Das Magazin des Theaters in der Josefstadt - Theater in der Josefstadt

Das Magazin des Theaters in der Josefstadt - Theater in der Josefstadt Das Magazin des Theaters in der Josefstadt - Theater in der Josefstadt

<strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

N o 02/08<br />

Amoklauf von<br />

Bernhard Schir<br />

Liebesbrief an<br />

Sandra Cervik<br />

Männer-WG mit<br />

Alfons Hai<strong>der</strong>


KULTUR<br />

Kultur ist vielseitig.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Österreichs größter Qualitätszeitung.<br />

KURIER – Medienpartner <strong>Theater</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong>.<br />

kurier.at<br />

CoverFoto Sandra Cervik fotografiert von Sepp Gallauer<br />

14<br />

Karten<br />

<strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

14<br />

Infos zu Karten,<br />

abos und<br />

Veranstaltungen<br />

erhalten sIe unter<br />

01-42700-300 und unter<br />

www.josefstadt.org<br />

IMpressuM DrAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> ersche<strong>in</strong>t 3-mal jährlich als son<strong>der</strong>beilage im »Kurier « herAusGeber Vere<strong>in</strong> <strong>der</strong> Freunde <strong>des</strong><br />

<strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong>, Josefstädter straße 26, A-1080 Wien reDAKTIoN Christiane huemer-strobele (Ltg.), Mag. Michaela Joska, sigrid peer, Mag. Gerald M.<br />

bauer FoToGrAFeN Lukas beck, sepp Gallauer, rita Newman, erich reismann, Moritz schell, Lena stahl, Mart<strong>in</strong> Vukovits GesTALTuNG section.d, Christ<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>k<br />

LeKTorAT Dr. Gabriele schweickhardt proDuKTIoN grapple.at, Wolfgang stecher DruCK Nie<strong>der</strong>österreichisches pressehaus, Gutenbergstrasse 12, 3100 st. pölten<br />

Mit freundlicher unterstützung von<br />

10<br />

16<br />

4 brIeF Turr<strong>in</strong>i an Sandra Cervik<br />

8 szeNeNbILD »Floh im Ohr«<br />

10 preMIere »Aus dem Leben <strong>der</strong> Marionetten«<br />

12 reperToIre »Besuch bei dem Vater«<br />

13 VIs-A-VIs Lohner & Bißmeier<br />

14 proDuKTIoNsTAGebuCh »Buddenbrooks«<br />

15 preMIere Hai<strong>der</strong>, Dangl und Zauner <strong>in</strong> »Butterbrot«<br />

16 porTräT Hilde Dalik<br />

18 FAVorITes<br />

19 probebühNe »Short Cuts«<br />

20 KAMMerspIeLe »Der Gast«<br />

2 1 bACKsTAGe »Won<strong>der</strong>ful World«<br />

22 zuGAbe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

23 pArTNer <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

es Ist das ewIg aKtuelle spIel:<br />

frau lIebt Mann, Mann lIebt frau.<br />

Nur die Kommunikation br<strong>in</strong>gt alle Gewissheiten <strong>in</strong>s Wanken. erfahren sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Drama-Ausgabe Ansichten und bekenntnisse zu e<strong>in</strong>em Thema,<br />

das uns alle bewegt.<br />

zwei Geschlechterkomödien stehen auf dem spielplan <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong>: Feydeaus<br />

»Floh im ohr« und Turr<strong>in</strong>is »Die Wirt<strong>in</strong>«. Was macht ihn aus, den vielzitierten<br />

»neuen Mann«? Gabriel baryllis »butterbrot« geht dieser Frage <strong>in</strong> den Kammerspielen<br />

nach. Darüber h<strong>in</strong>aus eröffnet die <strong>Josefstadt</strong> mit <strong>der</strong> neuen probebühne<br />

ihre dritte spielstätte, – e<strong>in</strong> lang gehegter Wunsch geht <strong>in</strong> erfüllung. eröffnet wird<br />

mit e<strong>in</strong>em Monolog, den »33 short Cuts« aus dem Leben <strong>des</strong> Friedrich zawrel.<br />

Viel Vergnügen mit <strong>der</strong> neuen Ausgabe wünscht<br />

Ihre Drama-redaktion.<br />

13<br />

4<br />

INhALT<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 3


IeF<br />

4<br />

die<br />

wirt<strong>in</strong><br />

Brief<br />

an<br />

Sandra<br />

als »wIrtIn« KäMpft sandra CerVIK In<br />

peter turrInIs gleIChnaMIger KoMödIe gegen<br />

MännlIChe arroganz und ÜberheblIChKeIt.<br />

<strong>der</strong> dIChter sChrIeb seIner tItelheldIn eInen<br />

aufMunternden brIef.<br />

»draMa« Verstösst gegen das brIefgeheIMnIs.<br />

Foto Sepp Gallauer<br />

brIeF<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 5


IeF<br />

6<br />

Foto Mart<strong>in</strong> Vukovits<br />

Liebe<br />

Sandra,<br />

Bevor ich Dir etwas genauer sage, wie<br />

sehr ich mich freue, daß Du me<strong>in</strong>e<br />

Wirt<strong>in</strong> spielst, mache ich e<strong>in</strong>en kurzen<br />

exkurs über me<strong>in</strong> jahrzehntelanges<br />

Verhältnis zur »Wirt<strong>in</strong>«. Ich b<strong>in</strong> ihr <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>em schreiberleben immer wie<strong>der</strong><br />

begegnet, losgelassen hat sie mich nie.<br />

Die erste begegnung fand Mitte <strong>der</strong><br />

siebziger Jahre mit dem Goldonischen<br />

orig<strong>in</strong>al statt. Ich kannte die deutschen<br />

übersetzungen, und die mißfielen mir<br />

alle. sie hatten etwas Folkloristisches,<br />

waren nicht selten von deutschem<br />

purzelbaumhumor gekennzeichnet.<br />

e<strong>in</strong> Freund von mir namens peter<br />

storfa, e<strong>in</strong> spezialist für italienische<br />

Dialekte, half mir bei <strong>der</strong> übersetzung<br />

<strong>des</strong> Goldonischen orig<strong>in</strong>als <strong>in</strong>s Deutsche,<br />

und es kam etwas ganz an<strong>der</strong>es<br />

zu Tage: e<strong>in</strong> stück voller Anspielungen<br />

auf damalige Aktualitäten und die<br />

Geschichte e<strong>in</strong>er ziemlich goscherten<br />

Wirt<strong>in</strong>, die f<strong>in</strong>anziell unabhängig ist<br />

und sich über Männer lustig macht.<br />

<strong>Das</strong> konnte, gemessen an den damaligen<br />

Verhältnissen, nur e<strong>in</strong>e schöne<br />

Fiktion se<strong>in</strong>.<br />

ich fasste, bei aller lebenslangen<br />

Verehrung für me<strong>in</strong>en großen Meister<br />

Goldoni, den Mut für me<strong>in</strong>e erste<br />

bearbeitung. Ich nahm ke<strong>in</strong> Wort vom<br />

orig<strong>in</strong>al, verwendete Teile <strong>der</strong> Grundgeschichte<br />

und fügte e<strong>in</strong>en realistischen<br />

schluß h<strong>in</strong>zu.<br />

Jahre später trat die Wirt<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gestalt von<br />

herbert Fött<strong>in</strong>ger, unserem <strong>Theater</strong>direktor<br />

und De<strong>in</strong>em ehegatten, <strong>in</strong> me<strong>in</strong><br />

Leben. er würde gerne »Wirt<strong>in</strong>« im<br />

Jänner 2009 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> herausbr<strong>in</strong>gen,<br />

und ebenso gerne würde er mit mir<br />

über den e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en punkt<br />

diskutieren. Dagegen hatte ich nichts,<br />

denn bei vielen Aufführungen, die ich <strong>in</strong><br />

den letzten dreißig Jahren gesehen habe,<br />

entstanden immer wie<strong>der</strong> än<strong>der</strong>ungswünsche<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen Kopf. Ich<br />

habe sie, im zuge <strong>der</strong> fortlaufenden<br />

schreiberei von neuen stücken, wie<strong>der</strong><br />

vergessen. Jetzt ist also e<strong>in</strong>e Fassung für<br />

das <strong>Theater</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> entstanden.<br />

Nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Neufassung, aber<br />

e<strong>in</strong> stück mit Neuerungen. es gibt e<strong>in</strong><br />

neues Milieu, und es gibt e<strong>in</strong> neues<br />

Motiv. Ich habe das stück aus dem<br />

Florenz <strong>der</strong> spätrenaissance <strong>in</strong> das<br />

bibione <strong>der</strong> fünfziger Jahre <strong>des</strong> vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts verlegt. Diese Verlegung<br />

hat nicht nur e<strong>in</strong>en literarischen,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en persönlichen<br />

h<strong>in</strong>tergrund: Mit bibione verb<strong>in</strong>det<br />

mich sehr viel, ich habe ende <strong>der</strong><br />

sechziger Jahre dort als hotelsekretär<br />

und hoteldirektor gearbeitet.<br />

wer dIe MaCht hat,<br />

hat dIe<br />

MöglIChKeIt.<br />

»dIe wIrtIn« zeIgt<br />

den zusaMMenhang<br />

zwIsChen<br />

lIebe und<br />

öKonoMIe.<br />

<strong>in</strong> Den fünfziger Jahren, als <strong>der</strong> große<br />

touristische boom begann, war das e<strong>in</strong>e<br />

Goldgräberstadt im Anfangsstadium.<br />

ursprünglich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Fischerdorf,<br />

entwickelte sich bibione (neben<br />

Lignano und Caorle) <strong>in</strong> wenigen Jahren<br />

zur Traumgegend für Deutsche und<br />

Österreicher. Daß daraus e<strong>in</strong> touristischer<br />

Albtraum wurde, weiß man ja.<br />

Damals, als alles entstand, tummelten<br />

sich auf jeden Fall <strong>in</strong> dieser Gegend die<br />

spekulanten, die Glücksritter, die Abzok-<br />

ker, die falschen Titel und die echten<br />

schurken. Me<strong>in</strong>e »Wirt<strong>in</strong>« hat es mit<br />

Mühe geschafft, <strong>in</strong> diesem Milieu und<br />

nach jahrelanger Anstrengung so viel<br />

Geld aufzutreiben, daß sie sich e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e pension mit restaurant und e<strong>in</strong><br />

paar Fremdenzimmern kaufen konnte.<br />

Ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, daß sie diesen besitz<br />

verteidigt. Wenn <strong>der</strong> Cavaliere sie am<br />

Anfang <strong>des</strong> stückes erniedrigt, sie als<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertiges Wesen beleidigt, dann<br />

ist dies nicht nur die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

e<strong>in</strong>er Frau, es ist auch e<strong>in</strong>e soziale<br />

Desavouierung. »Wieviel muß ich noch<br />

besitzen«, sagt sie am Anfang <strong>des</strong><br />

stückes, »zehn Gasthäuser, hotels,<br />

ganze hotelketten, bis ich endlich wie<br />

e<strong>in</strong> Mensch behandelt werde?« Wenn<br />

sie also beschließt, sich am Cavaliere<br />

zu rächen, dann ist es nicht nur die<br />

rache <strong>der</strong> gekränkten Frau, es ist auch<br />

die Geschichte e<strong>in</strong>er Frau, die um ihre<br />

soziale Anerkennung kämpft, wenn<br />

auch mit ihren eigenen Mitteln.<br />

ManchMal Braucht e<strong>in</strong>e Liebeserklärung<br />

sehr lange, aber jetzt kommt sie: Ich<br />

b<strong>in</strong> sehr glücklich, daß Du me<strong>in</strong>e Wirt<strong>in</strong><br />

spielen wirst. e<strong>in</strong> Autor bef<strong>in</strong>det sich ja<br />

grundsätzlich <strong>in</strong> Geiselhaft se<strong>in</strong>er<br />

schauspieler. Wenn ich e<strong>in</strong>en roman<br />

o<strong>der</strong> Gedichte schreibe, dann werden<br />

me<strong>in</strong>e Worte unverän<strong>der</strong>t zwischen<br />

zwei buchdeckeln gepackt und erreichen<br />

so me<strong>in</strong>en Leser. Aber die Worte<br />

<strong>des</strong> Dramatikers brauchen den schauspieler,<br />

und <strong>der</strong> kann diese Worte zum<br />

<strong>Theater</strong>glück o<strong>der</strong> -unglück werden<br />

lassen. Du hast mich mit De<strong>in</strong>er<br />

Darstellung <strong>der</strong> Marie Weiler <strong>in</strong> dem<br />

stück »Me<strong>in</strong> Nestroy« wirklich glücklich<br />

gemacht. Wun<strong>der</strong>t’s Dich, daß ich<br />

schon ganz gierig darauf b<strong>in</strong>, Dich auf<br />

<strong>der</strong> ersten Wirt<strong>in</strong>-probe zu sehen?<br />

Liebe Sandra, ich grüße<br />

Dich mit jener Mischung<br />

aus Augenaufschlag und<br />

Bewun<strong>der</strong>ung, die De<strong>in</strong>e<br />

Ausstrahlung und De<strong>in</strong><br />

überragen<strong>des</strong> Talent unweigerlich<br />

nach sich ziehen.<br />

Die Wirt<strong>in</strong><br />

von Peter Turr<strong>in</strong>i nach Carlo Goldoni<br />

Regie: Janusz Kica<br />

Mit Sandra Cervik, Alexandra Krismer,<br />

Eva Mayer, Xaver Hutter, Fritz Muliar,<br />

Ulrich Re<strong>in</strong>thaller, Florian Teichtmeister<br />

u. a.<br />

PreMiere 29. JÄnner 2009,<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

brIeF<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 7


szeNeNbILD<br />

floh<br />

im<br />

ohr<br />

floh iM ohr<br />

von Georges Feydeau,<br />

Deutsch von Elfriede Jel<strong>in</strong>ek<br />

Mit Hilde Dalik,<br />

Sona MacDonald,<br />

Kathar<strong>in</strong>a Pichler,<br />

Susanna Wiegand,<br />

Michael Dangl, Thomas Groß,<br />

Oliver Huether, André Pohl,<br />

Alexan<strong>der</strong> Pschill,<br />

Peter Scholz, Toni Slama,<br />

Kurt Sobotka,<br />

Siegfried Walther<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

viDeo-trailer unter<br />

WWW.JosefstaDt.org<br />

8<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 9<br />

Foto Erich Reismann<br />

szeNeNbILD<br />

floh<br />

»e<strong>in</strong> rasanter Galopp mit happy end. e<strong>in</strong> spaß, auf die spitze<br />

getrieben. Virtuoses boulevardtheater, von hans-ulrich<br />

becker flott und temperamentvoll <strong>in</strong> szene gesetzt. zweie<strong>in</strong>halb<br />

stunden herrliches Amüsement. Nichts als die beste<br />

unterhaltung. und das ist doch immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganze Menge.«<br />

