Trendguide Chiemsee 1/2011
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Sie haben bis heute mehr als 150 Bücher geschrieben und illustriert. Dabei stehen Bilder<br />
aus dem Hamburger Prostituiertenmilieu neben unschuldigen Kinderbuchzeichnungen.<br />
Wie bringen Sie das in Einklang?<br />
Ich bin ein Pendler zwischen der heilen und der geilen Welt. Überhaupt das Pendeln – als Elsässer<br />
bin ich damit aufgewachsen. Einmal deutsch, einmal französisch. Oder das Pendeln zwischen dem<br />
Schreiben und dem Zeichnen. Ich schreibe, was ich zeichne, und ich zeichne, was ich schreibe.<br />
Aber auch das Pendeln zwischen Leben und Tod. Ich habe keine Abscheu und Furcht vor dem Tod.<br />
Der Tod ist nur schlimm für die Hinterbliebenen.<br />
Ihr Studio ist gespickt mit erotischen Objekten.<br />
Ah, gut. (seufzt) Jetzt kommen wir zum größten Sujet, das es gibt: Frauen und Erotik. Dazu möchte<br />
ich eigentlich gar nicht mehr viel sagen, aber meine Rolle in der sexuellen Befreiung ist schon<br />
wichtig. Ich habe alle meine erotischen Phantasien durchgespielt – bis es mir zu viel wurde. Gott<br />
sei Dank hat meine Frau das immer akzeptiert. Ich habe sogar die prüden Elsässer auf den Pfad<br />
der Erotik geführt. Aber die sexuelle Revolution ist durch und fertig. Erotik, wie ich sie schatze,<br />
findet heute nicht mehr statt.<br />
Warum nicht?<br />
Sie lebt nur im Zusammenspiel mit Tabus. SM und andere Finessen, die man früher nur in der<br />
Herbertstraße ausleben konnte, machen die Leute heute zu Hause.<br />
Die „New York Times“ hat Sie als einen der brillantesten Zeichner der Epoche gefeiert.<br />
Was bedeutet Ihnen Ihr künstlerischer Erfolg?<br />
Der Erfolg ist der rote Faden. Er bringt die Notwendigkeit mit sich, zu schreiben, zu zeichnen und<br />
sich einzumischen. Er hilft gar nichts, aber er ist eine angenehme Begleiterscheinung. Deshalb