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Heimatbuch - 750 Jahre Eisenbach

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Gemeinde Selters (Taunus)


Impressum<br />

Schriftleitung und Redaktion:<br />

Rudi Otto, Rainer Schorr, Walter Stahl<br />

Herausgeber:<br />

Gemeinde Selters/Taunus<br />

U mschlaggcstaltung:<br />

1 lclmut Rudolph, Maler und Grafiker, Bad Camberg<br />

Ocstnltung, Reproduktion und Druck:<br />

MD&V<br />

Mclncrzhagcncr Druck- und Verlagshaus<br />

Wnllhcr Klimper GmbH & Co. KG<br />

Po111 f'uch 1462, Am Slndion 2<br />

5HH2 Mcl11crzh11gc11<br />

'lblc1'011 (0 23 54) 7 01-Cl, 'lclcx 8 26 222<br />

ISIIN HH 1 Jl•074•7<br />

Mul l'JHII<br />

Digitalisierung:<br />

Frank Noll<br />

(Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers), 2018<br />

N1111h1h11 k 111111 Vcrvlclf'fll1ls1111s Jeglicher Art nur mit<br />

< h111iill111lic1111M d · l lcrn11ssebcrs.


Geleitwort<br />

Zum <strong>Eisenbach</strong>er <strong>Heimatbuch</strong><br />

In den 9 <strong>Jahre</strong>n meiner Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde<br />

Selters/Th. wurde ich häufig von Bürgern und Besuchern des anerkannten<br />

Erholungsortes <strong>Eisenbach</strong> nach einer Chronik befragt. So<br />

freue ich mich ganz besonders, daß aus Anlaß der <strong>750</strong>-Jahr-Feier<br />

durch die Herausgabe des <strong>Heimatbuch</strong>es diese Lücke geschlossen<br />

werden kann.<br />

In unserer Zeit ist es besonders notwendig, die Erinnerung wachzuhalten<br />

und sie an unsere Jugend weiterzugeben. So ist der Wert geschichtlicher<br />

Vergangenheit und der Beschäftigung mit der Heimatgeschichte<br />

unabdingbar. Die Besinnung auf die Vergangenheit und die<br />

Erkenntnis ihrer Leistungen und Fehler spenden jedoch immer wieder<br />

neue Kraft, die Gegenwart zu meistern. Echte 'fradition ist ein belebender<br />

Ansporn zu neuem Schaffen, zur Erhaltung und Weiterentwicklung<br />

der Werte, die uns die Vergangenheit übergeben hat.<br />

Der Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> kann auf eine stolze und bewegte Geschichte<br />

zurückblicken. Die Gemeindegeschichte ist geprägt von einem verantwortungsbewußten<br />

und immer lebendigen Bürgersinn und besonderer<br />

Heimatliebe. Es muß darauf geachtet werden, daß dieser Bürgersinn,<br />

von dem das <strong>Heimatbuch</strong> berichtet, auch in Zukunft erhalten<br />

bleibt und ein gutes und festes Fundament für unsere Heimatgemeinde<br />

ist.<br />

Das <strong>Heimatbuch</strong> ist ein Spaziergang durch Vergangenheit und Gegenwart<br />

- eine Erinnerung in Wort und Bild.<br />

Allen Autoren und der Redaktion, die mit großem Engagement und<br />

unter starkem Zeitdruck an diesem <strong>Heimatbuch</strong> mitgewirkt haben,<br />

da nke ich herzlich.<br />

fch würde mich freuen, wenn dieses Werk das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung weiter verstärkt und viele<br />

interessierte Leser findet.<br />

Selters/ Th., im Mai 1984<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1984 begeht <strong>Eisenbach</strong> seine <strong>750</strong>-Jahrfeier, weil der Ort 1234<br />

erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das Dorf selbst ist mit Sicherheit<br />

älter.<br />

Für die Gestaltung und Durchführung der Jubiläumsfeier formierte<br />

sich ein Festausschuß. Aus diesem Festausschuß heraus wurde ein<br />

Arbeitskreis gebildet, der den Auftrag hatte, ein „<strong>Eisenbach</strong>er <strong>Heimatbuch</strong>"<br />

zu verfassen. Bisher liegt ein solches Werk über das Dorf<br />

noch nicht vor.<br />

Der „Arbeitskreis <strong>Heimatbuch</strong>" konstituierte sich am 21. April 1983.<br />

Die Leitung des Arbeitskreises übernahm Rudi Otto.<br />

Für die Grundkonzeption des Bandes wurde festgelegt:<br />

Das Buch wird in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten Teil sollen auf<br />

wissenschaftlicher Grundlage Informationen vermittelt werden über<br />

die geologische, politische, soziologische und kulturelle Entwicklung<br />

<strong>Eisenbach</strong>s bis zur Gegenwart. Wenn es zum besseren Verständnis<br />

notwendig erscheint, werden Beziehungen zur Allgemeingeschichte<br />

hergestellt.<br />

In den zweiten Teil sollen Erzählungen, Berichte, Beschreibungen<br />

und Sagen aus <strong>Eisenbach</strong>s Vergangenheit eingebracht werden.<br />

Außerdem erhalten die Vereine Gelegenheit zur Selbstdarstellung.<br />

Nachdem man sich über die Themenbereiche einig war, wurden die<br />

Bearbeiter der zugehörigen Beiträge benannt. Damit der Umfang in<br />

vertretbarem Rahmen bleiben würde, wurden den Autoren Richtlinien<br />

für die Seitenzahl ihrer Manuskripte vorgegeben.<br />

Am Ende des <strong>Jahre</strong>s 1983 wurde aus dem Arbeitskreis ein „Redaktionsausschuß"<br />

berufen, dem die Unterzeichneten angehörten. Dieser<br />

las alle eingegangenen Beiträge, räumte Widersprüche aus, unterbreitete<br />

gegebenenfalls den Autoren Kürzungs- und Änderungsvorschläge,<br />

stellte weiteres Quellenmaterial zur Verfügung und erarbeitete<br />

die endgültige Gliederung.<br />

Der Inhalt des <strong>Heimatbuch</strong>es ist natürlich mitbestimmt durch die Arbeitsweise<br />

der einzelnen Autoren und die benutzten Quellen. Grundsätzlich<br />

sind die Verfasser für ihren Artikel verantwortlich. Da den<br />

Autoren nur ein begrenzter Raum zur Verfügung stand, sie zum Teil<br />

unter Zeitdruck arbeiten mußten und zudem die Geschichtsforschung<br />

ständig weitere Erkenntnisse gewinnt, kann kein Kapitel thematisch<br />

als endgültig abgeschlossen betrachtet werden.<br />

J oscf Wältermann<br />

U!lrgermeister<br />

Die Quellenangaben sind den jeweiligen Beiträgen angefügt, damit<br />

einerseits eine gute Lesbarkeit gewährleistet ist, andererseits aber<br />

3


auch „ wissenschaftliche Neugierde" schnell befriedigt werden kann.<br />

Auf die Erstellung eines Registers mußte allerdings aus Zeitmangel<br />

verzichtet werden.<br />

Die Anordnung der Kapitel soll die Grobgliederung des Buches widerspiegeln.<br />

Nach einem Einblick in die Erd- und Landschaftsgeschichte<br />

<strong>Eisenbach</strong>s sowie vorgeschichtliche Spuren in der Gemarkung<br />

erfolgt ein chronologisch aufgebauter Überblick über die<br />

politisch-soziologische Entwicklung bis zur Gegenwart. Anschließend<br />

werden spezielle Bereiche der Ortsgeschichte näher behandelt: Kirche,<br />

Schule, Familien. Der Geschichte des „Hof zu Hausen" ist wegen<br />

seiner Nähe zu <strong>Eisenbach</strong> ein eigener Beitrag gewidmet (Abschnitte<br />

A - F). Wie man in <strong>Eisenbach</strong> früher lebte und heute lebt,<br />

zeigt ein Abschnitt unseres Buches, der vorwiegend auf persönlichen<br />

Eindrücken basiert (Abschnitte G - K).<br />

Zur Verfügung gestellte Bilder und Grafiken wurden wegen ihres anschaulichen<br />

Informationscharakters dort eingefügt, wo es von der<br />

Thematik her angemessen erschien. Weitere Bildquellen, die einen<br />

Einblick in die Geschichte und Lebensweise <strong>Eisenbach</strong>er Epochen<br />

vermitteln, ergänzen das <strong>Heimatbuch</strong> in einem besonderen Bildanhang.<br />

Abschließend danken die Unterzeichner im Namen der Autoren allen<br />

Institutionen und Bürgern, welche durch Bereitstellung von Bildern,<br />

Zeichnungen sowie Informationen mündlicher und schriftlicher Art<br />

zur Herausgabe des „<strong>Eisenbach</strong>er <strong>Heimatbuch</strong>es" beigetragen haben.<br />

Verzeichnis der Autoren<br />

Bachmann, Heinrich; Adolf-Reichwein-Str. 9; 6250 Limburg-Dietkirchen.<br />

Gensicke, Hellrnuth Dr.; Tannhäuserstr. 4; 6200 Wiesbaden.<br />

Hamm, Walter; Bergstr. 26; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Hartmann, Berthold; Bergstr. 50; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Hartmann, Norbert; Hohlweg 11; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Kaiser, Mechtild; Kirchstr. 2; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Köhler, Willi; Waldstr. 8; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Kreppel, Klaus Dr.; Beuthener Str. 4; 4800 Bielefeld 17.<br />

Otto, Rudi; Taunusblick 6; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Pachali, Eike Dr.; Schloß Biebrich/ Ostflügel; 6200 Wiesbaden,<br />

Plescher, Cilly; Uhlandstr. I; 6277 Bad Camberg.<br />

Rembser, Franz Josef; Bergstr. 52; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Schorr, Rainer; An der Heth I; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Schuller, Gerhard; Grabenstr. 3; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Stahl, Walter; Hauser Weg 1; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Stengel-Rutkowski; Witigo Dr.; Leberberg 9 - 11, 6200 Wiesbaden.<br />

Wältennann, Josef; Brunnenstr. 44; 6251 Selters-Niederselters.<br />

Weil, Bernd; Helenenstr. 10; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Weil, Bernhard; Grabenstr. 18; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Wolf, Rudolf Prof. Dr.; Fichtenstr. 3; 6274 Hünstetten-Oberlibbach.<br />

Zobel, Rüdiger; Rhönstr. 1; 6277 Bad Camberg-Wi.irges.<br />

Zöller, Dieter; An der Heth 10; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Zöller, Paul; Helenenstr. 5; 6251 Selters-<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Rudi Otto<br />

Rainer Schorr<br />

Walter Stahl<br />

4


Jn11'tl(sv rz i ·hnis<br />

Seite<br />

,clci1 worl . ...... , .. . .. , . . , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Zum 1iscnbachcr <strong>Heimatbuch</strong> . . , .... ... , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Verzeichnis der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

A. Witigo Stengel-Rutkowski: Die geologischen Verhältnisse im Gebiet von <strong>Eisenbach</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Eike Pachali: Die <strong>Eisenbach</strong>er Hügelgräber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

B. Hellmuth Gensicke: Vom Mittelalter zur Neuzeit - <strong>Eisenbach</strong> von 1234 bis 1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Rudolf Wolf: Die Ermordung des <strong>Eisenbach</strong>er Schultheißen Peter Bullmann im <strong>Jahre</strong> 1660 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Bernd Weil: Die historische und politische Entwicklung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> von 1848 bis 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Josef Wältermann: Entwicklung der Finanzen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Rainer Schorr /Willi Köhler /Paul Zöller:<br />

Von der „Stunde Null" bis zum Ende der Selbständigkeit - <strong>Eisenbach</strong> von 1945 bis 1974. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Josef Wältermann: <strong>Eisenbach</strong> in der Großgemeinde Selters/Taunus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

<strong>Eisenbach</strong> auf einen Blick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Rudi Otto/ Josef Wältermann: <strong>Eisenbach</strong> - anerkannter Erholungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Berthold Hartmann/Heinrich Bachmann: Aus der Flurgeschichte, Flurnamen mit Gemarkungskarte. . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Berthold Hartmann/ Rüdiger Zobel: Gemeindewald und Waldortsnamen mit Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

C. Franz-Josef Rembser: Aus der Geschichte der katholischen Kirchengemeinde <strong>Eisenbach</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

D. Rudi Otto: Aus der <strong>Eisenbach</strong>er Schulgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

E. Klaus Kreppel/Bernhard Weil: Alte <strong>Eisenbach</strong>er Familien ... . . . . .. . ........ .. . . ......... .... ... .............. 115<br />

F. Bernd Weil: Die Geschichte des Hofes zu Hausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

G. Zeitzeugen erzählen<br />

Unbekannter Verfasser: Wie man im <strong>Jahre</strong> 1882 die goldene Hochzeit in <strong>Eisenbach</strong> feierte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

Adam <strong>Eisenbach</strong> -t: Kirchweih am 25. September 1898 ............................................... . ....... 125<br />

Cilly Plescher: Erinnerungen eines Flüchtlingsmädchens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127<br />

H. <strong>Eisenbach</strong>er Vereine stellen sich vor<br />

Walter Stahl: Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Vereinsgeschichten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

1. Aus unserem dörflichen Leben - <strong>Eisenbach</strong> in Sagen und Erzählungen<br />

Bernd Weil: Einleitung zu den Sagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />

Paul Altmann -t: Der Graf-Hanse-Tisch ................................................................... 154<br />

Paul Altmann -J-: Der Schwan im <strong>Eisenbach</strong>er Gemeindewappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />

Mechtild Kaiser/Willi Köhler: Das dörfliche Leben um die Jahrhundertwende und später . . . . .... . .. ........... .. .. 155<br />

Mechtild Kaiser: Religiöse und weltliche Sitten und Bräuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />

Gerhard Schuller: Die <strong>Eisenbach</strong>er Kerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />

K. Markante Persönlichkeiten<br />

Rainer Scharr: Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170<br />

Johann Heep 't: Der „Bruder Johann" von <strong>Eisenbach</strong> ............................. . ......................... 170<br />

Paul Zöller: Wilhelm Kühn - Polizeidiener in <strong>Eisenbach</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171<br />

Walter Harnrn: Heinrich Muth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172<br />

Dieter Zöller: Franz Grimm - de Noahlschrnid . .. ... .. ............ ........ ....... .. ...... ..... .. . . ......... 173<br />

Willi Köhler: Balzer Oram - Der Feldschütz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174<br />

Der Gemeindediener Zöller Hannes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

Der lb . . ......... . . . ..... . .. ... ... ..... . .................................................. 175<br />

Karl Ricker - Naturbursche und Jäger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

Norbert Hartmann: Heinrich Dorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />

L. Bildanhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />

Bildquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210<br />

5


Die variscische Faltung<br />

Vor rd. 300 Millionen <strong>Jahre</strong>n wurden die gesamten Schichten des teilweise<br />

beschriebenen Meerestroges durch gewaltigen Druck von Südosten<br />

zu einem Hochgebirge zusammengeschoben und aufgefaltet. Die<br />

schräg gestellten, in Falten gelegten Schichten, zum Teil zerrissen und<br />

flach übereinander geschoben, wie im ehemaligen Tonwerk <strong>Eisenbach</strong><br />

gut zu beobachten, kennzeichnen das Rheinische Schiefergebirge,<br />

in dessen südöstlichen Teil, dem Taunus im weiteren Sinne, <strong>Eisenbach</strong><br />

nun liegt. Die Schichten fallen überwiegend nach Südosten ein,<br />

die Falten sind nach Nordwesten überkippt.<br />

Mit der Faltung rissen senkrecht zu den Faltenachsen, parallel zum<br />

Faltungsdruck tiefe Spalten auf und füllten sich mit Kieselsäure, örtlich<br />

auch mit Erzlösungen. Die heißen Lösungen zersetzten die Spalten<br />

begrenzenden Gesteine, besonders die tonigen Schiefer, zu weißen<br />

Kaolintonen. Zeugnisse dieser Vorgänge sind die Nordwest streichenden<br />

Quarzgänge zwischen Ohlandsberg und Hauser Hof, der „weiße<br />

Stein" südlich <strong>Eisenbach</strong>, die tonig zersetzten Schiefer des ehemaligen<br />

Tonwerkes, die außerhalb der Gemarkung gelegenen Tongruben<br />

an der Hessenstraße, die Buntmetallerzgänge der Gruben „Vereinigung"<br />

und „Neue Hoffnung" am Steinfels.<br />

Die jüngere geologische Geschichte<br />

Mehr als 250 Millionen <strong>Jahre</strong> war das Gebiet von <strong>Eisenbach</strong> nun ein<br />

gebirgiges Festland, das über Flüsse Abtragungsschutt in benachbarte<br />

Senken und Meeresräume lieferte. Dabei wurde das Gebirge allmählich<br />

niedriger, bis nur noch ein nur mäßig erhöhter Gebirgsrumpf<br />

übrig blieb. Aus dieser langen Zeit gibt es keine Zeugnisse um <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Sie liegen erst wieder aus der Tertiärzeit vor, die vor rd. 50 Millionen<br />

<strong>Jahre</strong>n begann. Der Taunus war damals eine schwa.ch wellige<br />

Hochfläche. Zwischen dem Osttaunus und dem Westtaunus formte<br />

sich eine die Faltenstrukturen schneidende Quersenke heraus, die<br />

,,Idsteiner Senke", die sich über den Goldenen Grund zum Limburger<br />

Becken und Westerwald hin erstreckte. Über sie entwässerte ein<br />

Flußsystem nach Nordwesten, während sich südlich des Taunus wieder<br />

das Meer heranschob. Zeugen dieses Flußsystems sind helle<br />

Quarzkiese und -sande (mit Quarzitgeröllen), die unter den Ackerböden.im<br />

Neuen Feld bis zur Hessenstraße verbreitet sind. Örtlich wurden<br />

auch helle Tone abgelagert, über denen später kleine Moorbildungen<br />

entstanden (z. B. am Birkenhof).<br />

Spätestens mit dem Vulkanismus des Westerwaldes, der sich im Taunus<br />

nur durch einige punktförmige Basaltvorkommen äußerte, dort<br />

aber zu flächenhaften Basaltlagern führte, wurde der alte Gebirgsrumpf<br />

im Schollen zerbrochen. Zu den alten variscischen Richtungen<br />

(Nordost und Nordwest) traten jetzt neue Richtungen: die Nord-Südund<br />

Ost-West-Richtung. Sie boten an Kreuzungspunkten da und dort<br />

gi.lnslige Voraussetzungen für den Aufstieg gasförmiger Kohlensäure<br />

aus dem Erdmantel, die wiederum warmes mineralisiertes Grundwasser<br />

aus tiefen Klüften mitriß: die Entstehungsbedingungen für das bekannte<br />

„Selterswasser", das allerdings bis heute nicht in der Gemarkung<br />

<strong>Eisenbach</strong> nachgewiesen wurde, obwohl es an tiefen Bohrungen<br />

dort nicht gefehlt hat.<br />

Das Schollenmosaik der zerbrochenen Rumpffläche schuf auch die<br />

Voraussetzungen für das moderne Gewässernetz. Im Jungteriär und<br />

Pleistozän hob sich der Osttaunus (Feldberg-Pferdskopf-Kuhbett)<br />

stärker heraus als die westlich angrenzenden Gebiete des Taunus. Im<br />

Bereich der ldsteiner Senke und dem Gebiet bis zur Aar traten sogar<br />

Absenkungen auf: man findet ursprünglich hoch gelegene tertiäre<br />

Quarzkiese örtlich noch bis 50 m tiefer als das heutige Emsbachtal.<br />

Erst westlich der Aar bis zum Mittelrhein hebt sich der Taunus wieder,<br />

wenn auch langsamer als der Osttaunus.<br />

Während der Eiszeiten, die etwa vor 1 Million <strong>Jahre</strong>n begannen und<br />

vor rd. 10.000 <strong>Jahre</strong>n endeten, wechselten Perioden der Sedimentation<br />

von Sand und Kies der Bäche mit solchen der Erosion und der<br />

Talformung. Dabei entstanden mehrere Fluß- und Bachterrassen, die<br />

freilich vielfach durch die weitergehenden tektonischen Schollenbewegungen<br />

verwischt und überprägt werden. Auf den Hochflächen lagerte<br />

sich ein lehmiger Deckschutt ab, der schon bei geringer Hangneigung<br />

unter Tundrenklima mit ständigem Auftauen und Frieren<br />

des Bodens ins Fließen geriet. Zeugnisse solchen Bodenfließens während<br />

der Eiszeiten kann man gelegentlich in am Hang im Deckschutt<br />

angelegten Baugruben sehen. Wichtigste eiszeitliche Ablagerung aber<br />

ist der Löß, ein feiner kalkhaltiger Flugstaub, der im Goldenen<br />

Grund örtlich mehrere Meter mächtig werden kann und die Grundlage<br />

für seine Fruchtbarkeit abgibt.<br />

1<br />

Mit dem Auftreten des Menschen, vor allem mit seinen „Landnahmen",<br />

seiner Siedlungstätigkeit, seinen Rodungen werden in mehreren<br />

Schüben Lehmmassen in die Täler geschwemmt und bilden dort<br />

den humusreichen Auelehm. Noch immer heben sich Gebirgsschollen,<br />

beeinflussen Talrichtungen und -gefälle. Gelegentlich bringen<br />

Erdbeben diese Aktivität in unser Bewußtsein. Die jüngsten dabei<br />

entstandenen Klüfte, noch nicht mit Lehm zugeschwemmt, sind die<br />

wichtigen natürlichen „Dräne" für das Grundwasser. Etwa Nord­<br />

Süd und Ost-West verlaufende Kluftzonen haben sich hierbei für die<br />

Wassererschließung innerhalb des sonst grundwasserarmen Schiefergebirges<br />

bewährt.<br />

Nutzanwendungen aus den geologischen Verhältnissen<br />

Silberhaltiges Bleierz wurde zwischen 1816 und 1901 in der Grube<br />

.. Vereinigung" südöstlich des Ortes <strong>Eisenbach</strong> abgebaut. Der Abbau<br />

erfolgte zunächst in vier großen Fingen im „Spähnerfeld", ab 1889<br />

auch im Tiefbau. Hierfür wurden bei 225 m über NN ein Maschinenschacht<br />

und von ihm aus drei Abbausohlen, die tiefste bei 164, 72 m<br />

über NN, angelegt. Die Grube baute auf einem Nordwest verlaufen-<br />

8


clen lirl ung. lli11e111 Os1-WcHt v ·rtuul'·nd n llu11g gi11 cn lkrgbuuvcrsuche<br />

im Feld „Neue Hoffnung" am SLcinl'cls nach. überliefert<br />

sind einige Pingen und ein kurzer, im <strong>Jahre</strong> 1901 angelegter Stollen.<br />

Beide Grubengebäude unterstanden zuletzt der Gewerkschaft<br />

,,David-Vereinigung", die von rheinischen Kaufleuten (u. a. K. Hobert<br />

und B. Barry) finanziert wurde.<br />

Bergbau auf Roteisenstein ging in den Feldern „Königsheck",<br />

„Recht", ,,Gottessegen" und „Herrenwald" zwischen 1859 und 1925<br />

um (Distrikte „Lindenmark" und „Auf den Tannen"). Im Feld<br />

„Königsheck" (Besitzer 1859: J. Mannesschrnidt, Münster, ab 1955<br />

Firma Harz-Lahn-Erzbergbau GmbH) entstand um 1900 ein 8 m tiefer<br />

Versuchsschacht. Im Feld „Recht" (Besitzer 1859: Adam, Herr zu<br />

Villmar und Konz, ab 1919 Firma M. Flechtheim, Düsseldorf, später<br />

Firma Krupp, Essen) wurden zwischen 1894 und 1901 mehrere, bis 38<br />

m tiefe Schächte angelegt. Im <strong>Jahre</strong> 1925 hat Ph. Bantz aus Wolfenhausen<br />

noch 148 t Erz dort gewonnen. Aus den beiden anderen Feldern<br />

sind nur ein oder zwei Versuchsschächte bekannt 1 •<br />

Einige Verleihungen auf Schiefer finden sich im oberen (Felder<br />

„Bertha II" und „Käthchen") und unteren (Felder „Minna II" und<br />

,, Carl VII") <strong>Eisenbach</strong>tal.<br />

Ein Frankfurter Konsortium betrieb in den 60er bis 70er <strong>Jahre</strong>n den<br />

Abbau tonig zersetzter Ton- und Siltschiefer des obersten Unterdevon<br />

in sog. Tonwerk. Die gemahlenen Schiefer ergaben einen rot<br />

brennenden Ton und Magerungsmittel für fette Tone. Sie bestanden<br />

im Wesentlichen aus illitischem Ton, Glimmer und mehr als 50 %<br />

Quarz. Das Vorkommen ist durch insgesamt 38 Bohrungen bis 20 m<br />

Tiefe erforscht worden.<br />

Fundament- und Bausteine wurden aus Sandsteinen und Grauwacken<br />

des Oberems (Steinbruch Festhalle) und dem Emsquarzit<br />

bzw. dem Diabas am Steinfels gewonnen.<br />

Wichtigster Bodenschatz der Gemarkung ist das Grundwasser. Es trat<br />

Ende des 19. Jh. an die Stelle des oft Seuchen auslösenden oberirdischen<br />

Wassers. Im <strong>Jahre</strong> 1906 erhielt <strong>Eisenbach</strong> eine zentrale Wasserversorgung,<br />

die zunächst aus einer Sickerfassung in der Moorwiese<br />

nördlich der Ortschaft beliefert wurde.<br />

In den <strong>Jahre</strong>n 1934/35 wurde der Frondorfer Born, im <strong>Jahre</strong> 1948 der<br />

Humborn im <strong>Eisenbach</strong>tal zwischen der Mariengrotte und dem Hof<br />

Wiesengrund angeschlossen, möglicherweise schon im Mittelalter bekannte<br />

Gewinnungsorte.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1950 wurde am Froschpfuhl am östlichen Ortsausgang<br />

durch die Bohrfirma Raub, Frankfurt a. M.-Sindlingen, als einer der<br />

ersten im Kreise Limburg ein 34 m tiefer Bohrbrunnen gebaut. Die<br />

anfangs sehr beachtliche Leistung ging Ende der 60er <strong>Jahre</strong> durch<br />

Eisen- und Manganausfällungen sehr stark zurück. Nach zwei Unters11chu11gsbohrn11gc<br />

11 im Bereich des Zusammenflusses des Hauser Baches<br />

mit dem <strong>Eisenbach</strong> wurde im <strong>Jahre</strong> 1971 durch die bayerische<br />

Bohrfirma Etschel u. Meyer der zweite Bohrbrunnen „Bruchwiese"<br />

73 m tief niedergebracht. Seine hohe Leistung dürfte auch unter Berücksichtigung<br />

eines gewissen Rückganges eine ausreichende Basis<br />

für die <strong>Eisenbach</strong>er Wasserversorgung sein. Er erbrachte im Pumpversuch<br />

immerhin 13,5 1/s eines allerdings wieder etwas eisenhaltigen<br />

- für <strong>Eisenbach</strong> typischen - Taunusgrundwassers. Anschließend<br />

wurde im <strong>Jahre</strong> 1972 an Stelle des alten Brunnens am Froschpfuhl ein<br />

60,5 m tiefer neuer Brunnen in der „Bleichwiese" angelegt, der wiederum<br />

eine ausgezeichnete Leistung erbrachte, so daß nunmehr die<br />

Wasserversorgung der Gemeinde auf zwei starken Beinen ruht. Ein<br />

weiterer Bohrversuch für den mit Grundwasser weniger gut ausgestatteten<br />

Ortsteil Haintchen ist z. Z. im oberen <strong>Eisenbach</strong>tal nahe<br />

dem Gasthaus „Hubertushof" im Gange.<br />

Die Geologie hat <strong>Eisenbach</strong> eine schöne und abwechslungsreiche<br />

Landschaft hinterlassen, in der es noch für viele etwas aus der langen<br />

Entstehungsgeschichte zu entdecken gibt. Sie dürfte den Einwohnern<br />

über die Jahrhunderte vertraut und liebenswert geworden sein. Der<br />

Untergrund versorgte seine Bewohner lange Zeit mit Wasser, Nahrung,<br />

Baustoff und Einkünften. Er prägte damit das Bild von Dorf<br />

und Gemeinde. Wir sollten diese Heimat gewordene Geologie nicht<br />

überfordern und ihre Kräfte nutzen, nicht verachtent<br />

Quellenangabe:<br />

1) Alle Angaben über den Erzbergbau in der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong> stammen aus dem Bergamt<br />

Weilburg.<br />

Literatur:<br />

KOCH, C. (1886)<br />

Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, Lfg. 31, Blatt <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Gr.-Abt. 67, No 42, Berlin.<br />

MITTMEYER, H. G. (1974)<br />

Zur Neufassung der Rheinischen Unterdevon-Stufen, Mainzer geowiss. Mitt. 3, S. 69 - 79, 2 Tab.,<br />

Mainz.<br />

SOLLE, G. (1972)<br />

Abgrenzung und Untergliederung der Oberems-Stufe mit Bemerkungen zur<br />

Unterdevon/ Mitteldevon-Grenze. Notizbl. hess. L.-Amt Bodenforsch., 100, S. 60 - 91, 2 Abb.,<br />

Wiesbaden.<br />

SCHLOSSMACHER, K. (]928)<br />

Erläuterungen zur Geologischen Kte. von Preußen und benachbarten deutschen Ländern, Lfg.<br />

253, BI. Grävenwiesbach, 47 S., Berlin.<br />

2. ergänzte Auflage (1983): Erl. geol. Kte. Hessen 1:25.000, BI. 5616 Grävenwiesbach, 94 S., 5<br />

Abb., 5 Tab., I Taf., Wiesbaden.<br />

9


Eike Pachali<br />

Die <strong>Eisenbach</strong>er Hügelgräber<br />

Zwei Kilometer nordöstlich von <strong>Eisenbach</strong> liegt im Waldgebiet<br />

,,Struth" an der „Hessenstraße", an der L 3449 zwischen Niederselters<br />

und Haintchen, ein großes Grabhügelfeld. Die nächstgelegenen<br />

Hügel sind von der Landstraße etwa 30 m entfernt und von dort aus<br />

nicht leicht zu sehen. Daher mag es kommen, daß dieses Grabhügelfeld<br />

erst 1961 bekannt wurde: Der damalige Forstassessor Heinemann<br />

erstattete in diesem Jahr eine Fundmeldung nach Wiesbaden.<br />

Er meldete etwa 25 bis 30 Grabhügel, Durchmesser der Hügel 5 bis 20<br />

m, zwei der höchsten Hügel seien angegraben.<br />

Zwanzig <strong>Jahre</strong> später wurden die Arbeiten für ein Inventar aller vorund<br />

frühgeschichtlichen Funde im ehemaligen Kreis Limburg begonnen<br />

(von Frau Dr. Oda Kriese!; für den Oberlahnkreis, die zweite<br />

Hälfte des heutigen Kreises Limburg-Weilburg, liegt ein solches Inventar<br />

von Dr. Karl Wurm -t seit 1965 vor). Ein Inventar dieser Art,<br />

eine „archäologische Kreisbeschreibung", soll alle bis zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt bekannt gewordenen Funde des behandelten Gebiets<br />

vorlegen mit Abbildungen und Plänen. Daher wurden auch die<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Grabhügel im September 1982 von der Abteilung ffu"<br />

Vor- und Frühgeschichte des Landesamts für Denkmalpflege Hessen<br />

aufgemessen in einen Plan im Maßstab 1:1.000.<br />

Diese Aufmessung ergab zunächst und nicht unerwartet eine Verdoppelung<br />

der Zahl der Hügel: Die geschulten Augen des Vermessungsfachmannes<br />

sehen nahezu alle nicht natürlich entstandenen Veränderungen<br />

im Gelände. Aber erst der verantwortliche Archäologe entscheidet<br />

nach einer nochmaligen Inaugenscheinnahme jedes einzelnen<br />

Hügels darüber, welcher Hügel als Grab-Hügel angesehen werden<br />

kann. Diese Arbeit ist in <strong>Eisenbach</strong> noch nicht geschehen, daher<br />

kann auch der genannte Plan hier noch nicht vorgelegt werden. Frau<br />

Dr. 0. Kriesel wird ihn im schon erwähnten Limburger Inventar bringen.<br />

Unsere <strong>Eisenbach</strong>er Hügel sind mehrheitlich rundliche Hügel, die eine<br />

Höhe von etwa 0,30 m (die niedrigsten) bis 1,90 m aufweisen, der<br />

Durchmesser am Hügelfuß beträgt etwa 8 bis 32 m. Diese Hügel sind<br />

als Begräbnisplätze des vorgeschichtlichen Menschen entstanden. In<br />

den archäologischen Zeitabschnitten der späteren jüngeren Steinzeit<br />

gegen 2000 vor Christus (seltener), in der Hügelgräberbronzezeit um<br />

1500 vor Christus und vor allem in und kurz nach der Hallstattzeit um<br />

500 vor Christus war es hierzulande üblich, die Toten, ob unverbrannt<br />

oder verbrannt, unter oder in einem künstlich angelegten Hügel<br />

beizusetzen.<br />

In einem einzelnen Hügel können auch mehrere Gräber angelegt sein.<br />

Es gibt Anzeichen, daß ein sozial herausgehobener Toter in der Hügelmitte<br />

bestattet wurde und um ihn herum vielleicht Mitglieder seiner<br />

Familie oder Klientel. Es kommt auch vor, daß ein einmal bestehender<br />

Grabhügel später erneut für Grablegen benutzt wurde, dabei<br />

auch erneut aufgehöht wurde.<br />

Datieren können wir die Gräber und damit die Grabhügel nach den<br />

Beigaben, meist Tongefäßen, in denen einmal Speise und Trank mitgegeben<br />

waren; außerdem finden sich öfter Trachtbestandteile, meist<br />

aus Bronze, gelegentlich in der Hallstattzeit auch eiserne Gerätschaften<br />

oder Waffen. Meist bewirkt das gut durchlüftete und kalkarme,<br />

aufgehäufte Erdreich der Grabhügel, daß vom Skelett oder den verbrannten<br />

Knochen nur wenig geborgen werden kann, auch die bronzenen<br />

und vor allem die eisernen Beigaben sind oft schlecht erhalten<br />

und lösen sich nach einiger Zeit ohne gute Restaurierungsmaßnahmen<br />

gänzlich in Rost auf.<br />

Aus den <strong>Eisenbach</strong>er Grabhügeln sind Funde in neuerer Zeit nicht<br />

bekannt geworden. Einige beschädigte Hügel, darunter vor allem der<br />

größte und zentrale Hügel in der Mitte des Hügelfeldes zeigen jedoch,<br />

daß nicht mehr alle Hügel unberührt sind: Durch die trichterförmige<br />

Eingrabung in den genannten Hügeln haben Befugte oder Unbefugte<br />

vielleicht im vorigen Jahrhundert versucht, Funde herauszuholen.<br />

Möglicherweise findet die Bearbeiterin des Limburger Inventars im<br />

Wiesbadener Museum oder anderswo noch Nachrichten dazu. Jetzt<br />

jedenfalls müssen wir die zeitliche Bestimmung unserer Hügel in <strong>Eisenbach</strong><br />

offen lassen und können nur vermuten, daß auch hier die<br />

meisten Gräber in die Hallstattzeit fallen dürften: Von den zwei Kilometern<br />

westlich gelegenen Grabhügeln im Oberbrechener Wald um<br />

die Wallanlage Alteburg sind wenige Hallstattfunde bekannt, von<br />

zwei Grabhügeln südwestlich von Münster im Weyerer Wald sind keine<br />

Funde bekannt, ebenso nicht von weiter nördlich gelegenen Grabhügeln<br />

im Villmarer Wald. Unweit von Camberg dagegen sind bei einer<br />

neueren Ausgrabung zahlreiche Gräber der Hallstattzeit zutage<br />

gekommen, als dort bei einer unabweisbaren Straßenverbreiterung einige<br />

Grabhügel zerstört und vorher ausgegraben wurden.<br />

Auch in <strong>Eisenbach</strong> kommt nun sicher die Meinung auf, daß sich dies<br />

Problem doch leicht durch eine Ausgrabung lösen lasse, ein ausgegrabener<br />

Hügel könne doch schon viel weiterhelfen.<br />

10


Dazu ist mehreres zu sagen. Einmal ist es nicht damit getan, mit einem<br />

oder mehreren Grabinventaren nur die Sammlungen der Museen<br />

zu erweitern, sondern bei jedem in neuerer Zeit ausgegrabenen Hügel<br />

sind die Beobachtungen zur Errichtung des Hügels und zum Grabbrauch<br />

mindestens genauso wichtig; dies kann nur der Fachmann erkennen<br />

und dokumentieren. Die Abteilung Vor- und Frühgeschichte<br />

des Landesamts für Denkmalpflege Hessen ist jedoch auf absehbare<br />

Zeit nur mit sogenannten Notgrabungen beschäftigt: Wenn eine archäoligische<br />

Fundstelle sonst unbeobachtet zerstört würde, z. B.<br />

durch den Straßenbau oder durch die Anlage eines Neubauviertels,<br />

muß eine Ausgrabung vorher stattfinden. Forschungsgrabungen an<br />

ungefährdeten Objekten sind nicht möglich und großenteils auch gar<br />

nicht wünschenswert: Jede Ausgrabung bedeutet auch eine Zerstörung,<br />

und daher ist der Erhaltung eines Denkmals grundsätzlich der<br />

Vorzug zu geben vor einer Ausgrabung.<br />

Unsere <strong>Eisenbach</strong>er Grabhügel sind, wie schon angesprochen, Bodendenkmäler,<br />

zu denen außerdem Wallanlagen gehören sowie auch<br />

die obertägig nicht mehr sichtbaren Ansiedlungen und Gräber aus<br />

vor- und frühgeschichtlicher Zeit, um nur die wichtigsten zu nennen.<br />

Sie alle sind durch das Hessische Denkmalschutzgesetz vor Veränderungen<br />

oder Beschädigungen geschützt und müssen bei allen Planungen<br />

berücksichtigt werden. Unser Bestreben muß es sein, möglichst<br />

viele dieser Denkmäler für die nächsten Generationen unversehrt zu<br />

erhalten.<br />

Daher sei die Bitte angeschlossen, hier auf keinen Fall auf eigene<br />

Faust Nachforschungen zu versuchen, die das Hessische Denkmalschutzgesetz<br />

auch ausdrücklich untersagt.<br />

Beobachtungen aber bei Bau- oder Kanalausschachtungen oder Funde<br />

von frischgepflügten Äckern können uns helfen, das Bild der vorund<br />

frühgeschichtlichen Besiedlung von <strong>Eisenbach</strong> ganz wesentlich<br />

zu erweitern. So kennen wir bisher in <strong>Eisenbach</strong> außer den Grabhügeln<br />

an archäologischen Funden und Fundstellen nur eine wohl mittelalterliche<br />

oder neuzeitliche Eisenschlackenhalde im „Herrnwald";<br />

auch noch unbekannt ist eine Siedlungsstelle, wo die Erbauer der<br />

Grabhügel vor 2.500 <strong>Jahre</strong>n gewohnt haben könnten.<br />

11


11 -llinuth Gensicke<br />

Vom Mittelalter zur Neuzeit<br />

1 ~is ·nbach von 1234 bis 1848<br />

1 )h• Anfänge<br />

lkl ·incm Streit um die Besetzung der Kirche zu Heftrich wird unter<br />

d ·11 za hlreichen Zeugen auch der Pleban, der Pfarrer, Walpert zu<br />

11 ~c..· 11hnch 1234 zuerst genannt 1 • Damit wird zugleich, durchaus zufäl-<br />

1 p„ dus Dorf <strong>Eisenbach</strong> zum ersten Mal erwähnt. Sein Name, 12341<br />

11 11 11275 lscnbach2, kommt so noch 1507 3 vor. Erst in den folgenden<br />

,lrthrz-hnten hat sich die neuhochdeutsche Schreibweise <strong>Eisenbach</strong><br />

d ll l-\ ·hnrgert. Bach und Dorf sind ohne Zweifel nach den früh be-<br />

1e11 1_1, t ·n und genutzten Eisenvorkommen in der Gemarkung benannt.<br />

1 > ·1· Nnme ist mit dem althochdeutschen isan und mittelhochdeuti•<br />

·h •11 iscn, dem Eisen gebildet. Es gibt zwar einen vordeutschen Fluß-<br />

111111 ·11 lsana, doch ist es wenig wahrscheinlich, daß der <strong>Eisenbach</strong><br />

mh •r so benannt war. Auch an eine Herleitung von einem Perso-<br />

11 •1111 1111c11 !so ist sicher nicht zu denken 4 • Bei dieser ersten Erwäh-<br />

111111g wt1r <strong>Eisenbach</strong> sicher schon viele Jahrhunderte alt. In seiner<br />

lll'11l i1,1 ·11 Gemarkung war <strong>Eisenbach</strong> nicht die einzige Ansiedlung.<br />

I' ll'1 11 · selbständige Dörfer waren neben <strong>Eisenbach</strong> ursprünglich<br />

l l t11 h •11 1 heute Hofhausen, und die beiden wüst gewordenen Dörfer<br />

11 u11 lorl' und Wilhelmshain, deren Gemarkungen größtenteils Eisenh<br />

1 ·11 ;,,11 cwachsen sind.<br />

1,:1 \'llhnch nn allen Verkehrswegen<br />

lll'im Clrnusseebau Ende des 18. Jahrhunderts, beim Bau der moderlll'll<br />

11 ·rnvcrbinclungen, der Fernstraßen, der Eisenbahn und der Ault<br />

,b 11111, ließ man <strong>Eisenbach</strong> seitwärts liegen. Das war nicht immer so.<br />

1 )lll'l'll die lemarkung <strong>Eisenbach</strong> führte im Teilstück zwischen Niell<br />

r1 ,., ·II •rs und Haintchen die Rhein- oder Hessenstraße, die St. Goar<br />

1111d l{licinl'ds und die Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Gießen<br />

1111d Murhmg vcrband5• In <strong>Eisenbach</strong> nannte man sie 1588 Selterser<br />

11!11·1 1, irhcrger traße, in Weyer und Münster 1694 Rennstraße6 mit<br />

c•111t ·111 Nu ,ncn, den auch sonst häufig uralte Fernstraßen tragen.<br />

1 >ni ·h Pisc11lwch selbst führte eine alte Nord-Südstraße von Weill<br />

111 K llh ·r ('amberg nach Wiesbaden und Mainz 7 • Bei Erbach heißt<br />

d 1t "1 • •,d1011 1380/81 „Ysenbacher Weg vor der Horist"2, in <strong>Eisenbach</strong><br />

l-1- 1(1 „ l, uy111bcrgcr weg"7• An dieser Straße wird im Kirchfeld oder<br />

.,:;pt• ·11 •rfcld'' nach Camberg zu 1612 der Straßenbaum „uff der<br />

:111 llk 11" 1•,c1wn11t.2• Im Teilstück von Hof Hausen nach <strong>Eisenbach</strong><br />

',(1111 • di ' icmcindc diese 1780 in brauchbaren Stand setzen und<br />

dur ·II tlu 'l Dnrt' bi~ an die Kirche ausbauen und unterhalten8•<br />

l , 1111h_·:-!llnhcll, l,1111tlcHhcrrc11 ond politische Zugehörigkeit<br />

Mi l d ·11 Nu ·li ba rortcn rin gsum gehörte <strong>Eisenbach</strong> sicher schon zum<br />

N 1 1 d t'!'llllillHHll, uls König Ludwig das Kind dem Konradiner Graf<br />

I' 11111 1tl K111·1bnl I l ' Jl Königi;hor Oberbrechen mi t der Kirche in Ber-<br />

1 t' li 1110 rn, 1 ~~ ·11 11 ·11 i1L'I rüudclc Stifl skirche, den heutigen Dom in<br />

11<br />

Limburg schenkte 9 • Die Erben der Konradiner behielten Limburg, jedoch<br />

nicht die Grafschaft. Neue Grafen im Niederlahngau, die seit<br />

1053 vorkommen, mußten sich eine neue Burg in Diez bauen, nach<br />

der sie sich seit 1073 nennen. Die Diezer Grafen hatten sich bereits in<br />

zwei Linien zu Diez und zu Weilnau verzweigt, als 1275 Graf Gerhard<br />

von Diez und Graf Heinrich von Weilnau als Landesherren eine<br />

Urkunde über den Austausch des Zehnten zu Hausen besiegeln. Der<br />

unter den Zeugen genannte Schultheiß von <strong>Eisenbach</strong> war sicher ein<br />

Schultheiß ihres gemeinsamen Gerichts 2 •<br />

Bei der Diezer Landesteilung von 1303 kam <strong>Eisenbach</strong>, zwar nicht<br />

ausdrücklich genannt, an die Grafen von Weilnau zur Herrschaft<br />

Neuweilnau10• Graf Heinrich von Weilnau verpfändete 1326 Burg,<br />

Stadt und Herrschaft Neuweilnau an Siegfried von Runkel, den<br />

Propst des Stifts Gemünden auf dem Westerwald, der diese Pfandschaft<br />

1326 dem Grafen Gerlach von Nassau-Idstein überließ. Erbehielt<br />

sich jedoch dabei 1326 ausdrücklich das Recht vor, Dehrn und<br />

das Dorf <strong>Eisenbach</strong> einlösen zu dürfen 11.<br />

Alexander von Rheinberg zu Eichelbach glaubte bald nach 1502, daß<br />

die von Rheinberg <strong>Eisenbach</strong> mit allen Rechten zuerst allein besessen<br />

hätten. Als die Rechte ihres Eichelbacher Hofes im Camberger Wald<br />

angegriffen wurden, hätten sie Hilfe bei Graf Adolf von Nassau gesucht<br />

und gefunden. Gegen Güter in Weilnau, die sie später verkauft<br />

hätten, hätten sie damals an den Grafen die Hälfte von <strong>Eisenbach</strong><br />

vertauscht und nur die Dienste aus <strong>Eisenbach</strong> zur Bewirtschaftung ihres<br />

Eichelbacher Hofes sich vorbehalten. Um Schutz für das isoliert<br />

gelegene Hasselbach zu gewinnen, hätte später Kurtrier von Nassau<br />

ein Viertel von <strong>Eisenbach</strong> gegen ein Viertel von Hasselbach eingetauscht12.<br />

Diese Nachricht aus mündlicher Überlieferung hat einen<br />

echten Kern. Die von Rheinberg zu Eichelbach, die in Rot einen silbernen,<br />

von drei silbernen Adlern begleiteten Sparren im Schild führten,<br />

nannten sich nach einem Anteil an der Burg Rheinberg im Wispertal13.<br />

Emmerich von Rheinberg, der 1326 als Zeuge in jener Urkunde<br />

Siegfrieds von Runkel auftritt11, hat Eichelbach wohl schon erworben.<br />

Er stammte nach seinem Wappen aus einer Familie der<br />

Burgmannschaft der Burg Hohenstein an der Aar, er selbst hat möglicherweise<br />

erst jenen Anteil an Rheinberg als Verwandter einer älteren<br />

Familie von Rheinberg an sich gebracht. Jener Streit war wohl<br />

beigelegt, als Graf Gerhard von Diez die von Rheinberg zu Eichelbach<br />

1352 als Märker mit dem Recht, Holz und Waldweide in den<br />

Wäldern der Mark Camberg mit zu nutzen, aufnahm 11 • Den Vornamen<br />

des Nassauer Grafen hat Alexander von Rheinberg sicher verwechselt.<br />

Die Herrschaft Neuweilnau war 1355 von Graf Gerlach


Erste Erwähnung von <strong>Eisenbach</strong> (Walpertus plebanus in Isenbach) in<br />

Urkunde des Stifts Limburg von 1234 (Hessisches Hauptstaatsarchiv<br />

Wiesbaden Abt. 40 Nt: 15).<br />

..<br />

nicht an seinen älteren Sohn Graf Adolf von Nassau-Idstein, sondern<br />

an seinen jüngeren Sohn Graf Johann von Nassau-Weilburg (-f 1371)<br />

gekommen1 4, dessen Sohn Graf Philipp von Nassau-Weilburg 1427<br />

eine Hälfte von <strong>Eisenbach</strong> besaß 15• Es ist sehr unwahrscheinlich, daß<br />

die von Rheinberg <strong>Eisenbach</strong> nach 1326 ganz besessen und danach<br />

vor 1427 eine Hälfte Nassau-Weilburg wieder überlassen hätten. Es<br />

muß sogar offen bleiben, ob bereits Emmerich von Rheinberg die<br />

Hälfte von <strong>Eisenbach</strong> erworben oder erst sein Sohn Ritter Sifrid von<br />

Rheinberg (1342 bis 1373), der treueste Rat Graf Johanns von Nassau-Weilburg16,<br />

diese Hälfte als Lohn für seine Dienste erhalten hat.<br />

Graf Philipp von Nassau-Weilburg besaß eine Hälfte von <strong>Eisenbach</strong>,<br />

als er 1427 ein Viertel des Dorfes <strong>Eisenbach</strong> gegen ein Viertel von<br />

Hasselbach an Erzbischof Otto von Trier vertauschte. Der Erzbischof<br />

sollte jedoch die von Rheinberg und andere, die Teil am Dorf <strong>Eisenbach</strong><br />

hatten, nicht in ihrem Besitz stören. Graf Philipp von Nassau­<br />

Weilburg räumte 1437 Gottfried Herrn von Eppstein die Hälfte seiner<br />

Rechte zu <strong>Eisenbach</strong> ein 15 • Erzbischof Raban von Trier bestätigte<br />

Gottfried außerdem 1438 eine Pfandschaft von 2.000 Gulden auf den<br />

trierischen Einkünften zu <strong>Eisenbach</strong> und Hasselbach 17 • Gottfried von<br />

Eppstein, der Erbe einer Hälfte der Grafschaft Diez, versuchte durch<br />

13


diese Erwerbungen seine Stellung in Camberg auszubauen, das er seit<br />

1423 zu drei Vierteln besaß und neben Münzenberg, Eppstein und<br />

Diez als Nebenresidenz nutzte 18 • Erzbischof Jakob von Trier forderte<br />

1448 Gottfried von Eppstein auf, alle Ansprüche auf Hasselbach und<br />

<strong>Eisenbach</strong> aufzugeben 19 • Männer aus Hasselbach und <strong>Eisenbach</strong> sagten<br />

1448 vor Schultheiß und Schöffen in Limburg aus, daß bereits<br />

Erzbischof Werner von 1rier (-t 1418) mit der Herrschaft Limburg<br />

den Teil an Hasselbach und <strong>Eisenbach</strong> besessen habe, den Gottfried<br />

Herr von Eppstein jetzt beanspruche. Eine Aussage, die für <strong>Eisenbach</strong><br />

jedoch wenig Glauben verdient. Nach dem Schiedsspruch Erzbischofs<br />

Dietrich von Mainz von 1449 gab Eppstein hier auf20. Kurtrier<br />

verpfändete sein Viertel an <strong>Eisenbach</strong> und Hasselbach 1476 an<br />

Walther von Reifenberg und 1485 an Dietrich von Staffel als Amtmann<br />

beider Orte2 1 • Sein Amtmann in Hasselbach und <strong>Eisenbach</strong> war<br />

1571 Friedrich von Reifenberg 21 •. Auch Graf Philipp und sein Sohn<br />

Graf Johann von Nassau-Weilburg verpfändeten 1476 ihr Viertel an<br />

<strong>Eisenbach</strong> und Hasselbach an Walther von Reifenberg 21 •<br />

Die Söhne und Enkel des Emmerich von Rheinberg (1405 bis vor<br />

1430) teilten sich die Hälfte von <strong>Eisenbach</strong>. Emmerichs Urenkel Philipp<br />

von der ldsteiner Linie verkaufte 1495 sein Drittel von Einkünften<br />

zu <strong>Eisenbach</strong>, die sie gemeinsam mit ihren Vettern von Stockheim<br />

zu Idstein besaßen, seinem Vetter Friedrich von Stockheim 22 • Dieser<br />

Anteil kam danach wieder an die Linie zu Eichelbach zurück.<br />

Erzbischof Jakob von Trier und die Grafen Albrecht und Philipp von<br />

Nassau-Weilburg schlossen 1570 mit Bischof Marquard von Speyer<br />

und den anderen Vormündern der Kinder des Johann von Rheinberg<br />

einen Vertrag über <strong>Eisenbach</strong>. Kurtrier und Nassau-Weilburg sollten<br />

die Huldigung, die Appellation bei Rechtsstreitigkeiten, Reichssteuern,<br />

Folge und Reise, das militärische Aufgebot, allein haben. Alle<br />

Obrigkeit und das Gericht sollten gemeinsam sein, halb Kurtrier und<br />

Nassau-Weilburg und halb von Rheinberg 21 • Genauer ist dies im<br />

Camberger Salbuch 1588 beschrieben. Danach hatten Kurtrier 1/4,<br />

Graf Philipp von Nassau-Weilburg 1/ 4, Marquard von Rheinberg 3/8<br />

und Wolf Thoma von Rheinberg 1/8 von <strong>Eisenbach</strong> 23 • Wolf Thoma<br />

von Rheinberg in Hahnstätten starb 1590 ohne Kinder. Seitdem besaß<br />

Johann Marquard von Rheinberg zu Eichelbach, der zuletzt meist in<br />

Bad Nauheim in der Wetterau lebte, die Hälfte allein. Als er 1615<br />

starb, kam diese an seine Tochter Anna Elisabeth und ihren Mann<br />

Wilhelm Konrad Schutzbar, genannt Milchling, der 1619 Würzburger<br />

Amtmann zu J,3ischofsheim an der Rhön war. Er wollte 1619 die Hälfte<br />

von <strong>Eisenbach</strong> an Johann Heinrich von Reifenberg verkaufen 24 ,<br />

besaß diese jedoch noch 1622 25 • Sicher durch Kauf2 6 war 1627 27 Lothar<br />

Freiherr von Metternich zu Camberg (-t 1663) Mitherr zu <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Sein Sohn Diether Adolf, zuletzt Graf von Metternich (-t 1695) war<br />

bis zu seinem Tod noch an <strong>Eisenbach</strong> und Gütern in <strong>Eisenbach</strong> beteiligt28.<br />

Er hatte jedoch wohl schon lange vorher seiner Schwester Ursula<br />

und ihrem Mann, dem Freiherren Achatius von Hohenfeld ("t 1672)<br />

zumindest einen Anteil an <strong>Eisenbach</strong> überlassen26• Die Freiherren von<br />

Hohenfeld kommen schon 1669 29 und 1674 30 als Mitherren von <strong>Eisenbach</strong><br />

vor, das sie bis 1806 31 zur Hälfte besaßen.<br />

Unter den Grafen von Nassau-Weilburg, die 1381 die Grafschaft<br />

Saarbrücken geerbt hatten und sich seitdem in ihren verschiedenen<br />

Linien Grafen von Nassau und Saarbrücken nannten, war der Anteil<br />

an <strong>Eisenbach</strong> stets mit der Herrschaft Neuweilnau und dem Weilburger<br />

Landesteil verbunden. Bei der Landesteilung von 1629 blieben einige<br />

Stücke, so Eichelbach und die Anteile an Kirberg, Hasselbach<br />

und <strong>Eisenbach</strong> zunächst gemeinsamer Besitz 32 • Schon im folgenden<br />

Jahr 1630 belehnten die Grafen von Nassau-Saarbrücken den Usinger<br />

Amtmann Philipp Henrich von Wachenheim mit dem Hof Eichelbach<br />

und ihrem Viertel an <strong>Eisenbach</strong> und Hasselbach für ein Darlehen<br />

von 4.000 Gulden. Seine Familie stammte aus Wachenheim bei<br />

Worms, wo ihr mächtiger Wohnturm noch steht. Als Anhänger der<br />

Schweden verloren die geflüchteten Grafen ihr Land. Mit dem nassauischen<br />

Amt Usingen waren vom Kaiser von 1636 bis 1648 auch die<br />

Viertel von <strong>Eisenbach</strong> und Hasselbach dem Grafen Johann Ludwig<br />

von Nassau-Hadamar von 1636 bis 1648 eingeräumt 33 • Danach waren<br />

diese wieder in der Hand der von Wachenheim. Der letzte dieser Familie,<br />

die zu Ziegenberg bei Usingen saß, der Oberstleutnant Ludwig<br />

Friedrich von Wachenheim, fiel 1686 bei einem Ausfall vor Ofen in<br />

Ungarn im Kampf gegen die Türken34• Der Mann seiner Schwester,<br />

Levin Freiherr von Kniestädt, Rat und Oberstallmeister in Stuttgart,<br />

erhielt erst 1691 das Lehen, verkaufte es jedoch schon 1706 an Nassau­<br />

Usingen35.<br />

Seit 1676 verwalteten die von Hohenfeld bis 1754 und später die Freiherren<br />

Schütz von Holzhausen in Camberg, ein Schwiegersohn und<br />

ein Enkel der von Hohenfeld, als Oberamtmänner das kurtrierische<br />

Viertel von <strong>Eisenbach</strong> 3 6 • Die Geschäfte ließen sie meist von den Amtsschreibern<br />

führen. Für die von Metternich besorgten dies 1627 und<br />

nachher auch für die von Hohenfeld ihre Diener und Schreiber in<br />

Camberg 27 , für die von Wachenheim 168227 und 1684 37 ihr Keller Kolb<br />

in Weilburg, für den von Kniestädt 1703 und 170538 der Nassau-Diezer<br />

Amtmann in Camberg38, für Nassau-Usingen nach 1706 die Beamten<br />

in Usingen.<br />

Das kurtrierische Viertel fiel 1803 an Nassau-Weilburg. Als 1806 die<br />

Fürstentümer Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg zum Herzogtum<br />

Nassau vereinigt wurden, nahm dieses auch die Hälfte der von<br />

Hohenfeld in Besitz. <strong>Eisenbach</strong> wurde nun 1806 ganz dem Amt Camberg<br />

zugeteilt 39 • Kurze Zeit gehörte <strong>Eisenbach</strong> 1814 bis 1815 zu<br />

Nassau-Oranien und einem Amt Kirberg in Camberg40• Es kam jedoch<br />

schon 1815 an das Herzogtum Nassau zurück und mit dem Amt<br />

Camberg 1816 zum Amt Idstein 41 •<br />

Die Wüstungen Frondorf und Wilhelmshain und der Hof Hausen<br />

Der größte Teil der heutigen Gemarkung <strong>Eisenbach</strong>, die Fluren der<br />

beiden Wüstungen Frondorf und Wilhelmshain und von Hofhausen,<br />

gehörten nicht zur Gemeinschaft <strong>Eisenbach</strong>. Er stand unter anderer<br />

Landeshoheit. Dieser Bereich war bei der Teilung der Grafschaft Diez<br />

in der Hand der Grafen von Diez geblieben. Nach dem Tod des Grafen<br />

Gerhard von Diez (-t 1386) und seines Schwiegersohnes Graf<br />

14


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Karte von <strong>Eisenbach</strong> und der „ Grafschaft': den Gemarkungen<br />

der Wüstungen Frondorf und Wilhelmshain 1698/ 1785 (Hessisches<br />

Hauptstaatsarchiv Abt. 3011 Nr. 1055).<br />

15


Adolf von Nassau-Diez (-t 1420) teilte er die Geschicke der Grafschaft<br />

Diez und von Amt und Gericht Camberg unter mehreren Mitherren,<br />

Nassau-Dillenburg, Eppstein, Katzenelnbogen, Hessen und<br />

Kurtrier, von denen seit 1557 nur noch Kurtrier bis 1803 und Nassau­<br />

Dillenburg, zuletzt Nassau-Oranien bis 1806 die Gemeinschaft Camberg<br />

und damit die Landeshoheit in diesen Teilen der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong><br />

besaßen42.<br />

Frondorf, 1189 Vrondorp 9 , 1277 Fronendorf 43 lag etwa 2 km nordostwärts<br />

von <strong>Eisenbach</strong> auf der Ostseite des <strong>Eisenbach</strong>es nach dem<br />

Frondorfer Born zu, wie es die Karte von 1698 (s. Abb.)44 deutlich<br />

zeigt. Emicho von Leinlngen, der Erbe der Konradiner in Limburg,<br />

schenkte 1089 dem Stift Limburg sein Gut in Frondorf9. Die Grafen<br />

von Diez lösten 1277 einen Geldzins ans Kloster Eberbach von Hof<br />

und Gütern in Frondorf ab 4 3, wo sie 1289 Erbgut dem Stift Diez<br />

schenkten 1 1. Kuno von Reifenberg hatte 1405 in Frondorf 3 Huben,<br />

mit jeweils etwa 30 Morgen Land, von den Herren von Eppstein zu<br />

Lehen, auf zwei dieser Huben verzichtete 1459 sein Neffe Walter von<br />

Reifenberg 45 • Das Kloster Gnadenthal erwarb hier 1347 Güter, es hatte<br />

davon noch 1380/81 Korn- und Haferzinsen 2 • Auch die Franziskaner<br />

in Limburg hatten hier im 15. Jahrhundert Einkünfte9•<br />

Anteile am Zehnten hatten die Adligen von Nassau, die zuletzt auf<br />

der Sporkenburg bei Bad Ems saßen, 1408 und noch 156446, die von<br />

Reifenberg 1446 und 1488 9 und die Rode von Weilburg 1429 und noch<br />

154847, dann seit 1631 insgesamt die von Wachenheim33• Der Zehnte<br />

war Lehen von den Grafen von Nassau-Saarbrücken. Er stammte<br />

ebenso wie deren Besitz in Camberg aus dem Erbe der Herren von<br />

Merenberg und vorher der Konradiner 48 • Er läßt alten Zusammenhang<br />

mit Camberg in der Karolingerzeit erkennen. Einkünfte vom<br />

Zehntanteil der Rode waren an Bürger in Camberg verpfändet und<br />

standen 1476 9 und 154847 einem dort in der Pfarrkirche gestifteten Altar<br />

zu. Von Nassau-Dillenburg wegen Diez hatte die Rödel von Reifenberg,<br />

dann 1504 bis 1622 die Köth von Wahnscheid 3 Mark jährlich<br />

zu Frondorf zu Lehen, die zuletzt jedoch nicht mehr beizubringen<br />

waren 49 •<br />

Frondorf war 1380/81 noch bewohnt2, jedoch 153450 und sicher auch<br />

1454 schon wüst, als die von <strong>Eisenbach</strong> bereits die Weide in Frondorf<br />

nutzten51• Emmerich Klüppel von Elkerhausen und die von Walderdorff<br />

zu Altweilnau verleihen 1529 der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> für 9 Albus<br />

jährlich Hecke und Wald, die „Burgkhölle" bei Frondorf an der<br />

Grenze nach Haintchen zu 20 • Die herrschaftliche Wiese zu Frondorf<br />

1778 wurde 1814 verkauft52. Von Frondorf nannte sich eine niederadlige<br />

Familie, die von 12852 bis 14212°• vorkommt und 1455 ausgestorben<br />

war 9 • Diese Familie von Frondorf, die auch in <strong>Eisenbach</strong>, Hahnstätten,<br />

in der Wüstung Velden bei Münster, in Idstein und Walsdorf Güter<br />

und Einkünfte hatte, führte 1356, 1419 9 und 142020b einen Schwan<br />

im Wappen.<br />

Wilhelmshain, 1194 Wilmanneshagen 53 ,<br />

1197 Willemanneshagen54,<br />

1347 Wilmanshan2, 1558 Wilhelms Hein 55 , die umhegte Siedlung des<br />

Williman war als - hagen - ort eine um 1000 entstandene Ausbausiedlung.<br />

Das kleine Dorf, 1558 hielt man es nur für einen Hof in<br />

„Frondorffer Terminei" 55 , lag, wie es die Karte von 1698 zeigt (siehe<br />

Abbildung) 55 , in der Gemarkung Münster, nahe dem südlichsten<br />

Wasserbehälter von Münster.<br />

Bischof Heinrich von Worms schenkte 1194 mit dem Gut Münster<br />

hier den Zehnten dem Kloster Arnstein an der Lahn 5 3 , dem der Trierer<br />

Erzbischof dies 1197 54 bestätigte. Später gehörte ein Teil des Zehnten,<br />

wie zu <strong>Eisenbach</strong>, den Adligen von Nassau 1405 und noch 152147,<br />

dann 1769 als späten Erben den von Hohenfeld und der Pfarrei <strong>Eisenbach</strong>56.<br />

Gnadenthal erwarb hier 1347 Güter 2 •<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> hatte schon 1454 die Weide, 1464 und 1479<br />

dazu eine Wiese und die Waldweide zur Eckernmast ihrer Schweine<br />

zu Frondorf von der Kellerei Camberg51, auch 1538, gepachtet57.<br />

Dorthin hatte sie 1558 6 Weidhämmel und 10 Gulden Pacht von Frondorf<br />

und Wilhelmshain zu liefern 5 5 • Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> pachtete<br />

1584 20 und erneut 159358 von Kurtrier und Nassau-Dillenburg vor allem<br />

zum Viehtrieb die Gemarkungen Frondorf und Wilhelmshain,<br />

die unter dem Namen Grafschaft zum Amt Camberg der Grafschaft<br />

Diez gehörten.<br />

Erben der Einwohner von Wilhelmshain saßen 1548 in Münster und<br />

in <strong>Eisenbach</strong>. Um Weidgang und Nutzung der Fluren von Wilhelmshain<br />

war 1548 59 und 1558 55 immer wieder Streit mit Münster, so auch<br />

1698 als <strong>Eisenbach</strong> 3 und Münster 2 Fünftel nutzten 60 , bis dieser erst<br />

1717 durch Teilung des Geländes beigelegt wurde 61 • Bei diesem Streit<br />

entstand 1698 die Karte der Grafschaft (s. Abb.)44•<br />

Der Frondorfer oder Herrenwald gehörte 1593 58 , 1645 62 und 1732 63<br />

Kurtrier und Nassau-Diez gemeinsam. Der Weidgang darin war 1630<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> verpachtet 58 • Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> kaufte<br />

von den Landesherren 1595 den kleinen Wald Struth, das Strutgen<br />

und 1603 den Berg darunter. Dieser Wald grenzte 1595 an die Königshecke,<br />

deren Name an altes Reichsgut erinnert.<br />

Wegen der Grafschaft gehörte <strong>Eisenbach</strong> 1548 59 und 1558 55 zu Galgen<br />

und Rad, zum hohen Gericht, zum Gericht <strong>Eisenbach</strong>. Es mußte<br />

dorthin 4 Schöffen und einen Grafschaftsschultheiß frei von einigen<br />

Diensten stellen 55 , der nach 1790 zugleich Spießförster war 64 • Grafschaftsschultheißen:<br />

Johann Schmidt 1590 bis 1619, Henrich Linck<br />

1621 bis 1635, Clas Bullmann 1718, Georg Lamboy 1768 bis 1782,<br />

Georg Sieger 1790 bis 1794.<br />

Zur Grafschaft Diez gehörte auch der Hof Hausen. Hausen war ursprünglich<br />

und 1296 2 ein Filialdorf der Pfarrei <strong>Eisenbach</strong>, in dem<br />

1296 noch mindestens 7 Familien lebten. Das Zisterzienserinnenkloster<br />

Gnadenthal bei Dauborn hatte 1275 begonnen, allen Besitz dort<br />

durch Kauf und Tausch an sich zu bringen. So 1275 eine Hälfte des<br />

16


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i11 Pm.:ht, dann 1659 als Lchc11 dem KommandanLen und Slallhalter<br />

der Gral'schafl Diez Achalius rrcihcrr von Hohenfeld. Nassau-Diez<br />

lmllc an seinen Lehnsleuten, den [•reiherren von Hohenfeld, wenig<br />

Freude. Um clie Landeshoheit über den Hof kam es 1771/72 fast zu<br />

einem Krieg zwischen Nassau-Oranien und Kurtrier. Nassau-Oranien<br />

konnte seinen Anspruch auf alleinige Landeshoheit nicht durchsetzen.<br />

Der Hof blieb beim gemeinschaftlichen Amt Camberg. Als der<br />

letzte Freiherr von Hohenfeld 1822 starb, konnte der nassauische General<br />

von Kruse, ein Enkel eines Fürsten von Nassau-Usingen, den<br />

Hof in Besitz nehmen, der ihm schon 1815 als Lehen und 1817 als freies<br />

Eigentum versprochen worden war. Er schenkte den Hof dem<br />

landwirtschaftlichen Verein für Nassau, der ihn nach seinem Tod<br />

1848 übernahm 65 •<br />

Das Gericht <strong>Eisenbach</strong><br />

<strong>Eisenbach</strong> hatte 1347 und sicher schon 1275 ein eigenes Gericht, als<br />

zuerst ein Schultheiß genannt wird. Dieser war, vor der Landesteilung<br />

und der Verpfändung, 1275 noch für Hausen und wohl auch<br />

noch für Frondorf und Wilhelmshain zuständig 2 • Zum Gericht gehörten<br />

1347: drei2, 1477: sechs Schöffen". Zu dem gemeinschaftlichen<br />

Schultheiß sollten 1570 Kurtrier und Nassau-Weilburg je einen und<br />

die von Rheinberg zwei Schöffen stellen20, 1559 waren es sieben<br />

Schöffen und zwei Geschworene 66 • Diese Geschworenen hatten 1726<br />

Grenzsteine zu setzen 27 • Als Schöffen sollten 1781 rechtschaffene,<br />

wohlhabende Männer, jedoch nicht zuviele und nahe Verwandte genommen<br />

werden. Wer sein Vermögen übergeben hatte und im Aushalt<br />

lebte, sollte nicht mehr Schöffe sein8• Gemeinsam waren auch der<br />

Büttel 163167, ein Gerichtsdiener, und der Gerichtsschreiber.<br />

Das Gericht wurde um 1680 und um 1780 68 viermal im Jahr, jeweils<br />

am Dienstag vor den Quatembern oder Fronfasten, vormittags gehalten.<br />

Wenn dazu die ganze Gemeinde versammelt war, hegte der<br />

Schultheiß nach altem Weistum das Gericht für die drei Ortsherren 68 ,<br />

die meist durch Beamte und Diener vertreten waren, doch erschienen<br />

die von Rheinberg und die von Wachenheim gelegentlich auch persönlich.<br />

An diesen Tagen wurden der Gemeinde die Listen der von<br />

den Feldschützen und einzelnen Nachbarn gemeldeten Frevel und<br />

Rügen vorgelesen. So brachten die Feldschützen 1716 an Wald- und<br />

Feldfreveln vor, Hauen von Holz und Bohnenstangen im Wald,<br />

Grasholen von fremden Grundstücken, im Korn, in Wiesen, Gärten<br />

untl „Kappesstückern" hatten sie Ochsen, Gänse, Ferkel und<br />

Schweine und mehrfach auch die Esel des Müllers erwischt 69 • Als die"<br />

Felddiebereien überhandnahmen, sollten diese 1781 ohne Rücksicht<br />

bestraft werden. Schweine und Gänse, die in und vor dem Dorf herumliefen<br />

und Vieh, das nach dem Nachtläuten noch auf der Weide<br />

war, sollten in den Pfandstall gebracht werden, wo der Besitzer diese<br />

d ,11111 111 1,lllsrn t111dl1 ,•N. 1 111 lii ·r 1111d Nu ~su1-1 sctzlc11 die l löhc der<br />

11r • •l 1111(1 llufj II sl 'IH ohne Mitwirkung der von Rheinberg, so<br />

1 71:!Mi, die jedoch die I HII ft.e der Stral'gclcler erhielten20• Da die Beamten<br />

der rtshcrrcn an diese n Tagen das Sagen hatten, nannte man<br />

diese Gerichtstage 160767 und 1669 Oberamtsverhör 70 oder auch Oberamts-<br />

und Gerichtstage 1766 und noch 1793 71 • Schultheiß und Schöffen<br />

hatten dabei und auch in den seltenen Fällen der Hochgerichtsbarkeit<br />

bei Kriminalsachen nur einen Beisilz.<br />

Rechtsstreitigkeiten wurden zunächst auch an diesem Gericht ausgetragen.<br />

Wer mit dem Urteil nicht zufrieden war, durfte noch 1545 in<br />

der Berufung sein Recht am Oberhof des Gerichts, dem Stadtgericht<br />

in Limburg, suchen 50 , was vielleicht an ältere Rechte der Herren von<br />

Limburg erinnert. Die Berufung sollte schon 1570 nur noch an Kurtrier<br />

und Nassau-Weilburg gehen20• Prozesse werden später 178472 und<br />

1794 73 nur noch am Amt, vor den drei Ortsherren geführt.<br />

Dem Gericht blieb noch genug zu tun mit der freiwilligen Gerichtsbarkeit,<br />

für die unter starkem Einfluß Kurtriers und seiner Oberamtmänner<br />

von Hohenfeld lange vor 1788 die kurtrierische Landesordnung<br />

als geltendes Recht hier eingeführt worden war 74 • Am Gericht<br />

wurden Grundstücke verkauft, versteigert oder mit Hypotheken belastet,<br />

Testamente errichtet und Vormundschaften bestellt. Das Gericht<br />

überwachte die jährlichen Rechnungen von Vormündern, es nahm<br />

nach Sterbefällen genaues Inventar der Nachlässe aur5• Es hatte<br />

1600, 1617 und 1696 auch die Güter für die Steuern zu schätzen 76 •<br />

Vieles davon besorgte der juristisch etwas vorgebildete Gerichtsschreiber,<br />

der auch die Protokolle der Gerichtstage und das Gerichtsbuch<br />

führte. Er schrieb die Kauf- und Hypothekenbriefe, die Inventare<br />

und Testamente, die vom Gericht, dem Schultheiß und einzelnen<br />

Schöffen besiegelt wurden 76• Die Kaufverträge wurden noch 1802 vorher<br />

öffentlich angeschlagen, damit jeder sein Abtriebsrecht, sein Vorkaufsrecht<br />

gegenüber auswärtigen Käufern oder als näherer Verwandter<br />

des Verkäufers, ausüben konnte 77 • Versteigert wurde 1784<br />

und 1794, wie seit alters, nur bei brennender Kerze 75 •<br />

Gemeinsam wollte man 1570 ein Gefängnis bauen und unterhalten20,<br />

das hier 1631 Hundhaus (Hondthauß) heißt67 • Sorgsam verwahrte<br />

man seit 1613 27 Urkunden und Papiere des Gerichts unter Verschluß<br />

in einer Gerichtskiste, der Gerichtslade 172358•<br />

Das Gericht verlor 1808 fast alle seine Funktionen an das Amt 78 • Es<br />

blieb ein Feldgericht mit 5 Feldgeschworenen 180879, das nach 1816,<br />

wie überall im Herzogtum Nassau, Schultheiß und Feldgerichtsschöffen,<br />

hier waren es 1843 drei82, hielten. Es hatte die Grenzen der<br />

Grundstücke zu beaufsichtigen und zu vermessen, Güter zu schätzen,<br />

Hypotheken, Stock- und Lagerbücher zu führen80•<br />

Für das Gericht siegelte 1347 2 und noch 1470 11 der Pfarrer. Das Gericht<br />

hatte seit 1567 80 ein eigenes Gerichtssiegel: DES. GERICHTS.<br />

17


DES. GERICHTS. S(IGIL) DES DORFS JSSENBACH. 1567.<br />

EYSENBACHER GERICHTSSJEGEL (1665 -1813).<br />

S(IGIL) DES DORFES ISSENBACH, das ebenso wie das jüngere<br />

EYSENBACHER GERICHTS SIEGEL von 1665 81 bis 1813 82 im Siegelfeld<br />

die gekrönte Muttergottes im Strahlenkranz stehend, mit der<br />

Rechten das Zepter und auf dem linken Arm das Kind haltend, zeigt<br />

(s. Abb.). Aus dem Bild der jüngeren Dorfsiegel seit 1816 übernahm<br />

die Gemeinde ihr Wappen: In Rot auf blau-silbernen Wellen ein<br />

linkshin schwimmender silberner Schwan 81 (s. Abb.). Die Sage von<br />

den Schwänen, die vom Lagerfeuer der Zigeuner her, mit brennendem<br />

Gefieder das Dorf in Brand gesteckt hätten, ist eine wenig befriedigende<br />

Erklärung für den Schwan im Wappen. Wahrscheinlicher ist,<br />

daß man aus den Archiven in Limburg und Idstein etwas vom<br />

Schwan im Wappen der Familie von Frondorf erfahren und diesen<br />

für die Gemeinde übernommen hat.<br />

18


690. (fif enbad)<br />

690. <strong>Eisenbach</strong>, Kr. Limburg.<br />

Wappen: In Rot auf blau-silbernem Wellenfl{/3 ein linkshin schwimmender<br />

silberner Schwan.<br />

So der Schild in den Gemeindesiegeln seit 1816. Der Schwan wird mit<br />

einer Überlieferung in Verbindung gebracht, nach der vor mehr als<br />

vierhundert <strong>Jahre</strong>n brennende Schwäne eine Feuersbrunst im Dorfe<br />

verursacht haben; um stets an das Unglück gemahnt zu werden, sollen<br />

die <strong>Eisenbach</strong>er den Schwan ins Siegel gesetzt haben. Die Farben<br />

des Wappens wurden ergänzt. - Die alten Gerichtssiege/ zeigen im<br />

Siegeijefd stehend die gekrönte Muttergottes im Strahlenkranz, mit<br />

der Rechten das Zepter und auf dem linken Arme das Kind haltend.<br />

So DES GERICHTSS(JGIL) DES DORF JSSENPACH (Abdrr. 1567<br />

bis 1598) und das EYSENBACHER GERICHTSSIEGEL (Abdrr.<br />

1665 bis 1753). 1477 hat der Ort noch kein Siegel geführt. Demandt/<br />

Reukhoff' Hessisches Ortswappenbuch, Seite 180/ 181.<br />

Die Gemeinde<br />

Die Gemeinde besaß schon 1380 ihre Pfingstweide2, pachtete vor 1454<br />

die Gemarkungen Frondorf und Wilhelmshain 51 , 1529 den Wald<br />

Burghöhle20 und kaufte 1595 Teile des Frondorfer Waldes 20 • Gelegentlich<br />

wird 1600 der Schultheiß noch einmal, wie die Ortsvorsteher in<br />

den benachbarten diezischen und trierischen Orten, Heimberger genannt823.<br />

Zwei jährUch wechselnde Bürgermeister waren 1575 schon,<br />

so lange man sich erinnern konnte, Rechner und Baumeister der Gemeinde66.<br />

Der ältere, der Gerichtsbürgermeister, war jeweils ein<br />

Schöffe, der Gemeindebürgermeister ein jüngerer Nachbar. Seit 1613<br />

haben sich viele der Bürgermeisterrechnungen erhalten. Von den wenigen<br />

Einnahmen, von Holz, Strafgeldern, vom Ein- und Auszug von<br />

Einwohnern, von Backhauspacht und anderem waren viele Ausgaben<br />

zu bestreiten. Das waren das Gemeindebackhaus 1613, die Mehlwaage<br />

1626, die Pforte 1629, das Gefängnis 1630, Hirtenhaus, Hirtenstall<br />

1670, Rathaus 1679, Schule 1681 und ein Leiterhaus für die Feuerleitern<br />

1781 zu bauen und in Bau, Kirchenglocken und Uhr in Gang zu<br />

halten. Am Eßtag, eigentlich Eschtag, dem Aschermittwoch, kam die<br />

Gemeinde 1670 zu einem 1runk zusammen, einen Trunk Bier erhielten<br />

1613 und alljährlich die Schützen, ihre Belohnung der Pfarrer für<br />

die Flurprozession 1613, die Knechte für das Brunnenfegen 1618, besonders<br />

des Backhausbrunnens 1623, mit Umtrunk wurden Glöckner,<br />

Schäfer und Gemeindebäcker 1613 und der Schulmeister 1670 gedingt.<br />

Dann mußten 1613 ein Bulle angeschafft, 1613 und 1678 die<br />

Schweine zur Waldweide gebrannt, 1624 die Schweine gegen Krankheit<br />

gesegnet, 1682 dem Eber die Zähne ausgebrochen und den Kühen<br />

vor dem Weidegang die Hörner abgeschnitten werden. Die Bürgermeisterrechnung<br />

wurde jeweils der versammelten Gemeinde verlesen<br />

und danach schon 1614 von den Beamten und Dienern der Landesherren<br />

abgehört 27 •<br />

Von jeher hatte die Gemeinde vor 1575 am St. Michaelstag die Schäfer<br />

angenommen. Ihr Recht auf die Schäferei verteidigte sie 1575 bis<br />

1584 mit Erfolg gegen die Mitortsherren, die von Rheinberg, am<br />

Reichskammergericht zu Speyer66• Neben den Schützen wurden 1696<br />

zwei Schöffen als Holzmeister zum Anweisen von Brenn- und Bauholz<br />

im Wald angenommen 69 • Beim Schultheiß wurden Spieß und<br />

Horn aufbewahrt, wo die Nachtwächter 1781 jeweils abends diese holen<br />

mußten. Durch Gemeinde- und Polizeiverordnungen von 1723,<br />

1749 und 1781 griffen die Landesherren stärker in die Gemeindeverwaltung<br />

ein. 1723 sollten Nachtschwärmerei und Schreien auf der<br />

Straße abgestellt, Polizeistunden eingehalten werden. Zur Feuerpolizei<br />

wurde Tubakrauchen und Umgang mit offenem Licht und Feuer<br />

in Scheuern, Ställen, Höfen und auf der Straße verboten. Die Gemeindesachen<br />

wurden 1781 völlig vom Gericht getrennt und zwei Gemeindevorsteher<br />

Simon Kreppel und Philipp Plantz auf drei <strong>Jahre</strong><br />

bestellt. Schultheiß und Bürgermeister sollten in Gemeindesachen ohne<br />

diese nichts mehr unternehmen dürfen. Das Gericht sollte sich<br />

nicht mehr in Gemeindesachen einmischen. Die Gemeindepapiere<br />

sollten künftig in besonderer Gemeindekiste verwahrt werden. Dem<br />

Schultheiß, der sein Amt vernachlässigt hatte, wurde 1781 auf Lebzeit<br />

19


seine Wirtschaft erlaubt, doch sollte danach kein Wirt mehr für dieses<br />

Amt genommen werden8• Die Gemeinde hatte 1679 27 und 1696 28<br />

ein eigenes Rathaus. Recht stolz spricht man 1652 131 und 1741 sogar<br />

vom Flecken <strong>Eisenbach</strong> 83 • In nassauischer Zeit stand ein Schultheiß<br />

an der Spitze der Gemeinde. Mit einem Gemeinderechner, den Gemeindevorstehern,<br />

die 1817 von der Gemeinde gewählt und vom Amt<br />

bestätigt wurden8, und den Geschworenen vom Ortsgericht verwaltete<br />

er die Gemeinde. Im Revolutionsjahr 1848 wurde auch hier der<br />

Schultheiß abgesetzt.<br />

Im Dienst von Gericht und Gemeinde<br />

Schultheißen des Gerichts <strong>Eisenbach</strong>: Marquard 1275, Schade und<br />

Helce 1347, Hencze ßusemann 1385 2 bis 139652, Claiß 1446 11 bis 1448 8 4,<br />

Henne Snyder 1470, Bechtolf Schade 1477, Weber Hen (Nassau und<br />

von Rheinberg) 1547 85 bis 155550, Barben Hen (Trier) 1547 85 bis 1560 86 ,<br />

Weberhen Sebastian (Nassau und von Rheinberg) 1555 bis 1578 66 ,<br />

Peter Bender (Trier) 1575 bis vor 1578, Johan Schumacher 1578 6 6,<br />

Hans Schreiber 159387 bis 1600 82, Philipp Sauffen 16122, Philipp Rompel<br />

1619 bis 1635 88 , Peter Bullmann 1651 bis -t 20. Januar 1660 89 , Johannes<br />

Bullmann 1664 bis vor 1669 90 , Johannes Rumpel in Villmar<br />

1669 70 , Johann Henrich Bulmann 1680 27 bis 1684 37 , Johannes Bulmann<br />

1684 bis 'i 27. April 1720 91 , Caspar Weber 1720 bis 1758, T 3. Dezember<br />

1768 91 , Johann Philipp Schmidt (1757 Adjunkt) 1759 bis T 11 . Januar<br />

1791 92 , Johann Baptist Schmidt (1777 bis 1791 Adjunkt), Notar<br />

'i 21. Januar 1809, Philipp Pflantz 1791 bis 1807, -t 6. April 1821.<br />

Gerichtsschreiber des Gerichts <strong>Eisenbach</strong>, meist in Camberg wohnhaft:<br />

Wilhelm Langenbach 1612, Johannes Baur in Limburg 1693, Johann<br />

Frantz Divelius 1708 bis 1721, J. G. Deißel 1749, Mollie vor<br />

1770, Eberhard Massing 1769 bis 1780, Andreas Bernbach 1780 bis<br />

1808 93 •<br />

Herzogl. nassauische Schultheißen in <strong>Eisenbach</strong>: Jakob Weil 1808 bis<br />

1816, -t 13. Dezember 1824, Johann Schnierer 1818 bis 1826, T nach<br />

1852, Johann Schumacher 1827 bis 1848.<br />

Besitz von Kirche und Adel<br />

Das Patronat der bereits 1234 mit dem Pleban bezeugten Kirche 1<br />

wurde 1321 vom Propst des Stifts St. Lubentius in Dietkirchen seinem<br />

Stift abgetreten 11 • Die 1659 St. Peter und 1664 St. Peter und der hl.<br />

Katharina geweihten Kirche 94 war sicher weitaus älter, da selbst das<br />

schon <strong>750</strong>/79 und 772 urkundlich bezeugte Niederselters 134011 und<br />

noch lange danach kirchlich als Filiale zur Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> gehörte95.<br />

Die Pfarrei hatte schon 1380 einen Wittumshof2 mit etwa 30<br />

Morgen Land in den drei Feldern 1649. Von den ursprünglich zum<br />

Unterhalt der Kirche und des Pfarrers bestimmten Zehnten hatte die<br />

Pfarrei 1649 noch den halben Zehnten in <strong>Eisenbach</strong> und in Hausen,<br />

ein Viertel des Zehnten in Wilhelmshain96•<br />

20<br />

Die Rechte der Herren von Merenberg an der Hälfte des Zehnten in<br />

Hausen 1275 2 lassen noch deutlich erkennen, daß Kirche, Patronat<br />

und Zehnten erst von diesen an das Stift Dietkirchen gekommen sein<br />

können. Für diesen Besitzwechsel spricht zusätzlich, daß die Adligen<br />

von Nassau, zuletzt zu Sporkenburg, die seit 1301 nachweisbar als<br />

Lehnsleute der Herren von Merenberg Anteil an der Vogtei Camberg<br />

und an Zehnten im Kirchspiel Camberg hatten48, vom Stift Dietkirchen,<br />

seit 1405 bezeugt, den Zehnten im Filialdorf Niederselters95 und<br />

zunächst auch eine Hälfte des Zehnten in <strong>Eisenbach</strong> zu Lehen hatten47.<br />

Die Herren von Merenberg besaßen die Kirche, deren Patrozinium<br />

St. Peter für hohes Alter spricht, und die Zehnten sicher als Teil<br />

vom Erbe der Konradiner im Raum von Camberg 4 8.<br />

Heinrich von Nassau zu Sporkenburg, Domherr zu Mainz, Archidiakon<br />

und Propst von Dietkirchen, der letzte seiner Familie, belehnte<br />

1593 den Schwiegersohn seines Bruders, Johann Marquard von Hattstein<br />

mit diesen Zehnten 97 • Erzbischof Lothar von Trier bat 1605 den<br />

Archidiakon von Dietkirchen, die Witwe von Hattstein mit dem<br />

Zehnten zu Niederselters und <strong>Eisenbach</strong> zu belehnen. Elisabeth von<br />

Diez, der diese Zehnten bei der Nassau-Sporkenburger Erbteilung zugefallen<br />

waren, sollte dafür entschädigt werden. An diesen Zehnten<br />

suchte 1605 auch Lubbert von Heyden zu Camberg den Anteil seiner<br />

Mutter Gute von Reifenberg98• Von Lubbert von Heyden, Amtmann<br />

zu Limburg, Villmar und Camberg, der 1615 belehnt wurde, kam sein<br />

Anteil an seinen Schwiegersohn Lothar Freiherr von Metternich und<br />

nach dem Tod von dessen Sohn Diether Adolf Graf von Metternich<br />

(-t 1695) an den Sohn von dessen Schwester, den Freiherrn Wilhelm<br />

Lothar von Hohenfeld 95 und die von Hohenfeld, die aber 1808 nur<br />

noch 1/16 des Zehnten in <strong>Eisenbach</strong> vom Herzog von Nassau, wie<br />

vorher von Dietkirchen, zu Lehen trugen. Dieses zog die herzogliche<br />

Generaldomänenkasse 1822 ein, als die Familie ausstarb 99 •<br />

Bei anderen Teilen des Zehnten war das Lehenrecht von Dietkirchen<br />

früh vergessen oder abgelöst worden. So hatten die von Rheinberg<br />

1575 ein Viertel des Zehnten neulich bekomrnen 46 • An der Grenze der<br />

Gemarkung bezogen 1578 einmal die von Reifenberg, ein andermal<br />

die Rode von Burgschwalbach den Zehnten, wenn die Äcker dort bestellt<br />

waren 46 • Philipp Rode hatte 1458 aus diesem Zehnten bereits<br />

eine Kornrente einer Tochter im Kloster Beselich verschrieben 100 • Er<br />

verpfändete diesen Zehnten zu <strong>Eisenbach</strong> 1471 an Bürger in Camberg.<br />

Von diesem Zehnten der Rode hatte 1600 die Pastorei zu Camberg4 7<br />

noch eine Rente von einem 1476 9 in Camberg gestifteten Altar. Ohne<br />

Zweifel handelt es sich bei diesem <strong>Eisenbach</strong>er Zehnten um den<br />

Zehnten von Frondorf.<br />

Vom Zehnten hatten 1659 eine Hälfte der Freiherr Lothar von Metternich<br />

als Pfand von dem von Hattstein und 1664 der Herr von Hohenfeld,<br />

die andere Hälfte jeweils der Pfarrer94• Dies stimmte hier so<br />

für den größten Teil des Zehnten. Einen Teil hatte neben den von Hohenfeld<br />

und dem Pfarrer 1786 Nassau-Usingen 101 • Dies war wohl der<br />

1670 erwähnte Heu-, Korn- und Haferzehnte der von Wachenheim 10 2 •


Der größte Teil des Zehnten kam 1822 mit dem Camberger Besitz der<br />

Freiherren von Hohenfeld an die Freiherren Schütz von Holzhausen.<br />

Im Jahr 1828 waren 48 Morgen Acker zehntfrei. Den Hauptzehnten<br />

hatten die Schütz von Holzhausen und die Pfarrei. In fünf abgesonderten<br />

kleinen Distrikten bezogen in zwei die Schütz von Holzhausen<br />

und die Domäne allein, in zwei Distrikten beide und die Pfarrei in<br />

unterschiedlichen Anteilen den Zehnten und im fünften die Pfarrei<br />

allein den Zwanzigsten. Den Heuzehnten hatte die Pfarrei nur von<br />

8 Morgen 103 .<br />

Vom Blutzehnten vom Jungvieh des <strong>Jahre</strong>s, von Ferkeln, Lämmern,<br />

Hähnen und Gänsen hatten die Pfarrei 1649 96 eine und die Freiherren<br />

von Hohenfeld bis 1814 die zweite Hälfte. Dafür hatten beide der<br />

Gemeinde einen Eber und vier Widder zu stellen, was nach der Ablösung<br />

dieses Zehnten mit Geld 1816 die Gemeinde übernahm 1 04 •<br />

Der 1275 genannte Isenrich von <strong>Eisenbach</strong> gehörte zum niederen<br />

Adel. Seine Enkelinnen Grete und Else, die bei Worms wohnten, verkauften<br />

1347 ihr Erbgut zu <strong>Eisenbach</strong>, Frondorf und Wilhelmshain<br />

dem Kloster GnadenthaF. Auch sonst gab es hier manchen Besitz von<br />

Kirchen, Klöstern und Adel. Die Äcker und Wiesen dieser durchweg<br />

verpachteten Höfe, zum Teil waren es ohnehin nur einzelne Grundstücke,<br />

lagen im Gemenge mit eigenen Gütern der Einwohner verstreut<br />

in der Gemarkung. Sie wurden oft bei Erbfällen mitverteilt, so<br />

daß den Herren dieser Höfe und Güter schließlich nur noch der<br />

Pachtzins blieb.<br />

Das Kloster Gnadenthal erhielt hier von Limburger Bürgern schon<br />

1246 eine Hube, etwa 30 Morgen Land, sowie 1343 weitere Güter und<br />

1347 jenes Erbe des Isenrich. Sein oft beschriebener Hof hatte 1612<br />

69 Morgen Land, 11 Wiesen und eine Hofreite im Dorf. Er war schon<br />

1581 an vier Familien erblich verpachtet 2 • Das Gnadenthaler Hofgut<br />

war noch 1866 in der Hand des Nassauischen Zentralstudienfonds 105 .<br />

Das Gut der Carissima von Montabaur um 1380 2 war ein Hof, den<br />

1446 Engelbrecht von Langenbach mit den Frei von Dehrn verpachtete20.<br />

Ansprüche auf diesen Hof hatten 1446 auch die Schwalborn von<br />

Montabaur. Von diesen Gütern verkauften die von Langenbach 1446<br />

Kornrenten, ihre Erben, die von Imhausen, 1470 Geldzinse und 1477<br />

die Güter selbst an das Stift Dietkirchen 11 . Das Stift hatte 1567 diesen<br />

Hof in zwei Stämmen an 13 Einwohner verpachtet 80 . Er fiel 1803 an<br />

Nassau-Omnien, 1806 ans Herzogtum Nassau und wurde 1813 stückweise<br />

verkauft 106 .<br />

Die von Rheinberg zu Eichelbach hatten 1380, um 1440 2 und 1547 85<br />

hier Güter und 1562 einen Hof 107 . Ein Vertrag mit der Gemeinde regelte<br />

1558 die Dienste, die ihnen im Weingarten, dann auf ihren<br />

Äckern und Wiesen in <strong>Eisenbach</strong> und beim Eichelbacher Hof mit<br />

Pflügen, Mistfahren, Kornschneiden, Gras- und Hafermähen 8 zu leisten<br />

waren. Alle Dienste im Dorf sollten ihnen 1575 allein zustehen.<br />

Ihre Güter in <strong>Eisenbach</strong> waren 1575 nur „Plackengüter" und keine<br />

Höfe, sonst besaßen sie damals noch die Mühle und den Platz des seit<br />

<strong>Jahre</strong>n umgefallenen Schafstalles bei der Pforte 66 • Die Güter kamen<br />

mit der Hälfte des Dorfes an die von Metternich und danach vor 1652<br />

an die von Hohenfeld, die hier 1748 einen halben Hof besaßen 108 . Die<br />

von Hohenfeld hatten 1675 alle Frondienste zum Pflügen, Mistfahren,<br />

Kornschneiden, zum Hafer- und Grasmähen und Heumachen 109 ,<br />

die sie für ihren Hof Hausen nutzten. Etwas Grundbesitz, zumindest<br />

einige Äcker und Krautgärten, hatten jedoch noch 1779 und 1792 hier<br />

die Grafen von Metternich 110 .<br />

Wolf Thoma von Rheinberg zu Hahnstätten besaß 15621() 7 und 1575 66<br />

hier auch ein verpachtetes Hofgut. Seine Erben waren hier 1624 die<br />

von Weitolshausen, genannt Schrautenbach, die von Irmtraut und<br />

die von Walderdorff. Die von Walderdorff, die hier schon 1557 Wiesenzinse<br />

hatten und 1620 den Hof der Adligen von Steinbach von deren<br />

Erben kauften, erwarben 1629 von den Neuer von Montabaur,<br />

den Erben der von Irmtraut, deren Teil1 11 . Diesen 1682 112 erwähnten<br />

Walderdorffer Hof verkauften die Grafen von Walderdorff 1836 an<br />

den General von Kruse 111 . Grundstücke des Schraudenbacher Hofes<br />

werden noch 1788 74 erwähnt.<br />

Die von Brambach hatten hier schon 1380 Güter, die 1381 zur Hälfte<br />

Gnadenthal gehörten 2 • Dies war 1595 ein Hof mit etwa 30 Morgen<br />

Acker und 5 Morgen Wiesen 113 . Georg Ludwig von Brambach überließ<br />

den freiadligen Hof als Heiratsgut seiner Tochter Maria Elisabeth,<br />

der Frau des Georg Philipp Specht von Bubenheim zu Kirberg.<br />

Diese verkauften ihn 1665 an den Oberst Wilhelm Gottfried von der<br />

Hees zu Würges114. Durch Heirat kam der Hof an die von Hoen zu<br />

Würges 1710 115 und andere Erben, die von Creutzberg zu Würges vor<br />

1738116, die von Lobenthal bis 1740, dann 1740 an den Hofrat Becker<br />

in Bruchsal1 17 und die von Dyhling zu Sternenberg, die den Hof 1783<br />

an Nassau-Oranien verkauften 1 17 • Auch dieser Hof wurde 1813 stückweise<br />

verkauft 108 .<br />

Die Güter des Dietrich von Frondorf 13802 verkaufte Lise Schellris als<br />

Erbin des Konrad von Frondorf 1424 an Henne von Hattstein, genannt<br />

von Hartenfels, und Konrad von Hattstein 118 . Konrad von<br />

Hattstein, Amtmann zu Bonames, verpachtete 1530 Hof und Güter<br />

zu <strong>Eisenbach</strong> 106 .<br />

Ohne sichere Spur verlor sich Besitz der Ritter Heinrich Kornigel von<br />

Trohe zu Löhnberg, Specht von Westert und Johann von Reifenberg<br />

1380 2 und der Kesseler 1446 1 1, wohl der Kessel von Bergen. Güter hatte<br />

hier 1669 die Witwe des Obristleutnants Johann Neurath zu Wölfersheim29,<br />

Einzelgrundstücke die St. Nikolauskirche zu Haintchen<br />

1380/812 und der Wittumshof der Pfarrei Niederselters 1595 113 • Der<br />

Stoffeishof der Pfarrei Niederselters in <strong>Eisenbach</strong> soll 1592 noch 43<br />

Morgen 1 Sadel groß gewesen sein. Er brachte jedoch um 1600 nur<br />

noch eine Korngülte von 5 1/2 und mit der „Wuchergülte" 172161/2<br />

Malter Korn als Pacht 113 • .<br />

21


Die Herren von Molsberg hatten Kornrenten zu <strong>Eisenbach</strong>, die sie<br />

teils 1336 an Emmerich von Reifenberg verkauften, teils 1339 Konrad<br />

Ulin von Idstein zu Lehen gaben 9 • Geldzinsen hatten hier 1455 119 die<br />

Grafen von Nassau-Idstein, Geld- und Käsezinsen 1518 die Grafen<br />

von Isenburg-Büdingen, 1590 und 1653 Kurtrier zur Kellerei Villmar120.<br />

Korn, Hafer und Erbsen erhielt Kurtrier 1758 bis 1799 zur Kellerei<br />

Limburg121, Korn, Hafer und Federvieh die vom Riedt 1633 zu<br />

ihrem Haus in Kirberg122. Andere Zinsen fielen vor 1544 nach Camberg<br />

und 1544 nach Westerburg50 und 1600 an einen Altar in Camberg123.<br />

Abgelöst wurden von der Gemeinde ein Geld- und Gänsezins<br />

an Marsilius von Reifenberg 1558 und von mehreren Erben eine Gans<br />

jährlich von einer Wiese in Frondorf an den Pfarrer in Steinfischbach<br />

1603 8 • Später hatten hier bis 1739 ein Altar in Niederbrechen, dann<br />

der Pastor in Niederbrechen 17398, das Stift Limburg 1762 bis 1802,<br />

die Kirchen in Hasselbach und Würges 1787124 verschiedene Zinsen<br />

und noch 1828 außer der Domäne noch die Freiherren Schütz von<br />

Holzhausen und die Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> Geld-, Korn- und Haferrenten,<br />

die Kirche in <strong>Eisenbach</strong> Geld- und Korn-, die Pfarrei Niederselters<br />

und der Katharinenaltar in Camberg Kornrenten in <strong>Eisenbach</strong>103.<br />

Die meisten dieser Renten wurden, wie der Zehnte 1842125, schon in<br />

der Zeit des Herzogtums Nassau abgelöst.<br />

Das Dorf und seine Einwohner<br />

Die Karte der „Grafschaft" von 1698 zeigt, allerdings nur schematisch44,<br />

das Dorf umschlossen von den 1588 genannten Bannzäunen 126.<br />

Es war dies eine Ortsbefestigung, wie sie ringsum bei vielen Dörfern<br />

in den unruhigen Zeiten des Spätmittelalters, zum Teil mit Wall, Gräben<br />

und Gebück angelegt wurde. Zumindest ein Zugang führte durch<br />

die 1575 66 und 162927 genannte überdachte Pforte. Als man in den<br />

Bannzäunen zum gegenseitigen Schutz enger zusammenrückte, gab<br />

man wohl weiter abseits gelegene Wohnplätze auf, wie die um 1440<br />

genannte Hofstatt „in dem aldendorff", die man damals „Monchßgarten''<br />

nannte und über die 1550 ein Weg führte 2 • Im Dorf wird<br />

nur selten einmal die Lage eines Hauses genauer beschrieben, 1782<br />

„an gemeiner Gasse" 127 und „in der Schattenbieh an der gemeinen<br />

Bach" 128, auf der Beun 179277 und 1804129. Einige Häuser wurden damals<br />

bereits 1782 127 und 1796 130 je zur Hälfte von Erben geteilt.<br />

Eine am 4. Januar 1708, nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr ausgebrochene<br />

Feuersbrunst verursachte großen Schaden an Häusern und<br />

Ställen, wohl auch an der alten, engen und ruinierten Kirche, die man<br />

bis auf den Turm abbrach und zwischen dem 20. April 1711 und dem<br />

31. August 1712 neu wieder aufbaute91.<br />

Immer wieder hatte das Dorf in Kriegszeiten zu leiden, 1624 waren<br />

Franzosen hier, 1625 Kriegsvolk des Grafen Schlick, 1626 zog nassauisches<br />

Kriegsvolk durch und waren Lieferungen an Kriegsvolk des<br />

Görzenich zu leisten, der in Walsdorf lag, 1627 halfen Soldaten des<br />

kurtrierischen Hauptmanns Zant aus Camberg, als andere Soldaten<br />

die Kühe von der Weide nach Münster treiben wollten. Für die vielen<br />

Ausgaben mußte die Gemeinde Schulden machen, 400 Gulden hatte<br />

sie 1626 bis 1630 von den Nonnen in Limburg geliehen27. Durch Einquartierungen<br />

und erpreßte Kriegsgelder hatte die Gemeinde 1652<br />

große Schulden131. Im August 1742 marschierten Franzosen von<br />

Westfalen nach Bayern, im Mai und Juni 1743 Engländer, Hannoveraner<br />

und Hessen gegen die Franzosen durch <strong>Eisenbach</strong>, wo 1745<br />

Franzosen im Winterquartier lagen91, um nur einiges zu erwähnen.<br />

Viel zu leiden hatte die Gemeinde in den französischen Revolutionskriegen<br />

bis hin zum Freiheitskrieg 1813/ 14. So waren 1819 die „Gemeindeverhältnisse<br />

ungünstig in pekuniärer Hinsicht", viele Familien<br />

waren damals „in der dürftigsten Lage". Auch 1823 heißt es noch,<br />

die Gemeinde ist arm, doch konnte sie immerhin 1829 ein neues stattliches<br />

Schulhaus bauen132•<br />

Das Güterschatzungsregister von 1600 nennt 56 Haushalte. Das Dorf<br />

hatte damals mit der Mühle, dem Backhaus und Hirtenhaus der Gemeinde<br />

und dem nicht ausdrücklich genannten Pfarrhaus 51 Häuser123.<br />

In <strong>Eisenbach</strong> zählte man 1630 noch 40 Untertanen 133, 1651 waren<br />

nur noch 15 Haushalte übrig134, 1652 klagte man, vor dem Krieg<br />

seien es 60, jetzt nur noch 16 Nachbarn, dazu hätten auswärtige adlige<br />

und nichtadlige Personen das meiste Feld geerbt131. Schon 1654133<br />

waren es wieder 26 und 1689 39 Haushalte, davon 3 Beisassen134, die<br />

bei anderen wohnten und keinen Anteil an Nutzen und Lasten der<br />

Gemeinde hatten. Das Fourageheberegister nennt 1692 57 Namen 135.<br />

Bei der Huldigung zählte man 1730 89 Mann136, 1777 rechnete man<br />

mit über 100 Einwohnern, also Haushalten137. Genauer zählte man<br />

1818: 787 Einwohner in 154, 1829: 934 in 235 und 1851: 1.226 Einwohner<br />

in 271 Familien.<br />

Dieser rasche Bevölkerungszuwachs machte schon 1723 und 1749<br />

Sorge. Man befürchtete, da der Ort „mit vielen unvermögenden und<br />

nahrungslosen Einwohnern bereits übersetzt worden", dessen Ruin.<br />

Es wurde daher bestimmt, daß keiner Manns- oder Weibsperson, die<br />

nicht 200 Gulden Vermögen hatte, der Zuzug gestattet werden sollte.<br />

Dies galt auch bei Einheirat von auswärts her, wobei außerdem 1781<br />

guter Leumund, ehrliche und freie Herkunft Vorbedingung für die<br />

Erlaubnis zum Zuzug sein sollten 8 •<br />

Ein Jude Salm wird hier 1592138, ein anderer Löw 1600 zuerst genannt123.<br />

Es waren hier Schutzjuden, die von den drei Landesherren<br />

gegen besondere Abgaben angenommen waren. Die Judengemeinde<br />

war klein, 1764 waren es drei, 1799 vier Familien. Sie hielten sich zur<br />

Gemeinde in Camberg und begruben dorthin 1707 den Schulmeister<br />

des Juden Abraham und auch 1719 ihre Toten. Nassau-Usingen hatte<br />

vor 1806 für die Juden in <strong>Eisenbach</strong>, Hasselbach und Walsdorf einen<br />

Vorsteher eingesetzt, der sein Amt bald wieder aufgab, da seine Bemühungen<br />

um Ordnung in der Judenschule vergebens blieben. Die<br />

Juden in <strong>Eisenbach</strong> lebten meist vom Handel mit Vieh und Kleidungsstücken,<br />

sie waren 1799 arm und von sehr geringem Vermögen<br />

BBa.<br />

Blicke in das Alltagsleben erlauben die seit dem 18. Jahrhundert erhaltenen<br />

Nachlaßinventare. In den Häusern werden außer der Küche<br />

22


mit dem Feuerherd, geheizte Stuben und oben im Haus Kammern genannt.<br />

Außer Tischen, Betten, Stühlen und Bänken, hatte man meist<br />

Kisten zum Aufbewahren von Wäsche und Kleidung, einen Küchenschrank<br />

und ein Schlüsselbänkchen. Selten fehlte ein „Brothang",<br />

ein Gestell zum Aufbewahren von Brot. An Küchengerät werden<br />

eiserne Töpfe, irdene Schüsseln, Teller und Löffel aus Zinn, ,,Stoßbutterfaß",<br />

,,Birnstößer" zum „Krautkochen", Sauerkrautbüttchen,<br />

Feuerkluft und „Brandreidel", seltener 1790 etwas Porzellan und<br />

1795 eine Kaffeemühle und 4 Kaffeeschalen erwähnt. Meist waren<br />

Schwingstock und Breche, Hechel, Haspel, Garnschragen und Spinnrad<br />

und mehrfach ein Webstuhl für die Verarbeitung von Flachs und<br />

Wolle vorhanden. Man hatte meist, allerdings geringen Vorrat an<br />

Weißzeug, Bett- und Tischwäsche, sehr selten ein paar Bücher im<br />

Haus.<br />

Aufgeführt wird auch die Kleidung, für ein Mädchen werden 1701<br />

,,Halsköller", ,,Wammes" und eine „Brust mit Fischbein" gekauft.<br />

Aufzeichnungen von 1790 bis 1798 nennen an Frauenkleidung Röcke,<br />

,,Komodgen", ,,Mützgen", ,,Leibgen", Kappen, Hauben und Schürzen<br />

aus Taft, Zitz, Flanell und Flachs, also Leinen, und gelegentlich<br />

seidene Halstücher. Für einen jungen Mann werden 1758 lederne Hosen,<br />

,,Camisol" und Schnupftuch gekauft. Männerkleidung für Alltag<br />

und Sonn- und Feiertage waren 1796 „ein blauer Mannsrock, ein<br />

hellblau Kamisol, ein weißwollener Brustlapp, Hosen und ein paar<br />

lederne Hosen, wollene Strümpf", Stiefel und Schuhe 110 •<br />

Wirtschaftsleben, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe<br />

Die Haupterwerbs- und Nahrungsquelle war hier durch Jahrhunderte<br />

die Landwirtschaft. Ein <strong>Eisenbach</strong>er sagte 1575 aus, er sei ein „Akkermann",<br />

das achte er vor das beste Handwerk"66• Das Ackerland<br />

wurde 1380/81, um 1440, 1446, 1550 und 1612 2 sowie sonst oft bezeugt,<br />

in Dreifelderwirtschaft, im Wechsel von Winterfrucht (Korn,<br />

Weizen), Sommerfrucht (Gerste, Hafer) und Brache genutzt.<br />

Die Namen der drei Felder änderten sich mehrfach. Es waren dies das<br />

Niederfeld 1380 2 , gegen Niederselters 15502, das auch 1595 Steinfeltzer113,<br />

1682112 Steinfelser Feld heißt. Das zweite Feld hinter der Kirche<br />

1380, auch gegen Hausen 1381/85 2 heißt 1595 113 auch Spenerfeld und<br />

1612 Kirchfeld oder Speenerfeld 2 • Das dritte Feld gegen <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Holz 1380 oder gegen Brechener Holz 1381/85 heißt 1682 112 Weyerfelt,<br />

häufiger jedoch, wie 1595 11 3 und 16122, Weyerwegfeld. Einige Flurnamen<br />

sind uralt. So war die Beun, später zum Teil mit Häusern überbaut,<br />

1380 „an der Bunde" und „an der Bunen" 2 , vom althochdeutschen<br />

biunta, in der Bedeutung eingehegtes, vorn Flurzwang freies<br />

Grundstück, oft das Land und der Brühl, hier schon 1446 „uff dem<br />

Broyle" 2 , die auch sonst meist dicht am Dorf liegende Wiese des Herrenhofes.<br />

Mehrere Weingärten werden schon 1347, um 1440 und noch 1612, danach<br />

noch in Flurnamen 1676 96 , 1682 112 und 1797 82 genannt. Die Gemeinde<br />

sollte 1558 im Weingarten der von Rheinberg alle Arbeiten,<br />

außer dem Schneiden, übernehmen und jährlich ein Stück neu roden58.<br />

Der Weinbau wurde hier jedoch wohl schon wie im benachbarten<br />

Oberbrechen im Dreißigjährigen Krieg aufgegeben. Ein Nachbar<br />

hatte alllerdings noch 1784 eine Kelter im Haus 72 •<br />

Von den 56 Haushalten hatten im Jahr 1600 19 bis zu 5, 16 bis zu 10<br />

und 9 bis zu 20 und nur einer fast 25 Morgen Ackerland, dazu 16 bis<br />

zu 2, 15 bis zu 5 und 10 bis zu 12 Wagen Heu von ihren Wiesen. An<br />

Vieh gab es 1600 58 Pferde und Füllen, 213 Kühe und Kälber, 86<br />

Schweine und 367 Schafe 123 • Zwei Nachbarn, darunter ein Bergmann,<br />

hatten 1600 nur Hofreite oder Haus, jedoch keinen Grundbesitz, 9<br />

andere weder Haus noch Besitz 123 • Heppenhauer, die kein eigenes<br />

Fuhrwerk hatten und mit der Heppe, einer Hacke, Dienst leisteten,<br />

gab es hier schon 1578 66 und sicher lange vorher. Für das Vieh wurden<br />

die Weiden von Frondorf und Wilhelmshain und für die Schweine besonders<br />

die Waldweide mit Eckern und Eicheln für die Mast genutzt.<br />

Der Flurname „in den Bangarten" um 14402, den Baumgärten, läßt<br />

etwas Obstanbau erkennen. Ein Birnbaum wird 1550 erwähnt 2 • Selbst<br />

weit draußen im Feld gab es 1782 „Baumstücker" 82 • Doch war der<br />

Anbau nicht allzu stark, da etwa der Ertrag von Apfelbäumen 1788<br />

künftig jeweils unter 5 Erben verteilt werden sollte 72 •<br />

Durch Bevölkerungsvermehrung und die Realteilung verkleinerten<br />

sich die Betriebe in der Folge jedoch noch wesentlich. In den Außenbezirken<br />

der Gemarkung gewann man zwar noch durch Rodung neues<br />

Land, wie es die Flurnamen „In Rothstückern", "auf dem neuen<br />

Feld" 1778 und „in den Rodern" 1779 82 zeigen. In der Brache wurden<br />

schon 1769 und 1796 stark Kartoffeln angebaut. Als Sonderkulturen<br />

sind 1550 Anbau von Mohn 2 und 1695 139 und 176982 von Hopfen bezeugt.<br />

In der Zeit um 1781, als über die zunehmenden Felddiebstähle<br />

geklagt wird 8 , nutzte man die engere Umgebung des Dorfes intensiver<br />

mit Grasgärten 1780, auf der Bleich 1788, mit Gärten 1781, Kohlgärten<br />

1778, Krautgärten 1780, auf der Bach 1786 und vor den Wingarten<br />

1786, am Bohnenstück 1782, mit Bohnengärten 1789 auf dem Bornweg<br />

1790, mit Bohnenland auf den Kappesstückern 1786 und Kappesland<br />

vor dem Wingarth 1779, am Niederhorn 1779 und auf den Pflanzländern<br />

1782 82 •<br />

Von der 4.530 Morgen großen Gemarkung waren 1828 2.152 Morgen<br />

Wald 81 Morgen Trieschland und Weiden, weitere 84 Morgen rechnete<br />

man für Gebäude, steriles Land und Wege. So blieben an Ackerland<br />

1833, an Wiesen 368, an Gärten nur 9 Morgen 103• Der Pfarrerbezog<br />

von seiner Zehnthälfte 1814 im zehnjährigen Durchschnitt jährlich<br />

10 Fuder Korn und Weizen, 4 Fuder Gerste und 3 Fuder Hafer 104 •<br />

Insgesamt wurde also etwa das Zwanzigfache an diesen Früchten geerntet.<br />

Der Wald war 1723 so verwahrlost, daß nur noch ein Holztag in der<br />

Woche und 1781 gar nur noch zweimal im Jahr ein Holztag zum Austeilen<br />

von Holz an die Nachbarn erlaubt wurden. Für Ziegen und die<br />

23


Schafherde wurde der Wald 1723 und 1781 auch das Laubstreifen und<br />

Holzsammeln ganz verboten. Seit 1723 sollte jedes .Jahr ein Distrikt<br />

im Wald mit Eicheln und Eckern gehegt werden 8 •<br />

Das Niederfeld wird 1381/85 auch Feld gegen die Waldschmiede<br />

(waltsmytten) und dort ein Morgen Land bei der Waldschmiede genannt2.<br />

Von Eisenverhüttungsanlagen des 14./15. Jahrhunderts wurden,<br />

nach einem Bericht des Archäologen Dr. Kutsch in Wiesbaden<br />

von 1934 bei Quellenschürfungen, nahe der Wüstung Frondorf, Spuren<br />

festgestellt. Der Ortsname <strong>Eisenbach</strong> zeigt, daß Eisengewinnung<br />

hier noch älter ist. Sie stand wohl in Blüte oder man erwartete höheren<br />

Ertrag, als man in der Familie des Ortsadels lange vor 1275 2 den<br />

sehr seltenen Vornamen Isenrich, der Eisenreiche, für einen Sohn<br />

wählte. Es ist nicht ganz sicher, ob das Eisen, das die Leute von <strong>Eisenbach</strong><br />

1412 nach Kaste! an den Rhein fuhren, Eisen aus der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

oder aus der Weilnauer Waldschmiede war. Auf dem Rückweg<br />

sollten sie damals für Nassau-Weilburg in Fronfuhre Wein vom<br />

Rhein mitbringen 140• Die Eisenvorkommen waren hier jedoch anscheinend<br />

früh erschöpft.<br />

Auf Bergbau deuten auch die Flurnamen „uf der grubin" 1347 und<br />

„uf der gruben" 1550 im Feld gegen das <strong>Eisenbach</strong>er Holz 2 • Kurtrier<br />

verlieh 1563 allein und 1586 zusammen mit Nassau-Weilburg das<br />

Bergwerk zu <strong>Eisenbach</strong> 141• Beide nahmen auch 1588 den Bergwerkszehnten<br />

allein 1 26 , worüber die von Rheinberg 1586 64 und 1593 klagten.<br />

Es waren 1587 zwei Gruben, Unser Lieben Frauen Grube und Erbstollen,<br />

die 1586 als Bleibergwerk für Gewerken in Braunfels, Camberg,<br />

Dillenburg und Siegen 142 und auch 1625 143 noch betrieben wurden.<br />

Auf Fürsprache der Königin Christine von Schweden verlieh<br />

Erzbischof Karl Kaspar von Trier 1676 erneut das Silber- und Bleibergwerk<br />

in <strong>Eisenbach</strong> an den Hofrat Alexander Teutsch, an Henrich<br />

Ziegeler und den Hanauer Rat Christoph Ernst von Lindau 142 • Von<br />

einem neuen Bergwerk bei <strong>Eisenbach</strong> befürchtete man 1818 Schäden<br />

für den Mineralbrunnen in Niederselters 144 •<br />

Ein Müller wird schon 13802 und 145451 erwähnt. Die Mühle gehörte<br />

1507 den von Rheinberg, als diese davon der Klausnerin Veronika von<br />

Rheinberg zu Hoch-Weisel eine Kornrente verschrieben145. Die von<br />

Rheinberg besaßen auch 1534 85 und 1600 123 die Mühle, die 1575 erst<br />

neu 66 , möglicherweise nicht am alten Platz erbaut war, da 1550 Wiesen<br />

bei der der alten Mühle genannt werden 2 • Nach dem Dreißigjährigen<br />

Krieg baute Johannes Schmidt die Mühle auf einem Platz der von<br />

Hohenfeld wieder auf. Die Freiherren von Hohenfeld zogen diese an<br />

sich 146 und hatten diese 1712 und 1807 verpachtet. Alle <strong>Eisenbach</strong>er<br />

mußten dort mahlen lassen, doch gab es .l_!.m den „Mühlenbann",<br />

diesen Zwang, gelegentlich Streit, da die Mühle für das Dorf nicht<br />

ausreichte 147 . Eine herrschaftliche Mühlenordnung von 1741, die 1763,<br />

1773 und 1781 erneuert wurde, regelte in allen Einzelheiten den Betrieb<br />

der Mühle und den Lohn des Müllers. Die Frucht und nachher<br />

das Mehl und die Kleien mußten jeweils über die Mehlwaage geliefert<br />

werden, die einem vereidigten Mehlwieger unter strenger Aufsicht der<br />

24<br />

Gemeinde anvertraut war 8 • Die Gemeinde löste 1783 den Mühlenbann<br />

mit einer Rente von jährlich 50 Gulden an die Kellerei der von Hohenfeld<br />

zu Limburg ab. Die Mühle erbten 1822 die Schütz von Holzhausen<br />

in Camberg, die diese noch 1837 besaßen.<br />

Eine Ölmühle wollten 1831 Joh. Georg Kawert aus Oberbrechen,<br />

dann Georg Bruchhäuser aus Weyer 1835 im Wiesengrund Brühl<br />

bauen. Er baute diese 1836/ 37 in eine Mahlmühle um, was nachträglich<br />

für diese Mühle, die 1869 Obermühle heißt, genehmigt wurde 148 .<br />

Der Müller Jakob Bruchhäuser in Erbach wollte in der Au an der<br />

Grenze gegen Niederselters 1849 eine weitere Mühle bauen. Auf viele<br />

Einsprüche hin gab er jedoch diesen Plan auf 149 •<br />

Auch sonst gab es schon immer in dem großen Pfarrdorf Handwerk<br />

und Gewerbe für den örtlichen Bedarf. So finden sich schon 1347 und<br />

um 1440 Maurer, 1380 und 1577 Loh- oder Rotgerber (Lohir)2, 1396<br />

ein Wirt 53 , 1446 11 und 1454 51 ein Schneider, 1477 ein Schuster (Schuman),<br />

1550 ein Spengler und ein Weber2, 1575 ein Schmied 66 , 1612<br />

Schuhmacher, Schmied und Bäcker 2 • Man zählte 1828, außer der<br />

Mahlmühle, 10 Krämer, 6 Musikanten, je 5 Maurer und Schuhmacher,<br />

4 Wirte, je 3 Bäcker, Grobschmiede, Leineweber, Schreiner und<br />

Strohdachdecker, je zwei Schneider und Teerbrenner und schließlich<br />

je einen Bierbrauer, Branntweinbrenner, Küfer, Nagelschmied und<br />

Ockerhändler103•<br />

Außer den Bauern hatten auch die Handwerker, die ihr Gewerbe daheim<br />

betrieben, noch etwas Landwirtschaft. Das sah im Alltag in den<br />

armen Zeiten im Dorf 1831 sehr bescheiden aus, wenn sie in „schäbigter,<br />

verschmutzter Jacke und ärmlicher Kleidung" oder im „kleisigten<br />

( = kleisterig), gelappten Rocke" herumliefen. Die Bauhandwerker<br />

und „Hausierhändler"; von denen es 1831 in <strong>Eisenbach</strong> bereits<br />

eine Menge gab, mußten ihren Verdienst meist auswärts suchen. In<br />

den folgenden Jahrzehnten wurde <strong>Eisenbach</strong> geradezu zu einem Dorf<br />

der Bauhandwerker. So heißt es 1846 „sobald die männliche Jugend<br />

ihren Schulentlassungsschein" hat, ,,wird der Maurerhammer ergriffen<br />

und bis in den Spätherbst auswärts als Lehrjunge oder Handlanger<br />

gearbeitet" 132 • Aber sie kamen fast alle immer wieder zurück in<br />

ihr Dorf am Rande des goldenen Grundes in jener alten Zeit, die auch<br />

hier keineswegs immer eine gute alte Zeit war.<br />

Quellenangabe:<br />

J) W. H. Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster und Sti fte im Gebiet der mittleren Lahn I,<br />

1956, Nr. 26 (s. Abb.). Durch gute Register erschlossene Publikationen zitiere ich hier nur<br />

einmal ohne S. und Nr.<br />

2) Struck lll, 1961.<br />

3) Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (zitiert W ) 133 Urk.<br />

4) A. Bach, Die Siedlungsnamen des Taunusgebiets, 1927 , S. 139.<br />

5) E . Eichhorm in: Nassau . Annalen 76, 1965 , S. 123, 127.<br />

6) Gemeindearchiv <strong>Eisenbach</strong> (zitiert E) 4.<br />

7) Eichhorn (s. Anm. 5) S. 121 Anm; E. Eichhorn in: Camberg 700 <strong>Jahre</strong> Stadtrechte, 1981,<br />

s. 72.<br />

8) E 1.<br />

9) Struck (s. Anm. 1) 1, 1956.<br />

JO) W 170 Urk. ; J. Kloft, Territorialgeschichte des Kreises Usingen, 1971, S. 109.<br />

11) Struck (s. Anm. 1) 11 . 1959.<br />

12) W 359, 73.


