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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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die Abgeordneten des B<strong>und</strong>estages (Troltsch 1985). Bei Wiesendahl hat die Diskussion in<br />

diesem Bereich wieder einen negativ wertenden Gr<strong>und</strong>ton, wenn er davon spricht, dass „nicht<br />

einmal mit einer hochwertigen <strong>und</strong> verbindlichen Berufsethik [...] für Politiker sich professi-<br />

onspolitisch viel Staat machen [ließe]“ (Wiesendahl 2001: 157). Dies wird begründet mit den<br />

„Zwängen“ der Politik. Dieser Meinung kann sich hier nicht angeschlossen werden, weil da-<br />

mit implizit der politische Bereich mit Unmoral gleichgesetzt wird. Die ausdifferenzierten<br />

Professionskennzeichen <strong>bei</strong> Wiesendahl tragen insgesamt nicht wirklich zur Begriffsklärung<br />

<strong>bei</strong> (vgl. Wiesendahl 2001: 152ff.).<br />

Zusammengefasst ergibt sich einhergehend mit Herzog, dass „auch im politischen Bereich<br />

von der Existenz einer politischen ‚Profession’“ gesprochen werden kann (Herzog 1993b:<br />

114).<br />

Da<strong>bei</strong> sind nun für die Forschung zwei unterschiedliche Stoßrichtungen entscheidend:<br />

- die eine beschäftigt sich mit der Analyse des Makroprozesses der politischen Professi-<br />

onalisierung im Sinne einer historisch-institutionellen Durchleuchtung der Entwick-<br />

lung der Politik zur hauptsächlichen Betätigung, <strong>und</strong><br />

- die andere analysiert die individuelle Dimension von Professionalisierung, welche die-<br />

se als eine bestimmte Stufe in der Karriere eines Politikers begreift.<br />

1.2.2. Die historische Dimension von politischer Professionalisierung<br />

Die Analyse des historischen Verlaufs der politischen Professionalisierung beschäftigt sich<br />

vor allem mit der Tatsache, dass gegen Ende des neunzehnten <strong>und</strong> zu Beginn des zwanzigsten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts die Honoratioren durch Berufspolitiker abgelöst wurden. Wie vielfach in der<br />

Literatur erwähnt, unterscheidet Max Weber: „Es gibt zwei Arten, aus der Politik seinen Be-<br />

ruf zu machen. Entweder: man lebt ‚für’ die Politik, – oder aber: ‚von’ der Politik“ (Weber<br />

1988: 513). Dieser Gegensatz war für Weber aber nicht ausschließlich. Er spricht für die erst-<br />

genannte Kategorie auch von der Gruppe der ‚Gelegenheitspolitiker’ (Weber 1988: 512). Die<br />

Webersche Unterscheidung ist nicht trennscharf: Zum Typus des Honoratioren können so-<br />

wohl nebenberufliche als auch hauptberufliche Politiker gezählt werden.<br />

Entscheidend für eine definitorische Trennung ist die erstmalige Analyse des historisch-<br />

institutionellen Prozesses der Professionalisierung von Politik in Deutschland. Die Honoratio-<br />

ren, wie sie zur damaligen Zeit im Reichstag vor allem auf Seiten der konservativen Parteien<br />

anzutreffen waren, sind auf Einkünfte aus ihrer politischen Tätigkeit nicht angewiesen, wäh-<br />

rend Berufspolitiker im Weberschen Sinne ihren Lebensunterhalt durch die Politik bestritten.<br />

Da<strong>bei</strong> geht es Weber um folgende Unterscheidung: „In der Regel vielmehr tut man, mindes-<br />

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