Der indische Diamant im Billigautosegment - Universität Würzburg
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Lohnkosten zählen zu den niedrigsten der Welt - auch wenn sämtliche Lohnnebenkosten und<br />
sonstige Aufwendungen mit einbezogen werden. Dies gilt insbesondere für klassische Berufe<br />
wie Industriearbeiter. Damit liegt Indien auch unter den anderen asiatischen Staaten (außer<br />
Indonesien). 200 Im Jahr 2004 lagen die Bruttoarbeitslöhne für gewerbliche Mitarbeiter in der<br />
verarbeitenden Industrie bei nur circa 0,80 bis 1,00 Euro (1,17 bis 1,46 US-Dollar) 201 pro<br />
Stunde. Ein Maschinenbauingenieur erzielte, je nach Standort und Ausbildungsgrad, ein jährliches<br />
Einkommen von 4.000 bis 14.000 Euro (5.848 bis 20.468 US-Dollar). Trotz steigender<br />
Arbeitsproduktivität liegt der Durchschnitt in der verarbeitenden Industrie noch bis zu 500<br />
Prozent unter deutschen Vergleichswerten 202 , die bereinigten durchschnittlichen relativen<br />
Faktorarbeitskosten 203 liegen mit 4,30 Euro (6,29 US-Dollar) pro Stunde aber dennoch unter<br />
Vergleichswerten übriger Schwellenländer und klar unter den 20,00 Euro (29,24 US-Dollar)<br />
pro Stunde in Deutschland. 204 Indien ist vom Kostenaspekt her betrachtet, insbesondere für die<br />
arbeitsintensiven Tätigkeiten <strong>im</strong> <strong>Billigautosegment</strong>, also ein sehr attraktiver Produktionsstandort.<br />
Für die Zukunft ist in Indien mit (weiter) steigenden Löhnen zu rechnen: Jährliche Gehaltssteigerungen<br />
von 20 bis 30 Prozent werden zum Beispiel für die Fertigung erwartet. Die Steigerungsraten<br />
in der Automobil- und Zulieferbranche liegen laut ALEX zwar noch weit dahinter,<br />
weisen aber auch eine steigende Tendenz auf. 205 Als Grund lässt sich vor allem der zunehmende<br />
Wettbewerb der Unternehmen um gut ausgebildete Arbeitskräfte nennen. Die Lohnkostenvorteile<br />
gegenüber Staaten wie Thailand oder den Philippinen gehen also langsam verloren.<br />
Indiens Lohnkosten werden aber dennoch weiterhin unter denen der Industrienationen<br />
liegen. 206 Die reinen Kostenvorteile treffen für etliche Entwicklungs- und Schwellenländer zu.<br />
Um sich positiv abzuheben, ist es daher wichtig, eine hohe Qualität des Humankapitals zu<br />
gewährleisten, um somit auch einen Nährboden für Forschung und Entwicklung zu schaffen.<br />
Die Infrastruktur ist Indiens großer Schwachpunkt. Laut SUNIL BHARTI MITTAL, Vorsitzender<br />
von BHARTI TELEVENTURES, der größten Mobilfunkgruppe Indiens, verliert das Land da-<br />
200<br />
Vgl. Schaaf (2005), S. 3; Wamser (2005), S. 246f.; Alex/ Knipp/ Rodewald (2006), S. 177.<br />
201<br />
Umrechnungskurs vom 28.09.2009: 1 Euro = 1,462 US-Dollar.<br />
202<br />
Berechnungsbasis: Wertschöpfung je Stunde.<br />
203<br />
Berechnung: Lohnkosten pro Stunde*relative Arbeitsproduktivität.<br />
204<br />
Vgl. Kusch/ Kumar (2005), S. 204; Waldkirch (2006), S. 69.<br />
205<br />
Vgl. Alex (2008).<br />
206<br />
Vgl. Wamser (2005), S. 260f; Kaufmann et al. (2006), S. 16f.<br />
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