Stahlreport 2017.11
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72. Jahrgang | November 2017<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
11|17<br />
Stahlhandelstag 2017<br />
Ein Rückblick<br />
Gelungene Kommunikation – Vorraussetzung für fast alles
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />
Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />
Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
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Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
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Dipl.-Ing. Jochen Adams<br />
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Dipl.-Ing. Jochen Adams,<br />
Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
Langerzeugnisse aus Stahl<br />
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Manfred Feurer, Prof. Dr. Joachim Lueg,<br />
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Stahl-Lexikon<br />
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Flacherzeugnisse aus Stahl<br />
Production, Properties and Testing<br />
Flat Products made of Steel<br />
Dipl.-Ing. Jochen Adams,<br />
Dr. rer. nat. Peter Drodten<br />
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Dipl.-Ing. Jochen Adams, Dr. rer. nat. Peter<br />
Drodten, Dipl.-Ing. Wolfgang Drodten<br />
Edelstahl Rostfrei<br />
Herstellung, Eigenschaften und<br />
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BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel – www.stahlhandel.com
„Gelungene Kommunikation –<br />
Vorraussetzung für fast alles“<br />
EDITORIAL<br />
INHALT<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
der BDS-Stahlhandelstag hat im September<br />
die Branche zusammengebracht<br />
– in einer Konstellation, die sonst eher<br />
ungewöhnlich ist. Denn alle zwei Jahre<br />
treffen sich dort nicht in erster Linie<br />
Zulieferer, Kunde und Ausrüster, sondern<br />
die Stahlhändler und Distributeure unter sich. So war<br />
auch der vergangene Stahlhandelstag in Darmstadt wieder<br />
Gelegenheit zu Gesprächen, die im täglichen Betrieb<br />
sonst oft keine Zeit finden. Und genau diese Gespräche<br />
sind ja eine der wichtigen Funktionen der Mitgliederzusammenkunft<br />
– die Kommunikation.<br />
Neben informellen Gesprächen unter Kollegen – „Marktbegleitern“,<br />
wie es so schön heißt – standen in Darmstadt<br />
natürlich auch aktuelle Themen des Stahlhandels auf dem<br />
Programm. Ab S. 5 in diesem <strong>Stahlreport</strong> berichten wir<br />
ausführlich über die Inhalte des Stahlhandelstages 2017.<br />
So hob Eberhard Frick, Vorsitzender des BDS-Vorstandsrats,<br />
in seinem Grußwort die „große Bedeutung“ der Stahldistribution<br />
für die gesamte Wirtschaft hervor (S. 6) und<br />
Oliver Ellermann, Vorstand der BDS AG, unterstrich wie<br />
wichtig die Einhaltung der Compliance-Regeln für die Verbandsarbeit<br />
ist (S. 7). Einen insgesamt positiven Ausblick<br />
auf den Markt warf Dr. Heinz-Jürgen Büchner von der IKB<br />
Deutsche Industriebank (S. 8/9). Die Digitalisierung war<br />
das Thema (unter anderem) von Gisbert Rühl, CEO der<br />
Klöckner & Co SE (S. 18).<br />
Neben dem Stahlhandelstag des BDS stand im November<br />
eine weitere für den Stahlhandel wichtige Veranstaltung<br />
auf dem Programm. Die Doppelmesse Blechexpo und<br />
Schweisstec 2017 hatten Anfang November wieder nach<br />
Stuttgart eingeladen. Dort präsentierten die Hersteller und<br />
Anbieter ihre neuesten Produkte und Entwicklungen (ab<br />
S. 28), auf die wir in diesem Heft, vor allem aber in der<br />
nächsten Ausgabe des <strong>Stahlreport</strong> ausführlich eingehen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude und – hoffentlich – einen<br />
hilfreichen Informationszuwachs beim Lesen.<br />
Markus Huneke<br />
PERSÖNLICHES<br />
4 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDELSTAG<br />
5 Gewusst, gehandelt, weitergedacht:<br />
Stahlhandelstag 2017<br />
6 Stahldistribution ist relevant<br />
8 Digitalisierung in dynamischen Märkten<br />
10 Weiterdenken heißt (sich) weiterbilden<br />
11 Perspektiven des mittelständischen Stahlhandels<br />
18 Gisbert Rühl: Chancen der Digitalisierung<br />
STAHLHANDEL<br />
22 u.a. Sülzle-Gruppe erhält Wirtschaftsauszeichnung,<br />
Übernahmeangebot für Nordwest-Aktien, Mapudo<br />
bietet auch NE-Metalle an<br />
ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />
24 Hochleistungsbandsäge – Schnittzeiten halbiert<br />
WERKSTOFFE<br />
26 NE-Metallhandel – ein wichtiger Marktversorger<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
Schwerpunkt Blechexpo<br />
28 Auf Rekordkurs – Blechexpo und Schweisstec 2017<br />
29 Neue kompakte Gehrungsbandsäge mit<br />
High-End-Features<br />
32 A+A 2017 – Arbeitsschutz boomt<br />
33 Studie: Markt für Persönliche Schutzausrüstung wächst<br />
Schwerpunkt EMO<br />
34 Maschinelles Lernen auf dem Vormarsch<br />
35 Werkstoffe sind Wertstoffe<br />
BDS<br />
38 Research: Es geht voran<br />
40 Recht trifft Edelstahl – BDS-Rechtsausschuss tagt<br />
bei den Deutschen Edelstahlwerken<br />
VERBÄNDE & POLITIK<br />
42 Max-Planck-Institut für Eisenforschung feiert<br />
100-jähriges Bestehen<br />
44 MBI Stahl Tag 2017 –<br />
Märkte sind komplizierter geworden<br />
LIFESTEEL<br />
48 Edelstahl-Rostfrei im Fahrradbau<br />
50 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
3
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Foto: Schoeller<br />
Stefan Müller-Bernhardt<br />
ist seit Oktober neuer Verkaufsleiter in der Damstahl<br />
GmbH mit Hauptverwaltung und Zentrallager<br />
in Langenfeld und nicht mehr – wie bisher –<br />
für die strategische Geschäftsentwicklung dieses<br />
Stahldistributeurs verantwortlich. Auch hat<br />
Müller-Bernhardt dort die neu geschaffene Position<br />
eines Chief Operating Officers (COO) inne.<br />
Sein Vorgänger, Thomas Cramer, will sich neuen<br />
beruflichen Herausforderungen stellen; er war<br />
sieben Jahre für das rheinländische Edelstahl-<br />
Handelshaus tätig.<br />
Jörg Reschke<br />
ist zum „Tutor des Jahres 2018“ gewählt worden.<br />
Fünf Wochen lang hatte der Fachverband<br />
Forum DistancE-Learning zu einem Publikumsvoting<br />
im Rahmen des<br />
Studienpreises DistancE-Learning<br />
aufgerufen.<br />
Am Ende siegte<br />
Jörg Reschke, Tutor<br />
der Europäischen<br />
Fernhochschule Hamburg.<br />
Mit der Fernlehre<br />
hatte Jörg<br />
Reschke 2011 angefangen.<br />
Dass Fernlehre<br />
zwar bei gedruckten Studienheften anfangen,<br />
aber nicht aufhören darf, das war Reschke<br />
von Anfang an klar. Auf seinen verschiedenen<br />
Online-Profilen ist er für Studierende erreichbar.<br />
Die Konkurrenz war in diesem Jahr groß:<br />
56 nominierte Tutorinnen und Tutoren von 29<br />
Anbietern und Hochschulen stellten sich der<br />
Abstimmung und wetteiferten um mehr als<br />
5.000 abgegebene Stimmen. Auf einer feierlichen<br />
Studienpreis-Gala am 6. 11. 2017 in Berlin<br />
erhielt Jörg Reschke die Studienpreistrophäe<br />
als „Tutor des Jahres“. Die Studienpreise wurden<br />
an diesem Abend auch in acht weiteren<br />
Kategorien vergeben. (Der <strong>Stahlreport</strong> wird berichten.)<br />
Foto: FDL<br />
Michael Gottschalk<br />
ist neuer technischer Geschäftsführer in der<br />
Schoeller Werk GmbH & Co. KG, einem<br />
Spezialisten für die<br />
Herstellung längsnahtgeschweißter<br />
Edelstahlrohre<br />
mit Sitz in<br />
Hellenthal in der Eifel.<br />
Das 1827 gegründete<br />
Unternehmen beschäftigt<br />
dort über<br />
Foto: BGA<br />
ser Funktion die technologische Weiterentwicklung<br />
und Innovationsorientierung des Unternehmens<br />
stärken. Der neue technische Geschäftsführer<br />
ist studierter<br />
Maschinenbauingenieur und gilt als erfahrener<br />
Manager. Die kaufmännische Geschäftsführung<br />
verbleibt bei Frank Poschen.<br />
Michael Gishamer<br />
ist bei der Stuttgarter C. & E. Fein GmbH neuer<br />
Vertriebsbereichsleiter für Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz. Gemeinsam mit seinem<br />
Team im Innen- und Außendienst will er nun<br />
zeigen, was Fein kann: „Es ist mein Ziel, Fein<br />
als führenden Anbieter von Elektrowerkzeug-<br />
Lösungen voranzubringen und zusammen mit<br />
unseren Kunden weiter zu wachsen, auch in<br />
der digitalen Welt. Gemeinsam mit den engagierten<br />
Mitarbeitern möchte ich die Kundenzufriedenheit<br />
weiter steigern und unseren Kunden<br />
genau die Anwendungslösungen bieten,<br />
die sie brauchen.“ Gishamer stammt aus dem<br />
österreichischen Salzburg. Nach seiner Elektrotechnik-Ausbildung<br />
und seiner Meisterprüfung<br />
in Elektronik und Elektromaschinenbau war er<br />
als Leiter im technischen Vertrieb im Bereich<br />
industrieller Saugsysteme tätig. Auch leitete er<br />
die Geschäfte bei einer Firma im Bereich Elektronik<br />
und Elektromaschinenbau.<br />
Holger Bingmann<br />
hat das Amt als Präsident des Bundesverbandes<br />
Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen<br />
(BGA) übernommen. Er war im September<br />
einstimmig als Nachfolger von Anton F. Börner<br />
gewählt worden, der den Berliner Spitzenverband<br />
17 Jahre lang geführt hatte. Bingmann ist<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der MELO-<br />
Group in München mit Niederlassungen u.a. in<br />
Berlin, New York und Dubai. Der 56-Jährige, in<br />
Stuttgart geborene, promovierte Diplom-Kaufmann<br />
ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach<br />
beruflichen Stationen bei Daimler Benz in Brüssel<br />
und bei der Süddeutschen Zeitungszentrale<br />
Presse-Grosso in Stuttgart gründete er 2001<br />
MELO. Für die gesamte Gruppe arbeiten heute<br />
rund 2.000 Mitarbeiter in mehr als einem Dut-<br />
Foto: BDS<br />
1.000 Mitarbeiter. Der<br />
48-Jährige soll in diezend<br />
Unternehmen in sechs Ländern. In den<br />
Herausforderungen der Digitalisierung, die mit<br />
ihren Plattformen weder vor Grenzen noch vor<br />
Industrien oder Handelsorganisationen Halt<br />
mache, sieht Bingmann einen zentralen Punkt<br />
seiner künftigen Arbeit.<br />
Oliver Schaub<br />
ist zum 1. Oktober in die Geschäftsführung der<br />
ESH EURO STAHL-Handel GmbH & Co. KG berufen<br />
worden. Die E/D/E-Gruppe, ein Wuppertaler<br />
Einkaufsverbund,<br />
will auf diesem<br />
Wege die strategische<br />
Entwicklung im<br />
Stahlbereich weiter<br />
forcieren. Oliver<br />
Schaub gilt als ein<br />
ausgewiesener Stahl-<br />
Fachmann. Der 48-<br />
jährige hat sowohl<br />
auf Hersteller- als<br />
auch auf Händlerseite gearbeitet: So fungierte<br />
er u.a. für sechs Jahre als Geschäftsführer der<br />
Carl Spaeter GmbH, Hannover. Er folgt beim<br />
EDE auf Heinz-Alfred Liebig, der Ende 2017 in<br />
den Ruhestand geht. „Wir freuen uns außerordentlich,<br />
dass wir mit Oliver Schaub einen ausgewiesenen<br />
Stahl-Experten gewinnen konnten,<br />
der das Geschäft aus allen Perspektiven<br />
kennt“, sagte Jochen Hiemeyer, der auch in<br />
der EDE-Geschäftsführung das Thema Stahl<br />
verantwortet.<br />
Foto: EDE<br />
Peter Böhmer und<br />
Wolfgang Stahl<br />
haben die BDS-Urkunde zum 125-jährigen Bestehen<br />
der Eisen-Bauer M. Bauer GmbH entgegengenommen<br />
– aus den Händen von<br />
Eberhard Frick und Oliver Ellermann. Anlass<br />
dafür war eine große Jubiläumsfeier im Oktober<br />
auf dem Betriebsgelände in Bayreuth, wo<br />
Prokurist und Geschäftsführer des Traditionsunternehmens<br />
u.a. auch auf den Vorsitzenden<br />
des Vorstandsrates und auf den Vorstand<br />
des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel<br />
trafen.<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
wissen – handeln – weiterdenken<br />
Stahlhandelstag 2017 in Darmstadt<br />
„wissen – handeln – weiterdenken“ war nicht nur das Motto des Stahlhandelstages 2017, sondern<br />
auch dessen inhaltliche Gliederung. Mit über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ging es bei dem<br />
Branchentreffen Ende September in Darmstadt darum, wie das Know-how der Werkstoffdistribution in<br />
verbandlich begleitetes Handeln umgesetzt und in diesem Rahmen weiterentwickelt werden kann.<br />
Entsprechend standen Informationen, Diskussionen und Visionen im Mittelpunkt des Events, zu dem<br />
der Bundesverband Deutscher Stahlhandel – BDS AG eingeladen hatte.<br />
Das wurde bereits bei der Begrüßung<br />
deutlich, die Eberhard Frick (F.<br />
Kicherer) als Vorsitzender des BDS-Vorstandsrates<br />
und Jürgen Almert (Hofmann-Rieg)<br />
als für Darmstadt zuständiger<br />
BDS-Regionalkreisprecher gestalteten,<br />
bevor BDS-Vorstand Oliver<br />
Ellermann einen Ausblick auf das<br />
Tagungsprogramm gab. (Vgl. „Markt<br />
und Verband“, S. 6f)<br />
Inhaltlich war das Programm des<br />
Stahlhandelstages von vornherein stark<br />
durch den gegenwärtigen Prozess der<br />
Digitalisierung beeinflusst – und durch<br />
das zweite Thema, das den Redebeitrag<br />
von Dr. Heinz-Jürgen Büchner von der<br />
IKB Deutsche Industriebank prägte:<br />
gute „Volkswirtschaftliche Entwicklungen<br />
und deren Auswirkungen auf die<br />
Stahlmärkte“. Insofern würden die kundengetriebene<br />
Digitalisierung und weitere<br />
strategische Herausforderungen<br />
für den Stahlhandel in naher Zukunft<br />
in erfreulich dynamischen Märkten<br />
stattfinden. (Vgl. „Kundengetriebene<br />
Digitalisierung in dynamischen Märkten“,<br />
S. 8f)<br />
Die von Dr. Heinz-Jürgen Büchner<br />
aufgezeigten makroökonomischen Rahmenbedingungen<br />
übersetzte in seinem<br />
anschließenden Vortrag BDS-Vorstand<br />
Oliver Ellermann sozusagen in die verbandliche<br />
Mikroökonomie. „Markt &<br />
Verband“ war sein Thema, das in ein<br />
eindringliches Plädoyer mündete, die<br />
Stahlhandelsbranche mit ihrem umfangreichen<br />
Know-how über die berufliche<br />
Bildung handlungsorientiert weiterzudenken.<br />
(Vgl. „Den Stahlhandel<br />
über die Berufsbildung handlungsorientiert<br />
weiterdenken“, S. 10.)<br />
Die Transformation der angesprochenen<br />
Trends in die unternehmerische<br />
Mikroökonomie der Branche übernahm<br />
anschließend Iris Kasten, Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Karsten Stahlhandel<br />
GmbH aus dem rheinischen Gre-<br />
Alle Fotos: BDS, Heiner Engelter<br />
Im Darmstadtium in Darmstadt fand am 28.9.17 der diesjährige Stahlhandelstag statt.<br />
venbroich. Sie zeigte „Perspektiven des<br />
Stahlhandels aus Sicht eines inhabergeführten<br />
Mittelständlers“ auf und schärfte<br />
dabei den Blick des Auditoriums für den<br />
in den letzten Jahren vollzogenen Paradigmenwechsel<br />
der Berufsbildung. (Vgl.<br />
„Von der Qualifikations- zur Kompetenzvermittlung“,<br />
S. 11ff.)<br />
Auf die bereits von der Verbandsführung<br />
angesprochene Compliance<br />
zurück kam Rechtsanwalt Tim Lieber<br />
aus der Düsseldorfer Kanzlei Henseler<br />
& Partner. Dieses Thema griff dann auch<br />
der nächste Referent auf, Ralf Winterfeld,<br />
der Geschäftsführer der Edelstahlhandelsvereinigung<br />
(EHV).<br />
Zuvor aber sprach Tim Lieber in seinem<br />
Beitrag „BDS im Recht“ über die<br />
aktuellen Stände zu den Reformen der<br />
Insolvenzanfechtung sowie der Aus- und<br />
Einbaukosten. Auch das ebenfalls schon<br />
traditionelle rechtliche Schmunzelurteil<br />
war wieder dabei. (Vgl. „Von der Compliance<br />
bis zur Unterhaltung“, S. 14f)<br />
Wenig spaßig fand der bereits angesprochene<br />
Ralf Winterfeld seine und die<br />
Erfahrungen des von ihm vertretenen<br />
Verbandes, der EHV, mit realen Vorgängen<br />
aus dem Bereich der Compliance.<br />
Vor diesem Hintergrund konnte er aber<br />
dem Stahlhandelstag in Darmstadt seine<br />
Botschaften über Marktinformationen<br />
und daraus zu ziehende Schlussfolgerungen<br />
besonders glaubwürdig überbringen<br />
(sowie seine „Botschaft von der<br />
doppelten Vorsicht“, S. 16f).<br />
Doppelte Zuversicht verbreitete in<br />
Darmstadt Klöckner-CEO Gisbert Rühl.<br />
Der Unternehmenschef zeigte sich auf der<br />
einen Seite sicher, mit dem in dem Handelshaus<br />
eingeschlagenen Weg der Digitalisierung<br />
kurzfristig erfolgreich zu<br />
sein, und zudem überzeugt davon, dass<br />
insbesondere die künstliche Intelligenz<br />
helfen werde, die der Digitalisierung der<br />
Branche derzeit noch im Wege stehenden<br />
Probleme schnell zu lösen. (Vgl. „Das<br />
Potenzial der künstlichen Intelligenz …“)<br />
Als Abschluss des diesjährigen<br />
Stahlhandelstages fand im Darmstadtium<br />
ein kommunikativer Branchenabend<br />
statt. Zuvor hatten Eberhard Frick<br />
und Oliver Ellermann das Geschehen<br />
dieses eintägigen Branchentreffens bilanziert<br />
und zu weiteren Verbandsveranstaltungen<br />
eingeladen. (Vgl. „Bilanz<br />
und Ausblick“, S. 20) 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
5
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Empfang zum Stahlhandelstag<br />
2017:<br />
mitten in der Ausstellung.<br />
Markt und Verband<br />
Was die Offiziellen dem Branchentreffen<br />
mit auf den Weg gegeben haben<br />
Wie wichtig, aber auch wie sensibel das Verhältnis zwischen Markt und Verband ist, machten gleich<br />
drei offizielle BDS-Vertreter in ihren Begrüßungsworten zum diesjährigen Stahlhandelstag in<br />
Darmstadt deutlich (vgl. „wissen – handeln – weiterdenken“, S. 5). Dabei ging es um die Relevanz<br />
der Distribution, um deren Einbindung in die Politik sowie die Bedeutung von Compliance.<br />
Eberhard Frick und Jürgen<br />
Almert unterstrichen in diesem Zusammenhang<br />
die Bedeutung einer kollektiven<br />
Branchenvertretung, und Oliver<br />
Ellermann hob in Sachen Compliance<br />
den Beitrag des BDS für einen funktionierenden<br />
Wettbewerb hervor.<br />
Wichtige Distribution<br />
Eberhard Frick nahm als Vorsitzender<br />
des BDS-Vorstandsrates die Zahl<br />
von über 300 Teilnehmern von des<br />
Stahlhandelstages zum Anlass, die<br />
große Bedeutung der Distribution<br />
für die ganze Stahlwirtschaft hervorzuheben.<br />
Händler, Produzenten<br />
„ … empfehle ich Ihnen<br />
zwei neue Fachbücher aus<br />
der BDS-Produktion: das<br />
Jahrbuch Stahlhandel 2018<br />
sowie EN-Normen für<br />
Rohre und Rohrzubehör.“<br />
Eberhard Frick, Vorsitzender des<br />
BDS-Vorstandsrates.<br />
und Verarbeiter seien aber auch deshalb<br />
so zahlreich nach Darmstadt<br />
gekommen, weil es sich um einen<br />
zentralen Tagungsort, eine forschungsorientierte<br />
Wissenschaftsstadt<br />
und einen wichtigen Wirtschaftsstandort<br />
handele.<br />
Sodann ging der Geschäftsführende<br />
Gesellschafter der Friedrich<br />
Kicherer GmbH & Co. KG aus dem<br />
schwäbischen Ellwangen auf das Tagungsthema<br />
ein:<br />
z Wissen bräuchten alle Geschäftsformen<br />
der Distribution: Es gehe<br />
um Märkte und die sie bestimmenden<br />
globalen Entwicklungen.<br />
z Handeln sei das tägliche Geschäft.<br />
In diesem Zusammenhang gehe es<br />
darum, Kriterien für erfolgreiche<br />
Geschäfte definieren.<br />
z Nur das Weiterdenken sicherere<br />
eine künftige Beteiligung am Geschäftsleben.<br />
Dazu gelte es, die<br />
Brücke zur Bildung zu schlagen.<br />
„Die aktuellen Aussichten<br />
für den Stahlhandel sind<br />
befriedigend bis gut.“<br />
Jürgen Almert, Sprecher für die BDS-<br />
Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und<br />
das Saarland.<br />
Diesen Denkansatz nutzte Eberhard<br />
Frick, um den BDS als verbandliche<br />
Bildungsplattform zu präsentieren<br />
– am Beispiel zweier neuer<br />
Bücher, die zum Stahlhandelstag<br />
erschienen sind: das Jahrbuch Stahlhandel<br />
2018 und die Neuauflage des<br />
Fachbuchs „EN-Normen für Rohre<br />
und Rohrzubehör“(S. 20).<br />
Große Politik<br />
Jürgen Almert, BDS-Gebietsvorstand<br />
für Hessen, Rheinland-Pfalz und das<br />
Saarland, unterstrich in seiner Begrüßungsrede,<br />
wie wichtig die Arbeit<br />
des Stahlhandelsverbandes im<br />
Zusammenhang mit übergreifenden<br />
Themen aus dem politischen Wirtschaftsleben<br />
ist.<br />
Als ein Beispiel dafür nannte er<br />
die Diskussionen über eine gerechte<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Eberhard Frick: große Bedeutung der<br />
Distribution<br />
Jürgen Almert: Einbindung in politische<br />
Entscheidungen<br />
Oliver Ellermann: wichtige Rolle von<br />
Compliance<br />
Belastung der Marktpartner durch<br />
die Ein- und Ausbaukosten in Schadensfällen.<br />
Es sei wichtig, dass die<br />
entsprechenden Diskussionen z.B.<br />
Die Einhaltung der BDS-<br />
Compliance-Vorschriften<br />
ist Grundvoraussetzung<br />
für alle verbandlichen Tätigkeiten.“<br />
Oliver Ellermann, Vorstand des<br />
Bundesverbands Deutscher Stahlhandel –<br />
BDS AG.<br />
im Rhein/Main-Kreis durch Fachjuristen<br />
aus dem Verbandsbereich, in<br />
diesem Fall aus der Düsseldorfer<br />
Kanzlei Henseler & Partner, begleitet<br />
würden.<br />
Auch diese Unterstützung trage<br />
dazu bei, dass die Aussichten für<br />
das insgesamt eher schwierige Geschäft<br />
derzeit „befriedigend bis gut“<br />
seien – mit Ausnahme des Baueisens.<br />
Entscheidende Compliance<br />
Dieses Thema nahm BDS-Vorstand<br />
Oliver Ellermann zum Anlass für<br />
den Hinweis: „Die Einhaltung der<br />
BDS-Compliance – Vorschriften ist<br />
Grundvoraussetzung für alle verbandlichen<br />
Tätigkeiten.“ Dieses „richtige<br />
Verhalten“ könne nur in enger<br />
Abstimmung zwischen Verband und<br />
Kartellbehörden und dadurch erreicht<br />
werden, dass Compliance ständiges<br />
Schulungsthema ist.<br />
Schließlich dankte Oliver Ellermann<br />
den Ausstellern zum diesjährigen<br />
Stahlhandelstag (vgl. Kasten,<br />
unten), ohne deren Unterstützung<br />
aus dem Kreis von Zulieferern und<br />
Dienstleistern eine solche verbandliche<br />
Großveranstaltung nicht ausgerichtet<br />
werden könne. 2<br />
Aussteller & Sponsoren Stahlhandelstag 2017<br />
In einer begleitenden Ausstellung präsentierten<br />
sich die Ausrüster und Partner der Branche. Die Ausstellung<br />
fand im Foyer vor dem Veranstaltungsraum<br />
statt, das auch für Kaffeepausen, den Mittagsimbiss<br />
und die Abendveranstaltung zur Verfügung stand.<br />
aussteller<br />
z EVG Entwicklungs- u. Verwertungs-Gesellschaft<br />
m.b.H., Raaba (A)<br />
z Fehr Lagerlogistik, Winterthur (CH)<br />
z Forschungs- und Technologiezentrum Ladungs -<br />
sicherung Selm gGmbH, Selm<br />
z FUMO Solutions GmbH, Dornstadt<br />
z GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme<br />
mbH, Münster<br />
z Ingenieurbüro Roth, Unterheinriet<br />
z KALTENBACH GmbH + Co. KG, Lörrach<br />
z KASTO Maschinenbau GmbH & Co, Achern<br />
z Kerschgens Werkstoffe & Mehr GmbH, Stolberg<br />
z Krause Maschinenhandels & Service GmbH,<br />
Achim & PAB, Peine<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
z<br />
P.W. Lenzen GmbH & Co. KG, Iserlohn<br />
Messe Düsseldorf GmbH, Düsseldorf<br />
Montanstahl GmbH, Oelde<br />
Nissen & Velten, Stockach<br />
OttComputer, Langenfeld<br />
P4S Partners 4 Steel<br />
(Behringer, Vernet Behringer, Rösler)<br />
Planungsgruppe Lapp GmbH, Groß-Gerau<br />
Progress Maschinen & Automation AG, Brixen (I)<br />
RSA cutting systems GmbH, Schwerte<br />
Scheffer Krantechnik GmbH, Sassenberg<br />
SE Padersoft GmbH & Co. KG, Paderborn<br />
SHComputersysteme GmbH, Speyer<br />
Wiegel Verwaltung GmbH & Co. KG, Nürnberg<br />
Sponsoren<br />
z P4S: Behringer GmbH, Vernet Behringer,<br />
Rösler Oberflächentechnik GmbH<br />
z Lotus am Ring, Komo-tec GmbH, Mendig<br />
Liste der Aussteller<br />
und Sponsoren<br />
zum diesjährigen<br />
Stahlhandelstag in<br />
Darmstadt.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
7
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Aktuelle Trends in<br />
wichtigen Abnehmermärkten:<br />
das<br />
Beispiel der Produktion<br />
von leichten<br />
Fahrzeugen.<br />
Produktion von Light Vehicles wächst primär in Asien<br />
In Millionen<br />
China<br />
Europa<br />
20,2 21,5 22,4 22,9 23,6 24,0<br />
27,4 27,9<br />
30,4 31,8 33,0<br />
23,0<br />
Nordamerika<br />
17,0 17,8 17,6 18,7 18,5 18,3<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
Mittlerer Osten / Afrika<br />
2,0 2,3 2,7 3,1 3,3 3,2<br />
Japan/ Korea<br />
13,7 12,9 13,0 12,6 12,3 12,2<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
Südostasien<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
Südamerika<br />
3,8 2,7 3,2 3,5 4,0 4,3<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
7,8 8,4 9,1 10,6 11,9 13,2<br />
2014 2016 2018 2020 2022 2024<br />
Foto: BDS Quellen, 3: IKB<br />
Der Erholungsprozess der europäischen Automobilindustrie setzt sich fort. Das Wachstum fällt in Osteuropa jedoch stärker aus<br />
Der Marktanteil der deutschen OEM nimmt weiter zu<br />
Innerhalb der NAFTA gewinnt Mexiko an Bedeutung: Neue Produktionsstätten der internationalen OEMs werden derzeit neu errichtet bzw.<br />
erweitert<br />
Japan und Korea verlieren Produktionsvolumen an neue Werke in China<br />
Heinz-Jürgen Büchner:<br />
Kundengetriebene Digitalisierung<br />
in dynamischen Märkten<br />
Aktuelle strategische Herausforderungen für den deutschen Stahlhandel sind nach Einschätzung<br />
von Dr. Heinz-Jürgen Büchner von der IKB Deutsche Industriebank – neben der Digitalisierung –<br />
die Optimierung der Unternehmensgrößen, die Entwicklung von Service- und Dienstleistungsangeboten<br />
