MOIN_04_2018_ePaper
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0 44 SCHIFFSVERKEHR<br />
HIER GEHT NOCH MEER<br />
Sie kennt die Meere. Doch unter der Towerbridge in London ist die »Eye of the Wind«, die von der<br />
<strong>MOIN</strong> schon vorgestellt wurde, noch niemals zuvor hindurchgefahren. Das Bild zeigt den stolzen<br />
Segler bei der Premiere in Englands Hauptstadt. <strong>MOIN</strong>-Macher Manfred Osenberg hat das Schiff<br />
schon kennen und schätzen gelernt.<br />
f<br />
erien,<br />
endlich Urlaub!<br />
Oder – wie es früher<br />
hieß – Sommerfrische!<br />
Und während mancher<br />
heute reif für die Insel ist, hieß<br />
es einst: »Auf ins Seebad!«<br />
Nach Norderney etwa – um<br />
mal ein Beispiel zu nennen. Von<br />
Bremen aus reisten die Sommerfrischler<br />
hier Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts mit dem Raddampfer<br />
»Telegraph« an.<br />
Bremische Kaufleute hatten<br />
das eiserne Dampfschiff in Millwall<br />
bei London bestellt, praktisch<br />
im Mutterland der Dampfmaschine<br />
also. Anno 1839/40<br />
bauten die Engländer das Schiff<br />
für die Bremer. Der Raddampfer<br />
bot 350 Fahrgästen Platz.<br />
Gedacht war er für die Passagierfahrt<br />
zwischen Bremen und<br />
Bremerhaven – und eben für<br />
Fahrten nach Wangerooge und<br />
Norderney.<br />
Mit der Droschke bis Norddeich<br />
– das dauerte Mitte des<br />
19. Jahrhunderts von Bremen<br />
aus gute 16 Stunden (über viele<br />
ungepflasterte Straßen sowie<br />
mit sechsmaligem Pferdewechsel).<br />
Und dann mussten die<br />
Sommerfrischler ja auch noch<br />
per Segelboot weiterreisen, um<br />
auf die Insel zu kommen. Bequem<br />
war das alles nicht. Wer<br />
all die Strapazen überstanden<br />
hatte, war wirklich urlaubsreif.<br />
So kamen Kaufleute und Reeder<br />
(nicht nur in Bremen) auf<br />
die Idee, in der Badesaison<br />
Dampfschiffe im Inselverkehr<br />
einzusetzen – als komfortablere<br />
Variante. Mit Einführung und<br />
Ausbau der Eisenbahn folgten<br />
weitere Verbesserungen – und<br />
kürzere Reisezeiten. Um gegen<br />
die flott wachsende Eisenbahn-<br />
Konkurrenz zu bestehen, setzten<br />
manche Reeder auch auf<br />
Luxus an Bord.<br />
Gleichwohl funktionierte<br />
das nicht immer. Eine Hamburger<br />
Dampfschiff-Linie zu den<br />
Nordseeinseln etwa erwies sich<br />
als unwirtschaftlich und wurde<br />
wieder eingestellt. Anders der<br />
Verkehr ab Bremen. Ab 1840<br />
fuhr der Raddampfer »Telegraph«<br />
im Liniendienst von hier<br />
nach Norderney.<br />
Es war zugleich der Beginn<br />
einer regelmäßigen bremische<br />
Dampfschifffahrt nach Norderney<br />
(und Wangerooge). Der Kapitän<br />
der ersten Fahrt des eisernen<br />
Raddampfers »Telegraph«<br />
am 4. Juli 1840 hieß Wilhelm<br />
Eduard Mertens. 1841 übernahm<br />
der Vegesacker Kapitän<br />
Diedrich de Harde das Schiff.<br />
Von Bremen bis Norderney<br />
dauerte die Fahrt nun zwölf bis<br />
14 Stunden. Etwa ein Dutzend<br />
Norderney-Fahrten machte die<br />
»Telegraph« anfangs pro Saison,