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1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte

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P.B.B. GZ 02Z031401 M VERLAGSPOSTAMT 8010 <strong>GRAZ</strong> ERSCHEINUNGSORT <strong>GRAZ</strong> NR. 3/2004 ¤ 1,<strong>–</strong><br />

MAGAZIN<br />

styriarte 2004<br />

Die steirischen Festspiele<br />

19. <strong>JUNI</strong> <strong>–</strong> <strong>GRAZ</strong> <strong>–</strong> 25. 27. JULI<br />

1


Zur Sommersonnenwende<br />

beginnt<br />

die styriarte 2004,<br />

übrigens die zwanzigste, seit<br />

das schöne Fest im Jahr 1985<br />

ins Leben gerufen wurde.<br />

Diesen mythischen Punkt im<br />

Kalender trifft sie ungefähr<br />

jedes Jahr, aber diesmal, wo<br />

das Festival sein Publikum<br />

auf eine Gedanken- und<br />

Erlebnisreise zum Phänomen „Zeit“ entführen<br />

wird, bekommt er Bedeutung und<br />

wird Inhalt unserer Eröffnungsfestes,<br />

das wir heuer auf dem Schöckel feiern.<br />

Eine Vorschau auf den styriarte-Auftakt<br />

bringt dieses Heft (S. 28), und wir würden<br />

uns freuen, wenn Sie dabei wären!<br />

Einige Zeit werden Sie auch zum Lesen<br />

des übrigen Magazins brauchen, und<br />

wir meinen, dass es sich schon lohnt: Da<br />

gibt es zum Beispiel eine Geschichte über<br />

eine stille Leidenschaft von Nikolaus<br />

Harnoncourt für die scheuen Kunstfi<br />

guren der deutschen Romantik, die<br />

er Jahr für Jahr in der styriarte ans<br />

EDITORIAL<br />

Licht holt; Gespräche mit<br />

wesentlichen Interpreten<br />

des Festivals, mit Jordi<br />

Savall oder Vladimir Ivanoff<br />

oder Pierre-Laurent<br />

Aimard, über ihre Projekte<br />

und über ihr Leben; Artikel<br />

über Schwerpunkte des<br />

Festivals, über Telemann,<br />

Biber, Charpentier oder<br />

Dvoˇrák, und nicht zuletzt<br />

unser komplettes Service-Angebot unter<br />

dem Titel Read me! (S. 34).<br />

Wenn Sie letzterer netten Aufforderung<br />

Folge leisten, erfahren Sie etwas<br />

über besonders günstige Kartenangebote<br />

im Abonnement, über eine neue<br />

Erfi ndung in unserem Kartenbüro, den<br />

Publikums-Coach, über Shuttle-Busse,<br />

Parkplätze und vieles Nützliche mehr.<br />

Viel Vergnügen und wenig Sorgen bei<br />

der styriarte 2004 wünscht Ihnen<br />

3<br />

Mathis Huber<br />

INHALT<br />

Thema: Am Puls der Zeit 4<br />

Boesch: Bariton mit dem gewissen Etwas 8<br />

Harnoncourt: Himmlische Lichtwesen 8<br />

Vladar: Ein Pianist am Dirigentenpult 10<br />

Dvoˇrák-Jahr: Ritter Dvoˇrák <strong>–</strong> Pan Dvoˇrák 10<br />

Orient: So einfach eigentlich 12<br />

Telemann: Dem Zeitgeist auf der Spur 14<br />

Savall: Was ich fast nie sage 16<br />

Aimard: Mit Leidenschaft für die musikalische Gegenwart 18<br />

Zeit für Aimard: A la recherche du temps 18<br />

Lokshin-Projekt: Flaschenpost im Plastiksack 20<br />

1704·2004: Charakterköpfe des Barock 22<br />

Orgelfest: Bach <strong>–</strong> Die Maßeinheit der Orgel-Zeit 24<br />

Kronos Quartet: Die Sachwalter des Zeitgottes 26<br />

Caritas-Projekt: Kosmonauten des Lichts 27<br />

Mütter: Musikkosmopolit mit Posaune 28<br />

styriarte-Eröffnungsfest 28<br />

Bei den Nachbarn: Neues Festival der Alten Musik 30<br />

Schloss Eggenberg: Sternstunde 31<br />

Tipps 32<br />

Read me! 34<br />

Sponsor: Zeit-Faktor bei Raiffeisen 35<br />

Medieninhaber: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH<br />

A-8010 Graz, Sackstraße 17 • Telefon: 0 316.825 000 • Fax: 0 316.825 000-15 • www.styriarte.com<br />

Grafik: Cactus Communications>Design • Druck: Medienfabrik Graz<br />

Die styriarte<br />

wird möglich durch<br />

großzügige Förderung von<br />

Hauptsponsor:<br />

Medienpartner:<br />

Sponsoren:<br />

Partner:


