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Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg

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60 Anhang 2<br />

Aufgabenzuordnung<br />

In e<strong>in</strong>em föderativen Staat ist festzulegen, welche Ebene welche öffentlichen Aufgaben übernehmen<br />

sollte. Fundamental ist dabei das Subsidiaritätspr<strong>in</strong>zip. Es besagt, dass möglichst die unterste Ebene<br />

(Gebietskörperschaft) mit e<strong>in</strong>er Aufgabe betraut wird. Dezentralisierung ermöglicht Wettbewerb zwischen<br />

den nachgelagerten Gebietskörperschaften und br<strong>in</strong>gt viele Vorteile.<br />

Erstens verh<strong>in</strong>dert Dezentralisierung unnötige Wohlfahrtsverluste, zu denen es bei Zentralisierung<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Anwendung des Mehrheitspr<strong>in</strong>zips im demokratischen Entscheidungsprozess<br />

kommt; denn Zentralisierung be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>heitliche Lösungen trotz unterschiedlicher Präferenzen der<br />

Menschen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Regionen.<br />

Zweitens besteht bei Dezentralisierung Wettbewerb zwischen den Regionen und damit Wettbewerb<br />

zwischen Politikern und zwischen Behörden. Dies erhöht <strong>in</strong>sofern die Effizienz, als der Steuerzahler<br />

abwandern kann. Der e<strong>in</strong>zelne Bürger kann, wenn ihm der durch Mehrheitsentscheidung zustande<br />

gekommene f<strong>in</strong>anzpolitische Kurs nicht zusagt, mit den Füßen abstimmen und se<strong>in</strong>en Wohnsitz <strong>in</strong><br />

jene Region verlegen, deren Angebot an öffentlichen Leistungen ihm im Verhältnis zur Steuerbelastung<br />

mehr zusagt.<br />

Drittens kommt es im Wettbewerb der Regionen zu e<strong>in</strong>em Effizienztest der jeweiligen Politiken und<br />

der betreffenden <strong>in</strong>stitutionellen Regelungen. Es können neue, überlegene Politiken entdeckt werden;<br />

es kommt dann zur Nachahmung des guten Beispiels.<br />

Schließlich gibt Dezentralisierung dem e<strong>in</strong>zelnen Wähler e<strong>in</strong>en stärkeren Anreiz, sich über politische<br />

Fragen zu <strong>in</strong>formieren, denn das Gewicht der Stimme e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Bürgers ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Gebietskörperschaft größer als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen wie z.B. dem Zentralstaat. Je besser der Wähler <strong>in</strong>formiert<br />

ist, desto schwerer ist es für die Interessengruppen, zusätzliche Staatsausgaben durchzusetzen<br />

oder Kürzungen derselben zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Den Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em föderativen Staatswesen <strong>in</strong>sbesondere jene öffentlichen Aufgaben zu<br />

übertragen, von deren Erfüllung nur oder im Wesentlichen die E<strong>in</strong>wohner der gleichen Geme<strong>in</strong>de<br />

profitieren, bei denen also – bezogen auf diese E<strong>in</strong>wohner – externe Effekte praktisch ke<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen. Beispiele für Clubgüter mit räumlich begrenztem Nutzenradius s<strong>in</strong>d die Errichtung und<br />

Unterhaltung von Geme<strong>in</strong>deparks und Geme<strong>in</strong>destraßen, die nicht dem Durchgangsverkehr dienen.<br />

Private Güter und Dienstleistungen (beispielsweise K<strong>in</strong>dergartenbetreuung) sollten Geme<strong>in</strong>den (und<br />

andere Gebietskörperschaften) nicht anbieten. Soweit es geschieht, ist Privatisierung angezeigt.<br />

Der Zentralstaat muss sich auf die Bereitstellung klassisch öffentlicher Güter beschränken, d.h. solcher<br />

Güter, aus denen alle Nutzen ziehen, ohne dass der Nutzen des e<strong>in</strong>zelnen Bürgers dadurch bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

wird, dass auch andere Bürger Nutznießer s<strong>in</strong>d. Beispiele für solche Aufgaben s<strong>in</strong>d nach<br />

weitgehend unstrittiger Auffassung die Landesverteidigung sowie die Schaffung und Durchsetzung<br />

der Rechtsordnung.<br />

Zwischen den genannten Aufgaben liegen jene, die zwar über die e<strong>in</strong>zelne Geme<strong>in</strong>de h<strong>in</strong>auswirken,<br />

deren Wirkungen aber regional begrenzt s<strong>in</strong>d. Für diese Aufgaben, beispielsweise das Polizeiwesen,<br />

sollten Länder, Geme<strong>in</strong>deverbände und ähnliche mittlere Gebietskörperschaften im föderativ<br />

aufgebauten Staat zuständig se<strong>in</strong>.<br />

Koppelung von Aufgaben-, Ausgaben- und F<strong>in</strong>anzierungskompetenz<br />

S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em föderalistischen Staatswesen die – wirklich öffentlichen – Aufgaben ökonomisch vernünftig<br />

zugeordnet, dann ist es s<strong>in</strong>nvoll, Aufgaben-, Ausgaben- und E<strong>in</strong>nahmekompetenz ane<strong>in</strong>ander<br />

zu koppeln. Diejenige Ebene, die Entscheidungen über Ausgaben trifft, sollte für die F<strong>in</strong>anzierung<br />

verantwortlich se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Mischf<strong>in</strong>anzierung staatlicher Aktivitäten, also die geme<strong>in</strong>same F<strong>in</strong>anzierung durch mehrere<br />

Ebenen (wie z.B. durch Bund und Länder oder Land und Geme<strong>in</strong>den) ist nachteilig. Sie schafft F<strong>in</strong>anzierungsillusionen<br />

bei den beteiligten Entscheidungsebenen und führt zu überhöhten Ausgaben, weil

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