SUGGESTIONEN Ausgabe 2018
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8 Hypnose & Trost<br />
Hypnose & Trost 9<br />
Metaphern gezielt verstärken. Besonders<br />
geeignet sind Gleichnisse<br />
und Bilder, die eine Wendung zum<br />
Guten und zur Zukunft beinhalten:<br />
der dunkle Tunnel, durch den<br />
man hindurch muss, bis man wieder<br />
ans Licht kommt; der lange<br />
graue Winter, der schließlich doch<br />
durch den Frühling überwunden<br />
wird; die schwarze Nacht, die irgendwann<br />
in den Sonnenaufgang<br />
mündet …<br />
Das Realisieren, dass Schweres<br />
vorbei geht, schafft Zuversicht.<br />
Diese Inhalte taugen natürlich nur,<br />
wenn tatsächlich davon auszugehen<br />
ist, dass Veränderung zum<br />
Positiven möglich ist.<br />
Ein weiteres Beispiel für die<br />
Selbsthypnose:<br />
„Im Liegestuhl“ (Auszug)<br />
… und damit ankommen in der<br />
Trance ... und wenn ich bis dahin<br />
gekommen bin, kann ich auch<br />
noch weiter kommen ... und das<br />
geht fast wie von selbst ... denn<br />
ich brauche nur da zu sein ... und<br />
ganz behaglich im Liegestuhl zu<br />
sitzen ... in einem ganz bequemen<br />
Liegestuhl ...<br />
Und ich spüre den Halt im Rücken<br />
... und ein Kissen unter dem Kopf<br />
... und die warme Decke ... die<br />
mich einhüllt ... in meinem Liegestuhl<br />
... irgendwo draußen ... wo<br />
ich in den Himmel schauen kann<br />
... der blaue Himmel ... der sich<br />
so friedlich über mir ausbreitet ...<br />
und als ich hinaufschaue ... entdecke<br />
ich ein paar Blütenblätter,<br />
die durch die Luft segeln ... ganz<br />
leicht ... und beschwingt ...<br />
Und nach einer Weile kommt ein<br />
Flugzeug ... ein Flugzeug, das<br />
vorbeifliegt ... irgendwohin ... ein<br />
Flugzeug, das einen Kondensstreifen<br />
an den Himmel malt ... der<br />
sich dann ganz allmählich wieder<br />
auflöst ... und der daran erinnert,<br />
dass Dinge kommen und gehen ...<br />
und dass sogar so etwas Schweres<br />
wie ein Flugzeug ganz leicht<br />
am Himmel vorbeifliegen kann ...<br />
Und ein Weilchen später tauchen<br />
ein paar Luftballons auf ... rot ...<br />
gelb ... grün ... orange ... und weiß<br />
... die in der Luft tanzen ... leicht<br />
und beweglich ... und die daran<br />
erinnern ... dass manches einfach<br />
davonschweben kann ... wenn wir<br />
es loslassen ...<br />
Und während ich weiter in den<br />
Himmel schaue ... entdecke ich<br />
ein paar Wolken ... die heranziehen<br />
... und wieder fortziehen ...<br />
einfach vorbeiziehen ... und da<br />
gibt es kleine leichte Wölkchen ...<br />
weiß und fluffig ... und große graue<br />
Wolken ... dick und schwer ... und<br />
was wiegt wohl so eine schwere<br />
dicke Wolke mit all den vielen Regentropfen<br />
darin ... und trotzdem<br />
kann sie weiterziehen ... und auch<br />
sie erinnert daran ... dass selbst<br />
schwere Dinge ... so leicht sein<br />
können ... dass sie vorüberziehen<br />
... und so gibt es leichte Dinge<br />
und schwere Dinge ... und selbst<br />
Schweres kann so leicht sein,<br />
dass es vorbeizieht und den Himmel<br />
wieder blau werden lässt ...<br />
(Kurz, 2014. S. 53)<br />
Eine hilfreiche Unterstützung, um<br />
Trost zu vermitteln, sind Induktionen,<br />
die die Atmung betonen.<br />
Durch das betonte Ein- und Ausatmen<br />
werden der Entspannungsprozess<br />
und damit die Beruhigung<br />
gefördert. Genau dies sind notwendige<br />
Vorgänge auf der körperlichen<br />
Ebene. Als eine besonders<br />
eindrückliche und daher auch<br />
sehr wirkungsvolle Metapher fand<br />
ich in den letzten Jahren das Bild<br />
vom Waldbrand.<br />
Hier ein Ausschnitt:<br />
„Verbranntes Land“<br />
Sich eine gute Position suchen …<br />
und die Augen schließen … nur da<br />
sein … das genügt schon … und<br />
ein bisschen zuhören … und den<br />
Atem fließen lassen … ein und<br />
aus … ein … und aus … ganz in<br />
Ruhe … ganz im eigenen Tempo<br />
… der Atem kommt … und geht<br />
… und kommt aufs Neue … ein<br />
… und aus … und wieder ein …<br />
immer weiter … und dabei immer<br />
entspannter werden … und ruhiger<br />
… so dass sich in Ihrem Inneren<br />
neue Wege auftun können<br />
… Wege, von denen Sie bis eben<br />
noch gar nichts ahnten … Wege,<br />
die durch Landschaften führen<br />
… und da gibt es Gegenden mit<br />
frischem Grün … und blühenden<br />
Wiesenblumen … da gibt es abgeerntete<br />
Felder … breite Straßen<br />
… und schmale Wege, die durch<br />
den Wald führen … da gibt es<br />
steinige Pfade … und große Teiche<br />
… Berge und Täler … … und<br />
es gibt sogar Landstriche, wo es<br />
gebrannt hat … verbranntes Land<br />