Zur Tempofrage in der Musik<br />

Wie waren die Tempi?“ soll<br />

Beethoven stets zuerst<br />

gefragt haben, wenn<br />

Freunde von Aufführungen seiner<br />

Werke zurückkehrten. „Ungemein<br />

fl üchtig“ soll Bach gespielt haben,<br />

sprich: in schnellem Tempo. „viell zu<br />

geschwind“ traktierte laut Mozart<br />

der Abbé Vogler zu Mannheim eines<br />

seiner Klavierkonzerte: „das erste<br />

stück gieng Prestißimo, das Andante<br />

allegro und das Rondeau wahrlich<br />

Preßtißimo … so ein Prima vista<br />

spiellen, und scheissen ist bei mir einerlei.“<br />

Die Tempofrage erhitzte und<br />

erhitzt die musikalischen Gemüter.<br />

Seit es metrisch gegliederte Musik<br />

gibt, ist sie die Gretchenfrage des<br />

Vortrags. Nicht der Ton, das Tempo<br />

macht die Musik. „Wer da weis, wie<br />

viel an dem rechten Zeitmaaße, so<br />

ein jedes Stück erfordert, gelegen ist,<br />

und was für große Fehler hierinne<br />

vorgehen können; der wird an dieser<br />

Nothwendigkeit nicht zweifeln.“ (Johann<br />

Joachim Quantz)<br />

Gangschaltung der Musik<br />

Liest man im Lexikon nach, so<br />

scheint die Sache ganz einfach:<br />

„Tempo ist nach heutigem musikalischem<br />

Sprachgebrauch die Ablaufgeschwindigkeit<br />

eines Musikstückes.<br />

Geschwindigkeiten (sind) durch<br />

Ereignisse pro Zeiteinheit defi niert,“<br />

so Klaus-Ernst Behne im überaus lesenswerten<br />

systematischen Teil des<br />

Artikels „Tempo“ in MGG (Die Musik<br />

in Geschichte und Gegenwart). Musik<br />

bewegt sich <strong>–</strong> so könnten wir schlussfolgern<br />

<strong>–</strong> wie ein Sportwagen in einer<br />

gewissen Geschwindigkeit vorwärts.<br />

Wie der Motor des Sportwagens x<br />

Umdrehungen pro Minute erreicht,<br />

kehren auch gewisse musikalische<br />

Ereignisse, ganze Takte, Halbe- oder<br />

Viertelnoten, x-mal pro Minute wieder.<br />

Der Gangschaltung des Wagens<br />

entsprächen dann die Tempi: Vom<br />

Adagio als erstem Gang können wir<br />

über Andante, Allegretto und Allegro<br />

THEMA<br />

beschleunigen bis zum autobahngerechten<br />

fünften Gang, dem Presto.<br />

Freilich liegen auch die Unterschiede<br />

zwischen den Geschwindigkeiten,<br />

von denen hier die Rede ist, auf der<br />

Hand. Schon in der „Drehzahl“ kann<br />

die Musik mit dem Kraftwagen nicht<br />

Schritt halten. Auf Tasteninstrumenten<br />

sind maximal 720 Anschläge pro<br />

Minute möglich, ein Drummer dürfte<br />

es noch auf einige Beats mehr bringen.<br />

Zum Vergleich: Ein Automotor<br />

erreicht typischerweise zwischen<br />

700 and 7000 Umdrehungen pro<br />

Minute (r/min), ein Sportwagen in<br />

der Formel 1 bis zu 19000 r/min.<br />

Von Geschwindigkeit in km/h kann<br />

in der Musik ja auch kaum die Rede<br />

sein, denn weder unser Drummer<br />

noch unsere Pianistin bewegen sich<br />

im Raum vorwärts, wenn sie die<br />

maximale Anschlagszahl erreichen.<br />

Man kann die Strecke allenfalls in<br />

den dürftigen Zentimetern beschriebener<br />

Notensysteme messen, nicht in<br />

Kilometern pro Stunde. Dafür haben<br />

beide, Schlagzeuger und Pianistin, einen<br />

nicht zu unterschätzenden Vorteil:<br />

Die Beschleunigung von Null auf<br />

Hundert beträgt 0 Sekunden. Musikerinnen<br />

und Musiker können sofort<br />

im fünften Gang einsetzen (was nicht<br />

heißt, dass sie sich nicht zuvor hätten<br />

„warmlaufen“ müssen).<br />

Damit genug der vordergründigen<br />

Vergleiche. Sie mögen uns ein Gefühl<br />

dafür vermitteln, mit welch unterschiedlichen<br />

Arten von „Geschwindigkeit“<br />

und „Bewegung“ wir es bei<br />

Musik und beim Autofahren zu tun<br />

haben. Genau deshalb reicht auch die<br />

eingangs zitierte, physikalisch so klare<br />

Defi nition des Begriffs „Tempo“ als<br />

„Ablaufgeschwindigkeit von Musik“<br />

nicht aus. Für den Dirigenten Ernest<br />

Ansermet war das Tempo überhaupt<br />

keine Geschwindigkeit, sondern<br />

4<br />

„eine Bewegungsqualität“, die unmittelbar<br />

mit der „Kadenzierung unserer<br />

Lebensenergie“ zusammenhängt. Der<br />

griechische Musikästhet Thrasybulos<br />

Georgiades relativierte auch die<br />

Vorstellung von der „Bewegung“ in<br />

der Musik: „Weil die Verankerung<br />

im Räumlichen fehlt, lässt sich diese<br />

‚Bewegung’ mit der Bewegung im ‚Inneren’<br />

verknüpfen. Weil Musik keine<br />

Bewegung im Raum ist, kann sie sowohl<br />

Bewegung als Räumliches wie<br />

auch Bewegung als Inneres spiegeln.“<br />

Die Hinweise der Gelehrten lenken<br />

uns demnach aufs innere Erleben<br />

des Menschen als Grundlage für das<br />

Tempo in der Musik.<br />

Das menschliche Moment<br />

Musikern ist ohne weiteres geläufi<br />

g, dass ihr Tun nach Hertz und<br />

Dezibel gemessen werden kann. Die<br />

wenigsten dürften wissen, dass auch<br />

der „Temp“ zu den Maßeinheiten<br />

ihrer Kunst gehört. 1970 versuchte<br />

Walter Reckziegel dieses Tempomaß<br />

einzuführen, um die Geschwindigkeitsabläufe<br />

in der Musik objektiv<br />

zu erfassen. Er war nicht der einzige,<br />

dem das Ideal eines Tempomaßes<br />

vorschwebte. Das Problem bei all<br />

diesen Versuchen war es, einen<br />

zutiefst subjektiven Vorgang <strong>–</strong> das<br />

Zeitempfi nden des einzelnen Menschen<br />

<strong>–</strong> einer objektiven Messung zu<br />

unterwerfen, um psychometrische<br />

„Temp-Skalen“ zu erstellen.<br />

Dies mag absurd klingen, wenn<br />

man sich verdeutlicht, wie unterschiedlich<br />

jeder einzelne Zeitintervalle<br />

je nach Tagesform oder<br />

allgemeiner Verfassung wahrnimmt.<br />

Dennoch enthält die Vorstellung<br />

von einem „Tempomaß“ einen wahren<br />

Kern: die Erkenntnis, dass allen


Menschen eine „mittlere Zeiteinheit“<br />

von Natur aus eingegeben sei. Bereits<br />

1864 stellte der Tübinger Wissenschaftler<br />

Karl Vierordt bei Untersuchungen<br />

zum Zeitsinn des Menschen<br />

fest, dass wir Zeitverläufe in einem<br />

gewissen Bereich, nämlich zwischen<br />

einer halben und einer Vierfünftel-<br />

Sekunde, am genauesten schätzen<br />

können. Hugo Riemann behauptete,<br />

unser Empfi nden von Langsamkeit<br />

und Schnelligkeit beruhe auf Abweichungen<br />

von einer als natürlich<br />

empfundenen mittleren Zeiteinheit,<br />

die bei ca. einer Dreiviertelsekunde<br />

liege. Moderne Untersuchungen<br />

haben diese Thesen des 19. Jahrhunderts<br />

bestätigt. Wir Menschen tragen<br />

eine Art Grundpuls des Zeitsinns in<br />

uns, dessen Maßeinheit ca. 0,8 Sekunden<br />

beträgt.<br />

Musikhistoriker ziehen von dieser<br />

Erkenntnis sehr schnell eine Parallele<br />

zu den ersten Methoden, mit denen<br />

man vor der Erfi ndung des Metronoms<br />

versuchte, das Tempo näher<br />

zu bestimmen. Diese Methoden be-<br />

THEMA<br />

ruhten auf dem Pulsschlag bzw. der<br />

Herzfrequenz des Menschen. Johann<br />

Joachim Quantz empfi ehlt in seinem<br />

„Versuch einer Anweisung, die Flöte<br />

traversière zu spielen“, folgendes:<br />

„Das Mittel welches ich zur Richtschnur<br />

des Zeitmaaßes am dienlichsten<br />

befi nde,... ist der Pulsschlag an<br />

der Hand eines gesunden Menschen<br />

… Hat man sich eine Zeitlang darinne<br />

geübet; so wird sich nach und nach<br />

dem Gemüthe eine solche Idee von<br />

dem Zeitmaaße eindrücken, dass<br />

man nicht ferner nöthig haben wird,<br />

allezeit den Pulsschlag zu Rathe zu<br />

ziehen.“ Der normale Puls des erwachsenen<br />

Mannes liegt bei 72 Schlägen<br />

pro Minute, womit wir wieder<br />

bei Riemanns „mittlerer Zeiteinheit“<br />

von rund 0,8 Sekunden wären.<br />

Eng damit verknüpft ist die<br />

historische Vorstellung von einem<br />

„Tempo ordinario“, einem Normaltempo,<br />

das sich für jedes Musikstück<br />

aus der Relation zwischen Taktart<br />

und Notenwerten quasi von selbst<br />

ergibt. Nach dieser Methode wurde<br />

5<br />

STYRIARTE/TSCHIDA<br />

in der gesamten älteren Musik bis in<br />

die Bachzeit hinein das Tempo für<br />

Musikstücke gewählt, besonders in<br />

der Kirchenmusik, in der Tempobezeichnungen<br />

am häufi gsten fehlen.<br />

In der Instrumentalmusik und Oper<br />

kamen die zunehmend differenzierten<br />

Tempobezeichnungen hinzu.<br />

Doch auch sie entfalteten ihren Sinn<br />

erst im Verein mit der Taktart und<br />

den Notenwerten auf der Basis des<br />

Pulsschlags. Bei Quantz kann man<br />

dies nachlesen.<br />

Das natürliche „Zeitmaaß“, das<br />

der Pulsschlag-Methode wie der<br />

Vorstellung vom „Tempo ordinario“<br />

zugrunde liegt, prägt unser Musikhören<br />

im Alltag. Unbewusst gehen<br />

wir von dem uns eingegebenen<br />

Grundpuls aus, um eine Musik als<br />

schnell oder langsam einzuordnen.<br />

Es dauert ca. 50 Millisekunden, bis<br />

wir eine solche Tempovorstellung<br />

entwickeln. Das „menschliche Moment“<br />

nannte dies Karl Ernst von<br />

Baer 1864 und defi nierte es als „die<br />

Zeit, die wir brauchen, um uns eines<br />

Eindrucks unserer Sinnesorgane<br />

bewusst zu werden“. Von diesem<br />

Moment angefangen, nehmen wir<br />

das Tempo von Musik unmittelbar<br />

und unrefl ektorisch wahr. Menschen<br />

sprechen schneller, wenn schnelle<br />

Musik läuft, sie führen mechanische<br />

Arbeiten besser und schneller aus,<br />

ihre Puls- und Atemfrequenz sowie<br />

der Hautwiderstand steigen an.<br />

Musik in langsamem Tempo wirkt<br />

dagegen wie ein Sedativum, wovon<br />

Physiotherapeuten heute in vielfältiger<br />

Weise Gebrauch machen, was<br />

sich aber auch an der Wirkung eines<br />

Wiegenliedes zeigt. Georg Philipp<br />

Telemann, der pfi ffi ge Karikaturist<br />

so vieler musikalischer Erscheinungen,<br />

hat dies in seiner Kantate „Der<br />

Weiberorden“ persifl iert. Hier schläft<br />

zum Wiegenlied der Jungfer nicht<br />

nur das (von ihr noch erträumte)<br />

Baby, sondern gleich auch noch das<br />

gesamte Orchester ein. Schuld daran


UNTERWEGS VON ZEIT ZU ZEIT<br />

Gady<br />

<strong>GRAZ</strong>-LIEBENAU • LEBRING • FEHRING<br />

THEMA<br />

sind die gleichmäßig langsamen Achtel<br />

im Bogenvibrato bei sich nicht<br />

verändernder Harmonie.<br />

Das Beispiel des Wiegenliedes<br />

lehrt, dass es nicht nur die jeweilige<br />

Abweichung von der „mittleren Einheit“<br />

ist, die uns das Tempo eines Musikstücks<br />

empfi nden lässt, sondern<br />

auch seine relative Ereignisdichte:<br />

Passiert viel, treten viele schnelle Noten<br />

auf, wechselt die Harmonie rasch<br />

und häufi g, so erscheint uns das<br />

Stück schneller. Große Notenwerte,<br />

langsamer harmonischer Rhythmus<br />

signalisieren langsames Tempo.<br />

Non troppo, ma con brio<br />

Als Komponisten im 17. Jahrhundert<br />

anfi ngen, in Sonaten abwechselnd<br />

die Anweisungen „Adagio“ und<br />

„Allegro“ (mit Varianten wie „Largo“,<br />

„Lento“ etc.) einzutragen, so ging es<br />

ihnen noch darum, ein ununterbrochenes<br />

Musikstück in Abschnitte zu<br />

gliedern, die gegensätzlichen Ausdrucksbedürfnissen<br />

gehorchten. Es<br />

versteht sich von selbst, dass in der<br />

Barockzeit, der Epoche der „Affektenlehre“,<br />

diese Tempo-Bezeichnungen<br />

eher affektiven Charakter hatten, als<br />

von Geschwindigkeit zu sprechen.<br />

Im Unterschied zum „Presto“, das<br />

tatsächlich „schnell“ bedeutet, meint<br />

„Allegro“ ja eher „lebhaft, freudig“.<br />

Während „Largo“ („breit“) von einer<br />

räumlichen Vorstellung ausgeht,<br />

umschreibt „Grave“ („schwer“) ein<br />

relatives Gewicht. „Adagio“ kommt<br />

von „ad agio“ („behaglich, bequem“)<br />

und meint im Ursprung eine bequeme<br />

Gangart. Vom Gehen ist auch<br />

6<br />

„Andante“ (gehend) abgeleitet, während<br />

das „Vivace“ wiederum „lebhaft“<br />

bedeutet.<br />

In eine Skala hat man diese Tempi<br />

um 1700 gebracht, als sie nicht mehr<br />

<strong>–</strong> wie noch im frühen 17. Jahrhundert<br />

<strong>–</strong> relativ synonym verwendet wurden.<br />

Ein Umstand hat dieser Systematisierung<br />

der Tempi zum Durchbruch<br />

verholfen: die Identifi kation eines<br />

Tempos mit einem abgeschlossenen<br />

Satz. Erst ab den Concerti eines Torelli,<br />

Corelli und Vivaldi können wir<br />

von „dem Allegro“ sprechen, erst ab<br />

Bachs eindringlichen Adagio-Sätzen<br />

von „dem Adagio“. Im weiteren Verlauf<br />

der Musikgeschichte wurde das<br />

Tempo immer mehr zum Synonym<br />

eines bestimmten Satztypus, immer<br />

weniger pragmatische Andeutung<br />

einer „Ablaufgeschwindigkeit“. Das<br />

Adagio ist seit Beethoven eine feste<br />

Größe im Ablauf des sinfonischen<br />

Zyklus, in Streichquartett und Klaviersonate.<br />

Ein Allegretto als Finalsatz<br />

in der Wiener Klassik ist ebenso<br />

fest umrissen wie ein Larghetto bei


Facsimile von Schuberts „Adagio<br />

in Es“ (Autograph)<br />

Händel oder ein Vivace bei Bach.<br />

Nikolaus Harnoncourt verdanken<br />

wir einen großartigen Aufsatz über<br />

die Abstufung der Tempi bei Mozart.<br />

Die Liste der Beispiele ließe sich<br />

beliebig fortsetzen. In populären Begriffen<br />

wie „das Largo von Händel“<br />

(in Wahrheit übrigens ein Larghetto)<br />

oder „das Barber-Adagio“ manifestiert<br />

sich die Verabsolutierung von<br />

Ausdrücken, die im Ursprung nicht<br />

mehr als eine hilfreiche Beigabe zum<br />

Notentext waren. Tempo wird hier<br />

zur fest umrissenen Ausdrucksgröße,<br />

die den gesamten Satz in sich fasst.<br />

Dieser Zusammenhang mag viele<br />

Komponisten bewogen haben, auch<br />

dann noch auf Metronom-Angaben<br />

zu verzichten, als Mälzels Erfi ndung<br />

längst etabliert war. Beethoven war<br />

einer der ersten, die glaubten, seine<br />

extremen Ausdrucksbedürfnisse in<br />

ebenso extreme Metronom-Angaben<br />

fassen zu können. Letztlich bleibt<br />

dies aber (schon allein angesichts<br />

THEMA<br />

der Tempomodifi kationen in seinen<br />

Adagios) Utopie. Dirigenten wie<br />

René Leibowitz, Roger Norrington<br />

oder auch Harnoncourt stellten die<br />

Machbarkeit und den Sinn seiner<br />

Metronomzahlen furios unter Beweis.<br />

Doch auch die anderen, die das<br />

spezifi sche Gewicht eines Beethoven-<br />

Adagios nicht nach der puren Metronomangabe<br />

bemessen wollen, haben<br />

Recht. Bei Brahms etwa wird man die<br />

inneren Widersprüche seiner Tempoangaben<br />

durch eine exakte Metronomisierung<br />

nie aufl ösen können,<br />

man muss sie eher im spezifi schen<br />

Gewicht der Noten austarieren. Man<br />

denke nur an das von ihm so geliebte<br />

„Allegro non troppo, ma con brio“.<br />

Dem Feuer, das hier in einem gemäßigt-schnellen<br />

Satz glimmen soll, ist<br />

mit dem Geschwindigkeitszähler<br />

nicht beizukommen. Die natürliche<br />

Grenze der Tempo-Angaben liegt<br />

dort, wo der Sportwagen der Musik<br />

nicht mehr glatt und elegant über<br />

die Straße der Noten gleitet, mit Automatik-Getriebe<br />

gleichsam, sondern<br />

wo es auf die Feinheit im Schaltmechanismus<br />

ankommt. Der Ton im<br />

Tempo macht die Musik.<br />

Josef Beheimb<br />

18. Juli, 11 Uhr, Schloss Eggenberg<br />

ADAGIO<br />

Haydn: Klaviertrio<br />

Schubert: Adagio in Es, D 897<br />

Beethoven: Klaviertrio in D („Geistertrio“)<br />

Leopold Trio<br />

20. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

LARGO<br />

Händel: Cara sposa, Verdi prati,<br />

Lascia la spina<br />

Vivaldi: Cessate, omai cessate u.a.<br />

Matthias Rexroth, Altus<br />

Concerto Köln<br />

22. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

PRESTO<br />

Paganini: 24. Caprice<br />

Brahms: Studien für Klavier, op. 35<br />

Beethoven: „Die Wut über den verlorenen<br />

Groschen“ / Violinsonate in a<br />

Patricia Kopatchinskaja, Violine<br />

Henri Sigfridsson, Klavier<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

7


STYRIARTE / POLLEROSS<br />

Bariton<br />

mit dem gewissen Etwas<br />

Florian<br />

Boesch<br />

Das musikalische Talent hat er<br />

vom Vater, dem berühmten „Papageno“<br />

Christian Boesch, geerbt, die<br />

erste sängerische Ausbildung erhielt<br />

er von Großmutter Ruthilde Boesch-<br />

Mercier. Das unverwechselbar samtige<br />

Timbre seiner Baritonstimme<br />

und die Ausdrucksfähigkeit auf der<br />

Bühne jedoch sind Gottesgaben.<br />

Gaben, die der junge Sänger<br />

unter der behutsamen Anleitung<br />

von „Meister“ Robert Holl gepfl egt<br />

und entwickelt hat, und die er seit<br />

einigen Jahren einer wachsenden<br />

Fangemeinde zu Ohren bringt. Zu<br />

den Highlights der letzten Jahre gehören<br />

der Polyphem in Händels „Acis<br />

und Galathea“, der Graf in Mozarts<br />

„Le Nozze di Figaro“ in Klagenfurt<br />

und die nicht nur vom weiblichen<br />

Publikum, sondern auch von der internationalen<br />

Fachpresse umjubelte<br />

Interpretation des Don Giovanni in<br />

Wuppertal.<br />

Nikolaus Harnoncourt lud ihn<br />

2002 erstmals zu einer Zusammenarbeit<br />

auf dem Konzertpodium ein,<br />

wo er in Haydns „Orlando Paladino“<br />

in Gesellschaft von Größen wie<br />

Cecilia Bartoli und Michael Schade<br />

eine Probe seines Talents ablieferte<br />

<strong>–</strong> was offensichtlich so gut gelang,<br />

dass er in Schuberts „Lazarus“ im<br />

Wiener Musikverein und in Händels<br />

„Alexanderfest“ bei der styriarte<br />

2003 neuerlich mit dabei war. In der<br />

diesjährigen styriarte wird er, wieder<br />

unter der Leitung Nikolaus Harnoncourts,<br />

„Schwager Kronos“ seine<br />

ausdrucksvolle Stimme leihen. Und<br />

nicht nur seine Stimme.<br />

Alexandra Tscheitschonig<br />

HARNONCOURT<br />

Schumanns Peri<br />

und Genoveva,<br />

Schuberts Lazarus<br />

und Rosamunde,<br />

Mendelssohns<br />

Melusine und<br />

der verzauberte<br />

Rinaldo des<br />

jungen Brahms <strong>–</strong><br />

sie alle haben zwei<br />

Dinge gemeinsam:<br />

dass sie Randexistenzen<br />

unseres<br />

Konzertlebens sind,<br />

elfi sche Musikwesen,<br />

die nur<br />

dann zum Leben<br />

erwachen, wenn sie<br />

ein Erzromantiker<br />

am Pult geistergleich<br />

beschwört;<br />

und dass sie alle in<br />

eben dieser Weise<br />

durch Nikolaus<br />

Harnoncourt ins<br />

Rampenlicht der<br />

steirischen<br />

Hauptstadt<br />

gerückt wurden.<br />

Vielleicht bedarf es eines Festivals<br />

wie der styriarte, um den lichtscheuen<br />

Wesen aus dem tiefsten<br />

Grunde romantischer Sehnsucht<br />

überhaupt eine Stimme zu verleihen.<br />

Denn im grellen Scheinwerferlicht<br />

des gewöhnlichen Konzertbetriebs<br />

mit seinen Staraufgeboten und<br />

seinem lauten Jubel würden diese<br />

scheuen Gestalten unweigerlich verblassen.<br />

Es sind Anti-Helden, Frauen,<br />

Männer, Luft- und Geisterwesen, die<br />

gebrochen und verschüchtert durch<br />

die Welt wandern, ohne ans Ziel zu<br />

gelangen, nach innen gewandt in einer<br />

musikalischen Sprache reinen Ge-<br />

8<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

sucht nach dem Schlüssel<br />

zur Deutschen Romantik<br />

fühls. „Peri, himmlisches Lichtwesen<br />

der persischen Mythe, aber eher dem<br />

Gebiet der Romantik, als dem des religiösen<br />

Glaubens angehörend“, so hat<br />

es ein Damen-Conversationslexikon<br />

jener Zeit für Schumanns gefallenen<br />

Engel formuliert. Man könnte den<br />

Satz auf alle Heldinnen und Helden<br />

in Harnoncourts romantischen styriarte-Erkundungen<br />

anwenden.<br />

Bei der styriarte 2004 wird der<br />

Maestro diesen Zyklus fortsetzen,<br />

der nicht minder aufregend ist<br />

als sein Monteverdi-Zyklus, seine<br />

Mozart- und Beethovenzyklen der<br />

letzten Jahrzehnte. Doch unter ein


Moritz von Schwind: Die Nymphe<br />

Krokowka. Um 1831/35.<br />

Schlagwort hat man ihn nicht subsumiert,<br />

denn es ist eine Suche, die<br />

keinen griffi gen Marktwert besitzt:<br />

die Suche nach dem Schlüssel zur<br />

deutschen Romantik. Er liegt nicht<br />

in den gängigen Klavierkonzerten<br />

und in Wagner’schen Musikdramen<br />

verborgen, sondern abseits. Kein<br />

Dirigent hat sich diesem Repertoire<br />

so konsequent verschrieben wie<br />

Harnoncourt, keiner hat zu den<br />

Außenseitern der Romantik, die in<br />

Wahrheit ihre Schlüsselfi guren waren,<br />

eine so rückhaltlose Zuneigung<br />

entwickelt.<br />

2004 steht ein klassischer Fall<br />

für dieses Dilemma an: „Rosamunde,<br />

Fürstin von Zypern“ jenes „große<br />

romantische Schauspiel“ der Helmine<br />

von Chézy, das Franz Schubert<br />

mit „Chören, Musikbegleitung und<br />

Tänzen“ ausstattete, und das dennoch<br />

nach nur zwei Vorstellungen<br />

sang- und klanglos im Archiv des<br />

Theaters an der Wien verschwand.<br />

Die Hoffnung der Dichterin, dem<br />

Werk werde nach der allzu schlampig<br />

vorbereiteten Premiere in späteren<br />

Inszenierungen Gerechtigkeit widerfahren,<br />

hat sich bis heute nicht<br />

erfüllt. Schuberts Musik ist das<br />

einzige, was von dem romantischen<br />

Schauspiel überlebte, das noch nicht<br />

einmal die Freunde Schuberts goutieren<br />

konnten. „Heillos“ nannten sie<br />

die Dichterin - vielleicht eher deshalb,<br />

weil Helmine mit der geschiedenen<br />

Dorothea Veit und ihrem neuen<br />

Lebensgefährten Friedrich Schlegel<br />

in Paris zusammenwohnte und damit<br />

in den Bannkreis jener skandalumwitterten<br />

Tante Mendelssohns<br />

geriet. „Heillos“ war freilich das<br />

Unterfangen als solches: unmöglich,<br />

einem unter Hirten aufgewachsenen<br />

Mädchen namens Rosamunde durch<br />

Ränke und Finten höfi scher Intrige<br />

hindurch einen überzeugenden Weg<br />

auf den Thron und zum moralischen<br />

Sieg zu bahnen. Schubert hat das<br />

Sujet dennoch begeistert. Man hört<br />

HARNONCOURT<br />

es seinen großartigen<br />

Zwischenaktmusiken,<br />

dem Lied und Geisterchor<br />

an, dass er sich hier im<br />

romantischen Sinne „aufgehoben“<br />

