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Trendguide Chiemsee 1/2011

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nehme ich ihn auch nicht besonders ernst. Andererseits braucht jeder Künstler sein Ego, auch<br />

ich. Schlimm ist nur mein furchtbarer Minderwertigkeitskomplex. Ich zweifle permanent an mir<br />

und meinem Werk. Man muss mir zehnmal sagen, dass eine Zeichnung oder ein Buch gelungen<br />

ist. Ich habe immer Angst, ich bin ängstlich geboren. Ich habe meinen Vater verloren, als ich drei<br />

Jahre alt war. Aber diese Unsicherheit ist mein Betriebsstoff. Kreativ bin ich nur, wenn ich leide.<br />

Mein Weltschmerz und meine Zweifel sind meine größte Motivation und mein Untergang zugleich.<br />

In einem Ihrer letzten Kinderbucher thematisieren Sie den Holocaust. Muten Sie den<br />

jüngeren Lesern damit nicht zu viel zu?<br />

Mich treibt die Überzeugung an, dass das Böse vom Guten beeinflusst werden kann. In meinen<br />

Kinderbüchern versuche ich, Verständnis für das Böse zu wecken und die Kinder von klein auf Respekt<br />

zu lehren. Die große Kunst ist es, nicht zu viel Moral vor die Füße der Kinder zu werfen. (lacht)<br />

In meiner Welt gibt es viele Sünden, aber keine Sündenbocke. Ich will den Kindern mit all meinen<br />

Büchern nur beibringen, die Welt der Erwachsenen auszulachen. Sie sollen sehen, wie idiotisch<br />

wir sind. Und sie sollen lernen, dass man im Leben immer weiter marschieren muss. Ein Leben<br />

ohne Herausforderung ist keines. Morgen kann man alles verlieren, und dann fängt man wieder an.<br />

Franz M. Braunschläger<br />

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