1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
1 9 . JUNI – GRAZ - Styriarte
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P.B.B. GZ 02Z031401 M VERLAGSPOSTAMT 8010 <strong>GRAZ</strong> ERSCHEINUNGSORT <strong>GRAZ</strong> NR. 3/2004 ¤ 1,<strong>–</strong><br />
MAGAZIN<br />
styriarte 2004<br />
Die steirischen Festspiele<br />
19. <strong>JUNI</strong> <strong>–</strong> <strong>GRAZ</strong> <strong>–</strong> 25. 27. JULI<br />
1
Zur Sommersonnenwende<br />
beginnt<br />
die styriarte 2004,<br />
übrigens die zwanzigste, seit<br />
das schöne Fest im Jahr 1985<br />
ins Leben gerufen wurde.<br />
Diesen mythischen Punkt im<br />
Kalender trifft sie ungefähr<br />
jedes Jahr, aber diesmal, wo<br />
das Festival sein Publikum<br />
auf eine Gedanken- und<br />
Erlebnisreise zum Phänomen „Zeit“ entführen<br />
wird, bekommt er Bedeutung und<br />
wird Inhalt unserer Eröffnungsfestes,<br />
das wir heuer auf dem Schöckel feiern.<br />
Eine Vorschau auf den styriarte-Auftakt<br />
bringt dieses Heft (S. 28), und wir würden<br />
uns freuen, wenn Sie dabei wären!<br />
Einige Zeit werden Sie auch zum Lesen<br />
des übrigen Magazins brauchen, und<br />
wir meinen, dass es sich schon lohnt: Da<br />
gibt es zum Beispiel eine Geschichte über<br />
eine stille Leidenschaft von Nikolaus<br />
Harnoncourt für die scheuen Kunstfi<br />
guren der deutschen Romantik, die<br />
er Jahr für Jahr in der styriarte ans<br />
EDITORIAL<br />
Licht holt; Gespräche mit<br />
wesentlichen Interpreten<br />
des Festivals, mit Jordi<br />
Savall oder Vladimir Ivanoff<br />
oder Pierre-Laurent<br />
Aimard, über ihre Projekte<br />
und über ihr Leben; Artikel<br />
über Schwerpunkte des<br />
Festivals, über Telemann,<br />
Biber, Charpentier oder<br />
Dvoˇrák, und nicht zuletzt<br />
unser komplettes Service-Angebot unter<br />
dem Titel Read me! (S. 34).<br />
Wenn Sie letzterer netten Aufforderung<br />
Folge leisten, erfahren Sie etwas<br />
über besonders günstige Kartenangebote<br />
im Abonnement, über eine neue<br />
Erfi ndung in unserem Kartenbüro, den<br />
Publikums-Coach, über Shuttle-Busse,<br />
Parkplätze und vieles Nützliche mehr.<br />
Viel Vergnügen und wenig Sorgen bei<br />
der styriarte 2004 wünscht Ihnen<br />
3<br />
Mathis Huber<br />
INHALT<br />
Thema: Am Puls der Zeit 4<br />
Boesch: Bariton mit dem gewissen Etwas 8<br />
Harnoncourt: Himmlische Lichtwesen 8<br />
Vladar: Ein Pianist am Dirigentenpult 10<br />
Dvoˇrák-Jahr: Ritter Dvoˇrák <strong>–</strong> Pan Dvoˇrák 10<br />
Orient: So einfach eigentlich 12<br />
Telemann: Dem Zeitgeist auf der Spur 14<br />
Savall: Was ich fast nie sage 16<br />
Aimard: Mit Leidenschaft für die musikalische Gegenwart 18<br />
Zeit für Aimard: A la recherche du temps 18<br />
Lokshin-Projekt: Flaschenpost im Plastiksack 20<br />
1704·2004: Charakterköpfe des Barock 22<br />
Orgelfest: Bach <strong>–</strong> Die Maßeinheit der Orgel-Zeit 24<br />
Kronos Quartet: Die Sachwalter des Zeitgottes 26<br />
Caritas-Projekt: Kosmonauten des Lichts 27<br />
Mütter: Musikkosmopolit mit Posaune 28<br />
styriarte-Eröffnungsfest 28<br />
Bei den Nachbarn: Neues Festival der Alten Musik 30<br />
Schloss Eggenberg: Sternstunde 31<br />
Tipps 32<br />
Read me! 34<br />
Sponsor: Zeit-Faktor bei Raiffeisen 35<br />
Medieninhaber: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH<br />
A-8010 Graz, Sackstraße 17 • Telefon: 0 316.825 000 • Fax: 0 316.825 000-15 • www.styriarte.com<br />
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Zur Tempofrage in der Musik<br />
Wie waren die Tempi?“ soll<br />
Beethoven stets zuerst<br />
gefragt haben, wenn<br />
Freunde von Aufführungen seiner<br />
Werke zurückkehrten. „Ungemein<br />
fl üchtig“ soll Bach gespielt haben,<br />
sprich: in schnellem Tempo. „viell zu<br />
geschwind“ traktierte laut Mozart<br />
der Abbé Vogler zu Mannheim eines<br />
seiner Klavierkonzerte: „das erste<br />
stück gieng Prestißimo, das Andante<br />
allegro und das Rondeau wahrlich<br />
Preßtißimo … so ein Prima vista<br />
spiellen, und scheissen ist bei mir einerlei.“<br />
Die Tempofrage erhitzte und<br />
erhitzt die musikalischen Gemüter.<br />
Seit es metrisch gegliederte Musik<br />
gibt, ist sie die Gretchenfrage des<br />
Vortrags. Nicht der Ton, das Tempo<br />
macht die Musik. „Wer da weis, wie<br />
viel an dem rechten Zeitmaaße, so<br />
ein jedes Stück erfordert, gelegen ist,<br />
und was für große Fehler hierinne<br />
vorgehen können; der wird an dieser<br />
Nothwendigkeit nicht zweifeln.“ (Johann<br />
Joachim Quantz)<br />
Gangschaltung der Musik<br />
Liest man im Lexikon nach, so<br />
scheint die Sache ganz einfach:<br />
„Tempo ist nach heutigem musikalischem<br />
Sprachgebrauch die Ablaufgeschwindigkeit<br />
eines Musikstückes.<br />
Geschwindigkeiten (sind) durch<br />
Ereignisse pro Zeiteinheit defi niert,“<br />
so Klaus-Ernst Behne im überaus lesenswerten<br />
systematischen Teil des<br />
Artikels „Tempo“ in MGG (Die Musik<br />
in Geschichte und Gegenwart). Musik<br />
bewegt sich <strong>–</strong> so könnten wir schlussfolgern<br />
<strong>–</strong> wie ein Sportwagen in einer<br />
gewissen Geschwindigkeit vorwärts.<br />
Wie der Motor des Sportwagens x<br />
Umdrehungen pro Minute erreicht,<br />
kehren auch gewisse musikalische<br />
Ereignisse, ganze Takte, Halbe- oder<br />
Viertelnoten, x-mal pro Minute wieder.<br />
Der Gangschaltung des Wagens<br />
entsprächen dann die Tempi: Vom<br />
Adagio als erstem Gang können wir<br />
über Andante, Allegretto und Allegro<br />
THEMA<br />
beschleunigen bis zum autobahngerechten<br />
fünften Gang, dem Presto.<br />
Freilich liegen auch die Unterschiede<br />
zwischen den Geschwindigkeiten,<br />
von denen hier die Rede ist, auf der<br />
Hand. Schon in der „Drehzahl“ kann<br />
die Musik mit dem Kraftwagen nicht<br />
Schritt halten. Auf Tasteninstrumenten<br />
sind maximal 720 Anschläge pro<br />
Minute möglich, ein Drummer dürfte<br />
es noch auf einige Beats mehr bringen.<br />
Zum Vergleich: Ein Automotor<br />
erreicht typischerweise zwischen<br />
700 and 7000 Umdrehungen pro<br />
Minute (r/min), ein Sportwagen in<br />
der Formel 1 bis zu 19000 r/min.<br />
Von Geschwindigkeit in km/h kann<br />
in der Musik ja auch kaum die Rede<br />
sein, denn weder unser Drummer<br />
noch unsere Pianistin bewegen sich<br />
im Raum vorwärts, wenn sie die<br />
maximale Anschlagszahl erreichen.<br />
Man kann die Strecke allenfalls in<br />
den dürftigen Zentimetern beschriebener<br />
Notensysteme messen, nicht in<br />
Kilometern pro Stunde. Dafür haben<br />
beide, Schlagzeuger und Pianistin, einen<br />
nicht zu unterschätzenden Vorteil:<br />
Die Beschleunigung von Null auf<br />
Hundert beträgt 0 Sekunden. Musikerinnen<br />
und Musiker können sofort<br />
im fünften Gang einsetzen (was nicht<br />
heißt, dass sie sich nicht zuvor hätten<br />
„warmlaufen“ müssen).<br />
Damit genug der vordergründigen<br />
Vergleiche. Sie mögen uns ein Gefühl<br />
dafür vermitteln, mit welch unterschiedlichen<br />
Arten von „Geschwindigkeit“<br />
und „Bewegung“ wir es bei<br />
Musik und beim Autofahren zu tun<br />
haben. Genau deshalb reicht auch die<br />
eingangs zitierte, physikalisch so klare<br />
Defi nition des Begriffs „Tempo“ als<br />
„Ablaufgeschwindigkeit von Musik“<br />
nicht aus. Für den Dirigenten Ernest<br />
Ansermet war das Tempo überhaupt<br />
keine Geschwindigkeit, sondern<br />
4<br />
„eine Bewegungsqualität“, die unmittelbar<br />
mit der „Kadenzierung unserer<br />
Lebensenergie“ zusammenhängt. Der<br />
griechische Musikästhet Thrasybulos<br />
Georgiades relativierte auch die<br />
Vorstellung von der „Bewegung“ in<br />
der Musik: „Weil die Verankerung<br />
im Räumlichen fehlt, lässt sich diese<br />
‚Bewegung’ mit der Bewegung im ‚Inneren’<br />
verknüpfen. Weil Musik keine<br />
Bewegung im Raum ist, kann sie sowohl<br />
Bewegung als Räumliches wie<br />
auch Bewegung als Inneres spiegeln.“<br />
Die Hinweise der Gelehrten lenken<br />
uns demnach aufs innere Erleben<br />
des Menschen als Grundlage für das<br />
Tempo in der Musik.<br />
Das menschliche Moment<br />
Musikern ist ohne weiteres geläufi<br />
g, dass ihr Tun nach Hertz und<br />
Dezibel gemessen werden kann. Die<br />
wenigsten dürften wissen, dass auch<br />
der „Temp“ zu den Maßeinheiten<br />
ihrer Kunst gehört. 1970 versuchte<br />
Walter Reckziegel dieses Tempomaß<br />
einzuführen, um die Geschwindigkeitsabläufe<br />
in der Musik objektiv<br />
zu erfassen. Er war nicht der einzige,<br />
dem das Ideal eines Tempomaßes<br />
vorschwebte. Das Problem bei all<br />
diesen Versuchen war es, einen<br />
zutiefst subjektiven Vorgang <strong>–</strong> das<br />
Zeitempfi nden des einzelnen Menschen<br />
<strong>–</strong> einer objektiven Messung zu<br />
unterwerfen, um psychometrische<br />
„Temp-Skalen“ zu erstellen.<br />
Dies mag absurd klingen, wenn<br />
man sich verdeutlicht, wie unterschiedlich<br />
jeder einzelne Zeitintervalle<br />
je nach Tagesform oder<br />
allgemeiner Verfassung wahrnimmt.<br />
Dennoch enthält die Vorstellung<br />
von einem „Tempomaß“ einen wahren<br />
Kern: die Erkenntnis, dass allen
Menschen eine „mittlere Zeiteinheit“<br />
von Natur aus eingegeben sei. Bereits<br />
1864 stellte der Tübinger Wissenschaftler<br />
Karl Vierordt bei Untersuchungen<br />
zum Zeitsinn des Menschen<br />
fest, dass wir Zeitverläufe in einem<br />
gewissen Bereich, nämlich zwischen<br />
einer halben und einer Vierfünftel-<br />
Sekunde, am genauesten schätzen<br />
können. Hugo Riemann behauptete,<br />
unser Empfi nden von Langsamkeit<br />
und Schnelligkeit beruhe auf Abweichungen<br />
von einer als natürlich<br />
empfundenen mittleren Zeiteinheit,<br />
die bei ca. einer Dreiviertelsekunde<br />
liege. Moderne Untersuchungen<br />
haben diese Thesen des 19. Jahrhunderts<br />
bestätigt. Wir Menschen tragen<br />
eine Art Grundpuls des Zeitsinns in<br />
uns, dessen Maßeinheit ca. 0,8 Sekunden<br />
beträgt.<br />
Musikhistoriker ziehen von dieser<br />
Erkenntnis sehr schnell eine Parallele<br />
zu den ersten Methoden, mit denen<br />
man vor der Erfi ndung des Metronoms<br />
versuchte, das Tempo näher<br />
zu bestimmen. Diese Methoden be-<br />
THEMA<br />
ruhten auf dem Pulsschlag bzw. der<br />
Herzfrequenz des Menschen. Johann<br />
Joachim Quantz empfi ehlt in seinem<br />
„Versuch einer Anweisung, die Flöte<br />
traversière zu spielen“, folgendes:<br />
„Das Mittel welches ich zur Richtschnur<br />
des Zeitmaaßes am dienlichsten<br />
befi nde,... ist der Pulsschlag an<br />
der Hand eines gesunden Menschen<br />
… Hat man sich eine Zeitlang darinne<br />
geübet; so wird sich nach und nach<br />
dem Gemüthe eine solche Idee von<br />
dem Zeitmaaße eindrücken, dass<br />
man nicht ferner nöthig haben wird,<br />
allezeit den Pulsschlag zu Rathe zu<br />
ziehen.“ Der normale Puls des erwachsenen<br />
Mannes liegt bei 72 Schlägen<br />
pro Minute, womit wir wieder<br />
bei Riemanns „mittlerer Zeiteinheit“<br />
von rund 0,8 Sekunden wären.<br />
Eng damit verknüpft ist die<br />
historische Vorstellung von einem<br />
„Tempo ordinario“, einem Normaltempo,<br />
das sich für jedes Musikstück<br />
aus der Relation zwischen Taktart<br />
und Notenwerten quasi von selbst<br />
ergibt. Nach dieser Methode wurde<br />
5<br />
STYRIARTE/TSCHIDA<br />
in der gesamten älteren Musik bis in<br />
die Bachzeit hinein das Tempo für<br />
Musikstücke gewählt, besonders in<br />
der Kirchenmusik, in der Tempobezeichnungen<br />
am häufi gsten fehlen.<br />
In der Instrumentalmusik und Oper<br />
kamen die zunehmend differenzierten<br />
Tempobezeichnungen hinzu.<br />
Doch auch sie entfalteten ihren Sinn<br />
erst im Verein mit der Taktart und<br />
den Notenwerten auf der Basis des<br />
Pulsschlags. Bei Quantz kann man<br />
dies nachlesen.<br />
Das natürliche „Zeitmaaß“, das<br />
der Pulsschlag-Methode wie der<br />
Vorstellung vom „Tempo ordinario“<br />
zugrunde liegt, prägt unser Musikhören<br />
im Alltag. Unbewusst gehen<br />
wir von dem uns eingegebenen<br />
Grundpuls aus, um eine Musik als<br />
schnell oder langsam einzuordnen.<br />
Es dauert ca. 50 Millisekunden, bis<br />
wir eine solche Tempovorstellung<br />
entwickeln. Das „menschliche Moment“<br />
nannte dies Karl Ernst von<br />
Baer 1864 und defi nierte es als „die<br />
Zeit, die wir brauchen, um uns eines<br />
Eindrucks unserer Sinnesorgane<br />
bewusst zu werden“. Von diesem<br />
Moment angefangen, nehmen wir<br />
das Tempo von Musik unmittelbar<br />
und unrefl ektorisch wahr. Menschen<br />
sprechen schneller, wenn schnelle<br />
Musik läuft, sie führen mechanische<br />
Arbeiten besser und schneller aus,<br />
ihre Puls- und Atemfrequenz sowie<br />
der Hautwiderstand steigen an.<br />
Musik in langsamem Tempo wirkt<br />
dagegen wie ein Sedativum, wovon<br />
Physiotherapeuten heute in vielfältiger<br />
Weise Gebrauch machen, was<br />
sich aber auch an der Wirkung eines<br />
Wiegenliedes zeigt. Georg Philipp<br />
Telemann, der pfi ffi ge Karikaturist<br />
so vieler musikalischer Erscheinungen,<br />
hat dies in seiner Kantate „Der<br />
Weiberorden“ persifl iert. Hier schläft<br />
zum Wiegenlied der Jungfer nicht<br />
nur das (von ihr noch erträumte)<br />
Baby, sondern gleich auch noch das<br />
gesamte Orchester ein. Schuld daran
UNTERWEGS VON ZEIT ZU ZEIT<br />
Gady<br />
<strong>GRAZ</strong>-LIEBENAU • LEBRING • FEHRING<br />
THEMA<br />
sind die gleichmäßig langsamen Achtel<br />
im Bogenvibrato bei sich nicht<br />
verändernder Harmonie.<br />
Das Beispiel des Wiegenliedes<br />
lehrt, dass es nicht nur die jeweilige<br />
Abweichung von der „mittleren Einheit“<br />
ist, die uns das Tempo eines Musikstücks<br />
empfi nden lässt, sondern<br />
auch seine relative Ereignisdichte:<br />
Passiert viel, treten viele schnelle Noten<br />
auf, wechselt die Harmonie rasch<br />
und häufi g, so erscheint uns das<br />
Stück schneller. Große Notenwerte,<br />
langsamer harmonischer Rhythmus<br />
signalisieren langsames Tempo.<br />
Non troppo, ma con brio<br />
Als Komponisten im 17. Jahrhundert<br />
anfi ngen, in Sonaten abwechselnd<br />
die Anweisungen „Adagio“ und<br />
„Allegro“ (mit Varianten wie „Largo“,<br />
„Lento“ etc.) einzutragen, so ging es<br />
ihnen noch darum, ein ununterbrochenes<br />
Musikstück in Abschnitte zu<br />
gliedern, die gegensätzlichen Ausdrucksbedürfnissen<br />
gehorchten. Es<br />
versteht sich von selbst, dass in der<br />
Barockzeit, der Epoche der „Affektenlehre“,<br />
diese Tempo-Bezeichnungen<br />
eher affektiven Charakter hatten, als<br />
von Geschwindigkeit zu sprechen.<br />
Im Unterschied zum „Presto“, das<br />
tatsächlich „schnell“ bedeutet, meint<br />
„Allegro“ ja eher „lebhaft, freudig“.<br />
Während „Largo“ („breit“) von einer<br />
räumlichen Vorstellung ausgeht,<br />
umschreibt „Grave“ („schwer“) ein<br />
relatives Gewicht. „Adagio“ kommt<br />
von „ad agio“ („behaglich, bequem“)<br />
und meint im Ursprung eine bequeme<br />
Gangart. Vom Gehen ist auch<br />
6<br />
„Andante“ (gehend) abgeleitet, während<br />
das „Vivace“ wiederum „lebhaft“<br />
bedeutet.<br />
In eine Skala hat man diese Tempi<br />
um 1700 gebracht, als sie nicht mehr<br />
<strong>–</strong> wie noch im frühen 17. Jahrhundert<br />
<strong>–</strong> relativ synonym verwendet wurden.<br />
Ein Umstand hat dieser Systematisierung<br />
der Tempi zum Durchbruch<br />
verholfen: die Identifi kation eines<br />
Tempos mit einem abgeschlossenen<br />
Satz. Erst ab den Concerti eines Torelli,<br />
Corelli und Vivaldi können wir<br />
von „dem Allegro“ sprechen, erst ab<br />
Bachs eindringlichen Adagio-Sätzen<br />
von „dem Adagio“. Im weiteren Verlauf<br />
der Musikgeschichte wurde das<br />
Tempo immer mehr zum Synonym<br />
eines bestimmten Satztypus, immer<br />
weniger pragmatische Andeutung<br />
einer „Ablaufgeschwindigkeit“. Das<br />
Adagio ist seit Beethoven eine feste<br />
Größe im Ablauf des sinfonischen<br />
Zyklus, in Streichquartett und Klaviersonate.<br />
Ein Allegretto als Finalsatz<br />
in der Wiener Klassik ist ebenso<br />
fest umrissen wie ein Larghetto bei
Facsimile von Schuberts „Adagio<br />
in Es“ (Autograph)<br />
Händel oder ein Vivace bei Bach.<br />
Nikolaus Harnoncourt verdanken<br />
wir einen großartigen Aufsatz über<br />
die Abstufung der Tempi bei Mozart.<br />
Die Liste der Beispiele ließe sich<br />
beliebig fortsetzen. In populären Begriffen<br />
wie „das Largo von Händel“<br />
(in Wahrheit übrigens ein Larghetto)<br />
oder „das Barber-Adagio“ manifestiert<br />
sich die Verabsolutierung von<br />
Ausdrücken, die im Ursprung nicht<br />
mehr als eine hilfreiche Beigabe zum<br />
Notentext waren. Tempo wird hier<br />
zur fest umrissenen Ausdrucksgröße,<br />
die den gesamten Satz in sich fasst.<br />
Dieser Zusammenhang mag viele<br />
Komponisten bewogen haben, auch<br />
dann noch auf Metronom-Angaben<br />
zu verzichten, als Mälzels Erfi ndung<br />
längst etabliert war. Beethoven war<br />
einer der ersten, die glaubten, seine<br />
extremen Ausdrucksbedürfnisse in<br />
ebenso extreme Metronom-Angaben<br />
fassen zu können. Letztlich bleibt<br />
dies aber (schon allein angesichts<br />
THEMA<br />
der Tempomodifi kationen in seinen<br />
Adagios) Utopie. Dirigenten wie<br />
René Leibowitz, Roger Norrington<br />
oder auch Harnoncourt stellten die<br />
Machbarkeit und den Sinn seiner<br />
Metronomzahlen furios unter Beweis.<br />
Doch auch die anderen, die das<br />
