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Download - Institut für Demoskopie Allensbach

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Bei gleicher Umgebung<br />

lebt doch jeder in einer anderen Welt<br />

ARTHUR SCHOPENHAUER, 1788–1860


„Den Zugang zum Ich freimachen“<br />

– DOGEN (japanischer Religionsphilosoph)<br />

STIFTER: Margret und Paul J. Kohtes; VORSTAND: P. J. Kohtes (Vorsitzender), Dr. Ulrich Freiesleben;<br />

BEIRAT: Prof. Dr. Eugen Buß (Vorsitzender), Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow, Prof. Dr. Muneto Sonoda,<br />

Dr. Rainer Zimmermann;<br />

PROJEKT-MANAGEMENT: Marion Jäger-Maluche<br />

ADRESSE: Identity Foundation, c/o ECC European Communications Consultants, Schanzenstraße 56,<br />

40549 Düsseldorf, Telefon: 0211/9541-115, Telefax: 0211/551651;<br />

INTERNET: www.identityfoundation.de<br />

Alle Rechte der Vervielfältigung und Wiedergabe © by Identity Foundation


INHALT<br />

VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

VORBEMERKUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

I: DER TREND<br />

Gesundheit wird den Deutschen wichtiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

II: ERFAHRUNG<br />

Die Sorge um die Gesundheit wächst mit dem Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

III: VORSORGE<br />

Alltagsregeln dienen der Gesunderhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

IV: SCHULMEDIZIN IN DER KRITIK<br />

Ärzte könnten vieles besser machen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

V: SYMPATHIE FÜR ALTERNATIVEN<br />

Naturheilkunde und alternative Medizin sind im Kommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

VI: INFORMATIONSQUELLEN<br />

Die wichtigsten Ratgeber bei Gesundheitsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

WEITERE PROJEKTE DER IDENTITY FOUNDATION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37


2<br />

VORWORT<br />

Der eigene Körper ist den Menschen zur Skulptur ihrer Identität geworden:<br />

Erst wenn „man in Form“ ist, so das moderne Credo, legt man frei, wer<br />

man wirklich ist. Durch Training und Diäten meißeln manche sich aus der<br />

unförmigen Hülle die eigene, die eigentliche Form.<br />

Wie diese auszusehen hat, liegt nicht nur beim Bildhauer selbst: Das Ideal<br />

eines schönen, agilen und anziehenden, durchtrainierten und gesunden<br />

Körpers stammt aus virtuellen Welten. Vor allem die mächtigen Ikonen der<br />

Werbung leben es vor, Kino und Fernsehen haben es tief ins Bewußtsein<br />

geprägt.<br />

Weil das ständige Optimieren des eigenen Körpers der Frage „Wer bin ich?“<br />

folgen könnte, hat sich die Identity Foundation des Themas angenommen,<br />

und untersucht, wie die Deutschen sich und ihren Körper sehen und was sie<br />

<strong>für</strong> ihre Gesundheit tun. Die Ergebnisse sind deutlich:<br />

Gesundheit steht in der Bedürfnispyramide der Deutschen ganz obenan.<br />

Immer mehr machen Sport und Körperkult zum Angelpunkt ihres Daseins,<br />

lesen Gesundheitsratgeber, buchen Aktivreisen und wählen ihr Essen<br />

nach Nährwert und Verträglichkeit aus. Es ist nicht übertrieben, von einem<br />

Phänomen zu sprechen, wenn heute knapp die Hälfte der gesamten erwachsenen<br />

Bevölkerung mehr auf ihre Gesundheit achtet als noch vor vier, fünf<br />

Jahren.<br />

Die Wellness-Bewegung verändert die Erwartungen an Heilkunde. Menschen<br />

sehen ihre Gesundheit immer stärker als ganzheitlichen Prozess: wer Körper<br />

und Seele als Einheit begreift, kann mit der klassischen Schulmedizin und<br />

ihrem Prinzip von Ursache und Wirkung nicht mehr viel anfangen. Er wendet<br />

sich verstärkt der Naturheilkunde zu – gerade bei Alltagsleiden. Ärzte und<br />

Pfleger müssen umdenken.<br />

Insgesamt bestätigt sich die These, daß Gesundheit heute wesentlich zur<br />

Identität gehört: „Ich“ will in Form gebracht werden. „Ich“ will in Form sein<br />

– vielleicht um mich selbst zu erkennen?<br />

Düsseldorf, Januar 2001<br />

IDENTITY FOUNDATION


VORBEMERKUNG<br />

Das INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH hat die nachfolgende<br />

Repräsentativbefragung im Auftrag der Identity Foundation, Düsseldorf,<br />

erarbeitet: Die Demoskopen haben in Einzelfragen aufgegliedert, was<br />

Gesundheit und Fitness heutzutage <strong>für</strong> Menschen bedeuten – und inwieweit<br />

sie sogar das Fundament ihres Selbstbildes ausmachen.<br />

Konkret fragten die Tester, wie sich die Deutschen verhalten, wenn es um den<br />

eigenen Körper geht. Ob sie sich gut betreut fühlen, wenn sie krank sind,<br />

welche Erfahrungen sie mit alternativen Heilmitteln und -verfahren gemacht<br />

haben, und welchen Ratgebern sie in Gesundheitsdingen vertrauen. Sie<br />

fragten nach, wer durch gesunde Ernährung und Sport vorsorgt, und ob die<br />

Menschen glauben, damit wirklich Krankheiten verhindern zu können. Sie<br />

fanden heraus, was die Menschen noch von der Schulmedizin erwarten; auch<br />

welche Bedeutung Psychologie und Glauben in der Gesundheit haben.<br />

Die Untersuchung stützt sich auf insgesamt 2.111 Face-to-face-Interviews<br />

mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre.<br />

Zwischen dem 18. und 30. August 2000 waren die Demoskopen im Einsatz.<br />

Der vorliegende Band faßt die wichtigsten Ergebnisse der Befragung<br />

zusammen. Die genauen Untersuchungsdaten, die Zusammensetzung der<br />

Stichprobe und die Fragen im Wortlaut sind in einem weiteren Band<br />

dokumentiert. Der Tabellenband enthält zusätzlich alle Ergebnisse nach<br />

Männern und Frauen, Alters-, Einkommens- und Bildungsgruppen, nach<br />

Gesundheitszustand und Gesundheitsorientierung geordnet.<br />

<strong>Allensbach</strong> am Bodensee,<br />

INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH<br />

3


4<br />

I: DER TREND<br />

FIT WIE EH UND JE:<br />

DOCH DIE WACHSAMKEIT<br />

WÄCHST<br />

Wie gesund die Deutschen sich fühlen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

35<br />

33<br />

19<br />

10<br />

3<br />

38<br />

37<br />

17<br />

48 Prozent der Deutschen achten heute mehr auf ihre Gesundheit als noch<br />

vor vier, fünf Jahren. Das sind 30 Millionen Menschen, die gesünder leben<br />

wollen und Vorsorge immer ernster nehmen. Eine bemerkenswerte Entwicklung.<br />

Denn die Befragten sind keineswegs häufiger krank als früher:<br />

Sie fühlen sich heute ähnlich gesund wie Mitte der Neunziger Jahre, in<br />

den neuen Bundesländern sogar tendenziell gesünder. 1994 bewerteten<br />

63 Prozent der Westdeutschen und 52 Prozent der Ostdeutschen ihren<br />

Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Heute sind es 62 Prozent in den<br />

alten und 55 Prozent in den neuen Bundesländern. Nur wenige Bundesbürger<br />

halten ihren Gesundheitszustand <strong>für</strong> schlecht oder sehr schlecht. In<br />

Westdeutschland hat sich ihr Anteil von acht auf fünf Prozent vermindert, in<br />

Ostdeutschland von neun auf sechs Prozent:<br />

Westdeutschland Ostdeutschland<br />

47<br />

47<br />

0 1955 1963 1971 1982 1994 2000 1994 2000<br />

Sehr gut Ziemlich gut Es geht Ziemlich schlecht Sehr schlecht<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

43<br />

41<br />

34 34<br />

17<br />

7<br />

5<br />

1 1<br />

Gesundheit wird den Deutschen wichtiger<br />

19<br />

29<br />

16<br />

33<br />

15<br />

5<br />

7<br />

4<br />

1 1 1<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfragen 085, 1082, 2075, 4005, 6003, 6094<br />

Die meisten Befragten geben an, ihr Gesundheitszustand sei während der<br />

vergangenen 12 Monate weitgehend der gleiche geblieben: 16 Prozent der<br />

Deutschen geht es schlechter, 15 Prozent besser als vor einem Jahr,<br />

während 67 Prozent ihre Gesundheit als stabil beschreiben.<br />

41<br />

39<br />

11<br />

8<br />

1<br />

40<br />

39<br />

15<br />

5<br />

1


Gesund oder krank? Die letzten 12 Monate<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

2<br />

0 Unentschieden Verbessert Verschlechtert Stabil<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Menschen kümmern sich heute also nicht deshalb stärker um ihre Gesundheit,<br />

weil sie öfter krank sind. Sie tun es vor allem, weil sich ihr Bewußtsein<br />

verändert hat: Gesundheit ist <strong>für</strong> die Gesellschaft wichtiger als vor vier, fünf<br />

Jahren. Einerseits nimmt das Gesundheitsbewußtsein erheblich zu, je älter<br />

die Befragten sind – und je häufiger sie selbst, Freunde und Bekannte schon<br />

krank waren: Von den 16- bis 29jährigen achten 31 Prozent mehr auf ihre<br />

Gesundheit, von den über 60jährigen 57 Prozent. Andererseits kommt die<br />

entscheidende Wende meist schon recht früh, nämlich um das 30. Lebensjahr<br />

herum: Bereits von den 30- bis 44jährigen lebt heute fast die Hälfte<br />

gesundheitsbewußter als noch vor wenigen Jahren, von den 45- bis<br />

59jährigen sogar etwas mehr als die Hälfte.<br />

Ob man etwas <strong>für</strong> seine Gesundheit tut, hängt damit durchaus vom Alter ab.<br />

Es ist aber alles andere als eine reine Seniorenbewegung: Gerade Menschen<br />

in den mittleren Jahrgängen kümmern sich mehr um ihren Körper als zuvor.<br />

Der hohe Anteil von 31 Prozent bei den unter 30jährigen ist bezeichnend. In<br />

dieser Altersgruppe fällt ins Auge, daß sich West- und Ostdeutsche unterscheiden.<br />

