositionsabschätzung - Bericht des Ausschusses für Umwelthygiene. Ausgabe 1,<br />
Hamburg: Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, 1995.<br />
138. Cohen Hubal EA, Sheldon LS, Zufall MJ, Burke JM, Thomas KW. The challenge of<br />
assessing children's residential exposure to pesticides. Journal of exposure analysis<br />
and environmental epidemiology/Princeton, NJ 2000;Jahrgang 10, Heft-Nr. 6 Pt 2:638-<br />
649.<br />
139. Zartarian VG, Özkaynak H, Burke JM, Zufall MJ, Rigas ML, Furtaw J EJ. A Modeling<br />
Framework for Estimating Children's Residential Exposure and Dose to Chlorpyrifos via<br />
Dermal Residue Contact and Nondietary Ingestion. Environ Health Perspect<br />
2000;108(6):505-514.<br />
140. Kommission "Human-Biomonitoring" des Umweltbundesamtes. Stoffmonographie Blei<br />
Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM). Bundesgesundheitsblatt<br />
1996;39:236-241.<br />
141. World Health Organisation. Health-based Guidelines. In: World Health Organisation,<br />
Hrsg.. Air Quality Guidelines. 1. Ausgabe. Geneva: World Health Organisation,<br />
1999:39.<br />
142. Wichmann HE, Ihme W, Mekel OCL. Quantitative Expositions- und Risikoabschätzung<br />
für drei kanzerogene Stoffe in Altlasten. GSF-Bericht 3/93, GSF - Forschungszentrum<br />
für Umwelt und Gesundheit, Institut für Epidemiologie.<br />
143. Boone JS, Tyler JW, Chambers JE. Transferable residues from dog fur and plasma<br />
cholinesterase inhibition in dogs treated with a flea control dip conteining chlorpyrifos.<br />
Environ Health Perspect 2001;109(11):1109-1114.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 342 von 347
144. Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin.<br />
Bekanntmachung der geprüften und anerkannten Mittel und Verfahren zur Bekämpfung<br />
von tierischen Schädlingen nach Paragraph 10c Bundes-Seuchengesetz.<br />
Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2000;43(Suppl2):S62-<br />
S74.<br />
145. Fromme H. Anwendung von Pestiziden in Innenräumen unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Pyrethroide. Toxikologische Aspekte und Darstellung der<br />
Anwendungsproblematik <strong>Teil</strong> <strong>II</strong>. ÖffGesundhWes 1991;53:662-667.<br />
146. Statistisches Bundesamt, Hrsg.. Statistisches Jahrbuch 1995. Stuttgart: Metzler-<br />
Poeschel, 1995.<br />
147. Bundesministerium für Ernährung L und F. Agrarbericht der Bundesregierung. Bonn:<br />
BMELF, 1992.<br />
148. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hrsg. Berlin: BMELF,<br />
2000.<br />
149. Pestemer W, Nordmeyer H. Modelluntersuchungen mit ausgewählten<br />
Pflanzenschutzmitteln im Bodenprofil im Hinblick auf die Beurteilung einer<br />
Grundwasserbelastung. Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und<br />
Forstwirtschaft 1990;259.<br />
150. Neck T. Der Pflanzenschutzmarkt 1998. In: Jahresbericht 1998/99. Industrieverband<br />
Agrar e.V. Herausgeber, Frankfurt/Main: Industrieverband Agrar e.V., 1998:4-8. N.<br />
151. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein. Agrarstruktur in Schleswig-Holstein 1979-<br />
83. Statistische Berichte des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein. Hrsg.<br />
Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel, 1984<br />
152. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein. Agrarstruktur in Schleswig-Holstein.<br />
1984-87. Statistische Berichte des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein.<br />
Hrsg. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel, 1988<br />
153. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein. Agrarstruktur in Schleswig-Holstein.<br />
1988-91. Statistische Berichte des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein.<br />
Hrsg. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel, 1992<br />
154. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein. Agrarstruktur in Schleswig-Holstein.<br />
1992-95. Statistische Berichte des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein.<br />