spezifi sche Gewicht eines Beethoven-<br />
Adagios nicht nach der puren Metronomangabe<br />
bemessen wollen, haben<br />
Recht. Bei Brahms etwa wird man die<br />
inneren Widersprüche seiner Tempoangaben<br />
durch eine exakte Metronomisierung<br />
nie aufl ösen können,<br />
man muss sie eher im spezifi schen<br />
Gewicht der Noten austarieren. Man<br />
denke nur an das von ihm so geliebte<br />
„Allegro non troppo, ma con brio“.<br />
Dem Feuer, das hier in einem gemäßigt-schnellen<br />
Satz glimmen soll, ist<br />
mit dem Geschwindigkeitszähler<br />
nicht beizukommen. Die natürliche<br />
Grenze der Tempo-Angaben liegt<br />
dort, wo der Sportwagen der Musik<br />
nicht mehr glatt und elegant über<br />
die Straße der Noten gleitet, mit Automatik-Getriebe<br />
gleichsam, sondern<br />
wo es auf die Feinheit im Schaltmechanismus<br />
ankommt. Der Ton im<br />
Tempo macht die Musik.<br />
Josef Beheimb<br />
18. Juli, 11 Uhr, Schloss Eggenberg<br />
ADAGIO<br />
Haydn: Klaviertrio<br />
Schubert: Adagio in Es, D 897<br />
Beethoven: Klaviertrio in D („Geistertrio“)<br />
Leopold Trio<br />
20. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
LARGO<br />
Händel: Cara sposa, Verdi prati,<br />
Lascia la spina<br />
Vivaldi: Cessate, omai cessate u.a.<br />
Matthias Rexroth, Altus<br />
Concerto Köln<br />
22. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
PRESTO<br />
Paganini: 24. Caprice<br />
Brahms: Studien für Klavier, op. 35<br />
Beethoven: „Die Wut über den verlorenen<br />
Groschen“ / Violinsonate in a<br />
Patricia Kopatchinskaja, Violine<br />
Henri Sigfridsson, Klavier<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
7
STYRIARTE / POLLEROSS<br />
Bariton<br />
mit dem gewissen Etwas<br />
Florian<br />
Boesch<br />
Das musikalische Talent hat er<br />
vom Vater, dem berühmten „Papageno“<br />
Christian Boesch, geerbt, die<br />
erste sängerische Ausbildung erhielt<br />
er von Großmutter Ruthilde Boesch-<br />
Mercier. Das unverwechselbar samtige<br />
Timbre seiner Baritonstimme<br />
und die Ausdrucksfähigkeit auf der<br />
Bühne jedoch sind Gottesgaben.<br />
Gaben, die der junge Sänger<br />
unter der behutsamen Anleitung<br />
von „Meister“ Robert Holl gepfl egt<br />
und entwickelt hat, und die er seit<br />
einigen Jahren einer wachsenden<br />
Fangemeinde zu Ohren bringt. Zu<br />
den Highlights der letzten Jahre gehören<br />
der Polyphem in Händels „Acis<br />
und Galathea“, der Graf in Mozarts<br />
„Le Nozze di Figaro“ in Klagenfurt<br />
und die nicht nur vom weiblichen<br />
Publikum, sondern auch von der internationalen<br />
Fachpresse umjubelte<br />
Interpretation des Don Giovanni in<br />
Wuppertal.<br />
Nikolaus Harnoncourt lud ihn<br />
2002 erstmals zu einer Zusammenarbeit<br />
auf dem Konzertpodium ein,<br />
wo er in Haydns „Orlando Paladino“<br />
in Gesellschaft von Größen wie<br />
Cecilia Bartoli und Michael Schade<br />
eine Probe seines Talents ablieferte<br />
<strong>–</strong> was offensichtlich so gut gelang,<br />
dass er in Schuberts „Lazarus“ im<br />
Wiener Musikverein und in Händels<br />
„Alexanderfest“ bei der styriarte<br />
2003 neuerlich mit dabei war. In der<br />
diesjährigen styriarte wird er, wieder<br />
unter der Leitung Nikolaus Harnoncourts,<br />
„Schwager Kronos“ seine<br />
ausdrucksvolle Stimme leihen. Und<br />
nicht nur seine Stimme.<br />
Alexandra Tscheitschonig<br />
HARNONCOURT<br />
Schumanns Peri<br />
und Genoveva,<br />
Schuberts Lazarus<br />
und Rosamunde,<br />
Mendelssohns<br />
Melusine und<br />
der verzauberte<br />
Rinaldo des<br />
jungen Brahms <strong>–</strong><br />
sie alle haben zwei<br />
Dinge gemeinsam:<br />
dass sie Randexistenzen<br />
unseres<br />
Konzertlebens sind,<br />
elfi sche Musikwesen,<br />
die nur<br />
dann zum Leben<br />
erwachen, wenn sie<br />
ein Erzromantiker<br />
am Pult geistergleich<br />
beschwört;<br />
und dass sie alle in<br />
eben dieser Weise<br />
durch Nikolaus<br />
Harnoncourt ins<br />
Rampenlicht der<br />
steirischen<br />
Hauptstadt<br />
gerückt wurden.<br />
Vielleicht bedarf es eines Festivals<br />
wie der styriarte, um den lichtscheuen<br />
Wesen aus dem tiefsten<br />
Grunde romantischer Sehnsucht<br />
überhaupt eine Stimme zu verleihen.<br />
Denn im grellen Scheinwerferlicht<br />
des gewöhnlichen Konzertbetriebs<br />
mit seinen Staraufgeboten und<br />
seinem lauten Jubel würden diese<br />
scheuen Gestalten unweigerlich verblassen.<br />
Es sind Anti-Helden, Frauen,<br />
Männer, Luft- und Geisterwesen, die<br />
gebrochen und verschüchtert durch<br />
die Welt wandern, ohne ans Ziel zu<br />
gelangen, nach innen gewandt in einer<br />
musikalischen Sprache reinen Ge-<br />
8<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
sucht nach dem Schlüssel<br />
zur Deutschen Romantik<br />
fühls. „Peri, himmlisches Lichtwesen<br />
der persischen Mythe, aber eher dem<br />
Gebiet der Romantik, als dem des religiösen<br />
Glaubens angehörend“, so hat<br />
es ein Damen-Conversationslexikon<br />
jener Zeit für Schumanns gefallenen<br />
Engel formuliert. Man könnte den<br />
Satz auf alle Heldinnen und Helden<br />
in Harnoncourts romantischen styriarte-Erkundungen<br />
anwenden.<br />
Bei der styriarte 2004 wird der<br />
Maestro diesen Zyklus fortsetzen,<br />
der nicht minder aufregend ist<br />
als sein Monteverdi-Zyklus, seine<br />
Mozart- und Beethovenzyklen der<br />
letzten Jahrzehnte. Doch unter ein
Moritz von Schwind: Die Nymphe<br />
Krokowka. Um 1831/35.<br />
Schlagwort hat man ihn nicht subsumiert,<br />
denn es ist eine Suche, die<br />
keinen griffi gen Marktwert besitzt:<br />
die Suche nach dem Schlüssel zur<br />
deutschen Romantik. Er liegt nicht<br />
in den gängigen Klavierkonzerten<br />
und in Wagner’schen Musikdramen<br />
verborgen, sondern abseits. Kein<br />
Dirigent hat sich diesem Repertoire<br />
so konsequent verschrieben wie<br />
Harnoncourt, keiner hat zu den<br />
Außenseitern der Romantik, die in<br />
Wahrheit ihre Schlüsselfi guren waren,<br />
eine so rückhaltlose Zuneigung<br />
entwickelt.<br />
2004 steht ein klassischer Fall<br />
für dieses Dilemma an: „Rosamunde,<br />
Fürstin von Zypern“ jenes „große<br />
romantische Schauspiel“ der Helmine<br />
von Chézy, das Franz Schubert<br />
mit „Chören, Musikbegleitung und<br />
Tänzen“ ausstattete, und das dennoch<br />
nach nur zwei Vorstellungen<br />
sang- und klanglos im Archiv des<br />
Theaters an der Wien verschwand.<br />
Die Hoffnung der Dichterin, dem<br />
Werk werde nach der allzu schlampig<br />
vorbereiteten Premiere in späteren<br />
Inszenierungen Gerechtigkeit widerfahren,<br />
hat sich bis heute nicht<br />
erfüllt. Schuberts Musik ist das<br />
einzige, was von dem romantischen<br />
Schauspiel überlebte, das noch nicht<br />
einmal die Freunde Schuberts goutieren<br />
konnten. „Heillos“ nannten sie<br />
die Dichterin - vielleicht eher deshalb,<br />
weil Helmine mit der geschiedenen<br />
Dorothea Veit und ihrem neuen<br />
Lebensgefährten Friedrich Schlegel<br />
in Paris zusammenwohnte und damit<br />
in den Bannkreis jener skandalumwitterten<br />
Tante Mendelssohns<br />
geriet. „Heillos“ war freilich das<br />
Unterfangen als solches: unmöglich,<br />
einem unter Hirten aufgewachsenen<br />
Mädchen namens Rosamunde durch<br />
Ränke und Finten höfi scher Intrige<br />
hindurch einen überzeugenden Weg<br />
auf den Thron und zum moralischen<br />
Sieg zu bahnen. Schubert hat das<br />
Sujet dennoch begeistert. Man hört<br />
HARNONCOURT<br />
es seinen großartigen<br />
Zwischenaktmusiken,<br />
dem Lied und Geisterchor<br />
an, dass er sich hier im<br />
romantischen Sinne „aufgehoben“<br />
fühlte. So wenig<br />
Carl Maria von Weber am<br />
„Euryanthe“-Libretto der<br />
Chézy zweifelte, so wenig<br />
hielt Schubert ihre „Rosamunde“<br />
a priori für lächerlich.<br />
Doch überlebt hat von<br />
Musik und Schauspiel nur<br />
das berühmte Rosamunde-<br />
Thema - fünf von fünfzig<br />
Minuten Musik.<br />
Wenn Nikolaus Harnoncourt diese<br />
Musik bei der styriarte vollständig<br />
und mit erklärenden Zwischentexten<br />
dirigiert, dann hebt sich erneut der<br />
Vorhang auf ein Kapitel unerfüllter<br />
romantischer Sehnsucht. Dass die<br />
Romantik eine blaue Blume sei,<br />
die sich im Ungefähren erschöpfe,<br />
dass ihre „ewige Sehnsucht“ desto<br />
überzeugender wirke, je verschwommener,<br />
geheimnis-umwitterter sie<br />
daherkommt, dem würde Harnoncourt<br />
nie zustimmen. Profi liert, in<br />
klar umrissenen Konturen der Artikulation<br />
und gelichteten Klängen<br />
kam seine Romantik bislang daher,<br />
sprachgezeugt wie sein Barockstil<br />
und aus Bildern erwachsen. Für<br />
ihn, den barocken Bildermenschen<br />
par excellence, dessen Metaphorik<br />
noch zu jeder Stelle einer scheinbar<br />
vertrauten Symphonie das drastisch-erhellende<br />
Bild fand, ist auch<br />
die Romantik eine durch bildhafte<br />
Vergleiche zu belebende Bühne<br />
konkreter Ereignisse. Nur überfällt<br />
den Musiker Harnoncourt, der mit<br />
Schubert, Schumann und Brahms<br />
aufwuchs, im heiligen Bezirk der<br />
deutschen Romantik eine Scheu vor<br />
allzu eindeutigen Auslegungen.<br />
Vielleicht hat er deshalb sein Buch<br />
zur deutschen Romantik noch nicht<br />
geschrieben. In seinen mittlerweile<br />
legendären Büchern „Musik als<br />
9<br />
Nikolaus Harnoncourt: der Erzromantiker bei der<br />
Arbeit mit dem Chamber Orchestra of Europe<br />
Klangrede“ und „Der musikalische<br />
Dialog“ gab er der sich stetig weitenden<br />
Sicht auf die „Alte Musik“<br />
ein ästhetisches Fundament. Der<br />
Ausdruck „Klangrede“ wurde zum gefl<br />
ügelten Wort für eine Ästhetik, die<br />
vom „sprechenden“ Duktus, der musikalisch-rhetorischen<br />
Beredsamkeit<br />
Harnoncourts wesentlich geprägt<br />
wurde. Wie müsste der Titel seines<br />
Buches über die deutsche Romantik<br />
lauten? Die Kapitel kennen wir<br />
schon: „Genoveva und Peri“, „Lazarus<br />
und Rinaldo“ sowie als neuestes<br />
„Rosamunde“.<br />
Josef Beheimb<br />
26. Juni, 20 Uhr<br />
27. Juni, 17 Uhr<br />
Stefaniensaal<br />
SCHWAGER KRONOS<br />
Schubert:<br />
Rosamunde, Fürstin von Zypern (D 797)<br />
Schumann: Ouvertüre, Scherzo und<br />
Finale<br />
Schubert: An Schwager Kronos /<br />
Memnon / Gruppe aus dem Tartarus<br />
Elisabeth von Magnus, Mezzosopran<br />
Florian Boesch, Bariton<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
STYRIARTE / POLLEROSS
Seit er 1985 als jüngster von 140<br />
Teilnehmern den Beethovenwettbewerb<br />
gewann, ist Stefan Vladar<br />
eine fi xe Größe am internationalen<br />
Pianistenhimmel. Mit Claudio Abba-<br />
Ein Pianist am<br />
Dirigentenpult<br />
Stefan<br />
Vladar<br />
do hat er ebenso zusammengearbeitet<br />
wie mit Christoph von Dohnanyi,<br />
Seiji Ozawa, Christian Thielemann,<br />
Yehudi Menuhin <strong>–</strong> die Liste könnte<br />
endlos, so scheint es, fortgesetzt<br />
werden, und würde fast alle „großen<br />
Namen“ der Pultstars unserer Zeit<br />
enthalten.<br />
Dass er darüber hinaus auch<br />
mit Soloabenden auf den großen<br />
Konzertpodien und bei vielen internationalen<br />
Festivals zu Gast war,<br />
versteht sich fast von selbst. Dass er<br />
aber auch selbst als künstlerischer<br />
Leiter bei gleich zwei namhaften<br />
österreichischen Festivals fungiert<br />
<strong>–</strong> bei den Neuberger Kulturtagen und<br />
den Oberösterreichischen Stiftskonzerten<br />
<strong>–</strong> ist nicht ganz so selbstverständlich<br />
und weist schon ein wenig<br />
in die Richtung der zweiten, jüngeren<br />
Karriere des Ausnahmemusikers:<br />
zum Dirigieren. Von der anderen<br />
Seite des Pults aus dirigiert Stefan<br />
Vladar seit der Saison 2002/03 das<br />
Grazer Orchester recreation und musiziert<br />
hier in leitender Position mit<br />
zahlreichen früheren „Mitspielern“<br />
und Kollegen wie Heinrich Schiff,<br />
Bo Skovhus, Tzimon Barto oder Angelika<br />
Kirchschlager.<br />
Alexandra Tscheitschonig<br />
JOHANNES IFKOVITS<br />
DVORAK-JAHR<br />
Endlich durfte er wieder im Kreis<br />
der Familie sein, endlich wieder<br />
mit den Seinen speisen. Schmerzen<br />
hatten den Komponisten Antonín<br />
Dvorák Ende März 1904 vorzeitig<br />
aus der Uraufführung seiner Oper<br />
„Armida“ im Prager Nationaltheater<br />
vertrieben. Wie Rinaldo vor den<br />
Zaubergärten der Armida, so fl oh<br />
er aus jenem Opernhaus, in dem<br />
er Jahrzehnte lang vergeblich den<br />
Traum von der vollkommenen<br />
tschechischen Oper geträumt hatte.<br />
Nun holten ihn die Strapazen seines<br />
rastlosen Musikerdaseins ein. Es<br />
war scheinbar nur eine Grippe, die<br />
den 62-Jährigen ans Bett fesselte,<br />
doch erst einen Monat später, am 1.<br />
Mai, erlaubte ihm der Arzt, wieder<br />
aufzustehen. „Kaum aber hatte er<br />
gegessen, bemerkte er: ‚Mir dreht<br />
sich der Kopf, ich werde mich lieber<br />
niederlegen‘. Gleich darauf erbleichte<br />
er, sofort wurde er aber blutrot und<br />
sank in den Stuhl zurück. Er wollte<br />
noch etwas sprechen, aber nur unverständliche<br />
Laute drangen aus seiner<br />
Kehle. Die Pulsader schlug nur mehr<br />
ganz schwach, bis sie aufhörte, und<br />
als der schnell herbeigerufene Arzt<br />
eintraf, konnte er nur mehr den Tod<br />
des Meisters feststellen.“<br />
Antonín Dvoráks Tod an einem<br />
Hirnschlag im Mai vor hundert<br />
Jahren gibt der Musikwelt Anlass zu<br />
umfangreichen Gedächtniskonzerten.<br />
In Graz erklingt als Hommage<br />
sein Requiem, dessen Uraufführung<br />
1891 in Birmingham zu einem der<br />
größten internationalen Erfolge des<br />
Komponisten wurde und zu einem<br />
der monumentalsten Dvorák-Konzerte<br />
überhaupt. Die Jahre um 1890<br />
waren eine Zeit der zeitlichen Ehren<br />
für den Komponisten Dvorák: 1891<br />
wurde er zum Ehrendoktor der Universitäten<br />
von Prag und Cambridge<br />
ernannt, seit 1890 war er Mitglied<br />
in der Prager Akademie der Wissenschaften,<br />
seit 1889 Ritter des kaiserlich-österreichischen<br />
Ordens dritter<br />
Klasse. Scheinbar einmütig huldigte<br />
Europa dem größten Genius der böh-<br />
10<br />
Ritter Dvorák <strong>–</strong><br />
^<br />
Die styriarte gedenkt des<br />
mischen Musik, der sich selbst einen<br />
„einfachen tschechischen Musikanten“<br />
nannte.<br />
Doch in Wahrheit tobte im national<br />
wie ethnisch zerrissenen Vielvölkerstaat<br />
ein Machtkampf zwischen<br />
deutscher und tschechischer Fraktion,<br />
in den Dvorák unbarmherzig<br />
hineingezogen wurde. Der Wiener<br />
Kritikerpapst Eduard Hanslick fühlte<br />
sich bemüßigt, den „lächerlichen<br />
Argwohn“ zu widerlegen, „es sei<br />
Dvorák ein von der national-czechischen<br />
Partei in Schwang gebrachtes<br />
Renommee“. Die „nationale Antipathie“,<br />
die dem Komponisten in<br />
Wien entgegenschlug, fand er völlig<br />
unberechtigt. Dvoráks Vision von der<br />
ewigen Ruhe, wie sie sein Requiem<br />
beschwört, drohte im realpolitischen<br />
Gezänk der Parteien unterzugehen.<br />
„Anti-czechische“ Bekundungen waren<br />
in Wien und in grenznahen deutschen<br />
Städten wie Dresden und Leipzig nach<br />
1880 schon gang und gäbe. Umgekehrt<br />
zwangen die Tschechen ihrem musikalischen<br />
Nationalheros unbedingte<br />
Gefolgschaft ab. Aus Angst vor den<br />
„nationalen Zänkereien“ zuhause ließ<br />
er sich bei seinem ersten Interview<br />
mit der Sunday Times 1885 als „Pan<br />
Antonín Dvorák“ anreden, mit dem<br />
tschechischen Wort für Herr. Seinen<br />
Verleger Simrock in Berlin fl ehte er<br />
<strong>–</strong> oft umsonst <strong>–</strong> um den Abdruck der<br />
Werktitel zuerst in tschechischer<br />
Sprache an: „Sie scheinen nicht den<br />
Begriff zu haben, in welchen Verhältnissen<br />
ich lebe. Würde ich in Berlin<br />
oder sonst wo sein, das wäre ganz was<br />
anderes.“ Und den Dirigenten Hans<br />
Richter bat er mit Rücksicht auf die<br />
antislawische Stimmung in Wien darum,<br />
auf eine Aufführung seiner „Slawischen<br />
Rhapsodie“ zu verzichten.<br />
Dvoráks Weg in die Unsterblichkeit<br />
war mit den Dornen des aufkeimenden<br />
Nationalismus übersät.<br />
Nicht nur deshalb erscheint die<br />
Mär vom „tschechischen Musikanten“<br />
Dvorák heute brüchiger denn je. Mit<br />
oft geringen Mitteln und behindert<br />
von der noch immer verkrusteten
^<br />
Pan Dvorák<br />
tschechischen Komponisten<br />
Bürokratie im neuen EU-Staat Tschechien<br />
versuchen Dvorák-Enthusiasten<br />
die Stätten seines Lebens zu pfl egen<br />
und den Touristen zugänglich zu<br />
machen. Was ihnen im Weg steht,<br />
ist das im 20. Jahrhundert gängige<br />
Vorurteil gegen den „internationalen“<br />
oder gar „deutschen“ Stil<br />
Dvoráks, dem die Kommunisten in<br />
der CSSR polemisch seinen Kollegen<br />
Smetana gegenüberstellten. Dieser<br />
jahrzehntelange Dualismus Dvorák<br />
<strong>–</strong> Smetana lässt sich aus den Köpfen<br />
der tschechischen Kulturpolitiker<br />
schwerer vertreiben, als es im EU-ge-<br />
Antonin Dvorak als Dirigent. Gemälde von Karel Soucek<br />
DVORAK-JAHR<br />
einten Europa scheinen sollte. Und so<br />
liegen die Erinnerungsstätten in der<br />
Region Mittelböhmen, wo Dvorák<br />
1841 in Nelahozeves geboren wurde<br />
und sein geliebtes Landhaus in Vysoká<br />
bewohnte, im Dornröschenschlaf.<br />
In weiten Teilen wirkt dieses Land<br />
noch immer so wie in Dvoráks Jugendzeit:<br />