sowie der Margendruck und die Konsolidierung. Der Branche stünden erhöhte Investitionsanforderungen<br />
in sich gegenwärtig erfreulich dynamisch entwickelnden Märkten bevor.<br />
Die hatte der Referent in seinem<br />
Beitrag – zur Begründung seiner<br />
Schlussfolgerungen – nach einem<br />
klassischen Muster beschrieben und<br />
deshalb das makroökonomische<br />
Umfeld zunächst ebenso analysiert<br />
wie die Trends in wichtigen Abnehmermärkten<br />
von Stahl.<br />
Makroökonomisches Umfeld<br />
Keine klaren Signale kämen derzeit<br />
aus den Vereinigten Staaten. Für die<br />
USA erwartet die IKB in diesem und<br />
im nächsten Jahr ein Wirtschaftswachstum<br />
zwischen 2 % und 2,5 %,<br />
„was die aktuelle Unsicherheit über<br />
die weitere Konjunkturentwicklung<br />
nicht entscheidend reduzieren wird.“<br />
Dies gelte umso mehr angesichts der<br />
bekannten geopolitischen Risiken<br />
der Supermacht.<br />
Kundengetriebene Digitalisierung in dynamischen<br />
Märkten: Heinz-Jürgen Büchner.<br />
In China bleibe die Wirtschaft auf<br />
Wachstumskurs. Die Wachstumsvorgaben<br />
der Regierung von 6,5 %<br />
für 2017 dürften eingehalten werden.<br />
Risiken bestünden wegen der<br />
hohen privaten Verschuldung und<br />
durch das Schattenbankensystem.<br />
In der Euro-Zone stehe das<br />
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />
auf einem breiten Fundament.<br />
Auch Schlusslicht Italien sei inzwischen<br />
auf einen moderaten Wachstumskurs<br />
eingeschwenkt. Die mittlerweile<br />
erreichte Dauer und das<br />
Ausmaß des Aufschwungs seien angesichts<br />
der noch ungelösten Probleme<br />
bemerkenswert.<br />
Deutschland schließlich weise<br />
ein robustes Wachstum auf. Für das<br />
Gesamtjahr 2017 sei mit einem Zu-<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
„Die Branche steht vor erhöhten<br />
Investitionsanforderungen in sich erfreulich<br />
dynamisch entwickelnden Märkten.“<br />
Heinz-Jürgen Büchner, IKB – Deutsche Industriebank.<br />
wachs von knapp über 2 % zu rechnen<br />
– getrieben von der Metallbearbeitung<br />
sowie vom Maschinenbau<br />
und begleitet von einer<br />
erfreulichen Entwicklung auf dem<br />
Arbeitsmarkt.<br />
Wichtige Abnehmermärkte<br />
Die Produktion von leichten Fahrzeugen<br />
wachse primär in Asien, aber<br />
auch der Erholungsprozess der europäischen<br />
Automobilindustrie setze<br />
sich fort. Technisch gesehen, würden<br />
die zunehmenden CO 2<br />
-Regulierungen<br />
mittelfristig zu spürbaren<br />
Veränderungen im Antriebsstrang<br />
führen. Das Wachstum werde über<br />
Hybrid-Lösungen erfolgen – auch<br />
wegen der ökologischen Belastung<br />
von Batterien. Bei Nutzfahrzeugen<br />
werde der Diesel an Bedeutung verlieren,<br />
Elektroantriebe würden sich<br />
zunehmend bei Bussen durchsetzen.<br />
Für den Maschinenbau zeichne sich<br />
eine leichte Erholung in Europa ab,<br />
Wachstum in Asien. Für die deutsche<br />
Branche ergebe sich ein<br />
verbesserter Ausblick – bei hohem<br />
Prognoserisiko; Der deutsche Maschinenbau<br />
erzielt rund 60 % seiner<br />
Umsätze im Ausland und ist deshalb<br />
von Entscheidungen der Trump-<br />
Administration stark abhängig.<br />
Weitere Wachstumsimpulse gibt<br />
es nach Einschätzung von Büchner<br />
für die Bauwirtschaft. Positive Einflüsse<br />
auf die Branche generiere der<br />
zunehmende Trend zur globalen Urbanisierung.<br />
Die befördere insbesondere<br />
Investitionen in die Infrastruktur.<br />
Der Urbanisationsgrad sei<br />
weltweit ein wichtiges Kriterium<br />
für die Intensität von Wachstumsimpulsen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Angesichts dieser Rahmenbedingungen<br />
zieht die Weltrohstahlproduktion<br />
nach Einschätzung der IKB<br />
mit Schwerpunkten im Osten wie-<br />
der an – bis Ende August 2017 um<br />
4,9 %. Für 2017 wird ein Plus um<br />
3 % erwartet. Die Erzeugung in<br />
Deutschland dürfte 42 bis 43 Mio.<br />
t betragen. Und auch auf die Entwicklung<br />
benachbarter Teilmärkte<br />
ging der Referent ein – vom Erz<br />
bis zum Schrott und vom Nickel bis<br />
zum Chrom.<br />
Maschinenbau: Verbesserter Ausblick bei hohem Prognoserisiko<br />
Hauptexportländer der deutschen Maschinenbauer;<br />
Anteile an deutschen Maschinenbauexporten; in % 1<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
China<br />
UK<br />
USA<br />
Russland<br />
US-Nachfrage nach deutschen Gütern; Anteil an den<br />
gesamten deutschen Branchenexporten; in % 2<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Chemie Metallerzeugung etc. Metallerzeugnisse Maschinenbau Automotive<br />
Vorleistungen bzw. Inputfaktoren<br />
Investitionen<br />
In der geschilderten Situation werden<br />
nach Einschätzung von Heinz-<br />
Jürgen Büchner die Kunden der<br />
Stahlwirtschaft Treiber der Nachfrage<br />
nach Digitalisierungsleistungen<br />
sein. Für den Stahlhandel in seiner<br />
Sandwichposition zwischen<br />
Herstellern und Verarbeitern stelle<br />
sich die Frage, diesen erst am Anfang<br />
stehenden Prozess als Chance oder<br />
als Bedrohung zu empfinden.<br />
Auf jeden Fall werde es mehr<br />
Direktvertrieb geben. Darauf müsse<br />
sich der Stahlhandel rechtzeitig einstellen<br />
– gerade auch in Abhängigkeit<br />
von seiner Größe. 2<br />
US-Maschinennachfrage nach Verwendungszweck;<br />
Anteile an Maschinenexport der jeweiligen Lieferländer in % 3<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Im Detail<br />
China Deutschland Mexiko USA<br />
Vorleistungen bzw. Infputfaktoren<br />
Investitionen<br />
Der deutsche Maschinenbau erzielt rd. 60 % seiner Umsätze im<br />
Ausland. Der Ausblick für wichtige Absatzmärkte ist dabei mit einem<br />
erhöhten Prognoserisiko verbunden<br />
Dabei haben die USA eine besondere Bedeutung. Die US-<br />
Nachfrage nach deutschen Maschinen wird vor allem durch den US-<br />
Bedarf an finalen Investitionsgüter bestimmt und weniger durch den<br />
US-Wertschöpfungsprozess, der Vorleistungsgüter benötigt. Damit<br />
ist die Dynamik der US-Ausrüstungsinvestitionen ein wichtiger<br />
Treiber für den deutschen Maschinenbau<br />
Für 2017 und 2018 erwarten wir ein deutliches Anziehen der<br />
Maschinenproduktion<br />
Aktuelle Trends in wichtigen Abnehmermärkten: das Beispiel des Maschinenbaus.<br />
Bauwirtschaft: Weitere<br />
Wachstumsimpulse<br />
simpuls<br />
see<br />
-2<br />
-4<br />
Urbanisierung e rung und Entwicklung w<br />
von Megacities1)<br />
EU: Bauleistung l<br />
treibt BIP-Wachstum mit an<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2013 2014 2015<br />
2016 2017 2018 2019<br />
BIP<br />
Megacity in 2014<br />
Megacity e bis 20300<br />
Bauleistung<br />
Prognose zurr<br />
chinesischen<br />
Bauindustrie<br />
Im Detail<br />
2016 2017P 2018P 2019P 2020P<br />
2021P<br />
Umsatz Bauindustrie<br />
717,7 782,6 848,9 910,5 976,4<br />
1042,2<br />
(Mrd.<br />
USD )<br />
Realwachstum<br />
Bauindustrie<br />
(% yoy) y)<br />
6,0 6,8 6,0<br />
4,8 4,5<br />
4,2<br />
Umsatz Bauindustrie<br />
6,6 6,7 6,8<br />
6,5 6,6<br />
6,4<br />
(% des BIP)<br />
Wichtige<br />
Impulse für die Bauwirtschaft t kommen<br />
von<br />
der<br />
zunehmendenn globalen<br />
Urbanisierung. Das Entstehen von<br />
weiteren Megacities a<br />
wird<br />
den<br />
Bedarf<br />
an<br />
Baustahl deutlich<br />
erhöhen en<br />
Nachdem jahrelange die<br />
Entwicklung der Bauwirtschaft t in der EU<br />
das Wachstum<br />
gedämpft<br />
hat,<br />
kommen bis zum<br />
Jahr 2019 positive<br />
Impulse<br />
aus der Bauindustrie,<br />
die<br />
zu einer wachsenden<br />
Stahlnachfrage führen<br />
Auch<br />
die<br />
chinesische Bauwirtschaft t wird<br />
weiter<br />
deutlich<br />
anziehen, n,<br />
mittelfristig sinkt deren Anteil<br />
amm BIP jedoch<br />
wieder<br />
In <br />
den n<br />
nächsten 5<br />
Jahren a<br />
kommen n noch wesentliche Impulse<br />
für r die<br />
Stahlindustrie u<br />
aus<br />
der<br />
globalen Bauwirtschaft<br />
Aktuelle Trends in wichtigen Abnehmermärkten: das Beispiel der Produktion in der Bauwirtschaft.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
9
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Oliver Ellermann plädiert:<br />
Den Stahlhandel über die Berufsbildung<br />
handlungsorientiert weiterdenken<br />
Dass das Motto des diesjährigen Stahlhandelstages für den veranstaltenden Verband<br />
authentisch ist, machte der Vortrag von BDS-Vorstand Oliver Ellermann klar. Der BDS<br />
stehe in der Tat täglich vor dem Dreisprung aus Wissen, Handeln und Weiterdenken.<br />
Quelle: BDS<br />
Um dies deutlich zu machen,<br />
wählte der 50-Jährige einen sozusagen<br />
doppelten Marktansatz – von den für<br />
die Unternehmen der Branche wichtigen<br />
Stahlpreisen bis hin zu den für den<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS) entscheidenden Reaktionen<br />
auf die großen gesellschaftlichen Trends,<br />
etwa auf den Bildungs- und Beschäftigungsmärkten.<br />
Wissen<br />
Zur Bedeutung der Stahlpreise für alle<br />
Marktbeteiligten gehört nach Überzeugung<br />
von Oliver Ellermann vor allem<br />
auch die Erkenntnis, dass „die Grammatik<br />
der Stahlhandelspreise“ die führende<br />
Rolle der Industrie deutlich macht<br />
und den Handel in dem dreistelligen<br />
Euro-Zahlenwerk höchstens die zweite<br />
Position gestalten lässt. Darüber hinaus<br />
werde die aktuelle Stahlpreisentwicklung<br />
stark durch die unterschiedlichsten<br />
Handelshemmnisse und die Entwicklungen<br />
auf den Rohstoffmärkten<br />
beeinflusst.<br />
Dass dies sich für den Stahlhandel in<br />
bekannten Preisen manifestiert, dieses<br />
Wissen sei dem bewährten Marktinformationsverfahren<br />
zu verdanken,<br />
das in BDS-Kreisen unter Beachtung<br />
der Wettbewerbsbedingungen angewandt<br />
wird. Hierzu haben in der Vergangenheit<br />
mehrere Treffen mit dem<br />
Bundeskartellamt stattgefunden. Zusammen<br />
mit der BDS-Stahlhandelsstatistik<br />
ergebe sich für die beteiligten Unternehmen<br />
ein quantitativ und qualitativ<br />
belastbarer Handlungsrahmen.<br />
produktabhängige Rolle der Stahldistribution – EU 28-Marktversorgung<br />
Markt-/Lieferanteil<br />
Lieferungen durch:<br />
Lagerhaltender Stahlhandel Stahlwerke Flach SSCs<br />
10% 10% 20% 40% 50% 45% 50%<br />
100% <br />
90% 90%<br />
Formstahl/Träger<br />
Stabstahl<br />
80%<br />
Betonstahl/-Matten<br />
60%<br />
Rostfrei<br />
50%<br />
Rohre<br />
15%<br />
Kalt-/Warmband<br />
OV-/Feinblech<br />
Quarto-<br />
Bleche<br />
6 % 10% 14% 4% 11% 45% 9% <br />
40%<br />
24%<br />
26%<br />
Marktvolumen 143 Mio. to<br />
Walzdraht<br />
Oberbau<br />
„Unsere Position im Markt<br />
ist unverzichtbar.“<br />
Oliver Ellermann, Vorstand des Bundesverbands<br />
Deutscher Stahlhandel – BDS AG.<br />
Handeln<br />
Um diesen zu skizzieren, präsentierte<br />
Oliver Ellermann im zweiten Teil seines<br />
Vortrags ein Beispiel aus der täglichen<br />
Praxis des Stahlhandels: einen<br />
handschriftlichen Bestellzettel eines<br />
Kunden für ein kleinlosiges Geschäft.<br />
So machte der BDS-Vorstand<br />
deutlich, welche Transferleistung<br />
die Branchenunternehmen erbringen<br />
müssen, um das Wissen des<br />
Stahlhandels zum Nutzen der Kunden<br />
in marktgerechtes Handeln umsetzen<br />
zu können.<br />
Dabei wurde auch klar: „Unsere<br />
Position im Markt ist unverzichtbar!“<br />
Dies gelte natürlich sehr stark auch in<br />
Abhängigkeit von den zu handelnden<br />
Produkten.(Vgl. Abb.)<br />
Weiterdenken<br />
Um diese Stellung der Branche in den<br />
Märkten abzusichern und nach Möglichkeit<br />
sogar noch weiterzuentwickeln,<br />
muss der Stahlhandel nach Überzeugung<br />
von Oliver Ellermann auch die<br />
großen gesellschaftlichen Trends im<br />
Auge behalten – insbesondere den<br />
demografischen Wandel.<br />
Es gehe künftig mehr denn je<br />
darum, die einzelnen Funktionen der<br />
Werkstoffdistribution – etwa im kleinlosigen<br />
Bereich – genau zu analysieren<br />
sowie in geeigneten Maßnahmen der<br />
beruflichen Bildung umzusetzen – mit<br />
dem Ziel, diese Aufgaben künftig ggf.<br />
auch mit quantitativ stark verkleinerten<br />
Teams und gerade deshalb zudem<br />
wirtschaftlich umzusetzen. 2<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Leidenschaftliches Plädoyer für mehr<br />
und bessere Berufsbildung: Iris Karsten,<br />
Diplom-Kauffrau und Betriebswirtin<br />
Stahlhandel (BDS)<br />
„Die fachliche Qualifikation allein<br />
ist nicht mehr ausreichend.<br />
Wir brauchen die Vermittlung<br />
methodischer und sozialer<br />
Kompetenzen.“<br />
Iris Karsten, Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin Karsten Stahlhandel GmbH<br />
Von der Qualifikations- zur Kompetenzvermittlung<br />
Iris Karsten zeigte Perspektiven des<br />
mittelständischen Stahlhandels auf<br />
Dass es längst nicht mehr allein darum geht, Berufsbildung für den Erwerb bestimmter<br />
Qualifikationen zu nutzen, machte Iris Karsten in ihrem Beitrag zum diesjährigen Stahlhandelstag<br />
deutlich – am Beispiel der gegenwärtigen Digitalisierung. Die Geschäftsführende Gesellschafterin<br />
der Karsten Stahlhandel GmbH plädierte stattdessen für die Vermittlung von Kompetenzen, die<br />
spätere Qualifikationen individuell ermöglichen.<br />
Eine der dabei wichtigen Kompetenzen<br />
ist die marktorientierte<br />
Unternehmensführung, die offen für<br />
alle denkbaren Marketingmaßnahmen<br />
ist, die konkret daraus abgeleitet<br />
werden können. Dazu machte die<br />
51-Jährige deutlich, dass sie und ihr<br />
Team diesbezüglich sowohl die Kundenerwartungen<br />
als auch das Gebaren<br />
der Wettbewerber unvoreingenommen<br />
analysiert haben:<br />
z Karsten Stahlhandel ist als Vollsortimenter<br />
mit allgemeinem Baustahl,<br />
Edelstahl und Aluminium<br />
unterwegs, wobei nur 40 % der Gesamttonnage<br />
direkt vom Lager gehandelt<br />
werden. Im Ergebnis verkauft<br />
jeder Vertriebsmitarbeiter<br />
deshalb über 10.000 Artikel.<br />
z Diese quantitative und qualitative<br />
Herausforderung erhält besondere<br />
Dimensionen angesichts der Tatsache,<br />
dass „im Umkreis von 50 km<br />
unseres Standortes 79 Stahlhändler“<br />
aktiv sind. Umso wichtiger<br />
werde die sich aus der Marktanalyse<br />
ergebende Unique Selling Proposition<br />
(USP).<br />
Dieses Wissen setzt bei Karsten Stahlhandel<br />
ein nach Einschätzung der<br />
Unternehmenschefin ebenso „hoch<br />
motiviertes“ wie „hoch qualifiziertes“<br />
Team in Handeln um und ist<br />
Die flexible Oberfläche ermöglicht upgradesichere Anpassungen<br />
NEUES RELEASE<br />
Zukunftsfähigkeit der KSH für die Digitalisierung<br />
Quelle: abas Vertriebspräsentation, November 2016<br />
Digitalisierung zum<br />
Ersten: IT-Systeme<br />
mit Upgradefähigkeit<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
11
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Digitalisierung zum<br />
Zweiten: Webshop<br />
als zusätzlicher<br />
Vertriebskanal.<br />
Digitalisierung<br />
zum Dritten: neue<br />
Dimensionen der<br />
Vernetzung<br />
Digitalisierung zum<br />
Vierten: kritischer<br />
Umgang mit künstlicher<br />
Intelligenz, um<br />
aus einer kompletten<br />
Mannschaft…<br />
Quelle 4: Karsten<br />
damit auch deshalb erfolgreich, weil<br />
das dritte Teilmotto des diesjährigen<br />
Stahlhandelstages – das Weiterdenken<br />
– umgesetzt wird.<br />
Was das in der Praxis bedeutet,<br />
machte Iris Karsten an den beiden<br />
wichtigsten Abnehmerbrachen ihrer<br />
Stahlhandlung deutlich: dem für Umgebung<br />
von Grevenbroich typischen<br />
Zweiter Teil unserer Digitalisierungsstrategie ist der KSH Webshop<br />
als zusätzlicher Vertriebskanal<br />
Folgende Fragen sind in Klärung:<br />
B2B?<br />
Selbst, vom ERP<br />
Anbieter?<br />
B2C?<br />
Nur für<br />
NW – WEB Shop?<br />
Bestandskunden zur<br />
Pricing?<br />
Überprüfung der<br />
Bestände?<br />
Steel.Shop?<br />
Schwerpunkt ist eine neue Dimension der Vernetzung entlang der<br />
vertikalen und horizontalen Wertschöpfungskette Stahl<br />
SH 1<br />
Quelle: „Industrie 4.0, Innovationen für die Produktion von Morgen“, bmbf, S. 46 https://www.bmbf.de/pub/Industrie_4.0.pdf<br />
Weil wir ein hochmotiviertes Team sind<br />
Braunkohletagebau und den ebenfalls<br />
charakteristischen Zulieferunternehmen<br />
für die Automobilindustrie.<br />
Deshalb gelte es, die großen<br />
ökologischen Trends auf den Energie-<br />
und den Mobilitätsmärkten aufmerksam<br />
zu beobachten und dahingehend<br />
zu analysieren, ob und wann<br />
diese Absätze wegbrechen könnten.<br />
Wie stelle ich sicher,<br />
dass sich meine Kunden<br />
bei mir einloggen?<br />
Werk<br />
SH 2 SH 3<br />
Kunde<br />
Wie kann der Stahlhandel Industrie 4.0 lösen?<br />
IW-Studie „Potentiale des digitalen Wertschöpfungsnetzes Stahl“ im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl, 17.08.2017<br />
Kunden sagen: „So leidenschaftlich, kompetent<br />
und kundenorientiert ist nur Karsten Stahlhandel“<br />
Digitalisierung<br />
Die Notwendigkeit einer solchen Risikobewertung<br />
gelte im Übrigen auch<br />
für einen weiteren Megatrend, die<br />
gegenwärtige Digitalsierungswelle,<br />
die sich für das Grevenbroicher Unternehmen<br />
in unterschiedlichen Punkten<br />
zustimmend oder ablehnend realisiere:<br />
z „Digitalisierung bedeutet den Einsatz<br />
innovativer Technik und die<br />
Weiterentwicklung der IT-Systeme“.<br />
Iris Karsten berichtete in diesem Zusammenhang<br />
aus ihrem Unternehmen<br />
von einer langen Suche nach<br />
einem passenden ERP-System, das<br />
in der Lage ist, die USP von Karsten<br />
Stahlhandel zu verbessern. Dazu gehöre<br />
auch eine intelligente Upgradefähigkeit,<br />
zu der Karsten Stahlhandel<br />
allerdings nur außerhalb der<br />
Branche fündig geworden sei.<br />
z „Zweiter Teil unserer Digitalisierungsstrategie<br />
ist der KSH Webshop<br />
als zusätzlicher Vertriebskanal.“<br />
Die entsprechenden Fragen<br />
seien derzeit in Klärung – bis 2020<br />
und mit sorgfältiger Analyse der<br />
derzeitigen Branchenerfahrungen<br />
in diesem Bereich. Konkrete Ziele<br />
der entsprechenden Strategie seien<br />
für Karsten Stahlhandel eine Absatzsteigerung<br />
um 10 % bei einer<br />
gleichzeitigen Kostenersparnis um<br />
60.000 €/Jahr.<br />
z Schließlich gehe es um die Umsetzung<br />
von Industrie 4.0 für den<br />
Stahlhandel. Konkret bedeute dies<br />
die Nutzung cyber-physischer Systeme,<br />
also eines Verbunds softwaretechnischer<br />
Komponenten,<br />
die über eine Dateninfrastruktur<br />
kommunizieren. „Schwerpunkt ist<br />
eine neue Dimension der Vernetzung<br />
entlang der vertikalen und<br />
horizontalen Wertschöpfungskette<br />
Stahl.“ Dafür sei eine IT-Architektur<br />
erforderlich, welche die Komplexität<br />
reduziere sowie die Datensicherheit<br />
und die USP aller<br />
gewährleiste.<br />
z Nach so viel Zustimmung der engagierten<br />
Unternehmerin zur Digitalisierung<br />
blieb ein Punkt<br />
kritisch bewertet: „Perspektive<br />
Künstliche Intelligenz – KI – selbstlernende<br />
Maschinen.“ Zwar zeigte<br />
Iris Karsten auf, dass Deutschland<br />
in der entsprechenden Forschung<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
weit vorangeschritten ist, sie<br />
machte jedoch auch deutlich, dass<br />
nicht alles Nutzbare auch nützlich<br />
ist und plädierte dazu zukunftsbezogen<br />
für eine von Menschen dominierte<br />
Arbeitswelt.<br />
Auswirkungen der Weiterentwicklung der KI für<br />
Berufsbildung<br />
In diesen Zusammenhang gehört für<br />
Iris Karsten auch ihr weiteres, sogar<br />
verstärktes Engagement in der Aus-<br />
, Fort- und Weiterbildung des Stahlhandels,<br />
denn: „Die fachliche Qualifikation<br />
ist nicht mehr ausreichend.<br />
Wir brauchen die Vermittlung methodischer<br />
und sozialer Kompetenzen.“<br />
Schließlich zeige die gegenwärtige<br />
Digitalisierung, dass immer komplexer<br />
werdende Aufgabenstellungen<br />
zu lösen sind.<br />
Mit diesem branchenbezogenen<br />
Bildungsbekenntnis rundete Iris<br />
Karsten ihren Vortrag so ab, wie sie<br />
ihn begonnen hatte – als sie sich<br />
und ihre eigene Karriere entsprechend<br />
vorgestellt hatte: als an der<br />
Universität Köln in Betriebswirtschaft<br />
ausgebildete Diplom-Kauf-<br />
frau, die mit ihrem Eintritt in die<br />
Stahlhandelsbranche im zweiten<br />
Jahrgang die Möglichkeiten des BDS-<br />
Fernstudiums berufsbegleitend zu<br />
nutzen begonnen und mit ihrem Abschluss<br />
als Stahlhandelskauffrau<br />
(BDS)/Betriebswirtin Stahlhandel<br />
(BDS) aus der lernenden in die lehrende<br />
Rolle gewechselt hatte. Seit einigen<br />
Jahren fungiert sie dort ehrenamtlich<br />
als Fachbereichsleiterin<br />
für Wirtschaft.<br />
So überzeugt von der stahlhandelsbezogenen<br />
Berufsbildung zeigte<br />
sich Iris Karsten, dass sie es auch<br />
ihrem Team ermöglicht, entsprechende<br />
Karrierewege zu nutzen: „Unsere<br />
Vertriebler haben entweder BWL<br />
studiert, und/oder die Zusatzqualifikation<br />
des BDS-Fernstudiums.“ 2<br />
…nicht ein KI-dominiertes<br />
Rumpfteam werden zu<br />
lassen.<br />
Gitterträgerschweißanlagen<br />
Die neueste Generation der Gitterträgerschweißanlagen<br />
ist:<br />
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vollautomatisch<br />
verschnittfrei<br />
Die VGA Versa dient der flexiblen Fertigung<br />
von Gitterträgern und produziert Ihre<br />
Aufträge just-in-time und vollautomatisch.<br />
Die Anlage bietet zudem automatische<br />
Höhenverstellung der Gitterträger<br />
sowie eine optimale Integration in Ihr<br />
Fertigungskonzept.<br />
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<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
13
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Compliance: rote Karte<br />
oder grünes Licht<br />
Mit Tim Lieber war der BDS im Recht unterwegs<br />
Von der Compliance bis<br />
zur Unterhaltung<br />
Schwerpunktmäßig auf die bereits von der Verbandsführung<br />
angesprochene Compliance zurück kam gleich zu Beginn seines<br />
Vortrags Rechtsanwalt Tim Lieber aus der Düsseldorfer Kanzlei<br />
Henseler & Partner. Ferner sprach der für den Stahlhandels -<br />
verband tätige Jurist in seinem Beitrag „BDS im Recht“ über<br />
die aktuellen Stände zu den Reformen der Insolvenzanfechtung<br />
sowie der Ein- und Ausbaukosten. Auch das ebenfalls schon<br />
traditionelle rechtliche Schmunzelurteil war wieder dabei.<br />
Insolvenzanfechtung:<br />
Paradigmenwechsel<br />
zur Kenntnis/<br />
Unkenntnis<br />
Quelle 5: Tim Lieber<br />
Sozusagen als Schiedsrichter<br />
fasste Tim Lieber seine Ausführungen<br />
zur Verbandscompliance zusammen<br />
und präsentierte für BDS-Veranstaltungen<br />
die sonst nur vom<br />
Sportplatz bekannten grünen und<br />
roten Karten für richtiges (z.B. „Bei<br />
Zweifeln an der kartellrechtlichen<br />
Unbedenklichkeit eines Gesprächs<br />
beenden Sie dieses und beraten Sie<br />
sich innerhalb Ihres Hauses.“) bzw.<br />
falsches Verhalten (z.B. „Sprechen<br />
… über Kosten, Kapazitäten, Auftragseingang<br />
…“).<br />
Solche plakativen Ansagen, wie<br />
auch die Neuauflage 2016 des BDS-<br />
Compliance-Leitfadens, seien für den<br />
Ratenzahlungsvereinbarungen /<br />
Sonstige Zahlungserleichterungen (1)<br />
BDS das Ergebnis jahrelanger Praxis,<br />
die durch interne bzw. externe<br />
Juristen geprägt sowie durch den<br />
verbandlichen Rechtsausschuss beratend<br />
und ausgestaltend begleitet<br />
worden ist – bis hin zu regelmäßigen<br />
Compliance-Schulungen für<br />
BDS-Mitarbeiter oder zu entsprechenden<br />
Informationsveranstaltungen<br />
für Mitgliedsunternehmen; drei<br />
davon hatten im Mai 2017 an unterschiedlichen<br />
Veranstaltungsorten<br />
stattgefunden.<br />
Weitere juristische Informations-<br />
und Begleitungsmöglichkeiten<br />
zu diesen und anderen rechtlichen<br />
Themen bestehen für Verbandsmitglieder<br />
im Übrigen auch durch eine<br />
kostenlose Erstberatung, die Henseler<br />
& Partner ebenfalls anbietet.<br />
Reform der Insolvenzanfechtung<br />
Wenn von der Distribution gewährte<br />
Zahlungserleichterungen bei einer<br />
späteren Insolvenz des Kunden vollumfänglich<br />
gegen den Händler ausgelegt<br />
werden, hat (nicht nur) der<br />
ein Problem. Das konnte Tim Lieber<br />
dem Auditorium an praktischen Beispielen<br />
für das Verhalten von Insolvenzverwaltern<br />
schnell deutlich<br />
machen – und auch die Bedeutung<br />
der seit 5.4.17 geltenden Gesetzesreform,<br />
in deren Mittelpunkt die Vorsatzanfechtung<br />
steht, die aufgrund<br />
einer Verbändeinitiative mit einem<br />
Paradigmenwechsel sowie zu Details<br />
geändert worden ist:<br />
z So gilt bei gewährten Ratenzahlungsvereinbarungen<br />
und sonstigen<br />
Zahlungserleichterungen nicht<br />
mehr die Vermutung der Kenntnis<br />
über eine drohende Insolvenz<br />
des Kunden, sondern die Vermutung<br />
der Unkenntnis. Der Insolvenzverwalter<br />
kann also nicht<br />
mehr unterstellen, dass der Händler<br />
über drohende Zahlungsschwierigkeiten<br />
des Kunden gewusst hat.<br />
z Früher galt der alte Tatbestand für<br />
zehn Jahre rückwirkend. Neuerdings<br />