Hrsg. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel, 1996<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 343 von 347
155. Niedersächsisches Landesamt für Statistik. Statistik-Daten - Regionaldaten. CD-ROM,<br />
1998.<br />
156. Greiser E, Molzahn M. Multizentrische Nieren- und Urothel-Carcinom Studie.<br />
Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 1997.<br />
157. Taylor JA, Sandler DP, Bloomfield CD, et al. Ras oncogene activation and occupational<br />
exposures in acute myloid leukemia. JNCI 1992;84:1626-1632.<br />
158. Sandler DP, Collman GW. Cytogenetic and environmental factors in the etiology of the<br />
acute leukemias in adults. Am J Epidemiol 1987;126:1017-1032.<br />
159. Rodella S, Ciccone G, Rege-Cambrin G, Vineis P, (Working Group on the<br />
epidemiology of hematolymphopoietic malignancies in Italy). Cytogenetics and<br />
occupational exposures in acute nonlymphocytic leukemia and myelodysplastic<br />
syndrome. Scand J Work Environ Health 1993;19:369-374.<br />
160. Felix CA. Secondary leukemias induced by topoisomerase- targeted drugs. Biochimica<br />
et Biophysica Acta 1998;1400:233-255.<br />
161. Greene MH, Boice JD, Greer BE. Acute Nonlymphocytic Leukemia after Therapy with<br />
Alkylating Agents for Ovarian Cancer. A Study of five randomized clinical Trials. N Engl<br />
J Med 1982;307:1416-1421.<br />
162. Nelson LM, Longstreth WT, Koepsell TD, van Belle G. Proxy respondents in<br />
epidemiologic research. Epidemiol Rev 1990;12:71-86.<br />
163. Rothman KJ, Greenland S. Case-Control Studies. In: Rothman KJ, Greenland S, Hrsg..<br />
Modern Epidemiology. 2. Ausgabe. Philadelphia: Lippincott-Raven Publishers,<br />
1998:93-114.<br />
164. Pickle LW, Brown LM, Blot WJ. Information available from surrogate respondents in<br />
case-control interview studies. Am J Epidemiol 1983;118(1):99-108.<br />
165. Rogot E, Reid DD. The validity of data from next-of-kin studies of mortality among<br />
migrants. Int J Epidemiol 1975;4:51-54.<br />
166. Waddell BL, Zahm SH, Baris D, et al. Agricultural use of organophosphate pesticides<br />
and the risk of non-Hodgkin`s lymphoma among male farmers (United States). Cancer<br />
Causes Control 2001;12(6):509-517.<br />
167. Johnson RA, Mandel JS, Gibson RW, et al. Data on Prior Pesticide Use Collected from<br />
Self- and Proxy Respondents. Epidemiology ;4, No.2:157-164.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 344 von 347
168. Bond GG, Bodner KM, Sobel W, Shellenberger RJ, Flores GH. Validation of work<br />
histories obtained from interviews. Am J Epidemiol 1988;128(3):343-351.<br />
169. Farrow DC, Samet JM. Comparability of information provided by elderly cancer patients<br />
and surrogates regarding health and functional status, social network, and life events.<br />
Epidemiology 1990;1(5):370-376.<br />
170. Gluud C, Krogsgaard K. Would you trust a surrogate respondent? Lancet<br />
1997;349:665-666.<br />
171. Boyle CA, Brann EA. Proxy respondents and the validity of occupational and other<br />
exposure data. The Selected Cancers Cooperative Study Group. Am J Epidemiol<br />
1992;136(6):712-721.<br />
172. Hardell L, Eriksson M. A case-control study of non-Hodgkin lymphoma and exposure to<br />
pesticides. Cancer 1999;85(6):1353-1360.<br />
173. Zhong Y, Rafnsson V. Cancer Incidence among Icelandic Pesticide Users. Int J<br />
Epidemiol 1996;25(6):1117-1124.<br />
174. Cantor KP, Silberman W. Mortality among aerial pesticide applicators and flight<br />
instructors: follow-up from 1965-1988. Am J Ind Med 1999;36, No.2:239-247.<br />
175. Brown L, Burmeister LF, Everett GD, Blair A. Pesticide Exposures and Multiple<br />
Myeloma in Iowa Men. Cancer Causes Control 1993;4:153-156.<br />
176. Blair A, Zahm SH. Agricultural Exposure and Cancer. Environ Health Perspect<br />
1995;103(Supplement 8):205-208.<br />
177. Kristensen P, Andersen A, Irgens LM, Laake P, Bye AS. Incidence and risk factors of<br />