Werner Rosenberger, Kurier


preMIere<br />

10<br />

aus<br />

dem<br />

leben<br />

<strong>der</strong><br />

marionetten<br />

Es ist nicht leicht,<br />

e<strong>in</strong> Mann zu se<strong>in</strong>.<br />

Foto Moritz Schell<br />

» das Ist MeIn bestes drehbuCh «, sagte <strong>der</strong> sChwedIsChe<br />

starregIsseur IngMar bergMan Über » aus deM leben <strong>der</strong> MarIonetten «.<br />

dIe josefstadt brIngt das psyChodraMa erstMals In österreICh auf dIe<br />

bÜhne – MIt nestroy-preIsträger bernhard sChIr als peter egerMan.<br />

e<strong>in</strong> leBen <strong>in</strong> <strong>der</strong> upperclass:<br />

peter egerman ist erfolgreich im beruf,<br />

etabliert und verheiratet. e<strong>in</strong>es Tages<br />

ermordet er die prostituierte Katar<strong>in</strong>a<br />

Kraft, genannt Ka, und vergeht sich<br />

an ihr. es ist ke<strong>in</strong> zufall, dass sie<br />

denselben Vornamen trägt wie se<strong>in</strong>e<br />

Frau. In Vor- und rückblenden erzählt<br />

Ingmar bergman, wie <strong>der</strong> unbescholtene<br />

bürger zum Täter wurde.<br />

sehnsuCht naCh<br />

<strong>der</strong> sChande<br />

bergman war zeitlebens fasz<strong>in</strong>iert von<br />

<strong>der</strong> Gefahr h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Fassade. »Warum kommt es bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />

je<strong>der</strong> h<strong>in</strong>sicht angepassten, gut situierten<br />

person zu e<strong>in</strong>er brutalen Kurzschlussreaktion?«,<br />

fasst <strong>der</strong> seismographische<br />

psychologe <strong>des</strong> europäischen K<strong>in</strong>os<br />

selbst die wichtigste Fragestellung<br />

se<strong>in</strong>es filmischen protokolls zusammen.<br />

BernharD schir wird diesen Amokläufer<br />

spielen. Der charismatische schauspieler<br />

ist <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> seit 1989 – trotz<br />

und neben se<strong>in</strong>er erfolgreich-vielfältigen<br />

Film- und Fernseharbeit – verbunden.<br />

Mit bei<strong>der</strong>seitigem Gew<strong>in</strong>n: Für die<br />

<strong>Josefstadt</strong>-produktion »<strong>Das</strong> Fest« erhielt<br />

er 2007 den <strong>Theater</strong>preis »Nestroy« als<br />

»bester männlicher Darsteller«. Für<br />

»Aus dem Leben <strong>der</strong> Marionetten« wird<br />

er wie<strong>der</strong> mit »Fest«-regisseur philip<br />

Tiedemann zusammenarbeiten. Mit<br />

Ingmar bergman kam schir als Max-<br />

re<strong>in</strong>hardt-sem<strong>in</strong>arist zum ersten Mal<br />

<strong>in</strong> berührung. er las se<strong>in</strong>e Autobiographie,<br />

besuchte e<strong>in</strong>e bergman-retrospektive.<br />

»Ich war wahrsche<strong>in</strong>lich viel<br />

zu jung, um das alles zu verstehen«,<br />

sagt er heute. Dennoch, bergman hat<br />

ihn nicht mehr losgelassen. Jahre später<br />

gab es e<strong>in</strong>e zweite bergman-phase im<br />

Leben <strong>des</strong> bernard schir: »Ich habe auf<br />

DVD jeden Tag zwei Filme gesehen. Ich<br />

b<strong>in</strong> nicht depressiv geworden! Ich habe<br />

bergmans speziellen humor erfahren,<br />

gepaart mit dieser unendlichen<br />

Genauigkeit, den Grundzustand e<strong>in</strong>er<br />

Figur zu beschreiben.«<br />

bereits <strong>in</strong> »szenen e<strong>in</strong>er ehe«, dem<br />

wohl bekanntesten bergman-epos,<br />

traten peter egerman und Katar<strong>in</strong>a auf.<br />

»bergman wollte ihnen eigentlich<br />

wesentlich mehr platz geben, aber<br />

Johan und Marianne nahmen allen<br />

raum <strong>in</strong> Anspruch, sodass er das<br />

weitere Geschick <strong>des</strong> schrecklichen<br />

paars <strong>in</strong> ›Aus dem Leben <strong>der</strong> Marionetten‹<br />

verarbeitete.« Wie nähert sich<br />

schir e<strong>in</strong>er so komplexen rolle wie <strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> peter egerman an; e<strong>in</strong>er Figur, die<br />

so viele Fragen aufwirft, <strong>der</strong>en Antworten<br />

nicht auf <strong>der</strong> hand liegen?<br />

»Fasz<strong>in</strong>ierend war, wie zw<strong>in</strong>gend <strong>der</strong><br />

Autor bergman für schauspieler schreibt.<br />

es ist mir selten passiert, dass ich mir<br />

beim ersten Lesen ganze Dialogpassagen<br />

e<strong>in</strong>fach merken konnte.« es fällt<br />

das stichwort ersatzmord. »es ist<br />

vermutlich die sehnsucht nach Lebensfreude,<br />

die peter we<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em beruf<br />

f<strong>in</strong>det noch im privaten. er ist umgeben<br />

von Angstbeziehungen, zu se<strong>in</strong>er Frau,<br />

zu se<strong>in</strong>er Mutter und schließlich auch<br />

zu dem homosexuellen Freund, die<br />

ihn alle mit se<strong>in</strong>er unzulänglichkeit als<br />

Mann konfrontieren.«<br />

»Menschen zu BeoBachten und zu<br />

h<strong>in</strong>terfragen war schon immer me<strong>in</strong>e<br />

Leidenschaft«, so bernhard schir über<br />

se<strong>in</strong>en beruf, »dem Guten o<strong>der</strong> dem<br />

bösen <strong>in</strong> ihnen nachspüren – so gut wie<br />

möglich vorurteilsfrei. Ich kann mich<br />

Mör<strong>der</strong>n, psychopathen o<strong>der</strong> auch<br />

<strong>der</strong>en opfern emotional annähern –<br />

ganz erreichen kann man das nie, denn<br />

das Leben ist immer größer.«<br />

eIn lustMord In<br />

eIner bÜrgerlIChen welt,<br />

das InteressIerte<br />

IngMar bergMan.<br />

Maria Köstl<strong>in</strong>ger spielt Katar<strong>in</strong>a<br />

preMIere<br />

Drehbuch und Film entstanden<br />

durch e<strong>in</strong>en unglücklichen Zufall;<br />

für Bergman die größte persönliche<br />

Katastrophe. Mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe am<br />

Stockholmer Dramaten <strong>Theater</strong> wird<br />

er 1976 von <strong>der</strong> schwedischen Steuerbehörde<br />

verhaftet. Der Vorwurf:<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung. Nach e<strong>in</strong>em<br />

dreistündigen Verhör wird ihm <strong>der</strong><br />

Pass abgenommen. Er ist schockiert<br />

über die Bürokratie se<strong>in</strong>es Lan<strong>des</strong>. Es<br />

folgt <strong>der</strong> psychische Zusammenbruch.<br />

Bergman beschließt, e<strong>in</strong> neues Leben<br />

fern se<strong>in</strong>er Heimat zu beg<strong>in</strong>nen. In<br />

München, am Residenztheater, gel<strong>in</strong>gt<br />

ihm dies, nachdem er die Sprachbarrieren<br />

überwunden hat. Hier schreibt<br />

und verfilmt er »Aus dem Leben <strong>der</strong><br />

Marionetten«.<br />

aus DeM leBen Der Marionetten<br />

von Ingmar Bergman,<br />

Österreichische Erstaufführung<br />

Regie: Philip Tiedemann<br />

Mit Maria Köstl<strong>in</strong>ger, Silvia Meisterle.<br />

Marianne Nentwich, Elfriede Schüssele<strong>der</strong>,<br />

Sylvester Groth, Bernhard Schir, Peter<br />

Scholz, Alexan<strong>der</strong> Strobele u. a.<br />

PreMiere 5. MÄrz 2009,<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 11


eperToIre VIs-A-VIs<br />

12<br />

besuch<br />

bei<br />

dem<br />

vater<br />

Löwenfamilie<br />

»besuCh beI deM Vater« – eIne gesChIChte Von eInIger<br />

wuCht – MIt eIneM arChaIsChen plot: da tauCht <strong>der</strong> nIe<br />

geKannte sohn auf, sChläft MIt Vaters frau, sChläft<br />

MIt <strong>des</strong>sen stIeftoChter, sChläft auCh MIt jener frau,<br />

dIe <strong>der</strong> Vater zu seIner MöglIChen gelIebten erKoren<br />

hat – und aM ende wIrd gesChossen.<br />

Der <strong>in</strong>tenDierte sturz <strong>des</strong> Vaters – plastischer<br />