13) W. Möller, Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter NF 11, 1951.<br />

14) C. D . Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau, 1843, S. 327.<br />

IS) W 353 Urk.<br />

16) Vogel, S. 336.<br />

17) A. Goerz, Regesten der Erzbischöfe von Trier, 1861, S. 170.<br />

18) H. Gensicke in: Camberg 700 <strong>Jahre</strong> Stadtrechte, 1981, S. 30.<br />

19) W 171 D 889.<br />

20) W 331 Urk.<br />

20a) W 121 Urk. von Frondorf.<br />

20b)W 340 Urk.<br />

21) W 350 Urk.<br />

21a) Klofl (s. Anm. 10) S. 208.<br />

22) W 133 Urk.<br />

23) W 115 1II C 2.<br />

24) W 359, 62.<br />

25) W 171 C 6.<br />

26) Genauere Nachrichten sind in dem noch unzugänglichen Archiv der Freiherren Schütz von<br />

Holzhausen, der Erben der Familien von Metternich und von Hohenfeld, zu erwarten.<br />

27) W 360 <strong>Eisenbach</strong> 10.<br />

28) W 359, 81.<br />

29) W 359, 67.<br />

30) W 121 von Wachenheim 14.<br />

31) W 359, 76.<br />

32) Vogel (s. Anm. 14) S. 343.<br />

33) W 121 von Wachenheim 15/16: W 171 Z 1171.<br />

34) W 121 von Wachenheim II.<br />

35) W 121 von Kniestädt 3.<br />

36) Gensicke (s. Anm. 18), S. 46.<br />

37) W 359, 38.<br />

38) E 9.<br />

39) W 359, 45.<br />

40) Weidenbach in: Nassau. Annalen 10, 1870, S. 320/21.<br />

41) Gensickc (s. Anm. 18), S. 36.<br />

42) Ebenda S. 29- 32.<br />

43) K. Rosse!, Urkundenbuch der Abtei Eberbach 11, 1865, Nr. 454.<br />

44) W 3011, 1055.<br />

45) W 121 Urk. von Reifenberg.<br />

46) H. Gensicke in: Nassau. Annalen 75, 1964, S. 209.<br />

47) W 121 Urk. Rode und 121 Rode l.<br />

48) Gensicke (s. Anm. 18), S. 26.<br />

49) W 171 Z 1050/ 1052.<br />

50) W 359, 20.<br />

51) K. E. Dcmandt, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1-IV, 1953 - 1957.<br />

52) W 359, 71.<br />

53) J. Schultze, Fürstl. Wied. Archiv zu Neuwied. Urkundenregesten und Akteninventar, 1911.<br />

54) K. Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratcnserklosters Arnstein an der Lahn, 1883,<br />

Nr. 8.<br />

55) W 359, 66.<br />

56) H . Höhler, in: Nassovia 6, 1906, S. 263/64.<br />

57) W 171 C 602.<br />

58) W 360 <strong>Eisenbach</strong> l.<br />

59) W 359, 2.<br />

60) W 171 C 259.<br />

61) W 335 Urk.<br />

62) W 171 C 5.<br />

63) W 171 C 62.<br />

64) W 359, 74.<br />

65) J. Hörle, Geschichte des Hofes zu Hausen, 1926: W 359, 19, 116, 122-124.<br />

66) W ], 1523.<br />

67) W 359, II.<br />

68) E 12.<br />

69) E 13.<br />

70) W 359, 42.<br />

71) W 359, 108, 114, 115.<br />

72) E 29.<br />

73) E 18.<br />

74) E 25.<br />

75) Reiche Überlieferung in E 16 - 25 und in W 359.<br />

76) W 359, 12, 104; E 9.<br />

77) E 16.<br />

78) W 359, 92.<br />

79) E 5.<br />

80) W 19 Urk.<br />

81) K. E. Demandt, 0. Renkhoff, Hessisches Ortswappenbuch, 1956, S. 180/ 81.<br />

82) E 17.<br />

82a) W 359, 6.<br />

83) W 359, 7.<br />

84) W 331 Urk.<br />

85) W 359, 83.<br />

86) W 171 Z 174.<br />

87) W 359, 53.<br />

88) W 171 Z 4150; W 115 IX 33.<br />

89) W 359, 41 und 107; R. Wolf, Die Ermordung des <strong>Eisenbach</strong>er Schultheißen Peter Bullmann<br />

im Jahr 1660, in: Hess. Familienkunde 13, 1977, Sp. 259-262.<br />

90) W 359, 89, 42.<br />

91) Kath. Kirchenbücher von <strong>Eisenbach</strong>, im: Bistumsarchiv in Limburg.<br />

92) St. Steffen, Von <strong>Eisenbach</strong>er Schultheißen im 18. Jh., in: Land und Leute 4, 1928 .<br />

93) W 359 und E 1-33.<br />

94) L. Ueding, in: Archiv fO r mittelrhein. Kirchengeschichte 2, 1950, S. 264.<br />

95) H. Oensicke, in: Nassau. Annalen 87, 1976, S . .189 ff. und 200.<br />

96) W 19 II b 4.<br />

97) H. P. Mielke, Die Nicderadligen von Haltstein, 1977, S. 159.<br />

98) W 19 III b 15 .<br />

99) W 121 von Hohenfeld 14/15.<br />

100) W 171 Z 3178.<br />

101) W 359, lOI.<br />

102) W 121 von Wachenheim 19.<br />

103) W 1001, 69.<br />

104) W 211 , 530, 536.<br />

l05) W 211, 11654, 11354.<br />

106) W 359, 103.<br />

107) W 171 Z H22.<br />

108) W 359, 12, 113 und 70,<br />

109) W 360 <strong>Eisenbach</strong> 3.<br />

110) E 16, 17, 21-33.<br />

111 ) Archiv der Grafen von Walderdorff in Molsberg I <strong>Eisenbach</strong>.<br />

112) W 359, 79.<br />

113) W 171 Z 2659.<br />

113a) F. W. van Gelder, in: Beiträge zur Kirchengeschichte des Goldenen Onmdes, 1983, S. 54/ 55.<br />

114) W 121 Urk. von der Hees.<br />

115) W 171 Z 951.<br />

116) W 359, 102.<br />

117) W 359, 113.<br />

118) Landeshauptarchiv Koblenz 54, 32.<br />

119) W 131 R J.<br />

120) \V 115 Villmar 37, 38, 40; W 115 lil c 2.<br />

121) W 359, 110.<br />

122) W 171 Z 1851.<br />

123) W 359, 104.<br />

124) \V 359, 28, 29, 111.<br />

125) W 229, 1874-1877.<br />

126) W 115 III c 2.<br />

127) E 22.<br />

128) E 32.<br />

129) E 19.<br />

130) E 23.<br />

131) W 360 <strong>Eisenbach</strong> 2 B.<br />

132) W 211, 5976.<br />

133) W 353, 137.<br />

134) W 359, 41.<br />

135) E 9.<br />

136) W 115 I a 2 Il.<br />

137) W 1163, 23.<br />

138) W 356, 3000 a.<br />

138a) W 359, 26, 33, 35, 36 und 80.<br />

139) E 3.<br />

140) H . Schubert, Geschichte der nassauischen Eisenindustrie, 1937, S. 477.<br />

141) Landeshauptarchiv Koblenz I C 34, 338, 1 C 41, 202.<br />

142) W 359, 85-89.<br />

143) W 350 XX 1.<br />

144) W 210, l164.<br />

145) F. Herrmann, Inventare der evang, P farrarchive im Freistaat Hessen, 1920, S. 949.<br />

146) W 133, Esch 9.<br />

147) W 359, 9.<br />

148) W 229, 1147.<br />

149) W 229, 452.<br />

25


Rudolf Wolf<br />

Die Ermordung des <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Schultheißen Peter Bullmann<br />

im <strong>Jahre</strong> 1660<br />

Am 20. Januar 1660 wurde der gemeinherrische Schultheiß von<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Peter Bullmann, auf offener Straße im Dorf von dem<br />

„Churfürstlich Trierischen Land Einspenniger" Ludwig Best aus<br />

Niederselters erschossen. Der Täter flüchtete nach dem Mord.<br />

Die Akten über die der Tat folgende Untersuchung sind teilweise<br />

erhalten', so daß sich die Vorgänge, die sich dabei abspielten, recht<br />

gut rekonstruieren lassen. Das Protokoll wurde durch den Kaiserlichen<br />

Notar und Limburger Gerichtsschreiber Jakob Schupp aufgenommen.<br />

Die Witwe des Ermordeten und sein Sohn Johannes reichten am 26.<br />

Januar 1660 Klage bei der Gesamtherrschaft - <strong>Eisenbach</strong> war in gemeinschaftlichem<br />

Besitz von Kurtrier, der Herren von Wachenheim<br />

und von Metternich - ein. Dem Beklagten wurde zur Stellungnahme<br />

eine Frist von einem Monat eingeräumt. Es fällt auf, daß die Angelegenheit<br />

wie eine Privatklage behandelt und keineswegs ex officio verfolgt<br />

wurde, obwohl dieser kurtrierischer Untertan war, also einem<br />

der Mitherren unterstand. Die Ehefrau des Beschuldigten, Catharina<br />

Best, übergab zwei Schriften zur Verteidigung ihres Mannes, die letzte<br />

datiert vom 18. Februar, worauf festgesetzt wurde, daß der Täter<br />

sich „in loco delicti" zu rechtfertigen habe. Ludwig Best ließ weitere<br />

Schriftsätze zu seiner Rechtfertigung übergeben, dennoch wurde er<br />

erneut aufgefordert, sich nach <strong>Eisenbach</strong> zu begeben und Kaution zu<br />

stellen, bei Zusage sicheren Geleits. Als Termin der Verhandlung<br />

wurde der 10. Mai/30. April 1660 festgesetzt.<br />

An diesem Termin erschienen in <strong>Eisenbach</strong> der kurtrierische Amtmann<br />

Hugo Reinhard von und zu Hattstein, für Nassau-Saarbrücken<br />

bzw. Wachenheim Johann Conrad Reuter, Keller und Schultheiß in<br />

Usingen, und für Lothar Freiherrn von Metternich Adolf Anton Reineck,<br />

Keller des Freiherren von Hohenfeld, um die notwendigen Verhöre<br />

zu führen.<br />

Ludwig Best folgte jedoch seiner Vorladung nicht, sondern ließ durch<br />

seine Frau eine Entschuldigung übergeben; ebenso reichte diese eine<br />

Eingabe der Gemeinde Niederselters ein. Als ihren Beistand brachte<br />

sie den kurtrierischen Schultheißen von Camberg, Johann Wilhelm<br />

Langenbach, Simon Hartmann aus Camberg sowie Hans Philipp<br />

Bouffier, den trierischen Schultheißen von Erbach, mit.<br />

Johannes Bullmann präsentierte als Zeugen Johannes Rompel, Grafschaftsschultheiß<br />

in <strong>Eisenbach</strong>, Johannes Reichmann und Hans<br />

Trapp von <strong>Eisenbach</strong> sowie Paulus Rudolff aus Hasselbach, einen<br />

Knecht des ermordeten Schultheißen. Die Zeugen wurden in Gegenwart<br />

beider Parteien vereidigt und auf die Folgen eines Meineides<br />

hingewiesen.<br />

Als erster Zeuge wurde Johann Rompel, Grafschaftsschultheiß und<br />

Gerichtsschöffe, vernommen. Er erklärte, daß er etwa 50 <strong>Jahre</strong> alt<br />

sei, keinem Teil befreundet noch verschwägert und keine Feindschaft<br />

gegen den Beklagten trage, er habe vielmehr diesen , ,alle Zeit für Einen<br />

guten Freund gehalten". Zur Sache sagte er folgendes aus: ,,Alß<br />

das Harantisch Regiment zu pferdt herunter marschirt", hätten die<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Einwohner Einqartierung befürchtet. Als er deswegen<br />

aus dem Fenster schaute, sah er einen Reiter zur Pforte hereinkommen,<br />

den er für einen Quartiermeister gehalten habe. Dieser habe<br />

laut geschrieen, auch hätten ihn die Hunde angebellt. Zu diesem Zeitpunkt<br />

habe der Reiter keine Pistole in Händen gehabt. Vor des<br />

Schultheißen Haus habe er jedoch sein Pferd gewendet, die Pistole<br />

gezogen und geschossen, worauf ein Hund in Richtung Pforte gesprungen<br />

sei. Er, der Zeuge, sei aus seinem Haus herausgelaufen und<br />

habe erkannt, daß der Reiter Ludwig Best war. Er bemerkte jedoch<br />

nicht eher, daß der Schultheiß erschossen worden war, als bis die<br />

,,Nachbahrn hören kreyßen". Ludwig Best sei wieder zur Pforte hinausgeritten.<br />

Auf die Zurufe der Leute habe der Mörder mit der Hand<br />

ein Kreuz gegen sie gemacht und sei geflüchtet. Er habe gesehen, daß<br />

Ludwig Best „sich gestelt, alß wan truncken geweßen".<br />

Der zweite Zeuge, Johannes Reichmann, etwa 34 <strong>Jahre</strong> alt, Gerichtsschöffe<br />

in <strong>Eisenbach</strong>, bestätigte im wesentlichen diese Aussage. Er<br />

hatte sich im Hause des Schultheißen aufgehalten, als der Täter ins<br />

Dorf geritten war, und war mit Peter Bullmann zusammen auf die<br />

Straße getreten, als die Hunde den Reiter anbellten und dieser schrie<br />

„He, he!" Als Best die Pistole zog, stieß er den Hahn auf dem Arm<br />

auf, kam jedoch nicht zurecht und spannte ihn dann mit der Hand.<br />

Dann fiel der Schuß, der Schultheiß krümmte sich und klagte , ,Ach<br />

jo, das ist mir durch mein Leib hindurch''. Darüber kam sein Sohn<br />

aus dem Haus herausgelaufen. Als er sah, daß sein Vater zu Boden<br />

sank, rief er dem Mörder zu, er solle herkommen, doch dieser ritt<br />

schweigend vondannen. Der Schultheiß hatte kein Wort mehr gespro-<br />

26


chen. Der Zeuge sei zusammen mit dem Knecht des Schultheißen und<br />

Peter Bender nach Niederselters geritten, in der Hoffnung, Ludwig<br />

Best zu ergreifen. Dieser war jedoch offensichtlich in anderer Richtung<br />

geflohen. Als Johann Reichmann nach etwa einer Stunde nach<br />

<strong>Eisenbach</strong> zurückkam, war der Schultheiß schon zum Tode bereit gewesen.<br />

Er hätte nicht gehört, daß die Kontrahenten Streit miteinander<br />

gehabt hätten.<br />

Der dritte Zeuge: Hans Trapp, Bauer und etwa 25 <strong>Jahre</strong> alt, stammte<br />

aus dem Eichsfeld. Er war ebenfalls im Hause des Schultheißen gewesen<br />

und mit diesem und Johann Reichmann aus dem Haus gelaufen,<br />

als Ludwig Best auf der Dorfstraße erschien. Seine Aussage deckte<br />

sich nahezu völlig mit der des Johann Reichmann. Hans Trapp habe<br />

dem Täter „ahm Gesicht ahn gesehen, das truncken geweßen".<br />

Der vierte Zeuge, Paulus Rudolff, Knecht des ermordeten Schultheißen,<br />

gebürtig von Hasselbach, war etwa 22 <strong>Jahre</strong> alt. Er hatte im<br />

Schuppen Holz gehackt, als Ludwig Best in <strong>Eisenbach</strong> auftauchte.<br />

Seine Schilderung deckte sich ebenfalls völlig mit denen der anderen<br />

Zeugen, selbst in solchen Einzelheiten wie das Spannen des Hahns<br />

der Pistole und das Kreuzzeichen, das der Täter vor seiner Flucht gegen<br />

seine Verfolger schlug. Nur konnte Rudolff nicht feststellen, daß<br />

Best betrunken war. Der Knecht half, den verwundeten Schultheißen<br />

ins Haus zu tragen. Dieser habe kein Wort mehr gesprochen, , ,alß<br />

waß dem Pastor gesagt" .<br />

Anschließend wurde noch Anton Scheffer aus Oberselters, 20 <strong>Jahre</strong><br />

alt und Knecht des Johann Rompel, vernommen. Angeblich hatte<br />

dieser behauptet, Ludwig Best hätte Drohungen gegen den erschossenen<br />

Schultheißen ausgestoßen. Der Zeuge erklärte, er hätte zwei <strong>Jahre</strong><br />

bei dem Täter gedient und gehört, als Best einmal betrunken gewesen<br />

sei, daß dieser äußerte: ,,Müße noch einen zu Eyßenbach büch- -<br />

ßen", ohne allerdings einen Namen zu nennen. Als er jetzt von der<br />

Ermordung Peter Bullmanns gehört habe, habe er angenommen, daß<br />

mit der Drohung der Schultheiß gemeint gewesen sein müsse. Hierauf<br />

nahmen die Amtsleute eine Ortsbesichtigung vor.<br />

Die Ehefrau des Täters wurde nunmehr befragt, ob sie noch etwas<br />

zur Verteidigung ihres Mannes vorbringen könne und ob sie eventuell<br />

zusätzliche Zeugen benennen wolle. Diese entschloß sich jedoch, offensichtlich<br />

angesichts der drückenden Last der Beweise, um Gnade<br />

zu bitten: ,, das um Gnade pitten, undt weillen arme leuthe mit kleinen<br />

Kindern, doch die barmhertzigkeit der schärpff der Richter vorgezogen<br />

zu werden Verhoffen wolten."<br />

Der Sohn des Schultheißen als Kläger stellte das Urteil ebenfalls , ,zu<br />

der Obrigkeit erkentniß" und „begehret justitiam".<br />

Das Urteil, das aufgrund der Beweisaufnahme erging, muß überraschen:<br />

Der Täter wurde von der Anklage des Totschlags freigesprochen,<br />

jedoch wegen des dabei begangenen Exzesses zu einer unbestimmten,<br />

der Obrigkeit zu überlassenen Strafe und den Kosten verurteilt:<br />

,,In Criminal sachen Johann Bulmann von Eysenbach und Consorten<br />

peinlichen Anklägeren ahn Einern gegen Ludtwigk Bästen<br />

von Niedernselters peinlich beklagten andern theilß wird ahn seiten<br />

Ihro Churf. Gdn. zu Trier auff die geführte Kund und Kundschafft<br />

und darauff hinc inde beschehene Submission hiemit zu<br />

recht erkant, daß peinlich beklagter von der wider Ihn ex L. Kornelia<br />

de Sicarys angestelter anklag und ordinari poen deß Todtschlags<br />

zu absolviren und zuerledigen, gleichwol wegen des bey<br />

dießer beklagter mortthat begangenen excessus in eine nach erwegung<br />

der kundbahren deß peinlich beklagten Unvermögenheit extraordinam<br />

straff/ welche lhro Churfstl. Gndn. ahnheimb gestelt<br />

wird / wie ingleichen zu abstattungk aller in dieser sach hin und<br />

wieder uffgeloffener Unkosten mißlicher ermäßigung nach zu<br />

condamniren und zu verweißen sey, alß wie derselben hiermitt respective<br />

absolvirt und erledigt condamnirt und bewießen wird."<br />

Es sieht so aus, als ob das Gericht zu der Ansicht gekommen ist, daß<br />

Ludwig Best den Schultheißen nicht absichtlich erschossen habe. Leider<br />

sind die Schriftsätze, die zu seiner Verteidigung eingereicht wurden,<br />

nicht erhalten, so daß man die Argumentation der Verteidiger<br />

nicht verfolgen kann. Möglicherweise hat der Täter behauptet, daß er<br />

sich durch die bellenden Hunde bedroht fühlte und auf diese gezielt<br />

habe. Schließlich könnte sich auch seine - allerdings nicht von allen<br />

Zeugen bestätigte - Trunkenheit strafmildernd ausgewirkt haben.<br />

Man wird sich natürlich auch fragen, ob der Täter nicht ein Motiv für<br />

die Mordtat gehabt haben könnte. Offensichtlich kannten sich ja alle<br />

Prozeßbeteiligten, was bei der Entfernung zwischen <strong>Eisenbach</strong> und<br />

Niederselters - Luftlinie etwa zwei Kilometer - nicht verwunderlich<br />

ist. Hier ist natürlich an die Aussage des Anton Scheffer zu denken,<br />

wonach Ludwig Best noch mit jemandem in <strong>Eisenbach</strong> abzurechnen<br />

hatte. Gegen wen sein Groll gerichtet war, konnte der Zeuge jedoch<br />

nicht sagen; ebenso war allen übrigen Zeugen von Streitigkeiten zwischen<br />

Ludwig Best und dem Schultheißen nichts bekannt. Dies dürfte<br />

auch die Richter bewogen haben, einen Racheakt auszuschließen.<br />

Offensichtlich wurde Ludwig Best zu einer Gefängnisstrafe verurteilt,<br />

aus der er im <strong>Jahre</strong> 1665 entlasse wurde. Am 9. Dezember 1665 gibt<br />

er 1 vor dem Schultheiß und den Schöffen des Gerichts <strong>Eisenbach</strong> eine<br />

Erklärung ab, in der er nach überschwenglichen Dankesworten an<br />

den Kurfürsten für seine vorzeitige Entlassung die gänzliche Erstattung<br />

der Gerichtskosten zusagt: ,, verursachte undt aufgewendte Unkosten<br />

sicher und wircklich abzustatten, alles bey verpfändung meines<br />

gentzlichen vermögens".<br />

Peter Bullmann muß bei seinem Tode bereits in fortgeschrittenem Alter<br />

gewesen sein. Bereits am 30. Oktober 1618 kaufen er und seine<br />

Hausfrau Elisabeth Land von Koben Hanßen 2 • Er dürfte damit um<br />

1590 geboren sein, so daß er bei seiner Ermordung etwa siebzig <strong>Jahre</strong><br />

27


alt war. Wahrscheinlich stammte er nicht aus <strong>Eisenbach</strong>, jedenfalls<br />

gibt es im <strong>Jahre</strong> 1600 unter den Hausbesitzern keinen Bullmann3• Dagegen<br />

gibt es bereits um diese Zeit wie auch später Angehörige der Familie<br />

Bullmann im nahen Oberselters 4 • Schließlich finden wir 1607 in<br />

Camberg Hans Bulman 5 und dort von 1643 an den Glöckner Veit<br />

Bullmann 6 • Der Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen Familienmitgliedern<br />

ist bis jetzt Wlgeklärt.<br />

Bernd Weil<br />

Die historische und politische<br />

Entwicklung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

von 1848 bis 1945<br />

In <strong>Eisenbach</strong> selbst tritt neben Peter Bullmann bereits 1622 ein Dietrich<br />

Bullmann auf, der in diesem Jahr Bürgermeister ist. Altersmäßig<br />

kann er kein Sohn, sondern höchstens ein Bruder des Peter Bullmann<br />

gewesen sein 7 • Peter Bullmann selbst war im <strong>Jahre</strong> 1626 einer der<br />

Gerichtsbürgermeister 7 • Im gleichen <strong>Jahre</strong> hatte er in seinem Hause<br />

die Einquartierung eines Fähnrichs mit sieben Reitern 7 , wofür er von<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> 14 Gulden 4 Albus Verpflegungsgeld sowie<br />

für ein Rind 13 Gulden 12 Albus erhält. Bereits 1625 macht er zusammen<br />

mit Hen Hanß einen Botengang für die Gemeinde nach Montabaur,<br />

für den er einen halben Gulden erhält7. 1630 finden wir unter<br />

den Untertanen in <strong>Eisenbach</strong> Peter und Dietrich Bullmann 8 • Am<br />

4. Dezember 1651 ist Peter Bullmann bereits gemeinherrischer Schultheiß<br />

in <strong>Eisenbach</strong> ~ewesen 8 ; sein Sohn Johannes ist bereits erwachsen<br />

und als Untertan aufgeführt. Im <strong>Jahre</strong> 1654 finden wir neben dem<br />

Schultheißen und seinem Sohn Johannes noch eine „Relicta Hansen<br />

Bulmanns" 8 • Sollte dies vielleicht die alte Mutter des Schultheißen gewesen<br />

sein? Zuletzt läßt sich Peter Bullmann am 26. Dezember 1654<br />

nachweisen 9 •<br />

Im Amt des Schultheißen folgte offenbar Johann Bullmann seinem<br />

Vater nach; er starb jedoch bereits 1668/69, da 1669 ein Inventar<br />

,,über Johann Bullmanns gewesenen Schultheißen Kinder über altvätterliche<br />

Güther" errichtet wird10 • Seine Söhne hießen Johann und<br />

Jakob. Bei dem ersteren dürfte es sich um den 1730 verstorbenen<br />

Schultheißen Johann Bullmann handeln 11 • In der zweiten Hälfte des<br />

17. Jahrhunderts tritt in <strong>Eisenbach</strong> ferner ein Claß Bullmann auf, der<br />

1671 Bürgermeister7, 1694 Grafschaftsschultheiß ist. Er und seine<br />

Ehefrau Charlotte werden mehrfach im Gerichtsbuch von Haintchen<br />

genannt 2 • Von 1700 an breitet sich die Familie in <strong>Eisenbach</strong> rasch<br />

aus 12 •<br />

Quellenangabe:<br />

!) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 107.<br />

2) HHStA Wiesbaden Abt. 360 Haintgen 1.<br />

3) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 104 Verzeichnis der <strong>Eisenbach</strong>er Güter.<br />

4) HHStA Wiesbaden Abt. 171 V 515 I.<br />

5) HHStA Wiesbaden Abt. 356 Nr. 31003 Dienstgeldregister.<br />

6) HHStA Wiesbaden Abt. 171 D 76.<br />

7) HHStA Wiesbaden Abt. 360 <strong>Eisenbach</strong> Nr. 10.<br />

8) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 137.<br />

9) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 12.<br />

10) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 67.<br />

11) HHStA Wiesbaden Abt. 359 Nr. 23.<br />

12) Pfarrarchiv <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Der Beitrag wurde entnommen:<br />

Hessische Familienkunde, Band 13, 1977, Sp. 259 - 262.<br />

Über einen Zeitraum zu berichten, den man selbst nicht miterlebt hat,<br />

ist für einen Historiker ein interessantes Arbeitsgebiet, auch wenn die<br />

Quellenlage - wie im vorliegenden Fall - nicht immer leicht zugänglich<br />

war. Die Vielfalt der historischen und politischen Ereignisse<br />

in unserer Gemeinde zwischen den <strong>Jahre</strong>n 1848 und 1945 führte allerdings<br />

zu einer notwendigen Beschränkung dieses Beitrages auf Themen<br />

von zentraler Bedeutung. Dabei wird die allgemeine deutsche<br />

Historie dort in die Betrachtungen mit einbezogen, wo sie auch für<br />

die Gemeindegeschichte von entscheidender Bedeutung war.<br />

<strong>Eisenbach</strong> von 1848 bis 1914<br />

1848 gehörte die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> zum herzoglich-nassauischen<br />

Amt Idstein. Die Unterlagen aus dem <strong>Jahre</strong> 1841 geben die Bevölkerungs-<br />

und Wohnverhältnisse relativ detailliert wieder: Gemarkungsfläche<br />

4.531 Morgen ( = 1.132,75 Hektar), Anzahl der Wohnhäuser<br />

213, Einwohnerzahl 1.196, davon 1.165 Katholiken, 11 Protestanten<br />

und 20 Juden. Im Durchschnitt lebten also etwa 6 Personen in einem<br />

Haushalt.<br />

Die häufigsten Berufsbezeichnungen im 19. Jahrhundert waren<br />

Ackers- oder Landmann (Landwirt), Taglöhner und Handwerker.<br />

Doppelberufe waren keine Seltenheit, vor allem wenn die Landwirtschaft,<br />

der Haupterwerbszweig, alleine nicht mehr für die Ernährung<br />

der meist vielköpfigen Familie ausreichte. Nach dem allmählichen<br />

Niedergang zahlreicher kleinbäuerlicher Betriebe entwickelte sich <strong>Eisenbach</strong><br />

im vergangenen Jahrhundert nach und nach zu einer Gemeinde<br />

der Bauhandwerker. Nach der Schulentlassung arbeiteten die<br />

männlichen Jugendlieben vom Frühjahr bis in den Spätherbst auswärts<br />

als Lehrjungen oder Handlanger. 1853 gab es in unserem Dorf<br />

neben den Landwirten vor allem Maurer, Tüncher und Zimmerleute,<br />

die im Sommer „in der Fremde" arbeiten mußten.<br />

Ein Handwerksunternehmen konnte erst mit zwei Gesellen und einem<br />

Lehrling kapitalbildend produzieren; das bedeutete, daß die<br />

kleineren selbständigen Gewerbetreibenden ständig einer wirtschaftlichen<br />

Bedrohung ausgesetzt waren.<br />

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts mußte vor allem die Arbeiterschaft<br />

die Folgen der industriellen Revolution tragen. In der Deutschen<br />

Revolution von 1848/49 lehnten sich die neuen Volkskräfte, die<br />

Industriearbeiter, gegen die alten Mächte, gegen Fürstenmacht und<br />

28


Adelsvorherrschaft, sowie gegen das neue Besitzbürgertum und seinen<br />

Kapitalismus auf. Als Folge von Mißernten gab es um das Jahr<br />

1848 zum Teil relativ hohe Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel<br />

wie Brot, Kartoffeln (,,das Brot der Armen"), Fleisch und Mehl.<br />

Großen Teilen der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung fehlte es an Geld, Lebensmitteln<br />

und vor allem an Arbeit. Die schwersten Probleme dieser<br />

Mißwachsjahre hatten die Landwirte zu tragen.<br />

Zu den häufigsten Nahrungsmitteln um die Mitte des vergangenen<br />

Jahrhunderts zählten Brot, Kartoffeln, Mehlspeisen, Gemüse, Obst<br />

und Milch, seltener Fleisch. Nur die wohlhabenderen Familien konnten<br />

diese Hauptnahrungsquellen mit Gebäcken aller Art, mit Butter,<br />

Latwerge (Fruchtmus), Käse, Kaffee, Salat, Bier, Wein und Branntwein<br />

(meistens „Dauborner Schnaps") ergänzen. Jedoch zur Winterzeit<br />

wurde in den meisten <strong>Eisenbach</strong>er Haushalten ein fettes Mastschwein<br />

geschlachtet; dabei bekamen in der Regel auch die nicht<br />

schlachtenden Verwandten und Nachbarn etwas Wurstsuppe ab. Die<br />

Fleisch- und Wurstvorräte wurden in den kommenden Monaten<br />

streng rationiert, wobei der hart arbeitende Familienvater den „Löwenanteil"<br />

erhielt. - Bei festlichen Anlässen spielte die aus Branntwein,<br />

Zucker, Wasser und klein gewürfeltem Honigkuchen zusammengebraute<br />

Branntweinsuppe (,,Brocksel") die durchgängige<br />

,,Hauptrolle".<br />

Die <strong>Eisenbach</strong>er Häuser waren schon zu damaliger Zeit verhältnismäßig<br />

solide gebaut. Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb gruppierten<br />

sich Wohnhaus, Scheune, Stall, Schuppen und Holzremise meistens<br />

in einem Viereck um den Hofraum. Die zumeist zweigeschossigen<br />

Fachwerkhäuser waren mit Schiefer, Ziegeln oder Stroh gedeckt.<br />

Fußböden, Mobiliar und Geräte wurden mit erdigem oder metallischem<br />

Scheuersand gereinigt. Eine Wasserpumpe in der Küche konnten<br />

sich nur die wohlhabenderen Familien leisten.<br />

Im 19. Jahrhundert nahm die Bevölkerungsentwicklung <strong>Eisenbach</strong>s<br />

einen zum Teil recht stürmischen Verlauf:<br />

14-O0<br />

1300<br />

1200<br />

-1-100<br />

1000<br />

Ein­<br />

wohnei-<br />

131.1/-<br />

1lCNi<br />

Jah,I"<br />

Bis zum <strong>Jahre</strong> 1851 stieg die Einwohnerzahl stark an, blieb bis 1866<br />

relativ konstant und fiel bis 1871 auf 1.177 Personen. Nach dem<br />

Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zog es viele Menschen auf die<br />

Dörfer, so daß die Zahl der <strong>Eisenbach</strong>er Einwohner rapide auf 1.324<br />

im <strong>Jahre</strong> 1874 anstieg. Danach nahm die <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung<br />

stetig ab, bis im <strong>Jahre</strong> 1905 mit nur 1.177 Personen wieder der gleiche<br />

Stand wie 1871 erreicht worden war. Für diese Abwanderungstendenzen<br />

im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gibt es mehrere Gründe.<br />

Als in <strong>Eisenbach</strong> 1874 ein Großbrand ausbrach, wurden 48 Familien<br />

obdachlos und verließen zum Teil das Dorf. Außerdem zogen in dieser<br />

Zeit einige Bauarbeiter-Familien aus wirtschaftlichen Gründen ins<br />

Siegerland oder ins Rheinland. Auch die Schließung der letzten<br />

Eisen- und Bleierzgruben in <strong>Eisenbach</strong> (1901 z. B. die Grube „Vereinigung")<br />

und die Fertigstellung der eingleisigen Eisenbahnstrecke<br />

Köln-Frankfurt in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts spielten<br />

für die permanente Rückentwicklung der Bevölkerungszahl eine<br />

maßgebende Rolle. - Nur eine verschwindend geringe Zahl <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bürger wanderte nach Amerika aus: 1857 und 1866 insgesamt<br />

nur drei Familien.<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> gehörte mit der Unterzeichnung der Rheinbundakte<br />

durch die in Paris versammelten Unterhändler der 16 deutschen<br />

Einzelstaaten seit dem 16. Juli 1806 zum Herzogtum Nassau. -<br />

Am 9. Oktober des <strong>Jahre</strong>s 1866 wurde <strong>Eisenbach</strong> preußisch. Der<br />

preußische Zivilkommissar von Diest verkündete an diesem Tag auf<br />

dem Schillerplatz in Wiesbaden vor preußischen Truppen und nassauischen<br />

Bürgern die Annexion (Einverleibung) des seit Jahrhunderten<br />

selbständigen Herzogtums Nassau in die preußische Monarchie<br />

König Wilhelms 1. (1797 - 1888). Dies war die politische Folge der<br />

Entscheidung des Herzoges Adolf von Nassau, sich - entgegen dem<br />

Willen des nassauischen Landtages - am Deutschen Krieg von 1866<br />

zwischen Preußen und Österreich auf der Seite der unterlegenen<br />

Österreicher zu beteiligen.<br />

Infolge der schweren wirtschaftlichen Depression nach 1873 nahmen<br />

Armut, Not und Elend (vor allem für Land- und Heimarbeiter) ein<br />

unerträgliches Ausmaß an. Um aber die Arbeiterschaft der verfolgten<br />

Sozialdemokratie zu entfremden und stärker an den monarchistischen<br />

Staat zu binden, betrieb der deutsche Reichskanzler und preußische<br />

Ministerpräsident Fürst Otto von Bismarck (1815 - 1898) eine<br />

für damalige Verhältnisse fortschrittliche staatliche Sozialpolitik. Im<br />

Rahmen der neuen Sozialgesetzgebung wurde 1883 als erste Arbeiterversicherung<br />

die Krankenversicherung eingeführt, deren Kosten je<br />

zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aufzubringen waren.<br />

1884 folgte die gesetzliche Unfallversicherung und 1889 die<br />

Alters- und Invaliditätsversicherung, die vom Deutschen Reich bezuschußt<br />

wurde. Die Leistungen der deutschen Sozialversicherung -<br />

vor allem zur Alters- und Invalidenversorgung - waren im Kaiserreich<br />

so niedrig angesetzt, daß sie häufig nicht einmal zur Befriedigung<br />

der notwendigsten Lebensbedürfnisse ausreichten. So betrug<br />

die durchschnittliche Höhe der Altersrente im <strong>Jahre</strong> 1891 nur 123,--<br />

29


Mark pro Jahr und stieg bis 1914 auf jährlich 164,-- Mark; die Invaliditätsrente<br />

entwickelte sich im gleichen Zeitraum von durchschnittlich<br />

113,-- auf 201,-- Mark im Jahr. In diesem Betrag waren 50,--Mark<br />

als Reichszuschuß enthalten. Diese Renten betrugen lediglich etwa<br />

ein Sechstel bis ein Fünftel des durchschnittlichen <strong>Jahre</strong>sverdienstes<br />

eines <strong>Eisenbach</strong>er Arbeitnehmers in Industrie, Handel und Verkehr.<br />

Arbeitslosenunterstützung sowie die begrenzte Versorgung von Witwen<br />

und Waisen, die erst im <strong>Jahre</strong> 1912 gesetzlich eingeführt wurde,<br />

kannte man in damaliger Zeit noch nicht.<br />

Durch die Einführung der Sozialversicherung ging die Kindersterblichkeit<br />

in <strong>Eisenbach</strong> drastisch zurück, und die bedeutendste Volkskrankheit<br />

dieser Zeit, die Tuberkulose, nahm infolge der besseren<br />

medizinischen Versorgung stark ab. Dennoch war Verarmung als<br />

Folge von hohem Alter und vorzeitiger Invalidität ein Schicksal, dem<br />

die <strong>Eisenbach</strong>er Arbeiter auch durch das zunächst nur locker geknüpfte<br />

Netz der sozialen Sicherheit meist nicht entgehen konnten.<br />

Dazu war die Durchschnittsrente viel zu niedrig und setzte zudem vor<br />

ihrer Gewährung einen so hohen Grad an Invalidität (67 Prozent)<br />

oder ein so hohes Alter (70 <strong>Jahre</strong>) voraus, daß die Masse der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Arbeiter ihre ursprünglich qualifizierten Arbeitsstellen bereits<br />

verloren und einen schmerzhaften Dequalifikationsprozeß durchgemacht<br />

hatten, ehe sie - sofern sie nicht vorher starben - überhaupt<br />

in den Genuß einer Rente kamen.<br />

Vor dem Ersten•Weltkrieg verdiente ein <strong>Eisenbach</strong>er Arbeitnehmer in<br />

Industrie, Handel und Verkehr im Durchschnitt etwa 1.000,-- Mark<br />

Lohn im Jahr (ein Arzt erhielt rund das Dreifache). Je nach Dauer<br />

der Betriebszugehörigkeit erhielt er nur einen Tag <strong>Jahre</strong>surlaub.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde in <strong>Eisenbach</strong> der Versuch<br />

unternommen, den Bergbau mit neueren Methoden wieder produktiver<br />

zu gestalten. Der damaligen technischen Entwicklung entsprechende<br />

primitive Fördermethoden ermöglichten nur selten ein Abteufen<br />

(Sehachtbauen) tiefer als 10 bis 20 Meter, so daß der Bergbau insgesamt<br />

nur wenig rentabel war. Zu den in <strong>Eisenbach</strong> und Umgebung<br />

gefundenen Bodenschätzen zählten Eisenerz, Bleierz, Schiefer, Ton<br />

und Silber. Um die Jahrhundertwende befand sich zwischen <strong>Eisenbach</strong><br />

und dem Hof zu Hausen eine Silbermine (,,Groub"), die vielen<br />

Arbeitern Beschäftigung bot, bis sie 1913 stillgelegt werden mußte, da<br />

in unmittelbarer Nähe eine Ader des kostbaren „Selterswassers" vorbeifloß<br />

und eine Verschmutzung zu befürchten war.<br />

Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918)<br />

Vor dem Ersten Weltkrieg lebten in <strong>Eisenbach</strong> etwa 1.200 Einwohner.<br />

Die Erklärung des „allgemeinen Kriegszustandes" und die militärische<br />

Mobilmachung durch die deutsche Reichsregierung am 31. Juli<br />

1914 brachte auch für die <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung viel Not und<br />

Leid; 61 Soldaten fielen während des Krieges an den Fronten, die<br />

wirtschaftliche Lage war deprimierend.<br />

30<br />

Die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918)<br />

Bäcker, Georg Jost, Peter Schmidt, Josef<br />

Bäcker, Peter J ost, Wilhelm Schnierer, Johann<br />

Bös, Heinrich<br />

Schorr, Jakob<br />

Bös, Heinrich Josef Kaiser, August Scharr, Peter<br />

Bös, Peter Kaiser, Heinrich Schuhmacher, Adam<br />

Buchenau, Hermann Kaiser, Paul Schuhmacher, Josef<br />

Bullmann, Heinrich Karst, Anton Schwan, Johann<br />

Knebes, Wilhelm Springer, Josef<br />

Falkenbach, Adam Knebes, Wilhelm<br />

Falkenbach, Adam Kohlhaas, Wilhelm Waller, Jakob<br />

Falkenbach, Franz Kreppe!, Reinhold Weil, Franz<br />

Falkenbach, Georg Kühn, Heinrich Weil, Heinrich<br />

Falkenbach, Peter<br />

Weil, Jakob<br />

Lehr, Heinrich Weil, Johann<br />

Gattinger, Adam<br />

Weil, Peter<br />

Gattinger, Franz Michel, Wilhelm Weil, Peter Anton<br />

Gattinger, Peter Müller, Peter Weil, Wilhelm<br />

Gersbach, Heinrich Müller, Peter Martin Wolf, Franz<br />

Muth, Franz Wolf, Peter<br />

Hamm, Johann<br />

Hartmann, August Ochs, Johann Zöller, Wilhelm<br />

Hartmann, Heinrich<br />

Zöller, Willi<br />

Hartmann, Heinrich Reichwein, Wilhelm<br />

Hartmann, Johann<br />

(Insgesamt<br />

Horn, Adam Sahl, Johann 61 Gefallene).<br />

<strong>Eisenbach</strong> in der Zeit der Weimarer Republik (1918 - 1933)<br />

Nach der November-Revolution 1918 in Deutschland, als Hessen vorübergehend<br />

zur sozialistischen Republik erklärt wurde, erließ der<br />

,,Rat der Volksbeauftragten" (Ebert-Regierung) neue Wirtschaftsgesetze,<br />

in denen der 8-Stunden-Tag (bei sechstägiger Wochenarbeitszeit),<br />

die Erwerbslosenunterstützung und Tarifverträge erstmals gesetzlich<br />

verankert wurden. Die deprimierende Inflationszeit (Geldentwertung)<br />

Anfang der zwanziger <strong>Jahre</strong> brachte für die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bevölkerung Angst und Sorge um die wirtschaftliche Existenz, wenn<br />

auch die relativ hohe Arbeitslosigkeit auf dem Lande infolge der vielen<br />

kleinen Landwirtschaftsbetriebe im allgemeinen erträglicher war<br />

als in den Städten.<br />

Unter der Wirkung von Sachreparationen und inflatorischer Kreditpolitik<br />

der Reichsbank beschleunigte sich 1923 die anhaltende Inflation<br />

schlagartig zu lawinenartigem Ausmaß. Die Preise liefen den<br />

Löhnen und Gehältern davon. Die Leidensfähigkeit der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bevölkerung wurde auf eine harte Probe gestellt. Hunger und nackte<br />

Not herrschten.


Die Preise im Juni 1923 (RM = Reichsmark)<br />

1 Pfund Rindfleisch<br />

1 Pfund Schweinefleisch<br />

1 Pfund Molkereibutter<br />

1 Pfund Speisekartoffel<br />

1 Pfund Kaffee<br />

1 Pfund Zucker<br />

1 Pfund Weizenmehl<br />

1 Ei<br />

8.500 - 12.000 RM<br />

9.000- 10.500 RM<br />

13.000 - 15.000 RM<br />

112- 130RM<br />

26.000 - 36.000 RM<br />

1.400 - 1.550 RM<br />

1.900- 2.600RM<br />

800- 810RM<br />

Die Preise wechselten nahezu stündlich. Briefmarken wurden ohne<br />

Aufdruck hergestellt; die Beamten trugen den gerade gültigen Stand<br />

per Hand ein. Am 1. November 1923 kostete ein Pfund Brot 260 Milliarden<br />

Reichsmark (RM), das Pfund Zucker 250 Milliarden RM, das<br />

Pfund Fleisch 3,2 Billionen RM. - Der Tageslohn eines gelernten <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Arbeiters betrug in den Industriezentren rund 3 Billionen<br />

RM.<br />

Am 15. November 1923 entsprach 1 US-Dollar 4,2 Billionen Reichsmark.<br />

Neue Banknoten wurden überdruckt, noch bevor sie überhaupt<br />

in Umlauf kamen: Aus einer Reichsmark wurde eine Million,<br />

später sogar eine Billion; kaufen konnte man dafür so gut wie nichts.<br />

Mit der Währungsreform vom 15. November 1923 wurde dem Spuk<br />

mit einer ,,Doppelwährung'' (,,Bimark'') das amtliche Ende verordnet:<br />

Von nun an entsprach eine Papiermark einer Rentenmark (Zwischenwährung)<br />

oder einer Goldmark.<br />

Infolge des drastischen einheimischen Arbeitsplatzmangels zogen viele<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Arbeiter in den sogenannten , ,goldenen zwanziger<br />

<strong>Jahre</strong>n" in die großen Industriegebiete wie das Rheinland, das Ruhrgebiet,<br />

das Bergisch-Märkische Land und das Sauerland. Die Bauarbeiter<br />

fuhren im Frühjahr „in die Fremde" zu ihrer Arbeitsstelle und<br />

kehrten zum großen Teil erst im Spätherbst (etwa nach Allerheiligen)<br />

nach Hause zurück, was erhebliche soziale Probleme, wie zum Beispiel<br />

die Entfremdung der Väter von ihren Familien, zur Folge hatte.<br />

An ihren Arbeitsorten waren diese „ Wanderarbeiter" zum Teil in primitiven<br />

Baracken ohne sanitäre Anlagen oder gar vorübergehend in<br />

Zelten untergebracht. Der Volksmund nannte sie meist<br />

„Nirrelänner" oder „Nidderländer", weil sie in einem gegenüber<br />

ihrer Heimat niedrigeren Landstrich tätig waren. Die Ehefrauen der<br />

„Wanderarbeiter" schufen mit Hilfe der heimischen Landwirtschaft<br />

die Grundlage zum Überwintern der Familie.<br />

Gerade in den Zeiten der Inflation und der Arbeitslosigkeit war in <strong>Eisenbach</strong><br />

ein reges Vereinsleben zu verzeichnen. Zahlreiche Vereine<br />

wurden gegründet und erfreuten sich eines relativ hohen Mitgliederzuwachses.<br />

- Um die Mitte der zwanziger <strong>Jahre</strong> wurde auch der<br />

Sportplatz auf dem Berg gebaut.<br />

In dieser Zeit kam auch das erste Radiogerät nach <strong>Eisenbach</strong>; die monatliche<br />

Gebühr dafür betrug 1924 zwei Rentenmark.<br />

Die Einwohnerzahl unseres Dorfes stieg bis 1925 auf rund 1.350 und<br />

fiel infolge der Weltwirtschaftskrise (nach 1929) vor allem durch Abwanderung<br />

auf etwa 1.250 Personen im <strong>Jahre</strong> 1930.<br />

Der alte „Münsterer Weg" wurde im <strong>Jahre</strong> 1928 von <strong>Eisenbach</strong> bis<br />

zur Hessenstraße (Landesstraße) als Straße zweiter Ordnung (Kreisstraße)<br />

ausgebaut, wie noch heute ein Stein oberhalb des „Marienhofes"<br />

bezeugt.<br />

Ende der zwanziger <strong>Jahre</strong> erwarb die Kirchengemeinde ein Haus, das<br />

zum größten Teil in Eigenhilfe zum „Schwesternhaus" (Kindergarten)<br />

um- und ausgebaut wurde. Vier tüchtige Dernbacher Schwestern<br />

übernahmen die Kinder-, Kranken- und Altenbetreuung und boten<br />

Nähkurse an. Durch ihre aufopfernde Tätigkeit genossen sie großes<br />

Ansehen bei der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung. Die Kosten für den Kindergarten<br />

beliefen sich pro Kind auf 50 Reichspfennig im Monat.<br />

Wichtige Bekanntmachungen verkündete täglich der Polizeidiener<br />

mit der „Schelle". Der Flurschütze war unter anderem für die Verhinderung<br />

von Diebstählen und die Regulierung der Wasserläufe in<br />

den Feldwegen mit Hilfe seiner Hacke zuständig. Nachts blies der<br />

Nachwächter jeweils um 23, 24, 1 und 2 Uhr ein Zeitsignal mit dem<br />

Horn.<br />

In <strong>Eisenbach</strong> existierten auch mehrere Mühlen, von denen die , , Untermühle"<br />

am längsten arbeitete.<br />

Am 1. Juni 1932 waren im Raum Limburg 91,1 Prozent der Bauarbeiter<br />

erwerbslos. Über allgemeine Härten in der Arbeitslosen- und Krisenunterstützung<br />

berichteten Betroffene in einer Bauarbeiterversammlung<br />

in der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>. Der Wohlfahrtsrichtsatz für<br />

ein arbeitsloses Ehepaar betrug im Landkreis Limburg 40,-- Reichsmark<br />

im Monat. Ein arbeitsloser Familienvater erklärte in der Versammlung,<br />

daß von diesem Betrag das Einkommen seiner einzigen<br />

Tochter, die sich in Wiesbaden in hauswirtschaftlicher Stellung befinde,<br />

in Höhe von 20,-- Reichsmark voll abgezogen würde, obwohl sie<br />

sich davon ja kleiden müsse. Gegen derartige ungerechte Entscheide<br />

in der Krisenunterstützung existierte seit dem 1. September 1932 kein<br />

Einspruchsrecht mehr.<br />

Der amtlich festgesetzte „Ortslohn", eine Bezugsgröße für alle<br />

Versicherungs- und Unterstützungsfragen, betrug 1932 3,90 Reichsmark<br />

pro Tag für einen volljährigen Mann und 2, 70 Reichsmark für<br />

eine Frau. Die wenigen Bauarbeiter, die noch Arbeit besaßen, mußten<br />

mit durchschnittlich 100,-- Reichsmark im Monat zufrieden sein. Einern<br />

großen Teil der Arbeitslosen ist die Unterstützung abgelehnt<br />

worden, weil die Behörden der Ansicht waren, daß sie von ihrem klei-<br />

31


nen Landbesitz (im Durchschnitt ein bis zwei Morgen) leben könnten,<br />

der selbstverständlich auch die einfachsten Lebensbedürfnisse nicht<br />

zu befriedigen vermochte. (Die Mieten betrugen 1932 beispielsweise<br />

drei bis vier Reichsmark in der Woche.)<br />

Der Goldene Grund wurde 1932 zum Notstandsgebiet erklärt. In diesem<br />

Jahr, in dem wichtige Weichen zu Adolf Hitlers sogenannter<br />

,,Machtergreifung" gestellt wurden, fanden fünf Wahlen statt:<br />

13. 3.1 932: Reichspräsidentenwahl<br />

10. 4.1932: Reichspräsidentenwahl<br />

24. 4.1932: Landtagswahl<br />

31. 7.1932: Reichstagswahl<br />

6.11.1932: Reichstagswahl<br />

Die Zentrumspartei, der politisch stabilste Faktor im Landkreis Limburg,<br />

hatte 1932 ihre höchsten Stimmenanteile in überwiegend katholischen<br />

Gemeinden wie <strong>Eisenbach</strong>. Dem sehr hohen Anteil der erwerbslosen<br />

Bauhandwerker in <strong>Eisenbach</strong> entsprach der relative<br />

Schwerpunkt der KPD-Stimmen, die sich von 10,5 Prozent im September<br />

1930 auf 22,3 Prozent im November 1932 mehr als verdoppelt<br />

hatten. <strong>Eisenbach</strong> gehörte im November 1932 zu den Gemeinden, in<br />

denen der sogenannte „Rechtsblock", bestehend aus NSDAP, Landvolkpartei,<br />

Deutsch-Nationaler Volkspartei (DNVP), Mittelstandspartei<br />

und Deutscher Volkspartei (DVP), die niedrigsten Stimmenanteile,<br />

nämlich nur insgesamt 11,1 Prozent, erhielt. Der „ republikanische<br />

Block" (Zentrum, SPD und KPD) erzielte im November 1932<br />

demgegenüber die überwältigende Mehrheit von 88,9 Prozent der<br />

Stimmen.<br />

Wahltag Zentrum SPD KPD Sonstige Summe<br />

14. 9. 1930 66,2 2,6 10,5 79,3<br />

13. 3. 1932 66,6 18,1<br />

10. 4. 1932 74,4 13,4<br />

24. 4. 1932 60,9 3,4 16,2 0,4 80,9<br />

31. 7. 1932 57,2 10,9 21,3 89,4<br />

6. 11. 1932 60,5 6,1 22,3 88,9<br />

Rechtsblock<br />

1930 20,7 % 79,3 %<br />

1932 11,1 % 88,9%<br />

Republikanischer Block<br />

Obwohl die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)<br />

bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 mit 37,4 Prozent der Wählerstimmen<br />

zur stärksten deutschen Partei angewachsen war, konnte<br />

sie in <strong>Eisenbach</strong> nur relativ klägliche Ergebnisse erlangen.<br />

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933 - 1945)<br />

Die sogenannte „Machtergreifung" Adolf Hitlers (1889 - 1945) am<br />

30. Januar 1933 brachte auch für <strong>Eisenbach</strong> eine radikale Änderung<br />

des politischen und privaten Lebens: Sämtliche politische Parteien,<br />

mit Ausnahme der NSDAP, wurden verboten, freie Wahlen wurden<br />

unmöglich gemacht, wichtige Grundrechte wurden außer Kraft gesetzt,<br />

alle Verbände und Organisationen wurden im Sinne des Nationalsozialismus<br />

ausgerichtet, das „ Volksleben" wurde bis in den letzten<br />

Haushalt kontrolliert, Kinder und Jugendliche wurden in der<br />

Hitler-Jugend (HJ) und ihren Unterorganisationen erfaßt und den<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Juden stand ein schweres Schicksal bevor.<br />

Wahlergebnisse in <strong>Eisenbach</strong> zwischen<br />

1930 und 1932 (in Prozent)<br />

Einwohner:<br />

Katholiken:<br />

Protestanten:<br />

Juden:<br />

Wahltag<br />

14. 9. 1930<br />

13. 3. 1932<br />

10. 4. 1932<br />

24. 4. 1932<br />

31. 7. 1932<br />

6. 11. 1932<br />

32<br />

1351<br />

1333 (98,7 %)<br />

7 (0,5 %)<br />

11 (0,8%)<br />

NSDAP<br />

9,8 9,5<br />

14,5<br />

12,2<br />

9,7 8,6<br />

6,5 3,6<br />

6,4 3,8<br />

0,3<br />

0,8<br />

0,1<br />

0,5<br />

0,7<br />

Landvolkpartei<br />

DNVP<br />

Mittelstandspartei<br />

DVP Summe<br />

0,7 0,4 20,7<br />

0,3 0,4 19,1<br />

10,6<br />

0,2 11,1<br />

Um die Gunst der Bevölkerung für sich zu gewinnen, nahm die Regierung<br />

Hitler ein umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm, vor<br />

allem in der Rüstungsindustrie und im Straßenbau, in Angriff. So<br />

wurde 1934 die Bundesstraße 8, eine alte Landstraße aus dem 12.<br />

Jahrhundert, ausgebaut. Nachdem die B8 zwischen Nieder- und<br />

Oberselters begradigt worden war und nunmehr zu der alten „Eisengasse"<br />

geführt wurde, eröffnete sich auch für die <strong>Eisenbach</strong>er ein bequemerer<br />

Weg nach Camberg, statt wie bisher über die sogenannte<br />

,, Retter" .<br />

Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 begann<br />

für die <strong>Eisenbach</strong>er Gemeinde eines der traurigsten Kapital ihrer bisherigen<br />

Geschichte: 97 Gefallene, 38 Vermißte, 7 umgekommene Juden,<br />

148 zerstörte oder beschädigte Gebäude, Hunger und Elend waren<br />

die Bilanz des Zweiten Weltkrieges für <strong>Eisenbach</strong>.<br />

<strong>Eisenbach</strong> wurde am 29. März 1945 (Gründonnerstag) von einer amerikanischen<br />

Artillerie- und Granatwerfereinheit beschossen, weil eine<br />

sich verschanzende Restgruppe der SS-Division ,,Götz von Berlichingen"<br />

die amerikanischen Infanterie-Soldaten angriff. Durch diese


letzten Kriegshandlungen kamen Wilhelm Becker, Benno Falkenbach,<br />

Moritz Meurer, Agathe Schmitt und Hermann Weith ums Leben.<br />

Die US-Truppen marschierten am Karsamstag, dem 31. März 1945,<br />

gegen 9.00 Uhr in <strong>Eisenbach</strong> ein. Damit war für <strong>Eisenbach</strong> der Zweite<br />

Weltkrieg beendet.<br />

Die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges (1939 - 1945)<br />

Bäcker, Franz Kaiser, Erwin Schnierer, Josef<br />

Becker, Wilhelm Kaiser, Georg Schnierer, Walter<br />

Berninger, Hugo Kern, Johann Schnierer, Walter<br />

Bös, Alwin Kettner, Hermann Schon, Adam<br />

Bös, Engelbert Kluge, Max Schorr, Alfons<br />

Bös, Josef Knothe, Friedrich Schorr, Alwin<br />

Bös, Josef Knothe, Josef Schorr, Josef<br />

Brahm, Josef Kontowski, Egon Schorr, Willi<br />

Brück, Josef Kühn, Oswald Schumacher, Josef<br />

Springer, Johann<br />

Debus, Walter<br />

Lehr, Heinrich Staat, Alfons<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Alfons Ludwig, Johann Staat, Peter<br />

Erwe, Clemens<br />

Steinebach, Alfons<br />

Meurer, Moritz<br />

Falkenbach, Benno Michel, Peter Waller, Alfons<br />

Falkenbach, Franz Moos, Franz Waller, Edmund<br />

Müller, Kurt Waller, Peter<br />

Gattinger, Ernst Müller, Richard Weichel, Franz<br />

Gattinger, Ewald Muth, Franz Weil, Hermann<br />

Gattinger, Josef<br />

Weil, Reinhold<br />

Gattinger, Wilhelm Nehren, Peter Wenzel, Franz<br />

Gattinger, Willi Neumann, Helmut Wilhelm, Alfons<br />

Gebauer, Rudolf<br />

Wilhelm, Anton<br />

Glier, Benedikt Opl, Hans Wilhelm, Heinrich<br />

Gössl, Josef Ott, Alfons Wolf, Josef<br />

Ott, Alois<br />

Hamm, Lorenz<br />

Hartmann, Albert Reichmann, Willi Zeppel, Walter<br />

Hartmann, Clemens Reichwein, Josef Zimmermann, Albert<br />

Hartmann, Hugo Reif, Josef Zimmermann, Elfriede<br />

Hönscher, Alfred Ricker, Hubertus Zimmermann, Heinrich<br />

Hora, Karl<br />

Zimmermann, Willi<br />

Schmidt, Agathe Zöller, Johann<br />

J ost, Albert Schneider, Erich Zöller, Klemens<br />

Jost, Alois Schnierer, Adam Zöller, Walter<br />

Jost, Hugo Schnierer, Elisabeth<br />

Jost, Josef Schnierer, Jakob<br />

Jost, Peter Schnierer, Josef (Insgesamt 97 Gefallene).<br />

Die Vermißten des Zweiten Weltkrieges (1939 - 1945)<br />

Bauer, Josef Jost, Johann Schäfer, Franz<br />

Baumann, Anton Jost, Rudolf Schäfer, Peter<br />

Böcher, Eduard<br />

Schnierer, Albert<br />

Böcher, Hugo Kaiser, Wilhelm Schönherr, Heinrich<br />

Kneipper, Peter Schwan, Vinzenz<br />

Deisel, Jakob<br />

Schwarz, Josef<br />

Länger, Otto<br />

Ebertshäuser, Karl Lehr, Josef<br />

Waller, Josef<br />

Weil, Peter<br />

Falkenbach, Alfons Mück, Erwin<br />

Falkenbach, August Müller, Jakob Zimmermann, Alfons<br />

Falkenbach, Peter Muth, Johann Zöller, Albert<br />

Fleischmann, Rudi<br />

Zöller, Lothar<br />

Heinrich, Alfons<br />

Hundler, Peter<br />

Jost, Alfons<br />

J ost, Bernhard<br />

Neuber, Wenzel<br />

Ochs, Johann<br />

Jüdische Familien in <strong>Eisenbach</strong><br />

1. Fanny Aumann (ledig):<br />

(Schwester von Hermann<br />

und Gustav Aumann)<br />

II. Hermann Aumann:<br />

Ranna Aumann:<br />

Sally Aumann:<br />

Tilla Aumann<br />

III. Gustav Aumann:<br />

Salemone Aumann:<br />

(,,Salchen")<br />

Siegmund Aumann:<br />

Berta Aumann:<br />

Selma Aumann:<br />

Otto Aumann:<br />

Mathilde Aumann:<br />

Albert Aumann:<br />

Rosa Aumann:<br />

Reichmann, Edmund<br />

Ries, Josef<br />

(Insgesamt 38 Vermißte)<br />

1921 in <strong>Eisenbach</strong> gestorben<br />

1934 in <strong>Eisenbach</strong> gestorben<br />

1928 in <strong>Eisenbach</strong> gestorben<br />

1945 aus dem KZ Buchenwald<br />

zurückgekehrt und 1947 nach<br />

Amerika ausgewandert<br />

im KZ Auschwitz umgekommen<br />

1935 in <strong>Eisenbach</strong> gestorben<br />

1938 auf dem Transport ins<br />

Konzentrationslager gestorben<br />

in Hadamar umgekommen<br />

im KZ Auschwitz umgekommen<br />

im KZ Auschwitz umgekommen<br />

nach der sog. ,,Reichskristallnacht"<br />

1938 nach England geflohen und<br />

später nach Amerika ausgewandert<br />

im KZ Buchenwald umgekommen<br />

1938 Selbstmord in <strong>Eisenbach</strong><br />

1937 nach Amerika ausgewandert<br />

33


Die Bevölkerungsentwicklung<br />

in <strong>Eisenbach</strong> von 1905 bis 1950<br />

Quellenangabe:<br />

Einwahn.er<br />

1600 1534<br />

1soo<br />

1400<br />

1300<br />

o,135'0 1351<br />

1:ZOO 1233<br />

-1-100<br />

1H1<br />

1S32 1535 13+6<br />

1S0S 1910 1915 1$20 1:!25 1530 13'.35 1!!4-0 1!l4S 1!SS0 Jaltr<br />

Der starke Bevölkerungsanstieg in den <strong>Jahre</strong>n 1945 und 1946 ist vor<br />

allem auf den Zustrom der Evakuierten aus dem Rheinland und dem<br />

Rhein-Main-Gebiet sowie auf die vielen Heimatvertriebenen (hauptsächlich<br />

aus dem Sudetenland und aus Schlesien) zurückzuführen.<br />

Dadurch stieg die Bevölkerungsdichte in <strong>Eisenbach</strong> von 100 Einwohnern<br />

pro Quadratkilometer im <strong>Jahre</strong> 1939 auf 131 im <strong>Jahre</strong> 1946.<br />

Bedauerlicherweise mußte dieses Kapitel der <strong>Eisenbach</strong>er Dorfgeschichte<br />

mit seiner traurigsten Bilanz enden. Dennoch möchte ich mit<br />

einem Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes „Iphigenie auf Tauris"<br />

(Vers 1787) schließen:<br />

Chronik des 20. Jahrhunderts, Braunschweig 1982.<br />

Damals im Nassauer Land. Verlagsbeilage zur „Nassauischen Landeszeitung", Nr. 253, 30. 10.<br />

1980.<br />

Damals im Nassauer Land. Verlagsbeilage zur „Nassauischcn Landeszeitung", Nr. 253, 31. 10.<br />

198l.<br />

Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 16: Karl Erich Born: Von der Reichsgrilndung<br />

bis zum Ersten Weltkrieg, 7. Aufl., München 1982.<br />

Gensicke, Heilmut: Aus der älteren Geschichte von <strong>Eisenbach</strong>; in: Festschrift anläßlich des<br />

50jährigen Jubiläums des Kirchenchores <strong>Eisenbach</strong> und des IOjährigen Wirkens der Knabenschola,<br />

<strong>Eisenbach</strong> 1979, S. 51-61.<br />

Geschichte von <strong>Eisenbach</strong>; in: 110 <strong>Jahre</strong> MGV „Li~uerkranz" <strong>Eisenbach</strong>, Festschrift 1976, S.<br />

67-85.<br />

Hartmann, Johannes: Das Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 21. Aufl.,<br />

Frankfurt/Main 1979.<br />

Hessischer Volksfreund, 12. Jg., Nr. 264, 9. II. 1918.<br />

Kaiser, Mechtild: Sozialgeographische Strukturuntersuchung der Gemeinde Selters-<strong>Eisenbach</strong>,<br />

Kreis Limburg. Wissenschaftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt<br />

an Haupt- und Realschulen. Gießen/Selters-<strong>Eisenbach</strong> 1975 (unveröffentlicht).<br />

Kleidermoden im Goldenen Grund; in: Selterser Kurier, Jg. 5, Nr. 2, 16. 1. 1980, S. 13 - 14.<br />

Kuhnigk, Armin M.: Gaumenfreuden im Goldenen Grund; in: Selterser Kurier, Jg. 5, Nr. 2,<br />

16. Januar 1980, S. 13 - 14.<br />

Kuhnigk, Armin M.: Soziale Demokratenbewegung der 1848er Revolution im Kreis Limburg­<br />

Weilburg, Limburg/Lahn 1975.<br />

Kuhnigk, Artnin M.: Wohnen im Goldenen Grund; in: Selterser Kurier, Jg. 5, Nr. 4, 13.2.1980,<br />

s. 7-8.<br />

Lange, Ulrich: 1932 in der Provinz. Das Jahr, das Hitlers Macht ermöglichte. Archiv- und Zeitungsberichte<br />

aus dem Landkreis Limburg. Bad Camberg 1982.<br />

Lexikon der Weltgeschichte, Bensheim 1977.<br />

Mann, Golo: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 16. Aufl., Frankfurt/Main 1982.<br />

Nassauer Bote vom 4. 1. J 932 und 25. 8. 1932.<br />

Ritter, Gerhard A.: Die Sozialversicherung in Deutschland 1881-1914. Entstehung - Charakter<br />

- Wirkungen. In: aus politik und zcitgcschichte, B. 34/ 83, 27. 8. 1983, S. 30-38.<br />

Wüstenfeld, Fr.: Die Bedeutung der Hessenstraße für unsere engere Heimat zu Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts; in: Selterser Kurier, Jg. 6, Nr. 7/14, 1. 4. 1981, S. 10--11 .<br />

,, Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!"<br />

34


Josef Wältermann<br />

Entwicklung der Finanzen<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

Die <strong>Jahre</strong>srechnung 1833 der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>, die zu dieser Zeit<br />

zum Amt Idstein gehörte, schloß<br />

in der Einnahme mit 3.690 Gulden, 58 Kreuzer,<br />

in der Ausgabe mit 2.401 Gulden, 19 Kreuzer<br />

ab 1 •<br />

Das Haushaltsjahr begann am 1. April eines jeden <strong>Jahre</strong>s und endete<br />

am 31. März 1 •<br />

50 <strong>Jahre</strong> später hatte die <strong>Jahre</strong>srechnung 1883/84 folgenden Abschluß:<br />

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In der Städteverordnung vorn 4. August 1897 und Landgemeindeordnung<br />

vom 4. August 1897 für die Provinz Hessen-Nassau (Reg.-Bez.<br />

Kassel und Wiesbaden) finden sich in §§ 89 ff nur spärliche V orschriften<br />

über den Gemeindehaushalt2•<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1899/1900 betrugen<br />

die Einnahmen 19.656,73 Mark,<br />

die Ausgaben 18.465,64 Mark1.<br />

Das Rechnungsergebnis des <strong>Jahre</strong>s 1923, das auch als Spezialrechnung<br />

bezeichnet wurde, stellt sich folgendermaßen dar1:<br />

Einnahme-Ist: 6.296.869.574.483.661,- Mark (6.296 Billionen ...)<br />

Ausgabe-Ist: 4.051.027.979.002.174,- Mark<br />

Mehreinnahme: 2.245.841.595.481.487,- Mark<br />

Der Abschluß für das Rechnungsjahr 1924 beläuft sich auf!:<br />

Einnahmen: 47.311,86 Mark<br />

Ausgaben: 46.781,48 Mark<br />

Mehreinnahme: 530,38 Mark<br />

Die Dienstanweisung für die Gemeinderechner vom 28. September<br />

1914 (ergänzt durch einen Nachtrag vom 16. Juli 1917) regelte die Formen<br />

und Grundsätze, nach denen die Haushaltswirtschaft abzuwickeln<br />

war 3 •<br />

Das Rechnungsjahr 1933/34 schloß<br />

in der Einnahme mit 103.244,44 Reichsmark<br />

in der Ausgabe mit 100.515,14 Reichsmark<br />

ab 1 •<br />

Die aufgrund des Runderlasses des Ministers des Innern vom 27. Juni<br />

1934 1 zu § 11 Gemeindefinanzierungsgesetz erstellte <strong>Jahre</strong>srechnung<br />

1934/35 wies im ordentlichen Haushalt eine<br />

Isteinnahme von 70.751,28 Reichsmark<br />

und eine Istausgabe von 68.444,85 Reichsmark<br />

aus.<br />

Im außerordentlichen Haushalt belief sich die<br />

lsteinnahme auf26.848,16 Reichsmark<br />

und die Istausgabe auf 26.237,82 Reichsmark 1 •<br />

Die in der Finanzwirtschaft geläufige Unterscheidung von ordentlichen<br />

und außerordentlichen Maßnahmen bezeichnete als ordentliche<br />

solche, die der Natur der Sache nach regelmäßig laufend wiederkehren<br />

und für die deshalb laufend Mittel bereitzustellen sind. Außerordentliche<br />

Maßnahmen dagegen sind solche, die nur einmal in längeren<br />

Zwischenräumen erforderlich werden können (z. B. vollständiger<br />

Neubau eines Straßenzuges) 4 •<br />

In den nächsten <strong>Jahre</strong>n enthielten die <strong>Jahre</strong>srechnungen folgende Ergebnisse1:<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

1939 ordentlicher Haushalt 75.170,70 RM 59.937,30 RM<br />

außerordentlicher Haushalt 7.591,38 RM 7.591,38 RM<br />

1940 ordentlicher Haushalt 77.003,71 RM 63.760,30 RM<br />

außerordentlicher Haushalt -RM 1.850,00 RM<br />

1944 ordentlicher Haushalt 87.667,83 RM 72.054,78 RM<br />

außerordentlicher Haushalt -RM -RM<br />

1945 ordentlicher Haushalt l 13.177,85 RM 91.120,23 RM<br />

außerordentlicher Haushalt -RM -RM<br />

Bei Ende des 2. Weltkrieges (1945) galten für alle Gemeinden die<br />

Wirtschaftsbestimmungen der Deutschen Gemeindeordnung (DGO)<br />

bis 24. Januar 1946, der Groß-Hessischen Gemeindeordnung bis<br />

3. Mai 1952, ab 5. Mai 1952 der Hessischen Gemeindeordnung5•<br />

Die Gemeindefinanzen in <strong>Eisenbach</strong> nach dem 2. Weltkrieg zeigen in<br />

Einnahmen und Ausgaben folgende Entwicklung!:<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

1946 ordentlicher Haushalt 138.077,44 RM 130.282,02 RM<br />

außerordentlicher Haushalt -RM -RM<br />

1947 ordentlicher Haushalt 194.456,45 RM 183.417,13 RM<br />

außerordentlicher Haushalt -RM -RM<br />

1948 ordentlicher Haushalt 54.708,92 DM 55.022,33 DM<br />

außerordentlicher Haushalt 12.000,00 DM 12.263,30 DM<br />

1949 ordentlicher Haushalt 74.788,08 DM 92.544,75 DM<br />

außerordentlicher Haushalt 24.613,81 DM 24.613,81 DM<br />

1952 ordentlicher Haushalt 139.558,18 DM 162.575,19 DM<br />

außerordentlicher Haushalt -DM -DM<br />

1954 ordentlicher Haushalt 97.716,81 DM 117.880,75 DM<br />

außerordentlicher Haushalt -DM -DM<br />

Mit dem Gesetz zur Anpassung des Rechnungsjahres an das Kalenderjahr<br />

vom 10. März 1960 6 wurde die alte Festsetzung des Rechnungsjahres,<br />

das jeweils am 31. März des <strong>Jahre</strong>s abschloß, dem Kalenderjahr<br />

gleichgesetzt. Diese Regelung galt ab 1. Januar 1961.<br />

Die <strong>Jahre</strong>srechnungen der <strong>Jahre</strong> 1959 und 1960 hatten folgenden Abschluß1:<br />

1959 ordentlicher Haushalt<br />

außerordentlicher Haushalt<br />

1960 ordentlicher Haushalt<br />

außerordentlicher Haushalt<br />

Einnahmen<br />

161.426,88 DM<br />

148.435,43 DM<br />

156.585,69 DM<br />

148.471,33 DM<br />

Ausgaben<br />

214.780,12 DM<br />

99.774,13 DM<br />

201.421,56 DM<br />

99.810,03 DM<br />

36


Für das Haushaltsjahr 1973 galt noch die Gemeindehaushaltsverordnung<br />

(GemHVO) vom 27. Januar 1956 7 •<br />

Die <strong>Jahre</strong>srechnung für das Haushaltsjahr 1973 schloß im ordentlichen<br />

Haushalt<br />

in der Einnahme mit 871.188,43 DM,<br />

in der Ausgabe mit 826.596,57 DM;<br />

im außerordentlichen Haushalt<br />

in der Einnahme mit 224.512,89 DM<br />

in der Ausgabe mit 134.239,05 DM<br />

ab 1 •<br />

Das Volumen des Haushaltsplanes 1983 der Gemeinde Selters (Taunus)<br />

betrug in der Einnahme und der Ausgabe im Verwaltungshaushalt<br />

6.419.865,00 DM und im Vermögenshaushalt 3.047.910,00 DM.<br />

Der Schuldenstand der Gemeinde Selters (Taunus) betrug am 31. Dezember<br />

DM 5.435.089,68. Dies entspricht bei 6.842 Einwohnern einer<br />

Pro-Kopf-Verschuldung von 794,37 DM 12 •<br />

Die Gemeindevertretung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> verabschiedete am<br />

3. Mai 1974 die Haushaltssatzung sowie den Haushaltsplan für das<br />

Jahr 1974 8 • Es war somit der letzte Haushaltsplan der selbständigen<br />

Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Die neue Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) vom 13. Juli<br />

1973 9 war erstmals bei Aufstellung der Haushaltspläne für das Haushaltsjahr<br />

1974 anzuwenden. Sie trat am 1. Januar 1974 in Kraft.<br />

Der Haushaltsplan gliedert sich nach § 95 Abs. 3 HGO in einen Verwaltungs-<br />

und Vermögenshaushalt auf. Diese Gliederung des Haushaltsplanes<br />

löste den bisherigen ordentlichen und außerordentlichen<br />

Haushalt ab. Nach der bisherigen Regelung hing die Zuordnung der<br />

Ausgaben zum ordentlichen oder außerordentlichen Haushalt von<br />

der Art der Deckungsmittel ab.<br />

Die <strong>Jahre</strong>srechnung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> für das Haushaltsjahr<br />

1974 schloß im Verwaltungshaushalt<br />

in der Einnahme mit 945.337,45 DM<br />

in der Ausgabe mit 966.914,28 DM;<br />

im Vermögenshaushalt<br />

in der Einnahme mit 767.076,09 DM<br />

in der Ausgabe mit 910.349,06 DM<br />

ab 1 •<br />

Der Schuldenstand der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> betrug am 31. Dezember<br />

1974 DM 1.666.134,46 1 • Dies entspricht bei 1.952 Einwohnern einer<br />

Pro-Kopf-Verschuldung von 853,55 DM 10 •<br />

Der erste Haushaltsplan der neuen Gemeinde Selters/Ts. wurde von<br />

der Gemeindevertretung am 19. Juni 1975 verabschiedet 11 • Er schloß<br />

im Verwaltungshaushalt<br />

in der Einnahme<br />

in der Ausgabe<br />

mit 3.768.029,00 DM,<br />

mit 3.877.349,00 DM;<br />

im Vermögenshaushalt<br />

in der Einnahme und Ausgabe mit 1.335.872,00 DM<br />

ab.<br />

Es ergab sich somit ein Fehlbetrag von 109.320,00 DM.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe <strong>Jahre</strong>srechnungen der angeführten <strong>Jahre</strong> sowie Zusammenstellungen der Einnahmen<br />

und Ausgaben in den jeweiligen Sachhiichern (IST-Zahlen).<br />

2) Landgemeindeordnung für die Provinz Hessen-Nassau mit Erläuterungen von Dr. Antoni,<br />

Marburg 1898.<br />

3) Hessisches Gemeindewirtschaftsrecht, 3. Aufl. 1970, Dreydoppel - Kraffke- Sohnrey, Seite<br />

XVI.<br />

4) Praxis der Gemeindeverwaltung von Bürgermeister Joh. Bickel, Ländlicher Verlag/Berlin­<br />

Tempelhof, 1936.<br />

5) Kommentar Hessisches Gemeindewirtschaftsrecht, 3. Aufl., Stand Juli 1982 von Kraffkc,<br />

Sohnrcy, Jordan und Ott, Seite 3.<br />

6) Gesetz u. Verordnungsblatt (GVBI.) 1960, Seite 15.<br />

7) GVBl. 1956, Seite 5.<br />

8) Protokoll der Gemeindevertretung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> vom 3.5.1974, TOP 1<br />

9) GVBl. 1973, Seite 275.<br />

10) Siehe <strong>Jahre</strong>srechnung und Einwohnerstatistik (Stand 30. 6.1974).<br />

11) Siehe Protokoll der Gemeindevertretung vom 19.6.1975, TOP 6.3.<br />

12) Siehe Schuldenstandserhcbung vom 31.12.1983 und Einwohnerstatistik.<br />

37


Von der „Stunde Null" bis zum<br />

Ende der Selbständigkeit<br />

<strong>Eisenbach</strong> von 1945 bis 1974<br />

Einleitung<br />

Rainer Schorr<br />

<strong>Eisenbach</strong> von 1945 bis 1974 - das ist für viele unserer Mitbürger<br />

ganz oder teilweise erlebte Geschichte. Die Darstellung dieser Zeit soll<br />

aber einen Beitrag leisten zu unser aller Selbstverständnis - auch<br />

dem der nachgeborenen <strong>Eisenbach</strong>er; denn schon der Philosoph Karl<br />

Jaspers stellte fest: ,,Wohin ich gehöre, wofür ich lebe, das erfahre<br />

ich erst im Spiegel der Geschichte.'' 1<br />

<strong>Eisenbach</strong> von 1945 bis 1974 - das war eine Zeit der Not, des Neuaufbaus,<br />

des Wirtschaftswunders und der Steigerung der Lebensqualität.<br />

<strong>Eisenbach</strong> von 1945 bis 1974- das war die letzte Phase in unseres Ortes<br />

<strong>750</strong>jähriger Geschichte als selbständige Gemeinde!<br />

Die beiden letzten <strong>Eisenbach</strong>er Bürgermeister, Willi Köhler und Paul<br />

Zöller, haben an dem Bericht über diese <strong>Jahre</strong> als Zeitzeugen führend<br />

mitgewirkt, ein jeder für seine Amtsperiode. (Während der Übergangszeit<br />

zwischen den Bürgermeistern Köhler und Zöller stand der 1.<br />

Beigeordnete Alfred Grimm an der Spitze der Gemeindeverwaltung).<br />

Notwendigerweise mußten bei den Darstellungen Schwerpunkte gesetzt<br />

werden. Wenn es in den Schilderungen auch nur selten durchschimmert,<br />

so kann man doch davon ausgehen, daß die meisten gemeindlichen<br />

Maßnahmen die Handschrift des jeweiligen Bürgermeisters<br />

trugen, sei es als Initiator oder als Lenker.<br />

Obgleich in diesem Kapitel nicht von den Kosten gesprochen wird, so<br />

wird der Leser sich unschwer vorstellen können, daß der Gemeinde<br />

die Finanzierung ihrer Projekte nicht leichtfiel.<br />

Die Demokratie lebt von der Bereitschaft ihrer Bürger, Verantwortung<br />

zum Wohl der Allgemeinheit zu übernehmen. In <strong>Eisenbach</strong> stellten<br />

sich in dieser Absicht verschiedene Gruppierungen zur Verfügung.<br />

Im Zeitraum 1945 - 1960 wurden die Gemeindevertretungen vorwiegend<br />

aus Mitgliedern der CDU-Liste, der Bürgerlichen Einheitsliste<br />

und der Demokratischen Wählergruppe gebildet. Die letzte Phase der<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Selbständigkeit sah von 1960 bis 1974 Vertreter der Demokratischen<br />

Wählergruppe, der Christlichen Bürgerliste und der<br />

SPD im Gemeindeparlament.<br />

Alle diese kommunalpolitischen Gruppen leisteten neben den Bürgermeistern<br />

sehr engagiert Beiträge sowohl bei den Maßnahmen zur Lö-<br />

38<br />

sung auftauchender Probleme als auch zur Verbesserung der Infrastruktur<br />

unseres Dorfes, von denen in den folgenden Abschnitten<br />

über die <strong>Jahre</strong> 1945 - 1974 berichtet wird.<br />

Daß aber nicht nur die Mandatsträger, sondern nahezu die gesamte<br />

Dorfbevölkerung bereit war, sich im Interesse einer für alle guten Sache<br />

tatkräftig einzusetzen, zeigte sich besonders bei den Initiativen<br />

zur Dorfverschönerung in den 60er <strong>Jahre</strong>n, denen in diesem Buch wegen<br />

ihres Erfolges ein eigener Beitrag gewidmet ist.<br />

Die <strong>Jahre</strong> 1945 bis 1961<br />

Willi Köhler/Rainer Schorr<br />

Die „Stunde Null" in <strong>Eisenbach</strong><br />

Das Frühjahr 1945 brachte für Deutschland den völligen Zusammenbruch<br />

der Wehrmacht. Es gab kaum eine Stadt und kaum ein Dorf,<br />

die unbesetzt blieben. Die hessischen Gebiete wurden von den Amerikanern<br />

erobert.<br />

Willi Köhler schildert als Augenzeuge tagebuchartig die letzten Tage<br />

vor dem Einrücken der Amerikaner in <strong>Eisenbach</strong>:<br />

Mittwoch, 28. 3. 1945.<br />

Amerikanische Einheiten rollen auf der Autobahn von Limburg in<br />

Richtung Camberg.<br />

Donnerstag, 29. 3. 1945 (Gründonnerstag) ca. 9 Uhr.<br />

Amerikanische Infanterie kommt über die Höhe Wäldchen-Steinbruch<br />

von Niederselters her.<br />

Ein versprengter Maschinengewehrzug der Waffen-SS hat sich auf<br />

dem Weinberg eingegraben und nimmt die herankommenden Amerikaner<br />

unter Feuer. Die amerikanischen Soldaten ziehen sich zurück<br />

und gegen 11 Uhr belegen sie mit schweren Panzerwaffen und Granatwerfern<br />

das Dorf.<br />

Die SS-Leute verlassen ihre Stellungen durch den Hauserwald in<br />

Richtung Hasselbach. Die Amerikaner feuern weiter. Im Dorf werden<br />

fünf Zivilisten (Wilhelm Becker, Moritz Meurer, Hermann<br />

Weith, Benno Falkenbach und Agathe Schmidt) von den Granaten<br />

tödlich getroffen. 148 Häuser bzw. Gebäude werden beschädigt, u. a.<br />

das Schwesternhaus (Kindergarten), das durch einen Volltreffer fast<br />

total zerstört wird. Gegen 15 Uhr hört der Beschuß auf.