In den alten wie auch den neuen Bundesländern ist es<br />

insgesamt jeweils knapp die Hälfte der Bevölkerung, die verstärkt auf<br />

ihre Gesundheit achtet. Bei den Jungen aber liegen die Westdeutschen deutlich<br />

vorn: 33 Prozent von ihnen, aber nur 24 Prozent der gleichaltrigen Ostdeutschen<br />

denken heute im Alltag häufiger darüber nach als früher,<br />

was gesund <strong>für</strong> sie ist und was nicht.<br />

15<br />

16<br />

67<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

Eigener Einfluß auf den Verlauf einer<br />

Grippe/ einer Krebserkrankung<br />

JA,UND ZWAR…<br />

SEHR GROSS<br />

GROSS<br />

BEGRENZT<br />

NUR WENIG<br />

KOMMT<br />

DARAUF AN<br />

GRIPPE<br />

5%<br />

6%<br />

19 %<br />

16 %<br />

11%<br />

14 %<br />

13 %<br />

24%<br />

KREBSERKRANKUNG<br />

42%<br />

40%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

5


6<br />

Es achten heute mehr auf ihre Gesundheit als vor vier, fünf Jahren<br />

Bevölkerung insgesamt<br />

Arbeitsgruppen<br />

16-29 Jahre 31<br />

30-44 Jahre 47<br />

45-59 Jahre 51<br />

60 Jahre und älter 57<br />

Unter 30jährige<br />

Westdeutschland 33<br />

Ostdeutschland 24<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

WISSEN ÜBERZEUGT:<br />

SELBSTVERTRAUEN STEIGT<br />

IN DER BILDUNG<br />

Bewußt leben schützt vor Krankheiten<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

6<br />

48<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen ist überzeugt: Auf welche Art<br />

man lebt, hat Einfluß darauf, ob man überhaupt krank wird oder nicht. Das<br />

meinen 88 Prozent der Bevölkerung. 36 Prozent glauben sogar, daß sie das<br />

Risiko weitgehend selbst in der Hand haben – und in hohem Maße steuern<br />

können:<br />

0 kaum beeinflussen Unentschieden stark beeinflussen teilweise beeinflussen<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

6<br />

36<br />

52<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094


Einfluß nehmen könne man vor allem bei der Vorsorge, meinen die meisten<br />

Befragten. Sei eine Krankheit erst einmal ausgebrochen, habe man weniger<br />

Chancen, selbst tätig zu werden. Das hat interessanterweise wenig mit der<br />

Schwere der Krankheit zu tun: 35 Prozent der Deutschen glauben, daß<br />

sich der Verlauf einer Grippe beeinflussen läßt. 42 Prozent halten das nicht<br />

<strong>für</strong> sehr wahrscheinlich. Bei einer Krebserkrankung ist das Ergebnis der<br />

Umfrage nur wenig anders. Eine gesunde Lebensweise kann nach Meinung<br />

der Befragten also durchaus ernste Krankheiten verhindern – während<br />

weniger Deutsche überzeugt sind, daß sich deren Verlauf steuern läßt.<br />

Gebildete, gut verdienende Deutsche gehen eher als sozial Schwache davon<br />

aus, daß sie selbst Einfluß auf die eigene Gesundheit haben. So sind<br />

41 Prozent der Absolventen einer höheren Schulbildung überzeugt, daß<br />

sie in hohem Maße steuern können, ob sie erkranken oder nicht – bei den<br />

Absolventen einer einfachen Schulbildung sind es nur 28 Prozent. Wer<br />

gesundheitsbewußt lebt, glaubt eher, Macht über den eigenen Körper<br />

zu haben. Beide Einstellungen hängen eng zusammen: 48 Prozent der<br />

Befragten, die ausgeprägt gesundheitsbewußt leben, meinen, daß die<br />

eigene Lebensweise die Wahrscheinlichkeit zu erkranken beeinflußt. Dagegen<br />

nur 31 Prozent derjenigen, in deren Alltag Gesundheitsorientierung kaum<br />

eine Rolle spielt.<br />

Wer auf seinen Körper achtet, um gesund zu bleiben, ist deshalb noch lange<br />

nicht auf eine bestimmte Lebensweise fixiert. Die große Mehrheit beachtet<br />

zwar einige Regeln, hält sich aber nicht sklavisch daran. Diejenigen, die ihre<br />

ganze Ernährung und Lebensweise komplett darauf ausrichten, gesund und<br />

fit zu bleiben, gehören zu einer Minderheit: 59 Prozent folgen zwar bestimmten<br />

Regeln, sind aber nicht ganz darauf festgelegt. Nur 29 Prozent leben<br />

sehr gesundheitsbewußt und stellen da<strong>für</strong> ihr ganzes Leben um.<br />

Die extrem Gesundheitsbewußten machen einen ähnlich kleinen Teil der<br />

Bevölkerung aus wie die völlig Sorglosen: 20 Prozent denken nicht viel über<br />

ihre Gesundheit nach, 19 Prozent beschäftigt das Thema Krankheiten außerordentlich<br />

intensiv.<br />

Jeder achte ist allerdings gezwungen, sich mit dem Thema auseinandersetzen,<br />

weil er selbst gesundheitlich beeinträchtigt ist: 12 Prozent also,<br />

die nur deshalb viel <strong>für</strong> ihre Gesundheit tun, weil sie es aufgrund ihres<br />

körperlichen Zustandes müssen.<br />

„Gesundheit läßt sich durch<br />

die Lebensweise beeinflußen.“<br />

STARK<br />

TEILWEISE<br />

KAUM<br />

2%<br />

7%<br />

31%<br />

48%<br />

44%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

„LEBE SELBST GESUNDHEITSBEWUSST“<br />

„LEBE, WIE ES SPASS MACHT“<br />

Stellenwert von Gesundheit<br />

im Leben (Auszug)<br />

BEACHTE<br />

LOCKERE REGELN<br />

LEBEN WIE ES<br />

SPASS MACHT<br />

WÜRDE GERN<br />

MEHR TUM<br />

LEBE SEHR<br />

GESUNDHEITS-<br />

BEWUSST<br />

TUE VIEL<br />

FÜR KÖRPER<br />

UND SEELE<br />

MACHE MIR<br />

KEINE GEDANKEN<br />

MACHE MIR<br />

SORGEN<br />

MUSS VIEL FÜR<br />

DIE GESUNDHEIT<br />

TUN<br />

BIN OFT KRANK<br />

31 %<br />

29%<br />

29%<br />

26%<br />

20%<br />

19 %<br />

5%<br />

12 %<br />

55%<br />

59%<br />

7


8<br />

II: ERFAHRUNG<br />

BEGRENZT SORGLOS:<br />

AUCH JÜNGERE BEACHTEN<br />

LOCKERE REGELN<br />

Gesundheitsbewußtsein im Altersvergleich<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

60<br />

50<br />

30<br />

0 Unter 30jährige<br />

OFT VERHINDERT:<br />

MITTLERE ALTERSGRUPPEN SCHEITERN<br />

MIT VORSÄTZEN<br />

Jüngere Menschen können es sich oft leisten, ohne große Rücksicht auf die<br />

eigene Gesundheit zu leben. Ältere beschäftigen sich dagegen vielfach<br />

intensiv mit Gesundheit und Krankheit. Ob freiwillig oder gezwungen: Die<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit wächst mit zunehmendem<br />

Alter deutlich.<br />

Bei den Deutschen, die jünger als 30 Jahre sind, ist die Rücksichtnahme auf<br />

den eigenen Körper noch unterrepräsentiert: 50 Prozent unterschreiben<br />

noch das Motto: „Ich lebe, wie es mir Spaß macht, auch wenn es teilweise<br />

nicht unbedingt gesund ist.“ Schon bei den 30- bis 44jährigen ist diese<br />

Sorglosigkeit nicht mehr mehrheitsfähig, in späteren Lebensaltern nimmt<br />

sie noch weiter ab.<br />

Allerdings hat die Sorglosigkeit auch bei den Unter-30jährigen ihre Grenzen:<br />

nur jeder Dritte von ihnen sagt, er beschäftige sich kaum oder gar nicht mit<br />

dem Thema Gesundheit. Die große Mehrheit versucht dagegen durchaus,<br />

mindestens lockere Regeln einzuhalten, um im Alltag gesundheitsbewußt zu<br />

leben – vorausgesetzt, diese stehen nicht im Konflikt zum Bedürfnis nach<br />

Spaß, Aufregung und Abwechslung, das in dieser Altersgruppe besonders<br />

stark ausgeprägt ist.<br />

Ich beachte bestimmte Regeln, sehe das aber insgesamt locker<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

62<br />

36<br />

21<br />

Ich mache mir nicht viel Gedanken über meine<br />

Gesundheit, ich denke da nicht weiter darüber nach<br />

Die Sorge um die Gesundheit wächst mit<br />

dem Alter<br />

63<br />

Ich lebe, wie es mir Spaß macht, auch wenn es<br />

teilweise nicht unbedingt gesund ist<br />

23<br />

16<br />

30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

Gern mehr <strong>für</strong> die Gesundheit tun zu wollen, es aber nicht zu können:<br />

Das ist ein ausgeprägtes Merkmal der mittleren Jahrgänge und, insbesondere<br />

der 30- bis 44jährigen. Hier klaffen das Bedürfnis nach mehr gesundheitsbewußter<br />

Lebensweise und der tatsächlichen Umsetzung im Alltag extrem<br />

weit auseinander: 45 Prozent in dieser Altersgruppe würden gern mehr <strong>für</strong><br />

52<br />

20<br />

14


ihre Gesundheit tun, sehen sich aber durch berufliche und familiäre<br />

Aufgaben daran gehindert:<br />

Gesundes Leben zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

29<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Ich würde gerne mehr <strong>für</strong> meine Gesundheit tun,<br />

kann das aber im Altag zu wenig<br />

Erst mit 60 Jahren steigt die Disziplin bei der Umsetzung der guten Vorsätze<br />

an. Um gesund zu bleiben, ändern vor allem ältere Menschen ihre Ernährung<br />

und die Lebensweise. Die wachsende Disziplin im Alter ist allerdings bei<br />

einem Teil auch erzwungen: Fast die Hälfte der 60jährigen und älteren<br />

richtet ihre Ernährung und Lebensweise an dem Ziel aus, gesund und fit zu<br />

bleiben; ein weiteres Viertel tut viel <strong>für</strong> die Gesundheit, weil die eigene<br />

physische Verfassung sie dazu zwingt:<br />

Gesundes Leben zwischen Wollen und Zwang<br />

80<br />

60<br />

40<br />

45<br />

Ich lebe sehr gesundheitsbewußt und<br />

richte meine Ernährung und Lebensweise daran aus,<br />

daß ich gesund und fit bleibe<br />

33<br />

13<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

20<br />

17<br />

10<br />

3<br />

19<br />

15<br />

6<br />

15<br />

11<br />

25<br />

Ich tue gezwungenermaßen viel<br />

<strong>für</strong> die Gesundheit, ich muß es tun<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