kann man ihn kaum demonstrieren.<br />

»Diese Konstellation er<strong>in</strong>nert<br />

an e<strong>in</strong>e Löwenfamilie«, erklärt<br />

stephanie Mohr, die nach schnitzlers<br />

»reigen« nun roland schimmelpfennigs<br />

»besuch bei dem Vater« für die<br />

<strong>Josefstadt</strong> auf die bühne br<strong>in</strong>gt. »bei<br />

den Löwen herrscht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Männchen über e<strong>in</strong> rudel, das sonst<br />

nur aus Weibchen besteht. Die jungen<br />

männlichen Tiere werden aus dem<br />

rudel ausgeschlossen.«<br />

das MännChen hat<br />

dIe MaCht.<br />

aber dIe weIbChen jagen!<br />

»Wie Bei Den löWen ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie<br />

unseres patriarchen he<strong>in</strong>rich nicht<br />

ganz klar, wer nun wirklich die Macht<br />

besitzt. e<strong>in</strong>mal sagt he<strong>in</strong>rich den<br />

bezeichnenden satz: ›hier s<strong>in</strong>d nur<br />

Frauen! Nur Frauen und ich! und du!<br />

Jetzt bist du ja auch da.‹«<br />

Was oberflächlich betrachtet wie e<strong>in</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zwischen Vater<br />

und sohn, zwischen Mann und Mann<br />

ersche<strong>in</strong>t, entpuppt sich als wesentlich<br />

komplexeres Geflecht aus familiären<br />

Konflikten.<br />

stePhanie Mohr hat sofort zugeschlagen,<br />

als ihr von <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> die österreichische<br />

erstaufführung angeboten<br />

worden war. »›besuch bei dem Vater‹<br />

ist auch e<strong>in</strong>e formale reise – wobei<br />

schimmelpfennig mit konventionellen<br />

Formen und mit unseren sehgewohnheiten<br />

spielt. er packt uns bei unserem<br />

bildungsbürgerlichen <strong>Theater</strong>verständnis:<br />

Anfangs denkt man, man sitzt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Tschechow o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Ibsen,<br />

aber plötzlich verschieben sich die<br />

zeiten, die ebenen, die blickw<strong>in</strong>kel.<br />

<strong>Das</strong> kann sowohl sehr komisch als<br />

auch sehr verstörend werden.«<br />

Bett<strong>in</strong>a Ste<strong>in</strong>er<br />

Besuch Bei DeM vater<br />

von Roland Schimmelpfennig<br />

Österreichische Erstaufführung<br />

Regie: Stephanie Mohr<br />

Mit Ruth Brauer-Kvam, Emily Cox,<br />

Maria Köstl<strong>in</strong>ger, Silvia Meisterle,<br />

Marianne Nentwich, Tatja Seibt,<br />

Joachim Bißmeier, Florian Teichtmeister<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

Foto Moritz Schell<br />

FotoS Moritz Schell (oben und r. u.), Sepp Gallauer (l. u.)<br />

DoPPelPass<br />

Helmuth Lohner spielt den Johnson <strong>in</strong> »Halpern & Johnson«,<br />

Joachim Bißmeier ist <strong>der</strong> He<strong>in</strong>rich <strong>in</strong> Schimmelpfennigs<br />

»Besuch bei dem Vater«.<br />

Helmuth Lohner<br />

Me<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gssatz aus dem Stück …<br />

Ich hüte mich vor »Liebl<strong>in</strong>gssätzen«. hier s<strong>in</strong>d nur Frauen! Nur Frauen und ich!<br />

Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufführung für mich …<br />

… mir diese »Traumperson« Florence vorzustellen. … bei jedem Auftritt durch die richtige Tür zu kommen,<br />

bzw. an <strong>der</strong> richtigen stelle <strong>der</strong> Drehbühne zu stehen.<br />

Was mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit, am Resultat überrascht hat …<br />

<strong>Das</strong> Funktionieren <strong>der</strong> Geschichte. <strong>Das</strong> entdecken von h<strong>in</strong>weisen im Text auf mögliche<br />

zusammenhänge hört nicht auf …<br />

… erstaunlich; drei Direktoren, zwei ehemalige und e<strong>in</strong><br />

amtieren<strong>der</strong>, vertragen sich.<br />

Die Probenzeit war …<br />

Joachim Bißmeier<br />

… sehr offen. obwohl das szenische Konzept durch die<br />

bühne weitgehend vorgegeben war, hat sich die spielform<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen szenen allmählich und, wie ich f<strong>in</strong>de,<br />

recht organisch herausgebildet.<br />

Beim Schlussapplaus denke ich mir …<br />

Morgen o<strong>der</strong> übermorgen ist die nächste Vorstellung. ob mir nachher noch was e<strong>in</strong>fällt, was ich nächstes Mal<br />

besser machen muss?<br />

»Halpern & Johnson« mit Helmuth Lohner und Otto Schenk,<br />

Regie: Herbert Fött<strong>in</strong>ger<br />

»Besuch bei dem Vater« mit Joachim Bißmeier, Florian Teichtmeister,<br />

Ruth Brauer-Kvam, Regie: Stephanie Mohr<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 13


proDuKTIoNsTAGebuCh<br />

14<br />

buddenbrooks<br />

Musik für Thomas Mann<br />

<strong>der</strong> Vorhang fällt, und naCh eIneM MoMent ateMloser stIlle brICht jubel aus.<br />

dIe zusChauer sInd begeIstert Von »buddenbrooKs«. eIne exeMplarIsChe<br />

enseMbleleIstung, eIne auffÜhrung aus eIneM guss, dIe eInen In dIe gesChIChte<br />

VoM aufstIeg und fall <strong>der</strong> lÜbeCKer KaufMannsfaMIlIe hIneInzIeht. an dIeser<br />

»sogwIrKung« Ist auCh dIe MusIK <strong>des</strong> abends beteIlIgt.<br />

ChrIstIan brandauer hat sIe KoMponIert.<br />

»Bei Mir entWicKeln sich schon durch den<br />

rhythmus beim Lesen <strong>des</strong> stückes die<br />

ersten musikalischen Ideen. Da höre<br />

ich bereits, wo Musik se<strong>in</strong> soll.«, erklärt<br />

Christian brandauer se<strong>in</strong>e herangehensweise<br />

an e<strong>in</strong>en bühnenmusikauftrag.<br />

<strong>Das</strong> Konzept entsteht dann im<br />

Gespräch mit dem regisseur, lange vor<br />

probenbeg<strong>in</strong>n liefert brandauer musikalische<br />

Vorschläge: »Me<strong>in</strong>e Melodien<br />

erarbeite ich am Instrument, spüre dem<br />

nach, was ich beim Lesen gefühlt habe.<br />

Noten schreibe ich nur, wenn ich<br />

an<strong>der</strong>e Interpreten h<strong>in</strong>zuziehen muss,<br />

zum beispiel beim permane<strong>der</strong>-Marsch<br />

o<strong>der</strong> beim Geigensolo von Gerda.«<br />

Während <strong>der</strong> proben folgt <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>schliff:<br />

»Im idealen Fall verschmilzt die Musik<br />

mit buch, regie, bühnenbild, Kostümen<br />

und <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> schauspieler zu<br />

e<strong>in</strong>er Interpretation.«, beschreibt <strong>der</strong><br />

Komponist, <strong>der</strong> den Großteil <strong>der</strong><br />

Musikstücke selbst e<strong>in</strong>gespielt hat,<br />

se<strong>in</strong>en Anspruch.<br />

es stecKt viel MusiK <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufführung:<br />

Die Monologe <strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong><br />

werden vom buddenbrooks-Motiv<br />

begleitet; Charleston, Marsch, Mariasong<br />

setzen starke Akzente; nachdem<br />

die Künstler<strong>in</strong> Gerda <strong>in</strong> die Kaufmannsfamilie<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geheiratet hat, ziehen<br />

