11_2018_news

21.08.2018 Aufrufe

InformatIonen für aktIve 17. Jahrgang · Nummer 11 25. August 2018 www.verdi-news.de ver.dI vereInte dIenstleIstungsgewerkschaft A58247 Auf lange oder kurze Sicht? rente – SPD schlägt Sicherung des Rentenniveaus von 48 Prozent bis 2040 vor pflege Manches läuft besser Studie vergleicht die Situation in drei Ländern seite 2 auswertung Noch Luft nach oben Deutschlands Lohn- und Arbeitskosten liegen im Mittelfeld seite 3 Vizekanzler Olaf Scholz, SPD, hat einen neuerlichen Disput über die RentenpolitikinderGroßenKoalition entfacht. Er hat vorgeschlagen, das Rentenniveau bis 2040 auf einem Niveau von 48 Prozent zu sichern. Diese Höhe haben Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Allerdings haben sie sich nur darauf geeinigt, dieses Niveau bis zum Jahr 2025festzuschreiben.DagehtScholz mitseinerjüngstenForderungdeutlich weiter, aber nicht weit genug. DieStabilisierungdesRentenniveaus auf 48 Prozent könne nur ein erster Schritt sein, heißt es in einer Bewertung des ver.di-Bereichs Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zum Rentenpaket I. Der Referentenentwurf dazuistMitteAugustvorgelegtworden. MitderForderungvonScholzgeht dieSPDimmerhinschoneinenSchritt weiter als die Union. „Eine markig vorgetragene Vorfestlegung“, kontert der stellvertretende CDU-Vorsitzende Hermann Gröhe. Er sieht dieÄußerungendesFinanzministers dem „anhaltenden Umfragetief der SPD“ geschuldet, sie seien „unverantwortlich“. Gröhe verweist auf die Rentenkommission, die die Regierungsparteien eingesetzt haben. SiesollbisMärz2020Empfehlungen für eine „Sicherung und Fortentwicklung der AlterssicherungssystemeabdemJahr2025“ausarbeiten. Die zehnköpfige Kommission „VerlässlicherGenerationenvertrag“,wie sie offiziell heißt, ist erst kurz vor der Sommerpause vorgestellt worden. Die Gewerkschaften sind mit DGB-Bundesvorstandsmitglied AnnelieBuntenbachinderKommission vertreten. altersarmut nimmt zu Sollte die Union seinem Vorschlag nicht zustimmen, will Scholz das Thema zu einem Wahlkampfthema machen. Bereits bei der Bundestagswahl 2017 hatten die DGB-Gewerkschaften die Rentenpolitik zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. Denn sie warnen längst schon vor der Gefahr, dass das politisch gewollte Absinken des gesetzlichen Rentenniveaus – es misst das VerhältniszwischeneinerStandardrente und dem Durchschnittseinkommen derVersicherten–immermehrMenschen in die Altersarmut drängen wird. Sinkt es, wie prognostiziert, entlassung Einigung mit HUK-Coburg Unternehmen zieht Berufungsklagen zurück seite 4 unikliniken Entlastung verweigert In Düsseldorf und Essen wird weiter gestreikt seite 5 bis 2030 auf unter 43 Prozent ab, werden mehr und mehr Menschen trotzjahrzehntelangerVollzeitarbeit eine Rente etwa in Höhe der Grundsicherung erhalten. Dann reicht ein Gehalt von 2500 Euro über 40 Jahre hinweg nur für eine Rente von 809 Euro im Monat. Allerdings kommt die Hälfte der Beschäftigten gar nichtaufdieseGehaltssumme,warnt der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske, und viele auch nicht auf 40 Beitragsjahre. Umhiergegenzuhaltenmussnach Ansicht ver.dis auch von der ebenfalls im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Beitragssatzstabilität in Höhe von 20 Prozent bis 2025 abgewichen werden. Sonst habe die Rentenkommission keinen großen Spielraum, um finanzierbare Vorschläge gegen Altersarmut zu machen. Heike Langenberg urteile Grundrecht als Handelsware BAG lässt Höchtprämien für Streikbrecher zu seite 6 demo Angriff auf Gewerkschafter AfD-Anhänger sollen Ordner attackiert haben seite 7 n a c h d e m u r l a u b . . . ... ist Aufräumen angesagt. Zumindest im E- Mail-Postfach. Besonders das ver.di news-Postfach (verdi-news@verdi.de) wurde ohne meine tägliche Begutachtung im wahrsten Sinne des Wortes zugespamt. Kostprobe gefällig? Isabel möchte Kratzer an meinem Fahrrad mit einem Filzstift reparieren, Hildebert verspricht mir eine wunderschöne Haltung mit Hilfe eines Magnet- Kreuzgürtels und Shop Garden preist einen 60 Meter langen Super- Schlauch an, nicht wissend, wie klein mein Garten ist. Dazwischen verschwinden schon fast die wirklich interessanten und wichtigen Mails. Aber die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen, die erste Ausgabe der „ver.di news“ nach der Sommerpause ist fertig – und so langsam bekomme ich durch konsequentes Sortieren auch die Angebote aus der Welt von Kommerz und Dating in den Griff. hla Linksextrem „Als linksextrem gilt man für Rechte, wenn man Anhänger der bekannten linksextremen Kampfschrift ,Grundgesetz’ ist.“ Der Autor Sascha Lobo auf „Spiegel Online“ in seiner Sprachkritik „Deutsch-Rechts/ Rechts-Deutsch“

InformatIonen für aktIve<br />

17. Jahrgang · Nummer <strong>11</strong><br />

25. August <strong>2018</strong><br />

www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />

ver.dI vereInte<br />

dIenstleIstungsgewerkschaft<br />

A58247<br />

Auf lange oder kurze Sicht?<br />

rente – SPD schlägt Sicherung des Rentenniveaus von 48 Prozent bis 2040 vor<br />

pflege<br />

Manches<br />

läuft besser<br />

Studie vergleicht<br />

die<br />

Situation in<br />

drei Ländern<br />

seite 2<br />

auswertung<br />

Noch Luft<br />

nach oben<br />

Deutschlands<br />

Lohn- und<br />

Arbeitskosten<br />

liegen im Mittelfeld<br />

seite 3<br />

Vizekanzler Olaf Scholz, SPD, hat<br />

einen neuerlichen Disput über die<br />

RentenpolitikinderGroßenKoalition<br />

entfacht. Er hat vorgeschlagen, das<br />

Rentenniveau bis 2040 auf einem<br />

Niveau von 48 Prozent zu sichern.<br />

Diese Höhe haben Union und SPD<br />

im Koalitionsvertrag vereinbart. Allerdings<br />

haben sie sich nur darauf<br />

geeinigt, dieses Niveau bis zum Jahr<br />

2025festzuschreiben.DagehtScholz<br />

mitseinerjüngstenForderungdeutlich<br />

weiter, aber nicht weit genug.<br />

DieStabilisierungdesRentenniveaus<br />

auf 48 Prozent könne nur ein erster<br />

Schritt sein, heißt es in einer Bewertung<br />

des ver.di-Bereichs Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik zum Rentenpaket<br />