ist die entsprechende Rege-<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Mit Tim Lieber war der BDS auch beim diesjährigen Stahlhandelstag<br />
im Recht unterwegs.<br />
lung auf die vier letzten Jahre begrenzt.<br />
Voraussetzung (s.o.) ist allerdings,<br />
dass der Insolvenzverwalter<br />
den genannten Tatbestand<br />
auch beweisen kann. Dabei ist eine<br />
„drohende Zahlungsunfähigkeit“<br />
für die Anfechtung seit diesem<br />
April nicht mehr ausreichend.<br />
Damit gilt in Zukunft zwar ein verschuldensunabhängiger<br />
Nacherfüllungsanspruch<br />
auf Ersatz der Ausund<br />
Einbaukosten, es konnten –<br />
auch durch die Verbändeinitiative –<br />
zu Gunsten des Handels jedoch Grenzen<br />
der erweiterten Haftung bzw.<br />
Haftungserleichterungen durchge-<br />
setzt werden, wie Tim Lieber im Detail<br />
erläuterte:<br />
z keine Neuregelung der Haftung für<br />
Wiederherstellungskosten,<br />
z keine Haftung für unverhältnismäßige<br />
Aus- und Einbaukosten,<br />
z keine Haftung bei Kenntnis oder<br />
grob fahrlässiger Unkenntnis des<br />
Käufers vom Mangel vor Einbau,<br />
z erleichterte Rückgriffsmöglichkeiten<br />
des Verkäufers,<br />
z Hemmung der Verjährung,<br />
z kein ausdrücklicher Ausschluss<br />
von Haftungsbeschränkungen<br />
durch AGB bei B2B-Verträgen.<br />
Schmunzeln zum Schluss<br />
Nach so viel Ernsthaftigkeit: Eher<br />
zum Schmunzeln war dann die Schilderung<br />
von Tim Lieber zu dem vor<br />
dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf<br />
gescheiterten Versuch, einen<br />
Tritt in den Hintern als für den Arbeitnehmer<br />
leistungsfördernd anerkennen<br />
zu lassen. 2<br />
Reform der Aus-und Einbaukosten<br />
Weniger erfolgreich, aber nicht ohne<br />
Vorteile für die Händler, sind Dank<br />
einer weiteren Verbändeinitiative<br />
die Reformbemühungen zu den Ausund<br />
Einbaukosten ausgegangen, wie<br />
Tim Lieber anhand eines bekannten<br />
Rechtsfalls (Abbildungen u. r.) mit<br />
drei beteiligten Parteien (Hersteller,<br />
Händler, Handwerker) erläuterte:<br />
Die Nachlieferung von Rohren mit<br />
einem versteckten Mangel hatte<br />
30.000 € gekostet, deren Aus- und<br />
Einbaukosten aber 250.000 € betragen.<br />
Nach alter Rechtslage haftete der<br />
Verkäufer für Aus- und Einbaukosten<br />
nur bei eigenem Verschulden.<br />
Das Handwerk forderte aber eine<br />
verschuldensunabhängige Garan-<br />
Haftung für Aus- und Einbaukosten<br />
Bauunter<br />
nehmer<br />
Versteckter Mangel!<br />
Nachlieferung Rohre: 30.000 EUR<br />
Aus- und Einbaukosten:<br />
250.000 EUR<br />
Haftung für Aus- und Einbaukosten<br />
Händler<br />
Rohrhersteller<br />
Aus- und Einbaukosten:<br />
verschuldensunabhängiger<br />
Nacherfüllungsanspruch<br />
auf Ersatz der Ausund<br />
Einbaukosten –<br />
aber mit Grenzen!<br />
„Nutzen Sie die verbandlichen<br />
Schulungsangebote<br />
zur Compliance!“<br />
Bauunter<br />
nehmer<br />
Händler<br />
Rechtsanwalt Tim Lieber, Henseler & Partner.<br />
tiehaftung des Verkäufers. Geregelt<br />
sind die entsprechenden Sachverhalte<br />
ab 1.1.18 nun durch das „Gesetz<br />
zur Reform des Bauvertragsrechts<br />
… zur Änderung der<br />
kaufrechtlichen Mängelhaftung ...“<br />
Verschuldensunabhängiger<br />
Nacherfüllungsanspruch auf Ersatz<br />
der Aus- und Einbaukosten!!!<br />
Rohrhersteller<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
15
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Der richtige Blick<br />
auf den Markt:<br />
Ralf Winterfeld.<br />
Die Botschaft von der doppelten Vorsicht …<br />
„Chinas Rostfrei-Produktion<br />
drängt als Export in die<br />
Märkte.“<br />
Ralf Winterfeld, Geschäftsführer der<br />
Edelstahhandelsvereinigung<br />
… und was Ralf Winterfeld sonst noch<br />
vom Rostfrei-Markt berichten konnte<br />
Sozusagen „Compliance live“ konnte Ralf Winterfeld bieten – nicht, weil er als Geschäftsführer der<br />
Edelstahlhandelsvereinigung zum Thema „Quo vadis Rostfrei-Markt?“ referierte, sondern weil er den<br />
versammelten Stahlhändlern ganz offen von eigenen Verbandserfahrungen mit den Kartellbehörden<br />
berichten konnte; authentisch und mit der Botschaft von der doppelten Vorsicht: nicht falsch handeln<br />
und nicht vorverurteilen!<br />
Die EHV bietet Informationen<br />
– hier z.B.<br />
die Notizen – und …<br />
Davon habe die Edelstahlhandelsvereinigung<br />
(EHV), die seit 1946<br />
die Interessen des deutschen Edelstahlhandels<br />
verbandlich vertritt<br />
und dabei alle Stufen des Marktes<br />
EHV-Notizen als Informationsquelle<br />
vom Werk bis zum regionalen Handel<br />
berücksichtigt, in den vergangenen<br />
fast zwei Jahren profitiert. Am<br />
26.11.15 hatte das Bundeskartellamt<br />
eine Durchsuchung der Düsseldorfer<br />
EHV-Geschäftsstelle veranlasst,<br />
und am 22.8.17 ist das Verfahren<br />
eingestellt worden, weil der<br />
Anfangsverdacht auf Missachtung<br />
der Compliance-Regeln nicht bestätigt<br />
werden konnte. So habe sein<br />
Verband vom richtigen Verhalten<br />
profitiert und der Möglichkeit von<br />
dessen Nachweis. Auch sei der EHV<br />
in dieser Situation die Unschuldsvermutung<br />
durch Außenstehende<br />
zu Gute gekommen.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
machte Ralf Winterfeld allen Marktbeteiligten<br />
Mut zu einem offenen<br />
Umgang mit dem Thema, indem er<br />
die konstruktive Rolle des Bundeskartellamts<br />
zu diesen Fragen betonte.<br />
Dessen Präsidenten Andreas<br />
Mundt zitierte er aus einem Handelsblatt-Interview<br />
sowohl mit der<br />
Überzeugung, dass jeder gute Kaufmann<br />
den Unterschied zwischen<br />
sinnvollen Austausch und verbotenen<br />
Absprachen kenne als auch mit<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
dem Credo, dass Verbände „eine<br />
sehr wichtige und zentrale Rolle in<br />
unserer Wirtschaft“ spielen – beispielsweise<br />
als<br />
Informationsquelle<br />
So stellte Ralf Winterfeld nicht nur<br />
die EHV vor, sondern auch die Informationsstelle<br />
Edelstahl Rostfrei<br />
(ISER). „Notizen“ zu Rohstoffen, zum<br />
Außenhandel und zur Branche gehören<br />
ebenso zum Angebot dieses Duos<br />
wie die Schriftenreihen, in denen<br />
insbesondere anwendungsorientiert<br />
aus der Praxis berichtet wird.<br />
Das betraf 2016 einen Markt mit<br />
3 % Anteil an der weltweiten Jahresproduktion<br />
von Stahl (46 Mio. t von<br />
1,6 Mrd. t) und beispielsweise so attraktive<br />
Verwendungen wie „Edelstahl<br />
Rostfrei in der Weinwirtschaft“<br />
oder Nichtrostender Stahl im Gesundheitswesen<br />
– so die Titel von<br />
zwei Merkblättern der ISER.<br />
Doch, auch da wirkte Ralf Winterfeld<br />
in seinem Vortrag sehr authentisch,<br />
als er einen Teil davon<br />
mit „Keine Liebe ohne Alltagssorgen“<br />
überschrieb und damit das Potenzial<br />
der verbandlichen Plattform<br />
EHV skizzierte, auf der Basis der genannten<br />
Informationen Bewertungen<br />
vornehmen zu können.<br />
Bewertungsmöglichkeiten<br />
Eines der Stichworte dazu war der<br />
Lagerzyklus und damit die Frage,<br />
ob die Bestände zum Bedarf passen?<br />
Thematisiert wurden auch die<br />
für Rostfreien Stahl typischen Legierungszuschläge,<br />
die in der Branche<br />
dem Basispreis hinzugefügt werden.<br />
Ein dritter Sorgenkreis betrifft<br />
immer wieder die Preisentwicklung<br />
bei den für diese Stähle entscheidenden<br />
Legierungselementen Chrom<br />
und Nickel.<br />
Schließlich rief Ralf Winterfeld<br />
das Thema China auf, mit dem er<br />
exemplarisch die Marktinformationen<br />
und -bewertungen miteinander<br />
verband: „Chinas Rostfrei-Produktion<br />
drängt als Export in die Märkte“,<br />
so sein Fazit zu den Herstellungszahlen<br />
aus dem Reich der Mitte von<br />
2001 bis 2016, das in diesem Zeitraum<br />
seinen Anteil an diesem Weltmarkt<br />
von knapp 4 % auf über 54 %<br />
gesteigert hat.<br />
Stainless Steel Meltshop Production (in '000 mt)<br />
Region 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />
Americas 2.289 2.735 2.830 2.933 2.688 2.951 2.604 2.315 1.942 2.609 2.486 2.368 2.454 2.813 2.747 2.931<br />
EUAfrica 8.210 8.628 9.043 9.422 8.795 10.000 8.669 8.272 6.449 7.878 7.883 7.829 7.496 7.570 7.518 7.705<br />
Asia w/o China 7.673 7.908 8.865 9.535 9.593 10.081 9.304 8.356 7.472 9.011 8.770 9.274 9.276 9.333 9.461 9.957<br />
China r 730 1.140 1.780 2.362 3.160 5.299 7.206 6.943 8.805 11.256 14.091 16.087 18.984 21.692 21.562 24.938<br />
CEE 285 279 322 318 310 376 364 333 237 340 391 359 296r 277r 259 247<br />
World 19.187 20.690 22.840 24.570 24.546 28.706 28.146 26.218 24.904 31.094 33.621 35.917r 38.506r 41.685r 41.548 45.778<br />
p = preliminary<br />
r = revised figures<br />
Chinas Rostfrei-Produktion:<br />
vom Zwerg zum Riesen – innerhalb weniger Jahre<br />
Ausblick als Fazit<br />
Der in dem Referat vorgestellten Werkstoffgruppe<br />
der Rost-, Säure- und Hitzebeständigen<br />
Stähle (RSH) attestierte<br />
Ralf Winterfeld in globaler Hinsicht<br />
eine weiter steigende Verwendung.<br />
Allerdings werde es auch weiterhin<br />
zwischen Produktion und Verbrauch<br />
eine Diskrepanz geben, wobei die lagerzyklischen<br />
Effekte – produktweise<br />
unterschiedlich – den Blick auf den<br />
realen Bedarf verstellen würden.<br />
Zusätzliche und nicht prognostizierbare<br />
Einflüsse werden nach Einschätzung<br />
des Vortragenden auf der Rohstoffseite<br />
weiter existieren. 2<br />
Mehr Anbindung<br />
Beim Sägen und<br />
Lagern von Metall<br />
sind wir Technologieführer.<br />
Als kompetenter<br />
Partner<br />
schaffen wir Mehrwerte,<br />
die sich sehen<br />
lassen können.<br />
www.kasto.com<br />
… auf dieser Basis<br />
Schlussfolgerungen.<br />
In der Blechfertigung müssen alle<br />
Komponenten Hand in Hand arbeiten.<br />
Lager- und Handlingsysteme von<br />
KASTO sind dabei die verlässlichen<br />
Schnittstellen, die hocheffizient<br />
mit allen Bearbeitungsmaschinen<br />
auch unterschiedlicher Fabrikate<br />
harmonieren.<br />
BlechEXPO Stuttgart | 07. - 10.11.17 | Halle 1 / Stand 1107<br />
Quelle 2: EHV<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
17
2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
„Künstliche Intelligenz<br />
wird durch semantisches<br />
Matching die Kommunikationsprobleme<br />
auf den<br />
Märkten lösen.“<br />
Gisbert Rühl, CEO der Klöckner & Co SE.<br />
Das Potenzial der künstlichen Intelligenz …<br />
… und welche Chancen Gisbert Rühl<br />
in der Digitalisierung sonst noch sieht<br />
Die Digitalisierung auch im Stahlhandel ist seit rund drei Jahren für Gisbert Rühl, CEO der Klöckner &<br />
Co SE, das entscheidende Zukunftsthema. Insofern versah er sein entsprechendes Referat auf dem<br />
Stahlhandelstag eigentlich nur pro Forma mit einem Fragezeichen. Er ist sich nämlich sicher, dass –<br />
nicht zuletzt wegen der Potenziale der künstlichen Intelligenz – alle heute noch belastenden Fragen<br />
zufriedenstellend beantwortet werden können.<br />
Ganz allgemein stellte Gisbert<br />
Rühl elektronische Plattformen<br />
zunächst als generelle Lösungen für<br />
das kostenintensive Problem der Distribution<br />
hinsichtlich des zu vielen<br />
Lagerns vor. Im Endeffekt sei die<br />
Supply Chain derzeit viel zu ineffektiv.<br />
In diesen Zusammenhängen<br />
müsse aber stark differenziert werden,<br />
habe er gelernt, seit Klöckner 2014<br />
in diese Thematik eigestiegen sei:<br />
z Offene Plattformen eigneten sich<br />
für stark fragmentierte Wirtschaftsbereiche.<br />
z Horizontale Plattformen wie Amazon<br />
seien eher für Standardprodukte<br />
und kleinere Bedarfe geeignet<br />
– allerdings nur solche ohne<br />
Anarbeitung.<br />
z Dafür gebe es vertikale Plattformen,<br />
in der Regel unternehmenseigene,<br />
also proprietäre – wie kloeckner.i/XOM<br />
METALS.<br />
Inzwischen erzielt sein Handelshaus<br />
nach Angaben von Gisbert Rühl 17%<br />
des Umsatzes online. Das sei das<br />
Doppelte vom Vorjahr. Und in dem<br />
Startup kloeckner.i arbeiten in Ber-<br />
Current linear steel supply chain is highly inefficient and intransparent<br />
No N<br />
o<br />
effective fectiv<br />
e<br />
information on and data exchange on available a inventory, v lead e times<br />
etc.<br />
.<br />
SUPPLIERS<br />
S<br />
L STOCKHOLDING<br />
H OLDING<br />
CUSTOMERS<br />
C<br />
T<br />
Für Klöckner sind<br />
die traditionellen<br />
Wertschöpfungsketten<br />
im Werkstoffhandel<br />
derzeit<br />
nicht effektiv<br />
genug.<br />
Long n g delivery y<br />
times, incorrect deliveries and high inventory n levels<br />
e<br />
s<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
lin mittlerweile rund 60 Mitarbeiter.<br />
Diese Entwicklungen werden<br />
seiner Einschätzung nach schnell<br />
vorangehen.<br />
Gründe für den Optimismus<br />
Diese positive Prognose stützte der<br />
CEO auf drei Aspekte:<br />
z Zum einen haben alle Marktakteure<br />
von solchen elektronischen<br />
Systemen Vorteile – etwa die Nutzung<br />
einer einzigen Bezugsquelle<br />
für unterschiedliche Produkte und<br />
die Möglichkeit transparenter<br />
Preisvergleiche. Der Kunde werde<br />
darüber entscheiden, wo er einkauft.<br />
In der Folge würden sich im<br />
B2B-Bereich nur wenige Plattformen<br />
durchsetzen.<br />
z Zum anderen werde es mit Hilfe der<br />
Künstlichen Intelligenz gelingen,<br />
die heute noch bestehende Problematik<br />
einer einheitlichen Sprache<br />
aller Beteiligten zu lösen: Semantisches<br />
Matching durch intelligente<br />
Systeme. Auf dieser Basis könnten<br />
die unterschiedlichen Bezeichnungen<br />
z.B. von Herstellern und<br />
The future landscape of internet platforms in B2B<br />
01 The future landscape of internet platforms in B2B<br />
The more<br />
vertical<br />
the<br />
more<br />
specific<br />
i<br />
Horizontal ontal<br />
cross<br />
–<br />
industry r y platforms<br />
Standard ard products<br />
The moree<br />
horizontal l<br />
the<br />
more<br />
general<br />
Industry<br />
specific<br />
vertical<br />
platforms<br />
p<br />
XOM Industry<br />
y<br />
Platform<br />
Standard<br />
formats<br />
• <br />
Steel l<br />
specific<br />
i<br />
c services, s<br />
eg<br />
e.g.<br />
.<br />
<br />
Laser a<br />
cutting<br />
Profiling<br />
Surface<br />
i<br />
<br />
treatment<br />
n<br />
g<br />
<br />
tm<br />
e<br />
t<br />
•<br />
<br />
Customer service<br />
i e<br />
Proprietary<br />
company specific<br />
vertical platforms<br />
c<br />
s<br />
Standard<br />
formats<br />
• <br />
Steel l specific<br />
services, ic<br />
e.g.<br />
Laser e r cutting<br />
<br />
Profiling<br />
o l<br />
n<br />
g<br />
Surface<br />
treatment<br />
t<br />
t<br />
•<br />
<br />
Customer<br />
service<br />
• <br />
KCO specific<br />
HVA services,<br />
e.g.<br />
3D lasers<br />
PVD<br />
3D printing<br />
Onlineshop<br />
Contract<br />
Portal<br />
Proprietary online<br />
portals and internal<br />
digitalization<br />
Part Manager<br />
EDI<br />
(ERP-2-<br />
ERP)<br />
Overlap<br />
Deshalb werden sich einige wenige offene Industrieplattformen für Stahl und andere Metalle durchsetzern.<br />
Verarbeitern eindeutig kommunikationsfähig<br />
werden.<br />
z Schließlich werde auch das Problem<br />
der Datensicherheit auf einer<br />
offenen Plattform gelöst. Dafür<br />
müssten aber nicht nur Regelungen<br />
getroffen, sondern auch oftmals<br />
unbegründete Ängste abgebaut<br />
werden.<br />
Und noch eine Entwicklung sagte<br />
Gisbert Rühl voraus: Am Ende des<br />
Tages werde sich XOM als offene<br />
Industrieplattform für Stahl und<br />
andere Metalle durchsetzen – und<br />
von Klöckner völlig unabhängig agieren.<br />
2<br />
Quelle 2: Klöckner<br />
EHG: Der Partner für Stahl und Metall. Durch motivierte Teams und Logistik von morgen.<br />
Mit der modernsten Anarbeitung Europas und einem der bestsortierten Lager im<br />
deutschsprachigen Raum.<br />
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2017<br />
Stahlhandelstag<br />
Spezial<br />
Fachbuch und Jahrbuch<br />
Zwei neue BDS-Veröffentlichungen<br />
Quelle: BDS<br />
Ort des nächsten Stahlhandelstages am 19./20.9.19: die Stadthalle Neuss. Dort war<br />
der BDS vor dann 50 Jahren gegründet worden.<br />
Bilanz und Ausblick<br />
Wie die Teilnehmer des<br />
Stahlhandelstages<br />
verabschiedet wurden<br />
Zum Abschluss der Vorträge auf dem diesjährigen Stahlhandelstag<br />
bilanzierten Eberhard Frick und Oliver Ellermann nicht nur das<br />
Geschehen dieses eintägigen Branchentreffens, sie luden zudem<br />
zu weiteren Verbandsveranstaltungen ein – und gaben auch damit<br />
Gesprächsimpulse für den abschließenden kommunikativen<br />
Abend im Darmstadtium. Der fand inmitten der Ausstellung der<br />
Ausrüster und Dienstleister statt, die so in das Geschehen weiter<br />
eingebunden werden konnten.<br />
Zwei neue Veröffentlichung aus dem Haus des<br />
BDS spielten auf den diesjährigen Stahlhandelstag am<br />
28.9. in Darmstadt eine wichtige Rolle: das neue Fachbuch<br />
„EN-Normen für Rohre und Rohrzubehör“ und<br />
das „Jahrbuch Stahlhandel 2018“ (vgl. einleitende Berichterstattung<br />
zu diesem Schwerpunkt).<br />
Das Rohr-Buch hat Autor Dr. Axel Willauschus als<br />
„Kommentar für den praxisorientierten Anwender aus<br />
Handel und Industrie“ verfasst –<br />
so der Untertitel der rund 560<br />
Seiten starken Fachveröffentlichung,<br />
die in 4. Auflage erschienen<br />
ist. Vorgestellt werden darin<br />
zunächst die Technischen Grundnormen<br />
(Kapitel 1). Danach geht<br />
es um wasserführende Stahlrohre<br />
(Kapitel 2), nahtlose druckgeführte<br />
Stahlrohre (3), geschweißte<br />
druckgeführte Rohre<br />
(4), Rohre für Konstruktionen (5), Rohre für die spanende<br />
Bearbeitung und den Maschinenbau (6), Präzisionsstahlrohre<br />
(7), Öl- und Gasrohre (8) sowie um Rohrzubehör<br />
(9) und runde Stahlflansche (10). Neben<br />
dieser Gliederung hilft dem Leser ein umfangreiches<br />
Stichwortverzeichnis bei der gezielten Orientierung in<br />
diesem komplexen Themengebiet.<br />
Ihnen sowie den Vortragenden<br />
dankten der Vorsitzende des BDS-<br />
Vorstandsrates, Eberhard Frick, und<br />
Oliver Ellermann, Vorstand des Bundesverbands<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), ebenso wie dem Team der Düsseldorfer<br />
Verbandsgeschäftsstelle,<br />
das das Branchentreffen vorbereitet<br />
und begleitet hatte: Jörg Feger, Markus<br />
Huneke, Tim Lieber, Ksenija Sandek,<br />
Susanne Wagner, Dr. Ludger<br />
Wolfgart und Beate Wynands. Lob<br />
gab es erneut auch für die Aussteller,<br />
die den Stahlhandel – nicht nur<br />
an diesem Tag – auf seinem Distributionsweg<br />
begleiten.<br />
Die nächste Möglichkeit, dies zu<br />
zeigen, besteht am 1.3.2018 auf dem<br />
BDS-Rohrtag, zu dem Oliver Ellermann<br />
in das Düsseldorfer Van der<br />
ValkAirporthotel einlud. Und zum<br />
Thema passte auch die Ankündigung<br />
des verbandlichen Gemeinschaftsstandes<br />
auf der TUBE 2018.<br />
Diese Messe findet ebenfalls in der<br />
Landeshauptstadt von Nordrhein-<br />
Westfalen statt – vom 16. bis 20.<br />
April des kommenden Jahres.<br />
Ein halbes Jahrhundert alt wird<br />
2019 der BDS. Aus diesem besonderen<br />
Anlass findet der nächste<br />
Stahlhandelstag wieder als zweitägige<br />
Veranstaltung statt – am<br />
19./20. September in der Stadthalle<br />
Neuss. Eben dort war der Verband<br />
1969 aus mehreren regionalen Vorgängerorganisationen<br />
heraus gegründet<br />
worden.<br />
In der Regel alle zwei Jahre findet<br />
ein Stahlhandelstag statt, in den<br />
Zwischenjahren gibt es Gebietsversammlungen.<br />
2<br />
Willauschus, Axel; EN-Normen für Rohre und Rohrzubehör.<br />
Kommentar für den praxisorientierten Anwender aus<br />
Handel und Industrie; Düsseldorf 2017 (4. Auflage);<br />
562 Seiten; 36,45 € zzgl. MwSt, Porto und Verpackung;<br />
ISBN: 978-3-921457-81-8<br />
Das „Jahrbuch Stahlhandel 2018“ ist vom Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel herausgegeben worden.<br />
Auf 160 Seiten informiert der in Düsseldorf ansässige<br />
Fachverband über Themen, die in seinen drei<br />
Organisationsbereichen aktuell sein: Kommunikation,<br />
Research und Berufsbildung. Dabei orientieren sich<br />
die entsprechenden Beiträge stark an Veröffentlichungen<br />
in der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“, die ebenfalls<br />
vom BDS herausgegeben wird. Außerdem bietet das<br />
neue Jahrbuch eine alphabetische Übersicht zu den<br />
Mitgliedsunternehmen (inkl. entsprechender Kontaktdaten).<br />
Dieses Verzeichnis haben einzelne Unternehmen<br />
auch dazu genutzt, sich<br />
durch Werbung dauerhaft in<br />
Erinnerung zu bringen.<br />
„Der nächste Stahlhandelstag findet am 19./20.9.2019<br />
zum 50. Geburtstag des BDS am Gründungsort des<br />
Verbands in Neuss statt.“<br />
Oliver Ellermann, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel – BDS AG.<br />
Bundesverband Deutscher<br />
Stahlhandel (Hg.);<br />
Jahrbuch Stahlhandel 2018;<br />
Märkte, Verband, Unternehmen;<br />
Düsseldorf 2017; 160 Seiten;<br />
27,90 € zzgl. MwSt.,<br />
Porto und Verpackung;<br />
ISBN: 978-3-921457-82-5<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
RICHTUNGS-<br />
WEISEND<br />
IN STAHL.<br />
VERLÄSSLICHER PARTNER,<br />
ÜBERZEUGENDE LEISTUNGEN.<br />
Gut gerüstet für die Herausforderungen<br />
des mittelständischen Stahlhandels.<br />
STAHLVERBUND PHOENIX.<br />
Das neue Stahlkonzept der<br />
NORDWEST Handel AG.<br />
STAHLVERBUND<br />
PHOENIX<br />
Robert-Schuman-Straße 17 | 44263 Dortmund | Telefon +49 231 2222-3001 | info@stahlverbund-phoenix.com | www.stahlverbund-phoenix.com
Stahlhandel<br />
Nachrichten<br />
Sülzle-Gruppe erhält Wirtschaftsauszeichnung<br />
Finalist des Großen Preises des Mittelstandes 2017<br />
Die SÜLZLE-GRUPPE wurde als Finalistin<br />
des Großen Preises des Mittelstandes<br />
ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am<br />
30. September in Würzburg statt. Unter<br />
Teilnahme von Vertetern aus Politik, Wirtschaft<br />
und Medien wurden die diesjährigen<br />
Finalisten und Preisträger aus Bayern,<br />
Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />
im Rahmen eines Galaabends geehrt. Zu<br />
den Finalisten 2017 zählte auch die Sülzle-<br />
Gruppe mit Stammsitz in Rosenfeld. Der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Andreas<br />
Sülzle nahm die Auszeichnung persönlich<br />
entgegen. Das in vierter Generation familiengeführte<br />
Unternehmen umfasst die fünf<br />
Geschäftsbereiche Süzle Stahlpartner,<br />
Sülzle Nutzeisen, Sülzle Kopf, Sülzle Klein<br />
sowie Sotralentz Construction und kann auf<br />
eine 136 Jahre lange Firmengeschichte zurückblicken.<br />
Der jährliche Wettbewerbs fragt ausdrücklich<br />
nicht nur nach betriebswirtschaftlichen<br />
Erfolgen, Beschäftigungs- oder Innovationskennziffern,<br />
sondern bewertet ein Unternehmen<br />
in seiner Gesamtheit und in seiner<br />
Rolle in der Gesellschaft.<br />
Automobilzulieferer mit hohem Stahlbedarf<br />
Nedschroef Altena neues BDS-Mitglied<br />
Die Nedschroef Altena GmbH, ein<br />
Tochterunternehmen des niederländischen<br />
Konzerns Koninklijke Nedschroef Holding<br />
B.V., ist neues Mitgliedsunternehmen beim<br />
BDS. Die Unternehmensgruppe hat eine<br />
lange Tradition und entwickelt, produziert<br />
und liefert seit über 100 Jahren Befestigungselemente<br />
und Spezialteile für die Automobilindustrie.<br />
Daneben fertigt Nedschroef auch Maschinen<br />
und Werkzeuge für die Metallumformung.<br />
Die Gruppe unter CEO Dr. Mathias<br />
Hüttenrauch sieht sich als Nummer Eins<br />
unter den Zulieferern von Befestigungselementen<br />
für die Automobilindustrie in<br />
Europa. Die Gruppe beschäftigt 1.600 Mitarbeiter<br />
an 24 Standorten in 14 Ländern<br />
weltweit.<br />
Foto: Boris Löffert, Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Finalisten Großer Preis des Mittelstandes 2017:<br />
Andreas Sülzle, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Sülzle-Gruppe (zweiter v.r.)<br />
Wettbewerbskriterien sind die Gesamtentwicklung<br />
des Unternehmens, die Schaffung<br />
und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen,<br />
Modernisierung und Innovation,<br />
Engagement in der Region und Marketing,<br />
Service und Kundennähe. Die teilnehmenden<br />
Unternehmen stammen aus Industrie,<br />
Dienstleistung, Handel, Handwerk und<br />
Gewerbe.<br />
Eine Besonderheit des Preises: Unternehmen<br />
können sich nicht selbstständig bewerben,<br />
sondern werden von Dritten vorgeschlagen.<br />
2017 wurden für den Wettbewerb<br />
insgesamt 4.923 Unternehmen nominiert.<br />
Bei einer solch großen Anzahl an Vorschlägen<br />
„fühlen wir uns besonders geehrt, zu<br />
den erfolgreichsten Mittelständlern<br />
Deutschlands zu gehören. Gerade auch,<br />
weil wir dafür von Außenstehenden vorgeschlagen<br />
wurden“, freuen sich die geschäftsführenden<br />
Gesellschafter der Sülzle-<br />
Gruppe, Heinrich und Andreas Sülzle.<br />
Am Standort Altena werden Schrauben und<br />
Bolzen gefertigt. Darüber hinaus verfügt<br />
Nedschroef Altena über große Erfahrung im<br />
Bereich der Kaltfließpressteile. Als Werkstoff<br />
kommen dort nicht nur Stähle der Festigkeitsklassen<br />
5.6, 8.8, 10.9, 12.9 und einsatzgehärtete<br />
Stähle, sondern auch<br />
