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Karrierewege und Rekrutierungsmuster bei Regierungsmitgliedern ...

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deutung (vgl. Herzog 1993a: 28). Ein bloßer Partei- oder Interessenvertreter im Parlament<br />

geriete zur Fehlbesetzung. Des weiteren kontastiert Herzog eine Entwicklung, in der das Par-<br />

lament durch ein System der „gemeinsamen Staatsleitung“ an Einfluss gewinne <strong>und</strong> koopera-<br />

tiv mitregiere. Wichtig ist die Fähigkeit, am Prozess der „soziopolitischen Steuerung“ aktiv<br />

teilzuhaben (Herzog 1993a: 44). Wozu dafür der Begriff der politischen Klasse eingeführt<br />

werden muss, bleibt in Herzogs Argumentation <strong>und</strong>eutlich. Offenbar sieht er durch die zu-<br />

nehmende „Differenzierung <strong>und</strong> Mobilisierung“ (Herzog 1992: 130) der Gesellschaft die<br />

Notwendigkeit gegeben, den Begriff der politischen Elite gleichsam auszuweiten. Die Frage<br />

bleibt, ob <strong>und</strong> inwieweit dies sinnvoll ist, denn auch der Begriff der politischen Elite deckt<br />

„soziopolitische Steuerung“ <strong>und</strong> „Einflussnahme“ ab. Dazu äußert sich Herzog nicht dezi-<br />

diert: Offensichtlich geht es ihm darum, den Begriff der politischen Klasse im Sinne einer<br />

„gr<strong>und</strong>sätzliche[n] Kooperationsfähigkeit“ der „Führungsschicht“ anzuwenden (vgl. Herzog<br />

1992: 135). In der klassischen Elitentheorie <strong>bei</strong> Mosca gibt es auch nach der Argumentation<br />

Herzogs keine Einsicht in die Möglichkeit eines „gesellschaftlichen Strukturwandels“ (Her-<br />

zog 1975: 24). In den neueren Veröffentlichungen wird nun gerade in die andere Richtung<br />

argumentiert: Der politische Klassebegriff soll den politischen Elitebegriff ergänzen, es geht<br />

um eine „Funktions-Erweiterung“ (vgl. Herzog 2000a: 178) für die 1980iger <strong>und</strong> 1990iger<br />

Jahre. Im Prinzip jedoch bleibt Herzog mit seiner Betonung der „Steuerungskapazität“ (vgl.<br />

Herzog 1992: 134) <strong>bei</strong> der Begriffsdefinition der politischen Elite. Eine eigenständige theore-<br />

tische Kategorie wird nicht entwickelt.<br />

1.1.3. Der aktuelle Begriff der politischen Klasse<br />

Der Begriff der ‚politischen Klasse’ war außerhalb Italiens bis in die jüngste Zeit in den aka-<br />

demischen <strong>und</strong> publizistischen Diskussionen nicht mehr präsent (vgl. Recchi/Verzichelli<br />

1999a: 255ff.). Nur Geoerges Burdeau präsentierte einen Ansatz, in dem er Elemente in Le-<br />

bensweise <strong>und</strong> Denken hervorhob, die allen modernen Politikern gemein seien <strong>und</strong> damit Un-<br />

terschiede bezüglich der Parteizugehörigkeit, Ideologie <strong>und</strong> sozialen Herkunft übertünchen<br />

(vgl. Burdeau 1975: 251ff.). Nicht gering zu schätzen ist sein Hinweis darauf, dass die Mit-<br />

gliedschaft zur politischen Klasse nicht notwendigerweise mit politischer Macht verb<strong>und</strong>en ist<br />

(vgl. Burdeau 1975: 263).<br />

Zu Beginn der 1990iger Jahre begann nun eine breite wissenschaftliche Diskussion über den<br />

Wert des Begriffes der politischen Klasse (vgl. Borchert 2003: 115f.). Da<strong>bei</strong> haben sich drei<br />

Forschungsansätze herausgebildet: Hilke Rebenstorf mit ihrem klassentheoretischen Modell<br />

(Rebenstorf 1995) sowie vor allem Klaus von Beyme mit seinem parteiensoziologisch zent-<br />

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