Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg
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7.2 Ökonomische Bewertung der F<strong>in</strong>anzhilfen 43<br />
weil es sich um superiore und relativ preisunelastische Güter handelt (Grampp 1989: 119). Auch ist<br />
dieser Wirtschaftssektor sehr geschickt, se<strong>in</strong>e sektoralen Interessen der Politik als gesellschaftliche<br />
Interessen zu verkaufen (Peacock 1991: 13).<br />
Objektförderung fragwürdig<br />
Zu bedenken ist, dass e<strong>in</strong> hoher Teil der Förderbeträge etablierten Institutionen zugutekommt, was den<br />
Wettbewerb lähmt und der Kreativität und Innovationsfähigkeit abträglich ist. In der Tat kann Last<br />
(2010: 43–45) mittels e<strong>in</strong>er ökonometrischen Querschnitts- und Zeitreihen-Panelanalyse der Kostenfunktionen<br />
subventionierter deutscher Theater zeigen, dass diese nicht zu kostenm<strong>in</strong>imierendem Verhalten<br />
neigen. Insofern kann die Autor<strong>in</strong> unausgeschöpfte Effizienzpotenziale bei den<br />
subventionierten Kulturleistungsanbietern identifizieren. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird die<br />
Objektförderung von Kunst und Kultur fragwürdig. Wenn man dennoch Kultur subventionieren will,<br />
dann wäre es besser, von der Objekt- zur Subjektförderung überzugehen (Pommerehne und Frey 1993:<br />
210). Zu denken wäre an Kulturgutsche<strong>in</strong>e. „Damit würden die staatlichen Kunst- und<br />
Kultursubventionen entsprechend den Präferenzen der Konsumenten aufgeteilt, und die anbietenden<br />
Institutionen hätten e<strong>in</strong>en stärkeren Anreiz, diese Präferenzen zu berücksichtigen“ (Pommerehne und<br />
Frey 1993: 210). Gottschalk (2011: 382 f.) führt Beispiele auf, bei denen <strong>in</strong> den USA mit<br />
Kulturgutsche<strong>in</strong>en experimentiert wurde und sowohl auf Seiten der geförderten Institutionen als auch<br />
der Konsumenten, die diese Gutsche<strong>in</strong>e erhielten, gute Erfahrungen gemacht wurden. Mit<br />
Kulturgutsche<strong>in</strong>en, die gezielt an ärmere Schichten verteilt werden, könnte man auch e<strong>in</strong>en anderen<br />
Nachteil des konventionellen Systems beseitigen. Es s<strong>in</strong>d nämlich vorwiegend Besserverdienende, die<br />
die staatlich geförderten Kulturveranstaltungen nutzen, während alle Bevölkerungsgruppen an der<br />
F<strong>in</strong>anzierung beteiligt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Gutsche<strong>in</strong>-System erfordert freilich ebenfalls Verwaltungsaufwand<br />
und wäre daher nicht kostenlos zu haben.<br />
Alternative Lösungen vorstellbar<br />
E<strong>in</strong> weiterer Aspekt, der <strong>in</strong> der Debatte über die Kulturförderung e<strong>in</strong>e Rolle spielt, ist die Konkurrenz<br />
zwischen öffentlichen haushaltsf<strong>in</strong>anzierten Subventionen und privater Förderung durch Stiftungen,<br />
Sponsoren und Mäzene. Schon heute spielen private Mäzene e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> der Kulturförderung,<br />
<strong>zum</strong>al sich derartige Zuwendungen für die privaten Spender gut als werbende Aktivität <strong>in</strong> der<br />
Öffentlichkeit darstellen lassen. 36 Grundsätzlich s<strong>in</strong>d zwei Reaktionen privater Mäzene auf öffentliche<br />
Kultursubventionen denkbar: Es könnte se<strong>in</strong>, dass sie sich von der Existenz öffentlicher F<strong>in</strong>anzhilfen<br />
animieren lassen, gewissermaßen auf den Zug aufzuspr<strong>in</strong>gen. 37 Es wäre – gerade <strong>in</strong> Zeiten knapper<br />
öffentlicher F<strong>in</strong>anzen – aber auch nachvollziehbar, wenn bei gekürzten Subventionen verstärkt private<br />
Gönner <strong>in</strong> die Bresche spr<strong>in</strong>gen, um die ausbleibenden F<strong>in</strong>anzhilfen aus den Haushalten zu ersetzen.<br />
In dieser Situation hätte es dann durch die öffentliche Förderung der Kulture<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> crowd<strong>in</strong>g<br />
out privater Mäzene gegeben.<br />
____________________<br />
36 Der aktuelle Kulturf<strong>in</strong>anzbericht bezieht diese privaten F<strong>in</strong>anzströme e<strong>in</strong>, soweit sie anhand der Angaben der<br />
F<strong>in</strong>anzstatistik geschätzt werden können. Die weiterh<strong>in</strong> re<strong>in</strong> öffentlichen Kulture<strong>in</strong>richtungen konnten 2007 mit bundesweit<br />
1,1 Mrd. Euro rund 20 Prozent ihrer Ausgaben decken. Die daneben bestehenden ausgegliederten Kulture<strong>in</strong>richtungen,<br />
die als Eigenbetriebe oder privatrechtlich als GmbH organisiert s<strong>in</strong>d und Anspruch auf Defizitdeckung<br />
haben, erhalten nach Schätzungen des Kulturf<strong>in</strong>anzberichts ebenfalls 1 Mrd. Euro aus privaten Quellen. Dabei wird<br />
betont, dass dies eher e<strong>in</strong>e konservative Schätzung sei, weil Angaben über vollständig privat f<strong>in</strong>anzierte Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
wie Musicaltheater, Rockkonzert oder Zirkusse nicht vorliegen (Statistische Ämter des Bundes und der<br />
Länder 2010: 74 f.).<br />
37 Gerlach-March (2010: 56) verweist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auf e<strong>in</strong>e Aussage des Kulturkreises der deutschen<br />
Wirtschaft, wonach Unternehmen nur zusätzlich fördern würden, aber nicht als Ersatz für den Staat.