verschiedene Edelstähle und diverse Sonderwerkstoffe<br />
zum Einsatz.<br />
Zu den Kunden zählen eigenen Angaben zufolge<br />
alle Automobilhersteller sowie eine<br />
Vielzahl ihrer Zulieferer in Europa. Die gefertigten<br />
Produkte werden weltweit in unzähligen<br />
Bereichen der Automobilindustrie eingesetzt.<br />
An dem Standort sind rund 200<br />
Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt liegt der<br />
jährliche Stahlbedarf der Gruppe bei rund<br />
120.000 t.<br />
Mapudo kooperiert mit AMCO<br />
Online-Plattform für Stahl<br />
bietet nun auch NE-Metalle an<br />
Der Online-Marktplatz für Stahl,<br />
Mapudo, hat sein Sortiment erweitert<br />
und auch die NE-Metalle eines führenden<br />
Großhandelsunternehmens in diesem<br />
Bereich – AMCO – aufgenommen. Über<br />
2.300 NE-Metall-Artikel von AMCO sind<br />
jetzt unter www.mapudo.de verfügbar.<br />
Durch die Kooperation mit Mapudo geht<br />
AMCO einen weiteren Schritt in Richtung<br />
Digitalisierung, hieß es. „Viele Kunden<br />
möchten heute online schnell und einfach<br />
Halbzeuge beziehen – dies ist mit Mapudo<br />
möglich“, sagte Maximilian Krämer,<br />
Geschäftsführer der AMCO Metall-Service<br />
GmbH. Der zusätzliche Vertriebskanal<br />
über den Marktplatz Mapudo biete für<br />
den Einkäufer viele Vorteile: „Von der<br />
schnellen Übersicht über die NE-Metalle<br />
bis hin zur einfachen Bestellung eines<br />
Werkszeugnisses – alles geht online“, so<br />
Krämer weiter.<br />
Käufer haben seit Anfang Oktober die<br />
Möglichkeit, über 2.300 verschiedene Artikel<br />
von AMCO auf der Online-Plattform<br />
mit wenigen Klicks rund um die Uhr zu<br />
bestellen, darunter Bleche, Platten, Stangen<br />
und Profile aus Aluminium, Kupfer<br />
und Messing. Dank der internationalen<br />
Aufstellung des globalen Players macht<br />
Mapudo das Angebot des Marktplatzes<br />
über die Grenzen Deutschlands hinweg<br />
verfügbar. „Mit der Kooperation von<br />
AMCO und Mapudo sind wir nun auch im<br />
Bereich NE-Metalle gut aufgestellt“, sagte<br />
Niklas Friederichsen, Vertriebs- und Produktleiter<br />
der Mapudo GmbH.<br />
Für beide Unternehmen entstehe eine<br />
klassische Win-Win-Situation: „AMCO<br />
profitiert mit der Kooperation von unserem<br />
Online- Vertriebskanal, der den Kundenkreis<br />
erweitert und ein wichtiger<br />
Schritt in Richtung Digitalisierung ist. Mapudo<br />
gewinnt ein umfassendes Angebot<br />
für Einkäufer, die neben Stahl auch Aluminium,<br />
Messing oder Kupfer online beschaffen<br />
möchten“, so Friederichsen weiter.<br />
Gemeinsam planen die beiden Unternehmen,<br />
weitere Projekte umzusetzen,<br />
beispielsweise die Integration von<br />
IT-Systemen für eine effizientere Auftragsabwicklung.<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Klöckner & Co SE veröffentlicht Quartalszahlen<br />
Größerer Anteil des höherwertigen Geschäfts angestrebt<br />
In den ersten neun Monaten 2017 ist<br />
der Umsatz von Klöckner & Co um 10,9 %<br />
auf 4,8 Mrd. € angestiegen. Als wesentlichen<br />
Grund dafür nannte der werksunabhängige<br />
Stahldistributeur das deutlich verbesserte<br />
Preisniveau der Branche.<br />
Noch stärker wurde das operative Ergebnis<br />
(EBITDA) um 17,5 % auf 187 Mio. € verbessert.<br />
Neben der positiven Preis- und Nachfrageentwicklung<br />
haben dazu laut Klöckner &<br />
Co auch Effekte aus Optimierungsmaßnahmen<br />
beigetragen. Das Konzernergebnis erhöhte<br />
sich von 50 Mio. € auf 72 Mio. €. Das<br />
Ergebnis je Aktie stieg von 0,49 € auf 0,71 €.<br />
Die Ziele für das Gesamtjahr – Anstieg des<br />
operativen Ergebnisses um mehr als 10 %<br />
sowie ein deutlich verbessertes Konzernergebnis<br />
–bestätigte das Unternehmen.<br />
Bestätigt durch einen im 3. Quartal 2017<br />
auf 16 % gestiegenen digitalen Umsatzanteil<br />
nehme die Digitalisierung bei Klöckner & Co<br />
weiterhin eine herausragende Stellung ein,<br />
hieß es.<br />
Insgesamt beabsichtigt Klöckner & Co, den<br />
digitalen Umsatzanteil bis 2022 von derzeit<br />
16 % auf 60 % zu steigern. Damit einhergehen<br />
werden dem Konzern zufolge ein umfangreiches<br />
Neugeschäft sowie erhebliche<br />
Effizienzgewinne. Entsprechend soll die Digitalisierung<br />
einen wesentlichen Beitrag<br />
zum geplanten Anstieg der EBITDA-Marge<br />
auf über 5 % bis 2022 leisten.<br />
Klöckner & Co will bis 2022 das höherwertige<br />
Geschäft auf einen Umsatzanteil von<br />
60 % steigern (2016: 46 %). Mehrere „Optimierungsprogramme“<br />
sollen bis 2020 ihren<br />
jährlichen EBITDA-Beitrag auf insgesamt<br />
über 40 Mio. € steigen.<br />
Dr. Helmut Rothenberg Holding stärkt Fachhandel<br />
Übernahmeangebot für Nordwest-Aktien<br />
Die Dr. Helmut Rothenberger Holding<br />
GmbH, Kelkheim, will ihre Anteile von derzeit<br />
29,95 % an der Nordwest Handel AG erhöhen.<br />
Die Entscheidung zur Abgabe des<br />
Übernahmeangebots hat die Holding im Oktober<br />
veröffentlicht.<br />
„Als Ankeraktionär der Nordwest Handel AG<br />
ist es unser Anliegen, auch zukünftig dem<br />
Vorstand und den Partnerunternehmen eine<br />
zuverlässige und belastbare Gesellschafterbasis<br />
zu bieten, um den erfolgreichen Weg<br />
von Nordwest fortzusetzen“, so der Geschäftsführer<br />
der Holding, Dr. Helmut Rothenberger,<br />
in einem persönlichen Brief an<br />
den Vorstand des Handelsverbands in Dortmund.<br />
In einer bei der Nordwest Handel AG sofort<br />
einberufenen Mitarbeiterversammlung<br />
wurde – einer Meldung von Nordwest zufolge<br />
– die Entscheidung der Rothenberger<br />
Holding, den Aktionären von Nordwest ein<br />
Übernahmeangebot zu unterbreiten, von<br />
deren Vorstand und Betriebsrat im Grundsatz<br />
ausnahmslos positiv bewertet.<br />
„In Verbindung mit den erfolgreichen Konzepten,<br />
den guten Geschäftszahlen und der<br />
positiven Zukunftsprognose, ist ein starker<br />
Ankeraktionär aus der Branche der Garant<br />
für eine erfolgreiche Zukunft von Nordwest<br />
und der bei uns angeschlossenen Fachhandelspartner.<br />
Zudem wird damit der Wettbewerb<br />
in der Verbandslandschaft im Sinne<br />
des Fachhandels langfristig gesichert“,<br />
sagte der Nordwest-Vorstandsvorsitzende<br />
Bernhard Dressler.<br />
Unabhängig von dem Ergebnis des Übernahmeangebots<br />
werde dadurch die Stabilität<br />
von Nordwest in jedem Fall weiter gestärkt,<br />
fügte Finanzvorstand Jörg Simon<br />
hinzu. Die Transparenz und wirtschaftliche<br />
Flexibilität bleibe langfristig erhalten, Nordwest<br />
könne alle Energie auf die Unterstützung<br />
der Fachhandelspartner sowie auf eine<br />
enge Zusammenarbeit mit der Industrie<br />
konzentrieren. „Ein guter Tag für Nordwest,<br />
Mitarbeiter und Fachhandelspartner“, ergänzte<br />
auch Betriebsratsvorsitzender Rüdiger<br />
Bäcker.<br />
Im weiteren Verlauf werde nun die Rothenberger<br />
Holding eine Angebotsunterlage zu<br />
ihrem Übernahmeangebot erstellen, das vor<br />
der Veröffentlichung von der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)<br />
geprüft wird. Einzusehen ist die Erklärung<br />
zum Übernahmeangebot unter www.rothenberger-holding-angebot.de.<br />
Metallbau<br />
Stahlbau<br />
Fahrzeug-/ Landmaschinen-/<br />
Schiffsbau<br />
Maschinenschutzeinrichtung/<br />
Maschinenbau und Anlagenbau<br />
Regalbau und Lagersysteme<br />
Containerbau<br />
Möbel-/ Laden-/ Innenausbau<br />
Klima- und Solartechnik<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
23
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachricht<br />
Mit der neuen Säge<br />
haben die Verantwortlichen<br />
von Werner<br />
Weitner die<br />
Schnittzeiten erfolgreich<br />
halbiert. v.l.:<br />
Andreas Taugenbeck,<br />
Marketing, Florian<br />
Winhard, Abteilungsleiter<br />
der<br />
Sägerei, und<br />
Geschäftsführer<br />
Heinz Weitner.<br />
Foto: Kasto<br />
Hochleistungs-Bandsäge macht Fertigung effizienter<br />
Schnittzeit halbiert<br />
Ein schwer zerspanbarer, hochvergüteter Stahl für die Medizintechnik stellte den Spezialwerkzeugund<br />
Werkstattausrüstungs-Hersteller Werner Weitner vor eine große Herausforderung: Mit<br />
Schnittzeiten von bis zu 15 min war der Sägeprozess langwierig und unproduktiv. Die Lösung<br />
lieferte der langjährige Sägetechnik-Lieferant KASTO: Mit der neuen Hochleistungs-Bandsäge<br />
KASTOwin pro AC 5.6 konnte das Unternehmen die Bearbeitungszeiten halbieren und seine<br />
Fertigung damit deutlich effizienter gestalten.<br />
[ Info ]<br />
KASTO Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
77855 Achern-<br />
Gamshurst<br />
Tel. +49 7841 61-0<br />
www.kasto.com<br />
Blechexpo: Halle 1,<br />
Stand 1107<br />
Das 1968 im oberbayrischen<br />
Eichstätt gegründete Unternehmen<br />
Werner Weitner hat sich vom gewöhnlichen<br />
Metallbaubetrieb zum gefragten<br />
Partner der internationalen Automotive-Industrie<br />
und Medizintechnik<br />
entwickelt. „Unser mit Abstand größtes<br />
Geschäftsfeld sind Spezialwerkzeuge,<br />
die beispielsweise in den Vertragswerkstätten<br />
namhafter<br />
Automobilhersteller zum Einsatz<br />
kommen“, erklärt der Marketing-Verantwortliche<br />
Andreas Taugenbeck.<br />
Mittlerweile beschäftigt die Werner<br />
Weitner GmbH 260 Mitarbeiter und<br />
erwirtschaftet einen Umsatz von circa<br />
30 Mio. € pro Jahr. Geschäftsführer<br />
sind Heinz Weitner, Sohn des Firmengründers,<br />
sowie dessen Tochter<br />
Stephanie Weitner – ein Familienunternehmen<br />
mit Tradition also.<br />
Fertigung vom Prototypen bis<br />
zur Großserie<br />
„Unser Portfolio umfasst die komplette<br />
Wertschöpfungskette von der<br />
Entwicklung über die Produktion<br />
bis zum Vertrieb“, führt Taugenbeck<br />
weiter aus. Die Fertigung verfügt<br />
über einen umfangreichen und hochmodernen<br />
Maschinenpark. Verarbeitet<br />
werden hauptsächlich Stähle<br />
und verschiedene Legierungen, aber<br />
auch Aluminium und Kunststoffe –<br />
und zwar vom Prototypen bis zur<br />
Großserie. Als langjähriger Kasto-<br />
Kunde wandte sich der Metallverarbeiter<br />
auch mit der neuen Aufgabe<br />
an seinen bevorzugten Lieferanten.<br />
Schnittversuche liefern<br />
produktivere Lösung<br />
„Für einen Kunden aus der Medizintechnik<br />
mussten wir einen hochvergüteten<br />
V2A-Stahl in einem großen<br />
Durchmesserbereich bearbeiten“,<br />
berichtet Florian Winhard, Abteilungsleiter<br />
der Sägerei. „Auf den vorhandenen<br />
Maschinen entstanden<br />
dabei Schnittzeiten von bis zu 15<br />
min – für uns ein unbefriedigendes<br />
Ergebnis.“<br />
Deshalb schickte Werner Weitner<br />
eine Materialprobe an Kasto,<br />
um Schnittversuche auf verschiedenen<br />
Sägen durchzuführen. Das<br />
Ergebnis auf der neu entwickelten<br />
Hochleistungs-Bandsäge KASTOwin<br />
pro AC 5.6 habe dabei überzeugen<br />
können.<br />
Die KASTOwin pro AC 5.6 ist<br />
seit 2016 auf dem Markt. Sie ist für<br />
ein breites Anwendungsspektrum<br />
konzipiert, etwa im Stahlhandel, in<br />
der Stahlerzeugung, in Schmiedewerken,<br />
im Maschinenbau oder in<br />
der Automotive-Industrie.<br />
Das Besondere: Die vollautomatische<br />
Säge ist für den Einsatz mit<br />
Bi- und Hartmetallbändern optimiert.<br />
Bei den Tests für Werner Weitner erreichte<br />
die KASTOwin pro Schnittzeiten<br />
von maximal 7 bis 8 min –<br />
„also nur etwa halb so lang wie auf<br />
unseren vorhandenen Sägen“, erinnert<br />
sich Winhard. Seit März 2017<br />
ist die Säge nun bei Werner Weitner<br />
im Einsatz.<br />
Der Schnittbereich der Sägeanlage<br />
liegt bei 560 mm, die kleinste<br />
zu sägende Abmessung bei 25 x 25<br />
mm. Die kürzeste Reststücklänge<br />
liegt bei 10 mm im Einzelschnitt und<br />
35 mm im Automatikbetrieb. 2<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Virtual und Augmented Reality sowie digitale Kundenkarte<br />
GWS mit vielfältigen Innovationen für den Handel<br />
Die GWS-Unternehmensgruppe, Anbieter<br />
von ganzheitlichen IT-Lösungen für<br />
den Handel, trat beim diesjährigen EURO-<br />
BAUSTOFF FORUM in Köln im Oktober 2017<br />
mit einer ganzen Reihe von Innnovationen<br />
auf. Das Münsteraner Unternehmen zeigte<br />
unter anderem verschiedene Virtual- und<br />
Augmented-Reality-Anwendungen, mit<br />
denen Waren künftig in völlig neuer Weise<br />
präsentiert und kostenintensive Verkaufsausstellungen<br />
erheblich minimiert werden<br />
können. Eine weitere Innovation ist eine digitale<br />
Kundenkarte, die die vorhandene Wallet-App<br />
in Smartphones nutzt.<br />
Ziel von GWS sei es gewesen, deutlich zu<br />
machen, dass das Software-Haus nicht nur<br />
ein erfolgreicher IT-Dienstleister im ERPund<br />
CRM-Bereich ist, sondern auch bei der<br />
Digitalisierung beraten und helfen kann.<br />
Mit Virtual- und Augmented-Reality-Anwendugen<br />
von GWS ist es unter anderem möglich,<br />
Artikel aus dem Sortiment virtuell und<br />
lebensecht in das reale Umfeld des Kunden,<br />
zum Beispiel die Wohnung oder den<br />
Garten, zu projizieren. Sinnvoll ist dieses<br />
Verfahren zum Beispiel in Segmenten, wo<br />
sperrige und hochpreisige Produkte angeboten<br />
werden, die nicht so einfach zum<br />
Ausprobieren mit nach Hause genommen<br />
werden können.<br />
Partner bei der Präsentation war unter anderem<br />
die Sindelfinger Firma ViSoft GmbH,<br />
deren 3D-Visualisierungs-Software besonders<br />
im Bad- und Fliesenbereich eingesetzt wird.<br />
Ein geplantes Bad kann damit komplett virtuell<br />
gestaltet und der Entwurf inklusive eines<br />
realistischen Eindrucks von Licht, Schatten,<br />
Spiegelungen und Reflexionen vorgestellt werden.<br />
Die Exaktheit der Darstellung sowie die<br />
realistische und gleichzeitig emotionale Atmosphäre<br />
gibt damit dem Kunden das Vertrauen,<br />
die richtige Entscheidung zu treffen.<br />
Eine weitere Innovation, die die GWS in Köln<br />
vorstellte, ist die sogenannte Wallet-App.<br />
Viele Smartphone-Besitzer nutzen sie heute<br />
schon für Boarding-Pässe oder für Konzerteintrittskarten.<br />
Mit der App lassen sich aber<br />
auch beispielsweise Informationen auf das<br />
Smartphone des Kunden übertragen und<br />
Zugangsberechtigungen für Abholer regeln.<br />
Möglich sind zudem Push-Mitteilungen, zum<br />
Beispiel, wenn der Kunde im Hause des Unternehmens<br />
oder in der Nähe des Messestandes<br />
ist. Erste Baustoffhändler in<br />
Deutschland haben hiermit schon sehr positive<br />
Erfahrungen gesammelt, so GWS.<br />
Individuelle Produktionslösungen<br />
von Trumpf<br />
Vernetzte Fertigung<br />
„Get connected“ – der TRUMPF<br />
Messeauftritt auf der Blechexpo stand<br />
ganz im Zeichen von Vernetzung. Das<br />
Technologieunternehmen zeigte unter<br />
dem Begriff TruConnect Lösungen für die<br />
intelligente Fertigung. „Sinkende Losgrößen<br />
und kürzere Lieferzeiten stellen alle<br />
Unternehmen vor die gleichen Herausforderungen.<br />
Trotzdem - jede Blechfertigung<br />
ist anders. Unser TruConnect-Portfolio<br />
geht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
ein“, so Reinhold Groß, Geschäftsführer<br />
Vertrieb und Services der Trumpf<br />
Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG. Auf<br />
knapp 1.500 m 2 erwarteten Besucher außerdem<br />
Maschinen für nahezu jeden Bearbeitungsschritt<br />
in der Prozesskette Blech.<br />
Auf der Blechexpo simulierte Trumpf einen<br />
komplett vernetzten Fertigungsprozess.<br />
Besucher erfuhren anhand der Live-Demonstration,<br />
wie Maschinen und Komponenten<br />
mit Hilfe von Sensoren und Signalen<br />
kommunizieren. Parallel dazu<br />
sammelte die Software Informationen, die<br />
sie analysiert und dazu nutzt, den Herstellprozess<br />
zu steuern. Elektrowerkzeuge präsentierte<br />
TRUMPF in Halle 6 der parallel<br />
stattfindenden Messe Schweisstec.<br />
STAHL . HANDEL . SERVICE<br />
Ihr starker Partner in Sachen Stahl + Aluminium<br />
<br />
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Günther + Schramm GmbH<br />
Heidenheimer Str. 65 · 73447 Oberkochen<br />
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Werkstoffe<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Kupfer ist eines der<br />
wichtigsten NE-Metalle,<br />
2015 wurden weltweit etwa<br />
16 Mio. t davon produziert.<br />
NE-Metallhandel in Deutschland<br />
Ein wichtiger Marktversorger<br />
Wie wichtig NE-Metalle für die industrielle Produktion sind,<br />
zeigt das weit verzweigte Netzwerk des Metallhandels, das<br />
verschiedenste Branchen miteinander verbindet – etwa die Automobilindustrie,<br />
die Elektroindustrie und die Photovoltaik. Nach<br />
einigen turbulenten Jahren sieht sich der Metallhandel im aktuellen<br />
Geschäftsjahr 2017 erholt und trotzt damit Hemmnissen wie<br />
internationalem Protektionismus und bürokratischen Hürden.<br />
„Der deutsche Metallhandel<br />
profitiert derzeit von einem Investitionsaufschwung.<br />
Auch die solide<br />
Baukonjunktur und die steigende<br />
Exportgüternachfrage sind eine Basis<br />
für die Nachfrage nach Metallen. Es<br />
kann für uns nur positiv sein, wenn<br />
die deutsche Wirtschaft auf ganzer<br />
Breite in Schwung kommt“, erklärt<br />
Thomas Reuther, Präsident des Verbands<br />
Deutscher Metallhändler e.V.<br />
„Dennoch setzen wir uns – auch<br />
angesichts der gerade stattgefundenen<br />
Bundestagswahlen – weiterhin<br />
für einen fairen Wettbewerb mit<br />
kommunalen Mitbewerbern ein.<br />
Auch Bürokratieabbau und -bremse<br />
sollten ernsthafter durchgesetzt werden“,<br />
so Reuther weiter.<br />
Der Handel mit Nichteisen-Metallen<br />
hat in Deutschland lange Tradition<br />
und umfasst eine Vielzahl an<br />
Metallen, für die es allesamt spezialisierte<br />
Händler gibt. Den größten<br />
Anteil in Produktion und Handel<br />
umfassen die so genannten<br />
Basis- oder Industriemetalle. Hierzu<br />
zählen Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel,<br />
Zink und Zinn. Dazu kommen<br />
die klassischen NE-Legierungen wie<br />
Messing und Bronze und die so genannten<br />
Nebenmetalle: Die Seltenen<br />
Erden und Strategischen Sondermetalle.<br />
Die Handelsunternehmen der<br />
Branche versorgen eine Reihe von<br />
Branchen. Die Automobilbranche<br />
etwa benötigt Aluminium für Karosserien<br />
sowie Blei und Lithium<br />
für Batterien, die Elektro- und Elektronikindustrie<br />
nutzt Kupfer und<br />
Strategische Sondermetalle wie Kobalt<br />
oder Palladium. In der Photovoltaik<br />
finden sich Selen, Indium<br />
oder Germanium wieder.<br />
Die Bedeutung der Nichteisen-<br />
Metalle zeigt auch ein Blick auf den<br />
wichtigsten Interessenverband der<br />
Branche. Der Verband deutscher<br />
Metallhändler (VDM) vertritt über<br />
200 Mitglieder mit etwa 700 Firmen<br />
bzw. Niederlassungen aus dem<br />
NE-Metallgroßhandel und der NE-<br />
Metall-Recycling-Wirtschaft. Er<br />
deckt damit rund 90 % des Metallmarktes<br />
in Deutschland und Österreich<br />
ab. Hütten- und Schmelzbetriebe<br />
gehören ebenso zu den<br />
Mitgliedern wie Händler, Recycler,<br />
an der Londoner Metallbörse (LME)<br />
tätige Broker und andere Spezialisten<br />
der Metallwirtschaft. Die Mitglieder<br />
des VDM generieren einen<br />
Umsatz von 25 bis 30 Mrd. €, bewegen<br />
etwa 20 Mio. t Metalle und beschäftigen<br />
rund 25.000 Mitarbeiter.<br />
[ kontakt ]<br />
Verband Deutscher<br />
Metallhändler e. V.<br />
10969 Berlin<br />
Tel: +49 30<br />
2593738-0<br />
www.vdm.berlin<br />
Fotos: VDM<br />
Die Recyclingwirtschaft<br />
ist in<br />
Deutschland eine<br />
wichtige Quelle für<br />
NE-Metalle.<br />
Recycling ist wichtigtste eigene<br />
Rohstoffquelle<br />
Als rohstoffarmes Land ohne eigene<br />
Erzvorkommen im NE-Metallbereich<br />
ist Deutschland für seinen<br />
Bedarf an Primärmetallen – Erzen<br />
und Bauxit – auf internationalen<br />
Handel angewiesen. Die Handelsrouten<br />
reichen von Chile (Kupfer)<br />
über Südafrika (Lithium) bis nach<br />
China (Aluminium). Die Weltproduktion<br />
lag 2015 beispielsweise für<br />
Aluminium bei 57 Mio. t, für Kup-<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
fer bei 16 Mio. t und für Zink bei<br />
ca. 14 Mio. t.<br />
Die zweite Säule zur Metallbeschaffung<br />
ist das Recycling von Altmetallen.<br />
„Qualitativ gibt es heute<br />
im Grunde keine Unterschiede. Sekundäraluminium<br />
kann ebenso für<br />
alle Bereiche der Industrie genutzt<br />
werden wie Primäraluminium.<br />
Zudem bietet uns das Recycling die<br />
Möglichkeit einer eigenen Rohstoffquelle.<br />
Für bestmögliche Effizienz<br />
muss zwar noch an einigen politischen<br />
Stellschrauben gedreht werden,<br />
aber wir sind auf einem guten<br />
Weg“, erklärt Thomas Reuther, Präsident<br />
des Verbands Deutscher Metallhändler<br />
e.V.<br />
Politische Entwicklungen sorgen<br />
für Unsicherheit<br />
Für die Zukunft erwarten die Branchenexperten<br />
steigende Preisniveaus<br />
in den Basismetallen und<br />
eine schwierigere Marktversorgung.<br />
Hintergrund für die negativen<br />
Erwartungen sind mitunter<br />
politische Entwicklungen und die<br />
noch ungewissen Auswirkungen<br />
auf die Versorgungs- und Preissituation.<br />
2<br />
Fahrgastzelle des neuen A8 aus Stahl<br />
Stahl-Comeback im Audi<br />
Der Werkstoff Stahl feiert im neuen<br />
Audi A8 sein Comeback als Konstruktionswerkstoff.<br />
Nachdem der deutsche Autohersteller<br />
vor über 20 Jahren für dieses Modell<br />
erstmals eine Karosserie nur aus Aluminium<br />
entwickelt hatte, setzt das Unternehmen<br />
nun wie der mehr Stahl ein, wie MBI Stahl<br />
Aktuell meldet. „Das ist der stärkste und<br />
festeste A8, den wir jemals gebaut haben“,<br />
zitiert der Nachrichtendienst Audi-Sprecher<br />
Mark Clothier.<br />
Insgesamt besteht der neue Audi A8 aus<br />
einem Werkstoffverbund aus Aluminium,<br />
Stahl, Magnesium und kohlenstofffaserverstärkter<br />
Kunststoff (CFK). Die Karosseriestruktur<br />
integriert Audi zufolge mehr Werkstoffe<br />
als je zuvor bei einem Serienmodell.<br />
Den größten Anteil an der Karosserie haben<br />
mit 58 % dabei die Aluminiumkomponenten.<br />
Sie sind als Gussknoten, Strangpressprofile<br />
und Bleche prägende Elemente der Konstruktion.<br />
Foto: Audi AG<br />
Bei dem Modell bilden warmumgeformte<br />
Stahlbauteile als höchstfester Verbund die<br />
Fahrgastzelle. Der Stahlanteil der Fahrgastzelle<br />
liege bei insgesamt 40 % – vor acht<br />
Jahren seien es laut MBI Stahl Aktuell nur<br />
8 % gewesen. Die Fahrgastzelle umfasst den<br />
unteren Bereich der Stirnwand, die Seitenschweller,<br />
die B-Säulen und den vorderen<br />
Bereich des Dachbogens. Einige dieser<br />
Blechplatinen sind mittels sogenannter Tailored-Technologien<br />
– also maßgeschneidert<br />
– unterschiedlich dick hergestellt, andere<br />
zusätzlich partiell vergütet. Insgesamt nutzt<br />
Audi beim Zusammenbau der Multimaterial-<br />
Karosserie 14 unterschiedliche Fügeverfahren.<br />
Auch andere Hersteller setzen auf den<br />
Werkstoff Stahl. Laut MBI Stahl Aktuell werden<br />
verschiedene Sor ten von leichtem und<br />
zugleich feste rem Stahl im Minivan Pacifica<br />
von Fiat Chrysler, im Ridgeline-Pick up von<br />
Honda und im Chevrolet Mali bu Sedan von<br />
General Motors eingesetzt.<br />
Info<br />
Der Stahl- und der NE-Metallhandel<br />
sind verwandte Branchen,<br />
deren Abläufe und benötigte<br />
Kenntnisse sich<br />
weitgehend ähneln. Aus diesem<br />
Grund kooperieren der BDS und<br />
der VDM seit einigen Jahren in<br />
Sachen Bildung. So können sich<br />
junge Kaufleute im Fernstudium<br />
nicht nur zum Betriebswirt Stahlhandel<br />
ausbilden lassen, sondern<br />
auch einen Abschluss in<br />
der NE-Metallhandelsvariante<br />
dieses Fernstudiengangs erwerben.<br />
Dritter in diesem Bildungsbunde<br />
ist der Wirtschaftsverband<br />
Großhandel Metallhalbzeug<br />
e.V. (WGM). Die angebotenen Inhalte<br />
des Studiengangs sind<br />
über große Teile deckungsgleich,<br />
auf spezielle Inhalte der jeweiligen<br />
Branchen wird dabei in eigenständigen<br />
Modulen eingegangen.<br />
Genauere Informationen<br />
zu den Studiengängen gibt es<br />
beim BDS unter +49 211 86497-<br />
11 (Dr. Ludger Wolfgart, Bereichsleiter<br />
Berufsbildung)<br />
Produktion von nichtrostendem Stahl – Halbjahreszahlen 2017<br />
USA produzieren rund 25 % mehr Edelstahl<br />
Weltweit wurden im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 23,2 Mio. t nichtrostende<br />
Stähle hergestellt. Das waren 5 % mehr als in demselben Zeitraum ein Jahr zuvor. Diese Zahlen<br />
hat das International Stainless Steel Forum (ISSF) Ende Oktober bekannt gegeben. Mit großem<br />
Abstand den größten Zuwachs – nämlich rund 25 % über Vorjahresproduktion – verbuchen dabei<br />
die USA. Asien (ohne China) und China liegen bei rund 5 bzw. rund 4 % Zuwachs. Allerdings liegt<br />
der absolute Zuwachs der US-Produktion aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus selbst bei<br />
dieser großen Steigerungsrate immer noch unter der absoluten Produktionszunahme Chinas. In<br />
Europa stieg die Produktion von nichtrostendem Stahl im ersten Halbjahr 2017 um 2,3 %.<br />
Großauftrag zum Jubiläum<br />
Der Hersteller von Edelstahl-Stabstählen Stahl Judenburg hat einen Großauftrag aus der<br />
