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ESPELKAMP | 27<br />

BUNTES LEBEN<br />

IN ESPELKAMP<br />

Ein bisschen mehr Sonne wie noch am<br />

Tag <strong>zu</strong>vor, die herrlich warmen Temperaturen<br />

– und die Illusion wäre fast perfekt:<br />

venezianisches Flair im Nordwesten des Mühlenkreises.<br />

Die farbigen Häuser der Insel Burano mitten in<br />

Espelkamp.<br />

Für Stadtführer Gunter Kramer, mit gut Mitte 80 ein überzeugter<br />

Espelkämper, ein wunderbaresBeispiel für eine gelungene<br />

– und sogar ausgezeichnete – Quartiersgestaltung. Denn die Burano-Siedlung<br />

ist Teil eines Er<strong>neue</strong>rungsgebietes, das in Zusammenarbeit<br />

mit der örtlichen AufbaugemeinschaftEspelkamp und Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des Landes aufgewertet wurde.<br />

In den 1950er-Jahren standen hier Wohngebäude des einfachsten Standards.<br />

Der Sanierungsrückstand war enorm, erinnert Gunter Kramer. Kaum vorstellbar,<br />

wenn der Stadtführer heute seine Gäste durch das Viertel führt und auf die farbige<br />

Häuservielfalt mit den vielen kleinen gepflegten Gärten verweist.<br />

Dabei seien die Bewohner der Burano-Siedlung<br />

vor allem in die Gestaltung der Gärten intensiv mit<br />

eingebunden worden, erzählt der ehemalige Betriebsleiter<br />

eines Möbelunternehmens. So sei es<br />

gelungen, die Gärten an den Bedürfnissen der Bewohner<br />

<strong>zu</strong> orientieren. Auch die hier starke türkische<br />

Gemeinde engagierte sich und machte das Quartier<br />

mit <strong>zu</strong> dem, was es heute ist: eine Wohngegend<br />

mit Flair. Entsprechend hoch ist die Attraktivität für<br />

Wohnungssuchende.<br />

Ganz anders die Entwicklung in der Muna-Siedlung,<br />

wo eigentlich die Geschichte der Stadtwerdung<br />

Espelkamps Ende der 1930er-Jahre begann. Während<br />

der Zeit der Nationalsozialisten war die Siedlung aus<br />

militärischer Sicht interessant geworden. Die Lage in<br />

einem Waldgebiet bot ideale Vorausset<strong>zu</strong>ngen für<br />

die Errichtung einer Heeresmunitionsanstalt. Der<br />

Sichtschutz durch den dichten Baumbestand, eine<br />

gute Bahnanbindung, und wichtige Versorgungsressourcen<br />

wie Wasser und Strom waren vorhanden.<br />

So entstand die später „Muna“ genannte Anlage auf<br />

einer Fläche, die in etwa 350 Fußballfeldern entspricht.<br />

Hier wurden mehr als 130 massive, einstöckige Gebäude<br />

sowie ein umfangreiches Straßennetz errichtet.<br />

Granaten, Zünder und Geschossrohlinge wurden<br />

hier hergestellt. Auch Giftgasgranaten sollten in der<br />

Muna gefertigt werden. <strong>Das</strong> Vorhaben wurde aber<br />

bis Kriegsende nicht realisiert.<br />

STADTENTWICKLUNG<br />

FÜR DIE MENSCHEN<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden einige<br />

der Baracken von den Alliierten, die die Stadt besetzten,<br />

abgerissen. Die verbliebenen Gebäude aber<br />

wurden wenig später wieder genutzt, <strong>zu</strong>nächst als<br />

Flüchtlingslager. Dem evangelischen Hilfswerk für<br />

karitative Zwecke <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt, entstand<br />

wenig später hier eine Art diakonische Einrichtung,<br />

schildert Stadtführer Gunter Kramer.<br />

Espelkamp entwickelte sich <strong>zu</strong>nehmend <strong>zu</strong>m Zufluchtsort<br />

vor allem für Heimkehrer und Vertriebene.<br />

FARBENPRACHT IN DER BURANO-SIEDLUNG<br />

FOTOS: HANS-JÜRGEN AMTAGE<br />

1948 dann der Wandel. Bei den sogenannten<br />

„Betheler Besprechungen“ wurde entschieden, sich<br />

um den Ausbau des ehemaligen Muna-Geländes <strong>zu</strong><br />

einer industriellen Siedlung <strong>zu</strong> bemühen. Ziel: die<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen für die stetig wachsende<br />

Bevölkerung. Viele der Gebäude der Munitionsfabrik<br />

wurden umgenutzt, Unternehmen in die Stadt geholt.<br />

Noch heute ist diese Siedlungsstruktur gut <strong>zu</strong> erkennen,<br />

wenn Gunter Kramer seine Gäste in die kleinen<br />

Straßen führt. Aktuell zählt Espelkamp, das den Ruf<br />

als Stadt im Wald genießt, mit ihren neun Gemeindeteilen<br />

rund 25.000 Einwohner.<br />

Mit der Gauselmann-Gruppe, der Harting-Technologie-Gruppe<br />

und dem Geokunststoff-Hersteller<br />

Naue sind neben vielen weiteren mittelständischen<br />

Firmen in Espelkamp weltweit agierende Unternehmen<br />

ansässig, die sich auch stark in der Region engagieren.<br />

<strong>Das</strong> 1972 eröffnete Neue Theater ist ein fester<br />

Bestandteil der Kulturszene – die weit über die Grenzen<br />

der Stadt lockt – und Spielort für Schauspiele,<br />

Konzerte, Kabarett und mehr.<br />

VENEZIANISCHES FLAIR IN ESPELKAMP | FOTO: HANS-JÜRGEN AMTAGE

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