Freitag, 30. 3. 1945 (Karfreitag).<br />

Es ist alles ruhig. Trotzdem verbringen die <strong>Eisenbach</strong>cr diesen Tag<br />

aus Furcht vor weiteren Angriffen in ihren Häusern bzw. Kellern.<br />

Samstag, 31. 3. 1945 (Karsamstag).<br />

Am Morgen ist das Dorf von feindlichen Panzern umstellt. Auf der<br />

Hessenstraße ist eine starke Panzereinheit angriffsbereit aufgefahren.<br />

Gegen 9 Uhr dringen die ersten amerikanischen Infanterieeinheiten in<br />

den Ort ein.<br />

Für <strong>Eisenbach</strong> ist der Krieg zu Ende. Die „Stunde Null" ist da!<br />

Die ersten Tage nach der Besetzung<br />

Die Besatzungsmacht erließ sofort den Befehl, daß niemand den Ort<br />

verlassen dürfte. Ab 20 Uhr war für jeden Einwohner Ausgangsverbot.<br />

Alle Waffen und Fotoapparate mußten abgeliefert werden. Einige<br />

vergruben ihre Geräte, was bei Strafe verboten war.<br />

Am nächsten Tag begann die Bevölkerung mit Aufräumungsarbeiten.<br />

Um die Schäden an den Wohnhausdächern wenigstens notdürftig<br />

auszubessern, wurde die Bedachung aller Scheunenvordächer abgedeckt.<br />

Der Divisionsstab der amerikanischen Kampftruppe lag im Rathaus<br />

Niederselters. Der Kommandeur der Truppe setzte am Mittwoch,<br />

dem 4. 4. 1945, den Bäckermeister und Gastwirt Jakob Bös als Bürgermeister<br />

ein und ernannte den kriegsverletzten Willi Köhler aufgrund<br />

von dessen Englischkenntnissen zum Bürgermeisterstellvertreter<br />

und geschäftsführenden Sekretär.<br />

Am 9. 5. 1945, dem Tag nach der bedingungslosen Kapitulation der<br />

gesamten deutschen Wehrmacht, erhielt der Kreis Limburg einen<br />

amerikanischen Kreiskommandanten, Captain Shalala. Dieser hatte<br />

seinen Sitz in Limburg in der damaligen Bäckergenossenschaft (Dr.­<br />

Wolff-Str.). Der Kreiskommandant baute sofort eine neue Kreisverwaltung<br />

auf und setzte den Landgerichtsdirektor Dannhausen als<br />

Landrat ein.<br />

Am 11. 5. 1945 ernannte Captain Shalala Willi Köhler zum Bürgermeister<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Am 17. 5. 1945 geschah in <strong>Eisenbach</strong> Bemerkenswertes: An diesem<br />

Tag sollten alle achtzehn im Ort befindlichen deutschen Soldaten, die<br />

zufällig zu Hause waren, ob verwundet oder krank, interniert werden.<br />

Nur Lungenkranke waren von der Internierung ausgenommen.<br />

Der amerikanische LKW war schon vor dem Bürgermeisteramt zum<br />

Abtransport in ein Lager vorgefahren. Bürgermeister Köhler fungierte<br />

bei der Vernehmung durch den Kreiskommandanten als Dolmetscher.<br />

Ergebnis: Alle achtzehn anwesenden <strong>Eisenbach</strong>er Soldaten galten<br />

als lungenkrank! Keiner wurde interniert!<br />

Zweimal konnte auch die Einquartierung von Besatzungstruppen, die<br />

jeweils die Räumung von zehn Häusern erfordert hätte, vermieden<br />

werden. Ebenso wurde die schon angeordnete Schleifung des durch<br />

den Beschuß am Gründonnerstag stark beschädigten Ehrenmals auf<br />

Ersuchen des Bürgermeisters von Captain Shalala verhindert.<br />

Der Wiederaufbau des Schwesternhauses<br />

Der Wiederaufbau der beschädigten Gebäude und vor allem die Errichtung<br />

des zerstörten Schwesternhauses (Ecke Adolfstraße/Grabenstraße)<br />

ging mit Hilfe der Materialbeschaffung durch die Besatzungsmacht<br />

verhältnismäßig flott vonstatten.<br />

Insbesondere sei hier der Wiederaufbau des Schwesternhauses erwähnt:<br />

Captain Shalala und der Bürgermeister besuchten in den ersten Tagen<br />

ihrer Amtszeit die Ordensschwestern, die in der weniger beschädigten<br />

,,Nähschule'' notdürftig hausten. (Die <strong>Eisenbach</strong>er bezeichneten diesen<br />

Gebäudeteil deswegen so, weil hier junge Mädchen und Frauen<br />

von einer Schwester im Nähen unterwiesen wurden!) Bei dieser Gelegenheit<br />

versprach Shalala, daß die Nonnen bis zum 15. 8. 1945, dem<br />

Geburtstag der Schwesternoberin, wieder in ihrem alten Haus wären!<br />

Keiner der Anwesenden glaubte an die Erfüllung dieses Versprechens,<br />

denn es gab kaum Baumaterial.<br />

Der Bauingenieur Josef Bäcker und der Maurerpolier Adam Hartmann<br />

wurden verpflichtet, Pläne und Materialbedarf innerhalb von<br />

acht Tagen bei der Militärregierung vorzulegen. Diese Termine wurden<br />

eingehalten.<br />

Captain Shalala übernahm persönlich die Materialbeschaffung. In<br />

den beiden Camberger Ziegeleien beschlagnahmte er die dort vorhandenen<br />

Ziegelsteine, obwohl Camberg selbst stark beschädigt war. Den<br />

Transport übernahmen amerikanische LKW. Aus Wetzlar rollte ein<br />

ganzer Waggon Zement an. Die beschädigten Eisenbahnschienen bei<br />

Niedernhausen wurden von den amerikanischen Truppen zur Verwendung<br />

als Eisenträger angefahren.<br />

Am 15. August, dem versprochenen Datum, konnte der Geburtstag<br />

der Schwesternoberin wieder in ihrem „alten" Haus gefeiert werden!<br />

Der Aufbau der neuen Gemeindeverwaltung<br />

Die neue Verwaltung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> begann mit einem<br />

blauen Aktendeckel, den Landrat Dannhausen dem Bürgermeister<br />

auf den Schreibtisch legte. Darauf standen die Worte: ,,Viel Glück!"<br />

Dieser Wunsch des Landrats war notwendig in der im Vergleich zu<br />

anderen Zeiten besonderen Situation, in welcher sich die Gemeinde-<br />

39


verwaltungen nach dem Zusammenbruch befanden: Der Bürgermeister<br />

mußte einerseits den Anordnungen der Besatzungsmacht Folge<br />

leisten, andererseits das Wohl der Einwohner als erste und vordringlichste<br />

Aufgabe wahren. Damit waren Konflikte mit beiden Seiten<br />

vorprogrammiert, die sich nicht immer zur allseitigen Zufriedenheit<br />

lösen ließen. So gaben z.B. die Bauern nicht reibungslos Hühner und<br />

Rinder zur Ernährung einer amerikanischen Truppeneinheit ohne<br />

Entschädigung ab.<br />

Es galt zunächst, für die Gemeindeverwaltung neue Räumlichkeiten<br />

zu schaffen. Solange die Gemeinde bestand, hatte es nämlich nie ein<br />

eigenes Bürgermeisteramt gegeben. Die Büroräume waren immer in<br />

der Wohnung des jeweiligen Bürgermeisters untergebracht. Man beschloß,<br />

zum Bau von Verwaltungsräumen die „Mädchenschule" aufzustocken,<br />

welche nur eingeschossig war. (Das Gebäude wurde so genannt,<br />

weil hier nur die Mädchen des 7./8. Schuljahres unterrichtet<br />

wurden. Die Jungen dieser Jahrgänge hatten ihren Unterrichtsraum<br />

in der alten Schule.)<br />

Hier wurde nun das Dachgeschoß in seiner Gesamtheit, ohne auch<br />

nur einen Ziegel abzunehmen, Zentimeter um Zentimeter gehoben<br />

und sofort untermauert, bis die entsprechende Geschoßhöhe erreicht<br />

war. Die Arbeiten wurden durch die Zimmererfirma Weichei (<strong>Eisenbach</strong>)<br />

und die Baufirma Georg Muth (Niederselters) durchgeführt<br />

und galten als kleine Sensation.<br />

In dieses neue Stockwerk zog die Gemeindeverwaltung ein.<br />

Entnazifizierung und erste Schritte zur Demokratie<br />

Im Potsdamer Abkommen, in dem die vier Siegermächte die Behandlung<br />

des besiegten Deutschland regelten, hieß es u. a., daß alle Mitglieder<br />

der nazistischen Partei, welche mehr als nominell an ihrer Tätigkeit<br />

teilgenommen hatten, aus Staat und führenden Positionen in<br />

der Wirtschaft zu entfernen seien. Mit der Durchführung der Entnazifizierungsmaßnahmen<br />

wurden die einzelnen Besatzungsmächte in<br />

ihrem Gebiet beauftragt.<br />

<strong>Eisenbach</strong> gehörte zur amerikanischen Besatzungszone, fn der die<br />

Entnazifizierung formal so durchgeführt wurde, daß zunächst jeder<br />

Deutsche über 18 <strong>Jahre</strong> einen Fragebogen mit mehr als hundert Fragen<br />

beantworten mußte. Das Gesetz unterschied fünf Kategorien von<br />

Betroffenen: Hauptschuldige, Belastete (Aktivisten, Militäristen,<br />

Nutznießer), Minderbelastete (die vor ihrer endgültigen Einstufung<br />

eine zwei- bis dreijährige Bewährungsfrist auf sich nehmen mußten),<br />

Mitläufer und Entlastete 2 •<br />

Erwartungsgemäß wurden fast alle <strong>Eisenbach</strong>er in die Gruppe der<br />

,,Entlasteten" eingestuft!<br />

Freilich suchte die Militärregierung nicht nur die Bestrafung der ehemaligen<br />

Nazis, sondern sie kurbelte auch den Demokratisierungspro-<br />

zeß an. Sämtliche Schulbücher, Zeitungen, Partei- und Vereinsgründungen<br />

wurden auf undemokratische Elemente untersucht und mußten<br />

von den Amerikanern genehmigt werden.<br />

Da die unter der Hitlerdiktatur erlassenen Gesetze größtenteils außer<br />

Kraft gesetzt waren, durfte die Gemeindeverwaltung nur nach den<br />

Gesetzen der Militärregierung handeln.<br />

Das Jahr 1946 wurde unter der Kontrolle der Besatzungsmacht für<br />

Hessen zum „Jahr der Wahlen"3• Viele Bürger über 21 <strong>Jahre</strong> nahmen<br />

nach zwölf <strong>Jahre</strong>n Diktatur zum erstenmal in ihrem Leben an einer<br />

demokratischen Wahl teil.<br />

Im Januar wählten die <strong>Eisenbach</strong>er ihre Gemeindevertretung, im<br />

April den Kreistag, am 30. Juni die„ Verfassungsgebende Landesversammlung"<br />

und am 1. Dezember den ersten Landtag4.<br />

Die Amtszeit für die Gemeindevertretung und den von ihr gewählten<br />

Bürgermeister betrug zwei <strong>Jahre</strong>.<br />

1948 fanden die nächsten Kommunalwahlen statt, von nun an für eine<br />

Legislaturperiode von vier <strong>Jahre</strong>n.<br />

Lebensbedingungen bis zur Währungsreform 1948<br />

In der „Stunde Null" war auch bei den <strong>Eisenbach</strong>em die seelische<br />

und materielle Not groß. Eine Reihe von Vätern und Söhnen war gefallen.<br />

Das Schicksal vieler anderer einheimischer Männer, die als<br />

Soldaten an den Fronten des Weltkrieges gekämpft hatten, war noch<br />

ungewiß. Lebten sie überhaupt noch? Waren sie in Gefangenschaft<br />

geraten? Manche gelten noch heute als „vermißt".<br />

Groß war die Freude, wenn der Vater, Sohn, Bruder oder Freund aus<br />

der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam. Noch im <strong>Jahre</strong> 1950<br />

konnte <strong>Eisenbach</strong> Heimkehrer empfangen (Josef Schnierer und<br />

Adam Springer).<br />

Deutschland lag wirtschaftlich am Boden. Wenn auch in <strong>Eisenbach</strong><br />

niemand verhungern mußte, so waren doch selbst lebensnotwendige<br />

Dinge nur unter großen Schwierigkeiten zu erhalten. Über Lebensmittelkarten<br />

wurden den Menschen die Rationen an Brot, Fett,<br />

Fleisch oder Käse zugeteilt. Kohle für den Hausbrand gab es kaum.<br />

Der Wald mußte daher als Lieferant für Heizmaterial herhalten. Er<br />

sah aus wie „gefegt".<br />

Die Reichsmark war praktisch wertlos geworden. Die Menschen fingen<br />

wieder mit Tauschhandel an. Die <strong>Eisenbach</strong>er nannten es „schrotteln''.<br />

Da die Versorgung der Geschäfte mit Gütern, z.B. Kleidungsstücken<br />

und Schuhen, äußerst dürftig war, erhielt nur derjenige die<br />

begehrten Gegenstände, welcher gute Ware dagegensetzte. Getauscht<br />

wurden z. B. Speck gegen Schuhe, Schinken gegen Uhren, Teppiche<br />

40


gegen Kommunionanzüge, Butter gegen Spielzeug. Arm dran waren<br />

diejenigen, die nichts zu tauschen hatten.<br />

Von der heutigen „Wegwerf-Gesellschaft" war man nicht nur zeitlich,<br />

sondern auch ideell weit entfernt! Die Kleidungsstücke wurden<br />

solange verwendet, wie sie eben zu gebrauchen waren. Zerrissene Hosen<br />

wurden wieder geflickt, aus Soldatenmänteln stellten <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Frauen Kindermäntel her, Ledersohlen wurden mit Nägeln versehen,<br />

damit sie sich nicht so schnell abliefen.<br />

Die Kinder kannten „Luxusgüter" wie Bonbons und Schokolade nur<br />

vom Hörensagen. Im Kindergarten wurden von den Kleinsten eifrig<br />

die Fäden aus Stoffresten gezupft. Die Schwestern fertigten damit<br />

Stoffbälle an. Gummi- oder gar Lederbälle gab es nicht.<br />

Familien und Schulklassen sammelten Bucheckern zur Gewinnung<br />

von Speiseöl. Etliche Einwohner waren unterernährt.<br />

Am 20. Juni 1948 wurde in den drei Westzonen eine Währungsreform<br />

durchgeführt. Jeder deutsche Bewohner erhielt ein Kopfgeld von zunächst<br />

40 DM, dann noch einmal 20 DM. Nur langsam stieg der Lebensstandard.<br />

Noch nach der Währungsreform wurde die von amerikanischen<br />

caritativen Organisationen finanzierte „Schulspeisung"<br />

bedürftiger Kinder durchgeführt.<br />

Bis in die 50er <strong>Jahre</strong> hinein konnte man auf den abgeernteten Feldern<br />

Kinder beim „Ährenlesen" oder „Kartoffelnstoppeln" beobachten,<br />

die damit zur häuslichen Nahrungsmittelversorgung ihren Anteil beitrugen.<br />

Aufnahme und Eingliederung der Heimatvertriebenen<br />

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden Millionen Deutsche aus<br />

ihrer Heimat im Osten vertrieben oder flohen aus Angst vor Mißhandlungen<br />

und Unterdrückung. Russen, Polen und Tschechen nahmen<br />

nicht selten Rache für die Grausamkeiten, die sie unter der deutschen<br />

Besatzungsmacht erleiden mußten.<br />

Der englische Bischof von Chichester berichtete damals: ,,Man muß<br />

die Flüchtlinge gesehen haben, um beurteilen zu können, was über sie<br />

hereingebrochen ist. Es gibt keine Worte, um ihr Elend beschreiben<br />

zu können. Sie haben nur noch das, was sie am Körper tragen und besitzen<br />

weder physische noch geistige Kraft. Sieben oder acht Millionen<br />

Menschen werden in den schmalen Landstreifen zwischen Oder<br />

und Elbe von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf gejagt, weil niemand<br />

sie aufnehmen und ernähren kann." 5<br />

Am 22. 2. 1946 kamen die ersten Heimatvertriebenen nach <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Es war die Familie Konstantin Müller. Am 26.2.1946 rollten in<br />

Großtransporten weitere Heimatvertriebene und Flüchtlinge mit<br />

ihren wenigen Habseligkeiten an. Den größten Anteil bildeten Leute<br />

aus dem Raum Sternberg und Bad Marienthal, eine kleine Gruppe<br />

kam aus Schlesien. Insgesamt nahm die Gemeinde 246 Vertriebene<br />

auf.<br />

Außerdem lebten 134 Evakuierte aus dem Rheinland und dem Raum<br />

Frankfurt/Wiesbaden in unserem Dorf.<br />

Die Unterbringung und Versorgung der Neubürger brachte Härten<br />

und Ärger für die einheimische Bevölkerung, weil auch ihre Lebensbedingungen<br />

unerfreulich waren. Nachdem zunächst der Saalbau<br />

Gattinger als Notunterkunft gedient hatte, wurden die Vertriebenen<br />

anschließend in <strong>Eisenbach</strong>er Wohnungen eingewiesen. Alle mußten<br />

enger zusammenrücken. Bei Konflikten versuchte der Bürgermeister<br />

zu vermitteln, was nicht immer leicht zu bewerkstelligen war.<br />

Als zusätzliche Notunterkunft wurde in der Stelzbach mit viel Improvisation<br />

und durch Kompensieren mit Holz eine Wohnbaracke errichtet.<br />

Ende der 50er <strong>Jahre</strong> diente der Barackenbau vorübergehend<br />

als Kreisflüchtlingslager für Ostflüchtlinge.<br />

Um den Vertriebenen die Eingliederung in die neue Umgebung zu erleichtern,<br />

wurde ihnen die Möglichkeit zum Hausbau geboten. Im<br />

Landtausch mit der Domänenverwaltung erwarb die Gemeinde das<br />

Gebiet der heutigen Gartenstraße. In diesem Baugebiet erfüllten bereits<br />

in der ersten Hälfte der 50er <strong>Jahre</strong> Einheimische und Vertriebene<br />

ihren Traum vom Eigenheim.<br />

Die Freyberg-Schützschen Ländereien waren bisher von den Bauern<br />

und Bürgern von <strong>Eisenbach</strong> in Pacht bewirtschaftet worden. In zähen<br />

Verhandlungen mit der „Deutschen Gesellschaft für Kolonisation"<br />

konnten sie noch in der Reichsmark-Währung von den Pächtern und<br />

sonstigen Interessenten käuflich erworben werden.<br />

Durch den Landkauf von Baron von Freyberg-Schütz erhielten aber<br />

auch die Heimatvertriebenen Gartengelände und konnten damit<br />

selbst zu ihrer Ernährung beitragen.<br />

Im Laufe der <strong>Jahre</strong> integrierten sich die Heimatvertriebenen voll in<br />

die <strong>Eisenbach</strong>er Dorfgemeinschaft. Nachbarschaft, Vereine, Schule,<br />

Arbeitsplatz und Heiraten trugen wesentlich dazu bei.<br />

Erste Industrieansiedlungen<br />

Damit einheimische Bürger am Ort einen Arbeitsplatz finden konnten,<br />

begünstigte die Gemeinde die Ansiedlung einer Holzwarenfabrik,<br />

die u. a. Holzspielzeug herstellte (heute Druckerei Eisenmann).<br />

Aus diesem Unternehmen entwickelte sich später die Zündmetall­<br />

Verkaufs-Gesellschaft (ZVG).<br />

Nach Auflösung der Notunterkunft für Heimatvertriebene in der<br />

Stelzbach nahm in der Baracke die Feuerzeugfabrik K. H. Wieden<br />

aus Solingen ihre Arbeit auf. Die Firma beschäftigte, in enger Zusammenarbeit<br />

mit der ZVG, weitere Ortsangehörige in Fest- und<br />

Heimarbeit.<br />

41


Auch einheimische Handwerksbetriebe wie die Zimmereien Decker<br />

und Weichei vergrößerten sich dank zunehmender Bautätigkeit. Hier<br />

konnten mehrere schulentlassene Jugendliche eine Lehre als Zimmermann<br />

oder Schreiner absolvieren. Darüber hinaus wurden einheimische<br />

Facharbeiter eingestellt.<br />

Dorfbachverrohrung und Kanalisation<br />

Der Dorfbach, der etwa 700 <strong>Jahre</strong> offen durch <strong>Eisenbach</strong> floß, wurde<br />

größtenteils verrohrt. Die anliegenden Landwirte der heutigen<br />

Bachstraße brauchten nun nicht mehr mit ihren Pferdefuhrwerken<br />

oder Kuhgespannen durch die flache Wasserstraße zu fahren.<br />

Diese Maßnahme war voll im Gange, als im <strong>Jahre</strong> 1948 die Währungsreform<br />

kam und die neue DM-Währung die Gemeinde vor fast<br />

unlösbare Probleme stellte. Dank tatkräftiger Mithilfe der Landesregierung<br />

in Form von Zuschüssen konnten die Arbeiten weitergeführt<br />

werden.<br />

Mit der Verrohrung des Dorfbaches wurde gleichzeitig die gesamte<br />

Dorfkanalisation in Angriff genommen 6 •<br />

Wasserversorgungsprobleme<br />

Die Wasserversorgung von <strong>Eisenbach</strong> war seit <strong>Jahre</strong>n unzulänglich.<br />

Die höhergelegenen Ortsteile konnten nur einige Stunden am Tag mit<br />

Wasser versorgt werden. Die 1906/07 gelegten Hausanschlüsse waren<br />

total verrottet und mußten erneuert werden.<br />

Die Gemeinde ließ die Leitungen in der Kirch-, Mühl- und Grabenstraße<br />

durch Bleirohre ersetzen, die im Tausch gegen Holz beschafft<br />

wurden.<br />

Während der Kanalarbeiten kam es plötzlich zum völligen Zusammenbruch<br />

der Wasserversorgung. In der Quellfassung Moorwiese<br />

war die Schüttung zusammengebrochen. In der Wasserleitung befanden<br />

sich Würmer und kamen bis in die Kochtöpfe der Verbraucher.<br />

Die Wasserwirtschaftsbehörde und das Gesundheitsamt schlossen<br />

daraufhin die Quelle bis zur Renovierung.<br />

Durch diese Maßnahme war die ohnehin dürftige Wasserversorgung<br />

nur noch auf die Quelle Frondorferborn angewiesen, und diese reichte<br />

nur für stundenweise Abgabe des Wassers. Aber selbst zu Abgabezeiten<br />

floß aus den Hähnen in den höhergelegenen Ortsteilen kein<br />

Wasser, so daß sich deren Bewohner ihr Koch- und Trinkwasser eimerweise<br />

bei Verwandten und Bekannten im Unterdorf holten. Probleme<br />

bereitete auch die Versorgung des Viehs in den Kuhställen, welches<br />

durch lautes Brüllen seinen Durst anzeigte.<br />

Trotz fast leerer Gemeindekasse war Soforthilfe notwendig. Da die<br />

Moorwiese nicht mehr genügend Wasser lieferte, suchte die Gemeindeverwaltung<br />

nach einer ergiebigeren Quelle. Wünschelrutengänger<br />

befanden die Bornwiese als die günstigste Stelle zur Wasserversorgung.<br />

Gegen den Willen der Behörde wurde dort gebohrt - man<br />

fand tatsächlich ausreichend Wasser.<br />

Dem Bau einer neuen Pumpstation stand nun nichts mehr im Wege.<br />

Am Pfingstsamstag 1951 lief erstmals Wasser aus dieser neuen Quelle<br />

in den Hochbehälter. Die Wassernot war beendet.<br />

Neuausstattung der Volksschule<br />

Die Gemeinde war als Schulträger zur Unterhaltung der Schule verpflichtet.<br />

Die veralteten Bänke mit Klappsitzen und eingebauten Tintenfässern<br />

wurden im <strong>Jahre</strong> 1955 durch neue Tische und Stühle ersetzt.<br />

Hierzu leistete der Apotheker Herbert, Hof zu Hausen, mit einer<br />

kräftigen Spende seinen Beitrag. Die Fußböden wurden abgeschliffen<br />

und so den modernen Möbeln angepaßt.<br />

1959 errichtete die Gemeinde aus der nicht mehr benötigten Hauptlehrerwohnung<br />

in der Volksschule den fünften Schulsaal.<br />

Friedhofserweiterung und Planung der Leichenhalle<br />

Inzwischen war eine Erweiterung des Friedhofs notwendig geworden.<br />

Die Gemeinde konnte dies durch entsprechenden Landtausch ermöglichen.<br />

Ein Mainzer Künstler fertigte das große Holzkreuz zum Gedenken an<br />

die Gefallenen und Vermißten an. Die Gemeindevertreter bezahlten<br />

ihn dafür -im wesentlichen mit Lebensmittelspenden.<br />

Gegen Ende der 50er Jahr entschloß man sich zum Bau einer Leichenhalle<br />

auf dem Friedhof. Die Aufbahrung der Verstorbenen im<br />

Trauerhaus und die von dort aus erfolgenden Beerdigungen, wobei<br />

sich der Trauerzug mit Sarg durch die Dorfstraßen zum Friedhof hin<br />

bewegte, würden damit entfallen. Schon bald waren die ersten Geldspenden<br />

aus der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung zu verzeichnen. Realisiert<br />

wurde das Projekt dann in den 60er <strong>Jahre</strong>n 7 •<br />

Beginn der Flurbereinigung<br />

Die <strong>Eisenbach</strong>er Landwirte beantragten in der zweiten Hälfte der<br />

50er <strong>Jahre</strong> mit einer Unterschriftensamrnlung die Durchführung einer<br />

Flurbereinigung. Ihr Hauptziel war es, für eine rentable maschinelle<br />

Bewirtschaftung ausreichend große Feldstücke zu schaffen. Bis<br />

dahin lagen nämlich in der Regel die Äcker der Landwirte verstreut in<br />

der Gemarkung, so daß die Bauern sowohl viel Zeit zum Anfahren<br />

der Felder vergeudeten als auch für ihre neuen großen Maschinen<br />

(Mähdrescher, Traktor mit mehreren Pflugscharen) zu kleine Parzellen<br />

bearbeiten mußten. Die Zeiten von Kuhgespann, Mähmaschine<br />

und „Pluckskärrn" waren vorbei!<br />

Das zuständige Kreiskulturamt in Limburg stimmte der Flurbereinigung<br />

zu. Die Durchführung zog sich über Köhlers Amtszeit als Bürgermeister<br />

hinaus 8 •<br />

42


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1. ·h Luge und UodcngUlc ilm:s 11cldcs oder ,urtern; zuf'riedcnzustcl-<br />

1 •11. Gewöhnlich ließen die Nh.:htlnndwirtc, die sogenmmten „gerin-<br />

1-1 n Leut.c", ihre Äcker zum 1:.eJcl „ihres" Bauern legen.<br />

V •rbundcn mit der Flurbereinigung war um 1962 die Aussiedlung einiger<br />

:; isenbacher landwirtschaftlicher Betriebe in die Feldmark. Die<br />

betreffenden Landwirte erhielten zum Bau ihrer neuen Höfe Zu­<br />

:;chüsse bzw. zinsverbilligte Darlehen. Ihr Land wurde in Hofnähe<br />

gelegt. Errichtet wurden damals die Aussiedlerhöfe Marienhof, Irmcnhof,<br />

Birkenhof, Petershof, Klausenhof und Tannenhof. Die Lage<br />

ihrer Höfe war unter den Interessenten ausgelost worden.<br />

IJingeschlossen in die Flurbereinigung war der Ausbau oder auch die<br />

Vernichtung alter sowie die Anlage neuer Feldwege, deren Finanzierung<br />

teils von der Gemeinde, teils von der Teilnehmergemeinschaft<br />

bewerkstelligt wurde.<br />

Diese vor etwa 20 <strong>Jahre</strong>n vorgenommenen Flurbereinigungsmaßnahmen<br />

sind somit prägend für das heutige Gemarkungsbild außerhalb<br />

des Ortes geworden.<br />

Wasserversorgungsprobleme<br />

Durch die rege Bautätigkeit seiner Bürger stieg <strong>Eisenbach</strong> auf die Höhen.<br />

Aus der einstigen Tiefzone, für die der alte Wasserbehälter einst<br />

eingerichtet worden war, wurden mehr und mehr Hochzonen in den<br />

neuen Baugebieten. Wenn auch die Kirchstücker mitsamt dem Georgsgraben<br />

noch zur Tiefzone gehörten, so waren die neuen Straßenzüge<br />

der Taunus-, Feld- und Gartenstraße über den Kraftbereichen<br />

der Trinkwasserspeicherung gelegen.<br />

Um den Wasserdruck in diesen und künftigen Ortsbereichen mit gleicher<br />

Höhenlage auf das erforderliche Maß zu bringen, erbaute die<br />

Gemeinde 1967 einen neuen Hochbehälter mit 600 cbm Fassungsvermögen<br />

und schuf die notwendigen Verbindungsleitungen zu Brunnen<br />

und Ortsnetz.<br />

Daß dann und wann auf der <strong>Eisenbach</strong>er Höhe weniger Atü vorhanden<br />

waren, lag auch daran, daß nach der in den <strong>Jahre</strong>n 1962 bis 1964<br />

verlegten Kanalisation in der Ortslage bis zu den Neubaugebieten der<br />

neue Wasserdruck zu Rohrbrüchen führte. Die Wasserleitungsrohre<br />

waren möglicherweise durch Erschütterungen oder Unachtsamkeiten<br />

bei den Kanalisationsarbeiten in Mitleidenschaft gezogen worden.<br />

Die notwendig gewordene Überprüfung des gesamten Wassernetzes<br />

hatte zur Folge, daß in mehreren Straßen die Wasserleitungen erneu-<br />

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111ehr11n .<br />

Zur ichcrslcll ung der Wasserversorgung erfolgte außerdem ein neuer<br />

Anschluß der stillgelegten Quelle Moorwiese.<br />

Damit einer ungerechtfertigten Verschwendung des Wassers Einhalt<br />

geboten würde, beschloß die Gemeindevertretung 1964 die Einführung<br />

von Wasserzählern in den Häusern. Bis dahin waren die Wassergebühren<br />

pauschal ermittelt worden. Zuletzt mußten die Haushalte<br />

jährlich fü r jede Person ab 14 <strong>Jahre</strong>n 10,50 DM entrichten. Die <strong>Jahre</strong>sgebühren<br />

für Personen unter 14 <strong>Jahre</strong>n betrugen 5,25 DM. Für das<br />

Großvieh in den Bauernhöfen waren ebenfalls Pauschalgebühren erhoben<br />

worden.<br />

Die ZVG, welche mittlerweile an den „alten Camberger Weg" umgesiedelt<br />

war, das Wohnhaus Kaiser am Hauser Weg und der neue<br />

Sportplatz wurden jetzt an das örtliche Wassernetz angeschlossen.<br />

Ende der 60er <strong>Jahre</strong> gingen die Förderleistungen des Brunnens auf<br />

der Bleiche sehr stark zurück. In <strong>Eisenbach</strong> herrschte wieder Wassernotstand!<br />

Zur nunmehr endgültigen Beseitigung des Wasserversorgungsproblems<br />

legte die Gemeinde 1971/72 auf der Bruchwiese und<br />

der Bleiche zwei neue Tiefbrunnen an. (Nähere Einzelheiten hierzu<br />

sind im Artikel von Dr. Stengel-Rutkowski nachzulesen!)<br />

Abwasserbeseitigung<br />

Jahrhundertelang flossen in <strong>Eisenbach</strong> die Abwässer direkt oder über<br />

Straßenrinnen in den Dorfbach und mit diesem in den <strong>Eisenbach</strong>. Da<br />

die Menschen in der Regel Wasser nur zum Kochen und Waschen benutzten,<br />

fiel nur wenig Abwasser an. Die Aborte befanden sich gewöhnlich<br />

außerhalb des Wohnhauses als Trocken-Abortanlage (ohne<br />

Wasserspülung) direkt über eine Jauchegrube, der sogenannten<br />

,,Puddelkaut". Üblicherweise wurde die Jauchegrube noch von Fäkalien<br />

des nebenan liegenden Viehstalles gespeist. Der Grubeninhalt<br />

wurde anschließend zur Düngung der Felder und Gärten verwendet.<br />

Dieser Zustand war im alten Ortskern noch bis weit nach dem 2.<br />

Weltkrieg üblich. In Neubaugebieten mußten allerdings die Hauseigentümer<br />

schon Klärgruben anlegen. 1962 entschloß sich dann die<br />

Gemeinde aufgrund geänderter Lebensgewohnheiten, Bauweisen und<br />

Hygiene-Vorschriften, die Kanalisation auch im alten Ortskern fertigzustellen.<br />

Auch hier wurden nämlich zunehmend durch Umbauten<br />

die Toiletten mit Wasserspülung in die Häuser verlegt.<br />

Schließlich trat <strong>Eisenbach</strong> dem Abwasserverband „Mittlere Ems"<br />

am Tage seiner Gründung, dem 10. 11. 1969, bei. Der Abwasserver-<br />

43<br />

--~----------------- - - -


and plante unterhalb von Niederselters für die Orte Walsdorf, Würges,<br />

Camberg, Schwickershausen, Erbach, Oberseiters, <strong>Eisenbach</strong><br />

und Niederselters eine gemeinsame Kläranlage. Diese Gruppenkläranlage<br />

ist erst nach der Gebietsreform im <strong>Jahre</strong> 1978 in Betrieb genommen<br />

worden.<br />

Ortsstraßen<br />

Nach der Verlegung von Wasser- und Kanalleitungen wurden alle<br />

Straßen im alten Ortskern instandgesetzt und mit einer Teerdecke<br />

versehen, darunter auch solche, die bisher noch keinen festen Belag<br />

hatten, wie z. B. die Sackgasse.<br />

Parallel zum Ausbau der Ortsstraßen lief eine Verbesserung der gesamten<br />

Straßenbeleuchtung.<br />

Ein zusätzlicher örtlicher Verkehrsweg entstand ab 1963 durch die<br />

Restverrohrung des Dorfbaches vom Anwesen Willi Schäfer (Bachstraße)<br />

bis zum Clemens-Langenhof-Platz.<br />

1963 stürzte am Hauser Weg plötzlich die alte Brücke über den <strong>Eisenbach</strong><br />

ein. Kurioserweise waren noch am Tage vorher Landrat Jäger<br />

und Bürgermeister Zöller über dieses Bauwerk gefahren! Der sofortige<br />

Neubau wurde mit einer Regulierung des Bachlaufes an dieser Stelle<br />

gekoppelt.<br />

Um den Clemens-Langenhof-Platz aus Gründen der Verkehrssicherheit<br />

erweitern zu können, kaufte die Gemeinde 1971 das Gasthaus<br />

,,Zur Linde" (heute Elektro-Schurig). Das dazugehörende Gartengrundstück<br />

wurde geteilt und für die Erweiterung der Straße verwendet.<br />

Auch die imposante Linde neben dem Bildstock wurde beseitigt.<br />

Neubaugebiete<br />

Um der Nachfrage ihrer Bürger nach Bauplätzen in <strong>Eisenbach</strong> gerecht<br />

werden zu können, erschloß die Gemeinde neue Baugebiete mit<br />

Wasserversorgung, Kanalisation und Straßenbau. Diese Neubaugebiete<br />

umfaßten die Bereiche Waldstraße, Georgsgraben, Bergstraße,<br />

Wiesenstraße, Hohlweg und An der Heth.<br />

Damit auch zukünftigen Bauwünschen entsprochen werden könnte,<br />

kaufte die Gemeinde auf Anraten der Regionalen Planungsgemeinschaft<br />

Rhein-Main-Taunus-Land im Gebiet „Vorm Hundsgraben".<br />

Auf diesem Gelände wurden nach dem Gemeindezusammenschluß<br />

Wohnhäuser errichtet.<br />

Rathausneubau und Errichtung eines Postgebäudes<br />

<strong>Eisenbach</strong>s Gemeindeverwaltung war gegen Ende der 60er <strong>Jahre</strong> so<br />

umfangreich geworden, daß die Räumlichkeiten, welche die Verwaltung<br />

seit den Nachkriegsjahren nutzte, zu eng wurden.<br />

Als die alte Volksschule zum 1. 8. 1968 frei wurde, weil <strong>Eisenbach</strong>s<br />

Kinder ab diesem Zeitpunkt die neue Mittelpunktschule „Goldner<br />

44<br />

Grund" besuchten, stand die weitere Verwendung des 1829 errichteten<br />

Schulgebäudes als Rathaus und Poststelle zur Debatte.<br />

Die Post hatte bisher in <strong>Eisenbach</strong> stets Räumlichkeiten in der Privatwohnung<br />

des jeweiligen Posthalters angemietet. Die letzten Posthalter<br />

waren Jakob Reichmann, Bergstraße (1924 bis 1959) und Albert<br />

Waller, Bergstraße (1959 bis 1972).<br />

Schließlich entschieden sich die Gemeindegremien für einen Abbruch<br />

des alten Gebäudes, zumal nach der Beurteilung von Fachleuten die<br />

Renovierungskosten die Kosten für einen Neubau von Rathaus und<br />

Postgebäude an gleicher Stelle überschritten hätten. Neben der alten<br />

Schule wurde auch die Schulscheune abgerissen, welche früher von<br />

der Feuerwehr zur Aufbewahrung ihrer Gerätschaften genutzt worden<br />

war.<br />

Im neuen Rathaus fand ab 1972 nicht nur die Gemeindeverwaltung<br />

Platz. Der Sitzungssaal diente tagsüber als Altentages- und Begegnungsstätte<br />

mit Teeküche. Im Untergeschoß wurden Sprechräume<br />

eingerichtet, wo Patienten auch jetzt noch regelmäßig ihre Hausärzte<br />

aufsuchen können. Sie brauchen daher für Routineuntersuchungen<br />

wie z. B. die Blutdruckmessung nicht mehr nach Niederselters zur<br />

Sprechstunde.<br />

Auch die Post etablierte sich 1972 in ihrem neuen Gebäude.<br />

Sportplatzbau und Vereinsgebäude<br />

Der alte Sportplatz „auf dem Berg", wo <strong>Eisenbach</strong>s Fußballmannschaften<br />

mit Könnern wie dem „Utz" (Adam Baumann), ,,Tünn"<br />

(Toni Schorr) oder „Bertl" (Berthold Buchenau) oft großartige Spiele<br />

geliefert hatten, war 1952/53 erweitert und neu angelegt worden.<br />

Trotzdem bereitete er im Laufe der <strong>Jahre</strong> hinsichtlich der Unterhaltung<br />

den Verantwortlichen immer größere Probleme. Die jährliche<br />

Instandhaltung verschlang viel Geld. Zur Verbesserung der Bespielbarkeit<br />

hätte er beispielsweise im unteren Teil mindestens zwei Meter<br />

aufgeschüttet werden müssen.<br />

Nach zahlreichen Diskussionen wurde Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> der Bau<br />

eines neuen Sportplatzes beschlossen. Die Gemeinde stellte dafür am<br />

Hauser Weg eigenes Gelände zur Verfügung und erklärte sich zum<br />

Bau des neuen Sportplatzes bereit. Für die Einplanierung wurde der<br />

Hügel auf der „Grub" abgegraben. Die Transportkosten wurden<br />

hauptsächlich von in <strong>Eisenbach</strong> arbeitenden Baufirmen übernommen.<br />

Das neue Spielfeld konnte 1967 seiner Bestimmung übergeben<br />

werden. Es ist noch heute Eigentum der Gemeinde. Der TuS <strong>Eisenbach</strong><br />

nutzt den Hartplatz für seinen Spielbetrieb.<br />

Auch bei anderen Vereinsvorhaben leistete die Gemeinde tatkräftige<br />

Unterstützung. Sie stellte dem Schützenverein „Roland" für die Errichtung<br />

des Schützenhauses und der Schießsportanlage ebenso das<br />

erforderliche Grundstück zur Verfügung wie dem Turnverein „Frisch


auf" für den Bau der Turnhalle und der Verschönerungsgemeinschaft<br />

für die Errichtung ihrer Festhalle. Dankbar nahmen die Vereine darüberhinaus<br />

das von der Gemeinde für die Bauten gespendete Holz<br />

entgegen.<br />

Neubau der Leichenhalle, Friedhofserweiterung und Instandsetzung<br />

des Ehrenmals<br />

Der Bau der Leichenhalle auf dem Friedhof, deren Planung bereits<br />

Ende der 50er <strong>Jahre</strong> in Angriff genommen worden war, wurde jetzt<br />

von den Gemeindegremien in die Tat umgesetzt. Ortsansässige Architekten<br />

hatten die erforderlichen Pläne gezeichnet, örtliche Bauhandwerker<br />

mauerten und verputzten kostenlos in ihrer Freizeit. Auf die<br />

Hinzuziehung von Baufirmen wurde verzichtet! Andere Mitbürger<br />

halfen durch Geldspenden, die Baumaterialien zu finanzieren. 1962<br />

war Baubeginn, 1963 konnte die Leichenhalle eingeweiht werden.<br />

Der Friedhof wurde erweitert und teilweise neu umzäunt, wobei auch<br />

etliche Gemeindevertreter zwecks Kosteneinsparung tatkräftig Hand<br />

anlegten. Zusätzlich erwarb die Gemeinde Gelände für eine spätere<br />

Erweiterung oberhalb des neuen Teils. Dieser Bereich ist gegenwärtig<br />

schon mit mehreren Doppel- und Einzelgrabstätten belegt.<br />

Am Ehrenmal in der Kirchstraße hatten sich erneut Schadstellen gebildet.<br />

Die Gemeinde ließ die Risse in Wänden und Treppen mit Zementmörtel<br />

ausspritzen. Die obere Bodenfläche wurde neu hergerichtet<br />

und mit Kies abgedeckt, Vorrichtungen für Fahnenständer wurden<br />

angebracht. Im Rahmen dieser Instandsetzungsarbeiten wurden<br />

auch die restlichen Granatbeschußschäden vom Gründonnerstag 1945<br />

beseitigt.<br />

Neubau des Feuerwehrgerätehauses<br />

Zu Beginn der 60er <strong>Jahre</strong> zeigte sich, daß die Unterbringung der Gerätschaften<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Feuerwehr in der alten Schulscheune<br />

nicht mehr länger tragbar war, wenn deren Einsatzbereitschaft gewährleistet<br />

sein sollte.<br />

Die Gemeinde kaufte deshalb 1962 das Anwesen von Lorenz Joost in<br />

der Bachstraße, riß das Wohnhaus ab und baute die Scheune um in<br />

ein neues Feuerwehrgerätehaus mit zwei Autoboxen, Schlauchturm,<br />

Schulungsraum und Toiletten. Durch die tatkräftige Mithilfe erleichterten<br />

die Feuerwehrkameraden wesentlich die Durchführung der<br />

Baumaßnahmen. 1965 konnte das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht<br />

und von der Feuerwehr, an deren Spitze Ortsbrandmeister August<br />

Pinkel stand, übernommen werden.<br />

Zur Verbesserung des Brandschutzes wurde die gesamte Ausrüstung<br />

mit neuem Schlauchmaterial, Schutzkleidung, Atemschutz-, Funkund<br />

Schaumlöschgeräten ergänzt. Außerdem erhielt die F~uerwehr<br />

später ein neues Löschfahrzeug mit Pumpe (LF 8), dessen Übergabe<br />

am 12. Mai 1968 stattfand.<br />

Neubau des Kindergartens<br />

Ab Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> wuchs die Zahl der Kindergartenkinder im<br />

ehemaligen Schwesternhaus stark an. Es besuchten weitaus mehr<br />

Kinder den Kindergarten, als es aufgrund der Räumlichkeiten zumutbar<br />

war. Daher stellten die Verantwortlichen in der Katholischen<br />

Kirchengemeinde, welche Besitzer und Träger des Kindergartens war,<br />

Überlegungen zwecks Um- oder Ausbau an mit dem Ziel, für alle interessierten<br />

Kinder eine reibungslose und zeitgemäße Kindergartenarbeit<br />

zu gewährleisten. Die Maßnahmen sollten durch den Verkauf<br />

von vier kircheneigenen Bauplätzen „An der Heth" mitfinanziert<br />

werden 9 •<br />

Ein Neubau stand kirchlicherseits nicht zur Debatte, weil das Bischöfliche<br />

Ordinariat in Limburg wegen der Finanzlage des Bistums<br />

einen Finanzierungs- und Baustopp verfügt hatte und keinerlei Neubauten<br />

genehmigen wollte 10 • Weil anschließend den von Mitgliedern<br />

des Pfarrgemeinderates erarbeiteten billigeren Umbauvorschlägen<br />

behördlicherseits kein Erfolg beschieden warll, nahmen nun die<br />

kirchlichen Gremien Kontakt mit der Zivilgemeinde zur Schaffung eines<br />

Kindergartenneubaus auf 12 •<br />

Die Zivilgemeinde erklärte sich schließlich zum Neubau eines Kindergartens<br />

bereit. Sie kaufte das alte Kindergartengebäude von der<br />

Kirche 13 und riß es ab, damit an gleicher Stelle noch im <strong>Jahre</strong> 1974 der<br />

Neubau errichtet werden könnte.<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> übernahm die Gesamtkosten der Erstellung<br />

und Aus.,stattung des Kindergartens nach modernsten Gesichtspunkten<br />

sowie die bauliche Unterhaltung des Gebäudes und die Pflege der<br />

Außenanlagen. In einem Trägerschaftsvertrag übergab sie der katholischen<br />

Kirchengemeinde <strong>Eisenbach</strong> den neuen Kindergarten „zum<br />

Betrieb". Am 2. November 1974 konnte der in Fertigbauweise errichtete<br />

neue Kindergarten bezogen werden.<br />

Altentage<br />

Zur Erbauung der älteren Mitbürger rief die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> in<br />

der zweiten Hälfte der 60er <strong>Jahre</strong> in Verbindung mit der Katholischen<br />

Kirchengemeinde die sogenannten „Altentage" ins Leben, die einmal<br />

jährlich stattfanden. Hier konnten alle <strong>Eisenbach</strong>er ab 70 <strong>Jahre</strong>n einige<br />

frohe Stunden Erinnerungen austauschen und sich durch Darbietungen<br />

des Gesangvereins, von Kinder- und Jugendgruppen unterhalten<br />

lassen. Schon bald waren die ,,Altentage'' aus dem Gemeindeleben<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Flächennutzungsplan für die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

Nach § 1 des Bundesbaugesetzes (BBauG) ist es Aufgabe der Bauleitplanung,<br />

die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke in der<br />

Gemeinde vorzubereiten und zu leiten. Bauleitpläne sind der Flächennutzungsplan<br />

(vorbereitender Bauleitplan) und der Bebauungsplan<br />

(verbindlicher Bauleitplan).<br />

45


Auf der Grundlage des Bundesbaugesetzes hat die Gemeindevertretung<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> in ihrer Sitzung am 15. 4. 1969 der Aufstellung<br />

eines Flächennutzungsplanes zugestimmt 14 •<br />

Im Flächennutzungsplan ist gemäß § 5 BBauG für das ganze Gemeindegebiet<br />

die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung<br />

ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen<br />

der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen.<br />

Im Rahmen des Verfahrens wurden von den Trägern öffentlicher Belange<br />

eine Reihe von Anregungen und Bedenken vorgebracht. Die<br />

Gemeindevertretung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> hat in ihrer Sitzung am<br />

14.4.1972 diese Einwände ausgeräumt und u. a. beschlossen, daß der<br />

Ortskern weiterhin als Dorfgebiet bestehen bleibt. Dies wirkt sich positiv<br />

auf die landwirtschaftlichen Betriebe aus. Es wurde fernerhin<br />

beschlossen, daß die unbebaute Seite der verlängerten Waldstraße<br />

(zum <strong>Eisenbach</strong> hin) als Baugebiet nicht ausgewiesen wird. Es sollte<br />

vielmehr als Kleingartengelände bestehen bleiben. Dies ist bis zum<br />

heutigen Tag so geblieben.<br />

Die Gemeindevertretung beschloß am 14. 4. 1972 15 weiterhin, daß die<br />

„Vogelwiese" beim Kinderspielplatz für die Errichtung eines<br />

Schwimmbades mit einer Parkanlage vorgesehen werden sollte.<br />

Der Flächennutzungsplan wurde vom Regierungspräsidenten in<br />

Darmstadt mit Verfügung vom 9. Mai 1974 genehmigt.<br />

Aufgrund der geforderten Reduzierung der Bauflächen des Bebauungsplanentwurfes<br />

„ Vor'm Hundsgraben" war es erforderlich, auch<br />

den rechtskräftigen Flächennutzungsplan zu ändern. Der Regierungspräsident<br />

in Darmstadt hat mit Bescheid vom 27. April 1977 die erste<br />

Änderung des Flächennutzungsplanes für den Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> gemäߧ<br />

6 BBauG genehmigt16• Bis zur Verabschiedung eines neuen Flächennutzungsplanes<br />

für die Gemeinde Selters mit allen Ortsteilen galt<br />

für <strong>Eisenbach</strong> die nachstehende Fassung.<br />

Flächennutzungsplan der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

46


Paul Zöller/Rainer Scharr<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Bürgermeister der letzten hundert <strong>Jahre</strong><br />

Am 1. Juli 1974 wurde <strong>Eisenbach</strong> zum Ortsteil der neugebildeten<br />

Großgemeinde Selters/Ts und verlor damit seine Existenz als selbständige<br />

Gemeinde. Das Dorf hatte von nun an keinen eigenen Bürgermeister<br />

mehr. Aus diesem Anlaß sind hier rückblickend die Männer<br />

aufgeführt, welche während des fast gesamten letzten Jahrhunderts<br />

der Selbständigkeit <strong>Eisenbach</strong>s an der Spitze der örtlichen Gemeindeverwaltung<br />

standen.<br />

(Die Angaben bis 1924 stammen aus Aussagen von noch lebenden<br />

Angehörigen. Sie konnten bisher trotz Nachforschungen nicht durch<br />

andere Quellen belegt werden.)<br />

ca. 1880 - 1906 Adam Schorr<br />

1906 - 1908 Johann Gattinger<br />

1908 - 1924 Adam Gattinger<br />

1924 - 1933 Philipp Knebes<br />

1933 - 4. 4. 1945 Peter Reichwein<br />

4. 4. 1945 - 11. 5. 1945 Jakob Bös<br />

11. 5. 1945 - Juli 1961 Willi Köhler<br />

Juli 1961 - Mai 1962 Alfred Grimm (1. Beigeordneter)<br />

Mai 1962 - 30. 6. 1974 Paul Zöller<br />

Adam Gattinger<br />

Peter Reichwein<br />

Quellenangabe:<br />

1. Finke, Kurt: Hessen - Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Frankfurt/Main 1970.<br />

2. Rcxin, Manfred: Die <strong>Jahre</strong> 1945 bis 1949.<br />

Hannover 1962.<br />

3. Schmidt, Erhard: Grundriß des Geschichtsunterrichts.<br />

2. Aufl., Bochum o. J.<br />

4. Sitzungsprotokolle des Pfarrgemeinderates <strong>Eisenbach</strong>.<br />

(Bei Anmerkungen: PGR.)<br />

5. Sitzungsprotokolle der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong>.<br />

(Bei Anmerkungen: GV.)<br />

Anmerkungen<br />

1) Zit. bei Schmidt, S. 22.<br />

2) Rexin, S. 24.<br />

3) Finke, S. 169.<br />

4) Vgl. Finkc, S. 169 f.<br />

5) Zit. bei Rexin, S. 4.<br />

6 Siehe Abschnitt „Abwasserbeseitigung" (P. Zöller/ R. Schorr).<br />

7) Siehe Abschnitt „Neubau der Leichenhalle ... " (P. Zöller/R. Schorr).<br />

8) Siehe Abschnill „l)ie Flurbereinigung" (P. Zöller/R. Schorr).<br />

9) PGR v. 23. 10. 1969 u. 2. 2. 1970.<br />

10) PGR v. 2. 2. 1970.<br />

11) PGR v. II. 2. 1971.<br />

12) PGR v. 7. 6. 1973.<br />

13) PGR v. 4. 4. 1974.<br />

14) GY v. 15. 4. 1969, TOP 6.<br />

15) GY v . 14. 4. 1972, TOP 2.<br />

16) Amtliche Bekanntmachung in der „Nassauischen Landeszeitung" vom 13. 5. 1977 und<br />

,, Weilburger Tageblatt" vom 13. 5. 1977.<br />

Willi Köhler<br />

Paul Zöller<br />

47


Josef Wältermann<br />

<strong>Eisenbach</strong> in der Großgemeinde<br />

Selters/Taunus<br />

Die Gemeindegebietsreform<br />

Der Hessische Ministerpräsident hatte bereits in seiner Regierungserklärung<br />

vom 18.1.1967 auf die Notwendigkeit umfassender Reformen<br />

auf der Ebene der Gemeinden hingewiesen. 1 In den folgenden <strong>Jahre</strong>n<br />

wurden alle Gemeinden in Hessen auf ihre zentralörtliche Bedeutung<br />

hin untersucht, damit also die Voraussetzungen für die Reform geschaffen.<br />

Ende 1969 gab es in Hessen noch 2.643 Gemeinden. Davon hatten<br />

nur 153 mehr als 5.000 Einwohner. 2<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> zählte mit ihren 1.919 Einwohnern (Stand<br />

31.12.1969) zu den 431 Gemeinden zwischen 1.000 und 2.000 Einwohnern.<br />

Vor allem an die 2.216 Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter<br />

2.000 (das sind über 83 % von 2.643) richtete die Hessische Landesregierung<br />

die Aufforderung, ihre Verwaltungskraft durch freiwilligen<br />

Zusammenschluß mit anderen Kleingemeinden oder durch Anschluß<br />

an eine größere Nachbargemeinde zu stärken. 2<br />

Die Bildung größerer leistungsfähigerer Gemeinden durch freiwilligen<br />

Zusammenschluß sollte sich in zwei Formen vollziehen<br />

a) Bildung einer neuen Gemeinde und<br />

b) Eingliederung in eine schon bestehende und bestehenbleibende<br />

Gemeinde.<br />

Zu den wichtigsten Kriterien für die Beurteilung der Frage, wie groß<br />

eine Gemeinde nach Durchführung der kommunalen Gebietsreform<br />

sein sollte, gehörten die Einwohnerzahlen und die Entfernung der<br />

früheren selbständigen Gemeinden vom Sitz der Verwaltung.<br />

Aus der Einwohnerzahl lassen sich eine Reihe von Folgen herleiten.<br />

Nicht nur in funktioneller Hinsicht ist die Einwohnerzahl wichtig,<br />

sondern sie ist auch finanziell von erheblicher Bedeutung für eine Gemeinde.<br />

Sie ist für die Berechnung der Schlüsselzuweisung des Landes<br />

an die Gemeinden mitentscheidend. Der Hauptansatz ist für alle<br />

Gemeinden nicht gleich groß, sondern steigt mit der Einwohnerzahl.<br />

Neben der Frage der Einwohnerzahl spielte auch die Frage eine entscheidende<br />

Rolle, wie weit nach der Gebietsreform die Ortslcilc vom<br />

Sitz der Verwaltung entfernt sein dlirfen.<br />

In Eiscnb(lch rc111 i rl • nrn 11 ' •hr f'l'Oh 1111' li t•s · l11 iti 111 11 k•~ 1 k ~•li<br />

N ·II ' II 11111 ' lllllillb lci N, l)i' ( k 111t'i 11dl' tll l!' ·111111 d '1 ( lt' ll 11' 11d 1• I• ';\' II<br />

bach befaßte sich bereits in ihrer Sitzung am 26. Mai 1970 mit der<br />

kommunalen Gebietsreform und stimmte der Gründung einer kommunalen<br />

Arbeitsgemeinschaft zu. Der Gemeindevorstand wurde in<br />

dieser Sitzung beauftragt, die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> möglichst als Mittelpunkt<br />

ins Gespräch zu bringen. 3<br />

In der Sitzung am 22. Januar 1971 wählte die Gemeindevertretung die<br />

Herren Berthold Hartmann, Winhold Böcher, Alfred Grimm, Bürgermeister<br />

Zöller und den 1. Beigeordneten Josef Schnierer in den<br />

Ausschuß für die Verhandlungen bei der Verwaltungsreform. 4<br />

Der Landrat des Landkreises Limburg hatte mit Schreiben vom<br />

18.1.1971 an den hessischen Minister des Innern zu der gebietlichen<br />

Neuordnung auf der Gemeindeebene Stellung genommen. Er schlug<br />

für den Raum Camberg folgende größere Zusammenschlüsse vor: 5<br />

1. Raum Camberg „südl. Goldener Grund"<br />

2. ,,mittlerer Goldener Grund"<br />

3. ,,nördl. Goldener Grund"<br />

Der Landrat führt in seiner Stellungnahme aus, daß die Vertreter der<br />

Gemeinde Oberseiters bisher zu erkennen gegeben hätten, daß sie einem<br />

Zusammenschluß mit den Gemeinden des Camberger Raumes<br />

gegenüber einem Zusammenschluß mit den Gemeinden Niederselters,<br />

<strong>Eisenbach</strong> und Haintchen den Vorzug geben.<br />

Bei dem Zusammenschluß „Mittlerer Goldener Grund" sollte es sich<br />

nach den Vorstellungen des Landrates um die• Gemeinden Oberselters,<br />

Niederselters, <strong>Eisenbach</strong> und Haintchen handeln. Sie hätten insgesamt<br />

5.999 Einwohner.<br />

Für den Fall, daß ein Zusammenschluß nicht zustande kommen sollte,<br />

weil Oberseiters und Haintchen anderen Einheitsgemeinden zugeordnet<br />

würden, müßten nach den Vorstellungen des Landrates auch<br />

Niederselters und <strong>Eisenbach</strong> zusammen entweder Camberg oder dem<br />

Raum Nieder- und Oberbrechen zugeordnet werden. Der Landrat<br />

hielt es in seiner Stellungnahme vom 18.1.1971 auch rnr möglich, <strong>Eisenbach</strong><br />

nn nmberg und Nieclcrscl1crs an Nicd ·r-/Obcrbrcch •11 nnzuschli<br />

•ßcn.<br />

1


heitsgemeinde aus den Gemeinden <strong>Eisenbach</strong>, Haintchen, Niederselters<br />

und Oberselters einverstanden. 6<br />

Am 23. Juli 1971 beschloß die Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong>, an der<br />

Ausarbeitung des Vertragsentwurfes der Stadt Camberg und den betreffenden<br />

Gemeinden teilzunehmen. Außerdem sollte mit den Gemeinden<br />

Niederselters, Münster usw. verhandelt werden. 7<br />

Mit dem Entwurf des Grenzänderungsvertrages zwischen der Stadt<br />

Camberg und den betreffenden Gemeinden erklärte sich die Gemeindevertretung<br />

am 13. August 1971 einverstanden. 8<br />

Am 24. September 1971 akzeptierte die Gemeindevertretung der Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> einstimmig den Zusammenschluß der Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> mit der Stadt Camberg und den Gemeinden Oberseiters,<br />

Erbach, Würges, Dornbach, Schwickershausen und Haintchen. 9<br />

Als Beauftrager für die Wahrnehmung der Aufgaben des Gemeindevorstandes<br />

wurde am 24. Septemer 1971 in der Sitzung der Gemeindevertretung<br />

einstimmig Bürgermeister Paul Zöller vorgeschlagen. Die<br />

Wahrnehmung der Aufgaben der Gemeindevertretung sollte von den<br />

Herren Berthold Falkenbach und Berthold Hartmann wahrgenommen<br />

werden. 9<br />

In Fortführung der vom Hessischen Minister des Innern vorgelegten<br />

Modellplanung für eine gebietliche Neugliederung auf Gemeindeebene<br />

hat der Hessische Minister des Innern im Oktober 1971 Vorschläge<br />

für den Landkreis Limburg unterbreitet. 10<br />

Die Modellplanung faßt die Gemeinden nach verschiedenen Gesichtspunkten<br />

zu sog. Gemeindegruppen zusammen. Der Vorschlag des<br />

HessischenMinisters des Innern vom Oktober 1971 sah eine Gemeindegruppe<br />

Selters vor. Die Gemeinden Niederselters (2.357 Einwohner),<br />

<strong>Eisenbach</strong> (1.919 Einwohner), Haintchen (727 Einwohner) und<br />

Oberseiters (996 Einwohner) sollten eine Gemeindegruppe bilden. Es<br />

wurde ausgeführt, daß <strong>Eisenbach</strong> eine Wohnsitzgemeinde ist und<br />

zentralörtlich zu Niederselters tendiert. Der Innenminister bringt in<br />

seinen Vorschlägen zum Ausdruck, daß die Gemeinden Niederselters,<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Oberseiters und Haintchen nicht nur naturräumJich, sondern<br />

auch in ihrer infrastrukturellen Entwicklung zusammengehören.<br />

Für eine ausgeglichene Infrastruktur erschien es dem hessischen Minister<br />

des Innern nicht sinnvoll, die Gemeindegruppe Selters in den<br />

Raum Camberg einzubeziehen. Er führt in seiner Stellungnahme aus,<br />

daß vor allem die Gemeinden <strong>Eisenbach</strong> und Hainichen zum Raum<br />

Camberg „sehr peripher" liegen. Die Entfernung von Haintchen<br />

nach Camberg beträgt 14 km, nach Niederselters ca. 8 km.<br />

Hinzu kommt zu den Überlegungen, daß die Gemeinden <strong>Eisenbach</strong><br />

und Haintchen bereits zum Mittelpunktschulbezirk Niederselters gehörten,<br />

auch war <strong>Eisenbach</strong> Mitglied des Forstbetriebsverbandes<br />

Haintchen.<br />

In Abänderung des Beschlusses vom 24. September 1971 beschloß die<br />

Gemeindevertretung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>, sich mit der Stadt<br />

Camberg sowie den Gemeinden Dornbach, Erbach, Haintchen,<br />

Oberselters und Schwickershausen unter gleichzeitiger entsprechender<br />

Änderung des Grenzänderungsvertrages (Wegfall der Gemeinde<br />

Würges) zusammenzuschließen. Dieser Beschluß wurde mit 11 Ja­<br />

Stimmen und 2 Gegenstimmen gefaßt.11<br />

Der zwischen der Stadt Camberg und den Gemeinden Dornbach, <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Erbach, Haintchen, Oberseiters und Schwickershausen am<br />

9. November 1971 abgeschlossene Grenzänderungsvertrag sah für die<br />

nächsten <strong>Jahre</strong> folgende Maßnahmen vor: 12<br />

1. Fertigstellung der Verbesserung der Wasserversorgung: 1972<br />

a) Hausanschlüsse im Neubaugebiet „An der Heth"<br />

b) Bau einer Aufbereitungsanlage<br />

c) Auswechslung der Schieber und Hydranten im alten Ortskern<br />

d) Erneuerung der Hausanschlüsse im alten Ortskern<br />

e) Beseitigung verschiedener Endstellen (Rundlaufverbindungen)<br />

2. KanaJisation: 1972<br />

a) Erneuerung der Kanalisation in der Bach- und Mühlstraße<br />

b) Verlegung der Kanalisation im Gewerbegebiet<br />

(Alter Camberger Weg und Stotz)<br />

c) Entwässerung des Friedhofes<br />

3. Hochbawnaßnahmen: 1972<br />

a) Fertigstellung des Rathauses und der Außenanlage<br />

b) Ausbau des Feuerwehr-Gerätehauses (Obergeschoß)<br />

c) Verlängerung der Leichenhalle zum Schutz gegen<br />

Witterungsunbilden<br />

d) Fertigstellung des Abstellraumes und des WC's in der<br />

Leichenhalle<br />

4. Fremdenverkehr: 1972<br />

a) Aufstellen von Ruhebänken<br />

b) Aufstellen von zwei Schutzhütten<br />

c) Errichtung einer Bücherei<br />

5. Bachläufe: 1972<br />

Teilinstandsetzung des <strong>Eisenbach</strong>es<br />

6. Sport: 1972<br />

Verbesserung der Sportplatzanlage<br />

1. Straßenbau: 1973<br />

a) Ausbau der Straße im Neubaugebiet „An der Heth"<br />

b) Ausbau der Friedhofswege<br />

c) Ausbau des Wirtschaftsweges zum neuen Hochbehälter<br />

und alte Hessenstraße<br />

d) Fertigstellung des Festplatzes (Teerdecke)<br />

e) Erneuerung der Teerdecke Straße Hauser Weg<br />

49


2. Bachläufe: 1973<br />

a) Instandsetzung eines Teilstückes des <strong>Eisenbach</strong>es<br />

b) Erneuerung der Brücke am Stotz<br />

3. Fremdenverkehr: 1973<br />

a) Ausbau eines Waldwanderweges<br />

b) Bau eines Kinderplanschbeckens am Kinderspielplatz<br />

c) Bau einer Schutzhütte<br />

d) Ausbesserung des Kriegerehrenmals und Instandsetzung<br />

der Außenanlage<br />

e) AnJegung eines zweiten Kinderspielplatzes<br />

1. Straßenbau: 1974<br />

a) Erneuerung der Teerdecke einiger Straßen im alten Ortskern<br />

b) Ausbau des Weges zum Kinderspielplatz und Sportplatz<br />

2. Feuerwehr: 1974<br />

a) Errichtung eines Feuerlöschteiches in Gegend Kinderspielplatz<br />

b) Außenanstrich des Feuerwehrgerätehauses<br />

3. Feldwegebau: 1974<br />

Ausbau eines Wirtschaftsweges zum alten Hochbehälter<br />

4. Fremdenverkehr: 1974<br />

a) Ausbau eines Waldwanderweges<br />

b) Aufstellen von Ruhebänken<br />

c) Schaffung einer Grünanlage mit Spazierwegen<br />

1. Straßenbau: 1975<br />

a) Erneuerung der Teerdecke einiger Straßen im alten Ortskern<br />

b) Ausbau der Straße zur Siedlung am Steinfels<br />

2. Fremdenverkehr: 1975<br />

Anlegung eines Stausees in Gegend Schultheißmühle<br />

3. Friedhof: 1975<br />

Erweiterung des Friedhofes<br />

4. Baugebiet: 1975<br />

Ausweisung von Baugebiet in Richtung Mittelpunktschule<br />

5. Kindergarten: 1975<br />

Errichtung einer Tagessfätte für ca. 100 Kinder<br />

Insgesamt ca. DM 2,5 Millionen<br />

Der Hessische Minister des Innern teilte dem Landrat des Landkreises<br />

Limburg a. d. Lahn mit Verfügung vom 24. Dezember 1971 mit, daß<br />

die Landesregierung in ihren Sitzungen am 14. und 21. Dezember 1971<br />

mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 den Zusammenschluß der Stadt<br />

Camberg und den Gemeinden Dornbach, Erbach und Schwickers-<br />

hausen zur Stadt Camberg beschlossen habe. Die Anträge der Gemeinden<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Haintchen und Oberselters auf Beteiligung an einem<br />

Zusammenschluß zur Stadt Camberg mit den Gemeinden Dornbach,<br />

Erbach und Schwickershausen sind abgelehnt worden.<br />

Nachdem die Hessische Landesregierung dem Zusammenschluß der<br />

Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> zur Stadt Camberg und den Nachbargemeinden<br />

nicht zugestimmt hatte, beriet die Gemeindevertretung der Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> in ihrer Sitzung am 30. Dezember 1971 über die Erhebung<br />

einer Klage zwecks Aufhebung des Beschlusses der Landesregierung<br />

vom 21.12.1971. Bei 5 Ja-Stimmen, 7 Gegenstimmen und 1 Enthaltung<br />

lehnte die Gemeindevertretung die Klageerhebung ab. 13<br />

Gegen diesen Beschluß legte der Gemeindevorstand Widerspruch ein.<br />

Dem Widerspruch des Gemeindevorstandes gab die Gemeindevertretung<br />

in ihrer Sitzung am 21. Januar 1972 statt. Der Beschluß der Gemeindevertretung<br />

vom 30.12.1971 wurde somit aufgehoben. 14<br />

Die Gemeindevertretung beauftragte in ihrer Sitzung am 21. Januar<br />

1972 den Gemeindevorstand, gegen die Entscheidung der Hessischen<br />

Landesregierung vom 21.12.1971 Anfechtungs- und Verpflichtungsklage<br />

mit dem Ziel zu erheben, daß<br />

a) der Beschluß der Hessischen Landesregierung vom 21.12.1971 aufgehoben<br />

wird und<br />

b) die Hessische Landesregierung verpflichtet wird, den Zusammenschluß<br />

der Stadt Camberg, den Gemeinden Dornbach, <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Erbach, Haintchen, Oberselters und Schwickershausen auf der<br />

Grundlage der von der Stadtverordnetenversammlung bzw. der<br />

Gemeindevertretung gefaßten Beschlüsse zu genehmigen.<br />

Dieser Beschluß wurde bei 7 Ja-Stimmen und 5 Gegenstimmen gefaßt.14<br />

Landrat Heinz Wolf sah sich daraufhin gezwungen, die Urkunden<br />

über den Zusammenschluß der Stadt Camberg mit den Gemeinden<br />

Erbach, Schwickershausen und Dornbach an den hessischen Innenminister<br />

zurückzuschicken, da die Stadt- und Landgemeinden die<br />

Annahme verweigert hatten. 15<br />

Mit der Wahrnehmung der Interessen im Verwaltungsrechtsstreitverfahren<br />

wurde der Hessische Städtetag beauftragt. Anfang Februar<br />

1972 kamen die der CDU angehörenden Mandatsträger aus Oberselters,<br />

Haintchen und <strong>Eisenbach</strong> überein, daß ihren Bemühungen zur<br />

Schaffung einer leistungsstarken Gemeinde im südlichen Teil des<br />

Landkreises Limburg-Weilburg dadurch „Nachdruck" verliehen<br />

werden könnte, daß sich die drei Gemeinden mit dem Ziel zusammenschließen,<br />

sich nach dem erfolgreichen Abschluß des Verwaltungsstreitverfahrens<br />

geschlossen der Stadt Camberg anzuschließen.<br />

Es wurde die Meinung vertreten, daß nur so einer evtl. beabsichtigten<br />

Aufspaltung der drei Gemeinden wirksam begegnet werden könnte.16<br />

50


Der Hessische Minister des Innern beantragte mit Schreiben vom<br />

6. April 1972 an das Verwaltungsgericht Wiesbaden, die Klage abzuweisen.<br />

Die III. Kammer des Verwaltungsgerichtes Wiesbaden entschied am<br />

10.10.1972 in dem Verwaltungsstreitverfahren der Gemeinden Camberg,<br />

Dornbach, <strong>Eisenbach</strong>, Haintchen, Oberselters und Schwickershausen<br />

gegen das Land Hessen, daß das Land Hessen verpflichtet<br />

wird, den Zusammenschluß der Gemeinden Camberg, Dornbach, <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Erbach, Haintchen, Oberselters, Schwickershausen auf der<br />

Grundlage der von den Vertretungen dieser Gemeinden gefaßten Beschlüsse<br />

zum Zeitpunkt der Rechtskraft dieses Urteils auszusprechen<br />

. 17<br />

Das Land Hessen legte gegen diese Entscheidung mit Schriftsatz vom<br />

15.11.1972 beim Verwaltungsgerichtshof Berufung ein.<br />

Zu einer Entscheidung kam es nicht mehr, da durch das Gesetz zur<br />

Neugliederung des Landkreises Limburg und des Oberlahnkreises<br />

vom 6. Februar 1974 per Gesetz die Gemeinden <strong>Eisenbach</strong>, Haintchen,<br />

Münster und Niederselters zu einer Gemeinde mit eiern Namen<br />

,,Selters (Taunus)" zusammengeschlossen wurden.<br />

Das Neugliederungsgesetz trat am 1. Juli 1974 in Kraft. 18<br />

Erhebliche Einnahmeverluste aufgrund des Ausfalls<br />

der zusätzlichen Schlüsselzuweisungen<br />

Das Land Hessen unterstützte im Rahmen des Finanzausgleichs<br />

(FAG) die Verwaltungsreform auf Gemeindeebene durch erhöhte<br />

Schlüsselzuweisungen. Gemeinden, die sich bis 1970 freiwillig zusammenschlossen,<br />

wurden finanzielle Vergünstigungen für die Dauer von<br />

10 <strong>Jahre</strong>n gewährt. Der Ergänzungsansatz für Bevölkerungszuwachs<br />

fand volle Anwendung, da lediglich die Bevölkerungszahl der jeweils<br />

größten der zusammengeschlossenen Gemeinden als Berechnungsgrundlage<br />

berücksichtigt wurde. 1<br />

Um die Bestrebungen der Gebietsreform auch weiterhin zu unterstützen,<br />

wurde eine Übergangszeit bis zum 31. Dezember 1971 beibehalten.<br />

Diese sieht eine Einschränkung bei der Zugrundelegung der Bevölkerungszahlen<br />

der zusammengeschlossenen Gemeinde vor. Die erhöhten<br />

Zuweisungen werden für 9 <strong>Jahre</strong> bis einschließlich 1980 gewährt.<br />

2<br />

Die Gemeinde Selters (Taunus) fiel nicht unter diese Regelung, da der<br />

Zusammenschluß der Ortsteile zur Großgemeinde erst am 1.07.1974<br />

per Gesetz zustande kam. Es gingen somit der neuen Großgemeinde<br />

erhebliche Einnahmen verloren, die in den Folgejahren zur Finanzierung<br />

von Investitionsmaßnahmen dringend erforderlich gewesen wären.<br />

Quellenangabe:<br />

1) GVBI. I/1970 S. 5<br />

2) GVBI. 17/ 1971 S. 155<br />

Neugliederung der Ortsgerichte<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe Broschüre „Zur Planung der gebietlichen Neuordnung auf der Gemeindeebene", Herausgeber:<br />

Der Hessische Minister des Innern, Juli 1969.<br />

2) Sic)1e Beilage zur Hessischen Gemeindezeitung Nr. 11/ 1970 „Leitfaden für freiwillige Gcmemdezusammenschlüsse"<br />

von Dr. J. Seibert.<br />

3) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 26.5.1970, TOP 6.<br />

4) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 22.1.1971, TOP 7.<br />

5) Siehe Schreiben des Landrats des Landkreises Limburg an den Hessischen Minister des Jnnern<br />

vom 18.1.1971.<br />

6) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 17.2.1971, TOP 3.<br />

7) Protokoll der Gemeindeverlretung <strong>Eisenbach</strong> vom 23.7.1971, TOP 4.<br />

8) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 13.8.1971, TOP 7.<br />

9) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 24.9.1971, TOP 2.<br />

10) Siehe Vorschläge für die gebietliche Neugliederung auf der Gemeindeebene im Landkreis<br />

Limburg, Herausgeber: der Hessische Minister des Innern, Oktober 1971.<br />

11) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 5.ll.1971, TOP 1.<br />

12) Siehe Grenzänderungsvertrag zwischen der Stadt Camberg und den Gemeinden Dornbach<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Erbach, Haintchen, Oberseiters und Schwickershausen vom 9.11.1971. '<br />

13) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 30.12.1971, TOP 2 a.<br />

14) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 21.1.1972, TOP l und 2.<br />

15) Nassauische Landeszeitung vom 14.1.1972.<br />

16) Nassauischc Landeszeitung vom 9.2.1972.<br />

17) Siehe Verhandlungsniederschrift der öffentlichen Sitzung des Verwaltungsgerichts Wiesbaden<br />

- III. Kammer - AZ: D III E 52/72 vom 10.10.1972.<br />

18) Siehe OVBI. 5/1974, S. !01 ff.<br />

Aufgrund der Eingliederung und der Zusammenschlüsse von Gemeinden<br />

im Rahmen der kommunalen Gebietsreform wurden innerhalb<br />

der neuen Gemeinde Selters u. a. die Ortsgerichte Haintchen<br />

und Niederselters aufgehoben.<br />

Während innerhalb des Amtsgerichts Limburg a. d. Lahn für die Gemeinde<br />

Selters das Ortsgericht Selters (Taunus) I für das Gebiet der<br />

früheren Gemeinden Haintchen und Niederselters errichtet wurde<br />

wurde das bisherige Ortsgericht <strong>Eisenbach</strong> in das Ortsgericht Selter;<br />

(Taunus) II gemäß Erlaß des Hessischen Ministers der Justiz vom<br />

15.3.1976 umbenannt. 1<br />

Der Runderlaß, der für den Ortsteil Münster das Ortsgericht Selters<br />

(Taunus) III bildete, trat am 1. Juni 1976 in Kraft.<br />

Ortsgerichtsvorsteher im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> ist seit dem 4.12.1959 Josef<br />

Schnierer.<br />

Quellenangabe:<br />

1) StAnz. 15/1976 S. 671<br />

51


Einheit1iche postamtliche Bezeichnung<br />

Seit dem 1. März 1976 lautet die postamtliche Bezeichnung einheitlich<br />

,,6251 Selters/Taunus". Vom gleichen Zeitpunkt an wird die Zustellung<br />

zentral vom Niederselterser Postamt durchgeführt. Lediglich die<br />

Briefzustellung in <strong>Eisenbach</strong> erfolgt noch von der Poststelle in <strong>Eisenbach</strong><br />

aus. 1 Das Postamt <strong>Eisenbach</strong> blieb auch nach dem Zusammenschluß<br />

erhalten.<br />

J) Nass. Landeszeitung vom 19.2.1976<br />

Straßenumbenennungen<br />

Durch die Gebietsreform wurden Straßenumbenennungen erforderlich.<br />

Die Gemeindevertretung hat in ihrer Sitzung am 19.8.19761 und am<br />

2.11.1976 mehrfach aufgeführte Straßen in den Ortsteilen <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Haintchen, Münster und Niederselters umbenannt. Die Umbenennung<br />

galt ab 1.4.1977.<br />

Im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> waren folgende Straßen von der Umbenennung<br />

betroffen:<br />

Benennung alt:<br />

Benennung neu:<br />

Nikolausstraße<br />

Klausstraße<br />

Taunusstraße<br />

Taunus blick<br />

verlängerte Feldstraße<br />

An der Heth<br />

Quellenangabe:<br />

1) siehe Protokoll der Gemeindevertretung vom 19 .8 .1976, TOP 4.<br />

Verwaltungsgliederung<br />

Nach dem Zusammenschluß der früheren selbständigen Gemeinden<br />

zur neuen Gemeinde Selters (Taunus) war der Sitz der Gemeindeverwaltung<br />

festzulegen. Hier standen die Ortsteile Niederselters und <strong>Eisenbach</strong><br />

zur Diskussion. Die Gemeindevertetung beschloß in ihrer<br />

Sitzung am 22.1.1975, daß bis zum Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes<br />

der Sitz der Gemeindeverwaltung in Niederselters ist. 1 Jedoch<br />

verblieb in den Räumen des ehemaligen Rathauses in <strong>Eisenbach</strong> das<br />

Ordnungsamt mit dem Sozial- und Meldewesen, während in den<br />

Ortsteilen Münster und Haintchen Außenstellen eingerichtet wurden.<br />

In regelmäßigen Abständen hält der Bürgermeister Sprechstunden in<br />

den einzelnen Ortsteilen ab.<br />

Die nicht benötigten Räume wurden an die Kreissparkasse Limburg<br />

vermietet, die ab 1. August 1977 dort eine Nebenstelle unterhält.<br />

Im Souterrain halten die örtlichen Ärzte weiterhin ihre Sprechstunden<br />

ab.<br />

Quellenangabe:<br />

!) l'rotokoU der Gemeindevertretung der Gemeinde Selters (l's.) vom 22.1.1975, TOP 3.<br />

Brandschutz in <strong>Eisenbach</strong> weiterhin gesichert<br />

- Selterser Feuerwehren schlossen sich zusammen -<br />

Sehr harmonisch verlief die erste gemeinsame <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />

der bis dahin selbständigen Feuerwehren von Niederselters, <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Münster und Haintchen am 18.2.1976 in der Mehrzweckhalle<br />

in Münster.<br />

Alle anwesenden 147 wahlberechtigten Feuerwehrkameraden wählten<br />

den bisherigen Münsterer Wehrführer Alfred Herchen zum l. Ortsbrandmeister<br />

der Großgemeinde.' Als Sprecher für die Jugendfeuerwehren<br />

aller vier Ortsteile fungiert seit der 1. <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />

Karl Heinz Hill aus <strong>Eisenbach</strong>. 1<br />

Ortsbrandmeister Herchen stellte in seiner Dankesrede u. a. die Fertigstellung<br />

des Unterrichtsraumes mit den Nebenräumen im Feuerwehrgerätehaus<br />

<strong>Eisenbach</strong> in den Vordergrund,2 denn mit der Renovierung<br />

und dem Ausbau des Feuerwehrgerätehauses wurde noch unter<br />

der selbständigen Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> begonnen. Unter Ableistung<br />

von über 2.000 unentgeltlichen Arbeitsstunden durch die Mitglieder<br />

der Freiwilligen Feuerwehr <strong>Eisenbach</strong> wurde der Ausbau eines<br />

Schulungsraumes mit den dazu gehörenden Nebenräumen im <strong>Jahre</strong><br />

1977 abgeschlossen.<br />

Die Gemeinde Selters stellte neben den Leistungen der früheren Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> hierfür einen Betrag von 22.286 DM 3 zur Verfügung.<br />

Die Übergabe der Schlüssel für die neuen Räume erfolgte am<br />

13 .3.19774 an den Wehrführer Egon Gattinger, der die Freiwillige Feuerwehr<br />

seit dem 12.12.1975 führt.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe Niederschrift der 1. <strong>Jahre</strong>shauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehren in der Gemeinde<br />

Selters (Taunus) am 18.2.1976.<br />

2) Siehe Weilburger Tageblatt vom 23.2.1976.<br />

3) Siehe <strong>Jahre</strong>srechnungen der <strong>Jahre</strong> 1975 - 1977.<br />

4) Siehe Nassauische Landeszeitung vom 16.3.1977 und Selterser Kurier vom 24.3.1977.<br />

Der <strong>Eisenbach</strong>er Schwan im neuen Wappen der Großgemeinde<br />

Von den vier zur neuen Gemeinde Selters (Taunus) zusammengeschlossenen<br />

ehemals selbständigen Gemeinden hatte der hessische<br />

Minister des Innern lediglich der ehemaligen Gemeinde Niederselters<br />

mit Urkunde vom 14.5.1956 die Genehmigung zur Führung eines<br />

Wappens erteilt. 1<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> besaß kein amtlich genehmigtes Wappen.<br />

Der Ortsteil hat in früheren Jahrhunderten zwei verschiedene Siegel<br />

geführt: 2<br />

52


a) das Gerichtssiegel aus dem 16.-18. Jahrhundert zeigte eine gekrönte<br />

Muttergottes im Strahlenkranz,<br />

b) das des 19. Jahrhunderts einen Schwan.<br />

Zu der offiziellen Verleihung eines Wappens für die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

ist es nicht gekommen.<br />

Mit dem Zusammenschluß der ehemals selbständigen Gemeinden<br />

Niederselters, <strong>Eisenbach</strong>, Münster und Haintchen zur neuen Gemeinde<br />

Selters (Taunus) erlosch die früher erteilte Berechtigung zur Führung<br />

des Wappens, der Flagge und der Dienstsiegel in der bisherigen<br />

Form.<br />

Die neu gebildete Gemeinde Selters hätte das Wappen der aufgelösten<br />

früheren Gemeinde Niederselters gemäß § 14 Abs. 1 HGO heraldisch<br />

unverändert in einem vereinfachten Verfahren (ohne Vorlage eines<br />

Gutachtens des Hauptstaatsarchivs und einer Wappenzeichnung) erneut<br />

zur Verleihung beantragen können.<br />

Die gemeindlichen Gremien entschieden sich jedoch für ein geändertes,<br />

aus verschiedenen heraldischen Symbolen der aufgelösten Gemeinden<br />

geschaffenes Wappen.<br />

Nachdem am 4. November 1976 ein Gespräch mit Herrn Dr. Kropat<br />

vom Hessischen Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden, stattfand, legte dieser<br />

der Gemeinde rd. 4 Monate später zwei Vorentwürfe des Heraldikers<br />

vor. Sie enthielten die Symbole, 3 die für die vier Ortsteile charakteristisch<br />

sind:<br />

1. den Schwan (<strong>Eisenbach</strong>),<br />

2. den Krug (Niederselters),<br />

3. Amtsstab und Kreuz (Haintchen),<br />

4. Hammer und Schlägel (Münster).<br />

Nach langen Beratungen in den gemeindlichen Gremien und Erarbeitung<br />

neuer Entwürfe durch den Heraldiker Heinz Ritt hat die Gemeindevertretung<br />

in ihrer Sitzung am 24.4.1979 das nachstehende<br />

neue Wappen für die Großgemeinde Selters (Ts.) beschlossen.<br />

Der von der Gemeindevertretung beschlossene und zur Genehmigung<br />

vorgelegte Entwurf 4 vereinigt in einem viergeteilten Schild das Wappen<br />

von Niederselters mit Symbolen der drei anderen ehemaligen Gemeinden.<br />

Niederselters wird durch den Krug mit dem Selterswasser,<br />

dem der Ort seinen Weltruf verdankt, repräsentiert, wobei der Krug<br />

in der traditionellen Form der Selters-Krüge gehalten ist. Im Unterschied<br />

zum früheren Wappen wurde nur wegen einer besseren farblichen<br />

Wirkung die Tingierung des Kruges aus Gold in Silber verändert<br />

und der Wasserstrahl blau durchsetzt. Haintchen mit überwiegend<br />

katholischer Bevölkerung wird durch Kreuz und Bischofsstab symbolisiert.<br />

Damit wird auf die frühere Territorialzugehörigkeit zu Kurtrier<br />

(vor 1801) hingewiesen, das den Ort - in Gemeinschaft mit<br />

Nassau-Oranien - verwaltete. Für die Bergbaugemeinde Münster<br />

stehen als Symbole Hammer und Schlägel. Für <strong>Eisenbach</strong> wurde der<br />

Vorschlag des Ortswappenbuches 5 von 1956 herangezogen, der auf<br />

der Grundlage des Gemeindesiegels als Symbol einen schwimmenden<br />

Schwan verwendet.<br />

Mit der nachstehenden Urkunde vom 30. Juli 1980 hat der Hessische<br />

Minister des Innern der Gemeinde Selters (Taunus) im Landkreis<br />

Limburg-Weilburg die Genehmigung zur Führung eines Wappens erteilt.<br />

6<br />

IM NAMEN DES LANDES HESSEN<br />

ertei le ich<br />

der Gemeinde s e lt er s (Taunus) im Landkreis Limburg-Weilburg,<br />

Regierungsbezirk Darmstadt, gemäß § 14<br />

Abs. l der Hessischen Gemeindeordnung in der Fassung<br />

vom l, JUli 1960 (GVBl. S . 103) die Genehmigung , das<br />

nachstehend beschriebene Wappen zu f ühren:<br />

„Gevierter Schild; Feld 1 in Rot e in genei gter<br />

silberner Krug mit ausfließendem silbernen~ blau<br />

durchsetzten Wasser: Feld 2 in Silber der rote<br />

obere Teil eines Krummstabes mit dem roten oberen<br />

Teil eines Kt;euzstabes schräg gekreuzti Feld 3<br />

in Silb~r ein roter Hammer urtd ein roter Schlägel<br />

schräg gekreuzt; Feld 4 in Rot auf blau-sil bernem<br />

Wellenfuß ein schwimmender silberner Schwan . .,<br />

W IESBADEN,OEN 30. Juli 1980<br />

DER HESSISCHE MINISTER DES INNERN<br />

In Vertretung<br />

fu r<br />

~~-._<br />

(Dockhorn)<br />

Staatssekretär<br />

53


Nachdem Gemeindevorstand und Gemeindevertretung zufrieden waren,<br />

daß die Gemeinde Selters mit ihren Ortsteilen endlich ein genehmigtes<br />

Wappen hatte, tauchte in der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung häufig<br />

die Frage auf, warum nach dem alten - jedoch nicht genehmigten<br />

Wappen - der Schwan nach (heraldisch) links und im neuen Wappen<br />

aber nach (heraldisch) rechts schwimmt. Hierzu nimmt das Hauptstaatsarchaiv<br />

mit Schreiben vom 26.2.1981 an den Gemeindevorstand<br />

der Gemeinde Selters u. a. wie folgt Stellung: 7<br />

In der Tat schwimmt der Schwan in dem alten Wappen nach (heraldisch)<br />

links, im neuen Wappen aber nach (heraldisch) rechts. Möglicherweise<br />

schien dem Heraldiker bei der Anordnung der Felder ein<br />

Schwan, der nicht aus dem Wappen „wegschwimmt", stilistisch richtiger.<br />

Notwendig war die Korrektur, die im übrigen schon in allen<br />

Vorentwürfen auftaucht, deshalb nicht. Da es sich aber bei dem<br />

Wappen der Gemeinde Selters um einen völlig neuen Entwurf handelt,<br />

konnten einzelne Elemente der Vorläufer durchaus umgestaltet<br />

werden. So wurde beispielsweise auch die Farbe des Kruges aus dem<br />

alten Wappen von Niedersehers von Gold (Gelb) in Silber (Weiß) geändert,<br />

um eine bessere farbliche Abstimmung zu erzielen. Gravierend<br />

sind alle diese Veränderungen nicht.<br />

Dienstsiegel der Gemeinde<br />

Die zur Führung eines Wappens berechtigte Gemeinde führt dieses in<br />

ihrem Dienstsiegel. 1 Gemeinden ohne eigenes Wappen führen in ihrem<br />

Siegel die Wappenfigur des Landes.<br />

Nach der Genehmigung zur Führung eines Wappens im <strong>Jahre</strong> 1980<br />

wurde gemäß der Wappenvorlage nachstehendes Dienstsiegel erstellt.<br />

Die Gemeinde Selters/ Ts. führt dieses Siegel seit dem 23.9.1981. 2<br />

Die amtliche, bindende Wappenbeschreibung des neuen Gemeindewappens<br />

ist korrekt. Gegenüber dem „Hessischen Ortswappenbuch",<br />

wo bei <strong>Eisenbach</strong> von einem „linkshin schwimmenden silbernen<br />

Schwan" die Rede ist, heißt es jetzt nur „ein schwimmender silberner<br />

Schwan". Damit ist zum Ausdruck gebracht, daß er nach<br />

(heraldisch) rechts schwimmt. Diese Richtung ist - wieder heraldisch<br />

gesehen - das „Normale'' und braucht nicht eigens erwähnt zu werden.<br />

Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

Gemeinde Selters (Taunus) altes Siegel<br />

neues Siegel<br />

Quellenangabe:<br />

Quellenangabe:<br />

!) Staatsanzeiger für das Land Hessen 1956/ S. 517.<br />

2) S. Mitteilung des Hauptstaatsarchivs vom 6.7.1976 an den Gemeindevorstand Selters Tgb.­<br />

Nr. llI m B - 1642/76/ Dr. Kr./Ma.<br />

3) S. Schreiben des Hessischen Hauptstaatsarchivs, Wiesbaden, vom 7.2.1977 Tgb.-Nr. III<br />

1/Dr. Kr./Ma.<br />

4) S. Gutachten des Hessischen Hauptstaatsarchivs v. 5.11.1979 III 1/ Dr. La/St.<br />

5) Siehe Hessisches Ortswappenbuch S. 180.<br />

6) S. Staatsanzeiger f. d. Land Hessen 1980/ S. 1463.<br />

7) S. Az III 1/ Hn/ Bö. v. 26.2.1981.<br />

1) Erlaß des Hessischen Ministers des Innern vom 13. 8. 1971, StAnz. S. 1461.<br />

2) Siehe Liste der Gemeindeverwaltung Selters über die Aushändigung der Siegel vom 23. 9. 1981.<br />

Wahlen der gemeindlichen Gremien<br />

Die Wahl der ersten Gemeindevertretung der neuen Gemeinde Selters<br />

(Taunus) wurde am 27. 10. 19741 vollzogen. Es gab Listen der Christlich<br />

Demokratischen Union (CDU), der Sozialdemokratischen Partei<br />

Deutschlands (SPD) und der Freien Wählergruppe (FWG).<br />

54


Es entfielen auf die<br />

- Christlich Demokratische Union (CDU)<br />

1.988 Stimmen - 16 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong><br />

741 Stimmen<br />

- Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong><br />

- Freie Wählergruppe (FWG)<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong><br />

1.620 Stimmen - 13 Sitze,<br />

365 Stimmen<br />

250 Stimmen - 2 Sitze,<br />

84 Stimmen<br />

Von den 4.510 Wahlberechtigten hatten 4.026 Wahlberechtigte ihre<br />

Stimme abgegeben, wobei 3.858 Stimmen gültig waren 1 .<br />

Aus <strong>Eisenbach</strong> gehörten der neuen Gemeindevertretung an:<br />

Bernhard Bös, Heinz Hartmann, Karl-Heinz Muth, Reiner Ott, Dieter<br />

Zöller (CDU); Alfred Grimm, Günter Hoffmann, Egon Schwan (SPD);<br />

und Berthold Hartmann (FWG)l.<br />

Gemäß §81 der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) können durch<br />

Beschluß der Gemeindevertretung Ortsbezirke gebildet werden. Für<br />

jeden Ortsbezirk ist ein Ortsbeirat einzurichten.<br />

Die ehemalige Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> hatte sich in ihrer Sitzung<br />

am 27. 6. 1974 2 für die Einrichtung eines Ortsbeirates entschieden.<br />

Gleichzeitig mit der Wahl der neuen Gemeindevertretung wurden für die<br />

Wahlzeit der Gemeindevertretung auch die Mitglieder des Ortsbeirates<br />

<strong>Eisenbach</strong> gewählt (§82 Abs. lHGO).<br />

Dem ersten Ortsbeirat <strong>Eisenbach</strong> gehörten Edmund Berninger, Dieter<br />

Brandenburger, Berthold Falkenbach, Hans Jost und Josef Kaiser an3•<br />

Herr Berthold Falkenbach war der erste Ortsvorsteher des Ortsteiles<br />

<strong>Eisenbach</strong>.<br />

Bis zur Neuwahl und Einführung des Bürgermeisters Josef Wältermann<br />

am 6. 5. 75 4 nahm der bisherige Bürgermeister der Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Paul Zöller (vom 1. 6. 1962-30. 6. 1974 Bürgermeister der<br />

Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>) als Staatsbeauftragter und 1. Beigeordneter die<br />

Aufgaben des Bürgermeisters wahr.<br />

Am 22. November 1974 wurde die Hauptsatzung der Gemeinde Selters<br />

(Taunus) von der Gemeindevertretung beschlossens.<br />

Die Hauptsatzung der Gemeinde Selters (Ts.) legte fest, daß die Zahl der<br />

Beigeordneten 10 beträgt. Somit besteht der Gemeindevorstand mit dem<br />

hauptamtlichen Bürgermeister aus 11 Personen. Durch diese Regelung<br />

war sichergestellt, daß alle Ortsteile im Gemeindevorstand, der gemäß<br />

§66HGO Verwaltungsbehörde ist, ausreichend vertreten sind.<br />

Dem ersten Gemeindevorstand der Gemeinde Selters (Taunus) gehörten<br />

aus dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> die Beigeordneten Hans Peters, Egon Reichwein<br />

und Paul Zöller an.<br />

Kommunalwahlen 1977 und 1981<br />

Die Kommunalwahlen in den <strong>Jahre</strong>n 1977 6 und 19817 brachten folgende<br />

Ergebnisse:<br />

1977: Christliche Demokratische Union (CDU)<br />

1.633 Stimmen - 15 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 436 Stimmen<br />

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)<br />

1.598 Stimmen - 14 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 415 Stimmen<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Wählergruppe (EWG)<br />

260 Stimmen - 2 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 241 Stimmen<br />

1981: Christlich Demokratische Union (CDU)<br />

1.755 Stimmen - 16 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 459 Stimmen<br />

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)<br />

1.238 Stimmen - 11 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 243 Stimmen<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Wählergruppe (EWG)<br />

392 Stimmen - 4 Sitze,<br />

davon in <strong>Eisenbach</strong> 377 Stimmen<br />

Am 28. November 1980 wurde der bisherige Bürgermeister JosefWältermann<br />

für weitere 6 <strong>Jahre</strong> bis zum 5. Mai 1987 zum Bürgenneister der<br />

Gemeinde Selters (Taunus) gewählt8.<br />

Am 1. Januar 1984 gehörten den gemeindlichen Gremien der Gemeinde<br />

Selters (Ts.) aus dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> an:<br />

a) dem Gemeindevorstand<br />

Berthold Hartmann (1. Beigeordneter) und Dieter Zöller<br />

b) der Gemeindevertretung<br />

Karl-Heinz Baumann, Friede! Beming, Hugo Böcher, Karl<br />

Dreißigacker, Lothar Gautsch, Günter Hoffmann, Rainer J ost,<br />

Hans Prinz, Egon Reichwein, Gerd Reichwein, Rainer Schorr<br />

und Klaus Zorembsky.<br />

In dem Ortsbeirat waren vertreten: Walter Stahl (Ortsvorsteher), Edmund<br />

Hartmann, Walter Hamm, Hans Schorr und Raimund Jost.<br />

Quellenangabe:<br />

1) siehe Bekanntmachung der Wahlergebnisse im ,,WeilburgerTageblatt" vom 5. November 1974 und in der „Nassauischen<br />

Landeszeitung" vom 2. November 1974.<br />

2) siehe Protokoll der Gemeindevertretung '<strong>Eisenbach</strong> vom 27. Jun i 1974, TOP 1.<br />

3) siehe Bekanntmachung im "'Vcilburger Tageblatt" vom 5. November·l974 und in der „Nassauischen Landeszeitung''<br />

vom 2. November 1974.<br />

4) siehe Protokoll der Gemeindevertretung vom 6. Mai 1975, TOP 3.<br />

5) siehe Protokoll der Gemeindevertretung vom 22. November 1974, TOP 5.<br />

6) sieheßekanntmachungder\Vahlergebnisse vom 20. März 1977 im „WcilburgcrTageblalt"vom 28. März 1977; in der<br />

.,Nassauischen Landeszeituog" vom 28. März 1977.<br />

7) siebe Bekanntmachung der Wahlergebnisse vom 22. März 1981 in der „Nassauischen Landeszeitung" vom<br />

31. Märzl98I; im" Weilburger Tageblatt•• vom 23. März 1981 und vorn 28. März 1981.<br />

8) siehe Protakofl der Gemeindevertretung vom 28. November 1980, TOP 2 und „Nassauische Landeszeitung" vom<br />

1. Dezember 1980.<br />

55


Die bauliche Weiterentwicklung -<br />

dokumentiert durch den Flächennutzungsplan<br />

Nach dem Zusammenschluß der ehemaligen selbständigen Gemeinden<br />

Niederselters, <strong>Eisenbach</strong>, Münster und Haintchen wurde die<br />

Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplanes für die Großgemeinde<br />

notwendig. Die Gemeindevertretung faßte in ihrer Sitzung am<br />

20.11.1975 1 den entsprechenden Beschluß und beauftragte das Kreisbauamt<br />

mit der Erstellung des Flächennutzungsplanentwurfs.<br />

Die Gemeinde Selters (Ts.) gehört zur ehemaligen Planungsregion<br />

Rhein-Main-Taunus und liegt im nördlichen Teil dieser Region. Seit<br />

1.1.1981 gehört der Planbereich zur Region Mittelhessen.2<br />

Im Landesentwicklungsplan für Hessen, der die Raumkategorien,<br />

Verdichtungsgebiete, Ordnungsräume, Entwicklungsgebiete und sonstige<br />

Strukturräume ausweist, gehört der Planungsraum zur Kategorie<br />

der sonstigen Strukturräume. 3 Der Landesentwicklungsplan weist<br />

ein dreistufiges System von Entwicklungsbändern aus. Die Entwicklungsbänder<br />

der zweiten und dritten Ordnung führen durch den Kreis<br />

Limburg-Weilburg. Die Gemeinde Selters (Ts.) liegt im Entwicklungsband<br />

zweiter Ordnung (Wiesbaden - Niedernhausen - Bad Camberg<br />

- Limburg). 4<br />

Bis zum Jahr 1985 ist nach dem Regionalen Raumordnungsplan<br />

Rhein-Main-Taunus für die Gemeinde Selters (Ts) ein Wohnsiedlungsflächenbedarf<br />

von insgesamt 24 ha errechnet worden, 18 ha davon<br />

sind Wohnsiedlungsflächenzuwachs. Während auf den zentralen<br />

Ort Niederselters hiervon 10 ha entfallen, sind für die übrigen Ortsteile<br />

der Gemeinde Selters (Ts) anteilig 6 ha angesetzt. Von den 6 ha<br />

entfallen auf den Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> 3 ha. Der Wohnsiedlungsflächenbedarf<br />

bis 1985 ist im Flächennutzungsplan als Stufe 1 kenntlich<br />

gemacht. Die restlichen 2 ha wurden seit 1977 bereits bebaut. 5<br />

Während im nordöstlichen Bereich (Baugebiet „ Vor'm Hundsgraben'<br />

') eine Wohnbaufläche für den Bedarf bis 1985 ausgewiesen ist,<br />

soll nach dem Flächennutzungsplan nach 1985 eine Bedarfsfläche<br />

westlich der Ortslage beansprucht werden.<br />

Der alte Ortsteil ist im nachstehenden Flächennutzungsplan als „Gemischte<br />

Baufläche" ausgewiesen. Neue M-Flächen werden als Pufferzone<br />

zwischen GE-Flächen und W-Flächen im Bereich der „Spilset"<br />

und im Nordosten der Ortslage dargestellt. Sie dienen ausschließlich<br />

nicht störenden, ortsansässigen Betrieben.<br />

Der Flächennutzungsplan weist am Sportplatz ein kleines Gewerbegebiet<br />

aus. Dieses soll primär dem örtlichen Gewerbe dienen. Gewerbetreibende,<br />

die aus der bebauten Ortslage heraus wollen, sollen hier<br />

die Möglichkeit einer Umsiedlung erhalten.<br />

Durch die Aufstellung des Bebauungsplanes „Spilset" , der am<br />

20.9.1983 vom Regierungspräsidenten in Gießen genehmigt wurde,<br />

haben die <strong>Eisenbach</strong>er Gewerbetreibenden die Möglichkeit, sich in<br />

diesem Bereich anzusiedeln.<br />

Da der Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> im Vorranggebiet für Fremdenverkehr<br />

liegt, hat die Landschaft dieses Ortsteils vorrangig den Belangen des<br />

Fremdenverkehrs und der Erholung zu dienen.<br />

Nach einem sehr langwierigen Bauleitplanverfahren, in dem rd. 50<br />

Träger der öffentlichen Belange gehört wurden, konnte die Gemeindevertretung<br />

in ihrer Sitzung vom 27. April 1982 6 den Flächennutzungsplan<br />

gemäߧ 5 BBauG beschließen. Der Flächennutzungsplan<br />

wurde vom Regierungspräsidenten in Gießen mit Verfügung vom 14.<br />

September 1982 7 genehmigt.<br />

Der Regierungspräsident forderte als Ergänzung des Flächennutzungsplanes<br />

die Aufstellung eines Landschaftsplanes. In diesem sollen<br />

besonders die Auswirkungen der Baugebiete und der Verkehrsflächen<br />

auf das Umland dargestellt und untersucht werden.<br />

Der Gemeindevorstand hat am 29.10.1982 die Planungsgruppe Freiraum<br />

und Siedlung, Wöllstadt, mit der Erarbeitung eines Landschaftsplanes<br />

beauftragt, dessen integrierfähige Aussagen in dem am<br />

14.9.1982 genehmigten Flächennutzunsplan eingebracht werden sollen.<br />

Der Landschaftsplan wird als Gutachten in einem gesonderten Plan<br />

auf der Grundlage des genehmigten Flächennutzungsplanes aufgestellt<br />

und von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt und der Bezirksdirektion<br />

für Forsten und Naturschutz, Darmstadt, fachlich abgenommen.<br />

Die gemeindlichen Gremien werden an Hand des Landschaftsplanes<br />

entscheiden, welche Aussagen bei der nächsten Fortschreibung des<br />

Flächennutzungsplanes in die Bauleitplanung übernommen werden.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Protokoll der Gemeindevertretung vom 20. 11.1975, T OP 7.<br />

2) StAnz. 50/ 1980, S. 2323 ff.<br />

3) S. Erläutcrungsbericht zum Flächennutzungsplan der Gemeinde Selters (Ts.) 2.12, S. 2.<br />

4) StAnz. 19/ 1979, S. 672.<br />

5) S. Erläuterungen zum Flächennutzungsplan der Gemeinde Selters (Taunus) 3.11, S. 10.<br />

6) Protokoll der Gemeindevertretung vom 27.4.1982, TOP 2.2.<br />

7) Nassauische Landeszeitung vom 2.10.1982 und Weilburger Tageblatt vom 2.10.1982.<br />

56


Zeichenerklärung<br />

1 @I<br />

1 @I<br />

1@1<br />

f--:_:::_::_:.-:.-.-1<br />

191<br />

~<br />

~<br />

~<br />

Wohnbauflächen<br />

Gemischte Bauflächen<br />

Gewerbegebiete<br />

Flächen für die Fortwirtschaft<br />

Naturpark Hochtaunus<br />

Wasserschutzgebiete<br />

Flächen für Abgrabung oder die<br />

Gewinnung von Bodenschätzen<br />

Eingrünung<br />

Auszug aus dem Flächennutzungsplan der Gemeinde Selters/<br />

Taunus (Ortsteil <strong>Eisenbach</strong>).<br />

Hieraus wird erkennbar, daß die Gemeinde beabsichtigt, im Ortsteil<br />

<strong>Eisenbach</strong> weitere Wohn- und Gewerbefliichen zu schaffen.<br />

57


Schwierigkeiten mit Neubaugebieten -<br />

dargestellt am Bebauungsplan „Vor'm Hundsgraben"<br />

Die Gemeindevertretung der ehemaligen Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> beschloß<br />

kurz vor dem Zusammenschluß zur neuen Großgemeinde Selters<br />

(Ts.) in ihrer Sitzung vom 1. März 1974 1 einstimmig, für das Baugebiet<br />

„Vor'm Hundsgraben" einen Bebauungsplan aufzustellen. Er<br />

wurde dem Regierungspräsidenten in Darmstadt mit Antrag vom<br />

16.4.1975 zur Genehmigung vorgelegt. Der Regierungspräsident teilte<br />

jedoch mit Verfügung vom 6. August 1975 dem Gemeindevorstand<br />

der Gemeinde Selters (Ts.) mit, daß der Bebauungsplan „ Vor'm<br />

Hundsgraben'' in der vorgelegten Form nicht genehmigt werden<br />

kann, da er nicht gemäß § 8 Abs. 2 BBauG aus dem Flächennutzungsplan<br />

entwickelt wurde. Die Gemeindevertretung der Gemeinde<br />

Selters (Ts.) hat daraufhin in ihrer Sitzung am 20.11.1975 2 erneut die<br />

Aufstellung eines Bebauungsplanentwurfs im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> für<br />

das Baugebiet „Vor'm Hundsgraben" einstimmig beschlossen.<br />

Der Regierungspräsident in Darmstadt teilte mit Verfügung vom 30.<br />

Juli 1976 dem Kreisausschuß des Landkreises Limburg-Weilburg (die<br />

Planungsabteilung des Landkreises war mit der Aufstellung des Bebauungsplanes<br />

beauftragt) mit, daß nach dem Regionalen Raumordnungsplan<br />

der Regionalen Planungsgemeinschaft Rhein-Main­<br />

Taunus, Nahbereich Camberg, zu dem die Gemeinde Selters (Ts.) mit<br />

dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> gehört, diese bis 1985 über einen erheblichen<br />

Überschuß an ausgewiesenen Wohnflächen verfügt. 3 Die Aufstellung<br />

des vorliegenden Bebauungsplanes „ Vor'm Hundsgraben" würde<br />

das vorhandene Überangebot an Wohnsiedlungsflächen noch vergrößern.<br />

Der Regierungspräsident stellte fest, daß die in dem Planentwurf<br />

ausgewiesenen Wohnbauflächen nicht den Bevölkerungszielen<br />

des Raumordnungsplanes entsprechen. Danach wurden eine Reihe<br />

von Gesprächen mit dem Regierungspräsidenten, den heimischen<br />

Landtagsabgeordneten sowie Vertretern der Hessischen Landesregierung<br />

geführt, um eine Genehmigung des Bebauungsplanes zu erreichen.<br />

Es mußte dennoch ein neuer Bebauungsplanentwurf aufgestellt werden.<br />

In der Sitzung der Gemeindevertretung am 11.11.1976 sollte über<br />

eventuelle Alternativen bezüglich der Bauleitplanung im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong><br />

beraten werden. Wegen Beschlußunfähigkeit konnte diese<br />

Sitzung nicht durchgeführt werden. Die Gemeindevertretung Selters<br />

(Ts.) konnte daher erst in ihrer Sitzung am 28. Dezember 1976/4 die öffentliche<br />

Auslegung des Bebauungsplanes beschließen. Nachdem dieser<br />

bis zum 20. April 1977 5 zu jedermanns Einsicht öffentlich ausgelegen<br />

hatte, wurde der Bebauungsplan „Vor'm Hundsgraben" mit<br />

Verfügung des Regierungspräsidenten in Darmstadt vom 4.8.1978 abgelehnt.<br />

Die in dieser Verfügung aufgeführten formalrechtlichen<br />

Mängel waren nicht haltbar und wurden auch in einem Gespräch mit<br />

dem Regierungspräsidenten geklärt. Übrig blieben jedoch die<br />

materiell-rechtlichen Bedenken, wonach die im Bebauungsplan ausgewiesenen<br />

Wohnflächen nicht den Bevölkerungszielen des Regionalen<br />

Raumordnungsplanes entsprechen. Weiterhin, so hieß es in der<br />

Ablehnungsverfügung, würde der Bebauungsplan , , Vor'm Hundsgraben"<br />

gegen Teil A Nr. 5 Abs. 3 des Hessischen Raumordnungsprogrammes,<br />

wonach Baugebiete so geplant werden sollen, daß sie<br />

harmonisch in die Landschaft sich einfügen, verstoßen. Eine Bebauung<br />

auf den Höhenrücken ohne organische Anbindung an das Ortsbild<br />

würde dieser Forderung nicht entsprechen und auch einen Verstoß<br />

gegen § 1 Abs. 6 BBauG darstellen.<br />

Anstelle der vorgesehenen 70 Bauplätze wurden nur noch rd. 30 Bauplätze<br />

in Aussicht gestellt. Hinzu kamen noch Bedenken des Landrates<br />

des Landkreises Limburg-Weilburg gegen die Höhe der von der<br />

Gemeinde zu tragenden Erschließungskosten, besonders im Hinblick<br />

auf die seinerzeitige Finanzkraft der Gemeinde.<br />

Gegen die Ablehnungsverfügung des Regierungspräsidenten in<br />

Darmstadt vom 4.8.1977 legte der Gemeindevorstand am 12. August<br />

1977 Widerspruch ein.<br />

Es wurde in der Widerspruchsbegründung darauf hingewiesen, daß<br />

der Raumordnungsplan der Regionalen Planungsgemeinschaft<br />

Rhein-Main-Taunus lediglich einen Entwurf darstellt, welcher keine<br />

rechtlichen Auswirkungen erzeugt. Es wurde ausgeführt, daß es<br />

durchaus denkbar ist, daß Niederungen und Auen eines größeren<br />

Schutzes bedürfen als Hänge und Höhenrücken. Aus diesem Grunde<br />

könnte man nicht pauschal die Bebauung von Hanglagen ablehnen. 6<br />

Weiterhin wurde ausgeführt, daß den Bürgern von <strong>Eisenbach</strong> nicht<br />

damit geholfen ist, wenn in Camberg Bauplätze zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

Dem Regierungspräsidenten wurde dargelegt, daß sich die Gemeinde<br />

für das Gebiet „Vor'm Hundsgraben" erst auf Anraten der Regionalen<br />

Planungsgemeinschaft Rhein-Main-Taunus entschieden habe.<br />

Der Gemeinde wurde seinerzeit empfohlen, ein Gelände für rd.<br />

208.000,-- DM zu erwerben.<br />

Die Gemeindevertretung der Gemeinde Selters (Ts.) beschloß nach<br />

eingehender Beratung und heftigen Diskussionen am 28. Februar<br />

1978 7 erneut die Aufstellung des Bebauungsplanes „ Vor'm Hundsgraben".<br />

Der Regierungspräsident forderte im Rahmen dieses Verfahrens abermals<br />

die Änderung des Bebauungsplanes und die Vorlage eines Grünordnungsplanes.<br />

Durch diese Forderung mußte der Planbereich um<br />

einige Parzellen erweitert werden, welche in keinem Fall bebaubar<br />

sind, sondern für die Grünzone benötigt werden. 8<br />

58


Nach der Offenlegung des neuen Bebauungsplanentwurfes mit<br />

Grünordnungsplan 9 beschloß die Gemeindevertretung der Gemeinde<br />

Selters (Ts.) in ihrer Sitzung am 15. November 1979 den Bebauungsplan<br />

„ Vor'm Hundsgraben" als Satzung, der dann kurz vor Weihnachten<br />

dem Regierungspräsidenten in Darmstadt zur Genehmigung<br />

vorgelegt wurde.<br />

ab,<br />

Der Regierungspräsident in Darmstadt teilte mit Verfügung vom 8.<br />

März 1980 der Gemeinde mit, daß die fiktive Genehmigung nach den<br />

Vorschriften des Bundesbaugesetzes für den von der Gemeindevertretung<br />

der Gemeinde Selters (Ts.) am 5. März 1979 gemäߧ 2 Abs. 1<br />

BBauG aufgestellten und am 15. November 1979 gemäß § 10 BBauG<br />

als Satzung beschlossenen Bebauungsplan mit Grünordnung zum Bebauungsplan<br />

„ Vor'm Hundsgraben" im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> am 28.<br />

März 1980 eingetreten ist. 10<br />

Mit der Genehmigung dieses Baugebietes ging ein lang ersehnter<br />

Wunsch der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung auf Zurverfügungstellung von<br />

Baugelände in Erfüllung, denn von den insgesamt 32 Bauplätzen befanden<br />

sich 30 in Gemeindeeigentum.<br />

Die Gemeinde Selters schloß mit der Gemeinnützigen Deutschen<br />

Wohnungsbaugesellschaft am 17. Juli 1980 einen Betreuungs- und<br />

Kreditvertrag ab.<br />

Am 9. Februar 1981 wurde mit der Erschließung begonnen. Die ersten<br />

Wohnhäuser konnten am 8. April 1982 bezogen werden.<br />

Die voraussichtlichen Kosten dieses Baugebietes, das Ende 1984/ Anfang<br />

1985 endgültig fertiggestellt wird, belaufen sich auf rd. 2 Millionen<br />

DM.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe Niederschrift über die Sitzung der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 1. 3. 1974,<br />

TOP 8.<br />

2) Siehe Niederschrift über die Sitzung der Gemeindevertretung vom 20.11.1975, TOP 3, der<br />

Gemeinde Selters (Taunus).<br />

3) Siehe Regionaler Raumordnungsplan Rhein-Main-Taunus, Mittelbereich Limburg S. 1 7.<br />

4) Siehe Protokoll über die Sitzung der Gemeindevertretung vom 28. Dezember 1976, TOP 5.<br />

5) Siehe NLZ vom 15.3.1977.<br />

6) Siehe auch Urteil des OVG Lüneburg v. 14.11.1968, AZ.: 1 OVG A 11/68 E Pla R 12a 11.68/ 1.<br />

7) Siehe Niederschrift über die Sitzung der Gemeindevertretung vom 28. Februar 1978, TOP 4.<br />

8) Siehe „Selterser Kurier" vom 7. Mai 1980.<br />

9) Siehe Niederschrift über die Sitzung der Gemeindevertretung vom 11. Juli 1979, TOP 3 und<br />

NLZ vom 13. 7. 1979.<br />

10) Siehe NLZ vom 18.4.1980.<br />

11) Siehe Beschluß der Gemeindevertretung vom 21.12.1981, TOP 9, NLZ vom 9.1.1982.<br />

Baugebiet Steinfels<br />

Mit Einvernehmen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> wurde im Mai 1967<br />

Herrn Willi Schütz aus Frankfurt a. M. vom Kreisbauamt die Genehmigung<br />

zur Errichtung von 3 Mehrfamilienhäusern mit je 16 Wohnungen<br />

in der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong>, Flur 1 (vorm. Steinfels) erteilt.<br />

Bebauungsplan „ Vor'm Hundsgraben ".<br />

Die Planstraßen A und B haben die Straßenbezeichnung „Am Weinberg"<br />

erhalten. 11<br />

In ihrer Sitzung vom 20. Februar 1968 beschloß die Gemeindevertretung<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> die Aufstellung eines Bebauungsplanentwurfes<br />

für dieses Gebiet. 1<br />

Nach Durchführung des Bauleitplanverfahrens wurde der Bebauungsplanentwurf<br />

von der Gemeindevertretung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

als Satzung beschlossen. Er wurde am 26. Juni 1969 über den<br />

Landrat des Landkreises Limburg dem Regierungspräsidenten in<br />

Darmstadt zur Genehmigung vorgelegt. Zu einer Genehmigung des<br />

Bebauungsplanes ist es jedoch in den Folgejahren nicht gekommen.<br />

Der gesamte Bereich des Baugebietes Steinfels warf in den nächsten<br />

<strong>Jahre</strong>n erhebliche Probleme auf. Sie wurden dadurch weitestgehend<br />

gelöst, daß dieses Gelände im <strong>Jahre</strong> 1979 an die Wachtturm Bibel-und<br />

Traktatgesellschaft (Zeugen Jehovas) veräußert wurde.<br />

59


Der Gemeindevorstand beschäftigte sich in einer Vielzahl von Sitzunge~<br />

mit der Ansied~ung der Zeugen Jehovas und empfahl der Gememdevertretung,<br />

emen Bebauungsplan für das Gebiet „Steinfels"<br />

aufzustellen und dieses Gelände als zweckgebundenes Sondergebiet<br />

für die Wachtturmgesellschaft auszuweisen. 2 Diese Empfehlung als<br />

Sondergebiet schien dem Gemeindevorstand sehr wichtig, weil nur<br />

beg_renztes Bauland für die einheimische Bevölkerung aufgrund des<br />

regionalen Raumordnungsplanes zur Verfügung stand und diesbezüglich<br />

keine Einbußen hingenommen werden konnten.<br />

Der Ve_rtra~ zur Ansiedlung der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft<br />

m <strong>Eisenbach</strong> wurde von der Gemeindevertretung der Gemeind~<br />

Selters (Ts.) am 24.4.19793 mit großer Mehrheit gebilligt. In ihrer<br />

Sitzung am 12.6.1980 4 beschloß die Gemeindevertretung den Bebauungsplan<br />

am „Steinfels" als Satzung, der am 8.9.1980 vom Regierungspräsidenten<br />

in Darmstadt genehmigt wurde. 5<br />

Im Ja~uar 1984 verlegte die Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft<br />

1hr Zentrum von Wiesbaden nach Selters (Ts.).A.nfang 1984<br />

waren 339 Personen mit Wohnsitz in Selters-<strong>Eisenbach</strong> „Steinfels"<br />

gemeldet.<br />

Die bestehenden Wohnhäuser wurden modernisiert. Das Gesamtbild<br />

wur_de unter Berücksichtigung landschaftsplanerischer Gesichtspunkte<br />

emer geordneten städtebaulichen Entwicklung zugeführt.<br />

Quellenangabe:<br />

l) _Protokoll der Gemeiadevertretuag <strong>Eisenbach</strong> vom 20.2.1968, TOP 3.<br />

2) Proto~oll des Gemeindevorstandes der Gemeinde Selters (Ts.) vom 2.3.1979; Protokoll der<br />

Oememd cvertretung vom 5.3.1979, TOP 7.<br />

3) Protokoll der Geme!ndevertrelung der Gemeinde Seilers (Ts. ) vom 24.4.1979, TOP 8.<br />

4) ProtokoU der Geme11:1deverlretung der Gemei nde Selters (Ts.) vom 12.6.1980, TOP 7.2.<br />

5) Verfügung de~ Regierungspräsidenten in Darmstadt vom 8. 9. 1980, Aktenzeichen<br />

V3-61d04/ 0J-E1senbach 1-.<br />

Versorgung des Ortsteiles <strong>Eisenbach</strong> mit Gas<br />

U1:1 die Versorgu!1g der Bevölkerung auch im Hinblick auf die stetig<br />

steigenden Energiekosten zu verbessern, beschloß die Gemeindevertretung<br />

in ihrer Sitzung am 28.2.1977 1 den Abschluß eines Gas­<br />

Konzessionsvertrages mit den Main-Kraftwerken. Mit der Verlegung<br />

der Leitungen wurde alsbald begonnen. Am 23.9.1978 wurde in Verbindung<br />

mit der an diesem Tage stattfindenden Kirmes die Erdgasversorgung<br />

des Ortsteiles <strong>Eisenbach</strong> offiziell in Betrieb genommen.2<br />

Insgesamt wurden bis Ende des <strong>Jahre</strong>s 1983 6.315 m Gasrohre verlegt<br />

und 191 Gasanschlüsse ausgeführt. 3<br />

QueUenangabe:<br />

1) Protokoll der Gemeindevertretung vom 28.2.1977, TOP 11.<br />

2) Siehe Selterser Kurier vom 21.9. 1978 und Weilburger Tageblatt vom 26.9. 1978.<br />

3) Aufstellung der MKW für den Gemeindevorstand vom 14.11.1983, Stand 1.11 .1983.<br />

Wasserversorgung<br />

Die erste Wasserleitung in <strong>Eisenbach</strong> wurde 1906 verlegt. Das Wasser<br />

wurde aus der Gewinnungsanlage „Moorwiese" gewonnen. Sie ist<br />

noch heute in Betrieb. Gleichzeitig wurde der erste Hochbehälter Im<br />

Hundsgraben'' gebaut. Vor 1906 wurden die Bürger durch vers~hledene<br />

öffentliche Brunnen versorgt. Teilweise befanden sich auch<br />

Brunnen auf Privatgrundstücken.<br />

1934 wurde die Wassergewinnungsanlage Frondorfer Born erschlossen.<br />

yon dort aus wurde eine neue Leitung zum Ortsnetz verlegt. Die<br />

Arbeiten wurden als Notstandsarbeiten ausgeführt. Nach rund zweijähriger<br />

Bauzeit wurde dieser Behälter am 16.5.1978 1 mit einer Aufbereitungsanlage<br />

verbunden. Die Kosten hierfür beliefen sich auf rd.<br />

300.000,-- DM. 2 Diese Anlage, die schon lange erforderlich war,<br />

konnte aufgrund der Finanzkraft der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> nicht früher<br />

realisiert werden. Die neue Aufbereitungsanlage entzieht dem<br />

Wasser den hohen Eisen- und Mangangehalt. Somit konnte der gesamte<br />

Ortsbereich mit einwandfreiem Trinkwasser versorgt werden.<br />

Da die Leitungen nun schon teilweise über 70 <strong>Jahre</strong> alt sind, wird in<br />

den nächsten <strong>Jahre</strong>n eine kontinuierliche Auswechselung erforderlich.<br />

Aufgrund fehlender Bestandspläne wurde in den <strong>Jahre</strong>n 1982<br />

und 1983 das gesamte Rohrleitungsnetz eingemessen und Bestandspläne<br />

gefertigt.<br />

Die Wasserversorgung in <strong>Eisenbach</strong> ist z. Zt. sichergestellt. Bei Ausbau<br />

weiterer Baugebiete werden jedoch die derzeitigen Gewinnungsanlagen<br />

zur Deckung des Wasserbedarfs nicht ausreichen.<br />

Um die Versorgung aller Ortsteile auch in Trockenperioden sicherzustellen,<br />

wurde ein Verbundleitungsnetz geplant. Die Verbindungsleitung<br />

vom neuen Hochbehälter (1.200 cbm) in Niederselters (Hinterwald)<br />

nach <strong>Eisenbach</strong> wurde am 1.2.1983 in Betrieb genommen. 1<br />

Am 9:11.198~ 3 wurd~ zur_ Sicherstellung der Wasserversorgung des<br />

O!tste!ls Hamtchen 1m <strong>Eisenbach</strong>tal (Nähe des Hofes Ricker) eine<br />

T1efbohr!,lllg (Versuchsbohrung) niedergebracht. Sie soll die Wasserversorgung<br />

des Ortsteils Haintchen sicherstellen.<br />

QuelJenangabe:<br />

1) Siehe Tagebuch Wasserwerk.<br />

2) Siehe Ergebnjsse der <strong>Jahre</strong>srechnungen 1975 - 1978.<br />

3) Siebe „Nassauische Landeszeitung" vom 18.11 .1983 und Sclterser Kurier vom 30. 11.1983.<br />

60


Abwasserbeseitigung<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> hatte am 12.11.1973 einen Ingenieur-Vertrag<br />

mit dem lng.-Büro Kugel, Limburg, zwecks Erstellung eines Generalentwässerungsplanes<br />

abgeschlossen. Dieser Auftrag beinhaltete die<br />

Neuordnung der gesamten Entwässerungsanlagen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Im Hinblick auf die Zugehörigkeit zum Abwasserverband „Mittlere<br />

Ems" mußte die Entwässerung des Ortsteiles neu geordnet werden. 1<br />

Der Generalentwässerungsplan für den Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> wurde am<br />

25.9.1978 dem Gemeindevorstand der Gemeinde Selters vorgelegt. 2<br />

Nach fachtechnischer Überprüfung durch das Wasserwirtschaftsamt<br />

Wiesbaden wurde der Generalentwässerungsplan für den Ortsteil <strong>Eisenbach</strong><br />

mit Verfügung des Landrates des Landkreises Limburg­<br />

Weilburg vom 25.2.1980 genehmigt.<br />

Der Grund für die Aufstellung des Generalentwässerungsplanes war<br />

die Forderung des Abwasserverbandes „Mittlere Ems", die genauen<br />

Abwassermengen aus dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> festzustellen, um die<br />

Sammelleitung (Hauptsammler und Rückhaltebecken) von Niederselters<br />

nach <strong>Eisenbach</strong> wirtschaftlich bemessen zu können.<br />

Im Zuge der Entwurfsaufstellungen wurden sanierungsbedürftige<br />

Kanalleitungen ermittelt und festgelegt. Bei Straßenerneuerungen ist<br />

es jetzt möglich, anhand des genehmigten Entwässerungsplanes die<br />

Notwendigkeit einer Kanalauswechselung mit zu berücksichtigen und<br />

erforderliche neue Dimensionen zu verlegen.<br />

Die vorgesehenen Neubaugebiete wurden bei der Erstellung des Entwässerungsplanes<br />

mit berücksichtigt.<br />

Zwischenzeitlich ist der gesamte Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> an die Entwässerungsanlagen<br />

des Abwasserverbandes .. Mittlere Ems" angeschlossen.<br />

Die Abwässer werden ausnahmslos in die vollbiologische Kläranlage<br />

des Abwasserverbandes „Mittlere Ems" im Ortsteil Niederselters eingeleitet.<br />

Die Kläranlage wurde am 1.12.1978 3 in Betrieb genommen.<br />

Sie ist ausgerichtet auf 44.000 Einwohnergleichwerte. 4<br />

Quellenangabe:<br />

1} Siehe Abhandlung Zöller/Schorr (Abwasserbeseitigung}.<br />

2} Siehe P rotokoll der Sitzung des Gemeindevorstandes vom 25.9.1978.<br />

3) Siehe NLZ vom 2.12.1978, WT 2.12.1978.<br />

4) Siehe NLZ vom 2.12.1978, WT 2.12.1978.<br />

Brücke über den <strong>Eisenbach</strong><br />

Die alte Gewölbebrücke stellte schon vor 1900 die Verbindung von <strong>Eisenbach</strong><br />

nach Oberseiters her (vor dem Bau der jetzigen B 8).<br />

Nach 1950 wurde das Bauwerk durch Leitungsdurchführungen der<br />

MKW und der Post in Anspruch genommen und in der statischen<br />

Konstruktion geschwächt.<br />

Durch die Benutzung der Brücke im Zuge eines NATO-Manövers<br />

durch Kettenfahrzeuge wurde das Bauwerk endgültig baufällig. Die<br />

Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> wurde danach von dem Amt für Verteidigungslasten<br />

entschädigt. Die Mittel wurden jedoch für andere Maßnahmen<br />

verwendet.<br />

Nachdem im <strong>Jahre</strong> 1977 ein Teil des Gewölbes der Brücke über den<br />

