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FietsPad.De – Traum Südamerika – <strong>Teil</strong> 2<br />
Die Sonne ist noch nicht überm Horizont zu sehen, als ich am nächsten Morgen aufstehe, nur<br />
ein dünner Leuchtstreifen im Osten lässt die Dämmerung erahnen. Heute fliege ich zurück nach<br />
La Paz - zurück auf das Altiplano - zurück in eine Baumlose Ebene mit einem unglaublich klaren<br />
Himmel. Eine Landschaft, die sich vom Amazonastiefland kaum mehr unterscheiden könnte.<br />
Ich fahre zum Büro der Transportes Aereós Militares, kurz TAM. Beim Check-In zeigt sich<br />
wieder das lockere Improvisationstalent der Bolivianer. Kurzerhand wird ein Holzbrett<br />
herbeigeschafft, um auch mein Rad auf die kleine Fußwaage stellen zu können. Was dabei<br />
herauskommt ist weniger ermutigend. Ich übersteige die erlaubten 15kg Gesamtgewicht mit<br />
48kg doch beträchtlich... Der Angestellte hat keinen Taschenrechner zur Hand und so<br />
berechnet er das Übergewicht auf 30kg, was für mich einen Extra-Betrag von 90 Bolivianos<br />
(etwa 11 Euro) bedeutet. Danach müssen die Passagiere bis 9 Uhr auf ihren Abtransport<br />
warten. Das Gepäck wird auf einem Pick-Up verstaut und ich muss höllisch aufpassen, dass<br />
mein Rad nicht vergessen wird. Und schon folgt das nächste Problem: Vor der Abfahrt weigert<br />
sich ein Engländer standhaft, die 5 Bolivianos (60 Cent) für den Airport-Shuttle zu berappen. Er<br />
kann nur Englisch und der Fahrer fordert ihn immer wieder in Spanisch zum Bezahlen auf. Das<br />
ganze geht so lange hin und her, bis einer militärisch gedrillten Israelin der letzte Nerv reißt und<br />
sie den Engländer verbal in den Erdboden stampft. Da sieht man, dass deren Mentalität mit<br />
Haaren auf den Zähnen auch mal zu etwas gut sein kann!<br />
Wir erreichen den Flugplatz gerade in dem Moment als das Flugzeug schon einrollt. Der<br />
Engländer bekommt erst recht einen hochroten Kopf, als ich ihn vorsichtig darauf hinweise,<br />
dass er noch die Flughafensteuer von 6 Bolivianos und die Touristensteuer von einem Dollar zu<br />
entrichten hat...<br />
Übergang auf das Altiplano Fly 'n Cycle mit Transportes Aeréos Militares<br />
Nach einer Weile sitze ich endlich im Flugzeug. Wir bekommen Ohropax von einer stämmigen<br />
Stewardess im Flieger-Overall und die Triebwerke werden angelassen. Auf der holprigen Piste<br />
wird das Flugzeug schneller und schneller, die Räder lösen sich vom Boden und in meinem<br />
Hinterköpfchen meldet sich wieder eine fröhliche Stimme: "Ich fliege!"<br />
Doch am Fliegen selbst kann ich mich dieses Mal kaum begeistern, viel glücklicher bin ich<br />
darüber, dass ich nicht 24 Stunden auf schlimmsten Pisten in einem Bus verbringen muss. Mein<br />
Fahrrad liegt kopfüber in der Küche gleich hinter dem Cockpit und ich kann den ganzen Flug<br />
über sicher gehen, dass es unbeschadet bleibt. Unter mir kann ich im Dunst der Wolken das<br />
lange Band des Río Bení ausmachen, das sich bis zum Fuß der Anden durch dichten Urwald<br />
schlängelt. Das Flugzeug steigt und steigt. An einem Punkt stoßen die Anden auf das höher<br />
gelegene Altiplano und plötzlich, ohne überhaupt in den Sinkflug übergegangen zu sein, haben<br />
wir die Landschaft ganz nah unter uns. Das Flugzeug beginnt sich zu schütteln und kämpft sich<br />
bis vor La Paz durch viele Turbulenzen und Luftlöcher. Auf der Landebahn des Aeropuerto<br />
Internacional del Alto setzt es dann nach mehrmaligem Abtitschen sicher auf.<br />
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