MOIN_04_2018_ePaper
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TRAUER 0 25<br />
Johow studierte Maschinenbau,<br />
arbeitete auch auf einer Schiffswerft<br />
in Malaysia und bekam<br />
einen Job bei Klöckner-Humboldt-Deutz<br />
in Köln.<br />
»Das war mein Glück«,<br />
grinst Johow. Warum? Weil er<br />
als Kundendienstler Australien<br />
kennen lernte. Erstmals 1977.<br />
Sechs Jahre später wurde er<br />
Geschäftsführer seiner eigenen<br />
Schiffsreparatur-Firma im fernen<br />
Australien.<br />
»20 Jahre lang stand ich<br />
in der Verantwortung«, weiß<br />
der ehemalige Wangerooger zu<br />
berichten, »dann habe ich die<br />
Firma an meine Mitarbeiter<br />
verkauft.« Ich habe während<br />
meiner 40-jährigen beruflichen<br />
Tätigkeit als Journalist wenige<br />
Menschen kennen gelernt, die<br />
so faszinierend erzählen konnten<br />
wie Carsten Johow. Kein<br />
Wunder, dass er auch schon<br />
Fachbücher geschrieben hat.<br />
zer Firma Oegli hergestellte<br />
elektronische Akkordeon, das<br />
man ohne jegliche musikalische<br />
Kenntnisse spielen kann, abgekauft.<br />
Einschließlich der Disketten<br />
mit rund 200 Titeln.«<br />
JUNGE, KOMM BALD<br />
WIEDER<br />
Erzähler Johow in seinem<br />
Element: »Natürlich habe ich<br />
mein neues Wunderinstrument<br />
gleich nach der Rückkehr von<br />
Wangerooge vorgestellt.« Als er<br />
nach einem 25-stündigen Flug<br />
nach Melbourne seine Frau und<br />
die Nachbarn um halb sechs<br />
morgens mit »Junge, komm<br />
bald wieder« weckte, waren die<br />
gestörten Zuhörer alles andere<br />
als begeistert von seiner Neuerwerbung.<br />
»Doch inzwischen hat<br />
sich auch meine Katze an die<br />
elektronische Musik gewöhnt.«<br />
Beim Geburtstag der Freundin<br />
hatte der Ex-Wangerooger seinen<br />
ersten öffentlichen Auftritt.<br />
Mit Hankens Schifferklavier.<br />
Das aus wenigen Zuhörern<br />
bestehende Publikum tobte vor<br />
Begeisterung …<br />
Carsten Johow wird Wangerooge<br />
und der <strong>MOIN</strong> sehr<br />
fehlen.<br />
MANFRED OSENBERG<br />
LEBEN EINES<br />
FRÜHRENTNERS<br />
13 Jahre lang nannte er sich<br />
»Frührentner«. Einer, der finanziell<br />
unabhängig war. Der Zeit<br />
hatte, um seine Schwester in<br />
Bremen und seine alten Freunde<br />
und Schulkameraden auf<br />
Wangerooge zu besuchen. Natürlich<br />
sang er mit, wenn Curt<br />
Hanken, der ebenso bekannte<br />
wie beliebte Hotelier, die alten<br />
Lieder anstimmte.<br />
Doch Carsten Johow gab<br />
auch offen zu, vollkommen unmusikalisch<br />
zu sein. Diese »Begabung«<br />
bewies er bereits im<br />
Wangerooger Inselgymnasium.<br />
Mehrere Fünfer und Sechser<br />
als Musiknote in den Zeugnissen<br />
und die Bemerkung eines<br />
Musiklehrers (»Er singt nicht –<br />
er brummt nur«’) untermauern<br />
diese Tatsache.<br />
Bei einer von Reinhard<br />
Hempen organisierten Fahrt<br />
mit dem Schiff um Wangerooge<br />
änderte sich das. Wie üblich bei<br />
den Treffen sorgte Curt Hanken<br />
für die musikalische Unterhaltung.<br />
Auch dieses Mal war er<br />
mit einem Akkordeon dabei.<br />
»Am Ende der Fahrt hatte<br />
ich Curt das von der Schwei-