deutschen Automobilproduktion erhalten. Das in Österreich ansässige und zur Georgsmarienhütte(GMH)-Gruppe<br />
gehördene Unternehmen hat soll bis 2026 etwa 7 Mio. Kurzstücke<br />
an einen deutschen Premium-Autohersteller liefern. Das Auftragsvolumen beläuft sich nach<br />
einer Meldung des Regionalmediums www.meinbezirk.at auf über 25 Mio. €. „Dieser Auftrag<br />
sorgt für Auslastung in unserem Unternehmen und sichert Arbeitsplätze langfristig<br />
ab“, zitiert die Nachrichtenseite Geschäftsführer Thomas Krenn. Zurückzuführen ist der<br />
Auftrag demnach auf ein ähnlich gelagertes Projekt, bei die Stahl Judenburger GmbH überzeugen<br />
konnte. hat. Der Auftrag kommt für Stahl Judenburg passend zum 111-jährigen bestehen<br />
des Unternehmens. Bei Stahl Judenburg sind derzeit rund 450 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
zuletzt ist ein Jahresumsatz von über 100 Mio. € erzielt worden.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
27
Messen<br />
und Märkte<br />
Blechexpo<br />
Foto: P. E. Schall GmbH & Co. KG<br />
Vom 7. bis 10. November 2017 drehte sich bei dem Messeduo Blechexpo und Schweisstec alles rund um die industrielle Blech-,<br />
Rohr- und Profilbearbeitung.<br />
Verstärkte nationale und internationale Aussteller-Teilnahme<br />
Auf Rekordkurs:<br />
Blechexpo und Schweisstec 2017<br />
Eines der wichtigen Messe-Events des Jahres fand vom 7. – 10. November in Stuttagart statt: die<br />
Blechexpo – Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung. Parallel dazu gab es für die Besucher<br />
in der Stuttgarter Messe auch die Schweisstec – Internationale Fachmesse für Fügetechnologie<br />
zu sehen. Kurz vor Beginn der Doppelmesse meldete Veranstalterin P. E. Schall GmbH & Co. KG weit<br />
mehr als 1.300 Aussteller aus 34 Nationen – eigenen Angaben zufolge ein neuer Rekord.<br />
Nicht nur die im Vergleich zur Vorveranstaltung<br />
gößere Ausstellerzahl, sondern auch die komplett belegten<br />
Messehallen verspreahen Anfang November eine<br />
spannende Messewoche. Neben der wachsenden Zahl<br />
der internationalen Hersteller und Anbieter freute sich<br />
der Veranstalter auch über größer Beteiligung aus dem<br />
Inland. So nahm erstmals etwa die Gesellschaft für Wirtschafts-<br />
und Strukturförderung im Märkischen Kreis<br />
(GWS) teil, die sich für die Standortregion Südwestfalen<br />
engagiert. Diese Region steht für eine lange Tradition in<br />
der Blech- und Drahtverarbeitung. Der Gemeinschaftsstand<br />
der GWS mit elf Ausstellern befand sich in Halle<br />
7/9.<br />
Stanztechnik mit eigener Halle<br />
Zusammen mit weiteren Herstellern von Stanz-/Folgeverbundwerkzeugen<br />
sowie vor allem Komplett-Dienstleistern<br />
im Bereich Stanztechnik/Stanzteile und Baugruppen,<br />
ist dieses Segment der Blechexpo dem<br />
Veranstalter zufolge in diesem Jahr stark gestiegen.<br />
Grund genug, diesem Thema gleich eine eigene „Stanz-<br />
technik-Halle“ (Halle 7 und 9) zu reservieren. Ähnlich<br />
aufgeteilt waren die weiteren Segmente wie Pressen und<br />
Umformtechnik in Halle 8, Werkstoffe/Service, Rohrund<br />
Profilbearbeitung in Halle 4, Maschinen, Tools und<br />
Peripherie in den Hallen 1, 3 und 5 sowie die Fachmesse<br />
Schweisstec sowie die thermische und mechanische<br />
Füge-/Verbindungstechnik in Halle 6.<br />
Im Vergleich zur Vorveranstaltung des Messe-Duos<br />
hat sich jedoch nicht nur bei den Ausstellern und der<br />
thematischen Aufteilung etwas getan. Auch baulich hat<br />
sich die Messe entwickelt. So ist der Eingangsbereich<br />
WEST der Landesmesse Stuttgart ausgebaut und mit<br />
mehr Parkplätzen versehen worden. Und wer sich vorab<br />
im Netz über die Messen informieren wollte, hatte auf<br />
der Website der Blechexpo und Schweisstec (www.blechexpo-messe.de),<br />
die der Veranstalter Schall neu entwickelt<br />
hat, dazu ein gutes und modernes Instrument<br />
zur Verfügung. In neuem Design klar strukturiert und<br />
benutzerfreundlich gestaltet, bietet die Seite umfassende<br />
Informationen über die Fachmessen und zur Unterstützung<br />
bei der Besuchsplanung. 2<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Hohe Schnittleistungen,<br />
einfache Handhabung<br />
und präzise<br />
Winkelschnitte:<br />
Behringer zeigte auf<br />
der Blechexpo im<br />
November die neue<br />
Gehrungsbandsäge<br />
HBE320-523G.<br />
Bild: Behringer<br />
HBE320-523G von Behringer<br />
Neue kompakte Gehrungsbandsäge<br />
Argumente, in eine leistungsfähigere Gehrungssägemaschine zu investieren, gibt es genug:<br />
Die Erschließung neuer Geschäftsfelder, ein umfangreicheres Lieferspektrum oder der Ersatz älterer<br />
Maschinen. Mit dem neuen Modell der HBE-Baureihe kombiniert Behringer die Vorzüge moderner<br />
Hochleistungsmaschinen mit den bewährten Merkmalen einer klassischen Gehrungssäge.<br />
„Wir haben bewusst diverse<br />
Features unserer Behringer-High-<br />
End-Modelle hier integriert. Das<br />
macht die HBE320-523G zu einer<br />
Klasse für sich – und das zu einem<br />
optimalen Preis-Leistungsverhältnis“,<br />
so Geschäftsführer Christian<br />
Behringer. Hohe Schnittleistungen,<br />
einfache Handhabung und präzise<br />
Winkelschnitte sind wesentliche<br />
Attribute der neuen BEHRINGER<br />
Gehrungsbandsäge HBE320-523G.<br />
Sägeanlage für den<br />
Profilstahlhandel<br />
Mit ihrem umfangreichen Anwendungsspektrum<br />
deckt die Anlage die<br />
Erfordernisse im Metallbau, in Schlossereien,<br />
im Profilstahlhandel sowie<br />
im Maschinenbau ab. „Auch kleine<br />
und mittlere Betriebe dieser Branchen<br />
sind darauf angewiesen, dass ihre<br />
Sägemaschine prozesssicher, zügig<br />
und sauber eine große Bandbreite verschiedener<br />
Materialien trennt“, erläutert<br />
Christian Behringer.<br />
Mit einem Schnittbereich im<br />
Flachmaterial von 520 x 320 mm<br />
sowie beidseitigen Gehrungen von<br />
45° und bis 30° links erweist sich<br />
die neue HBE als Generalistin für<br />
viele Sägeaufgaben. „Denn aus Kosten-<br />
und Flexibilitätsgründen werden<br />
die Profile meistens in Ausgangslängen<br />
bis 12 m eingekauft und auf<br />
Maß gesägt“, ergänzt Behringer. Baustähle<br />
ebenso wie Edelstahlprofile<br />
stellen für die neue Gehrungssägemaschine<br />
kein Problem dar.<br />
Konstruktiv decken sich viele<br />
Merkmale der neuen Gehrungssägemaschine<br />
mit denen der bereits<br />
vorhandenen der HBE-Dynamic-Baureihe.<br />
Das Führungssystem in verwindungssteifer<br />
Portalkonstruktion<br />
und die beidseitige Lagerung der<br />
Bandlaufräder sorgen für Laufruhe<br />
und präzise Schnitte. Die bandführenden<br />
Teile sind aus schwingungsdämpfendem<br />
Grauguss, was sich äußerst<br />
positiv auf die Qualität der<br />
Schnittoberfläche und auf die Standzeit<br />
der Sägebänder auswirke. Elektrisch<br />
angetriebene Spänebürsten<br />
reinigen das Band synchron zum Sägeantrieb<br />
von anhaftenden Spänen.<br />
Schneller und gratarmer Sägen<br />
Durch die Neigung der Bandlaufräder<br />
reduziert sich die Biege-Wech-<br />
sel-Belastung des Sägebandes, was<br />
eine hohe Bandstandzeit gewährleiste.<br />
Eine vollautomatische Höheneinstellung<br />
des Sägerahmens entsprechend<br />
der Materialhöhe und die<br />
Absenkung der Säge in Eilgeschwindigkeit<br />
reduzierten die Nebenzeiten<br />
enorm.<br />
Mit der Schrägstellung des Sägebandes<br />
seien beispielsweise Träger,<br />
Winkeleisen und U-Profile sowie<br />
Vierkant-Hohlprofile schneller und<br />
gratarmer zu sägen.<br />
Die Maschine kann zudem mit<br />
Zu- und Abfuhrrollenbahnen, Messeinrichtungen<br />
und Quertransportsystemen<br />
sowie mit einer NC-Winkelverstellung<br />
ergänzt werden. Diese<br />
kundenspezifischen Transportlösungen<br />
liefert die Behringer GmbH aus<br />
dem hauseigenen Stahlbau. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Behringer GmbH<br />
74912 Kirchardt<br />
Tel. +49 7266 207-0<br />
www.behringer.net<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
29
Messen<br />
und Märkte<br />
Blechexpo<br />
Remmert zeigte auf der Blechexpo<br />
unter anderem die Lagerlösung<br />
BASIC Tower 4.0, einen der Bausteine<br />
des Unternehmens für eine<br />
vollautomatisierte Produktion.<br />
Schröder Group<br />
Von der Abkantbank<br />
bis zur vollautomatisierten<br />
Biegemaschine<br />
Ein Highlight des Messeauftritts<br />
der Schröder Group auf der Blechexpo<br />
warbiegemaschine PowerBend Industrial,<br />
mit der bis zu 6 mm starke Stahlbleche<br />
auf einer Länge von 3.200 mm<br />
abgekantet werden können. Durch Upand-Down-Biegewange<br />
und Saugplattenanschlag<br />
erlaubt die Maschine<br />
einen teilautomatisierten Betrieb.<br />
Bei der Verwendung des Saugplattenanschlags<br />
wird ein Blech gegen die<br />
waagerecht gestellte Biegewange angeschlagen<br />
und dann pneumatisch fixiert.<br />
In Kombination mit der Up-and-<br />
Down-Biegewange führt das<br />
Biegeprogramm darauf hin alle Kantungen<br />
einer Seite ohne weiteren manuellen<br />
Eingriff durch.<br />
Diese Innovation des Herstellers kam<br />
auch in einer weiteren Ausstellungsmaschine<br />
auf der Blechexpo zum Einsatz,<br />
der PowerBend Professional, die auf<br />
der gleichen Länge wie die PowerBend<br />
Industrial 3 mm starke Bleche biegt.<br />
Als dritte motorische Schwenkbiegemaschine<br />
war eine Anlage der Evolution-Reihe<br />
zu sehen, eine Industriemaschine<br />
mit vollautomatischem<br />
Werkzeugwechsler.<br />
[ Info ]<br />
www.schroedergroup.eu/de<br />
Foto: Remmert<br />
Blechexpo 2017<br />
Mehr Effizienz rund<br />
um Lager und Laser<br />
In der Blechbearbeitung haben Automationslösungen Hochkonjunktur.<br />
Auf der Blechexpo (Halle 1, Stand 1612) stellte Remmert in<br />
diesem Jahr entsprechend seine erweiterungsfähigen Lösungen zur<br />
Versorgung und Materialentnahme von Laseranlagen in den Mittelpunkt.<br />
Die beiden Einheiten Laser FLEX und BASIC Tower können<br />
dabei sowohl als Stand-alone- als auch als komplexe Systemlösung<br />
zur Blechfertigung agieren.<br />
Mit dem Laser FLEX 4.0 im<br />
Zusammenspiel mit dem BASIC Tower<br />
4.0 hat Remmert eine vollautomatisierte<br />
Systemlösung für den Prozess<br />
von der Rohblecheinlagerung bis zur<br />
Entnahme des Fertigteils aus dem<br />
Laser geschaffen. Mit der Entkopplung<br />
von Beschickung und Materialentnahme<br />
aus der Laseranlage<br />
erreicht Remmert eine Blechwechselzeit<br />
von nur 60 s – dem Unternehmen<br />
zufolge die am Markt bisher<br />
schnellste Zeit.<br />
Die Kombination aus BASIC<br />
Tower 4.0 und Midi-Blechlager sorgt<br />
für eine vollautomatisierte Versorgung<br />
der Produktion. Soll ein Auftrag<br />
bearbeitet werden, kommunizieren<br />
die an die Systeme angeschlossenen<br />
Maschinen eigenständig mit dem<br />
Lager. Die Vakuumeinheit des Laser<br />
FLEX 4.0 transportiert das Rohmaterial<br />
im Anschluss vollautomatisiert<br />
vom Lager zum Fertigungsbereich.<br />
Das modulare Konzept von Remmert<br />
bietet Produktionsunternehmen wie<br />
Lohnfertigern dabei die Möglichkeit,<br />
bereits laufende Stand-alone-Lösungen<br />
in Zukunft auch zu komplexen<br />
Systemlösungen auszubauen, die mehrere<br />
Automationseinheiten und Laseranlagen<br />
umfassen. Automationslösungen<br />
von Remmert sind dem<br />
Unternehmen zufolge bereits mit Laseranlagen<br />
von Bystronic, Kimla, LVD,<br />
Mazak, Messer und Trumpf im Markt.<br />
Auf der Blechexpo 2017 hat Remmert<br />
erfolgreiche Projekte aus der<br />
Blechverarbeitung vorgestellt und die<br />
modularen Varianten des Laser FLEX<br />
4.0 gezeigt – von der Einzellösung<br />
über die kompakte Blechzelle bis zum<br />
vollautomatisierten System. 2<br />
[ Kontakt ]<br />
Remmert GmbH<br />
Brunnenstraße 113<br />
D-32584 Löhne<br />
Tel. +49 5732 896-0<br />
www.remmert.de<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Neue Plattform<br />
Digitalisierte Produktionskette<br />
Blechbearbeitung<br />
Lantek, Experte für Softwarelösungen für die Blechbearbeitung,<br />
präsentierte auf der Blechexpo 2017 seine neue<br />
Plattform: Lantek Synergy. Die Plattform digitalisiert den gesamten<br />
Produktionsprozess. „Es geht nicht um das, was Sie<br />
wissen – es geht um das, was Sie mit dem tun, was Sie wissen“,<br />
sagt Christoph Lenhard, diplomierter Maschinenbauingenieur<br />
und Lantek-Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz. Die neue Plattform zielt darauf ab, die in<br />
jedem Unternehmen vorhandenen Daten aus Ein- und Verkauf,<br />
Produktion und Lager zu analysieren und nutzbar zu machen.<br />
Mit Lantek Synergy wolle man den Kunden ein neues Instrument<br />
an die Hand geben, das abschnittsweise die gesamte<br />
Produktionskette betrachtet – vom Zulieferer bis zum Endkunden<br />
– und bei Bedarf auch mehrere Betriebe und Unternehmen<br />
miteinander verbinden kann.<br />
Um sich ein plastisches Bild der Plattfrom und ihren Fähigkeiten<br />
zu verschaffen, fanden Besucher der Blechexpo Lantek-<br />
Stand zwei Touch-Screens, an denen die neue digitale Plattform<br />
spielerisch erkundet werden konnte.<br />
ONLINE<br />
TOOL<br />
BOX<br />
einfach, online, schnell<br />
Lantek Synergy stelle den vorläufigen Höhepunkt der Möglichkeiten<br />
zur digitalen Transformation dar, so das Unternehmen.<br />
Das umfassende Software-Portfolio von Lantek sei aber auch<br />
für Blechbearbeiter interessant, die erst über Digitalisierung<br />
nachdenken oder bereits Teilbereiche ihrer Produktion oder<br />
Verwaltung digitalisiert haben.<br />
[ Info ]<br />
www.lantek.de<br />
24/7<br />
Sendungsverfolgung<br />
– dann wenn Sie sie brauchen<br />
Neue Teilerichtmaschine<br />
verarbeitet bis zu 50 % dickere Bleche<br />
Die Kohler Maschinenbau GmbH, Spezialistin für Richttechnik,<br />
hat ihre Teilerichtmaschine Peak Performer umfassend weiterentwickelt<br />
und erreicht eigenen Angaben zufolge eine signifikante<br />
Leistungserhöhung. Bei gleicher Streckgrenze des Materials<br />
richtet der Peak Performer jetzt bis zu 50 % dickere<br />
Bleche. Damit positioniere man sich „mit deutlichem Abstand“<br />
an der Spitze des Marktes, so das Unternehmen.<br />
Neben dem erweiterten Arbeitsbereich wartet die neue Maschinengeneration<br />
auch mit wendbaren Richtwalzen sowie mit<br />
einem überarbeiteten Antriebskonzept auf. Mit der bewährten<br />
und wirtschaftlichen elektromechanischen Richtspaltregelung<br />
GAP-Control und dem intelligenten 4-Punkt-Überlastschutz<br />
sorgt die Peak-Performer-Teilerichtmaschine darüber hinaus in<br />
der Blechverarbeitung für höchste Präzision und Effizienz.<br />
[ Info ]<br />
www.kohler-germany.com<br />
und die Tool Box bietet mehr:<br />
Infos über Verfügbarkeit,<br />
Anfragen und Bestellungen aufgeben,<br />
Integration in Ihre Warenwirtschaft u.v.m.!<br />
Voß 11<br />
Voß/Voss: 11 x vertreten in Europa und darüber<br />
hinaus, unterstützt durch 200 Mitarbeiter<br />
Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG<br />
Telefon: +49 0 40 700165-0<br />
www.voss-edelstahl.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
31<br />
NUR FÜR DEN FACHHANDEL
Messen<br />
und Märkte<br />
Berichte<br />
Messe A+A 2017 setzte neue Maßstäbe<br />
Arbeitsschutz boomt<br />
Käufer von persönlicher<br />
Schutzausrüstung<br />
schätzen eine<br />
wachsende Auswahl<br />
der verfügbaren Produktvarianten<br />
– etwa<br />
bei Sicherheitsschuhen.<br />
Mit Bestmarken ist im Oktober die Messe für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin A+A 2017 zu Ende<br />
gegangen. Insgesamt 1.930 Aussteller aus 63 Nationen und mehr als 67.000 Fachbesucher kamen zur<br />
nach Veranstalterangaben größten Branchenmesse der Welt nach Düsseldorf – eine neue Bestmarke.<br />
Die „globale Leitmesse“ für Persönlichen Schutz, Betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der<br />
Arbeit zeigte damit gemeinsam mit dem parallel durchgeführten Internationalen Kongress für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin die enorme Bedeutung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz.<br />
Ein viel diskutiertes Thema<br />
war auf der A + A die Digitalisierung,<br />
die auch für die Gesundheitsbranche<br />
und Arbeitsschutzbranche längst<br />
keine Zukunftsmusik mehr ist. Von<br />
smarter Skinsensorik zur Messung<br />
von Vitalparametern über rückenschonende<br />
Exoskelette bis hin zu<br />
einem intelligenten Flottenmanage-<br />
ment, Datenbrillen und sensorgesteuerter<br />
Absturzsicherung: Die Zukunft<br />
der Arbeit ist jetzt. Das machte die<br />
Messe A+A im Oktober deutlich.<br />
Zukunft der Arbeit ist jetzt<br />
Quer durch die Hallen der Messe<br />
Düsseldorf zeigten namhafte Aussteller<br />
wie 3M, BORNACK, Honey-<br />
well, Uvex oder das Institut für<br />
Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (IFA) Highlights<br />
zu „Smart PSA“, „Digitalisierung<br />
der Arbeit“ und „Digitale<br />
Anwendungen und Lösungen" – vom<br />
Prototyp zum Serienprodukt. Dabei<br />
thematisiert wurden auch Aspekte<br />
wie die Umgestaltung von Arbeits-<br />
Fotos: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann<br />
Sicher und ein bisschen elegant – die PSA-Hersteller kommen<br />
dem Wunsch der Kunden entgegen, auch in Sicherheitsausrüstung<br />
(und seien es nur Handschuhe) eine gute Figur zu machen.<br />
Eines der wichtigen Themen auf der A+A 2017:<br />
die Digitalisierung – hier in Form einer Datenbrille.<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
prozessen für die alternde Bevölkerung<br />
oder die Berücksichtigung der<br />
veränderten Ansprüche der jüngeren<br />
Generation an die Berufswelt.<br />
Das gute Investitionsklima sowie<br />
das Interesse der Fachbesucher an<br />
qualitativ hochwertigen Schutzausrüstungen<br />
und Schutzbekleidung<br />
wurde bestätigt durch eine aktuelle<br />
Studie zum deutschen Markt für Persönliche<br />
Schutzausrüstungen, die<br />
zur A+A 2017 vom Marktforschungsunternehmen<br />
macrom veröffentlicht<br />
wurde. Demnach wuchs das Volumen<br />
des deutschen PSA-Gesamtmarkts<br />
zwischen 2014 und 2016 um<br />
9,2 % auf insgesamt 1,97 Mrd. €. Mit<br />
größtem Marktanteil bedeutendstes<br />
Segment ist Schutzbekleidung, die<br />
vermehrt auch im Privaten getragen<br />
werde.<br />
„War Schutzbekleidung früher<br />
meist unbequem und nicht besonders<br />
modisch, so zeigen sich Mitarbeiter<br />
heute vergleichsweise gerne<br />
darin in der Öffentlichkeit. Durch<br />
die Entwicklung von Hightech-Bekleidung<br />
in der Sport- und Outdoorbranche<br />
muss der Mensch auch bei<br />
der Arbeit nicht mehr auf Top-Design<br />
bei optimaler Performance verzichten“,<br />
so Birgit Horn, Director der<br />
A+A 2017.<br />
Fachkongress auf hohem Niveau<br />
Parallel zur Messe fand auch der<br />
Internationale Kongress für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin statt, der<br />
traditionell von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
für Sicherheit und<br />
Gesundheit bei der Arbeit e.V. (Basi)<br />
ausgerichtet wurde. Rund 5.000 Kongressbesucher<br />
strömten insgesamt<br />
während der vier Messetage in das<br />
CCD Congress Center Düsseldorf<br />
Süd, um sich über das vielfältige Themenspektrum<br />
zu informieren. In den<br />
60 Veranstaltungsreihen ging es<br />
unter anderem um Produktionsarbeit<br />
am Standort Deutschland mit<br />
älter werdenden Belegschaften, um<br />
positive Aspekte der Digitalisierung<br />
und um psychische Belastungen mit<br />
Fokus auf kleine Unternehmen und<br />
deren Arbeitsbedingungen. 2<br />
[ Info ]<br />
Die nächste A+A findet vom 5. bis<br />
8. November 2019 in Düsseldorf statt.<br />
Aktuelle Studie bestätigt Trend<br />
Deutscher Markt für persönliche<br />
Schutzausrüstung wächst<br />
Das Wachstum des deutschen PSA-Marktes liegt über der Zunahme<br />
des Bruttosozialproduktes. Das hat eine aktuelle Studie anlässlich der<br />
des Marktforschungsunternehmens macrom gezeigt. Die Anbieter<br />
von persönlicher Schutzausrüstung profitierten aktuell von einem<br />
Zusammenwirken zahlreicher günstiger Faktoren – allen voran die gute<br />
Konjunkturlage Deutschlands und die hohe Zahl der Erwerbstätigen.<br />
Wirkung zeigte auch die kontinuierliche<br />
Aufklärungsarbeit der<br />
Hersteller, des Handels und der Berufsgenossenschaften.<br />
Zusätzlich gelinge es den Herstellern,<br />
mit komfortablen und design -<br />
orientierten Produkten die Akzeptanz<br />
der Anwender von PSA zu steigern. Die<br />
Versorgung mit qualitativ hochwertigen<br />
Schutzprodukten nehme dabei auch<br />
zu, weil viele Einkäufer in den Unternehmen<br />
vor dem Hintergrund einer<br />
guten Geschäftslage und voller Auftragsbücher<br />
alles unternähmen, um die<br />
Motivation der Mitarbeiter zu steigern<br />
und jegliche Risiken, die sich auf die Produktivität<br />
auswirken können, zu vermeiden.<br />
Auch die kontinuierlich steigende<br />
Anzahl älterer Erwerbspersonen vermittle<br />
Impulse zu qualitativem Wachstum,<br />
da zunehmend Produkte nachgefragt<br />
werden, die gerade dieser<br />
Zielgruppe die Arbeit mit Schutzausrüstung<br />
erleichtern oder länger ermöglichen<br />
sollen. Die starke Baukonjunktur<br />
der letzten Jahre hat macrom zufolge<br />
auch in diesem Sektor dazu geführt,<br />
dass der Bedarf an Schutzprodukten<br />
deutlich über das Maß der reinen Zunahme<br />
der Beschäftigtenanzahl hinaus<br />
gestiegen ist.<br />
Der Markt erhalte auch dadurch<br />
einen Wachstumsschub, dass es den<br />
PSA-Anbietern gelungen sei, die sinkenden<br />
Potentiale, die durch Umstrukturierung<br />
oder Verlagerungen von Arbeitsprozessen<br />
verursacht werden, sogar<br />
mehr als lediglich zu kompensieren.<br />
Als ein weiteres Beispiel für die Schaffung<br />
neuer PSA-Vermarktungsmöglichkeiten<br />
durch Innovation nennt die Studie<br />
die seit Jahren dynamisch wachsende<br />
Produktgruppe der Anstoßkappen. Durch<br />
dieses Segment würden in immer größerem<br />
Umfang Zielgruppen erschlossen, in<br />
deren Arbeitsalltag zwar das Risiko von<br />
leichten Kopfverletzungen besteht, die<br />
jedoch nicht der Verpflichtung zum Tragen<br />
von Kopfschutz unterliegen. Solche<br />
Zielgruppen finden sich beispielsweise bei<br />
Tätigkeiten in der Logistikbranche oder<br />
bei Montage- und Reparaturarbeiten.<br />
Als letzten zentralen Faktor für das dynamische<br />
Wachstum des Marktes für persönliche<br />
Schutzausrüstung sieht die Studie<br />
die Entwicklungen auf der<br />
Handelsebene. In das boomende PSA-<br />
Segment seien zahlreiche Händler eingestiegen,<br />
die bereits in anderen B-to-B-<br />
Bereichen aktiv sind und ihre<br />
Umsatzpotentiale durch Cross-Selling<br />
ausweiten wollen. Dies steigere auch die<br />
Aufmerksamkeit für die Produkte und<br />
stimuliere auf diesem Weg den Absatz.<br />
Das Zusammenwirken all dieser<br />
Trends habe in Summe dazu geführt, dass<br />
die Attraktivität des mit Abstand wichtigsten<br />
Absatzmarktes für persönliche<br />
Schutzprodukte in Europa weiter zugenommen<br />
hat. Aktuell srpächen alle Anzeichen<br />
dafür, dass sich diese erfreuliche<br />
Entwicklungslinie weiter fortzeichnen<br />
wird. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
33
Messen<br />
und Märkte<br />
Schwerpunkt EMO<br />
Vernetzen und Vertrauen<br />
Welche Herausforderungen die EMO in Hannover offengelegt hat<br />
„Connecting systems for intelligent production“ lautete<br />
das Motto der diesjährigen EMO. Dabei zeigte die Branche der<br />
Metallbearbeitung Mitte September wirtschaftliche und technische<br />
Zukunftsfähigkeit.<br />
Dies gilt insbesondere, weil die Digitalisierung klassische Herausforderungen<br />
der Produktion besser zu bewältigen hilft, wie es bereits<br />
die Vorberichterstattung und die Hauptdokumentation in<br />
dieser Fachzeitschrift deutlich gemacht haben (7/8 2017, S. 22ff<br />
und 9/2017, S. 28f sowie 10/2017, S. 22ff).<br />
Die großen Felder des Fortschritts waren dabei die Werkstoffwissenschaften,<br />
das Wissensmanagement und die Wirtschaftswissenschaften<br />
(vgl. die nachfolgende und abschließende Fortsetzung<br />
der Messeberichterstattung zur EMO.<br />
Hannover bereitete der „Welt der Metallbearbeitung“, wie es im<br />
Untertitel zur EMO heißt, nach vierjähriger Pause einen ganz großen<br />
Bahnhof: Zur Eröffnung kamen Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier sowie u.a. der niedersächsische Ministerpräsident<br />
Stephan Weil.<br />
Datenmengen ebnen den Weg für maschinelles Lernen<br />
Der Appetit kommt beim Messen<br />
Zwischen Faszination und leichtem Unbehagen – so etwa ließ sich auch auf der EMO das Gefühl<br />
beschreiben, das selbst Experten beim Thema der künstlichen Intelligenz bisweilen beschleicht.<br />
Kognitive Systeme beispielsweise können Sorgen vor menschlichem Kontrollverlust auslösen.<br />
Als Kerntechnologie der Industrie 4.0 dürften selbstlernende Systeme aber trotzdem den Weg in<br />
die Fabriken finden, wenn sie schrittweise eingeführt werden und beweisen, dass mit dieser Art<br />
von Wissensmanagement Geld verdient werden kann.<br />
„Der Appetit kommt<br />
beim Messen.“<br />
Dr. Cord Winkelmann,<br />
Geschäfts -<br />
führer der Bremer<br />
Sensosurf GmbH<br />
Foto: Sensosurf<br />
Als Teilgebiet der künstlichen<br />