„Seht dort hin auf die verschiedenen<br />
Dörfer!“, rief Dvorák bei einem<br />
Spaziergang zu den Stätten seiner<br />
Jugend aus: „In diese Orte pfl egte ich<br />
mit meinem Vater Rinder kaufen zu<br />
gehen, und wenn mir der Vater so ein<br />
Tier anvertraute, das mir in seinem<br />
11<br />
Übermut davonlief oder mich ohne<br />
weiteres in den Teich schleifte, war<br />
ich nicht zu beneiden. Aber all diese<br />
Leiden meines jungen Lebens versüßte<br />
mir die Musik, mein Schutzengel.“<br />
Die bitter arme Jugend Dvoráks, seine<br />
musikalischen Anfänge in der Dorfschule<br />
und Dorfkirche, die Jahre in<br />
der Orgelschule Prag mit den ersten<br />
Gehversuchen in einer 20 Mann<br />
starken Tanzkapelle <strong>–</strong> all dies lebt in<br />
seiner Musik fort, in den scheinbar<br />
so naiv mitreißenden Themen seiner<br />
Kammermusik ebenso wie in den<br />
verklärten Klängen des „Lux aeterna“<br />
seines Requiems. In den abgeklärten<br />
späten Kammermusiken hören wir<br />
immer noch den Dvorák, der in einer<br />
Prager Irrenanstalt zum ersten Mal<br />
Streichsextette spielte, im Requiem<br />
den jugendlichen Dorfmusikanten,<br />
der sich an der jährlichen großen<br />
Messe zum Kirchweihfest erfreute<br />
und bei Mozart, Haydn und Cherubini<br />
in die Lehre ging. Dvorák vertraute<br />
stets darauf, der liebe Gott werde<br />
ihm „schon auch einige Melodien<br />
zufl üstern“. Doch dieser göttliche<br />
Atem wehte ihn oft genug mitten in<br />
der Härte des Lebens an.<br />
Josef Beheimb<br />
4. Juli, 11 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
HOMMAGE À DVORÁK<br />
Dvorák: Klavierquartett in Es, op. 87 /<br />
Sonatine in G, op. 100 / Terzett, op. 74<br />
Markus Schirmer, Klavier<br />
Gaede-Trio<br />
^<br />
16. Juli, 20 Uhr, Stefaniensaal<br />
LUX PERPETUA<br />
Dvorák: Requiem, für Soli, Chor und<br />
Orchester, op. 89<br />
Beatrix Fodor / Stephanie Houtzeel /<br />
Herbert Lippert/ Gerd Kenda<br />
chor pro music graz / mondo musicale<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Stefan Vladar<br />
^<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com
Drei Projekte mit<br />
Vladimir Ivanoff<br />
bringen den Orient in<br />
die styriarte 2004.<br />
Der Musikologe und<br />
Musiker im Gespräch<br />
mit Mathis Huber<br />
Wenn man die Projekte des Vladimir<br />
Ivanoff verfolgt, fi ndet man sie fast<br />
immer an Grenzlinien angesiedelt,<br />
meistens zwischen Orient und Okzident,<br />
zwischen Christentum und Islam,<br />
auch zwischen Neuzeit und Vorzeit.<br />
Kommt dieser spezielle Blick auf<br />
Bruchstellen aus Ihrer Biographie?<br />
Ja, ich denke schon, dass das damit<br />
zu tun haben könnte. Da ich ja<br />
ursprünglich aus Bulgarien komme,<br />
und Bulgarien ein Schnittpunkt zwischen<br />
Orient und Okzident ist, ein<br />
zum Teil immer noch muslimisches<br />
Land, gleichzeitig christlich-orthodox,<br />
wahnsinnig traditionell auf der<br />
einen Seite, auf der anderen Seite, in<br />
den Metropolen, ein sehr modernes<br />
Land. Wahrscheinlich ist das schon<br />
ein Hintergrund, um sich dann so auf<br />
diesen Parametern zu bewegen. Und<br />
wenn man jemand ist, der nicht mehr<br />
ORIENT<br />
in seiner Heimat lebt, dann führt<br />
man häufi g spiralförmige Bewegungen<br />
um das eigentliche Zentrum des<br />
Lebens aus.<br />
In einem der Programme, die Sie in der<br />
styriarte 2004 vorstellen, „Turn of the<br />
Centuries“, liegt dieses Bulgarien sozusagen<br />
in der Mitte. Da geht’s um einen<br />
Transfer von zentraleuropäischem<br />
Takt und Tanzrhythmus in das osmanische<br />
Reich <strong>–</strong> also das Gegenteil von<br />
dem, was man aus der europäischen<br />
Türkenmode kennt, nämlich den<br />
Transfer von türkischer Musik nach<br />
Europa. Wie kam es zu diesem Projekt<br />
und was ist das Spannende daran?<br />
Es gibt ein Programm von uns,<br />
in dem alla-Turca-Musiken von Mozart,<br />
Gluck, Süßmayr, Joseph Martin<br />
Kraus authentischen Musiken aus<br />
dem osmanischen Reich, aus der<br />
Türkei, genau aus der gleichen Zeit<br />
gegenübergestellt wurden, um zu<br />
zeigen, wie solche Anregungen funktioniert<br />
haben. Und da beschreiben<br />
wir jetzt den umgekehrten Weg. Da<br />
bietet sich diese Walzermode sehr<br />
an, die Ende des 18. Jahrhunderts<br />
entstand, und die in das damals sehr<br />
nach Westen aufgeschlossene osmanische<br />
Reich überschwappte. Dort<br />
gab es dann auch eine riesige Walzermode.<br />
Auf der anderen Seite legten<br />
die Türken den Walzer aber auch<br />
anders aus als die zeitgenössischen<br />
Europäer. Walzer war im Westen ein<br />
schwungvoller, erotischer Tanz, aber<br />
ein anderes Element, das der Vollkommenheit<br />
der Dreizahl, wie wir<br />
es in Europa einst auch kannten, in<br />
der Dreieinigkeit, in der Zahlensymbolik,<br />
ist hier verloren gegangen. In<br />
der Türkei hat man es noch deutlich<br />
gespürt und es kam hier zu einer<br />
sehr seltsamen Form von mystischen<br />
Walzern, die als Begleitung für das<br />
Drehen der Derwische dienten. Und<br />
das ganz sinnliche Ziel unseres Pro-<br />
12<br />
gramms ist es, zu zeigen, wie dieser<br />
Dreierrhythmus in den Körper, in<br />
die Seele, ins Herz geht. Man wird<br />
Walzerpaare in Empire-Kostümen<br />
gleichzeitig mit Derwischen sehen,<br />
und ich glaube, das ist besser, als<br />
einen langen Vortrag zu halten, um<br />
diese sehr weiten und vielfältigen<br />
Dimensionen des Dreiermetrums zu<br />
begreifen. Also das ist praktisch ein<br />
Programm im Dreivierteltakt <strong>–</strong> voll,<br />
ganz und kompromisslos!<br />
Schön. Das neueste neue Projekt von<br />
Vladimir Ivanoff heißt „Cycle“ mit<br />
dem Untertitel „of life“…<br />
… ja, ich glaube, das wird unser<br />
erstes „Cycle“-Konzert im eigentlichen<br />
Sinn.<br />
„Cycle“ wird hier sozusagen geboren,<br />
oder vielleicht: wiedergeboren. Was ist<br />
denn das, „Cycle“?<br />
Es ist eigentlich ein ganz einfaches<br />
Konzept. Zunächst einmal<br />
geht es darum, Musik auf ihre wesentlichen<br />
Elemente zu reduzieren:<br />
Rhythmus/Metrum und Gesang/<br />
Melodie/Sprache. Die Besetzung von<br />
Cycle erlaubt keine Harmonisierung<br />
von Melodien, sie erlaubt keine<br />
Instrumentalmusiken in dem Sinn,<br />
sondern praktisch nur gesungene<br />
Sprache, die ja auch immer gleichzeitig<br />
Rhythmus bedeutet. Das ist das<br />
musikalische Konzept. Ein weiteres<br />
Anliegen ist, zu zeigen, dass es eine<br />
geschlossene Mittelmeerkultur gibt,<br />
die heute mit ihren ganzen Nationalstaaten<br />
und ihren Konfl ikten um<br />
Islam und Christentum weitgehend<br />
verloren geht. Traditionell fühlen<br />
sich die Menschen, die im Einfl ussbereich<br />
des Mittelmeers leben, als<br />
eine zusammengehörende Gruppe.<br />
Es ist sekundär, ob man Grieche oder<br />
Marokkaner ist, das Lebensgefühl<br />
ist ein sehr ähnliches, und das versuchen<br />
wir anhand der jeweiligen
Musiken zu zeigen. „Cycle“ heißt die<br />
ganze Geschichte deswegen, weil es<br />
um einen Lebenszyklus geht, mit<br />
der Hoffnung, dass da noch etwas<br />
kommt nach dem Tod. Es geht um<br />
das Leben eines Paares, die werden<br />
geboren, verlieben sich, heiraten,<br />
kriegen Ärger miteinander, was halt<br />
so im Leben mehr oder weniger statistisch<br />
passiert. Das ist also gleichzeitig<br />
auch eine kleine Oper, und zum<br />
Schluss steht der Abschied durch den<br />
Tod und wieder die Hoffnung.<br />
Und wo kann man dieses Programm<br />
historisch placieren?<br />
Musikhistorisch hätten wir da<br />
große Probleme, weil es sich weitgehend<br />
um traditionelle Musik mit<br />
einem ganz undefi nierten Alter handelt.<br />
Also wir haben Texte aus einer<br />
byzantinischen Handschrift aus dem<br />
12. Jahrhundert, das wird aber heute<br />
noch gesungen. Bei den sephardischen<br />
Stücken gilt das gleiche, das<br />
sind zum Teil uralte Texte, aber wie<br />
alt die Melodien sind, ist schwer zu<br />
sagen in einer komplett mündlich<br />
erhaltenen Kultur. Wir bewegen uns<br />
also irgendwo zwischen dem 12. und<br />
jetzigen Jahrhundert.<br />
Ihr drittes Programm in der styriarte<br />
2004 heißt „Danse gothique“ und baut<br />
eine Brücke zwischen zwei französischen<br />
Komponisten des Mittelalters<br />
und des Beginns der Moderne: Guillaume<br />
de Machaut und Erik Satie. Was<br />
bringt die beiden in ein Programm?<br />
Im Programm insgesamt geht es<br />
um das Erleben von Zeit und wie<br />
man musikalisch mit Zeit umgeht.<br />
Machaut im 14. Jahrhundert ist<br />
ein Modernist. Er versucht, Zeit zu<br />
kneten, zu formen, in Bewegung zu<br />
bringen, sie zu gliedern, zu ordnen,<br />
und dem folgt für die nächsten 600<br />
Jahre eine musikalische Entwicklung,<br />
die immer schneller wird, und immer<br />
ausgedehnter. Satie ist in meinen<br />
Augen jemand, der das genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt gespürt hat,<br />
nämlich bevor das chaotische 20.<br />
Jahrhundert seinen Lauf nahm. Da<br />
hat er versucht, mit seinem ganzen<br />
Leben auf die Vollbremse zu treten,<br />
also er hat eine ganz eigene Harmonik<br />
entwickelt, völlig gegenläufi g zu<br />
derjenigen von Machaut. Er versuchte<br />
mit seinen Kompositionen die Zeit<br />
zu bremsen, sie anzuhalten <strong>–</strong> auch<br />
ORIENT<br />
mit seinem Leben. Man weiß, dass er<br />
die letzten zwanzig Jahre sitzend auf<br />
einem Stuhl verbracht hat, immer<br />
im gleichen Anzug, auch nicht mehr<br />
aufstehen wollte und die Tür nur mit<br />
einem Seil geöffnet hat. Er wollte diese<br />
Bewegung nicht mehr, von der er<br />
ganz genau gespürt hat, dass sie sehr<br />
bald in Raserei verfallen wird. Zu<br />
diesem Zweck hat er versucht, seine<br />
eigene Kompositionssprache, seine<br />
harmonische Sprache zu verbinden<br />
mit mittelalterlichen und byzantinischen<br />
Elementen. Das wird dann<br />
natürlich für „Sarband“ interessant,<br />
weil wir seine Stücke reorientalisieren<br />
in dem Glauben, sie so zu spielen,<br />
wie er sie sich vorgestellt hat. Diese<br />
ganzen Geschichten sind das genaue<br />
Gegenteil zu Machaut, der ja ein internationaler<br />
Staatsmann, Theologe,<br />
Komponist war <strong>–</strong> der wollte alles in<br />
Bewegung setzen, was man in Bewegung<br />
setzen konnte auf gesamteuropäischem<br />
Niveau <strong>–</strong> und Satie wollte<br />
das alles bremsen. So einfach ist das<br />
Programm eigentlich.<br />
20. Juni, 20 Uhr, Minoritensaal<br />
DANSE GOTHIQUE<br />
Satie: Gymnopédies, Gnossiennes,<br />
Chansons Médiévales u. a.<br />
Machaut: Motetten, Balladen, Virelais<br />
Ensemble Sarband<br />
Leitung: Vladimir Ivanoff<br />
19. Juli, 20 Uhr, Minoritensaal<br />
CYCLE: OF LIFE<br />
Lieder aus einem Leben<br />
im Mittelmeerraum<br />
Cycle:<br />
Fadia el-Hage, Gesang<br />
Giuseppe Paolo Cecere, Gesang<br />
Stefan Gawlick, Percussion<br />
Marie-Ange Petit, Percussion<br />
Leitung: Vladimir Ivanoff, Percussion<br />
24. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
TURN OF THE CENTURIES<br />
Tanzmusik von Haydn, Mozart,<br />
Pammer, Lanner und Strauß Vater<br />
Dede Efendi, Sultan Murad und<br />
Sultan Abdülazis<br />
Ensemble Sarband<br />
Concerto Köln<br />
Derwische, Walzertänzer<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
13<br />
Ab Graz: Rom, Berlin,<br />
Stuttgart, Mailand, Florenz,<br />
Venedig<br />
früher buchen ist billiger: ab € 30 +T
Mit seinen eigenen ironischen<br />
Worten gesprochen: Er hatte<br />
„Notengifft eingesogen“,<br />
sprich: eine Oper komponiert, und<br />
das im zarten Alter von zwölf Jahren.<br />
„Die Musik-Feinde kamen mit<br />
Schaaren zu meiner Mutter und stelleten<br />
ihr vor: ich würde ein Gauckler,<br />
Seiltänzer, Spielmann, Murmelthierführer<br />
etc. werden, wenn mir die<br />
Musik nicht entzogen würde. Gesagt,<br />
gethan!“ Doch die Erziehungsmaßnahme<br />
schlug fehl. Während die<br />
„Notentyrannen“ zuhause glaubten,<br />
„hinterm Blocksberge duldeten die<br />
Hexen keine Musik“, wusste man<br />
dort das musikalische Talent des Buben<br />
erst recht zu schätzen. Die göttliche<br />
Fügung hat es so gewollt: Aus<br />
dem Bierfi edler wurde Deutschlands<br />
angesehenster Komponist.<br />
Georg Philipp Telemann steht<br />
nicht nur deshalb im Zentrum dreier<br />
styriarte-Programme, weil Nikolaus<br />
Harnoncourt im Februar die Telemann-Medaille<br />
der Stadt Magdeburg<br />
verliehen bekam. Er ist auch <strong>–</strong> in<br />
durchaus positivem Sinne <strong>–</strong> der Inbegriff<br />
eines „zeitgeistigen“ Komponisten.<br />
Stets hellwach fühlte er den<br />
Puls der Zeit. Unermüdlich im Fleiß,<br />
glasklar im künstlerischen Urteil,<br />
war er den Zeitgenossen immer eine<br />
Nasenlänge voraus, wenn es um den<br />
TELEMANN<br />
Georg Philipp Telemann<br />
bei der styriarte 2004<br />
Heute würde man von<br />
einem schwer erziehbaren<br />
Jugendlichen sprechen.<br />
Mutter Telemann und ihre<br />
Berater im gestrengen<br />
Madgeburg zögerten keine<br />
Sekunde, den kleinen Georg<br />
Philipp hinter den Blocksberg<br />
zu verbannen, so groß<br />
war die Empörung.<br />
Doch was hatte er<br />
eigentlich verbrochen?<br />
„Geschmack“ ging. „Was ich in den<br />
Stylis der Music gethan, ist bekandt.<br />
Erst war es der Polnische, dem folgete<br />
der Französ., Kirchen-, Cammer- und<br />
Opern-Styl u. was sich nach dem<br />
Italiänischen nennet, mit welchem<br />
ich denn itzo das mehreste zu thun<br />
habe“, so seine lakonische Zwischenbilanz<br />
von 1729. Was in nahezu 40<br />
arbeitsreichen Lebensjahren noch<br />
folgen sollte, war der Triumph im<br />
französischen Stil bei der Parisreise<br />
1737/38, die Entdeckung der Empfi ndsamkeit<br />
und neuer theatralischer<br />
Möglichkeiten in der Kantate „Ino“<br />
und den späten „Oratorien“, das Lied<br />
und subtilste Kammermusik.<br />
„Hurtig und glücklich im Erfi nden<br />
seyn“, sich der „Leichtigkeit“ befl eißigen,<br />
jedem Instrument das geben,<br />
„was es leiden kann“, das waren nach<br />
eigenem Bekenntnis Telemanns ästhetische<br />
Maximen. Er fand an der „Erfi ndungs-vollen,<br />
singenden und zugleich<br />
arbeithsamen Arth“ der Italiener und<br />
neueren Deutschen „den angenehmsten<br />
Geschmack“. Dagegen vermied er<br />
es, sich mit allzu Kunstvollem abzugeben.<br />
Stücke zu „15. bis 20. obligate<br />
Stimmen, wo aber Diogenes selbst mit<br />
seiner Laterne kein Tröpfgen Melodie<br />
fi nden würde“, waren ihm ein Gräuel.<br />
Schon dem Zwölfjährigen erschien<br />
der trockene Unterricht bei einem<br />
14<br />
„steiffen“ Magdeburger Organisten als<br />
„vierzehntägige Marter“. Länger hielt<br />
er es im Klima der alt-ehrwürdigen<br />
deutschen Orgeltabulatur nicht aus:<br />
„In meinem Kopffe spuckten schon<br />
munterere Töngens, als ich hier hörte.“<br />
Und so sollte es bleiben <strong>–</strong> lebenslang.<br />
„Muntere Töne“ verbinden sich<br />
in Telemanns Hamburger Werken<br />
mit dem liebevollen Blick auf die<br />
Schwächen seiner Mitmenschen<br />
<strong>–</strong> einem geborenen Tragöden wie<br />
Händel war dies kaum gegeben. Nie<br />
hätte Telemanns Londoner Freund<br />
eine Jungfer geschildert, die sich so<br />
sehr nach Aufnahme in den „Weiberorden“<br />
sehnt (durch Heirat und<br />
Verlust der Jungfernschaft), dass sie<br />
ihrem noch ungezeugten Kind ein<br />
Wiegenlied singt, bei dem auch die<br />
Musiker selbst sich des Summens<br />
nicht enthalten können. Solche<br />
ironische Attitüde, wie sie auch aus<br />
Telemanns Autobiographien spricht,<br />
offenbaren auch seine Porträts der<br />
antiken Götterwelt. In der „Hamburger<br />
Ebb und Fluth“, seiner großartigen<br />
Orchestersuite über die Gezeiten<br />
im Hamburger Hafen, fehlt es nicht<br />
an antiken Meeresgöttern. Doch sie<br />
werden ebenso aufs Korn genommen<br />
wie die rasenden antiken Weiber in<br />
einer kammermusikalischen Suite<br />
über Xanthippe, Dido und ihre Ge-
folgschaft. In seiner Kammermusik<br />
fi nden wir aber auch den stillen, innerlichen<br />
Telemann: langsame Sätze,<br />
aus Klanggirlanden gewoben, Tänze<br />
im „polnisch-hanakischen Stil“ und<br />
vornehme Chaconnes alla Française.<br />
All dies hat Telemann die Deutschen<br />
als erster gelehrt. Sie erkannten<br />
seine Führungsposition im<br />
„reinen Geschmack“ unumschränkt<br />
an. „Wie viele Jahre wäre vielleicht<br />
die Music in Deutschland noch elend<br />
und erbärmlich geblieben, wenn kein<br />
Telemann aufgestanden ... und ihr einen<br />
ganz andern und neuen Schwung<br />
gegeben?“ fragte nach Telemanns<br />
Tod der Magdeburger Freund Rolle.<br />
„Durch ihn bekam hier die Music<br />
bald eine andere Gestalt“, resümierten<br />
auch die Hamburger Nachrichten<br />
46 Jahre nach Telemanns Hamburger<br />
Amtsantritt! Und der Shakespeare-<br />
Übersetzer Eschenburg schrieb rückblickend:<br />
„Wie vieles hat er nicht zur<br />
Verschönerung einer Kunst beygetragen,<br />
die ihn auch noch in seinem<br />
spätesten Alter mit so vielem Ruhm<br />
beschäfftigte.“<br />
Dass Telemann noch mit weit<br />
über 80 komponierte, ja dass er erst<br />
in diesem hohen Alter seine Hauptwerke<br />
im Bereich des Oratoriums<br />
schuf, das haben die Zeitgenossen<br />
TELEMANN<br />
mit ebenso großem Staunen registriert<br />
wie die Musiker des 20. Jahrhunderts.<br />