30<br />

PRÄGENDE EINSCHNITTE:<br />

KRANKHEITEN VERÄNDERN<br />

LEBENSEINSTELLUNG<br />

Krankheiten beschäftigen mich sehr, und ich mache<br />

mir schon Sorgen um meine Gesundheit<br />

47<br />

32<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

9


10<br />

GEWACHSENE VORSORGE:<br />

ERFAHRUNG MACHT UMSICHTIG<br />

Warnsignale – ein Lernprozeß<br />

Schwere Krankheit verändert<br />

die Einstellung zum Leben<br />

JA<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

43<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Frage: „Wieweit merken Sie es rechtzeitig, wenn Sie sich körperlich überforden, überanstrengen? Merken Sie immer sofort, wenn Sie körperlich<br />

an Ihre Grenzen kommen, wenn Sie aufpassen müssen, oder manchmal nicht rechtzeitig?“<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

EHER SELTEN 10 %<br />

85%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

Nicht nur der Zwang, auch Erfahrungen und Wissenszuwachs beeinflussen<br />

die Sorge um die eigene Gesundheit. Menschen lernen beim Umgang mit<br />

Krankheit und bei der möglichen Vorsorge ständig dazu. Mit zunehmendem<br />

Alter steigt zudem die Erfahrung mit Krankheitssymptomen und mit dem Verlauf<br />

von Krankheiten.<br />

Dies zeigt sich unter anderem in der Fähigkeit, Warnsignale zu erkennen, beispielsweise<br />

Anzeichen der physischen Überforderung. Mit zunehmendem<br />

Alter wächst die Fähigkeit, solche Warnsignale einzuordnen, erkennbar:<br />

Es rechtzeitig merken, wenn sie sich körperlich überfordern<br />

52<br />

55<br />

67<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

Die Menschen erwerben die zunehmende Kompetenz in der Diagnose und<br />

der Behandlung von gesundheitlichen Störungen teils autodidaktisch, teils<br />

durch Kontakte mit professionellen Beratern.<br />

Die zunehmende Lebens- und damit meist auch Krankheitserfahrung ändern<br />

aber nicht nur die Einstellungen und den Stellenwert der Gesundheitsorientierung.<br />

Gerade schwere Krankheiten, die jemand selbst durchlebt<br />

oder miterlebt hat, verschieben häufig auch die ganze Perspektive und Einstellung<br />

zum Leben. Bereits unter den 30- bis 44jährigen berichtet jeder<br />

dritte von solchen Erfahrungen. Von den 60jährigen und älteren kennt jeder<br />

zweite dieses Phänomen. Insgesamt haben 35 Prozent der Bevölkerung<br />

die Erfahrung gemacht, daß eine schwere Krankheit ihre Einstellung zum<br />

Leben gravierend verändert hat.


Schwere Krankheit verändert die Einstellung zum Leben<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Frage: „Haben Sie selbst das schon erlebt, daß Sie durch eine Krankheit verändert wurden, eine andere Einstellung zum Leben bekamen?“<br />

16<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Daß Krankheiten derart prägend wirken können, daß sie Prioritäten und<br />

Perspektive von Grund auf verändern können, ist der überwältigenden Mehrheit<br />

der Bevölkerung bewußt. 85 Prozent gehen davon aus, daß schwere<br />

Krankheiten häufig dazu führen, daß die Betroffenen sich grundlegend<br />

umorientieren; nur zehn Prozent der Bevölkerung halten dies eher <strong>für</strong> einen<br />

Ausnahmefall.<br />

III: VORSORGE<br />

Alltagsregeln <strong>für</strong> ein gesünderes Leben<br />

Die Mehrheit der Bevölkerung beachtet im Alltag bestimmte Regeln,<br />

um die eigene Gesundheit und Fitneß zu erhalten. Zu den persönlichen<br />

Grundsätzen und Verhaltensweisen zur Pflege der eigenen Gesundheit,<br />

zählen vor allem Aktivitäten an der frischen Luft, ausreichend Schlaf,<br />

die Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen und die Kontrolle des<br />

Gewichts. So bewegen sich 70 Prozent der gesamten Bevölkerung regelmäßig<br />

an der frischen Luft; 48 Prozent sorgen <strong>für</strong> genügend Schlaf,<br />

43 Prozent gehen regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen. 38 Prozent<br />

achten kontinuierlich auf ihr Gewicht, jeder dritte auf eine gesundheitsbewußte<br />

Ernährung. Gesunde Ernährung bedeutet <strong>für</strong> die meisten nicht<br />

totaler Verzicht: Nur neun Prozent vermeiden viele Nahrungsmittel, die<br />

ihnen gut schmecken, nur vier Prozent sind auf vegetarische Ernährung<br />

ausgerichtet.<br />

Nach einer Faktorenanalyse zeigt sich: Die einzelnen Maßnahmen lassen sich<br />

in sechs Dimensionen der Gesundheitsvorsorge anordnen, denen verschiedene<br />

Konzepte zur Gesunderhaltung zugrunde liegen:<br />

32<br />

36<br />

50<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

JEDER FÜR SICH:<br />

VORSORGE INDIVIDUELL<br />

VERSCHIEBEN<br />

11


12<br />

Was die Deutschen tun, um gesund zu bleiben<br />

An der frischen Luft sein<br />

Auf genügend Schlaf achten 48<br />

Vorsorgeuntersuchungen 43<br />

Auf das Gewicht achten 38<br />

Gesundheitsbewußte Ernährung 34<br />

Auf das Rauchen verzichten 34<br />

Auf ausreichend Zeit <strong>für</strong><br />

Entspannung achten<br />

Stress möglichst vermeiden 30<br />

Sport treiben 29<br />

Ganz oder weitgehend auf<br />

Alkohol verzichten<br />

Vitaminpräparate und<br />

Mineralstoffe nehmen<br />

Erholungsreisen 19<br />

Gymnastik 18<br />

Saunabesuche 11<br />

Massagen 9<br />

Auf viele Dinge verzichten<br />

die mir schmecken<br />

Entspannungstechniken nutzen 7<br />

Eine Kur 4<br />

Vegetarische Ernährung 4<br />

Autogenes Training 3<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

9<br />

20<br />

25<br />

32<br />

70<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094


A Entspannung<br />

Diese Dimension umfaßt die Vermeidung von Streß, Achten auf genügend<br />

Schlaf und Entspannung.<br />

B Erhaltung der körperlichen Fitneß<br />

Dazu zählen Sport treiben, Gymnastik, Saunabesuche und Gewichtskontrolle.<br />

C Verzicht auf Nikotin und Alkohol<br />

D Gesundheitsdienstleistungen<br />

Dazu zählt die Inanspruchnahme von Massagen, Kuren und Erholungsreisen.<br />

E Techniken zur mentalen Entspannung<br />

Dieses Konzept umfaßt Autogenes Training und die Nutzung von Entspannungstechniken;<br />

auch vegetarische Ernährung zählt zu diesem Konzept<br />

persönlicher Gesundheitsvorsorge.<br />

F Disziplin und Askese im Alltag<br />

Vorrangig ist hier die gesundheitsbewußte Ernährung; teilweise ergänzt um<br />

den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, Gewichtskontrolle und Vorsorgeuntersuchungen.<br />

Das zuletzt genannte Konzept der Disziplin und Askese nehmen überdurchschnittlich<br />

mehr Frauen als Männer wahr. Dies gilt ganz extrem <strong>für</strong> die Vorsorgeuntersuchungen.<br />

55 Prozent der Frauen nehmen im Gegensatz zu nur<br />

30 Prozent der Männer regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch.<br />

Frauen achten auch bedeutend mehr als Männer auf genügend Schlaf, eine<br />

gesundheitsbewußte Ernährung, geringen Alkoholkonsum und die Kontrolle<br />

ihres Gewichts. Zur Erhaltung der körperlichen Beweglichkeit und Fitneß<br />

machen Frauen doppelt so häufig wie Männer Gymnastik, während Männer<br />

umgekehrt überdurchschnittlich andere Sportarten ausüben.<br />

Aktiver Sport ist vor allem bei den Jüngeren verbreitet: Von den Unter-<br />

30jährigen treiben 49 Prozent regelmäßig Sport, schon von den 30- bis<br />

44jährigen nur noch jeder dritte, von den 45- bis 59jährigen knapp jeder<br />

vierte. Junge Menschen machen jedoch weniger aus gesundheitlichen<br />

Gründen Sport: <strong>für</strong> sie sind sportliche Aktivitäten vielmehr oft ein Hobby<br />

und kommunikative Erlebnisse.<br />

Generell nimmt die Gesundheitsorientierung mit zunehmendem Alter und<br />

der Erfahrung von gesundheitlicher Gefährdung zu (vergleiche Kapitel II).<br />

Dies prägt auch die individuellen Konzepte und Praktiken zur Gesundheitsvorsorge.<br />

Dort zeigt sich: Nur beim Sporttreiben sind junge Menschen im<br />

EINGEORDNET:<br />

SECHS KONZEPTE ZUR<br />

GESUNDERHALTUNG<br />

SPORTLICHE JUGEND:<br />

VOR ALLEM JÜNGERE AKTIV<br />

DAS GESUNDE GESCHLECHT:<br />

FRAUEN LEBEN BESSER<br />

13


14<br />

Alltagstechniken im Vergleich: Frauen leben gesünder<br />

An der frischen Luft sein<br />

Auf genügend Schlaf achten 40<br />

Vorsorgeuntersuchungen 30<br />

Auf das Gewicht achten 32<br />

Gesundheitsbewußte Ernährung 27<br />

Auf das Rauchen verzichten 34<br />

Auf ausreichend Zeit <strong>für</strong><br />

Entspannung achten<br />

Stress möglichst vermeiden 28<br />

Ganz oder weitgehend auf<br />

Alkohol verzichten<br />

Sport treiben 25 33<br />

Gymnastik 12<br />

Vitaminpräparate und<br />

Mineralstoffe nehmen<br />

Erholungsreisen 22<br />

Saunabesuche 12<br />

Massagen 8<br />

Auf viele Dinge verzichten<br />

die mir schmecken<br />

Entspannungstechniken nutzen 7<br />

Vegetarische Ernährung 4<br />

Eine Kur 3<br />

Autogenes Training 3 3<br />

9<br />

5<br />

5<br />

6<br />

9<br />

10<br />

10<br />

20<br />

19<br />

18<br />

21<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre Männer Frauen<br />

29<br />

24<br />

29<br />

31<br />

33<br />

33<br />

39<br />

43<br />

56<br />

55<br />

67<br />

72<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094


Verhältnis zur Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich stark engagiert.<br />