Intelligenz (KI) ist vor allem machine<br />
learning (maschinelles Lernen, ML)<br />
für die industrielle Fertigung relevant.<br />
ML versetzt Systeme in die<br />
Lage, ihre Umgebung zu verstehen,<br />
Handlungen zu planen, auf Hindernisse<br />
zu reagieren und mit Menschen<br />
zu kommunizieren.<br />
Dabei lernen Maschinen, anhand<br />
von Betriebsdaten und intelligenten<br />
Algorithmen eigenständig<br />
wiederkehrende Muster und Objekte<br />
zu erkennen. Das erlernte Wissen<br />
kann dann auf unbekannte und<br />
unsortierte Daten angewendet werden.<br />
So lassen sich Fehlerquellen<br />
identifizieren, Prozesse planen und<br />
optimieren, Prognosen erstellen.<br />
Dass Maschinelles Lernen derzeit<br />
einen Hype erlebt, obwohl das Konzept<br />
eigentlich aus den 80er-Jahren<br />
stammt, ist den modernen Möglichkeiten<br />
der Datenverarbeitung zu<br />
verdanken. Erst mit Big-Data-Anwendungen,<br />
hohen Rechnerleistungen<br />
und riesigen Cloud-Speichern<br />
entstand die passende Infrastruktur,<br />
die zunächst vor allem Internet-Giganten<br />
für sich zu nutzen<br />
wussten. Doch die Industrie zieht<br />
nach.<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
„Aus der Perspektive der Robotik<br />
verfolgen wir sehr aufmerksam, was<br />
Akteure im Weltmarkt wie Google<br />
und Amazon mit ihren IT-Kompetenzen<br />
und Infrastrukturen entwickeln<br />
und mit Bezug zur Produktionstechnik<br />
erforschen“, bestätigt<br />
Prof. Jörg Krüger, Leiter des<br />
Geschäftsfelds Automatisierungstechnik<br />
des Fraunhofer Instituts für<br />
Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik<br />
(IPK), Berlin. Doch eins<br />
zu eins umsetzen lassen sich die Beispiele<br />
aus den IT-Konzernen eben<br />
nicht ohne weiteres auf industrielle<br />
Anwendungen.<br />
„Künstliche Intelligenz ist ein wichtiges<br />
Zukunftsthema“, sagt Dr. Wilfried<br />
Schäfer, Geschäftsführer des<br />
VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />
und Veranstalter<br />
der EMO Hannover 2017, Weltleitmesse<br />
der Metallbearbeitung.<br />
„Daher sollten sich auch kleine und<br />
mittelständische Unternehmen in<br />
der Produktion mit machine learning<br />
befassen, um rechtzeitig Möglichkeiten<br />
für die eigene Entwicklung<br />
ableiten zu können.“<br />
Große Datenmengen sind eine<br />
Voraussetzung für Maschinelles Lernen.<br />
Für eine zügige Marktdurchdringung<br />
gilt als entscheidend, dass<br />
Informationen generiert werden, die<br />
sich vom ersten Moment an rechnen.<br />
Dazu gehört die Datenauswertung<br />
an der Maschine, die Vernetzung<br />
der Maschinen untereinander,<br />
das Erkennen des Charakteristischen<br />
an dem, was passiert. „Der<br />
Appetit kommt beim Messen.“ Das<br />
meint Dr. Cord Winkelmann, Geschäftsführer<br />
der Bremer Sensosurf<br />
GmbH. Ziel des Unternehmens ist es,<br />
Technologien der Mikrosystemtechnik<br />
in die rauen Umgebungsbedingungen<br />
des Maschinenbaus zu transferieren.<br />
2<br />
Warum und wie Erdwich mit Materialien sorgsam umgeht<br />
Werkstoffe sind Wertstoffe<br />
In den Werkstoffwissenschaften hat sich in den vergangenen Jahren ein sorgfältiger Umgang mit<br />
diesen Wertstoffen etabliert. In diesen Trend passten auf der diesjährigen EMO Maschinenangebote<br />
von Erdwich, denn: Viele Materialien müssen vor dem weiteren Verarbeitungsprozess zerkleinert<br />
werden – dazu zählen unterschiedliche Späne und Stanzteile aus Kunststoff und Metall, aber auch<br />
wertvolle Edelmetalle wie Gold und Silber sowie Laborproben.<br />
Bei diesen Vorgängen bleibt<br />
häufig ein Teil des Rohstoffes in der<br />
Zerkleinerungsmaschine zurück.<br />
Um das kostbare Material zurückzugewinnen,<br />
musste die Anlage bisher<br />
mit hohem Zeit- und Arbeitsaufwand<br />
geöffnet und gesäubert werden.<br />
Die Erdwich Zerkleinerungssysteme<br />
GmbH hat deshalb ihre Einwellenzerkleinerer<br />
M400 und M600 mit<br />
einer hydraulischen Easy-Cleaning-<br />
Konstruktion ausgestattet, die es<br />
erlaubt, die Maschine mit geringem<br />
Aufwand zu öffnen und eine Reinigung<br />
durchzuführen. Die optimierten<br />
Modelle wurden in diesem Jahr<br />
erstmals ausgestellt.<br />
Die Einwellenzerkleinerer M400<br />
beziehungsweise M600 werden in<br />
vielen Branchen eingesetzt. Unter<br />
anderem zerkleinern sie Plastik- und<br />
Metallspäne, Guss- und Stanzteile,<br />
Krankenhausmüll und Elektroschrott,<br />
aber auch Zinkschlacke, Aluminium,<br />
Stahl sowie Kunststoff und<br />
bereiten in Zementwerken Ersatzbrennstoffe<br />
zur Analyse im Labor<br />
vor. Für besonders sensible Bereiche<br />
Foto: Erdwich<br />
wurden die Anlagen nun noch einmal<br />
überarbeitet und optimiert:<br />
„Beide Modelle sind nun auf<br />
Wunsch mit einer Easy-Cleaning-<br />
Hydraulikeinrichtung ausgestattet.<br />
Dadurch kann die Anlage auf Knopfdruck<br />
aufgeklappt werden, um den<br />
Sammelbehälter und das Schneidwerk<br />
der Maschine zu reinigen.“ Das<br />
sagte Jürgen Graf, Vertriebsleiter<br />
der Erdwich Zerkleinerungssysteme<br />
GmbH. Vorteile bringe das vor allem<br />
in Branchen, wo mit empfindlichen<br />
Bei Zerkleinerungsprozessen<br />
können<br />
in der Maschine<br />
Materialreste<br />
zurückbleiben. Um<br />
solchen Materialverlust<br />
zu vermeiden,<br />
verfügen die<br />
Einwellenzerkleinerer<br />
von Erdwich<br />
deshalb nun über<br />
eine Easy-Cleaning-<br />
Funktion mit spezieller<br />
Hydraulik.<br />
oder sehr wertvollen Materialien gearbeitet<br />
wird. Dort müssten die Proben<br />
häufig aufbereitet und zerkleinert<br />
werden, bevor sie auf ihre<br />
chemische Zusammensetzung hin<br />
analysiert werden könnten. Dabei<br />
dürften die untersuchten Materialien<br />
jedoch auf keinen Fall durch<br />
Rückstände von vorher zerkleinerten<br />
Proben verunreinigt werden –<br />
eine regelmäßige Reinigung der<br />
Shredderanlage sei somit unabdingbar.<br />
2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
35
Messen<br />
und Märkte<br />
Schwerpunkt EMO<br />
Mehrwert mit Maschinen<br />
Digitalisierung im Detail<br />
Wer steigende Variantenvielfalt und Produktindividualisierung wirtschaftlich managen will, muss<br />
IT-gestützt komplexe Produktionssysteme beherrschen. Wie diese Art von Wirtschaftswissenschaften<br />
bis ins Detail hinein funktioniert, zeigten bei der EMO in Hannover zahlreiche Unternehmen, z.B.<br />
Thiermann sowie Bomar – und die Wissenschaftler des Fraunhofer IWU:<br />
Mit der »Maschine 4.0« präsentieren<br />
die Chemnitzer einen ganzheitlichen<br />
Ansatz zur konsequenten Digitalisierung<br />
in der Produktion. Das Ziel:<br />
Konkreter Mehrwert mit bis zur 100-<br />
Prozent-Produktion.<br />
„Industrie 4.0 bedeutet nicht, digitale<br />
Insellösungen zu schaffen“, sagte<br />
dort Prof. Matthias Putz, Institutsleiter<br />
am Fraunhofer IWU. Industrie 4.0 bedeute,<br />
ganzheitlich zu denken und die<br />
Digitalisierung im Sinne konkreter<br />
Mehrwerte systematisch umzusetzen.<br />
Mit der sogenannten Maschine 4.0<br />
verfolgen die Chemnitzer das Ziel einer<br />
100-Prozent-Produktion. Möglich wird<br />
dies durch vollvernetzte Maschinen,<br />
die ihren Zustand selbstständig überwachen,<br />
mit ihrer Umwelt kommunizieren<br />
und vorausschauend arbeiten.<br />
Exemplarisch konnte man dies zur<br />
EMO in Hannover anhand einer zunächst<br />
virtuellen Umformpresse erleben.<br />
Das Konzept der Maschine 4.0 geht<br />
dabei konsequent von einer Trias aus<br />
Technologie, System und Digitalisierung<br />
aus. Die integrative Betrachtung<br />
der technologischen Prozesse innerhalb<br />
eines darauf abgestimmten maschinellen<br />
Systems und einer zielgerichteten<br />
Digitalisierung sind die<br />
Voraussetzung, um die angestrebten<br />
Mehrwerte zu erreichen.<br />
Thiermann<br />
Vor solchen Hintergründen und mit<br />
einem repräsentativen Querschnitt<br />
ihres umfangreichen Produktangebots<br />
war die Ingenieurbüro Thiermann<br />
GmbH (IBT) in Hannover vertreten. Der<br />
Spezialist für Werkzeugmaschinen-<br />
Zubehör zeigte Lösungen für eine wirtschaftliche<br />
Zerspanung:<br />
z Zu sehen war u.a. das Spannsystem<br />
Mitee-Bite, das die Rüstzeiten beim<br />
Anwender deutlich reduzieren soll.<br />
IBT hat für Mitee-Bite ein umfangreiches<br />
Lieferprogramm geschaffen. So<br />
Foto: ITB<br />
Das modulare Schlauchsystem Loc-Line-Flexi soll Kühlmittel effizient zu- und abführen.<br />
Auch zum Ausblasen von Werkstücken sei es geeignet, informierte die ITB Ingenieurbüro<br />
Thiermann GmbH auf der EMO.<br />
seien Formschluss-Spannexzenter<br />
besonders gut für leicht verformbare<br />
Werkstücke und solche mit ungewöhnlicher<br />
Kontur geeignet. Beim<br />
Spannen von Gussteilen würden<br />
Sechskant-Klemmen punkten.<br />
z Die aus leichtem, eloxiertem Aluminiumguss<br />
gefertigte Piranha Cooling-<br />
Line ist ein robustes und vielseitiges<br />
System mit der Aufgabe, Kühlmittel<br />
präzise zuzuführen. Es arbeitet bei<br />
Drücken bis 80 bar. Die Linie ist mit<br />
½ und ¼ Zoll verfügbar und lasse<br />
sich mit verschiedenen Gewinde -<br />
anschlüssen auf alle gängigen Werkzeugträger<br />
montieren. Neben der<br />
Kühlung eigne sich das System auch<br />
für Pneumatik-Anwendungen.<br />
z IBT zeigte auch das modulare<br />
Schlauchsystem Loc-Line Flexi. Es<br />
eigne sich für die Zu- und Abfuhr von<br />
Kühlmitteln und das Ausblasen oder<br />
Auswaschen von Werkstücken –<br />
ebenso wie zum Absaugen von Spänen,<br />
Grob- und Feinstaub sowie von<br />
Dämpfen. Loc-Line Flexi sei positions-<br />
und vibrationsstabil und lasse<br />
sich einfach an die jeweilige Bearbeitungsaufgabe<br />
anpassen.<br />
Bomar<br />
Einen „Schlüssel zur wirtschaftlichen<br />
Sägeplanung“ präsentierte auf der EMO<br />
erstmals der tschechische Sägenhersteller<br />
BOMAR spol s.r.o.: sawmana-<br />
ger. Diese Softwarelösung soll durch<br />
eine effiziente Schnittlängenoptimierung<br />
sowie die Berücksichtigung von<br />
Kapazitäten eine wirtschaftliche Sägeplanung<br />
ermöglichen. Eine solche<br />
Optimierung ziele auf eine effektive<br />
Aufteilung des zu trennenden Stangenmaterials<br />
ab, so dass möglichst nur ein<br />
sehr geringer Entfall bzw. Verschnitt<br />
zustande kommt. Auf diese Weise lasse<br />
sich eine hohe Rendite aus den Stangen,<br />
eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
sowie ein Beitrag zur Schonung<br />
der Umwelt erreichen. Darüber<br />
hinaus ermittele die Software den zeitlichen<br />
Aufwand für den Einzelzuschnitt<br />
und somit für den gesamten Auftrag<br />
an einer Säge.<br />
Hierzu verfügt der sawmanager<br />
über eine Datenbank mit Technologiedaten<br />
in Bezug auf Werkstoff, Sägebänder<br />
sowie -blätter und -maschine.<br />
Die mit der Implementierung der Software<br />
bereitgestellten 27.000 Werkstoffdaten<br />
ließen sich noch um kundenspezifisch<br />
relevante Werkstoffe<br />
ergänzen. Sollte sich während der Eingabe<br />
eines Auftrags herausstellen, dass<br />
bereits ein Vorgang mit gleichen<br />
Schnittdaten im System existiert, liefere<br />
das System einen entsprechenden<br />
Hinweis. So könnten die schon vorhandenen<br />
Daten und gegebenenfalls zugehörige<br />
Optimierungsberechnungen<br />
übernommen werden. 2<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Bilanz zur Welt der Metallbearbeitung<br />
Schaufenster für den Markt<br />
Als Garant für gute Geschäfte, Schaufenster für den internationalen<br />
Markt, Taktgeber für die Zukunft der Produktion – so haben<br />
Aussteller die EMO Hannover 2017 beschrieben. Nach sechs turbulenten<br />
Messetagen hatten sich die mehr als 2.200 internationalen<br />
Hersteller von Produktionstechnik mit vollen Auftragsbüchern und<br />
bester Stimmung aus Hannover verabschiedet – bis 2019.<br />
„Mehr Geschäft, mehr Internationalität<br />
und mehr Innovationen: Die<br />
Messe hat einmal mehr ihre Position<br />
als Weltleitmesse für die Metallbearbeitung<br />
bewiesen“, resümierte Carl<br />
Martin Welcker, Generalkommissar<br />
der EMO Hannover 2017. Sie sei die<br />
wichtigste Herstellermesse weltweit<br />
und gebe den Takt für die globalen<br />
Trends in der Produktionstechnik an.<br />
Und sie treibe das Geschäft spürbar<br />
voran: Laut Umfrage wollen die EMO-<br />
Besucher in den kommenden 24 Monaten<br />
mehr als 20 Mrd. € in Produktionstechnik<br />
investieren. Allein in der<br />
EMO-Woche wurden Verträge mit<br />
einem Volumen von 8 Mrd. € unterzeichnet,<br />
so die Veranstalter.<br />
Mit ihrem Motto „Connecting systems<br />
for intelligent production“ habe<br />
die EMO Hannover den Nerv der Zeit<br />
getroffen und vor allem Besucher aus<br />
dem Ausland angezogen. Mit unterschiedlichem<br />
Fokus spiegelten sich<br />
im Angebot der meisten Aussteller<br />
erstmals in großem Stil vielfältige Lösungen<br />
zur Vernetzung, Applikationen<br />
zur Datenanalyse und neue Services<br />
wider. Da ging es um vernetzte<br />
Systeme, auch zwischen verschiede-<br />
nen Partnern, cloudbasierte Maschinenüberwachungssysteme,<br />
Simulationssoftware,<br />
Augmented Reality für<br />
die Maschineninstandhaltung, Blockchain-Technologie<br />
für sichere Datenübertragung,<br />
neue Geschäftsmodelle<br />
u.v.m.<br />
Davon wollten sich vor allem die<br />
ausländischen Besucher ein Bild machen.<br />
Von den gut 130.000 Fachbesuchern<br />
reiste mehr als die Hälfte aus<br />
dem Ausland auf die EMO Hannover<br />
und informierte sich über die Zukunft<br />
der Produktion. 70 % der ausländischen<br />
Gäste kamen aus Europa. Besonders<br />
deutlich stieg die Zahl der<br />
Fachbesucher aus Asien.<br />
Schon jetzt blickt die Branche erwartungsvoll<br />
auf 2019. „Die Themen<br />
Digitalisierung und Vernetzung werden<br />
uns auch in zwei Jahren noch intensiv<br />
beschäftigen“, ist sich Generalkommissar<br />
Welcker sicher. „Dann<br />
werden wir sicher noch genauer wissen,<br />
wo die Reise hingeht.“ Die EMO<br />
Hannover 2019 findet vom 16. bis 21.<br />
September 2019 statt. 2<br />
Übersicht zum Messejahr 2018<br />
Produkt- und prozessbezogen<br />
Unabhängig von der nächsten EMO in Hannover – im Jahr 2019 (vgl. vorstehende Berichterstattung): Produkt- und/<br />
oder prozessbezogen gibt sich auch das Messejahr 2018, wenn es um für die Stahldistribution wichtige Veranstaltungen<br />
geht. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind die entsprechenden Präsentationen nachfolgend chronologisch<br />
aufgeführt. Über einige von ihnen wird die Redaktion des <strong>Stahlreport</strong> im Laufe des Jahres berichten:<br />
z Baufachtage West (INDUSTRIAL BUIL-<br />
DING; CONSTRUCT IT; aqua alta, Infra-<br />
Tech), 10.-12.1.18, Essen<br />
z SWISSBAU, 16.-20.1.18, CH-Basel<br />
z NORTEC, Fachmesse für Produktion, 23.-<br />
26.1.18, Hamburg<br />
z LEARNTEC – Leitmesse für digitale Bildung,<br />
30.1.-1.2.18, Karlsruhe<br />
z METAV, Messe für Technologien der Metallbearbeitung,<br />
20.-24.2.18, Düsseldorf<br />
z INTERNATIONALE EISENWARENMESSE,<br />
4.-7.3.18, Köln<br />
z LogiMAT, Internationale Fachmesse für<br />
Distribution/Intralogistik, 13.-15.3.18,<br />
Stuttgart<br />
z TUBE, Internationale Rohr-Fachmesse,<br />
16.-20.4.18, Düsseldorf<br />
z WIRE, Internationale Fachmesse für Draht<br />
und Kabel, 16.-20.4.18, Düsseldorf<br />
z PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle<br />
Lackiertechnik, 17.-20.4.18, Karlsruhe<br />
z HANNOVER MESSE, u.a. mit der CeMAT<br />
(Weltleitmesse der Intralogistik), Industrial<br />
Supply (Leitmesse für innovative Zulieferlösungen<br />
und Leichtbau), 23.-27.4.18,<br />
Hannover<br />
z Control, Internationale Fachmesse für<br />
Qualitätssicherung, 24.-27.4.18, Stuttgart<br />
z SurfaceTechnology (Fachmesse für Oberflächentechnik)/LASYS<br />
(Fachmesse für<br />
Laser-Materialbearbeitung)/CastForge<br />
(Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile<br />
mit Bearbeitung), 5.-7.6.18, Stuttgart<br />
z CeBIT, Eventplattform und Festival für<br />
digitale Technologie, 11.-15.6.18, Hannover<br />
z ACHEMA, Weltleitmesse der Prozessindustrie,<br />
11.-15.6.18, Frankfurt/Main<br />
z INTERGALVA, Fachausstellung zum<br />
Stückverzinken, 17.-22.6.18, Berlin<br />
z Saw expo, Messeplattform für das Sägen,<br />
19,-22.6.18, Augsburg<br />
z Eurobike, Internationale Fahrradmesse,<br />
30.8.-2.9.18, Friedrichshafen<br />
z AMB, Messe für spanende und abtragende<br />
Bearbeitung, 18.-22.9.18, Stuttgart<br />
z Parts2clean, internationale Leitmesse für<br />
industrielle Teile- und Oberflächenreinigung,<br />
23.-25.10.18, Stuttgart<br />
z Arbeitsschutz Aktuell, 23.-25.10.18, Stuttgart<br />
z EuroBLECH, internationale Technologiemesse<br />
für Blechbearbeitung, 23.-26.10.18,<br />
Hannover<br />
z Valve World Expo, internationale Fachmesse<br />
für Armaturen, 27.-29.11.18, Düsseldorf<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
37
BDS<br />
Research<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Es geht voran<br />
Das Jahr 2017 verläuft für die deutsche Stahldistribution zu größten Teilen erfreulich. Nach einem<br />
mengenmäßig eher durchschnittlichen Start ins Jahr konnte im März erstmals ein ungewöhnlich<br />
hoher Lagerabsatz erzielt werden. Auch der Mai war außerordentlich gut. Die Sommermonate Juni,<br />
Juli und August verliefen ebenfalls sehr passabel. Über ein Sommerloch konnte im Gegensatz zu<br />
anderen Jahren nicht geklagt werden. Der Ende 2016 gestartete Preisaufbau hat sich in den ersten<br />
Monaten des Jahres 2017 fortgesetzt und dann eine Pause eingelegt. Im Sommer zogen die Preise<br />
dann bei allen Produkten wieder an, besonders kräftig bei Langmaterial.<br />
Foto: privat<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis August 2017<br />
vorliegenden Zahlen.<br />
Lagerabsatz<br />
Im Januar und Februar wurden jeweils<br />
etwas mehr als 900.000 t. Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Das<br />
Geschäft im März profitierte nicht<br />
nur von einer guten Beschäftigungslage<br />
der Kunden, sondern auch von<br />
satten 23 Arbeitstagen. Es wurden<br />
1,06 Mio. t. abgesetzt. Dies ist ein<br />
Volumen, das letztmals im Mai 2011<br />
erreicht wurde. Die Ausgleichsbewegung<br />
folgte dann im April mit Ostern,<br />
lediglich 18 Arbeitstagen und einem<br />
Absatz von knapp 860.000 t. Trotz<br />
der Feiertage konnten im Mai knapp<br />
über 1 Mio.t. abgesetzt werden. Auch<br />
der Juni und der Juli verliefen sehr<br />
ordentlich. Dies lässt sich auch über<br />
den August berichten. Es wurden<br />
etwas über 974.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Dies sind<br />
knapp 9 % mehr als im Vorjahresmonat.<br />
Besonders dynamisch verliefen<br />
in den ersten acht Monaten die Lagerabsätze<br />
bei Betonstahl sowie Bandblech<br />
und oberflächenveredeltem<br />
Blech.<br />
Das Geschäft bei Trägern und<br />
Quartoblech gestaltete sich hingegen<br />
schwächer als in der Vorjahresperiode.<br />
Der Absatz von Stabstahl<br />
zeigte sich stabil. Insgesamt wurde<br />
bei Walzstahlfertigerzeugnissen in<br />
den ersten acht Monaten des Jahres<br />
2017 4,5 % mehr Menge als im Vorjahreszeitraum<br />
abgesetzt. Sollte sich<br />
dieser Trend in den kommenden Monaten<br />
fortsetzen, könnte bis zum<br />
Jahresende die beste Tonnage der<br />
letzten fünf Jahre erzielt werden.<br />
Lagerbestand<br />
Nach dem üblichen Lagerabbau zum<br />
Jahresende 2016 legten die Lagerbestände<br />
im Januar und bei den meisten<br />
Produkten auch im Februar 2017<br />
spürbar zu. Schon im März kam es<br />
zu einem Lagerabbau, der sich in<br />
den Juni hinein fortsetzte. Im Juli<br />
wurde ein leichter Lageraufbau beobachtet.<br />
Im August wurden die Läger<br />
dann kräftig zurückgefahren. Zum<br />
Monatsletzten wurden von der deutschen<br />
Stahldistribution 2,24 Mio. t<br />
Walzstahlfertigerzeugnisse bevorratet.<br />
Dies ist für Ende August ein<br />
sehr niedriger Bestand. Er liegt knapp<br />
5 % unter dem Wert, der vor zwölf<br />
Monaten gemeldet wurde.<br />
Lagerreichweite<br />
Gute Lagerabsätze und sehr niedrige<br />
Bestände führen zwangsläufig<br />
zu einer niedrigen Lagerreichweite.<br />
Sie lag im August bei 2,3 Monaten<br />
bzw. 69 Tagen und damit gut 12 %<br />
unter dem Vorjahreswert (vgl. Abbildung<br />
1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen<br />
Bereich zufolge setzte sich der<br />
starke Preisanstieg, der am Ende des<br />
Jahres 2016 angefangen hatte, im<br />
ersten Quartal 2017 fort. Dieser fiel<br />
bei Flachprodukten sowie Quadratund<br />
Rechteckrohren noch deutlich<br />
ausgeprägter aus als bei Langprodukten.<br />
Im Laufe des Frühjahrs ebbte<br />
dieser Preisauftrieb von Produkt zu<br />
Produkt unterschiedlich ab und es<br />
wurden auch wieder fallende Preise<br />
im Markt festgestellt. Im Sommer<br />
zogen die Werkspreise, teilweise<br />
sehr spürbar, wieder an. Diese Entwicklung<br />
hat sich im September fortgesetzt.<br />
Besonders stark war der<br />
Preisaufbau diesmal bei Langprodukten<br />
und nahtlosen Rohren. Auch<br />
im Handel konnten Preissteigerungen<br />
verzeichnet werden (vgl. Abbildung<br />
2 und 3).<br />
[ Info ]<br />
Fragen zu den genannten statistischen<br />
Größen beantwortet im Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel (BDS) Jörg Feger,<br />
Bereichsleiter Research:<br />
Feger-BDS@stahlhandel.com<br />
38<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17
Quelle Bild 2 u. 3: BDS Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS<br />
lagerAbsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
200<br />
180<br />
106<br />
160<br />
91 96<br />
99 101 96<br />
92 140<br />
89 90<br />
90 93 90<br />
92 92<br />
94 98<br />
86<br />
120<br />
68<br />
100<br />
81 84 78 78 75 84 78 72 78 69 99 78 81 69 84 72 72 75<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ø<br />
2013<br />
Ø<br />
2014<br />
Ø<br />
2015<br />
Ø<br />
2016<br />
Ø<br />
2017<br />
Aug.<br />
2016<br />
Sep.<br />
2016<br />
Okt.<br />
2016<br />
Nov.<br />
2016<br />
Dez.<br />
2016<br />
Jan.<br />
2017<br />
Feb.<br />
2017<br />
Mär.<br />
2017<br />
Apr.<br />
2017<br />
Mai<br />
2017<br />
Juni<br />
2017<br />
Juli.<br />
2017<br />
Aug.<br />
2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
Absatz und Lagerreichweite<br />
der<br />
Stahldistribution<br />
Preisentwicklung<br />
bei Langprodukten<br />
Preisentwicklung bei<br />
Flachprodukten und<br />
Rohren<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
39
BDS<br />
Recht<br />
BDS-Rechtsausschuss tagte bei den Deutschen Edelstahlwerken<br />
Recht trifft Edelstahl<br />
Nicht nur das Recht, sondern auch die Technik wurde vom BDS-Rechtsausschuss im<br />
September unter die Lupe genommen, als die Schmolz + Bickenbach Edelstahl GmbH<br />
zur Ausschusssitzung und anschließenden Werksbesichtigung bei der Deutschen<br />
Edelstahlwerke Services GmbH nach Witten eingeladen hatte.<br />
Bevor es mit der Werksbesichtigung<br />
losging, befasste sich der Rechtsausschuss<br />
des Bundesverbandes Deutscher<br />
Stahlhandel (BDS) mit aktuellen<br />
Rechtsfragen und neuesten Gesetzesentwicklungen.<br />
Abmessungstoleranzen<br />
Anlässlich einer aktuellen Anfrage widmete<br />
sich der Rechtsausschuss der<br />
Frage, ob bei Transporten mit Überbreite<br />
die genehmigten Maximalbreiten,<br />
zum Beispiel aufgrund zulässiger<br />
Abmessungstoleranzen, geringfügig<br />
überschritten werden dürfen.<br />
Zu dieser Frage lag ein Gutachten<br />
eines auf Fragen des Verkehrs- und Logistikrechts<br />
spezialisierten Rechtsanwalts<br />
vor, der darauf hingewiesen hatte,<br />
dass die in § 22 Abs. 2 der Straßenverkehrsordnung<br />
(StVO) vorgegebenen<br />
Höchstbreiten keine Toleranzen zulassen.<br />
Daher seien auch geringfügige<br />
Überschreitungen der genehmigten<br />
Überbreite unzulässig und bestünde<br />
die Gefahr, dass Verstöße mit Bußgeldern<br />
und Fahrverboten geahndet würden.<br />
Andererseits wurde im Ausschuss<br />
darauf hingewiesen, dass Normadressat<br />
des betreffenden Absatzes des Paragrafen<br />
in der Straßenverkehrsordnung<br />
nur der Fahrer und der Halter des<br />
jeweiligen Fahrzeuges seien, jedoch<br />
nicht der Absender und der Verlader der<br />
überbreiten Ladung. Verstöße gegen §<br />
22 Abs. 2 StVO könnten deshalb nur als<br />
Ordnungswidrigkeit nach § 23 Abs. 1<br />
S. 2 StVO gegen den Fahrzeugführer<br />
und § 31 Abs. 2 StVZO gegen den Halter<br />
geahndet werden.<br />
Insgesamt wird im Ausschuss die<br />
Auffassung vertreten, dass bei überbreiten<br />
Transporten auch der Absender<br />
und Verlader größtmögliche Sorgfalt<br />
lassen sollten, da zumindest für den<br />
Bereich Ladungssicherung eine Tendenz<br />
der Rechtsprechung zur Ausweitung<br />
der Haftung zu beobachten sei.<br />
Foto: BDS<br />
Der BDS-Rechtsausschuss tagte im September bei den Deutschen Edelstahlwerken und<br />
überzeugte sich im Anschluss über die Hightech-Produktion vor Ort.<br />
US-Sanktionen gegen Russland<br />
Weiterhin wurde im Ausschuss die<br />
Frage angesprochen, welche Auswirkungen<br />
die jüngsten US-Sanktionen<br />
gegen Russland für den Stahlhandel<br />
haben könnten.<br />
Während zum Teil die Auffassung<br />
