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Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg

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7.2 Ökonomische Bewertung der F<strong>in</strong>anzhilfen 49<br />

nicht so weit von der klassischen Subventionierung privater Wirtschaftsunternehmen entfernt, wie es<br />

angesichts der hehren Staatsziele des Sports den Ansche<strong>in</strong> haben mag. 46<br />

Gerade weil Sportvere<strong>in</strong>e zuweilen <strong>in</strong> der Grauzone zwischen e<strong>in</strong>er Organisation ohne Erwerbszweck<br />

zur Wahrnehmung quasi-öffentlicher Aufgaben und kommerziellem Unternehmen der Unterhaltungs<strong>in</strong>dustrie<br />

agieren, muss bezweifelt werden, ob die Mittel der Sportförderung immer davor<br />

verschont s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Verwendungen zu fließen, die nicht den als förderungswürdig erachteten Zielen<br />

dienen. Im Extremfall s<strong>in</strong>d dann sogar gesundheitsschädliche Wirkungen denkbar, wenn die Sportförderung<br />

breite Massen hauptsächlich h<strong>in</strong>ter den Fernseher <strong>zum</strong> Sesselsport treibt, statt als Aktive <strong>in</strong> die<br />

Arenen. Ohneh<strong>in</strong> gilt es <strong>in</strong> diesem Zusammenhang zu bedenken, dass sich die öffentliche Sportförderung<br />

bei populären Sportarten <strong>in</strong> Konkurrenz <strong>zum</strong> privaten Sponsor<strong>in</strong>g bef<strong>in</strong>det. Gerade dessen Vordr<strong>in</strong>gen<br />

bietet e<strong>in</strong>en Ansatzpunkt, die staatliche Sportförderung zurückzufahren.<br />

Fazit<br />

Die Diskussion der verschiedenen Gruppen von F<strong>in</strong>anzhilfen sowohl an den Unternehmenssektor als<br />

auch an (halb-)staatliche Dienstleister ohne unmittelbare Gew<strong>in</strong>nerzielungsabsicht, die aber private<br />

Güter im S<strong>in</strong>ne der Wohlfahrtstheorie anbieten, zeigt die allgeme<strong>in</strong>e Problematik staatlicher Subventionen<br />

auf: Ke<strong>in</strong>e der hier näher diskutierten F<strong>in</strong>anzhilfen ersche<strong>in</strong>t für sich genommen derart abwegig,<br />

dass ihre völlige ersatzlose Abschaffung besser gestern als heute une<strong>in</strong>geschränkt zu empfehlen<br />

wäre. In völliger Isolation betrachtet können die meisten der hier diskutierten F<strong>in</strong>anzhilfen für sich<br />

beanspruchen, dass trotz des Vorliegens der Eigenschaften e<strong>in</strong>es privaten Gutes, das von den Empfängern<br />

produziert und vermarktet wird, e<strong>in</strong>ige Externalitäten bestehen mögen, so dass e<strong>in</strong> Ausgleich<br />

sozialer und privater Kosten/Erträge mit fiskalischen Mitteln für e<strong>in</strong>e als aktiv geltende Politik naheliegen<br />

mag. Die Problematik der Subventionierung ergibt sich aber aus der schieren Masse der F<strong>in</strong>anzhilfen<br />

und Steuervergünstigungen. Als Demonstrationsobjekt, welch seltsame Blüten die Subventionsvergabe<br />

hervorbr<strong>in</strong>gen kann, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhangtabelle A5 e<strong>in</strong>e Reihe besonders befremdlicher Subventionstatbestände<br />

wiedergegeben. Selbst wenn diese betragsmäßig kaum <strong>in</strong>s Gewicht fallen, zeigt<br />

die Aufstellung dennoch, dass die bloße Häufung solcher Fälle e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzpolitisches Problem darstellt.<br />

Wenn deutschlandweit jährlich 164 Mrd. Euro und <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (e<strong>in</strong>schließlich durchgeleiteter<br />

Mittel von Bund, EU und Bundesagentur für Arbeit) über 22,4 Mrd. Euro an Subventionen gezahlt<br />

werden, dann überfordert dies e<strong>in</strong>e Volkswirtschaft und würde letztlich bedeuten, dass jede wirtschaftliche<br />

Aktivität mehr aus Externalitäten denn aus Nutzen und Kosten für die unmittelbar an e<strong>in</strong>er<br />

Transaktion beteiligten Partner besteht. Zugleich werden durch die staatlichen Subventionen mehr als<br />

nötig Pfründe bei alte<strong>in</strong>gesessenen Empfängern erzeugt, kostentreibendem Verhalten Vorschub geleistet,<br />

die Allokation verzerrt, wettbewerblichen Überlegungen zu wenig Rechnung getragen und <strong>in</strong><br />

erheblichem Maße Transaktionskosten beim Staat <strong>in</strong> Form von Verwaltungskosten verursacht. Sparpotenziale<br />

s<strong>in</strong>d unter diesen Umständen bei nahezu jedem Posten vorhanden, auch wenn im e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen Fall vertragliche B<strong>in</strong>dungen und Festlegungen der fördernden Gebietskörperschaft e<strong>in</strong>e rasche<br />

Kürzung nicht zulassen sollten.<br />

____________________<br />

46 Dass selbst die Interessenvertretungen des Sports dies so sehen, geht aus dem bereits zitierten Weimarer Positionspapier<br />

des DOSB (2006: 5) hervor. Unter der Überschrift „3.6 Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports“ wird dort<br />

betont: „Der organisierte Vere<strong>in</strong>ssport ist – obwohl er e<strong>in</strong> Non-Profit-System darstellt – e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

geworden. Die sportbezogene Leistung hat e<strong>in</strong>en Anteil von 1,4 Prozent des gesamten Brutto<strong>in</strong>landprodukts. Der<br />

sportbezogene Verbrauch e<strong>in</strong>schließlich des Eigenverbrauchs der Sportvere<strong>in</strong>e beläuft sich auf über 20 Mrd. Euro. Die<br />

Sportbranche hat mit e<strong>in</strong>em Umsatz von über 15 Mrd. Euro die heimische Textil<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> ihrer Bedeutung überholt.<br />

Der Sport beschert unserer Gesellschaft etwa 700.000 Arbeitsplätze.“ Ob profitorientiert oder nicht, dies heißt aus ökonomischer<br />

Sicht, dass mit der Sportförderung <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest <strong>zum</strong> Teil „allokationsverzerrende Transfers“ geleistet werden.

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