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Info-DIREKT-onlineAusgabe-21

Das Printmagazin Info-DIREKT zum Thema: "Es wird Zeit für Gerechtigkeit!"

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Schwerpunkt<br />

Bild: 1958 protestierte<br />

die Tiroler Landesgruppe<br />

der Österreichischen Liga<br />

für Menschenrechte mit<br />

einer anklagenden und<br />

enthüllenden Broschüre<br />

gegen die faschistische<br />

Justizmethoden in<br />

Südtirol.<br />

Bild: Noch im Jahre<br />

1981 schmückten die<br />

Unterschriften des<br />

italienischen Königs<br />

Viktor Emanuele III, seines<br />

Regierungschefs<br />

Mussolini und des faschistischen<br />

Justizministers<br />

Rocco die gültige<br />

Ausgabe des italienischen<br />

Strafgesetzbuches<br />

und der italienischen<br />

Strafprozessordnung.<br />

Die alten faschistischen<br />

Polit-Paragraphen waren<br />

weiterhin gültig.<br />

nach demselben Gesetz verantworten<br />

müssen. Nachstehend einige von zahllosen<br />

Beispielen:<br />

Süditalien verbannt gewesenen Frangarter<br />

Kaufmannes Josef Kerschbaumer war einer<br />

dieser Fälle. Er wurde wegen des Hissens<br />

von zwei Tiroler Fahnen am Glockenturm<br />

der Ortskirche anlässlich des Todestages von<br />

Andreas Hofer am 20. Februar 1957 wegen<br />

„aufrührerischer Kundgebung“ vor Gericht<br />

gestellt und zu zehn Tagen Haft verurteilt.<br />

Kerkerstrafe für Forderung<br />

nach Selbstbestimmung<br />

Die Südtiroler Studenten Josef Kamelger<br />

und Hans Agstner aus Niederndorf<br />

hatten auf die Umfassung des Schulgartens<br />

in ihrer Heimatgemeinde die Druck auf Südtiroler Politiker<br />

Worte gepinselt: „Wir Tiroler fordern<br />

Im Juli 1955 beantragte Staatsanwalt Dell’<br />

unsere Rechte und wir bleiben nicht<br />

Antonio, ein ehemaliger faschistischer und<br />

Italiens Knechte. Hoch Österreich,<br />

nunmehr demokratischer Staatsanwalt, beim<br />

hoch die Volksabstimmung.“ Sie wur-<br />

italienischen Justizministerium in Rom die<br />

den dafür am 23.<br />

<strong>Info</strong>-<strong>DIREKT</strong> Mai 1955 in Bozen<br />

Genehmigung, ein Strafverfahren gegen die<br />

je<br />

in einem Schwurgerichtsprozess zu<br />

mit parlamentarischer Immunität ausgestat-<br />

16 beziehungsweise zwölf Monaten<br />

teten Südtiroler Parlamentarier Dr. Karl Tinzl,<br />

Kerker verurteilt.<br />

Dr. Toni Ebner und Dr. Otto von Guggenberg<br />

nach dem mit lebenslanger Freiheitsstrafe<br />

Anklage wegen „Aufwiegelung“<br />

bequem drohenden Artikel 241 des „Codice Penale“<br />

w<br />

und „aufrührerischer Kundgebung“<br />

einleiten zu können.<br />

durch Zeigen der Farben Weiß-Rot<br />

Im Juni 1955 wurde gerichtliche An-<br />

Er legte den Südtiroler Abgeordneten eine<br />

zeige wegen „Aufwiegelung“ gegen die<br />

Aussprache mit dem österreichischen Bun-<br />

Nordtiroler Volkstanzgruppe der „Engel-Kindeskanzler<br />

Julius Raab in Wien als hochverräder“<br />

aus Reutte erstattet, weil diese bei einer<br />

terischem „Anschlag“ auf die Einheit des ita-<br />

Aufführung in Brixen Embleme mit den Tirolienischen<br />

Staatsgebietes aus. Das Verfahren<br />

ler Farben Weiß-Rot verwendet<br />

hatten.<br />

wurde aber eingestellt, weil das italienische<br />

Parlament die Aufhebung der Immunität ver-<br />

