Teil 2 - LimeSim
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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 Wieder bin ich zu geizig mir ein Taxi zu leisten und möchte den Rückweg zu Fuß zurücklegen. Das bereue ich kurze Zeit später, doch da ist es schon zu spät. Meine Route führt mich durch ein ärmliches Viertel, welches auf der Karte natürlich nicht als solches zu erkennen war. Überall hängen die Leute in kleinen Grüppchen herum und ich habe ständig das Gefühl, die Blicke auf mir haften zu haben. Wie gut, dass ich mit meiner für Venezuela gar nicht mehr so exotischen Haut -und Haarfarbe und meiner Einkaufstüte in der Hand, nicht so auffalle. Wie glücklich ich doch über diese dämliche Plastiktüte bin! Doch besonders in dunklen Ecken verkrampft sich meine Hand an der Dose Pfefferspray in meiner Hosentasche. Ich kann meine Erleichterung darüber kaum ausdrücken, als ich wieder auf eine stark befahrene Hauptstraße mit Polizeistreifen treffe. Busbahnhof Maracay Am nächsten Tag ist mein Geburtstag. Schon wieder... Jetzt habe ich schon 21 Jahre hinter mir... Und heute will ich auch endlich diese Stadt hinter mir lassen. Mit großem Misstrauen überlasse ich das Fahrrad und fast mein gesamtes Gepäck der Puff... ähem... der Hotelmutter. Sie zeigt sich für nichts wenig verantwortlich, ich weiß aber nicht, wo ich mein Rad sonst noch lassen könnte. Als ich später anderen Leuten davon erzähle, wo ich mein Rad gelassen habe, scherzen die nur: "Dann bekommst Du es bestimmt mir rosa Bömmelchen und ziemlich 'abgenutzt' wieder." Na ja... Ich möchte nach Colonia Tovar. Bei diesem Ort handelt es sich um eine schwäbische Siedlung, die bis vor 50 Jahren vor der Außenwelt abgeschlossen war. Doch aus dem Besuch dort soll leider nichts werden. Ich nehme ein Taxi zum Busbahnhof und man setzt mich auf einem dreckigen Platz mit einigen altersschwachen Bussen ab. "Das kann es nicht sein", denke ich mir. Ist es auch nicht. Jemand sagt mir, dass ich zum Plaza Miraflores gehen soll, von wo aus Camisetas nach Colonia Tovar fahren würden. Das sei nur 3 Blocks entfernt. Aus den 3 Blocks werden 6 Blocks Fußmarsch durch ein verwahrlostes Viertel und am Zielort: Nichts. Niemand weiß von Camisetas nach Colonia Tovar. Ich verwerfe Colonia Tovar und lasse mich mit dem Taxi direkt zum großen Busbahnhof fahren, von wo aus sogar Busse nach Lima gehen. Dort angekommen, muss man nur dem Gehör folgen: Überall werden die Fahrziele in atemberaubendem Tempo ausgerufen. "Maracay, Maracay, Maracay! Maracaibo, caibo, caibo! San Felipe, Felipe, Felipe! Valencia, Valencia, Valencia!" Über eine toll ausgebaute Autobahn geht es direkt nach Maracay. Dahinter beginnt endlich mein karibischer Traum... Tag 72: Tag 73: - 66 - Caracas Caracas - Choroní (Mein Geburtstag)
Karibischer Traum Sonnenbrand und Kokosnüsse FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 Exkurs: Krieg den Briten! Wirft man einen genaueren Blick, auf die venezuelanischen Nummernschilder, so wird einem schnell die schön hinterlegte Landkarte auffallen. Doch was ist diese kleine schraffierte Landfläche daneben? Guyana - oder ehemals British Guyana - nennt sich dieses unscheinbare Land zwischen Venezuela und dem noch weniger bekannten Surinam. Papillon, der bekannte französische Flüchtling, fand hier einst Unterschlupf, bevor er in Venezuela seine neue Heimat fand. Unter Berufung auf historisches Recht beansprucht Venezuela trotz verschiedener Abkommen weiterhin einen beträchtlichen Teil Guyanas im an Bodenschätzen reichen Gebiet westlich des Essequibo-Flusses, was mehr als die Hälfte des Staates Guyana ausmacht. Auf vielen Karten wird dieses Gebiet als "Area claimed by Venezuela" ausgewiesen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um ein von Indianern bewohntes Gebiet. Dieses Gebiet gehört seit dem Laudo von 1898 zu British Guyana, wird aber auch von Venezuela beansprucht. Selbst so mancher Venezuelaner macht sich über diese Großmachtbestrebungen der eigenen Regierung lustig. "Man soll sich erst mal mit den inneren Problemen auseinandersetzen bevor man Dschungeldörfer wie Matthew's