I. Der Referentenentwurf<br />

dazuistMitteAugustvorgelegtworden.<br />

MitderForderungvonScholzgeht<br />

dieSPDimmerhinschoneinenSchritt<br />

weiter als die Union. „Eine markig<br />

vorgetragene Vorfestlegung“, kontert<br />

der stellvertretende CDU-Vorsitzende<br />

Hermann Gröhe. Er sieht<br />

dieÄußerungendesFinanzministers<br />

dem „anhaltenden Umfragetief der<br />

SPD“ geschuldet, sie seien „unverantwortlich“.<br />

Gröhe verweist auf<br />

die Rentenkommission, die die Regierungsparteien<br />

eingesetzt haben.<br />

SiesollbisMärz2020Empfehlungen<br />

für eine „Sicherung und Fortentwicklung<br />

der AlterssicherungssystemeabdemJahr2025“ausarbeiten.<br />

Die zehnköpfige Kommission „VerlässlicherGenerationenvertrag“,wie<br />

sie offiziell heißt, ist erst kurz vor<br />

der Sommerpause vorgestellt worden.<br />

Die Gewerkschaften sind mit<br />

DGB-Bundesvorstandsmitglied AnnelieBuntenbachinderKommission<br />

vertreten.<br />

altersarmut nimmt zu<br />

Sollte die Union seinem Vorschlag<br />

nicht zustimmen, will Scholz das<br />

Thema zu einem Wahlkampfthema<br />

machen. Bereits bei der Bundestagswahl<br />

2017 hatten die DGB-Gewerkschaften<br />

die Rentenpolitik zu<br />

einem ihrer Schwerpunkte gemacht.<br />

Denn sie warnen längst schon vor<br />

der Gefahr, dass das politisch gewollte<br />

Absinken des gesetzlichen<br />

Rentenniveaus – es misst das VerhältniszwischeneinerStandardrente<br />

und dem Durchschnittseinkommen<br />

derVersicherten–immermehrMenschen<br />

in die Altersarmut drängen<br />

wird. Sinkt es, wie prognostiziert,<br />

entlassung<br />

Einigung mit<br />

HUK-Coburg<br />

Unternehmen<br />

zieht Berufungsklagen<br />

zurück<br />

seite 4<br />

unikliniken<br />

Entlastung<br />

verweigert<br />

In Düsseldorf<br />

und Essen<br />

wird weiter<br />

gestreikt<br />

seite 5<br />

bis 2030 auf unter 43 Prozent ab,<br />

werden mehr und mehr Menschen<br />

trotzjahrzehntelangerVollzeitarbeit<br />

eine Rente etwa in Höhe der Grundsicherung<br />

erhalten. Dann reicht ein<br />

Gehalt von 2500 Euro über 40 Jahre<br />

hinweg nur für eine Rente von 809<br />

Euro im Monat. Allerdings kommt<br />

die Hälfte der Beschäftigten gar<br />

nichtaufdieseGehaltssumme,warnt<br />

der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske,<br />

und viele auch nicht auf 40 Beitragsjahre.<br />

Umhiergegenzuhaltenmussnach<br />

Ansicht ver.dis auch von der ebenfalls<br />

im Koalitionsvertrag festgeschriebenen<br />

Beitragssatzstabilität<br />

in Höhe von 20 Prozent bis 2025 abgewichen<br />

werden. Sonst habe die<br />

Rentenkommission keinen großen<br />

Spielraum, um finanzierbare Vorschläge<br />

gegen Altersarmut zu machen.<br />

Heike Langenberg<br />

urteile<br />

Grundrecht<br />

als Handelsware<br />

BAG lässt<br />

Höchtprämien<br />

für Streikbrecher<br />

zu<br />

seite 6<br />

demo<br />

Angriff auf<br />

Gewerkschafter<br />

AfD-Anhänger<br />

sollen Ordner<br />

attackiert haben<br />

seite 7<br />

n a c h d e m u r l a u b . . .<br />

... ist Aufräumen angesagt.<br />

Zumindest im E-<br />

Mail-Postfach. Besonders<br />

das ver.di <strong>news</strong>-Postfach<br />

(verdi-<strong>news</strong>@verdi.de)<br />

wurde ohne meine tägliche<br />

Begutachtung im<br />

wahrsten Sinne des Wortes<br />

zugespamt. Kostprobe<br />

gefällig? Isabel möchte<br />

Kratzer an meinem<br />

Fahrrad mit einem Filzstift<br />

reparieren, Hildebert<br />

verspricht mir eine<br />

wunderschöne Haltung<br />

mit Hilfe eines Magnet-<br />

Kreuzgürtels und Shop<br />

Garden preist einen 60<br />

Meter langen Super-<br />

Schlauch an, nicht wissend,<br />

wie klein mein<br />

Garten ist. Dazwischen<br />

verschwinden schon fast<br />

die wirklich interessanten<br />

und wichtigen Mails.<br />

Aber die Aufräumarbeiten<br />

sind abgeschlossen,<br />

die erste Ausgabe der<br />

„ver.di <strong>news</strong>“ nach der<br />

Sommerpause ist fertig –<br />

und so langsam bekomme<br />

ich durch konsequentes<br />

Sortieren auch die<br />

Angebote aus der Welt<br />

von Kommerz und Dating<br />

in den Griff.<br />

hla<br />

Linksextrem<br />

„Als linksextrem<br />

gilt man für Rechte,<br />

wenn man Anhänger<br />

der bekannten linksextremen<br />

Kampfschrift<br />

,Grundgesetz’<br />

ist.“<br />

Der Autor Sascha Lobo<br />

auf „Spiegel Online“ in<br />

seiner Sprachkritik<br />

„Deutsch-Rechts/<br />

Rechts-Deutsch“


p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />

2 ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong>·······················································································································································<br />

f i l m t i p p<br />

Wackersdorf<br />

Manches läuft besser<br />

pflege – Studie vergleicht die Situation in Deutschland, Japan und Schweden<br />

(pm) Ende 1985 begann<br />

der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage<br />

für abgebrannte<br />

Brennstäbe<br />

aus Atomreaktoren im<br />

oberpfälzischen Wackersdorf.<br />

Der Bau war<br />

von zahlreichen Protesten<br />

begleitet. In seinem<br />

Film zeigt Regisseur Oliver<br />

Haffner in enger Anlehnung<br />

an historische<br />

Tatsachen den wachsenden<br />

Widerstand der Bürger/innen<br />

und die Gegenmaßnahmen<br />

von<br />

Politik und Industrie, die<br />

das Vorhaben um jeden<br />

Preis durchsetzen wollten.<br />

Zentrale Figur des<br />

Films ist der Landrat<br />

Johannes Schuierer, der<br />

sich vom Befürworter<br />

zum entschiedenen Gegner<br />

der Anlage wandelt.<br />

1989 wurde der Bau eingestellt,<br />

die Anlage wurde<br />

nie fertiggestellt.<br />

Am 4. September zeigen<br />

das Unabhängige Film-<br />

Fest Osnabrück, der<br />

ver.di-Ortsverein Osnabrück/Umland<br />

und das<br />

bildungswerk ver.di Region<br />

Osnabrück den Film<br />

um 19 Uhr in der Filmpassage<br />

Osnabrück. Anlass<br />

ist der Antikriegstag<br />

am 1. September. Offiziell<br />

startet der Film am<br />

20. September in den<br />

deutschen Kinos.<br />

wackersdorf, spIelfIlm,<br />

r.: olIver haffner,<br />

d.: Johannes ZeIler,<br />

peter Jordan,<br />

fabIan hInrIchs,<br />

anna marIa sturm, u. a.,<br />

deutschland,<br />

122 mInuten.<br />

www.wackersdorffilm.de<br />

(pm) Unter Berücksichtigung der im<br />

1. Halbjahr <strong>2018</strong> abgeschlossenen<br />

Tarifverträge und der in den Vorjahren<br />

für <strong>2018</strong> bereits vereinbarten TariferhöhungensteigendieTariflöhne<br />

in diesem Jahr um durchschnittlich<br />

3,1 Prozent. Dies ergibt sich aus der<br />

Halbjahresbilanz des Tarifarchivs<br />

des Wirtschafts- und Sozialwissen-<br />

schaftlichenInstituts(WSI)derHans-<br />

(pm/ml) Deutschland, Schweden<br />

oder Japan? Bei den Arbeitsbedingungen<br />

in der Altenpflege ist kein<br />

Land vorbildlich. Doch es gibt Unterschiede,<br />

wie die von der Hans-<br />

Böckler-Stiftung geförderte und im<br />

August veröffentlichte Vergleichsstudie<br />

der Sozialwissenschaftlerin<br />

Hildegard Theobald von der Universität<br />

Vechta zeigt.<br />

Zeitdruck, Erschöpfung und prekäre<br />

Arbeitsverhältnisse sowie Teilzeit<br />

sind zwar in allen drei Ländern<br />

verbreitet, doch Schweden tut sich<br />

durch eine umfassende Qualifizierungsstrategie<br />

hervor. In Japan ist<br />

derMänneranteilinderstationären<br />

Versorgung vergleichsweise hoch,<br />

weil es fast nur Vollzeitjobs gibt.<br />

Und Deutschland verfügt über ein<br />

relativ hohes Qualifikationsniveau<br />

in der ambulanten Pflege, während<br />

die stationären Einrichtungen hier<br />

relativ schlecht dastehen. Das läuft<br />

in Schweden besser, wo in den PflegeheimenzuzweiDrittelnFachkräfte<br />

arbeiten. Und die japanische Altenpflege<br />

zeichnet sich generell durch<br />

eine „begrenzte Professionalisierung“<br />

aus.<br />

In allen drei Ländern ist die Pflegearbeit<br />

belastend. Von regelmäßigem<br />

Zeitdruck berichten 54 Prozent<br />

der ambulanten Pflegekräfte<br />

in Deutschland, 35 Prozent in Japan<br />

und 37 Prozent in Schweden. Beschäftigte<br />

mit Migrationshintergrund<br />

haben es hierzulande vergleichsweise<br />

schwerer. Sie machen<br />

mehr unbezahlte Überstunden als<br />

andere und haben weniger Gestaltungsspielräume.<br />

In Japan spielen<br />

sie mit einem Anteil von 0,5 Prozent<br />

kaum eine Rolle.<br />

Ein gemeinsames Merkmal der<br />

drei Länder ist laut Studie die Errichtung<br />

einer universellen Pflegepolitik,<br />

die das Pflegerisiko für die<br />

Gesamtbevölkerungsozialabsichert.<br />

Die Schweden waren hier seit den<br />

Druck auf die Modeketten<br />

internationales – Indische Leiharbeitnehmer/innen fordern Festanstellung<br />

(pm)ver.dihatMitteJuliModeketten<br />

in Deutschland aufgefordert, Angriffe<br />

auf Gewerkschafter bei einem<br />

großen Zulieferer in Indien zu unterbinden.<br />

Laut der indischen GewerkschaftGarmentandTextileWorkers<br />

Union (GATWU) hat das<br />

Management des Zulieferers Avery<br />

Dennison in Bangalore Gewerkschaftsmitgliederentlassen,diedas<br />

indische Arbeitsrecht für sich in Anspruch<br />

nehmen. Avery Dennison<br />

produziert unter anderem für H&M,<br />

Inditex, Primark und GAP. Die Leiharbeiter/innen<br />

hatten über ihre GewerkschaftdieForderungnachFestanstellung<br />

und gleiche Arbeitsbedingungen<br />

für gleiche Arbeit erhoben.<br />

Große Modeketten erklären stets,<br />

dass Gewerkschafts- und Arbeitsrechte<br />

bei ihren Zulieferern eingehalten<br />

würden und Verträge entsprechende<br />

Vorgaben enthielten.<br />

Erst Druck von ver.di, Betriebsräten<br />

undNichtregierungsorganisationen<br />

hat aber dazu geführt, dass die EinkäuferunternehmenVerhandlungen<br />

Durchschnittlich 3,1 Prozent mehr<br />

tariferhöhungen <strong>2018</strong> – WSI-Tarifarchiv zieht Zwischenbilanz<br />

Böckler-Stiftung. Die Tariferhöhungen<br />

fallen deutlich stärker aus<br />

als in den beiden Vorjahren. Bei einem<br />

durchschnittlichen Anstieg der<br />

Verbraucherpreise von 1,7 Prozent<br />

im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> ergibt sich<br />

ein Reallohnzuwachs von 1,4 Prozent.<br />

„InsgesamtsinddieTarifabschlüsse<strong>2018</strong>deutlichhöheralsimVorjahr<br />

