Trendguide Chiemsee 1/2011
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Und in der Tat: So wie in den letzten Monaten habe ich mich noch nie gefühlt. Das kleinste Stück<br />
Brot, alles was zu mir kommt, bereitet mir unendliche Freude. Das habe ich mit all meinen Obsessionen<br />
in meinem Leben nie erreicht.<br />
Ihr Vater war ein begnadeter Zeichner, Ihre beiden Söhne machen sich gerade als Künstler<br />
einen Namen – vererbt sich Talent?<br />
Kann sein. (überlegt) Ich habe zwar früh erkannt, dass ich Talent zum Zeichnen besitze, aber ich<br />
frage mich noch heute: Wieso bin ich mit diesem Talent geboren? Wieso ist aus mir so ein anerkannter<br />
Mensch geworden? Ich kann das nicht erklären. Allen jungen Zeichnern und Künstlern,<br />
die zu mir kommen und Rat suchen, sage ich immer: Besucht keine Schule. Es dauert nur länger<br />
und man kann seinen eigenen Stil nur schwer entwickeln.<br />
Was raten Sie stattdessen?<br />
Das Wichtigste ist, dass man Disziplin entwickelt. Mein Erfolgsgeheimnis ist mein Lebensdreieck:<br />
Ein Eck steht für die Disziplin, eines für die Begeisterung und eines für den Pragmatismus. Ich habe<br />
mein ganzes Leben gebraucht, um so eine kurze Formel zu entwickeln. Heute morgen habe ich<br />
zum Beispiel sechs Zeichnungen in drei Stunden geschafft, wie die alte Kunstmaschine Ungerer.<br />
Andererseits ist es mit meinen Ideen fast wie mit einer Tyrannei: Ich leide darunter. Die Ideen<br />
kommen immer, jeden Tag. Und sie müssen raus, egal wie. Wenn ich sie nicht äußern kann, stehe<br />
ich total unter Druck.<br />
Wie würden Sie sich selbst erklären?<br />
Ich bin ein Künstler. Ich mag meinen Amboss. Ich mag meine Drehbank. Ich mag meine Werkzeuge,<br />
meinen Bleistift, mein Papier. Was ich nicht mag, sind Architekten, Psychiater, Fotografen und<br />
Opernliebhaber. (lacht)<br />
HIGHLIGHTS DER REGION<br />
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