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Grußwort von Frau Ministerialrätin Anne Cless, Leiterin des Referats „Psychiatrie und Sucht“ im Sozialministerium beim 1. gemeinsamen Fachtag des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands e.V. (WBRS) und des Landesverbands Gemeindepsychiatrie Baden-Württemberg e.V. Samstag, 29. Oktober 2011 im Haus des SpOrts in Stuttgart (Fritz-Walter-Weg 19) Thema: „Sport stärkt Seele, Rumpf und Beine…“außerklinische Sport- und Bewegungsangebote für psychisch beeinträchtigte Menschen Sehr geehrte Frau Dr. Schöck, sehr geehrter Herr Wahl, sehr geehrte Frau Menzer-Haasis, meine sehr geehrte Damen und Herren, gerne bin ich heute in Vertretung von Frau Ministerin Katrin Altpeter, von der ich Sie im Übrigen herzlich grüßen soll, zu diesem interessanten Fachtag gekommen. Interessant deshalb, weil es die erste Tagung dieser Art und in dieser Kooperation (nämlich des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands und des Landesverbands Gemeindepsychiatrie) ist. Zwei Schlagworte waren mir sofort präsent, als das Thema an mich herangetragen wurde: Zum einen das Thema „Inklusion“ und zum anderen die Themenbereiche „Gesundheit, Rehabilitation, Sport“ Inklusion Inklusion wird von der UN-Behindertenrechtskonvention ausdrücklich gefordert. Übersetzt wird der Begriff im Deutschen mit Teilhabe. Unser vorrangiges Ziel in Baden-Württemberg ist Inklusion, also volle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen. Wichtig ist dabei, dass es nicht nur um eine sozialpolitische Herausforderung geht. Es geht um Menschenrechte, die für alle Bereiche von Politik und Gesellschaft die Richtung vorgeben. „Inklusion“ oder „Teilhabe“ heißt deshalb: jede und jeder in ihrer oder seiner Einzigartigkeit gehört selbstverständlich dazu. Teilhabe geht uns alle an und muss von allen aktiv gelebt werden. Daher sind nicht nur der Staat, die Zivilgesellschaft, sondern jede und jeder Einzelne gefordert. Teilhabe bedeutet, dass jede und jeder so akzeptiert wird wie sie oder er ist, in dem was er kann und was nicht. Dies hätte dann auch zur Folge, dass eine Stigmatisierung nicht erfolgt. Denn Stigmatisierung geht allein von unseren Köpfen aus. Teilhabe beschränkt sich nicht nur auf das Arbeitsleben, die soziale Sicherung, das Wohnumfeld etc., sondern Teilhabe erstreckt sich auch auf die Lebensgestaltung außerhalb von Kliniken, Betreuung, Beratung und Therapie, auf die Freizeitgestaltung, auch auf den Sport. Gesundheit, Rehabilitation, Sport Damit bin ich beim vorher genannten zweiten Themenbereich „Gesundheit, Rehabilitation und Sport“ angelangt. In der klinischen Behandlung wird Sport und Bewegung als psychotherapeutisches Mittel eingesetzt. Ziel ist es, den Patienten emotional zu beleben, ihn zu vitalisieren und seine Kontaktfähigkeit wiederherzustellen.
Ob Sport dabei das günstigste Medikament sein könnte, wird heute noch eingehender erörtert werden. Außerklinische Sport- und Bewegungsangebote für psychisch beeinträchtigte Menschen, die strukturierte Freizeitgestaltung mit Hilfe von Sport und Bewegungsangeboten als wesentlicher Beitrag zu tagesstrukturierenden, gesundheitsfördernden und sozialintegrierenden Maßnahmen für psychisch beeinträchtigten Menschen sind wenig vorhanden. Die Sport und Bewegungsmöglichkeiten während eines stationären Aufenthalts finden außerhalb kaum eine Fortsetzung. Sport gehört leider immer noch nicht zum außerklinischen, ambulanten Alltag. Dabei sind Sport und Bewegung auch für psychisch kranke Menschen ein elementares Bedürfnis. Anerkennung und Bestätigung, Körpererfahrung und Kommunikation beim gemeinsamen Sporttreiben sind Bedürfnisse, die auch auf die Durchschnittsbevölkerung im Breitensport zutreffen. Die traditionellen Sportvereine mit ihren Strukturen stehen für die psychisch beeinträchtigten Menschen jedoch weniger bereit. Dies aufgrund der teilweise offenkundigen Schwierigkeiten in der Kontaktaufnahme und der Beziehungsgestaltung sowie aufgrund der Schwankungen in den Bereichen Stimmung, Antrieb und Denken der Betroffenen. Die besondere Ausrichtung der traditionellen Vereine auf Leistung, dieser olympische Gedanke des Höher-Schneller-Weiter und dieses Alles oder Nichts-Prinzip ist ein entscheidendes Handicap insbesondere für psychisch beeinträchtigte Interessierte. Psychisch beeinträchtigte Menschen benötigen deshalb besondere Rahmenbedingungen, unter denen sie Sport- und Bewegungsangebote aufsuchen und nutzen wollen. Hierzu werden wir heute sicher noch einiges erfahren. Psychisch beeinträchtigte Menschen wollen sich aufgehoben und gleichzeitig angespornt fühlen. Dafür sind auf sie angepasste außerklinische Sport- und Bewegungsangebote wichtig. Außerklinische Sport- und Bewegungsangebote wirken aber auch in erheblichem Maße der Ausgrenzung und Diskriminierung entgegen, sie wirken in die „normale“ Gemeinde hinein. Betroffene wie Nichtbetroffene kommen miteinander in Kontakt und erhalten einen relativ unbefangenen Zugang zueinander. Dies bedeutet ein Stück weit Normalität, sich dort aufzuhalten, wo andere sich ebenfalls aufhalten. Meine Damen und Herren, deshalb ist meine Schlussfolgerung: Egal, was für die Einzelnen das Motiv sein mag, an außerklinischen Sport- und Bewegungsangeboten für psychisch beeinträchtigte Menschen teilzunehmen, ob sie ihre physische Leistungsfähigkeit optimieren und Leistungssport treiben wollen, ob körperliche Betätigung unter funktionellen Aspekten im Vordergrund steht oder einfach der Spaß an Bewegung, Spiel und Sport, die Bewegung mit anderen behinderten und nicht behinderten Menschen: Jeder findet in den außerklinischen Sport- und Bewegungsangeboten die Möglichkeit, sich selbst mit seinen Idealen zu verwirklichen und ein Stück Lebensqualität (zurück)zugewinnen. Deshalb hoffe ich, dass es bald noch wesentlich mehr außerklinische Sport- und Bewegungsangebote für psychisch beeinträchtigte Menschen gibt. Ich bin mir sicher, dass der heutige Fachtag sowohl bei den Fachleuten aus dem Sport- und Psychiatriebereich als auch bei den Psychiatrieerfahrenen, den Betroffenen und den Ehrenamtlichen Interesse weckt und dem Thema einen Schub verleiht. Ich wünsche dafür viel Erfolg! Vielen Dank
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