1960erJahrenVorreiter,Deutschland<br />

und Japan zogen in den 1990er Jahren<br />

nach. Als eine weitere Gemeinsamkeit<br />

nennt die Autorin die<br />

„marktorientierteRestrukturierung“<br />

der Altenpflege: Dabei wurde in<br />

den vergangenen beiden Jahrzehnten<br />

die Konkurrenz gefördert.<br />

Hildegard Theobald empfiehlt, in<br />

Deutschland sollten, ähnlich wie in<br />

Schweden,grundsätzlichallePflegkräfte<br />

eine Ausbildung erhalten.<br />

Berufsbegleitende Angebote seien<br />

dabei wesentlich. Um den hohen<br />

Anteil an Minijobs und geringfügigenTeilzeittätigkeitenzuverringern,<br />

seien familienfreundliche, flexible<br />

Vollzeit- oder umfangreiche Teilzeitarrangements<br />

und eine bessere<br />

Kinderbetreuung notwendig. Um<br />

denZeitdruckzuverringern,müssten<br />

Personalengpässebeseitigtwerden.<br />

Vergleichsstudie zum Download:<br />

https://www.boeckler.de/pdf/p_<br />

study_hbs_383.pdf<br />

zwischen dem Management von<br />

Avery Dennison und GATWU vermittelt<br />

haben.<br />

Diese Verhandlungen sollten von<br />

der Ethical Trading Initiative, einer<br />

Multi-Stakeholder-InitiativezurVerbesserungvonArbeitsbedingungen<br />

bei Zulieferern in der Bekleidungsindustrie,<br />

moderiert werden. Einen<br />

konkretenVerhandlungsterminsagte<br />

das Management von Avery Dennison<br />

jedoch mit der Begründung<br />

ab, es habe sich durch eine KundgebungvonGATWUbedrohtgefühlt.<br />

ausgefallen“, sagt der Leiter des<br />

WSI-Tarifarchivs,ThorstenSchulten.<br />

Berücksichtige man nur die Neuabschlüsse<br />

aus dem Jahr <strong>2018</strong>, so ergebe<br />

sich sogar ein Lohnplus von<br />

3,7 Prozent. Damit leisteten die Tariflöhne<br />

einen wichtigen Beitrag<br />

dafür, dass der lange, von einer<br />

starkenBinnennachfragegetragene<br />

Aufschwung weitergehe.


p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />

············································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong> 3<br />

Noch Luft nach oben<br />

auswertung – Deutschlands Lohn- und Arbeitskosten liegen im Mittelfeld<br />

(GL) „Deutschland ruiniert sein Erfolgsmodell“titelteimOktober2016<br />

die „Welt“ und nahm die Löhne in<br />

den Fokus. Derartige Klagen sind<br />

heute selten. Kritik an den Löhnen<br />

kommt eher von außen: Sie seien<br />

gemessen an der Wirtschaftskraft<br />

zu niedrig gewesen, wird mit Blick<br />

auf die Überschüsse in der Außenhandelsbilanz<br />

moniert.<br />

Die Arbeitskosten in der Privatwirtschaftrangierenhierzulandeim<br />

oberen Mittelfeld der EU, liegen mit<br />

34,60 Euro pro Stunde auf Platz<br />

sechs. Die deutschen Lohnnebenkosten<br />

sind im europäischen Vergleich<br />

leicht unterdurchschnittlich.<br />

Das zeigt der jüngste Arbeits- und<br />

Lohnkostenreport des Instituts für<br />

Makroökonomie und Konjunkturforschung<br />

(IMK) der Hans-Böckler-<br />

Stiftung. Zwar habe eine stärkere<br />

LohnentwicklungdieArbeitskosten<br />

anziehen lassen, aber die Effekte<br />

einerSchwächephaseinden2000er<br />

Jahren seien noch längst nicht ausgeglichen,<br />

heißt es dort.<br />

DieStudiedifferenziertdieArbeitskosten<br />

nach Segmenten. Danach<br />

beliefen sich 2017 die Arbeitskosten<br />

im privaten Dienstleistungssektor<br />

inDeutschlandaufdurchschnittlich<br />

auf 31,50 Euro, das macht im europäischen<br />

Vergleich Platz neun. Bei<br />

den Arbeitskosten im verarbeitenden<br />

Gewerbe rangiert Deutschland<br />

mit 40,20 Euro in der Stunde hinter<br />

Dänemark (44,10 Euro), Belgien<br />

(43,90) und Schweden (41,40) auf<br />

(pm)DieBundesregierunghatMitte<br />

AugusteinenReferentenentwurffür<br />

ein „Gute-Kita-Gesetz“ vorgelegt.<br />

ver.di kritisiert, dass er hinter dem<br />

Ziel des Ministeriums zurückbleibt,<br />

auch wenn der Bund nach dem Entwurf<br />

Mittel für die Kitas zur Verfügung<br />

stellt, die über den im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarten Betrag<br />

hinaus gehen. Allerdings sehe der<br />

Entwurf nicht verbindlich vor, dass<br />

dauerhaft Mittel vom Bund zu Verbesserung<br />

der Qualität der Kitas<br />

undzumAusbaudesAngebotssowie<br />

zur Gewinnung von Fachkräften zur<br />

Verfügung gestellt werden, heißt es<br />

Arbeitskosten in der<br />

Privatwirtschaft...<br />

... je geleistete Arbeitsstunde (in Euro)*<br />

Dänemark<br />

Belgien<br />

Schweden<br />

Luxemburg<br />

Frankreich<br />

Deutschland<br />

Österreich<br />

Niederlande<br />

Finnland<br />

Euroraum<br />

Irland<br />

Italien<br />

EU28<br />

UK<br />

Spanien<br />

Slowenien<br />

Portugal<br />

Griechenland<br />

Tschechien<br />

Polen<br />

Soziale Berufe aufwerten<br />

frühkindliche bildung – Referentenentwurf beleibt hinter Erwartungen zurück<br />

43,3<br />

41,7<br />

41,2<br />

37,4<br />

36,6<br />

34,6<br />

34,5<br />

33,9<br />

33,4<br />

30,4<br />

29,8<br />

27,3<br />

26,6<br />

25,2<br />

20,8<br />

16,9<br />

13,4<br />

12,2<br />

<strong>11</strong>,4<br />

9,2<br />

Ungarn 9,1<br />

*Azubis werden bei den Arbeitskosten und der<br />

Ermittlung der geleisteten Arbeitsstunden berücksichtigt<br />

QUELLE: IMK-REPORT 142 VOM JULI <strong>2018</strong>, AUF DER<br />

BASIS VON DATEN VON EUROSTAT VOM MAI <strong>2018</strong><br />

in einer Pressemitteilung. ver.di-<br />

BundesvorstandsmitgliedWolfgang<br />

Pieperfordert,dassderBundendlich<br />

diegesellschaftlicheBedeutungder<br />

ArbeitderErzieher/inneninderfrühkindlichen<br />

Bildung ernst nehmen<br />

und einen Beitrag zur Aufwertung<br />

der sozialen Beruf leisten müsse.<br />

„Es ist im Gesetzentwurf auch<br />

nicht erkennbar, wie der Bund den<br />

Einsatz der Mittel für FachkräftegewinnungundQualitätsverbesserung<br />

steuern will”, kritisierte Pieper. So<br />

werde sich die Qualität in den Kindertageseinrichtungen<br />

nicht dauerhaft<br />

und nachhaltig verbessern.<br />

Platz vier. Im öffentlichen Dienstleistungssektor<br />

liegt Deutschland mit<br />

32,40 Euro zwar über dem europäischen<br />

Durchschnitt, aber hinter den<br />

skandinavischen Staaten und den<br />

Benelux-LändernaufdemachtenRang.<br />

Dabei hat das IMK hat die Verwaltung,<br />

das Militär und die Sozialversicherung<br />

unberücksichtigt gelassen.<br />

Im vergangenen Jahr sind die Arbeitskosten<br />

in Deutschland um nominal<br />

2,8 Prozent, knapp über dem<br />

europäischen Durchschnitt. „Trotzdem<br />

war der Anstieg im Gesamtzeitraum<br />

seit 2001 in Deutschland<br />

mit 2,1 Prozent im Jahresmittel der<br />

drittniedrigste nach den Euro-Krisenländern<br />

Griechenland und Portugal“,<br />

so das IMK. „Deutschland<br />

geht es wirtschaftlich besser, seitdem<br />

die Fixierung auf möglichst<br />

niedrige Arbeits- und Lohnstückkosten<br />

etwas nachgelassen hat“,<br />

resümiert der wissenschaftliche Direktor<br />

des IMK, Gustav Horn. „Jetzt<br />

wächst die deutsche Wirtschaft solide,<br />

und das nicht trotz, sondern<br />

wegenderetwasstärkerenZunahme<br />

bei den Löhnen.“<br />

Zu der Relation von Lohnkosten<br />

und Beschäftigung schreiben die<br />

Autoren: „Von 2000 bis 2008, als<br />

die Reallöhne und die Lohnstückkosten<br />

stagnierten, nahm die Zahl<br />

dersozialversicherungspflichtigBeschäftigten<br />

um rund 130 000 ab,<br />

während die Zahl der geringfügig<br />

entlohnten Beschäftigten um<br />

650 000 Personen zulegte. In der<br />

Folgeperiodemitwiedersteigenden<br />

Reallöhnen nahm dann aber die sozialversicherungspflichtigeBeschäftigungum4,5Millionenzu,während<br />

