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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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ergeben sich daraus zu viele Ungereimtheiten: „Davon abgesehen steht die biographische Me-<br />

thode in besonderem Maße vor der Schwierigkeit, individuelles Verhalten <strong>und</strong> sozialen Kon-<br />

text in einen systematischen Zusammenhang zu bringen“ (Herzog 1975: 18). In diesem Zu-<br />

sammenhang wurde von Herzog die berufssoziologische Kategorie der ‚Karriere’ eingeführt.<br />

Er versteht darunter „typische <strong>Rekrutierungsmuster</strong> für politisches Führungspersonal“, die<br />

„über die verschiedenen Ebenen des politischen Systems“ bis in Spitzenpositionen verlaufen<br />

(vgl. Herzog 1990: 35). Im weiteren wird davon ausgegangen, dass „Karrieren [...] nur eine<br />

begrenzte Anzahl von Variationen aufweisen, die das jeweilige politisch-gesellschaftliche<br />

System ermöglicht. Sie bilden Muster (pattern), von verschiedenen Individuen stets in der<br />

gleichen Weise wiederholte Positionssequenzen“ (Herzog 1975: 45, Hervorhebung im Origi-<br />

nal). Bestimmt werden die Karrieremöglichkeiten durch die sogenannte ‚structure of opportu-<br />

nities’ (vgl. Borchert 1999a: 20ff.; Schlesinger 1991: 47ff.). Bezogen wird sich da<strong>bei</strong> auf den<br />

institutionellen Rahmen von politischen Karrieren. Borchert unterscheidet sechs Komponen-<br />

ten: die Staatsstruktur, die Rolle des Parlaments, die Parlamentsstruktur, das Wahlsystem, die<br />

Rolle von Parteien <strong>und</strong> Verbänden <strong>und</strong> die Politikfinanzierung. Diese Strukturelemente pro-<br />

duzieren „in ihrem Zusammenwirken systematisch unterschiedliche Typen von Berufspolit-<br />

kern“ (Borchert 1999a: 23).<br />

Die Zusammenhänge zwischen individuellen Karrieren <strong>und</strong> dem institutionellen Rahmen des<br />

politischen Systems haben viele Untersuchungen zum Thema. 14 Im amerikanischen For-<br />

schungszusammenhang ergibt sich da<strong>bei</strong> eine große Anzahl von unterschiedlichen Fragestel-<br />

lungen zum Thema <strong>Karrierewege</strong>: „The literature on careers and career paths is disparate and<br />

far-flung, and mastering the diverse results fo<strong>und</strong> in the fields of political recruitment, politi-<br />

cal elites, personality and politics, political biography, legislative studies, and the numerous<br />

other bits and pieces scattered elsewhere presents something of an organizational nightmare“<br />

(Prinz 1993: 11). In den Vereinigten Staaten wurde in diesem Kontext die sogenannte ‚ambi-<br />

tion theory’ entwickelt. Eng verb<strong>und</strong>en damit ist der Name Joseph A. Schlesinger: „Ambition<br />

lies at the heart of politics. Politics thrive on the hope of preferment and the drive for office“<br />

(Schlesinger 1966: 1). Diese Sicht der Dinge hängt mit den spezifischen Anforderungen <strong>und</strong><br />

Gegebenheiten des politischen Systems der USA zusammen, wo die Karriereplanung des ein-<br />

zelnen politisch ambitionierten Akteurs eine größere ‚individuelle Komponente’ aufweist.<br />

Schlesinger unterscheidet zwischen „discrete ambition“ – damit ist gemeint, dass eine Person<br />

ein politisches Amt nur für eine bestimmte Zeit innehat, um dann die politische Sphäre wieder<br />

14 Pippa Norris geht in ihrer Literaturübersicht auf die sich oft überschneidenden Traditionsstränge in der For-<br />

schung ein (Norris 1997: 3ff.).<br />

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