… vielleicht weil jemand das Stroh<br />
auf den Äckern angezündet hat<br />
… oder weil jemand unachtsam<br />
war … und manchmal entzündet<br />
sich so ein Pinienwald im Süden<br />
scheinbar ganz von allein … vielleicht<br />
haben Sie so etwas schon<br />
mal gesehen … im Fernsehen …<br />
wenn es irgendwo brennt …<br />
… und vielleicht haben Sie solche<br />
Flächen auch nach so einem Brand<br />
schon gesehen … alles schwarz<br />
… und man kann sich kaum vorstellen,<br />
dass diese Bäume jemals<br />
wieder austreiben und grün werden<br />
… und dennoch geschieht es<br />
genauso … es dauert ein kleines<br />
bisschen Zeit … und erste Grashalme<br />
recken sich empor … und<br />
die Büsche beginnen wieder auszutreiben<br />
… zarte Blättchen …<br />
und auch Bäume werden wieder<br />
grün … es ist wie ein Wunder …<br />
ein Wunder des Lebens … ein<br />
Wunder, das sich immer wieder …<br />
immer wieder aufs Neue vollzieht<br />
… schon seit langer, langer Zeit …<br />
… und was im Außen geschieht<br />
… geschieht auch im Inneren …<br />
in Ihrem Inneren … tief innen drin<br />
… da recken sich die ersten kleinen<br />
Grashalme … In meiner psychotherapeutischen<br />
Arbeit mit<br />
schwerkranken Menschen und<br />
deren Angehörigen ist eine Hoffnung<br />
auf Zukunft des Öfteren allerdings<br />
nicht gegeben. Abschied,<br />
Verlust und Tod stehen bevor.<br />
Hier kann Trost darin bestehen,<br />
die innere Überzeugung zu entwickeln<br />
„ich werde damit umgehen<br />
können“ oder „ich lasse es geschehen“.<br />
Tröstlich ist dann vor<br />
allem die Gewissheit, nicht allein<br />
zu sein. Auch dieses Nicht-alleinsein<br />
kann hypnotherapeutisch<br />
verankert werden. Dafür ist es<br />
hilfreich eine innere imaginative<br />
Instanz zu etablieren. Sie ist tatsächlich<br />
immer verfügbar. Das folgende<br />
Beispiel, das ich mit einer<br />
schwer krebskranken Patientin für<br />
ihre Selbsthypnose entwickelte,<br />
zeigt diesen Ansatz:<br />
„Im Flügel meines<br />
Schutzengels“<br />
Ich suche mir einen guten Platz<br />
... bequem und angenehm ... und<br />
schließe die Augen ... und beginne<br />
mich zu entspannen ... warm und<br />
wohlig ... mein Atem geht ruhig<br />
und gleichmäßig ... ein und aus ...<br />
und wieder ... ein und aus ... so<br />
fange ich an zu dösen ... ein wenig<br />
schwer ... und gleichzeitig ein<br />
bisschen leicht ... und bin im Innern<br />
aufmerksam ... und ich zähle<br />
7 Schritte wie gewohnt hinein in<br />
die Trance ... und ich beginne mit<br />
1 ... und dann folgt 2 ... und die<br />
Entspannung wird mehr ... und 3<br />
... immer weiter hinein in dieses<br />
entspannte Gefühl ... und 4 ... und<br />
5 ... immer entspannter ... und 6<br />
... immer gelöster ... und schließlich<br />
7 ... und mit der 7 tauche ich<br />
ein in eine tröstliche Trance ... und<br />
wenn sich Entspannung und Trance<br />
ausbreiten können ... kann sich<br />
auch Trost ausbreiten ... immer<br />
mehr ... und mehr ...<br />
So finde ich mich wieder, wie ich<br />
in meinem Bett liege ... allein und<br />
traurig ... einsam und voller Sehnsucht<br />
nach Halt ... und wie ich so<br />
ein paar Tränen weine ... vernehme<br />
ich ein leises Geräusch ... ein<br />
feines Rascheln ... wie von Seide<br />
... ganz leise und zart ... und als<br />
ich mich innerlich umschaue ...<br />
sehe ich da meinen Schutzengel<br />
stehen ... mein Schutzengel, der<br />
mich freundlich ansieht ... in seinem<br />
weißen Gewand ... mit seinen<br />
großen hellen Flügeln ... er lächelt<br />
mir zu ... ganz liebevoll ... und<br />
tupft meine Tränen ab ... flüstert<br />
mir tröstliche Worte zu ... „Was<br />
auch geschieht, ich bin bei dir, du<br />
bist nicht allein ... ich passe auf<br />
dich auf ... ich sorge für dich“ ...<br />
da spüre ich, wie es in mir allmählich<br />
ruhiger wird ... immer ruhiger<br />
... und noch ein bisschen ruhiger<br />
... und ganz friedlich ... und gelassen<br />
... und ich bekomme wieder<br />
etwas Mut ... und ich beginne,<br />
mich besser zu fühlen ... denn ich<br />
bin sicher und aufgehoben ... und<br />
schließlich rückt mein Schutzengel<br />
ganz nah heran ... streichelt<br />
mich sacht ... und summt mir leise<br />
etwas vor ... und ich kuschele<br />
mich hinein in diesen weichen<br />
Flügel ... so wolkenweich ... ganz<br />
aufgehoben und geborgen ... sicher<br />
und behütet ... und er wiegt<br />
mich kaum merklich ... ganz zart<br />
und sanft ... hin und her ... wie in<br />
einer Wiege ... und ich spüre so<br />
viel Wärme und Trost in mir ... wie<br />
schon lange nicht mehr ...<br />
(Kurz, 2014. S. 58)