Teil 2 - LimeSim

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17.12.2012 Aufrufe

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 Verpackt wie ein Schmuckstück Erst fing alles damit an, dass man mein Rad verpackt haben wollte. Kein Problem. Immerhin waren da zwei nette Herren, die mein Rad - schön wie nie! - in Laminierfolie eingepackt haben. Das kostete schon einmal 6 Doláres und den Lenker durfte ich entgegen der Flugbestimmungen nicht quer stellen. Dann kam das ewige Anstehen zum Check-In. Mit den vorher genannten 40 Doláres für das Fahrrad stimmte ebenfalls etwas nicht. Man hatte mir in der Bestätigungs-Email vergessen mitzuteilen, dass da noch fast 10 Doláres Steuern drauf kommen. Und dann bekomme ich nicht mal mehr einen Fensterplatz. Arrrg! Doch damit nicht genug, ich musste ja noch die Airport-Tax bezahlen. Also reihe ich mich brav in der Schlange ein, nur um mir dann sagen zu lassen, dass ich die 28,05 Doláres cash vorlegen muss. Also hieß es noch einmal einen Automaten zu finden, der meine Visa oder EC-Karte akzeptierte und dann auch Dollars ausspuckte. Mit großem Stolz konnte ich sogar passend mit 28,05 Doláres bezahlen. Aber nein, nein, nein... so geht das doch nicht! Schließlich nimmt man hier kein Kleingeld an und der Verkäufer rundet freudig auf 29 Dolares auf. Wenigstens der Zoll hat seinen Stempel schnell in meinen Reisepass gesetzt, allerdings musste ich alle meine Fotofilme durch das angeblich sichere X-Ray schicken. Auf dem Flugfeld hält mir eine Stewardess die Hand vor die Linse, als ich versuche ein Foto vom Flugzeug zu machen. Gründe will sie mir nicht nennen. Im Flugzeug schmolle ich weiterhin vor mir hin. Niemand will mit mir seinen Fensterplatz tauschen. Trotzdem versuche ich mich während des Fluges ein wenig abzuregen. Ich bin von dem ganzen Hin und Her beim Check-In innerlich ziemlich aufgekratzt und entnervt. Wenigstens tröstet es mich ein bisschen, dass die Landschaft die meiste Zeit von Wolken bedeckt ist. Es tun sich nur selten Lücken auf, die einem den Blick auf den faszinierenden Amazonas-Regenwald freigeben. - 54 -

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 Die Anden und das Amazonasbecken Erst im Anflug bietet sich mir ein toller Ausblick auf die wolkenverhangene Küste, an der wir lange Zeit entlang fliegen. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug prallt mir eine unglaublich feucht-tropische Hitze entgegen. Alles ist anders. Das ganze Gefühl. Die Gerüche. Ich komme mir viel weiter von Perú entfernt vor, als es Realität ist. Es wundert mich, dass nur die wenigsten Passagiere durch den Zoll gehen, sondern sich gleich auf den Weg zu ihren Anschlussflügen machen. Es ist, als wenn kaum jemand lange in Venezuela bleiben möchte und man diesen Zwischenstopp nur als nötiges Übel ansieht. Wenigstens kommt mein Gepäck zuverlässig an, doch das Fahrrad lässt auf sich warten. Ich lasse einen Flughafenmitarbeiter über Funk danach fragen. Pissig bekommt er zur Antwort, dass man das Rad gleich in den Aufzug schmeißen werde. Mein Zusammenbau und Aufpumpen der Reifen komme ich ganz schön ins Schwitzen. Puh! Was für eine Hitze! Und dabei ist es hier drinnen noch klimatisiert! Oder strömt da auch Angstschweiß aus meinen Poren? Überall stehen Schilder, wie dieses: "Die Einfuhr von Drogen wird in Venezuela mit LEBENSLÄNGLICH bestraft" und: "Unsere Spürhunde LIEBEN Drogen". Ich muss große Ängste ausstehen. Was war in Bolivien und Perú alles legal, wofür ich hier ins Gefängnis kommen würde? Habe ich auch alle Tütchen mit Coca- Tee aus meinen Taschen geholt? Sind vielleicht sogar irgendwo noch Kokablätter in meinem Gepäck? Ogottogottogott... Mit feuchten Händen drücke ich auf den "Glücksknopf" beim Zoll. Leuchtet die Ampel rot, werde ich durchsucht. Leuchtet sie grün, dann nicht. Grün! Den Blicken der Zöllner ist anzumerken, dass die meine Erleichterung spüren können. Niemand hält mich auf. Nun ja... Niemand? Kaum, dass ich diese Schwelle überschritten habe, fragt mich ein gut gekleideter Mann interessiert nach meinem Woher und Wohin. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, schließlich haben mich das schon viele Leute gefragt, wie sie mein Fahrrad gesehen haben. In der lockeren Gesprächsatmosphäre fragt er scheinbar ganz nebensächlich: "Willst Du Doláres tauschen?" "Klar" antworte ich ihm und mache mich schnurstracks auf den Weg zum Wechselschalter. Schon lässt er nicht mehr von mir ab. "Bei mir bekommst Du 2200 Bolivares für den Dollar, da vorne bei der Alten am Wechselschalter aber nur 1600 Bolivares!" "Na und? Sind 1600 nicht der offizielle Wechselkurs?" frage ich ihn. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei und schlage sein Angebot aus. Wie kann er mir 2200 bieten, wenn der offizielle Kurs bei 1600 Bolivares liegt? Ein Flughafenmitarbeiter kommt hinzu, zeigt mir seinen Ausweis und sagt, dass der Señor mir einen echt guten Kurs bieten würde. Die Dame am nur 4 Meter entfernten Wechselschalter scheint das überhaupt nicht zu stören, sie ist mit ihren Fingernägeln viel beschäftigter. "Ist ja schön, aber wo hat dann dieser gute Mann seinen Wechselausweis?" frage ich den Flughafenmitarbeiter. Eine Frau kommt hinzu und sagt mir, dass er gut ist - er ist übrigens auch gut im Bett. Was?! Was interessiert mich das denn!? Die suspekten Gestalten um mich herum mehren sich. "Nach Barcelona will er" höre ich sie zueinander sagen. Verdammt! Warum war - 55 -

FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />

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Erst fing alles damit an, dass man mein Rad verpackt haben wollte. Kein Problem. Immerhin<br />

waren da zwei nette Herren, die mein Rad - schön wie nie! - in Laminierfolie eingepackt haben.<br />

Das kostete schon einmal 6 Doláres und den Lenker durfte ich entgegen der<br />

Flugbestimmungen nicht quer stellen. Dann kam das ewige Anstehen zum Check-In. Mit den<br />

vorher genannten 40 Doláres für das Fahrrad stimmte ebenfalls etwas nicht. Man hatte mir in<br />

der Bestätigungs-Email vergessen mitzuteilen, dass da noch fast 10 Doláres Steuern drauf<br />

kommen. Und dann bekomme ich nicht mal mehr einen Fensterplatz. Arrrg! Doch damit nicht<br />

genug, ich musste ja noch die Airport-Tax bezahlen. Also reihe ich mich brav in der Schlange<br />

ein, nur um mir dann sagen zu lassen, dass ich die 28,05 Doláres cash vorlegen muss. Also<br />

hieß es noch einmal einen Automaten zu finden, der meine Visa oder EC-Karte akzeptierte und<br />

dann auch Dollars ausspuckte. Mit großem Stolz konnte ich sogar passend mit 28,05 Doláres<br />

bezahlen. Aber nein, nein, nein... so geht das doch nicht! Schließlich nimmt man hier kein<br />

Kleingeld an und der Verkäufer rundet freudig auf 29 Dolares auf. Wenigstens der Zoll hat<br />

seinen Stempel schnell in meinen Reisepass gesetzt, allerdings musste ich alle meine Fotofilme<br />

durch das angeblich sichere X-Ray schicken. Auf dem Flugfeld hält mir eine Stewardess die<br />

Hand vor die Linse, als ich versuche ein Foto vom Flugzeug zu machen. Gründe will sie mir<br />

nicht nennen.<br />

Im Flugzeug schmolle ich weiterhin vor mir hin. Niemand will mit mir seinen Fensterplatz<br />

tauschen. Trotzdem versuche ich mich während des Fluges ein wenig abzuregen. Ich bin von<br />

dem ganzen Hin und Her beim Check-In innerlich ziemlich aufgekratzt und entnervt.<br />

Wenigstens tröstet es mich ein bisschen, dass die Landschaft die meiste Zeit von Wolken<br />

bedeckt ist. Es tun sich nur selten Lücken auf, die einem den Blick auf den faszinierenden<br />

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