Als Nikolaus Harnoncourt<br />
im Februar dieses Jahres Telemanns<br />
„Tag des Gerichts“ dirigierte, wurde<br />
die nimmermüde Phantasie des ewig<br />
jungen alten Mannes aus Hamburg<br />
auf packende Weise deutlich. Wenn<br />
sich hier über seltsamen Tremoloreibungen<br />
der Geigen in luftiger, frühklassischer<br />
Höhe der Chor erhebt<br />
und singt: „Es rauscht! Wer ist’s? Es<br />
ist Jesus!“, dann gelang dem Komponisten<br />
noch einmal eine griffi ge, im<br />
Ohr haftende Erfi ndung. Sie ist eingebettet<br />
in das große Panorama vom<br />
Weltgericht und von der Seligkeit der<br />
Erlösten. Man behauptet nicht zu<br />
viel, wenn man in diesem Werk wie<br />
in den benachbarten Oratorien (Donnerode,<br />
Der Tod Jesu, Auferstehung<br />
und Himmelfahrt Jesu) Telemanns<br />
Vermächtnis sieht, eine Art eschatologischen<br />
Zyklus. Buchstäblich mit<br />
letzter Kraft drang seine Notenfeder<br />
hier in Visionen der christlichen Erlösung<br />
vor. Vielleicht dachte der alte<br />
Telemann damals 50 Jahre zurück,<br />
ans Totenbett seiner Frau, der er 1711<br />
folgende Verse ins Grab nachsandte:<br />
„Mein Engel gute Nacht: schlaf bis zu<br />
jenem Tage, da Jesus kommen wird<br />
in Wolkenpracht!“<br />
Josef Beheimb<br />
15<br />
5. Juli, 20 Uhr, Schloss Eggenberg<br />
TELEMANN ALLEIN ZUHAUS<br />
Telemann und Couperin<br />
Francine van der Heijden, Sopran<br />
Musica ad Rhenum<br />
Leitung: Jed Wentz, Flöte<br />
6./7. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
DER TAG DES GERICHTS<br />
Telemann: Der Tag des Gerichts<br />
(Oratorium)<br />
Kühmeier / von Magnus /<br />
Lippert / Mohr<br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Concentus Musicus Wien<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
9. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
EBBE UND FLUT<br />
Rebel: Suite „Les élements“<br />
Vivaldi: „La tempesta di mare“ / „Conca“<br />
Telemann: „Hamburger Ebb und Fluth“<br />
Freiburger Barockorchester<br />
Leitung:<br />
Gottfried von der Goltz, Violine<br />
Tel. 0316.825000<br />
www.styriarte.com<br />
BINDER<br />
POLLEROSS
Im Jahr 2004 kann ich Jordi Savall<br />
zu sieben Vorstellungen in der<br />
Steiermark begrüßen, vier davon<br />
demnächst in der styriarte. Während<br />
Nikolaus Harnoncourt in Stainz an<br />
Heinrich Ignaz Franz Biber erinnert,<br />
stellt Jordi Savall in Pöllau Marc-Antoine<br />
Charpentier vor, das wird also<br />
eine Begegnung zweier Meister, die im<br />
selben Jahr 1704 gestorben sind.<br />
Marc-Antoine Charpentier hat<br />
ein fantastisches, reiches Werk geschaffen,<br />
und ich wollte daraus ein<br />
Programm zusammenstellen, das<br />
eine Einheit hat. So hatte ich die<br />
Idee, die verschiedenen Momente im<br />
Leben von Maria von der Geburt bis<br />
zum Tod mit der Musik von Charpentier<br />
darzustellen. Ein Programm<br />
in ganz verschiedenen Besetzungen,<br />
und zum Schluss kommt eines der<br />
schönsten Werke von Charpentier<br />
<strong>–</strong> das sind die „Litanies de la vierge“<br />
für 6 Stimmen und zwei Gamben<br />
und Continuo.<br />
Dein zweites Programm ist noch einmal<br />
100 Jahre älter, das ist von 1600:<br />
Cavalieris „Rappresentatione di anima<br />
e di corpo“, das ist eigentliche eine Oper<br />
für die Kirche.<br />
Ja, das ist eine geistliche szenische<br />
Gattung. Das kommt aus dieser sehr<br />
alten Tradition, dass man auch in der<br />
Kirche Spektakel macht mit einer<br />
minimalen Form von Aktion. „Rappresentatione“<br />
ist nicht eine Oper<br />
im Sinne von „Orfeo“, aber es ist ein<br />
Stück, das sehr viele Kontraste zwischen<br />
den Charakteren zeichnet, das<br />
recitar cantando ist schon völlig da,<br />
und es zeigt den Bruch zwischen der<br />
Renaissance und dieser neuen Musik<br />
um 1600 an.<br />
JORDI SAVALL<br />
Was ich fast nie sage …<br />
Jordi Savall erzählt im Gespräch mit Mathis Huber<br />
über seine Programme der styriarte 2004 und mehr<br />
Das Stück redet über die Vergänglichkeit,<br />
über die Zeit, wie sie verrinnt,<br />
über die Ewigkeit, an die die Hauptprotagonisten,<br />
Anima, die Seele, und<br />
Corpo, der Körper, erinnert werden.<br />
Und das Stück muss man sozusagen<br />
erst instrumentieren, wenn man es<br />
aufführen will.<br />
Ja, das Stück hat, wie in der Zeit<br />
üblich, keine fi xe Besetzung. Die Besetzung,<br />
die man verwendet, ist ein<br />
Gambenconsort, ein guter Continuo<br />
mit verschiedenen Orgeln, Cembalo,<br />
Theorbe, Chitarrone, auch Flöten,<br />
Zinken, Posaunen. Es ist die gleiche,<br />
die man in Stücken wie Orfeo oder<br />
der Marienvesper von Monteverdi<br />
braucht. Man könnte auch Geigen<br />
nehmen, aber es ist keine typische<br />
Geigenmusik in dem Stück, im Unterschied<br />
zum Orfeo.<br />
Dein drittes Programm bei der styriarte<br />
heißt „Musique du temps“, das<br />
ist sehr persönlich, das ist ein Familienprogramm,<br />
aber du hast ja viele<br />
Familien ...<br />
Ja, aber das ist die echte Familie.<br />
Das ist ein Programm, das wir zusammen<br />
machen, mit Montserrat, Arianna<br />
und Ferran. Das ist sehr besonders,<br />
weil wir zusammen einige Stücke aus<br />
dem Repertoire der Eltern vorstellen,<br />
und dazwischen lassen wir Platz, in<br />
dem Ferran und Arianna ihre Musik<br />
machen. Das gehört auch zu einem<br />
Familienleben, dass jeder seine Welt<br />
hat, wo er auch seine Ideen zeigen<br />
kann. Unsere Kinder haben erst relativ<br />
spät angefangen, selber Musik zu<br />
machen, weil wir nie forciert haben,<br />
dass sie Musiker werden. Arianna hat<br />
mit moderner Harfe angefangen und<br />
Ferran mit elektrischen Gitarren und<br />
ganz moderner Musik. Langsam ha-<br />
16<br />
ben sie beide auch Interesse gezeigt<br />
für die alten Instrumente. Es ist sicher<br />
sehr schwer für Kinder, wenn sie<br />
sehen, dass ihre Eltern wirklich berühmt<br />
sind, in die gleiche Richtung<br />
zu gehen. Aber beide haben schon ein<br />
ganz eigenes Talent für eine eigene<br />
Musik. Das Programm heißt „Musik<br />
der Zeit und des Augenblicks“. Wir<br />
improvisieren auch alle, und wenn<br />
es gut geht, ist es eine schöne Art<br />
zusammen zu sein.<br />
Du hast ja deine Karriere auch nicht als<br />
Gambist angefangen, sondern am Cello.<br />
Ich habe eigentlich als Sänger<br />
angefangen, als Knabe, und dann<br />
<strong>–</strong> was ich fast nie sage <strong>–</strong>, als ich 14<br />
war, habe ich Schlagzeug gespielt,<br />
in einer Gruppe, das war die Zeit<br />
mit Elvis Presley, und dann habe<br />
ich mit dem Cello angefangen. Und<br />
nach vielen Jahren am Cello habe<br />
ich begonnen, Gambe zu spielen. Ich<br />
habe die Gambe durch das Cello kennen<br />
gelernt, weil ich schon sehr früh<br />
Lust gehabt habe, andere Stücke zu<br />
spielen als meine Kollegen. Und ich<br />
fand die Gambenmusik so schön, und<br />
dann habe ich zufällig eine Gambe<br />
gesehen und gedacht, das ist ein<br />
Wink des Schicksals, und dann habe<br />
ich angefangen, sie zu spielen, und<br />
seither bin ich völlig verliebt.<br />
Und dann hast du in Basel studiert …<br />
…erst später, erst war ich zwei<br />
Jahre im British Museum, in der<br />
königlichen Bibliothek in Brüssel, in<br />
der Bibliothèque Nationale von Paris,<br />
in Bologna, in Madrid, und dort habe<br />
ich alle Originalstücke für Gambe<br />
fotokopiert oder mikroverfi lmt, und<br />
dann habe ich allein angefangen,<br />
mit vielen alten Traktaten, und als<br />
ich schon eine recht gute Idee vom
Gambenspielen hatte, ging ich nach<br />
Basel und habe dort ein paar Jahre<br />
studiert und das Diplom gemacht.<br />
Und dann bist du dort Lehrer<br />
geworden ...<br />
Als die Stelle von meinem einstigen<br />
Lehrer ausgeschrieben wurde,<br />
1973, gab es einen Wettbewerb, und<br />
ich habe das Glück gehabt, dass in der<br />
Kommission als Präsident Nikolaus<br />
Harnoncourt saß. Denn das war nicht<br />
einfach, dass ein junger Spanier die<br />
Stelle eines Schweizer Professors<br />
bekommt. Wenn Nikolaus Harnoncourt<br />
mit seiner ganzen Erfahrung<br />
und Autorität nicht dort gewesen<br />
wäre, hätte ich die Stelle wahrscheinlich<br />
nicht bekommen. Und dann war<br />
das natürlich sehr schön, ein neuer<br />
Anfang auf einem Podium, wo man<br />
viele junge Musiker unterrichten<br />
und dann Ensemble-Musik machen<br />
konnte. Ja, und mit Montserrat und<br />
Hopkinson Smith haben wir in Basel<br />
1974 Hespèrion gegründet.<br />
Also auch ein Jubiläum!<br />
Ja, das ist jetzt 30 Jahre her...<br />
Und die dritte Familie? Deine Zufriedenheit<br />
mit Plattenfi rmen war nicht<br />
ganz so groß, du hast deine eigene gegründet,<br />
ALIAVOX. Ist das ein Erfolg?<br />
Das war vor 6 Jahren, 1998. Ich<br />
arbeitete schon 20 Jahre mit einigen<br />
Plattenfi rmen, ich konnte einigermaßen<br />
machen, was ich wollte, aber<br />
JORDI SAVALL<br />
Familie Savall. Jordi, Montserrat, Ferran, Arianna<br />
die größte Schwierigkeit war, dass<br />
man nicht langfristig planen konnte.<br />
Und dann habe ich mit Montserrat<br />
gesagt, dass wir eine Entscheidung<br />
treffen müssen: Machen wir selbst<br />
unsere Produktion, wir haben genug<br />
Erfahrung. Und ich muss sagen, ich<br />
hätte damals nie gedacht, dass es so<br />
gut geht. Wir haben jetzt in diesen 6<br />
Jahren 33 Platten gemacht, jedes Jahr<br />
5 Platten, manchmal sind das Doppel-<br />
CDs, exklusiv mit unseren Musikern.<br />
Und bis jetzt haben wir davon schon<br />
über 850.000 verkauft. Vertrieb<br />
haben wir in mehr als 40 Ländern<br />
der Welt, und es ist natürlich immer<br />
eine enorme Investition von Geld, die<br />
man machen muss, aber das ist der<br />
Preis, den man zahlen muss, wenn<br />
man unabhängig sein will. Jetzt<br />
organisieren wir unsere Projekte in<br />
einer sehr angenehmen Atmosphäre.<br />
Ich muss Gott sei Dank nie mehr diskutieren<br />
mit irgendeinem president<br />
directeur generale, der nur an Geld<br />
denkt. Das Publikum sieht, dass jede<br />
von unseren Platten mit viel Liebe<br />
gemacht ist <strong>–</strong> von der Konzeption der<br />
Programme, über die Aufnahme bis<br />
zur Präsentation, alles! Das Problem<br />
heute: Wir müssen kämpfen, dass diese<br />
Platten lange Zeit zu sehen sind in<br />
den Geschäften. Wenn sie lange Zeit<br />
zu sehen sind, gibt es keine Krise. Wir<br />
verkaufen heute die Platten aus den<br />
90er Jahren genauso gut. Das müssen<br />
wir im Bereich der klassischen<br />
Musik noch schaffen, dass sie anders<br />
17<br />
behandelt wird als die leichte Musik,<br />
die eine kurze Lebensdauer hat. Aber<br />
wenn wir nicht so viele Konzerte machen<br />
würden, würden auch nicht so<br />
viele Platten verkauft.<br />
Du solltest das Neujahrskonzert<br />
dirigieren ...<br />
Ja, mit Le Concert des Nations! Wir<br />
könnten das hier in Graz machen ...<br />
13. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
MUSIQUE DU TEMPS<br />
Die Musiken der Familie Savall<br />
Montserrat Figueras, Sopran<br />
Arianna Savall, Gesang / Doppelharfe<br />
Jordi Savall, Viola da gamba<br />
Ferran Savall, Gesang / Gitarre /<br />
Theorbe<br />
Pedro Estevan, Percussion<br />
17. Juli, 20.30 Uhr<br />
Pfarrkirche Pöllau<br />
MARIENLEBEN<br />
Charpentier: Canticum ad Beatam<br />
Virginem Mariam u. a.<br />
La Capella Reial de Catalunya<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
23./25. Juli, 20.30 Uhr<br />
Basilika Stift Rein<br />
RAPPRESENTATIONE<br />
Emilio de’ Cavalieri: La Rappresentatione<br />
di anima e di corpo<br />
La Capella Reial de Catalunya<br />
Le Concert des Nations<br />
Chorus sine nomine<br />
Dirigent: Jordi Savall<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com
TELDEC<br />
Mit Leidenschaft für die<br />
musikalische Gegenwart<br />
Von György Ligeti als der führende<br />
Interpret von zeitgenössischer<br />
Musik bezeichnet, wäre wohl kaum<br />
jemand geeigneter, das Konzertpublikum<br />
näher an die Welt der Neuen<br />
Musik heranzuführen, als der 1957 in<br />
Lyon geborene Pianist Pierre-Laurent<br />
Aimard. Der Kunstgriff, dessen er sich<br />
hierfür bedient, ist denkbar einfach:<br />
„Man muss das Vertrauen aufbauen,<br />
damit die Zuhörer auch auf unbekanntes<br />
Terrain folgen.“ Die Durchführung<br />
fordert vom Künstler jedoch<br />
höchstes musikalisches Können und<br />
tiefstes Verständnis, eine Vertrautheit<br />
mit beiden Welten, ein Zuhausesein<br />
in der Welt der Neuen Musik,<br />
und der Wille zur Interpretation des<br />
traditionellen Repertoires. Immer<br />
wieder versucht Aimard durch außergewöhnliche<br />
Projekte das Publikum<br />
vom spannenden und beglückenden<br />
Erlebniswert der Neuen Musik zu<br />
überzeugen, sei es als faszinierender<br />
Interpret der Werke Ligetis, die<br />
er beispielsweise mit Gesängen der<br />
Aka-Pygmäen in Verbindung setzte,<br />
um so Ligetis Quelle der Inspiration<br />
für dessen Polyrhythmik zum<br />
Vorschein zu bringen, oder durch<br />
Konzert-Lesungen mit seinem Pianistenkollegen<br />
Alfred Brendel, bei denen<br />
er die musikalische Umrahmung<br />
übernahm. Doch behält Aimard stets<br />
die Balance des Repertoires im Auge<br />
und zeichnet sich als ebenso meisterhafter,<br />
unverwechselbarer Interpret<br />
traditioneller/klassischer Werke aus.<br />
Nachzuhören unter anderem in den<br />
gemeinsam mit Nikolaus Harnoncourt<br />
bei der styriarte eingespielten<br />
Beethoven-Klavierkonzerten.<br />
Eva Tiefengraber<br />
ZEIT FÜR AIMARD<br />
A la recherche<br />
Es war eine Schnapsidee im besten<br />
Sinne <strong>–</strong> obwohl Pierre-Laurent<br />
Aimard und die Musiker<br />
des Chamber Orchestra of Europe<br />
streng genommen ein paar inspirierende<br />
Biere getrunken hatten, als sie<br />
vergangenes Jahr bei der Feier ihres<br />
letzten styriarte-Auftritts beschlossen,<br />
auch nach der bevorstehenden<br />
Beendigung des Beethoven-Zyklus<br />
mit Nikolaus Harnoncourt noch<br />
einmal miteinander zu musizieren.<br />
Heuer nun ist es so weit: Vom 20. bis<br />
22. Juni wird mit dem „Tripelkonzert“<br />
die Aufführung aller Werke Beethovens<br />
für Orchester und Klavier vervollständigt<br />
<strong>–</strong> und schon eine Woche<br />
später, am 29. Juni, der gemeinsame<br />
Wunsch nach einem weiteren, ganz<br />
besonderen Projekt in die Tat umgesetzt.<br />
„Das Chamber Orchestra of Europe<br />
ist nicht nur ein sehr gutes Ensemble,<br />
es besteht vor allem auch aus vielen<br />
starken Persönlichkeiten. Die Arbeit<br />
mit diesen Musikerinnen und Musikern<br />
war unglaublich angenehm,<br />
nicht nur auf, sondern auch hinter<br />
der Bühne“, erinnert sich Aimard an<br />
den Sommer 2003 und betont: „Das<br />
ist wirklich keine Selbstverständlichkeit<br />
im Konzertbetrieb. Etwas<br />
von dieser guten Stimmung wollen<br />
wir jetzt auch unserem Publikum<br />
zeigen.“ Also stellte der längst schon<br />
weltweit gefeierte Pianist aus Frankreich<br />
eigens ein kammermusikalisches<br />
Programm zusammen, mit<br />
dem sich einzelne Mitglieder des<br />
COE, die man sonst nur aus dem<br />
Kollektiv kennt, auch individuell<br />
präsentieren können. „A la recherche<br />
du temps“ wird es, in Anlehnung an<br />
Marcel Prousts Monumentalroman<br />
„Auf der Suche nach der verlorenen<br />
Zeit“, heißen, und, passend zum<br />
Festivalmotto „Von Zeit zu Zeit“, verschiedene<br />
Aspekte jenes Phänomens<br />
beleuchten, mit dem gerade die<br />
fl üchtige „Zeitkunst“ Musik in ganz<br />
besonderer Weise verbunden ist.<br />
„Die mechanische Zeit“, „Die gebrochene<br />
Zeit“, „Die nostalgische Zeit“,<br />
18<br />
Pierre-Laurent Aimard und das Chamber<br />
„Die extreme Zeit“, „Die aufgehobene<br />
Zeit“ <strong>–</strong> in diese fünf Blöcke hat<br />
Pierre-Laurent Aimard das Konzert<br />
gegliedert. In jedem von ihnen werden<br />
verschiedene Werke miteinander<br />
verschränkt, in denen der jeweilige<br />
Komponist auf die eine oder andere<br />
Art mit dem Phänomen der Zeit<br />
spielte <strong>–</strong> oder die beim Zuhörer „Zeit“<br />
auf eine besondere Weise sinnlich<br />
erfahrbar machen. Zusätzlich sollen<br />
dabei ganz verschiedene Musizier-<br />
Haltungen deutlich werden: „Das<br />
Projekt kann man auch betrachten<br />
als so etwas wie eine Ausstellung der<br />
unterschiedlichen Arten, wie man als<br />
Musiker an eine Komposition herangeht“,<br />
erklärt Aimard. „Es gibt viele<br />
verschiedene Formen des gemeinsamen<br />
Musizierens, und jede von<br />
ihnen verlangt eine andere Art der<br />
Präsenz von den Interpreten.“ Man<br />
darf also eine ungewöhnliche Vielfalt<br />
in der Werkauswahl erwarten,<br />
wie sie für die ebenso faszinierende<br />
wie seltene künstlerische Bandbreite<br />
Aimards bezeichnend ist <strong>–</strong> und die<br />
dabei doch einer seiner wichtigsten<br />
programmatischen Prämissen folgt:<br />
„Ich betrachte es ganz einfach als<br />
meine Aufgabe, für die zeitgenössische<br />
Musik einzutreten. Werke der<br />
letzten fünfzig Jahre werden also<br />
eine zentrale Rolle spielen. Aber wir<br />
schaffen auch einige Referenzen<br />
zum klassischen Repertoire, und<br />
natürlich gibt es ein paar Stücke, in<br />
denen es vor allem um die Show, um<br />
die Virtuosität geht.“<br />
Und was wird konkret zu hören<br />
sein? „Projekte wie dieses sind eine<br />
sehr sensible und fragile Angelegenheit“,<br />
