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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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Kapitel 1<br />

Politische Führungsgruppen in der Forschung: Eine Bestandsaufnahme<br />

Bei der Befassung mit dem Werdegang von Regierungspolitikern stößt man unweigerlich auf<br />

die Tatsache, dass Mitglieder der Regierung heutzutage regelmäßig Berufspolitiker sind (Hes-<br />

se/Ellwein 1997: 299f.). Damit wird auch schon die Kernfrage dieser Ar<strong>bei</strong>t berührt: Gr<strong>und</strong>-<br />

legend für das Forschungsdesign ist die Untersuchung des Prozesses der politischen Professi-<br />

onalisierung: Wie kommt eine bestimmte Person über welche Karriereleitern auf seine Positi-<br />

on ? Welche Karrieremuster sind herausgebildet worden ? Haben sich die Muster politischer<br />

Karrieren im historischen Zeitablauf verändert <strong>und</strong> worauf lässt sich dies womöglich zurück-<br />

führen ?<br />

Politische Professionalisierung kennzeichnet in diesem Zusammenhang den Prozess des<br />

Überwechselns von einem politikfernen Beruf in den politischen Beruf. Diese Periode beginnt<br />

mit der Übernahme einer hauptberuflichen politischen Position: Hier ist das Standardwerk<br />

von Dietrich Herzog zu nennen (1975). Untersucht wurden 1968 die Karrieremuster der poli-<br />

tischen Führungsschicht in Regierung, Parlament <strong>und</strong> Parteien der B<strong>und</strong>esrepublik Deutsch-<br />

land. Da<strong>bei</strong> ar<strong>bei</strong>tete Herzog drei Karrieremuster heraus, die sich durch das Verhältnis von<br />

beruflicher Laufbahn <strong>und</strong> politischer Karriere unterschieden: die Standardlaufbahn, in der ein<br />

Wechsel in die hauptamtliche Politik erst nach längerer Berufstätigkeit erfolgte; die Cross-<br />

over-Karriere aus einer beruflichen in eine politische Spitzenposition; sowie die reine politi-<br />

sche Karriere, in welcher der erlernte Beruf vor dem Wechsel in die professionelle Politik nur<br />

kurz oder gar nicht ausgeübt wird (Herzog 1993b: 118f.).<br />

Der Ansatz von Herzog wurde mehrfach aufgegriffen: etwa für den Landtag von Baden-<br />

Württemberg (Holl 1989), für Landesregierungen (Lange 1976), für Parlamentarier in den<br />

neuen B<strong>und</strong>esländern (Derlien/Lock 1994; Lohse 1999) oder für Hinterbänkler im Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estag (Golsch 1998).<br />

Ein eng verwandter Forschungszweig der Elitenforschung befasst sich mit den Rekrutierungs-<br />

wegen der Legislative („Legislative recruitment“): In der amerikanischen Forschung domi-<br />

niert da<strong>bei</strong> ein akteurszentrierter Ansatz, was mit den Mechanismen des amerikanischen<br />

Wahlsystems zusammenhängt. Die meisten Politiker handeln als „politische Unternehmer“<br />

<strong>und</strong> die Bindungen an die Partei bleiben im Vergleich zu Europa schwach. Gr<strong>und</strong>legend für<br />

die Analyse amerikanischer Berufspolitiker ist die sogenannte ambition theory (vgl. Schlesin-<br />

ger 1966, 1991): Sie besagt, dass die Karriereambitionen des einzelnen Politikers durch Kos-<br />

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