vertreten wurde, dass die Auswirkungen<br />
sehr begrenzt sein würden, wurden<br />
sie von anderen Ausschussmitgliedern<br />
als „kritisch“ angesehen, u.a. weil die<br />
Sanktionen zu Schwierigkeiten bei der<br />
Belieferung führen, Transportunternehmen<br />
gegebenenfalls die Beförderung<br />
verweigern und/oder Probleme mit Banken<br />
und Versicherungen auftreten<br />
könnten.<br />
Wegen der großen Relevanz des<br />
Themas wurde beschlossen, dass sich<br />
der Rechtsausschuss im Rahmen der<br />
nächsten Sitzung im Detail mit den Auswirkungen<br />
der EU- und US-Russland<br />
Sanktionen beschäftigt.<br />
Wettbewerbsrechtliche Zulässigkeit<br />
von verbandlichen AGB<br />
Zu diesem Tagesordnungspunkt erläuterte<br />
Rechtsanwalt Tim Lieber von Henseler<br />
& Partner Rechtsanwälte, ob und<br />
inwieweit verbandliche Muster-AGB<br />
kartellrechtich zulässig seien.<br />
Lieber legte dar, dass auch nach der<br />
5. GWB-Novelle Konditionenkartelle<br />
und -empfehlungen nach der Gesetzesbegründung<br />
gemäß Art. 81 Abs. 3<br />
des EG-Vertrags grundsätzlich zulässig<br />
sein sollten und sich der diesbezügliche<br />
Gesetzeswortlaut – nunmehr<br />
Art. 101 Abs. 3 des Vertrags über die<br />
Arbeitsweise der Europäischen Union<br />
(AEUV) – nicht geändert habe. Insoweit<br />
verwies RA Lieber auf entsprechende<br />
Fachaufsätze zu diesem Thema, unter<br />
anderem von einer Regierungsrätin<br />
im Bundeskartellamt in Bonn (Charlotte<br />
Zapfe, Wirtschaft und Wettbewerb<br />
(WuW) 2007, S. 1.230).<br />
Andererseits verwies der Rechtsexperte<br />
auf eine Entscheidung des OLG<br />
Düsseldorf (Urteil vom 03.03.2004, VI-<br />
Kart 22/00), in dem dieses den Gebrauch<br />
der in einem Arbeitskreis von<br />
KFZ-Speditionen ausgearbeiteten „Allgemeinen<br />
Vertrags- und Haftungsbedingungen<br />
für KFZ-Speditionen“ als<br />
gemäß § 1 GWB a.F. verbotene Ver-<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
haltensweise beurteilt habe. Lieber zufolge<br />
bestehen jedoch Zweifel, ob dieses<br />
Urteil verallgemeinert werden<br />
könne, zumal seinerzeit besondere Umstände<br />
vorlagen und seitdem – soweit<br />
ersichtlich – keine gleichlautenden<br />
Entscheidungen ergangen seien.<br />
Das vom BDS herausgegebene<br />
Fachbuch „Stahl-AGB“ unterliege laut<br />
Lieber letztlich keinen kartellrechtlichen<br />
Bedenken, da es lediglich unverbindliche<br />
„Musterbedingungen“<br />
enthält, die von einem externen<br />
Rechtsanwalt erstellt wurden, in Form<br />
von Broschüren ohne Empfehlungscharakter<br />
veröffentlicht werden und<br />
im Handel frei erhältlich sind.<br />
Umsetzung der<br />
Geldwäscherichtlinie<br />
Nachdem sich der Rechtsausschuss<br />
bereits im Juni 2017 mit dem damals<br />
brandneuen Gesetz zur Umsetzung der<br />
4. Geldwäscherichtlinie (GwG) beschäftigt<br />
hatte, berichtete Ralf Oberhuber<br />
von der Klöckner & Co. SE über die<br />
Implementierung dieser gesetzlichen<br />
Vorgaben bei der Klöckner & Co. SE.<br />
Dabei nahm er insbesondere zu den<br />
Verpflichteten nach dem GwG, Stellung<br />
und legte dar, dass die Konzernunternehmen<br />
wie die Klöckner & Co.<br />
SE sowohl als „Finanzunternehmen“<br />
(§ 2 Abs. 1 Nr. 6 GwG) als auch als<br />
„Güterhändler“ (§ 2 Abs. 1 Nr. 16 GwG)<br />
zur Geldwäschecompliance verpflichtet<br />
sind.<br />
Werksbesichtigung<br />
Im Anschluss an die Sitzung lud die<br />
Schmolz + Bickenbach Edelstahl GmbH<br />
den Rechtsausschuss zu einer Besichtigung<br />
der Produktion der Deutsche<br />
Edelstahlwerke Services GmbH ein.<br />
Nach Anlegung der für Juristen ungewohnten<br />
Schutzkleidung und Schutzbrillen<br />
– siehe Foto – wurden den<br />
Damen und Herren vom Rechtsausschusses<br />
eindrucksvoll vor Augen<br />
geführt, mit welcher Präzision in Witten<br />
aus „Schrott“ hochwertigste Stahlprodukte<br />
hergestellt werden – für<br />
„Schreibtischtäter“ ein Erlebnis der<br />
besonderen Art. 2<br />
BDS-Rohrtag 2018<br />
Am 1. März 2018 veranstaltet der<br />
BDS in Düsseldorf einen Fachtag rund<br />
um das Thema Rohr. Im Fokus der Veranstaltung<br />
stehen Experten, Referate<br />
zur Marktentwicklung 2018 sowie zu<br />
Normen und Anwendungen.<br />
[ Info ]<br />
Weitere Infos und Anmeldung unter<br />
www.stahlhandel.com<br />
Antidumpingzoll auf Flacherzeugnisse verschiedener Herkunftsländer<br />
Verfahren gegen Serbien eingestellt<br />
Die EU-Kommission hat mit Wirkung vom 7. Oktober 2017 einen endgültigen Antidumpingzoll auf die<br />
Einfuhren von bestimmten warmgewalzten Flacherzeugnissen aus Eisen, nicht legiertem Stahl oder<br />
anderem legiertem Stahl mit Ursprung in Brasilien, Iran, Russland und der Ukraine eingeführt.<br />
Ausgenommen sind<br />
zErzeugnisse aus nicht rostendem Stahl<br />
oder kornorientiertem Siliciumelektrostahl<br />
z Erzeugnisse aus Werkzeugstahl oder<br />
Schnellarbeitsstahl<br />
z Erzeugnisse, nicht in Rollen (Coils),<br />
ohne Oberflächenmuster, mit einer<br />
Dicke von mehr als 10 mm und einer<br />
Breite von 600 mm oder mehr, sowie<br />
z Erzeugnisse, nicht in Rollen (Coils),<br />
ohne Oberflächenmuster, mit einer<br />
Dicke von 4,75 mm oder mehr, aber<br />
nicht mehr als 10 mm, und einer Breite<br />
von 2.050 mm oder mehr.<br />
Die von dieser Maßnahme betroffenen<br />
Waren werden derzeit unter den KN-<br />
Codes 7208.10.00, 7208.25.00,<br />
7208.26.00, 7208.27.00, 7208.36.00,<br />
7208.37.00, 7208.38.00, 7208.39.00,<br />
7208.40.00, 7208.52.10, 7208.52.99,<br />
7208.53.10, 7208.53.90, 7208.54.00,<br />
7211.13.00, 7211.14.00, 7211.19.00,<br />
ex 7225.19.10 (TARIC-Code 7225191090),<br />
7225.30.90, ex 7225.40.60 (TARIC-Code<br />
7225406090), 7225.40.90, ex 7226.19.10<br />
(TARIC-Code 7226191090), 7226.91.91<br />
und 7226.91.99 eingereiht.<br />
Neue ausführende Hersteller in Brasilien<br />
können beantragen, dass sie in<br />
die Liste der mitarbeitenden Unternehmen<br />
aufgenommen werden, die<br />
nicht in die Stichprobe einbezogen<br />
wurden und für die daher der gewogene<br />
durchschnittliche Zollsatz der<br />
Unternehmen in der Stichprobe in Höhe<br />
von 55,8 €/t Nettogewicht gilt. Voraussetzung<br />
hierfür ist, dass die betroffene<br />
Ware im Untersuchungszeitraum (1. Juli<br />
2015 bis 30. Juni 2016) nicht in die<br />
Union ausgeführt wurde, der Hersteller<br />
nicht mit einem Ausführer oder<br />
Hersteller in Brasilien verbunden ist,<br />
die den eingeführten Antidumpingmaßnahmen<br />
unterliegen, sowie dass<br />
die betroffene Ware nach dem Untersuchungszeitraum<br />
tatsächlich in die<br />
Union ausgeführt wurde.<br />
Die zollamtliche Erfassung der Einfuhren<br />
der betroffenen Waren mit Ursprung<br />
in Russland und Brasilien<br />
(Durchführungsverordnung (EU)<br />
2017/5) wird ohne rückwirkende Erhebung<br />
von Zöllen beendet.<br />
Das Antidumpingverfahren, das<br />
Einfuhren der betroffenen Waren mit<br />
Ursprung in Serbien betrifft, wird eingestellt.<br />
2<br />
[ Quelle ]<br />
GTAI und Durchführungsverordnung<br />
(EU) 2017/1795 der<br />
Kommission vom<br />
5. Oktober 2017;<br />
ABl. L 258 vom<br />
6. Oktober 2017,<br />
S. 24.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
41
Verbände<br />
und Politik<br />
Berichte<br />
Fotos, 2: Katja Velmans, Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH<br />
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet<br />
bei seiner Rede anlässlich des 100-jährigen<br />
Jubiläums des MPI für Eisenforschung.<br />
Professor Gerhard Dehm, Professor Dierk Raabe, beide Direktoren am MPIE, Oberbürgermeister<br />
Thomas Geisel, Annette Storsberg (Staatssekretärin im NRW-Ministerium für<br />
Kultur und Wissenschaft), Professor Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-<br />
Gesellschaft, parlamentarischer Staatssekretär Thomas Rachel und Hans-Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl (v.l.) beim Festakt des MPI für Eisenforschung.<br />
Jubiläumsthemen im Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />
Aus der Vergangenheit in die Zukunft<br />
Das Düsseldorfer Max-Planck-Instituts für Eisenforschung ist 100 Jahre alt geworden. Zum Festakt aus<br />
diesem Anlass empfing das MPIE Anfang Oktober rund 500 Gäste, u.a. hohen Besuch aus Politik, Forschung<br />
und Industrie. Dabei wurde in zahlreichen Statements deutlich, dass und warum es um Wege<br />
aus der Vergangenheit in die Zukunft geht.<br />
„Wissenschaftliche Exzellenz<br />
wird nicht vererbt, sondern jeden<br />
Tag neu erarbeitet“, betonte Professor<br />
Dierk Raabe, Direktor am Institut,<br />
in seiner Grußrede. Was das<br />
bedeutet, hatte die Forschungseinrichtung<br />
kurz vorher beispielhaft<br />
bei einer Veranstaltung zur Datenauswertung<br />
in der Stahlproduktion<br />
gezeigt (vgl. Kasten).<br />
Die Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />
GmbH (MPIE) betreibt<br />
Grundlagenforschung an Hochleistungsmaterialien,<br />
insbesondere metallischen<br />
Legierungen und verwandten<br />
Werkstoffen. Ziel ist es,<br />
Fortschritte auf den Gebieten der<br />
Mobilität, Energie, Infrastruktur,<br />
Medizin und Sicherheit zu erreichen.<br />
Das MPIE wird von der Max-Planck-<br />
Gesellschaft und dem Stahlinstitut<br />
VDEh finanziert. Auf diese Weise<br />
verbinden sich erkenntnisorientierte<br />
Grundlagenforschung mit innovativen,<br />
anwendungsrelevanten Entwicklungen<br />
und Prozesstechnologien.<br />
Stahlforschung<br />
Statements<br />
„Stahl ist der Grundstoff für alles,<br />
was wir uns für die Zukunft vornehmen.<br />
Und da spielt das Institut in<br />
der Nähe der Orte wo Stahl produziert<br />
wird, in Verbindung der Hochschulen<br />
des Landes, eine Schlüsselrolle“,<br />
so NRW-Ministerpräsident<br />
Armin Laschet während seiner Rede<br />
zum 100-jährigen Jubiläum.<br />
Thomas Rachel, parlamentarischer<br />
Staatssekretär beim Bundes-<br />
Zeitnah Zahlen auswerten<br />
Big Data und Industrie 4.0 sind gesellschaftliche bzw. wirtschaftliche Megatrends.<br />
Welchen Beitrag die Wissenschaft dazu zeitnah leisten kann,<br />
machte im September ein Pressegespräch im Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />
am Beispiel Stahl deutlich. Es fand im Rahmen der Feierlichkeiten<br />
zum 100-jährigen Institutsjubiläum des MPIE statt.<br />
Dabei wurde auch klar, dass für die Werkstoffforschung Datensammlung<br />
und -auswertung bereits seit den 90-er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />
zu den zentralen Themen gehörten. Dabei komme Deutschland zugute,<br />
dass an diesem Standort beispielsweise führende Stahlproduktion<br />
auf exzellente mathematische Möglichkeiten treffe. So sei früh ein<br />
Paradigmenwechsel möglich gewesen, statistische Methoden nicht aufzusetzen,<br />
sondern zu leben. Von diesem „deep learning“ habe die Werkstoffforschung<br />
nicht nur im MPIE lange vor der aktuellen Digitalisierungsdebatte<br />
profitiert.<br />
Nun komme es darauf an, Forschung und Industrie noch näher zusammen<br />
zu bringen und den bereits vorhandenen hohen Grad an Automatisierung<br />
sinnvoll zu nutzen.<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
ministerium für Bildung und Forschung,<br />
bekräftigte: „Innovationen<br />
sind der Schlüssel für eine erfolgreiche<br />
deutsche Stahlindustrie. Neue<br />
Stahlsorten, völlig neue Arten von<br />
Stählen und innovative Verarbeitungsverfahren<br />
ermöglichen verbesserte<br />
Einsatzmöglichkeiten und völlig<br />
neue Anwendungsfelder. Das<br />
Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />
leistet hierzu entscheidende<br />
Beiträge.“<br />
Internationalität<br />
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Max-Planck-Instituts kommen<br />
aus insgesamt 30 Ländern. Das<br />
passt sehr gut zu einer Stadt wie<br />
Düsseldorf, die an der Internationalität<br />
kaum zu überbieten ist. Es leben<br />
in dieser Stadt Menschen aus über<br />
180 Nationen“, so Oberbürgermeister<br />
Geisel.<br />
Professor Martin Stratmann, Präsident<br />
der Max-Planck-Gesellschaft<br />
und gleichzeitig ehemaliger Direktor<br />
des MPIE, betonte: „Das MPIE<br />
ist ein Institut mit enormer Ausstrahlung,<br />
was auch das letzte Humboldt-Ranking<br />
gezeigt hat“.<br />
Das Humboldt-Ranking zeigt die<br />
Anzahl der Gastwissenschaftler an<br />
einer Institution, wobei die Forscher<br />
sich ihr Gastinstitut innerhalb<br />
Deutschlands selbst aussuchen können.<br />
Industriestandort<br />
„Deutschland ist ein starker Industriestandort,<br />
gegründet auf stahlintensiven<br />
Wertschöpfungsketten. Der<br />
Erfolg von Stahlprodukten ‚Made in<br />
Germany‘ beruht auch im digitalen<br />
Zeitalter auf der Innovationskraft<br />
der Unternehmen und der mit ihnen<br />
verbundenen Forschungs- und Entwicklungslandschaft.<br />
Ich freue mich<br />
daher besonders, dass wir heute ein<br />
Kernstück dieses Erfolgsmodells feiern<br />
können", so Hans-Jürgen Kerkhoff,<br />
Präsident der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl. 2<br />
Auslobung<br />
Bauen mit Stahl lohnt sich<br />
Der Preis des Deutschen Stahlbaues 2018 ist ausgelobt worden,<br />
ebenso wie dessen Förderpreis und der DASt-Forschungspreis.<br />
Das hat das Bauforum Stahl bekanntgegeben.<br />
Das bauforumstahl (BFS) will<br />
das Bauen mit Stahl fördern und ist<br />
ein Forum rund um Architektur, das<br />
ressourceneffiziente und wirtschaftliche<br />
Planen und Bauen sowie das<br />
Normenwesen. BFS repräsentiert<br />
rund 500 Mitglieder entlang der<br />
gesamten Prozesskette des Stahlbaus.<br />
Preis des Deutschen Stahlbaues<br />
Der Wettbewerb um den Preis des<br />
Deutschen Stahlbaues 2018 richtet<br />
sich an Architekten, Architektengemeinschaften<br />
und Architekten/Ingenieurgemeinschaften.<br />
Die Jury bewertet<br />
seit 2015 fertiggestellte Bauwerke<br />
aus dem Hoch- und Brückenbau sowie<br />
Objekte aus dem Bauen im Bestand<br />
nach Gesichtspunkten der Gestaltung,<br />
Einbindung in die Umgebung,<br />
Nachhaltigkeit und der Materialechtheit.<br />
Im Rahmen des Preises des Deutschen<br />
Stahlbaues wird auch der Sonderpreis<br />
des Bundesministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz, Bau und<br />
Reaktorsicherheit (BMUB) vergeben.<br />
Er honoriert neben der architektonischen<br />
Gestaltung vor allem<br />
den sparsamen Einsatz von Ressourcen.<br />
Förderpreis des Deutschen<br />
Stahlbaues<br />
Für den Förderpreis des Deutschen<br />
Stahlbaues 2018 und den DASt Forschungspreis<br />
werden fortschrittliche<br />
und zukunftsweisende Ideen<br />
und Lösungen mit Stahlkonstruktionen<br />
auf den Gebieten des Hoch- und<br />
Brückenbaus und der Forschung<br />
gesucht, die seit 2015 an Hoch- oder<br />
Fachhochschulen erarbeitet worden<br />
sind (z.B. Semester-, Diplom-, Bachelor-<br />
oder Masterarbeiten).<br />
Die beim Förderpreis seit 2016<br />
neue Kategorie DASt-Forschungspreis<br />
legt einen verstärkten Fokus<br />
auf wissenschaftliche Arbeiten und<br />
deren Ergebnisse.<br />
Die Auslobungen richten sich an<br />
Studierende und Absolvierende der<br />
Architektur, des Baubetriebs und<br />
des konstruktiven Ingenieurbaus an<br />
deutschen Universitäten, Hoch- und<br />
Fachhochschulen sowie an deutsche<br />
Staatsangehörige, die an einer entsprechenden<br />
ausländischen Einrichtung<br />
studieren. Es können sich sowohl<br />
Einzelpersonen als auch<br />
Arbeitsgemeinschaften beteiligen.<br />
Bewertet wird auf der Basis einer<br />
Tarnzahl.<br />
Preisgelder und Details<br />
Das Preisgeld beim Preis des Deutschen<br />
Stahlbaues beträgt insgesamt<br />
14.000 €. Der Förderpreis ist mit insgesamt<br />
8.000 € dotiert. Der Einreichungsschluss<br />
ist im ersten Fall der<br />
19.2.18. Die Anforderung der Tarnzahl<br />
muss bis 14.2.18 erfolgen und<br />
die Abgabe der Unterlagen bis 5.3.18.<br />
Die Preisverleihungen finden am<br />
12. Oktober 2018 auf dem Tag der<br />
Stahl.Architektur in Duisburg statt.<br />
[ info ]<br />
Weitere Informationen und die Anmeldeunterlagen<br />
befinden sich unter<br />
www.bauforumstahl.de/<br />
preis-des-deutschen-stahlbaues bzw.<br />
www.bauforumstahl.de/<br />
foerderpreis-des-deutschen-stahlbaues.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
43
Verbände<br />
und Politik<br />
Berichte/Nachrichten<br />
12. MBI Stahl Tag 2017:<br />
Das Verstehen der Stahlmärkte<br />
ist komplizierter geworden<br />
Aktuelle Entwicklungen auf den Stahl- und Rohstoffmärkten, die Aussichten der wichtigsten<br />
stahlverarbeitenden Wirtschaftszweige, die Handelspolitik sowie die möglichen Auswirkungen von<br />
Zusammenschlüssen auf der Stahlherstellerseite, die Digitalisierung und mögliche Folgen eines<br />
Brexit. Das u.a. waren Mitte Oktober Themen, als zum zwölften Mal die von MBI, Martin Brückner<br />
Infosource (vormals Dow Jones), organisierte Branchenveranstaltung in Frankfurt/Main stattfand:<br />
Der MBI Stahl Tag 2017 präsentierte komplizierter gewordene Stahlmärkte.<br />
Die zweitägige Veranstaltung<br />
wurde von BDS-Vorstand Oliver<br />
Ellermann und von Jörg Feger<br />
moderiert, der beim Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel (BDS)<br />
den Bereich Research leitet. Für<br />
den <strong>Stahlreport</strong> hat er die folgenden<br />
Schwerpunkte des Stahl Tages<br />
zusammengefasst:<br />
Volatilität und Konzentration<br />
Zur Frage von Stahlpreisentwicklungen<br />
stellte Andreas Schneider,<br />
Geschäftsführer von Stahlmarkt Consult,<br />
fest, dass es mittlerweile die verschiedensten<br />
Einflüsse auf Stahlpreisentwicklungen<br />
gibt, die nicht immer<br />
leicht zu greifen seien. Die alte Preisbildungsmethode<br />
vom Wechselspiel<br />
zwischen Angebot und Nachfrage sei<br />
zurzeit nicht mehr verlässlich. Andere<br />
Faktoren seien auf den Markt getreten.<br />
Auch sei stark zwischen den einzelnen<br />
Produkten sowie Spotmarktgeschäften<br />
und Langzeitkontrakten zu<br />
unterscheiden.<br />
Exemplarisch hob er zwei, besonders<br />
in diesem Jahr preisbeeinflus-<br />
Die Botschaft für das Jahr 2018 lautet wie<br />
folgt: Man weiß es nicht. Man muss die<br />
Märkte ständig beobachten, meint<br />
Andreas Schneider.<br />
Er sprach beim MBI Stahl Tag vor aufmerksamen Zuhörern.<br />
Fotos, 2: BDS/MBI<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
sende Parameter hervor: die Entwicklungen<br />
in China und Antidumpingmaßnahmen<br />
der EU.<br />
z Anfang des Jahres sei für China noch<br />
eine Rohstahlproduktion auf dem Niveau<br />
des Jahres 2016 erwartet worden.<br />
Nun sei mit einem, zumindest<br />
statistischen, Wachstum von über<br />
10 % zu rechnen. Gleichzeitig habe<br />
man zwar auch Kapazitäten vom Netz<br />
genommen, diese seien aber in den<br />
Vorjahren gar nicht erfasst worden<br />
und wirkten somit statistisch nicht<br />
schmälernd.<br />
z Aufgrund von Antidumpingzöllen,<br />
die durch die EU-Kommission erlassen<br />
wurden, würden 2017 nur sehr<br />
geringe Mengen aus China in die EU<br />
importiert. Zwar hätten die Einfuhren<br />
aus Ländern wie Indien, der Türkei<br />
und auch Ägypten zugenommen.<br />
Dennoch sei in der EU ein wesentlich<br />
niedrigerer Importdruck spürbar.<br />
Kurzfristig erwartet Schneider keine<br />
direkten Einflüsse durch das zu erwartende<br />
Zusammengehen der europäischen<br />
Stahlsparten von Tata und<br />
ThyssenKrupp sowie durch die Entwicklungen<br />
bei Ilva. Auf mittelfristige<br />
Sicht sei aber mit weniger Wettbewerbsdruck<br />
auf der Produzentenseite<br />
bei Flachprodukten zu rechnen.<br />
Für Stahleinkäufer erwartet<br />
Schneider eine weiterhin hohe Volatilität<br />
bei den Stahlpreisen, die immer<br />
schwieriger vorherzusehen sein werde.<br />
Eine laufende Beobachtung der Märkte<br />
und Risikoabsicherungen seien daher<br />
unerlässlich.<br />
Überkapazitäten und<br />
Handelspolitik<br />
Aus Sicht der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl erwartet deren Geschäftsführer,<br />
Dr. Martin Theuringer, eine leichte<br />
Erholung der Marktversorgung in der<br />
EU in diesem und im nächsten Jahr.<br />
Mit einem Wachstum von 2 % auf<br />
159 Mio. t in 2017 und von 1 % auf<br />
161 Mio. t in 2018 sei zu rechnen.<br />
Dennoch sei nicht von einer nachhaltigen<br />
Erholung auf den europäischen<br />
Stahlmärkten auszugehen.<br />
Die jüngsten Kapazitätsstillegungen<br />
in China seien zwar zu begrüßen,<br />
dennoch lägen die Überkapazitäten<br />
im Reich der Mitte immer noch<br />
bei knapp 240 Mio. t. Die EU müsse<br />
weiterhin handelspolitische Instrumente<br />
konsequent anwenden. Von<br />
der G20 erhofft sich Theuringer, dass<br />
marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse<br />
in der globalen Stahlindustrie<br />
gestärkt werden.<br />
Stahlnachfrage und Risiken<br />
Ein positives Bild für den globalen<br />
Stahlverbrauch zeichnete Dr. Heinz-<br />
Jürgen Büchner, Managing Director<br />
Industrials, Automotive & Services<br />
bei der IKB Deutsche Industriebank<br />
AG.<br />
So wachse die weltweite Nachfrage<br />
an Automobilen. Produktionszuwächse<br />
seien zu erwarten. Der Maschinenbau<br />
gestalte sich ebenfalls<br />
positiv. Auch auf die Bauindustrie<br />
warteten weltweit Wachstumsimpulse.<br />
Gerade in Asien, aber auch im<br />
südlichen Afrika und Südamerika,<br />
sei mit der Entstehung weiterer Megacities<br />
zu rechnen. Dieser ungebrochene<br />
Trend zur Urbanisierung sei<br />
zwangsläufig stahlintensiv.<br />
Als zurzeit noch nicht abschließend<br />
einschätzbares Risiko für die<br />
europäische Stahlindustrie sah Büchner<br />
die Themen Brexit sowie den zunehmenden<br />
Protektionismus durch<br />
die Trump-Administration. 2<br />
125 Jahre VDMA<br />
Mit einer großen Festveranstaltung hat der Verband Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau (VDMA) Mitte Oktober in Berlin sein 125-jähriges Bestehen<br />
gefeiert. Eingeladen zu diesem Maschinenbau-Gipfel war auch Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier. Der VDMA, der zuletzt wieder über verbesserte<br />
Konjunkturdaten berichten konnte, vertritt mehr als 3.200 Mitgliedsunternehmen<br />
der vorwiegend mittelständisch geprägten Branche. Mit aktuell mehr<br />
als 1 Mio. Beschäftigten und einem 2016 realisierten Umsatz von etwa<br />
220 Mrd. € ist der Maschinenbau einer der führenden deutschen Industriezweige<br />
insgesamt.<br />
Jahrestagung der BDSV<br />
Zum Jubiläum nach<br />
Dortmund<br />
Die Jahrestagung der BDSV, der<br />
Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling-<br />
und Entsorgungsunternehmen,<br />
am 29./30.11.17 in Dortmund, steht in<br />
diesem Jahr in einem besonderen<br />
Rampenlicht: Deutschlands nach eigenen<br />
Angaben größter Stahlschrott-Verband<br />
feiert sein 20-jähriges Jubiläum.<br />
Gleichwohl ist der Blick insbesondere<br />
in die Zukunft gerichtet. So erwartet<br />
die über 500 angemeldeten Mitglieder<br />
und Gäste ein entsprechendes Fachprogramm<br />
mit Rednern aus Politik und<br />
Wirtschaft:<br />
z Redner im Forum I ist Dr. Helge Wendenburg,<br />
Ministerialdirektor im Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz,<br />
Bau und Reaktorsicherheit. Er<br />
wird zum Thema „Recycling in<br />
Deutschland – eine Bilanz“ reden und<br />
sich anschließend der Diskussion<br />
stellen.<br />
z Im Forum II wird BDSV-Vizepräsident<br />
Stephan Karle den Re-Design der Außendarstellung<br />
der BDSV präsentieren.<br />
Im Vordergrund stehen dabei die<br />
ersten Ergebnisse der neuen BDSV-<br />
Webseite sowie die neue Positionierung<br />
der BDSV.<br />
Nach der in die Jahrestagung eingebetteten<br />
Mitgliederversammlung steht der<br />
Gastvortrag von Frank Schulz, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der ArcelorMittal<br />
Germany Holding GmbH, zum<br />
Thema „Stahlstandort Deutschland –<br />
mit guter Zukunft?“ auf dem Programm.<br />
In einer abschließenden Talkrunde<br />
wird BDSV-Präsident Andreas<br />
Schwenter sein zweites Präsidentschaftsjahr<br />
und die Fachtagung resümieren.<br />
Zum Rahmenprogramm der Jahrestagung<br />
gehören 45 Austeller aus den Bereichen<br />
Klein- und Großgeräte, Analysegeräte<br />
sowie Software für die<br />
Recycling-Branche. Höhepunkt der Jahrestagung<br />
soll der Unternehmerabend<br />
im neuen Deutschen Fußballmuseum<br />
werden.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
45
Verbände<br />
und Politik<br />
Nachrichten<br />
Quellen, 2: Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
Ausgezeichnete Brücke in Stahl-Verbundfertigteilbauweise.<br />
Brücke geschlagen<br />
Ausgezeichnete werben für den Stahl-Innovationspreis<br />
Eine Verbindung besonderer Art<br />
haben jetzt die Vermarkter des Stahl-Innovationspreises<br />
2018 geschlagen und an einen<br />
Brückentyp erinnert, der früher mit eben dieser<br />
Auszeichnung bedacht worden war. Die<br />
SSF-Ingenieure aus München hatten damals<br />
einen standardisierten Brückentyp aus Stahl-<br />
Verbundfertigteilen (VFT ® ) entwickelt – und<br />
haben bis heute Erfolg damit.<br />
Anders als bei üblichen Bauverfahren erhalten<br />
die Stahlträger bereits im Bauteilwerk einen<br />
Betonobergurt im Erstverbund, der später auf<br />
der Baustelle als Schalung für die Ortbetonplatte<br />
