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Think Positive!<br />
Mein Versuch das (deutsche?) negative Denken abzulegen...<br />
FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />
Ich stehe um halb sieben auf. Heute werde ich noch einen letzten Blick auf La Paz werfen und<br />
diese mehr schöne als hässliche und wahnsinnig beeindruckende Stadt hinter mir lassen. Ich<br />
habe keine Vorräte mehr und bekomme nichts zum frühstücken, da noch alles geschlossen hat.<br />
Eigentlich habe ich geplant, ein Taxi mit Dachgepäckträger zu suchen und mich dann bis vor<br />
die Stadttore El Altos fahren zu lassen. Nach meinem gestrigen Erlebnis habe ich einen<br />
ziemlichen Bammel vor dieser Stadt. Doch wie es so ist, bekommt man nie das Benötigte zur<br />
rechten Zeit. So nehme ich also ein Colectivo zum Flughafen. Ich kann dem Fahrer nicht<br />
begreiflich machen, dass ich vorm Flughafen aussteigen möchte. Ein Gringo, der nicht zum<br />
Flughafen möchte? Das gibt es nicht! Ich versuche das Beste aus dieser misslichen Lage zu<br />
machen und gehe noch kurz ins Internet-Café im Passagierterminal.<br />
Nun muss ich also doch durch El Alto radeln. Die Stadt hat inzwischen unglaubliche<br />
Dimensionen, die weit über die in meiner Karte eingezeichnete Stadtgrenze hinausreichen.<br />
Viele Kilometer fahre ich noch durch das ärmliche Viertel mit dem lärmenden dichten Verkehr.<br />
Begünstigend wirkt, dass es die meiste Zeit leicht bergab geht und ich seitlichen Rückenwind<br />
habe. Hinter dem Kontrollposten der Polizei wird es endlich ruhiger und ich treffe nur noch hin<br />
und wieder auf kleine Dörfer. Die Straße geht mit leichten Anstiegen über eine weite Ebene und<br />
jedes einzelne Auto kündigt sich schon aus der Ferne mit einem Hupkonzert an. Zu meiner<br />
Motivation kommt hinzu, dass die Kilometerangaben auf meiner Militärkarte schlichtweg<br />
übertrieben sind - ich komme schneller voran als gedacht.<br />
Entwicklungshilfe scheint es nur an touristisch interessanten Strecken wie dieser zu<br />
geben<br />
Kurz vor Batallas beginnt der Wind meine gesamte gute Stimmung fortzutragen. Ganz plötzlich<br />
dreht er seine Richtung und weht mir mit aller Kraft entgegen. Nachdem ich schon heute<br />
Morgen nichts außer einem Schokoriegel gefrühstückt hatte, muss ich hier erst einmal etwas zu<br />
mir nehmen. Das folgende kurze Stück nach Huarina artet zur reinsten Tortur aus. Der<br />
Gegenwind stößt mit oft aufeinander folgenden Böen mit solch geballter Kraft auf mich, wie ich<br />
es noch nie erlebt habe. Unter größten Anstrengungen komme ich im Schritttempo voran. Auf<br />
halbem Weg treffe ich einen schweizer Reiseradler, mit dem ich mich aus Spanisch über das<br />
übliche Woher und Wohin unterhalte, woraufhin sich unsere Wege wieder trennen. Der<br />
Glückliche! Er hat Rückenwind!<br />
Bei Huarina wendet sich die Panamericana von Norden nach Westen. Nun kommt der Wind von<br />
der Seite und das derart heftig, dass er mich fast vom Rad schmeißt und mir immer wieder die<br />
Luft raubt. Ich fahre in einem unglaublich schrägen Winkel nach rechts vorwärts. Mit den<br />
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