die ausschließlich geringfügig entlohnte<br />

Beschäftigung wieder deutlich<br />

zurückging.“ Es sei in großen<br />

Volkswirtschaftenaussichtslos,einseitig<br />

auf Lohnkostenvorteile im<br />

Außenhandel zu setzen, während<br />

durchschwächereBinnennachfrage<br />

unterm Strich Wachstum und Beschäftigung<br />

verloren gingen.<br />

Für ver.di als Vertretung der Beschäftigten<br />

im Feld der Bildung, ErziehungundBetreuungvonKindern<br />

seiderGesetzentwurfenttäuschend.<br />

Alle relevanten Maßnahmen, sei<br />

es die Verbesserung der Fachkraft-<br />

Kind-RelationoderdieStärkungder<br />

Leitung, würden mehr Personal erfordern.<br />

Der Fachkräftemangel sei<br />

schon heute eklatant. Nur die finanzielle<br />

Konzentration auf die Gewinnung<br />

und Ausbildung von Fachkräften<br />

sowie Lehrpersonal werde<br />

aufDauerzurAnhebungderQualität<br />

in der Bildung, Erziehung und Betreuung<br />

beitragen.<br />

heike langenberg Ist<br />

dIe verantwortlIche<br />

redakteurIn der<br />

„ver.dI <strong>news</strong>“<br />

k o m m e n t a r<br />

Auf Kosten von<br />

Arbeitsplätzen<br />

Wieder ein Rekord. Mitte<br />

August prognostizierte<br />

das Institut für Wirtschaftsforschung,<br />

dass<br />

Deutschland auch <strong>2018</strong><br />

im weltweiten Vergleich<br />

wieder an der Spitze der<br />

Leistungsbilanz liegen<br />

wird. Vornehmlich soll<br />

das am Exportüberschuss<br />

liegen, der Wert<br />

der aus Deutschland exportierten<br />

Güter wird<br />

den der importierten<br />

voraussichtlich um 265<br />

Milliarden Euro übertreffen.<br />

Diese Zahlen können<br />

nicht nur freudig<br />

stimmen, die starke Abhängigkeit<br />

von Exporten<br />

ist auch ein Risiko für<br />

die Wirtschaft. Das zeigt<br />

auch die Studie des Instituts<br />

für Makroökonomie<br />

und Konjunkturforschung<br />

der Hans-<br />

Böckler-Stiftung. Bei<br />

der Lohnentwicklung ist<br />

durchaus noch Luft nach<br />

oben, noch hat Deutschland<br />

nicht ausgeglichen,<br />

was seit Anfang dieses<br />

Jahrtausends hier gefehlt<br />

hat. Denn niedrige Reallöhne<br />

und damit auch<br />

niedrige Lohnstückkosten<br />

kosten Arbeitsplätze.


4<br />

t a r i f & b e t r i e b<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong>·······················································································································································<br />

f i l m t i p p<br />

Gewerkschaftsschule<br />

Bernau<br />

(suh) 1930 eröffnete der<br />

Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

(ADGB)<br />

seine Bundesschule in<br />

Bernau bei Berlin. 1933<br />

wurde die Schule vom<br />

Hitlerregime enteignet.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

nutzte der FDGB<br />

die Einrichtung. Wie von<br />

1947 bis 1990 tausende<br />

Gewerkschafter/innen<br />

hier lernten, lebten, arbeiteten<br />

und feierten,<br />

berichten ehemalige<br />

Lehrer/innen und Schüler/innen<br />

in einem 90-<br />

minütigen Dokumentarfilm<br />

von Elefteriya<br />

Yuanidis. Damit kann<br />

man sich ein Bild machen,<br />

ob die Schule eher<br />

„Rote Kaderschmiede“<br />

oder „Insel der Glückseligen“<br />

war. Hier erhielten<br />

auch 5000 ausländische<br />

Funktionär/innen Rüstzeug<br />

für den Aufbau von<br />

Gewerkschaften in ihren<br />

Ländern. Die Autorin<br />

lässt sowohl die Generation<br />

der Anfangsjahre zu<br />

Wort kommen, wie auch<br />

die folgenden, die sich<br />

mit Anspruch und Wirklichkeit<br />

der DDR auseinandersetzten.<br />

Auch kritische<br />

Facetten wie den<br />

Kampf um Gleichberechtigung<br />

oder das Ausloten<br />

der politischen Freiräume<br />

beleuchtet der<br />

Film. 2017 wurde die<br />

Bauhausarchitektur der<br />

Schule zum UNESCO-<br />

Weltkulturerbe erklärt.<br />

Einigung mit HUK-Coburg<br />

entlassungen – Nach Prozessniederlagen zieht das Unternehmen Berufungsklagen zurück<br />

(red.) Nach mehreren Prozessniederlagen<br />

vor dem Arbeits- und dem<br />

Landesarbeitsgericht (LAG) Hamburg<br />

hat der Versicherungskonzern<br />

HUK-Coburgdiebeidenletztennoch<br />

anhängigen Berufungsklagen zurückgezogen.<br />

Damit sind alle Kündigungsschutzprozesse<br />

nach der<br />

EntlassungvonsiebenzumTeillangjährigBeschäftigtenderHamburger<br />

Konzernfiliale wegen krankheitsbedingter<br />

Fehlzeiten („ver.di NEWS“<br />

berichtete mehrfach) rechtskräftig<br />

zugunstenderKlägerinnenundKläger<br />

abgeschlossen.<br />

mediationsverfahren<br />

DerHUK-Personalvorstandundver.di<br />

verständigtensichunterdessendarauf,<br />

am Standort Hamburg ein Mediationsverfahreneinzuleiten.Dabei<br />

dIe dvd „die gewerkschaftsschule<br />

bernau<br />

1947-1990 – zeitzeugen<br />

erzählen“ kann<br />

Zum selbstkostenpreIs<br />

bestellt werden beI der<br />

baudenkmal bundesschule<br />

bernau e. v.,<br />

hannes-meyer-campus 9,<br />

16321 bernau, tel. & fax:<br />

03338/767875,<br />

verein@bauhausdenkmal-bernau.de<br />

pädagogischerbereich–DerMindestlohn<br />

für die rund 30 000 Beschäftigten<br />

im pädagogischen Bereich<br />

der Weiterbildung steigt in<br />

dennächstenvierJahrenschrittweise<br />

zwischen12,5und16Prozent.Darauf<br />

haben sich die ver.di, die GEW und<br />

die 64 Mitgliedsunternehmen des<br />

Bundesverbandes der Träger beruflicher<br />

Bildung geeinigt. Danach erhalten<br />

Facharbeiter/innen mit pädagogischer<br />

Zusatzausbildung ab<br />

2022 ein Monatseinkommen von<br />

mindestens 2912,44 Euro. Sozialpädagogen,<br />

Fachwirte und Meister<br />

bekommen3002,52Euro.Grundlage<br />

ist die 39-Stunden-Woche.<br />

privatfunk –(pm)DieGehälterder<br />

etwa 600 Beschäftigten in PrivatradiosimTarifverbandPrivaterRundfunk<br />

erhalten seit Juli 2,5 Prozent<br />

mehr Gehalt. Ab Juli 2019 steigen<br />

sie um weitere 2,3 Prozent. Für die<br />

ersteStufeisteineMindesterhöhung<br />

von 100 Euro vereinbart worden.<br />

Der Manteltarifvertrag wurde bis<br />

Ende 2020 verlängert.<br />

uniklinika baden-württemberg<br />

– (pm) Bei den vier Uniklinika in Baden-Württemberg<br />

steigen die GehälterderBeschäftigtenrückwirkend<br />

zum 1. Mai um 3,2 Prozent, bei einer<br />

Laufzeitvon14Monaten.Dieunteren<br />

soll u. a. auch darum gehen, wie<br />

die entlassenen Kolleginnen und<br />

Kollegen wieder gut in den Betrieb<br />

integriertwerdenkönnen.Christoph<br />

Meister, ver.di-Vorstand und Leiter<br />

des Fachbereichs Finanzdienstleistungen,<br />

begrüßt diese neue Entwicklung<br />

und hofft, dass „in Hamburg<br />

und anderen Standorten der<br />

HUK-Coburg eine Unternehmenskultur<br />

gelebt wird, in der alle Beschäftigten<br />

künftig mit Freude und<br />

ohneExistenzängstearbeiten“können.<br />

Dieser Ausgang eines seit Jahren<br />

schwelenden Konflikts ist Ergebnis<br />

eines solidarischen Zusammenwirkens<br />

vieler Gewerkschafter/innen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen: von<br />

der engagierten betrieblichen Interessenvertretung<br />

und deren Ermutigung<br />

von außen über einen<br />

t a r i f l i c h e s ······························································································<br />

