Glück zu! Das neue Mühlenkreismagazin
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52 PORTA WESTFALICA | 53<br />
GLÜCKAUF,<br />
PORTA WESTFALICA!<br />
Wenn Rudi Kugel und Willi Hartmann die schwere Eisentür <strong>zu</strong>m Stollen öffnen und<br />
ihnen das feucht-warme Wetter entgegenschlägt, dann sind die beiden in ihrem<br />
Element. Von der Pike auf haben sie den Bergmannsberuf gelernt. Jetzt führen<br />
sie mit soviel Begeisterung die Gäste durch das Besucherbergwerk Kleinenbremen,<br />
dass die längst vergangene Zeit des Bergbaus in der Eisenerzgrube Wohlverwahrt<br />
schon bei ihren ersten Worten wieder lebendig wird.<br />
Während Willi Hartmann die Grubenbahn holt, gibt Rudi Kugel die wichtigsten<br />
Sicherheitsinformationen und lässt die Besucher erahnen, wie<br />
schwer die Arbeit hier untertage gewesen ist. Dann beginnt die 90-<br />
minütige Reise in die Unterwelt. Im Jahr 1883 begann hier die<br />
Eisenerzförderung. Zu diesem Zeitpunkt lag die Geburtsstunde<br />
der Grube Wohlverwahrt aber bereits 48 Jahre <strong>zu</strong>rück.<br />
EISENHARTE MÄNNER: WILLI HARTMANN (L.) UND RUDI KUGEL<br />
FOTOS: HANS-JÜRGEN AMTAGE<br />
Abgebaut wurde <strong>zu</strong>nächst in der geologischen<br />
Formation des Korallenooliths das bis <strong>zu</strong> dreieinhalb<br />
Meter mächtige Wohlverwahrt-Flöz.<br />
Nach Erschöpfung des Eisenerzes im Jahr 1923<br />
wurde die Grube Wohlverwahrt stillgelegt. Im Jahr<br />
1935 jedoch wiedereröffnet, da sie für die Montanindustrie<br />
sehr wichtig erschien. „Im tieferen, sogenannten<br />
Klippenflöz wurde der Abbau von Eisenerz<br />
wieder aufgenommen“, beschreibt Rudi Kugel. Der<br />
Abbau erfolgte sowohl an der Roten Klippe im Tagebau<br />
und im Tiefbau in der Schermbecker und der<br />
Wohlverwahrter Erzlinse. Die Mächtigkeit des Erzflözes<br />
betrug dort bis <strong>zu</strong> zwölf Meter.<br />
MIT DER GRUBENBAHN<br />
IN DIE GESCHICHTE<br />
Nachdem im Jahr 1952 unter Tage die Verbindung<br />
der Grube Nammen mit der Grube Wohlverwahrt<br />
hergestellt war, wurde ab 1954 die gesamte Erzförderung<br />
nach Porta Westfalica-Nammen verlagert.<br />
Im Jahr 1957 wurde der Betrieb auf der Grube Wohlverwahrt<br />
ganz eingestellt, da die Erzförderung nicht<br />
mehr wirtschaftlich war. Heute fördert die Barbara<br />
Erzbergbau GmbH in der Grube Nammen weiterhin<br />
Eisenerz. In der benachbarten Wülpker Egge werden<br />
im Tagebau Erz und Kalkstein gewonnen.<br />
Mehr als sechs Jahrzehnte nach der Schließung<br />
der Grube Wohlverwahrt aber zeigen die beiden<br />
ehemaligen Bergleute in dem Besucherbergwerk<br />
authentisch, wie dort gearbeitet wurde und welche<br />
Gefahren der Eisenerztransport mit den Loren barg.<br />
Wenn Rudi Kugel den mit Druckluft betriebenen<br />
Bohrhammer anwirft, dann wird die eindringliche<br />
Stille des Bergwerks vom enormen Lärm des Hammers<br />
unterbrochen. Augenblicke später zeugen<br />
die übrigen Gerätschaften, die in der Feuchte der<br />
Grube langsam vor sich hin rosten, von der harten<br />
Arbeit der Bergleute. Dann lässt der Blick in die<br />
Kathedralen unter Tage mit ihren mächtigen Stützpfeilern<br />
und auf die blau schimmernde Lagune<br />
dieses entbehrungsreiche Leben für einen Moment<br />
vergessen. Die Anekdoten, die Willi Hartmann und<br />
Rudi Kugel erzählen, machen aber auch deutlich,<br />
dass die Bergleute ihren Beruf liebten.<br />
Zurück im Tageslicht geht es aus dem heute<br />
magisch wirkenden Stollenlabyrinth durch den<br />
Steinbruch vorbei am alten Brecherturm wieder<br />
<strong>zu</strong>m mehr als acht Jahrzehnte alten Betriebsgebäude,<br />
wo das dortige Museum die Abteilungen<br />
Bergbau und Erdgeschichte und die Geschichte<br />
der Montanindustrie in der Region Porta Westfalica<br />
teilweise interaktiv präsentiert. Heute sind das<br />
Besucher-Bergwerk und das Museum Kleinenbremen<br />
ein Nationales Geotop und ein Teil des Natur-<br />
und Geoparks TERRA.vita bei dem in dieser<br />
Region die Porta Westfalica im Mittelpunkt steht.<br />
ERFAHREN SIE MEHR:<br />
www.bergwerk-kleinenbremen.de<br />
www.geopark-terravita.de