gesteht Aimard, der schon<br />
einige solcher Konzeptkonzerte zusammengestellt<br />
hat, um die oft allzu<br />
große Ernsthaftigkeit im Umgang<br />
speziell mit der zeitgenössischen<br />
Musik auf charmante und intelligente<br />
Art zu brechen. „Das endgültige<br />
Programm wird also erst nach den<br />
Proben feststehen, wenn wir wissen,<br />
ob die Ideen auch tatsächlich aufgehen.“<br />
Ein paar Fixpunkte verrät
du temps<br />
Orchestra of Europe auf der Suche<br />
er aber dennoch vorab: „Die mechanische<br />
Zeit“ etwa wird mit ein paar<br />
Takten aus <strong>–</strong> erraten <strong>–</strong> Joseph Haydns<br />
„Uhrsinfonie“ Nr. 101 eingeläutet; es<br />
folgen einzelne Sätze aus Karlheinz<br />
Stockhausens zwölfteiligem<br />
Zyklus „Tierkreis“, in denen auch<br />
jene Spieldose eine besondere Rolle<br />
spielt, die der deutsche Komponist<br />
Aimard einst zum Geschenk machte.<br />
Alternierend damit erklingen einige<br />
der „Zehn Stücke für Bläserquintett“<br />
von György Ligeti, zu dem Aimard<br />
seit Jahren eine enge künstlerische<br />
Freundschaft unterhält.<br />
Noch mehr von Ligeti wird während<br />
der „Gebrochenen Zeit“ zu hören<br />
sein, nämlich Ausschnitte aus dessen<br />
an Johannes Brahms angelehntem<br />
Horntrio <strong>–</strong> sowie eine eigene Version<br />
von Ligetis berühmtem Metronomstück<br />
„Poème symphonique“, in der<br />
neun Musiker den Part der im Original<br />
vorgesehenen hundert Metronome<br />
übernehmen. „Die nostalgische<br />
Zeit“ setzt mit einer Assoziation<br />
an die verweht-sehnsuchtsvollen<br />
Klänge einer Spieluhr ein, wie sie<br />
Anatol Liadov aufs Klavier übertrug,<br />
und bringt zudem Walzer, Ländler<br />
STYRIARTE / POLLEROSS<br />
ZEIT FÜR AIMARD<br />
und andere Tänze von Franz Schubert.<br />
Mit virtuosen Werken von Igor<br />
Strawinsky, Brian Ferneyhough und<br />
Niccolò Paganini werden die Solisten<br />
des COE während der „Extremen<br />
Zeit“ Gelegenheit erhalten, auch<br />
ihre technischen Fähigkeiten unter<br />
Beweis zu stellen. Und nachdem<br />
zum Abschluss mit dem dritten Satz<br />
aus Brahms’ Klavierquartett c-moll<br />
die Zeit aufgehoben wurde, werden<br />
erstmals alle Beteiligten zusammen<br />
ein Werk „à la recherche du temps“<br />
interpretieren <strong>–</strong> und in John Cages<br />
legendärem „4’33’’“ gemeinsam der<br />
auskomponierten Stille lauschen.<br />
Carsten Fastner<br />
(Kulturredakteur des „Falter“, Wien)<br />
20. Juni, 11 Uhr<br />
21./22. Juni, 20 Uhr<br />
Stefaniensaal<br />
TRIPELKONZERT<br />
Haydn: Sinfonie Nr. 101 („Die Uhr“)<br />
Beethoven: Tripelkonzert in C, op. 56<br />
Symphonie Nr. 8 in F, op. 93<br />
Thomas Zehetmair, Violine<br />
Clemens Hagen, Violoncello<br />
Pierre-Laurent Aimard, Klavier<br />
Chamber Orchestra of Europe<br />
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt<br />
28. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
AUTOPSIE EINES FLÜGELS<br />
Ein Klaviertechniker und ein<br />
Klavierspieler legen das Innenleben<br />
ihres Instruments frei<br />
Mit Pierre-Laurent Aimard<br />
Eintritt frei • Zählkarten notwendig!<br />
29. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
A LA RECHERCHE DU TEMPS<br />
Ein Fest zur Zeit mit Musik von Schubert,<br />
Cage, Messiaen, Ligeti u. a.<br />
Pierre-Laurent Aimard, Klavier<br />
Solisten des Chamber Orchestra<br />
of Europe<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
19<br />
Tonangebend.<br />
Alles über die <strong>Styriarte</strong> lesen<br />
Sie laufend in der Kleinen<br />
Zeitung und online auf<br />
www.kleinezeitung.at/styriarte
Alexander Lokshin, Lebensdaten<br />
1920 bis 1987, ist ein so gut<br />
wie unbekannter Komponist,<br />
gleichzeitig ein Komponist von einer<br />
enormen Qualität und Originalität.<br />
Wieso dieser Widerspruch?<br />
Das hat zwei Gründe. Erstens: Er<br />
ist zu einer sehr speziellen Zeit in<br />
Russland geboren worden <strong>–</strong> seine<br />
gesamte Jugend und sein Erwachsenwerden<br />
hat unter Stalin stattgefunden<br />
-, und Lokshin wurde zunächst<br />
von den offi ziellen Autoritäten<br />
als jüdischer Komponist verfolgt.<br />
Zweitens: Er war immer sehr offen<br />
gegenüber literarischen Texten aus<br />
dem Westen. Eine seiner ersten Partituren<br />
beispielsweise ist ein Stück für<br />
Sopran und Orchester aus dem Jahr<br />
1943, mit einem Text über die „Fleurs<br />
du mal“ von Baudelaire, der zu dieser<br />
Zeit in der UDSSR extrem schlecht<br />
angesehen war.<br />
Er war jemand, der den Kanon<br />
dessen verließ, was „sozialistische<br />
Kunst“ sein musste. Der Großteil seiner<br />
Werke sind Vokalwerke: Es gibt<br />
elf Symphonien, und von diesen ist<br />
nur eine, die Vierte, rein orchestral<br />
<strong>–</strong> die anderen verwenden Gesang, und<br />
meistens zu Texten von Dissidenten.<br />
Vor vier Jahren habe ich seine „Drei<br />
Szenen aus Goethes Faust“ aufgenommen,<br />
die russische Übersetzung<br />
wurde von Boris Pasternak gemacht,<br />
noch so jemand <strong>–</strong> man weiß ja: „Dr.<br />
Schiwago“ war auch über Jahre<br />
hinweg in Russland verboten. Und<br />
es gibt zum Beispiel ein Requiem,<br />
russische Liturgie, aber mit einem<br />
Text von Anna Achmatova, die auch<br />
eine Dissidentin war. Also wurde er<br />
ausgegrenzt. Er musste von Filmmusik<br />
leben, von Dingen, die nicht<br />
sehr spannend waren, ein bisschen<br />
unterrichten, und schlussendlich ist<br />
er ziemlich arm gestorben.<br />
Aber warum ist er bis heute nicht<br />
rehabilitiert?<br />
Ganz einfach, weil er nicht gespielt<br />
wird. Es gibt einige russische<br />
Künstler, zwei davon kenne ich, Gennady<br />
Rozhdestvensky und Rudolf<br />
Barshai, die Lokshin im Ausland<br />
ganz enorm gefördert haben. Man<br />
muss zum Beispiel wissen, dass<br />
Rozhdestvensky und Barshai zwei<br />
seiner Symphonien uraufgeführt<br />
haben, Barshai die 1. Symphonie und<br />
LOKSHIN-PROJEKT<br />
Ein Gespräch mit<br />
Michel Swierczewski<br />
über sein Lokshin-Projekt.<br />
Von Mathis Huber<br />
Rozhdestvensky die 3. im Jahr 1979<br />
mit dem Orchester der BBC, aber in<br />
Russland wurde er praktisch nicht<br />
gespielt <strong>–</strong> und nicht verlegt, es gab<br />
also auch keine Werbung, und so ist<br />
er völlig unbekannt.<br />
Und warum ist es jetzt Michel Swierczewski,<br />
der Lokshin in die Musikwelt<br />
zurückbringt?<br />
Also das ist eine Geschichte, die<br />
total zufällig entstanden ist. Sie hat,<br />
ohne, dass ich es selbst wusste, 1987<br />
begonnen. Damals kam ein Freund<br />
zu mir zum Essen und hatte einen<br />
Plastiksack mit, und in diesem Plastiksack<br />
war eine Partitur. Er selbst<br />
wusste nichts über den Komponisten<br />
<strong>–</strong> er hatte die Partitur von einer Französin,<br />
die zusammen mit einigen<br />
Dissidenten in Moskau studiert hatte,<br />
und die Lokshins Frau kurz nach<br />
seinem Tod getroffen hatte. Mme.<br />
Lokshin sagte zu dieser Frau: „Tun<br />
Sie etwas, damit man sich an mei-<br />
20<br />
nen Mann erinnert“. Dieser Freund<br />
kam also zu uns und zeigte mir die<br />
Partitur, er kannte nicht einmal den<br />
Namen des Komponisten. Zu dieser<br />
Zeit dirigierte ich sehr viel zeitgenössische<br />
Musik, es kamen wöchentlich<br />
Partituren von Verlagen aus ganz Europa,<br />
und ich hatte einfach keine Zeit,<br />
mir das anzuschauen. Dann lagerte<br />
das Werk Lokshins zehn Jahre auf<br />
meinem Dachboden. 1997 sind meine<br />
Frau und ich übersiedelt, und damals<br />
entschloss ich mich, alle Partituren<br />
zu ordnen und zu klassifi zieren, die<br />
zeitgenössischen, die interessanten<br />
zu behalten... und dabei bin ich auf<br />
diese auf Russisch geschriebenen<br />
Manuskripte gestoßen. Ich begann,<br />
mich für Lokshin zu interessieren,<br />
weil es wirklich gut war. Ich begann,<br />
seine Partituren zu suchen <strong>–</strong> eine<br />
lange Geschichte... Schritt für Schritt<br />
haben wir den Faden wieder aufgenommen,<br />
wir haben diese Frau wiedergefunden,<br />
die in den 80er Jahren<br />
in Moskau war, sie hatte durch einen<br />
glücklichen Zufall ihr Adressbuch<br />
von vor zehn Jahren aufgehoben,<br />
und sie rief Mme. Lokshin an, die<br />
durch einen weiteren glück lichen
Zufall immer noch am gleichen Ort<br />
wohnte, und perfekt französisch<br />
sprach. Dann haben wir telefoniert,<br />
sie weinte <strong>–</strong> es war ein unglaublich<br />
emotionaler Moment. Und sie hat<br />
mir die gesamten Partituren aller<br />
elf Symphonien anvertraut, zwei<br />
Sinfoniettas, ein bisschen Kammermusik,<br />
das Requiem <strong>–</strong> und so hat alles<br />
angefangen.<br />
Wie ist diese Musik, aus der Perspektive<br />
der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts<br />
betrachtet, und warum muss man sie<br />
entdecken?<br />
Sprechen wir ganz offen: Verglichen<br />
mit der zeitgenössischen westlichen<br />
Musik, die die großen Komponisten<br />
wie Boulez, Stockhausen, Ligeti<br />
umfasst, ist das ganz offensichtlich<br />
viel konservativer. Das ist Musik, die<br />
angesiedelt ist zwischen Schostakowitsch<br />
und Schnittke. Man spürt<br />
in einigen Symphonien ganz stark<br />
den Einfl uss von Alban Berg. Das ist<br />
überhaupt keine serielle Musik, aber<br />
es ist in ihrer Atonalität eine Musik,<br />
die sehr von der Wiener Schule beeinfl<br />
usst ist, mit diesem rhythmischen<br />
Pulsschlag, der beispielsweise auch<br />
bei Schostakowitsch zu fi nden ist.<br />
Für mich entsteht das Interesse auch<br />
aus diesem russischen Blick auf die<br />
westlichen Texte <strong>–</strong> auf sehr unterschiedliche<br />
Texte übrigens: Einer<br />
der Symphonien, die wir aufnehmen<br />
werden, der 5., liegen Sonnette von<br />
Shakespeare zu Grunde, die 11. (es<br />
ist meines Wissens die zweite Aufführung<br />
überhaupt, die wir machen<br />
werden), basiert auf den Texten<br />
des Portugiesen Luís Camões <strong>–</strong> alle<br />
diese Einfl üsse färben die Musik.<br />
Besonders interessant ist, dass man<br />
eine Art Erleichterung empfi ndet<br />
gegen Abschluss seines Lebenswerks<br />
hin <strong>–</strong> die härtesten Werke, die am<br />
stärksten an die Grenzen gehenden,<br />
die modernsten, sind die ersten <strong>–</strong> als<br />
seine Situation am härtesten war.<br />
Am Ende seines Lebens gibt es eine<br />
Art Rückkehr zur Tonalität.<br />
Du wirst die Symphonien von Lokshin in<br />
Graz mit dem Orchester recreation aufführen<br />
und aufnehmen: Warum genau?<br />
Auch hier gibt es schon eine lange<br />
Geschichte der Zusammenarbeit und<br />
der Freundschaft. Obwohl recreation<br />
ein sehr junges Orchester ist, wird es<br />
für einen Großteil der Musiker, die es<br />
LOKSHIN-PROJEKT<br />
bilden, nächstes Jahr zehn Jahre her<br />
sein, dass wir zusammenarbeiten. In<br />
diesen zehn Jahren ist eine Freundschaft<br />
entstanden, die mich mit<br />
vielen Musikern des Orchesters verbindet.<br />
Und erst das Miteinander von<br />
beidem bewirkt, dass man über eine<br />
einfache Aufführung des Werkes hinausgehen<br />
kann. Der zweite Grund<br />
ist, dass ich es sehr mutig fi nde, wie<br />
dieses Ensemble seine Zukunft in die<br />
Hand nimmt. Und ich bemühe mich,<br />
es dabei zu begleiten, und ich glaube,<br />
dass es eine großartige Gelegenheit<br />
für das Orchester ist, mit einer internationalen<br />
Plattenfi rma wie BIS<br />
zusammen zu arbeiten. Einerseits<br />
künstlerisch, weil das Team von BIS<br />
extrem kompetent ist, und andererseits,<br />
weil diese Firma auf der ganzen<br />
Welt Platten vertreibt <strong>–</strong> es ist die Art<br />
von Firma, die jetzt an die Stelle der<br />
alten großen Plattenfi rmen getreten<br />
ist: BIS produziert mehr Platten als<br />
die Deutsche Grammophon, Decca<br />
und Philipps zusammen. Ich hoffe<br />
also auch, dass das Orchester mit<br />
diesem Projekt international auf sich<br />
aufmerksam machen wird.<br />
Tatiana Apraksina. Portrait des<br />
Komponisten Alexander Lokshin<br />
24. Juni, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
LOKSHINS SYMPHONIEN<br />
Symphonien Nr. 5, 9 und 11<br />
von Alexander Lazarevich Lokshin<br />
Vanda Tabery, Sopran<br />
Jeffrey Black, Bariton<br />
recreation <strong>–</strong> GROSSES ORCHESTER <strong>GRAZ</strong><br />
Dirigent: Michel Swierczewski<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
21
Weltstars im Abo<br />
www.opernhaus.ch<br />
1704 2004<br />
Charakterköpfe<br />
des Barock<br />
Exzentrisch, ausladend, überbordend<br />
wie ihre Perücken war auch ihre Musik:<br />
Vor 300 Jahren starben Charpentier und Biber,<br />
zwei Charakterköpfe des Hochbarock.<br />
1704: Ein Tod in Paris<br />
Am Morgen des 24. Februars<br />
1704 gegen 7 Uhr stirbt im Haus<br />
der Sainte-Chapelle ein sechzigjähriger<br />
Musiker, höchst verdient in<br />
der geistlichen wie in der weltlichen<br />
Musik, doch ebenso angefeindet wie<br />
verehrt: Marc-Antoine Charpentier.<br />
Ganz nahe bei der Dornenkrone<br />
Jesu, die Frankreichs Könige in ihrer<br />
kostbarsten Kirche hüten, scheidet er<br />
tief gläubig aus dem Leben. „Ich bin<br />
der, der vor kurzem erst geboren wurde,<br />
berühmt war zu seiner Zeit, aber<br />
nun tot ist, null und nichts im Grabe,<br />
Staub, Asche und den Würmern ein<br />
Fraß. Ich habe lange genug gelebt,<br />
aber zu kurz, gemessen an der Ewigkeit.<br />
Ich war Musiker, den die Guten<br />
für gut, die Ignoranten für einen Ignoranten<br />
hielten. Und weil die Zahl<br />
derjenigen, die mich schmähten, sehr<br />
viel größer war als die Zahl derer, die<br />
mich lobten, war die Musik für mich<br />
mit wenig Ehre, aber großer Last verbunden;<br />
und wie ich bei der Geburt<br />
nichts mitbrachte auf diese Erde, so<br />
habe ich im Tode nichts mitgenommen.“<br />
Mit diesen nüchternen Worten<br />
hat er sich selbst seine Grabinschrift<br />
verfasst und sie noch vor seinem Tod<br />
vertont: zu sechs Stimmen mit Basso<br />
22<br />
continuo als „Epitaphium Carpentarii“.<br />
Mit Charpentiers Leichnam wurde<br />
1704 auch der Klang seiner Musik<br />
zu Grabe getragen. Seine Neider<br />
behielten die Oberhand, der musikalische<br />
Goût in Paris änderte sich, und<br />
der Meister der rührenden Töne, von<br />
dem der Sonnenkönig einst ausrief,<br />
er wolle nur noch seine Musik im Gottesdienst<br />
hören, war vergessen.<br />
Erst 250 Jahre später kamen die<br />
Klänge wieder ans Tageslicht. Als<br />
sich Mitte der Fünfziger Jahre Europa<br />
nach einer Hymne für die Eurovision<br />
umhörte, verfi el man auf das „Prélude“<br />
aus Charpentiers Te Deum in<br />
D, auf kernigen Trompetenklang im<br />
Rhythmus eines pointierten Rigaudon.<br />
Über den Komponisten einer so<br />
hitverdächtigen Barockmusik wollte<br />
Aus dem Leben Marias: Anbetung der Hirten. Charles Le Brun, 1689<br />
man mehr wissen, doch kaum einer<br />
ahnte, was es alles zu entdecken gab:<br />
Berge von Manuskripten mit ausdrucksstarker<br />
Kirchenmusik, nicht<br />
nur ein Te Deum, sondern deren vier,<br />
Messen, Motetten, Oratorien und<br />
Psalmen. Schauspielmusiken wie die<br />
hinreißend komischen Einlagen zu<br />
Molières „Eingebildet Krankem“. Eine<br />
Oper über den Medea-Stoff, deren erschütternde<br />
Tragik den großen Konkurrenten<br />
Lully glatt an die Wand<br />
spielt. All dies und noch viel mehr
haben Musikwissenschaftler und<br />
Musiker nicht nur aus Frankreich in<br />
den letzten 50 Jahren der Musikwelt<br />
„peu à peu“ zu Gesicht und Gehör<br />
gebracht. Es waren Pioniere wie<br />
William Christie, der Amerikaner in<br />
Paris, oder Jordi Savall, der Katalane<br />
in Basel.<br />
Erst heute, 300 Jahre nach seinem<br />
Tod, können wir die Konturen<br />
des Künstlers Charpentier ermessen.<br />
Er war der genialste französische<br />
Kirchenkomponist vor Berlioz, der<br />
pfi ffi gste Mitstreiter Molières und<br />
der einzige wahre Konkurrent Lullys<br />
auf der Opernbühne. Wer war der<br />
Mensch hinter diesen Noten, der<br />
Mann, der in dreißig französischen<br />
Musikerjahren nahezu 600 Werke in<br />
allen Genres schuf? „Ein Original, dessen<br />
Hirnfl ügel ziemlich beschädigt<br />
sind, verrückt nach Weinen, auf Brot<br />
und Mitleid der anderen angewiesen,“<br />
so hat den jungen Charpentier<br />
ein gehässiger Zeitgenosse beschrieben<br />
(Charles Coypeau d’Assoucy), der<br />
ihn in Rom traf. Dieser exaltierte<br />
junge Mann legte in der Ewigen<br />
Stadt den Grund zu einer musikalischen<br />
Revolution: Er tauchte so tief<br />
in die Affektsprache des römischen<br />
Barock ein, dass er sie auf die französische<br />
Musik übertragen konnte.<br />
Sprechende Pausen, herzzerreißende<br />
Chromatik, Vorhaltsdissonanzen<br />
und Koloratur fanden zuerst durch<br />
ihn Eingang ins Musikvokabular der<br />
Franzosen.<br />
Als profunder Komponist und<br />
Sänger mit einer wohl geführten<br />
hohen Tenorstimme (Haute-Contre)<br />
kehrte er um 1670 nach Paris zurück<br />
und begegnete der Frau seines<br />
Lebens: Marie de Lorraine, Duchesse<br />
de Guise et de Joyeuse, Princesse de<br />
1704 2004<br />
Heinrich Ignaz Franz Biber<br />
Joinville. Die letzte weibliche Blüte<br />
aus der Familie der Guises wurde,<br />
so die Zeitgenossen, dem großen<br />
Namen ihres Hauses nach Geist<br />
und Macht vollkommen gerecht.<br />
Der Musik gehörte ihre ganze Liebe.<br />