<strong>Eisenbach</strong> eingestürzt war, wurde nur eine notdürftige Reparatur vorgenommen,<br />

da im Zusammenhang mit der Kanalisierung und Bachbegradigung<br />

durch den Abwasserverband , ,Mittlere Ems'' anschließend<br />

der Bau einer neuen Brücke geplant war. 1<br />

Die enorme Mehrbelastung durch Schwerlast- und Nutzfahrzeuge<br />

durch die in diesem Bereich liegenden Gewerbebetriebe hatte die<br />

Sperrung zur Folge.<br />

Mit einem Kostenaufwand von rd. 250.000,-- DM wurde in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1983/ 1984 ein neues Bauwerk errichtet.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe NLZ vom 22.3.1977.<br />

Ehrenmal<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> errichtete 1932 zum Gedenken an die Opfer<br />

des 1. Weltkrieges das Ehrenmal. Die Bauarbeiten wurden in freiwilliger<br />

Mithilfe durch die Bevölkerung durchgeführt.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurden für die Opfer dieses Krieges Gedenktafeln<br />

angebracht.<br />

Ab 1976 zeigten sich durch Witterungseinflüsse bedingte Schäden an<br />

dem gesamten Bauwerk. In Anbetracht der angespannten Finanzlage<br />

konnten erst im Haushaltsjahr 1983 100.000,-- DM für die Sanierung<br />

des Ehrenmales bereitgestellt werden. Herr Bauingenieur Hans J ost<br />

aus <strong>Eisenbach</strong> stellte sein Fachwissen zur Verfügung und übernahm<br />

unentgeltlich die Bauleitung.<br />

Die Stützmauer sowie die Aufschriften und der Engel wurden in dem<br />

ursprünglichen Zustand hergestellt.<br />

61


In einer Feierstunde anläßlich des Volkstrauertages 1983 wurde das<br />

nachstehende Ehrenmal von Bürgermeister Wältermann wieder seiner<br />

Bestimmung übergeben.<br />

DI<br />

Jugendarbeit<br />

Im Jahr des Kindes 1979 wurde erstmals durch das Kreisjugendamt<br />

der Wettbewerb „Kinderfreundliche Gemeinde" durchgeführt. 1 Bewertet<br />

wurden alle vorhandenen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche<br />

wie Spielplätze, Kindergärten und Jugendräume. Die Gemeinde<br />

Selters beteiligte sich mit Erfolg an diesem Wettbewerb. Aufgrund<br />

des guten Gesamteindruckes über die Kinder- und Jugendarbeit<br />

in der Gemeinde konnte bei der Bewertung der 2. Platz belegt<br />

werden. 2 Gewürdigt wurde auch der gute Ausbau des Kinderspielplatzes<br />

„In der Stelzbach". Im <strong>Jahre</strong> 1980 wurde eine grundsätzliche<br />

Neugliederung dieses Spielplatzes vorgenommen. Es entstand ein Bereich<br />

für Kleinkinder und ein Bereich für größere, heranwachsende<br />

Jugendliche. 3 Die Neugestaltung des Kinderspielplatzes wurde nach<br />

den Vorstellungen der Kinder vorgenommen. Er wird nicht nur von<br />

den einheimischen Kindern, sondern auch von den erholungssuchenden<br />

Familien stark frequefitiert.<br />

Jugendliche erhalten eigene Räume.<br />

Kindergarten<br />

Da der von der katholischen Kirchengemeinde unterhaltene Kindergarten<br />

in einem vor der Jahrhundertwende errichteten Gebäude (Altes<br />

Schwesternhaus) sich als zu klein erwies, beschloß die Gemeindevertretung<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> am 5 .ll.197l1 die Errichtung eines<br />

neuen Kindergartens.<br />

Dieser wurde im <strong>Jahre</strong> 1974, nach Erwerb des Grundstückes von der<br />

katholischen Kirchengemeinde und Abbruch des alten Gebäudes, an<br />

gleicher Stelle in Fertigbauweise errichtet.<br />

Die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> schloß kurz vor dem Zusammenschluß zur<br />

Gemeinde Selters (Ts.) am 28.6.1974 für die Dauer von 10 <strong>Jahre</strong>n einen<br />

Vertrag mit der katholischen Kirchengemeinde <strong>Eisenbach</strong> ab.<br />

Der Beitrag der Gemeinde zu den laufenden Kosten des Kindergartens<br />

beträgt 33 1/3 % (im <strong>Jahre</strong> 1983 52.033,81 DM). 2 Hinzu kommen<br />

die Kosten der baulichen Unterhaltung. Die Gesamtkosten für<br />

den Neubau des Kindergartens betrugen DM 528.097,70. 3<br />

Die Inbetriebnahme erfolgte Ende des <strong>Jahre</strong>s 1974.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Protokoll der Gemeindevertretung <strong>Eisenbach</strong> vom 5.11.1971, TOP 5.<br />

2) Siehe Abrechnung des Kath. Rentamtes für 1983 vom 9.2.1984.<br />

3) <strong>Jahre</strong>srechnungen des <strong>Jahre</strong>s 1974 der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> bzw. des <strong>Jahre</strong>s 1975 der Gemeinde<br />

Selters (Ts.).<br />

Um auch den älteren Jugendlichen in <strong>Eisenbach</strong> eine bessere Freizeitgestaltung<br />

zu ermöglichen, wurde 1979 im ehemaligen <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Rathaus ein Raum für die Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Dieser<br />

Raum wurde von den <strong>Eisenbach</strong>er Jugendgruppen in Eigenleistung<br />

eingerichtet und neu gestaltet. Der Jugendgruppenraum wird<br />

von den Jugendlichen auf der Grundlage einer Hausordnung in<br />

Selbstverwaltung geführt.<br />

Am 28. August 1982 stellten die Senioren und die Jugendgruppen<br />

(Katholische Junge Gemeinde, Pfadfinder) gemeinsam ihre Räumlichkeiten<br />

im Rahmen eines „Tages der offenen Tür" den Bürgern<br />

vor. 4<br />

In der Senioren- und Jugendarbeit wurden somit von der Gemeinde<br />

neue Wege beschritten: Jung und Alt in einem Gebäude. Diese Zusammenarbeit<br />

hat sich in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n auf das beste bewährt.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Nass. Landeszeitung vom 20.6.1979.<br />

2) Weilburger Tageblatt vom 27.12. 1979.<br />

3) Protokoll des Gemeindevorstandes vom 4.3.1980.<br />

4) Camberger Anzeiger vom 26.3.1983.<br />

62


Aktive Seniorenarbeit<br />

Nachdem schon ab dem Jahr 1976 für die älteren Mitbürger der Gemeinde<br />

Selters/ Ts. neben den kirchlichen Altentagen Fahrten seitens<br />

der Gemeinde durchgeführt wurden, regte der Jugend-, Sport- und<br />

Sozialausschuß im <strong>Jahre</strong> 1979 an, eine Senioren-Selbstverwaltung für<br />

die älteren Bürger der Gemeinde Selters einzurichten. 1<br />

Zu einer ersten Besprechung wurden daher Bürger, die über 50 <strong>Jahre</strong><br />

alt waren und Interesse an einer sinnvollen Freizeit außerhalb der<br />

Vereine und Parteien hatten, für den 24.9.19792 zu einem Gespräch in<br />

die Mittelpunktschule Goldener Grund eingeladen.<br />

Der Jugend-, Sport- und Sozialausschuß war der Meinung, daß die<br />

Kommunalpolitiker einfach nicht auf die Erfahrungen und Kenntnisse<br />

der älteren Menschen verzichten können und wollte deshalb mit<br />

den Senioren in einen regen Gedanken- und Erfahrensaustausch<br />

kommen.<br />

Eine sportfreudige Gemeinde<br />

Die sportlichen Ideen der Gemeindeverwaltung fanden ihren ersten<br />

Niederschlag bei dem im Saalbau Gattinger durchgeführten Sportlerball<br />

im Jahr 1975. Sinn und Zweck war es, die sporttreibenden Vereine<br />

der Großgemeinde näher zusammenzuführen. Im Rahmen der<br />

Sportlerbälle wurde ein gelungener Querschnitt der in den Ortsteilen<br />

betriebenen Sportarbeit vorgestellt.<br />

Zwischenzeitlich ist der Sportlerball zu einem festen Bestandteil im<br />

sportlichen Geschehen der Großgemeinde geworden. Im jährlichen<br />

Rhythmus findet der Sportlerball in den einzelnen Ortsteilen statt.<br />

Die Gemeinde ehrt im Rahmen dieses sportlichen Ereignisses herausragende<br />

Sportler (ab Hessenmeister aufwärts). Die Vereine können<br />

weiterhin eine Persönlichkeit vorschlagen, die sich um den Sport verdient<br />

gemacht hat; denn was wären unsere Vereine ohne die vielen<br />

freiwilligen Trainer und Übungsleiter!<br />

Nach der vorangegangenen ersten Versammlung von älteren Mitbürgern<br />

über 50 <strong>Jahre</strong> wurde in der Sitzung des Jugend-, Sport- und Sozialausschusses<br />

am 21.11.1979 festgelegt, daß für jeden Ortsteil zwei<br />

Personen in den Seniorenrat zu wählen sind. 3 Die Seniorenräte in den<br />

einzelnen Ortsteilen wählen einen Gesamtvorstand, der die Interessen<br />

der Senioren auch gegenüber der Gemeinde vertritt.<br />

Die Wahl des Seniorenrates <strong>Eisenbach</strong> fand, nachdem sie nicht wie<br />

vorgesehen am 3 .1.1980 4 wegen zu geringer Beteiligung durchgeführt<br />

werden konnte, am 7.2.1980 statt. 5 Gewählt wurden Herr Hubert<br />

Fuhrmann und Frau Ottilie Reichmann. Als Vertreter fungierten<br />

Herr Berthold Narten und Frau Anna Lehr. 5<br />

Die <strong>Eisenbach</strong>er Senioren entwickelten in der Folgezeit große Aktivitäten,<br />

bei denen auch die Betreuung der hilfsbedürftigen Mitbürger<br />

nicht zu kurz kam.<br />

Unter eigener Beteiligung sowie starker Mithilfe engagierter Bürger<br />

wurde für die Senioren im ehemaligen Rathaus eine Altentagesstätte<br />

eingerichtet. Die Einweihung der , , Gut Stubb' ', wie sie genannt wird,<br />

fand am 14.3.1981 statt. 6 Hier werden die <strong>Eisenbach</strong>er Senioren auch<br />

in Zukunft noch viele gemütliche und aktive Stunden verbringen können.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Selterser Kurier vom 16.5.1979,<br />

Protokoll des Jugend-, Sport- und Sozialausschusses vom 11.5.1979, TOP 4.2.<br />

2) Weilburger Tageblatt vom 6.9.1979.<br />

3) Protokoll Jugend-, Sport- und Sozialausschuß vom 21.11.1979.<br />

4) Selterser Kurier vom 16.l.1980.<br />

5) Selterser Kurier vom 13.2.1980 und NLZ vom 7.2.1980.<br />

6) NLZ vom 18.3.1981 und WT vom 23.3.1981.<br />

Bei dem letzten Sportlerball im <strong>Jahre</strong> 1982 in der Turnhalle in <strong>Eisenbach</strong><br />

konnten der 1. Vorsitzende Hilt und Bürgermeister Wältermann<br />

den Olympiasieger von München, Aki Bua, begrüßen, der auch die<br />

Ehrung der verdienten Sportlerinnen und Sportler vornahm. Zu dem<br />

Gelingen des Sportlerballes tragen immer die einheimischen Vereine<br />

bei. Jedes Jahr ist man wieder erstaunt, zu welchen neuen Ideen und<br />

sportlichen Aktivitäten sich unsere Vereine inspirieren lassen.<br />

Am 8.1.1980 traf sich Bürgermeister Wältermann mit den Fußballvereinen<br />

der Großgemeinde, um die Weichen für die erste Fußballortsmeisterschaft<br />

zu stellen. In der ersten Sitzung im Vereinsheim des TuS<br />

<strong>Eisenbach</strong> 1 war bereits viel Gemeinsames festzustellen, so daß einer<br />

weiteren Vorbereitung nichts mehr im Wege stand. Am 2. August<br />

1980 war es nun so weit, daß die Fußballortsmeisterschaft durchgeführt<br />

werden konnte. Beteiligt waren alle Fußballvereine der Gemeinde<br />

mit ihren Senioren- und Alte-Herren-Teams sowie den Jugendabteilungen.<br />

Höhepunkt der Ortsmeisterschaft in <strong>Eisenbach</strong> war das<br />

Prominentenspiel mit Helmut Rahn, der 1954 in Bern maßgeblich<br />

zum Erringen der Fußballweltmeisterschaft beitrug.<br />

63


Was die Fußballortsmeisterschaft in Selters besonders kenn- und auszeichnet,<br />

ist das harmonische Zusammenspiel zwischen Vereinen, der<br />

Bevölkerung und der Gemeinde vor und während dieser jährlichen<br />

Veranstaltung, die mittlerweile auch weit über die Gemeinde- und<br />

Kreisgrenzen bekannt und beliebt ist.<br />

Harmonie, Sport, Geselligkeit, Unterhaltung hatten sich die Initiatoren<br />

auf die Fahne geschrieben, als sie 1980 die 1. Fußballortsmeisterschaft<br />

in <strong>Eisenbach</strong> vorbereiteten und durchführten.<br />

Der Erfolg war überwältigend, die Weiterführung im Rotationsprinzip<br />

Gedes Jahr ein anderer Ortsteil) beschlossene Sache. Freude<br />

herrschte auch bei den Kassierern. Trotz aufwendigem Programm<br />

stimmte die Kasse. Einmal nicht in Zahlen ausgedrückt, ist die Jugendarbeit<br />

des ausrichtenden Vereins für vier bis fünf <strong>Jahre</strong> gesichert.<br />

Der von Bürgermeister Wältermann gestiftete Wanderpokal wurde<br />

1982 zum dritten Male vom TuS <strong>Eisenbach</strong> gewonnen. Auch den neuen<br />

Pokal gewann der TuS <strong>Eisenbach</strong> anläßlich der Fußballortsmeisterschaft<br />

im <strong>Jahre</strong> 1983 im Ortsteil Münster.<br />

Mit dem Bau der neuen Flutlichtanlage, die im Nov. 1979 2 im Rahmen<br />

eines Fußballspiels der ersten Mannschaft des TuS <strong>Eisenbach</strong> gegen<br />

eine Auswahl der Großgemeinde übergeben wurde, verbesserten<br />

sich die Trainingsmöglichkeiten des TuS <strong>Eisenbach</strong>. Die Anlage wurde<br />

in Eigenleistung (800 Arbeitsstunden) von dem Verein mit einem<br />

Kostenaufwand von 38.880,65 DM installiert und hat eine Gesamtleistung<br />

von 150 Lux. 3<br />

Jedoch nicht nur die Fußballer, sondern auch die anderen sporttreibenden<br />

Vereine in <strong>Eisenbach</strong> (wie Tischtennis-Club, Turnverein,<br />

Volkslaufgemeinschaft, Kegelsportverein und Schützenverein) können<br />

mit hervorragenden Leistungen seit Bestehen der Großgemeinde<br />

aufwarten. Auch sie werden im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten<br />

der Gemeinde unterstützt, die hinsichtlich der Förderung „Sportförderungsrichtlinien''<br />

beschloß. 4<br />

Quellenangabe:<br />

1) Siehe „ Selterser Kurier" vom 30.1.1980.<br />

2) Siehe „Nassauische Landeszeitung" vom 9.11.1979.<br />

3) Siehe Haushaltsplan der Gemeinde Selters von 1979.<br />

4) Protokoll der Gemeindevertretung der Gemeinde Selters vom 2.6.1982, TOP 2.1.<br />

Auszeichnungen für <strong>Eisenbach</strong>er Bürger<br />

Nach den im Archiv der Gemeinde Selters vorliegenden Unterlagen<br />

wurden mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen folgende Bürger ausgezeichnet:<br />

Josef Berninger, Arthur Böcher, Bernhard Bös, Emil Busch, Josef<br />

Erwe, Peter Erwe, Alfred Falkenbach, Berthold Falkenbach, Alfons<br />

Gattinger, Alfred Grimm, Oswin Haber, Berthold Hartmann, Georg<br />

Hartmann, Oswald Hilt, Erich Jost, Peter lost, Josef Kaiser, Karl<br />

Kühn, August Pinkel, Egon Rcichwein, Werner Reichwein, Franz<br />

Schnierer, Josef Schnierer, Wilhelm Schnierer, Simon Schorr, Albert<br />

Steinebach, Paul Zöller.<br />

Die Gemeindevertretung beschloß in ihrer Sitzung am 8.4.1975 einstimmig,<br />

1 dem früheren Bürgermeister der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> die<br />

Ehrenbezeichnung „ Altbürgermeister" zu verleihen. 2 Die Übergabe<br />

der Auszeichnung erfolgte in der öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung<br />

am 11. April 1975. 3<br />

Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurden<br />

Franz Baumann 4 und „Altbürgermeister" Paul Zöller 5 ausgezeichnet.<br />

Den Herren Alfred Grimm und Berthold Hartmann wurde in der öffentlichen<br />

Sitzung der Gemeindevertretung am 25.2.1981 die Ehrenbezeichnung<br />

„Ehren beigeordneter" verliehen. 6<br />

Quellenangabe:<br />

1) Protokoll der Gemeindevertretung der Gemeinde Selters (Taunus) vom 8.4.1975 (erweiterter<br />

TOP 2).<br />

2) Siehe§ 11 der Hauptsatzung der Gemeinde Selters (Taunus) vom 25. November 1974 i. d. F.<br />

v. 17.3.1975.<br />

3) Protokoll der Gemeindevertretung der Gemeinde Selters (Taunus) vom 11.4.1975, TOP 2.<br />

4) Camberger Anzeiger 9./10. Sept. 1966, NLZ 9.9.1966.<br />

5) Weilburger Tageblatt vom 2.6.1976.<br />

6) Protokoll der Sitzung der Gemeindevertretung der Gemeinde Selters (Taunus) vom<br />

25.2.1981, TOP 3.<br />

Einwohnerentwicklung<br />

Die Einwohnerzahlen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> und ab 1974 der Großgemeinde<br />

Selters (Ts.) zeigen folgende Entwickluog:<br />

1899<br />

1969<br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

1973<br />

1974<br />

1975<br />

1976<br />

1977<br />

1978<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

Quellenangabe:<br />

Ortsteil <strong>Eisenbach</strong><br />

1191 1<br />

1919<br />

1932<br />

1941<br />

1947<br />

1960<br />

1952 (30. 6. 1974)<br />

in diesen <strong>Jahre</strong>n wurden<br />

lediglich die Gesamteinwohnerzahlen<br />

erfaßt<br />

2291<br />

2334<br />

2389<br />

2382<br />

1) siehe Personenverzeichnis der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> für das Veranlagungsjahr 1900/1901<br />

2) siehe Selterser Kurier vom 21. 3. 1984<br />

Großgemeinde<br />

6243<br />

6272<br />

6242<br />

6193<br />

6324<br />

6714<br />

6792<br />

6835<br />

6842 2<br />

64


<strong>Eisenbach</strong> auf einen Blick<br />

zusammengestellt von: Hermann Landvogt/Gerald Menn<br />

Einwohner (Stand 31. 12. 1983)<br />

Einwohnerzahl 2382<br />

männlich 1234<br />

evangelisch 231<br />

Altersstruktur:<br />

unter 6 <strong>Jahre</strong>n 124<br />

6 - 17 <strong>Jahre</strong> 291<br />

18 - 49 <strong>Jahre</strong> 1289<br />

50 - 64 <strong>Jahre</strong> 383<br />

65 - 295<br />

weiblich 1148<br />

katholisch 1674<br />

Älteste Einwohnerin:<br />

sonstige 477<br />

Dora Götemann, geb. im <strong>Jahre</strong> 1885<br />

Erwerbstätige: (Stand 1970/Angaben der letzten Volkszählung)<br />

Insgesamt: 633<br />

Produzierendes Gewerbe: 416<br />

Handel und Verkehr: 97<br />

Sonstige: 120<br />

Gemeindegebiet:<br />

Gesamtfläche<br />

Bebaute Flächen<br />

Bauerwartungsland<br />

Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

Wald<br />

Ödland<br />

Größe des Jagdbezirks<br />

Zahl der Haushalte<br />

Gemeindeorgane<br />

1221 ha<br />

6,75 ha<br />

1,5 ha<br />

505 ha<br />

548 ha ( davon 300 ha Hof<br />

130 ha zu Hausen)<br />

830 ha<br />

794 (Stand 31. 12. 1983)<br />

Zahl der Mitglieder der Gemeindevertretung (Großgemeinde)<br />

CDU 16 SPD 11 EWG 4 ' insgesamt 31<br />

davon kommen aus dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> 12 Gemeindevertreter<br />

Zahl der Mitglieder des Gemeindevorstandes<br />

CDU 7 SPD 3 EWG 1 insgesamt 11<br />

davon kommen aus dem Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> 2 Beigeordnete<br />

Zahl der Mitglieder des Ortsbeirates <strong>Eisenbach</strong><br />

CDU 2 SPD 1 EWG 2 insgesamt 5<br />

Zahl der wahlberechtigten Bürger bei der Landtagswahl 1983<br />

männlich 892 weiblich 879<br />

davon erstmals wahlberechtigt 20<br />

insgesamt wahlberechtigt 1771<br />

Straßen<br />

Gesamtlänge der Straßen<br />

Kreisstraßen<br />

Gemeindestraßen<br />

ca. 6,3 km<br />

ca. 1,2 km<br />

ca. 5,1 km<br />

Energieversorgung und Gemeindewerke<br />

Wasserverbrauch<br />

Gesamtlänge der gemeindl.<br />

Wasserleitung<br />

Gesamtlänge des KanaJnetzes<br />

Abwassermenge<br />

Kanalgebühr<br />

Wassergebühr<br />

Industrie, Handel und Gewerbe in <strong>Eisenbach</strong><br />

Industriebetriebe 1<br />

Einzelhandelsgeschäfte 9<br />

Handwerksbetriebe 13<br />

Landwirtschaftliche Betriebe 20<br />

Sonstige 15<br />

Gaststätten 6<br />

Hotels und Pensionen 5<br />

Massage_praxen 1<br />

Erholungsheim 1<br />

Kulturelles und sportliches Leben<br />

Anzahl der Vereine insgesamt 23<br />

Sportvereine 8<br />

Gesangsvereine 3<br />

Sonstige Vereine 12<br />

Sportliche Einrichtungen<br />

Turnhallen 1<br />

Schießstände 1<br />

Sportplätze 1<br />

Feuerwehr<br />

ca. 91.000 cbm/Jahr<br />

ca. 15 km<br />

ca. 9 km<br />

ca. 86.000 cbm/Jahr<br />

2,20 DM/cbm<br />

1,40 DM/cbm<br />

Stärke der Freiwilligen Feuerwehr 125<br />

davon aktiv 40<br />

Stärke der Jugendfeuerwehr 13<br />

Zahl der Fahrzeuge 1 LF 08<br />

Besondere Tage<br />

Kirmes jeweils am letzten Wochenende im September<br />

Sonstiges<br />

Kindergärten<br />

Anzahl der Plätze<br />

Banken und Sparkassen<br />

Spielplätze<br />

Grillhütten<br />

Schutzhütten<br />

1<br />

75<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

65


Rudi Otto / Josef Wältermann<br />

<strong>Eisenbach</strong> - anerkannter Erholungsort<br />

Einleitung<br />

Rudi Otto<br />

Am 12. Juni 1968 verlieh der hessische Minister für Arbeit, Wohlfahrt<br />

und Gesundheitswesen, Herr Minister Hemsath, der Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> das Prädikat „Erholungsort".<br />

Mit dieser Prädikatisierung der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> wurde eine lange<br />

systematische Vorarbeit im Bereich der Ortsverschönerung belohnt<br />

und gleichzeitig unser Dorf inmitten der Wälder, Felder und Wiesen<br />

als Erholungsort anerkannt.<br />

Wie kam es zu dieser Entwicklung?<br />

In den <strong>Jahre</strong>n 1957/58 begannen einige naturverbundene Einwohner,<br />

am Rande des Waldes einige Ruhebänke aufzustellen. Es waren die<br />

bereits verstorbenen Herren Johann Schnierer, Wilhelm Weichel und<br />

Willi Schuhmacher. Von nun an diskutierte man im Ort, ob es nicht<br />

sinnvoll sei, einen Verein zu gründen, der sich mit der Verschönerung<br />

des Ortsbildes befassen könnte.<br />

ANERKENNUNGSURKUNDE<br />

OE0R HES5JSCHE M.lN.lSTER f-ÜR A'RBii!'L<br />

VüLKSWOfl~1iAHRT UNfä GESUr!D l-lfJTSWfSEN<br />

AN.<br />

f.RkENNT HlfRMlT DH.<br />

Se111ez11de {/senbach<br />

ALS<br />

Am 18. März 1958 gründeten dann 24 <strong>Eisenbach</strong>er in der damaligen<br />

Gastwirtschaft Johann Kaiser (Hauser Weg) die Verschönerungsgemeinschaft<br />

e. V. <strong>Eisenbach</strong> (VGE). Ziel dieser Gemeinschaft war es,<br />

als gemeinnützige Institution alle Bürger des Dorfes aufzurufen und<br />

sie zur Mitarbeit zu bewegen, um unseren Heimatort und seine Umgebung<br />

schöner und liebenswerter zu gestalten. Zunächst wurden 30<br />

Ruhebänke aufgestellt. Die Zahl der Bänke erhöhte sich im Laufe der<br />

<strong>Jahre</strong> auf 85. Das Gelände in der Steinkaut wurde in Erbpacht erworben<br />

und hergerichtet. Ab 1960 fanden dort jährliche Waldfeste statt.<br />

Die Einnahmen aus diesen Festen konnten für Verschönerungsanlagen<br />

verwendet werden. Im <strong>Jahre</strong> 1964 wurde mit dem Ausbau des<br />

Kinderspielplatzes begonnen und 1966 konnte diese Anlage eingeweiht<br />

werden. Durch die Aktivitäten der Verschönerungsgemeinschaft<br />

und der Gemeindeverwaltung wurden viele Bürger angeregt,<br />

ihre Vorgärten und häuslichen Anlagen zu verschönern.<br />

Mit den Wettbewerbserfolgen 1964 und 1965 beim Wettbewerb „Unser<br />

Dorf soll schöner werden'' konnten die Bemühungen noch mehr<br />

gesteigert werden. In besonderer Weise muß hier die Zusammenarbeit<br />

zwischen Gemeindeverwaltung, Verschönerungsgemeinschaft, Schule<br />

und vielen Bewohnern hervorgehoben werden. Nur durch eine solche<br />

harmonische und komplikationslose Kooperation aller Beteiligten<br />

wurde unser Dorf schöner und schließlich auch mit dem Prädikat<br />

„Erholungsort" ausgezeichnet. Der Hessische Fachausschuß brachte<br />

diese fruchtbare Zusammenarbeit in seinem Schreiben vom<br />

30. 6. 1968 besonders zum Ausdruck.<br />

Urkunde, 1968 Anerkennung „Erholungsort".<br />

66


H m;,d,cr FndiauHdmj/<br />

/>ir<br />

Ku1orre, Erlio hmg~crt~ 1md 1-frilbrwrnru<br />

- Otr, \',e,nii:n,lt -<br />

An den<br />

Herrn Bürgermeister<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

6251 <strong>Eisenbach</strong>/Kreis Limburg<br />

A b s c h r i f t<br />

II !00 Wrd~dtM, d('I 30. Juni 1968<br />

.Al.,!f,cl/tt S9<br />

l-'~••1


Sämtliche Spielgeräte, Bänke und die Schutzhütte wurden von Mitgliedern<br />

der VGE aufgestellt. Die Finanzierung dieser Anlagen in Höhe<br />

von 18.000 DM übernahm die VGE. In mehreren tausend Arbeitsstunden<br />

wurde ein Spielplatz erstellt, der für die damaligen Verhältnisse<br />

und im Vergleich mit Spielplätzen anderer Gemeinden eine<br />

schöne und kindgerechte Anlage darstellt.<br />

Die Beratung bei der Auswahl der Geräte und deren Standorte für<br />

kleinere und größere Kinder hatte dankenswerterweise der Dozent für<br />

Sport an der Pädagogischen Hochschule in Weilburg, Herr Prof. Dr.<br />

Ludwig Mester übernommen. Unser Kinderspielplatz wurde seitdem<br />

von allen Kindern und Erwachsenen dankbar angenommen und stellt<br />

heute ein Freizeitgelände dar, welches aus unserem Heimatort nicht<br />

mehr wegzudenken ist. Bis zum <strong>Jahre</strong> 1974 hatten die Gemeinde und<br />

die VGE die Unterhaltungsaufgaben der Anlage wahrgenommen.<br />

Nach dem Zusammenschluß der Ortsgemeinden in die Großgemeinde<br />

Selters ging die Unterhaltungspflicht an die Gemeinde Selters über.<br />

Viele schöne neue Geräte wurden in den letzten <strong>Jahre</strong>n aufgestellt.<br />

Der Gemeindeverwaltung von Selters muß hier Dank gesagt werden,<br />

daß sie sich in besonderer Weise um die Erhaltung und Verbesserung<br />

des Kinderspielplatzes bemüht hat.<br />

Wettbewerb „ Unser Dorf soll schöner werden"<br />

Teilnahme der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

Rudi Otto<br />

Einen sehr wesentlichen Einfluß auf die Verschönerungsmaßnahmen<br />

unseres Dorfes hatten die Teilnahmen an den o . g. Wettbewerben.<br />

Die Hessische Landesregierung hatte in den 60er <strong>Jahre</strong>n für alle Gemeinden<br />

eine Einrichtung geschaffen, die unter dem o. g. Motto lief<br />

und für alle Ortsgemeinden ausgeschrieben wurde. Nach einer ersten<br />

Ortsbegehung durch eine Bewertungskommission mußten alle Bemühungen<br />

in einem Zeitraum von ca. 8 Wochen durchgeführt werden,<br />

und anschließend wurde von dieser Kommission eine Bewertung vorgenommen.<br />

1 .<br />

l<br />

'<br />

.URKUNDE<br />

Die<br />

Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong><br />

hat am·<br />

. he,sischen Landesenrecheid<br />

im Wettbewerb ·<br />

. ,,Unser "Dorf sott smöttet wer~e11".<br />

teilgenommen<br />

und is~ Bezirkssie~er -geworden.<br />

Wiesbadw, den 4 , Ok t o ber 9 64<br />

Der Heasische Mini ster<br />

für Lnndwirts.chAft und Jtorsten<br />

1<br />

Auf Initiative der VGE und der Gemeindeverwaltung versuchten die<br />

<strong>Eisenbach</strong>er, sich erstmals 1964 einer solchen Bewertung zu unterziehen.<br />

Auch die Schule stellte sich tatkräftig in den Dienst dieser Sache.<br />

Blumenkästen wurden im Werkunterricht gebaut, Plakate bemalt<br />

und im Ortsbereich aufgestellt. In wochenlangen Bemühungen machten<br />

viele Bewohner mit, und große Verbesserungen konnten alsbald<br />

festgestellt werden. Der Gemeinschaftsgeist der <strong>Eisenbach</strong>er Bürger<br />

zeigte sich von der besten Seite, und man konnte feststellen, daß man<br />

sich auf die <strong>Eisenbach</strong>er verlassen kann, wenn sie aufgerufen sind,<br />

für die Allgemeinheit und für eine gute Sache sich einzusetzen.<br />

Erste Urkunde von 1964.<br />

Der 1. Sieg in der Gruppe war dann auch 1964 und 1965 der gerechte<br />

Lohn. <strong>Eisenbach</strong> hat bisher siebenmal an diesem Wettbewerb teilgenommen.<br />

68


Hier die Ergebnisse:<br />

1964 - Gtuppe A<br />

1 . Sieger <strong>Eisenbach</strong><br />

2. Sieger Hausen<br />

3 . Sieger Fussingen<br />

1965 - Gruppe A<br />

1. Sieger <strong>Eisenbach</strong><br />

2. Sieger Hausen<br />

3 . Sieger Fussingen<br />

61,5 Punkte<br />

55 Punkte<br />

40 Punkte<br />

76 Punkte<br />

73 Punkte<br />

58 Punkte<br />

r 00<br />

URKUNDE<br />

1965 - <strong>Eisenbach</strong> nahm am Gebietsentscheid teil in Gruppe B<br />

1. Sieger Asslar (Wetzlar) 92 Punkte<br />

2. Sieger Offenbach (Dillenburg) 81,5 Punkte<br />

3. Sieger Drommershausen (Weilburg) 79 Punkte<br />

4. Sieger Arborn (Dillkreis) 77,5 Punkte<br />

5. Sieger Donsbach (Dillkreis) 73 Punkte<br />

6. Sieger <strong>Eisenbach</strong> (Limburg) 70,6 Punkte<br />

HAT AM<br />

HE.SSISCHEN LANDESWITTBEWJ;Rll<br />

»UNSER DOF..F SOLL SCHONER W1EROEN«:<br />

1967 - Gruppe B<br />

1. Sieger Dietkirchen<br />

2. Sieger Wilsenroth<br />

3. Sieger <strong>Eisenbach</strong><br />

1968 - Gruppe B<br />

1. Sieger Dietkirchen<br />

2. Sieger Wilsenroth<br />

3. Sieger <strong>Eisenbach</strong><br />

1977 - Gruppe B 2<br />

1. Sieger Wilsenroth<br />

2. Sieger Waldhausen<br />

3. Sieger Selters-Münster<br />

4. Sieger Selters-<strong>Eisenbach</strong><br />

1983 - Gruppe A 2<br />

1. Sieger Selters-<strong>Eisenbach</strong><br />

2. Sieger Limburg-Ahlbach<br />

3. Sieger Weilburg-Waldhausen<br />

4. Sieger Weilburg-Bermbach<br />

82 Punkte<br />

80 Punkte<br />

76 Punkte<br />

84 Punkte<br />

80 Punkte<br />

74,4 Punkte<br />

83,8 Punkte<br />

73,8 Punkte<br />

73,4Punkte<br />

72,4Punkte<br />

wu! s u ·o·u:a-, DEN<br />

Urkunde von 1983.<br />

TEILGENOMMEN<br />

,UND IST t!.EZ1RKS$IEGER GEWORIDEN<br />

29;,. }lo.vember 1'~<br />

PER H'ESSTSC H f: .Ml'N[STER<br />

PUR<br />

L A.NDE5E-N TW"l C.K l,U-NG, ·lf Ml\lELl',<br />

LAND\'Y"IRJ'"SCHA T UNO FORSTE N<br />

(!1,inist:er~alrat)<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1983 waren die Vorbereitungen und die Zusammenarbeit aller<br />

Ortsvereine in vielen Versammlungen erörtert worden. Jeder Verein<br />

erklärte sich bereit, ein Projekt im Ortsbereich zu übernehmen.<br />

Das Ergebnis aller Bemühungen war der 1. Platz, selbst gegen sehr<br />

starke Konkurrenten wie Ahlbach und Waldhausen.<br />

69


Die Beurteilungskriterien bei der Bewertungskommission zeigten auf,<br />

daß im Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> sich die Vereine, die Jugend, die Gemeindeverwaltung<br />

und eine Vielzahl von Bürgern für die Sache eingesetzt<br />

hatten.<br />

Bei der Ortsbesichtigung am 2. 8. 1983 fiel der Bewertungskommission<br />

besonders positiv auf:<br />

1. daß die bürgerschaftlichen Aktivitäten aller Vereine bei der Betreuung<br />

und Verbesserung der geschaffenen Anlagen sehr stark<br />

gewesen seien;<br />

2. daß die Pflege und Betreuung des Kinderspielplatzes vorbildlich<br />

zu nennen sei;<br />

3. daß die Wanderkarte mit den 14 Rundwanderwegen mit Vereinsbeteiligung<br />

eine besonders originelle Idee und für einen Erholungsort<br />

von besonderer Bedeutung sei;<br />

4. daß die Grotte „Maria Hilf" gut betreut erscheint und die Errichtung<br />

des neuen Holzgeländers gefallen habe;<br />

5. daß die rege Beteiligung von Bürgern beim Bewertungsbegang lobend<br />

anerkannt wurde.<br />

Darüber hinaus gab es seit vielen <strong>Jahre</strong>n bereits beschilderte Wanderwege<br />

des Taunusclubs, die durch die <strong>Eisenbach</strong>er Gemarkung führten.<br />

Trotzdem blieb für einen „Erholungsort <strong>Eisenbach</strong>'' mit den aus<br />

der Prädikatisierung sich ergebenden Verpflichtungen für den Bereich<br />

der Erholungssuchenden eine Lücke bestehen, eine größere<br />

Zahl von Wanderwegen anbieten zu können.<br />

Aus diesen Überlegungen heraus konzipierte die Verschönerungsgemeinschaft<br />

eine neue Wanderkarte, bei der alle <strong>Eisenbach</strong>er Ortsvereine<br />

mitbeteiligt werden sollten. Nach langen Vorarbeiten konnte am<br />

6. Juni 1980 an einem zentralen Ort in der Gemeinde eine große Wanderkarte<br />

mit 14 Rundwanderwegen und einer Wetterstation errichtet<br />

werden.<br />

Als kritische Anregungen wurden für die weitere Fortführung der Arbeit<br />

genannt: standortgerechte Bepflanzung von Bäumen und Sträuchern<br />

innerhalb der Ortslage, eine teilweise Umwandlung von Nadelgehölzen<br />

in Laubgehölze, bessere Durchgrünung des Friedhofes mit<br />

standortgerechten Laubbäumen und Sträuchern, Erhaltung der Bausubstanz<br />

im Ortskern, Eingrünung der Stützmauer im Bereich des<br />

Ehrenmals.<br />

Durch den Sieg im Bezirksentscheid 1983 nimmt der Ortsteil <strong>Eisenbach</strong><br />

im Jubiläumsjahr (<strong>750</strong> Jahrfeier) am Gebietsentscheid teil.<br />

Auch im <strong>Jahre</strong> 1984 ergeht deshalb wieder der Aufruf an alle <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bürger, besonders aber an die Vereine, sich wieder wie im letzten<br />

Jahr einzusetzen, damit parallel zu unserem Jubiläumsfest unser<br />

Ortsbild in schöner und sauberer Weise der Bewertungskommission<br />

vorgestellt wird und gleichzeitig alle Festbesucher feststellen können,<br />

daß es sich lohnt, sich für unseren Heimatort <strong>Eisenbach</strong> zu engagieren.<br />

Wanderkarte von <strong>Eisenbach</strong><br />

Rudi Otto<br />

Schon seit den 1960er <strong>Jahre</strong>n bemühte sich die Gemeindeverwaltung<br />

von <strong>Eisenbach</strong> um den Ausbau einiger Wanderwege. So wurden folgende<br />

Wege ausgebaut: Mühlhaagweg, Grottenweg, Eckweg, Grubenweg.<br />

Mit zunehmendem Fremdenverkehr in <strong>Eisenbach</strong> war auch<br />

die Frage nach vorhandenen Wanderwegen immer dringlicher geworden.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1972 entstand in Verbindung mit der Stadtverwaltung<br />

Bad ·camberg eine gemeinsame Wanderwegkarte.<br />

Bild von der Wanderkarte.<br />

Nach den vorhandenen Flurkarten der Gemeinde und nach dem<br />

Meßtischblatt für <strong>Eisenbach</strong> wurden 14 Wege herausgestellt. Die<br />

Rundwanderwege beginnen alle von dem zentralen Ausgangspunkt<br />

,,Wanderkarte" und führen nach dort wieder zurück. Sie haben Entfernungen<br />

von 2,5 km bis 21 km. Sämtliche Wege wurden mit Symbolen<br />

markiert. Dabei wurde ein Verfahren entwickelt, das sicherlich<br />

bei anderen Wanderkarten bisher noch nicht üblich war. Jeder Verein<br />

übernahm einen Weg, wählte in Verbindung mit dem Vorstand der<br />

VGE ein typisches Wandersymbol aus, beschilderte jeweils „seinen<br />

Weg'' und nahm diesen Weg in Pflege.<br />

In Taschenformat kann diese Wanderkarte mit allen 14 Rundwanderwegen<br />

in den örtlichen Geschäften erworben werden. Dk Wege führen<br />

durch die Gemarkungen aller vier Ortsteile der Gemeinde Selters.<br />

70


RUNDWANDERWEGE<br />

Fremdenverkehr<br />

Josef WäJtermann<br />

Bankweg, ca 2,5 km<br />

Bankweg Haus Waldfrieden Oberselterser Wald -<br />

Haus Waldfrieden<br />

Musikantenweg, ca. 2,6 km<br />

Waldstraße - Mariengrotte - über Hauser Weg zurück nach<br />

<strong>Eisenbach</strong><br />

Schützenweg, ca. 4 km<br />

Mühlstraße - Haus Waldfrieden - Haagweg - WeifSer Stein<br />

und Sportplatz<br />

Kleintierweg, ca. 4,5 km<br />

Mühlstraße • Haus Waldfrieden - Haagweg ·- Weißer Stein<br />

•- Grub ••·<br />

Sportplatz<br />

Sportlerweg, ca. 5 km<br />

~ Haus Waldfrieden - Oberselterser Feld - Weißer Stein -<br />

Grub - · Sportplatz<br />

Jahnweg, ca. 6 km<br />

Marienhof -· Petershof - Hessenstraße - Mittelpunkt·<br />

schule und Friedhof<br />

l "°I Tischtennisweg, ca. 6,5 km<br />

1- 9 Friedhof - Mittelpunktschule - Niederselters Bahnhof -<br />

Emsbachweg - B 8<br />

Liederweg, ca. 7 km<br />

Haus Waldfrieden - Oberselterser Feld - Hof zu Hausen -<br />

und Hauser Weg<br />

f"l;l Wandererweg, ca. 7 ,5 km<br />

~ Hauser Weg -· Mariengrotte - Eckweg - Haidekopf - ·<br />

Hubertushof - zurück über Wiesengrund und Waldstraße<br />

r:-:1<br />

i..;_;J<br />

Theaterweg, ca. 9 km<br />

Hauser Weg - Hubertushof -· Hofköpfle - Herrenwald -<br />

Hof zu Hausen -- über Hauser Weg zurück<br />

Münsterer Weg, ca. 10 km<br />

Petershof - Läusbuche - Wasserbehälter - Münster -<br />

Lago Alfredo - Hof Waldeck<br />

Taubenweg, ca. 12 km<br />

Marienhof - Tannenhof - Hessenstraße - Haintchen -<br />

Hofköpfle und Hubertushof - Wiesengrund - Eckweg -<br />

Mariengrotte und Hundsgraben<br />

Weyerer Weg, ca. 14 km<br />

Klausenhof -- Petershof - Läusbuche - Weyer - Guckelmühle<br />

... Stollenmühle - Münster - Friedhof - über<br />

Hessenstraße und Marienhof zurück<br />

Halbmarathonweg, 16 oder 21 km<br />

Hauser Weg - Hof zu Hausen - Ohlandsburg -· Hasselbacher<br />

Waldrand -- Haintchen - Hofköpfle - Herren•<br />

wald -· Hof zu Hausen - Hauser Weg = 16 km<br />

oder mit rund um Hasselbach = 21 km (unbeschilderter Weg)<br />

Symbolkarte.<br />

Der Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> liegt mit seiner Ortshöhe von 205 m über NN<br />

am Rande des Naturparks Hochtaunus und im Landschaftsschutzgebiet<br />

Taunus. Der große Waldanteil mit den vielfältigen Erholungsmöglichkeiten<br />

und die überwiegend landwirtschaftliche Nutzung der<br />

Gemarkungsfläche bei nur einigen kleineren nichtstörenden Gewerbebetrieben<br />

steigern den Erholungswert.<br />

In den <strong>Jahre</strong>n nach der Anerkennung als Erholungsort wurde nach<br />

und nach der Fremdenverkehr in <strong>Eisenbach</strong> ausgebaut. Besonderen<br />

Anteil hatte hierbei die Pension „Haus Waldfrieden", die im <strong>Jahre</strong><br />

1975 von der Evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung Rheinland­<br />

Westfalen, Essen, übernommen wurde. Die Evgl. Arbeitnehmer­<br />

Bewegung (EAB) richtete in diesen Räumlichkeiten eine Erholungsund<br />

Bildungsstätte ein. Durch die steigende Nachfrage wurden immer<br />

mehr Gästebetten erforderlich.<br />

Haus Waldfrieden.<br />

Kurz nach dem Zusammenschluß zur neuen Großgemeinde Selters<br />

schrieb der Gemeindevorstand einen Fotowettbewerb aus, an dem<br />

sich die Bevölkerung und auch die Erholungssuchenden in <strong>Eisenbach</strong><br />

sehr stark beteiligten. Ein Teil der Bilder wurde für den illustrierten<br />

Farbprospekt „ausruhen, entspannen, erholen" verwendet. Mit diesem<br />

Werbesprospekt nahm die „ weiße Industrie" in Selters (primär<br />

im anerkannten Erholungsort <strong>Eisenbach</strong>) einen weiteren Aufschwung.<br />

Von der Gemeinde wurden Wochenendunternehmungen in Zusammenarbeit<br />

mit Reisebüros aus dem Ruhrgebiet durchgeführt. Sie fanden<br />

eine gute Resonanz.<br />

71


Zur Gründung eines Verkehrsverbandes „Goldener Grund" mit den<br />

Gemeinden Hünfelden, Brechen und Selters (mit Sitz in <strong>Eisenbach</strong>)<br />

- wie es einmal vorgesehen war - ist es jedoch bis zum heutigen<br />

Tage nicht gekommen. Das gleiche gilt für einen Fremdenverkehrsverein<br />

in <strong>Eisenbach</strong>; denn nach dem Willen einiger engagierter Bürger<br />

sollte es im <strong>Jahre</strong> 1979 bald einen neuen Verein geben, der den Fremdenverkehr<br />

und damit auch die Entwicklung <strong>Eisenbach</strong>s fördern<br />

sollte. Der damalige Vorsitzende der <strong>Eisenbach</strong>er Vereine, Rektor<br />

Otto, lud die Vereine zu einer Aussprache über die Ziele der geplanten<br />

neuen Gemeinschaft ein.<br />

Die Erholungssuchenden schät:i:en den Erholungsort <strong>Eisenbach</strong> nicht<br />

zuletzt wegen der gut ausgebauten Wanderwege. Um diesem Ruf<br />

auch gerecht zu werden, wurden in den <strong>Jahre</strong>n 1976 und 1977 mit<br />

Unterstützung des Hess. Ministers für Wirtschaft und Verkehr weitere<br />

rund 4 km Wanderwege ausgebaut. Die Vielzahl an Ruhebänken<br />

erlaubt es, häufig eine Rast zur Erholung einzulegen.<br />

Gut bewährt hat sich auch die am 23. Mai 1978 bei strömendem Regen<br />

übergebene Schutzhütte am Eckweg. Eine Spende der Nassauischen<br />

Sparkasse und das Entgegenkommen der <strong>Eisenbach</strong>er Zimmerei<br />

und Bauschreinerei Rudi Weichei ermöglichten den seit langem gehegten<br />

Wunsch auf Errichtung einer Schutzhütte.<br />

Mit Freude nahmen Gemeindevorstand und Ortsbeirat <strong>Eisenbach</strong> zur<br />

Kenntnis, daß der Hess. Minister für Wirtschaft und Technik den<br />

Antrag der Gemeinde auf Gewährung eines Landeszuschusses positiv<br />

beschied und für den Bau einer Grillhütte mit Bescheid vom 14. Juni<br />

1978 einen Landeszuschuß von 7 .000 DM zur Verfügung stellte. Vorausgegangen<br />

waren eine Reihe von Beratungen und Ortsbesichtigungen<br />

über einen möglichen Standort. Der Gemeindevorstand schloß<br />

sich der Empfehlung des Ortsbeirates <strong>Eisenbach</strong> an, wonach die<br />

Grillhütte im Bereich am oberen „Eckweg" errichtet werden sollte.<br />

Nachdem auch die Mittel durch die Gemeindevertretung bereitgestellt<br />

wurden, begann der Gemeindevorstand im Mai 1979 mit dem Bau der<br />

Grillhütte.<br />

In einer kleinen Feierstunde wurde die Grillhütte am Mittwoch, dem<br />

2. Juli 1980, unter großer Beteiligung der <strong>Eisenbach</strong>er Mandatsträger<br />

und Vereine der Öffentlichkeit übergeben. In den Folgejahren wurde<br />

das Freizeitangebot im Bereich der Grillhütte immer mehr erweitert.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1983 wurde diese mit einer Toilette ausgestattet. So ist es<br />

auch nicht verwunderlich, daß die Grillhütte, aus der man einen herrlichen<br />

Ausblick - bei klarem Wetter bis zum Feldberg - hat, sehr<br />

stark frequentiert wird. Sie ist zwischenzeitlich ein Treffpunkt für<br />

jung und alt geworden.<br />

Schutzhütte.<br />

Grillhütte.<br />

Um die Voraussetzungen für die Weiterführung des Prädikats „ Erholungsort"<br />

zu erfüllen, ist in Abständen von längstens 10 <strong>Jahre</strong>n zu<br />

prüfen, ob die Voraussetzungen der orientierenden Klimabeurteilung<br />

sich geändert haben.<br />

72


Der Deutsche Wetterdienst aus Offenbach, Wetteramt Frankfurt,<br />

stellte mit Bestätigung vom 28. Juni 1982 fest, daß aufgrund einer<br />

eingehenden klimatischen Überprüfung der Ortslage von <strong>Eisenbach</strong><br />

am 24. Juni 1982 festgestellt wurde, daß die in dem folgenden Klimagutachten<br />

vom 28. August 1967 dargelegten klimatischen Verhältnisse<br />

unverändert geblieben sind.<br />

Klimagutachten<br />

Orientierende Klimabeurtei1ung für <strong>Eisenbach</strong><br />

Kreis Limburg<br />

Bearbeiter:<br />

Dr. J. Siegenthaler<br />

Deutscher Wetterdienst, Wetteramt Frankfurt/Main, August 1967<br />

Die nachfolgende orientierende Klimabeurteilung stützt sich auf eine<br />

eingehende Orts- und Geländebesichtigung am 24. August 1967 und<br />

auf den Klimaatlas von Hessen des Deutschen Wetterdienstes.<br />

I. Lagebeschreibung<br />

Großräumig gesehen befindet sich <strong>Eisenbach</strong> zwischen den nördlichen<br />

Ausläufern des Taunus und den südöstlichen Ausläufern des<br />

Westerwaldes. Der Ort liegt in dem von Nordosten nach Südwesten<br />

verlaufenden <strong>Eisenbach</strong>tal, das teilweise steil zwischen im Osten und<br />

Süden bewaldeten, 300 bis 400 m hohen, im Norden landwirtschaftlich<br />

genutztem 250 bis 300 m hohem Bergland eingeschnitten ist. Das<br />

Wohngebiet erstreckt sich an dem nördlich des Tales liegenden, leicht<br />

terrassenartig geformten Hang aufwärts und wird an dieser Südhangseite<br />

in Neubaugebieten erweitert. Die Umgebung besteht aus einer<br />

abwechslungsreich in Berge und Täler gegliederten Landschaft, die<br />

meistens schöne Wälder aufweist. Der Ort wird nur von einer Nebenstraße<br />

berührt. Luftverunreinigende Industrie ist nicht vorhanden.<br />

Gepflegte, reichlich mit Bänken versehene Wege und Plätze und Blumenschmuck<br />

verleihen dem Ort einen freundlichen Charakter.<br />

II. Klimabeschreibung<br />

1. Allgemeines<br />

Großraumklimatisch betrachtet liegt <strong>Eisenbach</strong> im Klimabezirk Südwestdeutschland.<br />

Die lokalklimatischen Besonderheiten sind folgende:<br />

Durch die Lage zwischen Westerwald und Taunus besteht sowohl<br />

Wind- wie Regenschutz gegen die im Sommer zu kühlen nordwestlichen<br />

und westlichen Winde und gegen die regenbringenden Winde<br />

aus Südwesten und Süden. Der Taunus riegelt den Ort und seine Umgebung<br />

gegen den Einfluß des im Sommer sehr warmen Klimas des<br />

Rhein-Mainbeckens ab.<br />

2. Mittelwerte der Klimaelemente des engeren Klimabezirks:<br />

2.1 Temperaturverhältnisse:<br />

<strong>Jahre</strong>smitteltemperatur: 8 Grad.<br />

Im <strong>Jahre</strong>sgang der Monatsmitteltemperaturen<br />

Niedrigster Mittelwert: -0,5 Grad im Januar mit Schwankungen<br />

zwischen + 4 Grad und -10 Grad je nach der Strenge des Winters.<br />

Höchster Mittelwert: 17,5 Grad im Juli.<br />

Mittlere <strong>Jahre</strong>sschwankung: 18,0 Grad.<br />

Eine Tagesmitteltemperatur von 10 Grad beginnt im Mittel am:<br />

29. April und endet im Mittel am: 5. Oktober.<br />

Daher im Mittel 160 Tage im Jahr mit einer Tagesmitteltemperatur<br />

von mindestens 10 Grad.<br />

Mittlere Zahl der Tage mit<br />

Temperatur-Maximum unter 0° (Eistage): 20 im Jahr.<br />

Temperatur-Minimum unter 0° (Frosttage): 90 im Jahr.<br />

Erster Frost im Mittel am: 15. Oktober.<br />

Letzter Frost im Mittel am: 5. Mai.<br />

Daher frostfreie Zeit im Mittel von 162 Tagen im Jahr.<br />

Mittlere Zahl der Tage mit<br />

Temperatur-Maximum von mindestens 25° (Sommertage): 20 im Jahr.<br />

Temperatur-Maximum von mindestens 30° (heiße Tage): x im Jahr.<br />

2.2 Niederschlagsverhältnisse<br />

<strong>Jahre</strong>ssumme des Niederschlags: 640 mm.<br />

Lokalbedingte Besonderheiten:<br />

<strong>Eisenbach</strong> liegt im Lee des Westerwaldes und des Taunus, daher sind<br />

in <strong>Eisenbach</strong> und seiner nächsten Umgebung Niederschlagsmengen<br />

und Niederschlagshäufigkeit relativ gering.<br />

Im <strong>Jahre</strong>sgang der Monats-Niederschlagssummen<br />

größte mittlere Monatssumme: 72 mm im Juli,<br />

kleinste mittlere Monatssume: 45 mm im März.<br />

Mittlere Zahl der Tage mit einer Niederschlagsmenge von mindestens<br />

1 mm: 125 im Jahr.<br />

Auftreten einer geschlossenen Schneedecke an 38 Tagen im Jahr,<br />

in schneearmen Wintern an 25 Tagen im Jahr,<br />

in schneereichen Wintern an 68 Tagen im Jahr.<br />

2.3 Bewölkungsverhältnisse und Sonnenscheindauer<br />

Mittlere Bewölkungsmenge 6, 7 Zehntel Himmelsbedeckung<br />

größtes durchschnittliches Monatsmittel 8,1 Zehntel im Dezember,<br />

kleinstes durchschnittliches Monatsmittel 5,9 Zehntel im Mai.<br />

Mittlere Zahl der<br />

heiteren Tage (Tage mit weniger als 2 Zehntel): 55 im Jahr,<br />

trüben Tage (Tage mit mehr als 8 Zehntel): 155 im Jahr.<br />

Mittlere <strong>Jahre</strong>ssumme der Sonnenscheindauer cirka: x Stunden,<br />

mittlere Sonnenscheindauer im Juli cirka: 7 ,3 Stunden täglich.<br />

73


III. Biklimatische Hinweise<br />

In <strong>Eisenbach</strong> verbindet sich ausreichender Windschutz mit guter<br />

Durchlüftung durch örtliche Berg- und Talwinde. Diese bewirken<br />

auch bei windschwachen Großwetterlagen ständige Lufterneuerung.<br />

Das Tal besitzt reichliches Gefälle, das die Ansammlung von stagnierender<br />

Kaltluft verhindert. Talnebel bildet sich wahrscheinlich nur im<br />

Emsbachtal im „ Goldenen Grunde" und reicht im <strong>Eisenbach</strong>tal kaum<br />

bis an die Wohngebiete heran. Temperaturmäßig herrscht ein mildes<br />

Klima. Im Hochsommer werden bei windschwachen Hochdruckwetterlagen<br />

den Organismus belastende Wärme oder Schwüle nur an wenigen<br />

Tagen auftreten, aber nicht über Nacht andauern. Es herrscht<br />

reine Luft vor. Die Sonneneinstrahlung wird kaum abgeschirmt.<br />

Vom klimatologischen Standpunkt aus ist <strong>Eisenbach</strong> als Erholungsort<br />

gut geeignet.<br />

Deutscher Wetterdienst Offenbach/M., den 28. August 1967<br />

Wetteramt Frankfurt/M.<br />

(Dr. Meyer)<br />

Regierungsdirektor<br />

Der Hessische Fachausschuß für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen,<br />

Wiesbaden, teilte der Gemeindeverwaltung Selters mit<br />

Schreiben vom 7. März 1983 mit, daß eine Überprüfung ergeben hat,<br />

daß die Voraussetzungen zur Führung des Prädikats , ,Erholungsort''<br />

für den Ortsteil <strong>Eisenbach</strong> weiterhin gegeben sind. Somit ist <strong>Eisenbach</strong><br />

nach wie vor berechtigt, das Prädikat Erholungsort zu führen.<br />

Berthold Hartmann/Heinrich Bachmann<br />

Aus der Flurgeschichte,<br />

Flurnamen mit Gemarkungskarte<br />

Der nachstehende Beitrag über „Flurgeschichte und Flurnamen" in<br />

der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong> hat so etwas wie die Funktion eines<br />

Schlüssellochs, durch das ein besonderer Blick in die Vergangenheit<br />

unserer Heimat geworfen werden kann, allerdings mit dem entsprechenden<br />

engen Blickwinkel. Die vorliegende Abhandlung ist wesentlich<br />

abhängig von noch verfügbarem Aktenmaterial und kann allein<br />

schon aus dieser Sicht keinen exakten Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erheben.<br />

Von Landkarten, Landwirtschaft und Grundeigentum<br />

Von alters her bis in die heutige Zeit sind für die Menschen auf dem<br />

Lande die Dinge und Umstände, die ihre Lebensbedingungen im Alltag<br />

bestimmen, viel wichtiger gewesen als die Ergebnisse der großen<br />

Politik. Dies gilt vor allem für die Grundbedürfnisse nach Nahrung,<br />

Wohnung und Kleidung sowie auch für die Verkehrsverbindungen zu<br />

den Nachbarn. In diesem Zusammenhang spielen die Verfügungsmöglichkeiten<br />

über das persönliche Eigentum, insbesondere über das<br />

Eigentum an Grund und Boden, und die Art und Weise wie dieser<br />

Grundbesitz bewirtschaftet wird, eine ganz wesentliche Rolle. Noch<br />

heute sind diese Besitzverhältnisse in topographischen Aufzeichnungen<br />

und Katasterkarten abzulesen. Der erfolgten Zersplitterung des<br />

Besitzes suchte man mit Strukturverbesserungsmaßnahmen zu begegnen.<br />

Hierüber soll im folgenden etwas näher berichtet werden.<br />

Eine frühe topographische Karte von 1819<br />

, ,Der Krieg ist der Vater aller Dinge'' lautet ein alter Spruch, und daran<br />

ist - leider - etwas Wahres. So verdankt das Herzogtum Nassau<br />

seine erste topographische Karte 1 den Feldzügen Napoleons, der nach<br />

der Einverleibung der linksrheinischen Gebiete nach dem Frieden von<br />

Luneville 1801 den Ingenieurgeografen Tranchot beauftragte2, eine<br />

„militärische und topografische Karte" der besetzten Gebiete zu<br />

zeichnen, die dann im Maßstab 1:20.000 aufgenommen wurde. Diese<br />

Arbeiten wurden nach der Rückeroberung der Gebiete beiderseits des<br />

Rheins durch die preußische Armee 1814 durch Offiziere und Ingenieurgeografen<br />

unter der Leitung des späteren Generalfeldmarschalls<br />

Freiherr von Müffling fortgesetzt3• Auf dem Blatt mit der Bezeichnung<br />

„84 (rrh) Hasselbach", aufgenommen und gezeichnet 1819 von<br />

,,Beselin, Lieutenant im Ilten Schützen Bataillon", ist auch <strong>Eisenbach</strong><br />

dargestellt. Die bebaute Ortslage mit den Hauptstraßenzügen ist<br />

eindeutig zu erkennen. Auch das Hofgut Hausen ist verzeichnet. Im<br />

Außenbereich findet man im wesentlichen die Verbindungswege zu<br />

den Nachbarorten, die Höhenverhältnisse in Schraffurdarstellung<br />

und die Hauptnutzungsarten Acker, Grünland und Wald in Flächenfärbung<br />

bzw. Signaturen. Auch die Hauptgewässer sind eingetragen,<br />

74


so daß man sich gut orientieren kann. Feldeinteilung und Eigentumsverhältnisse<br />

sind natürlich dem Zweck der Karte entsprechend und<br />

wegen des dafür viel zu kleinen Maßstabes nicht zu entnehmen.<br />

Forstvermessung von 1827<br />

Etwas Genaueres findet sich schon auf den Karten der Forstvermessung<br />

aus dem Jahr 1827. Hier ist auf den Fluren 15 bis 18 der zu <strong>Eisenbach</strong><br />

gehörende Wald im Maßstab 1:3.000 dargestellt. Der Anlaß<br />

ist heute nicht mehr feststellbar. Zwar war 1822 in Nassau eine Verordnung<br />

über Vermessungen erlassen worden, doch ist es fraglich, ob<br />

die genannte Forstvermessung auf diese Grundlage zurückgeht oder<br />

ob es sich um eine mehr private Vermessung für forstwirtschaftliche<br />

Zwecke handelt. Diese Forstkarten waren bis zur Ablösung durch die<br />

Neumessungen aus der Flurbereinigung im <strong>Jahre</strong> 1969 als amtliche<br />

Katasterkarten in Gebrauch.<br />

Die preußische Güterkonsolidation von 1874 auf der Grundlage<br />

der nassauischen Konsolidationsgesetze<br />

Bedingt durch die in den nassauischen Landen sehr konsequent angewandte<br />

Realteilung der Grundstücke im Erbfall waren die landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen im 18. und 19. Jahrhundert so zerstückelt,<br />

daß eine rentable Bewirtschaftung kaum noch möglich war. Ackerund<br />

Wiesenstücke von wenigen hundert Quadratmetern waren die<br />

Regel, Stücke mit weniger als 50 m2 keine Seltenheit. Wege fehlten<br />

fast ganz, so daß man auf gleichartige Bewirtschaftung ganzer Gewanne<br />

(Flurzwang) angewiesen war. Um die Bewirtschaftungsmöglichkeiten<br />

zu verbessern, damit die Erträge zu steigern und die Ernährungssituation<br />

zu entspannen, zur Sicherung des Grundeigentums<br />

(durch Vermessung und Aufnahme in sog. Lagerbücher) und nicht<br />

zuletzt zur Regulierung der Grundstücke erließ das Herzoglich Nassauische<br />

Staatsministerium am 12. September 1829 eine „Verordnung,<br />

die Güterkonsolidation sowie die Anlegung von Lagerbüchern<br />

und das Ab- und Zuschreiben derselben betreffend". Zur Vollziehung<br />

derselben wurden mit Verordnung vom 2. Februar 1830 vier Instruktionen<br />

erlassen. In der „Instruktion für die Vollziehung der Güterkonsolidation"<br />

heißt es in § 1 u. a.:<br />

,,Durch die Güterkonsolidation sollen in einer ganzen Ortsgemarkung<br />

oder in einem Teil derselben die kleinen zerstreut durcheinander<br />

liegenden Güterstücke eines Besitzers zur leichteren Bebauung und<br />

möglichen besseren Bewirtschaftung in größere von derselben Qualität<br />

zusammengelegt werden. Zugleich soll neben Bezweckung und<br />

Ausführung nützlicher Anlagen, z.B. von Wegen, Wässerungen usw.<br />

den Gewannen nach Beschaffenheit des Bodens und der Kulturart<br />

eine solche Lage gegeben werden, die den höchstmöglichen Ertrag<br />

sichert und bequemere Bebauung mit gefälligerer Gestaltung vereinigt.<br />

Dem Grundeigentümer bleibt durch alle Kulturarten sein früheres Besitztum<br />

in Größe und Bodengüte ungeschmälert, nur Lage und Form<br />

werden verändert und die zersplitterten Besitzungen in solche von angemessener<br />

Größe zusammengelegt.<br />

Durch diese Konsolidation soll also keineswegs das ganze Besitztum<br />

eines Landmannes zusammengelegt, ebenso wenig ihm gute für<br />

schlechte oder schlechte für gute Ländereien nach Willkür zugemessen,<br />

sondern nur eine reguläre Gestaltung und eine Vergrößerung der<br />

einzelnen kleineren nicht bauwürdigen und irregulären Grundstücke<br />

herbeigeführt und dabei bewirkt werden, daß allen Gutsbesitzern<br />

durch Wege- und Gewannen-Anlagen, durch Entwässerung und Bewässerung,<br />

zur bequemeren Bebauung und Erhöhung des Ertrages,<br />

alle die Vorteile erwachsen, die der verständige Landwirt sich<br />

wünscht, aber einzeln nicht erzielen kann' ' 4 •<br />

Man ersieht daraus, daß neben der Zusammenlegung und besseren<br />

Gestaltung der Grundstücke auch Bodenverbesserungen größeren<br />

Umfangs vorgesehen waren. Dies unterscheidet die nassauische Konsolidation<br />

von ähnlichen Strukturverbesserungsmaßnahmen anderer<br />

Länder, etwa den preußischen Separationen, bei denen die Zusammenlegung<br />

im Vordergrund stand.<br />

In <strong>Eisenbach</strong> hat man von dem Instrument der Güterkonsolidation<br />

erst sehr spät Gebrauch gemacht. Sie wurde hier erst im <strong>Jahre</strong> 1874<br />

durchgeführt (in Dehrn beispielsweise schon in den <strong>Jahre</strong>n 1841 bis<br />

1844). Immerhin gehört <strong>Eisenbach</strong> damit zu den etwa 200 von 814<br />

Dörfern, in denen in nassauischer Zeit eine Konsolidation nach den<br />

nassauischen Konsolidationsgesetzen durchgeführt wurde - die Tatsache,<br />

daß Nassau bereits 1866, also noch vor der Konsolidation in<br />

<strong>Eisenbach</strong> an Preußen gefallen war, ist hierbei im Interesse des groben<br />

Überblicks vernachlässigt-. Die Arbeiten standen unter der Leitung<br />

des Geometers Künkler. Erfaßt wurde die gesamte Feldlage und<br />

das Dorf, d. h. die alten Fluren 1 bis 14 und 19 bis 30, während die<br />

Waldfluren 15 bis 18 nicht mit einbezogen wurden. Das Längenmaß<br />

war die nassauische Normalrute 5 , dies entspricht einer Länge von 5 m.<br />

Sie war dezimal unterteilt in Schuh und Zoll, d. h. 1 Schuh = 50 cm,<br />

1 Zoll = 5 cm. Die kleinste Maßangabe war also 5 cm. Die Flächeneinheit<br />

war die Quadratrute = 25 m2; 100 Quadratruten ergaben<br />

1 Morgen= 2.500 m2 = 0,25 ha. Der etwas bequeme Volksmund hat<br />

das „Quadrat" bei Ruten bald weggelassen, aber in dieser vereinfachten<br />

Form hat sich die „Rute" als Flächenmaß auch in <strong>Eisenbach</strong><br />

in der Umgangssprache bis auf den heutigen Tag erhalten. Kennzeichnend<br />

für die Feldeinteilung der nassauischen Konsolidation, auch in<br />

<strong>Eisenbach</strong>, waren regelmäßige, möglichst einseitig parallele Gewanne<br />

mit Schlaglängen zwischen 80 m und 120 m und „Normalparzellen"<br />

von 25 (,,Quadrat-")Ruten im Grünland und 50 Ruten im Ackerland.<br />

Wege wurden in der Anfangszeit nur an einer, später dann an<br />

beiden Gewannseiten angelegt. Im ersten Fall stießen die Felder zweier<br />

Gewanne in der Mitte direkt aneinander, deshalb spricht man in<br />

diesen Fällen auch von Stoßgewannen. Die beschriebene Feldeinteilung<br />

ermöglichte es jedem Eigentümer, über Wege direkt an sein<br />

Grundstück zu gelangen, ohne Rücksicht auf den Nachbarn nehmen<br />

75


zu müssen. Auf diese Weise wurde es erstmals nach Jahrhunderten<br />

jedem Landwirt möglich, Art und Zeitpunkt der Feldbestellung ganz<br />

individuell zu bestimmen. Damit hat eine solche Konsolidation mehr<br />

zur freien Entfaltung der Menschen beigetragen als manches großartig<br />

verkündete Gesetz. Auch in <strong>Eisenbach</strong> hat sich die damit geschaffene<br />

Feldeinteilung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bewährt.<br />

Die Flurbereinigung von 1962<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es zunächst wieder um die Ernährungssicherung<br />

einer durch Flucht und Vertreibung erheblich angewachsenen<br />

Bevölkerungszahl, was nur durch eine Steigerung der<br />

Nahrungsmittelproduktion zu erreichen war. Neben dieser überbetrieblichen<br />

trat dann Ende der fünfziger und Anfang der sechziger<br />

<strong>Jahre</strong> die einzelbetriebliche Problematik wieder stärker in den Vordergrund.<br />

Die Entspannung der Ernährungssituation einerseits und<br />

die Technisierung in der Landwirtschaft, z. B. die Ablösung der tierischen<br />

Anspannung durch den Schlepper und die Einführung gummibereifter<br />

Wagen, erforderten ein besseres Wegenetz und längere und<br />

größere Nutzflächen, um die einzelbetriebliche Produktivität zu erhöhen.<br />

Auch in <strong>Eisenbach</strong> gab es um 1960 bei 670 Besitzständen 6 insgesamt<br />

nur drei Besitzstände mit einer Nutzfläche von mehr als<br />

20 ha. 11 Besitzstände hatten zwischen 7,5 und 20 ha, 40 Besitzstände<br />

zwischen 2 und 7 ,5 ha, 160 Besitzstände zwischen 0,5 und 2 ha und<br />

456 Besitzstände weniger als 0,5 ha. Die „Normalparzellen" 7 waren<br />

mit 1.250 m2 im Acker und 625 m 2 im Grünland und Längen zwischen<br />

80 m und 120 m seit 1874 unverändert. Die Grundstücke waren zersplittert<br />

und unwirtschaftlich geformt und hatten zudem eine sehr geringe<br />

Teilstücksgröße. Diese Merkmale und ein schlechtes Wegenetz<br />

bedeuteten für die landwirtschaftlichen Betriebe außerordentlich<br />

große Wirtschaftserschwernisse. Eine rentable Landbewirtschaftung<br />

erschien damit in Zukunft nicht möglich.<br />

Diese und ähnliche Gründe mögen es gewesen sein, die 34 <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Grundstückseigentümer veranlaßten, am 15. April 1959 beim damaligen<br />

Kulturamt Limburg den Antrag auf Durchführung einer<br />

Flurbereinigung zu stellen. Die Flurbereinigungsbehörde reagierte<br />

schnell. Schon ein Jahr später ordnete das Landeskulturamt in Wiesbaden<br />

mit Beschluß vom 16. März 1960 die Flurbereinigung der<br />

Grundstücke der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong> an. Als Gründe für diese<br />

Anordnung werden in dem Beschluß angegeben:<br />

- außerordentlich schlechtes Wegenetz<br />

- starke Grundstückszersplitterung<br />

- unwirtschaftliche Grundstücksform<br />

- teilweise stauende Nässe in den Grundstücken<br />

- starke Verzahnung der Besitzverhältnisse mit der Gemarkung<br />

Niederselters.<br />

Das Verfahrensgebiet hatte eine Größe von 1. 229 ha 8 und umfaßte die<br />

gesamte Feldflur und den Wald. Es wurde später durch Zuziehung<br />

von Flurstücken der Nachbargemarkungen noch geringfügig erwei-<br />

tert. Die Grenzen zwischen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> und den Gemeinden<br />

Erbach und Niederselters wurden zur Erreichung der Ziele<br />

der Flurbereinigung und in Anpassung an die Neueinteilung des Flurbereinigungsgebietes<br />

geändert. Die Gemeindegrenze zwischen <strong>Eisenbach</strong><br />

und Oberselters wurde im Verfahren Obersehers reguliert. Die<br />

Einbeziehung der Ortslage scheiterte dagegen trotz vielseitiger Bemühungen<br />

insbesondere der Katasterverwaltung daran, daß sich niemand<br />

in der Lage fühlte, die Kosten für die Neuvermessung zu übernehmen.<br />

So ist denn die Grundlage für Nachweis und Sicherung des<br />

Grundeigentums im wertvollsten Teil der gesamten Gemarkung,<br />

nämlich im dichtbebauten Ortskern, nach wie vor die Vermessung in<br />

Ruten, Schuh und Zoll aus der Konsolidation von 1874.<br />

Die Arbeiten schritten zunächst zügig voran. Am 14. April 1960 wählte<br />

die Teilnehmerversammlung im Saalbau Gattinger in offener Wahl<br />

durch Handaufheben folgende Herren in den Vorstand:<br />

Ortslandwirt Berninger<br />

Josef Schnierer<br />

Walter Weil<br />

Willi Schäfer<br />

Alfons Jost I.<br />

Simon Schorr<br />

Alfred Grimm<br />

Dazu kam später noch 1. Beigeordneter Peter Zöller. Der Vorstand<br />

wählte Simon Schorr zum Vorsitzenden und Ortslandwirt Berninger<br />

zum Stellvertreter des Vorsitzenden.<br />

Vom Kulturamt waren Regierungsvermessungsrat Albert Marx zum<br />

Leiter des Verfahrens, Vermessungsinspektor Engelbert Reitz zum<br />

Sachbearbeiter Technik und Verwaltungsangestellter Willi Flecke<br />

zum Sachbearbeiter Verwaltung bestimmt worden9• Ihre umfangreichen<br />

Tätigkeiten wickelten sie im Gasthaus Berninger ab. In guter<br />

Gemeinschaftsarbeit erreichte man es, daß die vorläufige Besitzanweisung<br />

schon am 18. Dezember 1962 erlassen werden konnte. Zu<br />

diesem Zeitpunkt gingen Besitz und Nutzung auf die Empfänger der<br />

neuen Grundstücke über. Die Teilnehmer kamen also zu diesem Zeitpunkt<br />

in den Genuß der tatsächlichen durch die Flurbereinigung bewirkten<br />

Vorteile, während die rechtlichen Änderungen, insbesondere<br />

der Übergang des Eigentums, erst zu einem späteren Zeitpunkt wirksam<br />

wurden. Wegen der großen Bedeutung, den der Übergang von<br />

Besitz und Nutzung an den neuen Grundstücken für die Teilnehmer<br />

hat - im Volksmund sagt man auch: ,,Die Grundstücke werden ausgegeben"<br />

- wird in der Regel dieser Zeitpunkt als Durchführungszeitpunkt<br />

der Flurbereinigung angegeben, wenn man nicht den gesamten<br />

Zeitraum von Anfang bis Ende nennen will.<br />

Danach ließ man es etwas ruhiger angehen. Am 15. November 1965<br />

wurde den Beteiligten der Flurbereinigungsplan vorgelegt und nach<br />

Erledigung der Widersprüche am 26. Mai 1966 die Ausführungsanordnung<br />

erlassen. Am gleichen Tage trat der im Flurbereinigungsplan<br />

vorgesehene neue Rechtszustand an die Stelle des alten. Nach Berichtigung<br />

der öffentlichen Bücher, insbesondere von Grundbuch und<br />

76


Liegenschaftskataster, wurde das Verfahren am 12. Juni 1972 mit der<br />

Schlußfeststellung 11 abgeschlossen.<br />

Welch starke Veränderung unsere Gemarkung durch die Flurbereinigung<br />

erfahren hat und wie prägend dieser neue Zustand auch heute<br />

und für die weitere Zukunft noch ist, wird deutlich, wenn man einige<br />

wesentliche Ergebnisse näher betrachtet:<br />

Ein neues Wegenetz mit durchschnittlich 200 m langen Gewannen<br />

verringert die Wendezeiten.<br />

Die Zahl der Besitzstücke von 21 Betrieben mit einer Nutzfläche<br />

ab 5 ha sank von 3.350 auf 50, das Zusammenlegungsverhältnis<br />

betrug also im Durchschnitt 67:1.<br />

Eine ganz wesentliche Maßnahme ist die Aussiedlung von sechs<br />

landwirtschaftlichen Betrieben aus der engen Ortslage in die freie<br />

Feldmark. Wie notwendig dies war, zeigt die weitere Entwicklung:<br />

Zum Zeitpunkt der Aussiedlung in den <strong>Jahre</strong>n 1960 und 1961 bewirtschafteten<br />

diese Betriebe insgesamt rund 104 ha. Heute, im<br />

<strong>Jahre</strong> 1984, sind es 204 ha, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß<br />

ein Betrieb wegen Todesfalles des Betriebsleiters aufgegeben werden<br />

mußte. Die Aufstockung dieser Betriebe erfolgte mittels des<br />

für diesen Zweck bereitgestellten Domänenlandes und Land der<br />

Naussauischen Siedlungsgesellschaft. Diese enorme Erweiterung<br />

der Besitzstücke auf praktisch das Doppelte erforderte auch eine<br />

Erweiterung der Wirtschaftsgebäude, was aber im dichtbebauten<br />

Ortskern nicht durchführbar gewesen wäre. Auch das Dorf selbst<br />

profitierte von den Aussiedlungen. Es wurden Auflockerungsmöglichkeiten<br />

geschaffen, und die Problematik einer gegenüber Lärmund<br />

Geruchsemissionen der Landwirtschaft auch im Dorf empfindlicher<br />

gewordenen Bevölkerung stellte sich hier nicht. Zu bemerken<br />

ist noch, daß zur Versorgung der im Rahmen der Flurbereinigung<br />

errichteten Aussiedlerhöfe mit Trink- und Brauchwasser<br />

an der Hessenstraße eine neue Wasserversorgungsanlage geschaffen<br />

wurde.<br />

In der ortsnahen Feldlage „Am Weirer Weg" entstand auf einer<br />

Fläche von 1,2 ha eine Gemeinschaftsobstanlage.<br />

In den Fluren 12 und 13 wurden Vermessung und Bodenordnung<br />

auf einer Fläche von etwa 10 ha eine große Anzahl Bauplätze geschaffen.<br />

Der Turn- und Sportverein erhielt das Gelände für einen neuen<br />

Sportplatz.<br />

Die Befestigung der Wege (rund 9 km mit einer bituminösen<br />

Decke, rund 4 km mit einer wassergebundenen Schotter-Kiesdecke)<br />

erleichtert den 1ransport von Saatgut, Dünger und Feldfrüchten.<br />

Die Instandsetzung von 3.300 m Gewässern und die Dränung von<br />

55 ha Acker und Grünland ermöglicht die gleichmäßige Bewirtschaftung<br />

größerer Flächen.<br />

Unter Nässe leidende Flächen in den Feldlagen „Langgraben",<br />

,,Unter der Hessenstraße", ,,Auf der Heide", ,,Langestrichen",<br />

,,Töpferkaut'', ,,In der Au", ,,Vor den Weingärten", ,,Bruchwiese",<br />

,,Humborn", ,,Hanse-Peterswiesen", ,,Riedstücker", ,,Feldwiese",<br />

,,In der Hanse Close" und „Froschpfuhl" wurden durch<br />

Dränung entwässert.<br />

Dies alles zeigt, daß die Flurbereinigung von 1962 im Gegensatz zur<br />

Konsolidation von 1874 nicht nur rein landwirtschaftliche, sondern<br />

darüber hinaus eine ganze Reihe öffentlicher Zielsetzungen verfolgt<br />

und auch erreicht hat. Mit Fug und Recht kann gesagt werden, daß<br />

die Flurbereinigung von 1962 unserer Gemarkung eine Grundausstattung<br />

gegeben hat, mit der sie den Anforderungen auch der weiteren<br />

Zukunft gewachsen ist.<br />

Der Landrat des Landkreises Limburg-Weilburg hat am 10. August<br />

1981 die Teilnehmergemeinschaft <strong>Eisenbach</strong> gemäß § 153 Abs. 1 des<br />

Flurbereinigungsgesetzes aufgelöst. Das noch vorhandene Bankguthaben<br />

der aufgelösten Teilnehmergemeinschaft in Höhe von 47.660,42<br />

DM wurde als Zuschuß für den Ausbau des Wirtschaftsweges „Alte<br />

Straße" verwendet, die von der Jagdgenossenschaft 12 <strong>Eisenbach</strong> zu<br />

einem Gesamtpreis von 124.570,00 DM 13 im <strong>Jahre</strong> 1981 ausgebaut<br />

wurde.<br />

Tonabbau in der „Töpferkaut" 14<br />

Mit dem Abbau wurde im <strong>Jahre</strong> 1966 begonnen. Das Gelände umfaßt<br />

eine Gesamtfläche von 54.634 qm. Hiervon sind für Sicherheitsabstände<br />

und Böschungen etwa 18.600 qm abzuziehen. Die Grubenlaufzeit<br />

wird rund 50 <strong>Jahre</strong> betragen 15 •<br />

Die Gewinnungsbedingungen der Lagerstätte sind von Natur aus sehr<br />

günstig. Als Abraum stehen im Schnitt 80 cm an. Die Gesamtmächtigkeit<br />

der Lagerstätte wird auf wenigstens 80 m geschätzt. Nach dem<br />

derzeitigen Kenntnisstand wird davon ausgegangen, daß eine gänzliche<br />

Austonung vorgenommen werden kann.<br />

Es ist dringend geboten, der Rekultivierung besondere Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Eine Wiederverfüllung der Tongrube scheidet mangels<br />

verfügbarer Masse von erdigen Materialien aus. Nach entsprechendem<br />

abschnittweisen Vorgehen soll der gehaldete Mutterboden<br />

zu besseren Anwuchsbedingungen der nachfolgenden Bepflanzung<br />

auf die den Grubenrand umschließenden Sicherheitsstreifen und auch<br />

an den Böschungen angetragen werden. Der verbleibende offene<br />

Grubenraum wird sich im Laufe der <strong>Jahre</strong> mit Tageswasser füllen, so<br />

daß eine größere Teichfläche - eine Wasserfläche ist jetzt schon vorhanden<br />

- entstehen wird.<br />

77


Interessant ist, daß eine Gewanne des Gesamtgeländes bereits aus<br />

früheren Zeiten den Namen „Töpferkaut'' trägt. Es kann daraus geschlossen<br />

werden, daß hier schon einmal Ton gegraben wurde.<br />

In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß im <strong>Jahre</strong><br />

1963 bei der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> weitere Anträge mit dem Ziel gestellt<br />

wurden, Bodenuntersuchungen betreffs Tongewinnung durchzuführen.<br />

Es handelte sich um<br />

a) das Waldgelände „Mühlhaag", Distrikt 6a und<br />

b) das Waldgelände „Struth" an der Hessenstraße.<br />

Flurnamen<br />

Flurnamen sind im Unterschied zu Siedlungsnamen Bezeichnungen<br />

für einzelne Flurteile, im weiteren Sinne auch für Teile der Landschaft,<br />

also Namen für Quellen, Flüsse, Wälder, bestimmte Gemarkungs-Lagen<br />

usw. In ihnen verbergen sich oftmals Reste alten und<br />

fremden Sprachguts; deshalb können ihnen bei vorsichtiger Deutung<br />

oft wertvolle Anhaltspunkte für die Siedlungsgeschichte entnommen<br />

werden. Die alten Flurnamen geben uns nicht nur Aufschlüsse über<br />

die mannigfachen Veränderungen der Gemarkung; sie sind auch von<br />

einem einmaligen kulturgeschichtlichen Wert für die Kenntnis heimatlicher<br />

Geschichte, in besonderem Maße bezüglich der Vergangenheit<br />

einer Gemeinde. Das liegt hauptsächlich an der sprachlichen Beschaffenheit<br />

des Flurnamens, der noch eine große Beziehung zu dem<br />

zu benennenden Objekt besitzt und an dem teilweise hohen Alter der<br />

überlieferten Namen.<br />

Flurnamen gibt es mindestens seit der Zeit der ersten systematischen<br />

Siedlungstätigkeit durch Menschen. Der Grund: überall, wo sich<br />

Menschen niederlassen, werden Wohnstellen und dazugehörige bewirtschaftete<br />

Flächen (Äcker, Wiesen, Wälder) ihres Wohnbereiches<br />

benannt. Durch die Namen werden einerseits Unterscheidungen innerhalb<br />

der vorhandenen Namenswelt vorgenommen, andererseits<br />

wird auch die Eigenständigkeit des Objekts der Benennung betont.<br />

Das bedeutet, daß etwa der „Brühl", als Flurstück wie als Namen,<br />

sich von anderen Namen der Flur abhebt; der Name identifiziert das<br />

Objekt und daß der Name „Brühl" nur ausschließlich für ein ganz<br />

bestimmtes Flurstück, nämlich für Wiesengelände brauchbar ist, das<br />

heißt, hierfür ist der Name charakteristisch.<br />

Dieser Beitrag kann nicht allumfassend die Herkunft und Bedeutung<br />

aller Flurnamen darstellen, die sich vielfach über die Jahrhunderte erhalten<br />

haben und fast ausschließlich im Volksmund entstanden sind.<br />

Für künftige Heimatfreunde möge aber diese Aufgabe zu einem besonderen<br />

Anliegen werden.<br />

bis in die Gegenwart fortlebt. Viele der Flurnamen sind auch ohne<br />

Erläuterungen aussagefähig.<br />

Besondere Benennung von Gemeindeteilen<br />

Im Zuge der Gebietsreform im <strong>Jahre</strong> 1974 sind mit der Eingliederung<br />

und dem Zusammenschluß von Gemeinden die Wohnplätze (Wohnplatzbenennungen)<br />

der früheren Gemeinden gegenstandslos geworden.<br />

Das traf auch für <strong>Eisenbach</strong> zu. Die Gemeindevertretung der damals<br />

noch selbständigen Gemeinde hatte bereits am 3. Juli 1965 beschlossen,<br />

für die Aussiedlerhöfe Wohnplatzbezeichnungen zu benennen.<br />

Der Hof „Wiesengrund" war von der Benennung ausgenommen,<br />

weil er zu dieser Zeit noch nicht bewohnt war.<br />

Mit Recht erhebt sich die Frage, was sind Wohnplätze 18? Hierzu ist<br />

folgendes zu sagen:<br />

Wohnplätze sind Teile des Gemeindegebietes, die vom Rande derbebauten<br />

Ortslage eines Ortsteiles mindestens 800 m (ca. 10 Gehminuten)<br />

entfernt liegen oder durch bestimmte örtliche Begebenheiten<br />

(z.B. breites Gewässer, Verkehrsweg ohne Übergang) von der bebauten<br />

Ortslage eines Ortsteiles getrennt sind. Sie können sowohl aus einem<br />

ständig bewohnten einzigen Gebäude als auch aus einer bewohnten<br />

Gebäudegruppe oder mehreren bewohnten Gebäudegruppen bestehen.<br />

Aufgrund der Empfehlung der zuständigen behördlichen Stellen hat<br />

die Gemeindevertretung unter Berücksichtigung eigener Vorschläge<br />

am 22. November 1983 für <strong>Eisenbach</strong> folgende Wohnplatzbenennungen<br />

beschlossen19 :<br />

,,Hof zu Hausen"<br />

,,Hubertushof"<br />

, , Wiesengrund''<br />

,,Tannenhof"<br />

, ,Birkenhof''<br />

,,Irmenhof"<br />

,,Klausenhof"<br />

, ,Marienhof''<br />

, ,Petershof''<br />

Somit haben die durch die Gebietsreform gegenstandslos gewordenen<br />

Wohnplatzbenennungen wieder ihre Rechtmäßigkeit bekommen. Für<br />

die <strong>Eisenbach</strong>er war dieser gesetzlose Zustand kein Gesprächsthema,<br />

weil dies keine praktischen Auswirkungen hatte. Vielleicht war dies<br />

auch - selbst den Betroffenen - nicht bekannt.<br />

Die am Ende dieses Beitrages befindliche Übersicht der Flurnamen<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Gemarkung muß deshalb notwendigerweise summarisch<br />

bleiben. Sie zeigt uns aber, wie unsere Vorfahren meist den treffendsten<br />

Ausdruck für die Fluren fanden, der in den meisten Fällen<br />

78


2-4678<br />

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1<br />

Gemarkungskarte von <strong>Eisenbach</strong> mit Flurnamen.<br />

Mit Genehmigung des Hessischen Landesvermessungsamtes<br />

vervielfältigt-Vervielfältigungsnummer B-43 /84<br />

79


Übersicht der Flurnamen<br />

An der Heth<br />

An der Mühl<br />

Am kleinen Berg<br />

Am Hauserweg<br />

Am Steinfels<br />

Am Weirerweg<br />

Am Weisenstein<br />

Auf der alten Straß<br />

Auf der Grub<br />

Auf der Heide<br />

Auf der Schlicht<br />

Auf der Spähn<br />

Auf'm Niederselterser Weg<br />

Bruchwiese<br />

Brühl<br />

Eckweg<br />

Feldwiese<br />

Frondorferborn<br />

Georgsgraben<br />

Glücksbahn<br />

Hammelsberg<br />

Hanse Peters Wiesen<br />

Haidekopf<br />

Hahlberg<br />

Hauser Bach<br />

Hauser Weg<br />

Hinterm Georgsgraben<br />

Hinterm Hundesgraben<br />

Hinterm Langgraben<br />

Hinterm Kesselgraben<br />

Hinter der Wassergall<br />

Humborn<br />

In der Au<br />

In der Flußet<br />

In der Hanseklose<br />

In der Spilset<br />

In der Stelzbach<br />

Kirchstücker<br />

Kohlwehr<br />

Krautstücker<br />

Langgraben<br />

Langestrichen<br />

Langgrabenwiese<br />

Neues Feld<br />

Niederborn<br />

überm Gußweg<br />

Riedstücker<br />

Räder<br />

Scharlach<br />

Steinfels<br />

Stiefelsacker<br />

Struth<br />

Schwarzetag<br />

Thierheck<br />

Thierwiese<br />

Töpfer kaut<br />

Unter der Hessenstraße<br />

Unterm Hauser Weg<br />

Unterm Gußweg<br />

Vorm Berg<br />

Vorm Hundsgraben<br />

Vorm Langgraben<br />

Vorm Steinfels<br />

Vorm Weingarten<br />

Vogelwiese<br />

Wassergraben<br />

Zwischen den Gräben 21<br />

Quellenangabe:<br />

!) Hessisches Landesvermessungsaml Wiesbaden: ,,Historische Karten der Landesvermessung"<br />

Ausstellungsführer, Wiesbaden 1980.<br />

2) Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden: ,,Historische Karten der Landesvermessung"<br />

Ausstellungsführer, Wiesbaden 1980.<br />

3) Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden: ,,Historische Karten der Landesvermessung"<br />

Ausstellungsführer, Wiesbaden 1980.<br />

4) Anlage I zur Verordnung der Herzoglich Nassauischen Landesregierung, die Konsolidatio n<br />

der Güter sowie das Ab- und Zuschreiben in den Lagerbüchern betreffend vom 2. Februar<br />

1830. Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau, 1830, S. 21.<br />

5) Instruktion für die Vollziehung der Gütcrkonsolidation, hier § 5 - siehe Quellennachweis<br />

Nr. 4.<br />

6) Akten des Flurbereinigungsverfahren <strong>Eisenbach</strong>, Staatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 435.<br />

7) Instruktion für die Vollziehung der Güterkonsolidation, hier § 13 - siehe Quellennachweis<br />

Nr. 4. ,,<br />

8) Akten des Flurbereinigungsverfahren <strong>Eisenbach</strong>, Staatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 435.<br />

9) Akten des Flurbereinigungsverfahren <strong>Eisenbach</strong>, Staatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 435.<br />

10) Akten des Flurbereinigungsverfahren <strong>Eisenbach</strong>, Staatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 435.<br />

11) Akten des Flurbereinigungsverfahren <strong>Eisenbach</strong>, Staatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 435.<br />

12) Niederschrift über die konstituierende Sitzung der Jagdgenossenschaft <strong>Eisenbach</strong> am 22. Mai<br />

1978.<br />

13) Auftrag der Jagdgenossenschaft <strong>Eisenbach</strong> vom 20.3.1981 an Bauunternehmung Schäfer,<br />

Weilmünster-Rohnstadt.<br />

14) Topogr. Karte, Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden, Vervielfältigungsnummer<br />

B-43/84.<br />

15) Erläuterungsbericht über die Fortführung des Tonabbaues auf dem Grundstück Flur 2, Flurstück<br />

285, Ziegeleibetriebsgesellschaft mbH, Tonwerk <strong>Eisenbach</strong> KG, Firma Gotthard!,<br />

Domburg l, vom 22.3.1982.<br />

16) Hessische Gemeindeordnung§ 12, 4. Satz.<br />

17) Protokoll über die Sitzung der Gemeindevertretung von <strong>Eisenbach</strong> am 3.7.1965.<br />

18) Staatsanzeiger vom 23. 12.1974, Seite 2367.<br />

19) Protokoll über die Gemeindevertretersitzung am 22.11.1983.<br />

20) Topogr. Karte, Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden, Vervielfältigungsnummer<br />

B-43/84.<br />

21) Schulchronik I der Volksschule <strong>Eisenbach</strong>.<br />

80


Berthold Hartmann/Rüdiger Zobel<br />

Gemeindewald urid Waldortsnamen<br />

mit Übersicht<br />

Aufteilung der Gemarkung jn Wald,<br />

landwirtschaftliche, ertragslose und bejagbare Fläche<br />

Die vorgenannte Gemarkungsgrenze setzt sich wie folgt zusammen:<br />

a) 254,5078 ha Wald - davon sind<br />

242,6000 ha Hochwald und<br />

11,9078 ha Wegeflächen, Wildwiesen, Stromleitungsstraßen u. a_l<br />

b) 505 ha landwirtschaftliche,<br />

c) 130 ha ertraglose,<br />

d) 830 ha bejagbare Fläche 2 •<br />

Der Vollständigkeit halber muß noch folgendes erläutert werden:<br />

In den vorstehend unter a) aufgeführten Waldflächen ist der Wald<br />

von Hof zu Hausen nicht rniterfaßt. Er hat ein Flächenmaß von<br />

376 ha 3 • Bei der bejagbaren unter d) angegebenen Fläche sind das Feld,<br />

der Wald und die Wiesen von Hof zu Hausen nicht rniteingerechnet.<br />

Es handelt sich um Privatbesitz.<br />

Hierzu ein interessanter Vergleich zu den Verhältnissen vor 100 <strong>Jahre</strong>n:<br />

Der Gemeindewald wurde von der königlich-preußischen Oberförsterei<br />

Rod a. d. Weil betreut. Die Gemeinde besaß zur damaligen Zeit<br />

250 ha Wald mit 100 ha Wiesen und 425 ha Feld; diese Flächen waren<br />

zu einem Revier vereinigt. Das Jagdrecht besitzt die Gemeinde seit<br />

dem Reformjahr 1848. Die Jagdperioden waren 6jährig, heute beträgt<br />

die Pachtzeit 12 <strong>Jahre</strong>. Der jährliche Pachtpreis betrug 276 Mk,<br />

heute sind es 17.430 DM. Das Revier grenzte nördlich an Münster,<br />

westlich an Oberbrechen und Niederselters, südlich an Oberseiters<br />

und Erbach und östlich an Haintchen und den Staatswald 4 •<br />

Ein weiterer Vergleich geht auf das Jahr 1828 zurück.<br />

Von der 4.530 Morgen großen Gemarkung waren 2.152 Morgen<br />

Wald. Weitere 164 Morgen rechnete man für Gebäude, Trieschland,<br />

steriles Land, Wege und Weiden. So blieben an Ackerland 1.833, an<br />

Wiesen 368, an Gärten nur 9 Morgen 5 •<br />

Die Bedeutung des Gemeindewaldes für die Zivilgemeinde wird in<br />

den Haushaltsplänen, damals Rechnungs-Überschläge genannt, dokumentiert,<br />

die zwischen 1866 und 1885 dem zuständigen Amtmann<br />

in Idstein „zur Vollziehung" vorgelegt werden mußten 6 •<br />

So läßt sich zum Beispiel für das Jahr 1869 daraus ablesen, daß die<br />

Summe aller Einahmen 3.433 Taler, 18 Silbergroschen und 8 Pfennige<br />

beträgt und daß der größte Einnahmetitel der Holzverkauf mit 2.440<br />

Taler und 23 Silbergroschen ist. Mehr als 70 Prozent aller Einnahmen<br />

der Gemeinde stammten somit aus dem Etattitel „Gewöhnliche<br />

Holzschläge" 7 • Mit dieser Einnahme allein konnten 1869 die gesamten<br />

Ausgaben für die Gemeindeverwaltung (566 Taler), den Armenfonds<br />

(577 Taler), die Schule (615 Taler), die Unterhaltung der Waldungen<br />

(681 Taler) und die Aufwendungen für den Brückenbau und<br />

die Anlage von öffentlichen Plätzen (200 Taler) getätigt werden.<br />

Der Privatwald von Hof zu Hausen umfaßte damals 238 ha Wald<br />

und 45 ha Feld. Die Jagdverpachtung erfolgte ebenfalls auf 6 <strong>Jahre</strong>.<br />

Der jährliche Pachtpreis betrug 175 Mk.<br />

Distriktnamen waren:<br />

Dreispitz, Kaltergraben, Hoherkopf, Ober und Unter dem Hasselbacher<br />

Weg, Eckstein, Kastanienschlag, Hohe Buche, Schwickershäuserpfad,<br />

Petersborn, Kapellenschlag, Ginkertsberg und Obere<br />

Steinwand 8 •<br />

Zuordnung des Waldes zu Revierförstereien<br />

Der Gemeindewald ist auf die Revierförstereien Erbach und Münster<br />

aufgeteilt. Beide Revierförstereien gehören zum Hessischen Forstamt<br />

Camberg 9 • Bis zum 31. Dezember 1975 wurde der Gemeindewald vom<br />

Hessischen Forstamt Rod a. d. Weil betreut.<br />

Zu der Revierförsterei Erbach gehören die 10<br />

Abteilungen<br />

Waldortsnamen<br />

301-304<br />

Haag<br />

305<br />

Halberg<br />

306<br />

Rödern<br />

307, 308<br />

Weid<br />

309<br />

Humborn<br />

310<br />

Frondorferborn<br />

311<br />

Heck<br />

312<br />

Eckweg<br />

313, 314<br />

Haidekopf<br />

315-319, 321<br />

Struth<br />

320<br />

Burghöhl<br />

Zur Revierförsterei Münster gehören die<br />

Abteilungen<br />

Waldortsnamen<br />

322, 323 Königsheck<br />

Die größten zusammenhängenden Waldflächen liegen im Osten von<br />

<strong>Eisenbach</strong> (Herrenwald). Der Nadelwaldanteil beträgt 57 . Prozent.<br />

Große Laubwaldareale befinden sich im Zentrum des Herrenwaldes,<br />

also ostwärts der Ortslage. Besonders wertvolle Altholzbestände<br />

(Eiche und Rotbuche) sind im Herrenwald.<br />

Die Hauptwirtschaftswege sind in der Regel geschottert und nicht<br />

asphaltiert.<br />

81


F orsteinrich tungswcrk<br />

Durch Zeitablauf und Gebietsreform war es erforderlich geworden,<br />

die vorhandenen Forsteinrichtungswerke 11 zum Stichtag 1. Januar<br />

1981 zu erneuern und zu einem Gesamtplan zusammenzufassen.<br />

Hierbei wurde die Kartierung der Waldfunktionen überarbeitet und<br />

fortgeführt, die als wesentliche Grundlage für die forstliche Betriebsplanung<br />

und alle Planungen, die den Wald betreffen, dient.<br />

Mit einer gleichzeitigen Standortkartierung wurden außerdem die<br />

forstökologischen Grundlagen - insbesondere für die Baumartenwahl<br />

- erhoben.<br />

Die Arbeiten wurden durch die Hessische Forsteinrichtungsanstalt im<br />

Einvernehmen mit dem Hessischen Forstamt Bad Camberg und der<br />

Gemeinde Selters durchgeführt.<br />

Im Laufe von 10 <strong>Jahre</strong>n ist folgender Einschlag ohne Beeinträchtigung der Nachhaltigkeit vorgesehen:<br />

Eiche Buche Fichte Kiefer Sa. Eiche Buche Fichte Kiefer Sa.<br />

- fm o. R. - in % in % in % in % in %<br />

Endnutzung 1358 826 2199 691 5074 27 16 43 14 100<br />

Vornutzung 1359 1246 2766 599 5970 23 21 46 10 100<br />

Gesamtnutzung 2717 2072 4965 1290 11044 25 18 45 12 100<br />

Das Altersklassenverhältnis im Hochwald lautet:<br />

in <strong>Jahre</strong>n bis 20 21-40 41-60 61-80 81-100 101- 120 121- 140 über 141 Sa. in %<br />

Eiche 0,9 4,8 29,4 10,6 45,7 19<br />

Buche 2,9 7,9 16,0 6,9 3,8 10,3 11,2 59,0 24<br />

Fichte 40,1 23,4 16,3 14,3 15,4 1,6 111,2 46<br />

Kiefer 0,1 3,7 0,6 6,8 8,1 7,4 26,7 11<br />

43,1 36,0 37,7 50,6 19,2 18,7 18,7 18,6 242,6<br />

17 % 15 % 16 % 21 % 8 % 8 % 8 % 7 % 100 %<br />

Gemäß der Festsetzung der Königl. Regierungs-Abteilung des Innern vom 21. 11. 1881 12 betrug die Größe des Gemeindewaldes <strong>Eisenbach</strong><br />

248,064 ha Holzboden und<br />

5,654 ha Nichtholzboden<br />

253,718 ha<br />

Der Hiebssatz war für die <strong>Jahre</strong> 1882 bis 1891 folgender:<br />

I Hochwald (146,5 ha)<br />

Hauptnutzung<br />

297 fm Eiche<br />

1.337 fm Buche<br />

122 fm Weichholz<br />

Vornutzung<br />

2.089 fm Buche<br />

50 fm Weichholz<br />

324 fm Nadelholz<br />

Gesamtnutzung 4.219 fm Hochwald<br />

II Niederwald (101,3 ha)<br />

Durchschn. jährlich<br />

82<br />

3890 fm Eiche<br />

200 fm Buche<br />

80 fm Weichholz<br />

4170 [m<br />

In den 10 <strong>Jahre</strong>n sollten also 4.219 fm (aus Hochwald) und 4.170 fm<br />

(aus Niederwald) genutzt werden.<br />

Vergleicht man die Zahlen der beiden Forsteinrichtungswerke, so<br />

fällt folgendes auf:<br />

1. Die Größe des Gemeindewaldes hat sich kaum verändert.<br />

2. Die Erhöhung des Hiebssatzes von 8.389 fm auf 11.044 fm resultiert<br />

aus der Umwandlung der damaligen Niederwälder in den<br />

Hochwald. Dies wird auch durch die Zahlen beim Altersklassenverhältnis<br />

verdeutlicht. Der Anteil der Fichte liegt bei 46 Prozent<br />

und hier besonders in den beiden ersten Altersklassen.


