Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg
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46 Kapitel 7 Schwerpunkte der F<strong>in</strong>anzhilfen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Förderung von Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen<br />
Die Förderung von Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Höhe von 78 Mill. Euro steht an 10. Stelle der Top-<br />
Twenties-Liste der betragsmäßig größten e<strong>in</strong>zelnen F<strong>in</strong>anzhilfen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>in</strong> Tabelle 20.<br />
Hierbei handelt es sich <strong>in</strong> der Tat um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelposten, der <strong>in</strong> der Subventionsdatenbank zugleich<br />
für e<strong>in</strong>e eigene Rubrik steht. Diese ist damit die kle<strong>in</strong>ste unter den allokationsverzerrenden Transfers<br />
und steht <strong>in</strong> der Gesamtrangliste der F<strong>in</strong>anzhilfen nach Subventionszielen an 14. Stelle (Tabelle 2).<br />
Zum Teil kann hier ähnlich argumentiert werden wie bei den F<strong>in</strong>anzhilfen für K<strong>in</strong>dertagesstätten.<br />
Auch bei diesem Subventionsziel f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Objektförderung anstelle e<strong>in</strong>er Subjektförderung statt,<br />
e<strong>in</strong>e marktkonforme Auslese von Anbietern von Altenbetreuung fehlt dagegen, die es geben könnte,<br />
wenn die entsprechenden Leistungen den Familien mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>es direkten Geldtransfers zur Verfügung gestellt werden würde.<br />
Grundsätzlich kann ke<strong>in</strong> Zweifel bestehen, dass angesichts der demographischen Risiken <strong>in</strong><br />
Deutschland die Nachfrage nach Altenpflegeleistungen <strong>in</strong> Zukunft weiter zunehmen wird. Die sich<br />
immer weiter verschlechternden Alterspyramide mit dem Geburtenrückgang und die höhere Lebenserwartung<br />
der Älteren s<strong>in</strong>d Bestimmungsfaktoren e<strong>in</strong>er Entwicklung, bei der immer mehr Menschen<br />
im Alter pflegerische Leistungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen müssen. Krankheiten, die bei kürzerer Lebenserwartung<br />
nicht immer <strong>zum</strong> Tragen kamen, wie die verschiedenen Ausprägungen von Demenz, werden<br />
die Pflegebedürftigkeit vieler älterer Mitbürger<strong>in</strong>nen und Mitbürger verschärfen. Damit kommen<br />
auf die Betroffenen selbst oder ihre Familien erhebliche f<strong>in</strong>anzielle Belastungen zu, von den ebenfalls<br />
damit verbundenen psychischen und bei häuslicher Pflege auch physischen Belastungen ganz zu<br />
schweigen. Trapp und Klug (2009: 839–841) kommen daher zu dem Schluss, dass die demographischen<br />
Faktoren und die für die Altenpflege aufgewendeten Transfers und Leistungen „… e<strong>in</strong>en Investitionsmarkt<br />
mit stetig wachsenden Renditen erkennen [lassen].“<br />
Reform der Pflegeversicherung als Daueraufgabe<br />
Zu fragen ist allerd<strong>in</strong>gs, <strong>in</strong> welcher Form diese Lasten der Betroffenen am zweckmäßigsten gemildert<br />
werden sollten. Grundsätzlich steht hierfür <strong>in</strong> Deutschland das Instrument der Pflegeversicherung zur<br />
Verfügung. Diese wurde als neuer eigenständiger Zweig der Sozialversicherung im Jahre 1995 bundesweit<br />
e<strong>in</strong>geführt. Gesetzlich Sozialversicherte wurden automatisch <strong>in</strong> die gesetzliche Pflegeversicherung<br />
aufgenommen, bei den privat Krankenversicherten wurde die private Pflegeversicherung<br />
obligatorisch gemacht. Anders als die übrige Sozialversicherung, der die Pflegeversicherung als<br />
5. Säule h<strong>in</strong>zugefügt wurde, 42 ist die Pflegeversicherung nicht als vollumfänglicher Schutz konzipiert,<br />
sondern deckt nur elementare Risiken ab; Eigenleistungen aus dem Vermögen der Versicherten oder<br />
aus der Sozialhilfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Pflegefällen als Ergänzung erforderlich (Arntz und Thomsen<br />
2010: 29). Diese Autoren besche<strong>in</strong>igen der Pflegeversicherung auch, dass sie die f<strong>in</strong>anzielle Situation<br />
von Pflegebedürftigen verbessert und den Markt für Pflegeleistungen angeregt habe. 43 Ihr Manko<br />
besteht allerd<strong>in</strong>gs dar<strong>in</strong>, wie die übrigen gesetzlichen Sozialversicherungen ke<strong>in</strong>e Kapitaldeckung zu<br />
haben und stattdessen nur aus den laufenden Beiträgen f<strong>in</strong>anziert zu werden. Das hat <strong>in</strong> der alternden<br />
Gesellschaft dann dieselben Folgen des Ause<strong>in</strong>anderdriftens von Ausgaben und E<strong>in</strong>nahmen wie bei<br />
der Rentenversicherung. Selbst die Reform von 2008 hat daran nur partiell etwas ändern können, weil<br />
die höheren Beiträge <strong>zum</strong> Teil auch für verbesserte Leistungen verwendet werden mussten (Arntz und<br />
Thomsen 2010: 34).<br />
____________________<br />
42 Die anderen vier s<strong>in</strong>d Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Rentenversicherung und Unfallversicherung.<br />
43 Trapp und Klug (2009) schätzten den Markt <strong>in</strong> ganz Deutschland als atomistisch e<strong>in</strong>. Im ambulanten Markt traten<br />
2007 bundesweit rund 11 000 verschiedene Pflegedienste als Anbieter auf, <strong>in</strong> der stationären Pflege waren es im selben<br />
Jahr 10 400 Pflegeheime. Der größte Anbieter, die Diakonie, kam bundesweit auf e<strong>in</strong>en Marktanteil von 20 Prozent.