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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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1.2.1. Die berufssoziologische Forschung <strong>und</strong> der Professionalisierungsbegriff<br />

In der Berufssoziologie wird zwischen Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> Beruf in dem Sinne unterschieden, dass<br />

Ar<strong>bei</strong>t eine Tätigkeit ist, die keine spezielle Ausbildung erfordere, <strong>und</strong> Beruf eine „nur nach<br />

Absolvierung einer eigenen Berufsausbildung auszuübende Ar<strong>bei</strong>t darstellt. Die höchste Stei-<br />

gerungsform in dieser Reihe ist dann die Profession. Berufe müssen erst einen Prozeß der<br />

Professionalisierung durchmachen, um als Professionen anerkannt zu werden“ (Mikl-Horke<br />

1994: 201). Hansjürgen Daheim geht davon aus, dass Ar<strong>bei</strong>t in verschiedenen Bereichen ge-<br />

leistet werden kann (im Familienbetrieb, als Ehrenamt, als Nebenberuf, Hauptberuf): „ ‚Be-<br />

ruf’ in diesem Sinne wäre ein Endpunkt auf einem Kontinuum mit den Extremen der berufli-<br />

chen <strong>und</strong> der nichtberuflichen Organisation menschlicher Ar<strong>bei</strong>t“ (Daheim 1977: 10).<br />

Die Definition von Beruf nach Max Weber lautet: „Beruf soll jene Spezifizierung <strong>und</strong> Kom-<br />

bination von Leistungen einer Person heißen, welche für sie Gr<strong>und</strong>lage einer kontinuierlichen<br />

Versorgungs- oder Erwerbschance ist“ (Weber 1972: 80). Die Berufswahl <strong>und</strong> Spezialisie-<br />

rung aus zweckrationalen Gründen wird gleichsam als Phänomen der Neuzeit angesehen:<br />

„Der Geist der Aufklärung bewirkt eine Individualisierung, Rationalisierung <strong>und</strong> auch Säku-<br />

larisierung der bisher sozial, traditional <strong>und</strong> religiös geb<strong>und</strong>enen Berufsideen“ (Mikl-Horke<br />

1994: 196).<br />

Die wissenschaftliche Entschlüsselung von Professionalisierung ist viel weniger eindeutig<br />

<strong>und</strong> in der Forschung umstritten. 9 ‚Verberuflichung’ <strong>und</strong> ‚Professionalisierung’ gehen da<strong>bei</strong><br />

im deutschen Forschungskontext in der Art <strong>und</strong> Weise einher, dass die letztgenannte Katego-<br />

rie die Fortsetzung der erstgenannten sei (Hartmann 1972: 40f.). Verwiesen wird auf die zwei<br />

Dimensionen der Analyse: erstens die Funktionalisierung <strong>und</strong> zweitens die Vergesellschaf-<br />

tung. Unter Funktionalisierung ist die „Systematisierung von Wissen <strong>und</strong> Kombination von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsverrichtungen“ (Mikl-Horke 1994: 201) zu verstehen. Als interessanter stellt sich die<br />

gesellschaftliche Dimension dar: Hier<strong>bei</strong> geht es um die wachsende Bedeutung des Sozial-<br />

prestiges <strong>und</strong> des gesellschaftlichen Kontextes, in dem Berufsgruppen agieren <strong>und</strong> definiert<br />

werden. Die gesellschaftliche Legitimation des eigenen Berufes wirkt sich nicht zuletzt auf<br />

den Verdienst aus.<br />

Unter Professionalisierung versteht man, wie oben schon erwähnt, eine Fortentwicklung in<br />

diese Richtung: „Professionalisierung bedeutet die Veränderung von einer ausgeprägten zu<br />

einer besonders starken Systematik des Wissens <strong>und</strong> die Ausweitung der sozialen Orientie-<br />

rung vom Mittelmaß zur ausgesprochenen Kollektivitätsorientierung“ (Hartmann 1972: 40f.).<br />

9 Zur Geschichte der soziologischen Befassung mit den Professions <strong>und</strong> deren Stellung in der Gesellschaft siehe<br />

Rüschemeyer (1980) <strong>und</strong> Neal/Morgan (2000).<br />

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