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FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />
zunehmenden Bergen zwischen dem nördlichen und dem südlichen <strong>Teil</strong> des Lago Titicaca wird<br />
der Windschutz besser, doch dafür folgt nun ein Anstieg nach dem anderen. Es war dumm<br />
ohne richtiges Frühstück loszufahren. Ich bin total kraftlos und die Schokoriegel bringen jetzt<br />
auch nicht mehr viel.<br />
Die Cordillera Real<br />
Im Gegenzug wird die Landschaft immer interessanter. Der Titicacasee zeichnet sich in einem<br />
faszinierenden Tiefblau ab, im Osten liegt die gigantische Cordillera Real und rund um den See<br />
gibt es auf einer Höhe von über 3800 Metern wieder Bäume. Vor dem Dorf Estancia Jankho<br />
Amaya meine ich gegen den Rat einer Indígenafrau abkürzen zu können. Ich gerate in ein<br />
kleines Dorf, das nur über holprige Fußwege zu erreichen ist und in dem es von Hunden nur so<br />
wimmelt, so dass ich mir querfeldein den Weg zurück zur Panamericana suchen muss. Danach<br />
geht es erst richtig bergauf. Ich gerate ziemlich außer Atem und bei Einbrechen der<br />
Dämmerung wird mir bewusst, dass ich es heute wohl nur bis zur Meerenge von Tiquina<br />
schaffen werde. Vom Pass bietet sich ein wunderbarer Anblick auf die in der Dämmerung<br />
liegenden Schneegiganten der Cordillera Real. Nach einer angenehmen Abfahrt erreiche ich<br />
endlich die Meerenge von Tiquina und kann mich an der hunderte Meter langen Autoschlange<br />
zum Fähranleger durchmogeln.<br />
Zusammen mit einem Bus und einem Jeep darf ich auf einer dieser Nussschalen übersetzen.<br />
Die Passagiere des Busses müssen in Personenbooten übersetzen, während nur der Busfahrer<br />
und ich ihre Gefährte auf diesem schwankenden und knatschenden Holzgerüst begleiten<br />
dürfen. Zu allem Überfluss ist der Wellengang heute ungewöhnlich stark und das Holz, auf dem<br />
wir stehen, dehnt und biegt sich in alle Richtungen. Der Bus schwankt mit und für Momente<br />
befürcht e ich, dass er seitwärts auf mein Fahrrad kippen und uns alle versenken wird. Der<br />
kleine Junge im Alter von etwa 12 Jahren sieht das ganz locker - er sitzt am Steuer des kleinen<br />
Bootsmotors.<br />
Bei der Ankunft auf der Seite habe ich in meinem jungen Leben bestimmt die ersten<br />
Sorgenfalten bekommen...<br />
Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich nicht einfach. Am einzig geöffneten Alojamiento<br />
will man erst meinen Passport und das Geld haben, bevor man mich in mein Zimmer führt. Mir<br />
ist alles egal. Ich bin total entkräftet und lasse mich auf das weiche Bett fallen. Nur mit Mühe<br />
stehe ich wieder auf. Ich muss heute noch etwas essen sonst werde ich überhaupt nicht mehr<br />
aufstehen und keine Reserven mehr sammeln können.<br />
Während ich so durch die Esshalle am Hafen schlendere, höre ich plötzlich eine bekannte<br />
Stimme meinen Namen rufen. Es ist Andrea, die mit Amie, Laura und einem mir noch<br />
unbekannten Holländer namens Matt hier ist. Sie warten darauf, dass ihr Bus über die Seeenge<br />
verschifft wird. Dumm nur, dass es im Laufe des Abends heißt, dass ihr Bus wegen zu hohen<br />
Seegangs heute nicht mehr verschifft wird. Lustig! Sie haben fast ihr gesamtes Gepäck auf der<br />
anderen Seite und die Passagierboote fahren auch nicht mehr. Ein recht abwechslungsreicher<br />
Abend nimmt seinen Lauf. Überall im Dorf sitzen "Gestrandete", die heute nicht mehr weiter<br />
kommen und spontane Feste organisieren oder gesellig beisammen sitzen. Andrea und Laura<br />
empfehlen mir ein wahres Energiegetränk, was mir sehr gut tut und mir meine Mattheit nimmt:<br />
Ein Fruchtgetränk mit Kinua-Getreide, dass man erhitzt aus einem kleinen Plastikbeutel trinkt.<br />
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