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Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg

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7.2 Ökonomische Bewertung der F<strong>in</strong>anzhilfen 35<br />

ten und sozialen Kosten nicht ablehnt. Indes: Bei externen Kosten ist es die sogenannte Pigou-Steuer,<br />

mit der Verhaltensänderungen herbeigeführt werden sollen, nämlich e<strong>in</strong> „Zuviel“ an Produktion zurückzufahren,<br />

das bei Dritten Kosten verursacht. Für das schädliche Verhalten soll e<strong>in</strong> Preis erhoben<br />

werden. Subventionen s<strong>in</strong>d höchstens dann das Mittel der Wahl, wenn externe Nutzen bei Dritten ausgeglichen<br />

werden sollen, also e<strong>in</strong> „Zuwenig“ an den entsprechenden Leistungen produziert wird. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Umweltsubventionen mag es <strong>in</strong>sofern noch Argumente dafür geben, dass diese aus<br />

drittbesten Gründen nicht e<strong>in</strong>gestellt werden sollten, nachdem die erstbeste Lösung – e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Preises für CO2 – auf mittelfristige Sicht kaum realisierbar ersche<strong>in</strong>t. Bei Investitionszuschüssen<br />

kann man sich auf den Standpunkt stellen, diese vorerst beizubehalten. Investitionszuschüsse für Umweltschutzanlagen,<br />

Entsorgungs- und Behandlungsanlagen, zur rationellen Energieverwendung und<br />

zur Verr<strong>in</strong>gerung grenzüberschreitender Umweltbelastungen wären demnach e<strong>in</strong> wichtiger Antriebsfaktor<br />

für Unternehmen, umweltfreundliche Technologien zu erforschen, zu erproben und langfristig<br />

kommerziell erfolgreich e<strong>in</strong>zusetzen (Boss, Klodt et al. 2011: 35 f.). Dennoch wird <strong>in</strong>sgesamt langfristig<br />

e<strong>in</strong>em System der Vorzug gegeben, das zu e<strong>in</strong>em weltweit e<strong>in</strong>heitlichen Preis für CO2 führt<br />

(Boss, Klodt et al. 2011: 45 f.). Angesichts des grenzüberschreitenden Charakters von Umweltbelastungen<br />

sollte Umweltpolitik danach global ausgerichtet se<strong>in</strong>. Insofern s<strong>in</strong>d die Umwelt- bzw.<br />

Klimaschutzsubventionen – unabhängig von der gegenwärtigen Popularität des Themas im Zusammenhang<br />

mit der Energiewende – aus streng wohlfahrtstheoretischer Sicht als zweifelhaft anzusehen.<br />

Förderung von Innovationen, Mittelstand und Investitionen<br />

Insgesamt 27 Mill. Euro für Investitionsförderung, 13 Mill. Euro für Mittelstandsförderung und<br />

10 Mill. Euro für Investitionsförderung s<strong>in</strong>d für das Jahr 2011 im Landeshaushalt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

an F<strong>in</strong>anzhilfen veranschlagt (Tabelle 2, E<strong>in</strong>zelposten siehe Anhangtabelle A2).<br />

Dass sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>novationsfreudigen Land wie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit zahlreichen erfolgreichen<br />

mittelständischen Unternehmen der Staat auch mit Förderprogrammen für Innovationen, mittelständische<br />

Unternehmen und Investitionen im allgeme<strong>in</strong>en engagiert, ist wenig verwunderlich. Dies<br />

wird von der Landesregierung als Standortpflege begriffen. Immerh<strong>in</strong> kann die Förderung von<br />

Wachstumsbranchen für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen, dass ihr die neue Wachstumstheorie auch e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Berechtigung zuspricht: Bestimmte Branchen, <strong>in</strong>sbesondere Hochtechnologiebranchen, mögen<br />

den Regionen, <strong>in</strong> denen sie angesiedelt s<strong>in</strong>d, strategische Vorteile im Wettbewerb der Regionen<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Steigende Skalenerträge <strong>in</strong> der Produktion können mit steigendem Produktionsvolumen<br />

e<strong>in</strong>e höhere Faktorentlohnung mit sich br<strong>in</strong>gen und „spillover“-Effekte können bei der technologischen<br />

Entwicklung und der Bildung von Humankapital das Wachstum stimulieren (Krieger-Boden<br />

und Lammers 1996). Diese Gedanken stehen auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong> den letzten Jahren sich immer weiter verbreitenden<br />

Förderung von „Clustern“ von Unternehmen: Cluster s<strong>in</strong>d räumliche Konzentrationen von<br />

Unternehmen, die <strong>in</strong> verwandten Bereichen tätig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ballung solcher Unternehmen auf engem<br />

Raum soll dazu führen, dass sie sich <strong>in</strong> ihrer wirtschaftlichen Entwicklung gegenseitig befruchten und<br />

positive Externalitäten durch Agglomeration entstehen (Schrader, Laaser, Soltwedel et al. 2008:<br />

114 f.).<br />

Sicher kann die Innovationsförderung für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen, dass sie nicht zu den Erhaltungssubventionen<br />

zählt. Des Weiteren ersche<strong>in</strong>t es fast selbstverständlich, dass e<strong>in</strong> rohstoffarmes Land, das<br />

hohe E<strong>in</strong>kommen erzielen will, auf den Faktor Humankapital <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Produktion setzen muss, um sich<br />

an den Weltmärkten zu bewähren. E<strong>in</strong> solches Land muss im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb auf Hochtechnologie<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Produktionsstruktur setzen. Insofern ist es nachvollziehbar, dass staatliche Politik <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em hochentwickelten Industrieland auf die Erhöhung der technologischen Leistungsfähigkeit setzt<br />

(Klodt 2006: 101). Ferner kann man auch aus wohlfahrtstheoretischer Sicht nicht leugnen, dass technisches<br />

Wissen bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad Eigenschaften e<strong>in</strong>es öffentlichen Guts aufweist und dass Forschung<br />

und Entwicklung positive externe Effekte verursacht. E<strong>in</strong> gewisser Grad an Marktversagen – den

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