Entgeltgruppen erhalten eine zusätzliche<br />

Einmalzahlung von 200<br />

Euro. Die Auszubildenden bekommen<br />

65 Euro im Monat mehr plus<br />

einer Mobilitätszulage von 40 Euro<br />

monatlichsowiedenvollenUrlaubsanspruch<br />

von 30 Tagen. Die Vergütungen<br />

der Auszubildenden in der<br />

Gesundheits- und Krankenpflegehilfe<br />

steigen um fast 15 Prozent. Für<br />

die Bereitschaftsdienste konnten<br />

Zeitzuschläge durchgesetzt werden.<br />

Für die vier baden-württembergischen<br />

Uniklinika in Ulm, Tübingen,<br />

Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener<br />

Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband<br />

Uniklinika, der rund<br />

24 000 Beschäftigte an den vier Kliniken<br />

erfasst. Die Ärzte fallen unter<br />

den TV Ärzte, das wissenschaftliche<br />

PersonalalsLandesbeschäftigteunter<br />

die Tarifbestimmungen des Landes.<br />

aviation handling services –<br />

(pm) ver.di und der BodendienstleisterAHSHamburghabensichauf<br />

ein Tarifergebnis geeinigt. Bei einer<br />

Laufzeit von zwei Jahren bringt die<br />

Einigung zum 1. Juli <strong>2018</strong> eine Tariferhöhung<br />

von 6,0 Prozent, ein Jahr<br />

später folgen weitere 4,0 Prozent.<br />

Auszubildende werden unbefristet<br />

übernommen und bekommen in<br />

zwei Schritten mehr Geld: 50 Euro<br />

kompetentenRechtsschutzundeine<br />

offensive Öffentlichkeitsarbeit bis<br />

zum klugen Verhandeln und – am<br />

Ende – der Verständigung auf Vorstandsebene.<br />

großes medieninteresse<br />

AlserstePublikationenhattendann<br />

„ver.di NEWS“ („HUK macht Jagd<br />

auf Kranke“, Ausgabe 1/<strong>2018</strong>) und<br />

„ver.di PUBLIK“ über die Vorgänge<br />

bei HUK-Coburg berichtet. Später<br />

ging das Thema breit durch die<br />

Fachpresse des Versicherungsgewerbes.<br />

Schließlich griff die „HamburgerMorgenpost“ineinergroßen<br />

Reportage den Tod einer der entlassenenKolleg/innennocheinmalauf.<br />

– Am Ende ging der HUK-Vorstand<br />

mit einem Angebot zur Verständigung<br />

auf ver.di zu.<br />

monatlich zum 1. Juli <strong>2018</strong> sowie<br />

weitere 50 Euro zum 1. Juli 2019.<br />

nahverkehr baden-württemberg<br />

– Für die landeseigenen<br />

NahverkehrsunternehmenSüdwestdeutsche<br />

Landesverkehrs-AG und<br />

HohenzollerischeLandesbahn,deren<br />

Fusion rückwirkend zum 1. Januar<br />

<strong>2018</strong> gilt, hat ver.di einheitliche Arbeitsbedingungen<br />

und gleiche Bezahlung<br />

für die Beschäftigten erreicht.<br />

Die Tarifverträge gelten<br />

rückwirkend.Außerdemistdieüberwiegende<br />

Finanzierung der Pensionskasse<br />

durch den Arbeitgeber<br />

unddieErhöhungverschiedenerZuschläge<br />

vereinbart.<br />

eßlingerzeitung–(pm)DieFreien<br />

Journalist/innen der „Eßlinger Zeitung”bekommenein10Centhöheres<br />

Zeilenhonorar von nunmehr 72 Cent.<br />

Möglich wurde die Einigung durch<br />

einenzweiwöchigen„Arbeitskampf”<br />

der 19 Freien der „Eßlinger Zeitung“.<br />

Anlass für die Verhandlungen war<br />

eine Layoutumstellung von sechs<br />

auffünfSpalten,wodurchdieZeilen<br />

länger geworden waren. Die Honorare<br />

waren nicht gestiegen. ver.di<br />

hat die Freien unterstützt. Zudem<br />

wurden PauschalenfürStraßenumfragen,Gerichtstermine,Interviews<br />

und gefahrene Kilometer erhöht.


t a r i f & b e t r i e b<br />

············································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong><br />

Entlastung verweigert<br />

unikliniken – In Düsseldorf und Essen wird weiter gestreikt<br />

(pm/ml)AndenUniversitätskliniken<br />

in Düsseldorf und Essen kämpfen<br />

die Beschäftigten seit Monaten für<br />

mehr Personal und Entlastung; seit<br />

einigen Wochen streiken sie für den<br />

Tarifvertrag Entlastung. Mit den Arbeitgebern<br />

war vereinbart, auf der<br />

BasisdesBaden-WürttembergerTarifvertragszueinerEinigungzukommen.<br />

Doch am 14. August kündigten<br />

dieArbeitgeberan,mitver.dikeinen<br />

TarifvertragzuEntlastungsmaßnahmenderPflegekräftezuvereinbaren.<br />

Stattdessen schlugen sie als Form<br />

eine Betriebsvereinbarung vor. Das<br />

stießbeiver.diunddenBeschäftigten<br />

auf heftige Kritik.<br />

InhaltdervorbereitendenGespräche<br />

zwischen den beiden Uniklinikleitungen<br />

und ver.di mit der Tarifgemeinschaft<br />

deutscher Länder<br />

(TdL) waren in den Tagen zuvor insbesondere<br />

Sofortmaßnahmen gewesen,<br />

nachhaltige Entlastungsmaßnahmen,<br />

Vereinbarung von<br />

Offener Austausch<br />

luftfahrt – Erste Verhandlungsrunde zwischen ver.di und Ryanair<br />

(pm) Mitte August hat ver.di in<br />

Dublin sowohl mit der Fluggesellschaft<br />

Ryanair als auch mit den Leiharbeitsfirmen<br />

Crewlink und Workforce<br />

Tarifverhandlungen für die<br />

rund 1000 Flugbegleiter bei Ryanair<br />

in Deutschland aufgenommen. Die<br />

erste Verhandlungsrunde sei ein offener<br />

Austausch gewesen, in dem<br />

sich Ryanair in wenigen Punkten<br />

bewegthabe,sagtever.di-Verhandlungsführerin<br />

Mira Neumaier. Ryanair<br />

habe das Angebot gemacht,<br />

nationale Verträge abschließen zu<br />

wollen, allerdings erst zum Jahr<br />

2022.<br />

Die Fluggesellschaft wollte sich<br />

zu weiteren Themen aus der Verhandlungsrundemitver.dierstnach<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />

der „ver.di <strong>news</strong>“ äußern. Erst danach<br />

wolle ver.di das Gesamtpaket<br />

bewerten, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

Christine Behle. Im<br />

AnschlussdaranwerdederFortgang<br />

der Gespräche besprochen.<br />

ZudenzentralenForderungenvon<br />

ver.di für die Kabinenbeschäftigten<br />

Personalbedarfsermittlungsverfahren<br />

sowie ein Ausfallmanagement,<br />

wennPflegepersonalfehlt.Kurzvor<br />

demAusderVerhandlungenhatten<br />

dieArbeitgebernoch100zusätzliche<br />

PflegekräfteindreiSchrittenavisiert.<br />

ver.dihattedasbegrüßt.Vereinbart<br />

waren noch weitere Unterlagen zur<br />

Vorbereitung des Gesprächs, die<br />

auch geliefert wurden. Doch dann<br />

kam es nicht mehr zu inhaltlichen<br />

Gesprächen, weil die Arbeitgeber<br />

plötzlich eine Vereinbarung mit<br />

ver.di zur Entlastung der Beschäftigten<br />

ablehnten.<br />

Hoffnung und Geduld der Beschäftigten,<br />

aber auch der Patient/<br />

innen würden dadurch auf eine<br />

harte Probe gestellt, sagte ver.di-<br />

BundesvorstandsmitgliedWolfgang<br />

Pieper. ver.di lasse nicht zu, dass<br />

die Beschäftigten weiterhin unter<br />

den schwierigen Bedingungen an<br />

den beiden Unikliniken arbeiteten.<br />

Er kündigte an, unter diesen Umständen<br />

die unbefristeten Streiks<br />

fortzusetzen.<br />

Beide Uniklinikvorstände sowie<br />

dieTdLseiendenNachweisschuldig<br />

geblieben,dasssieEntlastungwirklich<br />

nachhaltig schaffen wollen,<br />

sagte Wolfgang Pieper. ver.di sei<br />

jederzeit bereit, konstruktive Gespräche<br />

über eine nachhaltige EntlastungderPflegekräftewiederaufzunehmen.<br />

bsirske besucht streikende<br />

Bei einem Besuch der Streikenden<br />

sagte der ver.di-Vorsitzende Frank<br />

Bsirske, die Bedeutung des TarifkonfliktsgeheweitüberdenBetrieb<br />

und die Region hinaus. Es gehe<br />

auch um die Frage, ob im Gesundheitswesen<br />

betriebswirtschaftliche<br />

Kennziffern im Vordergrund stehen<br />

oder die Menschen, die ein Anrecht<br />

auf eine bestmögliche Versorgung<br />

haben.<br />

gehört eine substanzielle Entgeltsteigerung,<br />

die das Einkommen für<br />

alle Beschäftigten existenzsicher<br />

und planbar macht. Dazu zählen<br />

unteranderemdieEinführungeines<br />

Basisgehaltes für alle Flugbegleiter/<br />

innen,dieErhöhungdiesesGehaltes<br />

und die Einführung einer Mindeststundengarantie.<br />

Des Weiteren fordert<br />

ver.di die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträgedurchden<br />

ArbeitgeberbeisaisonalenFreistellungen<br />

und die Einrichtung einer<br />

betrieblichen Interessenvertretung.<br />

Einheitlichen Tarifvertrag gefordert<br />

flughäfen – Flugausfälle, Verspätungen und Gepäckverluste häufig hausgemacht<br />

(pm) ver.di kritisiert, dass die AnbietervonBodenverkehrsdienstleistungen<br />

viel zu wenig Personal beschäftigenundzuschlechtbezahlen.<br />

Flugausfälle,VerspätungenoderGepäckverluste<br />

daher häufig hausgemacht.<br />

„Mehr Personal, bessere<br />

Qualifikationen und gute Löhne für<br />

die Bodendienstbeschäftigten sind<br />

dringend notwendig“, sagt ver.di-<br />

Bundesvorstandsmitglied Christine<br />

Behle. Um die Branche zu stabilisieren,<br />

brauche man einen bundesweit<br />

einheitlichen Branchentarifvertrag,<br />

mit dem zugleich eine hohe<br />

Qualität der Dienstleistungen, existenzsicherndeGehälter,gemeinsame<br />

Qualifikationsstandardsundgesundheitserhaltende<br />

Arbeitsbedingungen<br />

sichergestellt werden. Nur so<br />

5<br />

könnte die Branche dem Preisdruck<br />

der Fluggesellschaften entzogen<br />

werden und Sicherheitsstandards<br />

fürPassagiereundBeschäftigteeingehalten<br />

werden. Geschehe dieses<br />

nicht, befürchtet ver.di Verwerfungen<br />

bei der Flugsicherheit und Probleme<br />

bei der Gesundheit der Beschäftigten.<br />

www.verdi-airport.de<br />

petra bäumlerschlackmann<br />

Ist<br />

personalratsmItglIed<br />

und mItglIed der vertrauensleuteleItung<br />

am unIversItätsklInIkum<br />

essen<br />

i n t e r v i e w<br />

Wir machen<br />

weiter<br />

Wie ist die Stimmung?<br />

Richtig gut – und nach<br />

dem Verhandlungsabbruch<br />

der Arbeitgeberseite<br />

sogar noch kämpferischer.<br />

Wie ist die Unterstützung<br />

von außen?<br />

Wir sind sehr froh über<br />

die vielen Soli-Besuche<br />

und Erklärungen aus anderen<br />

Krankenhäusern<br />

und Betrieben, von Patienten,<br />

Angehörigen,<br />

Künstlern und auch Anwohnern.<br />

Diese Unterstützung<br />

ist auch weiterhin<br />

sehr wichtig,<br />

insbesondere in Zeiten,<br />

in denen die Arbeitgeber<br />

über mediale Auftritte<br />

versuchen, die Stimmung<br />

gegen die Streikenden<br />

aufzuwiegeln.<br />

Macht ihr weiter?<br />

Auf jeden Fall! Wir haben<br />

diesen harten Arbeitskampf<br />

nicht angefangen,<br />

damit hinterher<br />

alles genau so schlimm<br />

bleibt wir bisher. Die Absicherung<br />

und Durchsetzungsfähigkeit<br />

von Maßnahmen<br />

zur Entlastung<br />

wie mehr Personal, Einhaltung<br />

einer Mindestbesetzung<br />

und entsprechenden<br />

Konsequenzen<br />

bei Nichteinhaltung,<br />

können nur durch Abschluss<br />

eines Tarifvertrags<br />

gewährleistet werden.