Alle anderen Konzepte zur Gesundheitsvorsorge kommen bei der jungen<br />

Generation relativ zu kurz. Ein Beispiel: Je älter die Menschen werden,<br />

desto eher hören sie aus Sorge um die eigene Gesundheit mit dem<br />

Rauchen auf:<br />

Gesund bleiben im Alter: Weniger Sport, weniger Qualm<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

49<br />

30<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

34<br />

31<br />

Sport treiben<br />

Auf das Rauchen verzichten<br />

35 23<br />

Besonders stark steigen mit der zunehmenden Gesundheitsorientierung im<br />

Alter: die gesundheitsbewußte Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung<br />

an der frischen Luft. 32 Prozent der Unter-30jährigen, jeder zweite 45- bis<br />

59jährige und zwei Drittel der 60jährigen und älteren achten auf genügend<br />

Schlaf; eine gesundheitsbewußte Ernährung praktizieren nur 15 Prozent der<br />

Unter-30jährigen, aber 48 Prozent der 60jährigen und älteren:<br />

Gesund bleiben im Alter: Besser essen, länger schlafen, mehr frische Luft<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

54<br />

32<br />

15<br />

An der frischen Luft sein<br />

37<br />

16<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

0 Unter 30jährige 30-44jährige 45-59jährige 60jährige und ältere<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

65<br />

Auf genügend Schlaf achten<br />

39<br />

29<br />

72<br />

49<br />

35<br />

Gesundheitsbewußte ernährung<br />

82<br />

67<br />

48<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

15


16<br />

IV: SCHULMEDIZIN IN DER KRITIK<br />

Vertrauen in den eigenen Arzt<br />

JA, UNBEDINGT<br />

IM GROSSEN<br />

UND GANZEN<br />

NEIN<br />

16-29JÄHRIGE<br />

31%<br />

7%<br />

39%<br />

10 % /5 %<br />

60JÄHRIGE UND ÄLTERE<br />

INSGESAMT<br />

45%<br />

58% 48%<br />

52%<br />

(REST: KEINE ANGABE)<br />

PATIENTENFORDERUNG:<br />

MEHR ZEIT FÜR DIE BEHANDLUNG<br />

Erfahrungen mit ärztlicher Ohnmacht:<br />

MEHRMALS<br />

EIN ODER<br />

ZWEIMAL<br />

NOCH NIE<br />

16-29JÄHRIGE<br />

60JÄHRIGE UND ÄLTERE<br />

INSGESAMT<br />

9%<br />

25% 30%<br />

29%<br />

4%/14%<br />

70% 56%<br />

61%<br />

(REST: KEINE ANGABE)<br />

Ärzte könnten vieles besser machen<br />

Die Bevölkerung vertraut auf die eigenen Fähigkeiten vor allem bei der Vorbeugung<br />

von Erkrankungen. Die Chance, selbst einen Krankheitsverlauf<br />

beeinflussen zu können, schätzen die Menschen dagegen als wesentlich<br />

geringer ein. Im Krankheitsfall richten sich daher die Hoffnungen vor allem<br />

auf den professionellen Berater und Betreuer: den Arzt.<br />

Die Ärzteschaft genießt in der Bevölkerung hohes Ansehen. Das Vertrauen in<br />

Ihren Informationen und Diagnosen ist daher sehr groß. 79 Prozent der<br />

Bevölkerung benennen Ärzte als eine ihrer wichtigsten Informationsquellen<br />

zu gesundheitlichen Fragen und Problemen. 77 Prozent stufen die Information<br />

und Beratung durch Ärzte als zuverlässig und vertrauenswürdig ein.<br />

Damit haben die Ärzte auch heute die dominierende Rolle in der Gesundheitsberatung,<br />

trotz der Flut an Medieninformationen und Ratgeberliteratur.<br />

Dem eigenen Arzt vertrauen 39 Prozent der Bevölkerung ohne Einschränkung,<br />

52 Prozent im großen und ganzen. Nur sieben Prozent der<br />

Bevölkerung haben keinen Arzt, auf dessen Ratschläge und Behandlungen sie<br />

wirklich vertrauen. Den richtigen Mediziner finden viele erst im Zuge<br />

von Erfahrungen; so vertrauen 31 Prozent der Unter-30jährigen, aber<br />

45 Prozent der 60jährigen und älteren ohne jede Einschränkung ihrem Arzt.<br />

Das Grundvertrauen in die Ärzteschaft wie auch in den eigenen Arzt bleibt<br />

selbst bei denen erhalten, die schon einmal Erfahrungen mit ärztlicher Ohnmacht<br />

hatten. Auch Personen, die schon einmal einen ratlosen Arzt vor sich<br />

stehen hatten, setzen größtenteils ihr Vertrauen weiterhin in ihren Mediziner.<br />

Es haben einen guten Arzt,<br />

auf dessen Ratschläge und Behandlungen<br />

sie...<br />

unbedingt vertrauen<br />

im großen und ganzen vertrauen<br />

Es haben keinen Arzt, auf dessen<br />

Ratschläge und Behandlungen sie<br />

vertrauen<br />

Personen, die bereits Erfahrungen<br />

mit ärztlicher Ohnmacht ...<br />

hatten nicht hatten<br />

%<br />

36<br />

55<br />

9<br />

10<br />

%<br />

40<br />

51<br />

9<br />

100


Trotz der Hochachtung vor Ärzten ist der Bevölkerung durchaus bewußt, daß<br />

auch die ärztliche Wissenschaft und Kunst begrenzt sind. 38 Prozent der<br />

Gesamtbevölkerung haben bereits erlebt, daß Ärzte ihnen nicht wirklich<br />

helfen konnten; neun Prozent sogar mehrfach. Diese Erfahrung ist erstaunlich<br />

wenig altersgebunden. Zwar berichten 60jährige und ältere<br />

überdurchschnittlich oft von Erfahrungen mit ärztlicher Ohnmacht; doch<br />

auch schon 29 Prozent der Unter-30jährigen haben die Erfahrung gemacht,<br />

daß Ärzte ihnen bei einer Krankheit nicht helfen konnten.<br />

Obwohl sie Ärzten nach wie vor vertrauen, sehen die meisten Deutschen<br />

erhebliche Mängel in der medizinischen Betreuung. Vor allem ärgert sie,<br />

daß Ärzte so wenig Zeit <strong>für</strong> die Beratung haben: 56 Prozent der Befragten<br />

kritisieren, daß sich Ärzte nicht lang genug um den einzelnen Patienten<br />

kümmern. Dadurch, so bemängeln die Patienten, forschten Ärzte oft nur<br />

recht oberflächlich nach Gründen <strong>für</strong> eine Krankheit. Es herrscht der Eindruck<br />

vor, daß die Behandlung häufig nur an den Symptomen ansetze. Viele<br />

wünschen sich vor allem, daß Mediziner psychische Prozesse stärker berücksichtigen.<br />

Die überwältigende Mehrheit ist überzeugt: Viele körperliche<br />

Beschwerden haben psychische Ursachen. 72 Prozent der gesamten Bevölkerung<br />

glauben das, darunter überdurchschnittlich viele Frauen. Gleichzeitig<br />

macht die Mehrheit in den Praxen die Erfahrung, daß nur in Ausnahmen<br />

medizinische und psychologische Diagnose gleichermaßen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Insgesamt sagen 51 Prozent der Deutschen, daß der Arzt nur die Symptome<br />

behandelt und nicht weiter auf die Ursachen eingeht. 44 Prozent beklagen,<br />

die Seele komme bei der medizinischen Diagnose und Behandlung zu kurz,<br />

39 Prozent mahnen eine stärker ganzheitlich ausgerichtete Sichtweise der<br />

Ärzte an.<br />

Den meisten Deutschen ist die ärztliche Kunst zu stark auf die Schulmedizin<br />

ausgerichtet. Viele wünschen sich nicht nur, daß Ärzte psychische Faktoren<br />

einbeziehen, sondern die Behandlung auch in Richtung alternativer Heilmittel<br />

und Heilverfahren öffnen. 45 Prozent der gesamten Bevölkerung sind<br />

überzeugt, daß Ärzte die Möglichkeiten der alternativen Heilverfahren zu<br />

wenig nutzen, 37 Prozent fordern eine stärkere Auseinandersetzung der<br />

Ärzte mit Naturheilmitteln. 39 Prozent wünschen sich Praxen, in denen<br />

Mediziner, Heilpraktiker und Psychotherapeuten zusammenarbeiten.<br />

Das Plädoyer <strong>für</strong> die stärkere Einbeziehung von Naturheilverfahren und<br />

-mitteln hängt auch in hohem Maße mit dem Wunsch zusammen, daß<br />

Behandlungen möglichst schonend sein sollen. 37 Prozent der gesamten<br />

Bevölkerung kritisieren, Ärzte griffen allzu schnell auch zu starken Medikamenten.<br />

Was die Befragten wollen, ist dagegen, es zunächst einmal es mit<br />

harmloseren Medikamenten oder Naturheilmitteln zu versuchen. Generell<br />

„Viele phsyische Krankheiten haben<br />

psychologische Ursachen:“<br />

OFT<br />

EHER<br />

UNABHÄNGIG<br />

VONEINANDER<br />

MÄNNER<br />

FRAUEN<br />

19 %<br />

13 %<br />

„Eigener Arzt ist<br />

alternativen Heilmethoden<br />

gegenüber aufgeschlossen“<br />

SEHR<br />

EHER<br />

NICHT SO<br />

GAR NICHT<br />

13 %<br />

20%<br />

24%<br />

18 %<br />

4%<br />

4%<br />

BEVÖLKERUNG INSGESAMT<br />

68%<br />

77%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

37%<br />

46%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN, K. A.)<br />

MIT ALTERNATIVMEDIZIN VERTRAUTE<br />

17


18<br />

V: SYMPATHIE FÜR ALTERNATIVEN<br />

DURCHGESETZT:<br />

FAST ALLE DEUTSCHE KENNEN<br />

BEGRIFFE AUS DER ALTERNATIVEN<br />

MEDIZIN<br />

WEST-OST-GEFÄLLE:<br />

PSYCHOTHERAPIE IM OSTEN<br />

BEKANNTER<br />

achten heute nach Ansicht vieler Deutscher zu wenig Ärzte auf die Nebenwirkungen<br />

von Behandlungen, welche schließlich wiederum zu neuen<br />

gesundheitlichen Problemen führen.<br />

Den eigenen Arzt sehen die meisten Befragten indessen weniger kritisch:<br />

13 Prozent stufen ihn als sehr aufgeschlossen <strong>für</strong> Naturheilmittel und<br />

alternative Heilmethoden ein, weitere 37 Prozent <strong>für</strong> eher aufgeschlossen als<br />

ablehnend. Nur 28 Prozent meinen dagegen, daß ihr Arzt diesen Mitteln und<br />

Verfahren eher skeptisch gegenübersteht. Während nur vier Prozent den<br />

eigenen Arzt als wirklich harten Gegner der Naturheilkunde beschreiben.<br />

Personen, die selbst ausgeprägte Erfahrungen mit Naturheilmitteln haben,<br />

sind überdurchschnittlich auf Praxen fixiert, die Naturheilmitteln und alternativen<br />

