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FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />
Deutschunterricht<br />
Na ja, nach viel Deutsch-, Spanisch- und Amára-Unterricht, den Donat mit ein paar fröhlichen<br />
Kindern macht, sitzen wir um 8 Uhr immer noch in der Busstation. Alle halbe Stunde fragen wir,<br />
wann der Bus denn fährt und immer bekommen wir zur Antwort: "In einer halben Stunde,<br />
Amigo."<br />
Um 9 Uhr abends kommt der Bus dann tatsächlich. Ich treffe Fernando wieder, den Bergführer<br />
vom Chacaltaya. Er will mit dem gleichen Bus nach Rurrenabaque. Mühsam hieven wir unsere<br />
Räder auf das Dach und der Höllentrip beginnt.<br />
Im Reise Know-How steht: "Die Straße zwischen Caranavi und San Borja ist nun gut ausgebaut<br />
und asphaltiert, so dass die Piste auch nach schweren Regenfällen passierbar bleibt."<br />
Vielleicht bin ich einfach zu empfindlich. Aber es spricht wohl für sich, dass wir die ganze Nacht<br />
durch kräftig geschüttelt und bei manchen Schlaglöchern aus unseren Sitzen geschmissen<br />
werden. Wir passieren zwei Militärkontrollen, bei denen Soldaten den ganzen Bus nach Drogen<br />
durchsuchen. Dummerweise verpasse ich die zweite Kontrolle und somit die Möglichkeit einer<br />
zweiten Pinkelpause. Um 5 Uhr morgens hallte ich die ständigen Schläge kaum mehr aus und<br />
von rechts kommt die erlösende Beipflichtung von Donat: "Sascha, was hältst Du davon, wenn<br />
wir den Busfahrer mal nach einer Pinkelpause fragen?" Ich habe schon befürchtet, dass es nur<br />
mir so geht und ganz fix bin ich vorne beim Busfahrer. Mit verkniffenen Gesichtern gehen wir<br />
nach draußen und entleeren unsere Blasen. Doch der Busfahrer hupt so ungeduldig, dass ich<br />
meine Blase in der kurzen Zeit nicht einmal entleeren kann. Dieses unmenschliche Wesen!<br />
Und eine Sache ist mir bis heute unverständlich: Während wir vor Blasendruck allesamt fast<br />
"gestorben" wären, hat sich während der Pinkelpause KEINER der bolivianischen Fahrgäste<br />
nach draußen bewegt, um demselben Drang nachzugeben! Diese Menschen geben mir Rätsel<br />
auf!<br />
Früh am Morgen kommen wir in Rurrenabaque an und quartieren uns im Residencial Jazmin<br />
ein. Endlich sind wir im Amazonastiefland und die Temperaturen sind moderater als erwartet.<br />
Selten steigen sie über 20°C und es regnet an keinem unserer Tage hier. Wir informieren uns<br />
bei verschiedenen Tourenanbietern über Exkursionen in das Umland und informieren uns bei<br />
den beiden Fluggesellschaften Amaszonas und Transportes Aereos Militares über Rückflüge<br />
nach La Paz. Kaum einer von uns möchte noch einmal mit dem Bus zurückfahren.<br />
Wir buchen bei "Fluvial" eine dreitägige Tour in die Pampa und bekommen einen Rabatt, der<br />
mit 20 Doláres pro Tag 10 Doláres unter dem für US-amerikanische Staatsbürger liegt.<br />
Allerdings darf ich das ja gar nicht weitersagen...<br />
Der Besitzer eines Restaurants spricht gut Deutsch, da er längere Zeit in Deutschland gelebt<br />
hat. Ein Gast von ihm spricht es fließend, da er sogar 21 Jahre in Köln gewohnt hat. Man hört<br />
es ihm gar nicht an, dass er eigentlich Brasilianer ist. Jetzt lebt er hier, weil er "keinen Bock"<br />
mehr auf Deutschland hat. Er hatte mal drei Restaurants hier in Rurre, bis er auch darauf<br />
"keinen Bock" mehr hatte. Und jetzt füllt er sein Leben damit aus, indem er täglich raus auf den<br />
Fluss zum Fischen fährt. Diese Freiheit hier genießt er. Wenn er will, kann er ein Haus bauen,<br />
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