fühlte. So wenig<br />

Carl Maria von Weber am<br />

„Euryanthe“-Libretto der<br />

Chézy zweifelte, so wenig<br />

hielt Schubert ihre „Rosamunde“<br />

a priori für lächerlich.<br />

Doch überlebt hat von<br />

Musik und Schauspiel nur<br />

das berühmte Rosamunde-<br />

Thema - fünf von fünfzig<br />

Minuten Musik.<br />

Wenn Nikolaus Harnoncourt diese<br />

Musik bei der styriarte vollständig<br />

und mit erklärenden Zwischentexten<br />

dirigiert, dann hebt sich erneut der<br />

Vorhang auf ein Kapitel unerfüllter<br />

romantischer Sehnsucht. Dass die<br />

Romantik eine blaue Blume sei,<br />

die sich im Ungefähren erschöpfe,<br />

dass ihre „ewige Sehnsucht“ desto<br />

überzeugender wirke, je verschwommener,<br />

geheimnis-umwitterter sie<br />

daherkommt, dem würde Harnoncourt<br />

nie zustimmen. Profi liert, in<br />

klar umrissenen Konturen der Artikulation<br />

und gelichteten Klängen<br />

kam seine Romantik bislang daher,<br />

sprachgezeugt wie sein Barockstil<br />

und aus Bildern erwachsen. Für<br />

ihn, den barocken Bildermenschen<br />

par excellence, dessen Metaphorik<br />

noch zu jeder Stelle einer scheinbar<br />

vertrauten Symphonie das drastisch-erhellende<br />

Bild fand, ist auch<br />

die Romantik eine durch bildhafte<br />

Vergleiche zu belebende Bühne<br />

konkreter Ereignisse. Nur überfällt<br />

den Musiker Harnoncourt, der mit<br />

Schubert, Schumann und Brahms<br />

aufwuchs, im heiligen Bezirk der<br />

deutschen Romantik eine Scheu vor<br />

allzu eindeutigen Auslegungen.<br />

Vielleicht hat er deshalb sein Buch<br />

zur deutschen Romantik noch nicht<br />

geschrieben. In seinen mittlerweile<br />

legendären Büchern „Musik als<br />

9<br />

Nikolaus Harnoncourt: der Erzromantiker bei der<br />

Arbeit mit dem Chamber Orchestra of Europe<br />

Klangrede“ und „Der musikalische<br />

Dialog“ gab er der sich stetig weitenden<br />

Sicht auf die „Alte Musik“<br />

ein ästhetisches Fundament. Der<br />

Ausdruck „Klangrede“ wurde zum gefl<br />

ügelten Wort für eine Ästhetik, die<br />

vom „sprechenden“ Duktus, der musikalisch-rhetorischen<br />

Beredsamkeit<br />

Harnoncourts wesentlich geprägt<br />

wurde. Wie müsste der Titel seines<br />

Buches über die deutsche Romantik<br />

lauten? Die Kapitel kennen wir<br />

schon: „Genoveva und Peri“, „Lazarus<br />

und Rinaldo“ sowie als neuestes<br />

„Rosamunde“.<br />

Josef Beheimb<br />

26. Juni, 20 Uhr<br />

27. Juni, 17 Uhr<br />

Stefaniensaal<br />

SCHWAGER KRONOS<br />

Schubert:<br />

Rosamunde, Fürstin von Zypern (D 797)<br />

Schumann: Ouvertüre, Scherzo und<br />

Finale<br />

Schubert: An Schwager Kronos /<br />

Memnon / Gruppe aus dem Tartarus<br />

Elisabeth von Magnus, Mezzosopran<br />

Florian Boesch, Bariton<br />

Arnold Schoenberg Chor<br />

Chamber Orchestra of Europe<br />

Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

STYRIARTE / POLLEROSS


Seit er 1985 als jüngster von 140<br />

Teilnehmern den Beethovenwettbewerb<br />

gewann, ist Stefan Vladar<br />

eine fi xe Größe am internationalen<br />

Pianistenhimmel. Mit Claudio Abba-<br />

Ein Pianist am<br />

Dirigentenpult<br />

Stefan<br />

Vladar<br />

do hat er ebenso zusammengearbeitet<br />

wie mit Christoph von Dohnanyi,<br />

Seiji Ozawa, Christian Thielemann,<br />

Yehudi Menuhin <strong>–</strong> die Liste könnte<br />

endlos, so scheint es, fortgesetzt<br />

werden, und würde fast alle „großen<br />

Namen“ der Pultstars unserer Zeit<br />

enthalten.<br />

Dass er darüber hinaus auch<br />

mit Soloabenden auf den großen<br />

Konzertpodien und bei vielen internationalen<br />

Festivals zu Gast war,<br />

versteht sich fast von selbst. Dass er<br />

aber auch selbst als künstlerischer<br />

Leiter bei gleich zwei namhaften<br />

österreichischen Festivals fungiert<br />

<strong>–</strong> bei den Neuberger Kulturtagen und<br />

den Oberösterreichischen Stiftskonzerten<br />

<strong>–</strong> ist nicht ganz so selbstverständlich<br />

und weist schon ein wenig<br />

in die Richtung der zweiten, jüngeren<br />

Karriere des Ausnahmemusikers:<br />

zum Dirigieren. Von der anderen<br />

Seite des Pults aus dirigiert Stefan<br />

Vladar seit der Saison 2002/03 das<br />

Grazer Orchester recreation und musiziert<br />

hier in leitender Position mit<br />

zahlreichen früheren „Mitspielern“<br />

und Kollegen wie Heinrich Schiff,<br />

Bo Skovhus, Tzimon Barto oder Angelika<br />

Kirchschlager.<br />

Alexandra Tscheitschonig<br />

JOHANNES IFKOVITS<br />

DVORAK-JAHR<br />

Endlich durfte er wieder im Kreis<br />

der Familie sein, endlich wieder<br />

mit den Seinen speisen. Schmerzen<br />

hatten den Komponisten Antonín<br />

Dvorák Ende März 1904 vorzeitig<br />

aus der Uraufführung seiner Oper<br />

„Armida“ im Prager Nationaltheater<br />

vertrieben. Wie Rinaldo vor den<br />

Zaubergärten der Armida, so fl oh<br />

er aus jenem Opernhaus, in dem<br />

er Jahrzehnte lang vergeblich den<br />

Traum von der vollkommenen<br />

tschechischen Oper geträumt hatte.<br />

Nun holten ihn die Strapazen seines<br />

rastlosen Musikerdaseins ein. Es<br />

war scheinbar nur eine Grippe, die<br />

den 62-Jährigen ans Bett fesselte,<br />

doch erst einen Monat später, am 1.<br />

Mai, erlaubte ihm der Arzt, wieder<br />

aufzustehen. „Kaum aber hatte er<br />

gegessen, bemerkte er: ‚Mir dreht<br />

sich der Kopf, ich werde mich lieber<br />

niederlegen‘. Gleich darauf erbleichte<br />

er, sofort wurde er aber blutrot und<br />

sank in den Stuhl zurück. Er wollte<br />

noch etwas sprechen, aber nur unverständliche<br />

Laute drangen aus seiner<br />

Kehle. Die Pulsader schlug nur mehr<br />

ganz schwach, bis sie aufhörte, und<br />

als der schnell herbeigerufene Arzt<br />

eintraf, konnte er nur mehr den Tod<br />

des Meisters feststellen.“<br />

Antonín Dvoráks Tod an einem<br />

Hirnschlag im Mai vor hundert<br />

Jahren gibt der Musikwelt Anlass zu<br />

umfangreichen Gedächtniskonzerten.<br />

In Graz erklingt als Hommage<br />

sein Requiem, dessen Uraufführung<br />

1891 in Birmingham zu einem der<br />

größten internationalen Erfolge des<br />

Komponisten wurde und zu einem<br />

der monumentalsten Dvorák-Konzerte<br />

überhaupt. Die Jahre um 1890<br />

waren eine Zeit der zeitlichen Ehren<br />

für den Komponisten Dvorák: 1891<br />

wurde er zum Ehrendoktor der Universitäten<br />

von Prag und Cambridge<br />

ernannt, seit 1890 war er Mitglied<br />

in der Prager Akademie der Wissenschaften,<br />

seit 1889 Ritter des kaiserlich-österreichischen<br />

Ordens dritter<br />

Klasse. Scheinbar einmütig huldigte<br />

Europa dem größten Genius der böh-<br />

10<br />

Ritter Dvorák <strong>–</strong><br />

^<br />

Die styriarte gedenkt des<br />

mischen Musik, der sich selbst einen<br />

„einfachen tschechischen Musikanten“<br />

nannte.<br />

Doch in Wahrheit tobte im national<br />

wie ethnisch zerrissenen Vielvölkerstaat<br />

ein Machtkampf zwischen<br />

deutscher und tschechischer Fraktion,<br />

in den Dvorák unbarmherzig<br />

hineingezogen wurde. Der Wiener<br />

Kritikerpapst Eduard Hanslick fühlte<br />

sich bemüßigt, den „lächerlichen<br />

Argwohn“ zu widerlegen, „es sei<br />

Dvorák ein von der national-czechischen<br />

Partei in Schwang gebrachtes<br />

Renommee“. Die „nationale Antipathie“,<br />

die dem Komponisten in<br />

Wien entgegenschlug, fand er völlig<br />

unberechtigt. Dvoráks Vision von der<br />

ewigen Ruhe, wie sie sein Requiem<br />

beschwört, drohte im realpolitischen<br />

Gezänk der Parteien unterzugehen.<br />

„Anti-czechische“ Bekundungen waren<br />

in Wien und in grenznahen deutschen<br />

Städten wie Dresden und Leipzig nach<br />

1880 schon gang und gäbe. Umgekehrt<br />

zwangen die Tschechen ihrem musikalischen<br />

Nationalheros unbedingte<br />

Gefolgschaft ab. Aus Angst vor den<br />

„nationalen Zänkereien“ zuhause ließ<br />

er sich bei seinem ersten Interview<br />

mit der Sunday Times 1885 als „Pan<br />

Antonín Dvorák“ anreden, mit dem<br />

tschechischen Wort für Herr. Seinen<br />

Verleger Simrock in Berlin fl ehte er<br />

<strong>–</strong> oft umsonst <strong>–</strong> um den Abdruck der<br />

Werktitel zuerst in tschechischer<br />

Sprache an: „Sie scheinen nicht den<br />

Begriff zu haben, in welchen Verhältnissen<br />

ich lebe. Würde ich in Berlin<br />

oder sonst wo sein, das wäre ganz was<br />

anderes.“ Und den Dirigenten Hans<br />

Richter bat er mit Rücksicht auf die<br />

antislawische Stimmung in Wien darum,<br />

auf eine Aufführung seiner „Slawischen<br />

Rhapsodie“ zu verzichten.<br />

Dvoráks Weg in die Unsterblichkeit<br />

war mit den Dornen des aufkeimenden<br />

Nationalismus übersät.<br />

Nicht nur deshalb erscheint die<br />

Mär vom „tschechischen Musikanten“<br />

Dvorák heute brüchiger denn je. Mit<br />

oft geringen Mitteln und behindert<br />

von der noch immer verkrusteten


^<br />

Pan Dvorák<br />

tschechischen Komponisten<br />

Bürokratie im neuen EU-Staat Tschechien<br />

versuchen Dvorák-Enthusiasten<br />

die Stätten seines Lebens zu pfl egen<br />

und den Touristen zugänglich zu<br />

machen. Was ihnen im Weg steht,<br />

ist das im 20. Jahrhundert gängige<br />

Vorurteil gegen den „internationalen“<br />

oder gar „deutschen“ Stil<br />

Dvoráks, dem die Kommunisten in<br />

der CSSR polemisch seinen Kollegen<br />

Smetana gegenüberstellten. Dieser<br />

jahrzehntelange Dualismus Dvorák<br />

<strong>–</strong> Smetana lässt sich aus den Köpfen<br />

der tschechischen Kulturpolitiker<br />

schwerer vertreiben, als es im EU-ge-<br />

Antonin Dvorak als Dirigent. Gemälde von Karel Soucek<br />

DVORAK-JAHR<br />

einten Europa scheinen sollte. Und so<br />

liegen die Erinnerungsstätten in der<br />

Region Mittelböhmen, wo Dvorák<br />

1841 in Nelahozeves geboren wurde<br />

und sein geliebtes Landhaus in Vysoká<br />

bewohnte, im Dornröschenschlaf.<br />

In weiten Teilen wirkt dieses Land<br />

noch immer so wie in Dvoráks Jugendzeit:<br />

„Seht dort hin auf die verschiedenen<br />

Dörfer!“, rief Dvorák bei einem<br />

Spaziergang zu den Stätten seiner<br />

Jugend aus: „In diese Orte pfl egte ich<br />

mit meinem Vater Rinder kaufen zu<br />

gehen, und wenn mir der Vater so ein<br />

Tier anvertraute, das mir in seinem<br />

11<br />

Übermut davonlief oder mich ohne<br />

weiteres in den Teich schleifte, war<br />

ich nicht zu beneiden. Aber all diese<br />

Leiden meines jungen Lebens versüßte<br />

mir die Musik, mein Schutzengel.“<br />

Die bitter arme Jugend Dvoráks, seine<br />

musikalischen Anfänge in der Dorfschule<br />

und Dorfkirche, die Jahre in<br />

der Orgelschule Prag mit den ersten<br />

Gehversuchen in einer 20 Mann<br />

starken Tanzkapelle <strong>–</strong> all dies lebt in<br />

seiner Musik fort, in den scheinbar<br />

so naiv mitreißenden Themen seiner<br />

Kammermusik ebenso wie in den<br />

verklärten Klängen des „Lux aeterna“<br />

seines Requiems. In den abgeklärten<br />

späten Kammermusiken hören wir<br />

immer noch den Dvorák, der in einer<br />

Prager Irrenanstalt zum ersten Mal<br />

Streichsextette spielte, im Requiem<br />

den jugendlichen Dorfmusikanten,<br />

der sich an der jährlichen großen<br />

Messe zum Kirchweihfest erfreute<br />

und bei Mozart, Haydn und Cherubini<br />

in die Lehre ging. Dvorák vertraute<br />

stets darauf, der liebe Gott werde<br />

ihm „schon auch einige Melodien<br />

zufl üstern“. Doch dieser göttliche<br />

Atem wehte ihn oft genug mitten in<br />

der Härte des Lebens an.<br />

Josef Beheimb<br />

4. Juli, 11 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

HOMMAGE À DVORÁK<br />

Dvorák: Klavierquartett in Es, op. 87 /<br />

Sonatine in G, op. 100 / Terzett, op. 74<br />

Markus Schirmer, Klavier<br />

Gaede-Trio<br />

^<br />

16. Juli, 20 Uhr, Stefaniensaal<br />

LUX PERPETUA<br />

Dvorák: Requiem, für Soli, Chor und<br />

Orchester, op. 89<br />

Beatrix Fodor / Stephanie Houtzeel /<br />

Herbert Lippert/ Gerd Kenda<br />

chor pro music graz / mondo musicale<br />

recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />

Dirigent: Stefan Vladar<br />

^<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com


Drei Projekte mit<br />

Vladimir Ivanoff<br />

bringen den Orient in<br />

die styriarte 2004.<br />

Der Musikologe und<br />

Musiker im Gespräch<br />

mit Mathis Huber<br />

Wenn man die Projekte des Vladimir<br />

Ivanoff verfolgt, fi ndet man sie fast<br />

immer an Grenzlinien angesiedelt,<br />

meistens zwischen Orient und Okzident,<br />

zwischen Christentum und Islam,<br />

auch zwischen Neuzeit und Vorzeit.<br />

Kommt dieser spezielle Blick auf<br />

Bruchstellen aus Ihrer Biographie?<br />

Ja, ich denke schon, dass das damit<br />

zu tun haben könnte. Da ich ja<br />

ursprünglich aus Bulgarien komme,<br />

und Bulgarien ein Schnittpunkt zwischen<br />

Orient und Okzident ist, ein<br />

zum Teil immer noch muslimisches<br />

Land, gleichzeitig christlich-orthodox,<br />

wahnsinnig traditionell auf der<br />

einen Seite, auf der anderen Seite, in<br />

den Metropolen, ein sehr modernes<br />

Land. Wahrscheinlich ist das schon<br />

ein Hintergrund, um sich dann so auf<br />

diesen Parametern zu bewegen. Und<br />

wenn man jemand ist, der nicht mehr<br />

ORIENT<br />

in seiner Heimat lebt, dann führt<br />

man häufi g spiralförmige Bewegungen<br />

um das eigentliche Zentrum des<br />

Lebens aus.<br />

In einem der Programme, die Sie in der<br />

styriarte 2004 vorstellen, „Turn of the<br />

Centuries“, liegt dieses Bulgarien sozusagen<br />

in der Mitte. Da geht’s um einen<br />

Transfer von zentraleuropäischem<br />

Takt und Tanzrhythmus in das osmanische<br />

Reich <strong>–</strong> also das Gegenteil von<br />

dem, was man aus der europäischen<br />

Türkenmode kennt, nämlich den<br />

Transfer von türkischer Musik nach<br />

Europa. Wie kam es zu diesem Projekt<br />

und was ist das Spannende daran?<br />

Es gibt ein Programm von uns,<br />

in dem alla-Turca-Musiken von Mozart,<br />

Gluck, Süßmayr, Joseph Martin<br />

Kraus authentischen Musiken aus<br />

dem osmanischen Reich, aus der<br />

Türkei, genau aus der gleichen Zeit<br />

gegenübergestellt wurden, um zu<br />

zeigen, wie solche Anregungen funktioniert<br />

haben. Und da beschreiben<br />

wir jetzt den umgekehrten Weg. Da<br />

bietet sich diese Walzermode sehr<br />

an, die Ende des 18. Jahrhunderts<br />

entstand, und die in das damals sehr<br />

nach Westen aufgeschlossene osmanische<br />

Reich überschwappte. Dort<br />

gab es dann auch eine riesige Walzermode.<br />

Auf der anderen Seite legten<br />

die Türken den Walzer aber auch<br />

anders aus als die zeitgenössischen<br />

Europäer. Walzer war im Westen ein<br />

schwungvoller, erotischer Tanz, aber<br />

ein anderes Element, das der Vollkommenheit<br />

der Dreizahl, wie wir<br />

es in Europa einst auch kannten, in<br />

der Dreieinigkeit, in der Zahlensymbolik,<br />

ist hier verloren gegangen. In<br />

der Türkei hat man es noch deutlich<br />

gespürt und es kam hier zu einer<br />

sehr seltsamen Form von mystischen<br />

Walzern, die als Begleitung für das<br />

Drehen der Derwische dienten. Und<br />

das ganz sinnliche Ziel unseres Pro-<br />

12<br />

gramms ist es, zu zeigen, wie dieser<br />

Dreierrhythmus in den Körper, in<br />

die Seele, ins Herz geht. Man wird<br />

Walzerpaare in Empire-Kostümen<br />

gleichzeitig mit Derwischen sehen,<br />

und ich glaube, das ist besser, als<br />

einen langen Vortrag zu halten, um<br />

diese sehr weiten und vielfältigen<br />

Dimensionen des Dreiermetrums zu<br />

begreifen. Also das ist praktisch ein<br />

Programm im Dreivierteltakt <strong>–</strong> voll,<br />

ganz und kompromisslos!<br />

Schön. Das neueste neue Projekt von<br />

Vladimir Ivanoff heißt „Cycle“ mit<br />

dem Untertitel „of life“…<br />

… ja, ich glaube, das wird unser<br />

erstes „Cycle“-Konzert im eigentlichen<br />

Sinn.<br />

„Cycle“ wird hier sozusagen geboren,<br />

oder vielleicht: wiedergeboren. Was ist<br />

denn das, „Cycle“?<br />

Es ist eigentlich ein ganz einfaches<br />

Konzept. Zunächst einmal<br />

geht es darum, Musik auf ihre wesentlichen<br />

Elemente zu reduzieren:<br />

Rhythmus/Metrum und Gesang/<br />

Melodie/Sprache. Die Besetzung von<br />

Cycle erlaubt keine Harmonisierung<br />

von Melodien, sie erlaubt keine<br />

Instrumentalmusiken in dem Sinn,<br />

sondern praktisch nur gesungene<br />

Sprache, die ja auch immer gleichzeitig<br />

Rhythmus bedeutet. Das ist das<br />

musikalische Konzept. Ein weiteres<br />

Anliegen ist, zu zeigen, dass es eine<br />

geschlossene Mittelmeerkultur gibt,<br />

die heute mit ihren ganzen Nationalstaaten<br />

und ihren Konfl ikten um<br />

Islam und Christentum weitgehend<br />

verloren geht. Traditionell fühlen<br />

sich die Menschen, die im Einfl ussbereich<br />

des Mittelmeers leben, als<br />

eine zusammengehörende Gruppe.<br />

Es ist sekundär, ob man Grieche oder<br />

Marokkaner ist, das Lebensgefühl<br />

ist ein sehr ähnliches, und das versuchen<br />

wir anhand der jeweiligen


Musiken zu zeigen. „Cycle“ heißt die<br />

ganze Geschichte deswegen, weil es<br />

um einen Lebenszyklus geht, mit<br />

der Hoffnung, dass da noch etwas<br />

kommt nach dem Tod. Es geht um<br />

das Leben eines Paares, die werden<br />

geboren, verlieben sich, heiraten,<br />

kriegen Ärger miteinander, was halt<br />

so im Leben mehr oder weniger statistisch<br />

passiert. Das ist also gleichzeitig<br />

auch eine kleine Oper, und zum<br />

Schluss steht der Abschied durch den<br />

Tod und wieder die Hoffnung.<br />

Und wo kann man dieses Programm<br />

historisch placieren?<br />

Musikhistorisch hätten wir da<br />

große Probleme, weil es sich weitgehend<br />

um traditionelle Musik mit<br />

einem ganz undefi nierten Alter handelt.<br />

Also wir haben Texte aus einer<br />

byzantinischen Handschrift aus dem<br />

12. Jahrhundert, das wird aber heute<br />

noch gesungen. Bei den sephardischen<br />

Stücken gilt das gleiche, das<br />

sind zum Teil uralte Texte, aber wie<br />

alt die Melodien sind, ist schwer zu<br />

sagen in einer komplett mündlich<br />

erhaltenen Kultur. Wir bewegen uns<br />

also irgendwo zwischen dem 12. und<br />

jetzigen Jahrhundert.<br />

Ihr drittes Programm in der styriarte<br />

2004 heißt „Danse gothique“ und baut<br />

eine Brücke zwischen zwei französischen<br />

Komponisten des Mittelalters<br />

und des Beginns der Moderne: Guillaume<br />

de Machaut und Erik Satie. Was<br />

bringt die beiden in ein Programm?<br />

Im Programm insgesamt geht es<br />

um das Erleben von Zeit und wie<br />

man musikalisch mit Zeit umgeht.<br />

Machaut im 14. Jahrhundert ist<br />

ein Modernist. Er versucht, Zeit zu<br />

kneten, zu formen, in Bewegung zu<br />

bringen, sie zu gliedern, zu ordnen,<br />

und dem folgt für die nächsten 600<br />

Jahre eine musikalische Entwicklung,<br />

die immer schneller wird, und immer<br />

ausgedehnter. Satie ist in meinen<br />

Augen jemand, der das genau zum<br />

richtigen Zeitpunkt gespürt hat,<br />

nämlich bevor das chaotische 20.<br />

Jahrhundert seinen Lauf nahm. Da<br />

hat er versucht, mit seinem ganzen<br />

Leben auf die Vollbremse zu treten,<br />

also er hat eine ganz eigene Harmonik<br />

entwickelt, völlig gegenläufi g zu<br />

derjenigen von Machaut. Er versuchte<br />

mit seinen Kompositionen die Zeit<br />

zu bremsen, sie anzuhalten <strong>–</strong> auch<br />

ORIENT<br />

mit seinem Leben. Man weiß, dass er<br />

die letzten zwanzig Jahre sitzend auf<br />

einem Stuhl verbracht hat, immer<br />

im gleichen Anzug, auch nicht mehr<br />

aufstehen wollte und die Tür nur mit<br />

einem Seil geöffnet hat. Er wollte diese<br />

Bewegung nicht mehr, von der er<br />

ganz genau gespürt hat, dass sie sehr<br />

bald in Raserei verfallen wird. Zu<br />

diesem Zweck hat er versucht, seine<br />

eigene Kompositionssprache, seine<br />

harmonische Sprache zu verbinden<br />

mit mittelalterlichen und byzantinischen<br />

Elementen. Das wird dann<br />

natürlich für „Sarband“ interessant,<br />

weil wir seine Stücke reorientalisieren<br />

in dem Glauben, sie so zu spielen,<br />

wie er sie sich vorgestellt hat. Diese<br />

ganzen Geschichten sind das genaue<br />

Gegenteil zu Machaut, der ja ein internationaler<br />

Staatsmann, Theologe,<br />

Komponist war <strong>–</strong> der wollte alles in<br />

Bewegung setzen, was man in Bewegung<br />

setzen konnte auf gesamteuropäischem<br />

Niveau <strong>–</strong> und Satie wollte<br />

das alles bremsen. So einfach ist das<br />

Programm eigentlich.<br />

20. Juni, 20 Uhr, Minoritensaal<br />

DANSE GOTHIQUE<br />

Satie: Gymnopédies, Gnossiennes,<br />

Chansons Médiévales u. a.<br />

Machaut: Motetten, Balladen, Virelais<br />

Ensemble Sarband<br />

Leitung: Vladimir Ivanoff<br />

19. Juli, 20 Uhr, Minoritensaal<br />

CYCLE: OF LIFE<br />

Lieder aus einem Leben<br />

im Mittelmeerraum<br />

Cycle:<br />

Fadia el-Hage, Gesang<br />

Giuseppe Paolo Cecere, Gesang<br />

Stefan Gawlick, Percussion<br />

Marie-Ange Petit, Percussion<br />

Leitung: Vladimir Ivanoff, Percussion<br />

24. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

TURN OF THE CENTURIES<br />

Tanzmusik von Haydn, Mozart,<br />

Pammer, Lanner und Strauß Vater<br />

Dede Efendi, Sultan Murad und<br />

Sultan Abdülazis<br />

Ensemble Sarband<br />

Concerto Köln<br />

Derwische, Walzertänzer<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

13<br />

Ab Graz: Rom, Berlin,<br />

Stuttgart, Mailand, Florenz,<br />

Venedig<br />

früher buchen ist billiger: ab € 30 +T


Mit seinen eigenen ironischen<br />

Worten gesprochen: Er hatte<br />

„Notengifft eingesogen“,<br />

sprich: eine Oper komponiert, und<br />

das im zarten Alter von zwölf Jahren.<br />

„Die Musik-Feinde kamen mit<br />

Schaaren zu meiner Mutter und stelleten<br />

