Teil 2 - LimeSim

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17.12.2012 Aufrufe

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 La Paz mit Strom La Paz ohne Strom Und während ich noch so auf die Stadt hinabblicke und auf den Sonnenuntergang warte, wundere ich mich, dass nur die Innenstadt und die nähere Umgebung beleuchtet sind. Und als die Sonne schließlich hinter dem Horizont verschwunden ist, sehe ich plötzlich in der ganzen Stadt die hell erleuchteten Stadtteile einer nach dem anderen dunkel werden... Man sieht nur noch die Lichter der Autos, die sich durch die Straßen ziehen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll... Die Menschen im Kleinbus zurück in die Stadt erzählen mir, dass dies der erste Stromausfall überhaupt sei - oder zumindest seit Jahren! So ganz kann das nicht stimmen. Überall sind innerhalb kürzester Zeit Kerzen hervorgekramt worden und die ganze Stadt wird von den kleinen Flammen erleuchtet. Nur die Autos liefern zusätzliches Licht. Die Fernsehsender berichten unaufhaltsam über den großen Stromausfall in der größten Stadt Boliviens: "La Paz 47 Minuten ohne Strom". Die Rückkehr des Stroms kündigt sich lautstark an: Die Handys fangen wieder an zu piepsen... Und noch etwas, warum et was an der Geschichte mit den "Jahren ohne Stromausfall" nicht ganz stimmen kann: Aus anderer Quelle habe ich erfahren, dass zum Beispiel der jetzige Präsident seine Wahl einem Stromausfall verdankt. Um 18 Uhr viel am dem Wahltag im Juli 2002 fiel der Strom aus. Zu dieser Zeit hatten noch nicht viele Leute gewählt und alle Wahlcomputer stürzten ab. Man hat danach schlicht den einfachsten Weg gewählt: Die bereits abgegeben Stimmen wurden gezählt und der jetzige Präsident wurde Präsident. Zumindest bis zum Herbst 2003... Tag 51: Tag 52: Tag 53: Rund um Rurrenabaque -Tacho defekt- Rurrenabaque -(Flugzeug)- La Paz -Tacho defekt- La Paz - 20 -

Think Positive! Mein Versuch das (deutsche?) negative Denken abzulegen... FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 2 Ich stehe um halb sieben auf. Heute werde ich noch einen letzten Blick auf La Paz werfen und diese mehr schöne als hässliche und wahnsinnig beeindruckende Stadt hinter mir lassen. Ich habe keine Vorräte mehr und bekomme nichts zum frühstücken, da noch alles geschlossen hat. Eigentlich habe ich geplant, ein Taxi mit Dachgepäckträger zu suchen und mich dann bis vor die Stadttore El Altos fahren zu lassen. Nach meinem gestrigen Erlebnis habe ich einen ziemlichen Bammel vor dieser Stadt. Doch wie es so ist, bekommt man nie das Benötigte zur rechten Zeit. So nehme ich also ein Colectivo zum Flughafen. Ich kann dem Fahrer nicht begreiflich machen, dass ich vorm Flughafen aussteigen möchte. Ein Gringo, der nicht zum Flughafen möchte? Das gibt es nicht! Ich versuche das Beste aus dieser misslichen Lage zu machen und gehe noch kurz ins Internet-Café im Passagierterminal. Nun muss ich also doch durch El Alto radeln. Die Stadt hat inzwischen unglaubliche Dimensionen, die weit über die in meiner Karte eingezeichnete Stadtgrenze hinausreichen. Viele Kilometer fahre ich noch durch das ärmliche Viertel mit dem lärmenden dichten Verkehr. Begünstigend wirkt, dass es die meiste Zeit leicht bergab geht und ich seitlichen Rückenwind habe. Hinter dem Kontrollposten der Polizei wird es endlich ruhiger und ich treffe nur noch hin und wieder auf kleine Dörfer. Die Straße geht mit leichten Anstiegen über eine weite Ebene und jedes einzelne Auto kündigt sich schon aus der Ferne mit einem Hupkonzert an. Zu meiner Motivation kommt hinzu, dass die Kilometerangaben auf meiner Militärkarte schlichtweg übertrieben sind - ich komme schneller voran als gedacht. Entwicklungshilfe scheint es nur an touristisch interessanten Strecken wie dieser zu geben Kurz vor Batallas beginnt der Wind meine gesamte gute Stimmung fortzutragen. Ganz plötzlich dreht er seine Richtung und weht mir mit aller Kraft entgegen. Nachdem ich schon heute Morgen nichts außer einem Schokoriegel gefrühstückt hatte, muss ich hier erst einmal etwas zu mir nehmen. Das folgende kurze Stück nach Huarina artet zur reinsten Tortur aus. Der Gegenwind stößt mit oft aufeinander folgenden Böen mit solch geballter Kraft auf mich, wie ich es noch nie erlebt habe. Unter größten Anstrengungen komme ich im Schritttempo voran. Auf halbem Weg treffe ich einen schweizer Reiseradler, mit dem ich mich aus Spanisch über das übliche Woher und Wohin unterhalte, woraufhin sich unsere Wege wieder trennen. Der Glückliche! Er hat Rückenwind! Bei Huarina wendet sich die Panamericana von Norden nach Westen. Nun kommt der Wind von der Seite und das derart heftig, dass er mich fast vom Rad schmeißt und mir immer wieder die Luft raubt. Ich fahre in einem unglaublich schrägen Winkel nach rechts vorwärts. Mit den - 21 -

FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />

La Paz mit Strom La Paz ohne Strom<br />

Und während ich noch so auf die Stadt hinabblicke und auf den Sonnenuntergang warte,<br />

wundere ich mich, dass nur die Innenstadt und die nähere Umgebung beleuchtet sind. Und als<br />

die Sonne schließlich hinter dem Horizont verschwunden ist, sehe ich plötzlich in der ganzen<br />

Stadt die hell erleuchteten Stadtteile einer nach dem anderen dunkel werden... Man sieht nur<br />

noch die Lichter der Autos, die sich durch die Straßen ziehen. Ich weiß nicht, was ich davon<br />

halten soll...<br />

Die Menschen im Kleinbus zurück in die Stadt erzählen mir, dass dies der erste Stromausfall<br />

überhaupt sei - oder zumindest seit Jahren! So ganz kann das nicht stimmen. Überall sind<br />

innerhalb kürzester Zeit Kerzen hervorgekramt worden und die ganze Stadt wird von den<br />

kleinen Flammen erleuchtet. Nur die Autos liefern zusätzliches Licht. Die Fernsehsender<br />

berichten unaufhaltsam über den großen Stromausfall in der größten Stadt Boliviens: "La Paz<br />

47 Minuten ohne Strom". Die Rückkehr des Stroms kündigt sich lautstark an: Die Handys<br />

fangen wieder an zu piepsen...<br />

Und noch etwas, warum et was an der Geschichte mit den "Jahren ohne Stromausfall" nicht<br />

ganz stimmen kann: Aus anderer Quelle habe ich erfahren, dass zum Beispiel der jetzige<br />

Präsident seine Wahl einem Stromausfall verdankt. Um 18 Uhr viel am dem Wahltag im Juli<br />

2002 fiel der Strom aus. Zu dieser Zeit hatten noch nicht viele Leute gewählt und alle<br />

Wahlcomputer stürzten ab. Man hat danach schlicht den einfachsten Weg gewählt: Die bereits<br />

abgegeben Stimmen wurden gezählt und der jetzige Präsident wurde Präsident. Zumindest bis<br />

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Rurrenabaque -(Flugzeug)- La Paz -Tacho defekt-<br />

La Paz<br />

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