6<br />

r<br />

e c h t & r a t<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong>·······················································································································································<br />

auch das noch<br />

Hartz-IV-Regelsatz<br />

mit „Ansparpotenzial“<br />

(ku/hem) Das Bundesamt<br />

für Bevölkerungsschutz<br />

und Katastrophenhilfe<br />

empfiehlt den Bürger/<br />

innen regelmäßig, sich<br />

einen Notvorrat z.B. an<br />

Lebensmitteln, Wasser,<br />

Haushaltsgegenständen,<br />

Hygieneartikeln und Medikamenten<br />

anzulegen.<br />

Besonders ernst ist das<br />

aber wohl nicht gemeint.<br />

Jedenfalls lösen diese<br />

Vorschläge für Hartz-IV-<br />

Berechtigte keinen Anspruch<br />

auf Anerkennung<br />

eines unabweisbaren<br />

Mehrbedarfs nach Paragraf<br />

21 Abs. 6 SGB II aus,<br />

hat das Sozialgericht<br />

Stuttgart entschieden.<br />

Nach einem Bericht der<br />

Internetplattform<br />

www.kostenlose-urtei<br />

le.de hatte die zuständige<br />

Behörde den Antrag<br />

einer Hartz-IV-Empfängerin<br />

auf Übernahme der<br />

Kosten für eine Notbevorratung<br />

in Höhe von<br />

250 Euro abgewiesen.<br />

Das Gericht bestätigte<br />

die Entscheidung und<br />

empfahl der Klägerin eine<br />

„zeitlich gestaffelte“<br />

Anlegung des Vorrats.<br />

Das Geld dafür müsse sie<br />

eben dem „Ansparpotenzial“<br />

entnehmen, das in<br />

ihrem Hartz-IV-Regelsatz<br />

(aktuell 416 Euro im Monat)<br />

enthalten sei. Die<br />

Nichtausschließbarkeit<br />

eines Katastrophenoder<br />

Kriegsfalles, der<br />

einen Rückgriff auf<br />

einen Notvorrat an Lebensmitteln<br />

erfordern<br />

könnte, möge eine Notbevorratung<br />

zwar sinnvoll<br />

erscheinen lassen,<br />

mit dem aktuell gewährten<br />

Regelsatz sei<br />

der grundrechtlich gewährte<br />

Schutz von Leben<br />

und Gesundheit jedoch<br />

ausreichend<br />

gesichert.<br />

Aktenzeichen:<br />

S 3 AS 5445/17<br />

Grundrecht als Handelsware<br />

urteil – Wegen der „Kampfmittelfreiheit“ goutiert das BAG Höchstprämien für Streikbrecher<br />

(hem/pm)DasBundesarbeitsgericht<br />

(BAG) hat mit einem Urteil vom 14.<br />

August den „Spielraum“ der ArbeitgeberimArbeitskampfdeutlichausgeweitet<br />

– zulasten der Gewerkschaften<br />

und ihrer Mitglieder. Der<br />

Erste Senat des BAG entschied, dass<br />

ein bestreikter Arbeitgeber grundsätzlich<br />

berechtigt sei, zum Streik<br />

aufgerufene Arbeitnehmer/innen<br />

durch Zusage einer gesonderten<br />

Prämie von einer Beteiligung an der<br />

Arbeitsniederlegung abzuhalten.<br />

Selbst wenn die ausgelobte StreikbruchprämiedenTagesverdienstder<br />

Streikenden um ein Mehrfaches<br />

übersteige, sei das nicht unangemessen,<br />

betonen die Erfurter Richter/innen,<br />

die damit ein Grundrecht<br />

zurHandelswareverkommenlassen.<br />

DemBAG-Urteilzugrundegelegen<br />

hattedieKlageeinesVerkäufersbei<br />

„Toys’r‘us“, der sich in den Jahren<br />

2015 und 2016 an Streiks beteiligt<br />

hatte,mitdenenver.dibeiderSpielzeughandelskette<br />

die Tarifbindung<br />

durchsetzenwollte.VorStreikbeginn<br />

aktuelles<br />

hatte der Arbeitgeber in einem betrieblichen<br />

Aushang allen Arbeitnehmer/innen,<br />

die sich nicht am Arbeitskampf<br />

beteiligen und<br />

stattdessenihrerregulärenTätigkeit<br />

nachgehen würden, eine Prämie<br />

von 200 Euro brutto versprochen –<br />

bei einer Teilzeitbeschäftigung entsprechend<br />

anteilig. Der Ansturm<br />

auf die Prämie war so groß, dass<br />

sie in einem zweiten Aushang auf<br />

100 Euro reduziert wurde.<br />

bis zu einem mehrfachen eines<br />

tagesverdiensts<br />

Der Kläger, der ein Bruttomonatseinkommen<br />

von 1480 Euro hatte,<br />

folgte dem Streikaufruf seiner Gewerkschaft<br />

für mehrere Tage, berief<br />

sich aber anschließend auf den arbeitsrechtlichenGleichbehandlungsgrundsatzundverlangtedieZahlung<br />

der Prämie in Höhe von 1200 Euro.<br />

Das Arbeitsgericht Braunschweig<br />

und das Landesarbeitsgericht Niedersachsen<br />

wiesen sein Begehr ab,<br />

und auch die Revision des ver.di-<br />

Mitglieds blieb ohne Erfolg.<br />

Mit der Zusage der Prämienzahlung<br />

an alle arbeitswilligen Arbeitnehmer/innenliegezwareineUngleichbehandlung<br />

der streikenden und<br />

der nicht streikenden Beschäftigten<br />

vor, stellte der Erste Senat laut eigener<br />

Pressemitteilung fest. „Diese<br />

istaberausarbeitskampfrechtlichen<br />

Gründen gerechtfertigt“, so das Gericht:<br />

Der Arbeitgeber habe mit der<br />

freiwilligenSonderleistungbetrieblichen<br />

Ablaufstörungen begegnen<br />

und damit dem Streikdruck entgegenwirken<br />

wollen.<br />

Undweiter:„VordemHintergrund<br />

der für beide soziale Gegenspieler<br />

geltendenKampfmittelfreiheithandelt<br />

es sich um eine grundsätzlich<br />

zulässige Maßnahme des Arbeitgebers.<br />

Für diese gilt das Verhältnismäßigkeitsprinzip.<br />

Danach war die<br />

ausgelobte Streikbruchprämie […]<br />

nichtunangemessen“,sodiewenig<br />

überzeugendeBegründungdesBAG.<br />

Aktenzeichen: 1 AZR 287/17<br />

lesetipp·········································································································<br />

beamtenrechtlicherheimatschutz<br />

–(hem)Esseiverblüffend,mitwelcherHartnäckigkeitsichdasBundesverfassungsgerichtinseinemUrteilzumBeamten-Streikrecht(„ver.di<br />

NEWS“09/<strong>2018</strong>)überdieRechtsprechungdesEuropäischenGerichtshofs<br />

für Menschenrechte<br />

(EGMR)unddiedessenInterpretationderEuropäischenMenschenrechtskonvention<br />

hinwegsetze,<br />

schreibtderJuristDetlefHensche<br />

ineinemBeitragder„Blätterfür<br />

deutscheundinternationalePolitik“.<br />

DerlangjährigeVorsitzendeder<br />

ver.di-GründungsorganisationIG<br />

MedienunterziehtdasKarlsruher<br />

Urteilvom12.Juni<strong>2018</strong>grundlegen-<br />

lohnwirddennochfällig–<br />

(dgb-rs)WennderArbeitgebereinen<br />

BeschäftigtennichtindemUmfang<br />

zurArbeiteinteilt,wieesimArbeitsvertragvereinbartist,mussderArbeitnehmerseineArbeitskraftnicht<br />

nocheinmalgesondertanbieten,<br />

berichtetderDGB-Rechtsschutz.<br />

urteil·······················································································<br />

VielmehrgerätderArbeitgeberlaut<br />

einerEntscheidungdesLandesarbeitsgerichts(LAG)HammautomatischindensogenanntenAnnahmeverzugundmussdenLohnauch<br />

fürdieZeitzahlen,inderderBeschäftigtenichtgearbeitethat.In<br />

der1.InstanzhattedasArbeitsgericht<br />

derKritik.EsblendedierealenGe-<br />

gebenheitenindenstaatlichenVer-<br />

waltungenaus,diesich„längstvon<br />

derHerrschaftderhergebrachten<br />

GrundsätzedesBerufsbeamtentums<br />

verabschiedetundimmergrößere<br />

BereichedesöffentlichenDienstes<br />

demRegimedesArbeits-undTarifrechtsunterstellt“hätten:„Wieüberzeugungskräftig“,fragtderGewerkschafter,seidenndiedieangebliche<br />