Heilverfahren aufgeschlossen gegenüberstehen.<br />

Naturheilkunde und alternative Medizin<br />

sind im Kommen<br />

Schon aus der Kritik am Status Quo in der medizinischen Beratung und<br />

Versorgung ist abzulesen: Die Bevölkerung sucht Alternativen. Sie hegt sogar<br />

eine ausgeprägte Zuneigung zu alternativen Heilverfahren und besonders zu<br />

Naturheilmitteln. Für die überwältigende Mehrheit sind Naturheilkunde und<br />

Akupunktur genauso vertraute Begriffe wie etwa Antibiotika, ein Schlüsselwort<br />

aus der Schulmedizin. Generell sind die zentralen Begriffe aus Naturheilkunde,<br />

alternativer Medizin und Esoterik in der Bevölkerung weithin<br />

bekannt. Über 90 Prozent der Menschen können mit den Begriffen<br />

Akupunktur, Naturheilkunde und Hypnose etwas anfangen. Bei Autogenem<br />

Training, Physiotherapie, Homöopathie, Psychotherapie, Meditation und<br />

Yoga sind es noch zwischen 80 und 90 Prozent. 73 Prozent der Menschen<br />

ist der Begriff Heilfasten bekannt, etwa 60 Prozent Akupressur und ganzheitliche<br />

Medizin. Relativ unbekannt sind dagegen noch Verfahren und<br />

Praktiken, die erst in den vergangenen Jahren vermehrt in die Medien und<br />

Gesundheitsratgeber eingeführt wurden; zum Beispiel Feng-Shui, Ayurveda<br />

oder Thalasso-Therapie. Diese Begriffe kennen lediglich zwischen zehn und<br />

20 Prozent der Bevölkerung.<br />

Viele dieser Begriffe sind den Menschen in den alten Bundesländern<br />

vertrauter als den Bürgern in den neuen Ländern. Das gilt insbesondere<br />

<strong>für</strong> Yoga, Meditation und Homöopathie, <strong>für</strong> das Heilfasten, die ganzheitliche<br />

Medizin, Bach-Blütentherapie und Esoterik. Lediglich Physiotherapi<br />

e und Psychotherapie sind Begriffe, die Ostdeutschen vertrauter sind als<br />

Westdeutschen.


Vertraut mit Schlüsselbegriffen<br />

Antibiotika<br />

Akupunktur 94<br />

Naturheilkunde 93<br />

Hypnose 92<br />

Yoga 86<br />

Meditation 85<br />

Psychotherapie 85<br />

Homöopathie 82<br />

Pshysiotherapie 81<br />

Autogenes Training 81<br />

Heilfasten 73<br />

Ganzheitliche Medizin 62<br />

Wellness 61<br />

Akupressur 59<br />

Esoterik 54<br />

Bach-Blütentherapie 41<br />

Aromatherapie 40<br />

Tai-Chi 29<br />

Feng-Shui 20<br />

Ayurveda 17<br />

Thalasso-Therapie 11<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

95<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

19


20<br />

Vertraut mit Schlüsselbegriffen im Vergleich von West und Ost<br />

Antibiotika<br />

Akupunktur 93<br />

Naturheilkunde 92<br />

Hypnose 94<br />

Yoga 81<br />

Meditation 79<br />

Homöopathie 73<br />

Psychotherapie 88<br />

Autogenes Training 79<br />

Physiotherapie 79 92<br />

Heilfasten 62<br />

Ganzheitliche Medizin 52<br />

Wellness 55<br />

Akupressur 52<br />

Esoterik 41<br />

Bach-Blütentherapie 29<br />

Aromatherapie 38<br />

Tai-Chi 27<br />

Feng-Shui 19<br />

Ayurveda 12<br />

Thalasso-Therapie 8<br />

12<br />

18<br />

21<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre Ost West<br />

30<br />

41<br />

45<br />

57<br />

60<br />

63<br />

65<br />

76<br />

82<br />

85<br />

84<br />

94<br />

88<br />

87<br />

95<br />

94<br />

93<br />

92<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094


Der Bekanntheitsgrad der Schlüsselbegriffe ist aber nicht nur zwischen alten<br />

und neuen Bundesländern verschieden hoch, sondern auch zwischen<br />

Männern und Frauen. Vor allem mit den Begriffen Bach-Blütentherapie und<br />

Aromatherapie können Frauen viel häufiger etwas anfangen als Männer.<br />

Begrenzt gilt das auch <strong>für</strong> die Begriffe ganzheitliche Medizin, Heilfasten,<br />

Ayurveda und Thalasso-Therapie:<br />

Vertraut mit Schlüsselbegriffen im Geschlechter-Vergleich<br />

Es kennen den Begriff zumindest ungefähr:<br />

Heilfasten<br />

Ganzheitliche Medizin 58<br />

Bach-Blütentherapie 32<br />

Aromatherapie 33<br />

Ayurveda 13<br />

Thalasso-Therapie 8<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Die untersuchten Begriffe haben in der Praxis eine sehr unterschiedliche<br />

Bedeutung: Darunter sind sowohl Heilverfahren und Methoden, die von<br />

relativ vielen Menschen praktiziert werden, als auch Verfahren, die nur eine<br />

Minderheit anwendet. Teilweise handelt es sich auch eher um Moden aus der<br />

Wellness-Welle als um anerkannte Heilverfahren.<br />

Nur eine verschwindende Minderheit der Bevölkerung hat bereits Erfahrungen<br />

mit Feng-Shui, Ayurveda und Thalasso-Therapie gesammelt. Insgesamt<br />

ist jedoch bemerkenswert, wie viele Menschen einzelne Verfahren und<br />

Praktiken bereits kennen. So hat knapp die Hälfte der Bevölkerung<br />

persönliche Erfahrungen mit Naturheilkunde, 29 Prozent mit Autogenem<br />

Training und 25 Prozent mit Akupunktur. 16 Prozent haben bereits Yoga<br />

erprobt, 14 Prozent Heilfasten, 13 Prozent Akupressur.<br />

8<br />

21<br />

47<br />

50<br />

69<br />

66<br />

77<br />

Männer Frauen<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

NATURHEILKUNDE:<br />

JEDER ZWEITE HAT ERFAHRUNG<br />

21


22<br />

WENIG BEKANNT:<br />

AROMA- UND THALASSO-THERAPIE<br />

OFT FREMDWORTE<br />

Eine Faktorenanalyse zeigt: Die verschiedenen Verfahren und Praktiken<br />

lassen sich in drei Bereiche ordnen, die in der Bevölkerung eine sehr<br />

unterschiedliche Rolle spielen:<br />

A Entspannungs- und Konzentrationsübungen<br />

Dazu zählen Meditation, Yoga, Autogenes Training, Tai-Chi und Hypnose.<br />

B Naturheilverfahren, Alternativmedizin<br />

Zu diesem Segment gehören die ganzheitliche Medizin, die Naturheilkunde,<br />

Akupunktur, Akupressur und Bach-Blütentherapie, Aroma- und Thalasso-<br />

Therapie. Bemerkenswert: Wer Erfahrungen mit Aroma- oder Thalasso-<br />

Therapie hatte, hat oft auch Erfahrungen mit Feng-Shui.<br />

C Klassische Medizin<br />

In dieser Gruppe sind Antibiotika, Physiotherapie und Psychotherapie<br />

zusammengefaßt.<br />

Erfahrungen mit der klassischen Medizin spielen in der Bevölkerung eine<br />

ähnlich große Rolle wie die mit Naturheilverfahren und Alternativmedizin.<br />

Erst mit großem Abstand folgen Begegnungen mit Aroma- und Thalasso-<br />

Therapie.<br />

Erfahrungen mit alternativen Heilverfahren und Praktiken der geistigen und<br />

seelischen Entspannung sind in den höheren Bildungsschichten wesentlich<br />

verbreiteter als in den unteren. Das gilt insbesondere <strong>für</strong> Akupunktur,<br />

Meditation, Autogenes Training, Psychotherapie, Akupressur, Bach-Blütenund<br />

Aromatherapie:<br />

Erfahrungen mit ausgewählten Heilverfahren und Praktiken (Auszug):<br />

Naturheilkunde<br />

Physiotherapie<br />

Autogenes Training<br />

Akupunktur<br />

Meditation<br />

Yoga<br />

Psychotherapie<br />

Akupressur<br />

Bach-Blütentherapie<br />

Aromatherapie<br />

Tai-Chi<br />

Feng-Shui<br />

Schulbildung<br />

einfache Schule höhere Schule<br />

%<br />

%<br />

45<br />

51<br />

30<br />

43<br />

23<br />

32<br />

20<br />

28<br />

14<br />

26<br />

11<br />

19<br />

10<br />

16<br />

8<br />

16<br />

6<br />

13<br />

5<br />

9<br />

2<br />

6<br />

1<br />

5


Persönliche Erfahrungen mit<br />

Antibiotika<br />

Naturheilkunde 48<br />

Physiotherapie 38<br />

Autogenes Training 29<br />

Akupunktur 25<br />

Ganzheitliche Medizin 23<br />

Meditation 21<br />

Wellness 20<br />

Yoga 16<br />

Psychotherapie 14<br />

Heilfasten 14<br />

Akupressur 13<br />

Bach-Blütentherapie 10<br />

Esoterik 9<br />

Aromatherapie 8<br />

Hypnose 6<br />

Tai-Chi 5<br />

Feng-Shui 3<br />

Ayurveda 3<br />

Thalasso-Therapie<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

3<br />

75<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

23


24<br />

AUFFÄLLIGE SYMPATHIE:<br />

DEUTSCHE ACHTEN NATUR-<br />

HEILKUNDE SEHR<br />

GROSSE VORBEHALTE:<br />

HYPNOSE UND HEILFASTEN<br />

UNBELIEBT<br />

GESTIEGENES INTERESSE:<br />

MEDITATION IMMER BLIEBTER<br />

Einige der Verfahren und Praktiken, die in die Untersuchung einbezogen<br />

wurden, bewertet ein Großteil der Bevölkerung außerordentlich positiv.<br />

Andere polarisieren dagegen in hohem Maße. Dies ist bereits aus der<br />

Diskrepanz zwischen Bekanntheitsgrad der Begriffe und spontaner emotionaler<br />