Im Hotel de Guise, dessen gotische<br />
Türme noch heute fremdartig neben<br />
der Eleganz des Palais Soubise<br />
im Pariser Viertel Marais aufragen,<br />
beschäftigte Mademoiselle de Guise<br />
so viele gute Musiker wie kaum ein<br />
Fürst in Europa <strong>–</strong> und sie beschäftigte<br />
Musikerinnen. Wir kennen ihre<br />
Namen, denn Charpentier schrieb<br />
sie peinlich genau in die Partitur<br />
einer wundervollen Lauretanischen<br />
Litanei, die er um 1683 für seine<br />
Gönnerin schrieb. Zwei Gamben und<br />
sechs Solostimmen übertrumpfen<br />
einander in dissonanzenreichen<br />
Lobgesängen auf die Gottesmutter.<br />
Jordi Savall wird dieses Werk ins<br />
Zentrum seines Charpentier-Konzerts<br />
stellen, das er ganz dem Leben<br />
und Lob der Jungfrau widmet. Wenn<br />
heute Montserrat Figueras und ihre<br />
Tochter Arianna Savall gemeinsam<br />
mit dem Vater an der Gambe in die<br />
Klangwelt Charpentiers eintauchen,<br />
so wandeln sie auf den Pfaden jener<br />
Mademoiselles Thorin und Brion, die<br />
seinerzeit mit dem Komponisten diese<br />
Musik aufführten.<br />
1704: Totenglocken<br />
in Salzburg<br />
Auch in Salzburg läuteten 1704<br />
die Totenglocken für einen hoch geehrten<br />
Musiker: Am 3. Mai des Jahres<br />
verstarb Heinrich Ignaz Franz Biber<br />
von Bibern, einst Sohn eines böhmischen<br />
Jagdaufsehers, doch längst<br />
aufgestiegen zu höchsten Ehren und<br />
Würden in den Diensten der Erzbischöfe<br />
von Salzburg. „Der aufgrund<br />
seiner meisterhaften Geigerei schon<br />
früh international geehrte, mit güldenen<br />
Gnadenpfennigen und gar<br />
einem kaiserlichen Adels-Titel aus-<br />
23<br />
gestattete, aber gegen Ende des Jahrhunderts<br />
in Salzburger Domdiensten<br />
offenbar gelangweilte Biber“ <strong>–</strong> so<br />
hat ihn Reinhard Goebel charakterisiert,<br />
einer jener Musiker des 20.<br />
Jahrhunderts, denen es „aufgrund<br />
ihrer meisterhaften Geigerei“ gelang,<br />
Bibers europäisches Format, seine<br />
subtile Formen- und Affektsprache<br />
wieder zu glühendem Leben zu<br />
erwecken. Der Vortritt unter den Biberpionieren<br />
gebührt aber Nikolaus<br />
Harnoncourt. Sein Stainzer Konzert<br />
2004 stellt er ganz in den Dienst des<br />
bewunderten Barockmeisters, eine<br />
„Hommage à Biber“, die <strong>–</strong> wie Jordi<br />
Savalls Charpentier-Porträt <strong>–</strong> den<br />
Meister der geistlichen Musik in den<br />
Vordergrund rückt.<br />
Josef Beheimb<br />
2./3./4. Juli, 20.30 Uhr<br />
Pfarrkirche Stainz<br />
REQUIEM AETERNAM<br />
Biber-Requiem und Muffat-Concerti<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
17. Juli, 20.30 Uhr<br />
Pfarrkirche Pöllau<br />
MARIENLEBEN<br />
Charpentier: Canticum ad Beatam<br />
Virginem Mariam u. a.<br />
La Capella Reial de Catalunya<br />
Leitung: Jordi Savall<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
POLLEROSS
Michael Kapsner<br />
1689 wurde für die Wallfahrtskirche<br />
Mariazell eine neue Orgel errichtet. Die<br />
Pfeifensubstanz dieses Instruments geht<br />
möglicherweise auf<br />
ein oder mehrere Vorgängerinstrumente<br />
zurück, deren Erbauer<br />
nicht zu ermitteln<br />
sind. 1753 kam die<br />
Orgel nach St. Veit<br />
am Vogau, wo sie im<br />
Laufe der Zeit verschiedene<br />
Eingriffe<br />
erfuhr. Nach einer<br />
umfassenden Restaurierung zwischen 1998<br />
und 2002 ist die Orgel heute wieder in ihrem<br />
einmaligen Originalklang zu erleben.<br />
1889 wurde zeitgleich mit dem Bau der<br />
Herz-Jesu-Kirche als Geschenk der Steiermärkischen<br />
Sparkasse eine Orgel gebaut.<br />
Den Auftrag erhielt<br />
die Firma Walcker<br />
aus Ludwigsburg, die<br />
in der Fachwelt den<br />
ersten Rang unter<br />
den deutschen Orgelbauern<br />
der Spätromantik<br />
einnimmt.<br />
Mit ihren 36 Registern<br />
war diese Orgel<br />
für den großen Kirchenraum<br />
allerdings<br />
eigentlich zu klein geplant. Trotz dieser Einschränkung<br />
gibt sie in ihrer Klang qualität<br />
Zeugnis von der hohen (und zwischenzeitlich<br />
verkannten) Kunst des Orgel baus in der<br />
Spätromantik.<br />
HEIMO BINDER<br />
ORGELFEST<br />
Michael Kapsner, Gestalter des Orgelfestes<br />
der styriarte 2004, im Gespräch mit Mathis Huber<br />
Michael Kapsner ist seit dem Jahr 2000<br />
Orgelprofessor an der Grazer Musikuniversität.<br />
2004 verlässt er Graz wieder<br />
zugunsten einer Professur in Weimar,<br />
aber vorher gestaltet er für die styriarte<br />
noch ein Orgelfest an zwei steirischen<br />
Orgeln von überregionaler Bedeutung,<br />
zwei Orgeln mit genau 200 Jahren<br />
Altersunterschied. Warum genau an<br />
diesen beiden?<br />
Das ist eine gute Frage: Weil es<br />
eben zwei ganz besondere Instrumente<br />
sind.<br />
Die sich wodurch unterscheiden?<br />
Das eine ist praktisch eine hervorragend<br />
restaurierte barocke Orgel<br />
mit noch älterer Substanz, die in das<br />
16. Jahrhundert zurückreicht, das andere<br />
ist eine romantische Orgel, die<br />
schon vom System her ganz anders<br />
ist, die eine elektrische Kegellade<br />
verwendet und daher völlig anders<br />
funktioniert.<br />
An diesen Orgeltypen hat sich wohl<br />
auch das Programm orientiert?<br />
Ja und nein. In der Mitte des Programms<br />
steht Bach. Und es ist so, dass<br />
Bach weder auf dem einen, noch auf<br />
dem anderen Instrument wirklich<br />
geht <strong>–</strong> oder eben nur bedingt. Bach<br />
ist das Zentrum des Programms,<br />
weil er natürlich das Zentrum der<br />
Orgelmusik ist. Aber es ist klar: Der<br />
spätromantische Typ, also Herz-Jesu,<br />
kann nicht das ideale Instrument für<br />
Bach sein. Und die süddeutsche Barockorgel,<br />
also St. Veit am Vogau,<br />
mit ihrem beschränkten Pedalumfang<br />
hat nicht den Tonumfang für<br />
die meisten Werke Bachs. Was nicht<br />
heißt, dass man nicht das eine oder<br />
24<br />
andere Stück fi nden kann, das sich<br />
dafür gut adaptieren lässt.<br />
Das Programm kreist also um das<br />
Zentrum Bach, der allerdings eine<br />
andere Orgel im Kopf hatte, als die, die<br />
bei uns bestehen. Es scheint also eine<br />
Sehnsucht von Ihnen zu sein, diesen<br />
Bachschen Orgelklang zu fi nden <strong>–</strong> und<br />
deshalb gehen Sie nach Weimar?<br />
Ja <strong>–</strong> dort sind genau die Orgeln,<br />
dort steht genau der Typus an<br />
Orgeln, den Bach zur Verfügung<br />
hatte, und der seit der Wende hervorragend<br />
restauriert wird <strong>–</strong> und vor<br />
der Wende konnte durch den Geldmangel<br />
nichts „kaputt restauriert“<br />
werden, wie das im Westen zum<br />
Teil passiert ist. Das prominenteste<br />
Beispiel ist sicher Naumburg mit der<br />
Orgel von Hildebrandt <strong>–</strong> das könnte<br />
man als das Idealinstrument für<br />
Bach bezeichnen.<br />
Das Programm, das Sie in unserem<br />
Orgelfest gemeinsam mit vier Organisten-Kollegen<br />
präsentieren, könnten Sie<br />
aber auf dieser Bach-Orgel auch nicht<br />
ideal realisieren…<br />
Nein, Reger zum Beispiel ließe sich<br />
dort nicht spielen!<br />
Was wir daraus lernen, ist, dass Orgelrepertoire<br />
wesentlich stärker von den<br />
jeweils vorhandenen Instrumenten<br />
abhängt, als wir das sonst in der Konzertprogrammierung<br />
berücksichtigen<br />
müssen <strong>–</strong> nicht nur von der technischen<br />
Potenz der Instrumente her, sondern<br />
auch vom Stil.<br />
Natürlich.<br />
Und um dieses komplexe Instrument<br />
mit seiner langen Geschichte und
seinen großen technischen Veränderungen<br />
näher kennen zu lernen, wird<br />
in diesem Orgelfest auch Einiges als<br />
Rahmenprogramm passieren, was<br />
Einblicke in die Tiefe zulässt.<br />
Genau. Wir fangen da mit dem<br />
älteren Typus an: Die St. Veiter<br />
Orgel ist eine Schleifl adenorgel, im<br />
Gegensatz zur Kegellade, die dann<br />
später wieder verworfen wurde. Es<br />
ist wunderschön, an einer Orgel die<br />
Mechanik zu sehen: wie die Pfeifen<br />
zum Klingen gebracht werden. Mein<br />
Kollege Reymaier wird dort für das<br />
Publikum in den Pausen zwischen<br />
den Konzerten sozusagen eine „Autopsie<br />
einer Königin“ vornehmen.<br />
Ein anderes Charakteristikum unseres<br />
Orgelfests ist ein großer Anteil an improvisierter<br />
Musik, sowohl auf der Barockorgel<br />
in St. Veit, als auch in Graz<br />
<strong>–</strong> hier sogar auf mehreren Orgeln.<br />
Ja, und wegen der hier genannten<br />
historisch gewachsenen Unterschiede<br />
arbeiten Organisten beim<br />
Improvisieren oft sehr retrospektiv,<br />
passen sich im Stil mit der Improvisation<br />
an das Instrument an. Die<br />
Stilimprovisation ist überhaupt ein<br />
sehr wichtiges Element für den Organisten.<br />
Besonders reizvoll ist es,<br />
wenn zwei oder drei Organisten in<br />
einem historischen Stil auf mehreren<br />
Orgeln gemeinsam improvisieren. In<br />
der Unterkirche von Herz-Jesu werden<br />
also drei Positive aufgestellt, auf<br />
denen zwei Kollegen und ich gemeinsam<br />
improvisieren. Das macht riesig<br />
Spaß, wir haben das schon zu zweit<br />
gemacht, und diesmal probieren wir<br />
es eben zu dritt.<br />
Wie trifft sich unser Orgelfest mit dem<br />
Festivalthema „Von Zeit zu Zeit“?<br />
„Von Zeit zu Zeit“ in die Orgelmusik<br />
übersetzt heißt: Die Orgel-Zeit teilt sich<br />
in die Musik vor Bach, Bach, und die<br />
Musik nach Bach. Und von unseren<br />
Orgeln repräsentiert St. Veit die Orgel<br />
für die Zeit vor Bach, Herz-Jesu die Zeit<br />
nach Bach <strong>–</strong> und es ist natürlich sehr<br />
reizvoll, auf beiden Instrumenten die<br />
Mitte, Bach, einzubeziehen.<br />
Und wenn Sie diesen Mittelpunkt der<br />
Orgel-Zeit jetzt ab Herbst in Weimar<br />
ORGELFEST<br />
suchen: Verlassen Sie Graz beschwingt<br />
oder betrübt?<br />
Sicher nicht betrübt. Es war eine<br />
sehr gute Zeit, im Nachhinein betrachtet.<br />
Als Voraussetzung für das,<br />
was ich den Studenten in Weimar<br />
bieten möchte, musikpädagogisch<br />
und konzeptuell, habe ich die Jahre<br />
in Graz sicher gebraucht. Ich habe<br />
hier zum Beispiel ein neues Unterrichtsmodell<br />
entwickelt: nicht nur<br />
Exkursionen zu, sondern praktischer<br />
Unterricht an historischen Orgeln<br />
steht da im Mittelpunkt. Hier habe<br />
ich das mit den Studenten an der Orgel<br />
von St. Veit am Vogau gemacht,<br />
und in Deutschland kann ich das<br />
jetzt intensiv praktizieren.<br />
10. Juli<br />
Pfarrkirche St. Veit am Vogau<br />
ORGELFEST 1<br />
15 Uhr: Von Gabrieli zu<br />
Sweelinck zu Bach<br />
Konstantin Reymaier<br />
17 Uhr: Von Schlick zu<br />
Frescobaldi zu Bach<br />
Jürgen Essl<br />
19 Uhr: Von der Vergangenheit<br />
zur Gegenwart<br />
Improvisation aller Organisten<br />
11. Juli, Herz-Jesu-Kirche<br />
ORGELFEST 2<br />
10.45 Uhr: Gottesdienst<br />
Manfred Tausch<br />
15 Uhr: Von Bach zu Hindemith zu Reger<br />
Michael Kapsner<br />
17 Uhr: Von Bach zu Messiaen zu Vierne<br />
Gunther Rost<br />
19 Uhr: Vom Jetzt zum Jetzt<br />
Improvisation aller Organisten<br />
Ausklang: John Cage, As slow as possible<br />
Jürgen Essl<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
25<br />
FESTSPIELE<br />
Magazin<br />
ab Juni<br />
im Handel<br />
... damit Sie<br />
wissen, was<br />
gespielt<br />
wird.
Der Zahn der Zeit nagt auch an<br />
manchem Konzertpodium.<br />
Während der Nimbus der<br />
Gattung Streichquartett unumstritten<br />
ist, während Quartette landauf,<br />
landab ihren Haydn, Mozart und<br />
Beethoven so selbstverständlich<br />
spielen, als habe sich seit den Tagen<br />
der Lobkowitz und Schuppanzigh<br />
nichts geändert, mögen kritischere<br />
Zeitgenossen das hehre Genre des<br />
Quartettabends als erstarrt und gestrig<br />
empfi nden. So zumindest sahen<br />
es vier junge Amerikaner vor nunmehr<br />
31 Jahren. Sie schrieben sich die<br />
Gestalt des gefl ügelten Gottes Kronos<br />
auf ihre Fahnen, gaben sich im Outfi t<br />
schrill-provokant und schlugen dem<br />
Publikum in den sonst so distinguierten<br />
Heiligen Hallen des Streichquartetts<br />
die Dissonanzorgien eines<br />
John Zorn oder George Crumb um<br />
die Ohren. Die Amerikaner waren<br />
begeistert: „String Quartet“ war nun<br />
endlich „more fun than usual“, die<br />
„Boys-and-Girl-group“ aus San Francisco<br />
füllte nicht nur die Carnegie<br />
Hall, sondern auch Clubs und Jazz<br />
Festivals. Und immer gab es Neues zu<br />
hören, denn die „furchtlose Hingabe<br />
ans Experimentieren“ erklärten die<br />
Vier zu ihrem künstlerischen Credo.<br />
Zum dreißigsten Quartett-Geburtstag<br />
2003 erhielten die Jünger<br />
des Kronos endlich den Grammy<br />
Award <strong>–</strong> im zehnten Anlauf nach<br />
neun vorherigen Nominierungen. In<br />
allen Kategorien waren sie vertreten<br />
KRONOS QUARTET<br />
Die Sachwalter des Zeitgottes<br />
Das Kronos Quartet bei der styriarte<br />
<strong>–</strong> „Best Classical Album“, „Best Chamber<br />
Music Performance“, „Best Crossover<br />
Album“ <strong>–</strong> doch nie wurden sie<br />
dabei etwa für eine Beethoven- oder<br />
Schubert-Einspielung ausgezeichnet.<br />
„Klassisch“ heißt bei Kronos Schnittke<br />
und Berg, „Kammermusik“ kann<br />
Dowlands „Lachrymae“ ebenso umfassen<br />
wie Peteris Vasks, „Crossover“<br />
sind jene Alben, die mit poetischen<br />
Titeln wie „Winter was hard“ oder<br />
„Water Lilies“ für Aufsehen sorgten.<br />
Auf seinem rasanten Konzertfl ug<br />
durch Zeit und Raum <strong>–</strong> mehr als<br />
30 Jahre weltweiter Auftritte bei<br />
jährlich 22 Tourwochen in mehr<br />
als 15 Ländern <strong>–</strong> hat das „Kronos<br />
Quartet“ nie auf den sicheren Inseln<br />
des Altbewährten Rast gemacht.<br />
Kompromisslos schaut es nach vorne<br />
und führt mittlerweile mehr als<br />
450 Kompositionen mit sich, die<br />
exklusiv für das Ensemble komponiert<br />
oder arrangiert wurden. Die<br />
meisten klassischen Streichquartette<br />
beschränken sich auf ein Zehntel<br />
3. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
DIFFERENT TRAINS<br />
Steve Reich: Different trains u. a.<br />
Kronos Quartet (New York):<br />
David Harrington &<br />
John Sherba, Violine<br />
Hank Dutt, Viola<br />
Jennifer Culp, Violoncello<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
26<br />
dieses Repertoires, überwiegend aus<br />
dem klassischen Kanon. Hier aber<br />
heißen die Helden der Quartettabende<br />
nicht Schubert oder Mendelssohn,<br />
sondern Hildegard von Bingen und<br />
Sofi a Gubaidulina, Terry Riley und<br />
Steve Reich.<br />
Auch in Graz sind die Jünger des<br />
Zeitgotts „auf Achse“: Sie folgen<br />
den Spuren zweier Züge, die in den<br />
1940er Jahren jüdische Kinder zu<br />
unterschiedlichen Zielen brachten:<br />
den kleinen Steve Reich von New<br />
York nach Los Angeles, Kinder aus<br />
Polen, Tschechien und so vielen anderen<br />
Ländern nach Auschwitz. Die<br />
gegenläufi ge Bewegung wird in einer<br />
Collage aus Original-Interviews,<br />
Zug-Geräuschen der Epoche und live<br />
gespielten Streichquartett-Klängen<br />
nachgezeichnet <strong>–</strong> eine aufregende<br />
Reise in der Zeit.<br />
Kronos, der gefl ügelte Gott der<br />
Zeit, wie ihn die Renaissance sah,<br />
entstand bekanntlich aus einer Überlagerung<br />
des Kairos der Antike und<br />
des Saturn: urplötzlich zupackend<br />
der Zeitgott der Griechen, düster das<br />
Weltgeschehen der Jahrtausende beherrschend<br />
der Staatsgott der Römer.<br />
Sich einem solchen Zwitterwesen zu<br />
verschreiben, heißt: rastlos am Rade<br />
der Zeit drehen und zugleich in einer<br />
zeitlosen Perspektive die Jahrhunderte<br />
zu schauen. Nichts Anderes tut<br />
das Kronos Quartet.<br />
Josef Beheimb
Kinder aus Charkov spielen<br />
für Kinder aus Graz<br />
Eine der handgreifl ichsten Umsetzungen<br />
des styriarte-Themas<br />
2003, „Die Macht der Musik“, hat<br />
im Stillen, 1500 Kilometer von Graz<br />
entfernt, seine Wirksamkeit entfaltet:<br />
Aus einem kleinen Teil der styriarte-<br />
Karteneinnahmen 2003 wurde in der<br />
Ukrainischen Stadt Charkov gemeinsam<br />
mit der Caritas eine Musikwerkstatt<br />
für Straßenkinder eingerichtet,<br />
um diesen durch die Musik eine<br />
Perspektive im Leben zu geben. Jetzt,<br />
nach eineinhalb Jahren Laufzeit,<br />
kommt die Gruppe, insgesamt an<br />
die 60 Kinder und Jugendliche, nach<br />
Graz und präsentiert im Rahmen der<br />
styriarte 2004, was aus dem Projekt<br />
geworden ist.<br />
Die jungen Menschen, die sich in<br />
Charkov in der Betreuung der dortigen<br />
Caritas befi nden, haben in einem<br />
Musik-Tanz-Theater-Stück ihre Sicht<br />
der Welt formuliert. „Kosmonauten<br />
des Lichts“ nennt sich das Spektakel,<br />
und es ist Theater von Kindern für<br />
Kinder (ab etwa 8 Jahren), hergestellt<br />
mit einfachsten Mitteln, aber mit<br />
vollem Engagement. Es geht sozusagen<br />
ums Leben. Und es geht um<br />
noch etwas: Der volle Erlös aus der<br />
Vorstellung am 1. Juli in der Grazer<br />
Helmut-List-Halle (und aus zwei<br />
weiteren Vorstellungen, die in Wien<br />
und in Klosterneuburg organisiert<br />
werden) geht nach Charkov und soll<br />
die Fortsetzung des Projekts für das<br />
Jahr 2005 sicherstellen.<br />
Schauen Sie sich das an!<br />
Mathis Huber<br />
CARITAS-PROJEKT<br />
„Kosmonauten des Lichts“<br />
Die Story<br />
Was passiert, wenn ein Raumschiff<br />
aus einer fremden Galaxis<br />