Ziel der Waldbewirtschaftung<br />

Das Ziel der heutigen Bewirtschaflung des Gemeindewaldes 13 liegt in<br />

folgendem:<br />

1. Erhaltung, Erneuerung oder Gewinnung eines stabilen Gefüges<br />

standortgerechter, genetisch hochwertiger, zuwachsstarker, wertvoller,<br />

gesunder Waldbestände, die in ihrer Gesamtheit für folgende<br />

Ziele einen optimalen Gesamtnutzen erwarten lassen:<br />

- Erhaltung der Schutzwirkungen für Klima, Wasser und Boden,<br />

- Steigerung der Holzproduktion unter Beobachtung eines reichhaltigen<br />

Holzartenangebotes mit möglichst großen Anteilen<br />

qualitativ hochwertigen Starkholzes,<br />

- Sicherung des Lebensraumes für eine artenreiche Tier- und<br />

Pflanzenwelt, insbesondere Schutz seltener Biotope und<br />

Arten,<br />

- Gewährleistung der örtlich notwendigen Schutzwirkungen des<br />

Waldes gegen Schadstoffe, Lärm- und Sichtbelästigung,<br />

- Gewährleistungen der örtlich gebotenen Erholungswirkungen,<br />

- Erfüllung weiterer landespflegerischer Anforderungen,<br />

insbesondere Sicherung des Mischwaldcharakters.<br />

2. Erhaltung eines artenreichen Wildbestandes mit einer dem jeweiligen<br />

Biotop entsprechenden tragbaren Wilddichte<br />

Der Wald dient neben seinem wirtschaftlichen Potential auch in zunehmendem<br />

Maße der Erholung sowohl der hier lebenden Menschen,<br />

als auch der Besucher aus den Ballungsgebieten.<br />

Daß diese Ziele nicht immer einfach zu erreichen sind, das wissen<br />

alle, die in diesem Bereich arbeiten. Es ist nicht immer möglich, daß<br />

jeder o. a. Zielpunkt erfüllt wird. Hier ist die Kompromißbereitschaft<br />

bei allen Interessenten gefordert.<br />

Übersicht der Waldortsnamen und Abteilungen<br />

des Gemeinde- und Privatwaldes 14<br />

a) Gemeindewald<br />

Abteilungen<br />

301-304<br />

305<br />

306<br />

307,308<br />

309<br />

310<br />

311<br />

312<br />

313, 314<br />

315 - 319, 321<br />

320<br />

322, 323<br />

Waldortsnamen<br />

Haag<br />

Halberg<br />

Rödern<br />

Weid<br />

Humborn<br />

Frondorferborn<br />

Heck<br />

Eckweg<br />

Haidekopf<br />

Struth<br />

Burghöhl<br />

Königsheck<br />

b) Privatwald Hof zu Hausen (Gemarkung <strong>Eisenbach</strong>)<br />

1, 2 Ginkertsberg<br />

3 Naseweises Plätzchen<br />

4 Grenzschlag<br />

5 Hausenerschlag<br />

6, 7 Petersborn<br />

8 Tasterschlag<br />

9 Dicke Buche<br />

10 Achtzig Morgen<br />

11 Vorderer Eckstein<br />

12 Hinterer Eckstein<br />

13 Kalter Graben II<br />

14 Hoher Kopf<br />

15 Dreispitz<br />

16 Joachimsthal<br />

17 Adamsthal<br />

18, 19 Kalter Graben III<br />

20 Steinwieser Wald<br />

21 Kalter Graben I<br />

22 Birkenschlag<br />

23 Dachsbau<br />

24 Kapellenschlag<br />

25 Fegefeuer<br />

26-33 Herrenwald<br />

34 Zipfen<br />

Quellenangabe:<br />

1) Forsteinrichtungswerk für den Gemeindewald Selters (Taunus) mit Stichtag vom 1. Januar<br />

1981.<br />

2) Jagdpachtvertrag zwischen der Jagdgenossenschaft <strong>Eisenbach</strong> - vertreten durch den Gemeindevorstand<br />

der Gemeinde Selters (Taunus)- und dem Jagdpächter, Herrn Helmut Kaiser,<br />

vom 8. Juli 1977.<br />

3) Schreiben des Hessischen Forstamtes Bad Camberg vom 13. Januar 1982 Th/ pf F 55 Selters<br />

betreffs Flächennutzungsplanentwurf gern. § 2a Abs. 6 BBauG - Gemeindeakten.<br />

4) .,Die Geschichte der Jagd im Taunus", Seite 193, von Edgar Conrad Arthur-Andreae, Verlag<br />

Neumann-Neudamm 1894.<br />

5) Dr. Heilmut Gensicke, Festschrift „50 <strong>Jahre</strong> Kirchenchor Cäcilia <strong>Eisenbach</strong>, S. 60.<br />

6) HHSTA Wi 229/1228 Rechnungswesen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>.<br />

7) HHSTA Wi 229/ 1228 Rechnungswesen der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>.<br />

8) ,,Die Geschichte der Jagd im Taunus'' auf Seite 321 von Edgar Conrad Arthur-Andreae, Verlag<br />

Neumann-Neudamm 1894.<br />

9) Erlaß des Hessischen Ministers für Landwirtschaft und Umwelt vom 17. Dezember 1975 llI<br />

A 1 - 2541-002 und Vfg des RP in Darmstadt vom 22. Dezember 1975 VII/ ! b - 002.<br />

10) Top. Karte Maßstab 1 :25000 von der Hessischen f'orsteinrichtungsanstalt in Gießen.<br />

11) Forsteinrichtungswerk für den Gemeindewald Selters (Taunus) mit Stichtag 1. Januar 1981.<br />

12) Erlaß der Königlichen Regierung - Abteilung des Innern - in Wiesbaden vom 21. November<br />

1981 - Forstamtsakten Bad Camberg.<br />

13) Forsteinrichtungswerk für den Gemeindewald Selters (Taunus) mit Stichtag vom 1. Januar<br />

1981.<br />

14) Top. Karte Maßstab 1 :25000 von der Hessischen Forsteinrichtungsanstalt in Gießen.<br />

83


Franz Josef Rembser<br />

Aus der Geschichte der katholischen<br />

Kirchengemeinde <strong>Eisenbach</strong><br />

Von den Anfängen<br />

,,Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben<br />

im Himmel und auf Erden. Darum geht zu allen Völkern, und<br />

macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen<br />

des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles<br />

zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei<br />

euch alle Tage bis zum Ende der Welt." (Mt 28, 18 - 20)<br />

Der Missionsauftrag Jesu an seine Jünger löste die Verbreitung der<br />

Botschaft Christi in alle Welt aus. Bis sie in unsere Heimat vordrang,<br />

sollten noch einige Jahrhunderte vergehen. Wir haben keine genaue<br />

Kunde darüber, wann erstmals das Evangelium in unserer Heimatgemeinde<br />

verkündet wurde, und man kann deshalb nur aus den geschichtlichen<br />

Vorgängen im größeren Raum auf die Auswirkungen<br />

auf den einzelnen Ort schließen und vermuten. Denn ans Tageslicht<br />

der Geschichte tritt <strong>Eisenbach</strong> schließlich mit seiner erstmaligen<br />

schriftlichen Erwähnung erst im <strong>Jahre</strong> 1234 im Zusammenhang mit<br />

seinem Pfarrer und seiner Kirche 1 •<br />

Während Bonifatius (-t 754) allgemein als Apostel der Deutschen gilt<br />

und ihm die Missionierung unserer Heimat zugeschrieben wird, so<br />

gab es sicherlich schon Jahrhunderte vor ihm gerade im Lahngebiet<br />

christliche Gemeinden.<br />

Die Lehre Christi und auch andere religiöse Kulte drangen mit der<br />

Ausbreitung des Römischen Reiches auch in die römischen Provinzen<br />

am Rhein vor. Mit den bald nach der Besetzung und Sicherung des<br />

Gebietes erfolgenden Handelsbeziehungen zwischen den Römern auf<br />

der einen Seite und den germanischen Stämmen auf der anderen Seite<br />

des Limes dürfte sich gewiß auch ein kultureller Austausch abgespielt<br />

haben. Neben den Bischofssitzen in Köln, Mainz und Worms, die bereits<br />

im 4. Jahrhundert bezeugt sind, ist für uns Trier von Bedeutung,<br />

wo die Reihe der Bischöfe schon in der Mitte des 3. Jahrhunderts beginnt.<br />

Von hier aus erfolgte die Missionierung moselabwärts nach<br />

Osten und weiter lahnaufwärts 2 • Lorenz Müller zeigt in seinem Buch<br />

,,St. Lubentius und Dietkirchen an der Lahn" (1969) auf, daß Lubentius<br />

um das Jahr 300 geboren wurde und gegen 369 starb und zu seinen<br />

Lebzeiten eine christliche Gemeinde in Dietkirchen gegründet<br />

hatte, wo auch später sein Leichnam seine Ruhestatt fand 3 • Der natürliche<br />

Lauf des Emsbachs mit seiner Mündung in die Lahn auf der<br />

Höhe von Dietkirchen und die späteren Rechte des Stiftes St. Lubentius<br />

in Dietkirchen und des Erzbistums Trier lassen die Vermutung<br />

zu, daß die christliche Botschaft unsere Heimat schon vor Bonifatius<br />

erreicht hatte.<br />

Sicher wissen wir erst, daß im Jahr 1234 in <strong>Eisenbach</strong> eine Kirche bestand<br />

und ihr der Pleban (Pfarrer) Walpert vorstand. Beide Namen,<br />

der des Ortes und der des Pfarrers, werden im Zusammenhang mit einem<br />

Streit um die Besetzung der Kirche in Heftrich erstmals in einer<br />

Urkunde genannt 4 • Diese Kirche war möglicherweise zur Zeit der Erwähnung<br />

noch nicht lange gebaut und zumindest in ihren wesentlichen<br />

Teilen noch das Gebäude, dessen Turm und Chor bei dem nächsten<br />

Kirchenbau 1711/12 wieder verwendet wurde und durch den Anbau<br />

eines neuen Kirchenschiffes vergrößert wurde. Der Turm blieb<br />

erhalten bis zum Neubau der heutigen Kirche. So konnte Pfarrer Clemens<br />

Langenhof ihn in der Kirchenchronik 5 beschreiben. Danach befand<br />

sich der Chor unter dem Turmgewölbe, das Anfänge der Gotik<br />

zeigte. Die Fenster im Turm hatten Rundbogen im romanischen Stil.<br />

Er schließt daraus, daß die Kirche aus dem 12. oder 13. Jahrhundert<br />

stammt. Ihre weiteren Fundamente wurden beim Kirchenneubau<br />

1897 gefunden. Die beiden Vorgängerkirchen standen im Bereich des<br />

Querschiffes der heutigen Kirche mit Chor und Altar nach Osten auf<br />

der Bergnase. Wen wunderts, daß alle drei bekannten Kirchen St. Peter,<br />

dem „Fels", mit Patronatsfest an Cathedra Petri (22. Februar)<br />

geweiht wurden 6 • Neben den berichteten baulichen Funden sind nur<br />

wenige Zeugnisse aus der vorreformatorischen Zeit vorhanden. Damals<br />

gehörten zur Mutterpfarrei <strong>Eisenbach</strong>, die dem Patronat des<br />

Lubentiusstiftes in Dietkirchen unterstand, die Filialorte Münster,<br />

Wilhelmshain, Frondorf, Hausen und Niederselters. Münster ging im<br />

16. Jahrhundert zur Reformation über. Wilhelmshain und Frondorf,<br />

die sogenannte „Grafschaft", waren wohl um dieselbe Zeit durch<br />

Verlassen verödet. Hausen, in dem 1296 noch mindestens sieben Familien<br />

lebten, wurde seit 1275 durch das Zisterzienserinnenkloster<br />

Gnadenthal bei Dauborn nach und nach durch Kauf und Tausch erworben.<br />

Es behielt das Dorf als Klosterhof über die Reformation bis<br />

zu seinem Ende im 30jährigen Krieg 7 • Niederselters wird als Filialkirche<br />

von <strong>Eisenbach</strong> bereits 1340 erwähnt. Es hatte eine Christophoruskapelle,<br />

die an der Stelle der jetzigen alten Kirche mitten im Dorf<br />

stand und ringsum von Wasser umgeben war. Der Ort besaß eine Kaplanei<br />

mit residierendem Altaristen. Vermutlich hatte der Altarist lediglich<br />

die gestifteten Messen zu lesen und an gewöhnlichen Tagen<br />

den Gemeindegottesdienst abzuhalten, während Taufe, Trauung,<br />

Beerdigung und Osterkommunion in der Mutterkirche <strong>Eisenbach</strong><br />

vorgenommen werden mußten. Wann Niederselters eine selbständige<br />

Pfarrei wurde, ist nicht genau festzustellen. Es kann davon ausgegangen<br />

werden, daß der Ort seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einen<br />

eigenen Pfarrer besaß, und zwar auf Veranlassung der Gemeinde, die<br />

zum Unterhalt des Pfarrers ein Kapital von 400 rheinischen Gulden<br />

aufbrachte 8 •<br />

84


Bekannt sind die Namen der Pfarrer der Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> von der<br />

ersten Erwähnung bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts mit einigen<br />

Lücken aus verschiedenen Urkunden9:<br />

1234<br />

1347 - 1350<br />

1367<br />

1443 - 1444<br />

1446<br />

1470 - 1493<br />

bis 1532<br />

1532<br />

Walpert<br />

Johann von Montabaur<br />

Johann<br />

Johann von Heyde, genannt Taubenesser<br />

Johann Wampach<br />

Peter Helwig aus Wetzlar (auch: Peter Welxter)<br />

Johannes Compel<br />

Ebanus Sartorius<br />

Die Pfarrer der Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> von 1561 bis beute<br />

Pfarrer Philipp Bernhard ist es zu verdanken, daß uns die Namen der<br />

Pfarrer und viele ihrer Lebensdaten von 1561 an genauer bekannt<br />

sind, da er sich die Mühe machte, alle von ihm bei seinem Amtsantritt<br />

vorgefundenen Schriftstücke auf Zeugnisse seiner Vorgänger zu untersuchen<br />

und darüber in der von ihm begonnenen Pfarrchronik zu<br />

berichten 10. Die Daten konnten ergänzt werden durch die Ergebnisse<br />

der Nachforschungen von Rudolf Wolf über die Pfarrer von <strong>Eisenbach</strong>,<br />

die er in der „Hessischen Familienkunde" 1979 veröffentlichte11.<br />

Als ältestes Dokument fand Pfarrer Bernhard ein Pfarrgülte-Register<br />

von 1561, auf dem der Name des Verfassers, Pfarrherr Nicolaus Rodde<br />

aus Camberg, verzeichnet war. Er hatte dieses Amt mindestens 45<br />

<strong>Jahre</strong> inne, als er am 28. 4. 1606 in <strong>Eisenbach</strong> verstarb12.<br />

1606 bis 1616: Pfarrer Daniel Hermanni (Hermannus), wahrscheinlich<br />

aus „Dinkelspiel, der ehemaligen freien Reichsstadt in Schwaben, einige<br />

Meilen von Nordlingen". (Dinkelsbühl, Nördlingen)<br />

1616 bis 1635: Pfarrer Nicolaus Conradi, geboren um 1585.<br />

1640 bis 1692: Pfarrer Johann Ludovici a Wittgenstein, geboren in<br />

Villmar, vorher elf <strong>Jahre</strong> Frühmessner in Vallendar und zwölf <strong>Jahre</strong><br />

Pfarrer in Niederbrechen. Er resignierte am 12. Februar 1691 zugunsten<br />

seines Nachfolgers und starb wohl bald danach im Alter von 88<br />

<strong>Jahre</strong>n. Er hat sich also insgesamt 64 <strong>Jahre</strong> um das Heil der Seelen<br />

gesorgt.<br />

Der Nachfolger war der um 1668 geborene Johannes Bu11mann, Sohn<br />

des Heinrich Bullmann aus <strong>Eisenbach</strong>. Die Pfarrei wurde ihm schon<br />

am 8. April 1691 vom Dekan des Stifts Dietkirchen übertragen, da er<br />

aber noch sehr jung war und die Priesterweihe noch nicht erhalten<br />

hatte, mußte er sich zunächst verpflichten, einen Priester zu bezahlen,<br />

der den Gottesdienst halten und die Sakramente spenden sollte.<br />

Seine erste hl. Messe las er dann am 8. Januar 1692. Er starb schon<br />

am 6. Juni 1704.<br />

Vom 21. Juni 1704 war Johann Georg Adam Pfarrer in <strong>Eisenbach</strong>. Er<br />

war in Limburg geboren und in Hadamar erzogen worden. In seiner<br />

Amtszeit wurde die zweite Kirche in den <strong>Jahre</strong>n 1711/12 erbaut, und<br />

er leitete die Serie von drei Pfarrern aus einer Familie ein, die über 110<br />

<strong>Jahre</strong> dauern sollte. Als er am 2. März 1756 starb, war er die lange<br />

Zeit von 52 <strong>Jahre</strong>n Pfarrer in <strong>Eisenbach</strong> gewesen.<br />

Seines „Bruders Enkel" Conrad Adam folgte ihm als Pfarrer am 15.<br />

Juni 1756. Er war in Hadamar geboren und vor seinem Amtsantritt<br />

schon vier <strong>Jahre</strong> Kaplan bei seinem Großonkel. Fast hätte er das<br />

„Adam'sche Jahrhundert" gefüllt, doch resignierte er wegen seines<br />

hohen Alters von 85 <strong>Jahre</strong>n im <strong>Jahre</strong> 1802 und starb am 9. Februar<br />

1803.<br />

Als Pfarrer folgte ihm am 1. August 1802 sein Bruder Franz Adam,<br />

ebenfalls in Hadamar geboren. Er war bereits seit 1795 hier und hatte<br />

seinem Bruder wegen dessen hohen Alters beigestanden. Die Tatsache,<br />

daß er nach <strong>Eisenbach</strong> kam, hatte einen geschichtlich bedeutsamen<br />

Hintergrund: Er war vorher 21 <strong>Jahre</strong> Pfarrer in Rohlingen/<br />

Lothringen (heute Rouhling, nordwestlich von Sarreguemines). In<br />

diese Zeit fiel die Französische Revolution von 1789 und vor allem die<br />

Schreckensherrschaft Robespierres. Die revolutionäre Gesetzgebung<br />

brachte die Zivilverfassung des Klerus und den „Kult der Vernunft"<br />

an Stelle des christlichen Gottesdienstes. Von den Geistlichen wurde<br />

die Ablegung eines Eides verlangt, der auf ausdrückliche Erklärung<br />

Papst Pius VI nicht mit den Lehren der katholischen Kirche vereinbar<br />

war. Pfarrer Franz Adam verweigerte wie die meisten Geistlichen<br />

Frankreichs den Eid und mußte fliehen, um dem Tod durch den<br />

Strang oder die Guillotine zu entgehen. Er starb in <strong>Eisenbach</strong> am<br />

25. April 1814 im Alter von 76 <strong>Jahre</strong>n und war in der Gemeinde noch<br />

lange als der „Rohlinger" bekarmt.<br />

Die politischen Auswirkungen der französischen Revolution und des<br />

Napoleonischen Zeitalters zeigen sich auf der Ebene der Pfarrgemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> noch weiter: Nach dem Tod Franz Adams versorgte<br />

ein Geistlicher des infolge des Reichsdeputationshauptschlusses<br />

aufgelösten Franziskaner-Klosters in Limburg die Pfarrei. Es war der<br />

aus Oberbrechen stammende Ferdinand Sabel.<br />

Am 5. April 1815 trat Pfarrer Johann Georg Bausch aus Steinbach<br />

bei Hadamar die Pfarrstelle an. Er war der erste Pfarrer, der nicht<br />

durch das Patronatsrecht des Landkapitels Dietkirchen eingesetzt<br />

worden war, sondern infolge der Säkularisation und des sogenannten<br />

„Religionsedikts" von 1803 durch den Landesherrn. Das fiel gerade<br />

in die Zeit, als <strong>Eisenbach</strong> vorübergehend zu Nassau-Oranien gehörte13.<br />

Er war von dem Fürsten von Oranien nominiert worden, dem<br />

damaligen König der Niederlande Wilhelm I. Pfarrer Bauschs Seelsorge<br />

sollte nur eine kurze Zeit beschieden sein, denn er starb schon<br />

am 7. Februar 1816 im Alter von 58 <strong>Jahre</strong>n an einer Krankheit, die er<br />

sich „bei mehrjährigen Kaplans-Diensten auf schweren und extendirten<br />

Pfarreien durch Verhitzung und Verkältung" 14 zugezogen hatte.<br />

85


Bis zum 25. Juli 1816 versorgte der Exkarmelit Adam <strong>Eisenbach</strong> aus<br />

Oberbrechen die Pfarrei.<br />

Inzwischen waren die nassauischen Teilstaaten in dem Herzogtum<br />

Nassau vereinigt unter Herzog Wilhelm. Unter dem Patronatsrecht<br />

des Herzogs war Pfarrer Philipp Bernhard für die Pfarrei <strong>Eisenbach</strong><br />

nominiert. Nach Vorlage der Nominations-Urkunde bei dem „Erzbischöflich-Tierischen-Vicariat<br />

zu Limburg" wurde ihm vom 25. Juli<br />

1816 an die Seelsorge übertragen. Seine feierliche Einsetzung erfolgte<br />

im Beisein eines weltlichen und eines geistlichen Behördenvertreters<br />

am 22. Februar 1817. Philipp Bernhard war am 19. März 1782 in<br />

Camberg geboren. Zu seiner Pfarrei gehörten die katholischen Einwohner<br />

der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> mit dem Hof Hausen und der von­<br />

Schütz'schen Mühle und die der Gemeinde Münster mit der Klumbs-,<br />

Hassei-, Kröner'schen- und Petrys-Mühle. Sein Wirken dauerte 47<br />

<strong>Jahre</strong>, bis er am 1. Juli 1863 im Alter von 81 <strong>Jahre</strong>n starb. Sein Vermögen<br />

vererbte er in Form einer Stiftung der Kirche zu <strong>Eisenbach</strong>,<br />

damit der jeweilige Pfarrer von den Zinsen die „Ortsarmen" unterstütze.<br />

Kaplan Horn wurde bis zum 1. November 1863 Pfarrverwalter.<br />

Als nächster Pfarrer folgte am 1. November 1863 Peter Weyer. Er<br />

war am 23. Januar 1805 in Bleidenstadt geboren und am 10. November<br />

1829 zum Priester geweiht worden. Er wirkte als Kaplan in Villmar<br />

und Höchst, war Pfarrer in Niedergladbach vom 1. Juli 1834 bis<br />

1. Januar 1843 und in Hasselbach vom 1. Januar 1843 bis 1. November<br />

1863. In <strong>Eisenbach</strong> war er Pfarrer und Dekan, bis er am 3. Oktober<br />

1872 verstarb.<br />

Schon vom 6. September 1872 an stand ihm Peter Josef Steinheuer<br />

als Kaplan bei und wurde dann Pfarrverwalter bis zum 1. Mai 1873.<br />

Seine Bewerbung um die Pfarrstelle hatte keinen Erfolg, denn als<br />

Pfarrer folgte am 1. Mai 1873 Peter Caspar Gombcrt, geboren am 21.<br />

April 1817 in Untershausen bei Montabaur. Er war von großem Körperbau,<br />

energisch, pflichtgetreu und ein eifriger Seelsorger. Sein<br />

plötzlicher Tod am 19. Juni 1876 infolge einer Blutvergiftung nach<br />

einer Operation eines Hühnerauges traf die Pfarrei hart, fiel er doch<br />

in die Zeit des sogenannten Kulturkampfes.<br />

Der noch junge preußische Staat versuchte, die Kultur und das ganze<br />

öffentliche Leben unter seine zentralistische Macht zu stellen und<br />

wandte sich in dem Jesuitengesetz und den Maigesetzen vor allem gegen<br />

die geistige Geschlossenheit des Katholizismus. Der Jesuitenorden<br />

wurde unter anderem vom Reichsgebiet ausgeschlossen. Kirchenämter<br />

konnten von den Bischöfen nur nach staatlicher Zustimmung<br />

verliehen werden, die meist wegen politischer Unzuverlässigkeit der<br />

vorgesehenen Geistlichen im Sinne des Staates versagt wurde. So hatten<br />

viele Pfarreien keine Priester, und es fanden teilweise geheime<br />

Gottesdienste statt 15 •<br />

Auch die Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> blieb nach Pfarrer Gomberts Tod bis<br />

1. Januar 1884 ohne Pfarrer, ohne Seelsorge, ohne Gottesdienst und<br />

ohne das Allerheiligste. Die Pfarrchronik berichtet zu dieser Zeit:<br />

,,Die armen Leute suchten, mit rühmlicher Anerkennung muß es geschrieben<br />

werden, ihre religiösen Pflichten in den benachbarten Pfarreien<br />

unter höchst schwierigen Verhältnissen, unter großen Opfern<br />

und Gefahren, winters wie sommers, Niederselters, Oberseiters,<br />

Camberg etc. zu erfüllen und blieben ihrem Glauben treu" 16 • Zwar<br />

waren die unseligen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche<br />

Ende 1883 mit der Rückkehr Bischof Blums aus dem böhmischen<br />

Exil 17 beigelegt, wirkten sich aber in <strong>Eisenbach</strong> noch bis in die 90er<br />

<strong>Jahre</strong> des Jahrhunderts aus, da die Gesetze, die den Kulturkampf<br />

auslösten, offiziell nicht aufgehoben waren. Pfarrer Langenhof berichtet<br />

von der Gattinger'schen Partei, die unter der Führung des damaligen<br />

Bürgermeisters Gattinger immer wieder versuchte, ihre Angehörigen<br />

bei den Kirchenvorstandswahlen in den Kirchenvorstand<br />

zu bringen, was ihr aber nicht gelang 18 • Offensichtlich vertraten die<br />

Mitglieder dieser Gruppe die Haltung des Staates gegenüber der Kirche.<br />

Das Pfarrhaus war während des Kulturkampfes an Landwirte vermietet<br />

und befand sich danach in baufäUigem Zustand. Es war fast<br />

unbewohnbar.<br />

Am 1. Januar 1884 kam der Kaplan Georg Wilhelm Brühl als Hilfsseelsorger<br />

nach <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Ihm folgte als Pfarrer am l. Oktober 1886 Clemens Langenhof. Geboren<br />

am 23. 10. 1840 in Dingden, südlich der heutigen Industriestadt<br />

Bocholt im westlichen Münsterland, besuchte er das Gymnasium in<br />

Coesfeld mit Abitur 1864, studierte vom Herbst 1864 bis 1867 an der<br />

Akademie in Münster Theologie und Philosophie und trat 1868 in das<br />

Priesterseminar in Limburg ein. Priesterweihe am 6. Februar 1869.<br />

Am 7. März 1869 wurde er Kaplan in Münster/Krs. Höchst (Ffm.)<br />

mit den Filialen Kelkheim und Hornau, 1872 Kaplan in Nastätten<br />

und von 1873 an Kaplan in Oestrich/Rhg., wo er zwölf <strong>Jahre</strong> in diesem<br />

Amt blieb. Oestrich blieb ihm immer in freudiger Erinnerung<br />

und sollte sich als Weinbauort auf <strong>Eisenbach</strong> auswirken, wie an anderer<br />

Stelle zu berichten ist. Er betrieb den Bau der heutigen Pfarrkirche<br />

und hat zu seiner Zeit das religiöse Leben der Gemeinde deutlich<br />

geprägt. Von 1913 an standen ihm wegen seines hohen Alters mehrere<br />

Kapläne bei. Als einen davon führt Pfarrer Langenhof im August<br />

1913 einen Johann Pabst aus Frankfurt auf. Es ist dies der spätere<br />

Domkapellmeister Hans Pabst, der in jener Eigenschaft auch 1952<br />

das Gutachten für die neuen Glocken unserer Kirche erstellte. In seinem<br />

Buch „Viel Wasser floß die Lahn hinunter" - Erinnerungen<br />

aus dem vorkirchlichen Raum - widmet er seiner vierwöchigen Episode<br />

in <strong>Eisenbach</strong> eine Passage, ohne den Namen des Ortes zu nennen:<br />

,,So kam ich also nach vier Monaten auf meine zweite Stelle. Ein<br />

75jähriger Westfalenpfarrer, klein, zierlich, aber energisch, empfing<br />

mich temperamentvoll an der Haustür und protestierte mit seiner hel-<br />

86


len Stimme, er brauche keinen Kaplan, er wolle keinen Kaplan. Ich<br />

zeigte etwas eingeschüchtert mein Dekret und er ließ mich schließlich<br />

hinein. Mein schmales Zimmerehen hatte ein Fenster, das auf den<br />

Misthaufen schaute. Es war eisenvergittert. Ob ein Fluchtversuch des<br />

Kaplans vereitelt werden sollte, oder ein Einstieg ungebetener Gäste?<br />

Der alte Herr war so ungefähr Vegetarier. So gab es sonntags einen<br />

kleinen, trockenen Kalbsbraten, an dem in der Woche weilergeschnippelt<br />

wurde, mit Ausnahme von Freitag. Da der alte Pfarrer<br />

keinen Wert auf mich legte, tat ich ihm den Gefallen, fünf Tage Urlaub<br />

zu nehmen. Aber das rächte sich. Als ich schon nach vier Wochen<br />

versetzt wurde, rechnete der alte Herr mir meine Urlaubstage ab<br />

und ich bekam statt 25,- Mark Monatsgehalt nur 21,50 Mark. Dazu<br />

kam noch das Pech, daß ich am vorletzten Tage mich mit einer ganz<br />

neuen Hose auf einer Bank in einen Nagel setzte. Kosten der Reparatur<br />

1,50 Mark. Also Endsumme meines gesamten Einkommens dorten:<br />

20 Mark. Immerhin war mein stilles Wirken dort nicht ohne Erfolg.<br />

Kurz ehe ich hinkam, waren gerade zwei Morde passiert. Dann<br />

bis heute in 50 <strong>Jahre</strong>n keiner mehr". 19<br />

Pfarrer Clemens Langenhof starb am 16. Februar 1917 an den Folgen<br />

einer Lungenentzündung. Sein Grab befindet sich in der heutigen<br />

Kirche neben dem Muttergottesaltar. Sein Nachfolger würdigt ihn in<br />

der Chronik mit folgenden Worten: ,,Laut verkündet seine opferwillige<br />

Nächstenliebe das von ihm gegründete St.-Clemens-Hospital in<br />

Oestrich/Rhg. Seiner glühenden Gottesliebe aber hat er ein dauerndes<br />

Denkmal errichtet in der neuen Pfarrkirche zu <strong>Eisenbach</strong>. Durch<br />

ein Menschenalter ist der Verstorbene der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> in<br />

Mehrheit ein guter Hirte gewesen, der nicht müde ward, seinen Pfarrkindern<br />

durch Wort und Beispiel den Weg zum Himmel zu weisen.<br />

Von apostolischer Anspruchslosigkeit für seine Person und streng gegen<br />

sich selbst war er voll Liebe und Güte für die anderen, zumeist<br />

für die Ärmsten der Armen. Er starb eines erbaulichen Todes am<br />

16. Februar 1917, vom Sterbelager aus noch in der letzten Stunde mit<br />

dem Kruzifix seine Gemeinde segnend."<br />

Bis zum 1. Juni 1917 betreute der Pallottinerpater Wienolt als Seelsorger<br />

die Pfarrei.<br />

Pfarrer Peter Weis trat dann am 1. Juni 1917 die Pfarrstelle in <strong>Eisenbach</strong><br />

an. Er war am 30. August 1869 in Singhafen geboren, am<br />

25. Juni 1898 zum Priester geweiht. Bevor er nach <strong>Eisenbach</strong> kam,<br />

war er Pfarrer in Kirchähr. Er war ein energischer Mann, getragen<br />

von dem Glauben an die Autorität seines katholischen Amtes, was<br />

ihn oftmals in Konflikt geraten ließ mit den veränderten sozialen und<br />

politischen Verhältnissen der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Berühmt<br />

unter seinen Mitbrüdern war seine großzügige Gastfreundschaft.<br />

Aushilfsgeistliche kamen in dieser Zeit besonders gern nach <strong>Eisenbach</strong>.<br />

In der Seelsorge war er besonders bemüht um den Kommunionempfang<br />

und die frühe Erstkommunion der Kinder. Von 1938<br />

bis 1944 war er in einer schwierigen Zeit Dekan des Landkapitels<br />

Camberg. Kurz vor seinem Tod am 12. September 1944 verlieh ihm<br />

Pjarrer Clemens Langenhof<br />

87


Bischof Hilfrich an seinem 75. Geburtstag am 30. August 1944 den<br />

Titel „Geistlicher Rat".<br />

Nach der Pfarrverwaltung durch Pfarrer Xaver :Freidrich vom 1. August<br />

bis 1. November 1944 wurde Theodor Scherer neuer Pfarrer von<br />

<strong>Eisenbach</strong>. Er war am 18. Dezember 1894 in Thalheim geboren und<br />

zuletzt von 1935 an Pfarrer in Oberjosbach. Pfarrer Scherer sorgte<br />

vor allem in den <strong>Jahre</strong>n nach dem 2. Weltkrieg für die bauliche Sicherung<br />

und Erhaltung sowie für die Innenrenovierung der Kirche. Auch<br />

wurde in seiner Zeit die ehemalige Pfarrscheune zu einem Pfarrheim<br />

mit Versammlungs- und Gruppenräumen umgebaut. Am Gründonnerstag<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1959 lähmte ein Schlaganfall seine Kräfte. Am Ende<br />

des <strong>Jahre</strong>s resignierte er. Er starb am 6. Juni 1965 in Neuhof bei<br />

Fulda.<br />

Vom 6. April 1959 als Coadjutor und vom 15. Januar 1960 als Pfarrer<br />

folgte Friedrich Trojan, geboren am 21. Februar 1917 in Krzeschitz in<br />

Böhmen, der das Amt bis heute versieht. Krieg, russische Gefangenschaft<br />

und Vertreibung aus der Heimat sind Merkmale seines Lebensschicksals<br />

wie so vieler Menschen dieser Generation. Seine besonderen<br />

Bemühungen gelten der würdigen liturgischen Ausgestaltung der<br />

Gottesdienste und dem Ausdruck des Gotteslobes in der Kirchenmusik.<br />

So wurde in seiner Amtszeit der Kirchenchor 1969 wieder neu gegründet<br />

und die Kirche mit einer neuen Orgel ausgestattet. Auch die<br />

Umbesetzung der Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils zu den liturgischen<br />

Formen und den Glaubensinhalten in praktische Seelsorge<br />

sind sein besonderes Anliegen.<br />

Der Priestermangel in unserer Zeit veranlaßte das Bistum Limburg<br />

zur Erstellung eines Strukturplanes für die künftige Versorgung der<br />

Pfarreien mit Priestern. Danach ist <strong>Eisenbach</strong> keine Zentralpfarrei<br />

und kann in Zukunft nicht mehr mit einer Besetzung der Pfarrstelle<br />

rechnen.<br />

Die Einkünfte der Kirchengemeinde zur Zeit der mittelalterJichen<br />

Reichskirche<br />

Früher wie heute mußten auch die materiellen Voraussetzungen zum<br />

Bestand einer Pfarrei gegeben sein. Während heute die Einkünfte der<br />

Pfarreien in einem komplizierten Verteilungssystem hauptsächlich<br />

aus den Kirchensteuereinnahmen erwachsen, waren die Pfarreien in<br />

früheren Jahrhunderten weitgehend abhängig von dem Ertrag der jeweiligen<br />

Pfarrgemeinde.<br />

Die Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> gehörte zur Zeit der mittelalterlichen Reichskirche<br />

zum Erzbistum Trier, das in fünf Archidiakonate aufgeteilt<br />

war. Eines dieser Archidiakonate war Dietkirchen, das den rechtsrheinischen<br />

Teil des Kurfürstentums Trier umfaßte. Das Archidiakonat<br />

hatte das Patronatsrecht über die Pfarrei. Dazu gehörte vor allem<br />

das Recht, Pfarrer ein- und abzusetzen, zu visitieren, zu reformieren<br />

und die freiwillige und gerichtliche Rechtsprechung. Der Umfang<br />

und die Art der Rechte unterlagen im Verlaufe der Zeit inm1er wieder<br />

Verwandlungen und Schwankungen 20 •<br />

Der Patronatsherr stattete die ihm unterstellte Pfarrei aber auch mit<br />

materiellen Gütern aus, die meist durch Kauf, Tausch, Schenkung<br />

oder Stiftung erworben wurden und den Bestand der Pfarrei sichern<br />

sollten, hatte selbst aber auch Rechte an dem Ertrag dieser Güter.<br />

Der Grundstock für das Einkommen einer Pfarrei war im allgemeinen<br />

der sogenannte Wittumshof, der in <strong>Eisenbach</strong> schon 1380 mit etwa<br />

30 Morgen Land bezeugt war 21 und praktisch einen Bauernhof mit<br />

dem dazugehörigen Vieh, den Äckern, den Gärten und Wiesen darstellte,<br />

den der jeweilige Pfarrer normalerweise selbst bewirtschaftete.<br />

Durch Kauf oder Schenkung wurden die Ländereien erweitert. Sie<br />

wurden nach Morgen, Sadel, Ruten und Schuh bemessen und hatten<br />

Fruchterträge in Maltern, Sömmern und Sestern. Von den landwirtschaftlichen<br />

Erträgen der zu der Pfarrei gehörenden Bewohnern hatte<br />

der Pfarrer in gewissem Umfang das Zehntrecht. Ländereien, die der<br />

Pfarrer nicht selbst bebaute, wurden meist verpachtet. Der Pachtzins<br />

war dann zu bestimmter Zeit in Form von Früchten fällig. Hin und<br />

wieder wurden aber auch Ländereien gegen Geld verkauft. Das Geld<br />

brauchte man zum Bau oder zur Unterhaltung der Kirche. Oder es<br />

wurde ausgeliehen. Nun war es aber Christen in mittelalterlicher Zeit<br />

nicht erlaubt, Zinsen zu nehmen, das galt als Wucher. Die Kirche<br />

wußte sich zu helfen: Die „Zinsen" waren in Form von festgelegten<br />

Mengen an Früchten, meist Korn, zu entrichten (sogenannte Fruchtgülte).<br />

Daneben hatte der Pfarrer wie die anderen Bewohner auch das<br />

Recht auf eine bestimmte Menge an Holz aus dem Gemeindewald<br />

und das Recht auf die Benutzung der Weiden. Alle diese Erträge bildeten<br />

das Einkommen der Pfarrei, von dem der Pfarrer mit seinem<br />

Haushalt unmittelbar lebte, wovon aber auch Küster, Glöckner, Kantor<br />

usw. ,,bezahlt" wurden und schließlich auch Kirche und Pfarrhaus<br />

baulich unterhalten wurden. Nicht zuletzt erhielt der Patronatsherr,<br />

das Archidiakonat Dietkirchen, seinen Anteil.<br />

Pfarrer Bernhard erwähnt in der Kirchenchronik häufig alte Verzeichnisse<br />

der verschiedenen Rechte, die die Pfarrei an Erträgen hat.<br />

Es war offensichtlich eine wesentliche Aufgabe der Pfarrer der frühen<br />

<strong>Jahre</strong>, ihren Nachfolgern möglichst umfassende Aufstellungen<br />

der „Gerechtsamen" (wie die Ertragsrechte genannt wurden) zu hinterlassen.<br />

Aus einem von Pfarrer Hermanni 1608 neu aufgestellten<br />

Register entnimmt er, daß der Pfarrer damals Anspruch hatte auf die<br />

Hälfte des großen und kleinen Zehnten von <strong>Eisenbach</strong> und Hof Hausen<br />

und auf den vierten Teil des Zehnten von Wilhelmshain. Diese<br />

Rechte erbrachten im <strong>Jahre</strong> 1607 in <strong>Eisenbach</strong> 28 Malter Korn, 13<br />

Malter Hafer, 1 Malter Gerste, 1 Malter Erbsen und 4 Malter Weizen<br />

ohne die Lämmer, Ferkel, Gänse und Hähne. Von Hof Hausen erhielt<br />

er im gleichen Jahr 4 Malter Korn, 1 Malter Hafer und eine Fuhre<br />

Heu sowie an jedem Quatember einen Wagen Holz 22 •<br />

88


Anläßlich der Ablösung der Zehntrechte in herzoglich-nassauischer<br />

Zeit führt Pfarrer Bernhard die zu dieser Zeit bestehenden Rechte auf<br />

und die dafür bewilligten Ablösungssummen. Danach bestand das<br />

Zehntrecht in <strong>Eisenbach</strong> und Hof Hausen, Teilrechte in Münster und<br />

das Recht auf einen halben Zehnt an dem Junker-Einrichs-Gut in<br />

Oberseiters. Weiteren Aufschluß dürften sicherlich die noch vorhandenen<br />

alten Kirchenrechnungen geben.<br />

Der Zehnt in Oberseiters wurde 1831 für 26 Gulden 25 Kreuzer abgelöst<br />

in Hof Hausen 1833 für 1773 Gulden 20 Kreuzer, in Münster<br />

1845 für 270 Gulden. Die Ablösungssummen wurden dem Pfarrkapital<br />

zugeschlagen. In <strong>Eisenbach</strong> lehnte die Pfarrei einzelne Anträge<br />

auf Zehntablösung ab, weil es bei der Zehntablieferung kaum noch<br />

Schwierigkeiten mit den Zehntpflichtigen gab und infolge der hohen<br />

Fruchtpreise mehr Einnahmen zu erzielen waren, als im Inventar veranschlagt<br />

war. Auch hielt man das Recht „bei allen erdenklichen Ereignissen"<br />

für gesichert. Die Märzrevolution von 1848 gehörte nicht<br />

zu dieser Art Ereignisse. Aufgrund des Zwangsablösungsgesetzes<br />

vom Dezember 1848 wurde der Zehnt durch amtliches Abschätzungsverfahren<br />

abgelöst, das nach der Vermutung des Pfarrers bei der damals<br />

„aufgewiegelten Volksmasse" für die Kirche nicht günstig ausfallen<br />

konnte. Während der bisherige jährliche Zehnt in <strong>Eisenbach</strong><br />

nach Abzug der Unkosten 569 Gulden einbrachte, trug das Ablösungskapital<br />

von 6 030 Gulden bei einer fünfprozentigen Verzinsung<br />

jährlich noch gut 300 Gulden ein. Das war fast eine Halbierung. Der<br />

Pfarrer beklagt bitter den Verlust und mahnt, daß man keine Gelegenheit<br />

vergehen lassen solle, den Anspruch auf Ersatzleistung anzumelden.<br />

Die Zehntpflichtigen werden das anders gesehen haben!<br />

Übrigens wurde das Recht auf die an Ostern jeden <strong>Jahre</strong>s von jedem<br />

„Communikanten" abzugebenden zwei Eier wegen der „schwierigen<br />

Erhebung und sonstiger Unannehmlichkeiten" auf immer niedergeschlagen.<br />

Dafür erhielt die Pfarrei eine jährliche Entschädigung von<br />

17 Gulden 12 Kreuzern aus dem Localldrchenfonds. Auch der Holzanspruch<br />

aus den Wäldern <strong>Eisenbach</strong>s und Hof Hausens wurde für 3<br />

Gulden 3 Kreuzer kapitalisiert.<br />

Schließlich erhielt der Pfarrer noch Einkünfte aus den Messen und<br />

Ämtern sowie bei Taufen, nauungen und Beerdigungen.<br />

Die Einkünfte der einzelnen Pfarreien, die „Pfründe", waren oft<br />

sehr unterschiedlich, so daß eine Pfarrei für einen Pfarrer mehr oder<br />

weniger lukrativ sein konnte.<br />

Alte Kirche und Bau der neuen Kirche<br />

An dem Platz der heutigen Kirche stand vorher eine kleinere, 1711/12<br />

erbaute Kirche. Chor und Turm dieser Kirche stammten jedoch noch<br />

von der Vorgängerkirche, die wohl im 12./13. Jahrhundert erbaut<br />

worden sein dürfte (s. auch Abschnitt 1).<br />

Die Längsachse beider Kirchen verlief in west-östlicher Richtung, also<br />

in Richtung des Querschiffes der heutigen Kirche, wobei sich der<br />

5,, ,\ l /f. , ,.J , 1 ., • ~<br />

Außenansicht der Kirche von 1711/12 nach einer Zeichnung von Joh.<br />

Schumacher aus dem <strong>Jahre</strong> 1900.<br />

Chor und der Altar auf der Ostseite befanden, wie es im allgemeinen<br />

bei christlichen Kirchen üblich ist, damit der Altar zum Heiligen<br />

Land gerichtet ist. Der Turm war über dem Chorgewölbe errichtet<br />

und stand demnach unmittelbar neben dem Berghang des Weinberges.<br />

Zur Zeit Pfarrer Johannes Georg Adams war die erste Kirche<br />

wohl zu klein und baufällig geworden. Der Neubau erfolgte auf Kosten<br />

der Gemeinde für 538 Thaler 2 Kopfstücke und 9 Albus. Darin<br />

ist allerdings ein-Beitrag aus dem Kirchenfonds in Höhe von 173 Thalern<br />

enthalten. Er war am 20. 4. 1711 begonnen worden und am 31.<br />

August 1712 vollendet 23 •<br />

Clemens Langenhof schreibt in der Pfarrchronik, daß man damals<br />

das neue Kirchenschiff um das alte herum erbaut und erst nach dessen<br />

Fertigstellung die alte Kirche bis auf den Turm abgebrochen<br />

habe 24 • Über die 1711 erbaute Kirche liegt im Pfarrarchiv eine Beschreibung<br />

vor, die von unbekannter Hand (eventuell Kaplan Horn)<br />

in den <strong>Jahre</strong>n nach 1861 angefertigt wurde25 • Danach war die Kirche<br />

insgesamt 95 Fuß lang, wovon das Schiff 80 Fuß betrug, und Chor,<br />

Hochaltar und Sakristei 15 Fuß umfaßten. In der Breite hatte sie ca.<br />

25 Fuß (nach einem 1887 angefertigten Lageplan hat der äußere<br />

Grundriß eine Ausdehnung von ca. 10,50 x 22,50 m) 26 • Der Turm war<br />

etwa 100 Fuß hoch, wovon 40 Fuß vierseitig gemauert waren und sich<br />

darauf eine achteckige Pyramide erhob, die mit Schiefer eingedeckt<br />

war. Der Turm trug einen Wetterhahn. Das neu angebaute Kirchenschiff<br />

und auch der alte Turm waren aus schief erartigen Steinen gemauert,<br />

wie sie in den nahen Steinbrüchen beim Ort zu finden waren.<br />

Westlich vor der Kirche stand noch nach 1861 eine alte, kräftige und<br />

schöne Linde, deren Stamm etwa 1 m über dem Boden einen Durchmesser<br />

von ca. 1,50 m hatte.<br />

89


Das Gewölbe unter dem Turm war durch Rundbogen mit Anfängen<br />

der Gotik abgeschlossen. Hinter dem Altar befand sich die kleine Sakristei,<br />

wohl in Form einer Apsis, über der vier Bogen zusammenliefen.<br />

Während die drei Fenster der Sakristei und die zwei des Chores<br />

Rundbogenfenster waren, waren die Fenster im neuerbauten Schiff<br />

mehr spitz gewölbt. In der Kirche befand sich unter anderem eine<br />

Statue des hl. Wendelin, die nach der Überlieferung noch aus der vorherigen<br />

Kirche gestammt haben soll. Der Hochaltar wurde 1729 für<br />

107 Reichsthaler erstellt. 1777 wurde von den Franziskanern zu Montabaur<br />

eine alte Orgel angekauft, die der Orgelbauer Zimmermann<br />

aus Diez für 50 Reichsthaler aufbaute. 1753 wurde in der Nacht vom<br />

9. zum 10. April in der Kirche eingebrochen. Folgende Gegenstände<br />

wurden durch Diebstahl entwendet: Die Monstranz mit dem hl. Sakrament,<br />

ein Speisekelch, dessen Deckel aus vergoldetem Silber war,<br />

ein weiterer Kelch aus gleichem Material, eine silberne Krone, die fast<br />

ein Pfund wog, verschiedene (Altar-)Decken und Gefäße mit heiligen<br />

Ölen. Unter Pfarrer Peter Weyer wurde die Kirche 1865 innen neu geplättet.<br />

Schon 1830 wandte sich Pfarrer Philipp Bernhard an den Bischof, um<br />

sich über den schlechten baulichen Zustand der Kirche zu beklagen.<br />

Er berichtete, daß sich in dem Schwibbogen des uralten Turmes nicht<br />

nur ein senkrechter, sondern auch ein ovaler Riß von sechs bis sieben<br />

Schuh Länge befinde und daß sich die Risse in kurzer Zeit merklich<br />

vergrößert hätten. Nach Untersuchung durch Sachverständige des<br />

Herzoglichen Amtes Idstein bestehe bei künftiger Abhaltung des<br />

Gottesdienstes Lebensgefahr. Er bat deshalb um Erlaubnis, bis zum<br />

Bau einer neuen Kirche oder Reparatur der jetzigen Kirche den Gottesdienst<br />

im Schulgebäude abhalten zu dürfen 27 • Die Tatsache, daß<br />

die Erlaubnis noch am selben Tag erteilt wurde, dürfte den bedenklichen<br />

Zustand der Kirche unterstreichen 28 • Offensichtlich wurden die<br />

Bauschäden im Verlaufe der Zeit weitgehend behoben, denn die<br />

nächsten Probleme mit der Kirche werden erst 1883 aktenkundig. Am<br />

3. November wendet sich der Kirchenvorstand von <strong>Eisenbach</strong> (die<br />

Pfarrstelle war bekanntlich von 1876 bis 1884 nicht besetzt) in einem<br />

ausführlichen Schreiben an den Domdekan in Limburg, um die<br />

schwierige Situation zu schildern: Die Pfarrkirche ist für die große<br />

Zahl der Gläubigen, die den Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen<br />

besuchen, viel zu klein. Im Kirchenschiff sind auf Stühlen 190 Plätze,<br />

auf den beiden Emporbühnen haben etwa 140 Mann Platz, und im<br />

Chor und dem kleinen freien Raum vor den beiden Nebenaltären<br />

können höchstens 120 von den 320 (!) Schulkindern untergebracht<br />

werden. Es passen also im ganzen etwa 450 Personen in die Kirche,<br />

wenn die Treppen und Gänge freibleiben sollen. Von den 314 Familien<br />

der Gemeinde nehmen aber im Sommer durchschnittlich wenigslens<br />

zwei Familienmitglieder am Sonntagsgottesdienst teil. ,,Fast<br />

200 müssen also, gedrängt in den Gängen stehend, ihre Andacht verrichten,<br />

die durch die alsdann entstehende Müdigkeit und andere in<br />

solchen Fällen unausbleiblichen Ungehörigkeiten gar oft gestört<br />

wird. Im Winter aber, wo etwa 300 im Sommer auswärts beschäftigt<br />

gewesene Männer, Jünglinge und weibliche Dienstboten heimgekehrt<br />

sind, ist das Gedränge so groß, daß nicht nur die Andacht des Einzelnen,<br />

sondern auch der ganze Gottesdienst oft gestört wird. Auch mag<br />

hierin gar mancher eine willkommene Entschuldigung zur Übertretung<br />

des zweiten Kirchengebotes finden.'' Ein weiterer Grund des<br />

Schreibens ist die Baufälligkeit der Kirche. Eine Giebelwand ist gesprungen<br />

und die Balken der Emporbühnen sind so schlecht verankert,<br />

daß bei Überfüllung deren Einsturz droht. Als erste Abhilfe soll<br />

eine Frühmesse genehmigt werden, damit sich die Gläubigen an den<br />

Sonn- und Feiertagen auf zwei Messen verteilen können 29 • Darauf erfolgte<br />

wohl keine Reaktion, denn als Kaplan W. Brühl am 15. Januar<br />

1884 dem Bischöflichen Ordinariat in Limburg anzeigt, daß ein Teil<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Einwohner an den letzten Sonn- und Feiertagen wegen<br />

Überfüllung der Kirche nicht am Gottesdienst teilnehmen konnten,<br />

erhält er drei Tage später die Antwort, daß es dem Bischöflichen<br />

Ordinariat nicht ratsam erscheint, während der Vakanz der Pfarrei<br />

eine zweite Sonntagsmesse einzuführen 30 •<br />

Als Clemens Langenhof am 27. November 1884 als Kaplan nach<br />

<strong>Eisenbach</strong> kam, muß er sehr bald die Misere mit dem vorhandenen<br />

Gotteshaus erkannt und zielstrebig auf den Bau einer neuen Kirche<br />

hingearbeitet haben. Am meisten muß ihn neben anderem die Prozedur<br />

des Läutens während des Gottesdienstes empört haben. Während<br />

früher die Glocken vom Chor aus geläutet wurden, mußte jetzt der<br />

Küster von der obersten Bühne (Orgelbühne) aus über den Kirchenspeicher<br />

gehen, um zu dem Glockenturm zu gelangen, was jedesmal<br />

ein großes Getöse während der Wandlung verursachte und der Andacht<br />

der eng eingepferchten Kirchenbesucher nicht zuträglich war 31 •<br />

Noch als Kaplan trägt er im Januar 1886 dem Bischöflichen Ordinariat<br />

vor, daß die Pfarrgemeinde <strong>Eisenbach</strong> genötigt ist, sehr bald<br />

einen Neubau der Kirche in Angriff zu nehmen. Er weist wieder auf<br />

den schlechten baulichen Zustand der Kirche hin und meint, daß man<br />

aus Sparsamkeitsgründen den alten Turm wieder verwenden könne,<br />

zumal die Bauform, daß der Turm den Chor umschließe, so herausragend<br />

sei, daß dies nur noch bei einer einzigen Kirche in der Diözese<br />

der Fall sein soll. Doch es fehlte an Geld zum Bau. Schon Pfarrer<br />

Gombert hatte Kollekten zum Neubau einer Kirche durchgeführt, die<br />

sich mit weiteren freiwilligen Spenden im Laufe der <strong>Jahre</strong> auf ca.<br />

2000 Mark beliefen. Im <strong>Jahre</strong> 1885 kamen aus dem Klingelbeutel<br />

während der Sonntagsfrühmesse (die seit dem 29. Juni 1885 genehmigt<br />

war) und anderen Spenden 200 Mark dazu. Doch wie sollte man<br />

mit diesem Grundstock von 2 200 Mark den Bau einer Kirche verwirklichen<br />

(der später mit 54000 Mark veranschlagt war und schließlich<br />

im Rohbau, also ohne Einrichtung, rund 55 000 Mark kostete),<br />

wo die Einwohner der Gemeinde alle ziemlich arm und mit Steuern<br />

schon hoch b·elastet waren? Clemens Langenhof schien offenbar<br />

nichts zu abwegig, seinem Vorhaben, dem Bau einer neuen Kirche,<br />

näher zu kommen. Er erbat vom Bischöflichen Ordinariat ein Empfehlungsschreiben<br />

für einen jungen Mann aus Oestrich, der infolge<br />

eines Unfalls Invalide war, damit dieser in den katholischen Provinzen<br />

des Königreichs Preußen Bilder zugunsten des Neubaus der Ei-<br />

90


senbacher Kirche verkaufe. Er, Langenhof, wollte einige Tage vor<br />

Ankunft dieses jungen Mannes in den Gemeinden dem dortigen Pfarrer<br />

eine Kopie der Empfehlung zuschicken, damit die Pfarrer von der<br />

Kanzel wohlwollend auf den Bilderverkauf hinweisen könnten 32 •<br />

Das Bischöfliche Ordinariat begrüßte zwar die Bemühungen um die<br />

Vergrößerung des Kirchenfonds zum Neubau der Kirche, doch das<br />

gewünschte Empfehlungsschreiben wollte es wegen der damit verbundenen<br />

vielen Unwägbarkeiten nicht ausstellen 33 •<br />

Am 1. Oktober 1886 wurde Clemens Langenhof zum Pfarrer von<br />

<strong>Eisenbach</strong> ernannt. Er verzichtete auf eigenen Wunsch auf eine feierliche<br />

Installation, weil er das sicherlich nicht mit der kargen Lebensweise<br />

seiner Pfarrkinder und dem gesetzten Ziel des Kirchenneubaus<br />

vereinbaren konnte.<br />

Es vergehen einige <strong>Jahre</strong>, in denen offensichtlich fleißig gespart und<br />

gespendet wird, bis am 4. November 1894 der Kirchenvorstand der<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Pfarrgemeinde den Beschluß faßt, eine neue Kirche zu<br />

bauen 34 • Inzwischen ist das gesammelte Baukapital auf 16 700 Mark<br />

angewachsen. Ein geeigneter Bauplatz ist vorhanden und ein großer<br />

Teil des Baumaterials in einem Steinbruch beim Ort. Zu dieser Zeit<br />

rechnet man noch mit Rohbaukosten von 40 000 Mark. Die fehlenden<br />

23 000 Mark sollen durch ein Darlehen von 20 000 Mark und<br />

durch die Verdoppelung der Kirchensteuer, die damit jährlich 1500<br />

Mark einbringt, finanziert werden. Außerdem erhoffen sich die Kirchenvorstände<br />

weitere Mittel durch eine Kirchenkollekte in der ganzen<br />

Diözese.<br />

In seinem Schreiben vom 7. November 1894 an das Bischöfliche<br />

Ordinariat 35 legt Pfarrer Clemens Langenhof noch einmal die vorgesehene<br />

Finanzierung dar und schildert darin ausführlich die finanzielle<br />

Situation der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung. ,,Die Gemeindebewohner<br />

müssen größtenteils als Taglöhner, Handwerker auswärts ihr Brot<br />

verdienen oder vom Ackerbau sich kümmerlich ernähren, und sind<br />

sozusagen alle unbemittelt. Für die Arbeiter und Landleute aber werden<br />

die Einnahmen immer geringer, die Steuern hingegen, welche auf<br />

dem Lande fast ausschließlich dem Landmann zur Last fallen, weil<br />

die Arbeiter in der Regel mit 3 Mark Steuer veranlagt sind, nehmen<br />

mit jedem <strong>Jahre</strong> zu. Außerdem ist die Gemeinde genötigt, zwei Wege<br />

zu bauen, einen nach Niederselters und einen nach Hof Hausen." 36<br />

Als Baumeister wird Herr Fachinger aus Limburg vorgesehen, der in<br />

der Nähe ist und auch in Offheim demnächst eine Kirche bauen soll,<br />

die der hier vorgesehenen ähnlich ist und bei der auch der vorhandene<br />

Turm mit eingebunden werden soll. Da der für Offheim vorliegende<br />

Bauplan hier in <strong>Eisenbach</strong> Gefallen findet, soll auch hier eine dreischiffige<br />

Kirche im romanischen Baustil in einer Größe errichtet werden,<br />

die für die 1300 Seelen der Gemeinde ausreicht. In seinem<br />

Schreiben weist Pfarrer Langenhof auch darauf hin, daß ein Teil des<br />

vorgesehenen Bauplatzes bis vor ca. 60 <strong>Jahre</strong>n als Begräbnisstätte benutzt<br />

worden ist.<br />

Schon am 12. November 1894 antwortet das Bischöfliche Ordinariat<br />

in Limburg 37 und eröffnet Pfarrer Langenhof, daß es für den zweiten<br />

Adventsonntag in der ganzen Diözese eine Kirchenkollekte zugunsten<br />

des <strong>Eisenbach</strong>er Kirchenbaues angeordnet hat. Am 10. Januar 1895<br />

kann der Pfarrer dem Bischöflichen Ordinariat die Abrechnung über<br />

die aus den 177 Pfarreien der Diözese eingegangenen Kollekten vorlegen.<br />

Es sind insgesamt 1175,03 Mark, die sich aus Beträgen zwischen<br />

71 Pfennigen (Girod) und 50 Mark (Idstein, Wiesbaden) zusammensetzen.<br />

Eine Hauskollekte an Weihnachten 1894 in <strong>Eisenbach</strong> bringt<br />

den stolzen Betrag von 1650 Mark ein. Das angesparte Kapital ist damit<br />

auf rund 20 000 Mark angewachsen, was wohl Pfarrer und Kirchenvorstand<br />

veranlaßt hat, die Baupläne für den Neubau durch den<br />

Baumeister Fachinger anfertigen zu lassen. Er wird zusammen mit<br />

dem Kostenvoranschlag am 9. April 1896 dem Bischöflichen Ordinariat<br />

zur Genehmigung vorgelegt 38 • Danach ist inzwischen nicht mehr<br />

vorgesehen, den alten Turm zu erhalten, vielmehr soll die Kirche statt<br />

eines Turmes einen Dachreiter erhalten. Die Baukosten sind mit<br />

54 000 Mark veranschlagt und sollen wie folgt finanziert werden:<br />

Eigenkapital<br />

Darlehen<br />

vorh. Baumaterial<br />

Kirchensteuern 1896<br />

Guthaben-Zinsen 1896<br />

27 841,42<br />

20000,-<br />

3129,-<br />

1 655,03<br />

905,-<br />

53 530,45<br />

Der Rest von 469,05 soll durch unentgeltliche Spanndienste der Bürger<br />

erbracht werden. Den Antrag haben Pfarrer Langenhof und die<br />

Kirchenvorsteher Adam Böß, Reichmann, Böcher, Hartmann und<br />

Peuser unterschrieben.<br />

Das Bischöfliche Ordinariat genehmigt am 1. Mai 1896 die vorgelegten<br />

Pläne und stellt fest, daß die Kirche in den Seitenschiffen, Mittelund<br />

Querschiff und Bühne 410 m2 Fläche hat und damit ca. 900 Personen<br />

Platz bietet. Es regt weiterhin an, den Hochaltar in Form eines<br />

Tabernakelaltares unter den Chorbogen in der Vierung zu stellen, womit<br />

der ganze Chor für Kinderplätze frei würde und der Zelebrant am<br />

Altar auch von dort noch gesehen werden könne 39 • Im Laufe des <strong>Jahre</strong>s<br />

1896 kann sich der Kirchenvorstand auch noch entschließen, statt<br />

eines Dachreiters einen massiven Turm zu bauen, der die Baukosten<br />

um ca. 4 000 Mark erhöhen soll40 •<br />

Im Winter 1895/96 wurden von dem Architekten Jacob Fachinger<br />

aus Limburg die endgültigen Baupläne und die Kostenvoranschläge<br />

gefertigt. Am 24. Juni 1896 wurden die Angebote im Beisein des Architekten,<br />

des gesamten Kirchenvorstandes und einer großen Anzahl<br />

,,abbietender Bauhandwerker von hier, meistens von auswärts" eröffnet41.<br />

Die Handwerker ersteigerten die Bauarbeiten, indem sie sich<br />

gegenseitig unterboten. So wurden die Maurerarbeiten an den Baumeister<br />

Kasteleiner aus Niederbrechen vergeben.<br />

91


Nach einem feierlichen Amt zur Erflehung des göttlichen Segens wurde<br />

am 25. August 1896 mit den Grund- und Fundamentarbeiten im<br />

Bereich außerhalb der alten Kirche begonnen. Sie machten gute Fortschritte,<br />

so daß nach dem Winter im Februar innerhalb von zwei Wochen<br />

mit Hilfe der noch zu Hause weilenden Bauhandwerker aus<br />

<strong>Eisenbach</strong> die alte Kirche abgebrochen werden konnte. Dabei waren<br />

bis zu 100 freiwillige Helfer an der Baustelle tätig! Alles noch Brauchbare<br />

wurde sorgfältig aussortiert und ordentlich um die Baustelle gelagert:<br />

Steine, Sand und Holz. Es verringerte die Kosten. Ansonsten<br />

wurden die Steine in der „Steinkaut", dem Standort der heutigen<br />

Festhalle, gebrochen und behauen und der Sand auf dem Berg gegraben.<br />

Alle Transporte wurden von <strong>Eisenbach</strong>er Fuhrleuten und vielen<br />

Auswärtigen aus Nieder- und Oberselters, aus Camberg, Dauborn,<br />

Ober- und Niederbrechen durchgeführt. Unter den Fuhrleuten war<br />

auch immer wieder Pfarrer Clemens Langenhof selbst mit seinem<br />

Ochsengespann zu finden. An weiteren Baustoffen wurden der Kalk<br />

aus Dehrn, die Sandsteine aus Mühlen bei Engers/Rh. und die Plättchen<br />

für den Fußboden aus Ransbach/Ww. bezogen und kostenlos<br />

nach hier transportiert. Die Fuhrleute und die vielen freiwilligen Helfer<br />

an der Baustelle hielt der Pfarrer mit seinem selbstgezogenen<br />

Wein bei Laune.<br />

An Christi Himmelfahrt 1897 konnte unter großer Beteiligung der Bevölkerung,<br />

der Bauleute und vieler geistlicher Herren der Grundstein<br />

eingemauert werden. Er befindet sich in der Mauer des Chorumganges<br />

neben der Sakristei. Im Dezember 1897 war der Rohbau fertiggestellt<br />

und die Kirche stand unter Dach. Die Zimmerarbeiten hatte der<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Zimmermeister Johann Falkenbach und die Dachdeckerarbeiten<br />

der Dachdeckermeister Josef Decker erbracht. Mit<br />

dem Anwachsen des Bauwerkes wuchs auch die Spendenbereitschaft<br />

der Gemeinde. Das zeigte sich noch einmal besonders bei der Innen-<br />

Grundriß der neuen Kirche mit heutiger Innenraumeinteilung (Zeichnung:<br />

Architekt H. W. Peuser).<br />

ausstattung der Kirche. Fast die gesamte Inneneinrichtung wurde von<br />

Einzelpersonen oder durch gemeinschaftliche Spenden gestiftet. Clemens<br />

Langenhof zählt in der Chronik an Beispielen auf: Die drei gemalten<br />

Chorfenster - in der Mitte die Kreuzigungsgruppe und rechts<br />

und links die Apostelfürsten Petrus und Paulus - sind geschenkt.<br />

5 000 Mark von dem verstorbenen Frl. Anna Seck gestiftet, die Kanzel<br />

für 600 Mark von einem Jüngling geschenkt, ein neuer Beichtstuhl<br />

für 260 Mark von einem Landwirt geschenkt, die Kommunionbank<br />

für 460 Mark von Herrn Reichmann und der Rosenkranzaltar von<br />

dem Kaufmann Wilhelm Bäcker geschenkt, der Herz-Jesu-Altar von<br />

einer Dame aus Frankfurt, der Muttergottesaltar für 800 Mark aus<br />

freiwilligen Spenden usw. Das Chorgestühl wurde aus der alten Kirche<br />

übernommen. Auch das Becken des Taufsteines ist aus der alten<br />

Kirche. Es wurde auf ein Podest aus dem Grabstein des verstorbenen<br />

Pfarrers Bernhard und auf eine Säule aus dem Grabstein des verstorbenen<br />

Pfarrers Weyer gesetzt. Alle Verputz- und Malerarbeiten und<br />

die Einbauten der Inneneinrichtung gingen im Jahr 1898 zügig voran,<br />

so daß der Tag der feierlichen Einweihung des Gotteshauses, das die<br />

Gemeindeglieder mit Fug und Recht als ihr Werk bezeichnen konnten,<br />

immer näher rückte. Während der Gottesdienst in der zweieinhalbjährigen<br />

Bauzeit in dem im ersten Stock der Schule als Notkirche<br />

hergerichteten Schulsaal stattgefunden hatte, war es dann am Sonntag,<br />

dem 25. September 1898, soweit. Die größte und schönste Kirche<br />

des Goldenen Grundes war für ein Ereignis geschmückt, das nicht<br />

nur die Einheimischen mit größter Freude erfüllte, sondern auch alle<br />

<strong>Eisenbach</strong>er aus nah und fern herbeirief. Ein Fest, wie es das Dorf<br />

noch nie erlebt hatte, nahm schon am Vortag seinen Anfang. Adam<br />

<strong>Eisenbach</strong> hat uns darüber einen Originalbericht hinterlassen 42 • Danach<br />

war das ganze Dorf festlich geschmückt. Der Bischof, es war<br />

der gerade erst neu gewählte Cisterzienser Dr. Dominikus Willi, wurde<br />

schon am Samstagnachmittag mit Glockengeläute und Böllerschüssen<br />

empfangen und in feierlicher Prozession in das Dorf geleitet.<br />

Am Abend bewegte sich ein großer Fackelzug zu dem Pfarrhaus,<br />

und der Gesangverein trug passende Lieder vor . Bürgermeister<br />

Scharr, Pfarrer Langenhof und der Bischof würdigten in ihren Ansprachen<br />

das einzigartige Gemeinschaftswerk und gaben ihrer Freude<br />

über die Opferbereitschaft und die Einmütigkeit der ganzen Gemeinde<br />

Ausdruck. Am nächsten Tag fand nach einem letzten Gottesdienst<br />

früh am Morgen in dem als Notkirche benutzten Schulsaal die erhebende<br />

Zeremonie der Kirchweihe durch den Bischof statt, die über<br />

drei Stunden dauerte. Danach wurde das Allerheiligste aus der Notkirche<br />

in die neue Kirche übertragen und ein feierliches Hochamt zelebriert,<br />

in dem die Jungen und Mädchen der oberen Schulklassen<br />

unter der Leitung von Lehrer Gersbach eine zweistimmige lateinische<br />

Messe sangen. Der Gottesdienst endete mit dem vielhundertstimmigcn,<br />

freudigen Gesang des „Großer Gott, wir loben dich" . Nach<br />

einer nachmittäglichen feierlichen Vesper verließ der Bischof mit seinen<br />

Begleitern wieder unter Böllerschüssen das Dorf.<br />

Noch heute feiert die Gemeinde zur Erinnerung an diesen Tag an jedem<br />

letzten Sonntag im September das Fest der Kirchweih. Doch<br />

92


Außenansicht der neuen Kirche.<br />

dürfte die Frage berechtigt sein, ob der heutige weltliche Charakter<br />

dieses Festes noch einen Bezug zu dem Ursprung der Freude unserer<br />

Vorfahren an dieser ersten Kirchweih hat.<br />

Glocken haben wegen ihres in Kriegszeiten sehr begehrten Metalls oft<br />

bewegte Schicksale. Bei dem Kirchenneubau werden die Glocken und<br />

ihre Herkunft nicht näher erwähnt. Herr Simon Scharr erinnert sich,<br />

daß die Glocken früher nicht der Kirche, sondern der Zivilgemeinde<br />

gehörten. Wahrscheinlich wurden beim Kirchenneubau die Glocken<br />

der alten Kirche übernommen. Es sind vermutlich vier Glocken gewesen,<br />

denn im 1. Weltkrieg wurden drei davon weggeholt und eine, die<br />

sogenannte Schulglocke, blieb. 1923 wurden unter Pfarrer Peter Weis<br />

drei neue Glocken in den Tönen f, cis und ais angeschafft, die 1922<br />

mit 292 500 Papiermark veranschlagt waren und schließlich durch die<br />

Geldentwertung 7,5 Millionen Papiermark kosteten. Eine der Glokken<br />

stiftete der Besitzer des Hofes Hausen. Dabei wurde zwischen der<br />

Zivilgemeinde und der Kath. Kirchengemeinde eine Vereinbarung getroffen,<br />

nach der die Kirchengemeinde in Zukunft Eigentümerin der<br />

Glocken ist, die Gemeinde aber das Recht behält, die Glocken zu dem<br />

sogenannten zivilen Läuten zu benutzen. Auch ist Evangelischen auf<br />

Antrag bei Begräbnissen zu läuten.<br />

Im 2. Weltkrieg mußten die Glocken wieder bis auf eine für die Herstellung<br />

von Kanonen herhalten. So hatte Pfarrer Scherer erneut die<br />

Aufgabe, 1952 für die Anschaffung von Glocken zu sorgen. Aus<br />

Straßensammlungen und Spendenbeiträgen wurde ein Glockenfonds<br />

gebildet, der in den kargen Nachkriegsjahren nur mühsam anwuchs,<br />

um die drei Glocken in den Tönen fis, gis und cis zu der noch vorhandenen<br />

Glocke in ais zusammen mit dem elektrischen Läutwerk für<br />

einen Betrag von rund 23 500 DM anzuschaffen. Sie wurden dann<br />

1952 von der Glockengießerei Otto aus Hermelingen bei Bremen geliefert,<br />

die auch schon die vorherigen Glocken gegossen hatte. Domkapellmeister<br />

Hans Pabst bescheinigte ihnen einen klaren und vollen<br />

Klang mit ruhigem und warmem Nachhall. Die Glockenweihe war<br />

ein großes Fest für die Gemeinde. Hoffen wir, daß sie uns in Zukunft<br />

nur noch friedfertige Zeiten ankünden.<br />

Das Innere des Kirchenraumes dürfte nach der Einweihung der Kirche<br />

dem heutigen Aussehen ähnlich gewesen sein. Die Ausmalung<br />

mit Blatt- und Rankwerk in den Bogen und mit großflächigen Heiligenbildern<br />

auf den Wandflächen des Mittelschiffes erfolgte erst in<br />

den <strong>Jahre</strong>n 1907 /08, wie sich Herr Simon Schon erinnert. Das<br />

Außenmauerwerk wurde 1910 von hiesigen Bauhandwerkern während<br />

einer Maureraussperrung im Rheinland gefugt.<br />

Zur Beleuchtung der Kirche diente anfangs Petroleum- bzw. Gasolinlicht.<br />

Als in den <strong>Jahre</strong>n 1912 - 14 in <strong>Eisenbach</strong> das „elektrische Zeitalter"<br />

anbrach, wehrte sich Pfarrer Langenhof gegen die Elektroinstallation<br />

in der Kirche wegen der noch neuen Ausmalung und der<br />

Kosten, die bei Anbringung von mehr als fünfzig „Flammen" an den<br />

Wänden vom Gewölbe aus entstanden wären. Das wäre „sündhafte<br />

Verschwendung gewesen, von allem anderen abgesehen". 43 Pfarrer<br />

Peter Weis stellte dann in der Chronik fest, daß die Kirche 1917 endlich<br />

mit elektrischem Licht versehen wurde, was damals 3 000 Mark<br />

kostete.<br />

Innenansicht der neuen Kirche vor der ersten Renovierung.<br />

93


Mitte der 50er <strong>Jahre</strong> zeigten sich an der Kirche Risse in den Vierungsbogen<br />

und im Chorgewölbe, und die Fundamente des westlichen Seitenschiffes<br />

gaben nach. Der Bestand des Bauwerks war ernstlich bedroht.<br />

Mit erheblichem finanziellen Aufwand wurden durch die Firma<br />

Philipp Holzmann, Frankfurt, bauliche Sicherungsmaßnahmen<br />

ergriffen, die sich offensichtlich bis heute bewährt haben. Im An-<br />

schluß daran wurde auch eine umfangreiche Innenrenovierung vorge-<br />

nommen, bei der die Ausmalung von 1907 / 08 entfernt wurde. Die<br />

markanten Formen des romanischen Baustils, die Säulen mit ihren<br />

Pilastern, die Bogen und Gewölberippen, wurden in sandsteinfarbener<br />

Quaderimitation gemalt, während die Wand- und Gewölbeflächen<br />

in abgestumpftem Weiß zurücktraten. Der Kirchenraum wurde<br />

heller, klarer, und die wohlgelungenen Proportionen des Bauwerks<br />

traten deutlicher hervor. Der Altar war damals noch in der Chorapsis<br />

belassen worden, jedoch wurde der hochaufragende Altaraufbau entfernt<br />

und somit der Eindruck des Altartisches verstärkt.<br />

Bei einer weiteren Renovierung nach Plänen des Architekten H. W.<br />

Peuser aus Camberg wurde Ende 1972 ein neuer Altar in der Vierung<br />

auf einem erhöhten Podest als optischer Mittelpunkt aufgestellt, um<br />

den liturgischen Erfordernissen nach dem 2. Vatikanischen Konzil gerecht<br />

zu werden. Der gesamte alte Kirchenfußboden wurde herausgerissen,<br />

eine neue Heizungsanlage installiert und der Fußboden vollständig<br />

mit hellen Travertinplatten ausgelegt. Altar, Tabernakelstele<br />

und Ambo aus dunklem etruskischen Travertin fügen sich harmonisch<br />

in die warmen Farbtöne.<br />

Ebenfalls im <strong>Jahre</strong> 1972 löste die heutige Orgel der Firma Späth mit<br />

ihren 18 Registern und 1332 Pfeifen, von denen die längste 2,50 m<br />

mißt und die kleinste einen halben Zentimeter, die alte Wagenbach­<br />

Orgel aus dem <strong>Jahre</strong> 1949 ab. Die neue Orgel hat einen P rospekt, der<br />

die Wirkung des großen Rosettenfensters in der Portalwand wieder<br />

voll zur Geltung kommen läßt und sich harmonisch in die Linienführung<br />

einordnet. Sie zeichnet sich durch einen vollendeten Klang aus.<br />

Innenansicht der neuen Kirche nach der ersten Renovierung.<br />

Innenansicht der neuen Kirche nach der fetzten Renovierung.<br />

94


Pfarrer Clemens Langenhof und der Weinbau in <strong>Eisenbach</strong><br />

Clemens Langenhof stammte aus einer Bauernfamilie. Bevor er sich<br />

zum Theologiestudium entschloß, hatte er eine Zeitlang Medizin studiert.<br />

Als er zwölf <strong>Jahre</strong> lang Kaplan in Oestrich/ Rhg. war, lernte er<br />

die göttliche Gabe des Weines an seinem Ursprung kennen. Ist es da<br />

noch verwunderlich, wenn sich ihm der Hang hinter der Kirche als<br />

Möglichkeit zur Symbiose seiner landwirtschaftlichen, medizinischen<br />

und theologischen Kenntnisse in Form des Weines anbot?<br />

Jedenfalls war dieser Berghang schon nach älteren Verzeichnissen<br />

,,Pfarrwingert" gewesen, der jedoch im Dreißigjährigen Krieg verkommen<br />

war. Im Herbst 1886 und im folgenden Winter waren dort<br />

ca. 70 Obstbäume gepflanzt worden, wobei die größeren Schulbuben<br />

die Erdarbeiten übernommen hatten, weil die Schulen wegen Masernkrankheiten<br />

geschlossen waren. Mit Hilfe seiner Beziehungen zu<br />

Oestrich hatte Pfarrer Langenhof die Bodenbeschaffenheit und die<br />

Lage des Hanges auf seine Eignung zum Weinanbau prüfen lassen.<br />

Beides erwies sich als günstig. Daraufhin wurden die jungen Bäume<br />

in den Pfarrgarten und an andere Stellen verpflanzt und das Grundstück<br />

von <strong>Eisenbach</strong>er Maurern vorschriftsmäßig gerodet. Im Frühjahr<br />

und Sommer 1888 ließ er den Hang in einer Fläche von zweieinhalb<br />

Morgen unter Leitung des Weingutsbesitzers Johann Jose Ecker<br />

aus Oestrich mit Reben bepflanzen. Das Rebfeld wurde ringsum mit<br />

einem hohen Lattenzaun eingefriedet. Das Holz dazu hatte Pfarrer<br />

Langenhof im Eichelbacher Wald gekauft. Dazu bemerkt er in der<br />

Chronik, daß die <strong>Eisenbach</strong>er nach einer alten Urkunde, die er im <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Rathaus eingesehen habe, bereits um das Jahr 1400 Weinbaupfähle<br />

aus dem Eichelbacher Wald bezogen hätten, wofür die<br />

Bürger aus <strong>Eisenbach</strong> und Frondorf damals in den Eichelbacher Waldungen<br />

Frondienst leisten mußten. Wein sei früher in <strong>Eisenbach</strong> auch<br />

noch auf dem Berghang zwischen dem Dorf und Hof Hausen (heutige<br />

Flurbezeichnung: Hinterm Georgsgraben/Eckweg) angebaut worden,<br />

da das Gelände in alten Inventarien der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> als<br />

,, Wingert" aufgeführt sei.<br />

Seine Rebpflanzung ließ sich jedenfalls unter der Betreuung seiner ersten<br />

Haushälterin Frl. Anna Magdalena Nicolai aus Oestrich gut an.<br />

Die südliche bis südwestliche Lage des Hanges und der eisenerzhaltige<br />

Boden aus Schiefer oder Kies ließen einen bouquetreichen und<br />

würzigen Wein erwarten. 1894 erhielt er schon einige hundert Liter<br />

Wein. 1895 waren es schon einige Ohm (1 Ohm = 160 1) sehr guten<br />

Weines, mit dem er bei der Einweihung der Kirche seine Gäste bewirtete.<br />

Bischof Dominikus zog diesen lieblichen und rassigen Wein dem<br />

anderen schweren Wein bei Tisch vor. 1896 erntete er 16 Hektoliter<br />

Wein, der von Jahr zu Jahr besser wurde. Mit diesem Wein bewirtete<br />

er auch die vielen Arbeiter und Fuhrleute beim Kirchenbau. Nach<br />

diesen Erfolgen in seinem Weinberg wollte er auch den <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Maurern, die das ganze Jahr über in der Fremde verbrachten, den<br />

Weinanbau am Ort schmackhaft machen, damit sie Brot und Verdienst<br />

zu Hause hätten. Er schaltete sogar den damaligen Limburger<br />

Landrat Geheimrat Reibe ein. Er wollte durch seine Vermittlung dafür<br />

sorgen, daß allen Interessenten der Morgen Weinbergsland für<br />

2 Mark überlassen werde. Langenhof dachte an das ehemalige Weinbergsgelände,<br />

das im Besitz der Herren von Schütz-Freyberg war. Erfolg<br />

war seiner Idee und seinen Bemühungen nicht beschieden, und er<br />

erkannte auch selbst die Ursachen: Einerseits verstand niemand von<br />

hier die Anlage und Bebauung eines Weinbergs und andererseits war<br />

frühestens nach fünf <strong>Jahre</strong>n aus der Anlage Gewinn zu erzielen 44 •<br />

Auch sein Weinberg ging nach seinen Lebzeiten wieder ein. So ist<br />

<strong>Eisenbach</strong> heute nicht in den Verzeichnissen der Weinbaugebiete<br />

Deutschlands aufgeführt.<br />

Pfarrer Langenhof hatte außer seiner Liebe zum Wein auch besondere<br />

Kenntnisse über die Heilkräfte der Natur. Er wußte über die heilsamen<br />

Wirkungen der verschiedensten Kräuter und der Anwendungen<br />

nach Pfarrer Kneipp Bescheid. Bei kleineren und größeren Beschwerden<br />

kamen nicht nur <strong>Eisenbach</strong>er erst einmal zu ihm und fanden erfolgreichen<br />

medizinischen Rat. So war er im wahrsten Sinne des Wortes<br />

um das Heil von Leib und Seele seiner Mitmenschen besorgt.<br />

Schwesternstation in <strong>Eisenbach</strong><br />

Der 1851 von Katharina Kasper gegründete Schwesternorden der<br />

„Armen Dienstmägde Jesu Christi" in Dernbach hatte schon früh<br />

Niederlassungen im Goldenen Grund (Camberg 1854, Niederselters<br />

1858).<br />

Schon am Anfang der zwanziger <strong>Jahre</strong> unseres Jahrhunderts bemühte<br />

sich Pfarrer Peter Weis, eine Schwesternstation dieses caritativen<br />

Ordens nach <strong>Eisenbach</strong> zu bekommen. Dazu wurde 1924 das sogenannte<br />

Bäckersehe Haus an der Ecke Adolfstraße/ Grabenstraße, in<br />

dem sich eine Bäckerei und ein Krämerladen befand, durch die Kirchengemeinde<br />

von der Familie Bäcker für 8000 Mark als zukünftiges<br />

Schwesternhaus gekauft. Die Schlafzimmereinrichtung stiftete die<br />

Oberin des Hl.-Geist-Hospiz in Wiesbaden. Am 27. April 1927 war es<br />

nach langen Bemühungen endlich soweit, daß die Schwestern in dem<br />

„Josefshaus", wie es jetzt genannt wurde, einziehen konnten. Die<br />

Ankunft der Schwestern feierte die ganze Gemeinde. Es waren<br />

Schwester Philothea als Oberin, Schwester Edberta als Leiterin des<br />

Kindergartens und Schwester Blidmunda für die Krankenpflege. 1929<br />

kam noch Schwester Amabilia als Betreuerin der „Nähschule" hinzu.<br />

Als weitere Schwestern wirkten im Laufe der <strong>Jahre</strong> noch die<br />

Schwestern Bertwina, Bodensiana, Caritanis, Felizitas, Fernanda,<br />

Josefa, Redempta, Reseda, Steffanila.<br />

Wegen des Mangels an Nachwuchs in den Schwesternorden wurde die<br />

Station 1961 aufgelöst. Die segensreiche Tätigkeit der Schwestern<br />

wirkte sich in diesen <strong>Jahre</strong>n vor allem für die Kranken und Pflegebedürftigen<br />

aus, und so manchem Sterbenden stand Schwester Blidmunda<br />

in seiner letzten Stunde bei.<br />

95


Als Bürgermeister Zöller sie ins Mutterhaus nach Dernbach gebracht<br />

hatte, sagte sie beim Abschied: ,,Ach könnte ich mich an die Wolken<br />

hängen und nach <strong>Eisenbach</strong> zurückfliegen!" Neun Monate später<br />

starb sie.<br />

Priester und Ordensleute aus <strong>Eisenbach</strong><br />

Der tief verwurzelte Glauben in den Herzen der Menschen unseres<br />

Dorfes und die Bereitschaft, in selbstloser Weise in dem „ Weinberg<br />

Gottes" mitzuarbeiten, hat schon immer Männer und Frauen aus<br />

<strong>Eisenbach</strong> bewogen, der Berufung zu einem geistlichen Beruf zu folgen.<br />

Ihre Namen und Lebensdaten sind (soweit bekannt):<br />

Schwesternhaus Grabenstraße/Ecke Adoljstraße zur Zeit des Einzugs<br />

der Schwestern.<br />

Ewald Böhs -t, Pfarrer in Ransbach/Ww.<br />

Peter Bös 't, pfarrer in Holzappel.<br />

In der Nähschule lernten die jungen Mädchen und Frauen das<br />

Schneidern für den häuslichen Gebrauch. Etliche Kleidungsstücke<br />

wurden vor allem in den armen Jaluen um 1930 und nach dem<br />

2. Weltkrieg nach Anleitung der „Nähschwester" aus altem Material<br />

wieder kunstvoll zu einem Kleid, einem Mantel oder einer Hose zusammengesetzt.<br />

Die Kinder besuchten fast ohne Ausnahme im Alter von drei bis sechs<br />

<strong>Jahre</strong>n den Kindergarten und fanden dort sinnvolles, spielerisches<br />

Tun und soziale Erfahrungen in der Gruppe. Die <strong>Eisenbach</strong>er bedankten<br />

sich bei den Schwestern, indem sie sie an den Früchten ihrer<br />

Arbeit teilhaben ließen. Im Herbst kullerten die Kartoffeln aus vielen<br />

Säcken in den Keller des Schwesternhauses, und von jeder Hausschlachtung<br />

wurde etwas zu den Schwestern gebracht. Ein <strong>Eisenbach</strong>er,<br />

der einen kleinen Laden hatte und sonst der Kirche sehr ferne<br />

stand, war dafür bekannt, daß er den Schwestern auch in schwersten<br />

Zeiten großherzig half.<br />

An Gründonnerstag 1945 wurde bei dem Artillerie-Beschuß des Dorf<br />

es auch das Schwesternhaus getroffen und stark beschädigt. Die<br />

Schwestern kamen unverletzt davon und flüchteten in den Kirchenkeller.<br />

Als letzte der Schwestern verließ 1962 Schwester Edberta die aufgelöste<br />

Station. Sie war vom Anfang an ununterbrochen in <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Alfons Böss, geb. 2. April 1919,<br />

Studium von 1949 - 1955 in Olpe und Schönstatt bei Vallendar<br />

(Schönstatt-Patres),<br />

17. 6. 1955 Priesterweihe,<br />

heute Priester in Vina del Mar (Chile).<br />

Johann Gersbach 1-, Pfarrer in Kronberg/Ts.<br />

Josef Gersbach -t, 1901 Primiz in <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Pfarrer in Rauenthal und Oberlahnstein.<br />

Engelbert Kaiser, geb. 25. August 1942,<br />

Studium an der Theologischen Hochschule in Vallendar,<br />

6. 7. 1969 Priesterweihe,<br />

13 . 7. 1969 Primiz in <strong>Eisenbach</strong>,<br />

seit 1970 Missionar in Kamerun/ Afrika.<br />

Wilhelm Michel 't, wirkte in Amerika.<br />

Wilhelm Muth, geb. 30. Oktober 1905,<br />

Studium an den Theologischen Hochschulen der Pallottiner in Olpe<br />

und Limburg,<br />

19. 3. 1934 Priesterweihe,<br />

2. 4. 1934 Primiz in <strong>Eisenbach</strong>,<br />

nach Seelsorge im Sudetenland, in Polen und der DDR von<br />

1966 - 1979 Krankenhausseelsorger im Josefshospital in Wiesbaden,<br />

seit 1981 Ruhestand in <strong>Eisenbach</strong>,<br />

18. 3. 1984 goldenes Priesterjubiläum in <strong>Eisenbach</strong>.<br />

96


Josef Schnierer, geb. 1871, -t 1939,<br />

Steyler Missionar,<br />

Lehrer an der Ordensschule in St. Wendel/Saarland.<br />

Josef Witt, geb. 17. 3. 1932,<br />

Studium an der Theologisch-Philosophischen Hochschule<br />

St. Georgen in Frankfurt,<br />

1960 zweite Primiz in <strong>Eisenbach</strong>,<br />

heute Pfarrer in Hellenthal/Eifel.<br />

Schwester Alfonsia (Walburga Böss), geb. 4. 2. 1924,<br />

feierliche Eingliederung 8. 12. 1958,<br />

Schönstätter Mariensch western,<br />

Gärtnermeisterin in Koblenz-Metternich.<br />

Schwester Appolonia (Helene Reichmann}, geb. 18. 10. 1893,<br />

Profess 17. 11. 1921,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

Krankenschwester in Frankfurt, Düsseldorf und Königstein,<br />

1971 goldenes Ordensjubiläum,<br />

-t 21. 5. 1972.<br />

Schwester Augusta (Gertrud Böhs),<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

lebt noch im Mutterhaus in Dernbach/Ww.<br />

Schwester Bertha (Eva Bös) -t, geb. 7. 10. 1865,<br />

Profess 3. 12. 1890,<br />

Congregation der Barmherzigen Schwestern<br />

vom hl. Vincenz von Paul.<br />

Schwester Dativa (Katharina Weil), geb. 5. 8. 1862,<br />

Profess 25.8.1885,<br />

Congregation der Barmherzigen Schwestern<br />

vom hl. Vincenz von Paul,<br />

-t 27. 3. 1932.<br />

Schwester Edberga (Maria Böhs) -t,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde J esu Christi.<br />

Schwester Edmunda (Maria Muth), geb. 8. 10. 1913,<br />

Profess 11. 5. 1939,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

Kindergartenleiterin in Cottbus,<br />

-t 26. 4. 1947.<br />

Schwester Edmundina (Helene Berninger), geb. 24. 10. 1904,<br />

Profess 25. 11. 1930,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde J esu Christi,<br />

Krankenschwester im St.-Josefs-Hospital in Wiesbaden,<br />

-t 30. 4. 1966.<br />

Schwester Engelberga (Katharina Zöller), geb. 28. 9. 1896,<br />

Profess 1921,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

Oberin in Nauort, Koblenz und Frickhofen,<br />

-t 6. 2. 1978.<br />

Schwester Erminoldis (Odilia Böhs) 'f,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi.<br />

Schwester Franziska (Franziska Böcher), geb. um 1850,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

'f um 1925 in Kleve.<br />

Schwester Henriette (Katharina Becker), geb. 29. 7. 1880,<br />

Profess 12.5.1903,<br />

Congregation der Barmherzigen Schwestern<br />

vom hl. Vincenz von Paul,<br />

Krankenschwester, Oberin, Assistentin der ehrwürdigen Frau<br />

Mutter, zuletzt in Straßburg,<br />

'f 30. 7. 1956.<br />

Schwester Leonardis (Thekla Böhs) 'f,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi.<br />

Schwester Ludolfa (Agnes Decker), geb. 1. 3. 1923,<br />

Profess 13. 10. 1950,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi,<br />

Krankenschwester in Ffm.-Bockenheim und Stromberg.<br />

Schwester Pauline (Anna Maria Kaiser), geb. 4. 9. 1901,<br />

Profess 21. 11. 1923,<br />

Congregation der Barmherzigen Schwestern<br />

vom hl. Vincenz von Paul,<br />

Labor- und Stationsschwester in Limburg,<br />

-t 12. 6. 1938.<br />

Schwester Senensis (Lisa Böhs) -t,<br />

Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi.<br />

Schwester Wigbert (Maria Kaiser), geb. 30. 9. 1875,<br />

Profess 19. 12. 1899,<br />

Congregation der Barmherzigen Schwestern<br />

vom hl. Vincenz von Paul,<br />

Nähschwester in Limburg und Mainz, Oberin,<br />

16. 11. 1957 diamantenes Ordensjubiläum,<br />

-t 12. 10. 1962.<br />

(Pfarrer Ewald Böhs und die Schwestern Senensis, Erminoldis, Leonardis,<br />

Augusta und Edberga waren sechs von zwölf Kindern der<br />

Eheleute Johannes und Maria Böhs.)<br />

97


Quellenangabe:<br />

1) Dr. 1-Iellmuth Gensicke, ,,Aus der älteren Geschichte von<br />

<strong>Eisenbach</strong>", in: Festschrift anläßlich des 50jährigen Jubiläums<br />

des Kirchenchores <strong>Eisenbach</strong> und des lOjährigen Wirkens der<br />

Knabenschola, herausgegeben vom Festschriftausschuß des<br />

Kirchenchores <strong>Eisenbach</strong>, 1979, S. 51. Im folgenden: KiChor<br />

2) Karl Heinemeyer, ,,Die Ausbreitung des Christentums und der<br />

heilige Bonifatius' ', in: Die Geschichte Hessens, Stuttgart 1983,<br />

s. 38 ff.<br />

3) Lorenz Müller, ,,St. Lubentius und Dietkirchen an der Lahn",<br />

Dehrn/Lahn, 1969<br />

4) KiChor, S. 51<br />

5) ,,Chronik von Kirche und Pfarrei <strong>Eisenbach</strong>, 1817 anfangend",<br />

begonnen von Pfarrer Philipp Bernhard.- Pfarrarchiv.<br />

Im folgenden: KChr - PA<br />

6) KiChor, S. 56<br />

7) KiChor, S. 55<br />

8) Fr. W. van Gelder, Zur Geschichte der Pfarrei Niederselters<br />

bis 1805, in: Beiträge zur Geschichte des Goldenen Grundes,<br />

Heft 2, Niederselters 1983<br />

9) KiChor, S. 57<br />

10) KChr - PA<br />

11) Rudolf Wolf, Die Pfarrer von <strong>Eisenbach</strong> (1532 - 1814),<br />

in: Hessische Familienkunde 14, 1979, Spalte 345/ 346<br />

12) Kirchenbuch Villmar, 2. Band<br />

13) KiChor, S. 53<br />

14) KChr - PA<br />

15) Klaus Schatz, Kirchengeschichte des Bistums Limburg,<br />

Mainz 1983, S. 173 ff.<br />

16) KChr - PA<br />

17) Klaus Schatz, Kirchengeschichte des Bistums Limburg,<br />

Mainz 1983, S. 189<br />

18) KChr - PA<br />

19) Hans Pabst, Viel Wasser floß die Lahn hinunter,<br />

Frankfurt 1963, S. 24/25<br />

20) Alois Staudt, Das Katholische Dekanat Bad Camberg, in:<br />

Beiträge zur Kirchengeschichte des Goldenen Grundes,<br />

Heft 2, Niederselters 1983<br />

21) KiChor, S. 57<br />

22) KChr - PA<br />

23) KiChor, S. 56<br />

24) KChr - PA<br />

25) Pfarrarchiv, im folgenden: PA<br />

26) PA<br />

27) PA, Schreiben vom 24. 7. 1830 an das Bischöfliche Ordinariat<br />

in Limburg (BO)<br />

28) PA, Schreiben vom 24. 7.1830 vom BO<br />

29) PA, Schreiben vom 3. 11. 1883<br />

30) PA, Schreiben vom 15. l. 1884, 18. 1. 1884<br />

31) KChr - PA<br />

32) PA, Schreiben vom 26. 1. 1886<br />

33) PA, Schreiben vom 28. 2. 1886<br />

34) PA, Protokoll vom 4. 11. 1894<br />

35) PA, Schreiben vom 7. 11. 1894<br />

36) PA, ebd.<br />

37) PA, Schreiben vom 12. 11. 1894<br />

38) PA, Schreiben vom 9. 4. 1896<br />

39) PA, Schreiben vom 9. 4. 1896, 28. 4. 1896, 1. 5. 1896<br />

40) PA, Schreiben vom 29. 9. 1896<br />

41) KChr - PA<br />

42) PA, Bericht des Adam <strong>Eisenbach</strong> über die Einweihung der neuen<br />

Kirche<br />

43) KChr - PA<br />

44) KChr - PA<br />

98


Rudi Otto<br />

Aus der <strong>Eisenbach</strong>er Schulgeschichte<br />

Im Mittelalter gab es in den Dörfern unserer Heimat noch keine<br />

Schulen für die Kinder der Dorfbewohner. Für die Kinder des Adels<br />

und sehr reicher Bürger bestand die Möglichkeit, in Klosterschulen<br />

und Lateinschulen ihre Schulbildung zu erhalten.<br />

Erst nach der Reformation wurden in unseren Gemeinden Schulen<br />

errichtet, damit die Menschen befähigt werden sollten, die Texte der<br />

Heiligen Schrift lesen zu können. Sowohl im evangelischen als auch<br />

im katholischen Bereich wurden Elementarschulen um die Jahrhundertwende<br />

vom 16. zum 17. Jahrhundert eingerichtet.<br />

Von den Anfängen der Elementarschulentwicklung um 1600 bis 1801<br />

hatte bei uns das Kurfürstentum Trier die Schulaufsicht und ließ diese<br />

über das Bischöfliche Ordinariat durch die Ortsgeistlichen vollziehen.<br />

Der jeweilige Pfarrer des Dorfes wurde zum Schulinspektor ernannt.<br />

Dem Schulvorstand gehörten noch der Schultheiß und einige gewählte<br />

Sent- oder Gerichtsschöffen an. Dieser Schulvorstand hatte die<br />

Aufsicht und alleinige Befugnis, die Bedürfnisse und Erfordernisse<br />

der Elementarschule zu gewährleisten.<br />

Von 1806 bis 1866 übernahm das Herzogtum Nassau die Schulaufsicht.<br />

Für unseren Raum befand sich das Aufsichtsamt in Idstein. Die<br />

Lehrer wurden zweimal im Jahr überprüft und darüber fertigte man<br />

Visitationsprotokolle an.<br />

Ab 1866 ging die Schulaufsicht an das Königreich Preußen über.<br />

Mit dem <strong>Jahre</strong> 1918 hatte die Weimarer Republik die gesetzlichen<br />

Schulaufsichtsverpflichtungen übernommen.<br />

Von 1933 bis 1945 wurde das Schulwesen in besonderer Weise durch<br />

die Nationalsozialistische Regierung geprägt.<br />

Ab 1946 hatte das Land Hessen die Schulaufsicht wahrzunehmen.<br />

Die Anfänge 9er <strong>Eisenbach</strong>er Schule<br />

Wann in <strong>Eisenbach</strong> die erste Schule eingerichtet wurde, läßt sich aus<br />

den vorhandenen Quellen nicht genau feststellen. Sicherlich begann<br />

das Schulleben im 16. Jahrhundert, wie dies aus Nachbargemeinden<br />

nachweislich belegt werden kann. Die erste Erwähnung einer Schule<br />

aus dem <strong>Jahre</strong> 1629 beinhaltet, daß zu dieser Zeit eine Schule existiert<br />

hat 1 • Als erster Lehrer wird Herr Peter Schreiber erwähnt, der von<br />

1629 bis 1634 in <strong>Eisenbach</strong> unterrichtete 2 •<br />

Nachfolgend werden als Lehrer in <strong>Eisenbach</strong> genannt:<br />

Ludwig Scheller 1652 3 ;<br />

Johannes Theodorus Güller, pro tempore ludirector huius pagi =<br />

Schullehrer dieses Ortes und Pate, 16964;<br />

Johannes Pithan, ludirector in <strong>Eisenbach</strong>, Zeuge einer Heirat, 1698 5 ;<br />

Johannes Adam Weinand T 1753 6 und<br />

Johannes Weber, 1753 bis 1773 7 •<br />

Die Lehrer mußten vom Ortspfarrer und vom Ortsvorstand bestätigt<br />

werden. So lesen wir, daß „die Schullehrer 1753 vom Pfarrer und<br />

vom Ortsvorstand angenommen worden sind" 8 •<br />

Johannes Weber war gebürtiger <strong>Eisenbach</strong>er und soll sehr streng gewesen<br />

sein. Er verstarb am 3. Juni 1773 im Alter von 38 <strong>Jahre</strong>n und<br />

wurde in der <strong>Eisenbach</strong>er Kirche begraben. ,,Seine Grabstätte ist in<br />

der hiesigen Kirche unterhalb der Kommunionkantenbank. Folgendes<br />

ist noch auf seinem Grabstein zu lesen: Anno 1773 den 3. Juni hat<br />

der wohlgelehrte und hochzulobender Herr Johannes Weber als Kaiserlicher<br />

Notarius und z. Zt. Schulmeister in <strong>Eisenbach</strong> das Zeitliche<br />

mit dem Ewigen verwechselt seines Alters 38 <strong>Jahre</strong> gewesener Schulmeister<br />

20 Jahr. R.O.P. Amen." Für seine Grabstätte in der Kirche<br />

mußten seine Verwandten 3 Thaler bezahlen 9 .<br />

Da zu dieser Zeit die Lehrer noch keine staatliche oder gemeindliche<br />

Besoldung erhielten, bekamen sie den größten Teil „zur Beßrung seines<br />

Unterhalts" als Naturalvergütung von den Eltern. Gleichzeitig<br />

waren die Schulmeister Küster, Glöckner und seit 1808 auch Organist9•.<br />

Aus einem Dekret, das bei den Pfarrakten aufbewahrt ist, wird ein<br />

Einblick in die Besoldungsregelung der damaligen Zeit sehr anschaulich<br />

wiedergegeben und gleichzeitig erkennbar, wie der damalige<br />

Pfarrer Georgius Adam 1753 den Aufgabenbereich eines Lehrers beschreibt:<br />

„Nachdem hiesiger Schuldienst durch den Todt des hochlöblichen<br />

Adam Weinand ledig ist worden, so haben unterschriebene Dießen<br />

Dienst wiederum besetzen wollen, wie wir dan doch mit vorhero Erhaltener<br />

Erlaubnis undt Bewilligung unseres Herrn Pastoris würklich<br />

hierzu Ernennen den Ehrsamen Joannem Weber Natonii Webers<br />

Sohn und Logicum. Sein jährlicher Lohn ist, wie er allzeit gewesen<br />

folgender: Nemblich muß ihm ein jeglicher Nachbar, er habe Kinder<br />

oder nicht alle <strong>Jahre</strong> geben:<br />

l. 1 Sr (Simmer) Korn.<br />

2. Bekombt er von einem jeglichen Kindt, wan es schulmässig ist,<br />

18 alb (Albus), wan das Kind auch schon nicht<br />

in die schule geht.<br />

3. hat er in der Gemeinde einen Umbgang Brodt, stirbt ein alter,<br />

so hatt er 2, von einem jungen aber einen Leib Brodt.<br />

99


4. Weilen er sonsten nichts hatt von hochzeiten odter<br />

Kind Taufen, gebührt ihm zum wenigsten auff der hoch Zeit<br />

odter Kindt Tauff die Mahlzeit.<br />

5. Ist ihm ein jeglicher in oder außer der Gemeinde alle <strong>Jahre</strong><br />

schuldig ein Klacken siegling (die Menge Korn, welche man mit<br />

einem Sichelschlag abernten konnte) zu geben. -<br />

Wogegen ein Zeitlicher Schulmeister schuldig ist die hiesige Jugend in<br />

Schreiben undt Lesen, in christlichen Glaubenssachen, in guten sitten,<br />

in der Zucht, undt in aller Gottesforcht wohl und fleißig nicht<br />

allein zu unterrichten, sondern auch derselben mit gutem Exempel<br />

vorzugehen. ltem ist er schuldig das lfurwerk in guter richt- und ordnung<br />

zu halten, dem Zeitlichen Herrn Pastor allen respect zu erweisen<br />

undt ihm möglichst an die Hand zu gehen dergestalt, daß wan er<br />

in abgemeldeten Dingen faul oder träge Befunden würde, undt sein<br />

ambt nicht fleißig versehen, soll ein Zeitlicher Pastor alle Macht undt<br />

gewalt haben denselben alle Tage undt stundt zu


Lehrer Heinrich Berninger begann als Lehrgehilfe 1823 in <strong>Eisenbach</strong><br />

seine Lehrtätigkeit.<br />

„Berninger geb. am 24. März 1805 in Fischbach, war am 1. Juli 1823<br />

im Alter von 18 <strong>Jahre</strong>n in den Schuldienst eingetreten, hatte sich am<br />

7. Januar 1832 mit Anna Maria Böcher (20 <strong>Jahre</strong>) verehelicht, hat seine<br />

Kinder sämtlich versorgt und hat sich stets als braver, religiöser<br />

und eifriger Lehrer gezeigt.<br />

Mayer, Schulinspektor'' 17 •<br />

Bis zum <strong>Jahre</strong> 1874 leitete er die <strong>Eisenbach</strong>er Schule und feierte das<br />

sehr seltene 50jährige Dienst- und Ortsjubiläum. Dieses herausragende<br />

Jubiläum veranlaßte die Königliche Regierung durch den Minister<br />

der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten zu Wiesbaden,<br />

ihm 1873 das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen:<br />

„Seine Majestät der Kaiser und König haben mittels Ordre vom<br />

4. d. M. dem katholischen Lehrer Heinrich Berninger in <strong>Eisenbach</strong> zu<br />

seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum am 1. Juli des <strong>Jahre</strong>s das Allgemeine<br />

Ehrenzeichen mit der Zahl 50 zu verleihen geruht.<br />

\<br />

'<br />

/<br />

' ")<br />

Auf den Bericht vom 9. d. M. - II 1517 - setze ich die Königliche<br />

Regierung hiervon unter Beifügung der Insignien und eines Scheines<br />

zum Nationale zur weiteren Veranlassung in Kenntnis.<br />

Der Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten<br />

Im Auftrag<br />

Greiff, Wiesbaden, den 26. Mai 1873" 18 •<br />

Während der <strong>Jahre</strong> von 1629 bis 1829 waren die äußeren Schulbedingungen<br />

dieselben geblieben.<br />

Die obere Schule (5. bis 8. Schuljahr) zählte 1829 84 Kinder, die<br />

untere Schule (1. bis 4. Schuljahr) hatte 105 Kinder. Zur Unterrichtung<br />

standen 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe den Kindern zur Verfügung.<br />

Im wöchentlichen Wechsel wurde die untere Schulklasse vormittags<br />

und die obere Schulklasse nachmittags unterrichtet 19 •<br />

Die alte Schule bestand aus einem Klassenraum. Über dieses Gebäude,<br />

das Klassenzimmer, die Lehrgegenstände, Lehrmittel und über<br />

den Schulbesuch zur damaligen Zeit wird in der Schulchronik I folgendes<br />

berichtet:<br />

„Das Schulhaus zu <strong>Eisenbach</strong> stand gegenüber der jetzigen Bäckerei<br />

Bös neben dem an der alten Kirche gelegenen Friedhof. Der Eingang<br />

war an der Nordseite. Man kam zuerst in die Küche und von hier aus<br />

in das Lehrzimmer. Von diesem aus ging man in ein Wohnstübchen.<br />

Von der Küche aus führte eine Treppe in den oberen Stock, wo noch<br />

ein dem Lehrer gehöriges Stübchen und das Ratszimmer lagen. Unter<br />

dem Haus war ein Keller und ein Gefängnis für Polizeiverbrecher.<br />

Vor diesem ein öffentlicher Pranger. Zur Lehrerwohnung gehörte<br />

noch ein Stall, der aus Kuhstall, Schweinestall und Heuboden bestand"20.<br />

„Im Lehrzimmer stand rechts der Ofen, auf diesem hatten zeitweise<br />

die Hühner ihr Legenest. Es versteht sich, daß sie von den Schulkindern<br />

ausgiebig gefüttert wurden, ebenso daß von dem nach Schluß<br />

des Unterrichts liegen gebliebenen Brot der Lehrer sein Schwein<br />

reichlich fett machen konnte. Das Lehrzimmer war zwischen 7 und<br />

8 Fuß hoch (2.20 bis 2.50 m) und wird im übrigen als sehr klein bezeichnet.<br />

Die Kinder hockten aufeinander wie Häringe in der Ton-<br />

101


ne 21 • Drei Fenster gingen nach Südosten, eins nach Westen. Der Weg<br />

vom Wohnstübchen des Lehrers in die Küche und umgekehrt führte<br />

-die Familienangehörigen immer durch das Lehrzimmer. Eine schwarze<br />

Wandtafel war vorhanden. Die Kinder saßen auf Bänken, die größeren<br />

an Tischen" 22 •<br />

„Lehrgegenstände und Lehrmittel: Bis 1816 wurde nichts gelehrt als<br />

mittwochs und samstags Religion, an den übrigen Togen Lesen,<br />

Schreiben, Rechnen. Den Mädchen war die Teilnahme am Schreiben<br />

und Lesen freigestellt. Das Rechnen beschränkte sich auf die vier<br />

Grundrechnungsarten mit unbenannten Zahlen. Für den Religionsunterricht<br />

wurde der Katechismus und eine Biblische Geschichte gebraucht.<br />

Diese war gleichzeitig das Lesebuch für die größeren Kinder.<br />

Zum Buchstabierleseunterricht diente ein ABC-Buch. Der Unterricht<br />

in Schönschreiben erfolgte durch Vorschreiben. Bücher zu den einzelnen<br />

Lehrgegenständen waren nicht vorhanden" 23 •<br />

„Der Schulbesuch (die Schulpflicht) begann mit dem beendeten<br />

7. Lebensjahr. Die Mädchen wurden mit dem 12. oder 13., die Buben<br />

mit dem 14. <strong>Jahre</strong> aus der Schule entlassen. Allerdings veranlaßten<br />

bessere oder schlechtere Befähigung Ausnahmen. Im Sommer war<br />

nur Sonntags zwischen 12 und 1 Uhr Schule. Die Winterschule nahm<br />

Allerheiligen ihren Anfang und dauerte bis Weißen Sonntag 24 •<br />

Auf Grund der beengten räumlichen Schulverhältnisse wurde noch<br />

ein zum 2ten Lehrzimmer „tauglicher Saal" durch den damaligen<br />

Ortsschulvorstand und Herrn Justizrat Magdeburg im Ort ausersehen.<br />

,,Es ward ein Zimmer in dem von Schützchen Haus auf der<br />

Beun - bewohnt von Anton Fachinger - als zweckdienlich erklärt.<br />

Es hatte indessen auch die erforderliche Höhe, den gehörigen Raum<br />

und die erwünschte Heilung, war auch mit einem ganz tauglichen<br />

Ofen versehen. Die Gemeinde mußte die Reparatur- und Einrichtungskosten<br />

tragen, sowie auch die erforderlichen neuen Fenster besorgen.<br />

Anton Fachinger erhielt jährlich für dieses Zimmer 30 fl<br />

(Gulden) und zwei Klafter Holz zum Heizen. Beck war der erste, welcher<br />

hier mit der zweiten Abtheilung arbeitete und ich der 2te und<br />

letzte". So lesen wir in den Aufzeichnungen des Herrn Heinrich Berninger<br />

aus dem <strong>Jahre</strong> 1829 25 •<br />

Wegen der „ Untauglichkeit des alten Schulhauses und der bedeutenden<br />

Miethe vom 2ten Lehrzimmers wurde das Bedürfniß eines neuen<br />

Schulhauses recht fühlbar'' und alsbald wurden die nötigen Mittel<br />

beschafft, das Grundstück von dem Notar Schmitts für 169 fl (Gulden)<br />

gekauft und am 8. April 1828 der Grundstein gelegt. Nach den<br />

Herbstferien 1829 konnten die Schulkinder und Lehrer den Einzug in<br />

die schöne neue Schule feierlich begehen 26 • Der Lehrer Berninger<br />

schreibt hierzu: ,,Es war wirklich etwas eignes zu sehen, wie die Schüler<br />

die Lautiermaschine, ein anderer mehrere Lesetafeln, ein dritter<br />

die Einheitstabelle brachte, um es an die neue längst gewünschte<br />

Lehrstätte zu befördern. Lehrer und Schüler glaubten nun wieder eine<br />

neue Ursache zu haben, mit regerem Fleiße und ausdauernder<br />

Kraft zu lehren und zu lernen" 27 •<br />

Die ehemalige Volksschule <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Erbaut: 1829 - Geschlossen: 1. August 1968 -<br />

Die neue Schule blieb ohne Ökonomiegebäude bis zum <strong>Jahre</strong> 1835.<br />

Ursprünglich sollte nur ein Stall erbaut werden, aber durch den Einfluß<br />

des Schulinspektors Hoffmann genehmigte die Herzogliche Landesregierung<br />

den Bau einer Scheune. Sie diente dem Schullehrer als<br />

Ökonomiegebäude, und die Feuerwehr stellte dort ihre Wagen und<br />

Geräte ab. ,,Im Sommer 1838 kam dann endlich die Scheuer zu ihrer<br />

Vollendung 28 •<br />

Schule, Schulscheune und später erbautes Schulgebäude mit Rathaus.<br />

102


Da in dieser Zeit noch keine Berufsschulunterrichtung vorgesehen<br />

war, wurden sogenannte „Sonntags- und Abendschulen" in allen Orten<br />

eingerichtet. 1839 begann in <strong>Eisenbach</strong> dieser Unterricht für die<br />

aus der Elementarschule entlassenen männlichen Jugendlichen. Die<br />

Elementarlehrer unterrichteten unter Aufsicht der Schulbehörden im<br />

Lehrzimmer der örtlichen Schule. Der Unterricht war für die Schüler<br />

freiwillig und sah besonders vor, daß die „Lehrgegenstände: Gesang,<br />

Sprachlehre, insbesondere Geschäftsaufsätze, Rechnen und Schreiben<br />

in kleineren Gemeinden, und in größeren Gemeinden noch zusätzlich<br />

technisches und freies Handzeichnen sowie Maßkunde zu betreiben<br />

seien". Der Unterricht fand an 2 Abenden in der Woche oder<br />

sonntags nach dem Gottesdienst statt 29 •<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1859 besuchten 278 Schulkinder die <strong>Eisenbach</strong>er Schule und<br />

wurden von 2 Lehrern und einem Lehrgehilfen unterrichtet.<br />

In einem Rescript (Anordnung) der Landesregierung vom 6. Juni<br />

1859 ad. Num. Reg. 17045 wurde der nachfolgende Stundenplan<br />

,,Die Einrichtung der Lehrgehilfenschule zu <strong>Eisenbach</strong> betreffend"<br />

gegeben.<br />

,,Abgegeben an uns am 25. Juni 1859".<br />

So lesen wir in der Schulchronik l, Seite 82/ 83.<br />

Stundenplan für die 1., 2. und 3. Schule zu <strong>Eisenbach</strong><br />

7-8 8-9 9 - 10 10 - 11 11- 12 1 - 2 2-3 3-4 4-5<br />

1. Schuljahr Religion Rechnen Stilübung Schön- Lesen<br />

Montag u. Correktur schreiben<br />

und 2. Schuljahr Religion Rechnen Stilübung Schön- Lesen<br />

Donnerstag u. Correktur schreiben<br />

3. Schuljahr - Religion Rechnen Abschreiben Schrift!.<br />

u. Lesen, Übungen,<br />

Übungen, Lesen,<br />

Schreiben Schreiben<br />

l. Schuljahr Religion Rechnen Stilübung Schön- Lesen<br />

Dienstag u. Correktur schreiben<br />

und 2. Schuljahr Religion Rechnen Stilübung Schön- Lesen<br />

Freitag u. Conektur schreiben<br />

3. Schuljahr Religion Rechnen Schriftl. Lesen,<br />

Übungen, Schriftl.<br />

Lesen, Übungen,<br />

Schreiben Schreiben<br />

1. Schuljahr Religion Rechnen Stilübung Gesang<br />

Mittwoch<br />

u. Correktur<br />

und 2. Schuljahr Religion Stilübung Gesang<br />

Samstag<br />

u. Correktur<br />

3. Schuljahr - Anschau- Sprachliche -<br />

ungsunterr., Übungen<br />

Schreiben<br />

Am 4. Juli 1874 brach abends nach 5 Uhr zwischen der Bäckerei Bös<br />

und der heutigen Gastwirtschaft Gattinger ein Feuer aus. Die meisten<br />

Leute waren zu dieser Zeit beim Heumachen im oberen Grunde be- .<br />

schäftigt. Der Häuserbereich zwischen dem Pfarrhaus und der Schule<br />

brannte völlig nieder.<br />

„Beim Brand am 4. Juli 1874 ist unter anderem auch das Haus des<br />

Bürgermeisters Gattinger und des Lehrers Berninger, der seine<br />

Dienstwohnung dem 2. Lehrer abgetreten hatte, abgebrannt. Beide,<br />

Bürgermeister Gattinger und Lehrer Berninger sind obdachlos. Weit<br />

über 400 Menschen sind ohne Obdach. 36 Wohnhäuser sind abgebrannt.<br />

Ein Lehrsaal und die freigewordene Dienstwohnung dienten<br />

dem Bürgermeister und dem Lehrer als Woh.nung"30•<br />

Am 28. Mai 1885 wurde die 4. Lehrerstelle eingerichtet. Als Nachfolger<br />

des pensionierten Schulleiters H. Berninger kam der von Hellen-<br />

103


hahn gebürtige Lehrer Johann Weidenfeller als neuer Leiter an die<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Schule. Er setzte sich besonders ein, daß hinter dem heutigen<br />

Friedhof eine Baumschule angelegt wurde. Hier wurden die<br />

Schulkinder der oberen Klasse mit allen Arbeiten der Baumpflege<br />

vertraut gemacht31 •<br />

Am I. April 1882 kam nach dem Tode des Herrn Weidenfeller Herr<br />

Lehrer Jakob Gersbach aus Hübingen als 1. Lehrer und Schulleiter<br />

nach <strong>Eisenbach</strong> 32 •<br />

Wegen der beengten Schulraumverhältnise beschloß der Gemeinderat,<br />

einen neuen Lehrsaal zu bauen (4. Lehrsaal). Zuerst wollte man<br />

die Lehrerdienstwohnung zum 4. Lehrsaal umbauen, doch dann entschied<br />

die Schulbehörde, daß auf dem Schulgarten unterhalb der<br />

Schulscheune ein Neubau für 8.784 Mark gebaut wurde. Am 1. September<br />

1886 konnte die obere Mädchenklasse den Raum beziehen.<br />

Später sollte auf diesem einstöckigen Gebäude ein 5. Lehrsaal oder<br />

das Rathaus aufgebaut werden33 •<br />

Klassenverteilung und Lehrerbesetzung, Lehrerbesoldung am 15.5.1885<br />

Klasse Schul- Schüler- Lehr- jährliche<br />

jahr zahl kräfte Besoldung<br />

l. unt. Mädchensch. 1.-4. 80 Kinder Frl. Beier 630M<br />

2. obere Mädchensch. 5.-8. 82 Kinder Frl. Rohde 850M<br />

1. unt. Knabensch. l.-4. 76 Kinder<br />

Herr Wagner<br />

II. Lehrer<br />

1050M<br />

2. obere Knabensch. 5.-8. 86 Kinder<br />

HerrGersbach<br />

I. Lehrer<br />

1550M<br />

zus. 324 Kinder 34)<br />

Klassenbild mit den Lehrern Gersbach und Hergenhahn vor dem Tor der Schulscheune.<br />

