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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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noch nicht mal entfernt der professionelle Status einer sich etablierenden Gruppe von Berufs-<br />

politikern begründen ließe“ (Wiesendahl 2001: 151). Herzog wiederum übernimmt die Defi-<br />

nitionsmerkmale von Daheim (1967) für eine ‚Profession’:<br />

„1. Es existiert ein Berufsverband, dessen Satzung Bestimmungen enthält, die ‚Unbefugten<br />

den Zugang verwehrt.<br />

2. Es gibt eine prestigereiche Berufsbezeichnung <strong>und</strong> damit einen Anspruch auf ein bestimm-<br />

tes Tätigkeitsgebiet.<br />

3. Es gibt einen ethischen Verhaltenscodex, <strong>und</strong> die interne Konkurrenz wird eingeschränkt.<br />

4. Der Berufsverband erwirkt eine staatliche Sanktionierung bestimmter Maßnahmen, darun-<br />

ter die Bindung des Rechts auf eine bestimmte Berufsbezeichnung, an das vom Verband ge-<br />

forderte Examen <strong>und</strong> das Verbot der Berufsausübung durch ‚Unbefugte’. Parallel dazu wird<br />

eine spezielle Ausbildung institutionalisiert, in der der Zugang durch Zulassungs- <strong>und</strong> Prü-<br />

fungsbestimmungen kontrolliert wird, die ihrerseits der Zustimmung des Verbandes bedür-<br />

fen“ (vgl. Herzog 1990: 33).<br />

Herzog bezieht den Aspekt des Vollzeiterwerbs <strong>bei</strong> dem übernommenen Merkmalskatalog für<br />

eine Profession nicht mit ein. 13 Im Gegensatz dazu verstärkt Wiesendahl das Merkmal: Für<br />

ihn gilt als zu untersuchendes Kriterium einer Profession deren „gesellschaftliche Geltung<br />

durch Teilhabe an weit überdurchschnittlichen Einkommensverhältnissen“ <strong>und</strong> ihr herausge-<br />

hobener „Status <strong>und</strong> Lebenswandel“ (Wiesendahl 2001: 154). Dieses Merkmal wirkt etwas<br />

konstruiert <strong>und</strong> die anschließende Diskussion befremdet, wenn davon gesprochen wird, dass<br />

die „politische Klasse“ sich sorgsam davor scheut, durch „offene Zurschaustellung ihrer Bes-<br />

serstellung <strong>und</strong> durch demonstrativen luxuriösen Lebenswandel herauszukehren, dass sie zu<br />

den gehobenen Kreisen der Gesellschaft zählen würde“ (Wiesendahl 2001: 158) <strong>und</strong> damit<br />

das Kriterium verneint wird.<br />

Dann kommt Wiesendahl zu der Ansicht, dass die Problemlösungsfähigkeit der heutigen Poli-<br />

tiker unter der „Globalisierungsfuchtel“ (Wiesendahl 2001: 155) deutlich gelitten habe. Damit<br />

wird bezweifelt, dass politisches Handeln noch „zentrale Werte der Gesellschaft manipuliert“<br />

<strong>und</strong> somit sogar die „Kollektivitätsorientierung“ (Daheim 1977: 12) in Frage gestellt. Ein wis-<br />

senschaftliches Anforderungsprofil für Politiker existiere nicht <strong>und</strong> von einem „Definitions-,<br />

Deutungs- oder Problemlösungsmonopol in politischen Fragen“ könne keine Rede sein; auch<br />

die „Tätigkeit <strong>und</strong> Berufspraxis des Berufspolitikers als solche“ sei hierfür kein zureichender<br />

Gr<strong>und</strong> (vgl. Wiesendahl 2001: 156). Dieser Ansicht muss widersprochen werden. Das Merk-<br />

13 Die übernommene Definition von Daheim steht in der deutschen Tradition der Berufssoziologie, wo Verbe-<br />

ruflichung <strong>und</strong> Professionalisierung getrennt behandelt werden.<br />

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