Cello- und Geigenmelodien durch die<br />

düsteren hallen. »Die härteste Nuss war<br />

seltsamerweise ›stille Nacht‹«, amüsiert<br />

sich Christian brandauer. »herbert<br />

Fött<strong>in</strong>ger wollte e<strong>in</strong>e puristische ›stille<br />

Nacht‹. Aber es war schwer, e<strong>in</strong> neues<br />

Kleid für e<strong>in</strong>e so berühmte Melodie zu<br />

f<strong>in</strong>den, das uns beiden gefiel. Dafür<br />

haben wir lange gebraucht!«<br />

<strong>Das</strong>s Der <strong>in</strong> Amerika zum rock- und<br />

bluesgitarristen ausgebildete brandauer<br />

aus e<strong>in</strong>er Film- und <strong>Theater</strong>familie<br />

stammt, hat se<strong>in</strong>em Verständnis für die<br />

Notwendigkeiten <strong>der</strong> bühne sicherlich<br />

nicht geschadet. »bühnenmusik sollte<br />

dem seelenzustand im Moment gerecht<br />

werden, die Idee dah<strong>in</strong>ter wie<strong>der</strong>geben.<br />

Dem vielen Text gegenüber braucht<br />

es e<strong>in</strong>e Musik, die die stimmung <strong>des</strong><br />

buddenbrooks-hauses aufnimmt, aber<br />

sich nicht <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund spielt.«<br />

Auch Christian brandauer ist e<strong>in</strong>er, <strong>der</strong><br />

sich nicht <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund drängt:<br />

»In dieser Aufführung muss die Musik<br />

unterstützen<strong>des</strong> Moment se<strong>in</strong>, sie soll<br />

helfen, nicht stören. Wenn man <strong>in</strong> die<br />

schlagzeilen kommen will, muss man<br />

das an<strong>der</strong>s komponieren. Aber ich<br />

überleg mir nicht, wie komponiere ich,<br />

damit ich am besten auffalle. Ich b<strong>in</strong><br />

gerne e<strong>in</strong> Teil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr guten<br />

produktion.«<br />

FotoS Moritz Schell<br />

proDuKTIoNsTAGebuCh<br />

–––– Christian Brandauer<br />

wurde <strong>in</strong> Bad Aussee geboren und<br />

studierte am American Conservatory<br />

of Music <strong>in</strong> Chicago<br />

Komposition und Jazzgitarre. Als<br />

Bandlea<strong>der</strong> und Gitarrist tourte<br />

<strong>der</strong> Musiker mit se<strong>in</strong>er Funk-<br />

Rock-Band »Toyhaus« quer durch<br />

die USA und Europa. Seit den<br />

90er-Jahren widmete sich <strong>der</strong><br />

Künstler vorwiegend <strong>der</strong> Komposition<br />

von Bühnen-, Film- und<br />

Ausstellungsmusik, war unter<br />

an<strong>der</strong>em für das Wiener Burgtheater,<br />

die Kammerspiele Hamburg<br />

und das Nationaltheater Weimar<br />

tätig und kann von sich sagen:<br />

»Ich übe me<strong>in</strong>en Traumberuf aus.«<br />

Für »Buddenbrooks« arbeitet er<br />

das erste Mal an <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong>.<br />

Derzeit bereitet er für das Zweite<br />

Deutsche Fernsehen die Musik für<br />

den TV-Dreiteiler über die Familie<br />

Krupp (mit Iris Berben) vor.<br />

Er lebt mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> Wien.<br />

BuDDenBrooKs<br />

von John von Düffel,<br />

nach Thomas Mann<br />

Österreichische Erstaufführung<br />

Regie: Herbert Fött<strong>in</strong>ger<br />

Musik: Christian Brandauer<br />

Mit Sandra Cervik, Else Ludwig,<br />

Sona MacDonald, Maria Urban,<br />

Gabriel Barylli, Joachim Bißmeier,<br />

Michael Dangl, Peter Scholz,<br />

Toni Slama, Siegfried Walther,<br />

Bastian Wilpl<strong>in</strong>ger u. a.<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

»Maria-Song«: Michael Dangl begleitet<br />

vom Komponisten Christian Brandauer<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 15


preMIere<br />

butterbrot<br />

Vor 20 Jahren wurde<br />

»Butterbrot« <strong>in</strong> Wien uraufgeführt<br />

und traf punktgenau den<br />

Nerv <strong>der</strong> Zeit.<br />

Die<br />

Marchen-<br />

Pr<strong>in</strong>zen-<br />

Wg<br />

ButterBrot<br />

von Gabriel Barylli<br />

Regie: Gabriel Barylli<br />

Mit Michael Dangl, Alfons Hai<strong>der</strong>, Mart<strong>in</strong> Zauner<br />

PreMiere 15. JÄnner 2009, KaMMersPiele<br />

Gabriel baryllis fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nige Komödie über die Verunsicherung<br />

se<strong>in</strong>er Geschlechts- und Leidensgenossen stieß mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Diskussion über den »neuen« Mann auf riesige Aufmerksamkeit.<br />

so manches emanzipierte zuschauxer<strong>in</strong>nenherz war von<br />

<strong>der</strong> Geschichte über die nicht ganz freiwillige Männer-WG<br />

gerührt und blickte voll staunen auf e<strong>in</strong>e bis dato kaum<br />

vermutete männliche Gefühlswelt.<br />

es folgten weltweit 120 Inszenierungen von »butterbrot«.<br />

In den Kammerspielen feiern wir <strong>in</strong> neuer besetzung das<br />

20-jährige bühnenjubiläum <strong>des</strong> Megaerfolgs.<br />

Alfons Hai<strong>der</strong>, Mart<strong>in</strong> Zauner, Michael Dangl<br />

FotoS Lukas Beck<br />

Alle mögen Hilde<br />

16 DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 17<br />

Foto Xxxxxxxx<br />

porTräT<br />

In »MeIn KaMpf« VerfÜhrt sIe Karl<br />

MarKoVICs, In »floh IM ohr« bezaubert sIe<br />

alexan<strong>der</strong> psChIll. Von hIlde dalIKs CharMe<br />

bleIbt KeIner unberÜhrt.<br />

solange sie noch zwischen Aufbruch und Durchbruch unterwegs<br />

s<strong>in</strong>d, nennt man JungdarstellerInnen gern »stars von morgen«.<br />

An schauspieler<strong>in</strong>nen, die, wie hilde Dalik, mit den Attributen<br />

jung, schön, blond gesegnet s<strong>in</strong>d, klebt gern das Klischee e<strong>in</strong>er<br />

koketten randfigur. Die rollen fallen bevorzugt <strong>in</strong> die Kategorie<br />

»hübscher Aufputz«. Nacktheit o<strong>der</strong> Naivität s<strong>in</strong>d gefragt,<br />

wenn nicht gerade Goethes Gretchen ansteht – und selbst<br />

das kommt meist nicht ohne entblößung durch den Abend.<br />

Auch an <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> stand das Gretchen an, allerd<strong>in</strong>gs<br />

jenes <strong>in</strong> Taboris »Me<strong>in</strong> Kampf«. Dieses Gretchen ist e<strong>in</strong><br />

unbekümmertes Naturk<strong>in</strong>d mit unschuldigem sexuellem<br />

Inst<strong>in</strong>kt. e<strong>in</strong>mal pro Woche besucht sie schlomo im Männerheim<br />

und schenkt ihm textilfrei e<strong>in</strong>en seligen Nachmittag.<br />

<strong>Das</strong> war bisher hilde Daliks liebste rolle, wiewohl sie als<br />

verführbare und schändlich getäuschte Klosterschüler<strong>in</strong><br />

Cécile <strong>in</strong> »Gefährliche Liebschaften« nahezu klassische<br />

Ansprüche zu erfüllen hatte.<br />

auch Die BetrügenDe ehefrau <strong>in</strong> schnitzlers »ruf <strong>des</strong><br />