104


In den <strong>Jahre</strong>n 1897 und 1898 mußte der Lehrsaal der kleinen Knabenschule<br />

als Notkirche benutzt werden, weil die alte Kirche wegen Baufälligkeit<br />

abgerissen und mit dem Neubau der heutigen Kirche begonnen<br />

wurde.<br />

„Da die alte Kirche zu klein und baufällig geworden war, so war der<br />

Bau einer neuen notwendig geworden. Ende Februar 1897 wurde die<br />

alte Kirche abgerissen und von da an der Lehrsaal der kleinen Knabenschule<br />

mit Genehmigung der Königlichen Regierung als Notkirche<br />

benutzt. Am 29. März 1897 begannen die Maurerarbeiten und<br />

schon am 25. September 1898 konnte unsere neue Kirche vom Hochwürdigsten<br />

Bischof Dominikus Willi eingeweiht werden. Während<br />

des feierlichen Levitenamtes sangen Knaben- und Mädchenschüler<br />

eine lateinische Messe vor" 3 5.<br />

Höhepunkt des schulischen Lebens in <strong>Eisenbach</strong> war sicherlich im<br />

19. Jahrhundert der Bau der neuen Schule im <strong>Jahre</strong> 1829.<br />

Ein noch größeres Ereignis für die <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung bedeutete<br />

der Neubau der neuen Kirche im <strong>Jahre</strong> 1898. Trotz der nicht wohlhabenden<br />

Einwohnerschaft und der kargen Gemeinde- und Kirchenkassen<br />

hatten die <strong>Eisenbach</strong>er mit diesen Projekten, die jedes für<br />

sich, in der damaligen Zeit eine besondere zukunftsorientierte Ausführung<br />

erhielt, ihren Opfersinn bewiesen und gezeigt, daß sie für die<br />

schulischen wie kirchlichen Anliegen immer aufgeschlossen waren.<br />

Das älteste noch aufzufindende Schulklassenbild aus dem <strong>Jahre</strong> 1900<br />

zeigt Schulkinder mit den Lehrern Gersbach und Hergenhahn.<br />

Um die Entwicklung der Schüler-Lehrer-Relation aufzuzeigen, soll<br />

die nachfolgende Tabelle Aufschluß geben.<br />

Schüler-Lehrer-Statistik<br />

um 1800 100 Schulldnder nur 1 Lehrer<br />

um 1813 133 Schulkinder nur 1 Lehrer<br />

um 1818 200 Schulkinder 1 Lehrer und l Lehrgehilfe<br />

um 1838 189 Schulkinder 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe<br />

um 1840 212 Schulkinder 2 Lehrer und 1 Lehrgehilfe<br />

um 1843 276 Schulkinder 2 Lehrer und 1 Lehrgehilfe<br />

um 1867 284 Schulldnder 2 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1876 280 Schulkjnder 2 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1879 290 Schulkinder 2 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1882 328 Schulkinder 2 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1884 326 Schulkinder 3 Lehrer und l Schulgehilfe<br />

um 1888 285 Schulkinder 3 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1904 255 Schulkinder 3 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1911 283 Schulkinder 3 Lehrer und 1 Schulgehilfe<br />

um 1914 315 Schulkinder 3 Lehrer und 2 Schulgehilfe<br />

= 1 Lehrer 1 Schulsaal<br />

= 1 Lehrer 1 Schulsaal<br />

= 2 Lehrer 1 Schulsaal<br />

= 2 Lehrer 2 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 3 Lehrer 3 Schulsäle<br />

= 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

= 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

= 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

= 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

= 5 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1916<br />

--<br />

322 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 6 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1918 319 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 5 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1920 336 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 5 Lehrer 4 Schulsäle<br />

wn 1923 270 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

wn 1930 200 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1933 234 Schulkinder 1 Hauptlehrer, 3 Lehrer und 2 Lehrerinnen = 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1950 248 Schulkinder 1 Hauptlehrer und 3 Lehrpersonen = 4 Lehrer 4 Schulsäle<br />

um 1964 255 Schulkinder 1 Rektor und 6 Lehrpersonen = 7 Lehrer 6 Schulsäle und 1 Fachraum<br />

um 1967 248 Schulkinder 1 Rektor und 7 Lehrpersonen = 8 Lehrer 6 Schulsäle und 1 Fachraum<br />

(Die Zahlenunterlagen wurden der Schulchronik und den Unterlagen im HStA Wiesbaden enlnommen).<br />

105


Die <strong>Eisenbach</strong>er Schule im 20. Jahrhundert<br />

Am 1. November 1902 wurde Herr Lehrer Gersbach pensioniert und<br />

als neuer Schulleiter von <strong>Eisenbach</strong> Herr Lehrer Johann Heep aus Eilar<br />

zum 1. Lehrer berufen. Er blieb in <strong>Eisenbach</strong> bis zum 1. November<br />

1911 und wurde dann nach Eschhofen versetzt 37·<br />

Am 1. April 1908 bestand der Schulvorstand aus folgenden Personen:<br />

1. Herr Pfr. Clemens Langenhof<br />

2. Herr Bürgermeister Gattinger<br />

3. Herr Lehrer Heep<br />

4. Herr Anton Gattinger II<br />

5. Herr Peter Michel P 8<br />

Das Schuljahr endete jedes Jahr vor Ostern und die ältesten Jahrgänge<br />

wurden dann aus der Schule entlassen. Um einen Einblick in die<br />

Berufsentwicklung dieser Jugendlichen zu geben, ist die nachfolgende<br />

Eintragung in der Schulchronik I sehr aufschlußreich.<br />

„Am 31. März 1911 wurden die ältesten Jahrgänge der Knaben- und<br />

Mädchenschule entlassen. Von den 16 Knaben werden 7 Maurer,<br />

5 Stukkateure, 2 Bäcker, 2 Landwirte. Von den 12 Mädchen treten 2<br />

in Dienste. Die übrigen bleiben im Elternhaus" 39 •<br />

Diese Berufswahl der <strong>Eisenbach</strong>er Schulentlassenen war für das ganze<br />

19. Jahrhundert sehr charakteristisch. Die meisten Jungen gingen<br />

nach der Schulentlassung mit ihrem Vater oder mit einem Verwandten<br />

in die Fremde, meist ins Rheinland, um dort den Beruf eines Bauarbeiters<br />

zu erlernen. Die Söhne von einheimischen Landwirten oder<br />

Handwerkern wie Bäcker, Metzger oder Schmiede blieben in der<br />

Regel im väterlichen Betrieb.<br />

Wenige der Mädchen traten in den Nachbarorten oder Nachbarstädten<br />

in Haushaltsdienste, während die meisten der schulentlassenen<br />

Mädchen im Elternhaus verblieben, das Kochen und die Schneiderei<br />

erlernten und bei den kleinbäuerlichen Landwirtschaftsbetrieben mithalfen.<br />

~föninlirt;e ~tflitrnnn.<br />

.}Ulk;ung fü~ ,i,1ii;d)cn•.>tl1b gid)uC:»cf.m.<br />

'


Klasse<br />

Knaben Mädchen zus. Lehrpersonen<br />

Unterstufe a 1. Jahrg. 30 15 45 Frl. Bollig<br />

Unterstufe b 2. Jahrg. 31 23 54 Lehrer Brands<br />

Mittelstufe 3./4. Jahrg. 41 49 90 Frl. A. Böcher<br />

Oberstufe 5.-8. Jahrg. Kn. 71 - 71 Lehrer Engländer<br />

Oberstufe 5.-8. Jahrg. Mäd. - 62 62 Frl. Lauck<br />

zusammen 173 149 322 5 Lehrkräfte<br />

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte für alle Schulkollegien schwerwiegende<br />

Auswirkungen mit sich gebracht. Die meisten Lehrer wurden<br />

zum Militärdienst eingezogen.<br />

Auch von der <strong>Eisenbach</strong>er Schule mußten die Lehrer Brands und<br />

Engländer einrücken. Sie wurden aber nach einjährigem Militärdienst<br />

reklamiert und für den Schuldienst wieder freigestellt41 •<br />

Der Beginn des 1. Weltkrieges wird in der Schulchronik I wie folgt beschrieben:<br />

„Am 30. Juli 1914 erfolgte die wunderbare einmütige Erhebung des<br />

gesamten deutschen Volkes, wie sie erhabener und größer noch nie<br />

dagewesen ist. .. " 42 •<br />

Hieraus wird erkennbar, mit welcher euphorischen Gesinnung der<br />

Beginn des Krieges beschrieben wird. Diese patriotische Begeisterung<br />

vieler Menschen kann nur erklärt werden, wenn man weiß, wie beispielsweise<br />

der Geburtstag des Kaisers alljährlich in den Schulen gefeiert<br />

wurde. Solche Geburtstagsfeiern wurden angeordnet. Mit Liedern,<br />

Gedichten und Lobreden gedachte man des Kaisers. Jedes<br />

Schulkind bekam die „Kaiser-Bretzel" geschenkt, und nach der offiziellen<br />

Feierstunde hatten die Schulkinder frei.<br />

Kaiser- Wilhelm-Feier zu Ehren des 25jährigen Regierungsjubiläums<br />

1913.<br />

107


Im Laufe der <strong>Jahre</strong> stieg die Schülerzahl an der <strong>Eisenbach</strong> er Schule<br />

ständig an. Die Höchstzahl wurde 1916 mit 374 Schulkindern erreicht.<br />

Die Gemeindevertretung beschloß am 6. August 1916 einstimmig, in<br />

<strong>Eisenbach</strong> eine Hauptlehrerstelle einzurichten und Herrn Lehrer<br />

Brands für diese Stelle vorzuschlagen mit einer Gehaltszulage von<br />

200 RM jährlich. Am 1. August 1916 wurde Herr Josef Brands zum<br />

Hauptlehrer ernannt 43 •<br />

.L.·,I<br />

..:p:-=<br />

„Es ist unmöglich, für die Gemeinde die 5. Lehrerstelle zu halten, da<br />

nur 172 Kinder die Schule besuchen. Die Gemeinde bittet daher, für<br />

den Abbau der 5. Lehrerstelle einzutreten" 44 •<br />

Daraufhin wurde die Lehrerin Frl. Anna Böcher nach Niederbrechen<br />

versetzt 45 •<br />

Nach der Pensionierung des Hauptlehrers Brands am 1. April 1929<br />

trat der bisher an der <strong>Eisenbach</strong>er Schule wirkende Lehrer Bernhard<br />

Witt die Hauptlehrerstelle an 46 • Er wurde am 25. Februar 1935 nach<br />

Hadamar versetzt 47 •<br />

Ihm folgte als Schulleiter Herr Friedrich Fein, der seit dem 16. April<br />

1927 an der <strong>Eisenbach</strong>er Schule als Lehrer wirkte. In dem Ernennungsschreiben<br />

des damaligen Regierungspräsidenten von Wiesbaden<br />

heißt es:<br />

,,Ich hege das Vertrauen, daß Sie dieses Amt taktvoll und gewissenhaft<br />

führen und die Ihnen unterstellte Schule nach Kräften fördern<br />

werden. Zugleich wird erwartet, daß Sie sich rückhaltslos für den<br />

nationalsozialistischen Staat einsetzen und seine Belange und Ziele jederzeit<br />

im Sinne und Geist echter Volksgemeinschaft tatkräftig unterstützen<br />

werden zum Wohl der Deutschen Jugend und zum Nutzen<br />

von Volk und Vaterland."<br />

Reg. Präs. v. Wiesbaden am 23. November 1935 48 •<br />

Aus dieser Verfügung des Regierungspräsidenten von Wiesbaden<br />

kann die eindeutige Absicht herausgelesen werden, daß unter diesem<br />

politischen System die Schule zum Instrument des politischen Handelns<br />

gemacht werden sollte.<br />

Während der <strong>Jahre</strong> 1916 bis 1945 liegen nur sehr dürftige Quellennachweise<br />

vor. Die Schulchronik II begann mit dem <strong>Jahre</strong> 1916 und<br />

befand sich vor Kriegsausbruch in der Schule. Laut Bericht des späteren<br />

Schulleiters, Herrn Hauptlehrer Paul Altmann, soll die genannte<br />

Chronik im Laufe der Kriegs-Ereignisse abhanden gekommen sein<br />

und bei Wiederaufnahme des Schulbetriebes nach Ende des 2. Weltkrieges<br />

1945 nicht mehr vorgelegen haben 49 •<br />

Deshalb konnten nur sehr wenige schulische Angaben für diese Zeit<br />

aus dem Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden ermittelt werden.<br />

Verfügung vom 15. August 1916.<br />

Im Verlaufe der nächsten <strong>Jahre</strong> ging aber die Kinderzahl erheblich<br />

zurück. Deshalb konnte die 5. Lehrerstelle vonseiten der Gemeinde<br />

nicht länger gehalten werden. Am 22. April 1928 beschloß die Gemeindevertretung,<br />

die 5. Lehrerstelle in <strong>Eisenbach</strong> abzubauen. In<br />

einem Schreiben des Bürgermeisters an den Landrat heißt es:<br />

Nach dem 2. Weltkrieg leitete Herr Lehrer Engelbert Streb, der seit<br />

Dezember 1935 an der Schule tätig war, die <strong>Eisenbach</strong>er Schule von<br />

Oktober 1945 kommissarisch bis zum 7. August 1950. Von diesem Tage<br />

an nahm er einen längeren Krankheitsurlaub, um sich anschließend<br />

pensionieren zu lassen 50 •<br />

Das Lehrerkollegium bestand zum 1. August 1950 aus folgenden<br />

Lehrkräften:<br />

Lehrer Paul Altmann (komm. Schulleiter), Lehrerin Elisabeth<br />

108


, ' •hn1id1, Lchl' ·rl11 Anne Arndt, - ohr11111LsanwHrLCr 1 Juns Rcusch,<br />

1, •hrumt:mnwHrtcr Aluis Kopp.<br />

, 1 chlllorst11tlstlk 11111 15. lt. l9SOS1<br />

Sch tilcr zus. Knaben Mädchen Kath. Evan. Heimat- Vaterlos<br />

vertriebene<br />

--<br />

248 141 107 237 11 34 49<br />

Im Herbst 1950 wurde durch ein Gesetz zur Änderung des Reichsschulpflichtgesetzes<br />

vom 27. April 1950 die Schulpflicht auf 8 ½ <strong>Jahre</strong><br />

verlängert. Dieser Regelung mußten, trotz erheblicher Einwände vieler<br />

Eltern, 19 Buben und 11 Mädchen Folge leisten. Durch die Unterrichtsausfälle<br />

der Kriegs- und Nachkriegszeit sollte für diese Kinder<br />

eine Nachholung des Unterrichts angestrebt werden52 •<br />

In der Nachkriegszeit sollten auch die Eltern stärker bei der Erziehungsarbeit<br />

der Kinder mitwirken. Deshalb sah das Gesetz zur Mitbestimmung<br />

der Eltern die Wahl eines Schul- und Klassenelternbeirates<br />

vor. Der 1. Schulelternbeirat wurde am 18. November 1950 gewählt:<br />

Milglicder<br />

Alfons Gattinger II<br />

1. Vorsitzender<br />

Agnes Hartmann<br />

KurtJänsch<br />

Johann Zöller<br />

2. Vorsitzender und Schriftführer<br />

Hans Scharr<br />

Peter Böcher<br />

Erna Schnappinger<br />

Vertreter<br />

Jakob Schäfer<br />

Anna Kurz<br />

Josef Reichmann<br />

Maria Bös<br />

Anna Brück<br />

JosefErwe<br />

Robert Hornik 53<br />

Am 1. 7. 1951 wurde der bisherige kommissarische Schulleiter, Herr<br />

Paul Altmann, zum Hauptlehrer ernannt54 •<br />

Allmählich normalisierte sich der Schulbetrieb in den <strong>Jahre</strong>n 1950 bis<br />

1953, und die Hauptbestrebungen liefen darauf hin, daß die äußeren<br />

Schulbedingungen verbessert werden sollten. Sowohl das <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Schulgebäude, als auch die Schuleinrichtungen ließen sehr zu<br />

wünschen übrig. Der Pausenplatz war unzureichend, so daß die Kinder<br />

teilweise auf der Straße ihren Pausenplatz wahrnehmen mußten.<br />

Schule mit Kindern auf der Straße.<br />

109


Diese Pausenhof-Problematik beschrieb ein Reporter des Nassauer<br />

Boten in einem Artikel mit der Überschrift:<br />

„Der Tod steht vor der Volksschultür" 55<br />

Am 8. Juli 1955 erhielt die Schule für 2 Klassen neue Schülertische<br />

und Schülerstühle. Hierbei kam eine großzügige Spende des Besitzers<br />

von Hof Hausen Herrn Apotheker Herbert wie gerufen und diente<br />

zur Finanzierung dieser Maßnahme. Der Schulchor hatte ihm zum<br />

70. Geburtstag einige Lieder als Gratulationsständchen dargeboten.<br />

Dafür spendete er der Schule 5.000 DM und der Gemeinde ebenfalls<br />

5.000 DM 56 •<br />

Mit Wirkung vom 1. April 1955 wurde Herr Hptl. Paul Altmann von<br />

hier nach Weilnau im Main-Taunus-Kreis versetzt. In der Zwischenzeit<br />

bis zur Neubesetzung der Schulleiterstelle vom 1. April 1955 19 bis<br />

1. Oktober 1955 19 erhielt der Lehramtsanwärter Rudi Otto den Auftrag,<br />

die Schulleitung wahrzunehmen 57 •<br />

Am 1. Oktober 1955 19 kam Frau Margarete Pabst von Lahr als neue<br />

Schulleiterin nach <strong>Eisenbach</strong>. Sie stammte aus Niederselters und hatte<br />

vorher die Schulleitung in Lahr inne. Bis zu ihrer Pensionierung<br />

am 28. März 1963 versah sie mit Erfolg die Schulleitungsfunktion 58 •<br />

Vom l. April 1963 an übernahm Herr Lehrer Josef Hannappel aus<br />

Frickhofen die kommissarische Schulleitung 59 •<br />

Zum 1. September 1963 wurde der Lehrer Rudi Otto aus Lindenholzhausen,<br />

zuletzt Schulleiter der zweiklassigen Schule in Werschau,<br />

zum neuen Schulleiter und am 29. Dezember 1963 zum Hauptlehrer<br />

ernannt 60 •<br />

Die Klasseneinteilung zum 1. September 1963<br />

1. Schuljahr 38 Kinder Frl. Riedel<br />

2. Schuljahr 35 Kinder Frl. E. Schmidt<br />

3. Schuljahr 29 Kinder Lehramtsanwärter B. Brommer<br />

4. Schuljahr 28 Kinder Lehramtsanwärter W. Brössel<br />

5. Schuljahr 32 Kinder Lehramtsanwärter D. Bretz<br />

6. Schuljahr 33 Kinder Lehrer G. Fuchs<br />

7./8. Schuljahr 32 Kinder Schulleiter R. Otto<br />

Zusätzlich stand der Schule eine technische Lehrerin zur Verfügung.<br />

Die 7klassige Schule verfügte über 5 Klassenräume. Dadurch mußte<br />

für einige Klassen auch am Nachmittag Unterricht erteilt werden. Die<br />

frühere Lehrerdienstwohnung wurde in einen Klassenraum umgebaut61.<br />

Mit Beginn des Schuljahres 1964/65 hatte der Kultusminister die .Einführung<br />

des 9. Schuljahres angeordnet. Von nun an mußten alle<br />

Schulkinder von <strong>Eisenbach</strong> und die Kinder des 9. Schuljahres von<br />

Das erste 9. Schuljahr mit Schülern aus Haintchen.<br />

Haintchen in der <strong>Eisenbach</strong>er Schule das verlängerte Schuljahr ablcisten62.<br />

Die Unterrichtsarbeit im 9. Schuljahr erweiterte sich wesentlich<br />

auf dem naturwissenschaftlichen und polytechnischen Gebiet.<br />

Deshalb erhielt die Schule 1964 für 15.000 DM eine physikalische Gesamtausstattung<br />

und für 5.000 DM Einrichtungsgegenstände und<br />

Werkzeuge für einen Werkraum 63 •<br />

Der Schulelternbeirat 1964/ 65 bestand aus folgenden Personen:<br />

Willi Hamm (Vorsitzender), Berthold Falkenbach (stellv. Vorsitzender),<br />

Erwin Berninger, Maria Böcher, Alois Schon, Agnes Reimschmied,<br />

Erich Jost, Kiothilde Zöller 64 •<br />

Am 8. Dezember 1964 wurde der Hauptlehrer Rudi Otto zum Rektor<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Schule ernannt 65 •<br />

Bemerkenswert für die <strong>Eisenbach</strong>er Schulverhältnisse in den 60er<br />

<strong>Jahre</strong>n sei noch erwähnt, daß bei allen Vereins- und Ortsfesten die<br />

Schulkinder mitwirkten. An Festmontagen fanden dann die Darbietungen<br />

der Kinder, insbesondere des Schulchores, die volle Anerkennung<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Bürger.<br />

Am 29. 9. 1964 konnte im Pfarrheim die Lehrküche eingerichtet werden,<br />

so daß von da an die Mädchen des 7., 8., 9. Schuljahres regelmäßig<br />

den Hauswirtschaftsunterricht erhieltcn 66 •<br />

Wegen der beengten Schulraumverhältnisse (5 Kiassemäume und 8<br />

Klassen) beschloß die Gemeindevertretung, das ehemalige Flücht-<br />

110


lingslager umzubauen und 2 Klassenräume dort einzurichten. In diese<br />

neuen Räume zogen zwei Klassen ein (5.16. Schuljahr und 7. Schuljahr).<br />

Von nun ab verfügte die Schule über 7 Klassenräume, 1 Lehrküche,<br />

1 Werkraum 67 •<br />

Das Lehrerkollegium am 21. August 1965:<br />

Mit diesen räumlichen Lösungen konnte die Schule zunächst zufrieden<br />

sein. Trotzdem sollte diese Maßnahme keine Dauerlösung darstellen.<br />

Deshalb hatte die Gemeindevertretung bereits 1963 den Ileschluß<br />

gefaßt, einen Schulneubau zu erbauen. Die Vorplanungen waren<br />

schon soweit gediehen, daß die Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> als einzige<br />

Gemeinde im Kreis Limburg den Landeszuschuß für 1965 zugesagt<br />

bekam. Der 1. Bauabschnitt wurde am 7. 11. 1964 ausgeschrieben.<br />

Am Tage der Angebotseröffnung kam durch eine Verfügung der Hessischen<br />

Landesregierung der sofortige Baustopp für dieses Schulbauprojekt.<br />

Es bestand in Wiesbaden die Absicht, eine Mittelpunktschule<br />

für die Gemeinden Niederselters, Oberseiters, <strong>Eisenbach</strong> und<br />

Haintchen zu bauen. Für die <strong>Eisenbach</strong>er Schule bedeutete diese Entscheidung<br />

eine weitere Verzögerung des so dringend notwendigen<br />

Schulneubaus 68 •<br />

Am 21. Juli 1965 kam der einmütige Beschluß zustande, daß an der<br />

Gemarkungsgrenze zwischen Niederselters und <strong>Eisenbach</strong> östlich der<br />

B 8 am Alten <strong>Eisenbach</strong>er Weg eine Mittelpunktschule für die 4<br />

Schulgemeinden erbaut werden sollte.<br />

Nach sehr langwierigen Verhandlungen mit Vertretern der Nachbargemeinden<br />

und Vertretern des Kreises und des Landes Hessen, bei denen<br />

der Regierungspräsident sich persönlich einschaltete, wurde ein<br />

20 Morgen großes Gebiet ca. 1.1 km von Niederselters und ca. 1.1 km<br />

von <strong>Eisenbach</strong> entfernt inmitten der Feldgemarkung vorgesehenG9.<br />

Durch die günstige Zusammenarbeit der Schule mil dem Förster<br />

konnte ein Schulwald im Laufe der letzten <strong>Jahre</strong> entstehen, in welchem<br />

viele tausend Bäume von Schulkindern gepflanzt wurden. Inmitten<br />

dieses Schulwaldes entstand ein Pflanzgarten mit einer Blockhütte.<br />

Dieses „Schulcamp" hatten die Kinder der oberen Klassen,<br />

Lehrer und der Förster vorwiegend in der Freizeit errichtet. Man<br />

wollte diese Anlage für naturkundliche Unterrichtszwecke nutzbar<br />

machen und außerdem die Aufzucht von Waldbäumchen auf diese<br />

Weise kostengünstig betreiben 70 •<br />

Als eine sehr eingreifende Maßnahme durch Verfügung der Kultusminister<br />

der Länder vom 1. 4. 1966 kann die Einführung der beiden<br />

Kurzschuljahre bezeichnet werden. Für die Zeit vom 1. 4. 66 bis<br />

13. 7. 67 mußten zwei Kurzschuljahre organisiert werden. Das 1.<br />

Kurzschuljahr dauerte vom 1. 4. 66 bis 30. 11. 66, das 2. vom<br />

1. 12. 66 bis 13. 7. 67.<br />

Nach diesen beiden Kurzschuljahren begann das Schuljahr generell<br />

am 1. August (Angleichung der Schulverhältnisse an europäische<br />

Länder)71•<br />

Lehrerkollegium, Pfarrer Trojan und Bürgermeister Paul Zöller 72 •<br />

Klassenbildung zum 21. 4. 1965:73<br />

Schuljahr Jungen Mädchen Gesamt Klassenlehrer<br />

1. 17 12 29 Frl. Dietl<br />

2. 17 19 36 Herr Brommer<br />

3. 17 18 35 Herr Schmidt<br />

4. 20 10 30 Frl. E. Schmidt<br />

5. 16 10<br />

6. 6 14<br />

46 Herr Brössel<br />

7. 13 18 31 Herr Fuchs<br />

8. 7 17 24 Herr Bretz<br />

9. 11 6 17 Herr Otto<br />

Zus. 8. Kl. 124 124 248 Techn. Lehrerin Fr. Hammer<br />

Am 17. Juli 1967 begannen die Erdarbeiten an der neuen Mittelpunktschule,<br />

am 30. 9. 1967 wurde der Grundstein gelegt, am 22. 3. 1968<br />

das Richtfest gefeiert und am 9. 9. 1968 wurde der Schulbetrieb mit<br />

einer Einweihungsfeier in der Turnhalle begonnen.<br />

„Mittelpunktschule Goldner Grund", so lautet der Name der neuen<br />

Schule, in welcher die Schulkinder von <strong>Eisenbach</strong>, Niederselters,<br />

Oberselters, Haintchen und seit einigen <strong>Jahre</strong>n auch die Schulkinder<br />

von Münster unterrichtet werden 74 •<br />

Insgesamt 610 Schulkinder der o. g. Gemeinden besuchten am 1.<br />

Schultag das für 5 Millionen errichtete Schulgebäude. Der letzte<br />

Schultag in der alten <strong>Eisenbach</strong>er Schule war der 17. 7. 1968.<br />

111


Heute, im <strong>Jahre</strong> 1984, stehen für die Unterrichtung der 528 Schulkinder<br />

der Schule 28 hauptamtliche und 3 nebenamtliche Lehrkräfte (3<br />

Pfarrer) zur Verfügung.<br />

Schülerstatistik 1984<br />

Schüler insg. Klassen Buben Mädchen aus: NS. OS. Ei. Hai. Mü.<br />

528 20 275 253 161 95 169 43 60<br />

MITTELPUNKTSCHULE<br />

GOLDNER-GA UND<br />

Turnriege der MPS Goldner Grund Selters wurde Landessieger<br />

Im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia" Geräteturnen Wettkampf<br />

III/2 gewann die Schülermannschaft in der Gruppe für<br />

„Grund- und Hauptschule" den Landesentscheid am 17. 3. 1984 in<br />

Stadtallendorf und wird Hessen bei den Bundeswettkämpfen vom<br />

8. 5. bis 12. 5. 1984 in Berlin vertreten, nachdem sie sich vorher im<br />

Kreis- und Regionalentscheid qualifiziert hatte.<br />

Sämtliche Schüler turnen in der Leistungsriege des TV <strong>Eisenbach</strong> und<br />

werden dort von den Trainern Helmut Oppel und Günter Noll betreut.<br />

Namen der Schüler v. l. n. r.: Frank Scholl, Thomas Schorr, Michael<br />

Ferrara, Holger Christ, Lars Falkenbach, Dennis Schurig, Peter<br />

Meuth.<br />

Schulsymbol der MPS Goldner Grund Selters<br />

Anläßlich des Schulfestes der Mittelpunktschule Goldner Grund Selters<br />

1978 wurde vom Kunsterzieher Herrn Konrektor Bernd Grützmacher<br />

das obenstehende Schulsymbol entworfen.<br />

112


Lehrer, die an der <strong>Eisenbach</strong>er Schule unterrichteten:<br />

Peter Schreiber<br />

Ludwig Scheller<br />

J oannes Theodorus Güll er<br />

Joannes Pithan<br />

Johann Adam Weinand<br />

Johannes Weber<br />

Heinrich Dernbach aus <strong>Eisenbach</strong><br />

Mathias Müller aus Oberbrechen<br />

Anton Ilellerbach aus Niederselters<br />

Peter Wilhelm aus Brcmthal<br />

Heinrich Berninger aus Fischbach<br />

Franz Schmidt aus Kirdorf<br />

Caspar Juncker aus Pflocksbach/Bay.<br />

Michael Deck aus Niederzeuzheim<br />

Christian Sachs aus Oberhöchstadt<br />

Joh. Philipp Buducker aus Wehrheim<br />

C. W. Schrankler aus Wiesbaden<br />

Johann Eisei aus Hintermcilingen<br />

Herr Schäfer aus Untershauscn<br />

Herr Sins<br />

Herr Johannes Hilfrich, Werschau<br />

Johann Weidenfeller aus Hellenhahn<br />

Sophie Rohde aus Oberbrechen<br />

Ferdinand Wagner aus Filsen<br />

Jakob Gersbach aus Winkel/Rhg.<br />

Agnes Beier aus Oestrich/ Rhg.<br />

Johannes Urban aus Niederselters<br />

Rudolf Fiedler aus Wiesbaden<br />

Elisabeth Fein a us Niederlahnstein<br />

Klara König aus Niederwalluf<br />

Josef Hergenhahn aus Oberseiters<br />

Franz Adam Rembser aus Hasselbach<br />

Frl. Beckert aus Niederlahnstein<br />

Elisabeth Henrich aus Schwanheim<br />

Joha nnes Heep aus Eilar<br />

Elisabeth Pillen aus Dillenburg<br />

Joseph Pabst aus Oberseiters<br />

Wilhelm Hellen aus Höhr<br />

Katharina Lauck aus Flörsl1eim<br />

Maria Dörr aus Eberbach<br />

blisabeth Ewald aus Höchst<br />

Franz Kaltenhäuser aus Mainz<br />

Anna Ries aus Neuenhain<br />

Joseph Brands aus Niederselters<br />

Rosa Diefenbach aus Ahlbach<br />

Ottilie Geis aus Of01eim<br />

Margarethe Bollig aus Trittenheim<br />

Anna Klein aus Frankfurt/M.<br />

Jakob Pabst aus Oberseiters<br />

Heinrich Engländer aus Seelenberg<br />

Anna Böcher aus <strong>Eisenbach</strong><br />

Elisabeth Bach a us Siershahn<br />

Anna Weller aus Staudt<br />

August Schnädter<br />

Bruno Buhl<br />

Karl Dielmann aus Eilar<br />

Peter Blath aus Dehrn<br />

Joha nn Weingarten<br />

Karl Merlen aus Limburg<br />

Max Respodeck<br />

Johannes Micus aus Nauort<br />

Frida Schmilt aus Kelkheim<br />

Peter Bruchhäuser<br />

Klara Warzelhan<br />

Bernhard Witt<br />

Johann Veith<br />

Josef Nagel aus Heiligenrolh<br />

Engelbert Streb a us Balduinstein<br />

Friedrich Fein<br />

Eugenie Kaiser geb. Gärtner<br />

Paul Altmann aus Berlin<br />

1629 - 1634<br />

1652<br />

1696<br />

1698<br />

1753T<br />

1753 - 1767<br />

1768 - 1789<br />

1789 - 1813<br />

1813 - 1818<br />

1818 - 1830<br />

1823 - 1874<br />

1818 - 1819<br />

1819 - 1820<br />

1822 - 1823<br />

1830 - 1833<br />

1841 - 1853<br />

1853 - 1863<br />

1863 - 1865<br />

1865 - 1874<br />

1867 - 1870<br />

1871 - 1873<br />

1875 - 1882<br />

1878 - 1889<br />

1878 - 1886<br />

1882 - 1902<br />

1885 - 1891<br />

1886 - 1890<br />

1890 - 1896<br />

1892 - 1894<br />

1894 - 1901<br />

1896 - 1900<br />

1900- 1903<br />

1900<br />

1901 - 1906<br />

1902 - 1911<br />

1903 - 1908<br />

1904 - 1911<br />

1908 - 1911<br />

1909-1929<br />

1907 - 1910<br />

1910<br />

1911<br />

1911 - 1912<br />

1912 - 1929<br />

1912 - 1913<br />

1912 - 1913<br />

1913 - 1917<br />

1912 - 1913<br />

1913 - 1914<br />

1914<br />

1914 - 1928<br />

1918<br />

1918 - 1925<br />

1921 - 1925<br />

1923 - 1929<br />

1925<br />

1925<br />

1922 - 1929<br />

1929<br />

1930 - 1934<br />

1929<br />

1930 - 1935<br />

1929 - 1935<br />

1931<br />

1922 - 1935<br />

1933 - 1935<br />

1935<br />

1935 - 1945<br />

1927 - 1945<br />

1942 - 1945<br />

1935 - 1954<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1 • Lehrer / Schulleiter<br />

1. Leltrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

l. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrer<br />

Lehrgehilfe<br />

Lehrgehilfe<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

Lehrerin<br />

2. Lehrer<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

Lehrerin<br />

2. Lehrer<br />

2. Lehrer<br />

Schulamtskandidatin<br />

Schulamtskand. u. Lehrerin<br />

2. Lehrer<br />

Lehrer<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbew. u. Lehrerin<br />

1. Lehrer / Schulleiter<br />

Schulamtsbew. u. Lehrerin<br />

Lehrer<br />

Lehrer<br />

Lehrerin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Lehrer<br />

Schulamtsbewerberin<br />

1. Lehrer, Schulleiter, ab 1916 Hauptlehrer.<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Schulamtsbewerber<br />

Lehrer<br />

Leh rerin<br />

Schulamtsbewerberin<br />

Lehrerin<br />

Schulamtsbewerber<br />

Lehrer<br />

Schulamtsbewerber<br />

Schulamtsbewerber<br />

Lehrer, Hauptlehrer und Schulleiter<br />

Lehramlsbewerber<br />

Lehrer<br />

Lehramtsbewerber<br />

Lehrerin<br />

Lehrer<br />

Lehrerin<br />

Lehrer, Hauptlehrer und Schulleiter<br />

Lehramtsbewerber<br />

Lehrer<br />

Lehrer<br />

Lehrer, Hauptlehrer und Schulleiter<br />

Lehramtsbewerberin<br />

Lehrer, Hauptlehrer und Schulleiter<br />

Herr Becker<br />

Frl. Blumenröder<br />

Stefanie Reuß aus Limburg<br />

Elisabeth Schmidt aus dem Sudeten!.<br />

Anna Arndt aus <strong>Eisenbach</strong><br />

Hans Reusch aus Pütschbach<br />

Alois Kopp aus Hintermeilingen<br />

Walter Lollermann aus Camberg<br />

Rudi Otto aus Lindenholzhausen<br />

Josef Hannappel aus Frickhofen<br />

Margarethe Pabst aus Niedersellers<br />

Georg Fuchs aus Malitsch/Schlesien<br />

Wolfgang Brössel aus Schupbach<br />

Johannes Roth aus Elmshausen<br />

Christa Riede) aus Boschnei<br />

Dieter Bretz aus Elz<br />

Bernhard Brommer aus Oels/ Schl.<br />

Rudi Otto aus Lindenholzhausen<br />

Gundi Dictl aus Eger<br />

Lilo Hammer aus Biskirchen<br />

Werner Schmidt aus Camberg<br />

Walter Lottermann II aus Camberg<br />

Imme Kähling aus Frankfurt/ M.<br />

Dorothea Wetzei a us Frankfurt/M.<br />

Ute Graf<br />

1946 - 1947<br />

1946 - 1947<br />

1947 - 1948<br />

1945 - 1968<br />

1945 - 1953<br />

1946 - 1950<br />

1950 - 1953<br />

1950 - 1953<br />

1953 - 1959<br />

1955 - 1963<br />

1955 - 1963<br />

1953 - 1968<br />

1962 - 1968<br />

1963<br />

1963 - 1964<br />

1963 - 1967<br />

1963 - 1968<br />

1963 - 1968<br />

1964 - 1968<br />

1963 - 1967<br />

1964 - 1968<br />

1966 - 1968<br />

1967 - 1968<br />

1967 - 1968<br />

1967 - 1968<br />

Lehramtsbewerber<br />

Lehramtsbewerberin<br />

Lehramtsbewerberin<br />

Lehrerin<br />

Lehrerin<br />

Lehramtsbewerber<br />

Lehrer<br />

Lehrer<br />

Lehramtsanwärter, Lehrer<br />

Lehramtsanwär ter, Lehrer<br />

Hauptlehrerin und Schulleiterin<br />

Lehrer, anschl. an der MPS<br />

Lehrer, anschl. an der MPS<br />

Lehramtsanwärter<br />

Lehramtsanwärterin<br />

Lehramtsanwärter, Lehrer<br />

Lehramtsanwärter, Lehrer<br />

Schulleiter und Rektor, anschl. Rektor der MPS<br />

Lehramtsanwärterin, Lehrerin, ansehl. der MPS<br />

Techn. Lehrerin<br />

Lehramtsanwärter, Lehrer, anschl. an der MPS<br />

r .e hramtsanwärter, Lehrer<br />

Lehramtsanwärterin<br />

Techn. Lehrerin, anschl. an der MPS<br />

Techn. Lehrerin<br />

Diese Aufstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, da die 2. Schulchronik {1914 bis<br />

1945) nicht mehr vorlag.<br />

Lehrer aus der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong> mit päd. Ausbildung für<br />

Volksschulen, Gmnd-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien.<br />

Seck, Wilhelm<br />

Seck, Wilhelm<br />

Berninger, Johann<br />

Ost, Johann<br />

Böß, Johann<br />

Jost, Anton<br />

Höß, Jakob<br />

Böß, Wilhelm<br />

Michel, Nikolaus<br />

geb. 30. 4. 1838 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1857<br />

zuletzt Lehrer in Ober-Walluf<br />

geb. 3. 11. 1839 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1858<br />

zuletzt Lehrer am Gymnasium in Montabaur<br />

geb. 4. 7. 1853 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1872<br />

zuletzt Lehrer in Wiesbaden<br />

geb. 13. II. 1853 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1873<br />

zuletzt Lehrer in Frankfurt<br />

geb. 7. 9. 1859 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1880<br />

geb. J. 3. 1860 in Eiseubach<br />

Studium in Montabaur bis 1880<br />

zuletzt Hauptlehrer in Castel<br />

geb. 10. 12. 1862 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1884<br />

zuletzt Lehrer in Seck<br />

geb. 26. 7. 1872 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1893<br />

zuletzt Rekto r in Niederbrechen<br />

geb. l. 9. 1871 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1894<br />

zuletzt Lehrer in Dreisbach<br />

113


Gersbach, Heinrich<br />

Weil, Johann<br />

Sauerwein, Hugo<br />

Reichmann, Ernst<br />

Böcher, Anna<br />

Arndt, Anna<br />

geb. Schuhmacher<br />

Böcher, Josef<br />

Rem bser, Franz J oscf<br />

Scharr, Rainer<br />

Stahl, Walter<br />

Dr. Ott, Bernd<br />

Hartmann, Hans-Joachim<br />

Böcher, Alois<br />

Bei er, Angelika<br />

geb. Jost<br />

Weil, Bernd<br />

Kaiser, Mechthild<br />

Kaiser, Theresia<br />

Scharr, Thomas<br />

Quellenangabe:<br />

geb. 1. 4. 1887 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1907<br />

zuletzt Lehrer in Wiesbaden<br />

geb. 24. 6. 1887 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1907<br />

zuletzl Lehrer in Frankfurt<br />

geb. 25. 6. 1889 in Hof Hausen<br />

Studium in Montabaur bis 1909<br />

zuletzt Lehrer in Frankfurt<br />

geb. l. 9. 1904 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Montabaur bis 1924<br />

zuletzt Konrektor in Frankfurt<br />

geb. 19. 6. 1893 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium am Lehrerinnenseminar Eltville<br />

zuletzt Lehrerin in Niederbrechen<br />

geb. 30. 7. 1917 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Darmstadt bis 1940<br />

zuletzt Lehrerin in Frankfurt<br />

geb. 14. 3. 1933 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1962<br />

zuletzt Oberstudienrat in Weilburg<br />

geb. 2. 8. 1940<br />

Studium in Weilburg bis 1963<br />

zuletzt Rektor an der Grundschule Bad Camberg<br />

geb. 8. 10. 1942 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1965<br />

zuletzt Förderstufenleiter an der MPS Selters<br />

geb. 1. 3. 1950 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1974<br />

zuletzt Lehrer in Hünfelden<br />

geb. 15. 7. 1949 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Koblenz und Kaiserslautern bis 1976<br />

zuletzt Studiendirektor in Kaiserslautern<br />

geb. 22. 9. 1947 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1974<br />

zuletzt Lehrer an der Theodor-Heuss-Schule Limburg<br />

geb. 25. 3. 1943 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Gießen und Marburg<br />

zuletzt Lehrer in Neuhof bei Fulda<br />

geb. 20. 2. 1953 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1975<br />

zuletzt Lehrerin in Hochheim/ Main<br />

geb. 28. II. 1953 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1978<br />

zuletzt Studienrat in Offenbach<br />

geb. 26. 3. 1952 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Gießen bis 1975<br />

zuletzt Lehrerin in Lindenhausen<br />

geb. 10. II. 1956 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Gießen bis 1980<br />

zuletzt Lehrerin in Hadamar<br />

geb. 5. 7. 1954 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Studium in Frankfurt bis 1981<br />

zuletzt Lehrer in Offenbach<br />

1) Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (Wi) Wi 115 IX 33 Blatt 57.<br />

2) Wi 115 IX 33.<br />

3) Wi 171 Z .1932; Wi 211/5976.<br />

4) Kirchenbücher von <strong>Eisenbach</strong>.<br />

5) Kirchenbücher von <strong>Eisenbach</strong>.<br />

6) Kirchenbücher von <strong>Eisenbach</strong>.<br />

7) Wi 211/536.<br />

8) Wi 211/ 536.<br />

9) Schulchronik I von <strong>Eisenbach</strong>, Seite 13.<br />

9a) Schulchronik I von <strong>Eisenbach</strong>, Seite 13.<br />

10) Schulchronik I von <strong>Eisenbach</strong>, Seite 14 (Dekret bei den Pfarrakten von <strong>Eisenbach</strong>).<br />

II) Schulchronik I von <strong>Eisenbach</strong>, Seite 15.<br />

12) Wi 211/14505.<br />

13) Schulchronik 1 von <strong>Eisenbach</strong>, Seite 16.<br />

14) Wi 210/11987.<br />

15) Wi 210/ 11987.<br />

16) Wi 2]] / 14505.<br />

17) Wi 405/ 16055.<br />

18) Wi 405/ 16055, Seite 58.<br />

19) Wi 405/ 16055.<br />

20) Schulchronik 1, Seite 16.<br />

21) Schulchronik 1, Seite 17.<br />

22) Schulchronik 1, Seite 18.<br />

23) Schulchronik 1, Seite 18.<br />

24) Schulchronik 1, Seite 19.<br />

25) Schulchronik l, Seite 26.<br />

26) Schulchronik I, Seite 27.<br />

27) Schulchronik I, Seite 30.<br />

28) Schulchronik I, Seite 40/ 41.<br />

29) Schulchronik l, Seite 45/ 46.<br />

30) Wi 405/ 16055 , Seite 78.<br />

31) Schulchronik I, Seite 130.<br />

32) Schulchronik l, Seite 126.<br />

33) Wi 405 / 16055, Seite 207.<br />

34) Schulchronik!, Seite 137.<br />

35) Schulchronik r, Seite 172, 180- 182.<br />

36) Schulchronik 1, Seite 190<br />

37) Schulchronik J, Seite 203.<br />

38) Schulchronik !, Seite 210.<br />

39) Schulchronik I, Seite 21 l.<br />

40) Schulchronik I, Seite 248.<br />

41) Schulchronik 1, Seite 243.<br />

42) Wi 405/ 10466.<br />

43) Wi 405/10466.<br />

44) Wi 405/ 10466.<br />

45) Wi 405/ 10466.<br />

46) Wi 405/ 10466.<br />

47) Wi 405/ 10466.<br />

48) Schulchronik III, Seite 1.<br />

49) Schulchronik m, Seite 2.<br />

50) Schulchronik III, Seite 13 .<br />

51) Schulchronik m, Seite 12.<br />

52) Schulchronik III, Seite 15 .<br />

53) Schulchronik III, Seite 20.<br />

54) Schulchronik III, Seite 38.<br />

55) Schulchronik III, Seite 45.<br />

56) Schulchronik lll, Seite 42.<br />

57) Schulchronik III, Seite 47.<br />

58) Schulchronik III, Seite 92.<br />

59) Schulchronik III, Seite 102.<br />

60) Schulchronik III, Seite 102.<br />

61) Schulchronik III, Seite 110.<br />

62) Schulchronik III, Seite 111.<br />

63) Schulchronik III, Seile 113.<br />

64) Schulchronik III, Seite l 31.<br />

65) Schulchronik III, Seite 121.<br />

66) Schulchronik III, Seite 138.<br />

67) Schulchronik 111, Seite 128/130.<br />

68) Schulchronik 111, Seite 141.<br />

69) Schulchronik III, Seite 144.<br />

70) Schulchronik 111, Seite 152.<br />

71) Schulchronik lll, Seite 139.<br />

72) Schulchronik III, Seile 161.<br />

73) Schulchronik Ill, Seile 162/ 168/ 172.<br />

74) Das Lehrerseminar von Montabaur 1901 bis 1926 von Karl Hölscher (Verzeichnis der ehemaligen<br />

Schüler - Seite 70 bis 134).<br />

Außerdem mündliche Erhebungen in der Gemeinde.<br />

114


Klaus Kreppel/Bernhard Weil<br />

Alte <strong>Eisenbach</strong>er Familien<br />

Der folgende Artikel will erinnern an alte <strong>Eisenbach</strong>er Familiennamen,<br />

an manche, die dem Bewußtsein der Gegenwart vielleicht längst<br />

entschwunden sind, aber auch an solche, die noch heute in und um<br />

<strong>Eisenbach</strong> vertreten sind. Die wenigen Seiten, die uns zur Verfügung<br />

stehen, zwingen zur Eingrenzung des Themas auf einen Zeitraum von<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.<br />

Stichprobenartig sagen wir einiges über <strong>Eisenbach</strong>er Kernfamilien,<br />

ihren Besitz und ihr Heiratsverhalten, über Innen- und Außenkontakte,<br />

über Neuzugänge und Abwanderungen. Dabei begnügen<br />

wir uns mit kurzen Interpretationen der statistischen Momentaufnahmen,<br />

die wir der besseren Übersicht halber in zwei Tabellen und zwei<br />

Schaubildern aufbereitet haben.<br />

Die ältesten <strong>Eisenbach</strong>er Familien, die den Dreißigjährigen Krieg<br />

überlebten, hießen Alfeldt (Affeldt), Bender, Bernbach, Bullmann,<br />

Die! (Diehl), Häußer (Heuser), Jost, Michel, Reichmann, Rumpel<br />

(Rompel) und Schmiedt. Affeldt war bis Ende des 18. Jahrhunderts<br />

in <strong>Eisenbach</strong> vertreten und kommt heute noch in Taunusstein vor.<br />

Die Benders blieben - wahrscheinlich über die mundartliche<br />

Schreibweise Benner - durchgängig in <strong>Eisenbach</strong> seßhaft. Bernbach<br />

blieb in <strong>Eisenbach</strong> bis Anfang des 19. Jahrhunderts; in der veränderten<br />

Schreibweise Bermbach war und ist er heute noch ein Würgeser<br />

und Schwickershäuser Familienname. Bullmann blieb kontinuierlich<br />

mit dem Ort verbunden und stellte zahlreiche Schultheiße - übrigens<br />

auch in anderen Orten des Goldenen Grundes 1 • Diehl kam noch im<br />

19. Jahrhundert vor; heute trifft man den Namen in Ober- und Niederselters<br />

an. Häußer erscheint zwar 1654 nicht mehr im <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Untertanenverzeichnis 2 , wohl aber noch einmal im Fourageheberegister<br />

von 1692. In den Kirchenbüchern ab 1691 taucht er nicht mehr<br />

auf. Die Häußers dürften sich eher mit Niederselters verbunden gefühlt<br />

haben, wo diese Familie den Schultheißen stellte und in die auch<br />

die Bullmanns einheirateten. J ost ist ein typisch <strong>Eisenbach</strong>er Familienname<br />

geblieben und auch heute noch recht zahlreich im Ort vertreten.<br />

Auch Michel und Reichrnann zeichnen sich durch beständige<br />

Ansässigkeit aus. Der Name Rompel wird erstmals 1600 in <strong>Eisenbach</strong><br />

genannt, erscheint auch noch 1692 im Fourageheberegister, aber<br />

nicht mehr unter den Taufen zwischen 1691 und 1700 und später. Den<br />

Namen Schmiedt führten <strong>Eisenbach</strong>er Bürger zu allen Zeiten und in<br />

unterschiedlichen Schreibweisen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts<br />

stellten die Schmidtes mit Johann Philipp und Johann Baptist zwei<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Schultheißen.<br />

Tabelle 1<br />

Untertanenverzeichnisse 1651 und 1654 im Vergleich<br />

Quelle: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, W 359/41<br />

Soziale Wert des Hauses Ackerland Wiese in Soziale Grad der<br />

Rangfolge Name in Gulden in Morgen Wagen Heu Rangfolge Steigerung<br />

[651 1651 1654 1651 1654 1651 1654 1654<br />

Bullrnann, Peter 60 135 12 31 3 7 1 +l - 0<br />

2 Schmiedt, Peter 60 110 8 16 2 4½ 4 -2<br />

3 Rumpel, Johannes 50 125 6 18 1½ 4½ 2 +1<br />

4 Reichmann, Heinrich 50 100 6 14 2 3½ 6 -2<br />

5 Bullmann, Joh. 50 100 6 15 2 3½ 5 +l-0<br />

6 Diehl, Stoffel 40 100 9 18 2 4½ 3 +3<br />

7 Jost, Adam 40 100 5 7 1 1½ 9 +2<br />

8 Bender, Jakob 40 85 3 in Camberg - ½ 14 - 6<br />

9 Bembach, Paul 30 35 3 6½ 1 rn ]3 - 4<br />

10 Reichmann, Job. 25 100 4½ 12 1 1 7 +3<br />

11 Michel, Dietrich 25 30 3 8 1 l ½ 12 - 1<br />

12 Bender, Peter 25 35 3 10 ½ 3 10 +2<br />

13 Affeldt, Hans J. 25 32 1 8 2 11 +2<br />

14 Hiiußer, Best 25<br />

15 Michel, Joh. 25 105 10 3½ 8 +7<br />

115


Die Reihenfolge der Namen haben wir nach dem gesellschaftlichen<br />

Ansehen des <strong>Jahre</strong>s 1651 erstellt. Peter Bullmann ist der erste, obwohl<br />

cr erst zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges von Oberseiters nach<br />

1 !iscnbach gekommen ist. Von Haus aus begütert, erwarb er während<br />

1111d nach dem Krieg zahlreiche Grundstücke in <strong>Eisenbach</strong>. Sein<br />

Oheim war der an zweiter Stelle der sozialen Rangliste plazierte Peter<br />

Schmidt, aus dessen Erbschaft die Bullmanns einiges übernahmen.<br />

Johannes Rompel steht als dritter knapp an der Spitze der Eisenbad<br />

1er Statuspyramide. Schon sein Vater war zwischen 1619 und 1635<br />

1 !isenbacher Schultheiß. Er selbst bekleidete das Amt des Graf­<br />

~chaf'tsschultheißen und Gerichtsschöffen und stand auf etwa gleicher<br />

Stufe mit Heinrich Reichmann, in dessen Familie die Funktion<br />

eines Gerichtsschöffen weitergereicht wurde. Noch jung an <strong>Jahre</strong>n,<br />

aber schon mit eigenem Haus- und Hofstand versehen, erscheint an<br />

1'1111 rter Stelle Johann Bullmann, Sohn und Erbe des Peter und auch<br />

dessen späterer Nachfolger, im Amt des <strong>Eisenbach</strong>er Gemeinherrisehen<br />

Schultheißen 3 •<br />

Name<br />

Affeldt<br />

Backes (Baques)<br />

Ballmann<br />

Bangert<br />

B~nner<br />

Bergon<br />

Bernbach<br />

Berschet<br />

Bicher<br />

Die mittleren Positionen teilen sich Stoffel Diehl, Adam Jost, Jakob Blez<br />

llc11der, Paul Bernbach und Johann Reichmann. Auf den unteren Böcher<br />

Sprossen der Gesellschaftsleiter finden wir im <strong>Jahre</strong> 1651 Johann Miehel,<br />

ßest Häußer, Hans Jakob Affeldt, Peter Bender und Dietrich Böß<br />

Bopp<br />

Michel.<br />

Boyards<br />

Bullmann<br />

Sozialen Wandel mit gewissen Verschiebungen in der sozialen Reihenfolge<br />

brachten die wachstumsträchtigen Nachkriegsjahre, was sich in Cambois<br />

Burkardt<br />

Wertsteigerungen der Häuser und in der Vergrößerung des Acker- Claß<br />

1111d Wiesenlandes niederschlug. Nur gab es kaum Verschiebungen, Demere<br />

die das Gesamtgefüge in Frage gestellt hätten. Eine Einzelerschei- Dermagen<br />

111111g bleibt Johann Michels Aufstieg von der untersten in eine mittlere<br />

soziale Position.<br />

Döll<br />

Dernbach<br />

Eberts<br />

Das Untertanenverzeichnis von 1654 zeigt aber auch, daß die Zahl der <strong>Eisenbach</strong><br />

1:amilien(vorstände) innerhalb von drei <strong>Jahre</strong>n angewachsen ist: Clas Ensdorff<br />

Schumacher, Clas Haas, Hans Balthes Kayser, Hans 1rapp, Jakob E tz<br />

Reichenbach, Johann Schnüre, Jakob Crest und Ludwig Scheller E uffinger<br />

haben Häuser in Werten zwischen 25 und 35 Gulden - gehören also F achinger<br />

noch zur unteren Sozialschicht. Wilhelm Braun hat wohl gerade erst F alckenbach<br />

ein Baugrundstück erworben, da sein „Hausplatz" mit 121/2 Gulden F ischer<br />

geschfüzt wird. Von den Familiennamen dieses zweiten Untertanen- F räntz (Frenz)<br />

vcr:r.cichnisses halten sich in <strong>Eisenbach</strong>: die Schumachers, Kaysers G ad<br />

1111d Schnüres (als Schnürer bzw. Schnierer).<br />

G eigler<br />

G eyer<br />

1 )ie Einwohnerzahl <strong>Eisenbach</strong>s wächst schnell an, von den 15 Haus- G öbel<br />

hallen 1651 über die 26 des <strong>Jahre</strong>s 1654 auf 39 im Jahr 1686. Das Kir- G rirnm<br />

ehenbuch der Pfarrei <strong>Eisenbach</strong> weist zwischen 1691 und 1700 über 60 G robier<br />

reproduktionsfähige Familien nach. Das entspricht auch ungefähr G ros<br />

der Zahl der im Fourageheberegister von 1692 aufgeführten Namen. G uschi<br />

Nur findet sich unter folgenden Haushaltsvorständen in den <strong>Jahre</strong>n G uy<br />

1691 bis 1700 keine Geburt: Buling, Cron, Drob, Fenger, Häußer, H ahn<br />

.lergoth, Jost, Leinenweber, Reiffert, Rumpel, Schicke!, Schuma- H aber<br />

eher, Schwartz, Siger, Soll und Uffer. Die Familiennamen Jost, H arding<br />

11 (i<br />

Tabelle 2<br />

Familiennamen in <strong>Eisenbach</strong>er Kirchenbüchern zwischen 1691 und<br />

1780 (Stichproben).<br />

Quelle: Kirchenbucharchiv Limburg, <strong>Eisenbach</strong> K 1.<br />

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Name<br />

1 lartmann<br />

Hausmann<br />

Henneberger<br />

Hepckes<br />

Hilfferich<br />

Hobach<br />

Hof(f)mann<br />

Hölzer<br />

Hornbach<br />

Hundeler<br />

Joos<br />

Jost<br />

Jung<br />

Karst<br />

Kayser/Keiser etc .<br />

Klein<br />

Kippei<br />

Knöbes<br />

Köppel<br />

Krämer<br />

Kreppe!<br />

Kühn<br />

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Schaubild 2<br />

HEZIEHUNGSGEFLECHT EISENBACHER FAMILIEN<br />

DURCH EHFSCHLIESSUNGEN<br />

1820-1830<br />

Die Schaubilder 1 und 2 über die Eheschließungen der <strong>Jahre</strong> 1800 bis<br />

1810 und 1820 bis 1830 bestätigen noch einmal die Kontinuität <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Familiennamen, zeigen aber auch gleichzeitig die zunehmende<br />

Offenheit für Neuzugänge, v. a. durch Einheirat ins Dorf. Während<br />

von den 63 Ehen des ersten Schaubildes 83 % mit Partnern innerhalb<br />

und 17 % mit Partnern außerhalb <strong>Eisenbach</strong>s geschlossen wurden,<br />

verschiebt sich das Verhältnis auf 72,5 % zu 27,5 % in Schaubild 2.<br />

Von den Familiennamen aus Schaubild 1 kommen folgende nicht<br />

mehr in <strong>Eisenbach</strong> vor: Ballmann, Bonkirch, Burkhard, Dernbach,<br />

<strong>Eisenbach</strong>, Fachinger, Geis, Haubach, Henneberger, Karst, Kreppe!,<br />

Löw, Mollier, Mosbach, Nink, Orth, Pabst, Rentz, Seck, Sieger,<br />

Sterckel, Trost, Urig, Wirsching, Zander. Allerdings kommen <strong>Eisenbach</strong>,<br />

Fachinger, Karst, Kreppe! und Seck noch als Geburtsnamen<br />

verheirateter Frauen und Töchter vor. Manche der heute nicht mehr<br />

offiziell vorhandenen Familiennamen sind als Haus- oder Rufnamen<br />

überliefert, so z. B. Ballmann, <strong>Eisenbach</strong>, Knebes, Mosbach, Sieger<br />

und Zander.<br />

118


<strong>Eisenbach</strong> wurde allmählich überbevölkert und konnte sich aus eigener<br />

landwirtschaftlicher Kraft nicht mehr ernähren. Das Bevölkerungswachstum<br />

zog zwar eine intensive Bautätigkeit nach sich und<br />

mit dieser nahmen die Berufe zu, die mit dem Bauhandwerk zusammenhängen5.<br />

Aber nur für eine bestimmte Zeit konnten sich die zahlreich<br />

gewordenen Bauhandwerker von der Tätigkeit im eigenen Dorf<br />

ernähren und mußten sich nach neuen Arbeitsmöglichkeiten umsehen.<br />

Die allmähliche Abwanderungsbewegung der Kreppel-Sippe erscheint<br />

uns beispielhaft für diesen geschichtlichen Prozeß.<br />

Erste und zweite Generation<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten die <strong>Eisenbach</strong>er Kreppels noch<br />

„vom Ackerbaun". Es war so viel Ackerland in Familienbesitz, daß<br />

die Witwe Anna Kreppe!, geborene Reif (1774 bis 1853), ihre sechs<br />

Kinder auch noch nach dem frühen Tod ihres Gatten Anton (1771 bis<br />

1814) damit ernähren und versorgen konnte. Der systematischen<br />

Übersicht halber nennen wir sie „erste Generation". Die Tochter<br />

Margaretha und nach ihrem frühen Tod ihre Schwester Anna Maria<br />

ehelichte der Ackersmann Adam Zöller, während Tochter Magdalena<br />

bereits einen Maurer heiratete: Peter Burkard. Die Söhne Johann<br />

Anton (1800 bis 1885) und Heinrich (1803 bis 1865) blieben noch<br />

Ackersleute. Johann Anton betrieb aber schon nebenher eine Ockergrube.<br />

Christoph (1806 bis 1872) setzte sich bereits nach Camberg ab,<br />

um als Schneider die Tochter seines Meisters Ponsar zu heiraten.<br />

Christoph nahm übrigens aktiv an der demokratischen Revolution<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1848 teil 6. In der zweiten Generation ist also zunächst nur<br />

ein Schwiegersohn Bauhandwerker, jedoch beliefert ein Sohn durch<br />

den Abbau des Naturfarbstoffs Ocker die Bauwirtschaft.<br />

Dritte Generation<br />

Mehr Interesse für solche Berufe zeigte sich in der dritten Generation.<br />

Christophs Sohn Heinrich gründete in Wiesbaden ein Weißbindergeschäft,<br />

das bis in die zwanziger <strong>Jahre</strong> unseres Jahrhunderts bestand.<br />

Seine Nachkommen blieben in Wiesbaden ansässig. Seine beiden Vettern,<br />

beide Adam mit Vornamen, ergreifen ebenfalls das Weißbinderhandwerk.<br />

Der eine stirbt früh, der andere arbeitet zur Saison auswärts<br />

in Wiesbaden (vielleicht im Geschäft seines Vetters), verbringt<br />

den Winter aber in <strong>Eisenbach</strong> und läßt auch dort alle Kinder taufen.<br />

Die übrigen Kreppels der „dritten Generation" bleiben noch als<br />

Ackersleute in <strong>Eisenbach</strong>, so auch Johann Peter (1834 bis 1898). Ein<br />

anderer Vetter, Peter, geht als Kesselschmied nach Mainz.<br />

Vierte Generation<br />

Für die Familie des Peter Kreppe! (1834 bis 1900) bedeutet die Abwanderung<br />

nach Mainz beruflichen Erfolg und sozialen Aufstieg. Er<br />

selbst bringt es als Schmied zum Werkmeister in einer Maschinenfabrik.<br />

Sein Sohn August (1867 bis 1935) lernte Schriftsetzer und arbeitete<br />

sich zum Betriebsleiter und Gewerbelehrer empor. Er hatte in die<br />

Familie Stein hineingeheiratet, deren bekanntester Sproß der Mainzer<br />

Oberbürgermeister Franz Stein (1900 bis 1968) war. Aus der Linie August<br />

gingen mehrere Mediziner hervor, u. a. der später in Limburg<br />

praktizierende Arzt August Kreppe! (1897 bis 1967).<br />

Als weniger erfolgreich erweist sich der Werdegang des Vetters Heinrich<br />

(1869 bis 1923). Als Weißbinder läßt er sich im nahegelegenen<br />

Wörsdorf nieder, findet dort aber nur gelegentlich Arbeit und muß<br />

daher die Woche über nach Frankfurt fahren, um seine schließlich<br />

auf 13 Kinder angewachsene Familie zu ernähren. Da er das Los vieler<br />

Lohnarbeiter teilt, nähert er sich politisch der Sozialdemokratie<br />

und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Wörsdorfer Arbeiter­<br />

Radfahrer-Bundes „Solidarität" 7 • Seine Nachkommen ließen sich in<br />

Wiesbaden und Frankfurt nieder.<br />

Neben den Industrie- und Gewerbezentren des Rhein-Main-Gebietes<br />

lockten die wachstumsträchtigen Regionen des Rheinlandes und<br />

Westfalens <strong>Eisenbach</strong>er Bauhandwerker an. Durch die alte Reichsstraße<br />

Nr. 8 waren die Verkehrsverbindungen günstig. Zunächst noch<br />

den Sommer über, dann aber, als die Möglichkeit lockte, sich selbständig<br />

zu machen, zog es die Gebrüder Adam und Anton Kreppe!<br />

nach Köln, um dort um 1900 ein Baugeschäft zu gründen, das über<br />

30 <strong>Jahre</strong> lang florierte. Auch ihre Schwestern zogen nach. Da die<br />

Ehepartner (Waller, Hafeneger) ebenfalls aus der <strong>Eisenbach</strong>er Gegend<br />

stammten, blieben die Kontakte zur alten Heimat eigentlich bis<br />

heute erhalten. Der weitere soziale Aufstieg der Kölner Kreppels wurde<br />

jedoch im Ansatz unterbrochen. Von den fünf Söhnen der Eheleute<br />

Kreppel-Waller starben einer nach der Geburt, drei durch den Ersten<br />

Weltkrieg und der fünfte kurz vor seinem Lehrerexamen im<br />

<strong>Jahre</strong> 1923.<br />

Aus der Verbindung Jeremias Weil und Anna Maria Kreppe! wanderten<br />

zwar auch vier Kinder ins nahe und entferntere Rheinland ab. Es<br />

blieben aber auch einige Nachkommen in <strong>Eisenbach</strong> wohnen. Die Familienforschung<br />

führte die beiden Autoren nach langer Trennung ihrer<br />

Familien wieder zusammen. Sie hoffen, daß dieser Beitrag ansässige<br />

wie ehemalige <strong>Eisenbach</strong>er dazu anregt, ebenfalls nachzuforschen,<br />

was aus alten <strong>Eisenbach</strong>er Familien und deren Nachkommen<br />

irgendwo in Deutschland oder der Welt geworden ist.<br />

Quellenangabe:<br />

1) Vgl. Rudolf Wolf, Zur Geschichte der Familie Bullmann. In: Hessische Familienkunde.<br />

lland 14, Heft 3, 1978, S. 106-1J2.<br />

2) Eysenbach 4. Dez. 1651 und 22. Juli 1654. W 359/41. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.<br />

3) Vgl. R. Wolf, Die Ermordung des <strong>Eisenbach</strong>er Schultheißen Peter Bullmann im <strong>Jahre</strong> 1660.<br />

In: Hess. Familienkunde Band 13, 1977, S. 259-262.<br />

4) Hellmuth Gensicke, Aus der älteren Geschichte von <strong>Eisenbach</strong>. In: Festschrift des Kirchenchores<br />

1929- 1979, S. 61.<br />

5) Gensicke, a.a.O., S. 62<br />

6) Ulrich Lange, Die Bürgerrechtsbewegung 1848 - 1849. In; Camberg - 700 <strong>Jahre</strong> Stadtrechte.<br />

Camberg 1981, S. III und 1J2.<br />

7) Festschrift zum 60jährigcn .Jubiläum des Rad- und Kraftfahrervereins Wörsdorf/Taunus.<br />

Wörsdorf 1966, S. 19 und 33. Ebenso: Aus wechselvoller Geschichte des 75jährigcn Rad- und<br />

Motorsport-Clubs „Solidarität". Idsteiner Zeitung v. 29.5.1981.<br />

Die Tabelle 2 sowie die Schaubilder 1 und 2 wurden nach den <strong>Eisenbach</strong>cr Kirchenbüchern im<br />

Limburger Kirchenbucharchiv erstellt.<br />

119


Bernd Weil<br />

Die Geschichte des Hofes zu Hausen<br />

Der Hof zu Hausen, auch „Häuser Hof" genannt, liegt abseits der<br />

Landstraßen im Osten der <strong>Eisenbach</strong>er Gemarkung am Hauser Bach,<br />

eingebettet in einem stillen Tal des „Goldenen Grundes". Der folgende<br />

Beitrag soll einen Überblick über seine mehr als 700jährige Geschichte<br />

vermitteln.<br />

Der Hof zu Hausen und das Kloster Gnadenthal<br />

(1275 bzw. 1281 bis 1648)<br />

Das Zisterzienserinnen-Kloster Gnadenthal (,,Vallis gratiae") im<br />

„Kirchspiel" Dauborn, das um 1230 gegründet worden war und seit<br />

1246 Besitzungen in <strong>Eisenbach</strong> hatte, kaufte im <strong>Jahre</strong> 1275 von der<br />

Familie von Velden den Zehnten in dem <strong>Eisenbach</strong>er Filialdorf Hausen<br />

für 24 Kölnische Mark, der zuvor dem Lehnsherrn und Ritter<br />

Hartrad von Merenberg gehörte (erste lateinische urkundliche Erwähnung<br />

des „Hofes"). Bereits ein Jahr später (1276) kam im Tausch<br />

ein kleines Gut hinzu, und 1281 schenkte Heinrich I. von lsenburg­<br />

Cleeberg (gest. 1287) dem Kloster zwei seiner reichen Hofstätten mit<br />

Zubehör, die zu „der Nonnen Hofstatt" in <strong>Eisenbach</strong> (,,Ysenbach")<br />

wurden. Der erste Laienbruder und Klostermeier (Verwalter) war<br />

,,Bruder Helwig", der im <strong>Jahre</strong> 1285 das Gelübde des Gehorsams ablegte.<br />

Durch Kauf, Schenkung oder gegen eine lebenslängliche jährliche<br />

Rente vergrößerte der Hof zu Hausen (,,Hoibe zu Husin"), der<br />

dem Gericht Dauborn unterstellt war, nun sehr bald seine Besitzungen.<br />

Laut zwei Urkunden aus den <strong>Jahre</strong>n 1338 und 1347 verzichteten<br />

die angrenzenden Erbacher gegen zwölf Laib Brot und zwölf Käse<br />

auf ihre Ansprüche auf den Hof zu Hausen und gestatteten dem Klosterschäfer<br />

den Weidegang mit 50 Schafen. Als der Ritter Eisenreich<br />

von <strong>Eisenbach</strong> (,,Ysinrich von Ysinbach") 1347 ohne männliche<br />

Nachkommen starb, kam sein gesamtes Erbe zu dem Kloster, auf<br />

dessen Gelände nun auch Wein angebaut wurde.<br />

Das Zeitalter der Reformation (Protestanten contra Katholiken) und<br />

der Augsburger Religionsfriede von 1555 (,,cuius regio eius religio",<br />

das heißt, die Religion des Landesherrn ist für die Untertanen bestimmend)<br />

blieben auch für die nassauischen Lande nicht ohne Folgen:<br />

Das gesamte Gebiet von Nassau war dem Beispiel seiner regierenden<br />

Grafen gefolgt und hatte sich dem Protestantismus unterworfen.<br />

Ebenso wurde auch der Hof zu Hausen im <strong>Jahre</strong> 1555 von seinem<br />

Landesherrn, dem Grafen zu Naussau-Diez, zu dessen eigenem Nutzen<br />

eingezogen und von einem besonderen „Hofmann" oder „Hofrichter"<br />

verwaltet. Nur wenige Nonnen des Hofes konnten bis zum<br />

<strong>Jahre</strong> 1567 ihren katholischen Glauben behaupten, mußten aber dann<br />

ebenfalls zum Luthertum übertreten.<br />

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648), während dessen Verlauf sowohl<br />

das katholische Kurtrier als auch das evangelische Haus Nassau-<br />

Diez Ansprüche auf den „Häuser Hof" geltend machten, brachte<br />

Verwüstung und Tod über das Kloster, wie der Verwalter der Gnadenthaler<br />

Güter, Velltten Zeyger, 1642 in einem Klagebrief an die<br />

Diezer Räte bekundete. 1623 starben zudem vier Nonnen an einer damals<br />

schrecklich wütenden Pest-Epidemie.<br />

Nachdem das Kloster in ein adliges Fräuleinstift umgewandelt worden<br />

war, begann ein heftiger Streit um die Besitzrechte, der erst durch<br />

den Westfälischen Frieden vom 24. Oktober 1648 (geschlossen zu<br />

Münster/Westfalen und Osnabrück) entschieden wurde: Da er den<br />

Besitzstand von 1624 als sogenanntem „Normaljahr" zugrunde legte,<br />

blieb das Kloster Gnadenthal mit all seinen Gütern - folglich auch<br />

der Hof zu Hausen - in protestantischen Händen beim Hause Nassau-Diez<br />

und mußte fortan weltlichen Zwecken dienen.<br />

Selbst vier <strong>Jahre</strong> nach Friedensschluß waren die <strong>Eisenbach</strong>er Straßen<br />

noch immer nicht frei von herumstreifenden Soldatentrupps und<br />

fremden Regimentern (vor allem schwedischen), die die Kriegskosten<br />

eintreiben sollten. Infolge des Dreißigjährigen Krieges und der Pest<br />

lebten 1648 in <strong>Eisenbach</strong> nur noch 16 Bürger.<br />

Der Hof zu Hausen unter der Familie von Hohenfeld<br />

(1648 bis 1822)<br />

Nachdem der Hof zu Hausen 1648 von der Grafschaft Diez verpachtet<br />

worden war, erhielt der aus altem österreichischem Adel stammende<br />

Obrist Achatius Freiherr von Hohenfeld, Herr zu Aystersheimb<br />

und Allmegg, Kommandant und Statthalter der Grafschaft<br />

Diez, nach langem und zähem Bitten am 13. Dezember 1659 unter anderem<br />

den „Heiser Hof" von seinem Herrn, dem Grafen Wilhelm<br />

Friedrich von Nassau-Diez (gest. 1664), als Mannslehen. Bald ging<br />

das Gut völlig in seinen vererb baren Besitz (Allod) über, wodurch der<br />

eigensinnige Achatius von Hohenfeld zum ersten Herrn auf dem Hof<br />

zu Hausen wurde. Sofort ging er daran, die Zerstörungen des Dreißigjährigen<br />

Krieges beseitigen zu lassen und seine Güter auszubauen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1662 wurde der schlichte Bau des Herrenhauses fertiggestellt,<br />

ein Wohngebäude, das heute noch in langer Front den Hof<br />

nach der Straße zu abschließt; als einziger Schmuck wurde eine Figur<br />

des heiligen Nepomuk in eine muschelförmige Nische in die Ecke des<br />

Erdgeschosses eingelassen und das gezierte Wappen der Hohenfeldsehen<br />

Familie im Schlußstein der großen Hofdurchfahrt eingemeißelt,<br />

wo es noch heute zu sehen ist. Achatius von Hohenfeld war es auch,<br />

der sich um die Schnapsbrennerei (später „Dauborner Schnaps" genannt)<br />

bemühte, da sie ihm gute Erträge einbrachte.<br />

Nachdem der alte Freiherr Achatius von Hohenfeld im <strong>Jahre</strong> 1672<br />

starb, übernahm sein einziger Sohn Wilhelm Lotharius (geb. vor<br />

120


1650, gest. 1710) nach längeren Streitigkeiten mit Diez seinen Neidern<br />

zum Trotz die Nachfolge als Herr auf dem Hof zu Hausen (1673). Der<br />

Kaiserliche Rat, Reichspfennigmeister und Kurfürstlich-Triersche Geheimrat<br />

Wilhelm Lotharius residierte als „Oberamtmann von Limburg,<br />

Villmar, Camberg und Werheim" im Amtshof zu Bad Camberg,<br />

von wo aus er den „Häuser Hof" verwaltete; er war es übrigens<br />

auch, der das Grundstück zu der 1682 in Bad Camberg errichteten<br />

Kreuzkapelle stiftete.<br />

Von 1710 bis 1716 trat Johann Hugo Achatius, der älteste Sohn Wilhelm<br />

Lotharius', die Lehnsnachfolge an, daraufhin dessen Bruder<br />

Damian Ludwig (geb. 1681) von 1717 bis 1<strong>750</strong>, der als erster im Herrenhaus<br />

zu Hausen ständig wohnte und ebendort im <strong>Jahre</strong> 1<strong>750</strong> starb.<br />

In schneller Folge übernahmen seine Brüder, Philipp Wilhelm (gest.<br />

1754), Franz Karl Friedrich (gest. 1757) und Wilhelm Ludwig von<br />

Hohenfeld (gest. 1763) die Herrschaft über den Hof zu Hausen, der<br />

schließlich 1763 Ferdinand Josef, dem ältesten Sohn Wilhelm Ludwigs,<br />

zufiel.<br />

In den <strong>Jahre</strong>n 1771/72 und 1775 war der Hof zu Hausen Gegenstand<br />

teilweise sehr blutiger Fehden um die Landeshoheit zwischen den<br />

Kontrahenten Nassau-Oranien und Kurtrier, denen auch einige Menschenleben<br />

zum Opfer fielen (so zum Beispiel der Hohenfeldsche Verwalter<br />

des Hofes, Philipp Kratz, der am 29. April 1771 im Hausener<br />

Wald tot aufgefunden worden war). Bei diesen Streitigkeiten, die beinahe<br />

zum Krieg geführt hätten, war <strong>Eisenbach</strong> übrigens auf der Seite<br />

des ihm gegenüber verhältnismäßig großzügigeren Hauses Kurtrier.<br />

Nachdem die Fehde 1775 unentschieden beendet worden war, konnte<br />

Baron Ferdinand Josef von Hohenfeld im Herbst 1777 wieder im Hof<br />

zu Hausen einziehen. Seit 1781 Iieß er die kleine, etwa 250 Meter talaufwärts<br />

vom Hof an der Kreuzung der Wege von Hasselbach, Erbach,<br />

<strong>Eisenbach</strong> und Haintchen (,,Haintgen") gelegene Kapelle als<br />

letzte Ruhestätte für sich und die Seinen erneuern und verschönern:<br />

Sie erhielt größere Fenster mit bemalten Scheiben, einen Plattenbelag<br />

auf dem Fußboden, eine prächtig geschnitzte Emporebühne, ein barockes<br />

Dach und einen neuen Altar mit dem Bild der , ,Seelen im Fegfeuer",<br />

das der Kapelle, wie diesem Flurabschnitt, bis zum heutigen<br />

Tag ihren Namen gab (,,Fegfeuer").<br />

Nach dem Tod des Barons Ferdinand Josef von Hohenfeld im <strong>Jahre</strong><br />

1801 wurde sein jüngerer Bruder, der Geistliche Christoph Philipp<br />

(gest. 1822), der letzte Lehnsherr des „Häuser Hofes", der nunmehr<br />

etwa 900 Morgen Wald, 150 Morgen Acker und 50 Morgen Wiesen<br />

umfaßte.<br />

Der Hof zu Hausen unter Generalmajor August Freiherr von Kruse<br />

(1822 bis 1848)<br />

Am 28. Dezember 1815 belehnte Herzog Friedrich von Nassau einen<br />

Anverwandten, den Generalmajor August Freiherr von Kruse (geb.<br />

am 5. November 1779 in Wiesbaden), mit dem 58 Hektar umfassenden<br />

Hof zu Hausen als Dank für seine treuen Dienste. Kruse, damals<br />

in Nassau als Reorganisator der nassauischen Armee bekannt, hatte<br />

nämlich Teile der nassauischen Truppen 1808 bis 1813 auf der Seite<br />

Napoleons I. Bonaparte (1769 bis 1821) gegen die Spanier und am<br />

18. Juni 1815 gegen Napoleon in der Entscheidungsschlacht bei Belle­<br />

Alliance (Waterloo) in Belgien geführt, die er schließlich mit Wellington,<br />

Blücher und Gneisenau gewann. Am 18. Juni 1817, dem zweiten<br />

Erinnerungstag an die Schlacht von Waterloo, wurde das als Lehen<br />

versprochene Gut - nebst einer jährlichen Rente von 2.000 Gulden<br />

- dem Freiherrn von Kruse für die Zeit nach dem Tod des letzten<br />

Freiherrn von Hohenfeld, Christoph Philipp, als freies Eigentum in<br />

Aussicht gestellt. Sofort nach dessen Tod nahm Kruse am 3. Mai 1822<br />

den Hof zu Hausen in seinen Besitz, quittierte im Frühjahr 1837 endgültig<br />

den aktiven Dienst in der nassauischen Armee und widmete<br />

sich ganz der Landwirtschaft und dem Ausbau des Hofes. Seine<br />

Bemühungen blieben nicht ohne Erfolge, wie Zeitgenossen und seine<br />

eigenen Aufzeichnungen bestätigten.<br />

August Frh. v. Kruse, Herzog!. Nassauischer Generalleutnant, (Museum<br />

Wiesbaden).<br />

Kruse entstammte aus altem Mecklenburger Adel und war als überaus<br />

gestrenger und rücksichtsloser Herr voller Härte und Geiz bei der<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung recht unbeliebt. Der Generalmajor starb<br />

am 31. Januar 1848 im Alter von 68 <strong>Jahre</strong>n. Er wurde am 3. Februar<br />

1848 in der von den Freiherren von Hohenfeld errichteten Waldkapelle<br />

(,,Fegfeuer"), 250 Meter östlich des Hofes gelegen, vorläufig beigesetzt,<br />

bis eine Familiengruft gebaut sein würde. Einige Tage später<br />

wurde die Tür aufgebrochen, der Sarg ins Gebüsch geschleppt und<br />

121


geöffnet. Die Diebe, die die herausgezerrte Leiche ihrer vielen vermeintlichen<br />

kostbaren Orden beraubten, hatten allerdings nur wertlose<br />

Imitationen erbeutet.<br />

Die alte Kapelle wurde später abgetragen und auf dem <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Friedhof in ihrer ursprünglichen Form wiederaufgebaut, wo sie lange<br />

Zeit zu sehen war. An der Stelle des „Fegfeuers" aber wurde eine<br />

neue, stattliche Kapelle errichtet. Dort ruhen unter alten Kastanienbäumen<br />

bis zum heutigen Tag die sterblichen Überreste des Freiherrn<br />

von Kruse und seiner Gemahlin, .der Weilburger Freifrau Henriette<br />

von Kruse, geborene von Dungern (gest. 1873), bestattet in zwei<br />

schlichten Holzsärgen, jedoch ohne jeden äußeren Hinweis wie Wappen,<br />

Initialien oder ähnliches.<br />

Der Hof zu Hausen 1848 bis 1984<br />

Der Hof zu Hausen fiel - laut Testament des Generalmajors von<br />

Kruse - nach dessen Tod am 31. Januar 1848 dem von ihm gegründeten<br />

„Landwirtschaftlichen Verein für das Herzogthum Nassau" zu,<br />

da der Freiherr ohne Erben verstarb. Die Verpachtung des Anwesens,<br />

das Errichten gar einer Fremdenpension und die folgenden Kriege<br />

wirtschafteten den Hof herunter, so daß der „Landwirtschaftliche<br />

Verein" froh war, ihn im <strong>Jahre</strong> 1918 für eine damals gewaltige Summe<br />

an den Industriellen Alfred Tewes (,,ATE") aus Frankfurt am<br />

Main verkaufen zu können.<br />

1921 erwarben die Brüder Fix, Bauunternehmer aus Duisburg, den<br />

Hof zu Hausen und versuchten, ihn wieder herzurichten. Nachdem<br />

diese kläglichen Bemühungen 1931 mit einer Zwangsversteigerungendeten,<br />

ersteigerte der Apotheker Johann Adam Herbert aus Wiesbaden<br />

den Hof, den er schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg im <strong>Jahre</strong><br />

1945 seiner Tochter Martha Hilde schenkte.<br />

1908, Kapelle am Häuser Hof mit Gedenkstätte General Kruses.<br />

Der Hof zu Hausen umfaßt heute insgesamt 420 Hektar Land (einschließlich<br />

Wald). Die Landwirtschaft des Hofes wird von Pächtern<br />

verrichtet; den Wald bewirtschaftet die Besitzerin des Hofes, Frau<br />

Martha Hilde Neumann.<br />

Quellenangabe:<br />

Damals im Nassauer Land. Verlagsbeilage zur „Nassauischen Landeszeitung", Nr. 253 , 30. Oktober<br />

1980.<br />

Damals im Nassauer Land. Verlagsbeilage zur „Nassauischen Landeszeitung", Nr. 253, 31. Oktober<br />

1981.<br />

Gensicke, Heilmut: Aus der älteren Geschichte von <strong>Eisenbach</strong>; in: Festschrift anläßlich des 50jährigen<br />

Jubiläums des Kirchenchores <strong>Eisenbach</strong> und des !0jährigen Wirkens der Knabenschola<br />

1979, s. 51 - 63 .<br />

Geschichte von <strong>Eisenbach</strong>; in: llO <strong>Jahre</strong> MGV „Liederkranz" <strong>Eisenbach</strong>, Festschrift 1976,<br />

S. 67-85.<br />

Hörle, Josef: Geschichte des Hofes zu Hausen, Wiesbaden 1926.<br />

Klagen über schwedische Schatzungen, <strong>Eisenbach</strong> 1632; in: Selterser Kurier, Jg. 3, Nr. 17, 24. August<br />

1978, o. S. (Beilage).<br />

Kuhnigk, Armin: Nekrolog auf von Kruse; Teil 1, in: Selterscr Kurier, Jg. 4, Nr. 24, 1. Dezember<br />

1979, S. 9-!0; Teil II, in: Selterser Kurier, Jg. 4, Nr. 25, 15. Dezember 1979, S. 11-12.<br />

Kuhnigk, Armin: Zum 200. Geburtstag des Freiherrn von Kruse: Heeres- und Agrarreformer in<br />

Nassau; in: Sellerser Kurier, Jg. 3, Nr. 12, 15. Juni 1978, o. S. (Beilage).<br />

Weil, Bernd: Die Geschichte des Hofes zu Hausen; Teil I, in: Selterser Kurier, Jg. 4, Nr. 13,<br />

28 . .Juni 1979, S. 10-11; Teil II, in: Selterser Kurier, Jg. 4, Nr. 17, 22. August 1979, S. 7.<br />

122


Luftaufnahme.<br />

123


Zeitzeugen erzählen<br />

Unbekannter Verfasser<br />

Wie man im <strong>Jahre</strong> 1882 die goldene Hochzeit<br />

in <strong>Eisenbach</strong> feierte<br />

<strong>Eisenbach</strong>, 8. Januar 1882. Gestern beging in unserer Gemeinde ein<br />

Ehepaar sein 50jähriges Ehejubiläum, an dem unsere ganze Gemeinde<br />

innigsten Antheil nahm. Wohl noch nie wurde in unserer Mitte ein<br />

Fest mit solchen Feierlichkeiten eingeleitet und zu Ende geführt als<br />

dieser Festtag. Galt es doch, sich mit einem Jubelpaar zu freuen, dem<br />

unsere ganze Generation zu großem Dank und innigster Liebe verpflichtet<br />

ist, mit einem Manne, zu dessen Füßen während seiner nahezu<br />

52jährigen segensreichen Lehrwirksamkeit daher fast alle unsere<br />

Ortsbewohner lernend gesessen. Daher auch die allgemeine Freude an<br />

diesem Tage.<br />

Schon Tage lang war man mit dem Anfertigen von Kränzen, Ehrenpforten<br />

usw. an dem Wohnhaus des gefeierten Ehepaares beschäftigt,<br />

während ein eigens gebildetes Festcomite sich mit dem Anordnen und<br />

Feststellen eines geeigneten Festprogramms befaßte. Und wahrlich,<br />

es ist dem so rührigen Comite gelungen, das Fest in einer Weise zu feiern,<br />

die demselben alle Ehre macht. Schon bald, nachdem es lautbar<br />

wurde, daß das gefeierte Paar (Herr Lehrer a. D. Berninger und dessen<br />

Ehefrau Anna Maria, geb. Böcher), mit dem gestrigen Tage 50<br />

<strong>Jahre</strong> getraut sei, hörte man Äußerungen froher Feststimmung und<br />

großer Begeisterung.<br />

Schon am 6. Januar leiteten zahlreiche Böllerschüsse und Feierliches<br />

Glockengeläute die frohe Feier ein. Abends 7 Uhr stellte sich ein von<br />

dem Festcomite geordneter Festzug auf, um dem greisen Paare eine<br />

herrliche Ovation und die herzlichsten Glückwünsche zu bringen.<br />

Zahllose Fackeln, Lampions, bengalische Körper usw. trugen nicht<br />

wenig zur Verschönerung des Zuges bei, der sich aus Schuljugend,<br />

dem Festcomite mit dem Herrn Geistlichen, einem Musikchor,


Schluß der erhebenden Feier, nach welcher das Brautpaar in feierlicher<br />

Weise wieder nach Hause zurückgeführt wurde, wo dann die familiäre<br />

Feier stattfand.<br />

Zahlreich eingelaufene Glückwunschschreiben und Telegramme von<br />

hohen und höchsten Personen, Freunden und Collegen und auswärts<br />

wohnenden dankbaren ehemaligen Schülern und Schülerinnen zeigten,<br />

daß auch in der Ferne noch manches mitfeierndes Herz schlug,<br />

während hiesige Einwohner beiderlei Geschlechts und verschiedenen<br />

Confessionen angehörend, sich beeilten, dem geliebten Paare Glückund<br />

Segenswünsche nebst ansehnlichen Geschenken zu übergeben.<br />

Wer unsern Ort durchwanderte, der konnte sich überzeugen, daß die<br />

ganze Einwohnerschaft mitfeierte und so bewies, daß sie es versteht,<br />

würdig zu feiern, wenn es gilt, Liebe und Dankbarkeit zu bekunden.<br />

Ehre daher einer solchen Gemeinde, öffentlicher Dank und Anerkennung<br />

aber den so thätigen HH. Caplan Brühl und Lehrer Wagner<br />

und den übrigen Comitemitgliedern sowie dem Krieger- und Gesangvereine.<br />

Quellenangabe:<br />

Entnommen der Verlagsbeilage der „Nassauischen Landeszeitung" vom 31. Oktober 1972: ,,Aus<br />

der alten Heimat Nassau"<br />

Adam <strong>Eisenbach</strong> -f<br />

Kirchweih am 25. September 1898 in <strong>Eisenbach</strong><br />

Ein Fest wie das heutige hat unser Dorf noch nie erlebt. Daher war<br />

auch seitens der Bewohner alles nur Mögliche aufgeboten worden,<br />

um das Fest recht würdig zu begehen. Der Festschmuck der Straßen<br />

und Häuser war allgemein und großartig. Aus weiter Feme waren die<br />

Angehörigen des Ortes und solche, die hier geboren sind oder deren<br />

Eltern von hier stammen, hierher geeilt, um an dem erhebenden Fest<br />

teilzunehmen. Der Hochwürdigste Herr Bischof kam, von Glockengeläute<br />

und Böllerschüssen begrüßt, gestern Nachmittag gegen 3 Uhr<br />

hier an und wurde von einer Prozession mit Herrn Pfarrer Langenhof<br />

an der Spitze feierlich empfangen. Die Gemeinde hatte dem<br />

Oberhirten bereits ein Ehrengeleite von 7 schmucken Reitern entgegengesandt,<br />

welche den Wagen des Bischofs umgaben. Nachdem<br />

schon der Führer dieser Reiter den Kirchenfürst begrüßt hatte, tat<br />

dies im Namen der Gemeinde Herr Pfarrer Langenhof mit herzlichen<br />

Worten, in welchen er dem hohen Herrn für seinen Besuch und die<br />

bereitwillige Übernahme der anstrengenden Einweihung der Kirche<br />

dankte.<br />

Der Festzug ging alsdann nach dem zugleich als Notkirche dienenden<br />

Schulhause, wo der Herr Bischof nach Verrichtung der vorgschriebenen<br />

Gebete den Segen gab. Am Abend bewegte sich ein großer<br />

Fackelzug zu dem Pfarrhause, vor dem der durch Herrn Musiker Sittel<br />

aus Niederselters geleitete Gesangverein passende Lieder vortrug.<br />

Herr Bürgermeister Schorr richtete eine warme Begrüßungsansprache<br />

an den Herrn Bischof, in welcher er vorgab, wie sehr sich unsere Gemeinde<br />

geehrt fühle, daß nach fast 50jähriger Unterbrechung (zum<br />

letzten Male war der hochselige Bischof Peter Joseph anlässlich des<br />

goldenen Priesterjubiläums des verstorbenen Herrn Pfarrers Bernhard<br />

hier anwesend) wieder einmal ein Bischof sie durch seinen hohen<br />

Besuch auszeichne. Die Gemeinde erkenne das um so dankbarer an,<br />

als der neue Oberhirte kaum erst sein Amt angetreten habe, wünsche<br />

ihm eine langjährige reich gesegnete Amtsführung und versichere<br />

ihm, wie das bereits der Pfarrer getan, ihrer treu kirchlichen Gesinnung<br />

und ihrer besonderen Unterwürfigkeit und Anhänglichkeit an<br />

den von Gott gesetzten Oberhirten. Der Herr Bürgermeister schloß<br />

seine schöne Rede mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf<br />

den Herrn Bischof. Dieser erwiderte in der ihm eigenen herzlichen<br />

und väterlichen Art, er lobte die bei der Erbauung und Ausschmükkung<br />

des großen und schönen neuen Gotteshauses von der Gemeinde<br />

betätigte Opferwilligkeit und Einmütigkeit und wies daraufhin, wie<br />

herrlich es sei, wenn Jung und Alt, Männer und Frauen, Jünglinge<br />

und Jungfrauen freudig und ausdauernd für die Ehre Gottes arbeiteten<br />

und opferten. Er freute sich, das Denkmal der dankbaren Liebe<br />

125


zu Gott, zu dessen Aufführung der würdige und tatkräftige Herr<br />

Pfarrer die Gemeinde angeregt habe, am nächsten Morgen seiner hohen<br />

Bestimmung übergeben zu können, sprach allen, die zu dem erhabenen<br />

Werke mitgeholfen, seine Anerkennung und seinen oberhirtlichen<br />

Dank aus und hoffe, daß die neue Kirche auch mit neuem Eifer<br />

besucht und ein Herd eines tätigen Glaubenslebens werde. Zum<br />

Schluß seiner Ansprache erteilte der Herr Bischof der auf die Knie gesunkenen<br />

Menge den Segen. Ein prächtiges Feuerwerk ließ dann die<br />

schönen Formen der gerade dem Pfarrhaus gegenübergelegenen Kirche<br />

wirkungsvoll hervortreten, während in den Straßen, durch die<br />

sich der Festzug bewegte, n-ansparente mit sinnigen Inschriften<br />

leuchteten. Heute morgen las der Herr Bischof in dem seither als Notkirche<br />

gebrauchten Schulzimmer die heilige Messe und begannen alsbald<br />

nachher die etwa 3 Stunden in Anspruch nehmenden Zeremonien<br />

der Weihe der Kirche. Um 10 Uhr war die heilige Handlung vollendet<br />

und stellte sich eine glänzende Prozession mit einer überaus<br />

großen Zahl von weißgekleideten Mädchen und Knaben mit Fähnchen<br />

und Meßdienerkleidern auf, um das allerheiligste Sakrament<br />

aus dem seit anderthalb <strong>Jahre</strong>n benutzten armseligen Aufenthaltsorte<br />

in das neue Gotteshaus zu übertragen. Gegen 11 Uhr begann das feierliche<br />

Hochamt, welches Herr Domkapitular Hilpisch von Limburg<br />

unter Assistenz der Herren Stadtpfarrer Siering von Höchst und Kaplan<br />

Kohlhaas von Niederbrechen hielt. Während desselben führte<br />

der von Herrn Lehrer Gersbach geleitete Kirchenchor eine zweistimmige<br />

Messe recht würdig auf.<br />

Der Prediger sprach der Gemeinde und ihrem würdigen Priester Anerkennung<br />

für das große herrliche Werk aus, welches sie in einmütigem,<br />

treuen Zusammenwirken vollbrachten. Er erörterte dann mit<br />

großer Begeisterung und eindringlicher Wärme die Bedeutung und<br />

die Mahnungen des neuen Gotteshauses, das als Denkmal eines opferwilligen<br />

Glaubens fester, unerschüttlicher Anhänglichkeit an die heilige<br />

Kirche jahrhundertelang stehen möge, ein Ausgangspunkt des<br />

Segens noch für ferne Geschlechter. Nach der Predigt las auch Herr<br />

Pfarrer Langenhof noch an dem dem heiligen Herzen Jesu geweihten<br />

Nebenaltare eine heilige Messe. Die weiten Räume der herrlichen Kirche<br />

waren Kopf an Kopf gefüllt und hallten am Schlusse des Hochamtes<br />

von einem mayestätischen „Großer Gott, wir loben Dich"<br />

wider.<br />

Bei dem im Pfarrhause veranstalteten Festmahl feierte Herr Pfarrer<br />

Langenhof den hochwürdigsten Herrn Bischof in Ausdrücken herzlichen<br />

Dankes für die von ihm trotz aller Aufregungen und Ermüdungen<br />

der ersten Wochen seiner Amtsführung so bereitwillig übernommene<br />

Mühewaltung, worauf der Oberhirte mit Worten rückhaltloser<br />

Anerkennung der Tatkraft dankte, die es dem Herrn Pfarrer ermöglicht<br />

habe, so viele <strong>Jahre</strong> lang die Begeisterung seiner Pfarrkinder rege<br />

zu halten, bis das schwierige Werk der Erbauung seiner so großen<br />

und schönen Kirche glücklich gelungen sei. Solcher Tatkraft habe<br />

sich die treue Ausdauer, mit der alle zwölf lange <strong>Jahre</strong> hindurch und<br />

besonders beim Baue zur Ehre Gottes zusammen geopfert, zur Seite<br />

gestellt. Der Herr Bischof schloß mit herzlichen Wünschen für die<br />

weitere Wirksamkeit des Herrn Pfarrers, der mit seinen Lehrern und<br />

Lehrerinnen auch das Fest so umsichtig vorbereitet und durchgeführt<br />

habe.<br />

Die Opferwilligkeit der <strong>Eisenbach</strong>er und ihres Pfarrers für ihre neue<br />

Pfarrkirche verdient allerdings auch alles Lob. Seitdem Herr Pfarrer<br />

Langenhof im Dezember 1884 hierher gekommen ist, wurde der Bau<br />

mit Ausdauer betrieben. Jährliche Sammlungen bei den Einwohnern<br />

erhöhten ständig den vom Kirchenvorstande geschaffenen Baufond,<br />

und am Feste Christi Himmelfahrt im verflossenen <strong>Jahre</strong> konnte der<br />

Grundstein zu dem historischen Gebäude, das nach den Plänen des<br />

Herrn Architekten Fachinger von Limburg im romanischen Stile erbaut<br />

und bei einem Kostenaufwande von etwa 55.000 Mark für den<br />

Rohbau bei weitem die größte Kirche im Goldenen Grunde ist, gelegt<br />

werden. Eine noch größere Summe hat sich die Gemeinde durch die<br />

unentgeltliche Leistung aller Hand- und Spanndienste erspart. Je<br />

mehr der Bau voranschritt, um so mehr wuchs die Opferwilligkeit der<br />

Pfarrkinder, deren Interesse Herr Pfarrer Langenhof rege zu halten<br />

verstand.<br />

Der Hochaltar und die beiden Nebenaltäre, zwei kleine Votivaltäre,<br />

Kanzel, Kommunionbank, zwei Beichtstühle, alles stilgerecht vom<br />

St. Bernhardinstitut in Mainz und Paderborn ausgeführt, sind ebenso<br />

Geschenke von Pfarrangehörigen, wie die schöne ewige Ampel, ein<br />

Kronleuchter, 20 Armleuchter, mehrere z. T. recht kospielige Glasmalereien,<br />

eine Sakristei - Einrichtung aus Eichenholz und eine fast<br />

noch neue Orgel. An Kerzen haben namentlich die Frauen und Jungfrauen<br />

soviel geopfert, daß der Vorrat etwa auf drei <strong>Jahre</strong> für das<br />

kirchliche Bedürfnis ausreicht. Das sind in der Tat großartige Leistungen<br />

für eine einfache Dorfgemeinde.<br />

Gegen 4 Uhr verließ der hochwürdigste Herr Bischof wieder, von der<br />

Reitereskorte umgeben, in Begleitung der Herren Domkapitular Hilpisch,<br />

Dekan Wolf von Camberg und Sekretär Dr. Hilfrich unseren<br />

Ort, um sich über Camberg nach der Bischofsstadt zurückzubegeben.<br />

Quellenangabe:<br />

Entnommen aus der „Festschrift anläßlich des 50jährigen Jubiläums des Kirchenchores <strong>Eisenbach</strong>",<br />

1979.<br />

126


Cilly Plescher<br />

Erinnerungen eines , ,Flüchtlingsmädchens''<br />

Wir kamen aus dem Egerland, dem Riesengebirge, der böhmischmährischen<br />

Tiefebene, von den Ufern der Elbe.<br />

Das ist lange her, fast 40 <strong>Jahre</strong>. Diejenigen, die nach dem Kriegsende<br />

und später in das zerstörte Restdeutschland kamen, die hier „Neubürger"<br />

wurden, sind heute Rentner und Pensionäre. Wir, die damals<br />

Kinder waren, ahnten kaum, was für ein europäisches Schicksal<br />

sich an diesem Treck der Geflüchteten und Vertriebenen erfüllte.<br />

Wer denkt heute noch zurück an die holpernden Fuhrwerke, die uns<br />

mit dem Wenigen, das man uns ließ, in die tschechischen Aussiedlungslager<br />

brachten, am Arm noch die weiße Binde, die uns als Deutsche<br />

auswies, als „ Vogelfreie"? Wer erinnert sich noch an das willkürliche,<br />

menschenunwürdige Wühlen der Lageraufseher in unseren<br />

Koffern, nach etwas Wertvollem, das der eine oder andere hinüberzuretten<br />

versuchte in das neue, unbekannte Leben, an die schier endlosen<br />

Güterzüge, vollgepackt mit Mensch und Habe, an die Flüchtlingslager<br />

hier im Westen und schließlich an die „Einweisung" in die<br />

,,neue Heimat", an das, was uns von der Bevölkerung entgegenschlug?<br />

Was konnte man denn überhaupt von den Einheimischen erwarten?<br />

Fast jede Familie betrauerte einen Gefallenen. Das Essen war knapp,<br />

der Schwarzmarkt blühte. Und nun kamen noch die Züge der Vertriebenen<br />

aus dem Osten, Wohnraum wurde beschlagnahmt, die knappen<br />

Arbeitsplätze wurden noch rarer. In <strong>Eisenbach</strong> waren die Leute<br />

nicht besser und nicht schlechter als überall: man traf warmherzige<br />

Menschen, die voll Mitgefühl waren. Sie hatten ein gutes Wort, sie<br />

gaben von dem Wenigen, das sie selber hatten, sie sahen die Not. Andere,<br />

gleichgültige, sahen sie nicht. Sie waren mit dem eigenen<br />

Schicksal beschäftigt. Und es gab Kränkungen, Abweisungen, Anfeindung<br />

und Ignoranz.<br />

Aus heutiger Sicht erscheint mir manche Reaktion der Einheimischen,<br />

die uns damals zu leidvoller Erfahrung gereichte, sogar verständlich,<br />

entschuldbar.<br />

Im Rückblick mag gelten, daß die unfreiwillige Blutzufuhr auch dem<br />

Dorf <strong>Eisenbach</strong> gut bekommen ist. Mit Anpassungswillen, Fleiß und<br />

Mut gingen die Neubürger an die Arbeit, schlossen Freundschaften<br />

und mischten in den Vereinen und Gruppierungen mit. Ihre Kinder<br />

gingen in der Bevölkerung auf. Die Nachgeborenen wissen es nicht<br />

anders, als <strong>Eisenbach</strong>er zu sein.<br />

Ich möchte diese erste Zeit in einem für uns völlig veränderten Leben<br />

schildern, aus der Sicht des damals 14jährigen Mädchens, das - zusammen<br />

mit Eltern und Geschwistern und etwa 15 weiteren Familien<br />

- mit dem Lastwagen und Auffanglager Villmar kommend, in<br />

<strong>Eisenbach</strong> eintraf.<br />

<strong>Eisenbach</strong> zeigte uns in jenen Oktobertagen 1946 kein freundliches<br />

Gesicht. Tagelanger Regen hatte die Straßen und Wege aufgeweicht,<br />

naßkalter Nieselregen aus einem endlos grauen Himmel begleitete unsere<br />

ersten Schritte in dem Dörfchen, das von nun an unsere „neue<br />

Heimat'' war.<br />

Im Saalbau Gattinger hatte man rings um die Wände Stroh aufgeschüttet,<br />

wo wir, eine Familie neben der anderen, unser Lager bezogen.<br />

Koffer, Taschen und Rucksäcke, unser ganzer Besitz, standen in<br />

einer Ecke zusammen. Bürgermeister Willi Köhler begrüßte die Neuangekommenen<br />

mit dem Versprechen, uns baldmöglichst in Wohnungen<br />

einzuweisen. Er weckte Vertrauen in den leidgeprüften Menschen,<br />

wenngleich es allen klar war, daß man als einer der letzten<br />

Transporte nur noch wenig Auswahl an Wohnungen haben würde. ·<br />

Um die vollständige Mittellosigkeit der ersten Tage zu überbrücken,<br />

wurden wir zu <strong>Eisenbach</strong>er Familien zum Mittagessen und zum<br />

Abendbrot eingeteilt. Der Ortsdiener verteilte ein wenig ruppig die<br />

Adressen. So gingen wir zweimal täglich in die Adolfstraße zu Familie<br />

Gattinger, die uns freundlich bewirtete. Berthold, der älteste<br />

Sohn, war so alt wie mein Bruder. Es sollte eine lebenslange Freundschaft<br />

zwischen den beiden entstehen. Nach einer knappen Woche<br />

wurden wir in das Häuschen des Herrn Walter Kühn (auf der Insel)<br />

eingewiesen. Im Obergeschoß erhielten wir ein etwa 12 qm großes<br />

Zimmer mit angrenzender Kammer, die zum Elternschlafzimmer<br />

avancierte. Die Kammer war so schmal, daß die Betten nur hintereinander<br />

stehen konnten, worauf man zwischen Bett und Wand gerade<br />

noch gehen konnte. Die Wohnung war leer. Freundliche Nachbarn<br />

überließen uns einen Tisch und zwei Stühle. Feldbetten aus amerikanischen<br />

Heeresbeständen stellte die Gemeinde zur Verfügung. Das<br />

Allernotwendigste war ein Ofen. Im Erdgeschoß wohnte Familie<br />

Wiesheu. Er war Kriegsinvalide. Die nette Frau Wiesheu lieh uns für<br />

die erste Zeit einen kleinen runden Kanonenofen. Auch das Wasser<br />

durften wir in ihrer Küche holen, denn unsere Stube hatte keinen<br />

Wasseranschluß.<br />

Schon im November setzte der harte Winter 1946/47 ein. Als wollte<br />

die Natur zu allem Unglück noch das ihre beisteuern, war dieser Winter<br />

der längste und schlimmste, den wir erlebten. Das Thermometer<br />

sank auf sibirische Temperaturen, und es gab weder Kohle, Briketts<br />

noch Brennholz. In dem kleinen Nadelwäldchen an der Straße zur<br />

„Rücker-Hütte" durfte mein Vater mit anderen Flüchtlingsmännern<br />

ein paar Stangen fällen. Das Holz reichte kaum 14 Tage. So blieb nur<br />

der tägliche Gang in den Wald, wo man Tannenzapfen, dünne Äste<br />

und totes Holz lesen konnte. Nie war der Forst so saubergeputzt wie<br />

in dieser Zeit, als die „Flüchtlinge", wie man uns allgemein nannte,<br />

auch kein Zweiglein auf dem Waldboden zurückließen. Irgendwann<br />

127


erhielt Vater die Erlaubnis, 4 Buchen im „Hag" zu fällen. Mit meinem<br />

Bruder ging er an die ungewohnte Tätigkeit, zu der es an Handwerkszeug,<br />

Transportmitteln usw. fehlte. Doch für eine Weile war der<br />

Bedarf an Heizenergie abgesichert.<br />

Zur Kälte kam der Hunger. Auch hier war der späte Zeitpunkt unserer<br />

Ankunft ein schwerer Nachteil. Das Ährenlesen, das „Stoppeln"<br />

der Kartoffeln war längst vorüber, das Obst geerntet. Kein noch so<br />

kleiner Apfel lag mehr unter den mächtigen Bäumen im Langgraben,<br />

Hundsgraben oder an der „Hessenstraße". Auch die Saison für Beeren<br />

und Pilze war vorbei. Die auf Marken zugeteilten Nahrungsmittel<br />

waren nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Drei Heranwachsende,<br />

mittlerweile 14, 15 und 19 <strong>Jahre</strong> alt, hatten meine Eltern satt zu bekommen.<br />

Nein, satt, das waren wir nie, wenn wir uns auch zweimal<br />

täglich mit Kartoffeln vollstopften in Mengen, die man heute nicht<br />

mehr begreifen kann.<br />

,,Holen Sie sich nur Kartoffeln!" sagte „Bäckers Amiesche" und solange<br />

meine Mutter lebte, war sie dieser herzensguten Frau dafür<br />

dankbar. Denn wir konnten nicht betteln. Daß Mutter es einmal doch<br />

tat, war der absolute Tiefpunkt in dieser Zeit schlimmster Not. Nachbarin<br />

Dora nahm sie mit. Schon früh brachen die beiden Frauen auf.<br />

Ein möglichst weites Dorf, Weilmünster, war das Ziel. Von Tür zu<br />

Tür bat man um Brot. Am Abend brachte Mutter dann in ihrer Henkeltasche<br />

20 bis 30 Stücklein, über die wir hungrig herfielen.<br />

Carepakete kannten wir nur vom Hörensagen. Von ihrem sagenhaften<br />

Inhalt haben wir nie etwas gesehen, eine Tatsache, die mir noch<br />

heute Skepsis auferlegt gegenüber weltweiten Hilfsaktionen, Sachund<br />

Geldspenden für Notstandsgebiete.<br />

Der Bezugschein für einen jener gußeisernen „Flüchtlingsöfen" löste<br />

große Freude aus. Mit dem Handwagen des Nachbarn wurde er aus<br />

Camberg geholt. Zu unserem Pech war das dazugehörige Ofenrohr<br />

nicht vorrätig. Als es Wochen später Rohre gab, hatten wir keinen<br />

Bezugschein. Schließlich baute uns ein Landsmann aus dem Egerland,<br />

Schlosser Hahn, aus einem Stück Blech ein provisorisches Rohr,<br />

und nun leistete der kleine Ofen über <strong>Jahre</strong> seine treuen Dienste. Später<br />

traf man diese genügsamen schwarzen Gesellen in den Waschküchen<br />

der Neubauten, bis Waschmaschine und Zentralheizung ihnen<br />

endgültig den Garaus machten. Dagegen kam ein anderer Veteran,<br />

der große hölzerne Truhenkoffer, im Zuge der Nostalgiewelle wieder<br />

zu Ehren. Als Bestandteil fast eines jeden Vertriebenenhaushaltes<br />

nahm er eine multifunktionale Stellung ein: Geschirr-, Bücher-und<br />

Wäscheschrank, Kleiderablage und Sitzplatz - letzteres wegen des<br />

gewölbten Deckels nicht unbedingt bequem. Vom Speicher geholt,<br />

abgelaugt, mit Bauernmalerei verziert, wird er heute zum Schmuckstück<br />

jeder Diele. ,,Die Aussteuertruhe meiner Ururgroßmutter aus<br />

dem Egerland" - schick!<br />

Durch das Arbeitsamt hatte Vater beim Stadtbauamt Limburg Arbeit<br />

gefunden. Als urprünglich gelernter Steinbildhauer wurde er beim<br />

Aufbau der alten Lahnbrücke eingesetzt, später bei der Restaurierung<br />

der zerstörten Annakirche.<br />

Meine Schwester, die in Eger kurz vor ihrem Ausbildungsabschluß<br />

als Lehrerin stand, sah sich durch die Notlage der Familie gezwungen<br />

in Münster eine Stelle im Haushalt anzutreten. Sie fand später in der<br />

neugegründeten Firma „<strong>Eisenbach</strong>er ZVG" des Herrn Krause eine<br />