Reaktion darauf abzulesen. Die Befragten wurden gebeten, alle<br />

Schlüsselbegriffe spontan nach Sympathie oder Antipathie einzuordnen.<br />

Dabei fielen Bekanntheitsgrad und Sympathie besonders bei Hypnose,<br />

Psychotherapie, Antibiotika, Heilfasten und Esoterik weit auseinander.<br />

92 Prozent der Befragten können den Begriff Hypnose einordnen, nur<br />

22 Prozent reagieren darauf aber spontan positiv. Antibiotika kennen<br />

95 Prozent, nur 49 Prozent empfinden spontane Sympathie. Und auch beim<br />

Heilfasten ist der Bekanntheitsgrad doppelt so hoch wie die positive Reaktion,<br />

beim Begriff Esoterik sogar dreimal so hoch.<br />

Anders dagegen bei den Begriffen Naturheilkunde, Homöopathie, Physiotherapie<br />

und ganzheitliche Medizin: Hier decken sich Kenntnis und Sympathie<br />

weitgehend. Besonders auffällig ist die außerordentlich positive<br />

Reaktion auf den Begriff Naturheilkunde. 93 Prozent der Bevölkerung<br />

wissen damit etwas anzufangen, 83 Prozent reagieren auf den Begriff mit<br />

spontaner Sympathie.<br />

Auf manche Begriffe reagieren viele Menschen aber auch negativ. Eine<br />

besonders ausgeprägte Aversion hegt eine Mehrheit gegen den Begriff<br />

Hypnose, genauso auch gegen Psychotherapie, Antibiotika, Heilfasten,<br />

Esoterik und Meditation. 62 Prozent der Bevölkerung reagieren auf den<br />

Begriff Hypnose mit spontaner Antipathie, 42 Prozent auf den Begriff<br />

Psychotherapie. Dies ist besonders bemerkenswert angesichts der verbreiteten<br />

Überzeugung, daß viele physische Erkrankungen psychische Ursachen<br />

haben. Solche Störungen sind der Bevölkerung jedoch in hohem Maße<br />

unheimlich, lösen völlig andere Assoziationen aus als physische Krankheiten<br />

- eine asymmetrische Reaktion, die teilweise auch auf die Diagnose- und<br />

Heilverfahren übertragen wird.


Bekanntheit und Sympathie<br />

Antibiotika<br />

Akupunktur 64<br />

Naturheilkunde 83<br />

Hypnose 22<br />

Yoga 55<br />

Meditation 49<br />

Psychotherapie 36<br />

Homöopathie 67<br />

Physiotherapie 60<br />

Autogenes Training 58<br />

Heilfasten 35<br />

Ganzheitliche Medizin 53<br />

Wellness 49<br />

Akupressur 40<br />

Esoterik 18<br />

Bach-Blütentherapie 27<br />

Aromatherapie 27<br />

Tai-Chi 19<br />

Feng-Shui 12<br />

Ayurveda 11<br />

Thalasso-Therapie 7<br />

11<br />

17<br />

20<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre Sympathisch Bekannt<br />

29<br />

41<br />

40<br />

49<br />

54<br />

59<br />

62<br />

61<br />

73<br />

82<br />

81<br />

81<br />

86<br />

85<br />

85<br />

95<br />

94<br />

93<br />

92<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

25


26<br />

Emotionale Bewertung der Begriffe<br />

62<br />

Unsympathisch:<br />

40<br />

42<br />

30<br />

33<br />

30<br />

23<br />

25<br />

16<br />

18<br />

5<br />

7<br />

10<br />

9<br />

13<br />

11<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

4<br />

9<br />

8<br />

1<br />

6<br />

Naturheilkunde<br />

Homöopathie 67<br />

Akupunktur 64<br />

Physiotherapie 60<br />

Autogenes Training 58<br />

Yoga 55<br />

Ganzheitliche Medizin 53<br />

Antibiotika 49<br />

Meditation 49<br />

Wellness 49<br />

Akupressur 40<br />

Psychotherapie 36<br />

Heilfasten 35<br />

Bach-Blütentherapie 27<br />

Aromatherapie 27<br />

Hypnose 22<br />

Tai-Chi 19<br />

Esoterik 18<br />

Feng-Shui 12<br />

Ayurveda 11<br />

Thalasso-Therapie 7<br />

Sympathisch:<br />

83<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094


Die Reaktion auf die Schlüsselbegriffe verändert sich teilweise im Zeitablauf<br />

erheblich. Dies zeigt ein Langzeittrend der Reaktion auf den Begriff Meditation.<br />

Im Jahr 1987 war er lediglich 33 Prozent der westdeutschen Bevölkerung<br />

sympathisch, Anfang der neunziger Jahre bereits 41 Prozent, heute<br />

51 Prozent:<br />

Es finden den Begriff „Meditation“ sympathisch<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

33<br />

35<br />

0 1987 1990 1991 1999 2000<br />

Basis: Westdeutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

Westdeutschland<br />

In den neuen Bundesländern, wo die Entwicklung erst seit 1990 verfolgt<br />

wird, zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Umschwung: 1990 reagierten<br />

lediglich 13 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung auf den Begriff Meditation<br />

mit spontaner Sympathie, heute sind es 40 Prozent.<br />

Sympathien und Antipathien folgen nicht der Einschätzung der Menschen,<br />

wie wirksam ein Verfahren ist. So ist der Glaube an die Wirksamkeit von Antibiotika<br />

wesentlich höher als die Sympathie <strong>für</strong> diese Medikamente. Obwohl<br />

67 Prozent der Menschen vom Nutzen der Antibiotika überzeugt sind,<br />

reagieren nur 49 Prozent mit Sympathie auf den Begriff. Umgekehrt haben<br />

58 Prozent beim Begriff Autogenes Training positive Gefühle, an konkrete<br />

Wirkungen glauben jedoch nur 44 Prozent. Trotz dieser Diskrepanz ist<br />

dieser Anteil von 44 Prozent beachtlich. Auch bei anderen Verfahren und<br />

Praktiken beeindruckt das große Vertrauen der Bevölkerung. So halten<br />

immerhin 33 Prozent etwas von Lymphdrainagen und 37 Prozent etwas von<br />

Yoga. Eine außerordentlich positive Bewertung zeigt sich auch bei Akupunkturverfahren.<br />

94 Prozent der Bevölkerung ist Akupunktur ein Begriff,<br />

64 Prozent reagieren auf den Begriff mit spontaner Sympathie,<br />

61 Prozent halten etwas von diesem Verfahren:<br />

41<br />

45<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 4093, 5042, 5057, 6080, 6094<br />

51<br />

KEIN WIDERSPRUCH:<br />

SYMPATHIE TROTZ ZWEIFEL-<br />

HAFTER WIRKUNG<br />

27


28<br />

Einstellung zu ausgewählten Heilverfahren<br />

Da bin ich skeptisch:<br />

55<br />

50<br />

49<br />

44<br />

42<br />

33<br />

34<br />

37<br />

30<br />

31<br />

18<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

5<br />

Massagen<br />

Davon halte ich etwas:<br />

Kuren 77<br />

Antibiotika 67<br />

Vitaminpräparate 62<br />

Akupunktur 61<br />

Grippemittel 60<br />

Psychologische Beratung 46<br />

Autogenes Training 44<br />

Heilfasten 38<br />

Yoga 37<br />

Stärkungsmittel 35<br />

Lymphdrainagen 33<br />

93<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

Besonders eindrucksvoll ist die außerordentlich positive Reaktion auf den<br />

Begriff Naturheilkunde. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung<br />

ist davon überzeugt, daß Naturheilmittel wirksam sind: 50 Prozent ohne jede<br />

Einschränkung, weitere 43 Prozent halten zumindest einen Teil dieser Heilmittel<br />

<strong>für</strong> wirksam oder meinen, sie könnten gegen bestimmte Krankheiten<br />

helfen. Nur drei Prozent der Bevölkerung streiten der Naturheilkunde jede<br />

Wirksamkeit ab. Die Einstellung zu dieser Lehre ist bereits seit langem außerordentlich<br />

positiv und hat sich im Zeitverlauf noch weiter verbessert:


Einschätzung der Wirksamkeit<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

45<br />

34<br />

7<br />

47<br />

37<br />

0 1970 1975 1980 1984 1991 1996 2000<br />

Basis: Westdeutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre<br />

5<br />

44<br />

39<br />

8<br />

Wirksam<br />

Teils, teils<br />

49<br />

41<br />

Nicht wirksam<br />

Frauen stehen Naturheilmitteln noch wesentlich positiver gegenüber als<br />

Männer. So sind 55 Prozent der Frauen ohne Einschränkung von der Wirksamkeit<br />

der Naturheilmittel überzeugt, aber nur 44 Prozent der Männer.<br />

Doch auch unter Männern streitet nur eine kleine Minderheit von vier Prozent<br />

die Wirksamkeit der Naturheilmittel rundweg ab.<br />

Knapp die Hälfte der Bevölkerung hat bereits in der eigenen Familie oder bei<br />

Bekannten erlebt, daß alternative Heilverfahren erfolgreich waren, nachdem<br />

die klassische Medizin aufgegeben hatte. Solche Erfahrungen sind insbesondere<br />

in den alten Bundesländern weit verbreitet, während in den neuen<br />

Ländern lediglich gut jeder dritte davon berichtet<br />

Angesichts dieser Erfahrungen überrascht es nicht, daß die Mehrheit der<br />

Bevölkerung der Naturheilkunde ein teilweise größeres Potential beimißt als<br />

der klassischen Medizin. Allerdings stoßen solche Verfahren bei schweren<br />

Krankheiten an ihre Grenzen, schränken 39 Prozent der Befragten ein.<br />

Die Mehrheit der Bevölkerung schätzt an der Naturheilkunde und an<br />

alternativen Heilverfahren, daß Nebenwirkungen ausbleiben oder schwächer<br />

ausfallen. 74 Prozent klassifizieren die alternative Medizin als sanfte<br />

Behandlungsmethoden, die entsprechend zu weniger Nebenwirkungen<br />

führen als ein Teil der Verfahren und Medikamente der Schulmedizin.<br />

Bereits in der Kritik an dem etablierten Gesundheitssystem wurde deutlich,<br />

daß sich viele Patienten ein stärkeres Gewicht der alternativen Verfahren<br />

wünschen, und zwar sowohl in der Diagnose als auch in der Behandlung.<br />

Die Kritik: Zu wenig Ärzte und Therapeuten kennen sich mit solchen Verfahren<br />

aus. Davon sind 58 Prozent der Bevölkerung überzeugt. Eine große<br />

Rolle spielt dabei auch die verbreitete Meinung, auf dem Gebiet der Naturheilkunde<br />

und der alternativen Medizin gebe es viele Pfuscher und Scharlatane.<br />

5<br />

50<br />

40<br />

53<br />

38<br />

5 5<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 2064, 3016, 3079, 4051, 5052, 6028, 6094<br />

