16.12.2012 Aufrufe

Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im britischen Kontext haben Norris/Lovenduski mit ihrer Studie über alle Kandidaten der<br />

britischen Unterhauswahlen 1992 versucht, die kandidatenzentrierte mit der institutionellen<br />

Sichtweise zu verbinden (Norris/Lovenduski 1995). Basis dafür ist das sogenannte ‚supply<br />

and demand model’. Hier wird davon ausgegangen, dass der Prozess, in welchem sich die<br />

Schritte des einzelnen ambitionierten Politikers zu einer parlamentarischen Karriere vollzie-<br />

hen, in vier Analyseebenen zerlegt werden können:<br />

- das politische System, welches durch sein spezifisches Parteien- <strong>und</strong> Wahlsystem die Op-<br />

portunitätsstruktur strukturiert;<br />

- der „recruitment process“, welcher durch die Verfahrensweisen der einzelnen Parteien <strong>bei</strong><br />

der Kandidatenaufstellung bestimmt wird;<br />

- das Angebot an Kandidaten, die willens sind, für ein Wahlamt zu kandidieren, <strong>und</strong><br />

- die Anforderungen der „Gatekeepers“ (entweder Wähler, Parteimitglieder, finanzielle Unter-<br />

stützer, die jeweilige politische Führung) an die Kandidaten; auch sie selektionieren den Aspi-<br />

rantenpool.<br />

Des weiteren ist dieses analytische Gerüst auch in Fragestellungen der Unterrepräsentation<br />

von Frauen in der Politik eingegangen (Lovenduski/Norris 1993; Lovenduski 1998). In der<br />

deutschen Forschung sind bezüglich Rekrutierungsfragen von Frauen in der Politik die Ar<strong>bei</strong>-<br />

ten von Beate Hoecker zu nennen (Hoecker 1995, 1998). Auch die Repräsentation ethnischer<br />

Minderheiten ist zunehmend in der Diskussion (Swain 1993).<br />

Die Literatur über den Verbleib politischer Führungskräfte nach dem Ausscheiden aus der<br />

Politik beschränkt sich auf den angelsächsischen Bereich, weil es in den deutschen Sozialwis-<br />

senschaften darüber überhaupt keine Studien gibt (vgl. Frantzich 1978; Hall/van Houweling<br />

1995; Hibbing 1982; Livingston/Friedman 1993).<br />

In Deutschland hat Zeuner die Rolle die Rolle der politischen Parteien <strong>bei</strong> der Selektion von<br />

Kandidaten für die B<strong>und</strong>estagswahl untersucht (Zeuner 1970; vgl. auch Kaack 1971). Das<br />

Vorgehen ist weitgehend deskriptiv, weil „es allenfalls Umrisse einer empirischen Theorie der<br />

innerparteilichen Willensbildung [...], aus denen sich jedoch nur wenige Hypothesen für den<br />

Spezialfall Kandidatenaufstellung ableiten lassen“ (Zeuner 1970: 18). Weder gibt es bis heute<br />

im deutschen Forschungskontext einen theoretischen Gesamterklärungsversuch, noch eine<br />

Weiterentwicklung der Erkenntnisse Zeuners, die über 30 Jahre zurückliegen.<br />

Explizit mit den <strong>Karrierewege</strong>n von Ministern beschäftigt sich Jean Blondel (Blondel 1985,<br />

1990, 1991). Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Feststellung: „The political route,<br />

through parliament and a political party, is the most common of all, especially in Western<br />

31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!