cancer among men and women in Norwegian agriculture. Scandinavian Journal of<br />
Work and Environmental Health 1996;22, No.1:14-26.<br />
178. Richardson S, Zittoun R, Bastuji-Garin S, et al. Occupational risk factors for acute<br />
leukemia: a case control study. Int J Epidemiol 1992;21:1063-1073.<br />
179. Schäfer I, Hoffmann W, Greiser E. Exposure to pesticides and risk of leukemias.<br />
Epidemiology 1998;9(4):8 O.<br />
180. Sperati A, Rapiti E, Settimi L, Quercia A, Terenzoni B, Forastiere F. Mortality among<br />
male licensed pesticide users and their wives. Am J Ind Med 1999;36:142-146.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 345 von 347
181. Zahm SH, Weisenburger DD, Babbitt PA, et al. A case-control study of non-Hodgkin's<br />
lymphoma and the herbicide 2,4-dichloro phenoxyacetic acid (2,4-D) in Eastern<br />
Nebraska. Epidemiology 1990;1:349-356.<br />
182. Bond GG, Wetterstroem NH, Roush GJ, McLaren EA, Lipps TE, Cook RR. Cause<br />
specific mortality among employees engaged in the manufacture, formulation, or<br />
packaging of 2,4-dichlorophenoxyacetic acid and related salts. British Journal of<br />
Industrial Medicine 1988;45:98-105.<br />
183. Pearce NE, Smith AH, Howard JK, Sheppard RA, Giles HJ, Teague CA. Case-control<br />
study of multiple myeloma and farming. Br J Cancer 1986;54,3:493-500.<br />
184. Alavanja MC, Sandler DP, McMaster SB, et al. The Agricultural Health Study. Environ<br />
Health Perspect 1996;104(4):362-369.<br />
185. Acquavella J, Olsen G, Cole P, et al. Cancer among farmers: a meta-analysis. Annals<br />
of Epidemiology 1998;8:64-74.<br />
186. Becher H, Flesch-Janys D, Kauppinen T, et al. Cancer mortality in German male<br />
workers exposed to phenoxy herbicides and dioxins. Cancer Causes Control<br />
1996;7:312-321.<br />
187. Hardell L, Axelson O. Environmental and occupational Aspects on the Etiology of Non-<br />
Hodgkin's Lymphoma. Onc Res 1998;10 (1):1-5.<br />
188. Fontana A, Picoco C, Masala G, Prastaro C, Vineis P. Incidence Rates of Lymphomas<br />
and Environmental Measurements of Phenoxy Herbicides: Ecological Analysis and<br />
Case-Control Study. Arch Environ Health 1998;53,No 6:384-387.<br />
189. Pottern LM, Heinemann EF, Olsen JH, Raffn E, Blair A. Multiple myeloma among<br />
Danish women: employment history and workplace exposures. Cancer Causes Control<br />
1992;3:427-432.<br />
190. Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Hrsg..<br />
Umwelttoxikologische Studie im Kreis Pinneberg 1995/96. Untersuchungen zu<br />
neurologisch-neuropsychologischen Gesundheitseffekten unter chronischer<br />
Niedrigdosis-Exposition mit Bioziden. Fortschreibung des humanbiologischen<br />
Belastungskatasters Schleswig-Holstein (Bericht). Flintbek: LANU Schleswig-Holstein,<br />
1997.<br />
191. Fenske RA, Lu C, Barr D, Needham L. Children's exposure to chlorpyrifos and<br />
parathion in an agricultural community in central Washington State. Environ Health<br />
Perspect 2002;110(5):549-553.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 346 von 347
192. Lu C, Fenske RA, Simcox NJ, Kalman D. Pesticide exposure of children in an<br />
agriculture community: evidence of household proximity to farmland and take home<br />
exposure pathways. Environ Res 2000;84(3):290-302.<br />
193. Hansen ES, Hasle H, Lander F. A cohort study on cancer incidence among Danish<br />
gardeners. Am J Ind Med 1992;21:651-660.<br />
194. Krajinovic M, Ghadirian P, Richer C, et al. Genetic susceptibility to breast cancer in<br />
French-Canadians: role of carcinogen-metabolizing enzymes and gene-environment<br />
interactions. International Journal of Cancer 2001;92(2):220-225.<br />
195. World Health Organisation, Hrsg.. IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic<br />
Risks to Humans - Occupational Exposures in Insecticide Application, and some<br />
Pesticides. Volume. 53. Lyon, France: World Health Organisation, 1991.<br />
Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 347 von 347