Ridge, und Banana Lodge besetzt" sagen sie. Andererseits wird befürchtet, dass der diktatorisch regierende Präsident Chávez gerade in der jetzigen kritischen Lage dort einmarschieren wird, nur um von innerpolitischen Problemen abzulenken. Und das hieße Krieg gegen die UNO und Großbritannien. Na dann: Viel Spaß! Bevor der Bus nach Choroní abfährt, werde ich eine volle Stunde lang zum Konsumieren angehalten. Immer wieder kommen Straßenverkäufer durch den Bus und bieten ihre Ware preis. Von Eis über Lutscher und Salat bis zu Zahnbürsten kann man so ziemlich alles kaufen. Dann endlich geht es los. Der Fahrer schaltet einen grauenvollen Mix aus Techno und Salsa auf die Lautsprecher und ab geht es in die Berge. Nach einer Weile liegen bei den ersten Fahrgästen die Nerven blank. Lauthals schreien sie den Busfahrer an, dass er doch bitte diese Tortur abschalten möge. Er schreit zurück und fordert sie auf, den Bus zu verlassen, wenn ihnen das nicht passt! Nach Jahren der Unstabilität scheinen bei recht vielen Venezuelanern die Nerven blank zu liegen. Vor der Fahrt hätte ich einen guten Rat lieber ernst nehmen sollen. Ich hätte nichts essen dürfen! Hoher Seegang, Flugturbulenzen etc... das sind alles Dinge, an denen ich mich - 67 -
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Wieder bin ich zu geizig mir ein Taxi zu leisten und möchte den Rückweg zu Fuß zurücklegen.<br />
Das bereue ich kurze Zeit später, doch da ist es schon zu spät. Meine Route führt mich durch<br />
ein ärmliches Viertel, welches auf der Karte natürlich nicht als solches zu erkennen war. Überall<br />
hängen die Leute in kleinen Grüppchen herum und ich habe ständig das Gefühl, die Blicke auf<br />
mir haften zu haben. Wie gut, dass ich mit meiner für Venezuela gar nicht mehr so exotischen<br />
Haut -und Haarfarbe und meiner Einkaufstüte in der Hand, nicht so auffalle. Wie glücklich ich<br />
doch über diese dämliche Plastiktüte bin! Doch besonders in dunklen Ecken verkrampft sich<br />
meine Hand an der Dose Pfefferspray in meiner Hosentasche. Ich kann meine Erleichterung<br />
darüber kaum ausdrücken, als ich wieder auf eine stark befahrene Hauptstraße mit<br />
Polizeistreifen treffe.<br />
Busbahnhof Maracay<br />
Am nächsten Tag ist mein Geburtstag. Schon wieder... Jetzt habe ich schon 21 Jahre hinter<br />
mir...<br />
Und heute will ich auch endlich diese Stadt hinter mir lassen. Mit großem Misstrauen überlasse<br />
ich das Fahrrad und fast mein gesamtes Gepäck der Puff... ähem... der Hotelmutter. Sie zeigt<br />
sich für nichts wenig verantwortlich, ich weiß aber nicht, wo ich mein Rad sonst noch lassen<br />
könnte. Als ich später anderen Leuten davon erzähle, wo ich mein Rad gelassen habe,<br />
scherzen die nur: "Dann bekommst Du es bestimmt mir rosa Bömmelchen und ziemlich<br />
'abgenutzt' wieder." Na ja...<br />
Ich möchte nach Colonia Tovar. Bei diesem Ort handelt es sich um eine schwäbische Siedlung,<br />
die bis vor 50 Jahren vor der Außenwelt abgeschlossen war. Doch aus dem Besuch dort soll<br />
leider nichts werden.<br />
Ich nehme ein Taxi zum Busbahnhof und man setzt mich auf einem dreckigen Platz mit einigen<br />
altersschwachen Bussen ab. "Das kann es nicht sein", denke ich mir.<br />
Ist es auch nicht. Jemand sagt mir, dass ich zum Plaza Miraflores gehen soll, von wo aus<br />
Camisetas nach Colonia Tovar fahren würden. Das sei nur 3 Blocks entfernt.<br />
Aus den 3 Blocks werden 6 Blocks Fußmarsch durch ein verwahrlostes Viertel und am Zielort:<br />
Nichts. Niemand weiß von Camisetas nach Colonia Tovar. Ich verwerfe Colonia Tovar und<br />
lasse mich mit dem Taxi direkt zum großen Busbahnhof fahren, von wo aus sogar Busse nach<br />
Lima gehen.<br />
Dort angekommen, muss man nur dem Gehör folgen: Überall werden die Fahrziele in<br />
atemberaubendem Tempo ausgerufen. "Maracay, Maracay, Maracay! Maracaibo, caibo, caibo!<br />
San Felipe, Felipe, Felipe! Valencia, Valencia, Valencia!"<br />
Über eine toll ausgebaute Autobahn geht es direkt nach Maracay. Dahinter beginnt endlich<br />
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