Lebens« verbarg h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> schönen ersche<strong>in</strong>ung<br />

ruchlose sehnsüchte. Aber Taboris Gretchen wird<br />

durch hilde Dalik e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Mädchen.<br />

KaMera los –<br />

jetzt KoMMt hIlde<br />

an Die JosefstaDt geholt wurde hilde 2006,<br />

nachdem sie <strong>in</strong> Nestroys »zerrissenem« <strong>in</strong><br />

Innsbruck die Josefstädter spione überzeugt<br />

hatte. Als sexy girl entzückte sie daraufh<strong>in</strong> an<br />

den Kammerspielen <strong>in</strong> »Die Kaktusblüte«.<br />

Auch ihre jüngste rolle <strong>in</strong> Feydeaus Liebestollhaus<br />

»Floh im ohr« verlangt unverhohlenes<br />

Interesse an sexuellen Abenteuern.<br />

Tiefseetaucher<strong>in</strong>, balletttänzer<strong>in</strong>, Tierfilmer<strong>in</strong><br />

hätte die 30-Jährige, die von paulus<br />

Manker zweimal zu se<strong>in</strong>er »Alma«-produktion<br />

geholt wurde, auch noch werden wollen,<br />

bevor sie die schauspielausbildung wählte.<br />

Natürlich hat auch <strong>der</strong> Film hilde entdeckt.<br />

bald wird man sie als Mundl sackbauers<br />

lesbische enkel<strong>in</strong> <strong>in</strong> »echte Wiener« im K<strong>in</strong>o<br />

sehen, kurz darauf mit Alexan<strong>der</strong> pschill <strong>in</strong><br />

»Die Lottosieger«. spätestens dann wird <strong>der</strong> »star<br />

von morgen« im heute angekommen se<strong>in</strong>.<br />

Eva Maria Kl<strong>in</strong>ger


Des pubLIKuMs LIebLINGe<br />

18<br />

Favorites<br />

Mart<strong>in</strong> traxl<br />

LeiTeR DeR<br />

ORF-KuLTuRReDAKTiOn<br />

george Taboris Tragikomödie<br />

»Me<strong>in</strong> Kampf« gerät <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> präzisen und schnörkellosen<br />

<strong>in</strong>szenierung Peter<br />

Wittenbergs zur aussagekräftigen<br />

Parabel über das<br />

Streben <strong>des</strong> Menschen nach<br />

Macht und glück. Dem<br />

Wissen um die grauenvollen<br />

historischen ereignisse<br />

werden Poesie und Skurrilität<br />

entgegengesetzt. Die<br />

überraschung <strong>des</strong> Abends ist<br />

Florian Teichtmeister,<br />

<strong>des</strong>sen genaue Charakterstudie<br />

nie zur billigen Parodie<br />

verkommt.<br />

Me<strong>in</strong> KaMPf,<br />

theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

Kathr<strong>in</strong><br />

Zechner<br />

<strong>in</strong>TenDAnT<strong>in</strong> DeR VeRe<strong>in</strong>igTen<br />

BüHnen Wien<br />

ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> graz mit Operette<br />

im grazer Opernhaus <strong>in</strong><br />

Kontakt gekommen (ungefähr<br />

8-jährig) und hab’s geliebt.<br />

<strong>Das</strong> war z. B. Peter M<strong>in</strong>ichs<br />

Zeit. Ab 13, 14 Jahre wuchs<br />

ich mit dem Sprechtheater<br />

zusammen, später dann<br />

kamen das Musical und<br />

klassische Konzerte. Die<br />

sentimentale Rückkehr zur<br />

Operette durch Werner Sobotkas »Weißes<br />

Rössl« war für mich überraschend, großartig<br />

humorvoll – e<strong>in</strong> ganz spezieller Abend.<br />

iM Weissen rössl, KaMMersPiele<br />

© ORF<br />

© VBW, Inge Pra<strong>der</strong><br />

© Johannes Kernmayer<br />

Uschi Fellner<br />

HeRAuSgeBeR<strong>in</strong> unD<br />

CHeFReDAKTeuR<strong>in</strong> »ÖSTeRReiCH«<br />

es war e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>drucken<strong>der</strong> und bewegen<strong>der</strong><br />

<strong>Theater</strong>abend mit großen schauspielerischen<br />

Leistungen. »Buddenbrooks« ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wenigen<br />

Bücher von Thomas Mann, die ich noch nicht<br />

gelesen habe, umso erstaunter war ich, dass ich<br />

es mir »genau so« vorgestellt habe. großartig<br />

auch <strong>in</strong>szenierung und Bühnenbild. So sieht für<br />

mich mo<strong>der</strong>nes, großes <strong>Theater</strong> abseits billiger<br />

effekthascherei aus. ich schau mir das Stück sicher<br />

noch mal an.<br />

BuDDenBrooKs, theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

© Mario Müller<br />

Ali Schauer<br />

DeSigneR<strong>in</strong><br />

Sehr ironisch wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Komödie »Der gast« mit <strong>der</strong><br />

Frage umgegangen, wie sehr<br />

man sich »verbiegen« soll,<br />

um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt erfolg<br />

zu haben. Da wird <strong>der</strong> arbeits-<br />

lose gérard von e<strong>in</strong>em über-<br />

eifrigen imageberater umge-<br />

krempelt – <strong>in</strong>nerlich und<br />

äußerlich –, damit er e<strong>in</strong>en<br />

potienziellen Arbeitgeber<br />

bee<strong>in</strong>drucken kann. Mart<strong>in</strong><br />

Zauner spielt diesen e<strong>in</strong>fältigen<br />

Bie<strong>der</strong>mann witzig und<br />

rührend zugleich.<br />

Der gast, KaMMersPiele<br />

Michael laMeraner<br />

CHeFReDAKTeuR unD MiTgLieD<br />

DeR geSCHäFTSFüHRung<br />

COMPLiMenT unD WOHnen<br />

e<strong>in</strong>e böse, h<strong>in</strong>terhältige Familiengeschichte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er straighten <strong>in</strong>szenierung,<br />

wun<strong>der</strong>bar gespielt von Alexan<strong>der</strong><br />

Pschill, elke W<strong>in</strong>kens, Kathr<strong>in</strong> Beck,<br />

Fritz Hammel und e<strong>in</strong>e schöne Wie<strong>der</strong>begegnung<br />

mit Lotte Ledl.<br />

WonDerful WorlD, KaMMersPiele<br />

georg Kraft-K<strong>in</strong>z<br />

VORSTAnD RAiFFeiSenLAnDeSBAnK nOe-Wien<br />

e<strong>in</strong> <strong>der</strong>art umfangreiches Stück so verständlich zu<br />

<strong>in</strong>szenieren ist wirklich Kunst. Die Familiengeschichte<br />

ist so <strong>in</strong>teressant erzählt, dass sie mich tief berührt hat.<br />

es gibt nichts Wertvolleres als die Familie. Wir müssen<br />

sorgfältig aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> schauen.<br />

BuDDenBrooKs, theater <strong>in</strong> Der JosefstaDt<br />

Foto Lena Stahl<br />

–––– Unter großzügiger Mithilfe von Sponsoren f<strong>in</strong>anziert, wird mit <strong>der</strong> neuen<br />

Probebühne e<strong>in</strong> lang gehegter Wunsch für die <strong>Josefstadt</strong> Wirklichkeit.<br />

Denn damit erhält das haus wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e dritte spielstätte, wie sie<br />

zuletzt das rabenhoftheater gewesen war. hier sollen <strong>in</strong> produktionen<br />

mit kle<strong>in</strong>erer besetzung vermehrt zeitgenössische Autoren<br />

zu Wort kommen, die <strong>in</strong> den beiden an<strong>der</strong>en spielstätten, <strong>Josefstadt</strong><br />

o<strong>der</strong> Kammerspiele, nicht die richtige resonanz f<strong>in</strong>den würden.<br />

bereits am 29. November 2008 wurde <strong>der</strong> raum <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

präsentiert: allerd<strong>in</strong>gs nicht im rahmen e<strong>in</strong>es theatralen ereignisses,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>es wissenschaftlichen symposions zum Gedenkjahr<br />