Am 15. Juni 1958 legten die beiden Burschen<br />

Hans Prünster und Josef Pircher vor<br />

dem Kriegerdenkmal im Friedhof von Dorf<br />

Anfang November 1986 war eine überpar-<br />

Tirol einen Kranz mit einer weiß-roten Schlei-<br />

oder in einer teiliche Südtiroler Delegation zur internatio-<br />

von üb<br />

fe nieder. Die Carabinieri schritten ein und<br />

nalen KSZE-Konferenz (für Sicherheit und Zu-<br />

erstatteten Anzeige nach Artikel 654 des „Cosammenarbeit<br />

in Europa) nach Wien gereist<br />

dice penale“, welcher bis zu ein Jahr Kerker kaufen<br />

und hatte dort eine Denkschrift überreicht,<br />

für „aufrührerische Kundgebungen“ vorsieht.<br />

in welcher auf das Selbstbestimmungsrecht<br />

Südtirols hingewiesen wurde. Umgehend<br />

Strafgeld für rot-weiße Fensterläden<br />

hatte die Bozener Staatsanwaltschaft 17 Süd-<br />

Im Sommer 1955 ließ Frau Julie Grabner in<br />

tiroler, darunter die Landtagsabgeordnete<br />

Vahrn bei Brixen ihre Fensterläden in traditio-<br />

Dr. Eva Klotz sowie mehrere Schützenoffizieneller<br />

Weise rot-weiß streichen. oder auf www.info-d<br />

Auf Anzeige<br />

re, vorübergehend verhaftet und gegen sie<br />

eines Carabiniere wurde sie am 28. Jänner<br />

Anklage nach dem faschistischen Strafge-<br />

1956 von dem Bezirksgericht Brixen zur Zahsetz-Paragraphen<br />

269 wegen „antinationaler<br />

lung eines Strafgeldes von 10.000 Lire we-<br />

Propaganda“ erhoben. Europaweite Proteste<br />

gen „unzulässiger Exponierung einer frem-<br />

hatten dann das Verfahren versanden lasden<br />

Staatsflagge“ verurteilt. Zusätzlich wurde<br />

sen. Auch in den folgenden Jahren kam es<br />

die Zerstörung der insgesamt 84 rot-weißen<br />

unter Anwendung alter faschistischer Straf-<br />

Fensterläden angeordnet. Nur Frau Grabner durch hat-<br />

Ihre rechts-Paragraphen zu Unterstü<br />

Anzeigen und Gete<br />

irrtümlich gemeint, sich bereits in einem<br />

richtsverfahren gegen Südtiroler Politiker.<br />

demokratischen Staat zu befinden. In Wahrheit<br />

war immer noch das faschistische De-<br />

Die Repression führte zum Freiheitskampf<br />

kret der Präfektur („Decreto unabhängiger di Prefettura“ Nr.<br />

und zur politischen Wende Journalis<br />

5482 vom 4. August 1927) in Kraft, welches<br />

Es wurden auch andere faschistische Geset-<br />

den rot-weißen Anstrich der Fensterläden<br />

zesdekrete zur Unterdrückung in Südtirol<br />

verboten hatte.<br />

eingesetzt. So wurde eine für den 30. September<br />

1956 geplante Großkundgebung<br />

österreichweit weigerte. im Fa<br />

Gerichtsstrafen für das Hissen<br />

der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) gegen die<br />

von Tiroler Fahnen<br />

Verweigerung von Autonomierechten mithilfe<br />

des faschistischen Sicherheitsgesetzes<br />

Gegen Südtiroler, die an Festtagen die<br />

rot-weiße Landesfahne hissten, wurden Polizeistrafen<br />

verhängt, es wurden Verhaftungen<br />

vom 18. Juni 1931 verboten.<br />

vorgenommen und sogar Gerichtsurteile Die Verweigerung einer echten Landesautonomie,<br />

die fortgeführte Zuwanderungspolitik,<br />

gefällt. Die gerichtliche Verfolgung des bereits<br />

in der Faschistenzeit für ein Jahr nach die andauernde Repression und ein bereits<br />

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