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Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg

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48 Kapitel 7 Schwerpunkte der F<strong>in</strong>anzhilfen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Staatsziele und -aufgaben auf, die von der Sportwelt, also den Vere<strong>in</strong>en und ihren Mitgliedern en<br />

passant miterledigt würden. 45<br />

Verhältnismäßig konkret darunter s<strong>in</strong>d das gesundheitspolitische und das erzieherische Argument.<br />

In der Tat kann Sport <strong>in</strong> vielen gesellschaftlichen Problembereichen positive Externalitäten stiften,<br />

wenn er etwa die Gesundheit verbessert, Krankheiten e<strong>in</strong>dämmt, Sozialverhalten schult und Jugendliche<br />

davor bewahrt, <strong>in</strong> die Rauschgiftszene abzurutschen oder krim<strong>in</strong>ell zu werden. So gesehen ersche<strong>in</strong>t<br />

staatliche Sportförderung grundsätzlich ökonomisch vernünftig.<br />

Subventionen als Ersatz für Organisationsreformen<br />

Freilich muss man sehen, dass das gesundheitspolitische Argument zu e<strong>in</strong>em guten Teil nur deshalb<br />

tragfähig ersche<strong>in</strong>t, weil das Gesundheitswesen Organisationsmängel aufweist. Würde man den E<strong>in</strong>zelnen<br />

für die Folgen se<strong>in</strong>es Handelns stärker <strong>in</strong> die Pflicht nehmen, hätte er mehr Interesse an präventiven<br />

und gesundheitsfördernden Maßnahmen wie Sport. Man bräuchte dann nicht <strong>zum</strong> Instrument<br />

der Preisverbilligung durch Subventionen greifen, um Anreize <strong>zum</strong> selbstverantwortlichen Handeln zu<br />

stärken. Wenn gesundheitsfördernder Breitensport jeden etwas angeht oder <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest angehen sollte,<br />

weil er so essentiell für den Erhalt der eigenen Gesundheit ist, dann müsste man e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende<br />

private Zahlungsbereitschaft für entsprechend marktgängige Leistungen erwarten, die e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Gebührenf<strong>in</strong>anzierung ermöglichen. In Teilen des Sportwesens gibt es das <strong>in</strong> der Tat, etwa <strong>in</strong> Form<br />

der Fitnessstudios, die sich über Mitgliedsgebühren f<strong>in</strong>anzieren. Dieses Beispiel gibt e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis<br />

darauf, dass e<strong>in</strong>e stärker gebührenf<strong>in</strong>anzierte Organisation des Sportwesens im Dienste der Gesundheitsvorsorge<br />

ke<strong>in</strong>e abgehobene ökonomische Illusion ist.<br />

Ferner ist fraglich, ob die Subventionen den Anreiz, Sport zu treiben, spürbar erhöhen; denn die<br />

Subventionen kommen wohl <strong>zum</strong> Teil auch den Produzenten zugute. Zwar werden durch Investitionsbeihilfen<br />

für Sportstätten Möglichkeiten für den E<strong>in</strong>zelnen geschaffen, über die Mitgliedschaft <strong>in</strong><br />

Sportvere<strong>in</strong>en gesundheitsfördernde und gesellschaftlich gewollte Sportaktivitäten zu betreiben. Zugleich<br />

wird hier aber e<strong>in</strong>e Grauzone berührt, weil <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest partiell das Sportwesen durchaus kommerzialisiert<br />

ist. Das gilt nicht nur für besonders populäre Sportarten wie Fußball oder Leichtathletik,<br />

sondern auch für weitere sportliche Betätigungsfelder. An dieser Nahtstelle ist die Sportförderung gar<br />

____________________<br />

45 „Sportvere<strong>in</strong>e tragen <strong>zum</strong> sozialen Zusammenhalt der pluralistischen Gesellschaft bei. Das Netzwerk des Sports<br />

schafft zahlreiche Grundlagen für die Entwicklung unserer Zivilgesellschaft. … Seit dem Jahr 1989 führt der deutsche<br />

Sport das Programm „Integration durch Sport“ durch und leistet damit e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von<br />

Migranten und Migrant<strong>in</strong>nen. … Für drei Viertel aller K<strong>in</strong>der und Jugendlichen bieten Sportvere<strong>in</strong>e Möglichkeiten der<br />

sozialen Integration und s<strong>in</strong>d damit neben dem Elternhaus und der Schule e<strong>in</strong>e wichtige Sozialisations<strong>in</strong>stanz. … Sport<br />

bietet Frauen <strong>in</strong> allen Altersstufen, mit unterschiedlichen kulturellen H<strong>in</strong>tergründen und religiösen Orientierungen, aus<br />

allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten die Chance, sich gesund<br />

und fit zu erhalten. … Der Sport ist gelebtes Bekenntnis zu Leistung und Eigenverantwortung. Der Spitzensport hat<br />

Vorbildwirkung h<strong>in</strong>sichtlich des Leistungsgedankens und vermittelt e<strong>in</strong>en positiven Elitebegriff. … In weiten Bereichen<br />

ist Sport öffentliche Aufgabe: Integration, Gesundheits- und Gewaltprävention s<strong>in</strong>d dafür Beispiele. Sportvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d mit<br />

ihrem Leistungsspektrum längst <strong>in</strong> Aufgabenbereiche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewachsen, die früher solche der öffentlichen Hand waren.<br />

… Sportvere<strong>in</strong>e leisten mit ihren Programmen zur gesundheitlichen Prävention und Rehabilitation e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />

Beitrag zur Förderung der Volksgesundheit und zur Entlastung des Sozialstaates“ (DOSB 2006: 2–6).

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