Funktionsnotwendigkeit„derbeamtenrechtlichenTreuepflichtund<br />

dervollenHingabeandasAmt,<br />

wenndieverbreitetePrivatisierungsobsessionselbstvorsosensiblen<br />

SektorenwiederöffentlichenSicherheitoderderErstellungvonGe-<br />

setzesvorlagendurchministeriell<br />

dazubeauftragteAnwaltskanzleien<br />

nichtHaltmacht?“Henscheplädiert<br />

mitseinemZeitschriftenbeitragdafür,<br />

„dassdieBundesrepublikhinsichtlich<br />

KoalitionsfreiheitundStreikrecht<br />

endlichAnschlussandenStandard<br />

völkerrechtlicherFreiheitsrechtefindet“,wieeroftundgerneals„westlicheWertegemeinschaft“apostrophiertwerde.<br />

DetlefHensche:Streikverbot:BeamtenrechtlicherHeimatschutz,<br />

„Blätterfürdeutscheundinternationale<br />

Politik“, Ausgabe 8‘18,<br />

Download:https://bit.ly/2MDVasw<br />

–Kontakt:Torstraße178,10<strong>11</strong>5Berlin,<br />

E-Mail:redaktion@blaetter.de<br />

IserlohndieAuffassungvertreten,<br />

derBusfahrerseiverpflichtetgewesen,beimArbeitgebernocheinmal<br />

gezieltdieEinteilungzuweiteren<br />

Fahrtenzuverlangen.DerKollege<br />

warmitver.di-Unterstützungzum<br />

LAGgezogen.<br />

Aktenzeichen:17Sa1484/17


i n t e r n e s<br />

············································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong><br />

Angriff auf Gewerkschafter<br />

demonstration – Mutmaßliche AfD-Anhänger sollen Ordner attackiert haben<br />

7<br />

(pm/hla) Ende Juli ist es am Rande<br />

einer Kundgebung gegen die AfD<br />

inHanauzuHandgreiflichkeitengekommen.<br />

Nach einer Mitteilung des<br />

DGB-Bundesvorstands haben dabei<br />

am 20. Juli „mutmaßliche Anhänger<br />

der AfD einen Gewerkschafter angegriffen<br />

und so lange gewürgt, bis<br />

dieserbewusstloszusammenbrach“.<br />

Der verletzte Kollege war Teilnehmer<br />

und Ordner bei einer Demonstration<br />

gegen eine Veranstaltung<br />

mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden<br />

der AfD-Bundestagsfraktion<br />

Beatrix von Storch. Die<br />

DGB-Region Südosthessen schreibt<br />

dazu, dass sich offenbar zwei Anhänger<br />

der AfD unter die 400 Gegendemonstranten<br />

vor der Kulturhalle<br />

in Hanau Steinheim gemischt<br />

hätten. Im Laufe der Kundgebung<br />

hätteeinervonihnenDGB-Regionsgeschäftsführerin<br />

Ulrike Eifler bedrängt<br />

und versucht, ihr das Mikro<br />

aus der Hand zu nehmen.<br />

Daraufhin habe der als Ordner<br />

eingesetzte Kollege den Mann aufgefordert,<br />

den Platz zu verlassen.<br />

Dieser Aufforderung sei der Mann<br />

zunächst nachgekommen, sei dann<br />

Argumentationskarten AfD<br />

Mitte Oktober wird in Bayern ein neuer<br />

Landtag gewählt. Im Vorfeld hat der<br />

ver.di-Bezirk Mittelfranken sich mit dem<br />

Programm und dem Personal der AfD in<br />

Bayern beschäftigt. Entstanden ist dabei<br />

eine 60-seitige Broschüre im Postkartenformat.<br />

Sie ist bewusst knapp gehalten<br />

und übersichtlich gestaltet. Der Inhalt<br />

dieser Broschüre bezieht sich war ausdrücklich<br />

auf die Wahl in Bayern, aber<br />

der Bezirk sieht sie auch als mögliches<br />

Vorbild für entsprechende Veröffentlichungen<br />

anderer ver.di-Gliederungen.<br />

Mehr Infos und die Möglichkeit zum<br />

Download unter<br />

https://tinyurl.com/ybfzjf6n<br />

Gute Gründe, dabei zu sein<br />

mitgliederwerbung – Flyer jetzt auch auf Bulgarisch, Kroatisch und Serbisch<br />

(red.) Es gibt viele gute Gründe,<br />

ver.di-Mitgliedzuwerden.Diesehat<br />

ver.di in dem Flyer „Warum ver.di?<br />

Darum ver.di! Gute Gründe, dabei<br />

zusein“zusammengefasst.Aufgrund<br />

vielfacherNachfragenhatderver.di-<br />

Bereich MitgliederEntwicklung sie<br />

jetzt auch auf Bulgarisch, Kroatisch<br />

undSerbischübersetzenlassen.Diese<br />

drei Versionen werden allerdings<br />

nichtalsDruckexemplareproduziert.<br />

aber am Rande des Platzes stehengeblieben.<br />

Dort habe der andere<br />

Mannaufihngewartet. Gemeinsam<br />

hättensiedannvonhintendenOrdner<br />

angegriffen, heißt es in der<br />

Pressemitteilung. „Sie würgten ihn,<br />

selbst als er schon bewusstlos am<br />

Boden lag“, so die Schilderung. Der<br />

AngegriffeneerlitteinSchädel-Hirn-<br />

Trauma, Prellungen und eine kurzzeitigeAmnesie,erwurdemiteinem<br />

Rettungswagen ins Krankenhaus<br />

gefahren.<br />

zeuge bestätigt darstellung<br />

des dgb<br />

Die AfD zweifelt die Darstellung des<br />

DGB an und spricht in einer Pressemitteilungvoneiner„Gewerkschaftskampagne<br />

gegen die Partei“. Ein<br />

weiterer Teilnehmer der Gegendemonstration<br />

hat hingegen Presseberichten<br />

zufolge die Darstellung<br />

des DGB bestätigt. In einer Pressemitteilung<br />

des Polizeipräsidiums<br />

Südosthessen ist von „wechselseitigenHandgreiflichkeiten“dieRede.<br />

Es werde wegen des Verdachts der<br />

Körperverletzung gegen alle Beteiligten<br />

ermittelt.<br />

DGB-Bundesvorstandsmitglied<br />

Annelie Buntenbach spricht von<br />

einer „Verrohung des politischen<br />

Klimas“: Die AfD „befördert Menschenverachtung<br />

und die Spaltung<br />

derGesellschaft“.DieGewerkschaften<br />

würden sich weiter Rassismus<br />

und Menschenverachtung entgegenstellen.<br />

Sie können im ver.di-Intranet im<br />

Din-A-4-Format mit zweisprachiger<br />

Beitrittserklärung heruntergeladen<br />

werden.<br />

Gedruckt gibt es den Flyer weiter<br />

in zwölf Sprachen: Arabisch,<br />

Englisch, Französisch, Griechisch,<br />

Italienisch,Polnisch,Russisch,Spanisch,<br />

Tschechisch, Türkisch, Rumänisch<br />

und Ungarisch. Zu finden<br />

sind die Flyer auch im ver.di-Mitgliedernetzhttps://mitgliedernetz.<br />

verdi.de. In der Druckversion ist<br />

jedoch kein zweisprachiges Beitrittsformular<br />

enthalten, sondern<br />

nur das deutsche.<br />

Allerdingsgibtesunterwww.ver<br />

di.de/ueber-uns/mitglied-wer<br />

den die Möglichkeit, sich Beitrittserklärungen<br />

in zehn verschiedenen<br />

SprachenalsPDFimDin-A-4-Format<br />

auszudrucken.<br />

Nein heißt nein<br />

frauen- und gleichstellungspolitik – Flyer zu Sexueller Belästigung am Arbeitsplatz<br />

(red.) Das Thema „Sexuelle Belästigung<br />

am Arbeitsplatz” ist hochaktuell<br />

und keine Randerscheinung.<br />

Der ver.di-Bereich Frauen- und<br />

Gleichstellungspolitikbietetaufseiner<br />

Website unter https://frauen.<br />

verdi.de/themen/sexismusunterstützende<br />

Materialien für betriebliche<br />

Interessenvertretungen. Jetzt<br />

hat der Bereich auch ein Faltblatt<br />

entwickelt, das sich direkt an die<br />

Beschäftigten richtet. „NEIN heißt<br />

NEIN – Ihre Möglichkeiten und UnterstützungbeisexuellerBelästigung<br />

amArbeitsplatz“bietetinübersichtlicher<br />

Form Aufklärung, Ratschläge<br />

und Hilfsangebote sowohl für Betroffene<br />

als auch für Kolleg/innen.<br />

Vor allem soll der Flyer Mut machen<br />

zum Handeln.<br />

Er kann bestellt werden unter<br />

https://tinyurl.com/ybeb7h87,dort<br />

unter dem Unterpunkt „Sexuelle<br />

Belästigung“.<br />

https://mitgliedwer<br />

den.verdi.de<br />

a u f r u f<br />

Engagiert euch!<br />

Ich bin Krankenschwester.<br />

Als unser Kreiskrankenhaus<br />

privatisiert werden<br />

sollte, wurde ich<br />

ver.di-Mitglied. Wir haben<br />

gegen die Privatisierung<br />

gekämpft und hatten<br />

Erfolg. Heute ist es<br />

noch immer eine Kreisklinik.<br />

Darüber bin ich<br />

froh. Doch es sind immer<br />

neue Manager gekommen,<br />

und es hat viele<br />

Umstrukturierungen gegeben.<br />

Es gibt Personalmangel<br />

und immer mehr<br />

Arbeit. Alles muss immer<br />

schneller gehen. Mehr<br />

Bürokratie kommt hinzu.<br />

Früher war auch mal Zeit<br />

für einen Plausch mit<br />

den Patienten. Die Atmosphäre<br />

war gut, zu<br />

den Patienten und untereinander.<br />

Heute verstehen<br />

wir uns zwar noch<br />

immer gut, aber der<br />

Druck geht auf die Gesundheit,<br />

auch auf die<br />

Psyche. Man leidet unter<br />

dem Zeitmangel, denn<br />

man will ja für die Patienten<br />

da sein. Am Jahresende<br />

gehe ich in Rente.<br />

Ich bleibe in ver.di,<br />

denn je mehr Mitglieder<br />

wir sind, umso mehr Power<br />

hat man. Meinen<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

bleibe ich weiterhin<br />

verbunden. Jungen Leuten<br />

sage ich, engagiert<br />

euch mehr! Jammern<br />

reicht nicht. In den<br />

1970er Jahren sind wir<br />

viel mehr auf die Barrikaden<br />

gegangen. Ihr<br />

müsst wieder streiken<br />

und demonstrieren.<br />

Karolina S, Mindelheim


u n t e w i e s e<br />

8 ver.di <strong>news</strong> <strong>11</strong> · 25. August <strong>2018</strong><br />

