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ERF Antenne 0910|2018 Wer regiert hier wen?

Das Magazin von ERF – Der Sinnsender

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<strong>ERF</strong> THEMA<br />

Auf der Suche<br />

nach Glück<br />

Viel Geld verträgt sich nicht gut mit zwischenmenschlicher<br />

Nähe, so der Wissenschaftsautor Bas Kast. Und egal,<br />

wie viel Geld da ist: Es macht nicht glücklich genug. Die<br />

menschliche Psyche reagiert also empfi ndlich auf Geld.<br />

Wie gut damit umgehen? Ein Streifzug durch die Welt des<br />

Besitzens und Teilens.<br />

Von Thomas Woschnitzok<br />

Besitz: ein Thema für jeden<br />

Kürzlich bin ich in Mittelhessen auf ein Schnäppchen-Center<br />

gestoßen, auf dessen Außenwand ein<br />

Sprayer mit folgendem Spruch seine Meinung kund<br />

tut: „Wetten, dass ... Dein Wohlstand auf der Ausbeutung<br />

anderer beruht?“ Mit diesem anonymen Sprayer<br />

wäre ich gerne ins Gespräch gekommen.<br />

Denn mit seiner Aussage sind wir mitten im Thema:<br />

Kein Mensch kann sich in seinen Lebensumständen<br />

dem Besitzen entziehen. Entweder geht man mit<br />

Dingen um, die man selbst besitzt, oder aber mit Dingen,<br />

die jemand anderem gehören. Wenn ich <strong>hier</strong> in<br />

Deutschland ein Hemd im Schnäppchenmarkt kaufe,<br />

dann hat irgendwo anders ein Mensch dieses Hemd genäht<br />

und wurde dafür bezahlt – hoffentlich. Besitz fällt<br />

nicht vom Himmel: Er muss produziert, erwirtschaftet<br />

und gekauft werden. Und in einer globalisierten Welt<br />

hat mein Besitz nicht nur mit mir zu tun, sondern steht<br />

in einem globalen Zusammenhang.<br />

Milchmann Tevje im berühmten Musical „Anatevka“<br />

seine Sehnsucht, wie schön es wäre, reich zu sein.<br />

Daran merkt man schon: Nicht das Geld an sich ist<br />

das Problem. Der frühere Vorstand der Evangelischen<br />

Kreditgenossenschaft Dr. Dietrich Bauer sagt: „Ohne<br />

Geld ist unsere Welt nicht vorstellbar. Geld ist Getriebeöl<br />

jeder Wirtschaft. Geld ist Recheneinheit, Zahlungsmittel<br />

und <strong>Wer</strong>taufbewahrungsmittel. Geld ist zuerst<br />

einmal ein wertfreies ‚Lebens-Mittel‘. Entscheidend ist<br />

die Frage, was wir Menschen mit dem Geld machen,<br />

welchen Stellenwert wir dem Geld beimessen.“<br />

Diesen Stellenwert spürt man besonders, <strong>wen</strong>n wir<br />

betrachten, wie Besitz verteilt ist. Das reichste Prozent<br />

der Weltbevölkerung besitzt nach Berechnungen der<br />

Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam mehr<br />

Vermögen als die anderen 99 Prozent zusammen. Die<br />

Hälfte der Weltbevölkerung lebt von nur zwei bis zehn<br />

Seltsam ist allerdings, dass wir meist viel mehr besitzen,<br />

als wir brauchen. Hier kommt die menschliche<br />

Psyche ins Spiel. Schon der Schriftsteller Ludwig Börne<br />

machte die Beobachtung: „Reichtum macht das Herz<br />

schneller hart als kochendes Wasser.“<br />

Geld und die menschliche Psyche<br />

„Wenn ich einmal reich wär, alle Tage wär‘ ich wi di<br />

bum, wäre ich ein reicher Mann! Brauchte nicht zur<br />

Arbeit ... Ich bau‘ den Leuten dann ein Haus vor die<br />

Nase <strong>hier</strong> in die Mitte uns’rer Stadt ...“ So besingt der<br />

<strong>ERF</strong> ANTENNE 0910|18 7

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