ihr vor: ich würde ein Gauckler,<br />

Seiltänzer, Spielmann, Murmelthierführer<br />

etc. werden, wenn mir die<br />

Musik nicht entzogen würde. Gesagt,<br />

gethan!“ Doch die Erziehungsmaßnahme<br />

schlug fehl. Während die<br />

„Notentyrannen“ zuhause glaubten,<br />

„hinterm Blocksberge duldeten die<br />

Hexen keine Musik“, wusste man<br />

dort das musikalische Talent des Buben<br />

erst recht zu schätzen. Die göttliche<br />

Fügung hat es so gewollt: Aus<br />

dem Bierfi edler wurde Deutschlands<br />

angesehenster Komponist.<br />

Georg Philipp Telemann steht<br />

nicht nur deshalb im Zentrum dreier<br />

styriarte-Programme, weil Nikolaus<br />

Harnoncourt im Februar die Telemann-Medaille<br />

der Stadt Magdeburg<br />

verliehen bekam. Er ist auch <strong>–</strong> in<br />

durchaus positivem Sinne <strong>–</strong> der Inbegriff<br />

eines „zeitgeistigen“ Komponisten.<br />

Stets hellwach fühlte er den<br />

Puls der Zeit. Unermüdlich im Fleiß,<br />

glasklar im künstlerischen Urteil,<br />

war er den Zeitgenossen immer eine<br />

Nasenlänge voraus, wenn es um den<br />

TELEMANN<br />

Georg Philipp Telemann<br />

bei der styriarte 2004<br />

Heute würde man von<br />

einem schwer erziehbaren<br />

Jugendlichen sprechen.<br />

Mutter Telemann und ihre<br />

Berater im gestrengen<br />

Madgeburg zögerten keine<br />

Sekunde, den kleinen Georg<br />

Philipp hinter den Blocksberg<br />

zu verbannen, so groß<br />

war die Empörung.<br />

Doch was hatte er<br />

eigentlich verbrochen?<br />

„Geschmack“ ging. „Was ich in den<br />

Stylis der Music gethan, ist bekandt.<br />

Erst war es der Polnische, dem folgete<br />

der Französ., Kirchen-, Cammer- und<br />

Opern-Styl u. was sich nach dem<br />

Italiänischen nennet, mit welchem<br />

ich denn itzo das mehreste zu thun<br />

habe“, so seine lakonische Zwischenbilanz<br />

von 1729. Was in nahezu 40<br />

arbeitsreichen Lebensjahren noch<br />

folgen sollte, war der Triumph im<br />

französischen Stil bei der Parisreise<br />

1737/38, die Entdeckung der Empfi ndsamkeit<br />

und neuer theatralischer<br />

Möglichkeiten in der Kantate „Ino“<br />

und den späten „Oratorien“, das Lied<br />

und subtilste Kammermusik.<br />

„Hurtig und glücklich im Erfi nden<br />

seyn“, sich der „Leichtigkeit“ befl eißigen,<br />

jedem Instrument das geben,<br />

„was es leiden kann“, das waren nach<br />

eigenem Bekenntnis Telemanns ästhetische<br />

Maximen. Er fand an der „Erfi ndungs-vollen,<br />

singenden und zugleich<br />

arbeithsamen Arth“ der Italiener und<br />

neueren Deutschen „den angenehmsten<br />

Geschmack“. Dagegen vermied er<br />

es, sich mit allzu Kunstvollem abzugeben.<br />

Stücke zu „15. bis 20. obligate<br />

Stimmen, wo aber Diogenes selbst mit<br />

seiner Laterne kein Tröpfgen Melodie<br />

fi nden würde“, waren ihm ein Gräuel.<br />

Schon dem Zwölfjährigen erschien<br />

der trockene Unterricht bei einem<br />

14<br />

„steiffen“ Magdeburger Organisten als<br />

„vierzehntägige Marter“. Länger hielt<br />

er es im Klima der alt-ehrwürdigen<br />

deutschen Orgeltabulatur nicht aus:<br />

„In meinem Kopffe spuckten schon<br />

munterere Töngens, als ich hier hörte.“<br />

Und so sollte es bleiben <strong>–</strong> lebenslang.<br />

„Muntere Töne“ verbinden sich<br />

in Telemanns Hamburger Werken<br />

mit dem liebevollen Blick auf die<br />

Schwächen seiner Mitmenschen<br />

<strong>–</strong> einem geborenen Tragöden wie<br />

Händel war dies kaum gegeben. Nie<br />

hätte Telemanns Londoner Freund<br />

eine Jungfer geschildert, die sich so<br />

sehr nach Aufnahme in den „Weiberorden“<br />

sehnt (durch Heirat und<br />

Verlust der Jungfernschaft), dass sie<br />

ihrem noch ungezeugten Kind ein<br />

Wiegenlied singt, bei dem auch die<br />

Musiker selbst sich des Summens<br />

nicht enthalten können. Solche<br />

ironische Attitüde, wie sie auch aus<br />

Telemanns Autobiographien spricht,<br />

offenbaren auch seine Porträts der<br />

antiken Götterwelt. In der „Hamburger<br />

Ebb und Fluth“, seiner großartigen<br />

Orchestersuite über die Gezeiten<br />

im Hamburger Hafen, fehlt es nicht<br />

an antiken Meeresgöttern. Doch sie<br />

werden ebenso aufs Korn genommen<br />

wie die rasenden antiken Weiber in<br />

einer kammermusikalischen Suite<br />

über Xanthippe, Dido und ihre Ge-


folgschaft. In seiner Kammermusik<br />

fi nden wir aber auch den stillen, innerlichen<br />

Telemann: langsame Sätze,<br />

aus Klanggirlanden gewoben, Tänze<br />

im „polnisch-hanakischen Stil“ und<br />

vornehme Chaconnes alla Française.<br />

All dies hat Telemann die Deutschen<br />

als erster gelehrt. Sie erkannten<br />

seine Führungsposition im<br />

„reinen Geschmack“ unumschränkt<br />

an. „Wie viele Jahre wäre vielleicht<br />

die Music in Deutschland noch elend<br />

und erbärmlich geblieben, wenn kein<br />

Telemann aufgestanden ... und ihr einen<br />

ganz andern und neuen Schwung<br />

gegeben?“ fragte nach Telemanns<br />

Tod der Magdeburger Freund Rolle.<br />

„Durch ihn bekam hier die Music<br />

bald eine andere Gestalt“, resümierten<br />

auch die Hamburger Nachrichten<br />

46 Jahre nach Telemanns Hamburger<br />

Amtsantritt! Und der Shakespeare-<br />

Übersetzer Eschenburg schrieb rückblickend:<br />

„Wie vieles hat er nicht zur<br />

Verschönerung einer Kunst beygetragen,<br />

die ihn auch noch in seinem<br />

spätesten Alter mit so vielem Ruhm<br />

beschäfftigte.“<br />

Dass Telemann noch mit weit<br />

über 80 komponierte, ja dass er erst<br />

in diesem hohen Alter seine Hauptwerke<br />

im Bereich des Oratoriums<br />

schuf, das haben die Zeitgenossen<br />

TELEMANN<br />

mit ebenso großem Staunen registriert<br />

wie die Musiker des 20. Jahrhunderts.<br />

Als Nikolaus Harnoncourt<br />

im Februar dieses Jahres Telemanns<br />

„Tag des Gerichts“ dirigierte, wurde<br />

die nimmermüde Phantasie des ewig<br />

jungen alten Mannes aus Hamburg<br />

auf packende Weise deutlich. Wenn<br />

sich hier über seltsamen Tremoloreibungen<br />

der Geigen in luftiger, frühklassischer<br />

Höhe der Chor erhebt<br />

und singt: „Es rauscht! Wer ist’s? Es<br />

ist Jesus!“, dann gelang dem Komponisten<br />

noch einmal eine griffi ge, im<br />

Ohr haftende Erfi ndung. Sie ist eingebettet<br />

in das große Panorama vom<br />

Weltgericht und von der Seligkeit der<br />

Erlösten. Man behauptet nicht zu<br />

viel, wenn man in diesem Werk wie<br />

in den benachbarten Oratorien (Donnerode,<br />

Der Tod Jesu, Auferstehung<br />

und Himmelfahrt Jesu) Telemanns<br />

Vermächtnis sieht, eine Art eschatologischen<br />

Zyklus. Buchstäblich mit<br />

letzter Kraft drang seine Notenfeder<br />

hier in Visionen der christlichen Erlösung<br />

vor. Vielleicht dachte der alte<br />

Telemann damals 50 Jahre zurück,<br />

ans Totenbett seiner Frau, der er 1711<br />

folgende Verse ins Grab nachsandte:<br />

„Mein Engel gute Nacht: schlaf bis zu<br />

jenem Tage, da Jesus kommen wird<br />

in Wolkenpracht!“<br />

Josef Beheimb<br />

15<br />

5. Juli, 20 Uhr, Schloss Eggenberg<br />

TELEMANN ALLEIN ZUHAUS<br />

Telemann und Couperin<br />

Francine van der Heijden, Sopran<br />

Musica ad Rhenum<br />

Leitung: Jed Wentz, Flöte<br />

6./7. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

DER TAG DES GERICHTS<br />

Telemann: Der Tag des Gerichts<br />

(Oratorium)<br />

Kühmeier / von Magnus /<br />

Lippert / Mohr<br />

Arnold Schoenberg Chor<br />

Concentus Musicus Wien<br />

Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />

9. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

EBBE UND FLUT<br />

Rebel: Suite „Les élements“<br />

Vivaldi: „La tempesta di mare“ / „Conca“<br />

Telemann: „Hamburger Ebb und Fluth“<br />

Freiburger Barockorchester<br />

Leitung:<br />

Gottfried von der Goltz, Violine<br />

Tel. 0316.825000<br />

www.styriarte.com<br />

BINDER<br />

POLLEROSS


Im Jahr 2004 kann ich Jordi Savall<br />

zu sieben Vorstellungen in der<br />

Steiermark begrüßen, vier davon<br />

demnächst in der styriarte. Während<br />

Nikolaus Harnoncourt in Stainz an<br />

Heinrich Ignaz Franz Biber erinnert,<br />

stellt Jordi Savall in Pöllau Marc-Antoine<br />

Charpentier vor, das wird also<br />

eine Begegnung zweier Meister, die im<br />

selben Jahr 1704 gestorben sind.<br />

Marc-Antoine Charpentier hat<br />

ein fantastisches, reiches Werk geschaffen,<br />

und ich wollte daraus ein<br />

Programm zusammenstellen, das<br />

eine Einheit hat. So hatte ich die<br />

Idee, die verschiedenen Momente im<br />

Leben von Maria von der Geburt bis<br />

zum Tod mit der Musik von Charpentier<br />

darzustellen. Ein Programm<br />

in ganz verschiedenen Besetzungen,<br />

und zum Schluss kommt eines der<br />

schönsten Werke von Charpentier<br />

<strong>–</strong> das sind die „Litanies de la vierge“<br />

für 6 Stimmen und zwei Gamben<br />

und Continuo.<br />

Dein zweites Programm ist noch einmal<br />

100 Jahre älter, das ist von 1600:<br />

Cavalieris „Rappresentatione di anima<br />

e di corpo“, das ist eigentliche eine Oper<br />

für die Kirche.<br />

Ja, das ist eine geistliche szenische<br />

Gattung. Das kommt aus dieser sehr<br />

alten Tradition, dass man auch in der<br />

Kirche Spektakel macht mit einer<br />

minimalen Form von Aktion. „Rappresentatione“<br />

ist nicht eine Oper<br />

im Sinne von „Orfeo“, aber es ist ein<br />

Stück, das sehr viele Kontraste zwischen<br />

den Charakteren zeichnet, das<br />

recitar cantando ist schon völlig da,<br />

und es zeigt den Bruch zwischen der<br />

Renaissance und dieser neuen Musik<br />

um 1600 an.<br />

JORDI SAVALL<br />

Was ich fast nie sage …<br />

Jordi Savall erzählt im Gespräch mit Mathis Huber<br />

über seine Programme der styriarte 2004 und mehr<br />

Das Stück redet über die Vergänglichkeit,<br />

über die Zeit, wie sie verrinnt,<br />

über die Ewigkeit, an die die Hauptprotagonisten,<br />

Anima, die Seele, und<br />

Corpo, der Körper, erinnert werden.<br />

Und das Stück muss man sozusagen<br />

erst instrumentieren, wenn man es<br />

aufführen will.<br />

Ja, das Stück hat, wie in der Zeit<br />

üblich, keine fi xe Besetzung. Die Besetzung,<br />

die man verwendet, ist ein<br />

Gambenconsort, ein guter Continuo<br />

mit verschiedenen Orgeln, Cembalo,<br />

Theorbe, Chitarrone, auch Flöten,<br />

Zinken, Posaunen. Es ist die gleiche,<br />

die man in Stücken wie Orfeo oder<br />

der Marienvesper von Monteverdi<br />

braucht. Man könnte auch Geigen<br />

nehmen, aber es ist keine typische<br />

Geigenmusik in dem Stück, im Unterschied<br />

zum Orfeo.<br />

Dein drittes Programm bei der styriarte<br />

heißt „Musique du temps“, das<br />

ist sehr persönlich, das ist ein Familienprogramm,<br />

aber du hast ja viele<br />

Familien ...<br />

Ja, aber das ist die echte Familie.<br />

Das ist ein Programm, das wir zusammen<br />

machen, mit Montserrat, Arianna<br />

und Ferran. Das ist sehr besonders,<br />

weil wir zusammen einige Stücke aus<br />

dem Repertoire der Eltern vorstellen,<br />

und dazwischen lassen wir Platz, in<br />

dem Ferran und Arianna ihre Musik<br />

machen. Das gehört auch zu einem<br />

Familienleben, dass jeder seine Welt<br />

hat, wo er auch seine Ideen zeigen<br />

kann. Unsere Kinder haben erst relativ<br />

spät angefangen, selber Musik zu<br />

machen, weil wir nie forciert haben,<br />

dass sie Musiker werden. Arianna hat<br />

mit moderner Harfe angefangen und<br />

Ferran mit elektrischen Gitarren und<br />

ganz moderner Musik. Langsam ha-<br />

16<br />

ben sie beide auch Interesse gezeigt<br />

für die alten Instrumente. Es ist sicher<br />

sehr schwer für Kinder, wenn sie<br />

sehen, dass ihre Eltern wirklich berühmt<br />

sind, in die gleiche Richtung<br />

zu gehen. Aber beide haben schon ein<br />

ganz eigenes Talent für eine eigene<br />

Musik. Das Programm heißt „Musik<br />

der Zeit und des Augenblicks“. Wir<br />

improvisieren auch alle, und wenn<br />

es gut geht, ist es eine schöne Art<br />

zusammen zu sein.<br />

Du hast ja deine Karriere auch nicht als<br />

Gambist angefangen, sondern am Cello.<br />

Ich habe eigentlich als Sänger<br />

angefangen, als Knabe, und dann<br />

<strong>–</strong> was ich fast nie sage <strong>–</strong>, als ich 14<br />

war, habe ich Schlagzeug gespielt,<br />

in einer Gruppe, das war die Zeit<br />

mit Elvis Presley, und dann habe<br />

ich mit dem Cello angefangen. Und<br />

nach vielen Jahren am Cello habe<br />

ich begonnen, Gambe zu spielen. Ich<br />

habe die Gambe durch das Cello kennen<br />

gelernt, weil ich schon sehr früh<br />

Lust gehabt habe, andere Stücke zu<br />

spielen als meine Kollegen. Und ich<br />

fand die Gambenmusik so schön, und<br />

dann habe ich zufällig eine Gambe<br />

gesehen und gedacht, das ist ein<br />

Wink des Schicksals, und dann habe<br />

ich angefangen, sie zu spielen, und<br />

seither bin ich völlig verliebt.<br />

Und dann hast du in Basel studiert …<br />

…erst später, erst war ich zwei<br />

Jahre im British Museum, in der<br />

königlichen Bibliothek in Brüssel, in<br />

der Bibliothèque Nationale von Paris,<br />

in Bologna, in Madrid, und dort habe<br />

ich alle Originalstücke für Gambe<br />

fotokopiert oder mikroverfi lmt, und<br />

dann habe ich allein angefangen,<br />

mit vielen alten Traktaten, und als<br />

ich schon eine recht gute Idee vom


Gambenspielen hatte, ging ich nach<br />

Basel und habe dort ein paar Jahre<br />

studiert und das Diplom gemacht.<br />

Und dann bist du dort Lehrer<br />

geworden ...<br />

Als die Stelle von meinem einstigen<br />

Lehrer ausgeschrieben wurde,<br />

1973, gab es einen Wettbewerb, und<br />

ich habe das Glück gehabt, dass in der<br />

Kommission als Präsident Nikolaus<br />

Harnoncourt saß. Denn das war nicht<br />

einfach, dass ein junger Spanier die<br />

Stelle eines Schweizer Professors<br />

bekommt. Wenn Nikolaus Harnoncourt<br />

mit seiner ganzen Erfahrung<br />

und Autorität nicht dort gewesen<br />

wäre, hätte ich die Stelle wahrscheinlich<br />

nicht bekommen. Und dann war<br />

das natürlich sehr schön, ein neuer<br />

Anfang auf einem Podium, wo man<br />

viele junge Musiker unterrichten<br />

und dann Ensemble-Musik machen<br />

konnte. Ja, und mit Montserrat und<br />

Hopkinson Smith haben wir in Basel<br />

1974 Hespèrion gegründet.<br />

Also auch ein Jubiläum!<br />

Ja, das ist jetzt 30 Jahre her...<br />

Und die dritte Familie? Deine Zufriedenheit<br />

mit Plattenfi rmen war nicht<br />

ganz so groß, du hast deine eigene gegründet,<br />

ALIAVOX. Ist das ein Erfolg?<br />

Das war vor 6 Jahren, 1998. Ich<br />

arbeitete schon 20 Jahre mit einigen<br />

Plattenfi rmen, ich konnte einigermaßen<br />

machen, was ich wollte, aber<br />

JORDI SAVALL<br />

Familie Savall. Jordi, Montserrat, Ferran, Arianna<br />

die größte Schwierigkeit war, dass<br />

man nicht langfristig planen konnte.<br />

Und dann habe ich mit Montserrat<br />

gesagt, dass wir eine Entscheidung<br />

treffen müssen: Machen wir selbst<br />

unsere Produktion, wir haben genug<br />

Erfahrung. Und ich muss sagen, ich<br />

hätte damals nie gedacht, dass es so<br />

gut geht. Wir haben jetzt in diesen 6<br />

Jahren 33 Platten gemacht, jedes Jahr<br />

5 Platten, manchmal sind das Doppel-<br />

CDs, exklusiv mit unseren Musikern.<br />

Und bis jetzt haben wir davon schon<br />

über 850.000 verkauft. Vertrieb<br />

haben wir in mehr als 40 Ländern<br />

der Welt, und es ist natürlich immer<br />

eine enorme Investition von Geld, die<br />

man machen muss, aber das ist der<br />

Preis, den man zahlen muss, wenn<br />

man unabhängig sein will. Jetzt<br />

organisieren wir unsere Projekte in<br />

einer sehr angenehmen Atmosphäre.<br />

Ich muss Gott sei Dank nie mehr diskutieren<br />

mit irgendeinem president<br />

directeur generale, der nur an Geld<br />

denkt. Das Publikum sieht, dass jede<br />

von unseren Platten mit viel Liebe<br />

gemacht ist <strong>–</strong> von der Konzeption der<br />

Programme, über die Aufnahme bis<br />

zur Präsentation, alles! Das Problem<br />

heute: Wir müssen kämpfen, dass diese<br />

Platten lange Zeit zu sehen sind in<br />

den Geschäften. Wenn sie lange Zeit<br />

zu sehen sind, gibt es keine Krise. Wir<br />

verkaufen heute die Platten aus den<br />

90er Jahren genauso gut. Das müssen<br />

wir im Bereich der klassischen<br />

Musik noch schaffen, dass sie anders<br />

17<br />

behandelt wird als die leichte Musik,<br />

die eine kurze Lebensdauer hat. Aber<br />

wenn wir nicht so viele Konzerte machen<br />

würden, würden auch nicht so<br />

viele Platten verkauft.<br />

Du solltest das Neujahrskonzert<br />

dirigieren ...<br />

Ja, mit Le Concert des Nations! Wir<br />

könnten das hier in Graz machen ...<br />

13. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

MUSIQUE DU TEMPS<br />

Die Musiken der Familie Savall<br />

Montserrat Figueras, Sopran<br />

Arianna Savall, Gesang / Doppelharfe<br />

Jordi Savall, Viola da gamba<br />

Ferran Savall, Gesang / Gitarre /<br />

Theorbe<br />

Pedro Estevan, Percussion<br />

17. Juli, 20.30 Uhr<br />

Pfarrkirche Pöllau<br />

MARIENLEBEN<br />

Charpentier: Canticum ad Beatam<br />

Virginem Mariam u. a.<br />

La Capella Reial de Catalunya<br />

Leitung: Jordi Savall<br />

23./25. Juli, 20.30 Uhr<br />

Basilika Stift Rein<br />

RAPPRESENTATIONE<br />

Emilio de’ Cavalieri: La Rappresentatione<br />

di anima e di corpo<br />

La Capella Reial de Catalunya<br />

Le Concert des Nations<br />

Chorus sine nomine<br />

Dirigent: Jordi Savall<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com


TELDEC<br />

Mit Leidenschaft für die<br />

musikalische Gegenwart<br />

Von György Ligeti als der führende<br />

Interpret von zeitgenössischer<br />

Musik bezeichnet, wäre wohl kaum<br />

jemand geeigneter, das Konzertpublikum<br />

näher an die Welt der Neuen<br />

Musik heranzuführen, als der 1957 in<br />

Lyon geborene Pianist Pierre-Laurent<br />

Aimard. Der Kunstgriff, dessen er sich<br />

hierfür bedient, ist denkbar einfach:<br />

„Man muss das Vertrauen aufbauen,<br />

damit die Zuhörer auch auf unbekanntes<br />

Terrain folgen.“ Die Durchführung<br />

fordert vom Künstler jedoch<br />

höchstes musikalisches Können und<br />

tiefstes Verständnis, eine Vertrautheit<br />

mit beiden Welten, ein Zuhausesein<br />

in der Welt der Neuen Musik,<br />

und der Wille zur Interpretation des<br />

traditionellen Repertoires. Immer<br />

wieder versucht Aimard durch außergewöhnliche<br />

Projekte das Publikum<br />

vom spannenden und beglückenden<br />

Erlebniswert der Neuen Musik zu<br />

überzeugen, sei es als faszinierender<br />

Interpret der Werke Ligetis, die<br />

er beispielsweise mit Gesängen der<br />

Aka-Pygmäen in Verbindung setzte,<br />

um so Ligetis Quelle der Inspiration<br />

für dessen Polyrhythmik zum<br />

Vorschein zu bringen, oder durch<br />

Konzert-Lesungen mit seinem Pianistenkollegen<br />

Alfred Brendel, bei denen<br />

er die musikalische Umrahmung<br />

übernahm. Doch behält Aimard stets<br />

die Balance des Repertoires im Auge<br />

und zeichnet sich als ebenso meisterhafter,<br />

unverwechselbarer Interpret<br />

traditioneller/klassischer Werke aus.<br />

Nachzuhören unter anderem in den<br />

gemeinsam mit Nikolaus Harnoncourt<br />

bei der styriarte eingespielten<br />

Beethoven-Klavierkonzerten.<br />

Eva Tiefengraber<br />

ZEIT FÜR AIMARD<br />

A la recherche<br />

Es war eine Schnapsidee im besten<br />

Sinne <strong>–</strong> obwohl Pierre-Laurent<br />

Aimard und die Musiker<br />

des Chamber Orchestra of Europe<br />

streng genommen ein paar inspirierende<br />

Biere getrunken hatten, als sie<br />

vergangenes Jahr bei der Feier ihres<br />

letzten styriarte-Auftritts beschlossen,<br />

auch nach der bevorstehenden<br />

Beendigung des Beethoven-Zyklus<br />

mit Nikolaus Harnoncourt noch<br />

einmal miteinander zu musizieren.<br />

Heuer nun ist es so weit: Vom 20. bis<br />

22. Juni wird mit dem „Tripelkonzert“<br />

die Aufführung aller Werke Beethovens<br />

für Orchester und Klavier vervollständigt<br />

<strong>–</strong> und schon eine Woche<br />

später, am 29. Juni, der gemeinsame<br />

Wunsch nach einem weiteren, ganz<br />

besonderen Projekt in die Tat umgesetzt.<br />

„Das Chamber Orchestra of Europe<br />

ist nicht nur ein sehr gutes Ensemble,<br />

es besteht vor allem auch aus vielen<br />

starken Persönlichkeiten. Die Arbeit<br />

mit diesen Musikerinnen und Musikern<br />

war unglaublich angenehm,<br />

nicht nur auf, sondern auch hinter<br />

der Bühne“, erinnert sich Aimard an<br />

den Sommer 2003 und betont: „Das<br />

ist wirklich keine Selbstverständlichkeit<br />

im Konzertbetrieb. Etwas<br />

von dieser guten Stimmung wollen<br />

wir jetzt auch unserem Publikum<br />

zeigen.“ Also stellte der längst schon<br />

weltweit gefeierte Pianist aus Frankreich<br />

eigens ein kammermusikalisches<br />

Programm zusammen, mit<br />

dem sich einzelne Mitglieder des<br />

COE, die man sonst nur aus dem<br />

Kollektiv kennt, auch individuell<br />

präsentieren können. „A la recherche<br />

du temps“ wird es, in Anlehnung an<br />

Marcel Prousts Monumentalroman<br />

„Auf der Suche nach der verlorenen<br />

Zeit“, heißen, und, passend zum<br />

Festivalmotto „Von Zeit zu Zeit“, verschiedene<br />

Aspekte jenes Phänomens<br />

beleuchten, mit dem gerade die<br />

fl üchtige „Zeitkunst“ Musik in ganz<br />

besonderer Weise verbunden ist.<br />

„Die mechanische Zeit“, „Die gebrochene<br />

Zeit“, „Die nostalgische Zeit“,<br />

18<br />

Pierre-Laurent Aimard und das Chamber<br />

„Die extreme Zeit“, „Die aufgehobene<br />

Zeit“ <strong>–</strong> in diese fünf Blöcke hat<br />

Pierre-Laurent Aimard das Konzert<br />

gegliedert. In jedem von ihnen werden<br />

verschiedene Werke miteinander<br />