dIeter sauer / ursula<br />

stöger / JoachIm<br />

bIschoff / rIchard detJe /<br />

bernhard müller:<br />

rechtspopulismus<br />

und gewerkschaften.<br />

eIne arbeItsweltlIche<br />

spurensuche.<br />

vsa-verlag, hamburg,<br />

216 seIten, 14,80 euro,<br />

Isbn 978-3899658309<br />

ver.di <strong>news</strong><br />

erscheInt 14-täglIch<br />

herausgeber:<br />

vereInte dIenstleIstungsgewerkschaft<br />

ver.dI,<br />

frank bsIrske, vorsItZender<br />

chefredaktion:<br />

dr. marIa knIesburges<br />

redaktion: heIke langenberg<br />

(verantwortlIch), marIon<br />

lührIng, Jenny mansch<br />

layout: helmut mahler<br />

infografik: klaus nIesen<br />

cartoon: thomas plassmann<br />

druck: alpha prInt medIen ag,<br />

darmstadt<br />

adresse: redaktIon ver.dI <strong>news</strong>,<br />

paula-thIede-ufer 10,<br />

10179 berlIn,<br />

tel.: 030 / 69 56 1069,<br />

fax: 030 / 69 56 3012<br />

verdI-<strong>news</strong>@verdI.de<br />

www.verdI-<strong>news</strong>.de<br />

Wo liegt der Nährboden?<br />

b u c h t i p p<br />

– Verdichtung der Arbeit zerstört die sozialen Beziehungen in den Betrieben<br />

„Verdichtung ist nicht schneller arbeiten,<br />

sondern Verdichtung ist Entmenschlichung…<br />

Das heißt, ein sozialesGefüge,dassmansichmorgens<br />

die Hand gegeben hat, gefragt hat,<br />

wie es einem geht, dass man zusammeneinenKaffeegetrunkenhat<br />

am Automaten, um sich gegenseitig<br />

aufzubauen, wenn man mal einen<br />

Durchhänger hat. Das ist zerstört<br />

worden.“ So lautet ein Zitat aus der<br />

qualitativen Studie „Rechtspopulismus<br />

und Gewerkschaften – eine arbeitsweltliche<br />

Spurensuche“. Die<br />

Autor/innen haben dafür Interviews<br />

mit Gewerkschaftssekretär/innen<br />

vonver.di,IGMetallundDGBgeführt.<br />

Vor allem aber kamen in gewerkschaftlichenBildungshäusern95Organisierte<br />

in Gruppengesprächen<br />

zu Wort. In der von der Rosa-Luxemburg-StiftungunterstütztenUntersuchung<br />

ging es darum, eine<br />

„Leerstelle in Forschung und politischer<br />

Debatte“ zu beleuchten und<br />

der Frage nachzugehen: Gibt es einen<br />

„betrieblichen Nährboden für<br />

Rechtspopulismus“? Das Eingangszitat<br />

illustriert zwei zentrale Ergebnisse.Erstens:DiestetigeLeistungsverdichtung<br />

in einer Arbeitswelt, in<br />

dereineUmstrukturierungdienächste<br />

jagt, erleben Beschäftigte als<br />

Kontrollverlust. Das löst Abstiegsund<br />

Zukunftsängste aus. Zweitens:<br />

Oft führt dieses Erleben zu Resignation,<br />

zur Suche nach Sündenböcken<br />

und zur Anfälligkeit für die<br />

„einfachen“ Antworten von AfD &<br />

Co. Solidarisches Handeln dagegen<br />

wird immer schwieriger, weil Zeit,<br />

Raum und Energie dafür im betrieblichen<br />

Leistungs-Alltag verschwinden.<br />

In der 200-Seiten-Arbeit kommen<br />

die Befragten mit Beobachtungen<br />

und Einschätzungen zu Wort, die<br />

viele gewerkschaftlich Aktive kennen:<br />

dass die mies bezahlten Beschäftigten<br />

meist auch besonders<br />

mies behandelt werden. Dass GeflüchteteausallerWeltalsmögliche<br />

Konkurrenz gesehen werden, aber<br />

auch zeigen, wie verletzlich die<br />

menschliche Existenz ist. Dass die<br />

Enttäuschung über die Politik groß<br />

ist, weil dort anscheinend niemand<br />

mehr Arbeitnehmerinteressen vertritt.<br />

Eine Gemengelage, die aus Sicht<br />

der Autor/innen für die Gewerkschaften<br />

eine „herausgehobene,<br />

nicht ersetzbare Aufgabe im Kampf<br />

gegenvölkische,antidemokratische,<br />

menschenfeindliche Einstellungen<br />

und Aktivitäten“ mit sich bringt.<br />

Das bedeutet auch, bisherige Wege<br />

zu überprüfen: Darf massive MitgliederwerbungzuLastenderMittel<br />

fürpolitischeBildungsarbeitgehen?<br />

Oder: Wie können sich die GewerkschaftenglaubhaftausdemSchatten<br />

der SPD lösen, die für Hartz IV &<br />

Folgen steht? Oder, auf Zukunft bezogen,<br />

ließe sich ergänzen: Sind Tarifregelungen,<br />

die individuelle Entscheidungen<br />

über Arbeitszeit und<br />

-ort erleichtern, wirklich sinnvoll,<br />

wenn der Preis weitere Leistungsverdichtung<br />

ist?<br />

Helga Ballauf<br />

t e r m i n e ····································································· n a c h r u f ···················<br />

hinweis: dIe ausgabe 12<br />

erscheInt am 15. september <strong>2018</strong><br />

www.verdi.de<br />

Überzeugend<br />

„Der gewerkschaftliche<br />

Gedanke –<br />

nämlich dass man<br />

gemeinsam mehr<br />

erreicht als alleine –<br />

überzeugt immer<br />

noch viele Menschen.<br />

Für diese Idee<br />

müssen wir noch<br />

stärker werben.“<br />

Der ver.di-Vorsitzende<br />

Frank Bsirske im<br />

Interview mit dem<br />

„Mannheimer Morgen“<br />

Am 7. und 8. September findet in<br />

Berlin das Creative Bureaucracy<br />

Festivalstatt.BeiderVeranstaltung<br />

sollgezeigtwerden,dassKreativität<br />

und Bürokratie kein Widerspruch<br />

sind und dass Innovationen das Gemeinwohl<br />

fördern können. ver.di ist<br />

einer der Netzwerkpartner des Festivals.<br />

Daher gibt es bei Eingabe des<br />

Partnercodes CFB18VERDI kostenlosen<br />

Eintritt. Mehr Infos zum Festival:<br />

www.creativebureaucra<br />

cy.net<br />

Nach den Betriebsratswahlen im<br />

Frühjahranalysiertderver.di-Bereich<br />

Mitbestimmung ver.di am 13. September<br />

in der ver.di-Bundesverwaltung<br />

in Berlin bei einer Tagung<br />

Rechtspopulismus im Betrieb.<br />

Dabei geht es um Bestandsaufnahme<br />

und Erfahrungsaustausch.<br />

Mehr Infos: https://tinyurl.com/<br />

zx93pt7, unter dem Unterpunkt<br />

Downloads.<br />

Ein anderes Europa ist möglich<br />

heißt es beim Europakongress<br />

<strong>2018</strong> von attac. Er findet vom 5. bis<br />

zum 7. Oktober in Kassel statt und<br />

wird von ver.di als Kooperationspartner<br />

unterstützt. Dabei geht es<br />

darum,derderzeitigenEntwicklung<br />

in Europa Alternativen von einem<br />

guten Leben für alle entgegenzusetzen.<br />

Es soll in den Diskussionen<br />

und Foren geschaut werden, wo<br />

Differenzenüberbrücktwerdenkönnen<br />

und wo sich bei verschienenen<br />

Gruppierungen Schnittstellen für<br />

gemeinsame Forderungen und<br />

politische Kampagnen ergeben.<br />

Mehr Infos:<br />

www.ein-anderes-europa.de<br />

Anfang Juli ist die Kollegin Dagmar<br />

Strathmann im Alter von 57 Jahren<br />

gestorben. Sie hatte zuletzt als Verwaltungsangestellte<br />

im Bezirk Mittleres<br />

Ruhrgebiet gearbeitet. 1992<br />

hatte sie ihre Tätigkeit bei der DAG<br />

als Mitarbeiterin der BundesberufsgruppenleitungBergbauinBochum<br />

aufgenommen.<br />

Mitte Juli ist der Kollege Stefan<br />

Weinmann im Alter von 56 Jahren<br />

gestorben. 1992 hat der Kraftfahrer<br />

bei den Stationierungsstreitkräften<br />

als Gewerkschaftssekretär bei der<br />

ÖTV in Bad Kreuznach angefangen.<br />

Die Arbeit in dieser Geschäftsstelle<br />

hat er bis zu seinem Tod maßgeblich<br />

geprägt. In einem Nachruf würdigt<br />

ihn der Landesbezirk Rheinland-<br />

Pfalz-Saarland als „Vollblutgewerkschafter“.

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