50<br />

43<br />

„Naturheilmittel sind wirksam.“<br />

JA<br />

NEIN<br />

TEILS, TEILS<br />

MÄNNER<br />

FRAUEN<br />

4%<br />

2%<br />

3<br />

44%<br />

46%<br />

40%<br />

55%<br />

(REST: KEIN URTEIL)<br />

NEBENWIRKUNG UNBEKANNT:<br />

SYMPATHIE FÜR SANFTE MEDIZIN<br />

29


30<br />

„Alternative Heilverfahren haben<br />

schon geholfen, als klassische<br />

Medizin versagte.“<br />

SELBST ERLEBT<br />

IN DER FAMILIE<br />

ERLEBT<br />

IM BEKANNTEN-<br />

KREIS ERLEBT<br />

NEIN<br />

WEST<br />

OST<br />

20%<br />

10 %<br />

8%<br />

15 %<br />

11%<br />

28%<br />

49%<br />

63%<br />

GUTE ERGÄNZUNG:<br />

SCHUL- UND ALTERNATIVMEDIZIN<br />

NICHT UNVEREINBAR<br />

(REST: K.A.)<br />

Viele Therapeuten in der alternativen Medizin seien unseriös – das kritisieren<br />

selbst Personen, die über eigene Erfahrungen mit Naturheilmitteln und alternativen<br />

Heilverfahren verfügen. Zwei Drittel beklagen, daß sich zu<br />

wenige Schulmediziner mit Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren<br />

beschäftigen. Wer bereits eigene Erfahrungen gemacht hat, schätzt<br />

besonders den ganzheitlichen Ansatz der Naturheilkunde und der alternativen<br />

Heilverfahren.<br />

Gute Noten bekommt auch die veränderte Rolle des Patienten in der alternativen<br />

Medizin: Knapp die Hälfte der Bevölkerung und sogar zwei Drittel der<br />

Menschen mit eigener Erfahrung betonen die besondere Rolle des Patienten<br />

in der alternativen Medizin. Er sei wesentlich stärker gefordert, an der Heilung<br />

mitzuarbeiten und selbst zum Erfolg beizutragen. 38 Prozent glauben<br />

sogar, alternative Verfahren hätten nur dann Erfolg, wenn der Patient diszipliniert<br />

sei und seine Lebensweise umstelle:<br />

Bewertung von Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren (Auszug)<br />

Diese Verfahren und Heilmittel<br />

sind „sanfter“ und haben dadurch<br />

weniger Nebenwirkungen<br />

Es gibt zu wenig Ärzte,<br />

Therapeuten, die sich mit solchen<br />

Verfahren auskennen<br />

Mit Naturheilkunde sind schon<br />

öfter Patienten geheilt worden, die die<br />

klassische Medizin aufgegeben hatten<br />

Auf dem Gebiet gibt es viele<br />

Pfuscher und Scharlatane, die die<br />

Ängste von Kranken ausnutzen<br />

Es wird der ganze Mensch gesehen<br />

und nicht nur die Krankheit<br />

Man wird als Patient stärker gefordert,<br />

an der Heilung mitzuarbeiten, selbst<br />

zum Heilungserfolg beizutragen<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

74%<br />

58%<br />

57%<br />

54%<br />

51%<br />

48%<br />

Personen mit<br />

Erfahrung in Naturheilkunde<br />

und<br />

alternativer Medizin<br />

88%<br />

67%<br />

71%<br />

55%<br />

70%<br />

66%<br />

Fortsetzung auf Seite 35


Fortsetzung von Seite 34<br />

Bei schweren Krankheiten helfen<br />

solche Verfahren nicht<br />

Man erfährt viel zu wenig über<br />

diese Verfahren<br />

Solche Verfahren helfen nur Leuten,<br />

die Disziplin haben und bereit sind,<br />

ihre Lebensweise umzustellen<br />

Bei vielen dieser Heilmittel ist<br />

die Wirkung zweifelhaft<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

39%<br />

37%<br />

29%<br />

28%<br />

Personen mit<br />

Erfahrung in Naturheilkunde<br />

und<br />

alternativer Medizin<br />

34%<br />

38%<br />

38%<br />

25%<br />

Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich eine größere Bedeutung<br />

<strong>für</strong> alternative Heilverfahren und Naturheilkunde. Sie sieht darin aber<br />

keine Bewegung gegen die Schulmedizin, sondern eine Ausweitung der<br />

Behandlungsmöglichkeiten. Nur eine verschwindende Minderheit von fünf<br />

Prozent hält Schulmedizin und alternative Heilverfahren <strong>für</strong> unvereinbare<br />

Gegensätze. Die überwältigende Mehrheit ist überzeugt, daß sich beide<br />

Verfahren gut ergänzen können. Entsprechend fordert die Bevölkerung keine<br />

von der Schulmedizin isolierte Ausweitung der alternativen Methoden.<br />

Vielmehr sollen beide Verfahren in den Arztpraxen vereint werden.<br />

Bisher existieren Schulmedizin und alternative Medizin nach den Erfahrungen<br />

der Bevölkerung weitgehend getrennt voneinander. Dies zeigt sich auch in<br />

der relativ geringen Kompetenz, die die Menschen den Ärzten in der Naturheilkunde<br />

und der alternative Medizin zuschreiben. Als geeignete Informationsquelle<br />

<strong>für</strong> das Thema alternative Heilverfahren und Naturheilkunde<br />

werden primär Heilpraktiker genannt, erst mit großem Abstand folgen Ärzte<br />

und Apotheker. 50 Prozent der Befragten gehen davon aus, daß vor allem<br />

Heilpraktiker gut über Naturheilverfahren informieren können, nur 25 Prozent<br />

trauen dies den Ärzten beziehungsweise den Apothekern zu. Auch die<br />

Medien hält die Bevölkerung bei diesem Thema <strong>für</strong> relativ inkompetent.<br />

Während Fernsehen und Zeitschriften bei Gesundheitsfragen generell eine<br />

wichtige Informationsquelle sind, erwartet nur jeder fünfte aus Fernsehsendungen<br />

solide Informationen über Naturheilverfahren und alternative<br />

Medizin, 13 Prozent aus Zeitschriften.<br />

Auch Personen, die bereits persönlich Erfahrungen mit Naturheilverfahren<br />

und alternativer Medizin gesammelt haben, benennen primär den<br />

KRITIK AN INKOMPETENTEN<br />

ÄRZTEN UND MEDIEN:<br />

NUR HEILPRAKTIKER HELFEN<br />

„Schulmedizin und Naturheilkunde…“<br />

BILDEN<br />

GEGENSÄTZE<br />

KÖNNEN SICH<br />

ERGÄNZEN<br />

5%<br />

81%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

31


32<br />

Heilpraktiker<br />

Gespräche mit dem Arzt<br />

Apotheker<br />

Fernsehsendungen<br />

Artikel in Zeitschriften<br />

Informationen von<br />

speziellen Organisationen<br />

und Selbsthilfegruppen<br />

Artikel in Zeitung<br />

Gespräche mit Freunden,<br />

Bekannten und Verwandten<br />

Heilpraktiker als Informationsquelle. Mit großem Abstand<br />

folgen Gespräche mit Ärzten und Apothekern:<br />

Geeignete Informationsquellen über Naturheilmittel<br />

und alternative Heilverfahren (Auszug)<br />

Bevölkerung<br />

insgesamt<br />

50%<br />

25%<br />

25%<br />

21%<br />

13 %<br />

12 %<br />

10 %<br />

9%<br />

Personen mit<br />

Erfahrung in Naturheilkunde<br />

und<br />

alternativer Medizin<br />

61%<br />

33%<br />

29%<br />

23%<br />

17 %<br />

16 %<br />

14 %<br />

14 %<br />

Für Fragen zu Naturheilkunde und Alternativmedizin stehen<br />

den Menschen damit weniger Informationsquellen<br />

zur Verfügung als <strong>für</strong> andere Gesundheitsfragen. Die<br />

Heilpraktiker dominieren das Informationsangebot<br />

stark. Offenbar sehen die Menschen zu dieser Informationsquelle<br />

kaum geeignete Alternativen.


VI: INFORMATIONSQUELLEN<br />

Die wichtigsten Ratgeber bei<br />

Gesundheitsfragen<br />

Im Durchschnitt nutzt die Bevölkerung fünf Informationsquellen, um sich<br />

über Gesundheitsfragen und die Behandlung von Krankheiten zu informieren.<br />

Der wichtigste Ansprechpartner ist eindeutig der Arzt. Parallel nehmen die<br />

Deutschen jedoch in hohem Maße auch Medieninformationen, Ratschläge<br />

aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis und Hinweise der Apotheker in<br />

Anspruch.<br />

79 Prozent der gesamten Bevölkerung informieren sich über Gesundheit und<br />

Krankheit vor allem in Gesprächen mit dem Arzt, 63 Prozent informieren sich<br />

parallel über Fernsehsendungen, 57 Prozent über Artikel in Zeitschriften,<br />

52 Prozent in der Tagespresse. Gespräche mit Freunden, Bekannten und<br />

Verwandten sind <strong>für</strong> 57 Prozent eine wichtige Informationsquelle, Gespräche<br />

mit dem Apotheker <strong>für</strong> 48 Prozent. Von untergeordneter Bedeutung sind<br />

bisher Gesundheitsinformationen im Internet, die Informationen von<br />

Beratungsstellen, die Informationen von speziellen Organisationen und<br />

Selbsthilfegruppen und die Anrufaktionen bei Rundfunk- und Fernsehsendungen.<br />