Anstellung und blieb dort bis zu ihrer Heirat mit Heribert Reitz, dem<br />

sie nach Offheim bei Limburg folgte.<br />

Schier unmöglich war es in dieser Zeit, für meinen Bruder eine Lehrstelle<br />

zu finden. Beziehungen, dieses Zaubermittel, standen uns ja<br />

nicht zur Verfügung, so klopften die Eltern nur an verschlossene Türen.<br />

Nach der Neigung des jungen Menschen konnte gar nicht gefragt<br />

werden. Ein <strong>Eisenbach</strong>er Handwerksmeister, Schmiedemeister<br />

August Pinkel, nahm ihn schließlich bei sich auf. Als Entlastung des<br />

mütterlichen Budgets fiel dabei ins Gewicht, daß Walter bei Pinkels<br />

das Mittagessen bekam.<br />

Ich hatte bis Kriegsende das Gymnasium in Marienbad besucht.<br />

Nach Einsicht meiner Zeugnisse nahm mich Schwester Raphaele, die<br />

Schulleiterin der Maricnschule, in die Untertertia auf.<br />

Die fehlenden Unterrichtsjahre waren bald eingeholt, und in kurzer<br />

Zeit erließ mir die Schulleitung das Schulgeld. Bahnfahrt und Lehrmittel<br />

mußten natürlich noch meine Eltern aufbringen. Es gab weder<br />

Bus noch PKW. Morgens um 6 Uhr verließ ich das Haus und lief zur<br />

Bahnstation Niederselters, bei jedem Wetter, froh, daß ich zum Gymnasium<br />

fahren durfte. Gemeinsam mit mir eilte jeden Morgen ein<br />

baumlanger, schlanker Gymnasiast, ,,Pastor' s Langer", zum Zug.<br />

Er war als 15jähriger zur Flak eingezogen worden und stieß 1947 zu<br />

seinen - mittlerweile heimatvertriebenen - Eltern, die im <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Pfarrhaus einquartiert waren. Nun holte er in Limburg das Abitur<br />

nach. Damals ahnte ich noch nicht, daß er mein Mann werden<br />

sollte: Helmut Plescher.<br />

Seit meinem 12. Lebensjahr begeisterte Kirchenchorsängerin, trat ich<br />

im Frühjahr 1947 dem Kirchenchor „Cäcilia" bei, der unter der Leitung<br />

von Hauptlehrer Fein stand. ,,Triumph, Triumph, der Heiland<br />

ist erstanden!" - dieser erste Chorsatz, den ich zu Ostern schon mitsingen<br />

konnte, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Im Chor<br />

lernte ich meine beiden langjährigen Freundinnen, Klara Brück und<br />

Elisabeth Waller, kennen. Auch zwischen unseren Familien bildete<br />

sich Verständnis und Freundschaft heraus. So konnte Mutter auf<br />

Frau Wallers Maschine nähen. Es wurde gewendet, geflickt und gestückelt.<br />

Aus 2, 3 zu klein gewordenen Kleidern entstanden die phantasievollsten<br />

Kreationen. Bei diesen Nähstunden fand so mancher<br />

freundschaftliche Austausch zwischen den beiden Frauen statt.<br />

Sozusagen im „fliegenden Wechsel" wurden sonntags die Gesangbücher<br />

der Familie Brück zwischen Frühmesse und Hochamt an uns<br />

übergeben, ein Zustand, der erst nach der Währungsreform beendet<br />

werden konnte.<br />

128


Unbeteiligte können nicht ahnen, daß für entwurzelte Menschen<br />

Freundschaft, ein ehrliches Gespräch, ein wohlgemeinter Rat so notwendig<br />

sind, wie Wasser für einen frischverpflanzten Baum.<br />

Das Jahr 1947 besserte die Ernährungslage insofern etwas auf, als<br />

man im zugeteilten Garten selber Gemüse ziehen konnte. Brennesselspinat<br />

und Sauerampfersuppe verschwanden langsam von der Speisekarte.<br />

Wir gingen Ähren lesen, buddelten auf den Äckern bei der<br />

Ernte übersehene Kartoffeln aus und sammelten Fallobst. Um diesen<br />

begehrten Artikel zu ergattern, hieß es schon früh auf den Beinen<br />

sein. Im ersten Morgengrauen klaubte man die Äpfel aus dem nassen<br />

Gras. Schütteln war verboten, darüber wachte der Flurschütz. Wenn<br />

ich heute die erntereifen Apfelbäume sehe, deren überreiche Last am<br />

Boden verfault, üb"erkommt mich ein schlechtes Gewissen.<br />

1947 war das Jahr der Pilze und der Bucheckern. Steinpilze, Pfifferlinge,<br />

Birkenpilze, Blaupilze und Parasole schossen in solchen Mengen<br />

aus dem Boden, daß auch der ungeübte Pilzsammler darüber<br />

stolpern mußte. Sie boten eine vorzügliche Bereicherung des Küchenzettels.<br />

Im Herbst lagen ganze Familien im Wald auf den Knien und<br />

sammelten Bucheckern. Die kleinen, braunglänzenden Pyramiden<br />

lieferten einen nußartigen Kern. Größere Mengen brachte man zur<br />

Mühle und erhielt dafür anteilmäßig Bucheckernöl.<br />

In diese Zeit fiel wie ein Wunder die Ankunft zweier Pakete mit abgelegten<br />

Kleidungsstücken aus Amerika. Eine Brieffreundin aus Texas,<br />

durch die Marienschule vermittelt, war die Absenderin. Die Freude<br />

war unbeschreiblich! Die Qualität der Stoffe, die hübschen Farben,<br />

der feine Duft, der den Sachen entstieg, entlockten uns laute Jubelrufe.<br />

Auf diesem unverhofften Segen basierte noch jahrelang die Ausstattung<br />

unserer schwesterlichen Garderobe. Es erschien mir wie das<br />

Begleichen einer Dankesschuld, als ich im letzten Jahr an die Adresse<br />

einer polnischen Familie zwei ähnliche Pakete auf den Weg schickte.<br />

die Katze erfreute uns zweimal im Jahr mit entzückenden Kindern.<br />

Die Sorge, alle an den Mann zu bringen, überließ sie uns. Die Wohnung<br />

im Erdgeschoß wechselte mehrfach die Mieter, doch mit allen<br />

verband uns bald eine gute Freundschaft, die zum Teil noch heute<br />

hält.<br />

1950 wurde Vater wieder in den Postdienst übernommen. Seine<br />

Dienststelle war Camberg, was zur Folge hatte, daß meine Eltern in<br />

Camberg ein eigenes Wohnhaus errichteten und 1957 <strong>Eisenbach</strong> verließen.<br />

Darüber sind nun wieder 27 <strong>Jahre</strong> vergangen. Doch die Bindung an<br />

<strong>Eisenbach</strong> ist geblieben. Wenn ich heute auf das Dorf blicke, spüre<br />

ich die Sonne meiner Jugend hell und warm darüber liegen. Erinnerungen<br />

schimmern auf und verklären sich: die Operettenaufführungen<br />

des MGV „Liederkranz", seine herrlich volkstümlichen Chorkonzerte,<br />

die Pfingstturniere des Tischtennisclubs (meine Schwester<br />

und ich waren lange <strong>Jahre</strong> die einzigen weiblichen Mitglieder und teilten<br />

uns zwangsläufig bei Meisterschaften den 1. und 2. Platz), das<br />

,,Fastnachtern" in der Karnevalszeit, die Prozessionen zu Fronleichnam<br />

und Christi Himmelfahrt und ganz besonders mein geliebter<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Wald! Stundenlang habe ich ihn durchstreift, in innigster<br />

Verbundenheit mit der Natur, keine Menschenseele treffend und<br />

doch so sicher wie in Abrahams Schoß . . .<br />

Heimat ist da, wo wir Wurzeln schlagen, wohin uns auch der wechselvolle<br />

Lauf des Lebens führen mag. In diesem Sinne bleibt mir <strong>Eisenbach</strong><br />

Heimat, genau wie die einst in der Kindheit verlorene, und in<br />

einem Winkel meines Herzens fühle ich mich für immer als <strong>Eisenbach</strong>erin.<br />

Der 20. Juni 1948, der Tag der Währungsreform, änderte die Situation<br />

mit einem Schlag. Plötzlich waren die so dringend benötigten<br />

Gebrauchsgegenstände, waren Textilien, Schuhe und Lebensmittel<br />

wieder vorhanden. Über Nacht hatten sich die Schaufenster und Regale<br />

wieder gefüllt. Es konnte nur noch aufwärts gehen! Dem Triumphzug<br />

des Wirtschaftswunders, das in den 50er <strong>Jahre</strong>n einsetzte,<br />

schlossen sich die Neubürger an.<br />

Eines Tages fielen meine langen Zöpfe der Schere des Friseurmeisters<br />

Busch zum Opfer. Die neuerworbene Lockenpracht, im aktuellen<br />

Rita-Hayworth-Look, gefiel vor allem „Pfarrer's Langem", der sich<br />

nun keinem Kind mehr gegenübersah.<br />

Die Familie zog in eine größere Wohnung um. Im Hause Helenenstraße<br />

2 (Besitzerin war Frau Katharina Schnierer) verfügten wir nun<br />

im Obergeschoß über zwei Zimmer und Küche. Zum Haushalt gehörten<br />

bald eine Katze und 5 Hühner. Die Hühner legten fleißig Eier und<br />

129


<strong>Eisenbach</strong>er Vereine stellen sich vor<br />

Einleitung<br />

Walter Stahl<br />

Ein <strong>Heimatbuch</strong> über <strong>Eisenbach</strong> wäre unvollständig, wenn den Vereinen<br />

unseres Ortsteils nicht ein angemessener Raum gewidmet würde.<br />

Nicht zu Unrecht ist <strong>Eisenbach</strong> schon häufig als ein „Dorf der<br />

Vereine" bezeichnet worden, denn mehr als 20 Vereine und Gruppierungen<br />

sind hier aktiv und gestalten das dörfliche Leben in vielfältiger<br />

Weise mit.<br />

Vereine erfüllen in der heutigen hektischen Zeit, in der traditionelle<br />

Werte und Normen immer mehr in Frage gestellt werden, eine wichtige<br />

sozialpolitische Funktion, die von staatlichen Institutionen allein<br />

nicht wahrgenommen werden kann und die mit engstirniger „Vereinsmeierei"<br />

nichts mehr gemein hat.<br />

Sinnvolle Freizeitgestaltung für alle Generationen, sportliches und<br />

musisches Tun, freiwilliges Engagement für eine Gemeinschaft, gemeinsame<br />

Feste und Feiern sind nur einige der Aufgaben, die die Vereine<br />

übernommen haben.<br />

Mitarbeit in Vereinen kann der Bindungslosigkeit und Vereinzelung<br />

vieler Menschen begegnen und zu Toleranz und gesellschaftlichem<br />

Engagement hinführen.<br />

Die Aktivitäten der <strong>Eisenbach</strong>er Vereine erschöpfen sich nicht in den<br />

,,eigentlichen" Aufgaben jedes Vereins; vielmehr stehen die Ortsvereine<br />

nie abseits, wenn es gilt, Gemeinschaftsaufgaben für unser Dorf<br />

zu erfüllen.<br />

Die früheren Erfolge im Wettbewerb , , Unser Dorf soll schöner werden"<br />

wären ohne die uneigennützige und tatkräftige Mitarbeit vieler<br />

Vereine nicht denkbar gewesen. Auch an dem Sieg im Bezirksentscheid<br />

1983 dieses Wettbewerbs haben die Vereine großen Anteil. Für<br />

ein gutes Abschneiden im Landesentscheid 1984 „Unser Dorf soll<br />

schöner werden", an dem <strong>Eisenbach</strong> als Bezirkssieger des <strong>Jahre</strong>s 1983<br />

teilnimmt, ist die bewährte Mithilfe der Vereine unentbehrlich.<br />

Die Vereine tragen auch wesentlich zum Zustandekommen und Gelingen<br />

der <strong>750</strong>-Jahr-Feier bei. Besonders ein „Kernstück" der Jubiläumsfeier,<br />

der historische Festzug, hätte ohne die Ortsvereine, die<br />

das Gros der Motivwagen und Fußgruppen stellen, nicht durchgeführt<br />

werden können.<br />

Unsere Vereine übernehmen nicht nur freiwillig Aufgaben für die Allgemeinheit,<br />

sondern unterstützen sich auch gegenseitig bei Festen<br />

und sonstigen Veranstaltungen. Die Zusammenarbeit der Vereine<br />

wird koordiniert in der „Gemeinschaft der <strong>Eisenbach</strong>er Ortsvereine".<br />

Die Gründung dieser Gemeinschaft geht auf eine Zusammenkunft<br />

der Vorstände aller Ortsvereine zurück, die auf Initiative des damaligen<br />

Vorsitzenden des TV <strong>Eisenbach</strong>, Albert Steinebach, am 21. November<br />

1970 in der Turnhaie stattfand, um die Termine der Vereine<br />

abzustimmen 1 •<br />

Von diesem Zeitpunkt an trafen sich die Vereinsvorstände regelmäßig.<br />

Der Vorsitz bei diesen Treffen wechselte zwischen den einzelnen<br />

Vereinen, der neue Vorsitzende wurde jeweils durch das Los bestimmt.<br />

Am 18. März 1977 institutionalisierte man die bis dahin lose<br />

Zusammenarbeit und gründete die „Gemeinschaft der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Ortsvereine". Der Vorsitzende der Verschönerungsgemeinschaft, Rudi<br />

Otto, wurde zum 1. Vorsitzenden des neuen Zusammenschlusses<br />

gewählt. In dem Protokoll dieser Sitzung werden folgende Aufgaben<br />

genannt, die sich die Gemeinschaft gestellt hat:<br />

1. Absprache der Ortsvereine über Termingestaltung<br />

2. Gegenseitige Unterstützung der Vereine<br />

3. Vereinsinteressenvertretung gegenüber Verwaltung und Gemeindevertretung<br />

4. Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Ortsbeirat<br />

5. Pflege der Dorfgemeinschaft<br />

6. Vertretung der Vereine bei Jubiläumsveranstaltungen 2<br />

Seit dem 6. März 1981 steht der Vorsitzende des CV <strong>Eisenbach</strong>, Michael<br />

Pohl, an der Spitze der Gemeinschaft der Ortsvereine.<br />

Leider bemängeln in letzter Zeit einige Vereinsvorsitzende eine nachlassende<br />

Aktivität und eine zunehmende passive Konsumhaltung vieler<br />

Mitglieder. Sie beklagen, daß die Arbeit in den Vereinen auf den<br />

Schultern weniger Aktiver ruhe. Es wäre schade, wenn sich dieser<br />

Trend in Zukunft fortsetzen würde.<br />

Das Redaktionsteam hat bewußt darauf verzichtet, das rege Vereinsleben<br />

unseres Ortsteiles in einem zusammenhängenden Artikel zu beschreiben,<br />

es soll vielmehr jedem Verein Platz und Gelegenheit zur<br />

Selbstdarstellung gegeben werden. Dabei haben die Verfasser keinerlei<br />

inhaltliche Vorgaben erhalten, lediglich der Umfang der einzelnen<br />

Texte und die Beschränkung auf ein Bild pro Verein wurden von der<br />

Redaktion festgelegt. Auch bei der Bildauswahl hatten die Vereine<br />

freie Hand.<br />

Quellenangabe:<br />

l} Siehe Protokoll der Sitzung der Vorstände aller Ortsvereine vom 21. 11. 1970.<br />

2} Siehe Protokoll vom 18. 3.1977.<br />

130


Brieftaubenverein ,,Taunusblick'' <strong>Eisenbach</strong> 07076<br />

Die Beschäftigung mit Brieftauben gehört zu den ältesten Sportarten<br />

- der Volksmund spricht auch vom „Rennpferd des kleinen Mannes"<br />

- seit man wußte, daß eine Brieftaube dank ihres Orientierungsvermögens<br />

zum Heimatschlag zurückfindet.<br />

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden die ersten Vereine in<br />

Deutschland gegründet. In den <strong>Jahre</strong>n 1850 bis 1880 ließen Züchter<br />

aus dem Aachener Raum ihre Tauben in Frankreich und Spanien<br />

(z. B. San Sebastian, ca. 1.000 km) zu Wettflügen auf.<br />

..<br />

Von Aachen breitete sich der Brieftaubensport über ganz Deutschland<br />

aus. Einige <strong>Eisenbach</strong>er Bauarbeiter, die im Rheinland und<br />

Aachener Raum beschäftigt waren, brachten die ersten Brieftauben<br />

mit nach <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1928 setzten sich 11 Brieftaubenfreunde zusammen und<br />

gründeten den Verein „Taunusblick", der nach der Meldung an den<br />

Verband die Verbandsnummer 07076 erhielt. Die Gründer waren:<br />

Georg Hundler (1. Vors.), Peter Staat (Kassierer), Heinrich Staat<br />

(Schriftf.), Johann Berschet, Franz Moos, Georg Neu, Anton Jost,<br />

Anton Gattinger, Willi Berninger, August Wilhelm und Peter Muth.<br />

In den damaligen <strong>Jahre</strong>n wurden die Preisflüge in der Reisevereinigung<br />

(RV) Wiesbaden durchgeführt. Die Tauben wurden per Handwagen<br />

nach Niederselters gefahren und mit der Bahn an den jeweiligen<br />

Auflaßort gebracht. So wurden am 10. Mai 1931 49 Tauben in<br />

Neumarkt aufgelassen; dabei entstanden den vier Züchtern Kosten in<br />

Höhe von DM 21,65 für den Flug. An diesem Beispiel ist ersichtlich,<br />

daß man auch schon in der damaligen Zeit sowohl viel Zeit als auch<br />

erhebliche Geldmittel in dieses Hobby investieren mußte.<br />

Dies mögen auch Gründe dafür sein, daß die Vereinsgeschichte von<br />

einer gleichmäßigen Entwicklung geprägt war. Der Brieftaubenverein<br />

„Taunusblick" war nie ein großer Verein, jedoch fanden sich immer<br />

wieder Tierliebhaber, die sich dem Hobby der Brieftaubenzucht verschrieben.<br />

Während des II. Weltkrieges kam das Vereinsleben zum Erliegen,<br />

weil die Brieftaubenhaltung nicht erlaubt war. Am 1. Oktober 1950<br />

wurde in der Gaststätte Steinebach der Verein von Peter Reichwein<br />

(1. Vors.), Gerhard Reichwein (2. Vors.), Werner Pauly (Schriftf.),<br />

Adalbert Falkenbach (Kassierer), Georg Hundler, Theo Weichei,<br />

Willi Kreppe!, Josef Hartmann, Edgar Schnierer und Werner Gattinger<br />

wieder aktiviert.<br />

Vereinsfoto, das anläßlich des 50jährigen Vereinsjubiläums im <strong>Jahre</strong><br />

1978 auf genommen wurde.<br />

Besonders anschaulich wird die Entwicklung des Brieftaubensports,<br />

wenn'man den Zeitaufwand für den Taubentransport betrachtet. So<br />

war bei dem früher üblichen Bahntransport eine Taube für den Flug<br />

Budapest/<strong>Eisenbach</strong> 7 Tage allein mit der Eisenbahn unterwegs.<br />

Heute werden die Tauben mit dem Kabinenexpress des Kreisverbandes<br />

103 an den jeweiligen Auflaßort gefahren und benötigen nur noch<br />

l bis 2 Transporttage. Auch die Taubenhaltung beim einzelnen Züchter<br />

hat sich stark verändert. Während man früher 20 bis 30 Tauben<br />

hielt, muß man heute mindestens einen Bestand von 50 bis 80 Tauben<br />

haben, um innerhalb der Reisevereinigung konkurrenzfähig zu sein.<br />

Dieser Entwicklung wurde auch in <strong>Eisenbach</strong> Rechnung getragen.<br />

Die Erfolge der Vereinsmitglieder beweisen dies. Zahlreiche Gold-,<br />

Silber-, Bronzemedaillen und goldene Uhren wurden in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n errungen. Auch sind in fast jedem Jahr ein oder zwei<br />

Züchter des Vereins in der Spitzengruppe der R V-Goldener-Grund zu<br />

finden.<br />

Von 1954 bis 1959 übernahm Gerhard Reichwein den Vorsitz des Vereins<br />

„Taunus blick". Josef Hartmann hatte die Position in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1959 bis 1965 inne. 1965 übernahm der derzeitige Vorsitzende Gerhard<br />

Reichwein die Leitung des Vereins erneut.<br />

Von 1951 bis 1953 wurden die Preisflüge -<br />

- mit der RV-Wiesbaden beschickt.<br />

wie bereits vor dem Krieg<br />

Bedauerlicherweise ging in den letzten <strong>Jahre</strong>n die Zahl der aktiven<br />

Züchter stetig zurück.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1954 wurde die RV-Goldener-Grund gegründet, die mit der<br />

RV-Freiendiez und der RV-Vallendar den Kreisverband 103 bildete.<br />

Es bleibt jedoch zu hoffen, daß der schöne Brieftaubensport auch in<br />

Zukunft immer wieder neue Freunde finden wird.<br />

131


Carnevalverein <strong>Eisenbach</strong> e. V. (CVE)<br />

Der Carnevalverein <strong>Eisenbach</strong> wurde am 26. Januar 1949 in der Wirtschaft<br />

„Zum Grünen Wald" gegründet. Die Gründungsversammlung<br />

wählte folgende Mitglieder in den Vorstand:<br />

1. Vorsitzender: Hans Wolf<br />

2. Vorsitzender: Willi Schumacher<br />

1. Schriftführer: Josef Schmitt<br />

2. Schriftführer: Johann Zöller<br />

1. Kassierer: Josef Jost<br />

2. Kassierer: Bruno Buschung<br />

In § 2 der Vereinssatzung heißt es zur Zielsetzung des Vereins: ,,Der<br />

Verein dient nur kulturellen Zwecken wie karnevalistischen Veranstaltungen,<br />

Pflege des heimatlichen Humors und dergl." Zwar hatte<br />

bereits am Ende der 20er <strong>Jahre</strong> ein Carnevalverein in <strong>Eisenbach</strong> bestanden,<br />

der sich aber in den folgenden <strong>Jahre</strong>n wieder auflöste.<br />

Der junge Verein nahm in der Folgezeit einen stetigen Aufschwung.<br />

Die Mitgliederzahl erhöhte sich ständig und der Verein konnte seine<br />

in der Satzung niedergelegte Zielsetzung voll erfüllen.<br />

In den 50er und 60er <strong>Jahre</strong>n wurden regelmäßig Fastnachtsumzüge<br />

veranstaltet und im Saalbau E. Gattinger Bunte Abende abgehalten.<br />

In dieser Zeit genoß der CVE auch in den Nachbargemeinden wegen<br />

seiner gelungenen Umzüge einen guten Ruf. Man nähm u. a. an Fastnachtszügen<br />

in Camberg teil, auswärtige Gruppen waren gern gesehene<br />

Gäste bei den Zügen in <strong>Eisenbach</strong>. Prinzenpaare und Kinderprinzenpaare<br />

wurden gekürt; viele Fußgruppen in phantasievollen Kostümen<br />

und zahlreiche Motivwagen trugen zum Gelingen der Züge bei.<br />

Die Resonanz der Bevölkerung war großartig, der CVE aus dem<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Diese Zeit darf<br />

getrost als die „Hochburg des <strong>Eisenbach</strong>er Karnevals" bezeichnet<br />

werden.<br />

Leider konnte der CVE diese erfolgreiche Zeit in den folgenden J ahren<br />

nicht fortsetzen. Veranstaltungen kamen nicht mehr zustande,<br />

das Vereinsleben erlahmte fast völlig.<br />

Aber der CVE hat diese Durstrecke überwunden. Mit einem neuen<br />

verjüngten Vorstand mit Michael Pohl an der Spitze stieg die Mitgliederzahl<br />

wieder auf über 60 Karnevalisten an. In den letzten Kampagnen<br />

fanden wieder Fastnachtszüge unter Mitwirkung vieler Ortsvereine,<br />

Stammtische und sonstiger Gruppen statt, die der CVE zum<br />

Mitwirken motivieren konnte.<br />

Der Carnevalverein <strong>Eisenbach</strong> blickt 1984, im <strong>Jahre</strong> seines 35jährigen<br />

Bestehens, wegen des Aufschwungs, den er in den letzten <strong>Jahre</strong>n genommen<br />

hat, wieder optimistisch in die Zukunft.<br />

132


, ,<strong>Eisenbach</strong>er Musikanten''<br />

Die „<strong>Eisenbach</strong>er Musikanten" wurden im <strong>Jahre</strong> 1972 von Hans Benischke<br />

gegründet. Ihre Mitgliederzahl hat sich von zunächst 7 auf inzwischen<br />

knapp 20 erhöht. Seit dem Tode von Hans Benischke, der<br />

im <strong>Jahre</strong> 1979 durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam, leitet<br />

Werner Ost (auf dem Bild ganz links) die Blasinstrumentengruppe.<br />

Das Repertoire der Musikanten besteht vornehmlich aus Volksmusik,<br />

aber auch Choräle und Unterhaltungsmusik werden gespielt. Neben<br />

der Pflege der heimatlichen Musik wird gerne Musik aus dem Egerland<br />

gespielt, die durch die Kapelle Ernst Mosch weit bekannt wurde.<br />

Durch das Mitwirken der <strong>Eisenbach</strong>er Musikanten bei zahlreichen<br />

Festveranstaltungen und Platzkonzerten sind sie weit über die Grenzen<br />

<strong>Eisenbach</strong>s hinaus bekannt geworden.<br />

Einen Höhepunkt in ihrem kurzen Bestehen stellte sicherlich das<br />

Jubiläumskonzert dar, das aus Anlaß des lOjährigen Bestehens am<br />

1. Mai 1982 gefeiert wurde.<br />

Jede Gemeinde profitiert sicherlich von dem Vorhandensein einer solchen<br />

Gruppe. Durch alljährliche Tuilnahme am Martinszug, der<br />

Ehrung am Kriegerdenkmal oder der spontanen Beteiligung an Fastnachtszügen<br />

oder feierlichen Empfängen von örtlichen Sportgrößen<br />

wurde dies mehrfach unter Beweis gestellt.<br />

Sorgen bereitet den <strong>Eisenbach</strong>er Musikanten der Nachwuchs. Interessenten,<br />

die vielleicht durch verschiedene Auftritte bei den Festveranstaltungen<br />

gewonnen werden, können sich gerne bei dem Leiter Werner<br />

Ost melden.<br />

133


Selbstlosigkeit und Mut, aber auch Freude an der Kameradschaft<br />

sind die Eigenschaften, die sich die <strong>Eisenbach</strong>er Wehr bis zum heutigen<br />

Tag erhalten hat.<br />

Wenn es bei der <strong>Eisenbach</strong>er Wehr keine lückenlose Chronik gibt, so<br />

ist es ein Zeichen dafür, daß es oft Wichtigeres, Notwendigeres zu tun<br />

gab. Stellvertretend für alle Mitglieder sind nachstehend die Männer<br />

aufgeführt, die vom Gründungsjahr bis heute als „Wehrführer" der<br />

Feuerwehr vorstanden:<br />

1905-1928<br />

1928 - 1934<br />

Anf. 1934 - Ende 1934<br />

1934-1941<br />

1941-1958<br />

1958-1975<br />

1975-heute<br />

Wilhelm Kühn<br />

Jakob Böcher<br />

Philipp Knebes<br />

Adam Böcher<br />

Karl Kühn<br />

August Pinkel<br />

Egon Gattinger<br />

Diese Männer, beherzt und mutig, aber auch besonnen und umsichtig,<br />

trugen ständig die ihnen aufgetragene Verantwortung in die gesamte<br />

Wehr weiter, so daß es immer wieder aufwärts ging.<br />

Freiwillige Feuerwehr <strong>Eisenbach</strong> e. V.<br />

Knapp 80 <strong>Jahre</strong> besteht die Freiwillige Feuerwehr <strong>Eisenbach</strong> im Jahr<br />

des <strong>750</strong>jährigen Bestehens der früheren selbständigen Gemeinde<br />

<strong>Eisenbach</strong> und des heutigen Selterser Ortsteils.<br />

Im Gründungsjahr 1905 betrug die Mitgliederzahl 20. Die Männer der<br />

ersten Stunde hatten sich den Schutz der Bevölkerung vor Feuer,<br />

Wasser und anderer Katastrophen auf ihre Fahnen geschrieben. War<br />

doch <strong>Eisenbach</strong> in seiner Geschichte mehr als deutlich von Feuerkatastrophen<br />

heimgesucht.<br />

Begleitet wurde die <strong>Eisenbach</strong> er Wehr durch den Wahlspruch ,, Gott<br />

zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr". Kameradschaft, neue und uneigennütziger<br />

handfester Einsatz machten die <strong>Eisenbach</strong>er Feuerwehr<br />

zu einem festen - das Dorf mitprägenden - <strong>Eisenbach</strong>er Bestandteil.<br />

Es ist - insbesondere für die jüngeren Generationen - sehr schwer<br />

zu ermessen, unter welchem Verzicht, mit welchen Mitteln und durch<br />

welche schwierigen Zeiten, die <strong>Eisenbach</strong>er Wehr in ihrer Geschichte<br />

gegangen ist. Zweimal haben Weltkriege die Reihen der Wehr grausam<br />

gelichtet, blieben unüberbrückbare Lücken zurück.<br />

Heute, im <strong>Eisenbach</strong> er Jubiläumsjahr, zählt die Feuerwehr weit mehr<br />

als 100 Mitglieder. Eine sehr aktive Jugendwehr unter Leitung von<br />

Heinz Hili ist Garant für richtigen Nachwuchs. Die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Wehr nennt heute ein modernes Feuerwehrgerätehaus mit eigenem<br />

großzügigen Schulungs- und Gesellschaftsraum ihr Eigen. Ein modernes<br />

Löschfahrzeug steht der Wehr zur Verfügung.<br />

Sind auch die Aufgaben anders geworden, hat sich die Technik mit<br />

der man diesen Aufgaben begegnen muß, total gewandelt, so sind die<br />

Eigenschaften der Menschen die gleichen geblieben:<br />

Mut,<br />

Opferbereitschaft,<br />

Verantwortungsbewußtsein und Zuversicht<br />

zeichnen die Feuerwehrmänner von damals und heute aus. Auf diese<br />

Charaktermerkmale wird auch in Zukunft nicht verzichtet werden<br />

können und auch nicht verzichtet werden. Das hat sich in fast 80 <strong>Jahre</strong>n<br />

gefestigt und bewährt. Zum Wohle von <strong>Eisenbach</strong> und der näheren<br />

Heimat!<br />

Doch immer wieder, auch in größter Not, war Verantwortung, aber<br />

auch Zuversicht stärker. Die Gemeinschaft der Feuerwehrmänner aus<br />

<strong>Eisenbach</strong> gab nie auf. Sie erfüllte zu jeder Zeit die in sie gesetzten<br />

Erwartungen, oft auch Hoffnungen in schwierigsten Situationen.<br />

134


KZV H 133 <strong>Eisenbach</strong>/Taunus<br />

Der Verein wurde am 19. August 1961 gegründet, Ort der Gründung<br />

war die Gastwirtschaft Jakob Clemens Bös.<br />

Hier trafen sich abends die Gründungsmitglieder Karl Kettner, Josef<br />

Bauer, Dieter Brandenburger, Alfons Gattinger, Josef Hins, Hermann<br />

Kreiß, Paul Oswald und Willi Planz.<br />

Man setzte sich als Ziel, Rassekaninchen zu züchten.<br />

Von der Gründungsversammlung wurde folgender Vorstand gewählt:<br />

1. Vorsitzender Karl Kettner<br />

1. Kassierer Josef Bauer<br />

1. Schriftführer Paul Oswald<br />

Dem neugegründeten Verein wurde vom Landesverband Hessen/<br />

Nassau der Name „Kaninchenzüchter-Verein H 133" zugeteilt.<br />

Nach den üblichen Startschwierigkeiten führte der Verein am 12. und<br />

13. Dezember 1964 im Saal des Vereinslokals „Zur Krone" (Ewald<br />

Gattinger) seine erste Lokalschau durch.<br />

Der junge Verein gewann beim Kreisverband Limburg schnell an Ansehen,<br />

dies wurde besonders dadurch unterstrichen, daß ihm in den<br />

<strong>Jahre</strong>n 1965, 1968, 1971, 1975, 1977 und 1981 die Durchführung der<br />

Kreis- und Kreisjugendschau übertragen wurde. In den übrigen <strong>Jahre</strong>n<br />

wurde jährlich eine Lokalschau durchgeführt; seit 1974 wird außerdem<br />

im Wechsel mit den Nachbarvereinen Camberg und Erbach<br />

in jedem Jahr eine Gemeinschaftsschau veranstaltet.<br />

Kurze Zeit nach der Gründung traten dem anfangs sich nur aus <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bürgern zusammensetzenden Verein Züchter aus Niederselters,<br />

Oberselters, Oberbrechen und der näheren Umgebung bei.<br />

Zusätzlich gründete sich am 14. April 1978 in Niederselters im Gasthaus<br />

„Zum Löwen" eine Frauengruppe, welche sich dem KZV H 133<br />

anschloß. Diese Gruppe fertigt Produkte aus Kaninchenfellen und<br />

Angorawolle. Sie hat sich überregional einen ausgezeichneten Ruf<br />

erworben.<br />

Es würde zu weit führen, alle errungenen Erfolge aufzuzählen - die<br />

Züchterinnen und Züchter können jedoch eine stolze Zahl von Pokalen<br />

und Urkunden vorweisen; es sind höchste Auszeichnungen auf<br />

Bundes-, Landes- und Clubebene darunter!<br />

Daß das gesellige Zusammensein neben dem Vereinsalltag nicht zu<br />

kurz kommt, versteht sich von selbst; so werden z. B. die bereits traditionellen<br />

Kaninchenessen durchgeführt, es finden Grillfeste statt,<br />

außerdem finden Tagesausflüge und Wanderungn großen Anklang.<br />

Nächstes Ziel ist das 25jährige Vereinsjubiläum im <strong>Jahre</strong> 1986 und die<br />

damit verbundene Landesproduktschau sowie die Kreis- und Kreisjugendschauen.<br />

Der Mitgliederstand - inklusive Frauengruppe - beträgt zur Zeit 43<br />

Mitglieder.<br />

135


Aber auch in den vorangegangenen <strong>Jahre</strong>n konnte der junge Verein<br />

eine ganze Reihe von Titeln und guten Plazierungen bei Hessenmeisterschaften<br />

und Bezirksmeisterschaften erringen und damit seine<br />

Leistungsstärke unter Beweis stellen. Besonders erwähnt seien in diesem<br />

Zusammenhang: Josef Hartmann wurde in der Versehrtenklasse<br />

von 1980 bis 1983 dreimal Bezirksmeister und einmal Vizemeister, bei<br />

der Hessenmeisterschaft 1980 Dritter, 1981 und 1982 Hessenmeister<br />

sowie 1983 hessischer Vizemeister. 1981 wurde Achim Kempf Bezirksmeister<br />

bei der männlichen Jugend, Andreas Gautsch Vizemeister der<br />

Junioren und 1982 und 1983 jeweils Vierter in dieser Klasse auf Bezirksebene.<br />

Im Paarkampf, bei dem zwei Kegler abwechselnd kegeln<br />

bis alle Kegel gefallen sind, wurden Ewald Gattinger und Karl-Otto<br />

Neu 1980 und 1981 Bezirksmeister und 1983 Dritte und belegten auch<br />

bei den Hessenmeisterschaften vordere Ränge. 1982 wurde Gattinger<br />

mit Andreas Gautsch in diesem Wettbewerb noch 4. im Bezirk Süd<br />

des Hessischen Keglerverbandes. Erwähnenswert ist auch noch, daß<br />

E. Gattinger auf Bezirksebene in der Seniorenklasse 1982 Meister und<br />

1981 und 1983 jeweils Vizemeister wurde.<br />

Kegelsportverein <strong>Eisenbach</strong><br />

Am 25. Juli 1979 wurde von 11 Sportkeglern, die bis dahin dem Kegelsportverein<br />

Limburg angeschlossen waren, der Kegelsportverein<br />

<strong>Eisenbach</strong> gegründet, um in <strong>Eisenbach</strong> den Kegelsport populär zu<br />

machen und insbesondere die Nachwuchsarbeit zu aktivieren. Fortschritte<br />

in dieser Richtung wurden bisher insoweit erzielt, als sich die<br />

Mitgliederzahl des Vereins verdreifacht hat und mittlerweile 4 Mannschaften<br />

aktiv sind sowie der größte Teil der Mitglieder unter 30 <strong>Jahre</strong><br />

alt ist.<br />

Aushängeschild eines Sportvereins sind natürlich seine wettkampfsportlichen<br />

Aktivitäten und insbesondere die dabei erzielten Erfolge.<br />

Und gerade hier hat der KSV <strong>Eisenbach</strong> trotz seines geringen Alters<br />

schon Erstaunliches aufzuweisen, wobei das Jahr 1983 sicher die Höhepunkte<br />

brachte. Als Krönung aller Erfolge ist zweifellos der Titel<br />

des Deutschen Meisters der Senioren A (über 50 <strong>Jahre</strong>) anzusehen,<br />

den Ewald Gattinger in diesem Jahr erringen konnte, nachdem erbereits<br />

6 Hessenmeistertitel in dieser Klasse nach <strong>Eisenbach</strong> geholt und<br />

bei Deutschen Meisterschaften gute Plazierungen belegt hatte. Herausragende<br />

Mannschaftsleistung war das Vordringen der 1. Mannschaft<br />

(mit E. Gattinger, K. 0. Neu, H. K. Rompel, H. Pietzuch,<br />

A. Nickel und W. Speth) in das Finale des Hessenpokals 1983, bei<br />

dem schließlich im Kampf gegen klassenhöhere Mannschaften der<br />

zweiten Bundesliga der 4. Platz belegt wurde.<br />

In die Mannschafts-Punktrunden startete der Verein nach seiner<br />

Gründung mit 2 Mannschaften, von denen die 1. in der Regionalliga<br />

spielte, die 2. in der Bezirksklasse. Bereits in der Saison 1980/81<br />

konnten dann 4 Mannschaften an den Punktspielen teilnehmen, die<br />

beiden neu hinzugekommenen jeweils in der A-Klasse. In diesem<br />

Spieljahr errang die 1. Mannschaft mit 3 Auswärtssiegen überlegen<br />

den Titel in der Regionalliga und schaffte damit den Aufstieg in die<br />

oberste hessische Klasse, die Hessenliga. Da jedoch in <strong>Eisenbach</strong> keine<br />

4-Bahnen-Anlage zur Verfügung steht, mußten die Heimspiele in<br />

Kirberg ausgetragen werden und konnten leider nicht alle gewonnen<br />

werden, so daß der Abstieg vorprogrammiert war. In der letzten Saison<br />

1982/83 wurde dann in der Regionalliga wieder der 3. Platz belegt.<br />

Die anderen Mannschaften kamen in ihren Spielklassen alle auf<br />

gute Mittelplätze.<br />

Alljährlich führt der KSV <strong>Eisenbach</strong> auch Wettbewerbe zur Erringung<br />

des Bundeskegelsportabzeichens durch, die bundesweit offen<br />

sind und bei denen sich auch Gesellschaftskegler unter sportlichen<br />

Bedingungen versuchen können. Außer den heimischen Keglern und<br />

Gästen aus ganz Hessen waren zuletzt auch wieder Sportfreunde aus<br />

Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am Start. Von den <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Keglern ist bisher Heinz-Kurt Rompel mit 119maliger Wiederholung<br />

des goldenen Abzeichens am erfolgreichsten, gefolgt von<br />

Ewald Gattinger mit 116mal Gold. Das Rekordergebnis bei 200 Kugeln<br />

kombiniert hat dabei E. Gattinger mit 1.426 Holz aufzuweisen.<br />

Der Vorstand mit Heinz-Kurt Rompel (1. Vorsitzender), Josef Hartmann<br />

(2. Vorsitzender), Hyazinth Pietzuch (Kassierer), Ewald Gattinger<br />

(Sportwart), Karl-Otto Neu (Jugendleiter und Pressewart) sowie<br />

Stefan Jost (Schriftführer) wird sich darum bemühen, daß der<br />

Verein seine erfolgreich begonnene Arbeit auch in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />

fortsetzen kann.<br />

136


Katholischer Kirchenchor ,,Cäcilia'', Knabenschola und<br />

Mädchenkantorei „St. Peter"<br />

Nachdem schon kurz nach dem 1. Weltkrieg die Gottesdienste an den<br />

Hochfesten des Kirchenjahres durch mehrstimmigen Gesang der drei<br />

obersten Volksschuljahrgänge verschönt worden waren (Einstudierung:<br />

Lehrer Brands und Lehrerin Lauck), gründete sich im Oktober<br />

1929 auf Anregung von Pfarrer Weis der Kirchenchor. Bereits nach<br />

zwei Wochen zählte er 120 Mitglieder und war damit größter Kirchenchor<br />

des Bistums Limburg. Unter der Stabführung von Lehrer Fein<br />

trat er Weihnachten 1929 mit einer vierstimmigen Messe an die Öffentlichkeit.<br />

In der nun folgenden Zeit wirkte der Chor an den kirchlichen Hochfesten<br />

immer bei der Gottesdienstgestaltung mit. In den ersten <strong>Jahre</strong>n<br />

des 2. Weltkrieges, in denen die Fronleichnamsprozession noch durch<br />

die Straßen ziehen durfte, wurde diese zumeist von den Frauen des<br />

Chores musikalisch gestaltet, da die Männer in der Regel an der<br />

Front waren. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Ignaz Hoffmann die<br />

Dirigentennachfolge von Hauptlehrer Fein, welcher versetzt wurde.<br />

Als Herr Hoffmann 1952 wegen anderer Verpflichtungen seine Chorleitertätigkeit<br />

aufgab, ruhten die chorischen Aktivitäten für lange<br />

Zeit.<br />

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band der Pueri Cantores" bestimmte die eigentlichen Höhepunkte in<br />

der Geschichte des Chores. Unvergessen sind seit 1970 die Besuche<br />

der Kongresse der Pueri Cantores in Würzburg, s'Hertogenbosch<br />

(Holland), London, Rom (zweimal) und Wien.<br />

Zu einem ersten geistlichen Konzert konnte der Chor an Ostern 1971<br />

einladen. Auf Initiative des <strong>Eisenbach</strong>er Chores werden seit 1973<br />

regelmäßig gemeinsame Singen der Kirchenchöre des Dekanats Camberg<br />

durchgeführt.<br />

Wegen des mangelnden männlichen Nachwuchses entschloß man sich<br />

1975 zur Gründung einer Mädchenkantorei, die heute den größten<br />

Anteil an jugendlichen Sängern stellt. Kirchenchor, Chorbuben und<br />

Mädchenkantorei traten anläßlich des 25jährigen Priesterjubiläums<br />

von Pfarrer Trojan erstmals gemeinsam auf. In seiner kirchenmusikalischen<br />

Arbeit fühlte der Chor sich bestätigt, als ihm 1975 bei der<br />

Männerwallfahrt im Kloster Marienstatt die musikalische Gestaltung<br />

des Festgottesdienstes mit Weihbischof Kampe übertragen wurde.<br />

Nachdem im <strong>Jahre</strong> 1980 Prof. Dr. H. G. Bastian aus beruflichen<br />

Gründen seine Chorleitertätigkeit in <strong>Eisenbach</strong> aufgegeben hatte,<br />

wurde für kurze Zeit Herr Göpfert und schließlich ab 1. November<br />

1980 H. J. Karl aus Oberseiters sein Nachfolger.<br />

Der Kirchenchor, der auch heute noch vom Vorsitzenden Dieter Zöller<br />

geführt wird, welcher 1980 lediglich für ein Jahr von Irmgard Berninger<br />

abgelöst wurde, hat derzeit jährlich etwa 20 Auftritte anläßlich<br />

festlicher Gottesdienste, auswärtiger Veranstaltungen, Konzerte und<br />

Abendmusiken.<br />

Erst im <strong>Jahre</strong> 1969 wurde der Kirchenchor nach der Neubesetzung<br />

der Organistenstelle wiedergegründet. Pfarrer Trojan, Organist und<br />

Dirigent Hans-Günther Bastian sowie Vorsitzender Dieter Zöller forcierten<br />

die Mitgliederwerbung, so daß Weihnachten 1969 erstmals<br />

wieder ein <strong>Eisenbach</strong>er Kirchenchor die Weihnachtsliturgie musikalisch<br />

umrahmte. Im selben <strong>Jahre</strong> wurde auch eine Knabenschola gegründet<br />

(heute tritt man allerdings in einem Gesamtchor auf!). Die<br />

Mitgliedschaft der <strong>Eisenbach</strong>er Chorbuben im „ Internationalen Vert<br />

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137


Die Kindergruppen in der KJG stellen eine Möglichkeit dar, Kindern<br />

in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, in der Gestaltung ihrer<br />

sozialen Beziehungen zu Freunden und Altersgenossen, in der Begegnung<br />

mit Gott im kindgemäßen Glaubensvollzug zu helfen, mitunter<br />

diese Möglichkeiten erst zu eröffnen.<br />

KJ G-<strong>Eisenbach</strong><br />

KJG bedeutet KATHOLISCHE JUNGE GEMEINDE und steht für<br />

den größten Mitgliedsverband im BDKJ (Bund deutscher katholischer<br />

Jugend).<br />

Die KJG-<strong>Eisenbach</strong> wurde am 3. März 1972 gegründet und bemüht<br />

sich seitdem um eine Mitgestaltung des Lebens in der Pfarr- und Bürgergemeinde.<br />

Sie macht christliche Jugendarbeit, bei der es ihr um die Kinder und<br />

Jugendlichen als heranwachsende Individuen geht, denen sie Orientierungshilfen<br />

geben will.<br />

In den Gruppenstunden wird natürlich nicht nur gebastelt, gesungen<br />

und gespielt, sondern es wird mit den Kindern und Jugendlichen aufgearbeitet,<br />

was sie an Problemen mitbringen wie Glaube, Autoritätsverständnis,<br />

Schule, Beruf und Freizeit oder was sie gerade interessiert.<br />

Über die Arbeit in den Gruppen hinaus macht sie auch noch andere<br />

Angebote: Filmabende, Teestuben, Zeltlager, Wochenendfahrten,<br />

Jugendgottesdienste, Grillabende, den Martinszug, das Rock-Festival<br />

(im Wechsel mit der DPSG), Meditationen, Kinderwoche, Wir warten<br />

auf's Christkind, Dritte-Welt-Bazar und vieles mehr.<br />

Die KJG will junge Menschen befähigen, ihren Glauben zeitgemäß zu<br />

leben.<br />

Sie aktiviert den Willen zur Mitgestaltung der Gesellschaft und der<br />

Kirche. Ihre Verantwortung zeigt sich u. a. in der Bereitschaft zum<br />

sozialen Engagement, im Protest gegen jede Art von Ungerechtigkeit,<br />

in der Durchsetzung der berechtigten Interessen der jungen Menschen,<br />

in der Forderung nach Mitbestimmung in Schule, Beruf, Wirtschaft<br />

und Politik, in ihren Bemühungen um den Frieden.<br />

138


~ -<br />

liebe<br />

Kleintierzuchtverein <strong>Eisenbach</strong><br />

Nach seiner 6. erfolgreichen Ausstellung kann der Kleintierzuchtverein<br />

<strong>Eisenbach</strong> eine stolze Bilanz seiner Tätigkeit im Interesse der<br />

Kleintierzucht vorweisen.<br />

Es sind 9 <strong>Jahre</strong> vergangen, als am 7. März 1975 sich 10 Interessenten<br />

im Gasthaus Berninger trafen und den Kleintierzuchtverein aus der<br />

Taufe hoben.<br />

Die kleine, aber mit viel Idealismus ausgestattete Runde, vertraute<br />

Paul Grimm die Führung in das vorliegende Neuland an. Sein Stellvertreter<br />

wurde Alfons Gattinger. Die Schriftführung übernahmen<br />

Joachim Brahm und Werner Pauly. Zu Kassierer wurden benannt<br />

Bernd Schwan und Manfred Böcher. Zuchtführung für Kaninchen<br />

übernahm Franz Josef Hartmann. Die Geflügelzucht übernahm der<br />

aus Fischbach stammende Zahnarzt E. Mauermeyer. Weiter waren<br />

als Mitgründer anwesend Edmund Berninger und aus Münster der<br />

Taubenfreund Horst Steinauer.<br />

Durch die Anwesenheit des Horst Steinauer wurde gleichzeitig zum<br />

Ausdruck gebracht, daß dieser junge Verein keineswegs sich nur als<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Verein sehen will, sondern seine Mitwirkung und Integration<br />

für die ganze Großgemeinde Selters/ Ts. sah.<br />

Dieser Grundsatz, über die Ortsteile hinweg zu einer Gemeinschaft zu<br />

gelangen, die „den Schöpfer im Geschöpfe ehrt", hat sich bewährt.<br />

Heute kann dieser junge Züchlerverein auf eine Mitgliedschaft von<br />

32 Personen zurückblicken, die sich aus Züchterfreunden der gesamten<br />

Großgemeinde rekrutiert.<br />

Damit nun die ins Leben gerufene junge Gemeinschaft auch die ersten<br />

Schritte in das rauhe Züchterleben machen konnte, stellte jeder<br />

der Gründer 100 DM zur Verfügung und machte es somit möglich,<br />

daß dieses Vereinsbaby wenigstens seine erste Lebensgarnitur bekam.<br />

Inzwischen hat der Kleintierzuchtverein sich einen festen Platz im gemeindlichen<br />

Vereinsleben erobert. Er ist von der Bevölkerung anerkannt,<br />

was sich in den Besuchen bei der jährlichen Herbstausstellung<br />

zu Buche schlägt. Bisher wurden 6 Ausstellungen durchgeführt, bei<br />

denen sich die Erfolge der jungen Züchter durch hervorragendes<br />

Tiermaterial der Öffentlichkeit zeigte.<br />

Diese Zuchterfolge haben sich auch anerkennend niedergeschlagen<br />

durch die Bewertungen der Preisgerichte, bei denen höchste Landespreise<br />

erzielt wurden.<br />

Der kleine Verein hat nicht nur ein reges Vereinsleben, sondern auch<br />

noch Zukunftspläne zur Errichtung einer Gemeinschafts-Freianlage.<br />

Da alle Mitglieder sich mit idealer Begeisterung um Tiere und Verein<br />

bemühen, besteht für die Zukunft des jungen Vereins keine Sorge.<br />

139


Männergesangverein , ,Liederkranz''<br />

Im Februar 1866 wurde der Gesangverein Liederkranz gegründet.<br />

Anton Kreppel als 1. Vorsitzender, Jeremias Weil als 2. Vorsitzender<br />

und der Kassierer Peter Berninger mit August Pinkel bildeten den<br />

Vorstand. Unter dem 1. Dirigenten Lehrer Schäfer wurde das erste<br />

Lied „Vereint Euch liebe Sangesbrüder" eingeübt. Lehrer Schäfer dirigierte<br />

den Verein bis 1879 und gab den Dirigentenstab an Lehrer<br />

Wintermeier aus Niederselters weiter. Als Lehrer Wintermeier starb,<br />

war der Verein lange Zeit ohne Dirigent. Später fand sich Förster<br />

Lambert aus Niederselters bereit, den Verein zu übernehmen, bis im<br />

Jahr 1884 Lehrer Urban aus Niederselters sich des Vereins annahm.<br />

Als 1891 Lehrer Urban versetzt wurde, übernahm Herr Lambert noch<br />

einmal die Sängergemeinde, gab ihn aber wegen seines hohen Alters<br />

bald an Herrn Sittel aus Niederselters ab. <strong>Jahre</strong> später trat dessen<br />

jüngerer Bruder Karl Sittel an seine Stelle. Dann folgte ein <strong>Eisenbach</strong>er.<br />

Herr Heinrich Dorn.<br />

1906 feierte der Gesangverein sein 40jähriges Jubiläum unter dem<br />

Vorsitz des Herrn Adam Schäfer. 1909 wurde Dirigent Dorn von<br />

Hauptlehrer Heep abgelöst. 1911 wurde Herr Heep versetzt, und Herr<br />

Dorn sprang wieder in die Bresche. Der 1. Weltkrieg brachte das Vereinsleben<br />

völlig zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde dann Herr<br />

Dorn von Lehrer Brands abgelöst. Der 1. Vorsitzende Herr Schäfer<br />

legte sein Amt wegen hohen Alters nieder, und Wilhelm Zöller trat an<br />

seine Stelle.<br />

Am 17. Juni 1926 feierte der Verein sein 60jähriges Bestehen. Im <strong>Jahre</strong><br />

1928 übernahm Herr Lehrer Fein den Dirigentenstab. 1932 wurde<br />

Herr Johann Schorr zum 1. Vorsitzenden gewählt. Nach dem 2. Weltkrieg<br />

wurde 1946 Josef Papst aus Oberseiters Chorleiter. Sein Nachfolger<br />

wurde dann 1948 Herr Willi Sitte! aus Niederselters. Nach<br />

20jähriger Vereinsführung des Herrn Johann Scharr wurde nun Herr<br />

Georg Hartmann als 1. Vorsitzender gewählt.<br />

1956 feierte der Verein sein 90jähriges Jubiläum. 1961 übernahm Willi<br />

Hamm den Vorsitz des Vereins. Vom 18. bis 20. Juni 1966 feierte der<br />

Verein sein lOOjähriges Bestehen. Vier Wochen später kam der 1. Vorsitzende<br />

Willi Hamm durch einen tragischen Unfall ums Leben.<br />

1967 wurde dann Johann Zöller zum 1. Vorsitzenden gewählt. Aus<br />

gesundheitlichen Gründen stellte Herr Zöller sein Amt 1969 zur Verfügung.<br />

Werner Pauly wurde 1. Vorsitzender. Am 16. Januar 1971<br />

wurde Dieter Hilt zum 1. Vorsitzenden gewählt. Ihm folgte zwei <strong>Jahre</strong><br />

später 1973 Walter Hamm als 1. Vorsitzender. Unter seiner Führung<br />

feierte der Verein vom 11. bis 14. Juni 1976 sein ll0jähriges Jubiläum.<br />

Nach über 30jähriger Dirigententätigkeit von Chorleiter Willi<br />

Sitte! verläßt er uns am 30. Juli 1978. Ihm folgt am 1. Oktober 1978<br />

Herr Hans J. Karl aus Oberselters. Vom 13. bis 14. Juni 1981 beging<br />

der Verein sein 115jähriges Jubiläum. Am 13. Oktober verließ uns<br />

Chorleiter Hans J. Karl. Chordirektor Willi Sittel übernimmt vertretungsweise<br />

den Verein. Am 13. Januar 1982 übernimmt Herr Martin<br />

Bertram den Dirigentenstab. Herr Chordirektor a. A. Willi Sitte!<br />

wird am 18. Mai 1982 zum Ehrenchorleiter ernannt. Oswald Hilt ist<br />

seit nunmehr 30 <strong>Jahre</strong>n 1. Schriftführer des Vereins. Der Verein zählt<br />

z. Zt. 40 aktive Sänger und 83 passive Mitglieder.<br />

140


Pfadfinder <strong>Eisenbach</strong><br />

Aus einer Siedlung der Niederselterser Pfadfinder gründete sich 1956<br />

der selbständige Stamm <strong>Eisenbach</strong>. Jeder Stamm ist organisiert in der<br />

DPSG (Deutsche Pfadfinder St. Georg) und gehört darüber zum<br />

Weltbund der Pfadfinder. Es gibt heute über 12 Millionen Pfadfinder<br />

in mehr als 100 Ländern der Welt. Aufgabe und Ziel der DPSG ist es,<br />

jungen Menschen die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, kritisches Denken,<br />

kreatives und solidarisches Handeln näherzubringen.<br />

Dies wird verwirklicht in den allwöchentlichen Gruppenstunden, den<br />

Unternehmungen während des <strong>Jahre</strong>s und in dem Höhepunkt des<br />

Pfadfinderalltages, dem Sommerlager.<br />

Die ersten fanden in den 60er <strong>Jahre</strong>n im nahen Westerwald und in der<br />

Umgebung statt. Es folgten weitere an Rhein und Mosel, in der<br />

Rhön, Saarland, Sauerland, und sogar in die Nachbarländer Schweiz<br />

und Frankreich führten ihre Fahrten. Ein Höhepunkt war sicherlich<br />

die Teilnahme an einem Europatreffen in Rotterdam.<br />

Innerhalb der Gemeinde machten die Pfadfinder mit Autowaschaktionen,<br />

Kinderfesten, den <strong>Eisenbach</strong>er Rockfestivals und anderem<br />

mehr auf sich aufmerksam. Heute betreuen sie in unserem Stamm etwa<br />

60 Kinder und Jugendliche in vier Altersgruppen. Pro Altersstufe<br />

stehen ihnen 2 bis 3 Leiter zur Verfügung, die eine gute Jugendarbeit<br />

in <strong>Eisenbach</strong> praktizieren.<br />

141


Reiterfreunde Selters 1980 e. V.<br />

Gründung: 27. Dezember 1980<br />

Einzugsgebiet: Großgemeinde Selters und anliegende Gemeinden<br />

Mitgliederstand per 31. 12. 1983: 94 Personen (50 Erwachsene und 44<br />

Jugendliche (bis 18 <strong>Jahre</strong>)<br />

Pferde: Ca. 30 Pferde im Besitz der Mitglieder, vereinseigene Pferde<br />

und entsprechende Unterkünfte dafür sind nicht vorhanden.<br />

Das in den Nachkriegsjahren immer weiter aus dem Arbeitsfeld zurückgedrängte<br />

Pferd hat seit geraumer Zeit wieder seine Beachtung<br />

im reiterlichen Bereich gefunden.<br />

Unsere heimische hügelige Landschaft mit weiträumigen Feldern und<br />

Wäldern, Wiesen und Auen hat auch bei uns den Anreiz gegeben -<br />

wenn auch etwas spät - es einmal mit dem Reiten zu versuchen.<br />

So konnte von reiterlich Interessierten beobachtet werden, wie immer<br />

mehr junge und alte Reiter im Gelände auftauchten und auf dem<br />

Rücken der Pferde die heimatliche Landschaft genossen. Dieses Reiten<br />

kreuz und quer durch's Gelände hat in der heutigen Zeit natürlich<br />

auch seine Tücken und Grenzen.<br />

So trafen sich diese für den Reitsport Interessierenden Ende 1980 und<br />

besprachen die Situation.<br />

Finanzielle Mittel, um von vorne herein entsprechende Anlagen zu errichten,<br />

die für den ordentlichen Reitsport - wie auch bei vielen anderen<br />

Sportarten - nun einmal notwendig sind, waren nicht vorhanden<br />

und würden auch in absehbarer Zeit nicht vorhanden sein. So erinnerte<br />

man sich an den alten <strong>Eisenbach</strong>er Fußballplatz, der seit J ahren<br />

verwildert brach lag. Dies war aber auch der einzige Lichtblick,<br />

an eine Halle oder etwas ähnliches konnte nicht einmal gedacht werden.<br />

Man schritt zur Tat und gründete am 27. 12. 1980 den Verein , ,Reiterfreunde<br />

Selters" , und der Zulauf aus allen Ortsteilen war nicht gering,<br />

so daß innerhalb von drei Monaten 60 Mitglieder gezählt wurden.<br />

Erfreulich war der Andrang der Jugendlichen. Die Gemeinde<br />

schloß mit uns einen Pachtvertrag über das alte Sportgelände, und<br />

nun konnte es losgehen.<br />

Irgendwelche Rosinen hatte keiner im Kopf, aber selbst bei einem<br />

ganz normalen Reiter ohne Ambitionen müssen nun mal die Grundgangarten<br />

und kleinen Sprünge sitzen, wenn man nachher im Trab<br />

oder Galopp über Stock und Stein und auch über natürliche Hindernisse<br />

ohne Sturz usw. hinwegkommen will.<br />

Dazu ist auch ein umfangreiches theoretisches Wissen erforderlich,<br />

wie die Anatomie des Pferdes, die möglichen Krankheiten, die Haltung<br />

und Pflege des Pferdes, speziell die Hufen und die Fütterung<br />

usw., das alles wurde und wird in vielen Unterrichtsstunden von den<br />

älteren erfahrenen Reitern anhand von Lehrtafeln und entsprechenden<br />

Büchern den weniger erfahrenen beigebracht.<br />

,,<br />

Diese interne Vereinsarbeit trug dann auch nach und nach ihre Früchte.<br />

Geschlossene Ausritte, kleinere reiterliche Vorführungen und für die<br />

,,Könner" auch Teilnahme an Turnieren bei Nachbarvereinen, z. T.<br />

auch mit sehr guten Plazierungen, konnten gestartet werden. An den<br />

Geländeritten und herbstlichen Fuchsjagden, die schon entsprechendes<br />

Können erfordern, nahmen immer mehr Mitglieder teil.<br />

Zu erwähnen ist auch der bereits 1981 wieder aufgenommene alte<br />

Brauch der Pferdesegnung zu Pfingsten, an der auch die Nachbarvereine<br />

regen Anteil nehmen. Seit 1982 ist nach der Pfingstpferdesegnung<br />

ein reiterliches Programm hinzugekommen, was großen Anklang<br />

bei der Bevölkerung gefunden und fast volkfestähnlichen Charakter<br />

angenommen hat.<br />

Grillabende und der Familienabend vor Weihnachten usw. sind Bestandteil<br />

des Vereinslebens geworden und haben große Zuneigung.<br />

Mehr als 1 000 freiwillige Arbeitsstunden haben Vereinsmitglieder geleistet,<br />

um aus dem alten Sportplatz zwei Dressurplätze und einen<br />

Springplatz herzurichten, Hindernisse zu bauen und die Auflage auf<br />

dem kaum zu bereitenden Boden (tonhaltige Unterschicht) in Ordnung<br />

zu halten.<br />

Eine Vielzahl von Erschwernissen haben sich uns in den Weg gestellt,<br />

trotzdem hoffen wir, als einer der wenigen Vereine, der für alle Ortsteile<br />

offen ist, daß in den ersten drei <strong>Jahre</strong>n gute Aufbauarbeit geleistet<br />

wurde, und wir auch durch Mithilfe der Gemeinde in nicht allzu<br />

ferner Zeit dem eigentlichen aktiven Reitsport mehr Möglichkeiten<br />

bieten können.<br />

142


Schützenverein „Roland" e. V.<br />

<strong>Eisenbach</strong><br />

Der Schützenverein „Roland" e. V. <strong>Eisenbach</strong> wurde im <strong>Jahre</strong> 1927<br />

gegründet. Da anfangs eine Schießsporthalle fehlte, wurden die<br />

schießsportlichen Betätigungen im Vereinslokal ausgeübt. Man beschränkte<br />

sich auf das Luftgewehrschießen mit Bolzen und Bleikugeln.<br />

Es fanden des öfteren Preisschießen statt. Mit dem Erlös daraus<br />

wurden weitere Gewehre gekauft und Rücklagen für die Errichtung<br />

einer Kleinkaliberanlage geschaffen. Das Interesse am Schießsport<br />

wuchs schnell, und deshalb wurde bald mit dem Bau einer Anlage begonnen.<br />

Die Gemeinde stellte das erforderliche Gelände an der Steinkauth<br />

in Erbpacht zur Verfügung. In Gemeinschaftsarbeit konnte die<br />

Anlage im <strong>Jahre</strong> 1929 fertiggestellt werden.<br />

Der Schießsport entfaltete sich immer mehr. Viele Jugendliche wurden<br />

Mitglieder des Vereins, und bald konnte an Schießwettkämpfen<br />

in mehreren Disziplinen auf Verbandsebene teilgenommen werden.<br />

So wurde die Jugendmannschaft schon im <strong>Jahre</strong> 1931 zweiter Landesmeister<br />

und im darauffolgenden <strong>Jahre</strong> dritter Landesmeister. Bis<br />

zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 konnte der Verein viele Kreis-,<br />

Gau- und Pokalmeisterschaften in der Mannschafts- und Einzelwertung<br />

erringen.<br />

Als im <strong>Jahre</strong> 1952 der Schießsport wieder betrieben werden durfte,<br />

war bei den Vereinsmitgliedern der Wille zum Wiederaufbau da, und<br />

so wurde neu begonnen. Im Garten des Vereinslokals erstellte man<br />

eine offene Halle mit 4 Luftgewehrständen. Ziel des Vereins war es<br />

jedoch, eine größere Schießsportanlage zu bekommen. Im Zuge der<br />

Flurbereinigung gelang es dem Verein 1961, das ihm heute gehörende<br />

Grundstück zu erwerben. Als die Bau- und Finanzierungspläne erstellt<br />

waren, begann man mit dem Bau. Die von der Kreisverwaltung<br />

und der Landesregierung gewährten Zuschüsse blieben weit hinter<br />

den Erwartungen zurück, und nur durch Mitgliederdarlehen gelang<br />

es, die Finanzierungslücke zu schließen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1963 waren die Arbeiten so weit vorangeschritten, daß die<br />

neue Anlage eingeweiht werden konnte.<br />

In den letzten <strong>Jahre</strong>n konnte mit Gewährung von Beihilfen der Gemeinde,<br />

des Kreises und der Landesregierung nennenswerte Umbauund<br />

Renovierungsarbeiten in Eigenhilfe durchgeführt werden. Mitten<br />

im Fichtenwald gelegen macht die Anlage einen repräsentativen Eindruck<br />

und zeugt vorn Idealismus und Fleiß der Schützenbrüder.<br />

Zur Zeit besteht der Verein aus 124 Mitgliedern. Er ist mit 7 Mannschaften<br />

bei Rundenkärnpfen aktiv tätig, und zwar:<br />

2 K.K.-Mannschaften (Gauklasse)<br />

4 Luftgewehrmannschaften (Gauklasse)<br />

1 Luftpistolenmannschaft<br />

In all den <strong>Jahre</strong>n konnten Mitglieder des Vereins an Wettkämpfen<br />

auf Kreis-, Gau- und Landesebene teilnehmen und dabei viele Siege<br />

erringen.<br />

Der Verein zeigte in all den <strong>Jahre</strong>n seines Bestehens nicht nur sportliche<br />

Aktivitäten, auch die Geselligkeit im Vereinsleben wurde gepflegt.<br />

Man erinnert sich gern an die früheren Kappensitzungen mit<br />

eigener Zeitung (Kreppelzeitung) und an die Maskenbälle. Auch die<br />

Feste zum 30jährigen und 50jährigen Bestehen waren gesellschaftliche<br />

Ereignisse, die nicht nur von den Schützenbrüdern und ihren Familien,<br />

sondern von der gesamten Bevölkerung mitgefeiert wurden.<br />

143


<strong>Eisenbach</strong>er Senioren<br />

Der von der Gemeinde vor vier <strong>Jahre</strong>n ins Leben gerufene Seniorenrat<br />

hat schlicht und einfach die Betreuung der älteren Bürger zu seiner<br />

Aufgabe.<br />

Die Seniorengemeinschaft ist nicht ein Verein im üblichen Sinne, der<br />

nach Statuten und Paragraphen geführt wird. Die Losung des Seniorenrates<br />

heißt „Ältere Menschen helfen älteren Menschen". Analog<br />

dieser Parole ist die Seniorengemeinschaft eine Einrichtung für alle<br />

Bürger, die das 50. bzw. 60. Lebensjahr erreicht haben. Keiner benötigt<br />

eine Beitrittserklärung oder ist zu einem Beitrag verpflichtet, und<br />

jeder ist herzlich willkommen und kann die Annehmlichkeiten dieser<br />

zwanglosen Gemeinschaft in Anspruch nehmen. Die Betreuung ist<br />

nicht nur auf unterhaltsame Zusammenkünfte beschränkt, sondern<br />

bietet Hilfe an in jeder Lebenslage, d. h. Hilfe bei behördlichen Angelegenheiten,<br />

in sozialen Fällen und in ganz individuellen Sorgen.<br />

So wie jede neue Einrichtung ist die Aufgabe der Seniorengemeinschaft<br />

noch von vielen nicht in ihrem wahren Sinne erkannt. Es steht<br />

noch ein Großteil skeptisch bzw. ablehnend dieser Einrichtung gegenüber.<br />

Dieses müßte doch anders werden.<br />

besonders Frauen, brauchen eine Abwechslung in ihrem täglichen<br />

Einerlei, dazu sind die Zusammenkünfte und Ausflüge gedacht, die<br />

keinen zur regelmäßigen Teilnahme verpflichten. Die von Senioren in<br />

eigener freiwilliger Arbeitsleistung erstellte „Gut Stubb" ist für jeden<br />

ein Treffpunkt, der Unterhaltung, Abwechslung oder Unterstützung<br />

sucht.<br />

Die seit ihrer Gründung von Hubert Fuhrmann geführte Gemeinschaftseinrichtung<br />

möchte auf breiter Basis alle älteren Bürger erfassen<br />

und ansprechen zur gemeinsamen Überwindung von dem aufkommenden<br />

Gefühl des auf das Abstellgleis abgeschobenen Alten.<br />

Jeder, ob noch im Familienkreis aufgehoben oder alleingestellt, hat<br />

das Recht seiner Selbstdarstellung, für alle ist die Seniorengemeinschaft<br />

ins Leben gerufen, und der Seniorenrat fühlt sich verpflichtet,<br />

dieser Aufgabe gerecht zu werden.<br />

Deshalb sei abschließend nochmals darauf hingewiesen, daß für alle<br />

älteren Bürger diese Gemeinschaft gepflegt und genutzt werden sollte.<br />

Selbstverständlich ist der unterhaltsame Teil mit eine der Hauptaufgaben<br />

dieser Gemeinschaft. Gerade ältere alleinstehende Bürger,<br />

144


„Club der Theaterfreunde" e. V. 1925<br />

Am 1. Januar 1925 versammelten sich im Gasthaus Bös in <strong>Eisenbach</strong><br />

29 junge Männer, um den „Club der Theaterfreunde" zu gründen.<br />

Folgende Personen wurden in den Vorstand gewählt:<br />

1. Vorsitzender Peter Jost, 2. Vorsitzender Josef Böcher, 1. Kassierer<br />

Jakob Bös, 2. Kassierer Franz Hartmann, 1. Schriftführer Adam<br />

Pauly, 2. Schriftführer Franz Bäcker, 1. Spielleiter Wilhelm Böcher I,<br />

2. Spielleiter Hans Rücker.<br />

Peter Jost stand dem Club bis 1950 vor; danach wurde er Ehrenvorsitzender.<br />

Ihm folgten:<br />

von Januar 1950 bis März 1950 - Willi Hamm<br />

von März 1950 bis Ende 1950 - Albert Falkenbach<br />

von 1951 bis 1964 - Paul Zöller<br />

von 1964 bis heute - Berthold Falkenbach<br />

Jetziger Vorstand:<br />

1. Vorsitzender Berthold Falkenbach, 2. Vorsitzender Karl-Heinz<br />

Baumann, 1. Kassierer Raimund J ost, 2. Kassierer Heinz Hartmann,<br />

1. Schriftführer Edith Possekel, 2. Schriftführer Klaus Zöller, vier<br />

Beisitzer: Joachim Brahm, Theo Brahm, Conny Jost, Josef Schäfer.<br />

Das erste Theaterstück war „Das Vater unser". 1930 wurde „Der<br />

Schinnerhannes" aufgeführt; 1935 erstmals das Schauspiel „Die<br />

Räuber auf Maria Kulm".<br />

Es wurde jährlich ein Theaterstück gespielt, und zwar Volksstücke<br />

und Volksschauspiele.<br />

Die jetzt noch vorhandene Vereinsfahne - eine Standarte - wurde<br />

1928 angeschafft. Die Fahnenweihe war mit einem Saalfest verbunden.<br />

Die erste Bühne wurde am 29. November 1930 beschlossen und<br />

1931 erstellt. Sie ist heute noch vorhanden.<br />

Das letzte Theaterstück vor dem Kriege wurde am 1. Januar 1939 gespielt.<br />

Es war das Stück „Die Falkenschlucht".<br />

Während des Krieges hat das Vereinsleben völlig geruht. Der „Club<br />

der Theaterfreunde" war einer der ersten Ortsvereine, die nach dem<br />

Kriege die Vereinstätigkeit wieder aufnahm. Die erste Versammlung<br />

fand am 17. Februar 1946 statt. Die Mitgliederzahl stieg sprunghaft<br />

von etwa 20 auf mehr als 50. Heute hat der Club 67 Mitglieder.<br />

145


Man war auch bald wieder aktiv tätig. Das erste Theaterstück hieß<br />

„Das weiße Röss'I". Es folgten das Volksstück „Die Schousterlene<br />

un ihr Bou" und später „Die Goldene Traube". Damals mußte jedes<br />

Theaterstück der Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt werden.<br />

Der verantwortliche Spielleiter war ebenfalls zu benennen.<br />

Nun wechselten Volksstücke und Schauspiele ab. 1948 wurde das<br />

Schauspiel „Die Räuber auf Maria Kulm" wieder aufgeführt. Dieses<br />

Stück fand sehr großen Anklang. Es wurde auch außerhalb <strong>Eisenbach</strong>s<br />

mit Erfolg aufgeführt.<br />

Anfang der 50er <strong>Jahre</strong> wurde auch die zweite Bühne angeschafft. Der<br />

Dorfplatz auf dieser Bühne wurde von unserem heimischen Kunstmaler<br />

Arndt gestaltet.<br />

Bezüglich der Theaterstücke wurde nun etwas Neues versucht. Man<br />

bot Singspiele dar, z. B. ,,Die schöne Postmeisterin" und „Unterm<br />

Lindenbaum".<br />

Das 25jährige Vereinsjubiläum wurde am 1. Januar 1950 mit einem<br />

festlichen Ball begangen. Ein Fest zu halten, erschien zu dieser Zeit<br />

noch als großes Risiko.<br />

Gegen Ende der 50er <strong>Jahre</strong> machte das Fernsehen den Vorstellungen<br />

der Ortsvereine immer mehr Konkurrenz. Das Publikum war nur mit<br />

dem Theaterspiel nicht mehr zu begeistern. Der „Club der Th~aterfreunde"<br />

begab sich auf das Glatteis, einen „Bunten Abend" zu gestalten.<br />

Der erste „Bunte Abend" 1957 sollte nicht der letzte bleiben. ·<br />

Um mit dem Fernsehen konkurrieren zu können, machte man sich<br />

Anfang der 60er <strong>Jahre</strong> Gedanken über die Gestaltung des Theaterspiels.<br />

Man mußte eine ansprechendere Unterhaltung finden. Das<br />

erste Theaterstück im „Neuen Stil" war „Das heilige Experiment".<br />

Es folgten noch „Parkstraße 13" und „Die Herberge". Ferner ging<br />

man dazu über, Volksstücke in der Art, wie sie im Fernsehen vom<br />

Ohnsorgtheater gezeigt wurden, zu spielen. Zu nennen wären unter<br />

anderen: ,,Wenn der Hahn kräht" und „Alles für die Katz".<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1965 wurde das 40jährige Bestehen des „Clubs der Theaterfreunde"<br />

mit einem dreitägigen Fest begangen. Hierbei wurde erstmals<br />

in <strong>Eisenbach</strong> am Kommersabend außer gesanglichen Darbietungen<br />

auch Musikalisches geboten.<br />

Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> begannen die ersten Beratungen zur Beschaffung<br />

einer ausreichenden Beleuchtungsanlage sowie einer Lautsprecheranlage.<br />

Da beide Projekte größere Kosten verursachten, beriet man<br />

einige <strong>Jahre</strong>, bis man sich konkret entschließen konnte. Dem Engagement<br />

von Franz-Josef Rembser ist es zu verdanken, daß der „Club<br />

der Theaterfreunde" heute eine brauchbare Beleuchtungsanlage und<br />

Lautsprecheranlage hat, die den Ansprüchen gerecht werden.<br />

Nachdem häufig ein einstudiertes Theaterstück nicht gespielt werden<br />

konnte, weil es im Fernsehen gebracht wurde, entschloß man sich<br />

wieder einmal, neue Wege zu gehen. Man spielte „Don Carlos" und<br />

,,Der Geizhals".<br />

Anfang 1970 mußte der „Club der Theaterfreunde" sein Vereinslokal<br />

verlegen, weil gesundheitliche Gründe den Gründer und Vereinswirt<br />

Jakob Bös zwangen, sein Lokal zu schließen. Neues Vereinslokal<br />

nach 45 <strong>Jahre</strong>n wurde die Gastwirtschaft „Zur Krone" von Ewald<br />

Gattinger.<br />

Bevor die sogenannten Bunten Abende langweilig zu werden drohten,<br />

entschloß man sich für Kappensitzungen. Die erste Kappensitzung<br />

fand am 13. Februar 1971 statt. In den folgenden <strong>Jahre</strong>n versuchte<br />

man mit Hilfe vereinsfremder Gruppen die Kappensitzungen auszugestalten.<br />

1977 hatte der „Club der Theaterfreunde" eine Form gefunden,<br />

die den Ansprüchen des Publikums gerecht wurde. Diese<br />

Kappensitzung war ein so großer Erfolg, daß ab 1978 immer zwei<br />

Kappensitzungen gehalten wurden.<br />

146


TTC <strong>Eisenbach</strong> 1950 e V<br />

Im Jubiläumsjahr unseres Dorfes kann der TTC <strong>Eisenbach</strong> 1950 eV<br />

bereits auf ein 34jähriges Bestehen zurückblicken. Am 22. November<br />

1950 trafen sich in der Gaststätte „Zur Krone" 13 junge <strong>Eisenbach</strong>er<br />

zur Vereinsgründung: Egon Bäcker, Ewald Böcher -t, Theo Bös,<br />

Martin Bullmann, Ewald Gattinger, Oswald Gattinger, Werner Gattinger<br />

-t, Erich Hartmann, Erwin Hartmann, Norbert Hartmann,<br />

Willi Lehr, Theo Reich wein, Josef Wagner.<br />

Neben Unternehmungsgeist und Idealismus waren die Freude an dem<br />

faszinierenden Sport und nicht zuletzt auch der Wunsch nach Kommunikation<br />

unverkennbare Wegbereiter dieses Ereignisses. In der<br />

34jährigen Vereinsgeschichte hat der TTC <strong>Eisenbach</strong> 1950 eV die Gültigkeit<br />

dieser Aussage in vielfältiger Weise unterstrichen.<br />

Die Eintragung des Vereins erfolgte am 22. Juni 1964 beim Amtsgericht<br />

in Limburg/Lahn im Vereinsregister unter der Nr. 224. Seitdem<br />

lag die Leitung des Vereins immer in den Händen bewährter Kräfte,<br />

die in zielstrebigem Aufbau die Weiterentwicklung erfolgreich förderten.<br />

Im Laufe der Zeit standen folgende Vorsitzende an der Spitze<br />

des inzwischen über 100 Mitglieder zählenden Clubs: Oswald Gattinger<br />

(1950 bis 1951), Willi Lehr (1951 bis 1952) Erwin Hartmann (1952<br />

bis 1954), Willi Schäfer (1954 bis 1966), Horst Böcher (1966 bis 1980),<br />

Günther Rumpf (seit 1980).<br />

Im sportlichen Bereich blieben die Erfolge durch vorbildliche Leistung<br />

in der Nachwuchspflege nicht aus. Neben zahlreichen Mannschafts-Kreis-<br />

und Bezirksmeisterschaften zählte die Teilnahme von<br />

Jugendspielern an der südhessischen Meisterschaft mit zu den Höhepunkten<br />

in der Vereinsgeschichte. Diese talentierten Spieler, nämlich<br />

Günther Rumpf und Edgar Pinkel, zählen noch heute neben Rainer<br />

Staat, Werner Hartmann und Hermann Neuber zu den leistungsstarken<br />

Spielern unseres Clubs. Inzwischen spielen 4 Seniorenmannschaften<br />

und 2 Nachwuchsmannschaften erfolgreich in den verschiedenen<br />

Klassen. Das hohe Leistungsniveau unserer Aktiven wird aber<br />

nicht nur im Rahmen der Punktspiele deutlich; ihre Spielstärke trägt<br />

auch bei Turnieren nachahmenswerte Früchte. Besonderes Beispiel<br />

hierfür sind die bei den traditionellen „<strong>Eisenbach</strong>er Pfingstturnieren"<br />

errungene Siege von Clubmitgliedern. Da sich das Tischtennisturnier,<br />

das seit 1951 kreisoffen, seit 1963 bezirksoffen, seit 1980 landesoffen<br />

und seit 1982 sogar offen für den Südwestdeutschen Raum ausgetragen<br />

wird, immer größerer Beliebtheit erfreut, war es notwendig, die<br />

Turnhalle der Mittelpunktschule „Goldener Grund" als Austragungsort<br />

in den letzten 7 <strong>Jahre</strong>n zu wählen.<br />

Mitbestimmend für den heutigen Leistungsstand waren auch hervorragende<br />

Einzelleistungen. So konnte Günther Rumpf in der Gruppenliga<br />

Wiesbaden, der Spielklasse der 1. Mannschaft, in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n achtmal die Einzelmeisterschaft und weitere ausgezeichnete<br />

Plazierungen erreichen.<br />

Das hohe sportliche Niveau, das unsere Aktiven bereits über <strong>Jahre</strong><br />

hinaus zeigen, wurde 1982 durch den Kreispokal dokumentiert und<br />

mit dem erfolgreichen Verteidigen des Titels im darauffolgenden Jahr<br />

eindrucksvoll untermauert. Kaum geringer sind ihre Erfolge bei den<br />

seit 1981 ausgetragenen Selterser Tischtennis-Ortsmeisterschaften zu<br />

werten. Die während deren Verlauf zu vergebenden Titel wurden alle<br />

von Spielern des TTC <strong>Eisenbach</strong> errungen (1981/82 Günther Rumpf,<br />

1983 Oliver Neuber).<br />

Besondere Anerkennung verdienen auch unsere Nachwuchsspieler,<br />

die in vielen Jahrgangsmeisterschaften, Vereinsturnieren und bei<br />

Ranglistenspielen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene sowie südwestdeutschen<br />

Meisterschaften ihre Fähigkeiten beweisen konnten.<br />

Unter Wahrung des bisher Erreichten gilt es dazu beizutragen, daß<br />

das clubinterne Wirken auch künftig durch Fairness und Toleranz als<br />

Voraussetzung für sportlichen Erfolg geprägt wird. Daneben bleibt<br />

die sozialpolitische Aufgabe, die der TTC <strong>Eisenbach</strong> als Sportverein<br />

wahrnimmt, indem er Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

durch sportliche Aktivität bietet. Der Verein öffnet außerhalb<br />

des Elternhauses breiten Raum für gesellschaftliche Kontakte<br />

und Bindungen, die besonders in den schwierigen Entwicklungsjahren<br />

von Bedeutung sind. Weil Tischtennis eine Sportart ist, die bis ins<br />

hohe Alter betrieben werden kann und gleichzeitig den Wettkampfgedanken<br />

im direkten Vergleich beinhaltet, ist sein Stellenwert als idealer<br />

Breitensport unumstritten.<br />

147


TuS-<strong>Eisenbach</strong><br />

Der TuS-<strong>Eisenbach</strong> wurde am 17. September 1923 in der Gastwirtschaft<br />

Steinebach unter dem Namen „Vorwärts" gegründet. Zum<br />

1. Vorsitzenden wurde der zwischenzeitlich verstorbene Josef<br />

Schmidt (Wehener Jupp) aus der Bachstraße gewählt. Nach Erwerb<br />

und Instandsetzung eines Geländes einer stillgelegten Tongrube auf<br />

dem Berg wurde das erste Fußballspiel des Vereins gegen Oberselters<br />

ausgetragen. ·<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1926 zählte der Verein bereits 88 Mitglieder. Mit dem Zugang<br />

der Fußballspieler der „Deutschen Jugendkraft (DJK)" erlebte<br />

der Verein 1934 einen weiteren Aufschwung. Die erste Mannschaft errang<br />

die Meisterschaft der A-Klasse Limburg und stieg dann in die<br />

Bezirksklasse Wiesbaden auf. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges<br />

1939 erlebte der Verein sportlich wie auch gesellschaftlich viele Höhepunkte.<br />

Leider sind viele hervorragende Fußballer nicht mehr aus dem Krieg<br />

zurückgekehrt. Nachdem die Militärregierung zunächst alle Vereinstätigkeiten<br />

untersagt hatte, beschloß man am 19. August 1945 in einer<br />

Zusammenkunft aller sportinteressierter <strong>Eisenbach</strong>er, den Fußballclub<br />

„Vorwärts" als Turn- und Sportverein (TuS) <strong>Eisenbach</strong> wieder<br />

ins Leben zu rufen. Diese Absicht wurde in einer Generalversammlung<br />

am 26. August 1945 in die Tat umgesetzt. 1. Vorsitzender wurde<br />

erneut Hans Wolf (Decker Hans), der bereits vor dem 2. Weltkrieg<br />

den Vorsitz vom langjährigen Gründungsvorsitzenden übernommen<br />

hatte.<br />

148<br />

Der Spielbetrieb wurde nach Renovierung des alten Sportplatzes wieder<br />

aufgenommen, und schon bald erkämpfte sich der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Fußball seine führende Position im Sportkreis zurück. Mit dem Wiederaufstieg<br />

in die Bezirksklasse Wiesbaden (1948), der einen vorläufigen<br />

Höhepunkt darstellte, begannen reichhaltige Fußballjahrzehnte,<br />

die natürlich nicht immer von sportlichen Erfolgen gekennzeichnet<br />

waren. Abstieg in die A-Klasse, Wiederaufstieg in die Bezirksklasse<br />

sowie ein Abrutsch bis in die B-Klasse Limburg waren in all den <strong>Jahre</strong>n<br />

zu notieren.<br />

Heute gilt der TuS-<strong>Eisenbach</strong> als ein moderner und traditionsbewußter<br />

Verein mit insgesamt 260 Mitgliedern. Außer der 1. Mannschaft,<br />

die nun seit <strong>Jahre</strong>n in der A-Klasse Limburg eine führende Rolle<br />

spielt, zählt der Verein noch weitere 6 Fußballmannschaften (2 Senioren-<br />

und 4 Jugendteams).<br />

Das heutige Sportgelände mit Flutlichtanlage und eigenem<br />

schmucken Vereinsheim befindet sich rechts der „Spilset" am Hauser<br />

Weg. Der TuS-<strong>Eisenbach</strong> wurde seit seiner Gründung im <strong>Jahre</strong> 1923<br />

von folgenden Vorsitzenden geführt:<br />

Josef Schmidt, Hans Wolf, Ernst Böcher, Hans Wolf, Walter Krause,<br />

Heinrich Schnierer, Walter Buchenau, Josef Schmidt, Adelbert<br />

Falkenbach, Heinz Bagehorn, Berthold Hartmann, Erwin Berninger.<br />

Im Jubiläumsjahr wird der Verein von Günter Hoffmann repräsentiert,<br />

der den Vorsitz 1982 von dem langjährigen Vorsitzenden Erwin<br />

Berninger übernommen hat.


TV „Frisch auf"<br />

<strong>Eisenbach</strong> 1895<br />

Anno 1895 beschlossen einige<br />

Männer, die ihre Freizeit<br />

dem Turnsport widmeten,<br />

ihr Hobby gemeinsam<br />

nuszuüben. Dies war die<br />

Geburtsstunde des TV<br />

,.Frisch auf" <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Bedingt durch die Tatsache,<br />

daß es zu jener Zeit<br />

keinen anderen sporttreibenden<br />

Verein in <strong>Eisenbach</strong><br />

gab, fand die Vereinsgründung<br />

reges Interesse bei der<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung.<br />

Unter dem 1. Vorsitzenden<br />

Peter Grimm wuchs die<br />

Mitgliederzahl rasch.<br />

Obwohl die finanziellen Mittel der Vereinsmitglieder in jener Zeit<br />

sehr beschränkt gewesen sein dürften, erstand man in kürzester Zeit<br />

- primär durch Spenden der Vereinsmitglieder finanziert - einen<br />

Barren und ein Reck, um seinen Neigungen auch am Gerät nachgehen<br />

zu können. Geübt wurde in einem dafür angemieteten Saal.<br />

Bereits im <strong>Jahre</strong> 1903 wurde der erste Turnerball veranstaltet. Die angesparten<br />

Beiträge, Eintrittsgelder sowie Spenden wurden 1908 zum<br />

Kauf einer Vereinsfahne verwendet.<br />

Der weitere Aufschwung des TV „Frisch auf" wurde dann schmerzlich<br />

durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Obwohl der Krieg große<br />

Lücken in die Reihen der Turnbrüder schlug, begann sofort nach<br />

Beendigung des Krieges wiederum eine rege Vereinstätigkeit, die letztlich<br />

dann eine straffere Organisation mittels „Statuten" erforderte.<br />

Es entwickelte sich nun ein reger Turnbetrieb, der schon bald eine<br />

Turnordnung erforderlich machte.<br />

Wiederum wurde die Entwicklung des Vereins durch einen Weltkrieg<br />

unterbrochen. Der Tod hielt diesmal eine noch blutigere Ernte.<br />

Gleichwohl fanden sich auch nach diesem Krieg sofort wieder Turnbrüder<br />

zusammen, um dem Verein zu neuem Aufschwung zu verhelfen.<br />

Die Vorsitzenden des Vereins waren nach Peter Grimm bis nach<br />

dem 2. Weltkrieg: Johann Hamm, Adam Schumacher, Wilhelm<br />

Böcher, Johann Hartmann.<br />

Bedingt durch die Einflüsse des 2. Weltkrieges wurden zunächst der<br />

Turnverein „Frisch auf" und der Fußballclub „ Vorwärts" <strong>Eisenbach</strong><br />

kurzfristig zusammengeschlossen. Nach der Trennung 1953 übernahm<br />

für ganz kurze Zeit Werner Falkenbach die Vereinsführung,<br />

dem dann Albert Steinebach folgte . Der Turnbetrieb wurde in dem<br />

einzigen dafür zur Verfügung stehenden Saale wieder aufgenommen.<br />

Infolge mangelnder Entfaltungsmöglichkeiten beschloß man 1963<br />

den Bau einer eigenen Turnhalle. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt<br />

65 Mitglieder.<br />

Der Turnhallenbau erfolgte unter der Regie des damaligen Vorsitzenden<br />

Albert Steinebach. Der aufopfernde Einsatz vieler Mitglieder<br />

und vieler freiwilliger Helfer, die alle unentgeltlich ihre Freizeit zur<br />

Verfügung stellten, ermöglichte es, daß im Oktober 1967 die fertiggestellte<br />

Halle eingeweiht werden konnte. Die Anzahl der anläßlich des<br />

Hallenbaues geleisteten Arbeitsstunden ist nicht feststellbar. Es waren<br />

aber alleine im <strong>Jahre</strong> der Fertigstellung 1967 4000 Arbeitsstunden.<br />

Der Turnerwahlspruch „Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit''<br />

hat sich jedenfalls bei dem Hallenbau bewahrheitet.<br />

Die neue Turnhalle und die dazugehörende Gaststätte wurden in der<br />

Folgezeit die Zentralen des Vereinslebens und aufgrund der nunmehr<br />

vorhandenen Trainingsmöglichkeiten entwickelten sich auch die turnerischen<br />

Leistungen der Aktiven. 1973 übergab Albert Steinebach<br />

die Vereinsführung an Willi Zimmermann, der den Verein bis 1979<br />

leitete. Dann übernahm Albert Hilt dieses Amt, welches er bis heute<br />

noch inne hat und den 397 Mitglieder zählenden Verein, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Turn-, Wirtschafts-und Bauausschuß, leitet.<br />

Albert Steinebach ist Ehrenvorsitzender des Vereins.<br />

Derzeitiges Aushängeschild des TV „Frisch auf" <strong>Eisenbach</strong> sind seine<br />

Schülermannschaften, die u. a. Sieger der Hessischen Bestenwettkämpfe<br />

1982 waren sowie die Frauengruppen, deren Darbietungen<br />

im ganzen Kreis bei verschiedensten Veranstaltungen sehr gefragt<br />

sind. Die Angebotspalette des Turnbetriebes reicht vom Leistungsturnen<br />

der Schüler, über allgemeines Turnen Buben und Mädchen, Vorschulkinderturnen,<br />

Frauengymnastik, Jazzgymnastik bis zum Jedermannturnen<br />

der Männer.<br />

149


Leider wurde das Vermächtnis der Gefallenen des 1. Weltkrieges zu<br />

schnell vergessen, und es kam der 2. Weltkrieg, der noch größere Opfer<br />

forderte und das ganze Deutsche Volk in die Kriegswirren hineinzog.<br />

Millionen Tote an den Fronten in Ost und West, unzählige Tote<br />

durch Bombenterror im Heimatkriegsgebiet, ja selbst <strong>Eisenbach</strong> lag<br />

unter dem Granatbeschuß der Amerikaner und hatte fünf Tote zu beklagen.<br />

Viele Häuser waren stark beschädigt, unter anderem auch das<br />

Ehrenmal.<br />

Wieder gab es Millionen Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene, für<br />

deren Betreuung und Hilfe gesorgt werden mußte. Franz Grimm war<br />

nochmals der Initiator und hat sich für die Neugründung des VDK<br />

eingesetzt. Am 8. Februar 1950 wurde im Saalbau Berninger die VDK<br />

Ortsgruppe <strong>Eisenbach</strong> wieder ins Leben gerufen. Die durch Granatbeschuß<br />

entstandenen Schäden am Ehrenmal wurden 1955 beseitigt<br />

und die Namenstafeln der Gefallenen des 2. Weltkrieges angebracht.<br />

Motivbild zum Bau des Ehrenmals in <strong>Eisenbach</strong>.<br />

Personen: Hugo Bös (stehend), Karl Kühn (knieend), Peter Kaiser<br />

(liegend), Elisabeth Weimer, Gertrud Muth (als Engel).<br />

100 Bilder wurden verkauft zur Finanzierung des Ehrenmals.<br />

Verband der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen<br />

Ortsgruppe <strong>Eisenbach</strong><br />

Nach den <strong>Jahre</strong>n des 1. Weltkrieges, der viel Trauer und Elend hinterlassen<br />

hatte, wurde in <strong>Eisenbach</strong> die Ortsgruppe der Kriegsbeschädigten<br />

und Kriegshinterbliebenen innerhalb des Zentralverbandes<br />

Deutschland gegründet. Gründer waren einige von den nachhaltigen<br />

Spuren des Krieges gezeichnete Männer und Frauen, an ihrer Spitze<br />

Franz Grimm, Bergstraße, der auch den Vorsitz dieser Gruppe übernahm.<br />

Die wichtigste Aufgabe bestand darin, für die Belange ihrer<br />

Kameraden und Kameradinnen einzutreten, die Schwerbeschädigten<br />

wieder voll ins Leben einzugliedern und den Hinterbliebenen wirksame<br />

Hilfe zu bieten. Auch die Gefallenen und alle Opfer des Krieges<br />

sollten nicht in Vergessenheit geraten. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit,<br />

aber auch als Mahnung an die Überlebenden, kriegerische<br />

Auseinandersetzungen künftig zu vermeiden, wurde in Eigenhilfe am<br />

Schulberg ein Ehrenmal errichtet. An den Bauarbeiten und der Finanzierung<br />

hat sich die ganze Bevölkerung von <strong>Eisenbach</strong> beteiligt.<br />

Der eingesetzte Denkmalausschuß unter der Führung von Herrn<br />

Lehrer Altmann hatte keine Mühe gescheut, trotz der großen Arbeitslosigkeit<br />

und schlechten Finanzlage, das äußere Bild des Ehrenmals<br />

nach Sinn und Würde zu gestalten.<br />

Auch in der Kirche wurde 1962 eine Gedenkstätte errichtet. Von Kamerad<br />

Willi Schoth aus Elz wurde ein künstlerisch wertvolles Buch<br />

gestaltet und beschriftet, aus dem man täglich die Namen der Gefallenen<br />

des 1. und 2. Weltkrieges ersehen kann. Verantwortlich für diese<br />

Gedenkstätte war Kamerad Albert Haber. Diese Stätte lädt zum stillen<br />

Gedenken ein und wird auch laufend von den Frauen der Gefallenen<br />

mit Blumen geschmückt.<br />

In den folgenden <strong>Jahre</strong>n, seit der Neugründung, wurden regelmäßig<br />

an den Volkstrauertagen öffentliche Feierstunden am Ehrenmal gehalten.<br />

Der Männergesangverein „Liederkranz", die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Musikanten und die freiwillige Feuerwehr beteiligen sich an dieser<br />

Feier und tragen so zu einer würdigen Gestaltung bei. Diese Feierstunden<br />

haben in den letzten <strong>Jahre</strong>n immer mehr Zuspruch gefunden,<br />

dank der Unterstützung der <strong>Eisenbach</strong>er Ortsvereine und der<br />

Gemeinde Selters durch Herrn Bürgermeister Wältermann.<br />

Die Zeichen der Zeit sind auch an dem Ehrenmal nicht spurlos vorübergegangen.<br />

Es mußte 1983 von Grund auf instandgesetzt werden.<br />

Die Herren Hans J ost und Josef Kaiser standen der Gemeinde mit<br />

Rat und Tat zur Seite. Die Instandsetzung ist bestens gelungen und<br />

hat allgemein Dank und Anerkennung gefunden.<br />

Wir hoffen und wünschen, daß auch in der kommenden Zeit die<br />

staatlichen Stellen unseren Kriegsopfern gegenüber von dem Geist<br />

der Hilfsbereitschaft erfüllt sind und daß der Staat gegebenen Verpflichtungen<br />

nachkommt.<br />

Die VDK-Ortsgruppe <strong>Eisenbach</strong> wurde seit Bestehen von folgenden<br />

Vorsitzenden geführt:<br />

Von Anfang der zwanziger <strong>Jahre</strong> bis 1963 von Franz Grimm,<br />

von 1964 bis 1972 von Franz Hundler,<br />

von 1973 bis 27. 1. 1974 von Bruno Buschung,<br />

von 1974 bis heute von Paul Zöller.<br />

150


Vt;rsd1011c1·1111usu ·111 ·i11 s1.: ll11f't c. V. <strong>Eisenbach</strong> (VGE)<br />

/\in 18. Mnrz 1958 wurde die Vcrschöncrungsgemeinschaft <strong>Eisenbach</strong><br />

gcgrOndet. Zur Gründungsversammlung waren 24 Personen im Gasthaus<br />

.Johann Kaiser erschienen, Auf Anregung des verstorbenen Mitglieds<br />

Willi Hamm sollte dieser Institution nicht der Name „Verein",<br />

sondern „Verschönerungsgenieinschaft" gegeben werden. Dadurch<br />

sollte zum Ausdruck gebracht werden, daß die gesamte Einwohnerschaft<br />

aufgerufen ist, in dieser Gemeinschaft mitzuarbeiten zum<br />

Wohle und zum Nutzen aller Bürger, um unseren Heimatort <strong>Eisenbach</strong><br />

durch selbstlose Arbeit schöner und lebenswerter zu gestalten.<br />

/\ls besondere Zielsetzung für diese VGE wurde im Gründungsprotokoll<br />

folgendes genannt: ,,Die Verschönerung des Dorfes und seiner<br />

Umgebung sollte in jeglicher Art betrieben werden, um den Bewohnern<br />

dadurch Gelegenheit zur Entspannung und Erholung zu bieten<br />

und gleichzeitig die Naturverbundenheit und die Heimatliebe der Bevölkerung<br />

zu fördern". Besonderer Wert wurde auf die „Gemeinnützigkeit"<br />

dieser Arbeit gelegt, bei der keine Bereicherung des einzelnen<br />

Bürgers oder einer Institution entstehen sollte.<br />

In der geheimen Wahl wurde folgender Vorstand gewählt:<br />

l. Vorsitzender: Rudi Otto;<br />

2. Vorsitzender: Heinrich Berschet;<br />

1. Beisitzer: Willi Meurer;<br />

2. Beisitzer: Berthold Hartmann;<br />

Schriftführer: Josef Hannappel;<br />

Kassierer: Toni Scharr;<br />

3. Beisitzer: Ewald Hartmann;<br />

4. Beisitzer: Willi Hamm -t.<br />

Als Monatsbeitrag wurde der Betrag von DM 0,30 beschlossen, der<br />

bis heute noch beibehalten wurde, weil die Versammlung der Meinung<br />

war, daß das aktive Mitarbeiten der Mitglieder stärker berücksichtigt<br />

werden sollte, als ihre monatlichen Beitragszahlungen. Außerdem<br />

sollte auf diese Weise eine möglichst große Zahl von Mitgliedern<br />

gewonnen werden.<br />

Nach einigen Monaten wurde die VGE in das Vereinsregister eingetragen,<br />

und bald danach erhielt sie den Status der „Gemeinnützigkeit''<br />

zuerkannt.<br />

Als erste erfolgreiche Maßnahme wurde die „Bank-Aktion" gestartet:<br />

die ersten 30 Bänk wurden von unseren Mitgliedern gestiftet.<br />

Heute stehen in der Gemarkung <strong>Eisenbach</strong> ca. 85 Ruhebänke.<br />

Mehrzweckhalle in Holzbauweise sowie eine überdachte Tanzfläche<br />

gebaut. Im Juli 1960 fand das erste Waldfest statt, und bis heute wurden<br />

18 Feste der VGE in der Steinkaut veranstaltet.<br />

Im Laufe der nächsten <strong>Jahre</strong> wurden weitere Ruhebänke aufgestellt,<br />

einige Grünanlagen und Sitzgruppen im Dorfbereich angelegt und<br />

der Kinderspielplatz in Verbindung mit der Gemeinde erstellt, der im<br />

ganzen Umkreis als der schönste Spielplatz bezeichnet werden kann.<br />

Bei den Wettbewerbsveranstaltungen „ Unser Dorf soll schöner werden"<br />

hat <strong>Eisenbach</strong> siebenmal teilgenommen und dabei mehrere Male<br />

mit großem Erfolg Siegerplätze erzielen können. Die gute Zusammenarbeit<br />

zwischen der Gemeindeverwaltung, der VGE und den<br />

Ortsvereinen war Garant für die erfolgreiche Teilnahme.<br />

Die schwierigste und größte Aufgabe war für die VGE die Erbauung<br />

unserer Festhalle. In ihr können nunmehr ohne große Aufbauarbeiten<br />

und kostengünstig die Vereine ihre Feste abhalten. Auch unsere<br />

<strong>750</strong>-Jahr-Feier im Juni 1984 wird in unserer Festhalle ablaufen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1980 hat die VGE eine große Wanderkarte mit 14 Rundwanderwegen<br />

an einem zentralen Platz in der Gemeinde aufgestellt. Alle<br />

Wanderwege wurden von den Ortsvereinen mit vereinstypischen<br />

Symbolen ausgeschildert.<br />

Am 3. Februar 1984 wurde folgender Vorstand neu gewählt:<br />

1. Vorsitzender: Rudi Otto;<br />

2. Vorsitzender: Raimund Jost;<br />

1. Schriftführer: Horst Mertins;<br />

2. Schriftführer: Edmund Hartmann;<br />

1. Kassierer: Dieter Busch;<br />

2. Kassierer: Reinhard Zöller;<br />

Beisitzer: Toni Schorr, Berthold Falkenbach, Josef Schäfer, Dieter<br />

Zöller, Willi Schaaf, Hans Potsch, Rainer Schorr, Hubert Fuhrmann.<br />

Bauausschuß: Egon Reichwein, Guido Weil, Dieter Brandenburger,<br />

Karl Dreißigacker, Franz Josef Jost, Arthur Böcher, Josef Hartmann,<br />

Herbert Kaiser.<br />

Unser <strong>750</strong>jähriges Jubiläum wird nun 1984 wieder ein Anlaß sein, wo<br />

das Bewußtsein bei allen Einwohnern geweckt werden sollte, daß ein<br />

Dorf nur dann lebenswerte Bedingungen bieten kann, wenn viele Einwohner<br />

zum Wohle aller mitarbeiten an den Aufgaben zur Verbesserung<br />

und Verschönerung unseres Dorfes.<br />

Zur Erreichung der Ziele sollten jährliche Waldfeste abgehalten werden,<br />

um mit dem erzielten Geld die einzelnen Vorhaben finanzieren<br />

zu können. Deshalb wurde das schöne Gelände in der Steinkaut von<br />

der Gemeinde in Erbpacht erworben, das Gelände planiert und eine<br />

151


Von links: Heinz Pook, Andreas Schneider, Gerhard Stickel.<br />

Die beste Männer-Mannschaft im Marathon-Lauf im Südkreis Limburg.<br />

In 1978 erfolgte die Gründung einer Jugendabteilung, die sich bis<br />

heute im Gehersport einen großen Namen gemacht hat.<br />

Hier die Namen der Hessenmeister:<br />

1978 Peter Zöller, 1000 m Bahngehen; 1979 Klaus Zöller, 3000 m<br />

Bahngehen; 1979 Peter Zöller, 1000 m Bahngehen; 1980 Marco Michel,<br />

3000 m Bahngehen; 1980 Andre Hundler, 3000 m Bahngehen;<br />

1981 Stefan Hundler, 10 km Straßengehen; 1981 Klaus Zöller, 5 km<br />

Straßengehen; 1981 Andre Hundler, 3000 m Bahngehen (Schüler A);<br />

1981 Marco Michel, 3000 m Bahngehen (Schüler B); 1982 Marco<br />

Gattinger, 3000 m Bahngehen; 1983 Mannschaft: St. Hundler, 0.<br />

Motz, K.-U. Fellmann, 10 km Straßengehen.<br />

Bei den Senioren wurde Hans Göttelmann von 1978 bis 1983 Hessenmeister<br />

im 20 km Straßengehen und 1980 Senioren-Weltmeister im 10<br />

und 20 km Straßengehen in Hannover.<br />

Die Gehermannschaft der Männer (Besetzung: A. Schneider, B. Falkenbach,<br />

K.-D. Blos, H. Göttelmann, J. Arlt, G. Arlt) ist seit 1978 in<br />

Folge Hessischer Vizemeister im 20 km Straßengehen hinter der<br />

Mannschaft Eintracht Frankfurt.<br />

1983 wurde die Mannschaft B. Falkenbach, G. Arlt, K.-D. Blos Hessenmeister<br />

im 20 km Straßengehen.<br />

VLG 1969 e.V. <strong>Eisenbach</strong>/Ts.<br />

Die VLG 1969 e. V. <strong>Eisenbach</strong> wurde 1969 aus einer Interessengemeinschaft<br />

von volkslaufbegeisterten Gehern und Läufern gegründet.<br />

Der Verein darf heute als ein echtes Kind des Breitensports bezeichnet<br />

werden, das sich mit zunehmenden Alter auch im Leistungssport<br />

etablierte und dort mittlerweile seit <strong>Jahre</strong>n, z.B. beim Gehen,<br />

Hessenmeister in Serie stellte.<br />

Bis 1981 organisierte die VLG 12 Volksläufe mit rd. 15.000 Teilnehmern<br />

und etliche Volkswanderungen. Prominente, wie der mehrfache<br />

Deutsche Gehermeister B. Nermerich und Heribert Reitz, Wolfgang<br />

Ibel, Paul Heinz Wellmann und Ellen Titel, Wolfgang Schmidt<br />

(MdB), Bernd Hölzenbein, Helmut Schön und Wolfgang Mischnick,<br />

konnten hierzu als Schirmherren gewonnen werden und waren stets<br />

bei der jeweiligen Veranstaltung persönlich anwesend.<br />

152<br />

Immer bessere Zeiten erzielten die <strong>Eisenbach</strong>er Marathonläufer. Allen<br />

voran Gerhard Stickel, der 1983 beim Hoechst-Marathon eine Superzeit<br />

von 2: 49: 33 Std. erzielte und seither zu den besten Langstreckenläufern<br />

des Kreises zählt.<br />

Ihren Höhepunkt erreichte die VLG <strong>Eisenbach</strong> in 1979; sie feierte ihr<br />

lOjähriges Bestehen in der Steinkaut.<br />

1979 fanden auch die Hessischen Meisterschaften im 25 km Straßenlauf<br />

mit über 500 Teilnehmern in <strong>Eisenbach</strong> statt. Über diese Veranstaltung<br />

wurde ausführlich im Sportkalender des Hessischen Rundfunks<br />

berichtet.<br />

Auch wenn in der heutigen Zeit Video und Diskotheken immer mehr<br />

junge Leute in ihren Bann ziehen, die Aktiven dünner gesät sind, ist<br />

man bei der VLG dennoch überzeugt, daß der Verein auch in Zukunft<br />

seinen Weg machen wird.