verschränkt, in denen der jeweilige<br />

Komponist auf die eine oder andere<br />

Art mit dem Phänomen der Zeit<br />

spielte <strong>–</strong> oder die beim Zuhörer „Zeit“<br />

auf eine besondere Weise sinnlich<br />

erfahrbar machen. Zusätzlich sollen<br />

dabei ganz verschiedene Musizier-<br />

Haltungen deutlich werden: „Das<br />

Projekt kann man auch betrachten<br />

als so etwas wie eine Ausstellung der<br />

unterschiedlichen Arten, wie man als<br />

Musiker an eine Komposition herangeht“,<br />

erklärt Aimard. „Es gibt viele<br />

verschiedene Formen des gemeinsamen<br />

Musizierens, und jede von<br />

ihnen verlangt eine andere Art der<br />

Präsenz von den Interpreten.“ Man<br />

darf also eine ungewöhnliche Vielfalt<br />

in der Werkauswahl erwarten,<br />

wie sie für die ebenso faszinierende<br />

wie seltene künstlerische Bandbreite<br />

Aimards bezeichnend ist <strong>–</strong> und die<br />

dabei doch einer seiner wichtigsten<br />

programmatischen Prämissen folgt:<br />

„Ich betrachte es ganz einfach als<br />

meine Aufgabe, für die zeitgenössische<br />

Musik einzutreten. Werke der<br />

letzten fünfzig Jahre werden also<br />

eine zentrale Rolle spielen. Aber wir<br />

schaffen auch einige Referenzen<br />

zum klassischen Repertoire, und<br />

natürlich gibt es ein paar Stücke, in<br />

denen es vor allem um die Show, um<br />

die Virtuosität geht.“<br />

Und was wird konkret zu hören<br />

sein? „Projekte wie dieses sind eine<br />

sehr sensible und fragile Angelegenheit“,<br />

gesteht Aimard, der schon<br />

einige solcher Konzeptkonzerte zusammengestellt<br />

hat, um die oft allzu<br />

große Ernsthaftigkeit im Umgang<br />

speziell mit der zeitgenössischen<br />

Musik auf charmante und intelligente<br />

Art zu brechen. „Das endgültige<br />

Programm wird also erst nach den<br />

Proben feststehen, wenn wir wissen,<br />

ob die Ideen auch tatsächlich aufgehen.“<br />

Ein paar Fixpunkte verrät


du temps<br />

Orchestra of Europe auf der Suche<br />

er aber dennoch vorab: „Die mechanische<br />

Zeit“ etwa wird mit ein paar<br />

Takten aus <strong>–</strong> erraten <strong>–</strong> Joseph Haydns<br />

„Uhrsinfonie“ Nr. 101 eingeläutet; es<br />

folgen einzelne Sätze aus Karlheinz<br />

Stockhausens zwölfteiligem<br />

Zyklus „Tierkreis“, in denen auch<br />

jene Spieldose eine besondere Rolle<br />

spielt, die der deutsche Komponist<br />

Aimard einst zum Geschenk machte.<br />

Alternierend damit erklingen einige<br />

der „Zehn Stücke für Bläserquintett“<br />

von György Ligeti, zu dem Aimard<br />

seit Jahren eine enge künstlerische<br />

Freundschaft unterhält.<br />

Noch mehr von Ligeti wird während<br />

der „Gebrochenen Zeit“ zu hören<br />

sein, nämlich Ausschnitte aus dessen<br />

an Johannes Brahms angelehntem<br />

Horntrio <strong>–</strong> sowie eine eigene Version<br />

von Ligetis berühmtem Metronomstück<br />

„Poème symphonique“, in der<br />

neun Musiker den Part der im Original<br />

vorgesehenen hundert Metronome<br />

übernehmen. „Die nostalgische<br />

Zeit“ setzt mit einer Assoziation<br />

an die verweht-sehnsuchtsvollen<br />

Klänge einer Spieluhr ein, wie sie<br />

Anatol Liadov aufs Klavier übertrug,<br />

und bringt zudem Walzer, Ländler<br />

STYRIARTE / POLLEROSS<br />

ZEIT FÜR AIMARD<br />

und andere Tänze von Franz Schubert.<br />

Mit virtuosen Werken von Igor<br />

Strawinsky, Brian Ferneyhough und<br />

Niccolò Paganini werden die Solisten<br />

des COE während der „Extremen<br />

Zeit“ Gelegenheit erhalten, auch<br />

ihre technischen Fähigkeiten unter<br />

Beweis zu stellen. Und nachdem<br />

zum Abschluss mit dem dritten Satz<br />

aus Brahms’ Klavierquartett c-moll<br />

die Zeit aufgehoben wurde, werden<br />

erstmals alle Beteiligten zusammen<br />

ein Werk „à la recherche du temps“<br />

interpretieren <strong>–</strong> und in John Cages<br />

legendärem „4’33’’“ gemeinsam der<br />

auskomponierten Stille lauschen.<br />

Carsten Fastner<br />

(Kulturredakteur des „Falter“, Wien)<br />

20. Juni, 11 Uhr<br />

21./22. Juni, 20 Uhr<br />

Stefaniensaal<br />

TRIPELKONZERT<br />

Haydn: Sinfonie Nr. 101 („Die Uhr“)<br />

Beethoven: Tripelkonzert in C, op. 56<br />

Symphonie Nr. 8 in F, op. 93<br />

Thomas Zehetmair, Violine<br />

Clemens Hagen, Violoncello<br />

Pierre-Laurent Aimard, Klavier<br />

Chamber Orchestra of Europe<br />

Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />

28. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

AUTOPSIE EINES FLÜGELS<br />

Ein Klaviertechniker und ein<br />

Klavierspieler legen das Innenleben<br />

ihres Instruments frei<br />

Mit Pierre-Laurent Aimard<br />

Eintritt frei • Zählkarten notwendig!<br />

29. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

A LA RECHERCHE DU TEMPS<br />

Ein Fest zur Zeit mit Musik von Schubert,<br />

Cage, Messiaen, Ligeti u. a.<br />

Pierre-Laurent Aimard, Klavier<br />

Solisten des Chamber Orchestra<br />

of Europe<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

19<br />

Tonangebend.<br />

Alles über die <strong>Styriarte</strong> lesen<br />

Sie laufend in der Kleinen<br />

Zeitung und online auf<br />

www.kleinezeitung.at/styriarte


Alexander Lokshin, Lebensdaten<br />

1920 bis 1987, ist ein so gut<br />

wie unbekannter Komponist,<br />

gleichzeitig ein Komponist von einer<br />

enormen Qualität und Originalität.<br />

Wieso dieser Widerspruch?<br />

Das hat zwei Gründe. Erstens: Er<br />

ist zu einer sehr speziellen Zeit in<br />

Russland geboren worden <strong>–</strong> seine<br />

gesamte Jugend und sein Erwachsenwerden<br />

hat unter Stalin stattgefunden<br />

-, und Lokshin wurde zunächst<br />

von den offi ziellen Autoritäten<br />

als jüdischer Komponist verfolgt.<br />

Zweitens: Er war immer sehr offen<br />

gegenüber literarischen Texten aus<br />

dem Westen. Eine seiner ersten Partituren<br />

beispielsweise ist ein Stück für<br />

Sopran und Orchester aus dem Jahr<br />

1943, mit einem Text über die „Fleurs<br />

du mal“ von Baudelaire, der zu dieser<br />

Zeit in der UDSSR extrem schlecht<br />

angesehen war.<br />

Er war jemand, der den Kanon<br />

dessen verließ, was „sozialistische<br />

Kunst“ sein musste. Der Großteil seiner<br />

Werke sind Vokalwerke: Es gibt<br />

elf Symphonien, und von diesen ist<br />

nur eine, die Vierte, rein orchestral<br />

<strong>–</strong> die anderen verwenden Gesang, und<br />

meistens zu Texten von Dissidenten.<br />

Vor vier Jahren habe ich seine „Drei<br />

Szenen aus Goethes Faust“ aufgenommen,<br />

die russische Übersetzung<br />

wurde von Boris Pasternak gemacht,<br />

noch so jemand <strong>–</strong> man weiß ja: „Dr.<br />

Schiwago“ war auch über Jahre<br />

hinweg in Russland verboten. Und<br />

es gibt zum Beispiel ein Requiem,<br />

russische Liturgie, aber mit einem<br />

Text von Anna Achmatova, die auch<br />

eine Dissidentin war. Also wurde er<br />

ausgegrenzt. Er musste von Filmmusik<br />

leben, von Dingen, die nicht<br />

sehr spannend waren, ein bisschen<br />

unterrichten, und schlussendlich ist<br />

er ziemlich arm gestorben.<br />

Aber warum ist er bis heute nicht<br />

rehabilitiert?<br />

Ganz einfach, weil er nicht gespielt<br />

wird. Es gibt einige russische<br />

Künstler, zwei davon kenne ich, Gennady<br />

Rozhdestvensky und Rudolf<br />

Barshai, die Lokshin im Ausland<br />

ganz enorm gefördert haben. Man<br />

muss zum Beispiel wissen, dass<br />

Rozhdestvensky und Barshai zwei<br />

seiner Symphonien uraufgeführt<br />

haben, Barshai die 1. Symphonie und<br />

LOKSHIN-PROJEKT<br />

Ein Gespräch mit<br />

Michel Swierczewski<br />

über sein Lokshin-Projekt.<br />

Von Mathis Huber<br />

Rozhdestvensky die 3. im Jahr 1979<br />

mit dem Orchester der BBC, aber in<br />

Russland wurde er praktisch nicht<br />

gespielt <strong>–</strong> und nicht verlegt, es gab<br />

also auch keine Werbung, und so ist<br />

er völlig unbekannt.<br />

Und warum ist es jetzt Michel Swierczewski,<br />

der Lokshin in die Musikwelt<br />

zurückbringt?<br />

Also das ist eine Geschichte, die<br />

total zufällig entstanden ist. Sie hat,<br />

ohne, dass ich es selbst wusste, 1987<br />

begonnen. Damals kam ein Freund<br />

zu mir zum Essen und hatte einen<br />

Plastiksack mit, und in diesem Plastiksack<br />

war eine Partitur. Er selbst<br />

wusste nichts über den Komponisten<br />

<strong>–</strong> er hatte die Partitur von einer Französin,<br />

die zusammen mit einigen<br />

Dissidenten in Moskau studiert hatte,<br />

und die Lokshins Frau kurz nach<br />

seinem Tod getroffen hatte. Mme.<br />

Lokshin sagte zu dieser Frau: „Tun<br />

Sie etwas, damit man sich an mei-<br />

20<br />

nen Mann erinnert“. Dieser Freund<br />

kam also zu uns und zeigte mir die<br />

Partitur, er kannte nicht einmal den<br />

Namen des Komponisten. Zu dieser<br />

Zeit dirigierte ich sehr viel zeitgenössische<br />

Musik, es kamen wöchentlich<br />

Partituren von Verlagen aus ganz Europa,<br />

und ich hatte einfach keine Zeit,<br />

mir das anzuschauen. Dann lagerte<br />

das Werk Lokshins zehn Jahre auf<br />

meinem Dachboden. 1997 sind meine<br />

Frau und ich übersiedelt, und damals<br />

entschloss ich mich, alle Partituren<br />

zu ordnen und zu klassifi zieren, die<br />

zeitgenössischen, die interessanten<br />

zu behalten... und dabei bin ich auf<br />

diese auf Russisch geschriebenen<br />

Manuskripte gestoßen. Ich begann,<br />

mich für Lokshin zu interessieren,<br />

weil es wirklich gut war. Ich begann,<br />

seine Partituren zu suchen <strong>–</strong> eine<br />

lange Geschichte... Schritt für Schritt<br />

haben wir den Faden wieder aufgenommen,<br />

wir haben diese Frau wiedergefunden,<br />

die in den 80er Jahren<br />

in Moskau war, sie hatte durch einen<br />

glücklichen Zufall ihr Adressbuch<br />

von vor zehn Jahren aufgehoben,<br />

und sie rief Mme. Lokshin an, die<br />

durch einen weiteren glück lichen


Zufall immer noch am gleichen Ort<br />

wohnte, und perfekt französisch<br />

sprach. Dann haben wir telefoniert,<br />

sie weinte <strong>–</strong> es war ein unglaublich<br />

emotionaler Moment. Und sie hat<br />

mir die gesamten Partituren aller<br />

elf Symphonien anvertraut, zwei<br />

Sinfoniettas, ein bisschen Kammermusik,<br />

das Requiem <strong>–</strong> und so hat alles<br />

angefangen.<br />

Wie ist diese Musik, aus der Perspektive<br />

der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts<br />

betrachtet, und warum muss man sie<br />

entdecken?<br />

Sprechen wir ganz offen: Verglichen<br />

mit der zeitgenössischen westlichen<br />

Musik, die die großen Komponisten<br />

wie Boulez, Stockhausen, Ligeti<br />

umfasst, ist das ganz offensichtlich<br />

viel konservativer. Das ist Musik, die<br />

angesiedelt ist zwischen Schostakowitsch<br />

und Schnittke. Man spürt<br />

in einigen Symphonien ganz stark<br />

den Einfl uss von Alban Berg. Das ist<br />

überhaupt keine serielle Musik, aber<br />

es ist in ihrer Atonalität eine Musik,<br />

die sehr von der Wiener Schule beeinfl<br />

usst ist, mit diesem rhythmischen<br />

Pulsschlag, der beispielsweise auch<br />

bei Schostakowitsch zu fi nden ist.<br />

Für mich entsteht das Interesse auch<br />

aus diesem russischen Blick auf die<br />

westlichen Texte <strong>–</strong> auf sehr unterschiedliche<br />

Texte übrigens: Einer<br />

der Symphonien, die wir aufnehmen<br />

werden, der 5., liegen Sonnette von<br />

Shakespeare zu Grunde, die 11. (es<br />

ist meines Wissens die zweite Aufführung<br />

überhaupt, die wir machen<br />

werden), basiert auf den Texten<br />

des Portugiesen Luís Camões <strong>–</strong> alle<br />

diese Einfl üsse färben die Musik.<br />

Besonders interessant ist, dass man<br />

eine Art Erleichterung empfi ndet<br />

gegen Abschluss seines Lebenswerks<br />

hin <strong>–</strong> die härtesten Werke, die am<br />

stärksten an die Grenzen gehenden,<br />

die modernsten, sind die ersten <strong>–</strong> als<br />

seine Situation am härtesten war.<br />

Am Ende seines Lebens gibt es eine<br />

Art Rückkehr zur Tonalität.<br />

Du wirst die Symphonien von Lokshin in<br />

Graz mit dem Orchester recreation aufführen<br />

und aufnehmen: Warum genau?<br />

Auch hier gibt es schon eine lange<br />

Geschichte der Zusammenarbeit und<br />

der Freundschaft. Obwohl recreation<br />

ein sehr junges Orchester ist, wird es<br />

für einen Großteil der Musiker, die es<br />

LOKSHIN-PROJEKT<br />

bilden, nächstes Jahr zehn Jahre her<br />

sein, dass wir zusammenarbeiten. In<br />

diesen zehn Jahren ist eine Freundschaft<br />

entstanden, die mich mit<br />

vielen Musikern des Orchesters verbindet.<br />

Und erst das Miteinander von<br />

beidem bewirkt, dass man über eine<br />

einfache Aufführung des Werkes hinausgehen<br />

kann. Der zweite Grund<br />

ist, dass ich es sehr mutig fi nde, wie<br />

dieses Ensemble seine Zukunft in die<br />

Hand nimmt. Und ich bemühe mich,<br />

es dabei zu begleiten, und ich glaube,<br />

dass es eine großartige Gelegenheit<br />

für das Orchester ist, mit einer internationalen<br />

Plattenfi rma wie BIS<br />

zusammen zu arbeiten. Einerseits<br />

künstlerisch, weil das Team von BIS<br />

extrem kompetent ist, und andererseits,<br />

weil diese Firma auf der ganzen<br />

Welt Platten vertreibt <strong>–</strong> es ist die Art<br />

von Firma, die jetzt an die Stelle der<br />

alten großen Plattenfi rmen getreten<br />

ist: BIS produziert mehr Platten als<br />

die Deutsche Grammophon, Decca<br />

und Philipps zusammen. Ich hoffe<br />

also auch, dass das Orchester mit<br />

diesem Projekt international auf sich<br />

aufmerksam machen wird.<br />

Tatiana Apraksina. Portrait des<br />

Komponisten Alexander Lokshin<br />

24. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

LOKSHINS SYMPHONIEN<br />

Symphonien Nr. 5, 9 und 11<br />

von Alexander Lazarevich Lokshin<br />

Vanda Tabery, Sopran<br />

Jeffrey Black, Bariton<br />

recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />

Dirigent: Michel Swierczewski<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

21


Weltstars im Abo<br />

www.opernhaus.ch<br />

1704 2004<br />

Charakterköpfe<br />

des Barock<br />

Exzentrisch, ausladend, überbordend<br />

wie ihre Perücken war auch ihre Musik:<br />

Vor 300 Jahren starben Charpentier und Biber,<br />

zwei Charakterköpfe des Hochbarock.<br />

1704: Ein Tod in Paris<br />

Am Morgen des 24. Februars<br />

1704 gegen 7 Uhr stirbt im Haus<br />

der Sainte-Chapelle ein sechzigjähriger<br />

Musiker, höchst verdient in<br />

der geistlichen wie in der weltlichen<br />

Musik, doch ebenso angefeindet wie<br />

verehrt: Marc-Antoine Charpentier.<br />

Ganz nahe bei der Dornenkrone<br />

Jesu, die Frankreichs Könige in ihrer<br />

kostbarsten Kirche hüten, scheidet er<br />

tief gläubig aus dem Leben. „Ich bin<br />

der, der vor kurzem erst geboren wurde,<br />

berühmt war zu seiner Zeit, aber<br />

nun tot ist, null und nichts im Grabe,<br />

Staub, Asche und den Würmern ein<br />

Fraß. Ich habe lange genug gelebt,<br />

aber zu kurz, gemessen an der Ewigkeit.<br />

Ich war Musiker, den die Guten<br />

für gut, die Ignoranten für einen Ignoranten<br />

hielten. Und weil die Zahl<br />

derjenigen, die mich schmähten, sehr<br />

viel größer war als die Zahl derer, die<br />

mich lobten, war die Musik für mich<br />

mit wenig Ehre, aber großer Last verbunden;<br />

und wie ich bei der Geburt<br />

nichts mitbrachte auf diese Erde, so<br />

habe ich im Tode nichts mitgenommen.“<br />

Mit diesen nüchternen Worten<br />

hat er sich selbst seine Grabinschrift<br />

verfasst und sie noch vor seinem Tod<br />

vertont: zu sechs Stimmen mit Basso<br />

22<br />

continuo als „Epitaphium Carpentarii“.<br />

Mit Charpentiers Leichnam wurde<br />

1704 auch der Klang seiner Musik<br />

zu Grabe getragen. Seine Neider<br />

behielten die Oberhand, der musikalische<br />

Goût in Paris änderte sich, und<br />

der Meister der rührenden Töne, von<br />

dem der Sonnenkönig einst ausrief,<br />

er wolle nur noch seine Musik im Gottesdienst<br />

hören, war vergessen.<br />

Erst 250 Jahre später kamen die<br />

Klänge wieder ans Tageslicht. Als<br />

sich Mitte der Fünfziger Jahre Europa<br />

nach einer Hymne für die Eurovision<br />

umhörte, verfi el man auf das „Prélude“<br />

aus Charpentiers Te Deum in<br />

D, auf kernigen Trompetenklang im<br />

Rhythmus eines pointierten Rigaudon.<br />

Über den Komponisten einer so<br />

hitverdächtigen Barockmusik wollte<br />

Aus dem Leben Marias: Anbetung der Hirten. Charles Le Brun, 1689<br />

man mehr wissen, doch kaum einer<br />

ahnte, was es alles zu entdecken gab:<br />

Berge von Manuskripten mit ausdrucksstarker<br />

Kirchenmusik, nicht<br />

nur ein Te Deum, sondern deren vier,<br />

Messen, Motetten, Oratorien und<br />

Psalmen. Schauspielmusiken wie die<br />

hinreißend komischen Einlagen zu<br />

Molières „Eingebildet Krankem“. Eine<br />

Oper über den Medea-Stoff, deren erschütternde<br />

Tragik den großen Konkurrenten<br />

Lully glatt an die Wand<br />

spielt. All dies und noch viel mehr


haben Musikwissenschaftler und<br />

Musiker nicht nur aus Frankreich in<br />

den letzten 50 Jahren der Musikwelt<br />

„peu à peu“ zu Gesicht und Gehör<br />

gebracht. Es waren Pioniere wie<br />

William Christie, der Amerikaner in<br />

Paris, oder Jordi Savall, der Katalane<br />

in Basel.<br />

Erst heute, 300 Jahre nach seinem<br />

Tod, können wir die Konturen<br />

des Künstlers Charpentier ermessen.<br />

Er war der genialste französische<br />

Kirchenkomponist vor Berlioz, der<br />

pfi ffi gste Mitstreiter Molières und<br />

der einzige wahre Konkurrent Lullys<br />

auf der Opernbühne. Wer war der<br />

Mensch hinter diesen Noten, der<br />

Mann, der in dreißig französischen<br />

Musikerjahren nahezu 600 Werke in<br />

allen Genres schuf? „Ein Original, dessen<br />

Hirnfl ügel ziemlich beschädigt<br />

sind, verrückt nach Weinen, auf Brot<br />

und Mitleid der anderen angewiesen,“<br />

so hat den jungen Charpentier<br />

ein gehässiger Zeitgenosse beschrieben<br />

(Charles Coypeau d’Assoucy), der<br />

ihn in Rom traf. Dieser exaltierte<br />

junge Mann legte in der Ewigen<br />

Stadt den Grund zu einer musikalischen<br />

Revolution: Er tauchte so tief<br />

in die Affektsprache des römischen<br />

Barock ein, dass er sie auf die französische<br />

Musik übertragen konnte.<br />

Sprechende Pausen, herzzerreißende<br />

Chromatik, Vorhaltsdissonanzen<br />

und Koloratur fanden zuerst durch<br />

ihn Eingang ins Musikvokabular der<br />

Franzosen.<br />

Als profunder Komponist und<br />

Sänger mit einer wohl geführten<br />

hohen Tenorstimme (Haute-Contre)<br />

kehrte er um 1670 nach Paris zurück<br />

und begegnete der Frau seines<br />

Lebens: Marie de Lorraine, Duchesse<br />

de Guise et de Joyeuse, Princesse de<br />

1704 2004<br />

Heinrich Ignaz Franz Biber<br />

Joinville. Die letzte weibliche Blüte<br />

aus der Familie der Guises wurde,<br />

so die Zeitgenossen, dem großen<br />

Namen ihres Hauses nach Geist<br />

und Macht vollkommen gerecht.<br />

Der Musik gehörte ihre ganze Liebe.<br />

Im Hotel de Guise, dessen gotische<br />

Türme noch heute fremdartig neben<br />

der Eleganz des Palais Soubise<br />

im Pariser Viertel Marais aufragen,<br />

beschäftigte Mademoiselle de Guise<br />

so viele gute Musiker wie kaum ein<br />

Fürst in Europa <strong>–</strong> und sie beschäftigte<br />

Musikerinnen. Wir kennen ihre<br />

Namen, denn Charpentier schrieb<br />

sie peinlich genau in die Partitur<br />

einer wundervollen Lauretanischen<br />

Litanei, die er um 1683 für seine<br />

Gönnerin schrieb. Zwei Gamben und<br />

sechs Solostimmen übertrumpfen<br />

einander in dissonanzenreichen<br />

Lobgesängen auf die Gottesmutter.<br />

Jordi Savall wird dieses Werk ins<br />

Zentrum seines Charpentier-Konzerts<br />

stellen, das er ganz dem Leben<br />

und Lob der Jungfrau widmet. Wenn<br />

heute Montserrat Figueras und ihre<br />

Tochter Arianna Savall gemeinsam<br />

mit dem Vater an der Gambe in die<br />

Klangwelt Charpentiers eintauchen,<br />

so wandeln sie auf den Pfaden jener<br />

Mademoiselles Thorin und Brion, die<br />

seinerzeit mit dem Komponisten diese<br />

Musik aufführten.<br />

1704: Totenglocken<br />

in Salzburg<br />

Auch in Salzburg läuteten 1704<br />

die Totenglocken für einen hoch geehrten<br />

Musiker: Am 3. Mai des Jahres<br />

verstarb Heinrich Ignaz Franz Biber<br />

von Bibern, einst Sohn eines böhmischen<br />

Jagdaufsehers, doch längst<br />

aufgestiegen zu höchsten Ehren und<br />

Würden in den Diensten der Erzbischöfe<br />

von Salzburg. „Der aufgrund<br />

seiner meisterhaften Geigerei schon<br />

früh international geehrte, mit güldenen<br />

Gnadenpfennigen und gar<br />

einem kaiserlichen Adels-Titel aus-<br />

23<br />

gestattete, aber gegen Ende des Jahrhunderts<br />

in Salzburger Domdiensten<br />

offenbar gelangweilte Biber“ <strong>–</strong> so<br />

hat ihn Reinhard Goebel charakterisiert,<br />

einer jener Musiker des 20.<br />

Jahrhunderts, denen es „aufgrund<br />

ihrer meisterhaften Geigerei“ gelang,<br />

Bibers europäisches Format, seine<br />

subtile Formen- und Affektsprache<br />

wieder zu glühendem Leben zu<br />

erwecken. Der Vortritt unter den Biberpionieren<br />

gebührt aber Nikolaus<br />

Harnoncourt. Sein Stainzer Konzert<br />

2004 stellt er ganz in den Dienst des<br />

bewunderten Barockmeisters, eine<br />

„Hommage à Biber“, die <strong>–</strong> wie Jordi<br />

Savalls Charpentier-Porträt <strong>–</strong> den<br />

Meister der geistlichen Musik in den<br />

Vordergrund rückt.<br />

Josef Beheimb<br />

2./3./4. Juli, 20.30 Uhr<br />

Pfarrkirche Stainz<br />

REQUIEM AETERNAM<br />

Biber-Requiem und Muffat-Concerti<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

