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Caracas 1<br />
Geschichten aus dem Moloch<br />
FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />
Nach 7 Uhr stehe ich auf und frühstücke ein paar Cornflakes mit schlechter Instant-Milch. Das<br />
Milchpulver hier ist nicht das Beste - ich sollte wieder auf echte Milch umsteigen. Immerhin gibt<br />
es die hier wieder zu kaufen.<br />
Heute soll es weiter nach Osten gehen, immer die karibische Küste entlang. Nach 20<br />
Kilometern soll die Asphaltstraße enden und eine schlechte Piste wird mich an unberührt<br />
wirkenden Stränden entlangführen. Ich bin gespannt und freue mich auf diesen Abschnitt.<br />
Es ist etwas seltsam, dass mein Fahrrad plötzlich im Haus steht und mein Rucksack mit der<br />
Campingausrüstung nicht dabei ist. Wer weiß, wo diese pummelige schwarze Herbergsmutter<br />
den wieder versteckt hat. Schlaftrunken kommt sie in die aus ihrer Wohnung - als wenn ich die<br />
mitten in der Nacht geweckt hätte. Wir haben übrigens 8 Uhr, doch karibische Uhren laufen<br />
scheinbar anders. Erst nach mehrmaligem Nachfragen kann ich ihrem Dialekt entnehmen, was<br />
sie mir sagen will. In vorwurfsvollem Ton sagt sie mir, dass sie die Sachen wegen der Sicherheit<br />
in das Haus geholt hat. Zu diesem Zeitpunkt wäre der blaue Rucksack schon längst weg<br />
gewesen. Wie bitte!?!?! Habe ich das jetzt wirklich gehört?<br />
Mit unbeteiligter Mine zeigt sie mir den 2 Meter hohen mit Glasscherben bestückten Zaun vor<br />
dem Hotel. "Hops, und rüber sind sie", deutet sie mit einer laschen Handbewegung an. Ich<br />
glaube es nicht! Man kann den Innenhof doch gar nicht von der Straße aus sehen! Ein<br />
schrecklicher Verdacht kommt in mir auf. Wurde ich gestern vielleicht verfolgt? Hatte ich<br />
deswegen gleich nach meiner Ankunft am Flughafen ein so misstrauisches Gefühl?<br />
Ich bin fassungslos und muss mich erst einmal hinsetzen. Ich weiß nicht, was ich davon halten<br />
soll. Ständig haben mich die Leute vor Langfingern in Bolivien und Perú gewarnt. Und hier<br />
passiert mir so was in der ersten Nacht!? Toll! Ich habe Mühe meine Gedanken zu ordnen,<br />
packe das vom Gepäck, was noch übrig ist und blättere wahllos durch meinen Reiseführer.<br />
Meine Motivation, durch Venezuela zu reisen, ist jetzt gänzlich verschwunden. Am liebsten<br />
würde ich gleich im nächsten Flieger zurück nach Bolivien oder reisen, oder vielleicht sogar<br />
nach Hause.<br />
Ein Gutes hat das Ganze: Immerhin tauscht das Herbergs-Ehepaar jetzt endlich ein paar Worte<br />
mit mir. Und ich dachte mir schon, dass die Venezuelaner kein Wort mit mir reden wollen. Ein<br />
Freund des Besitzers kommt zufällig mit seinem Pick-Up vorbei. Ich verstehe nur, dass sich die<br />
beiden freundlicherweise in der Umgebung nach meinen Sachen umsehen wollen. Was wollen<br />
sie da schon finden? Das Zelt, die Isomatte, der Schlafsack, die Regejacke und mein heiß<br />
geliebter Poncho - alles weg! Ausrüstung im Wert von gut 400 Euro.<br />
Ich überdenke meine Pläne: Ich werde wohl nach Caracas fahren, dort mein Rad und die<br />
übrigen Taschen in einem Gepäckdepot abstellen, und meine Reise durch Venezuela<br />
motorisiert fortsetzen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, mich in einer verschanzten<br />
Touristenhochburg einzunisten.<br />
Zu meiner Verwunderung kommt der Pick-Up nach einer Weile zurück und beim Öffnen der<br />
Ladeklappe kommt unglaubliches zum Vorschein: Mein Rucksack und der Schlafsack! Ich<br />
glaube es nicht!!!<br />
Die Ausrüstung ist zwar auseinandergepackt, doch offensichtlich ist noch alles in gutem<br />
Zustand. Die Beiden kennen offensichtlich ihren speziellen Papenheimer im Dorf und haben ihm<br />
die Sachen "ohne Hilfe der Polizei" - wie sie es ausdrücken - abgenommen... Sie fragen mich,<br />
ob alles da ist. Leider kann ich das nicht bestätigen. Die Regenjacke fehlt. Also fahren sie noch<br />
einmal los und kommen kurze Zeit später mit meinem Poncho wieder. Nun, das ist zwar keine<br />
Regenjacke, aber immerhin etwas...<br />
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