Wanderfreunde <strong>Eisenbach</strong> e. V.<br />

Der Verein „Wanderfreunde <strong>Eisenbach</strong> e.V." wurde am 25. März<br />

1974 gegründet. Zu seinem 1. Vorsitzenden wurde Berthold Hartmann<br />

gewählt, der bisher das Amt inne hat. Vereinszweck ist es, das<br />

Wandern,zu pflegen und zu fördern und die Schönheit der Natur zu<br />

erhalten. Er will zur körperlichen Ertüchtigung aufrufen und damit<br />

einen Beitrag im Dienste der Volksgesundheit leisten.<br />

Der Verein hat seit seiner Gründung insgesamt 10 „Internationale<br />

Volkswandertage" durchgeführt, an denen sich viele Wanderer sowohl<br />

aus dem Ausland als auch aus allen Teilen der Bundesrepublik<br />

beteiligt haben. Die Nassauische Landeszeitung hat am 5. Juli 1975 in<br />

einem bebilderten Zeitungsartikel hierzu unter der Überschrift , ,Fast<br />

5000 Teilnehmer beim Internationalen Wandertag in <strong>Eisenbach</strong>'' wie<br />

folgt berichtet:<br />

„Die Internationalen Volkswandertage erfreuen sich immer größerer<br />

Beliebtheit. Die Veranstalter, die Wanderfreunde <strong>Eisenbach</strong>, konnten<br />

diesmal fast 5000 Wanderer in der schönen Taunusgemeinde begrüßen.<br />

Unter den zahlreichen Wanderern befanden sich auch sehr<br />

viele Amerikaner, die aus Wiesbaden, Mainz, Kaiserslautern, Bad<br />

Kreuznach, Butzbach und Heidelberg angereist waren. Die größte<br />

deutsche Gruppe steUte der Volkssportverein Wiesbaden mit über 600<br />

Wanderern.<br />

<strong>Eisenbach</strong> und Umgebung boten ein farbenfrohes Bild. Der Mittelpunkt<br />

des Geschehens war die Turnhalle in <strong>Eisenbach</strong>. An beiden Tagen<br />

waren bereits in den frühen Morgenstunden zahlreiche Wanderer<br />

auf den Beinen. Die neu aufgebaute Wanderstrecke führte erstmals<br />

durch Neumannschen Privatbesitz Hof zu Hausen. Sie zählt zu den<br />

schönsten Strecken unserer engeren und weiteren Heimat. Viele Wanderer,<br />

auch die zahlreichen ausländischen Wanderfreunde, waren<br />

von der Streckenführung und dem Streckenaufbau begeistert und<br />

fanden viele Worte des Lobes.<br />

Die Hauptverpflegungsstelle befand sich etwa 200 m von dem Hofgut<br />

von Frau Neumann entfernt, in einem von Weiden und Wäldern umgebenen<br />

Tal an einer Kapelle. Reinhard Zöller, Ewald und Tilly Hartmann<br />

sowie Klein-Gregor Hartmann sorgten hier für das leibliche<br />

Wohl der Wanderer, die sich auf aufgestellten Bänken unter alten Buchen<br />

und Eichen ausruhen konnten. Viele Wanderer hielten das romantische<br />

Bild mit der reizvollen Umgebung in einem Foto fest. Sie<br />

lobten auch den Ort selbst, der bereits mehrfach Sieger im Landeswettbewerb<br />

'Unser Dorf soll schöner werden' war.<br />

In der Turnhalle hatten die Wanderer vielfältige Gelegenheit, sich zu<br />

erfrischen. Neben alkoholischen Getränken gab es ein reichhaltiges<br />

Angebot an Kuchen, von dem die Wanderer gern und viel Gebrauch<br />

machten. Besonderen Anklang fanden wieder einmal die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Bratwürstchen von Wanderfreund Bernhard Zöller. Es war eine ein-<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Wandergruppe aus dem Jahr der Vereinsgründung 1974<br />

in Sch!oßborn (Taunus).<br />

Von rechts nach links: Berthold Hartmann, Fredy Hartmann, Gregor<br />

Hartmann, Bernhard Zöller, Reinhard Zöller.<br />

drucksvolle und gelungene Großveranstaltung, die dazu beigetragen<br />

hat, etwas für die Gesundheit zu tun und den 'staatlich anerkannten<br />

Erholungsort' <strong>Eisenbach</strong> mit seiner reizvollen landschaftlichen Umgebung<br />

weiteren Bevölkerungskreisen aus nah und fern bekannt zu<br />

machen".<br />

Alle bis zum Jahr 1983 durchgeführten „Internationalen Volkswandertage"<br />

bewegten sich im gleichen oder ähnlichen Rahmen. Bei 5<br />

„Internationalen Volkswandertagen" hatte der Hessische Minister<br />

der Finanzen die Schirmherrschaft übernommen. Er ließ es sich nicht<br />

nehmen, akliv an den Wanderungen teilzunehmen.<br />

153


Aus unserem dörflichen Leben<br />

<strong>Eisenbach</strong> in Sagen und Erzählungen<br />

Einleitung zu den Sagen<br />

Bernd Weil<br />

Mit der Geschichte der Gemeinde <strong>Eisenbach</strong>, die zum ersten Mal im<br />

<strong>Jahre</strong> 1234 urkundlich erwähnt wurde, sind einige recht interessante<br />

Sagen verbunden, die uns durch mündliche Überlieferung erhalten<br />

geblieben sind. Wie alle derartigen „Halbwahrheiten" besitzen auch<br />

diese Erzählungen einen „wahren Kern", um den sich mehr oder weniger<br />

abenteuerliche Dichtungen ranken, die aber den Geschichten ihren<br />

besonderen Reiz verleihen.<br />

In der Sage um den sogenannten „Graf-Hanse-Tisch" spiegelt sich<br />

ein Teil der gesellschaftlichen Verhältnisse des feudalistischen Mittelalters<br />

wider, in dem die <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung bei schwerer Arbeit<br />

große Entbehrungen und tiefe Erniedrigungen erdulden mußte. Graf<br />

Johann (Graf „Hans") war einer der gefürchtetsten Feudalherren,<br />

der die überaus harte Fronarbeit der ihm hörigen und leibeigenen<br />

Bauern und Landarbeiter (,,Heppenhauern" oder „Heephaarer")<br />

oftmals persönlich überwachte. Die Läuterung des unnachgiebigen<br />

Grafen infolge der wundersamen Steindrehung scheint dem Wunschdenken<br />

der <strong>Eisenbach</strong>er Bevölkerung des Mittelalters zu entspringen,<br />

die auf menschlichere Arbeits- und Lebensbedingungen hofften.<br />

Die Sage um die <strong>Eisenbach</strong>er Schwäne aus dem 15./16. Jahrhundert<br />

geht zurück auf eine Zeit, in der unser Dorf noch etwas weiter südlich<br />

gelegen war. In ihr werden die traurigen Erinnerungen an die verheerenden<br />

Feuersbrünste vom Anfang des 16. Jahrhunderts, vom 4. Januar<br />

1708 und vom <strong>Jahre</strong> 1874 wachgehalten. Wie nahe in dieser<br />

mündlich überlieferten Erzählung Dichtung und Wahrheit beieinanderliegen,<br />

verdeutlicht die Tatsache, daß Vogelfedern nicht selbständig<br />

brennen können.<br />

Graf-Hanse-Tisch<br />

Paul Altmann f'<br />

Wo der alte Fahrweg von <strong>Eisenbach</strong> nach Münster und Haintchen<br />

sich nach Norden wendet, kaum l 500 Schritt außerhalb des Dorfes,<br />

lag früher am Rande des Weges ein auffallend breiter Stein. Um ihn<br />

rankt sich folgende Sage.<br />

Von allen Grundherren, die das mittelalterliche <strong>Eisenbach</strong> im Laufe<br />

der Jahrhunderte zu ertragen hatte, war Graf Hans der schlimmste.<br />

Hart waren sein Blick und sein Wort, härter war seine Hand, am härtesten<br />

aber sein Herz. Wo in der <strong>Eisenbach</strong>er Gemarkung die ihm hörigen<br />

Bauern und „Heephaarer" (Heppenhauer) ·für ihn fronend<br />

schaffen mußten, war er des Morgens schon zur Stelle, wies ihnen die<br />

Arbeit an und wich nicht vom Platz, bis die letzte Scholle gebrochen,<br />

der letzte Rebgrund gerodet war. Wenn in der heißen Glut des Sommers<br />

vom nahen <strong>Eisenbach</strong>er Kirchlein das Mittagsläuten herüberklang,<br />

erlaubte er den Bauern nicht zum Essen heimzugehen, wenn<br />

nicht alles abgeerntet war, was er ihnen in der Früh anbefohlen. Männer<br />

und Frauen, Junge und Alte mußten stöhnend fronen. Ja, den gequälten<br />

<strong>Eisenbach</strong>ern zum Hohn ließ er sich selbst von seinen Knechten<br />

über den breiten Stein ein Tuch von feinem Linnen breiten und ein<br />

leckeres Mahl daraufstellen mit einer Kanne edlen, kühlen Weins.<br />

Dabei ließ er sich's wohl sein, und es verdarb ihm keineswegs den<br />

Geschmack, wenn er über die Ackerbreiten hin auf die gekrümmten<br />

Rücken sah, die für ihn litten und darbten und fast verdursteten in<br />

der Sonnenglut. So waren eines Tages wieder seine Knechte dabei,<br />

den breiten Stein - ,,Graf-Hanse-Tisch" nannte ihn längst das murrende<br />

Volk - mit köstlichem Mahle zu decken, als ein junges Mägdlein<br />

sich aus der Reihe der Fronenden löste. Es trat vom Acker zum<br />

Grafen, der befohlen hatte, auch heute wieder über den Mittag hinaus<br />

zu schaffen, und bat ihn, heimgehen zu dürfen, weil ihr altes<br />

Mütterlein auf den Tod darniederlag. ,,Nichts da!" rief der Herzlose,<br />

„das Geschwätz kenne ich! Erst schaff deine Arbeit! Sterben kann<br />

die Alte auch allein!" Und er setzte sich zum Mittagsmahle nieder,<br />

indes die Mittagsglocke ihr „Ave" herüberrief. Eben wollte der Graf<br />

zum Becher mit seinem kühlen Trunk greifen, da - was war das? -<br />

der breite, zentnerschwere Stein drehte sich, als wenn eine· übermenschliche<br />

Kraft ihn bewege, drehte sich so weit, daß der kühle<br />

Wein, das duftende Brot und der leckere Braten nun auf der anderen<br />

Seite standen, nicht mehr zum Greifen vom Grafen Hans, der starr<br />

mit weit aufgerissenen Augen dieses Wunder sah. Erschüttert schlug<br />

er die Hände vors Gesicht. Er hatte die übermenschliche Kraft erkannt:<br />

Gottes Finger. Und Gottes Finger hatte nicht nur den Stein, er<br />

hatte auch an des Grafen Herz gerührt. Von Stund an ward er ein andrer.<br />

Von seinen Leuten verlangte er fortan nicht mehr als recht war,<br />

und manches Gute tat er den Armen, Alten und Kranken. Und wurde<br />

ihm früher von vielen geflucht, so gab es bald manchen, der ihn<br />

dankbar in sein Gebet einschloß. Wenn aber an Sonntagnachmittagen<br />

die <strong>Eisenbach</strong>er am breiten Stein vorüberlustwandelten, fiel<br />

manch dankbarer Blick auf „Graf-Hanse-Tisch".<br />

Der Schwan im <strong>Eisenbach</strong>er Gemeindewappen Paul Altmann +<br />

Vor mehr als 400 <strong>Jahre</strong>n war es, noch ehe der schreckliche Dreißigjährige<br />

Krieg unsere Heimat verwüstete. Da saßen an einem dämmrigen<br />

Herbstabend eine Gruppe „Haare" (Zigeuner) da, wo damals<br />

der Häuser Bach vor seiner Einmündung in den <strong>Eisenbach</strong> ansehnliche,<br />

schilfumrandete Tümpel bildete. Die Flasche kreiste. Spott- und<br />

154


Witzworte flogen hin und her, man wartete auf die Weiber, die im<br />

nahen <strong>Eisenbach</strong> auf Bettelfahrt waren. Da zog ein unheimliches<br />

Rauschen in der Luft die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. In<br />

pfeilgerade ausgerichteter Reihe kamen große Vögel geflogen, flatterten<br />

über der Stelle umher, an der die Zigeunerbande jetzt beutewitternd<br />

und unbeweglich lagerte, und ließen sich auf die Tümpel nieder.<br />

,,Wilde Schwäne, Höckerschwäne", stellte der weitgewanderte Anführer<br />

der Bande, der weißbärtige Janusch, halblaut fest, während<br />

seine flackernden Augen gierig jede Bewegung der stolzen, jetzt aber<br />

vom weiten Flug ermatteten Vögel verfolgten, die sich den verschilften<br />

Ufern der Tümpel näherten. Weiß Gott, wodurch sie auf ihrem<br />

Flug nach Süden gerade in diese Gegend verschlagen worden waren.<br />

Schnell hatte Janusch seine Befehle gegeben. Die Schwäne sollten<br />

ihm nicht entgehen. Langsam und vorsichtig gingen jetzt einige junge<br />

Burschen ins seichte Wasser, schlichen behutsam an der Schilfwand<br />

entlang und stürzten sich plötzlich auf die aneinandergedrängten, ruhenden<br />

Vögel, Decken und Tücher über sie werfend. Wirklich gelang<br />

es ihnen, mehrere der starken, wehrhaften Tiere zu fangen und mit<br />

Freudengeheul zum Lagerfeuer zu schleppen, das die inzwischen eingetroffenen<br />

Weiber entfacht hatten. Wie freute sich die johlende<br />

Schar schon auf die leckeren Braten!<br />

Was aber nun geschah, war das Werk weniger Augenblicke! Als der<br />

vorderste der Burschen gerade sein Messer gezogen hatte, um seinem<br />

Opfer die Kehle durchzuschneiden, raffte der stolze Vogel in Todesangst<br />

noch einmal alle Kraft zusammen, bekam seine mächtigen<br />

Schwingen frei und schlug sie seinem Peiniger gegen den Kopf, daß<br />

dieser, fast betäubt, den Schwan fahren ließ. Als hätte das Beispiel<br />

des Gefährten sie angespornt, rissen sich auch fast alle anderen<br />

Schwäne los. Flüche, Schreie, Verwünschungen; eine ungeheure Verwirrung<br />

brach am Lagerfeuer aus. Man versuchte, die Schwäne wieder<br />

zu greifen, einige von diesen gerieten dabei in die Nähe der Flammen,<br />

ihr Gefieder fing Feuer. In letzter Not erhoben sich die brennenden<br />

Vögel in die Luft und zogen eine schaurige Spur in den dunkelnden<br />

Himmel in der Richtung auf <strong>Eisenbach</strong>. Das Dorf lag damals<br />

noch mit den meisten seiner strohgedeckten Häuser unmittelbar am<br />

<strong>Eisenbach</strong>, etwas südlich des jetzigen Dorfes. Dieser schöne Herbsttag<br />

hatte wie jeder Tag seine Maß an Arbeit, aber auch an Segen gebracht.<br />

Nun wollte man zur Ruhe gehen. Ein verspäteter Bauer kam<br />

rumpelnd über die holprige Dorfstraße gefahren. Da schreckte der<br />

Bauer von seinem Sitzbrett hoch. Er traut seinen Augen nicht. Aus<br />

der Richtung des Herrenwaldes kommen feurige Wesen aufs Dorf zugeflogen<br />

- die brennenden Schwäne. Ehe der Mann die furchtbare<br />

Gefahr für das Dorf begriffen hat, ist das Unglück schon geschehen.<br />

Zu Tode ermattet, stürzt einer der brennenden Vögel nach dem anderen<br />

auf die Dächer der Häuser, der Scheunen, der Ställe.<br />

,,Feurio!" schreit nun der Bauer in das ruhende Dorf, daß die Menschen<br />

in den Stuben und Kammern erschreckt auffahren und ins<br />

Freie eilen. Da sehen sie, wie schon die ersten Dächer, die ein heißer<br />

regenarmer Sommer monatelang ausgedörrt hat, in Flammen aufgehen.<br />

Schnell eilen Beherzte mit Kannen und Eimern zum Bach, greifen<br />

zum Feuerhaken, um die brennenden Dächer abzureißen. Zu<br />

spät! Der Südostwind hilft dem wütenden Element. Die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

können nur noch daran denken, sich selbst und ihr Vieh zu retten.<br />

Der junge Morgen bescheint eine wüste Stätte von Schutt und Asche,<br />

in der man hier und da das verkohlte Skelett eines Schwanes findet.<br />

Die Menschen von <strong>Eisenbach</strong> waren vom Unglück geschlagen, doch<br />

nicht gebrochen. Sie bauten auf, aber nicht an der gleichen Stelle. Sie<br />

setzten ihre Häuser weiter nördlich, mehr in die Nähe ihres Gotteshauses,<br />

das schon lange dort stand. Um aber immer an das Unglück<br />

gemahnt zu werden, nahmen sie den stolzen Vogel, den Schwan, in<br />

ihr Gemeindewappen, wenn er für <strong>Eisenbach</strong> auch einst ein Unglücksvogel<br />

war.<br />

Mechtild Kaiser / Willi Köhler<br />

Das dörfliche Leben<br />

um die Jahrhundertwende und später<br />

Die allgemeine Entwicklung in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts<br />

vom Agrar- zum Industriestaat ging in unserer Heimatgemeinde<br />

langsam voran. Die Landwirtschaft war bis zum Zweiten Weltkrieg<br />

für die meisten Einwohner ein entscheidender Faktor.<br />

Von den ca. 400 Haushalten waren nur ca. 40 vollbäuerliche Betriebe,<br />

aber fast jeder Haushalt bebaute einige Äcker, um den Lebensunterhalt<br />

zu sichern. In der Zeit der großen Arbeitslosigkeit von 1929 bis<br />

1934 war diese Selbstversorgung für alle Einwohner eine enorme Hilfe.<br />

Die Nichtlandwirte, der überwiegende Teil der Bevölkerung, hatten<br />

zur Bestellung ihrer Felder einen Bauern, dem sie dann als , ,Heephaarer"<br />

die Arbeit nicht nur finanziell vergüteten, sondern auch als<br />

Hilfskräfte, besonders in der Erntezeit, zur Verfügung standen. Ihr<br />

nicht gerade hoher Arbeitslohn wurde dann Ende des <strong>Jahre</strong>s mit dem<br />

Bauern gegen seine „Ackerrechnung" aufgerechnet.<br />

Einige dieser „geringen Leute" (Nichtlandwirte) besaßen eine Milchkuh,<br />

aber jeder ohne Ausnahne war Halter von einer oder mehreren<br />

Ziegen. ln <strong>Eisenbach</strong> gab es nach dem Zweiten Weltkrieg noch über<br />

400 Ziegen. Doch selbst das Füttern dieser „Kühe des keinen Mannes"<br />

war für ihre Besitzer oft ein Problem: Es fehlten die entsprechenden<br />

Grünflächen. So war das Futter in den „Gewannewegen",<br />

das jährlich zur Heuernte von der Gemeinde versteigert wurde, oft<br />

Streitobjekt unter den Interessenten.<br />

Nach der Grummeternte jedoch war für die Ziegen die große Weidezeit.<br />

Der „Gasehert" (Ziegenhirte) sammelte jeden Mittag durch<br />

Hornsignal seine Schützlinge und kam abends, ebenfalls schon von<br />

weitem hörbar, mit Hornsignal zurück. Bei diesem Ton waren beson-<br />

155


ders die Kinder aufgerufen, die mit dem Ruf „Hewele, Hewele, Gase<br />

kumme" die gesättigten Milchlieferanten zu den heimischen Ställen<br />

holten. Der letzte Vertreter dieser Ziegenhirtengilde war „Ollop", mit<br />

bürgerlichem Namen „ Theo Kram".<br />

Auch sonst war das dörfliche Leben ganz dem landwirtschaftlichen<br />

<strong>Jahre</strong>sablauf angepaßt.<br />

Die Hauptbelastung brachte die Erntezeit. Die Heuernte wurde durch<br />

die Ortssehelle bekanntgemacht und nahm im „Obersten Grund" ihren<br />

Anfang. Morgens um 3 Uhr zogen die Mäher, mit Sensen bewaffnet,<br />

los, denn der Nachttau war für den Schnitt unbedingt wichtig. So<br />

wurde der ganze Grund nach und nach abgemäht, und die „Aa" bildete<br />

den Schluß.<br />

Natürlich verlief diese Zeit nicht ohne amüsante Zwischenfälle: Es<br />

war im Obersten Grund zur Zeit der Heuernte. Auf sämtlichen Wiesen<br />

waren Leute an der Arbeit und machten „Haa". Da dies längere<br />

Zeit dauerte und das Mähen „Knochenarbeit" war, wurde ein kräftiges<br />

Frühstück (Brot, Butter, Wurst, gekochte Eier und eine blecherne<br />

Milchkanne mit Kaffee) in einem „Henkelkorb" mitgenommen.<br />

Während die Mäher arbeiteten, kam ein streunender Hund aus dem<br />

Wald, der aber nicht weiter beachtet wurde. Plötzlich gab es Schreie:<br />

Eine Frau hatte den Hund erblickt, der gerade ihren Frühstückskorb<br />

inspizierte. Der Hund wurde durch die Schreie aufgeschreckt und<br />

hob den Kopf. Als die Frau wild gestikulierend auf ihn zulief, nahm<br />

er schleunigst Reißaus - mit dem Korb um den Hals. Erst etliche<br />

Wiesen weiter konnte er gestellt und von seiner Last befreit werden,<br />

zum Gaudi der gesamten Schnitter.<br />

Die anschließende Getreideernte war mühevoller. Da wurden mit<br />

Reff (Sense mit halbrundem Aufsatz) und Sichel in glühender Hitze<br />

die goldenen Ähren zu „Klecken" (ausgebreitete Ährenbündel) in die<br />

Stoppeln gelegt. Der geplagte „Einhauer" hatte nur dann eine kurze<br />

Rast, wenn er aus dem wassergefüllten „Schlockerfaß" (Gefäß, wird<br />

am Gürtel getragen) den Wetzstein zum Schärfen seiner Sense holte.<br />

Das Binden der Garben erfolgte einige Tage später, wenn die Klecken<br />

gut abgetrocknet waren. Die Garben wurden mit gedrehten Strohseilen<br />

gebunden und einem ca. 50 cm langen Stock, der an einer Seite<br />

angespitzt war, geknebelt. Anschließend wurden sie zu „Hausten"<br />

zusammengestellt.<br />

Damit war aber die Mühe bei weitem nicht zu Ende. Die Frucht mußte<br />

eingefahren werden. Bei dieser Tätigkeit war wieder der Bauer der<br />

gefragte Mann.<br />

Die Garbenbündel lagerten zunächst in der Scheune und wurden im<br />

Winter gedroschen, wenn die Männer, die als Bauarbeiter im Sommer<br />

„in der Fremde" waren, die erzwungene Winterpause machen<br />

mußten. Bis in die zwanziger <strong>Jahre</strong> drosch man von Hand, d. h. mit<br />

dem Dreschflegel.<br />

Dabei war das Dreschen mit dem Dreschflegel gar nicht so einfach:<br />

Zunächst wurden etwa sechs Garbenbündel in zwei Reihen mit den<br />

Ähren zueinander auf den freien, lehmgestampften Platz in der<br />

Scheune (,,Tenne") gelegt. Die Drescher gingen nun im Kr_eis um die<br />

Garben und schlugen mit rhythmischen Schlägen auf die Ahren ein.<br />

Der Dreschflegel durfte dabei nicht fest in der Hand liegen, sonst war<br />

auch das Ledergelenk starr. Nun wurde die Hälfte der Bündel ausgeschüttelt<br />

und vorerst auf die Seite gelegt. Die anderen Bündel wurden<br />

geöffnet und auseinander gebreitet. Nach etlichen Schlägen wurden<br />

die Halme gewendet und von der anderen Seite ausgedroschen. Die<br />

Getreidekörner wurden nun auf einem Sieb in eine handgetriebene<br />

„ Windmühle" geschoben und so die Spreu vom Korn getrennt. Dies<br />

war eine sehr staubige Angelegenheit, und die Arbeiter mußten öfters<br />

die Kehlen mit dem flüssigen „Korn" (Dauborner) befeuchten.<br />

Auf jeden Fall war das Dreschen eine anstrengende Arbeit. Später<br />

kamen fremde Dreschmaschinen ins Dorf, die von Gehöft zu Gehöft<br />

fuhren. Anfangs wurde dieses „Rücken" der Maschinen mit Pferdeund<br />

Muskelkraft, später mit Motorkraft betrieben. Es war eine besondere<br />

Atmosphäre im Dorf, wenn einige Wochen lang das monotone<br />

Geräusch der Dreschmaschinen zu hören war.<br />

Die erste „eiserne" Dreschmaschine war noch dampfgetrieben. Hier<br />

kamen vor allem die Buben zum Einsatz, die als Wasserträger eine<br />

wichtige Funktion hatten.<br />

Als Secke Lorenz 1925 mit einer eigenen Dreschmaschine nach <strong>Eisenbach</strong><br />

kam, wurde vor dem Dorf ein fester Dreschplatz (heute Autowerkstatt<br />

Weichei) errichtet. Aber fragt nicht, welchen Wirbel diese<br />

Drescherei oft verursachte: Jeder war bemüht, seinen festgesetzten<br />

Termin zu halten. Kam jedoch durch Maschinenschaden der Terminplan<br />

ins Wanken, dann war der Teufel los! Jeder wollte möglichst<br />

schnell seinen Getreidewagen zur Maschine rollen, und dabei ging es<br />

nicht immer zimperlich zu. Oft gab es herbe Worte und Streit unter<br />

den schweißgebadeten Dreschern. Zweimal wurde durch Feuer nicht<br />

nur die Dreschmaschine außer Betrieb gesetzt, sondern auch der Ernteertrag<br />

vernichtet.<br />

Auf die Getreidemahd folgte die Kartoffelernte. Sehr oft herrschte<br />

schlechtes, kaltes Herbstwetter, und die Erdäpfel mußten regelrecht<br />

mit klammen Fingern „ausgeknatscht" werden.<br />

Mit dem Essenskorb auf dem Kopf, dem ein „Kitzel" (ringförmiger<br />

Stoffschlauch, mit Heuspreu gefüllt) etwas den Druck nahm, versorgten<br />

die Essensträgerinnen die Erntehelfer mit der notwendigen<br />

Verpflegung.<br />

So um die Zeit der Kerb (25. September) war die Haupternte eingebracht.<br />

Jetzt reiften die „Quetschen" (Pflaumen), und auf dem Kerwetisch<br />

war frischer Quetschenkuchen eine besondere Leckerei. Es<br />

war auch die Zeit, in der „Quetschelaquäje" (Latwerch, Pflaumen-<br />

156


mus) gekochl wurde. Dies war für die Frauen und Jugendlichen eine<br />

fröhliche und mit viel Spaß verbundene Periode. Die Frauen der<br />

Nachbarschaft kamen am Abend zum „Quetschekerne" zusammen.<br />

Bei fröhlichem Geplausch und Tratsch wurden die Zwetschen von<br />

den Kernen getrennt, das Fruchtfleisch wurde am nächsten Tag im<br />

großen Waschkessel unter ständigem Rühren zu dem bekannten und<br />

begehrten „Quetschelaquäje" gekocht. Die Jugendlichen aber nahmen<br />

sich der Kerne an und streuten sie auf Treppen und in Eingänge.<br />

Dieses Gaudi war natürlich nicht gerade zur Freude der Bedachten,<br />

und oft kam es zu Verfolgungen durch aufgebrachte Familienoberhäupter.<br />

Bei der Gartenernte war der Weißkohl (,,Kraut'') eine örtliche Besonderheit.<br />

Das Kraut wurde hauptsächlich zu Sauerkraut verarbeitet.<br />

Nachdem die äußeren Deckblätter des Kohlkopfes entfernt waren,<br />

wurde das Kraut gehobelt. Da kaum ein Haushalt einen eigenen<br />

Krauthobel hatte, war dies die Aufgabe der „Wahner-Dorth" (Dorothee<br />

Brück), die gegen geringes Entgelt abends von Haus zu Haus<br />

ging, um Kraut zu hobeln. Dabei war sie einem ausgedehnten<br />

Schwätzchen nicht abgeneigt.<br />

Früher wurde Kirchweih später im Jahr gefeiert -<br />

Kerb".<br />

Martini „legte die<br />

Es war eine willkommene Abwechslung im dörflichen Alltag, wenn<br />

die „Reitschulsleut" mit ihren von Pferden gezogenen Wohn- und<br />

Gerätewagen eintrafen. Zudem stammte die „Reitschuls Christei"<br />

von Niederselters und war mit den <strong>Eisenbach</strong>ern gut bekannt. Vor allem<br />

die Kinder vergaßen auf dem Dorfplatz ihre täglichen Pflichten.<br />

Vor ihren erstaunten Augen erstand ein zweistöckiges Karussell: unten<br />

Schaukelpferde und Kutschen (Chaisen, ,,Scheßercher") für die Kinder<br />

und ein Stockwerk höher Schaukelschiffchen und Kessel für die<br />

Jugendlichen. Im Inneren der „Reitschule" ging ein Zugpferd im<br />

Kreis und setzte so das Karussell in Bewegung. Die Musik kam von<br />

einem Leierkasten. Für das leibliche Wohl sorgten die „Standleut",<br />

die m.it einem Handwagen mit Magenbrot und Makronen eintrafen<br />

und nachts bei Bauern in der Scheune schliefen.<br />

Der Abschluß der <strong>Jahre</strong>smühen war der ersehnte Schlachttag. Fast<br />

jede Familie hatte ein Schwein gemästet, und alle freuten sich nun auf<br />

das „Kesselfleisch" und die frische Wurst. Der Schlachttag war so<br />

bedeutungsvoll, daß der kleine Wilhelm in der Schule auf die Frage<br />

nach den höchsten Feiertagen im Jahr prompt antwortete: ,,Kerb,<br />

Fassenacht und wann mer schlachte!"<br />

An diesem Tag wurde schon in aller Frühe im großen Waschkessel<br />

Wasser heiß gemacht, um die Schweinsborsten abzubrühen. Ein<br />

Nachbar oder Freund wurde bestellt, um „greifen" zu helfen, d. h.<br />

behilflich zu sein, wenn nach dem Betäubungsschlag mit der Axt -<br />

Schußapparate gab es erst viel später - das arme Borstenvieh zum<br />

Abstechen umgerissen wurde. Der Hausschlachter brachte seine eigene<br />

Moul (Holzwanne) mit. Es waren meistens keine professionellen<br />

Metzger, sondern Männer in anderen Berufen, die das Hausschlachten<br />

nebenbei erlernt hatten und betrieben.<br />

ln früheren <strong>Jahre</strong>n sind als besonders bekannte Hausschlachter zu<br />

nennen: der offizielle Metzger, Meuerperersch Peter und seine Brüder<br />

Johann und Heinrich, auch „Bäckersch Johann und Heinrich"<br />

genannt, sowie der „Noahlschmids Franz", der „Annebore Hannes"<br />

und „Worenersch Jupp".<br />

Nach der Prozedur des Tötens wurde das Schwein zum Auskühlen<br />

auf eine Leiter gehängt. Dann kam der Fleischbeschauer und drückte<br />

nach der Untersuchung seinen Stempel auf.<br />

Nach dem Mittagessen wurde das Schwein zerlegt (,, verhauen"), das<br />

Fett mußte ausgelassen und das Fleisch zerkleinert werden. Stellte<br />

sich nach dem Wurstmachen heraus, daß die Mischung versalzen<br />

war, so war dies mit Sicherheit auf den „Dauborner" zurückzuführen.<br />

Bei solchen großen Ereignissen wie dem Schlachten passierte auch so<br />

manche Geschichte, über die das ganze Dorf lachte:<br />

Antun hot immer Bäch !<br />

Wej Brohme Antun hot geschlocht<br />

Ihr lejwe Leut doos wor en Joagd<br />

Eß Wasser wor kaum richtig haß<br />

Do koom dä Franz schon durch die Gass<br />

Die Sau die woar ganz schnell getööd<br />

En wur gleich en die Moul geleed<br />

Dä Franz säht jetzt, gieht e wick ihr Kenn<br />

En dau, Toni schitzt es Wasser renn.<br />

Wej se doos Wasser all eraus geschleppt,<br />

Do hunse geseih däs die Moul woar leck.<br />

Die Sau woar noch wej mer se hott erengeleed<br />

Dä Franz hott jo gezirrert en gebebt<br />

Wej die hälft hott dä Sau die Berchte ausgerobt<br />

Do hun dei annern die Foiß en die Milchdippe gestopt<br />

Dä Antun doaht dem Peter met dem Kopp wenke<br />

Aich glawe hcj doumer mol bei trenke<br />

Eß woar gelunge wej ein jeder doo stand<br />

Denn aa jeder hoat e Milchdippe en dä Hand.<br />

Dä Antun eß jo nit su kleinlich<br />

Dem Franz woar die Sach sehr peinlich<br />

Wej dä Franz hott dä Sau die Schouh ausgeroppt<br />

Do eß em doas Wasser vom Backe getrappt<br />

Doas eß en Worning für de Franz<br />

Däß er nächstens hott die Moul ganz.<br />

(Kreppelzeitung 1930)<br />

157


Die bissige Sau.<br />

Eß woar des Meun's um uhrer oacht,<br />

Do kroch de Peter vom Hannes geschlocht,<br />

Er hott je alles schie en der reih,<br />

Blus der Hannes kom nit herbei.<br />

Off amol kimmt er oh,<br />

Er sät jetzt ower nix wej droh,<br />

Jetzt greift emol niet soviel do langs,<br />

Und packt se aner direkt om Schwanz.<br />

Die Sau wollt nix do vo wesse<br />

En hott direkt em Hannes en die Hand gebesse,<br />

Der Hannes sät, dos hej es me noch nit passiert,<br />

Deß mich hott en Sau su plamiert.<br />

Wäj er nou hamm geng Esse<br />

Kunnt glawe do kome die Schmerze,<br />

Er schickte gleich met seinem Sohn Bescheid,<br />

Mej Pappe kann nit weirer mache, es tut ihm leid,<br />

Ern Peter wor es nit mie zum lache,<br />

Wos soll der nou jetzt mache,<br />

Der Hannes sät, jetzt hunn eich em Peter geschlocht blus halb,<br />

Ower dos anner mächt jo mei Kollege vo de Alp.<br />

Der Peter es beim Hannes sein Kollege gelaafe,<br />

Kum met en dou mir dos Ferkel verhage,<br />

Der Peter es jetzt, wenn er schlecht zu helle,<br />

En dout sich gleich zwie Metzger bestelle,<br />

Beim Hannes hot's gedauert 14 Tog rund,<br />

Bes er wierer woh, frisch en gesund.<br />

(Kreppelzeitung 1930)<br />

Die vielen <strong>Eisenbach</strong>er Bauarbeiter waren in den Wintermonaten saisonbedingt<br />

arbeitslos. Einige hatten durch ihre Arbeit im Holzwald<br />

ein geringes Einkommen - Arbeitslosengeld gab es noch nicht. Diese<br />

soziale Hilfe wurde erst mit Beginn der Weltwirtschaftskrise im <strong>Jahre</strong><br />

1929 geschaffen.<br />

Für die Arbeitslosen war der „lb" ein beliebter Treffpunkt, da sie<br />

hier sitzen konnten, ohne etwas zu verzehren. ,,lbsches Wilhelm"<br />

(Wilhelm Böcher) und seine Schwester „Gretchen" verdienten ihren<br />

Lebensunterhalt mit einem kleinen Lebensmittelladen und durch Verkauf<br />

von Farben, die Wilhelm selbst herstellte. Oft konnte Gretchen<br />

kein Mittagessen kochen, weil ihre Küche voll Männer saß, die nicht<br />

rückten. Obwohl sie über diese Versammlungen schimpfte, hatte sie<br />

ein gutes Herz und für manchen hungrigen Arbeitslosen einen Teller<br />

Suppe übrig. Auch Wilhelm war sehr hilfsbereit. Da er gut schreiben<br />

konnte, war er der inoffizielle Dorfschreiber, der jedermann mit Rat<br />

und Tat half.<br />

Wenn die alten <strong>Eisenbach</strong>er von der technischen Entwicklung in<br />

<strong>Eisenbach</strong> reden, so fällt unweigerlich der Name „Jurre Sally". Sally<br />

(geboren 1897) fuhr das erste Auto in <strong>Eisenbach</strong>, und er war der erste,<br />

der ein Radiogerät besaß (ca. 1925). Mit einigen Freunden gründete er<br />

den „Club Fidelio", der die Dorfbewohner mit dieser sensationellen<br />

Erfindung bekanntmachen wollte. Zu diesem denkwürdigen Ereignis<br />

wurde das Radiogerät im Saal aufgebaut, doch die Technik hatte ihre<br />

Tücken. Das Urteil der Freunde war: Die Erdung war nicht tief genug!<br />

Doch sie wußten sich zu helfen: Sie legten ein langes Kabel bis in<br />

einen Brunnen in der Kirchstraße! Nach langem Probieren mit dem<br />

Gerät hatten sie Erfolg: Im vollbesetzten Saal vernahmen die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

das erste Knattern und Rauschen aus dem Äther!<br />

Die Landwirtschaft prägte den <strong>Jahre</strong>sablauf im Dorf genauso wie<br />

den Ablauf des Tages. Die Menschen hatten ihre täglichen Pflichten,<br />

denn das Vieh will auch an Sonn- und Feiertagen sein Futter. Trotzdem<br />

waren die Leute ausgeglichener als heute, sie hatten Zeit und<br />

nahmen sich Zeit. Nach getaner Arbeit saß man beisammen, erzählte<br />

und „lebte" miteinander. Die Abende wurden nicht durch das Fernsehprogramm<br />

oder irgendwelche Termine eingeteilt, kein Auto- oder<br />

Mopedlärm störte die „Schwätzchen" unter der Linde, auf der Mauer<br />

oder auf der Haustreppe.<br />

Mechtild Kaiser<br />

Religiöse und weltliche Sitten und Bräuche<br />

,,Stickelcher" von Hexen und „Bossen-Versetzern"<br />

Früher, als es noch kein Radio und Fernsehen gab, traf man sich<br />

abends in der Familie, bei Nachbarn und Freunden, erzählte die Erlebnisse<br />

des Tages und Geschichten von Hexen und „Bossen­<br />

Versetzern".<br />

In der Zeit der spärlichen Straßenbeleuchtung gab es viele dunkle<br />

Ecken, in denen Hexen und Geister hausen konnten. Ein Erzähler<br />

wollte den anderen mit unheimlichen Erlebnissen übertreffen oder<br />

die Zuhörer mit erfundenen Geschichten in Angst und Schrecken versetzen.<br />

Natürlich glaubte man nicht an diese Geschichten, aber - ein<br />

Körnchen Wahrheit steckte meist in jeder Erzählung, oder?<br />

Die abendlichen Treffen bei Freunden und Bekannten nannte man<br />

„Spielen gehen". Am unangenehmsten bei solchen Abenden war der<br />

Heimweg, wenn man aus der warmen Stube in die unheimliche Dunkelheit<br />

mußte. Und manch einer hatte nun selbst gruselige Erlebnisse.<br />

So wird von einer alten Frau berichtet, die gern in ein Haus in der<br />

Grabenstraße spielen ging. Natürlich wußte auch die Dorfjugend von<br />

ihrem abendlichen Zeitvertreib. Eines Nachts, als die Frau auf dem<br />

Heimweg war, sprang ihr ein „Spuk" auf den Rücken und ließ sich<br />

von ihr tragen. Die arme Frau schleppte in ihrer Angst die unheimliche<br />

Bürde von der Grabenstraße bis in die Kirchstraße, wo der Spuk<br />

dann plötzlich wieder verschwand.<br />

158


1>ol'l111ic h1 11111 dh• 111 1 11 l<br />

1 111<br />

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Schwickcrshu11sc11. Hl11igc ,l111-1c11dlichc m1s <strong>Eisenbach</strong> waren dorl auf<br />

der Tanzvcranstall 1111g , ,,der Musik", gewesen. Es muß schön gewesen<br />

sein, denn der Morgen graule bereits, als sie am Waldrand ankamen.<br />

Und hier hallen sie eine unheimliche Erscheinung: Eine weiße<br />

1-ra u schien über die Wiese zu schweben, wurde kleiner und verschwand<br />

dann ganz! - Die Legende vom Knothe-Wies-Weibchen<br />

war geboren! Wahrscheinlich war die „weiße Gestalt" eine Frau mit<br />

dem üblichen weißen Kopftuch, die „Grummet" (2. Grasschnitt) in<br />

einer Bodensenke machte. Es war früher keine Seltenheit, nachts um<br />

3 Uhr auf dem Feld zu arbeiten, damit man bei Sonnenaufgang fertig<br />

war.<br />

Auch zur Erziehung ließen sich Spuk und Geist ausgezeichnet gebrauchen:<br />

In einem katholischen Ort war es selbstverständlich, daß jeder,<br />

der nicht gerade krank war, den Sonntagsgottesdienst besuchte. Man<br />

wußte, in welche Messe die Nachbarn gingen und wo sie ihren Sitzplatz<br />

hatten - und natürlich fiel es jedem auf, wenn sie nicht kamen.<br />

Nun gab es einen Mann in der Kirchstraße, der sich die „moderne"<br />

Einstellung zu eigen gemacht hatte: ,, Wenn ich die ganze Woche über<br />

früh aufstehen muß, so will ich am Sonntag ausschlafen!" Und so<br />

ließ er seine Familie sonntags morgens gehen und drehte sich noch<br />

einmal auf die andere Seite. Dies tat er so lange, bis das „ Christkind"<br />

ihn besuchte: Die Haustüren waren ja immer unverschlossen, und so<br />

stand plötzlich eine Gestalt in einem weißen (Hochzeits-?)Kleid und<br />

einem Schleier über dem Kopf vor seinem Bett. Ob die Gestalt etwas<br />

sprach, ist nicht bekannt, nur die Wirkung war für jeden deutlich:<br />

Von dieser Zeit an versäumte der Mann keine Sonntagsmesse mehr!<br />

Eines Tages wurde die Kuh eines Kleinbauern in der Kirchstraße von<br />

einer unerklärlichen Krankheit befallen, so daß sie schließlich geschlachtet<br />

werden mußte. Um Klarheit über die Krankheit zu bekommen,<br />

wurde ein „Seher", das „Männchen" in Hasselbach befragt.<br />

Für diesen war der Fall ganz klar: Die Kuh war verhext! Gegen einen<br />

entsprechenden Lohn erklärte er, er werde den Schuldigen an den Ort<br />

seines Verbrechens zurückführen. Und wirklich: Als der Bauer einige<br />

Tage später wieder im Stall arbeitete, kam eine alte Frau, die im anderen<br />

Teil des Dorfes wohnte, an die offene StaUtür und schaute hinein.<br />

Für den Bauern stand es fest: Sie mußte die Kuh verhext haben! Damit<br />

so etwas auf seinem Anwesen nie wieder vorkommen konnte, besorgte<br />

er sich ein „ Exorzistenkreuz" mit einem Bannspruch des hl.<br />

Antonius von Padua. - Übrigens stellte sich später heraus, daß die<br />

Kuh einen alten Nagel gefressen hatte.<br />

Streiche und Schabernack<br />

Die heutige Zeit ist nicht mehr günstig für „Geistererscheinungen"<br />

oder Streiche. Die Straßenlaternen beleuchten die (meist) glatte<br />

Asphaltdecke der Straßen ohne Fahrrinnen und dicke Steine; gepfleglc<br />

Vmgt1r1c11 crsc1zc 11 die l lolt·..stölk, klcinbUucrlichcn Gerätscha ften<br />

1111d Fahrzeuge auf den VorpUllzcn vor den Häusern. Selbst die Kabinen<br />

milder 1-lerzchcnlllr wurden in die Häuser verlegt. Die alten Fenslerläden<br />

aus Holz wurden durch Kunststoffrolläden ersetzt.<br />

Dabei waren die Holzläden ideal zum „Geigen": Eine Schnur wurde<br />

am Holz befestigt. Strich man nun mit einem Stückchen Harz oder<br />

Kolophonium über die Schnur, so wurde der ganze Fensterrahmen in<br />

Schwingungen versetzt und „sang", es entstand ein quietschendes,<br />

nervtötendes Geräusch, das meist erst mit dem Erscheinen des Hausbewohners<br />

endete.<br />

Ein anderer beliebter, weil harmloser Scherz war das „Pfädchenstreuen".<br />

Die jungen Paare fanden sich meist innerhalb des Dorfes.<br />

Waren die ersten zarten Bande geknüpft und glaubte das Pärchen<br />

sich noch unentdeckt, so wurden sie eines Besseren belehrt : Oft waren<br />

es ihre Freunde, die nachts mit Sägespänen oder Sand eine gut<br />

sichtbare Verbindung zwischen den beiden Häusern streuten!<br />

Es ist noch nicht allzulange her, da starteten einige Jugendliche in der<br />

Walpurgisnacht einen anderen Streich: Sie sammelten sämtliche Fußmatten<br />

von den Haustüren in der Kirchstraße und legten sie auf die<br />

Treppenstufen der Kirche. Es gab viel Geschimpfe unter den Eigentümern,<br />

die, als sie zur Frühmesse wollten, ihre Fußabtreter fanden.<br />

Obwohl unter jeder Matte ein Zettel mit der Herkunfts-Hausnummer<br />

lag, sprachen einige empörte Erwachsene von Polizei! - Sind die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

humorloser geworden, oder können sich viele Erwachsene<br />

nicht mehr an ihre eigenen Streiche erinnern?<br />

Sitten und Bräuche<br />

Wie dem auch sei, einige Sitten und Gebräuche wurden aus der guten<br />

alten Zeit „herübergerettet", so auch das „Poltern": Der Sinn des<br />

Polterns ist es, dem jungen Brautpaar den Krach und das Geschirrzerschlagen<br />

in der Ehe vorwegzunehmen. Früher fuhren die Klassenkameraden<br />

des Brautpaares zum Hundsgraben (örtliche Abfallgrube)<br />

und luden allerlei Gerümpel auf einen Bauernwagen, der vor dem<br />

Haus der Braut abgekippt wurde. Als „erste gemeinsame Arbeit"<br />

durfte das junge Paar das Gerümpel und die Scherben zusammenkehren<br />

und wegräumen. Die „Polterware" ist heute sauberer geworden:<br />

Am Abend der standesamtlichen Trauung kommen die Schulkameraden<br />

und Freunde des Brautpaares und poltern mit Kronkorken,<br />

Flaschenverschlüssen, Steingut und Dosen, mit Papierabfällen, Papierrollen<br />

und Stoffetzen wird das Haus „geschmückt". Zum Glück<br />

verzichtet man heute auf das Werfen von Flaschen, denn es kam<br />

nicht selten vor, daß der Abend für einen Polterer im Krankenhaus<br />

endete!<br />

Die Brautleute bedanken sich für die guten Wünsche ihrer Freunde<br />

mit einer Runde „Kurzer" und einer kleinen Feier, meist im nächstgelegenen<br />

Wirtshaus.<br />

159


Am eigentlichen Hochzeitstag (kirchliche Trauung) werden ebenfalls<br />

verschiedene, mehr oder weniger alte Bräuche gepflegt:<br />

Der Bräutigam darf das Brautkleid erst sehen, wenn die Braut es zum<br />

Kirchgang trägt. Umgekehrt besorgt der Bräutigam den Brautstrauß<br />

mit den Lieblingsblumen seiner Braut, die er bis zu diesem Tag wissen<br />

sollte!<br />

Der Kirchgang beginnt in der Regel vom Elternhaus der Braut aus.<br />

Die Braut begrüßt ihren Bräutigam erst, wenn sie zur Hochzeit fertig<br />

geschmückt ist - eine frühere Begegnung bringe Unglück!<br />

Zur Trauung geht die Braut links vom Bräutigam, nach der Trauung<br />

auf seiner rechten Seite. Vor der Kirchentür stehen Vereinskameraden<br />

Spalier, wenn einer der Brautleute aktiv in dem betreffenden Verein<br />

tätig ist. Früher wurde oft von einem Verein ein Seil gespannt und ein<br />

„Tischehen gestellt". Das Seil sollte die Hochzeitsgesellschaft zum<br />

Halten zwingen und wurde erst gesenkt, wenn das Brautpaar zwei auf<br />

dem Tisch bereitstehende Getränke ausgetrunken hatte. Nach den<br />

Glückwünschen durfte die Gesellschaft dann weiterziehen. Neben einem<br />

Blumenstock für das Brautpaar stand auf dem Tisch ein Teller,<br />

in den die freigiebigen Hochzeitsgäste eine finanzielle Unterstützung<br />

für den Verein legten. Durch Böllerschüsse wurde weithin verkündet,<br />

daß die Trauung vorbei sei.<br />

Die Hochzeitsfeier fand früher im Elternhaus der Braut statt. Meistens<br />

wurde ein Zimmer ausgeräumt und aus der Nachbarschaft oder<br />

einem Wirtshaus Tische und Stühle ausgeliehen. Auch Töpfe, Teller<br />

und Bestecke brachten die Frauen aus der Nachbarschaft mit, wenn<br />

sie zum Kochen und Helfen kamen. Das „Personal" feierte dann am<br />

nächsten Tag.<br />

Bei sämtlichen großen Familienfeiern wurde in ähnlicher Art und<br />

Weise verfahren. Dadurch nahm die Nachbarschaft regen Anteil an<br />

den einzelnen Familienleben. Man „kannte" den neuen Onkel aus<br />

Düsseldorf und die angeheiratete Tante aus Frankfurt. Und überhaupt:<br />

Die gesamte Nachbarschaft war eine Familie. Alle älteren Personen<br />

wurden mit Onkel und Tante, Opa und Oma angeredet, und<br />

oft konnte auch eine Verwandschaft über 15 Ecken nachgewiesen<br />

werden.<br />

Der Umgang miteinander war sehr familiär. Man half sich gegenseitig,<br />

wo man nur konnte, und man war überall zu Hause.<br />

So ging z.B. die Wahnersch-Wäs spät abends heim, als ihr einfiel,<br />

daß sie vergessen hatte, Brot für ihre „Mannsleut" einzukaufen. Das<br />

war jedoch kein großes Problem: Da die Häuser auch nachts unverschlossen<br />

waren, ging sie zu Bäckersch an den Brotschrank und<br />

schnitt sich die gewünschten Scheiben. Dann rief sie die Treppe hoch<br />

den schon zu Bett gegangenen Hausbewohnern zu: , ,Bäckersch-Wäs,<br />

aisch hun mir a por Schticker fir moje geschnitte!" Und damit war<br />

die Sache in Ordnung.<br />

Ganz so unkompliziert ist das Leben heute nicht mehr. Doch ein großes<br />

Plus des dörflichen Lebens ist auch heute noch eine gute Nachbarschaft.<br />

So werden immer noch Kochtöpfe ausgeliehen, wenn<br />

plötzlich Besuch kommt und eine Tasse Salz geborgt, damit das Mittagessen<br />

nicht als Diät ausfällt. Auch Kostproben von neuen Rezepten<br />

werden ausgetauscht und bei großen Feiern Kuchen „ausgetragen".<br />

Die Nachbarschaftsfeiern erhalten in letzter Zeit wieder einen neuen<br />

Aufschwung in Form von Straßenfesten. Diese Art von Festen geben<br />

einen guten Einblick ,,wie es früher war''. Sie sind ein ,,Familienfest''<br />

auf breiter Ebene.<br />

In einer Familie muß jedes neue Mitglied gebührend gefeiert werden.<br />

Da die neuen <strong>Eisenbach</strong>er in der Regel im Krankenhaus das Licht der<br />

Welt erblicken, bleibt es den Freunden der jungen Eltern überlassen,<br />

mit dem frischgebackenen Vater zünftig zu feiern und ihn die Strapazen<br />

während der Geburt vergessen zu lassen.<br />

Zunächst einmal wird jedem kenntlich gemacht, daß in diesem Haus<br />

Nachwuchs angekommen ist: Es wird ein „Bäumchen gestellt", eine<br />

Fichte, die mit bunten Bändern, Babywäsche und Kinderspielzeug<br />

„geputzt" ist. Oft verkündet ein Schild mit einem selbstgedichteten<br />

Vers in poetischer Form das freudige Ereignis, und manchmal läßt<br />

sich auch ein Plastik-Klapperstorch am Ort des Geschehens nieder.<br />

Diese ganzen Aktivitäten werden anschließend kräftig begossen.<br />

Ich hörte einmal den Spruch: ,,Wenn in der Nähe der Kirche viele<br />

Wirtshäuser zu finden sind, so ist der Ort katholisch": Nun, <strong>Eisenbach</strong><br />

ist katholisch und hatte früher noch mehr Gaststätten. Was heute<br />

vielleicht mehr zu finden ist, das sind die verschiedenen „Stammtische".<br />

Hier wurde früher „unter Männern" die Dorfpolitik gemacht,<br />

und auch heute gehen noch viele Aktivitäten von hier aus.<br />

Der „Frühschoppen" am Sonntag nach dem Hochamt erfreut sich<br />

nach wie vor großer Beliebtheit, derweil die Frauen das Sonntagsessen<br />

richten. Kritisch wird die Sache erst, wenn das Familienoberhaupt<br />

das Heimgehen vergißt und der Sonntagsbraten in der Röhre<br />

verschmort !<br />

Wie überall, so hatte das Weihnachtsfest früher auch in <strong>Eisenbach</strong><br />

nicht die kommerzielle Bedeutung wie heute. Weihnachten hieß nicht<br />

„ Bescherung" und „Geschenke"; viele ältere Leute denken heute<br />

noch wehmütig an „ Weihnachten früher":<br />

Der erste Weihnachtsfeiertag begann mit der Christmette um 6 Uhr<br />

früh. Allein schon der Gang zur Kirche durch die Dunkelheit und<br />

klirrende Kälte, nachdem man kurz vorher die wohligen Betten verlassen<br />

hatte, gehörte zum Weihnachtsfest. Das Gotteshaus war sehr<br />

spärlich beleuchtet. Punkt 6 Uhr erklang das Lied „Stille Nacht":<br />

Weihnachten war da!<br />

160


\111 Neujuhrstug ueku 111c11 die l(i11der ihre Geschenke: Pate und Patin<br />

brm;htcn die Nc11jallrs-Kri11gcl, grol3c Kränze aus Hefeteig.<br />

runf Tage später, am Vorabend zum Fest der Heiligen Drei Könige,<br />

kamen die Kinder auf ihre Kosten: Sie zogen von Haus zu Haus und<br />

sangen das Dreikönigslied. Da es heißt: ,,Es war auch noch ein<br />

Schwarzer dabei .. . ", wurde einem Kind mit Ruß das Gesicht gefärbt.<br />

Für ihr Singen bekamen die Kinder Äpfel und Nüsse, manchmal<br />

als Besonderheit selbstgebackene Plätzchen.<br />

Heute hat die Katholische Jugend diesen Brauch aufgegriffen und<br />

sammelt Geldspenden für das Kinderhilfswerk.<br />

Ebenfalls von H aus zu Haus zogen die Jugendlichen in der<br />

Faschingszeit. Verkleidet und mit einer „Knutsch" (Ziehharmonika)<br />

bewaffnet zogen sie durch die Häuser und tanzten und tollten.<br />

Nach den „Tollen Tagen" beginnt die Fastenzeit, die früher in dem<br />

rein katholischen Ort viel strenger gelebt wurde als heute.<br />

Palmsonntag<br />

Am „Palmsonntag" (am Sonntag vor dem Osterfest) beginnt in der<br />

katholischen Kirche die „Heilige Woche" oder die „Karwoche", die<br />

den Sieg Christi über Leben und Tod feiert.<br />

Die „ Palmzweige" erinnern an den Einzug Christi in Jerusalem und<br />

damit auch an sein Sterben und seine Auferstehung.<br />

In Ermangelung von grünen Palmzweigen werden bei uns kleine<br />

Sträußchen aus Immergrüner Buchsbaum (Buxus sempervirens L.),<br />

Weidekätzchen (Salix L.) und „Bergbündel" = Immergrün (Vincea<br />

miror L.) gesegnet und in einer Prozession durch die Kirche getragen.<br />

Die Zweige werden im Haus verteilt (ein Strauß kommt meist an die<br />

Haustür) und auf die Gräber von Familienangehörigen und Freunden<br />

gesteckt, um an das durch Christi Tod und Auferstehung erworbene<br />

neue Leben zu erinnern.<br />

Ab Gründonnerstag in der Karwoche schweigen die Glocken, um an<br />

Ostern mit einem feierlichen Geläut die Auferstehung Christi zu verkünden.<br />

Den Kindern wurde erzählt, die Glocken würden wegfliegen.<br />

Berichtete dann noch ein Erwachsener, er habe die Glocken im<br />

„Scherschsgrowe" (Georgsgraben) gesehen, so war die Geschichte<br />

sehr glaubhaft, und die Kinder nahmen sich vor, im nächsten Jahr<br />

besser aufzupassen, um vielleicht die fliegenden Glocken eher zu erspähen.<br />

Am Karsamstag bauten die Kinder in den Scheunen ihre „Osternester",<br />

in die der Osterhase nachts die bunten Ostereier legte.<br />

Das Ei ist auch heute noch ein Symbol des beginnenden Lebens.<br />

Der „Wiirzwisch"<br />

Am Fest Mariä Himmelfahrt (15. August) wird ein Kräuterstrauß mit<br />

in die Kirche genommen und dort gesegnet. Der „Würzwisch" wird<br />

während des ganzen <strong>Jahre</strong>s zuhause aufbewahrt und in jedem Jahr<br />

durch einen neuen ersetzt. Er besteht hauptsächlich aus Heilkräutern,<br />

aber auch aus anderen „nützlichen" Pflanzen, die in keinem Haushalt<br />

fehlen sollten, vor allem Getreide.<br />

Nach alter Überlieferung besteht der „Würzwisch" in <strong>Eisenbach</strong> aus<br />

folgenden Pflanzen:<br />

Getreidearten: Grundnahrungsmittel<br />

Gäscht = Gerste (Hordeum L.)<br />

Korn = Roggen (Secale L.)<br />

Hoffer = Hafer (Avena sativa L.), wirkt beruhigend und stärkend<br />

bei Erschöpfungszuständen<br />

Waas = Weizen (Triticum L.), bei juckenden Flechten und Wundsein<br />

Bloutsknepp = Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis L.),<br />

gegen Blutungen, Durchfälle, wirkt galletreibend<br />

Stolzer Hennersch = Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum<br />

SCHRB.), bei Blasen-, Nieren-, Prostataerkrankungen<br />

Dunnerkräutche = Augentrost (Euphrasia L.), bei schwachen, eiternden,<br />

entzündeten Augen, Brust- und Magenkatarrh<br />

Rude Hommelschwänz = Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria<br />

L.), wirkt blutstillend bei inneren und äußeren Blutungen, gegen<br />

Durchfall<br />

Gäle Hommelschwänz = Königskerze (Verbascum thapsus L.),<br />

Wollblume, bei Husten, Asthma, Grippe (schweißtreibend)<br />

Gäl Raforb = Rainfarn (Chrysanthemum vulgare L., BERNH.),<br />

Wucherblume, bei Verdauungsbeschwerden, Stoffwechselstörungen,<br />

gegen Darmparasiten , vertreibt Insekten<br />

Weiß Raforb = Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica L.)<br />

Weiße Ästcher = Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium L.),<br />

Garbenkraut, wirkt beruhigend und stärkend, besonders bei nervösen<br />

und krampfartigen Magen-, Milz-, Leber-und Darmbeschwerden<br />

Rude Ästcher = Gemeiner Dost (Origanum vulgare L), Frauendost,<br />

Wohlgemut, Wilder Majoran, bei Husten, Stockschnupfen, Verdauungsstörungen,<br />

Frauenschmerz<br />

WoUe Bläumcher = Feldthymian (Thymus serpyllum L.), Feldkümmel,<br />

Wilder Thymian, Quendel, Marienbettstroh, bei Krampf-,<br />

Keuchhusten, Lungeninfektion,Frauenleiden, wirkt beruhigend,<br />

schmerzstillend, herz- und magenstärkend<br />

Wermet = Wermuth (Artemisia absinthium L.), Leber-, Magen-,<br />

Nervenmittel, Wurmmittel, Mottenkraut<br />

Beifeß = Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris L.), Fliegenkraut,<br />

Gänsekraut, gegen hysterische und epileptische Krampfanfälle, bei<br />

allen Frauenleiden<br />

161


Fli-Fla-Flosjc = Gemeines Leinkraut (Linaria vulgaris MILL.), Löwenmäulchen,<br />

Frauenflachs, zur Wundheilung, Hautpflege, als Insektenmittel<br />

Usterluzei = Osterluzei (Aristolochia clematitis L.), bei Nagelbettentzündungen,<br />

Eiterungen<br />

Schuckelcher un Strimpercher = Gemeiner Hornklee (Lotus corniculatus<br />

L.), zur Insektenvertreibung<br />

Herrgottsblout = Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea L.), Hartheu,<br />

Hexenkraut, als Wundöl wirkt es schmerzlindernd, entzündungshemmend<br />

und heilend, bei Narbenschmerzen, Schwellungen<br />

(auch Mumps), bei Schmerzen durch Stoß, Fall, bei nervösen Beschwerden<br />

und Nervenverletzungen, Depressionen, Gicht, Rheuma,<br />

wirkt als Tee schleimlösend, blutstillend, regt die Leber an<br />

Kamm = Wilde Karde (Dipsacus sylvester HUDS.), die getrockneten<br />

Blütenköpfe wurden früher zum Rauhen von Wolltuchen verwendet.<br />

Obwohl die Bestandteile des „Würzwischs" noch gut bekannt sind,<br />

ist die Bedeutung der einzelnen Kräuter in Vergessenheit geraten. Andere<br />

Heilpflanzen sind heute als „Blumen" in den Gärten zu finden,<br />

einige wurden in ihrer Wirkung „wiederentdeckt", wie z. B. die Ringelblume<br />

(Calendula officinalis L.). Der gelbe Saft des Großen<br />

Schöllkrauts (Chelidonium majus L.) wird als altes Hausmittel gegen<br />

Warzen verwendet, seine unzähligen anderen Wirkungen sind vergessen.<br />

Der einzige Bildstock im Dorf steht auf dem Clemens-Langenhof­<br />

Platz, das „Petrus-Bildchen". Dieser Platz ist der eigentliche Dorfplatz.<br />

Unter der großen Linde wurde Kirmes gefeiert und an der<br />

Pumpe Wasser für die Haushalte geholt. Die Pumpe und der „Lindenbaum"<br />

am „freien Platz" waren sehr beliebte Treffpunkte für ein<br />

abendliches Schwätzchen.<br />

Alle zwei <strong>Jahre</strong>, wenn die Fronleichnamsprozession durch den Ort<br />

führt, ist das Petrus-Bildchen auch heute noch der vierte Altar. Bis<br />

kurze Zeit nach dem Krieg wurde zu diesem Anlaß ein Holzgerüst vor<br />

den Bildstock gebaut, das innen und außen mit großen Heiligenbildern<br />

verkleidet wurde.<br />

Der gesamte Weg, den die Prozession entlangging, wurde mit Gras<br />

bestreut und auf beiden Straßenseiten grüne Zweige gestellt. Die Anwohner<br />

schmückten ihre Häuser mit Fahnen, Fichtengirlanden und<br />

-kränzen, und sämtliche Heiligenfiguren und -bilder wurden auf Fensterbänken<br />

und Tischen ausgestellt und mit Kerzen und Blumen<br />

geschmückt. Seit etwa 1965 werden nur noch Fahnen, Blumenschmuck<br />

und Kerzen verwendet.<br />

Bei dem Sammeln von wildwachsenden Kräutern darf man aber die<br />

Chemie nicht vergessen, mit der unsere Wiesen und Äcker bedacht<br />

werden, die für uns Menschen jedoch nicht sehr gesundheitsfördernd<br />

wirkt. So ist heute z. B. der Verzehr des Vitamin C-reichen Sauerampfers<br />

(Rumex acetosella L.) als Mittel gegen Gelbsucht und<br />

Leberleiden frisch von der Wiese nicht mehr so vorbehaltlos zu empfehlen!<br />

Literaturangaben zum Artikel: Würzwisch<br />

„Das große Buch der Pflanzen in Feld und Wald", Mosaik-Verlag GmbH, München, 1981<br />

Garms, Harry: .,Pflanzen und Tiere Europas", DTV, 1977<br />

Grusche/Maemecke: .,Heilpflanzen für dich und für mich" , Lehrmeister-Bücherei Nr. 1325,<br />

Albrecht-Philler-Verlag, Minden<br />

Schmeil-Fitschen: .,Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten", Quelle & Meyer,<br />

Heidelberg, 1968<br />

Trcbcn, Maria: ,,Gesundheit aus der Apotheke Gottes", Ennsthaler Verlag, Steyr, 1981<br />

Religiöse Zeugnisse<br />

In einer katholischen Gegend sind Zeugnisse des Glaubens überall zu<br />

finden: im Dorf an den Häusern sind Nischen mit Statuen von Heiligen,<br />

religiöse Hausinschriften, Kreuze, kleine Mariengrotten und nalürlich<br />

die Bildstöcke in der Gemarkung.<br />

162<br />

Eine zweite große Prozession führte an Christi Himmelfahrt zur<br />

Kapelle im „Fegefeuer" beim „Häuser Hof". Welchen Anlaß die<br />

Prozession hatte, ist heute nicht mehr zu sagen. Auf jeden Fall war<br />

diese Prozession ein großes Ereignis. Die Route war genau festgelegt:<br />

Hauser Weg, Prozessionsweg (heute hinter dem Sportplatz), durch<br />

den Wald, am Kastanienbaum gab es den Wettersegen und anschließend<br />

erscholl das Lied „Ihr Jünger Jesu freuet euch!"


Neben dem Hinterausgang der kath. Pfarrkirche steht ein Bildstock<br />

mit der Gottesmutter Maria.<br />

Der bekannteste und am besten erhaltene Bildstock steht am Hauser<br />

Weg, Ecke Alter Camberger Weg. Nach Berichten in der Kirchenchronik<br />

wurde dieser Bildstock 1913 „ wiederaufgebaut" und enthielt<br />

ein sehr schön geschnitztes Holzbild, das Dreif altigkeitsbild. Die<br />

Schnitzerei wurde vor einigen <strong>Jahre</strong>n gestohlen. Heute steht in der<br />

Nische eine Statue der Madonna mit Kind.<br />

Am Berg, gegenüber der Schreinerei Decket, dort, wo die Hecken beginnen,<br />

stand das „ Valentinsbildchen". Da das Mauerwerk immer<br />

brüchiger wurde, ließ die Gemeinde ca. 1960 diese „Gefahrenquelle"<br />

beseitigen.<br />

163


An der Bergseite hinter der Kirche findet man heute noch fünf alte<br />

Grabplatten von Priestern, die in <strong>Eisenbach</strong> gewirkt haben.<br />

Auf dem Sporn des Annaberges, vis-a-vis über dem Petrusbild, standen<br />

früher vier Bildstöcke. Wenn man den „glatten Berg" hinaufstieg,<br />

kam man zuerst an einen Bildstock mit dem hl. Antonius. Ein<br />

eingemeißelter Text lautete: ,,Peter Karst und seine selige Hausfrau<br />

Katharina zu Ehr Gottes". Die <strong>Jahre</strong>szahl ist unbekannt. Der Bildstock<br />

verfiel immer mehr, bis schließlich etwa 1960 die behauene<br />

Bildplatte im „Fahrweg" landete.<br />

164


Der Bildstock mit der größten Bedeutung ist das „Annabildchen"<br />

auf dem Annaberg. Hierher führte bis ca. 1968 am Annatag (26. Juli)<br />

die Annaprozession. An der Rückseite des Stockes, unter der Dachspitze,<br />

befindet sich heute noch ein behauener Stein aus der alten<br />

Pfarrkirche, eine Pieta.<br />

Rückseite des „Annabildchens".<br />

Der zweite Bildstock, das „Maria-hilf-Bild", steht heute, wegen der<br />

neuen Straße schwer zugänglich, in den Hecken versteckt.<br />

Der Platz wurde früher von einer mächtigen Linde, einem Naturdenkmal,<br />

überschattet, die aber leider 1962 nach einem Blitzeinschlag<br />

gefällt werden mußte. Diese Stelle ist heute nur nach Überklettern der<br />

Leitplanke zu erreichen.<br />

165


Am Waldrand über der Grillhütte, am Eckweg, steht der wohl tilteste<br />

Bildstock. Die Bildplatte zeigt die hl. Familie und der Text besagt:<br />

„Johann J ost und Catharina Jostin haben dies zu Ehr Gottes machen<br />

lassen 1776" .<br />

Etwas weiter im Wald (Richtung Haidekopf, am Weg zum Wiesengrund)<br />

hängt ein Kreuz an einer dicken, knorrigen Buche. Der <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Berthold Stickel hat es vor etwa 15 <strong>Jahre</strong>n angefertigt.<br />

Der damalige Jagdpächter Hubertus Ricker (Bruder von Karl) hatte<br />

in den 30er <strong>Jahre</strong>n an einer anderen uralten Buche ein Kreuz errichtet.<br />

Die Andachtsstätte wird auch heute noch bei einem Spaziergang<br />

gerne besucht.<br />

166


Kostproben <strong>Eisenbach</strong>er Humors<br />

Die <strong>Eisenbach</strong>er waren schon immer bekannt dafür, daß sie gut feiern<br />

können und viel Humor haben. Dies wurde und wird besonders<br />

in der Faschingszeit deutlich.<br />

Zunächst die Büttenrede eines Schülers im heimatlichen Dialekt aus<br />

den 50er <strong>Jahre</strong>n.<br />

Mir Hennergässer<br />

Mir Hennergässer sein immer su fruh,<br />

drum growele mir su gän de Bauern ens Struh.<br />

Wenn da de Schitz kimmt un us schennt,<br />

gleich alles dorch die Häcke rennt.<br />

Ern Hundsgrowe, do es es aach immer schie,<br />

drim gihn mir aach su gän dohie:<br />

Do find mer Sache, do driwer muß mer lache!<br />

Un wenn mer domet hammkimmt un sich freut,<br />

do sät die Mamme: ,,Best dau da nit mie reecht gescheut?"<br />

En de Bach, do sein aach immer viel Kenn,<br />

un manchmol fällt aach ans donen.<br />

Do gibt's viel Gekrisch un aach viel se lache,<br />

un manchmol vergißt mer dobei, die Schulofgowe se mache!<br />

Ihr leiwe Kenn, dos glaabt mir blos:<br />

Ende Hennergaß, do es immer wos los !<br />

Die Mariengrotte am Eckweg wurde von Heinrich Muth erbaut und<br />

im Herbst 1956 eingeweiht. Seitdem wird sie von vielen Einheimischen<br />

angenommen und gerne besucht.<br />

In den 60er <strong>Jahre</strong>n führte der damalige Lehrer Fuchs einen neuen<br />

,,Brauch" ein, der heute noch gern gepflegt wird: den Martinszug.<br />

Am Vorabend von Martini, am 10. November, organisiert die KJG<br />

einen Martinszug mit Martinsfeuer und Martinsspiel. Die <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Musikanten unterstützen mit ihrer Musik den Gesang der großen<br />

und kleinen Sänger, und die Freiwillige Feuerwehr sorgt für Straßensperren<br />

und Feuerwachen. Als Abschluß erhalten die Kinder „Martinspuppen",<br />

die in den letzten <strong>Jahre</strong>n von der kath. Kirchengemeinde<br />

gestiftet werden. Die Erwachsenen werden um eine finanzielle<br />

Spende zugunsten einer caritativen Organisation gebeten.<br />

167


<strong>Eisenbach</strong>er Kirmesburschen des Jahrgangs 1964 im <strong>Jahre</strong> 1983.<br />

Vordere Reihe v. l. n. r.: 5 Kindergärtnerinnen des <strong>Eisenbach</strong>er Kindergartens,<br />

Andreas Schorr, Jürgen Bäcker, Gerhard Schul/er, mit<br />

dem Kirmeshammel „Karlchen".<br />

Hintere Reihe v. l. n. r.: Stefan Hund/er, Frank Lerch, Matthias lost,<br />

Frank Hund/er, Bernd Gattinger, Peter Schnierer, Roger lost, Peter<br />

Glöckner, Gregor Kaiser, Volker Michel, Rene Böcher, Ralf Meurer,<br />

Harald Göbel, Ferdinand Hartmann.<br />

Es fehlen auf dem Bild: Jörg Reichwein, Torsten Kern, Andreas<br />

Fuhrmann t.<br />

169


Markante Persönlichkeiten<br />

Einleitung<br />

Rainer Schorr<br />

Ortsgeschichte ist das Feld pulsierenden menschlichen Lebens. Dieses<br />

Leben wird im zwischenmenschlichen Bereich nicht selten gekennzeichnet<br />

von sozialen Zwängen in gesellschaftlicher, religiöser oder<br />

politischer Hinsicht. Andererseits treffen wir aber auch immer wieder<br />

auf Menschen, die sich innerhalb eines Ortes eine gewisse Originalität<br />

bewahrt haben oder aufbauen. Manchmal dienen sie durch ihre Eigenwilligkeit<br />

den Mitmenschen zur Erheiterung, aber auch zum Vorbild<br />

oder Ärgernis. Auf jeden Fall geraten sie nicht so schnell wie ihre<br />

angepaßten Zeitgenossen in Vergessenheit; denn vielfach sind sie auf<br />

lokaler Ebene „herausragende Persönlichkeiten", so daß ihre jugendlichen<br />

Zeitgenossen später noch den eigenen Enkeln von ihnen<br />

erzählen.<br />

Der <strong>Heimatbuch</strong>ausschuß war der Ansicht, daß einiger dieser <strong>Eisenbach</strong>er<br />

Persönlichkeiten in einem eigenen Beitrag gedacht werden<br />

sollte. Hierbei sollten keine lückenlosen Biographien verfaßt, sondern<br />

besondere Eigenarten hervorgehoben werden. Der Ausschuß<br />

war sich dabei der Problematik bewußt, aus Platzgründen und wegen<br />

Informationsmängeln auf die Darstellung anderer „Originale" verzichten<br />

zu müssen. Er ist sich auch klar darüber, daß man durchaus<br />

verschiedener Meinung sein kann, ob die Beschreibung dieser oder<br />

jener Personen in unser <strong>Heimatbuch</strong> hineingehört - dem Anspruch,<br />

eine markante Persönlichkeit gewesen zu sein, hält wohl jeder beschriebene<br />

<strong>Eisenbach</strong>er stand! Absichtlich wurde allerdings darauf<br />

verzichtet, derzeit lebende Mitbürger vorzustellen!<br />

Johann Heep -t<br />

Der „Bruder Johann" von <strong>Eisenbach</strong><br />

Schon mehr als zweieinhalb Jahrzehnte ist es her, daß uns eine in der<br />

ganzen Gegend gutbekannte Person verlassen hat. Es war der Johann<br />

Urig, gewöhnlich „Bruder Johann" genannt und weit und breit gern<br />

gesehen, ein Unikum in des Wortes vollster Bedeutung. Tag und<br />

Nacht beschäftigt, ernährte er seine zahlreiche Familie schlecht und<br />

recht, wobei oft das erste überwog. Das wird begreiflich, wenn man<br />

von seiner Tätigkeit weiß. Bei Tag war der „Bruder Johann" Taglöhner,<br />

Schweinehirt, Ziegenhirt, Makler beim Schweine- und sonstigen<br />

Viehkauf, und bei Nacht war er Nachtwächter. Man sollte denken,<br />

daß eine so vielseitige Tätigkeit zu aufreibend gewesen wäre, aber<br />

ganz im Gegenteil; der „Bruder Johann" war gut genährt, ebenso<br />

seine Frau, was man aber von seinen Kindern nicht sagen konnte.<br />

Als Taglöhner war er fleißig und willig, als Schweine- und Ziegenhirt<br />

zuverlässig. Ich sehe ihn noch vor mir, mit seiner langen Peitsche und<br />

seinem blechernen Hirtenhorn, wie er seine Schutzbefohlenen hinaustrieb,<br />

wobei er von Zeit zu Zeit sein Horn ertönen ließ. Beim Heimtreiben<br />

stieß er schon eine Strecke vor dem Dorfe mehrfach ins Horn,<br />

worauf aus allen Gassen die Schuljugend gelaufen kam und mit dem<br />

Singsang: ,,Die Heppele, heppele Gaaße kumme" die Geißen und<br />

Lämmer einfing und in den Stall brachte.<br />

Mit seiner Tätigkeit als Hirt hing auch seine Maklertätigkeit zusammen.<br />

Wer eine Ziege zu verkaufen hatte oder eine solche zu kaufen<br />

beabsichtigte, meldete es dem „Bruder Johann", und er konnte sicher<br />

sein, nach kurzer Zeit etwas Passendes erstehen zu können.<br />

Ebenso war es beim Schweinehandel, sowohl beim Ankauf wie beim<br />

Verkauf war er dabei und suchte eine Einigung zustandezubringen,<br />

was ihm auch fast stets gelang.<br />

In diesem Zusammenhang muß eine Begebenheit erzählt werden, die<br />

ich von seiner eigenen Frau hörte. Seine Kinder waren, wie gesagt,<br />

nicht so wohlgenährt. Ja, sie sahen alle arm, bleich und mager aus.<br />

Ganz besonders ar'm war das kleinste Brüderchen, das von der 11- bis<br />

12jährigen Schwester ausgefahren wurde. Dabei sah das Mädchen die<br />

Kinder anderer Leute und stellte Vergleiche an. Diese fielen nicht zugunsten<br />

ihres Brüderchens aus, und aus dieser Erkenntnis heraus entspann<br />

sich eines Tages zwischen ihr und der Mutter folgendes Zwiegespräch:<br />

,,Mamme, worim hun die annern Leut su schöne, dicke Kenn<br />

un mir hun immer dej schroe, därre?" Die Mutter entgegnete:<br />

„Kind, du weißt doch, daß dein Vatter nit viel verdient; da müsse mir<br />

als die billige Kinner nemme." Einige Augenblicke ist das Mädchen<br />

still und überdenkt die Sache; doch dann kommt aus seinem Munde<br />

der berechtigte, vom Vater manchmal angebrachte Schluß: ,,Mamme,<br />

eich maan, e annermol sollte mer doch Iejwer e Mark meh<br />

ausgewwe!''<br />

Auch Nachtwächter war unser , ,Bruder Johann'', aber diesen Dienst<br />

nahm er mehr von der gemütlichen Seite. Ein eigenes Wachlokal war<br />

früher nicht vorhanden, und der Nachtwächter zog durch die Straßen<br />

und stieß in sein Horn die Stundenzahl, die man gerade hatte. ,,Bruder<br />

Johann" machte sichs nun gemütlich; selten durchwanderte er<br />

das ganze Dorf. Oftmals ließ er die Leute ruhig schlafen, manchmal<br />

öffnete er nur sein Fenster und blies einmal die Stundenzahl hinaus.<br />

Darüber zur Rede gestellt, sagte er: ,,Maanste dann, ich wollt' die<br />

Leut im Schloof störn?"<br />

So lebte er unter uns in <strong>Eisenbach</strong>, bis ihn das Stadtfieber ergriff und<br />

nach Wiesbaden zog. Wie er dort seinen Unterhalt verdiente, ist mir<br />

nicht bekanntgeworden bis auf die Tatsache, daß ich ihn eines Tages<br />

in Wiesbaden traf, wie er ein Reklameschild für ein vegetarisches<br />

Speisehaus durch die Straßen trug.<br />

Er war ein Unikum, der „Bruder Johann", aber man hatte gern mit<br />

ihm zu tun, und er ließ sich den Namen „Bruder Johann" gern gefallen.<br />

Quellenangabe:<br />

Nassauer Bote, Nassauische Landeszeitung vom 9. Dezember 1936 (Der Verfasser, Johann Heep,<br />

war 1902 - 1911 Lehrer in <strong>Eisenbach</strong>).<br />

170


Paul Zöller<br />

Wilhelm Kühn -<br />

Polizeidiener in <strong>Eisenbach</strong><br />

Wilhelm Kühn war der Sohn der Eheleute Jeremias Kühn und Anna<br />

Kühn geb. Dorn und ist 1864 in <strong>Eisenbach</strong> geboren. Er war der einzige<br />

Sohn unter neun Geschwistern. Nach Abschluß der Volksschule in<br />

<strong>Eisenbach</strong> erlernte er das Schreinerhandwerk und legte mit gutem Erfolg<br />

die Gesellen- und Meisterprüfung ab. Als Schreinermeister bildete<br />

er in seinem Betrieb Lehrlinge aus, unter anderem auch seinen<br />

Sohn Karl, der nach dem Tode seines Vaters den elterlichen Betrieb<br />

übernahm.<br />

Wilhelm Kühn war immer im Ort anwesend und half bei Noteinsätzen<br />

stets als erster Mann. So löschte er mit einigen beherzten Männern<br />

den großen Scheunenbrand der Familien Johann Zöller und Jakob<br />

Schumacher (neben der Kirche). Anschließend gründete er mit<br />

Jakob Böcher, Peter Staat, Jakob Brück, Heinrich Erwe, Johann<br />

Scharr und vielen anderen die Freiwillige Feuerwehr in <strong>Eisenbach</strong>.<br />

In seinem Schreinereibetrieb fertigte er, der damaligen Zeit entsprechend,<br />

Küchen, Wohn- und Schlafzimmer an, reparierte zerbrochene<br />

Fensterscheiben und lieferte auch alle Särge bei Beerdigungen.<br />

Durch seinen Vater, der mehrere <strong>Jahre</strong> als Feldhüter in <strong>Eisenbach</strong> tätig<br />

war, fühlte er sich mit der Gemeinde verbunden und übernahm<br />

die Stelle des Polizeidieners, später war er außerdem noch als Nachtwächter<br />

und Fleischbeschauer tätig.<br />

Bei Kaiser Wilhelm 11. hat er als Soldat gedient und hat auch als Polizeidiener<br />

die Uniform aus dieser Zeit weiter getragen. Er war stolz<br />

auf seine Uniform, die er besonders zu Sonn- und Feiertagen und zu<br />

festlichen Anlässen auf Hochglanz brachte. Sein Säbel, die Knöpfe<br />

am Uniformrock und die Heimspitze glitzerten selbst bei Dunkelheit,<br />

so daß man ihn schon von weitem als Polizeidiener erkennen konnte.<br />

In Uniform führte er, von 12 Mann Musik begleitet, die Rekruten<br />

nach Camberg zur Musterung und erhielt dafür pro gemustertem Soldat<br />

eine Vergütung von 30 Reichspfennig, natürlich mit der Verpflichtung,<br />

die Rekruten auch alle wieder gesund und wohlbehalten<br />

nach <strong>Eisenbach</strong> zurückzubringen. Das war nicht immer leicht für ihn.<br />

Wilhelm Kühn war ein geborener Polizeidiener und bei allen Leuten,<br />

trotz seiner Strenge in der Ausführung seines schweren Dienstes,<br />

beliebt. Er starb 1938 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung<br />

auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde beigesetzt. Wer<br />

den Polizeidiener Wilhelm Kühn kannte, hat ihn nicht vergessen.<br />

171


Heinrich Muth<br />

Walter Hamm<br />

Wer könnte ihn je vergessen, unseren Heinrich Muth, Erbauer der<br />

Mariengrotte am Eckweg?<br />

Er war Jahrgang 1891 und erlernte nach Abschluß der Volksschule<br />

das Maurerhandwerk. Wie so viele Menschen von <strong>Eisenbach</strong> verdiente<br />

er sein Brot im Rheinland.<br />

Hier spezialisierte er sich ganz besonders als Bruchsteinmaurer. Das<br />

Fugen dieser Steine war sein besonderes Metier. Von ihm stammt der<br />

Ausspruch: Die Fugen müssen aussehen, als wenn die Steine leben<br />

würden.<br />

Er war der Erbauer der Mariengrotten in Bad Camberg, am ehemaligen<br />

Schwesternhaus in <strong>Eisenbach</strong> (heute Kindergarten) und am Eckweg.<br />

Unser lieber „Muth-Henn" war aber auch musikalisch begabt. So<br />

war er über 40 <strong>Jahre</strong> aktives Mitglied beim Männer-Gesang-Verein<br />

Liederkranz.<br />

Als bei einer kleinen Vereinsfeier die Musikkapelle verhindert war,<br />

sprang er mit seiner Knutsch freudig in die Bresche. Was tat es, daß<br />

sein Liedschatz begrenzt war. Er spielte von acht Uhr bis nachts um<br />

zwei, und fünfzehnmal tanzten und sprangen alle nach der Melodie:<br />

,,Ich wollt', ich hätt'en Jud".<br />

Heinrich Muth verstarb im Dezember 1960.<br />

172


Dieter Zöller<br />

Franz Grimm -<br />

de Noahlschmid<br />

Franz Grimm wurde als waschechter <strong>Eisenbach</strong>er 1885 geboren und<br />

erlernte nach seiner Volksschulzeit den Beruf des Stukkateurs. Er<br />

nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1917 schwer verwundet.<br />

1923 heiratete er Eva Mackauer. Von einer schweren Krankheit heimgesucht,<br />

verstarb er 1970 im 85. Lebensjahr.<br />

Sein Großvater mütterlicherseits war Nagelschmied gewesen. Wie es<br />

oft so geht, wurde diese Berufsbezeichnung - verändert durch den<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Dialekt - zum Spitznamen für den Enkel Franz.<br />

Daß „de Noahlschmid" im Laufe der <strong>Jahre</strong> in <strong>Eisenbach</strong> zu einer<br />

Persönlichkeit wurde, von der man mit Schmunzeln, das aber immer<br />

mit Hochachtung gepaart war, sprach, lag sowohl an seinem sozialen<br />

Engagement als auch an seinem heiteren Naturell, mit dem er kleine<br />

und große Unterhaltungen würzte.<br />

Als Schwerkriegsbeschädigter eingestuft, half er 1919 die damalige<br />

Ortsgruppe der Kriegsbeschädigten und -hinterbliebenen in <strong>Eisenbach</strong><br />

gründen. Weit über 40 <strong>Jahre</strong> war er Vorsitzender der Kriegsopferverbände<br />

und setzte seine ganze Kraft zum Wohle der Schicksalsgefährten<br />

und Kriegshinterbliebenen ein. Erst 1964 gab er 79jährig<br />

sein Amt aus Altersgründen an seinen Nachfolger Franz Hundler ab.<br />

Uneigennützig stellte sich Franz Grimm zur Verfügung, als es galt,<br />

die im März 1945 durch Granatbeschuß zum Teil erheblichen Beschädigungen<br />

am Schwesternhaus, an Privatgrundstücken und auch am<br />

Kriegerdenkmal zu beheben, wobei ihm sein Beruf beim Restaurieren<br />

des beschädigten Engels zugute kam.<br />

Er, der allzeit am Dorfgeschehen regen Anteil nahm, war auch von<br />

1952 bis 1956 in der Gemeindevertretung tätig. Im Amt des Schiedsmannes,<br />

das er bis 1962 ausübte, konnte er mit seinem humorvollen,<br />

ausgleichenden Wesen manchen Streit schlichten.<br />

Neben seinem Beruf war Franz Grimm lange <strong>Jahre</strong> in den Wintermonaten<br />

als Hausschlachter tätig. Manche <strong>Eisenbach</strong>er erinnern sich<br />

noch gerne daran, wie „de Noahlschrnid" ihnen in ihren Kinderjahren<br />

unaufgefordert stets ein kleines „Extrawürstchen" machte.<br />

Getreu seinem Slogan „Bis 80 arbeite ich noch, und dann mache ich<br />

mir ein paar schöne <strong>Jahre</strong>!'' legte Franz Grimm selbst im hohen Rentenalter<br />

die Hände nicht in den Schoß. Wenn es gewünscht wurde,<br />

war der Stukkateur bei Häuserrenovierungen im Dorf zur Stelle.<br />

Bei einem lebensfrohen, geselligen Menschen wie dem „Noahlschmid",<br />

der immer für Späße aufgelegt war, ist es nicht verwunderlich,<br />

daß er langjähriges Mitglied in vielen Vereinen war und außerdem<br />

regelmäßig am Stammtisch „Dicke Backe" bei „Schumastersch"<br />

(Gasthaus Berninger) teilnahm. Als Hobby drosch er gerne einen<br />

Skat und zwar so leidenschaftlich, daß er oft die Zwölfuhrglocke<br />

nicht läuten hörte!<br />

173


Willi Köhler<br />

Balzer Oram -<br />

Der Feldschütz<br />

Zu der Zeit, als <strong>Eisenbach</strong> noch durch die Landwirtschaft sehr stark<br />

geprägt war, war der Feldschütz als Wächter über Flur, Wald und<br />

Ernte eine markante Persönlichkeit. Er hatte eine gewisse Strafgewalt<br />

(bis zu 5 RM je Anzeige).<br />

Diese Position ist mit dem Beginn des 3. Reiches bedeutungslos geworden,<br />

da seit 1934 die Polizeigewalt nicht mehr den Gemeinden,<br />

sondern nur noch dem Staat oblag. Der letzte typische Vertreter dieses<br />

Berufes war der , , Balzer Oram'' mit bürgerlichem Namen Adam<br />

Hartmann II., von Beruf Maurer und fast durchweg in Westfalen beschäftigt.<br />

Er trat 1913 als Frührentner das Amt des Flurschützen an,<br />

das er bis 1934 innehatte.<br />

Jeder im Dorf kannte ihn nur mit Dienstmütze, Krückstock, geschulterter<br />

Hacke und seinem Hund. Seine Hauptaufgabe war, während<br />

der Reife die kommende Ernte zu schützen. Zu den damaligen Zeiten<br />

hatten viele ihre Mühe und Not, die tägliche Nahrung für ihre meist<br />

größeren Familien zu beschaffen. Es war auch schon mal üblich, in<br />

Nachbarsgarten oder -feld eine zusätzliche Beigabe zu besorgen.<br />

Besonders die Jugend nahm es mit dem Obsteigentum nicht immer so<br />

genau. Der Feldschütz war in dieser Zeit Tag und Nacht auf den Beinen.<br />

Bei den Jugendlichen hatte der „Balzer Oram" meist seine eigenen<br />

Vorstellungen von Strafvollzug. Eine protokollarische Bestrafung<br />

von 2 bis 3 RM hätte ja nur die nicht sehr begüterten Eltern<br />

getroffen, deshalb hielt er es mit seiner eigenen Methode und dem<br />

Krückstock. Die Strafe wurde an Ort und Stelle vollzogen, und mancher<br />

Bub hatte die Wirkung am eigenen hinteren Körperteil verspürt.<br />

Die Eltern waren mit dieser drastischen Bestrafung einverstanden<br />

und kamen niemals auf den Gedanken, darüber bei höheren Stellen<br />

Beschwerde zu führen.<br />

Während der anderen <strong>Jahre</strong>szeiten sorgte er mit seiner Hacke dafür,<br />

daß die Be- und Entwässerungsgräben funktionierten. Sein Hund war<br />

sein steter Begleiter und Helfer. Er war abgerichtet, Hühner und Tauben<br />

aus den offenen Hausgärten fernzuhalten; er tat dieses mit sorglicher<br />

Vorsicht.<br />

Die originelle Dienstführung ist wohl jedem älteren <strong>Eisenbach</strong>er noch<br />

in guter Erinnerung. Leider sind diese Erscheinungen dem Wandel<br />

der Zeiten zum Opfer gefallen, nicht zum Vorteil der kleinen Gemeinden.<br />

174


Wflll KHlllt••·<br />

Dei' ( ic111cl11clccllt•11c1· ZHll1•1· ll111111cs<br />

Eine der markantesten Persönlichkeiten in unserer Nachkriegszeit<br />

war der Zöller Hannes.<br />

Mit ihm ging nicht nur die uralte Tradition des Ausschellens zu Ende,<br />

mit ihm ist auch eine dörfliche Autorität in die Geschichte eingegangen.<br />

Mit seiner dienstlichen Kennmarke, der hessischen Polizeimütze, war<br />

er für alle, besonders für die Jugend, eine Respektsperson.<br />

Aber nicht nur durch Ausschellen und seine Tätigkeit, die eine direkte<br />

Verbindung von den Menschen zur Verwaltung herstellte, war er so<br />

wertvoll für die Gemeinde, er hat auch als rechte Hand des Bürgermeisters<br />

manches zum Nutzen und Wohl der Bürger getan.<br />

Vieles könnte oder müßte man erwähnen, doch dafür fehlt der<br />

Raum. Eines aber soll besonders hervorgehoben werden, daß er manchen<br />

Bürger vor großen Unannehmlichkeiten, ja sogar vor Bestrafung,<br />

bewahrt hat.<br />

Es war im Juni 1948. Unerwartet und ohne jegliche Warnung erschienen<br />

Beamte des Ernährungsamtes Wiesbaden mit 2 Lastwagen, Polizei<br />

und amerikanischen Soldaten sowie einer 20köpfigen Truppe von<br />

Beamten mit dem Auftrag, eine Razzia durchzuführen, da durch Anzeige<br />

<strong>Eisenbach</strong> der illegalen Schnapsbrennerei beschuldigt wurde.<br />

Die Aufregung auf dem Bürgermeisteramt war groß. Der Bürgermeister<br />

versuchte mit allen legalen Mitteln und Ausreden, die Razzia zu<br />

verhindern. Zöller Hannes, der bei der ganzen Debatte mitredete,<br />

war plötzlich verschwunden.<br />

Mit Hilfe von Schulkindern und weiteren Bekannten organisierte er<br />

eine dorfdeckende Warnung von Haus zu Haus. Als nach ca. 2 Stunden<br />

Verzögerung die Razzia gegen 12 Uhr begann, war ZöUer Hannes<br />

augenzwinkernd und hämisch lächelnd wieder zur Stelle. Er selbst<br />

führte den dienstführenden Beamten.<br />

Nach dreistündiger Dorfdurchsuchung war das Ergebnis: Nichts gefunden<br />

- die Anzeige war eine Denunzierung. Die Gemeinde stand<br />

als Unschuldslamm vor der entläuschten Behörde.<br />

Den Eingeweihten aber war klar, dieses wäre ins Auge gegangen ohne<br />

Zöller Hannes. So war dieser unvergeßliche Mann nicht nur der letzte<br />

Ausscheller, sondern auch ein wirklicher Diener seiner Gemeinde.<br />

So kannten ihn die Einwohner von <strong>Eisenbach</strong>, den Zöller Hannes.<br />

Wil1i Köhler<br />

Der „Ib"<br />

In einer kleinen Gemeinde zu einem Spitznamen zu kommen, ist<br />

nicht sehr schwer. Ein kleiner Sprachfehler oder die besondere Verehrung<br />

eines gewissen Vorbildes, und schon ist man „Der" oder „Jener".<br />

So erging es auch dem 1889 geborenen Wilhelm Böcher, alias<br />

,,Ib".<br />

In seiner Kindheit war er wohl kein Musterknabe. Bei allen nur möglichen<br />

Streichen war er fast immer unter den Mitbeteiligten. Diese jugendliche<br />

Ausgelassenheit wurde von den Erwachsenen sehr „ wohlwollend"<br />

bezeichnet, indem man einfach erklärte: ,,Das ist aber ein<br />

Liebchen", und so ein Liebchen war auch Böchers Wilhelmchen.<br />

Eines Tages war jedoch bei einem internen Streit der Trabanten, der<br />

mit reichlich vorhandenen Steinen ausgetragen wurde, die Fensterscheibe<br />

eines Nachbarn zu Bruch gegangen. Wie damals so üblich,<br />

gingen die Geschädigten nicht zum Kadi, sondern zu der damals für<br />

Kinder zuständigen „Autoritätsstelle", zur Schule. ln diesem Falle<br />

war der Täter bekannt, es war der kleine „Matieb", ebenfalls ein<br />

Spitzname. Lehrer Gersbach hatte die Aufgabe, diese „Untat" auf<br />

seine Art zu sühnen. Matieb mußte vor dem mit Rohrstock bewaffneten<br />

Lehrer bekennen. In seiner Verteidigungsrede vergaß der kleine<br />

Matieb, mit einem Sprachfehler behaftet, die Bandentreue und erklärte<br />

schüchtern: Ibchen (statt Liebchen) war auch dabei.<br />

175


Lehrer Gersbach forderte kategorisch: ,,Ibchen komm raus". Das<br />

lbchen war geboren! Und das für sein ganzes Leben.<br />

Mit der Zeit wurde aus dem „lbchen" ein „Ib". Dieser „Ib" wurde<br />

Stukkateur und arbeitete im Rheinland. Durch sein angeborenes Fußleiden<br />

konnte er seinen Beruf schon sehr früh nicht mehr ausüben.<br />

Er gründete ein kleines Lebensmittelgeschäft, das er, unverheiratet,<br />

mit seiner Schwester Gretchen betrieb.<br />

Gretchens Spezialität waren eingelegte Heringe, die jeden Freitag regen<br />

Absatz fanden. Später nahm er noch Farbenverkauf dazu, wo er<br />

selbst alle Farbenmischungen vornahm.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1921 trat der sozialistisch eingestellte „lb" der neuen Kommunistischen<br />

Partei (KPD) bei. .<br />

Als Arbeitervertreter nahm er während der Weimarer Republik an allen<br />

Kommunalwahlen mit einer eigenen Arbeiterliste teil. Er hat oft<br />

entscheidend in die Ortspolitik eingegriffen. In der Zeit der großen<br />

Arbeitslosigkeit war seine kleine Küche, die auch Wohn- und besonders<br />

für Gretchen Arbeitszimmer war, ein „Mekka" für viele junge<br />

Leute.<br />

Dicht gedrängt saßen sie, Zeitvertreib suchend, auf einfacher Bank<br />

und Holzkiste. Sie hörten Radio oder diskutierten meistens über Fußball,<br />

der ja in dieser Zeit die Hauptunterhaltung der arbeitslosen Jugend<br />

war. Selten wurden dort politische Themen diskutiert.<br />

Obwohl es beim „lb" auch Flaschenbier gab, war dieser Konsum minimal,<br />

weil die Gäste, lauter Arbeitslose, keine Finanzen hatten für<br />

Bier an den Wochentagen.<br />

Drei Eckstein oder Juno für einen Groschen war die tägliche Höchstausgabe.<br />

Der „Tb" war ein äußerst gutmütiger Mensch. Er hat versucht, jedem<br />

zu helfen, wo er nur konnte. Die Schwesternstation lag ihm besonders<br />

am Herzen. Für die Schwestern hat er viel, ja sehr viel geopfert.<br />

Aber auch die Schwestern haben die Opferbereitschaft zu schätzen<br />

gewußt und durch die Vermittlung der Krankenschwester Blidmunda<br />

hat mancher Bedürftige von seiner Hilfsbereitschaft profitiert. Sein<br />

Engagement ging oft so weit, daß der eigene bescheidene Haushalt<br />

darunter litt.<br />

Durch seine Zugehörigkeit zur Kommunistischen Partei hatte er jeder<br />

kirchlichen Praktizierung den Rücken gekehrt.<br />

Durch diese Einstellung gehörte er nicht mehr zur Kirche, was ihm<br />

natürlich auch eine breite Ablehnungsfront in unserem stark gläubigen<br />

Orte einbrachte.<br />

Seine guten menschlichen Taten wurden von vielen übersehen oder<br />

auch böswillig nicht anerkannt.<br />

Er jedoch setzte dieser Ablehnung keinesfalls persönliche Feindschaft<br />

entgegen.<br />

Als er 1954 plötzlich verstarb, haben viele aufrichtige Freunde um ihn<br />

getrauert.<br />

Die Kirche hat ihn aufgrund seiner nicht kirchlichen Lebensführung<br />

nicht beerdigt.<br />

Mir als damaligem Bürgermeister blieb es belassen, unter großer Anteilnahme<br />

der Bevölkerung, seine Beerdigung vorzunehmen.<br />

Mit einer Laudatio am offenen Grabe habe ich sein Leben gewürdigt.<br />

Wilhelm Böcher, genannt der „lb", war mit seiner politischen Einstellung<br />

ein umstrittener Mann. In seiner menschlich gutmütigen Veranlagung<br />

war er einer derjenigen in unserem Dorf, bei dem Hilfsbereitschaft<br />

kein Lippenbekenntnis war, sondern Praxis.<br />

Er war in unserem dörflichen Leben ein „Besonderer".<br />

176


Willi Köhler<br />

Karl Ricker -<br />

Naturbursche und Jäger<br />

Ein Gesicht wie aus Leder, von Sonne und Wind gebräunt, mit<br />

Schlapphut und Flinte, so kannte ihn jeder, der nach einem erfrischenden<br />

Waldspaziergang Rast auf dem Ricker-Hof machte. Ein<br />

Naturbursche und waidgerechter Jäger, wie er heute kaum noch zu<br />

finden ist in dieser hektischen, materialistischen Welt.<br />

Den Schöpfer im Geschöpf zu achten war sein Wahlspruch, war sein<br />

ganzes Leben. Der Herrgott selbst hatte ihm Talent und Begabung ins<br />

Blut gegeben, die er nur draußen in freier Wildbahn zur wahren Geltung<br />

bringen konnte. O1d Shatterhand und Hermann Löns zugleich,<br />

vermochte er Fährten zu lesen, ja er roch förmlich den Keiler und<br />

Rothirsch. Er konnte seine Jagderlebnisse, wenn auch oft mit balkenbiegendem<br />

Latein, so mitreißend schildern, daß seine Zuhörrunde<br />

den Heimmarsch fast vergaß.<br />

Die Fähigkeit, jede Vogel- und Tierstimme zu imitieren, hat nicht nur<br />

viele seiner Freunde in Erstaunen versetzt, sondern auch oft zur<br />

harmlosen Freude verholfen.<br />

So geschah es an einem nebligen Oktoberabend, als ein Omnibus voll<br />

Kurgäste aus dem nahen Kneippbad anreiste, um einmal das Erlebnis<br />

einer Hirschbrunft aus nächster Nähe zu erleben.<br />

Es war bekannt, daß gerade das obere Wiesental mit Zeppe und Herrenwald<br />

eine Wiege des Rotwildes war, daß hier während der Brunftzeit<br />

oft reger Betrieb beim König des Waldes herrschte. Aber auf Bestellung<br />

läßt sich so ein Kampfgeschrei der alten Recken nicht programmieren.<br />

Die Gäste waren da, aber nicht die Hirsche. Jeder andere hätte mit<br />

Bedauern die meist norddeutschen Großstädter wieder nach Hause<br />

geschickt - aber nicht der Ricker Karl. Mit einem ebenfaUs passionierten<br />

Jagdfreund, Dr. Wiens aus Weilburg, übernahmen beide die<br />

Rolle der Brunfthirsche. Karl bezog Stellung im Zeppe, Dr. Wiens in<br />

dem Distrikt „Hintere Hecke".<br />

Wie erwartet setzte plötzlich das Röhren im Zeppe an, und prompt<br />

kam die Antwort des Platzhirsches aus der „Hinteren Hecke". Das<br />

Röhren und Wutgebrüll dieser Brunftrivalen erfüllte das ganze Tal.<br />

Die zartbesaiteten Besucher bekamen es fast mit der Angst zu tun,<br />

wegen der Nähe der Rivalen. Mit der Gewißheit, einem einmaligen<br />

Naturerlebnis beigewohnt zu haben, traten die Gäste begeistert die<br />

. Heimfahrt an.<br />

Noch zu später Stunde aber saßen die beiden „Platzhirsche" im<br />

Freundeskreis zusammen, und die Balken des gemütlichen kleinen<br />

Gastraums ächzten manchmal bei den'Erlebnisberichten der Nimrode.<br />

So war der Karl vom Ricker-Hof eine Symbolfigur, die nicht zu ersetzen<br />

ist. Sein Tod hat nicht nur eine Lücke auf der Rickerhütte hinterlassen,<br />

mit ihm ist ein Mann gegangen., der eine Lücke alter waidmännischer<br />

Tradition und Naturverbundenheit mit ins Grabgenommen<br />

hat.<br />

Ein letztes Halali dem großen Jäger -<br />

Jagd ist aus!<br />

177


Norbert Hartmann<br />

Heinrich Dorn<br />

Heinrich Dorn wurde am 23. Juni 1872 in Arzbach bei Bad Ems geboren.<br />

1897 heiratete er Anna Maria Kaiser aus <strong>Eisenbach</strong>. Er konnte<br />

- als Inbegriff eines musischen Menschen gelten und hat dem musikalischen<br />

Leben in <strong>Eisenbach</strong> viele Impulse gegeben.<br />

Er spielte viele Instrumente. Zahlreichen Schülern gab er Geigen- und<br />

Klavierstunden. Es ist ein Zeichen seiner sprichwörtlichen Gutmütigkeit<br />

und seiner Musikbesessenheit, daß er einigen talentierten Schülern,<br />

deren Eltern kein Instrument kaufen konnten, seine eigenen Instrumente<br />

kostenlos zum Üben zur Verfügung stellte, damit ihr Talent<br />

nicht verlorengehen sollte. Er war Mitgründer des Musikvereins<br />

und des Clubs der Theaterfreunde.<br />

Viele <strong>Jahre</strong> war er Dirigent des MGV Liederkranz. Von 1922-1949<br />

war Heinrich Dorn Organist in der <strong>Eisenbach</strong>er Pfarrkirche. Die alte<br />

Orgel war sehr reparaturanfällig. Manchmal kam es sonntags vor,<br />

daß die Familie Dorn am Mittagstisch vergeblich auf den Vater wartete.<br />

Der Organist aus Leidenschaft hatte während des Hochamtes<br />

bemerkt, daß an „seiner" Orgel etwas nicht stimmte. Er suchte solange<br />

nach dem Fehler, bis er ihn gefunden und rechtzeitig zur Nachmittagsandacht<br />

wieder behoben hatte.<br />

Neben seinen anderen musikalischen Interessen hatte Heinrich Dorn<br />

auch große Freude am Komponieren. Wenn er ein besonders gelungenes<br />

Lied komponiert hatte, pflegte er zu seinen Kindern, die meist die<br />

ersten Hörer des neuen Werkes waren, zu sagen: ,,Das sind Töne, die<br />

noch klinge, wenn ich nicht mehr singe!"<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1947 feierte er ein 3faches Jubiläum: Er wurde 75 <strong>Jahre</strong> alt,<br />

sein 25jähriges Dienstjubiläum als Organist und sein 50jähriges Ehejubiläum.<br />

Es ist erstaunlich, daß dem vielbeschäftigten Mann außer der Musik<br />

noch Zeit für andere Hobbys blieb. Eins dieser Hobbys war die Imkerei.<br />

Sein Honig war sehr begehrt. Er belieferte u. a. das Lieber'sche<br />

Hospital in Camberg und die Drogerie Kexel in Limburg. Ein weiteres<br />

Interesse war die neu aufkommende Fotografie. Heinrich Dorn<br />

war der erste Fotograf in <strong>Eisenbach</strong>. Er starb 1954 im gesegneten Alter<br />

von 82 <strong>Jahre</strong>n.<br />

Heinrich Dorn, aufgenommen im <strong>Jahre</strong> 1908.<br />

178


Bildanhang<br />

Freiwillige Feuerwehr <strong>Eisenbach</strong>, 1905.<br />

179


Familie Jeremias Kühn und Frau Anna geb. Dorn anläßlich der goldenen<br />

Hochzeit im <strong>Jahre</strong> 1917 vor dem Haus Moos-Kühn in der<br />

Wilhelmstraße.<br />

180


Jahrgang 1897 - Musterung zum Ersten Weltkrieg im November<br />

1915. Hintere Reihe von links nach rechts: Nikolaus Böcher, Jakob<br />

Waller, Simon Scharr, Johann Hafeneger, Wilhelm Michel, Paul<br />

Kaiser, Peter Müller, Johann Jost. Vordere Reihe von links nach<br />

rechts: Salli Aumann, Franz Reichmann, Josef Springer, Peter Berninger,<br />

Hugo Weil, Wilhelm Weil.<br />

181


Familie Dorn.<br />

Gut gekleideter kleiner Junge um 1910. Das Bild zeigt Peter Paul<br />

Schorr.<br />

182


Gesangverein Liederkranz <strong>Eisenbach</strong>, 1907.<br />

183


Marienverein <strong>Eisenbach</strong> mit Hauptlehrerin Pillen und Lehrerin Dörr, 1908.<br />

184


-....<br />

Schulklasse aus dem <strong>Jahre</strong> 1911 mit Lehrer Pabst aus Oberseiters.<br />

185


Turnverein „Frisch auf" <strong>Eisenbach</strong>, 1908.<br />

186


Ausflug mit <strong>Eisenbach</strong>er Schule (ca. 1924) mit Hauptlehrer Brands,<br />

Lehrer Witt und Lehrer Buhl.<br />

187


Schwester Wigbert und ihre Mutter Katharina Kaiser.<br />

188


Vor der Dorfschmiede Wilhelmstraße 56 in <strong>Eisenbach</strong>, 1912. Besitzer:<br />

Wilhelm Pinke/-t. Von links nach rechts: Pater Muth (am Kopf des<br />

Pferdes), Franz Muth -t, Paula Hartmann geb. Pinkel, Josef Muth<br />

(Mainz). Hintere Gruppe: Landwirt Peter Weil (Scholzepitter),<br />

Schmiedegeselle Franz Stahl -t, Schmiedemeister Wilhelm Pinkel -t,<br />

Frau des Schmiedemeisters Pinkel -t mit Tochter Maria -t.<br />

189


Imker des Kreises Limburg bei Heinrich Dorn, 1913. Zweiter von<br />

rechts: Schumasters Heinrich.<br />

190


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Fröhliche Zecher vor dem Gasthaus Berninger, 1925. Von links nach<br />

rechts: Franz Becker (Pitter Franz), Peter Kaspar Lehr, Willi Berninger,<br />

Johann Berschet, Bernhard Jost.<br />

Von links nach rechts: Meuerpeter sen. (Metzger), Josef Berninger,<br />

Josef Kaiser (Meuerpeter jun.), Maria Berninger (Wahners Marie),<br />

Willi Berninger, August Kaiser, Herrmann Buchenau (Noahlschmid's<br />

Herrmann).<br />

191


Fröhliche Zechrunde beim Balzer um 1930. Im Steinbruch, 1933.<br />

192


VdK-<strong>Eisenbach</strong> um 1935.<br />

193


Szenen aus der früheren Landwirtschaft. Wer gut arbeitet, soll auch<br />

gut essen! (Familien Bös/Gattinger)<br />

Beim Sicheln.<br />

Auch an Pfingsten muß Klee geholt werden.<br />

Mit der Mähmaschine geht es schneller als mit Sichel und Sense.<br />

194


Heinrich Berninger holt Holz aus dem „Hopper Wald".<br />

Herr Brahm mit seinem Kuhgespann.<br />

Der „Bulldog".<br />

Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten französische Kriegsgefangene<br />

auch auf <strong>Eisenbach</strong>er Bauernhöfen. Auf dem Bild unten<br />

rechts, sitzend: Alphonse Lemarte, 1942.<br />

195


Ziegen (,, Gaase") gab es in fast jedem Haus; Albert Lodder und<br />

Hubert Bös.<br />

Junge <strong>Eisenbach</strong>er Frauen bei einer Pause von der anstrengenden<br />

Arbeit im Wald, 1939.<br />

Landwirt und Schmiedemeister Wilhelm Pinkel mit Tochter Paula<br />

Hartmann, geb. Pinkel, 1955.<br />

196


Kindergartenkinder im Herbst 1948 (mit „Tante Elfriede").<br />

197


Bachstraße, 1940 . . . (nach einem Gemälde von Werner Arndt)<br />

... und heute.<br />

198


FeldstrajJe, 1902.<br />

Von links nach rechts: Haus Dorn (erbaut<br />

1898), Haus Erwe (Lehr), Haus Willi<br />

Schwan, Haus Adam lost.<br />

Die Feldstraße heute.<br />

199


Clemens-Langenhof-Platz, früher . ..<br />

... und heute.<br />

200


Grabenstraße früher (bei „Zemmer Johanns").<br />

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Schultheiß-Mühle (,,Scholze-Mill"), Federzeichnung von Willi Muth.<br />

Hausinschrift aus dem <strong>Jahre</strong> 1722 am Haus Helmut Böcher, Kirchstraße<br />

16.<br />

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201


Glockenweihe im Juni 1952 mit Prälat Karell und Pfarrer Theodor<br />

Scherer.<br />

202


<strong>Eisenbach</strong>er Karnevalszug 1954. Prinzessin „Helga r: Prinz Berthold<br />

I, Prinzengarden.<br />

203


Was ist nu' mit der Kuh?<br />

,,Meta" und „Be!la" ziehen die Prinzessin.<br />

Wer reitet denn da das Dromedar? (Fahrer: Walter Weil)<br />

204


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Auf dem Clemens-Langenhof-Platz, 1954. (Fahrer: Josef Sehniere!)<br />

205


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Herr Abendroth aus Camberg mit seinem Ponygespann. Er kam in den 50er <strong>Jahre</strong>n wöchentlich<br />

nach <strong>Eisenbach</strong>. Er verlieh Comics und Wildwest- bzw. Kriminalromane gegen eine<br />

geringe Gebühr und wurde von den Kindern stets freudig begrüßt.<br />

206


Kirmesburschen auf dem Weg zum Aufstellen des A'/1111r•1/ir11111"


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Der <strong>Eisenbach</strong>er Maler, Bildhauer und Graphiker Werner Arndt in<br />

seinem Atelier bei der Arbeit.<br />

Seit 1945 wohnt der Künstler Werner Arndt in <strong>Eisenbach</strong>. Er gehört<br />

heute zu den anerkannten realistischen Bildhauern und Malern unserer<br />

Zeit. Seine Arbeiten wurden bei vielen internationalen Ausstellungen<br />

von bedeutenden Kunstexperten gewürdigt. Anläßlich unserer<br />

<strong>750</strong>-Jahr-Feier wird er in unserer Festhalle auf einer 10 m langen<br />

Bildfläche Szenen aus früheren Jahrhunderten darstellen.<br />

Copyright by Inge Werth, Egeno[ffstraße 11, 6000 Frankfurt/Main,<br />

Telefon 0611 / 43 31 88<br />

208


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PEUT5CHEN M°risrF'R<br />

Empfang des Deutschen Meisters bei den Scherenkeglern Ewald Gattinger am 15. Mai 1983.<br />

20 1 )


Bildquellen<br />

Nachfolgende Personen und Institutionen stenten freundlichenveise<br />

Bilder und Urkunden zum Abdruck zur Verfügung:<br />

Böcher, Arthur<br />

Böcher, Reinhilde<br />

Brahrn, Theo<br />

<strong>Eisenbach</strong>er Vereine<br />

Gattinger, Egon<br />

Gemeinde Selters/Ts.<br />

Gerock, Ludwig<br />

Grimm, Paul<br />

Hartmann, Edmund<br />

Hartmann, Heinz<br />

Hartmann, Josef<br />

Hartmann, Martha<br />

Hartmann, Norbert<br />

Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden<br />

Jost, Hans<br />

Kaiser, Mechtild<br />

Kern, Helga<br />

Klemm, Gotthard<br />

Köhler, Willi<br />

Kühn, Willi<br />

Noll, Günter<br />

Noll, Marlies<br />

Ost, Josef<br />

Otto, Rudi<br />

Pauly, Hella<br />

Pinkel, Edgar<br />

Reich, Gerhard<br />

Rembser, Franz-Josef<br />

Schnierer, Helene<br />

Schnierer, Jakob<br />

Schnierer, Josef<br />

Schorr, Rainer<br />

Schuller, Gerhard<br />

Staat, Werner<br />

Stengel-Rutkowski, Witigo Dr.<br />

Trojan, Friedrich<br />

Trost, Liese!<br />

Zöller, Paul<br />

Zorembsky, Klaus<br />

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