17. Juli, 20.30 Uhr<br />

Pfarrkirche Pöllau<br />

MARIENLEBEN<br />

Charpentier: Canticum ad Beatam<br />

Virginem Mariam u. a.<br />

La Capella Reial de Catalunya<br />

Leitung: Jordi Savall<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

POLLEROSS


Michael Kapsner<br />

1689 wurde für die Wallfahrtskirche<br />

Mariazell eine neue Orgel errichtet. Die<br />

Pfeifensubstanz dieses Instruments geht<br />

möglicherweise auf<br />

ein oder mehrere Vorgängerinstrumente<br />

zurück, deren Erbauer<br />

nicht zu ermitteln<br />

sind. 1753 kam die<br />

Orgel nach St. Veit<br />

am Vogau, wo sie im<br />

Laufe der Zeit verschiedene<br />

Eingriffe<br />

erfuhr. Nach einer<br />

umfassenden Restaurierung zwischen 1998<br />

und 2002 ist die Orgel heute wieder in ihrem<br />

einmaligen Originalklang zu erleben.<br />

1889 wurde zeitgleich mit dem Bau der<br />

Herz-Jesu-Kirche als Geschenk der Steiermärkischen<br />

Sparkasse eine Orgel gebaut.<br />

Den Auftrag erhielt<br />

die Firma Walcker<br />

aus Ludwigsburg, die<br />

in der Fachwelt den<br />

ersten Rang unter<br />

den deutschen Orgelbauern<br />

der Spätromantik<br />

einnimmt.<br />

Mit ihren 36 Registern<br />

war diese Orgel<br />

für den großen Kirchenraum<br />

allerdings<br />

eigentlich zu klein geplant. Trotz dieser Einschränkung<br />

gibt sie in ihrer Klang qualität<br />

Zeugnis von der hohen (und zwischenzeitlich<br />

verkannten) Kunst des Orgel baus in der<br />

Spätromantik.<br />

HEIMO BINDER<br />

ORGELFEST<br />

Michael Kapsner, Gestalter des Orgelfestes<br />

der styriarte 2004, im Gespräch mit Mathis Huber<br />

Michael Kapsner ist seit dem Jahr 2000<br />

Orgelprofessor an der Grazer Musikuniversität.<br />

2004 verlässt er Graz wieder<br />

zugunsten einer Professur in Weimar,<br />

aber vorher gestaltet er für die styriarte<br />

noch ein Orgelfest an zwei steirischen<br />

Orgeln von überregionaler Bedeutung,<br />

zwei Orgeln mit genau 200 Jahren<br />

Altersunterschied. Warum genau an<br />

diesen beiden?<br />

Das ist eine gute Frage: Weil es<br />

eben zwei ganz besondere Instrumente<br />

sind.<br />

Die sich wodurch unterscheiden?<br />

Das eine ist praktisch eine hervorragend<br />

restaurierte barocke Orgel<br />

mit noch älterer Substanz, die in das<br />

16. Jahrhundert zurückreicht, das andere<br />

ist eine romantische Orgel, die<br />

schon vom System her ganz anders<br />

ist, die eine elektrische Kegellade<br />

verwendet und daher völlig anders<br />

funktioniert.<br />

An diesen Orgeltypen hat sich wohl<br />

auch das Programm orientiert?<br />

Ja und nein. In der Mitte des Programms<br />

steht Bach. Und es ist so, dass<br />

Bach weder auf dem einen, noch auf<br />

dem anderen Instrument wirklich<br />

geht <strong>–</strong> oder eben nur bedingt. Bach<br />

ist das Zentrum des Programms,<br />

weil er natürlich das Zentrum der<br />

Orgelmusik ist. Aber es ist klar: Der<br />

spätromantische Typ, also Herz-Jesu,<br />

kann nicht das ideale Instrument für<br />

Bach sein. Und die süddeutsche Barockorgel,<br />

also St. Veit am Vogau,<br />

mit ihrem beschränkten Pedalumfang<br />

hat nicht den Tonumfang für<br />

die meisten Werke Bachs. Was nicht<br />

heißt, dass man nicht das eine oder<br />

24<br />

andere Stück fi nden kann, das sich<br />

dafür gut adaptieren lässt.<br />

Das Programm kreist also um das<br />

Zentrum Bach, der allerdings eine<br />

andere Orgel im Kopf hatte, als die, die<br />

bei uns bestehen. Es scheint also eine<br />

Sehnsucht von Ihnen zu sein, diesen<br />

Bachschen Orgelklang zu fi nden <strong>–</strong> und<br />

deshalb gehen Sie nach Weimar?<br />

Ja <strong>–</strong> dort sind genau die Orgeln,<br />

dort steht genau der Typus an<br />

Orgeln, den Bach zur Verfügung<br />

hatte, und der seit der Wende hervorragend<br />

restauriert wird <strong>–</strong> und vor<br />

der Wende konnte durch den Geldmangel<br />

nichts „kaputt restauriert“<br />

werden, wie das im Westen zum<br />

Teil passiert ist. Das prominenteste<br />

Beispiel ist sicher Naumburg mit der<br />

Orgel von Hildebrandt <strong>–</strong> das könnte<br />

man als das Idealinstrument für<br />

Bach bezeichnen.<br />

Das Programm, das Sie in unserem<br />

Orgelfest gemeinsam mit vier Organisten-Kollegen<br />

präsentieren, könnten Sie<br />

aber auf dieser Bach-Orgel auch nicht<br />

ideal realisieren…<br />

Nein, Reger zum Beispiel ließe sich<br />

dort nicht spielen!<br />

Was wir daraus lernen, ist, dass Orgelrepertoire<br />

wesentlich stärker von den<br />

jeweils vorhandenen Instrumenten<br />

abhängt, als wir das sonst in der Konzertprogrammierung<br />

berücksichtigen<br />

müssen <strong>–</strong> nicht nur von der technischen<br />

Potenz der Instrumente her, sondern<br />

auch vom Stil.<br />

Natürlich.<br />

Und um dieses komplexe Instrument<br />

mit seiner langen Geschichte und


seinen großen technischen Veränderungen<br />

näher kennen zu lernen, wird<br />

in diesem Orgelfest auch Einiges als<br />

Rahmenprogramm passieren, was<br />

Einblicke in die Tiefe zulässt.<br />

Genau. Wir fangen da mit dem<br />

älteren Typus an: Die St. Veiter<br />

Orgel ist eine Schleifl adenorgel, im<br />

Gegensatz zur Kegellade, die dann<br />

später wieder verworfen wurde. Es<br />

ist wunderschön, an einer Orgel die<br />

Mechanik zu sehen: wie die Pfeifen<br />

zum Klingen gebracht werden. Mein<br />

Kollege Reymaier wird dort für das<br />

Publikum in den Pausen zwischen<br />

den Konzerten sozusagen eine „Autopsie<br />

einer Königin“ vornehmen.<br />

Ein anderes Charakteristikum unseres<br />

Orgelfests ist ein großer Anteil an improvisierter<br />

Musik, sowohl auf der Barockorgel<br />

in St. Veit, als auch in Graz<br />

<strong>–</strong> hier sogar auf mehreren Orgeln.<br />

Ja, und wegen der hier genannten<br />

historisch gewachsenen Unterschiede<br />

arbeiten Organisten beim<br />

Improvisieren oft sehr retrospektiv,<br />

passen sich im Stil mit der Improvisation<br />

an das Instrument an. Die<br />

Stilimprovisation ist überhaupt ein<br />

sehr wichtiges Element für den Organisten.<br />

Besonders reizvoll ist es,<br />

wenn zwei oder drei Organisten in<br />

einem historischen Stil auf mehreren<br />

Orgeln gemeinsam improvisieren. In<br />

der Unterkirche von Herz-Jesu werden<br />

also drei Positive aufgestellt, auf<br />

denen zwei Kollegen und ich gemeinsam<br />

improvisieren. Das macht riesig<br />

Spaß, wir haben das schon zu zweit<br />

gemacht, und diesmal probieren wir<br />

es eben zu dritt.<br />

Wie trifft sich unser Orgelfest mit dem<br />

Festivalthema „Von Zeit zu Zeit“?<br />

„Von Zeit zu Zeit“ in die Orgelmusik<br />

übersetzt heißt: Die Orgel-Zeit teilt sich<br />

in die Musik vor Bach, Bach, und die<br />

Musik nach Bach. Und von unseren<br />

Orgeln repräsentiert St. Veit die Orgel<br />

für die Zeit vor Bach, Herz-Jesu die Zeit<br />

nach Bach <strong>–</strong> und es ist natürlich sehr<br />

reizvoll, auf beiden Instrumenten die<br />

Mitte, Bach, einzubeziehen.<br />

Und wenn Sie diesen Mittelpunkt der<br />

Orgel-Zeit jetzt ab Herbst in Weimar<br />

ORGELFEST<br />

suchen: Verlassen Sie Graz beschwingt<br />

oder betrübt?<br />

Sicher nicht betrübt. Es war eine<br />

sehr gute Zeit, im Nachhinein betrachtet.<br />

Als Voraussetzung für das,<br />

was ich den Studenten in Weimar<br />

bieten möchte, musikpädagogisch<br />

und konzeptuell, habe ich die Jahre<br />

in Graz sicher gebraucht. Ich habe<br />

hier zum Beispiel ein neues Unterrichtsmodell<br />

entwickelt: nicht nur<br />

Exkursionen zu, sondern praktischer<br />

Unterricht an historischen Orgeln<br />

steht da im Mittelpunkt. Hier habe<br />

ich das mit den Studenten an der Orgel<br />

von St. Veit am Vogau gemacht,<br />

und in Deutschland kann ich das<br />

jetzt intensiv praktizieren.<br />

10. Juli<br />

Pfarrkirche St. Veit am Vogau<br />

ORGELFEST 1<br />

15 Uhr: Von Gabrieli zu<br />

Sweelinck zu Bach<br />

Konstantin Reymaier<br />

17 Uhr: Von Schlick zu<br />

Frescobaldi zu Bach<br />

Jürgen Essl<br />

19 Uhr: Von der Vergangenheit<br />

zur Gegenwart<br />

Improvisation aller Organisten<br />

11. Juli, Herz-Jesu-Kirche<br />

ORGELFEST 2<br />

10.45 Uhr: Gottesdienst<br />

Manfred Tausch<br />

15 Uhr: Von Bach zu Hindemith zu Reger<br />

Michael Kapsner<br />

17 Uhr: Von Bach zu Messiaen zu Vierne<br />

Gunther Rost<br />

19 Uhr: Vom Jetzt zum Jetzt<br />

Improvisation aller Organisten<br />

Ausklang: John Cage, As slow as possible<br />

Jürgen Essl<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

25<br />

FESTSPIELE<br />

Magazin<br />

ab Juni<br />

im Handel<br />

... damit Sie<br />

wissen, was<br />

gespielt<br />

wird.