dient. Die neue Verbundbrücke setzt<br />
nach Überzeugung der Beteiligten Maßstäbe<br />
bei Spannweiten und Schlankheiten im Verbundbau<br />
sowie bei der Minimierung von Verkehrsbehinderungen<br />
in der Bauphase.<br />
Und jetzt ist es wieder so weit: Zum elften<br />
Mal loben Unternehmen der Stahlindustrie<br />
in Deutschland den Stahl-Innovationspreis<br />
aus, um Innovationen aus diesem Werkstoff<br />
eine Bühne zu bieten. Ingenieure, Architekten,<br />
Designer, Handwerker, Forscher und Erfinder<br />
können sich mit kreativen Ideen am<br />
Stahl-Innovationspreis 2018 beteiligen. Den<br />
Gewinnern winken Preisgelder von insgesamt<br />
60.000 € und die Bekanntmachung<br />
ihrer Innovationen in der Öffentlichkeit.<br />
So bestätigt Christian Schmitt, Vorstand der<br />
SSF Ingenieure AG aus München: „Die Verleihung<br />
des Stahl-Innovationspreises war<br />
ein signifikanter Meilenstein für die erfolgreiche<br />
Verbreitung von Brücken in VFT-Bauweise.“<br />
Die Teilnahme an dem Wettbewerb ist kostenfrei.<br />
Die Unterlagen können bei der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl in Düsseldorf angefordert<br />
werden. Einsendeschluss ist der<br />
26.1.18. Die Preisverleihung findet am<br />
13.6.18 in Berlin statt.<br />
[ INFO ]<br />
Weitere Informationen stehen im Netz unter<br />
www.stahl-innovationspreis.de.<br />
Strompreis thematisiert<br />
Bündnis fordert<br />
faire Energiewende<br />
Auf einer Veranstaltung des „Bündnis<br />
faire Energiewende“ – einem Zusammenschluss<br />
von sieben Verbänden mittelständischer<br />
Branchen mit insgesamt etwa<br />
10.000 Mitgliedsunternehmen – Mitte Oktober<br />
in Düsseldorf waren sich nach Einschätzung<br />
des BDG alle Diskutanten und<br />
Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
darüber einig, dass der Strompreis<br />
inklusive Abgaben in Deutschland<br />
dringend gesenkt werden müsste. Es sei<br />
erneut deutlich geworden, dass die Belastungen<br />
durch die hohen Umlagen auf den<br />
Strompreis nicht länger tragbar sind.<br />
In Vorträgen von Prof. Dr. Dieter Oesterwind<br />
(Hochschule Düsseldorf), Dr. Patrick<br />
Graichen (Direktor Agora Energiewende,<br />
Berlin) sowie Michael Geßner (Leiter der<br />
Abteilung für Energiewirtschaft, Kerntechnik<br />
und Bergbau im nordrheinwestfälischen<br />
Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung<br />
und Energie) war das Thema<br />
zunächst aus verschiedenen Perspektiven<br />
beleuchtet worden. An der anschließenden<br />
Podiumsdiskussion nahmen zusätzlich zu<br />
den Referenten Bernd H. Williams-Book<br />
(Ortrander Eisenhütte GmbH) als Vertreter<br />
der mittelständischen Industrie sowie Dr.<br />
Michael Pahle (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)<br />
und Dr. Thilo Schäfer (Institut<br />
der Deutschen Wirtschaft, Köln) teil.<br />
Moderiert wurde die Veranstaltung von<br />
Franz Lamprecht, Chefredakteur der Fachzeitschrift<br />
Energiewirtschaftliche Tagesfragen.<br />
Aus der Sicht der Unternehmen hätten die<br />
EEG-Kosten und die übrigen Umlagen auf<br />
der Stromrechnung vor allem für mittelständische<br />
Industrieunternehmen bereits<br />
jetzt die Grenze des Erträglichen weit überschritten.<br />
Die hohe Belastung der Betriebe<br />
und die Ungewissheit über die weitere Entwicklung<br />
führten dazu, dass notwendige Investitionen<br />
nicht getätigt und dringend benötigte<br />
Mitarbeiter nicht eingestellt<br />
würden.<br />
Der an der Veranstaltung beteiligte Bundesverband<br />
der Deutschen Gießerei-Industrie<br />
(BDG) vertritt die Interessen von rund 600<br />
Eisen-, Stahl- und Nichteisen-Metallgießereien<br />
mit ca. 80.000 Mitarbeitern. Die Gießerei-Industrie<br />
ist überwiegend mittelständisch<br />
strukturiert. Der BDG arbeitet eng mit dem<br />
technisch-wissenschaftlichen Verein Deutscher<br />
Giessereifachleute (VDG), der Wirtschaftsvereinigung<br />
Metalle (WVM) und der<br />
Forschungsvereinigung Gießereitechnik<br />
(FVG) zusammen<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Cutting Award<br />
Schneidforum lädt Auszubildende zum Wettbewerb ein<br />
Auszubildende, die Spaß am Schneiden<br />
mit CNC-gesteuerten Anlagen haben,<br />
können sich bis zum 30.11.17 beim Solinger<br />
Schneidforum zu einem Wettbewerb anmelden.<br />
Es winken Preise im Gesamtwert von<br />
über 10.000 €.<br />
Der Anbieter dieses CUTTING AWARD ® , die<br />
Schneidforum Consulting GmbH & Co. KG,<br />
meint dazu: Die Herausforderungen beim<br />
Schneiden von Stahl, Metallen, Kunststoffen<br />
und sonstigen Stoffen werden viel zu oft unterschätzt.<br />
Vor allem, wenn neben ökonomischen<br />
und ökologischen auch qualitative<br />
Gesichtspunkte beim Zuschnitt zugrunde<br />
gelegt werden. Das Optimum aus diesem<br />
Fertigungsprozess werden Unternehmen allerdings<br />
immer nur dann ausschöpfen, wenn<br />
sie rechtzeitig den Grundstein für eine gute<br />
Mitarbeiterausbildung und Nachwuchsförderung<br />
gelegt haben.<br />
In diesem Wettbewerb sollen nach Zeichnungsvorgabe<br />
Zuschnitte mit wahlweise<br />
einem der folgenden Schneidverfahren hergestellt<br />
werden:<br />
Foto: Schneidforum<br />
Siegerteile des Cutting Award 2016: v.l.n.r. – Wasserstrahlzuschnitt, Brennteil, Plasmazuschnitt, Laserteil<br />
z Brennzuschnitt eines Stahlteils<br />
z Laserzuschnitt aus Aluminium<br />
z Plasmazuschnitt aus Edelstahl<br />
z Wasserstrahlteil aus Acyrl-Kunststoff<br />
Die Verantwortlichen für die drei besten Zuschnitte<br />
in jeder Disziplin gewinnen attraktive<br />
Preise – beispielsweise Tablett-PCs, Fitness-Armbanduhren,<br />
Teilnahmekarten für<br />
den Kongress und vieles mehr. Auch für die<br />
Sieger-Unternehmen lohnt sich die Teilnahme:<br />
Die Prämierung erfolgt schließlich<br />
am 19.04.18 während des Deutschen<br />
Schneidkongresses ® im Congress Center<br />
der Messe Essen.<br />
[ Info ]<br />
Infos zum Deutschen Schneidkongress<br />
und der Cutting World gibt es unter:<br />
www.schneidkongress.de<br />
Stuttgarter Säge-Tagung 2017<br />
Werkzeugherstellung, Digitalisierung und Neuentwicklungen aus der Forschung im Mittel<br />
Am 15. November 2017 veranstaltet<br />
das Fraunhofer IPA die nun bereits 3. Stuttgarter<br />
Säge-Tagung. In insgesamt 16 Vorträgen<br />
geben Branchenexperten Einblicke in aktuelle<br />
Themen aus den Bereichen Sägen,<br />
Sägeprozesse und damit verbundenen Gebieten.<br />
Sowohl Kreis- als auch Bandsägen für unterschiedliche<br />
Anwendungen stehen dabei im<br />
Fokus.<br />
In diesem Jahr stehen die drei Themen Innovation<br />
für die Werkzeugherstellung, Digitalisierung<br />
bzw. Industrie 4.0 in der Sägemaschine<br />
und Neuentwicklungen aus der<br />
Forschung im Vordergrund der Tagung.<br />
Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 ist für die<br />
digitale Vernetzung der Sägebranche beispielsweise<br />
die Vernetzung der Sägemaschinen<br />
relevant – mitsamt der zugehörigen Lagertechnik<br />
oder die Nutzung und<br />
Überwachung von Prozessdaten. Sönke Krebber<br />
von der KASTO Maschinenbau GmbH<br />
stellt auf der Sägetagung aktuelle Lösungen<br />
im Bereich der Sägemaschinen dar. Bruno De<br />
Bock geht als Vertreter von MechaLogix auf<br />
den aktuellen Stand bei der Verwertung von<br />
Nutzdaten zur Werkunterstützung und Prozessoptimierung<br />
ein. Die Vernetzung unterschiedlicher<br />
Maschinentypen für eine ganzheitliche<br />
Fertigung von Halbzeugen bzw.<br />
Bauteilen ist das Thema von Dr. Dietrich von<br />
der Trennjaeger Technik GmbH.<br />
Erfolgreiche Sonderlösungen bzw. Alternativen<br />
zur konventionellen Sägetechnik, um<br />
Kunden für alle Anwendungen eine attraktive<br />
Lösung bieten zu können, zeigen Arnold Fössl<br />
(HAGE Sondermaschinenbau) und Manuel<br />
Möck (Walter Möck GmbH) zeigen e.<br />
Weitere Themen sind die Fertigung von Sägewerkzeugen<br />
(Max Cl. Jungeblodt von der<br />
IDEAL-Werk GmbH), das Beschichten von Sägewerkzeugen<br />
(Dr. Andreas Lümkemann,<br />
PLATIT AG) wie auch die aktuellen Entwicklungen<br />
im Bereich von Bandsägewerkzeugen<br />
(Dr. Patrick Gleim, WIKUS-Sägenfabrik).<br />
Zusätzlichen werden von den Unternehmen<br />
Alesa Maschinen AG (Schleifmaschinen für<br />
Kreissägewerkzeuge), RTE Akustik + Prüftechnik<br />
GmbH (Akustische Qualitätsprüfung)<br />
und iBlade® GmbH (Automatisches Vermessen<br />
von Sägewerkzeugen) neue und innovative<br />
Produkte für die Herstellung und Qualitätssicherung<br />
in der Sägenfertigung<br />
vorgestellt.<br />
Aus dem Bereich Forschung sprechen das<br />
Fraunhofer IPA, die Technische Universität<br />
(TU) Dortmund und das Laserzentrum Hannover<br />
über aktuelle Ergebnisse der eigenen Forschung<br />
zum Thema Sägen. Im Vordergrund<br />
stehen neue Ansätze in der Werkzeug- und<br />
Maschinenentwicklung.<br />
Parallel zur Veranstaltung wird auch in diesem<br />
Jahr eine Hausmesse stattfinden.<br />
[ Info ]<br />
Weitere Informationen und den Link zur<br />
Anmeldung sind unter www.saegen-stuttgart.de<br />
zu finden.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
47
Lifesteel<br />
Bericht<br />
Foto: WZV/umlaut<br />
Muskelkraft statt Pferdestärke: Karl Freiherr von Drais brachte mit seiner<br />
Laufmaschine den Individualverkehr ins Rollen.<br />
Foto: WZV/taborsky<br />
Ebenso kurios wie unfallträchtig: Beim Hochrad wurde das Vorderrad bis auf<br />
1,5 m vergrößert, das Hinterrad im Gegenzug ständig verkleinert.<br />
Edelstahl Rostfrei bringt Fahrrad auf Touren<br />
Von der Draisine zum Lebensgefühl<br />
Das Mobilitätskonzept der Zukunft begann vor 200 Jahren – auf zwei Rädern, die an einem Längsbalken<br />
mit Sattel befestigt waren. Mit der Erfindung seiner Laufmaschine, der Urform des heutigen Fahrrads,<br />
brachte Karl Freiherr von Drais anno 1817 den Individualverkehr ins Rollen. Eine Schlüsselrolle in heutigen<br />
Konstruktionen spielt Edelstahl Rostfrei. Ob Renn-, Falt-, Touren-, Lasten- oder Liegerad, Mountain- oder<br />
EBike: Konstruktionen aus Edelstahl gewährleisten für Jahrzehnte das optimale Zusammenspiel von<br />
Stabilität, Fahrverhalten, Komfort und Sicherheit. Da ist man sich beim zuständigen Warenzeichenverband<br />
sicher und auch andere Akteure haben das Thema in diesem Jahr aufgegriffen (vgl. Kästen).<br />
Als Antwort auf das menschliche<br />
Urbedürfnis nach Mobilität<br />
gelang Karl Drais eine Erfindung, die<br />
ebenso einfach wie genial war: Er<br />
setzte auf Muskelkraft statt Pferdestärke,<br />
um auf Touren zu kommen.<br />
Die ausgeklügelte Konstruktion seiner<br />
Draisine mit zwei hintereinander<br />
angeordneten 27-Zoll-Rädern ermöglichte<br />
es, sich abwechselnd mit den<br />
Füßen abzustoßen und rollen zu lassen.<br />
Dank beweglichem Vorderrad<br />
und einer weit vorne gelagerten Lenkung<br />
ließ sich die nur 20 kg schwere<br />
Holzkonstruktion sogar ohne allzu<br />
große Kraftanstrengung bewegen. So<br />
erreichte Karl Drais mit seiner Laufmaschine<br />
auf der knapp 14 km langen<br />
Jungfernfahrt eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 15 km/h.<br />
Die anfängliche Begeisterung der<br />
Weltöffentlichkeit verlor jedoch schnell<br />
wieder an Tempo: Als Fortbewegungsmittel<br />
für die einfache Bevölkerung<br />
war das Gefährt schlicht unerschwinglich.<br />
Lediglich für Adel und wohlhabendes<br />
Bürgertum wurde die Draisine<br />
zum international begehrten Freizeitund<br />
Sportgerät.<br />
Zu erster Blüte kam die Erfindung von<br />
Drais erst 50 Jahre später. Auf der Pariser<br />
Weltausstellung stellte der Franzose<br />
Pierre Michaux sein aus Gusseisen gefertigtes<br />
Vélocipède mit Tretkurbel vor –<br />
den Vorläufer der heutigen Pedalkonstruktion.<br />
Um diese Lösung mehr auf<br />
Schwung zu bringen, wurde in den Folgejahren<br />
der Durchmesser des Vorderrads<br />
bis auf 1,5 m vergrößert und das<br />
Hinterrad im Gegenzug stetig verkleinert:<br />
So entstand das ebenso kuriose<br />
wie unfallträchtige Hochrad. Doch schon<br />
bald beendeten die Erfindung des Kettenantriebs,<br />
der die Kurbeldrehung auf<br />
das Hinterrad übersetzte, und zwei gleich<br />
große Räder das Risiko, öffentlichkeitswirksam<br />
tief zu fallen.<br />
Zugleich war mit diesem Sicherheitsniederrad<br />
die bis heute gültige<br />
Fahrradform gefunden worden. Mit der<br />
Einführung des aus zwei Dreiecken gebildeten<br />
Diamantrahmens im Jahr 1890<br />
wurde die noch heute am weitesten<br />
verbreitete Rahmenform etabliert.<br />
Um die Jahrhundertwende war die<br />
Nutzung des Fahrrads ein Massenphänomen,<br />
das nach und nach die ganze<br />
Welt eroberte: So wurden 1927 fast<br />
drei Millionen Fahrräder allein in<br />
Deutschland produziert. Durch die rasant<br />
ansteigende Popularität von Auto<br />
und Motorrad bekam dieser Boom jedoch<br />
gefährlichen Gegenwind.<br />
Mit Beginn des Wirtschaftswunders<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg galt<br />
das Fahrrad plötzlich als Arme-Leute-<br />
Gefährt. Doch es bekam erneut die<br />
Kurve: Puky-Räder als begehrtes Kinderspielzeug,<br />
die Erfindung des Klapprads<br />
zur Ergänzung des geliebten Autos<br />
und die sogenannten Bonanzaräder mit<br />
hochgezogenen Lenkergriffen und bananenförmigem<br />
Sattel brachten das<br />
Fahrrad langsam aber sicher wieder<br />
auf Kurs. Mit Mountainbikes, Trekking<br />
und Rennradwelle sowie wachsendem<br />
Umweltbewusstsein in den 1970er und<br />
80er-Jahren nahm die Freude am Zweirad<br />
wieder zunehmend an Fahrt auf.<br />
Heute ist die geniale Erfindung von<br />
Karl Drais Ausdrucksmittel von Persönlichkeit<br />
und Lebensstil und so populär<br />
wie noch nie. Die angebotene Formen-<br />
und Materialvielfalt machen sie<br />
wahlweise zum Statussymbol, politischen<br />
Statement, schnöden Transportmittel,<br />
rassigen Sportgerät, exzentri-<br />
48 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
Foto: WZV/Vanhulsteijn bicycles<br />
Extrem leichte Rahmen aus Edelstahl Rostfrei bieten Rennrädern<br />
Gewichtsvorteile und Fahrdynamik.<br />
Foto: WZV/Rennstahl Stahl Bikes<br />
Mit speziell geformten Rohren aus nichtrostendem Stahl lässt sich<br />
das Verhältnis von Gewicht und Steifigkeit zusätzlich optimieren.<br />
und 2.000 N/mm², die Wandstärken<br />
von nur 0,4 mm ermöglichen.<br />
Bei der Gabel lohnt sich der Griff<br />
zum Edelstahl ebenfalls, denn sie steuert<br />
nicht nur das Vorderrad, sondern verbessert<br />
nochmals spürbar den Fahrschen<br />
Fortbewegungsmedium oder<br />
auch gediegenen Freizeitvergnügen.<br />
Sogar das hölzerne Laufrad erlebt eine<br />
neue Blüte: Kleinkinder trainieren auf<br />
ihm ihren Gleichgewichtssinn. Inzwischen<br />
haben 81 Millionen Fahrräder<br />
in Deutschland den 45,1 Millionen gemeldeten<br />
Pkw die Vormachtstellung<br />
streitig gemacht. Auf 100 Haushalte<br />
kommen laut Statistischem Bundesamt<br />
184 Fahrräder und 105 Autos (Stand<br />
2016).<br />
Fast 1,9 Millionen Haushalte besitzen<br />
bereits ein E-Bike, nur knapp<br />
80.000 hingegen ein Elektroauto. Noch<br />
fahren zwei Drittel der Berufstätigen<br />
täglich mit dem Pkw zur Arbeit. Doch<br />
das Fahrrad holt auf und entscheidenden<br />
neuen Schwung gibt ihm dabei der<br />
Elektroantrieb. Um 40 % ist die Zahl<br />
der Großstädter zwischen 2000 und<br />
2015 gestiegen, die das Zweirad als<br />
Verkehrsmittel nutzen. Auch Paketdienstleister<br />
starten Pilotprojekte mitE-<br />
Lastenrädern. Doch das Fahrrad ist<br />
nicht nur Verkehrs- und Transportmittel,<br />
sondern ebenso Kultobjekt. Minimalistische<br />
Modelle mit einfachem<br />
Zahnrad an der Hinterachse, reduziert<br />
auf Reifen, Rahmen, Lenker und Kette<br />
werden zum luxuriösen Statement. Extrem<br />
leichte Rahmen aus Edelstahl Rostfrei<br />
mit Qualitätssiegel bieten Rennrädern<br />
durch die Reduktion auf das<br />
Wesentliche neben Gewichtsvorteilen<br />
und Fahrdynamik auch die begehrte<br />
klassische Retro-Optik.<br />
Edelstahl für Komfort und Sicherheit<br />
Durch die hohe Zugfestigkeit ab<br />
1.250N/mm² und Wandstärken bis nur<br />
0,38mm ist die Werkstoffgüte 1.4301<br />
erste Wahl für leichte Rennräder und<br />
Mountainbikes. Obwohl nur minimal<br />
schwerer als Aluminium weisen Rahmen<br />
aus diesen Werkstoffgüten die typische<br />
Festigkeit, Haltbarkeit und Fahreigenschaften<br />
von Stahl auf. Mit speziell<br />
geformten ovalen Rohren lässt sich das<br />
Verhältnis von Gewicht und Steifigkeit<br />
zusätzlich optimieren. Grundsätzlich<br />
überzeugen Rahmenrohre aus dauerfestem<br />
Edelstahl zudem durch robuste<br />
Widerstandskraft gegenüber Beulen.<br />
Dank nichtrostendem Stahl kann auf<br />
eine Lackierung verzichtet und so die<br />
angesagte puristische Wirkung unterstrichen<br />
werden.<br />
Die schnörkellosen und filigranen<br />
Rahmen setzen aber nicht nur optisch<br />
Maßstäbe. Auch in Fahrverhalten und<br />
Geometrie überzeugen sie durch Festigkeit<br />
bei gleichzeitiger Elastizität. Die<br />
Summe dieser Eigenschaften bedeutet<br />
entscheidende Vorteile gegenüber Aluminium<br />
oder carbonfaserverstärktem<br />
Kunststoff. Denn diese beiden Werkstoffe<br />
zahlen ihre etwas höhere Leichtigkeit<br />
mit Bruchrisiko bei Überlastung<br />
oder Beschädigung. Deshalb müssen<br />
bei einem Sturz verformte Teile aus diesen<br />
Materialien mit Rücksicht auf die<br />
Sicherheit sofort aus dem Verkehr gezogen<br />
werden. Besonders kritisch ist<br />
die plötzliche Bruchgefahr nach sogar<br />
nur leichter Beschädigung bei Carbon,<br />
wo Schäden in der Faserstruktur nicht<br />
erkennbar sind. Aluminiumrahmen<br />
sind zudem im Vergleich härter als Rahmenrohre<br />
aus Edelstahl, sodass der Fahrer<br />
schneller ermüdet. Für hochwertige<br />
Touring- und Alltagsräder bewähren<br />
sich Rohrsätze aus Duplex-Legierungen<br />
mit Zugfestigkeiten zwischen 1.500<br />
Elektrisch und digital<br />
Wie sich das Fahrrad auf der Eurobike gab<br />
Die Elektrifizierung und Digitalisierung des Fahrrads ist in vollem<br />
Gange: Von City- über Trekkingräder bis hin zu Mountainbikes<br />
– quasi jede Produktgruppe ist längst auch mit Elektroantrieb<br />
und digitalisiert erhältlich. Auf der Eurobike im<br />
Sommer in Friedrichshafen wurde diese Entwicklung einmal<br />
mehr deutlich.<br />
Die Vielfalt der E-Bikes bezieht sich nicht nur auf die Einsatzgebiete.<br />
Designer können sich hier nicht zuletzt durch die<br />
neuen technischen Elemente am Fahrrad regelrecht austoben.<br />
Immer mehr Anbieter erkennen, dass ein E-Bike auch optisch<br />
mehr sein kann als ein Fahrrad mit hinzugefügtem<br />
Motor. Systemintegration heißt das Stichwort – und das ist<br />
nicht nur optisch gemeint: Alle elektrischen Funktionen des<br />
Fahrrads können über eine einzige Bedieneinheit angesteuert<br />
werden.<br />
Das digitale Fahrrad muss übrigens nicht zwingend ein E-Bike<br />
sein. Auch ohne elektrische Antriebsunterstützung ist inzwischen<br />
viel Digitales am Fahrrad möglich. Die Vernetzung von<br />
Fahrrädern untereinander, um etwa im Berufsverkehr schneller<br />
und sicherer voranzukommen, ist zwar noch Zukunftsmusik,<br />
technisch aber durchaus bereits machbar.<br />
Diese Digitalisierung des Fahrrads und auch der Infrastruktur<br />
wird im Übrigen von spezialisierten Dienstleistern mit Knowhow<br />
nicht nur in der Fahrradbranche, sondern auch in der<br />
Softwareentwicklung, mitgestaltet. Dazu gehören junge aufstrebende<br />
Unternehmen.<br />
Welche wirtschaftliche Bedeutung das E-Bike bereits heute<br />
hat, lässt sich an den aktuellen Zahlen der Fahrradbranche<br />
ablesen. Bei deutschen Fahrradhändlern lag 2016 der Umsatzanteil<br />
elektrisch angetriebener Fahrräder laut Verband<br />
des Deutschen Zweiradhandels bereits bei 35 %. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr wurden gemessen in Stückzahlen elf Prozent<br />
mehr E-Bikes verkauft. Da der Durchschnittspreis für E-Bikes<br />
im Fachhandel ebenfalls gestiegen ist, auf rund 2.500 €, erhöhte<br />
sich der Umsatz in diesem Segment sogar um 17 %.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 11|17<br />
49
Lifesteel<br />
Bericht<br />
komfort. Reiseräder mit Rahmen und<br />
richtig eingestellten, gefederten Fahrradgabeln<br />
aus poliertem Edelstahl bieten<br />
neben optimalem Fahrverhalten auch robuste<br />
Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />
Regen, Schmutz und Dauerbelastung.<br />
Sogar nach vielen tausend Kilometern<br />
sehen diese hochwertigen Konstruktionen<br />
noch aus wie neu. Auch Transportschäden<br />
bieten sie energisch die glänzende<br />
Stirn. Ihre werkstoffbedingte<br />
Elastizität gewährleistet zugleich ermüdungsfreies<br />
Fahren selbst auf längsten<br />
Strecken.<br />
Bei solch hochwertigen Konstruktionen<br />
sind auch alle Anbauteile wie Gewinde<br />
oder Muffen aus nichtrostendem<br />
Stahl. In der Werkstoffgüte 1.4301 findet<br />
kaltverfestigter Edelstahl Rostfrei mit<br />
Qualitätssiegel dank Zugfestigkeiten von<br />
1.000 N/mm² auch Einsatz in zahlreichen<br />
weiteren Fahrradkomponenten:<br />
Denn ganz gleich, ob für Speichen, Felgen,<br />
Pedale, Achsen oder Lager – mit<br />
nichtrostendem Stahl fährt man immer<br />
auf Nummer sicher. Höherlegierte Edelstähle<br />
sind wegen ihrer Festigkeit und<br />
Temperaturbeständigkeit vor allem im<br />
hochwertigen Fahrradbereich gefragt.<br />
Elektrifiziert und automatisiert hat<br />
sich das Fahrrad als E-Bike oder Pedelec<br />
in der Stadt als schnellstes und zugleich<br />
effektivstes Verkehrsmittel etabliert. Beim<br />
E-Bike müssen die Pedale nicht betätigt<br />
werden, um den Elektroantrieb mit bis<br />
Geschichte auf zwei Rädern<br />
zu 500 Watt Motorleistung zuzuschalten.<br />
Der maximal 250 Watt starke Elektromotor<br />
beim Pedelec springt nur dann<br />
an, wenn die Pedale getreten werden.<br />
Vor allem Pedelecs motivieren deshalb<br />
immer mehr Menschen, auf das Fahrrad<br />
umzusatteln. Über drei Millionen<br />
fahren bereits durch die Städte. An Attraktivität<br />
stehen E-Bikes und Pedelecs<br />
den unmotorisierten Zeitgenossen in<br />
nichts nach. Ihre schicken Rahmenkonstruktionen<br />
wecken dank Antriebsdoping<br />
bei jeder Alters- und Lifestyleklientel<br />
Begehrlichkeit als Zeichen urbaner<br />
Unabhängigkeit.<br />
Da durch den Motor enorme Belastungsspitzen<br />
auf das Elektrofahrrad –<br />
und hier vor allem auf den Antrieb – einwirken,<br />
gelten Ketten aus Edelstahl<br />
Rostfrei für E-Bikes als ideal. Dank zuverlässiger<br />
Korrosionsbeständigkeit<br />
und Stabilität gewährleisten sie die geforderte<br />
Langlebigkeit. Eine durch Innenglieder<br />
aus Edelstahl verstärkte Bauweise<br />
macht die Ketten besonders<br />
widerstandsfähig gegen die hohen Lastwechsel<br />
bei E-Bike-Antrieben. Aber auch<br />
langjährige Fahrradbesitzer müssen<br />
nicht auf den nichtrostenden Werkstoff<br />
für ihren zweirädrigen fahrbaren Untersatz<br />
verzichten. Mit Schutzblechen,<br />
Gepäckträger, Innenzug oder auch Dynamo<br />
verhelfen sie sogar bereits in die<br />
Jahre gekommenen Drahteseln ganz<br />
leicht zu neuem Glanz. 2<br />
Ausstellung im Mannheimer Technomuseum<br />
Unter dem Motto „2 Räder – 200 Jahre Fahrrad“ hat das Mannheimer<br />
Technomuseum zwischen dem 11.11.16 und dem 25.6.17 eine Geburtstagsausstellung<br />
präsentiert – über „Freiherr von Drais und die Geschichte<br />
des Fahrrads“, so der Untertitel.<br />
Auf rund 800 m 2 Fläche konnten die Besucher etwa 100 Fahrräder und<br />
weitere themenbezogene Exponate bewundern. Konzipiert war die Ausstellung<br />
als Fahrradtour durch die Geschichte des Zweirades.<br />
Unterteilt war die Show in insgesamt vier zeitliche Etappen – von Karl von<br />
Drais und seiner Laufmaschine bis in die aktuelle Zeit, die – so die Museumsverantwortlichen<br />
– mit der Renaissance des Fahrrads in den 70er<br />
Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen hatte.<br />
Die Ausstellung passte gut in das Grundkonzept des Mannheimer Museums,<br />
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, vor allem die Verbindung von<br />
Mensch und Maschine zu beleuchten.<br />
Begleitet wurde die rund eine Million Euro teure Show durch ein umfangreiches<br />
Rahmenprogramm. Dabei ging es in Veranstaltungen u.a. um die<br />
heutige Fahrradfreundlichkeit von Mannheim, ein Globetrotter berichtete<br />
von seiner Radreise durch 150 Länder der Erde, und selbst die Rolle des<br />
Zweirades für die Frauenbewegung wurde thematisiert.<br />
Impressum<br />
STAHLREPORT<br />
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution<br />
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50 <strong>Stahlreport</strong> 11|17
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2017<br />
Seminarthema Termin Tagungsort<br />
Nichtrostende Stähle (Seminar) 16.-17.10. Aachen<br />
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und effektive Preisverhandlung<br />
(Verkauf II) (Seminar) 25.-26.10. Nürnberg<br />
Betonstahl (Seminar) 07.-08.11. Kehl<br />
Stahlkunde (Seminar) 06.-08.12. Gengenbach<br />
Stahlkunde (Seminar) 05.-07.02. Dortmund<br />
Rohrtag 01.03. Düsseldorf<br />
Blankstahl (Seminar) 10.-11.04. Ludwigsburg<br />
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