Nutzung und Vertrauen in die Informationsquellen fallen teilweise weit<br />

auseinander. Nur bei den Gesundheitsberufen, also bei Ärzten, und Apothekern,<br />

decken sich die Inanspruchnahme von Informationen und das Vertrauen<br />

in den Wert der dort erhaltenen Information: 79 Prozent informieren sich<br />

in Gesprächen mit dem Arzt, 77 Prozent vertrauen ihm auch; 48 Prozent<br />

informieren sich auch in den Apotheken, 43 Prozent sind von dem Wert<br />

dieser Information überzeugt.<br />

Bei den Heilpraktikern liegt das Vertrauen tendenziell sogar höher als die<br />

Inanspruchnahme: Erst 15 Prozent haben sich bei Heilpraktikern über Prävention<br />

oder die Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten informiert;<br />

17 Prozent sind aber davon überzeugt, daß Heilpraktiker der richtige<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> solche Fragen sind. Das Phänomen, daß das Vertrauen<br />

höher liegt als die Inanspruchnahme von Informationsquellen, ist noch<br />

ausgeprägter bei den Informationen, die spezielle Organisationen, Selbsthilfegruppen<br />

und Beratungsstellen bereithalten. Sie spielen zwar im Informationsverhalten<br />

der Bevölkerung insgesamt eine völlig untergeordnete<br />

Rolle – immerhin 13 Prozent halten sie jedoch <strong>für</strong> vertrauenswürdige und<br />

solide Informationsquellen.<br />

Mißtrauisch sind die Deutschen dagegen bei Medieninformationen und<br />

Ratschlägen von Bekannten und Verwandten. Die werden zwar intensiv<br />

genutzt, aber oft mit erheblicher Skepsis in betrachtet. Am besten<br />

WENIGE SURFER:<br />

INTERNET NOCH KEINE WICHTIGE<br />

INFORMATIONSQUELLE<br />

„Habe schon nach Medienhinweisen<br />

um Verordnung eines Medikamentes<br />

gebeten.“<br />

JA, SCHON<br />

ÖFTER<br />

JA, EIN- ODER<br />

ZWEIMAL<br />

NEIN<br />

MÄNNER<br />

FRAUEN<br />

10 %<br />

14 %<br />

15 %<br />

17 %<br />

36%<br />

41%<br />

(REST: WEISS NICHT)<br />

33


34<br />

„Frage andere um Rat, wenn<br />

es um Gesundheit geht.“<br />

HÄUFIG ODER<br />

GELEGENTLICH<br />

SELTEN<br />

NIE<br />

MÄNNER<br />

FRAUEN<br />

19 %<br />

9%<br />

33%<br />

36%<br />

46%<br />

„Werde selbst gefragt…“<br />

HÄUFIG ODER<br />

GELEGENTLICH<br />

SELTEN<br />

NIE<br />

MÄNNER<br />

FRAUEN<br />

18 %<br />

26%<br />

44%<br />

38%<br />

36%<br />

33%<br />

54%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

ZUFRIEDENSTELLEND:<br />

INFORMATIONSANGEBOT REICHT<br />

INSGESAMT AUS<br />

schneidet hier noch das Fernsehen ab: 63 Prozent informieren sich über<br />

spezialisierte Fernsehsendungen wie das Gesundheitsmagazin Praxis oder<br />

den ARD-Ratgeber Gesundheit; 51 Prozent halten die Informationen,<br />

die sie dort bekommen, auch <strong>für</strong> vertrauenswürdig. Immerhin 57 Prozent<br />

informieren sich über Zeitschriftenartikel, obwohl nur 22 Prozent diese<br />

Informationsquelle grundsätzlich als vertrauenswürdig einstufen. Einzelne<br />

Titel genießen bei ihren Lesern allerdings ein wesentlich höheres Vertrauen.<br />

Medieninformationen üben einen besonders großen Einfluß auf die Gesundheitsorientierung<br />

der Menschen aus: Dies zeigt der hohe Anteil der Bevölkerung,<br />

der aufgrund von Artikeln oder anderen Medienbeiträgen bereits<br />

Hinweise <strong>für</strong> die Behandlung von Krankheiten erhalten hat – und aufgrund<br />

dieser Hinweise auch schon den eigenen Arzt bewegt hat, bestimmte<br />

Medikamente und Heilmittel zu verordnen. 73 Prozent der Gesamtbevölkerung<br />

haben bereits aus Medienberichten interessante Hinweise <strong>für</strong> die<br />

Behandlung von Krankheiten bezogen, ein Fünftel der gesamten Bevölkerung<br />

schon oft. Das entspricht immerhin 12,2 Millionen Menschen.<br />

29 Prozent haben insgesamt aufgrund von Medienhinweisen bereits ihren<br />

Hausarzt um die Verordnung bestimmter Medikamente gebeten, 12 Prozent<br />

bereits mehrfach. Überdurchschnittlich gilt dies <strong>für</strong> Frauen: von ihnen hat<br />

bereits jede dritte aufgrund von Medieninformationen den Arzt um die<br />

Verordnung bestimmter Medikamente oder Heilmittel gebeten, 14 Prozent<br />

wiederholt.<br />

Eine große Rolle spielt auch der Erfahrungsaustausch mit Freunden, Verwandten<br />

und Bekannten. 44 Prozent der gesamten Bevölkerung fragen<br />

häufig oder gelegentlich andere um Rat zu Gesundheitsfragen, 35 Prozent<br />

werden selbst häufiger um Rat gefragt. Besonders Frauen pflegen den Erfahrungs-<br />

und Meinungsaustausch: So fragen 54 Prozent der weiblichen Bevölkerung<br />

häufig oder gelegentlich andere um Rat bei Gesundheitsfragen,<br />

dagegen nur 33 Prozent der Männer; selbst um Rat gefragt wird bei diesem<br />

Thema jeder vierte Mann, aber 44 Prozent der Frauen. Frauen dominieren die<br />

Kommunikation über Gesundheitsthemen mit großem Abstand.<br />

Entsprechend stellen Frauen zwei Drittel der Ratgeber zum Thema Gesundheit.<br />

In Alter oder Bildungsstruktur unterscheiden sich diejenigen, die um Rat<br />

gefragt werden, dagegen nicht signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt.<br />

Die Bevölkerung bewertet das Informationsangebot in Gesundheitsfragen<br />

insgesamt als zufriedenstellend. Dazu trägt die Vielzahl an Informationsquellen<br />

bei, die ihr zur Verfügung steht. 64 Prozent der Deutschen vertreten<br />

die Auffassung, daß zum Thema Gesundheit und Behandlung von<br />

Krankheiten ausreichend Informationen zur Verfügung stehen.


Informationsquellen bei Gesundheitsfragen – Vertrauen und Nutzung<br />

Gespräche mit dem Arzt<br />

Fernsehsendungen wie<br />

Gesundheitsmagazin Praxis u.ä.<br />

Gespräche mit Freunden,<br />

Bekannten, Verwandten<br />

Artikel in Zeitschriften 22<br />

16<br />

Artikel in Zeitungen 20<br />

Apotheker 43<br />

Gesundheitsbücher, Handbücher<br />

zu Gesundheitsfragen<br />

Informationen der<br />

Krankenversicherungen<br />

Beiträge im Radio 14<br />

Heilpraktiker 17<br />

Anzeigen, Werbung 2<br />

Öffentliche Vorträge und<br />

Informationsveranstaltungen<br />

Informationen aus dem Internet 5<br />

Informatinen von speziellen<br />

Organisationen und Selbsthilfegruppen<br />

Gespräche mit einer<br />

Beratungsstelle<br />

Anrufaktionen bei Rundfunk-<br />

und Fernsehsendungen<br />

3<br />

5<br />

7<br />

10<br />

4<br />

7<br />

11<br />

15<br />

14<br />

13<br />

13<br />

22<br />

Basis: Bundesrepublik Deutschland; Bevölkerung ab 16 Jahre Vertrauen Nutzung<br />

29<br />

23<br />

30<br />

34<br />

51<br />

48<br />

52<br />

57<br />

57<br />

63<br />

77<br />

79<br />

Quelle: <strong>Allensbach</strong>er Archiv, IfD-Umfrage 6094<br />

35


36<br />

„Informationen zum Thema<br />

Gesundheit und Krankheit gibt es…“<br />

GENÜGEND<br />

NICHT GENUG<br />

19 %<br />

64%<br />

(REST: UNENTSCHIEDEN)<br />

Zu schlecht informiert fühlt sich die Bevölkerung aber insbesondere<br />

bei alternativen Heilverfahren und Themen rund um die Naturheilkunde.<br />

37 Prozent der Bevölkerung beklagen, daß die Information über alternative<br />

Heilverfahren und Naturheilmittel unzureichend ist (siehe Kapitel IV). Weite<br />

Kreise der Bevölkerung glauben damit, daß alternative Heilverfahren zu<br />

selten angewandt werden und daß sie auch zu wenig darüber informiert<br />

werden.


WEITERE PROJEKTE DER IDENTITY FOUNDATION<br />

Quelle der Identität<br />

Eine Studie zu Selbstverständnis und Sendungsbewusstsein von Top Managern.<br />

Die Untersuchung liefert Erkenntnisse über die Schnittstelle von Personal Identity<br />

und Corporate Identity. Anhand empirischer Analysen wurden die Quellen erforscht,<br />

aus denen sich die Identität von Führungspersönlichkeiten speist. Unter den Befragten<br />

befanden sich zu 30 Prozent Vorstandsvorsitzende, stellvertretende Vorstandsvorsitzende<br />

bzw. Vorsitzende von Aufsichtsräten, zu 38 Prozent Vorstandsmitglieder sowie<br />

zu 32 Prozent persönlich haftende Gesellschafter, Inhaber und Geschäftsführer<br />

größerer deutscher Unternehmen. Die Studie liefert einen umfassenden Überblick<br />

zum Orientierungsrahmen und den Werthaltungen von Spitzenmanagern.<br />

Meister Eckhart-Buchpreis<br />

Die Stiftung will versuchen, die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität auch<br />

in der Öffentlichkeit zu fördern. Dazu hat die Identity Foundation ab dem Jahr 2001<br />

einen mit 50.000 € dotierten Buchpreis ausgelobt. Er wird im Rhythmus von zwei<br />

verliehen. Eine namhafte Jury wird aus Autoren bemerkenswerter Publikationen der<br />

Disziplinen Philosophie, Theologie, Geschichte, Soziologie, Politologie, Anthropologie,<br />

Ethnologie, Sprachwissenschaften und Psychologie einen Preisträger ermitteln.<br />

Ausschlaggebende Bewertungskriterien sind die wissenschaftliche Leistung, der<br />

interdisziplinäre Ansatz und die allgemeinverständliche Darstellung.<br />

37

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