plötzlich und unerwartet auf der<br />
Erde notlanden muss? Krieg der Sterne,<br />
meinen Sie? Nein, weit gefehlt.<br />
Wenn dieses Raumschiff auf einem<br />
Jahrmarkt in der Ukraine landet,<br />
dann werden die Fremdlinge spontan<br />
zu einem multigalaktischen Fest<br />
eingeladen, um die Kulturen unserer<br />
Welt kennen zu lernen.<br />
Da gibt es ukrainische Volkstänze,<br />
eine russische Quadrille, aber auch<br />
einen Alientanz zu hören und zu<br />
sehen, Akrobaten zeigen ihre Kunststücke,<br />
die Mode und Kampftechniken<br />
der irdischen Wikinger werden<br />
ebenso bestaunt wie der Tanz einiger<br />
orientalischer Schönheiten und<br />
eine Gruppe weit gereister Indianer<br />
27<br />
und Cowboys, die auch der Einladung<br />
zum Jahrmarkt gefolgt sind.<br />
Den krönenden Abschluss des Festes<br />
bildet <strong>–</strong> aber nein, alles sei hier noch<br />
nicht verraten.<br />
Wenn die Batterien des Raumschiffs<br />
schließlich aufgeladen sind<br />
und die Reise durchs All weiter ihren<br />
geplanten Weg nehmen kann, haben<br />
Aliens und Erdenmenschen jedenfalls<br />
viel dazu gelernt. Vor allem, dass eine<br />
Freundschaft zwischen den Kulturen<br />
unsagbar spannend und bereichernd<br />
sein kann.<br />
1. Juli, 17 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
KOSMONAUTEN<br />
DES LICHTS<br />
Benefi zveranstaltung für das Kindermusikprojekt<br />
der styriarte in Charkov /<br />
Ukraine<br />
Geeignet für Kinder ab 8 Jahren<br />
Kinder und Jugendliche aus Charkov<br />
Preise: EUR 21 / 14 / 7<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com
Ein kesselförmiges Mundstück,<br />
ein S-förmiges Messingrohr mit<br />
Trichter und ein Zug - aus diesen<br />
Teilen besteht Bertl Mütters liebstes<br />
Instrument: die Posaune. Aufgewachsen<br />
ist er mit ihr im oberösterreichischen<br />
Steyr, lernte durch sie<br />
Blasmusik, Dixieland und Militärmusik<br />
kennen, ging mit ihr nach Graz<br />
an die Jazzabteilung der Hochschule,<br />
heute leben die beiden in Wien.<br />
Es gibt kaum Töne, die Bertl Mütter<br />
seiner Schagerl-Posaune noch nicht<br />
entlockt hat, er kennt sie in und auswendig<br />
und sie gibt ihm alles. Denn:<br />
wenn er mit ihr auf die Bühne tritt,<br />
wird seine Welt zum Badezimmer,<br />
da ist er mit ihr ganz intim, trotz des<br />
Publikums rundherum.<br />
Die beiden sind aber nicht nur<br />
Einzelgänger: Miss Posaune hat<br />
z.B. in Jon Sass’ Tuba eine Freundin<br />
gefunden, die gemeinsam mit<br />
der schweizerisch-amerikanischen<br />
Sängerin Erika Stucky im Ensemble<br />
Mrs. Bubble & Bones musiziert. Der<br />
Freundes- und Kollegenkreis umfasst<br />
Künstler wie Christoph Cech, Elke<br />
Huala, Karlheinz Essl, Franzobel,<br />
Josef Haslinger, Friedrich Moßhammer<br />
uvm. Kein Ambiente ist für<br />
Bertl Mütter zu ungewöhnlich, um<br />
es nicht als Veranstaltungsort auszuprobieren,<br />
keine Kultur und Musik<br />
fremd genug, um sie nicht kennen<br />
lernen zu wollen. styriarte-Besucher<br />
konnten sich bereits bei diversen<br />
Landpartien von seiner Aufgeschlossenheit<br />
und Kontaktfreudigkeit<br />
überzeugen. Wer Bertl Mütter und<br />
seine Posaune dieses Jahr bei der<br />
styriarte treffen möchte, der begebe<br />
sich am 19. Juni zum Eröffnungsfest<br />
auf den Schöckel!<br />
Gertraud Heigl<br />
VICTORIA COELN<br />
STYRIARTE-ERÖFFNUNG<br />
Ein Fest zur Sommerson<br />
Zur besonderen<br />
Zeit, zu<br />
einem der<br />
vier magischen<br />
Zeitpunkte im<br />
jahreszeitlichen<br />
Zyklus, geht man<br />
an den besonderen<br />
Ort: Die styriarte<br />
will ihr Publikum<br />
auf den Schöckel<br />
verführen, den<br />
Hexenberg früherer<br />
Tage, den<br />
Hausberg von<br />
heute. Aber wer<br />
hat schon auf dem<br />
Schöckel ein weitfl<br />
ächiges Konzert<br />
erlebt? Und wer<br />
hat hier bewusst<br />
Zeit, die Zeit der<br />
Sommersonnenwende<br />
erlebt?<br />
Zur styriarte-<br />
Eröffnung kann<br />
man beides. Musik,<br />
Tanz, Geschichten,<br />
weithin klingende<br />
Alphorn-Signale,<br />
und natürlich und<br />
vor allem der Berg<br />
selbst bilden ein klingendes Gesamtkunstwerk,<br />
dem man sich ganz ohne<br />
Hektik <strong>–</strong> der Tag ist ja lang! <strong>–</strong> hingeben<br />
kann. Und wenn der Tag dann<br />
doch zu Ende geht, wird er noch ein<br />
wenig verlängert mit einem großen<br />
Sonnwendfeuer am Schöckelplateau,<br />
bei dem die Musiker, die zuvor die<br />
Klanginseln am weitläufi gen Gelände<br />
bespielt haben, zu einer improvisierten<br />
Session zusammenfi nden.<br />
Unentwegte können später zu einer<br />
28<br />
Die styriarte 2004 eröffnet am Schöckel<br />
Der längste Tag im Jahr 2004, der<br />
Mittsommer tag, ist der 20. Juni, und dort,<br />
wo das Sonnwendfest richtig gefeiert<br />
wird, vor allem in Schweden, legt man es<br />
heuer auf den Samstag davor, den 19. Juni.<br />
Was also lag näher, als das Eröffnungsfest<br />
der styriarte, die von der Zeit handelt<br />
und am 19. Juni beginnt, dem Fest der<br />
Sommersonnenwende zu widmen?<br />
Art ritueller Reinigung oder einfach<br />
so aus Übermut über die Glut springen.<br />
Dann wär’s unsererseits vorbei.<br />
Bertl Mütter, der Klang- und Stimmungszauberer<br />
auf der Posaune,<br />
ist dabei und arrangiert die fi nale<br />
Session; Helmut Wittman, der Erzähler<br />
aus dem oberösterreichischen<br />
Almtal, spürt die Geschichten des<br />
Berges auf; die Saligen, ein mythisches<br />
Frauenensemble aus dem<br />
Salzkammergut, singen wie in ihrem
nenwende<br />
VICTORIA COELN<br />
Element; die Mittelalter-Gruppe Oni<br />
wytars rund um den Schlüsselfi del-<br />
Virtuosen Marco Ambrosini bringt<br />
mediterrane Aufheiterung in das<br />
sonst mehr nördliche Treiben. Diese<br />
und viele weitere bergfeste Künstler<br />
gestalten für sich und gemeinsam<br />
einen zauberhaften Abend. Hauptdarsteller<br />
ist freilich der Berg selbst,<br />
und niemand kann vorhersagen, wie<br />
er das Fest aufnimmt.<br />
Fest steht nur: Der Schöckel ist<br />
ein Berg und keine Landschaft für<br />
Stöckelschuhe. Er kann auch unfreundlich<br />
sein, dann wär’s gut, ihm<br />
kleidungsmäßig etwas entgegenzusetzen.<br />
Er will eigentlich erwandert<br />
sein, aber er toleriert auch die Gondel.<br />
Und schließlich: Er beherbergt vier<br />
Wirte, die auch die Verpfl egung der<br />
styriarte-Gäste übernehmen werden.<br />
Abgesehen davon, dass das styriarte-Fest<br />
ziemlich sicher mit herrlichem<br />
Bergwetter rechnen darf, ist<br />
nicht auszuschließen, dass es doch<br />
wechselhaft wird. Das stört das Fest<br />
nicht. Aber sollte es absehbar und<br />
hartnäckig schütten, wollen wir<br />
uns das Bergerlebnis doch ersparen.<br />
Die styriarte bereitet für diesen Fall<br />
eine kleine Präsentation der musikalischen<br />
Elemente des Festes in der<br />
Helmut-List-Halle vor.<br />
Wie üblich fi ndet die styriarte-<br />
Eröffnung bei freiem Eintritt statt.<br />
Buskarten nach St. Radegund und<br />
ermäßigte Karten für die Schöckelseilbahn<br />
sollten bis längstens 18.<br />
Juni im styriarte-Kartenbüro reserviert<br />
werden.<br />
STYRIARTE-ERÖFFNUNG<br />
17.00, Franz-Graf-Allee<br />
ABFAHRT BUS „WANDERER“<br />
17.30, Talstation Schöckelseilbahn<br />
AUFSTIEG ZUM SCHÖCKEL<br />
18.00, Franz-Graf-Allee<br />
ABFAHRT BUS „SEILBAHNFAHRER“<br />
18.30, Talstation Schöckelseilbahn<br />
MIT DER SEILBAHN<br />
AUF DEN SCHÖCKEL<br />
19.00, Alphornsignal<br />
DAS FEST BEGINNT AUF<br />
MEHREREN PLÄTZEN AM PLATEAU<br />
Bertl Mütter / Friedrich Moßhammer<br />
Oni wytars / Marco Ambrosini<br />
Tanzlmusi / Die Saligen<br />
Helmut Wittmann, Erzähler<br />
u. a. m.<br />
21.30<br />
ENTZÜNDEN DES<br />
SONNWENDFEUERS<br />
Sonnwendsession<br />
mit Bertl Mütter (Posaune), Fritz<br />
Moßhammer (Alphorn),<br />
Vladimir Ivanoff (Percussion),<br />
Ian Harrison (Schalmei),<br />
Marco Ambrosini (Schlüsselfi del),<br />
Dudelsackspieler, Die Saligen<br />
FEUERSPRINGEN<br />
Tel. 0316.825000 • www.styriarte.com<br />
29<br />
BIGSHOT/JUNGWIRTH<br />
Unsere Kritiken<br />
sind nicht<br />
immer gut.<br />
Aber immer gut.<br />
Das Urteil in unserem Kulturteil<br />
hat schon so manche Träne zum<br />
Fließen gebracht. Aber auch, wenn<br />
sie nicht immer gut sein können,<br />
sind unsere Kritiken doch immer<br />
gut begründet, gut geschrieben<br />
und gut für unsere Leser. Denn die<br />
wissen schon vor dem Ticketkauf,<br />
was ein Theater-, Konzert- oder<br />
Kinoabend bringt. Und nicht selten<br />
sind es ja Freudentränen. Gratis-<br />
Probe-Abo unter (01) 514 14-70 oder<br />
diepresse.com<br />
So viel Zeitung muss sein.
Im Juli 2004 fi ndet<br />
zum ersten Mal<br />
das Zagreber Barockfestival<br />
statt. Im<br />
Herzen der charmanten<br />
Zagreber Altstadt<br />
gastieren einen Monat<br />
lang die Größen der<br />
alten Musik: Hespèrion<br />
XXI, Musica Antiqua<br />
Köln, Academia<br />
Montis Regalis und<br />
viele andere, sowie führende kroatische<br />
Künstler und Ensembles aus<br />
dem Bereich der Barockmusik. Das<br />
Programm widmet sich sowohl den<br />
Größen des Barock wie Bach und<br />
Händel, als auch einer Reihe von bis<br />
jetzt wenig beachteten Komponistinnen<br />
jener Zeit.<br />
In einer Reihe von fast 30 Konzerten<br />
im Zeitraum vom 30. Juni bis 30.<br />
Juli präsentieren sich dem Zagreber<br />
Publikum in wunderschönen historischen<br />
Räumlichkeiten der Zagreber<br />
Oberstadt (Zagreber Dom, Barockkirche<br />
der Hl. Katharina, Palais Klovic)<br />
zum ersten Mal zahlreiche Größen<br />
der internationalen alten Musik.<br />
Aus der langen, erfolgreichen Tradition<br />
der Zagreb Summer Evenings,<br />
einer bewährten Konzertreihe, die ihrem<br />
Publikum schon seit Jahrzehnten<br />
ausgewählte internationale wie<br />
lokale Ensembles präsentiert, entwickelte<br />
sich heuer das inhaltlich klar<br />
umrissene Zagreber Barockfestival.<br />
BEI DEN NACHBARN<br />
Neues Festival der alten Musik<br />
Zagreber Barockfestival 2004<br />
Unumstrittene Highlights des<br />
Festivals stellen die Auftritte des<br />
Ensembles Hespèrion XXI unter<br />
der Leitung des großen Jordi Savall,<br />
eines charismatischen Musikers und<br />
wichtigen Wegbereiters der „Wiederentdeckung“<br />
der Barockmusik, dar,<br />
sowie des Ensembles Musica Antiqua<br />
Köln, weltbekannter Interpreten alter<br />
Musik, die in Zagreb ihr Programm<br />
mit Werken von G.F. Händel gestalten<br />
werden. Mit größtem Vergnügen<br />
wird auch der gemeinsame Auftritt<br />
der hauptsächlich in Großbritannien<br />
tätigen, kroatischen Mezzosopranistin<br />
Renata Pokupic mit dem Purcell<br />
Quartett angekündigt.<br />
Auf eine interessante, kuriose<br />
Entdeckungsreise entführt das Frau-<br />
30. Juni bis 30. Juli 2004<br />
ZAGREBER<br />
BAROCKFESTIVAL 2004<br />
Infos:<br />
Koncertna direkcija Zagreb,<br />
Kneza Mislava 18,<br />
HR<strong>–</strong>10000 Zagreb, Kroatien<br />
Tel. (+385 1) 4501-200<br />
Fax: (+385 1) 4611-807<br />
info@kdz.hr<br />
www.kdz.hr • www.zabaf.net<br />
30<br />
enensemble Capella<br />
Artemisia, mit einem<br />
Programm von Werken,<br />
die während der<br />
Barockzeit in italienischenFrauenklöstern<br />
komponiert und<br />
aufgeführt wurden.<br />
Weitere Werke von<br />
Komponistinnen des<br />
Barock präsentiert das<br />
italienische Ensemble<br />
Bizzarie armoniche, und die chilenische<br />
Mezzosopranistin Cecilia Frigerio<br />
führt uns in die Welt der lateinamerikanischen<br />
Barockmusik ein.<br />
Den Ausklang des Festivals übernimmt<br />
das beliebte und viel beschäftigte<br />
Kroatische Barockensemble mit<br />
Werken kroatischer Komponisten<br />
des 17. Jahrhunderts.<br />
Ob weltbekannte Größen oder<br />
exklusive Geheimtipps, authentische<br />
Interpretationen oder originelle<br />
Deutungen, mit fünfundzwanzig<br />
Konzerten in fünf Wochen gilt das<br />
Festival schon jetzt als das absolute<br />
Highlight des Zagreber Sommers. Es<br />
bringt die opulenten Farben und die<br />
sanften Klänge des Barocks in den<br />
hektischen urbanen Alltag, präsentiert<br />
die Stadt von ihrer schönsten,<br />
traditionsreichen Seite. Ein idealer<br />
Ausgangspunkt, um Zagreb selbst<br />
und sein stark wachsendes kulturelles<br />
Angebot näher kennen zu lernen!
SCHLOSS EGGENBERG<br />
Sternstunde<br />
Zum vertrauten Planetensaal erhält Schloss Eggenberg nun auch einen Planetengarten.<br />
Eröffnet wird am 1. Juli mit einem Gartenfest<br />
Ein himmlischer Saal<br />
Als prachtvolles Interieur der<br />
Barockzeit ist der Eggenberger Planetensaal<br />
vielen Menschen vertraut.<br />
Im stimmungsvollsten Konzertsaal<br />
des Landes lassen die Darstellungen<br />
der Planetengötter wohl manchen an<br />
so etwas wie Sphärenmusik denken,<br />
aber wenige Konzertbesucher wissen,<br />
dass sie sich in einem komplexen<br />
allegorischen Gedankengebäude<br />
befi nden.<br />
Die fürstliche Familie Eggenberg<br />
hat sich mit ihrer Residenz gleichzeitig<br />
auch ein eigenes Universum in<br />
Bildern erschaffen, in dem sie selbst<br />
<strong>–</strong> im Gewande der Planeten <strong>–</strong> als himmlische<br />
Regenten herrschen konnte.<br />
Als die Gemälde entstanden, war<br />
die magische Vorstellung, dass die<br />
zu Sternbildern verwandelten Götter<br />
alle irdischen Erscheinungsformen<br />
prägten und lenkten, schon weit<br />
über tausend Jahre alt. Jeder Planet<br />
beherrschte darin ein eigenes Reich,<br />
in dem seine Eigenschaften am<br />
Reinsten zum Ausdruck kamen. So<br />
erscheinen sie auch in Eggenberg:<br />
Venus als verführerische Herrin<br />
der Rosengärten, Mars als eiserner<br />
Befehlshaber in einer waffenstarrenden<br />
Rüstkammer. Jupiter, weiser<br />
Herrscher in einem Reich der üppig<br />
gefüllten Schatztruhen oder Saturn<br />
als düsterer Regent von Tod und Vergänglichkeit.<br />
In diesem Universumsmodell hat<br />
jeder Planet nicht nur unter den Menschen<br />
seine „Kinder“, sondern auch<br />
Pfl anzen, Tiere, Mineralien, Orte<br />
und Tätigkeiten, Farben und Formen<br />
tragen seine Signatur. Alle irdischen<br />
Erscheinungsformen ließen sich dabei<br />
einem Planeten zuordnen und<br />
haben als sogenannte „Planetenkinderbilder“<br />
eine reiche Ikonographie<br />
hervorgebracht.<br />
Ein himmlischer Garten<br />
In ganz neuer Form fi nden diese<br />
überlieferten Vorstellungen wieder<br />
Platz in Eggenberg.<br />
Seit einigen Jahren wird im Rahmen<br />
eines großen Parkpfl egewerks<br />
an der Restaurierung des romantischen<br />
Landschaftsgartens gearbeitet.<br />
Der Extragarten an der Nordecke des<br />
Parks hat darin immer eine Sonderrolle<br />
eingenommen und seine Form<br />
in jeder Generation verändert. Er<br />
sollte daher eine gänzlich neue Gestaltung<br />
erhalten.<br />
1999 begann die Architektin Helga<br />
Maria Tornquist die Neuplanung<br />
mit dem schwierigen Auftrag, einen<br />
ERÖFFNUNGSFEST<br />
am 1. Juli ab 18.30 Uhr<br />
„Süßer Blumen Ambrafl ocken“,<br />
Barocke Blumenlyrik im Jupitergarten<br />
„Dass sie im Blütenschimmer von ihm<br />
nun träumen müsst“, Liebeslyrik der<br />
Romantik im Weißen Mond-Garten<br />
„So let your dances be entwined“,<br />
Lautenmusik der Renaissance im<br />
Knoten-Parterre des Venusgartens<br />
Planetenbuffet<br />
Info: 0316.8017.9532<br />
31<br />
Garten zu erschaffen, der sich der<br />
hohen künstlerischen Qualität des<br />
historischen Ensembles einfügen<br />
und gleichzeitig ein eigenständiges<br />
Kunstwerk sein würde.<br />
Tornquists Gestaltungslösung<br />
stellt die Verbindung zum historischen<br />
Kontext her und gibt gleichzeitig<br />
dem neuen Garten seinen unverwechselbaren<br />
Charakter: Sie greift in<br />
spielerischer Form das geschilderte<br />
System planetarischer „Signaturenlehre“<br />
auf, das auch den Festsaal des<br />
Schlosses bestimmt, und formt daraus<br />
wunderbar poetische Gartenräume,<br />
die unter dem Signum der sieben<br />
klassischen Planeten stehen.<br />
Dornige Barrikaden aus roten<br />
Berberitzenhecken formieren den<br />
Bereich des kriegerischen Mars, bewachen<br />
zwei Venusgärten, die <strong>–</strong> von Rosenhecken<br />
eingefasst <strong>–</strong> mit dem Thema<br />
klassischer Liebesgärten spielen,<br />
Erdbeeren und Maiglöckchen, Salbei<br />
und Zitronenthymian füllen die Zwischenräume<br />
eines kunstvollen Knoten-Parterres,<br />
das aus verschlungenen<br />
Herzen geformt ist. Historische Alba-,<br />
Bourbon- und Damaszenerrosen sind<br />
zu kostbaren Ensembles von betörendem<br />
Duft vereinigt.<br />
Treillagengänge aus Goldregen formen<br />
die Sonnenstrahlen, gesäumt von<br />
fl ammenden Staudenbeeten, die sich<br />
vom hellen Gelb bis ins strahlende Rot<br />
der untergehenden Sonne entfalten.<br />
Im Schatten einer Eibenhecke<br />
liegt ein weißer Mondgarten um die<br />
Wasserrosen eines Teichs. Gewächse,<br />
die das Dunkel lieben, sollen hier<br />
ein Refugium entstehen lassen, das<br />
die Phantasie befl ügelt. Mondviolen,<br />
Lunaria, weiße Lilien als Symbole<br />
der Unschuld, werden in der Nacht<br />
vom betäubenden Duft der Reseden<br />
eingehüllt.<br />
Im Wandel der Jahreszeiten kann<br />
der Besucher also ein vielgestaltiges<br />
Universum durchwandern.<br />
Ein großes Fest am 1. Juli wird den<br />
neuen Garten eröffnen und die Gäste<br />
in eine alte Zauberwelt entführen.