2008.<br />

iM syMPosiuM »<strong>Theater</strong> für eliten? – <strong>Das</strong> <strong>Theater</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

1938« g<strong>in</strong>g die <strong>Josefstadt</strong> mit wissenschaftlicher unterstützung<br />

durch das Institut für <strong>Theater</strong>-, Film- und Medienwissenschaft <strong>der</strong><br />

universität Wien <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> eigenen Vergangenheit vor<br />

siebzig Jahren auf den Grund.<br />

–––– Aus dem Leben <strong>des</strong> Friedrich Zawrel:<br />

Den Auftakt für den spielbetrieb machte am 10. Dezember stefan<br />

Gesztis Monolog »... <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrie ist es nicht so schön! –<br />

33 short Cuts aus dem Leben <strong>des</strong> Friedrich zawrel«, <strong>der</strong> auf den<br />

er<strong>in</strong>nerungen <strong>des</strong> spiegelgrund-überlebenden Friedrich zawrel<br />

basiert und e<strong>in</strong> authentisches stück österreichischer zeitgeschichte<br />

darstellt. <strong>Das</strong> Thema wirft anhand e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigartigen schicksals<br />

nachhaltig schatten auf die Vergangenheitsbewältigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten<br />

republik und das Justizverhalten <strong>in</strong> bezug auf Ns-Verbrechen.<br />

frieDrich zaWrel wurde während <strong>des</strong> zweiten Weltkriegs im Alter<br />

von zehn Jahren als »schwererziehbar« am spiegelgrund, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

grauenhaftesten stätten <strong>der</strong> stadt während <strong>der</strong> Ns-zeit, <strong>in</strong>terniert.<br />

er überlebte. 1975 saß er erneut se<strong>in</strong>em damaligen pe<strong>in</strong>iger<br />

he<strong>in</strong>rich Gross gegenüber. Dieser fungierte mittlerweile als e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> gefragtesten Gerichtsgutachter Österreichs und zitierte<br />

ungeniert aus zawrels Ns-Akte aus dem Jahr 1944.<br />

zu e<strong>in</strong>er Verurteilung <strong>des</strong> he<strong>in</strong>rich Gross wegen se<strong>in</strong>er Verbrechen<br />

kam es nie, im Gegenteil: Drei Wochen nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>begegnung<br />

mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er opfer wurde Gross das Österreichische ehrenkreuz<br />

für Wissenschaft und Forschung angetragen.<br />

Wie man solche erfahrungen überlebt? – In dem Monolog heißt es:<br />

»Ich glaube (...), dass die Leute, die sich selber umbr<strong>in</strong>gen, das<br />

<strong>des</strong>halb machen, weil sie am allermeisten leben wollen ... und<br />

dadurch, aus zorn, Angst o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Qualgefühlen alles h<strong>in</strong>schmeißen.<br />

so dicht war ich am Leben nicht dran. Darum gibt es<br />

mich wahrsche<strong>in</strong>lich noch.«<br />

probebühNe<br />

… <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Psychiatrie<br />

short cuts<br />

Zwei Monologe, zwei<br />

Uraufführungen<br />

stehen auf dem<br />

Spielplan <strong>der</strong> neuen<br />

Probebühne. Damit<br />

hat die <strong>Josefstadt</strong><br />

auf dem Dach <strong>der</strong><br />

Sträußelsäle e<strong>in</strong>e dritte<br />

Spielstätte und präsentiert<br />

Texte mit Engagement,<br />

die Lust machen<br />

sollen, Unbekanntes<br />

zu entdecken.<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 19


KAMMerspIeLe<br />

20<br />

<strong>der</strong><br />

gast<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit<br />

dem<br />

Chef<br />

seChs tIpps, daMIt<br />

das essen MIt deM<br />

Chef Klappt!<br />

Was für e<strong>in</strong> Schreck! Gérard<br />

hat für den heutigen Abend<br />

se<strong>in</strong>en Boss zum Aben<strong>des</strong>sen<br />

nach Hause e<strong>in</strong>geladen.<br />

Spontan! Der schockierten<br />

Ehefrau greift e<strong>in</strong><br />

Imageberater helfend unter<br />

die Arme, <strong>der</strong> am liebsten<br />

alles <strong>in</strong> kürzester Zeit<br />

umkrempeln will: Wohnung,<br />

Ehepaar, Konversation,<br />

Styl<strong>in</strong>g – damit <strong>der</strong> Abend<br />

e<strong>in</strong> Erfolg wird. <strong>Das</strong> ist die<br />

Ausgangssituation <strong>der</strong><br />

heiteren Komödie »Der Gast«<br />

<strong>in</strong> den Kammerspielen.<br />

1auf stÄrKen setzen<br />

»rücken sie Ihre stärken <strong>in</strong>s<br />

rechte Licht«, raten Karriereexperten<br />

stets. <strong>Das</strong> gilt auch<br />

für e<strong>in</strong>en Gastgeber: Wer<br />

speisen kocht, die er nicht<br />

beherrscht, wird bald<br />

nervös. Dann geht leicht<br />

etwas schief.<br />

2gute recherche<br />

Was mag Ihr Chef? erkundigen<br />

sie sich über die Vorlieben<br />

<strong>des</strong> Vorgesetzten. und be-<br />

denken sie auch eventuelle<br />

Allergien. hat <strong>der</strong> boss e<strong>in</strong>e<br />

unverträglichkeit, die sie<br />

missachten, kann das fatal<br />

enden.<br />

3strategische terM<strong>in</strong>Planung<br />

Auch <strong>der</strong> Chef hat sich e<strong>in</strong><br />

Wochenende verdient. Laden<br />

sie Ihren Vorgesetzten nie<br />

fürs Wochenende e<strong>in</strong>. beliebte<br />

Tage für e<strong>in</strong> Chef-Menü s<strong>in</strong>d<br />

Donnerstag und Freitag. hier<br />

nimmt <strong>der</strong> stress <strong>der</strong><br />

Arbeitswoche ab.<br />

4gutes BenehMen<br />

br<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> Vorgesetzte<br />

blumen mit, stellen sie sie<br />

sofort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vase – am<br />

besten <strong>in</strong>s esszimmer.<br />

Lassen sie den strauß bloß<br />

nicht unachtsam <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche<br />

stehen. Wenn <strong>der</strong> Chef We<strong>in</strong><br />

schenkt, <strong>der</strong> sogar zum<br />

essen passt, sollten sie ihn<br />

auch gleich Ihrem Gast<br />

anbieten.<br />

5Mit orDnung PunKten<br />

Wenn <strong>der</strong> Chef kommt, muss<br />

alles – wirklich alles – blitzblank<br />

se<strong>in</strong>. Wenn sich e<strong>in</strong><br />

Vorgesetzter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> unaufgeräumtes<br />

zimmer verirrt o<strong>der</strong><br />

über K<strong>in</strong><strong>der</strong>spielzeug auf<br />

dem boden stolpert, wird es<br />

ganz schön pe<strong>in</strong>lich.<br />

6Ke<strong>in</strong>e falschen<br />

Botschaften<br />

Frauen sollten ihren Chef<br />

nicht alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> gar zu<br />

e<strong>in</strong>em Candlelight-D<strong>in</strong>ner<br />

empfangen. besser: Laden<br />

sie ihn zusammen mit se<strong>in</strong>er<br />

Lebensgefährt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. bei<br />

diesem Treffen können sie<br />

auch Ihren partner vorstellen.<br />

Mag. (FH) Emily Walton ist<br />

fixe Redakteur<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

»Karrieren«-Redaktion <strong>des</strong><br />

KURIER. Dreimal wöchentlich<br />

f<strong>in</strong>den Leser <strong>in</strong> den<br />

»Karrieren« Tipps zu Beruf,<br />

Bewerbung und Bildung.<br />

Der gast<br />

von David Pharao<br />

Österreichische<br />

Erstaufführung<br />

Regie: Markus Kupferblum<br />

Mit Therese Lohner,<br />

Werner Sobotka,<br />

Bastian Wilpl<strong>in</strong>ger,<br />

Mart<strong>in</strong> Zauner<br />

KaMMersPiele<br />

FotoS Rita Newman<br />

FotoS Erich Reismann<br />

/ 3<br />

/ 5<br />

Backstage bei<br />

Won<strong>der</strong>ful World<br />

/ 1 Won<strong>der</strong>ful Ladies! Kathr<strong>in</strong> Beck, elke W<strong>in</strong>kens und Lotte Ledl vor dem Auftritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maske. / 2 gut versteckt<br />

h<strong>in</strong>ter dem Bühnenbild: Mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Szene wimmelt es h<strong>in</strong>ter den Kulissen von Bühnenarbeitern mit Requisiten.<br />