Der Zahn der Zeit nagt auch an<br />

manchem Konzertpodium.<br />

Während der Nimbus der<br />

Gattung Streichquartett unumstritten<br />

ist, während Quartette landauf,<br />

landab ihren Haydn, Mozart und<br />

Beethoven so selbstverständlich<br />

spielen, als habe sich seit den Tagen<br />

der Lobkowitz und Schuppanzigh<br />

nichts geändert, mögen kritischere<br />

Zeitgenossen das hehre Genre des<br />

Quartettabends als erstarrt und gestrig<br />

empfi nden. So zumindest sahen<br />

es vier junge Amerikaner vor nunmehr<br />

31 Jahren. Sie schrieben sich die<br />

Gestalt des gefl ügelten Gottes Kronos<br />

auf ihre Fahnen, gaben sich im Outfi t<br />

schrill-provokant und schlugen dem<br />

Publikum in den sonst so distinguierten<br />

Heiligen Hallen des Streichquartetts<br />

die Dissonanzorgien eines<br />

John Zorn oder George Crumb um<br />

die Ohren. Die Amerikaner waren<br />

begeistert: „String Quartet“ war nun<br />

endlich „more fun than usual“, die<br />

„Boys-and-Girl-group“ aus San Francisco<br />

füllte nicht nur die Carnegie<br />

Hall, sondern auch Clubs und Jazz<br />

Festivals. Und immer gab es Neues zu<br />

hören, denn die „furchtlose Hingabe<br />

ans Experimentieren“ erklärten die<br />

Vier zu ihrem künstlerischen Credo.<br />

Zum dreißigsten Quartett-Geburtstag<br />

2003 erhielten die Jünger<br />

des Kronos endlich den Grammy<br />

Award <strong>–</strong> im zehnten Anlauf nach<br />

neun vorherigen Nominierungen. In<br />

allen Kategorien waren sie vertreten<br />

KRONOS QUARTET<br />

Die Sachwalter des Zeitgottes<br />

Das Kronos Quartet bei der styriarte<br />

<strong>–</strong> „Best Classical Album“, „Best Chamber<br />

Music Performance“, „Best Crossover<br />

Album“ <strong>–</strong> doch nie wurden sie<br />

dabei etwa für eine Beethoven- oder<br />

Schubert-Einspielung ausgezeichnet.<br />

„Klassisch“ heißt bei Kronos Schnittke<br />

und Berg, „Kammermusik“ kann<br />

Dowlands „Lachrymae“ ebenso umfassen<br />

wie Peteris Vasks, „Crossover“<br />

sind jene Alben, die mit poetischen<br />

Titeln wie „Winter was hard“ oder<br />

„Water Lilies“ für Aufsehen sorgten.<br />

Auf seinem rasanten Konzertfl ug<br />

durch Zeit und Raum <strong>–</strong> mehr als<br />

30 Jahre weltweiter Auftritte bei<br />

jährlich 22 Tourwochen in mehr<br />

als 15 Ländern <strong>–</strong> hat das „Kronos<br />

Quartet“ nie auf den sicheren Inseln<br />

des Altbewährten Rast gemacht.<br />

Kompromisslos schaut es nach vorne<br />

und führt mittlerweile mehr als<br />

450 Kompositionen mit sich, die<br />

exklusiv für das Ensemble komponiert<br />

oder arrangiert wurden. Die<br />

meisten klassischen Streichquartette<br />

beschränken sich auf ein Zehntel<br />

3. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

DIFFERENT TRAINS<br />

Steve Reich: Different trains u. a.<br />

Kronos Quartet (New York):<br />

David Harrington &<br />

John Sherba, Violine<br />

Hank Dutt, Viola<br />

Jennifer Culp, Violoncello<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

26<br />

dieses Repertoires, überwiegend aus<br />

dem klassischen Kanon. Hier aber<br />

heißen die Helden der Quartettabende<br />

nicht Schubert oder Mendelssohn,<br />

sondern Hildegard von Bingen und<br />

Sofi a Gubaidulina, Terry Riley und<br />

Steve Reich.<br />

Auch in Graz sind die Jünger des<br />

Zeitgotts „auf Achse“: Sie folgen<br />

den Spuren zweier Züge, die in den<br />

1940er Jahren jüdische Kinder zu<br />

unterschiedlichen Zielen brachten:<br />

den kleinen Steve Reich von New<br />

York nach Los Angeles, Kinder aus<br />

Polen, Tschechien und so vielen anderen<br />

Ländern nach Auschwitz. Die<br />

gegenläufi ge Bewegung wird in einer<br />

Collage aus Original-Interviews,<br />

Zug-Geräuschen der Epoche und live<br />

gespielten Streichquartett-Klängen<br />

nachgezeichnet <strong>–</strong> eine aufregende<br />

Reise in der Zeit.<br />

Kronos, der gefl ügelte Gott der<br />

Zeit, wie ihn die Renaissance sah,<br />

entstand bekanntlich aus einer Überlagerung<br />

des Kairos der Antike und<br />

des Saturn: urplötzlich zupackend<br />

der Zeitgott der Griechen, düster das<br />

Weltgeschehen der Jahrtausende beherrschend<br />

der Staatsgott der Römer.<br />

Sich einem solchen Zwitterwesen zu<br />

verschreiben, heißt: rastlos am Rade<br />

der Zeit drehen und zugleich in einer<br />

zeitlosen Perspektive die Jahrhunderte<br />

zu schauen. Nichts Anderes tut<br />

das Kronos Quartet.<br />

Josef Beheimb


Kinder aus Charkov spielen<br />

für Kinder aus Graz<br />

Eine der handgreifl ichsten Umsetzungen<br />

des styriarte-Themas<br />

2003, „Die Macht der Musik“, hat<br />

im Stillen, 1500 Kilometer von Graz<br />

entfernt, seine Wirksamkeit entfaltet:<br />

Aus einem kleinen Teil der styriarte-<br />

Karteneinnahmen 2003 wurde in der<br />

Ukrainischen Stadt Charkov gemeinsam<br />

mit der Caritas eine Musikwerkstatt<br />

für Straßenkinder eingerichtet,<br />

um diesen durch die Musik eine<br />

Perspektive im Leben zu geben. Jetzt,<br />

nach eineinhalb Jahren Laufzeit,<br />

kommt die Gruppe, insgesamt an<br />

die 60 Kinder und Jugendliche, nach<br />

Graz und präsentiert im Rahmen der<br />

styriarte 2004, was aus dem Projekt<br />

geworden ist.<br />

Die jungen Menschen, die sich in<br />

Charkov in der Betreuung der dortigen<br />

Caritas befi nden, haben in einem<br />

Musik-Tanz-Theater-Stück ihre Sicht<br />

der Welt formuliert. „Kosmonauten<br />

des Lichts“ nennt sich das Spektakel,<br />

und es ist Theater von Kindern für<br />

Kinder (ab etwa 8 Jahren), hergestellt<br />

mit einfachsten Mitteln, aber mit<br />

vollem Engagement. Es geht sozusagen<br />

ums Leben. Und es geht um<br />

noch etwas: Der volle Erlös aus der<br />

Vorstellung am 1. Juli in der Grazer<br />

Helmut-List-Halle (und aus zwei<br />

weiteren Vorstellungen, die in Wien<br />

und in Klosterneuburg organisiert<br />

werden) geht nach Charkov und soll<br />

die Fortsetzung des Projekts für das<br />

Jahr 2005 sicherstellen.<br />

Schauen Sie sich das an!<br />

Mathis Huber<br />

CARITAS-PROJEKT<br />

„Kosmonauten des Lichts“<br />

Die Story<br />

Was passiert, wenn ein Raumschiff<br />

aus einer fremden Galaxis<br />

plötzlich und unerwartet auf der<br />

Erde notlanden muss? Krieg der Sterne,<br />

meinen Sie? Nein, weit gefehlt.<br />

Wenn dieses Raumschiff auf einem<br />

Jahrmarkt in der Ukraine landet,<br />

dann werden die Fremdlinge spontan<br />

zu einem multigalaktischen Fest<br />

eingeladen, um die Kulturen unserer<br />

Welt kennen zu lernen.<br />

Da gibt es ukrainische Volkstänze,<br />

eine russische Quadrille, aber auch<br />

einen Alientanz zu hören und zu<br />

sehen, Akrobaten zeigen ihre Kunststücke,<br />

die Mode und Kampftechniken<br />

der irdischen Wikinger werden<br />

ebenso bestaunt wie der Tanz einiger<br />

orientalischer Schönheiten und<br />

eine Gruppe weit gereister Indianer<br />

27<br />

und Cowboys, die auch der Einladung<br />

zum Jahrmarkt gefolgt sind.<br />

Den krönenden Abschluss des Festes<br />

bildet <strong>–</strong> aber nein, alles sei hier noch<br />

nicht verraten.<br />

Wenn die Batterien des Raumschiffs<br />

schließlich aufgeladen sind<br />

und die Reise durchs All weiter ihren<br />

geplanten Weg nehmen kann, haben<br />

Aliens und Erdenmenschen jedenfalls<br />

viel dazu gelernt. Vor allem, dass eine<br />

Freundschaft zwischen den Kulturen<br />

unsagbar spannend und bereichernd<br />

sein kann.<br />

1. Juli, 17 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

KOSMONAUTEN<br />

DES LICHTS<br />

Benefi zveranstaltung für das Kindermusikprojekt<br />

der styriarte in Charkov /<br />

Ukraine<br />

Geeignet für Kinder ab 8 Jahren<br />

Kinder und Jugendliche aus Charkov<br />

Preise: EUR 21 / 14 / 7<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com


Ein kesselförmiges Mundstück,<br />

ein S-förmiges Messingrohr mit<br />

Trichter und ein Zug - aus diesen<br />

Teilen besteht Bertl Mütters liebstes<br />

Instrument: die Posaune. Aufgewachsen<br />

ist er mit ihr im oberösterreichischen<br />

Steyr, lernte durch sie<br />

Blasmusik, Dixieland und Militärmusik<br />

kennen, ging mit ihr nach Graz<br />

an die Jazzabteilung der Hochschule,<br />

heute leben die beiden in Wien.<br />

Es gibt kaum Töne, die Bertl Mütter<br />

seiner Schagerl-Posaune noch nicht<br />

entlockt hat, er kennt sie in und auswendig<br />

und sie gibt ihm alles. Denn:<br />

wenn er mit ihr auf die Bühne tritt,<br />

wird seine Welt zum Badezimmer,<br />

da ist er mit ihr ganz intim, trotz des<br />

Publikums rundherum.<br />

Die beiden sind aber nicht nur<br />

Einzelgänger: Miss Posaune hat<br />

z.B. in Jon Sass’ Tuba eine Freundin<br />

gefunden, die gemeinsam mit<br />

der schweizerisch-amerikanischen<br />

Sängerin Erika Stucky im Ensemble<br />

Mrs. Bubble & Bones musiziert. Der<br />

Freundes- und Kollegenkreis umfasst<br />

Künstler wie Christoph Cech, Elke<br />

Huala, Karlheinz Essl, Franzobel,<br />

Josef Haslinger, Friedrich Moßhammer<br />

uvm. Kein Ambiente ist für<br />

Bertl Mütter zu ungewöhnlich, um<br />

es nicht als Veranstaltungsort auszuprobieren,<br />

keine Kultur und Musik<br />

fremd genug, um sie nicht kennen<br />

lernen zu wollen. styriarte-Besucher<br />

konnten sich bereits bei diversen<br />

Landpartien von seiner Aufgeschlossenheit<br />

und Kontaktfreudigkeit<br />

überzeugen. Wer Bertl Mütter und<br />

seine Posaune dieses Jahr bei der<br />

styriarte treffen möchte, der begebe<br />

sich am 19. Juni zum Eröffnungsfest<br />

auf den Schöckel!<br />

Gertraud Heigl<br />

VICTORIA COELN<br />

STYRIARTE-ERÖFFNUNG<br />

Ein Fest zur Sommerson<br />

Zur besonderen<br />

Zeit, zu<br />

einem der<br />

vier magischen<br />

Zeitpunkte im<br />

jahreszeitlichen<br />

Zyklus, geht man<br />

an den besonderen<br />

Ort: Die styriarte<br />

will ihr Publikum<br />

auf den Schöckel<br />

verführen, den<br />

Hexenberg früherer<br />

Tage, den<br />

Hausberg von<br />

heute. Aber wer<br />

hat schon auf dem<br />

Schöckel ein weitfl<br />

ächiges Konzert<br />

erlebt? Und wer<br />

hat hier bewusst<br />

Zeit, die Zeit der<br />

Sommersonnenwende<br />

erlebt?<br />

Zur styriarte-<br />

Eröffnung kann<br />

man beides. Musik,<br />

Tanz, Geschichten,<br />

weithin klingende<br />

Alphorn-Signale,<br />

und natürlich und<br />

vor allem der Berg<br />

selbst bilden ein klingendes Gesamtkunstwerk,<br />

dem man sich ganz ohne<br />

Hektik <strong>–</strong> der Tag ist ja lang! <strong>–</strong> hingeben<br />

kann. Und wenn der Tag dann<br />

doch zu Ende geht, wird er noch ein<br />

wenig verlängert mit einem großen<br />

Sonnwendfeuer am Schöckelplateau,<br />

bei dem die Musiker, die zuvor die<br />

Klanginseln am weitläufi gen Gelände<br />

bespielt haben, zu einer improvisierten<br />

Session zusammenfi nden.<br />

Unentwegte können später zu einer<br />

28<br />

Die styriarte 2004 eröffnet am Schöckel<br />

Der längste Tag im Jahr 2004, der<br />

Mittsommer tag, ist der 20. Juni, und dort,<br />

wo das Sonnwendfest richtig gefeiert<br />

wird, vor allem in Schweden, legt man es<br />

heuer auf den Samstag davor, den 19. Juni.<br />

Was also lag näher, als das Eröffnungsfest<br />

der styriarte, die von der Zeit handelt<br />

und am 19. Juni beginnt, dem Fest der<br />

Sommersonnenwende zu widmen?<br />

Art ritueller Reinigung oder einfach<br />

so aus Übermut über die Glut springen.<br />

Dann wär’s unsererseits vorbei.<br />

Bertl Mütter, der Klang- und Stimmungszauberer<br />

auf der Posaune,<br />

ist dabei und arrangiert die fi nale<br />

Session; Helmut Wittman, der Erzähler<br />

aus dem oberösterreichischen<br />

Almtal, spürt die Geschichten des<br />

Berges auf; die Saligen, ein mythisches<br />

Frauenensemble aus dem<br />

Salzkammergut, singen wie in ihrem


nenwende<br />

VICTORIA COELN<br />

Element; die Mittelalter-Gruppe Oni<br />

wytars rund um den Schlüsselfi del-<br />

Virtuosen Marco Ambrosini bringt<br />

mediterrane Aufheiterung in das<br />

sonst mehr nördliche Treiben. Diese<br />

und viele weitere bergfeste Künstler<br />

gestalten für sich und gemeinsam<br />

einen zauberhaften Abend. Hauptdarsteller<br />

ist freilich der Berg selbst,<br />

und niemand kann vorhersagen, wie<br />

er das Fest aufnimmt.<br />

Fest steht nur: Der Schöckel ist<br />

ein Berg und keine Landschaft für<br />

Stöckelschuhe. Er kann auch unfreundlich<br />

sein, dann wär’s gut, ihm<br />

kleidungsmäßig etwas entgegenzusetzen.<br />

Er will eigentlich erwandert<br />

sein, aber er toleriert auch die Gondel.<br />

Und schließlich: Er beherbergt vier<br />

Wirte, die auch die Verpfl egung der<br />

styriarte-Gäste übernehmen werden.<br />

Abgesehen davon, dass das styriarte-Fest<br />

ziemlich sicher mit herrlichem<br />

Bergwetter rechnen darf, ist<br />

nicht auszuschließen, dass es doch<br />

wechselhaft wird. Das stört das Fest<br />

nicht. Aber sollte es absehbar und<br />

hartnäckig schütten, wollen wir<br />

uns das Bergerlebnis doch ersparen.<br />

Die styriarte bereitet für diesen Fall<br />

eine kleine Präsentation der musikalischen<br />

Elemente des Festes in der<br />

Helmut-List-Halle vor.<br />

Wie üblich fi ndet die styriarte-<br />

Eröffnung bei freiem Eintritt statt.<br />

Buskarten nach St. Radegund und<br />

ermäßigte Karten für die Schöckelseilbahn<br />

sollten bis längstens 18.<br />

Juni im styriarte-Kartenbüro reserviert<br />

werden.<br />

STYRIARTE-ERÖFFNUNG<br />

17.00, Franz-Graf-Allee<br />

ABFAHRT BUS „WANDERER“<br />

17.30, Talstation Schöckelseilbahn<br />

AUFSTIEG ZUM SCHÖCKEL<br />

18.00, Franz-Graf-Allee<br />

ABFAHRT BUS „SEILBAHNFAHRER“<br />

18.30, Talstation Schöckelseilbahn<br />

MIT DER SEILBAHN<br />

AUF DEN SCHÖCKEL<br />

19.00, Alphornsignal<br />

DAS FEST BEGINNT AUF<br />

MEHREREN PLÄTZEN AM PLATEAU<br />

Bertl Mütter / Friedrich Moßhammer<br />

Oni wytars / Marco Ambrosini<br />

Tanzlmusi / Die Saligen<br />

Helmut Wittmann, Erzähler<br />

u. a. m.<br />

21.30<br />

ENTZÜNDEN DES<br />

SONNWENDFEUERS<br />

Sonnwendsession<br />

mit Bertl Mütter (Posaune), Fritz<br />

Moßhammer (Alphorn),<br />

Vladimir Ivanoff (Percussion),<br />

Ian Harrison (Schalmei),<br />

Marco Ambrosini (Schlüsselfi del),<br />

Dudelsackspieler, Die Saligen<br />

FEUERSPRINGEN<br />

Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />

29<br />

BIGSHOT/JUNGWIRTH<br />

Unsere Kritiken<br />

sind nicht<br />

immer gut.<br />

Aber immer gut.<br />

Das Urteil in unserem Kulturteil<br />

hat schon so manche Träne zum<br />

Fließen gebracht. Aber auch, wenn<br />

sie nicht immer gut sein können,<br />

sind unsere Kritiken doch immer<br />

gut begründet, gut geschrieben<br />

und gut für unsere Leser. Denn die<br />

wissen schon vor dem Ticketkauf,<br />

was ein Theater-, Konzert- oder<br />

Kinoabend bringt. Und nicht selten<br />

sind es ja Freudentränen. Gratis-<br />

Probe-Abo unter (01) 514 14-70 oder<br />

diepresse.com<br />

So viel Zeitung muss sein.


Im Juli 2004 fi ndet<br />

zum ersten Mal<br />

das Zagreber Barockfestival<br />

statt. Im<br />

Herzen der charmanten<br />

Zagreber Altstadt<br />

gastieren einen Monat<br />

lang die Größen der<br />

alten Musik: Hespèrion<br />

XXI, Musica Antiqua<br />

Köln, Academia<br />

Montis Regalis und<br />

viele andere, sowie führende kroatische<br />

Künstler und Ensembles aus<br />

dem Bereich der Barockmusik. Das<br />

Programm widmet sich sowohl den<br />

Größen des Barock wie Bach und<br />

Händel, als auch einer Reihe von bis<br />

jetzt wenig beachteten Komponistinnen<br />

jener Zeit.<br />

In einer Reihe von fast 30 Konzerten<br />

im Zeitraum vom 30. Juni bis 30.<br />

Juli präsentieren sich dem Zagreber<br />

Publikum in wunderschönen historischen<br />

Räumlichkeiten der Zagreber<br />

Oberstadt (Zagreber Dom, Barockkirche<br />

der Hl. Katharina, Palais Klovic)<br />

zum ersten Mal zahlreiche Größen<br />

der internationalen alten Musik.<br />

Aus der langen, erfolgreichen Tradition<br />

der Zagreb Summer Evenings,<br />

einer bewährten Konzertreihe, die ihrem<br />

Publikum schon seit Jahrzehnten<br />

ausgewählte internationale wie<br />

lokale Ensembles präsentiert, entwickelte<br />

sich heuer das inhaltlich klar<br />

umrissene Zagreber Barockfestival.<br />

BEI DEN NACHBARN<br />

Neues Festival der alten Musik<br />

Zagreber Barockfestival 2004<br />

Unumstrittene Highlights des<br />

Festivals stellen die Auftritte des<br />

Ensembles Hespèrion XXI unter<br />

der Leitung des großen Jordi Savall,<br />

eines charismatischen Musikers und<br />

wichtigen Wegbereiters der „Wiederentdeckung“<br />

der Barockmusik, dar,<br />

sowie des Ensembles Musica Antiqua<br />

Köln, weltbekannter Interpreten alter<br />

Musik, die in Zagreb ihr Programm<br />

mit Werken von G.F. Händel gestalten<br />

werden. Mit größtem Vergnügen<br />

wird auch der gemeinsame Auftritt<br />

der hauptsächlich in Großbritannien<br />

tätigen, kroatischen Mezzosopranistin<br />

Renata Pokupic mit dem Purcell<br />

Quartett angekündigt.<br />

Auf eine interessante, kuriose<br />

Entdeckungsreise entführt das Frau-<br />

30. Juni bis 30. Juli 2004<br />

ZAGREBER<br />

BAROCKFESTIVAL 2004<br />

Infos:<br />

Koncertna direkcija Zagreb,<br />

Kneza Mislava 18,<br />

HR<strong>–</strong>10000 Zagreb, Kroatien<br />

Tel. (+385 1) 4501-200<br />

Fax: (+385 1) 4611-807<br />

info@kdz.hr<br />

www.kdz.hr • www.zabaf.net<br />

30<br />

enensemble Capella<br />

Artemisia, mit einem<br />

Programm von Werken,<br />

die während der<br />

Barockzeit in italienischenFrauenklöstern<br />

komponiert und<br />

aufgeführt wurden.<br />

Weitere Werke von<br />

Komponistinnen des<br />

Barock präsentiert das<br />

italienische Ensemble<br />

Bizzarie armoniche, und die chilenische<br />

Mezzosopranistin Cecilia Frigerio<br />

führt uns in die Welt der lateinamerikanischen<br />

Barockmusik ein.<br />

Den Ausklang des Festivals übernimmt<br />

das beliebte und viel beschäftigte<br />

Kroatische Barockensemble mit<br />

Werken kroatischer Komponisten<br />

des 17. Jahrhunderts.<br />

Ob weltbekannte Größen oder<br />

exklusive Geheimtipps, authentische<br />

Interpretationen oder originelle<br />

Deutungen, mit fünfundzwanzig<br />

Konzerten in fünf Wochen gilt das<br />

Festival schon jetzt als das absolute<br />

Highlight des Zagreber Sommers. Es<br />

bringt die opulenten Farben und die<br />

sanften Klänge des Barocks in den<br />

hektischen urbanen Alltag, präsentiert<br />

die Stadt von ihrer schönsten,<br />

traditionsreichen Seite. Ein idealer<br />

Ausgangspunkt, um Zagreb selbst<br />

und sein stark wachsendes kulturelles<br />

Angebot näher kennen zu lernen!


SCHLOSS EGGENBERG<br />

Sternstunde<br />

Zum vertrauten Planetensaal erhält Schloss Eggenberg nun auch einen Planetengarten.<br />

Eröffnet wird am 1. Juli mit einem Gartenfest<br />

Ein himmlischer Saal<br />

Als prachtvolles Interieur der<br />

Barockzeit ist der Eggenberger Planetensaal<br />

vielen Menschen vertraut.<br />

Im stimmungsvollsten Konzertsaal<br />

des Landes lassen die Darstellungen<br />

der Planetengötter wohl manchen an<br />

so etwas wie Sphärenmusik denken,<br />

aber wenige Konzertbesucher wissen,<br />

dass sie sich in einem komplexen<br />

allegorischen Gedankengebäude<br />

befi nden.<br />

Die fürstliche Familie Eggenberg<br />

hat sich mit ihrer Residenz gleichzeitig<br />

auch ein eigenes Universum in<br />

Bildern erschaffen, in dem sie selbst<br />

<strong>–</strong> im Gewande der Planeten <strong>–</strong> als himmlische<br />

Regenten herrschen konnte.<br />

Als die Gemälde entstanden, war<br />

die magische Vorstellung, dass die<br />

zu Sternbildern verwandelten Götter<br />

alle irdischen Erscheinungsformen<br />

prägten und lenkten, schon weit<br />

über tausend Jahre alt. Jeder Planet<br />

beherrschte darin ein eigenes Reich,<br />

in dem seine Eigenschaften am<br />

Reinsten zum Ausdruck kamen. So<br />

erscheinen sie auch in Eggenberg:<br />

Venus als verführerische Herrin<br />

der Rosengärten, Mars als eiserner<br />

Befehlshaber in einer waffenstarrenden<br />

Rüstkammer. Jupiter, weiser<br />

Herrscher in einem Reich der üppig<br />

gefüllten Schatztruhen oder Saturn<br />

als düsterer Regent von Tod und Vergänglichkeit.<br />

In diesem Universumsmodell hat<br />

jeder Planet nicht nur unter den Menschen<br />

seine „Kinder“, sondern auch<br />

Pfl anzen, Tiere, Mineralien, Orte<br />

und Tätigkeiten, Farben und Formen<br />

tragen seine Signatur. Alle irdischen<br />

Erscheinungsformen ließen sich dabei<br />

einem Planeten zuordnen und<br />

haben als sogenannte „Planetenkinderbilder“<br />

eine reiche Ikonographie<br />

hervorgebracht.<br />

Ein himmlischer Garten<br />

In ganz neuer Form fi nden diese<br />

überlieferten Vorstellungen wieder<br />

Platz in Eggenberg.<br />

Seit einigen Jahren wird im Rahmen<br />

eines großen Parkpfl egewerks<br />

an der Restaurierung des romantischen<br />

Landschaftsgartens gearbeitet.<br />

Der Extragarten an der Nordecke des<br />

Parks hat darin immer eine Sonderrolle<br />

eingenommen und seine Form<br />

in jeder Generation verändert. Er<br />

sollte daher eine gänzlich neue Gestaltung<br />

erhalten.<br />

1999 begann die Architektin Helga<br />

Maria Tornquist die Neuplanung<br />

mit dem schwierigen Auftrag, einen<br />

ERÖFFNUNGSFEST<br />

am 1. Juli ab 18.30 Uhr<br />

„Süßer Blumen Ambrafl ocken“,<br />

Barocke Blumenlyrik im Jupitergarten<br />

„Dass sie im Blütenschimmer von ihm<br />

nun träumen müsst“, Liebeslyrik der<br />

Romantik im Weißen Mond-Garten<br />

„So let your dances be entwined“,<br />

Lautenmusik der Renaissance im<br />

Knoten-Parterre des Venusgartens<br />

Planetenbuffet<br />

Info: 0316.8017.9532<br />

31<br />

Garten zu erschaffen, der sich der<br />

hohen künstlerischen Qualität des<br />

historischen Ensembles einfügen<br />

und gleichzeitig ein eigenständiges<br />

Kunstwerk sein würde.<br />

Tornquists Gestaltungslösung<br />

stellt die Verbindung zum historischen<br />

Kontext her und gibt gleichzeitig<br />

dem neuen Garten seinen unverwechselbaren<br />

Charakter: Sie greift in<br />

spielerischer Form das geschilderte<br />

System planetarischer „Signaturenlehre“<br />

auf, das auch den Festsaal des<br />

Schlosses bestimmt, und formt daraus<br />

wunderbar poetische Gartenräume,<br />

die unter dem Signum der sieben<br />

klassischen Planeten stehen.<br />

Dornige Barrikaden aus roten<br />

Berberitzenhecken formieren den<br />

Bereich des kriegerischen Mars, bewachen<br />

zwei Venusgärten, die <strong>–</strong> von Rosenhecken<br />

eingefasst <strong>–</strong> mit dem Thema<br />

klassischer Liebesgärten spielen,<br />

Erdbeeren und Maiglöckchen, Salbei<br />

und Zitronenthymian füllen die Zwischenräume<br />

eines kunstvollen Knoten-Parterres,<br />

das aus verschlungenen<br />

Herzen geformt ist. Historische Alba-,<br />

Bourbon- und Damaszenerrosen sind<br />

zu kostbaren Ensembles von betörendem<br />

Duft vereinigt.<br />

Treillagengänge aus Goldregen formen<br />

die Sonnenstrahlen, gesäumt von<br />

fl ammenden Staudenbeeten, die sich<br />

vom hellen Gelb bis ins strahlende Rot<br />

der untergehenden Sonne entfalten.<br />

Im Schatten einer Eibenhecke<br />

liegt ein weißer Mondgarten um die<br />

Wasserrosen eines Teichs. Gewächse,<br />

die das Dunkel lieben, sollen hier<br />

ein Refugium entstehen lassen, das<br />

die Phantasie befl ügelt. Mondviolen,<br />

Lunaria, weiße Lilien als Symbole<br />

der Unschuld, werden in der Nacht<br />

vom betäubenden Duft der Reseden<br />

eingehüllt.<br />

Im Wandel der Jahreszeiten kann<br />

der Besucher also ein vielgestaltiges<br />

Universum durchwandern.<br />

Ein großes Fest am 1. Juli wird den<br />

neuen Garten eröffnen und die Gäste<br />

in eine alte Zauberwelt entführen.


