Vorgehen - SBV Treuhand und Schätzungen

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Bereich Treuhand, 08.2011
Gewinnverwendung bei Aktiengesellschaften 1
An der Generalversammlung (spätestens 6 Monate nach Abschluss des Geschäftsjahres,
Art. 809 Abs. 1 OR), haben die Aktionäre über die Gewinnverwendung zu befinden. Eine Dividende
darf dabei erst festgelegt werden, wenn die von Gesetz und Statuten vorgeschriebenen
Reserven gebildet wurden (Art. 674 Abs. 1 OR). Im Folgenden zeigen wir auf, welche
Reserven gebildet werden müssen.
Vorgehen
Einzelheiten
Jahresgewinn?
1. Reservezuweisung (OR 671/1):
� 5 % des Jahresgewinns
� Bei Verlustvortrag: 5 % vom Bilanzgewinn (Jahresgewinn
./. Verlustvortrag)
� max. bis gesetzliche Reserve 20 % des einbezahlten
AK und PS-Kapitals (656b/3 OR) erreichen
Tantiemen oder
Dividenden > 5 % des
einbezahlten AK
2. Reservezuweisung (OR 671/2)
� 10 % der Tantiemen, 10 % der 5 % übersteigenden
Grunddividende, 10 % der Gewinnanteile
an Genussscheininhaber
� Gilt auch, bei Ausschüttung aus freien Reserven
� max. bis gesetzliche Reserve 50 % des einbezahlten
AK erreichen
Ja
Ja
Ja
Der gesetzlichen Reserve ist, auch nachdem sie die gesetzliche Höhe erreicht hat, zuzuweisen:
1. ein bei der Ausgabe von Aktien nach Deckung der Ausgabekosten über den Nennwert
hinaus erzielter Mehrerlös, soweit er nicht zu Abschreibungen oder zu Wohlfahrtszwecken
verwendet wird;
2. was von den geleisteten Einzahlungen auf ausgefallene Aktien übrig bleibt, nachdem
ein allfälliger Mindererlös aus den dafür ausgegebenen Aktien gedeckt worden ist;
1 Die gleichen oder ähnlichen Bestimmungen gelten für die GmbH (Art. 801 OR) und die Genossenschaft (Art. 860 OR) und
Stiftungen mit einem kaufmännisch geführtem Gewerbe (Art. 83a ZGB).
Beim Verein oder bei Stiftungen ohne kaufmännisch geführtem Gewerbe kommen die allg. kaufmännischen Buchführungspflichten
(Art. 957 ff. OR) zur Anwendung.
Nein
Nein
Liegt ein Bilanzverlust (inkl. Gewinnvortrag)
vor, darf eine Gewinnverwendung
nur aus freien
Reserven erfolgen.
(siehe aber auch 2. Reservenzuweisung)
Keine 2. Reservezuweisung
nötig

SBV Treuhand und Schätzungen Gewinnverwendung AG 2/2
Voraussetzungen für die Zahlung der Tantièmen (Gewinnanteil des Verwaltungsrates) sind
(Art. 677 OR):
� In den Statuten festgehalten (Art. 627 Ziff. 2 OR)
� Die Zuweisung der gesetzlichen Reserven ist erfolgt (Art. 671 und Art. 671b OR)
� Die Dividende beträgt mindestens 5 %
� Zuweisung erfolgt aus dem Bilanzgewinn
Blosse Zuweisungen, z.B. an die interne Personalvorsorgeeinrichtung, haben keine 2. Reservenzuweisung
zur Folge.
Die Bestimmungen zur Reservenzuweisung gelten auch nicht für reine Holdinggesellschaften.
Beispiel
Die Gesellschaft mit Fr. 500'000.- eingebezahlten AK beschliesst Tantiemen und eine 14 %
Dividende.
Jahresgewinn 85‘000.-
Gewinnvortrag +4‘000.-
= Bilanzgewinn 89‘000.-
- 5 % gesetzliche Reserven (1. Zuweisung) - 4‘250.-
Zwischentotal 84‘750.-
- 5 % Grunddividende (AK 500'000.-) - 25‘000.-
Zwischentotal 59‘750.-
- Tantiemen 8‘000.-
- 10 % gesetzliche Reserven (2. Zuweisung) 800.-
Zwischentotal 50‘950.-
- 9 % Superdividende 45‘000.-
- 10 % gesetzliche Reserven (2. Zuweisung) 4‘500.-
= Gewinnvortrag 1‘450.-
Soll Haben Betrag
Erfolgsrechnung Gewinnvortrag 85‘000.-
Bilanz Gewinnvortrag 4‘000.-
Gewinnvortrag Gesetzliche Reserven 9‘550.-
Gewinnvortrag Dividenden 2 70‘000.-
Gewinnvortrag Tantièmen 3 8‘000.-
Gewinnvortrag Bilanz 1‘450.-
SBV Treuhand und Schätzungen sorgt für einen korrekten Jahresabschluss und hilft Ihnen
bei der Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben. Ein Anruf lohnt sich.
Martin Würsch
Leiter SBV Treuhand und Schätzungen
Brugg, 3. August 2011/Martin Würsch/bt 2011 08-1 gewinnverwendung ag-b.doc
2
Hier nur Zuweisung zum Konto; Auszahlung erfolgt unter Abzug von 35 % Verrechnungssteuer über die Bank (Dividende /
Bank und Dividende/ VST Kreditor)
3
Hier nur Zuweisung zum Konto; Auszahlung erfolgt ohne Abzug der Verrechnungssteuer