/ 3 Die Souffleuse ist nur Zentimeter vom Bühnenportal entfernt bereit. Bis zum nächsten Auftritt heißt<br />

es da für die Schauspieler: bitte warten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seitengasse. / 4 e<strong>in</strong> wahrlich schneller »umzug«: Die gar<strong>der</strong>obiers<br />

wechseln bei Fritz Hammel und Alexan<strong>der</strong> Pschill die Kostüme gleich im gang. / 5 Bravo, gelungene Vorstellung!<br />

Auch beim Schlussapplaus noch gut beobachtet und beschützt von <strong>der</strong> Feuerwehr.<br />

/ 1<br />

bACKsTAGe<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 21<br />

/ 4<br />

won<strong>der</strong>ful<br />

world<br />

/ 2


zuGAbe<br />

22<br />

Tipps<br />

Dieses rössl ist<br />

zuM Wiehern<br />

Viktor Gernot und eva Maria Marold als Leopold und<br />

rösslwirt<strong>in</strong> sorgen geme<strong>in</strong>sam mit dem köstlichen ensemble<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> schräg-schrillen Version <strong>des</strong> »Weißen rössls« für<br />

ausgelassene heiterkeit und ausverkaufte Kammerspiele.<br />

Dieser publikumserfolg geht <strong>in</strong> die zweite spielserie.<br />

Nicht versäumen!<br />

© Lukas Beck<br />

iM Weissen rössl<br />

mit Ruth Brauer-Kvam, Carol<strong>in</strong>e Vasicek, Boris E<strong>der</strong>, Toni Slama,<br />

Mart<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>mair, Christian Futterknecht, Kurt Sobotka u.v.a.<br />

KaMMersPiele<br />

geschenKaBo<br />

geschenK-aBo JosefstaDt: »Floh im ohr«, »Die Wirt<strong>in</strong>«, »Der Talisman«<br />

geschenK-aBo KaMMersPiele: »halpern & Johnson«, »butterbrot«, »e<strong>in</strong>e etwas son<strong>der</strong>bare Dame«<br />

Gute<br />

Unterhaltung<br />

schenken<br />

Xaver<br />

Max-Ophüls-Filmpreis, Nestroy-Preis, Prix du Jury Genf –<br />

aber auch ohne diese renommierten Preise würde dieser<br />

Mann auffallen. Se<strong>in</strong>en ersten Film (»Tempo«) drehte er<br />

als 20-Jähriger unter <strong>der</strong> Regie von Stefan Ruzowitzky,<br />

und seitdem geht es mit se<strong>in</strong>er Karriere rasant bergauf.<br />

Wir freuen uns auf Xaver Hutter <strong>in</strong> »Die Wirt<strong>in</strong>«, ab<br />

Jänner <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong>.<br />

Wie man <strong>Theater</strong>freunden zu Weihnachten Freude macht?<br />

e<strong>in</strong>fach zum hörer greifen und e<strong>in</strong> Geschenk-Abo für die<br />

<strong>Josefstadt</strong> bestellen. Für drei samstagabend-Vorstellungen<br />

zwischen Februar und Juni. <strong>Das</strong> gibt’s <strong>in</strong> fünf verschiedenen<br />

preisklassen, zwischen 47 und 122 euro (zzgl. Gebühren).<br />

Wir beraten sie gern. Tel. 01-42 700-301<br />

© Rita Newman<br />

Foto Erich Reismann<br />

Die Wiener stÄDtische Versicherung<br />

för<strong>der</strong>t heute e<strong>in</strong>e Vielzahl an pro-<br />

jekten aus den bereichen Kunst und<br />

Kultur. Für dieses engagement wurde<br />

Österreichs größte Versicherung<br />

mehrfach mit dem Kunstsponsor<strong>in</strong>gpreis<br />

Maecenas ausgezeichnet.<br />

Für die <strong>Josefstadt</strong> ist die Wiener<br />

städtische Versicherung seit 20 Jahren<br />

e<strong>in</strong> treuer, verlässlicher und starker<br />

partner. Wie lebendig, aktiv und<br />

kreativ diese partnerschaft ist, zeigt<br />

die Vielzahl an projekten, die vom<br />

führenden österreichischen Versicherungskonzern<br />

unterstützt o<strong>der</strong> mit-<br />

entwickelt wurden.<br />

so Konnte z. b. die kostenlose K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

bei Nachmittagsvorstellungen<br />

vor fast zehn Jahren geme<strong>in</strong>sam aus<br />

<strong>der</strong> Taufe gehoben werden. Fundrais<strong>in</strong>gprojekte<br />

wie »ChAIrity» zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

<strong>der</strong> neuen bestuhlung o<strong>der</strong> die<br />

spendenkampagne »renoWIren« für<br />

die Generalrenovierung <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> wurden großzügig<br />

unterstützt. Last but not least zeugt<br />

die Mitgliedschaft im Freundevere<strong>in</strong><br />

von <strong>der</strong> engen Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

beiden <strong>Josefstadt</strong>-häusern.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus stockt die Wiener<br />

städtische Versicherung Jahr für Jahr<br />

das künstlerische budget e<strong>in</strong>zelner<br />

produktionen auf. e<strong>in</strong> beitrag, <strong>der</strong> die<br />

Qualität <strong>der</strong> künstlerischen Leistung<br />

direkt bee<strong>in</strong>flusst. heuer s<strong>in</strong>d es »Floh<br />

im ohr« im <strong>Theater</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong><br />

und »Der Gast« <strong>in</strong> den Kammerspielen.<br />

Die DireKtion Der <strong>Josefstadt</strong> bedankt<br />

sich bei allen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeitern <strong>der</strong> Wiener städtischen<br />

Versicherung und bei Generaldirektor<br />

Dr. Günter Geyer für 20 Jahre wun<strong>der</strong>-<br />

bare zusammenarbeit. Kultur braucht<br />

Wirtschaft. heute mehr denn je.<br />

pArTNer<br />

Pioniere Der<br />

KulturförDerung<br />

Als Sponsor<strong>in</strong>g noch e<strong>in</strong> Fremdwort war und die<br />

För<strong>der</strong>ung von Kultur<strong>in</strong>stitutionen durch private Firmen <strong>in</strong><br />

Österreich noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen steckte, entschloss sich<br />

die Wiener Städtische Versicherung, die <strong>Josefstadt</strong> zu unter-<br />

stützen. Die Geburtsstunde e<strong>in</strong>er Partnerschaft,<br />

die heuer ihr 20-jähriges Jubiläum feiert.<br />

DRAMA – <strong>Das</strong> <strong>Magaz<strong>in</strong></strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Theater</strong>s</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Josefstadt</strong> 23


EDITION<br />

40 legendäre Aufführungen und Komödienklassiker auf DVD.<br />

JETZT NEU! Titel 21 – 40<br />

Jetzt im Handel, unter www.hoanzl.at o<strong>der</strong> per Telefon unter 01/588 93 53 erhältlich!<br />

<strong>Josefstadt</strong>-Nachrichten 12/2008; Österreichische Post AG; Sponsor<strong>in</strong>g Post GZ 03Z035107 S Verlagspostamt 1080 Wien

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