fr 10.9. · 19.30 · Schwaz:<br />

TIROLER SYMPHONIEORCHESTER<br />

INNSBRUCK · GAIDA ENSEMBLE ·<br />

Ligeti · Kodály · Baltakas UA · Zykan UA<br />

sa 11.9. · 19.30 · Rotholz:<br />

VYTAUTAS LANDSBERGIS ·<br />

VYKINTAS BALTAKAS · Gespräch<br />

sa 11.9. · 21.00 · Rotholz:<br />

GAIDA ENSEMBLE · Baltakas UA ·<br />

Lang · UA · Serksnyte UA<br />

so 12.9. · 11.00 · Innsbruck:<br />

WINDKRAFT TIROL · Gubaidulina UA ·<br />

Schreyer UA · Rihm · Tüür<br />

so 12.9. · 20.00 · Wattens:<br />

ARDITTI QUARTET · Ligeti · Jurgutis ·<br />

Narbutaite UA · Szöllösy<br />

di 14.9. · 19.30 · Schwaz:<br />

STIPENDIATEN DES ENSEMBLE MODERN ·<br />

Stockhausen · Lindberg · Fabian UA<br />

do 16.9. · 19.30 · Schwaz:<br />

BEAT FURRER · JANNIS KOUNELLIS ·<br />

Gespräch<br />

do 16.9. · 20.30 · Schwaz:<br />

CHORDOS QUARTETT · Serksnyte ·<br />

Amann UA · Rajeva UA · Seidl UA<br />

fr 17.9. · 19.30 · Innsbruck:<br />

Gunter Schneider hört Beat Furrer<br />

fr 17.9. · 20.00 · Innsbruck:<br />

KLANGFORUM WIEN · Furrer UA · Gander<br />

sa 18.9. · 19.30 · Schwaz:<br />

Beat Furrer hört György Kurtág<br />

sa 18.9. · 20.00 · Schwaz:<br />

IEMA-Konzert · Kurtág · Stockhausen<br />

so 19.9. · 11.00 · Innsbruck:<br />

EU-Kommissar Franz Fischler · Vortrag<br />

so 19.9. · 19.30 · Wattens:<br />

LÁSZLÓ DARVASI · Lesung<br />

so 19.9. · 20.30 · Wattens:<br />

MÁRTA & GYÖRGY KURTÁG · Játékok<br />

mi 22.9. · 20.30 · Schwaz:<br />

RUJANA JEGER · Lesung<br />

do 23.9. · 19.30 · Schwaz:<br />

Georg F. Haas hört W. Rihm<br />

do 23.9. · 20.00 · Schwaz:<br />

MINGUET QUARTETT · Rihm · Olsen UA ·<br />

Illes UA · Motschmann UA<br />

fr 24.9. · 20.00 · Innsbruck:<br />

SLOWIND · THE NEXT STEP · Globokar ·<br />

Turel UA · Rojko · Vrhunc · Delago UA<br />

sa 25.9. · 20.00 · Jenbach:<br />

ENSEMBLE MODERN · Eötvös<br />

so 26.9. · 11.00 · Wattens:<br />

SWAROVSKI MUSIK WATTENS ·<br />

Pirchner · Globokar<br />

Klangspurengasse 1 /Ecke Ullreichstr. 8a ·<br />

6130 Schwaz · T +43 5242 73582 ·<br />

info@klangspuren.at<br />

büro54<br />

TIPPS<br />

4. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

EINE KLEINE NACHTMUSIK<br />

Haydn: Sinfonie „Le Matin“<br />

Sinfonie „Le Soir“<br />

Thomas Augustin Arne: The morning<br />

Mozart: Ruhe sanft, mein holdes Leben<br />

Eine kleine Nachtmusik<br />

Emma Kirkby, Sopran<br />

L’Orfeo Barockorchester<br />

Leitung: Michi Gaigg<br />

Klassik-Nacht<br />

Emma Kirkby,<br />

die Primadonna<br />

der Alten<br />

Musik, gibt der<br />

styriarte wieder<br />

einmal die Ehre.<br />

Sie kommt gemeinsam<br />

mit<br />

der styriarte<br />

Debü tantin, der<br />

passionierten<br />

österreichischen Geigerin Michi Gaigg,<br />

und deren formi dablem L’Orfeo Barockorchester.<br />

Um Abend, Nacht und<br />

Morgen, Grundkonstanten der bürgerlichen<br />

Zeiteinteilung, kreisen die Kompositionen<br />

aus den Federn Haydns,<br />

Arnes und Mozarts. Dass „Eine kleine<br />

Nachtmusik“ bei diesem musikalischen<br />

Gang durch den Tag nicht fehlen<br />

darf, versteht sich von selbst.<br />

11. Juli, 11 Uhr, Schloss Eggenberg<br />

TIMELESS<br />

Peter Herbert:<br />

Timeless (Cellokonzert) / Killer time<br />

Bach & Britten:<br />

Suiten für Violoncello solo<br />

Friedrich Kleinhapl, Violoncello<br />

Ensemble Plus<br />

Dirigent: Wolfgang Hattinger<br />

Cellissimo<br />

Er gehört zweifellos zur Cello-Elite,<br />

der Grazer<br />

Friedrich Kleinhapl.<br />

Zur heurigen<br />

styriarte<br />

wird er wieder<br />

einen besonderen<br />

Beitrag leisten.<br />

Er stellt uns<br />

das Cellokonzert<br />

„Timeless“<br />

32<br />

des Vorarlbergers Peter Herbert vor.<br />

Und gerade eben feilt der Komponist<br />

noch an einem Auftragswerk für das<br />

Orchester und das Programm dieser<br />

styriarte-Matinee: „Killer time“ wird<br />

vom Ensemble Plus uraufgeführt.<br />

Johann Sebastian Bach hat als ideale<br />

Ergänzung für das Programm Cellosuiten<br />

hinterlassen.<br />

14. Juli, 20 Uhr, Schloss Eggenberg<br />

HIMMLISCHE LÄNGEN<br />

Schubert: Impromptu Nr. 1 in c (D 899)<br />

Sonate in A (D 959), Sonate in B (D 960)<br />

Andreas Staier, Hammerfl ügel<br />

Zeit für<br />

Schubert<br />

Bei Andreas<br />

Staier korres pondieren<br />

Klarheit<br />

und Prägnanz mit<br />

einem ungemein breiten Ausdrucksspektrum,<br />

beglückende Spontaneität<br />

und faszinierende Virtuosität mit<br />

ungewöhnlicher Ausdruckstiefe.<br />

Schuberts „Himmlischen Längen“,<br />

seiner besonderen Zeitempfi ndlichkeit,<br />

werden all diese Qualitäten des<br />

herausragenden Pianisten und Spezialisten<br />

für historische Tasteninstrumente<br />

zu Gute kommen. Sie brauchen<br />

nur noch zuhören!<br />

18. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

MODERN TIMES<br />

Musik von Charly Chaplin<br />

Filmvorführung: Modern times<br />

Die Salonfähigen Saitenspringer<br />

Film-Musik<br />

Wussten Sie, dass Charly Chaplin<br />

auch komponierte, und das gar nicht<br />

schlecht? Viele seiner Melodien sind<br />

Hits, nur weiß<br />

kaum jemand,<br />

dass der geniale<br />

Filmstar dafürverantwortlich<br />

zeichnet.<br />

In der Symbiose<br />

als Künstler<br />

in mehreren<br />

Genres präsentiert<br />

ihn heuer


die styriarte: Zuerst erklingt seine<br />

Musik, dargeboten von den vielseitigen<br />

Salonfähigen Saitenspringern,<br />

und dann heißt es Film ab für sein<br />

Gesamtkunstwerk „Modern times“.<br />

Wie könnte es auch anders sein beim<br />

heurigen styriarte-Motto.<br />

21. Juli, 20 Uhr, Mausoleum<br />

KEPLERS TRAUM<br />

Werke von Hans Leo und Jakob Hassler,<br />

Monteverdi, Lasso u. a.<br />

Nova<br />

Traum zu<br />

sechs Stimmen<br />

Das Vokalensemble Nova bringt<br />

den genialen Naturwissenschaftler<br />

Johannes Kepler, einst von Graz vertrieben,<br />

für einen Abend zurück. Mit<br />

Kompositionen von Hassler, Monteverdi,<br />

Lasso u. a. entführt es uns<br />

klanglich in dessen „Somnium“, ein<br />

visionäres Werk, in dem Kepler eine<br />

imaginäre Reise auf den Mond unternahm.<br />

Sechsstimmig. Denn nach Keplers<br />

Überzeugung brachten die Planeten<br />

im Augenblick der Schöpfung eine<br />

sechsstimmige Harmonie hervor.<br />

22. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />

PRESTO<br />

Paganini: 24. Caprice für Violine solo<br />

Brahms: Studien für Klavier, op. 35<br />

Beethoven: Rondo a capriccio in G,<br />

„Die Wut über den verlorenen Groschen“,<br />

op. 129 / Violinsonate in a, op. 23<br />

Patricia Kopatchinskaja, Violine<br />

Henri Sigfridsson, Klavier<br />

Hochseilakt<br />

ohne Netz<br />

Risikofreude wird der gebürtigen<br />

Moldawierin Patricia Kopatchinskaja<br />

TIPPS<br />

ebenso attestiert wie brilliante Beherrschung<br />

ihres Instruments. Technische<br />

Probleme dürften für die Geigerin sowieso<br />

ein Fremdwort sein. Denn mit<br />

ihrer Violine wispert sie, sie tuschelt<br />

und klagt exaltiert oder wuchtet ihre<br />

Töne förmlich temperamentvoll in die<br />

Bretter der Bühnen.<br />

Die Vollblut mu sikerin kommt<br />

nach ihrem vorjährigen, umjubelten<br />

Debüt bei der<br />

styriarte wieder.<br />

Ganz ihrem Temperamententsprechenddiesmal<br />

mit dem<br />

Programm „Presto“.<br />

Beethoven,<br />

Brahms und Paganini<br />

steuern<br />

die Werke für diesen Rausch der Geschwindigkeit<br />

bei, wo sich zu Patricia<br />

Kopatchinskaja noch ihr Duopartner<br />

Henri Sigfridsson am Klavier gesellen<br />

wird.<br />

25. Juli, 18 Uhr, Schloss Eggenberg<br />

LES PLAISIRS DU PALAIS<br />

Vokales von Clément Janequin,<br />

Claudin de Sermisy u. a.<br />

mit kulinarischen Intermezzi<br />

Ensemble Clément Janequin (Paris)<br />

Die Freuden des<br />

Genusses<br />

Mit „Les Plaisirs du Palais“ feiern<br />

wir zum Abschluss der styriarte ein<br />

veritables Fest im Planetensaal des<br />

Schlosses Eggenberg. Der exzentrische<br />

Sänger Dominique Visse und<br />

sein Ensemble Clément Janequin<br />

nehmen uns mit auf einen Abend in<br />

die Freuden der Renaissance-Palais.<br />

Mit frechen, auch derben Stücken<br />

von Sermisy, Janequin, Lasso und<br />

anderen geht es Gang für Gang<br />

durch einen musikalisch-kulinarischen<br />

Abend.<br />

33<br />

Das<br />

Salzburger<br />

Musikfest<br />

im Winter<br />

Mozart<br />

woche<br />

2005<br />

21. bis 30. Jänner<br />

tickets@mozarteum.at<br />

www.mozarteum.at<br />

Orchester<br />

Camerata Salzburg · Cappella Andrea<br />

Barca · Concentus Musicus · Kremerata<br />

Baltica · Mahler ChamberOrchestra<br />

(Orchestra in Residence) · Mozarteum<br />

Orchester Salzburg · Sinfonieorchester<br />

der Universität Mozarteum · Wiener<br />

Philharmoniker<br />

Dirigenten<br />

Ivor Bolton · Dennis Russell Davies<br />

Daniel Harding · Nikolaus Harnoncourt<br />

Philippe Jordan · Sir Charles Mackerras<br />

Sir Neville Marriner · Zubin Mehta<br />

Sir Roger Norrington · Trevor Pinnock<br />

Hubert Soudant<br />

Sänger<br />

Juliane Banse · Barbara Bonney · Ian<br />

Bostridge · Diana Damrau · Matthias<br />

Goerne · Thomas Hampson · Franz<br />

Hawlata · Angelika Kirchschlager<br />

Sophie Koch · Genia Kühmeier · Elena<br />

Mosuc · Dorothea Röschmann · Jan<br />

Hendrik Rootering · Michael Schade<br />

Rudolf Schasching · Christine Schäfer<br />

Daniil Shtoda · Christoph Strehl · Anke<br />

Vondung<br />

Solisten<br />

Christoph Bantzer · Yefim Bronfman<br />

Rudolf Buchbinder · Itamar Golan<br />

Gidon Kremer · Lang Lang · Alexander<br />

Lonquich · Mischa Maisky · Malcolm<br />

Martineau · Tobias Moretti · Julian<br />

Rachlin · Vadim Repin · Wolfram<br />

Rieger · András Schiff · Grigorij<br />

Sokolov · Lars Vogt · Thomas<br />

Zehetmair<br />

Ensembles<br />

Brentano String Quartet · Guarneri<br />

Quartet · Hagen Quartett · Wiener<br />

Virtuosen · Mitglieder des Ensembles<br />

Wien-Berlin · Philharmonische<br />

Solisten- Ensembles<br />

Chor des Bayerischen<br />

Rundfunks · Salzburger<br />

Bachchor<br />

Internationale Stiftung Mozarteum<br />

Postfach 156 · A-5024 Salzburg<br />

T +43-662-87 31 54 · F 87 44 54


Parkgaragen<br />

In folgenden Parkgaragen können<br />

Sie an den Konzerttagen im Zeitraum<br />

von 17.30 bis 2 Uhr früh um EUR 5.-<br />

ihr Fahrzeug abstellen: Rosarium,<br />

Andreas-Hofer-Platz, Burgring und<br />

am Mariahilferplatz. Die Ausfahrtscheine<br />

kaufen Sie an unseren<br />

Abendkassen.<br />

Sammeltaxi<br />

Wie bisher steht Ihnen auch heuer<br />

wieder ein Sammeltaxi-Service zur<br />

Verfügung. Sie melden Sich vor dem<br />

Konzert an und werden nach Konzertende<br />

um EUR 4,50 von einem<br />

2801-Taxi innerhalb von Graz nach<br />

Hause gebracht.<br />

Behinderte<br />

Wenn Sie unsere Hilfe brauchen,<br />

um in die jeweiligen Konzertsäle<br />

zu gelangen, dann melden Sie Sich<br />

bei uns im Kartenbüro (825 000).<br />

Frau Hrovat wird sich mit Ihnen<br />

in Verbindung setzen und für alles<br />

Notwendige sorgen.<br />

Bustransfer<br />

Für die Fahrt zu den Konzerten außerhalb<br />

von Graz werden wieder Busse<br />

bereitstehen. Abfahrt von Graz jeweils<br />

vor der Grazer Oper (Franz Graf<br />

Allee). Rückfahrt nach dem Konzert.<br />

Voranmeldung im styriarte-Kartenbüro<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Restplatzabo<br />

Wie jedes Jahr gibt es für kurzentschlossene<br />

und fl exible Leute<br />

zwei Varianten von Restplatzabos.<br />

Sie entscheiden sich vorerst nur für<br />

eine Anzahl von Konzerten: entweder<br />

für fünf oder acht. Dafür zahlen Sie<br />

einen sensationell günstigen Preis.<br />

Mitte Juni erfahren Sie dann, welche<br />

Konzerte Sie in Ihrem Abo besuchen<br />

können.<br />

Durch das heuer stark erhöhte<br />

Kartenangebot konnten wir die<br />

Stückzahlen für diese Abos etwas<br />

vergrößern. Schnell zugreifen, spätestens<br />

jedoch bis 7. Juni!<br />

BAROCKORCHESTER<br />

READ ME!<br />

19. Juni bis 25. Juli<br />

Karten und Informationen:<br />

8010 Graz, Sackstraße 17<br />

Tel. 0316.825000<br />

www.styriarte.com<br />

Internet<br />

Schauen Sie doch hin und wieder<br />

vorbei auf www.styriarte.com. Sie<br />

fi nden auf unseren Seiten ein reichhaltiges<br />

Service. Von Hörbeispielen,<br />

Künstlerbiografi en und Werkkommentaren<br />

bis zu Beschreibungen der<br />

Veranstaltungsorte samt Adressen<br />

und Stadtplanlinks. Natürlich können<br />

Sie dort auch Karten kaufen. Und<br />

das Angebot wird ständig erweitert.<br />

Überzeugen Sie Sich!<br />

Salon<br />

Besuchen Sie uns doch einmal in<br />

unserem heurigen Salon im Foyer des<br />

Grazer Stadtmuseums (Sackstraße 18).<br />

In diesem Kommunikationszentrum<br />

zwischen Künstlern, Publikum und<br />

Presse fi nden Sie jeden Dienstag<br />

und Donnerstag um 17 Uhr Werkeinführungen<br />

und Künstlergespräche.<br />

Details unter www.styriarte.com und<br />

in der Tagespresse.<br />

34<br />

Mehr Eggenberg<br />

Eine Stunde vor Beginn der styriarte-Konzerte<br />

in Schloss Eggenberg<br />

bietet das Joanneum Gratis-Führungen<br />

durch den neu errichteten Planetengarten<br />

und das Lapidarium an.<br />

Landpartie<br />

nach Pöllau<br />

Am 17. Juli stimmen in der Kirche<br />

am Pöllauberg ab 17 Uhr volkstümliche<br />

Mariengesänge auf das<br />

Abendkonzert ein. Danach führt<br />

eine kleine Wallfahrt, angeführt von<br />

Pfarrer Raimund Ochabauer, ins Tal<br />

zur Pfarrkirche. Dort wird dann Jordi<br />

Savall Charpentiers Marienmusiken<br />

aufführen. Bitte festeres Schuhwerk<br />

anziehen! Für Nicht-Geher steht ein<br />

Bus zur Verfügung.<br />

Karten und<br />

Information<br />

Während des Festivals betreuen<br />

Sie unsere Mitarbeiter im Kartenbüro<br />

(Palais Attems, Sackstraße 17) von<br />

Montag bis Freitag in der Zeit von<br />

10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 17<br />

Uhr. Die Abendkassen öffnen jeweils<br />

eine Stunde vor Konzertbeginn.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Keine Angst vor „dummen“ Fragen!<br />

Alle Fragen, die man über unser<br />

Festival stellen könnte, können wir<br />

uns gar nicht vorstellen. Deshalb hat<br />

die styriarte einen Publikums-Coach<br />

eingerichtet. Er sollte auf alle Fragen<br />

eine Antwort parat haben, und er<br />

hält bestimmt keine für komisch.<br />

Vielleicht wissen Sie ja nicht, welches<br />

Konzert für Sie selbst oder als<br />

Geschenk passen würde, was Sie bei<br />

welchem Konzert erwartet, wie man<br />

wo hinkommt, was man anzieht, etc.<br />

Rufen Sie einfach 0316.825000 und<br />

verlangen Sie den Coach! Oder per<br />

E-Mail an info@styriarte.com.


„Zeit ist nur dadurch,<br />

dass etwas geschieht,<br />

und nur dort, wo etwas<br />

geschieht“, sagte schon<br />

Ernst Bloch.<br />

Und tatsächlich ist der<br />

Faktor Zeit auch für den<br />

styriarte-Hauptsponsor,<br />

die Raiffeisenlandesbank<br />

Steiermark (RLB), wichtig.<br />

Wir denken im stockenden Holz.<br />

Das heißt, wir setzen behutsam<br />

Schritt für Schritt“, beschreibt RLB-<br />

Generaldirektor Georg Doppelhofer<br />

(im Bild) das Erfolgsgeheimnis der RLB<br />

und generell von Raiffeisen Stei er -<br />

mark. „Dabei gilt es aber auch, vorauszudenken<br />

und durchaus auch, gelegentlich<br />

neue Wege zu beschreiten.“<br />

Wie sehr man unter dem Giebelkreuz<br />

vorausgedacht hat, ist im<br />

Zuge der EU-Erweiterung wieder<br />

einmal deutlich geworden. 1986, also<br />

noch weit vor dem Fall des Eisernen<br />

Vorhanges, wurde mit der Gründung<br />

der Unicbank in Ungarn die<br />

Initialzündung zur Expansion nach<br />

Zentral- und Osteuropa gesetzt. 18<br />

Jahre später ist man mit 15 Raiffeisenbanken<br />

in 15 Ländern erfolgreich,<br />

und kann damit wohl zu Recht als<br />

ein Pionier der EU-Erweiterung angesehen<br />

werden. Und wenn in der<br />

SPONSOR<br />

Zeit-Faktor bei<br />

Raiffeisen<br />

nächsten Erweiterungswelle auch<br />

Kroatien, Rumänien und Bulgarien<br />

EU-Mitglieder werden, dann ist<br />

Raiffeisen dort schon längst aktiv.<br />

Das Denken in längeren Zeiträumen<br />

zeigt sich aber auch in der<br />

Sponsor-Tätigkeit der Raiffeisenlandesbank.<br />

Zwei Beispiele: Seit 1972,<br />

also seit unglaublichen 32 Jahren,<br />

wird die Aktion „Jugend ins Theater“<br />

durchgeführt. Für mehr als 300.000<br />

steirische Kinder war diese Aktion<br />

die erste Kontaktaufnahme mit dieser<br />

Form der Hochkultur und darüber<br />

hinaus oft auch der erste Kontakt<br />

mit der steirischen Landeshauptstadt<br />

Graz.<br />

Oder im Sport. Dort stand man<br />

weiter zu Sportlern, auch wenn<br />

sie durch Verletzungen für längere<br />

Zeit ausfi elen. Niki Lauda, Thomas<br />

Muster und zuletzt Hermann Maier<br />

wissen das aus eigenem Erfahren.<br />

35<br />

Inspiration<br />

Leidenschaft<br />

Perfektion


www.styriarte.com

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