fr 10.9. · 19.30 · Schwaz:<br />
TIROLER SYMPHONIEORCHESTER<br />
INNSBRUCK · GAIDA ENSEMBLE ·<br />
Ligeti · Kodály · Baltakas UA · Zykan UA<br />
sa 11.9. · 19.30 · Rotholz:<br />
VYTAUTAS LANDSBERGIS ·<br />
VYKINTAS BALTAKAS · Gespräch<br />
sa 11.9. · 21.00 · Rotholz:<br />
GAIDA ENSEMBLE · Baltakas UA ·<br />
Lang · UA · Serksnyte UA<br />
so 12.9. · 11.00 · Innsbruck:<br />
WINDKRAFT TIROL · Gubaidulina UA ·<br />
Schreyer UA · Rihm · Tüür<br />
so 12.9. · 20.00 · Wattens:<br />
ARDITTI QUARTET · Ligeti · Jurgutis ·<br />
Narbutaite UA · Szöllösy<br />
di 14.9. · 19.30 · Schwaz:<br />
STIPENDIATEN DES ENSEMBLE MODERN ·<br />
Stockhausen · Lindberg · Fabian UA<br />
do 16.9. · 19.30 · Schwaz:<br />
BEAT FURRER · JANNIS KOUNELLIS ·<br />
Gespräch<br />
do 16.9. · 20.30 · Schwaz:<br />
CHORDOS QUARTETT · Serksnyte ·<br />
Amann UA · Rajeva UA · Seidl UA<br />
fr 17.9. · 19.30 · Innsbruck:<br />
Gunter Schneider hört Beat Furrer<br />
fr 17.9. · 20.00 · Innsbruck:<br />
KLANGFORUM WIEN · Furrer UA · Gander<br />
sa 18.9. · 19.30 · Schwaz:<br />
Beat Furrer hört György Kurtág<br />
sa 18.9. · 20.00 · Schwaz:<br />
IEMA-Konzert · Kurtág · Stockhausen<br />
so 19.9. · 11.00 · Innsbruck:<br />
EU-Kommissar Franz Fischler · Vortrag<br />
so 19.9. · 19.30 · Wattens:<br />
LÁSZLÓ DARVASI · Lesung<br />
so 19.9. · 20.30 · Wattens:<br />
MÁRTA & GYÖRGY KURTÁG · Játékok<br />
mi 22.9. · 20.30 · Schwaz:<br />
RUJANA JEGER · Lesung<br />
do 23.9. · 19.30 · Schwaz:<br />
Georg F. Haas hört W. Rihm<br />
do 23.9. · 20.00 · Schwaz:<br />
MINGUET QUARTETT · Rihm · Olsen UA ·<br />
Illes UA · Motschmann UA<br />
fr 24.9. · 20.00 · Innsbruck:<br />
SLOWIND · THE NEXT STEP · Globokar ·<br />
Turel UA · Rojko · Vrhunc · Delago UA<br />
sa 25.9. · 20.00 · Jenbach:<br />
ENSEMBLE MODERN · Eötvös<br />
so 26.9. · 11.00 · Wattens:<br />
SWAROVSKI MUSIK WATTENS ·<br />
Pirchner · Globokar<br />
Klangspurengasse 1 /Ecke Ullreichstr. 8a ·<br />
6130 Schwaz · T +43 5242 73582 ·<br />
info@klangspuren.at<br />
büro54<br />
TIPPS<br />
4. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
EINE KLEINE NACHTMUSIK<br />
Haydn: Sinfonie „Le Matin“<br />
Sinfonie „Le Soir“<br />
Thomas Augustin Arne: The morning<br />
Mozart: Ruhe sanft, mein holdes Leben<br />
Eine kleine Nachtmusik<br />
Emma Kirkby, Sopran<br />
L’Orfeo Barockorchester<br />
Leitung: Michi Gaigg<br />
Klassik-Nacht<br />
Emma Kirkby,<br />
die Primadonna<br />
der Alten<br />
Musik, gibt der<br />
styriarte wieder<br />
einmal die Ehre.<br />
Sie kommt gemeinsam<br />
mit<br />
der styriarte<br />
Debü tantin, der<br />
passionierten<br />
österreichischen Geigerin Michi Gaigg,<br />
und deren formi dablem L’Orfeo Barockorchester.<br />
Um Abend, Nacht und<br />
Morgen, Grundkonstanten der bürgerlichen<br />
Zeiteinteilung, kreisen die Kompositionen<br />
aus den Federn Haydns,<br />
Arnes und Mozarts. Dass „Eine kleine<br />
Nachtmusik“ bei diesem musikalischen<br />
Gang durch den Tag nicht fehlen<br />
darf, versteht sich von selbst.<br />
11. Juli, 11 Uhr, Schloss Eggenberg<br />
TIMELESS<br />
Peter Herbert:<br />
Timeless (Cellokonzert) / Killer time<br />
Bach & Britten:<br />
Suiten für Violoncello solo<br />
Friedrich Kleinhapl, Violoncello<br />
Ensemble Plus<br />
Dirigent: Wolfgang Hattinger<br />
Cellissimo<br />
Er gehört zweifellos zur Cello-Elite,<br />
der Grazer<br />
Friedrich Kleinhapl.<br />
Zur heurigen<br />
styriarte<br />
wird er wieder<br />
einen besonderen<br />
Beitrag leisten.<br />
Er stellt uns<br />
das Cellokonzert<br />
„Timeless“<br />
32<br />
des Vorarlbergers Peter Herbert vor.<br />
Und gerade eben feilt der Komponist<br />
noch an einem Auftragswerk für das<br />
Orchester und das Programm dieser<br />
styriarte-Matinee: „Killer time“ wird<br />
vom Ensemble Plus uraufgeführt.<br />
Johann Sebastian Bach hat als ideale<br />
Ergänzung für das Programm Cellosuiten<br />
hinterlassen.<br />
14. Juli, 20 Uhr, Schloss Eggenberg<br />
HIMMLISCHE LÄNGEN<br />
Schubert: Impromptu Nr. 1 in c (D 899)<br />
Sonate in A (D 959), Sonate in B (D 960)<br />
Andreas Staier, Hammerfl ügel<br />
Zeit für<br />
Schubert<br />
Bei Andreas<br />
Staier korres pondieren<br />
Klarheit<br />
und Prägnanz mit<br />
einem ungemein breiten Ausdrucksspektrum,<br />
beglückende Spontaneität<br />
und faszinierende Virtuosität mit<br />
ungewöhnlicher Ausdruckstiefe.<br />
Schuberts „Himmlischen Längen“,<br />
seiner besonderen Zeitempfi ndlichkeit,<br />
werden all diese Qualitäten des<br />
herausragenden Pianisten und Spezialisten<br />
für historische Tasteninstrumente<br />
zu Gute kommen. Sie brauchen<br />
nur noch zuhören!<br />
18. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
MODERN TIMES<br />
Musik von Charly Chaplin<br />
Filmvorführung: Modern times<br />
Die Salonfähigen Saitenspringer<br />
Film-Musik<br />
Wussten Sie, dass Charly Chaplin<br />
auch komponierte, und das gar nicht<br />
schlecht? Viele seiner Melodien sind<br />
Hits, nur weiß<br />
kaum jemand,<br />
dass der geniale<br />
Filmstar dafürverantwortlich<br />
zeichnet.<br />
In der Symbiose<br />
als Künstler<br />
in mehreren<br />
Genres präsentiert<br />
ihn heuer
die styriarte: Zuerst erklingt seine<br />
Musik, dargeboten von den vielseitigen<br />
Salonfähigen Saitenspringern,<br />
und dann heißt es Film ab für sein<br />
Gesamtkunstwerk „Modern times“.<br />
Wie könnte es auch anders sein beim<br />
heurigen styriarte-Motto.<br />
21. Juli, 20 Uhr, Mausoleum<br />
KEPLERS TRAUM<br />
Werke von Hans Leo und Jakob Hassler,<br />
Monteverdi, Lasso u. a.<br />
Nova<br />
Traum zu<br />
sechs Stimmen<br />
Das Vokalensemble Nova bringt<br />
den genialen Naturwissenschaftler<br />
Johannes Kepler, einst von Graz vertrieben,<br />
für einen Abend zurück. Mit<br />
Kompositionen von Hassler, Monteverdi,<br />
Lasso u. a. entführt es uns<br />
klanglich in dessen „Somnium“, ein<br />
visionäres Werk, in dem Kepler eine<br />
imaginäre Reise auf den Mond unternahm.<br />
Sechsstimmig. Denn nach Keplers<br />
Überzeugung brachten die Planeten<br />
im Augenblick der Schöpfung eine<br />
sechsstimmige Harmonie hervor.<br />
22. Juli, 20 Uhr, Helmut-List-Halle<br />
PRESTO<br />
Paganini: 24. Caprice für Violine solo<br />
Brahms: Studien für Klavier, op. 35<br />
Beethoven: Rondo a capriccio in G,<br />
„Die Wut über den verlorenen Groschen“,<br />
op. 129 / Violinsonate in a, op. 23<br />
Patricia Kopatchinskaja, Violine<br />
Henri Sigfridsson, Klavier<br />
Hochseilakt<br />
ohne Netz<br />
Risikofreude wird der gebürtigen<br />
Moldawierin Patricia Kopatchinskaja<br />
TIPPS<br />
ebenso attestiert wie brilliante Beherrschung<br />
ihres Instruments. Technische<br />
Probleme dürften für die Geigerin sowieso<br />
ein Fremdwort sein. Denn mit<br />
ihrer Violine wispert sie, sie tuschelt<br />
und klagt exaltiert oder wuchtet ihre<br />
Töne förmlich temperamentvoll in die<br />
Bretter der Bühnen.<br />
Die Vollblut mu sikerin kommt<br />
nach ihrem vorjährigen, umjubelten<br />
Debüt bei der<br />
styriarte wieder.<br />
Ganz ihrem Temperamententsprechenddiesmal<br />
mit dem<br />
Programm „Presto“.<br />
Beethoven,<br />
Brahms und Paganini<br />
steuern<br />
die Werke für diesen Rausch der Geschwindigkeit<br />
bei, wo sich zu Patricia<br />
Kopatchinskaja noch ihr Duopartner<br />
Henri Sigfridsson am Klavier gesellen<br />
wird.<br />
25. Juli, 18 Uhr, Schloss Eggenberg<br />
LES PLAISIRS DU PALAIS<br />
Vokales von Clément Janequin,<br />
Claudin de Sermisy u. a.<br />
mit kulinarischen Intermezzi<br />
Ensemble Clément Janequin (Paris)<br />
Die Freuden des<br />
Genusses<br />
Mit „Les Plaisirs du Palais“ feiern<br />
wir zum Abschluss der styriarte ein<br />
veritables Fest im Planetensaal des<br />
Schlosses Eggenberg. Der exzentrische<br />
Sänger Dominique Visse und<br />
sein Ensemble Clément Janequin<br />
nehmen uns mit auf einen Abend in<br />
die Freuden der Renaissance-Palais.<br />
Mit frechen, auch derben Stücken<br />
von Sermisy, Janequin, Lasso und<br />
anderen geht es Gang für Gang<br />
durch einen musikalisch-kulinarischen<br />
Abend.<br />
33<br />
Das<br />
Salzburger<br />
Musikfest<br />
im Winter<br />
Mozart<br />
woche<br />
2005<br />
21. bis 30. Jänner<br />
tickets@mozarteum.at<br />
www.mozarteum.at<br />
Orchester<br />
Camerata Salzburg · Cappella Andrea<br />
Barca · Concentus Musicus · Kremerata<br />
Baltica · Mahler ChamberOrchestra<br />
(Orchestra in Residence) · Mozarteum<br />
Orchester Salzburg · Sinfonieorchester<br />
der Universität Mozarteum · Wiener<br />
Philharmoniker<br />
Dirigenten<br />
Ivor Bolton · Dennis Russell Davies<br />
Daniel Harding · Nikolaus Harnoncourt<br />
Philippe Jordan · Sir Charles Mackerras<br />
Sir Neville Marriner · Zubin Mehta<br />
Sir Roger Norrington · Trevor Pinnock<br />
Hubert Soudant<br />
Sänger<br />
Juliane Banse · Barbara Bonney · Ian<br />
Bostridge · Diana Damrau · Matthias<br />
Goerne · Thomas Hampson · Franz<br />
Hawlata · Angelika Kirchschlager<br />
Sophie Koch · Genia Kühmeier · Elena<br />
Mosuc · Dorothea Röschmann · Jan<br />
Hendrik Rootering · Michael Schade<br />
Rudolf Schasching · Christine Schäfer<br />
Daniil Shtoda · Christoph Strehl · Anke<br />
Vondung<br />
Solisten<br />
Christoph Bantzer · Yefim Bronfman<br />
Rudolf Buchbinder · Itamar Golan<br />
Gidon Kremer · Lang Lang · Alexander<br />
Lonquich · Mischa Maisky · Malcolm<br />
Martineau · Tobias Moretti · Julian<br />
Rachlin · Vadim Repin · Wolfram<br />
Rieger · András Schiff · Grigorij<br />
Sokolov · Lars Vogt · Thomas<br />
Zehetmair<br />
Ensembles<br />
Brentano String Quartet · Guarneri<br />
Quartet · Hagen Quartett · Wiener<br />
Virtuosen · Mitglieder des Ensembles<br />
Wien-Berlin · Philharmonische<br />
Solisten- Ensembles<br />
Chor des Bayerischen<br />
Rundfunks · Salzburger<br />
Bachchor<br />
Internationale Stiftung Mozarteum<br />
Postfach 156 · A-5024 Salzburg<br />
T +43-662-87 31 54 · F 87 44 54
Parkgaragen<br />
In folgenden Parkgaragen können<br />
Sie an den Konzerttagen im Zeitraum<br />
von 17.30 bis 2 Uhr früh um EUR 5.-<br />
ihr Fahrzeug abstellen: Rosarium,<br />
Andreas-Hofer-Platz, Burgring und<br />
am Mariahilferplatz. Die Ausfahrtscheine<br />
kaufen Sie an unseren<br />
Abendkassen.<br />
Sammeltaxi<br />
Wie bisher steht Ihnen auch heuer<br />
wieder ein Sammeltaxi-Service zur<br />
Verfügung. Sie melden Sich vor dem<br />
Konzert an und werden nach Konzertende<br />
um EUR 4,50 von einem<br />
2801-Taxi innerhalb von Graz nach<br />
Hause gebracht.<br />
Behinderte<br />
Wenn Sie unsere Hilfe brauchen,<br />
um in die jeweiligen Konzertsäle<br />
zu gelangen, dann melden Sie Sich<br />
bei uns im Kartenbüro (825 000).<br />
Frau Hrovat wird sich mit Ihnen<br />
in Verbindung setzen und für alles<br />
Notwendige sorgen.<br />
Bustransfer<br />
Für die Fahrt zu den Konzerten außerhalb<br />
von Graz werden wieder Busse<br />
bereitstehen. Abfahrt von Graz jeweils<br />
vor der Grazer Oper (Franz Graf<br />
Allee). Rückfahrt nach dem Konzert.<br />
Voranmeldung im styriarte-Kartenbüro<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Restplatzabo<br />
Wie jedes Jahr gibt es für kurzentschlossene<br />
und fl exible Leute<br />
zwei Varianten von Restplatzabos.<br />
Sie entscheiden sich vorerst nur für<br />
eine Anzahl von Konzerten: entweder<br />
für fünf oder acht. Dafür zahlen Sie<br />
einen sensationell günstigen Preis.<br />
Mitte Juni erfahren Sie dann, welche<br />
Konzerte Sie in Ihrem Abo besuchen<br />
können.<br />
Durch das heuer stark erhöhte<br />
Kartenangebot konnten wir die<br />
Stückzahlen für diese Abos etwas<br />
vergrößern. Schnell zugreifen, spätestens<br />
jedoch bis 7. Juni!<br />
BAROCKORCHESTER<br />
READ ME!<br />
19. Juni bis 25. Juli<br />
Karten und Informationen:<br />
8010 Graz, Sackstraße 17<br />
Tel. 0316.825000<br />
www.styriarte.com<br />
Internet<br />
Schauen Sie doch hin und wieder<br />
vorbei auf www.styriarte.com. Sie<br />
fi nden auf unseren Seiten ein reichhaltiges<br />
Service. Von Hörbeispielen,<br />
Künstlerbiografi en und Werkkommentaren<br />
bis zu Beschreibungen der<br />
Veranstaltungsorte samt Adressen<br />
und Stadtplanlinks. Natürlich können<br />
Sie dort auch Karten kaufen. Und<br />
das Angebot wird ständig erweitert.<br />
Überzeugen Sie Sich!<br />
Salon<br />
Besuchen Sie uns doch einmal in<br />
unserem heurigen Salon im Foyer des<br />
Grazer Stadtmuseums (Sackstraße 18).<br />
In diesem Kommunikationszentrum<br />
zwischen Künstlern, Publikum und<br />
Presse fi nden Sie jeden Dienstag<br />
und Donnerstag um 17 Uhr Werkeinführungen<br />
und Künstlergespräche.<br />
Details unter www.styriarte.com und<br />
in der Tagespresse.<br />
34<br />
Mehr Eggenberg<br />
Eine Stunde vor Beginn der styriarte-Konzerte<br />
in Schloss Eggenberg<br />
bietet das Joanneum Gratis-Führungen<br />
durch den neu errichteten Planetengarten<br />
und das Lapidarium an.<br />
Landpartie<br />
nach Pöllau<br />
Am 17. Juli stimmen in der Kirche<br />
am Pöllauberg ab 17 Uhr volkstümliche<br />
Mariengesänge auf das<br />
Abendkonzert ein. Danach führt<br />
eine kleine Wallfahrt, angeführt von<br />
Pfarrer Raimund Ochabauer, ins Tal<br />
zur Pfarrkirche. Dort wird dann Jordi<br />
Savall Charpentiers Marienmusiken<br />
aufführen. Bitte festeres Schuhwerk<br />
anziehen! Für Nicht-Geher steht ein<br />
Bus zur Verfügung.<br />
Karten und<br />
Information<br />
Während des Festivals betreuen<br />
Sie unsere Mitarbeiter im Kartenbüro<br />
(Palais Attems, Sackstraße 17) von<br />
Montag bis Freitag in der Zeit von<br />
10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 17<br />
Uhr. Die Abendkassen öffnen jeweils<br />
eine Stunde vor Konzertbeginn.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Keine Angst vor „dummen“ Fragen!<br />
Alle Fragen, die man über unser<br />
Festival stellen könnte, können wir<br />
uns gar nicht vorstellen. Deshalb hat<br />
die styriarte einen Publikums-Coach<br />
eingerichtet. Er sollte auf alle Fragen<br />
eine Antwort parat haben, und er<br />
hält bestimmt keine für komisch.<br />
Vielleicht wissen Sie ja nicht, welches<br />
Konzert für Sie selbst oder als<br />
Geschenk passen würde, was Sie bei<br />
welchem Konzert erwartet, wie man<br />
wo hinkommt, was man anzieht, etc.<br />
Rufen Sie einfach 0316.825000 und<br />
verlangen Sie den Coach! Oder per<br />
E-Mail an info@styriarte.com.
„Zeit ist nur dadurch,<br />
dass etwas geschieht,<br />
und nur dort, wo etwas<br />
geschieht“, sagte schon<br />
Ernst Bloch.<br />
Und tatsächlich ist der<br />
Faktor Zeit auch für den<br />
styriarte-Hauptsponsor,<br />
die Raiffeisenlandesbank<br />
Steiermark (RLB), wichtig.<br />
Wir denken im stockenden Holz.<br />
Das heißt, wir setzen behutsam<br />
Schritt für Schritt“, beschreibt RLB-<br />
Generaldirektor Georg Doppelhofer<br />
(im Bild) das Erfolgsgeheimnis der RLB<br />
und generell von Raiffeisen Stei er -<br />
mark. „Dabei gilt es aber auch, vorauszudenken<br />
und durchaus auch, gelegentlich<br />
neue Wege zu beschreiten.“<br />
Wie sehr man unter dem Giebelkreuz<br />
vorausgedacht hat, ist im<br />
Zuge der EU-Erweiterung wieder<br />
einmal deutlich geworden. 1986, also<br />
noch weit vor dem Fall des Eisernen<br />
Vorhanges, wurde mit der Gründung<br />
der Unicbank in Ungarn die<br />
Initialzündung zur Expansion nach<br />
Zentral- und Osteuropa gesetzt. 18<br />
Jahre später ist man mit 15 Raiffeisenbanken<br />
in 15 Ländern erfolgreich,<br />
und kann damit wohl zu Recht als<br />
ein Pionier der EU-Erweiterung angesehen<br />
werden. Und wenn in der<br />
SPONSOR<br />
Zeit-Faktor bei<br />
Raiffeisen<br />
nächsten Erweiterungswelle auch<br />
Kroatien, Rumänien und Bulgarien<br />
EU-Mitglieder werden, dann ist<br />
Raiffeisen dort schon längst aktiv.<br />
Das Denken in längeren Zeiträumen<br />
zeigt sich aber auch in der<br />
Sponsor-Tätigkeit der Raiffeisenlandesbank.<br />
Zwei Beispiele: Seit 1972,<br />
also seit unglaublichen 32 Jahren,<br />
wird die Aktion „Jugend ins Theater“<br />
durchgeführt. Für mehr als 300.000<br />
steirische Kinder war diese Aktion<br />
die erste Kontaktaufnahme mit dieser<br />
Form der Hochkultur und darüber<br />
hinaus oft auch der erste Kontakt<br />
mit der steirischen Landeshauptstadt<br />
Graz.<br />
Oder im Sport. Dort stand man<br />
weiter zu Sportlern, auch wenn<br />
sie durch Verletzungen für längere<br />
Zeit ausfi elen. Niki Lauda, Thomas<br />
Muster und zuletzt Hermann Maier<br />
wissen das aus eigenem Erfahren.<br />
35<br />
Inspiration<br />
Leidenschaft<br />
Perfektion
www.styriarte.com