Potenziale zum Subventionsabbau in Baden-Württemberg
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7.2 Ökonomische Bewertung der F<strong>in</strong>anzhilfen 33<br />
Wohnungswesens e<strong>in</strong> Relikt aus den frühen Nachkriegsjahren dar, als Wohnraum <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
Deutschland <strong>in</strong>folge von Kriegszerstörungen und Vertreibungen e<strong>in</strong>e echte Mangelware darstellte.<br />
In der heutigen Zeit lässt sich diese Förderung im Grunde nur noch mit Verteilungszielen rechtfertigen.<br />
Verteilungspolitisch fragwürdig<br />
Verteilungspolitisch fragwürdig ist aber gerade der soziale Wohnungsbau, der mittlerweile offiziell als<br />
soziale Wohnraumförderung bezeichnet wird, da er besonders zielungenau ist. Mit ihm wird der Bau<br />
von Wohnungen f<strong>in</strong>anziert, die nach ihrer Fertigstellung vorwiegend e<strong>in</strong>kommensschwächeren<br />
Haushalten zur Verfügung gestellt werden sollen. Hier gilt also das Pr<strong>in</strong>zip der Bedürftigkeit. Bei der<br />
Def<strong>in</strong>ition, welche Haushalte berechtigt s<strong>in</strong>d, im sozialen Wohnungsbau geförderten Wohnraum zu<br />
nutzen, gelten allerd<strong>in</strong>gs wiederum völlig andere E<strong>in</strong>kommensgrenzen. E<strong>in</strong>schlägigen Schätzungen<br />
zufolge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 30–40 Prozent aller Haushalte <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland berechtigt,<br />
im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus geförderten Wohnraum zu nutzen. Es darf ernsthaft<br />
bezweifelt werden, dass die Fördergelder, die der Staat <strong>in</strong> diese Maßnahmen <strong>in</strong>vestiert, tatsächlich bei<br />
den Bedürftigsten ankommen, da der Zugang zu Wohnraum mit Belegungs- und Mietb<strong>in</strong>dungen<br />
aufgrund des Nachfrageüberhangs adm<strong>in</strong>istrativ reguliert wird. Im Übrigen ist natürlich auch hier zu<br />
fragen, warum diese Form der staatlichen Umverteilung nicht <strong>in</strong> das allgeme<strong>in</strong>e System der Sozialhilfe<br />
<strong>in</strong>tegriert wird, wodurch die staatlichen Fördermittel sehr viel zielgenauer die tatsächlich bedürftigen<br />
Haushalte erreichen würden. Insofern s<strong>in</strong>d die auch Verteilungsziele ke<strong>in</strong>e gute Rechtfertigung für die<br />
betriebene Wohnungsförderung, weil gerade die beabsichtigte Umverteilung nicht zustande kommt<br />
(Boss, Klodt et al. 2011: 95).<br />
Städtebauförderung überholt<br />
Aber auch die an die Geme<strong>in</strong>den gezahlten F<strong>in</strong>anzhilfen „für die städtebauliche Sanierung und<br />
Entwicklung <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den“ lassen sich <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der heutigen Zeit nur noch schwer begründen.<br />
Mochten sie ebenso wie der soziale Wohnungsbau <strong>in</strong> der Nachkriegszeit gerechtfertigt se<strong>in</strong>, so s<strong>in</strong>d sie<br />
<strong>in</strong> heutiger Zeit eher problematisch (Boss und Rosenschon 2000: 76 f.). Schon vor fast 20 Jahren<br />
monierte die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Industrie- und Handelskammern <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (1992:<br />
15), dass die meisten Geme<strong>in</strong>den des Landes über attraktive Stadtzentren bzw. Ortskerne verfügen<br />
würden und die Qualität der baden-württembergischen <strong>in</strong>nerörtlichen Quartiere beispielhaft sei. Damit<br />
sei die entsprechende Aufgabe se<strong>in</strong>erzeit als erfüllt anzusehen. Da <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht zur<br />
Gruppe der neuen Bundesländer gehört, wo zu diesem Zeitpunkt noch Aufbauarbeit geleistet werden<br />
musste, dürfte e<strong>in</strong>e weitere Förderung nur noch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen, <strong>in</strong> denen sich nachhaltige<br />
Verschlechterungen ergeben haben, gerechtfertigt se<strong>in</strong>. Insofern dürften die verbliebenen Posten der<br />
Wohnraumförderung Kandidaten für Subventionskürzungen se<strong>in</strong>.<br />
Sektorspezifische F<strong>in</strong>anzhilfen für Fremdenverkehr und Bäder<br />
Die sektorspezifischen F<strong>in</strong>anzhilfen für den Fremdenverkehr und für die Bädergeme<strong>in</strong>den des Landes<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> machen mit 22,2 Mill. Euro zunächst vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Beträge aus. Durch<br />
den Defizitausgleich für Kur- und Badebetriebe sowie durch den Fremdenverkehr fördernde<br />
F<strong>in</strong>anzhilfen der Kommunen <strong>in</strong> Höhe von 223,7 Mill. Euro summieren sich die F<strong>in</strong>anzhilfen für den<br />
Fremdenverkehrssektor schließlich auf fast 246 Mill. Euro im Jahr 2011 (Tabelle 2, E<strong>in</strong>zelheiten <strong>in</strong><br />
Anhangtabelle A2).<br />
Der Fremdenverkehr ist zwar für das Bundesland e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsfaktor (Stichwort:<br />
Schwarzwald). Insofern verwundert es nicht, wenn die Landesregierung auf diesen Sektor e<strong>in</strong> waches<br />
Auge hat. Wie jeder Urlauber allerd<strong>in</strong>gs immer wieder aufs Neue schmerzlich erfahren muss, handelt<br />
es sich bei Tourismusdienstleistungen um e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> privates Gut. F<strong>in</strong>anzhilfen an Tourismus-Verbände