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Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg

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36 Kapitel 7 Schwerpunkte der F<strong>in</strong>anzhilfen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Innovatoren werden nicht alle Vorteile abgegolten, die sie verursachen und die ihnen Kosten verursachen,<br />

also <strong>in</strong>vestieren sie zu wenig – lässt sich im Falle technischen Wissens also diagnostizieren.<br />

Dennoch argumentiert Klodt (1995: 109 f.) auf der Basis empirischer Untersuchungen, dass es<br />

andere Motive für Unternehmen gibt, trotz externer Nutzen ausreichend <strong>in</strong> Innovationen zu <strong>in</strong>vestieren<br />

und verweist auf Fälle von Parallelforschung, Patentrennen und „bus<strong>in</strong>ess steal<strong>in</strong>g“, alles Strategien,<br />

die sich unter der Überschrift „Ausbau ökonomischer Machtpositionen“ subsumieren lassen. Hier<br />

können Forschungssubventionen sogar schädlich wirken. Insofern lässt sich folgende allgeme<strong>in</strong>e<br />

Position formulieren:<br />

„Die Argumente für die staatliche Forschungsförderung s<strong>in</strong>d umso gewichtiger, je marktferner die<br />

betreffenden Forschungsprojekte s<strong>in</strong>d. Pr<strong>in</strong>zipiell ist zwar jede Art von technischem Wissen als<br />

öffentliches Gut anzusehen. Aber die Wohlfahrtsverluste, die aus e<strong>in</strong>er beschränkten Verfügbarkeit<br />

dieses Gutes resultieren, s<strong>in</strong>d umso gravierender, je mehr sich dieses Wissen auf allgeme<strong>in</strong>e technologische<br />

Grundlagen und je weniger es sich auf spezielle Anwendungen <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Praxis bezieht. Auch das Ausmaß von positiven Externalitäten dürfte mit der Marktferne zunehmen.<br />

Die Argumente gegen die staatliche Forschungsförderung betreffen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie marktnahe<br />

Projekte, denn im technologischen Wettbewerb lassen sich unmittelbare Vorsprünge gegenüber<br />

anderen Unternehmen vor allem durch solche Forschungsergebnisse erzielen, die direkt <strong>in</strong> der Produktion<br />

des betreffenden Unternehmens e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d“ (Klodt 1995: 110). 29<br />

Demzufolge s<strong>in</strong>d Forschungssubventionen umso weniger erforderlich, je eher die Forschungsergebnisse<br />

den F&E betreibenden Unternehmen Vorsprünge gegenüber ihren Konkurrenten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Selbst wenn man aber e<strong>in</strong>er Förderung F&E auch <strong>in</strong> anwendungsnahen Bereichen nicht ablehnend<br />

gegenübersteht, stellt sich immer noch die Frage, <strong>in</strong>wieweit diese Förderung es dem Staat ermöglicht,<br />

beim „pick<strong>in</strong>g the w<strong>in</strong>ners“ erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Denn die staatliche Förderbürokratie steht bei der Subventionsvergabe<br />

vor e<strong>in</strong>em Informationsproblem: Sie müsste treffend vorhersagen können, bei welchen<br />

Projekten die größten Aussichten auf Erfolg bestehen. Denn ansonsten würde sie die Subventionsmittel<br />

an „technologische Holzwege“ verschwenden. Klodt (2006: 102) führt auf der Basis e<strong>in</strong>er früheren eigenen<br />

Studie e<strong>in</strong>e Reihe von Argumenten auf, die eher dagegen sprechen, dass das Informationsproblem<br />

lösbar ist: Zum e<strong>in</strong>en geschieht die Projektauswahl für die Förderung meist aufgrund von Erfolgen, die<br />

anderenorts, häufig im Ausland, gemacht wurden und an die die <strong>in</strong>ländische Wirtschaftspolitik anknüpfen<br />

will. Der Maßstab s<strong>in</strong>d dann aber die Gew<strong>in</strong>ner von gestern, während die Gew<strong>in</strong>ner von morgen<br />

nicht bekannt s<strong>in</strong>d. Zum anderen lassen sich Gründe für verzerrte Entscheidungen f<strong>in</strong>den, wie die Dom<strong>in</strong>anz<br />

technischer über Rentabilitätsziele, die Gefahr von „adverse selection“ und politökonomische<br />

Überlegungen. Letztere besagen etwa, dass selbst klar erkannte Fehlentscheidungen nicht rechtzeitig<br />

korrigiert werden, geförderte Unternehmen und Förder<strong>in</strong>stitutionen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Interesse daran<br />

hätten, e<strong>in</strong> Förderziel <strong>in</strong> jedem Fall als Erfolg h<strong>in</strong>zustellen und Aspekte nationalen Prestiges bei der<br />

Auswahl e<strong>in</strong>e Rolle spielten. Dies alles kann als Erklärung dafür genommen werden, dass <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Förderung technologischer Großprojekte meist e<strong>in</strong> Misserfolg war und diese auch nach Jahren ke<strong>in</strong>e<br />

Marktreife erlangten. Daher kommt Klodt (2006: 103) zu dem Schluss, dass die Schaffung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>novativen<br />

Umfelds, auch mit Mitteln der Ordnungspolitik, vermutlich wirksamer sei als e<strong>in</strong>e selektive Subventionierung.<br />

Daher spricht er sich dafür aus, die Forschungsförderung statt selektiv eher <strong>in</strong>direkt zu<br />

betrachten, etwa durch e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Forschungszulage. Deren Fördersätze sollten allenfalls nach<br />

Grundlagen- und angewandter Forschung differieren, aber nicht nach Branchen und Projekten. Dabei<br />

sollte auch nicht nach Typen von Forschungsausgaben (Personalkosten versus Sachkosten) unterschieden<br />

werden (Klodt 1995: 112–114). Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d die F<strong>in</strong>anzhilfen für Innovationen,<br />

Mittelstand und Investitionen selbst <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> als zweifelhaft anzusehen.<br />

____________________<br />

29 Deshalb s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Subventionsberichterstattung des Instituts für Weltwirtschaft die Fördermittel für die Grundlagenforschung<br />

nicht enthalten.

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