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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Fehlinformationen<br />

innerhalb der ethnischen<br />

Community<br />

erschweren den<br />

Zugang<br />

78<br />

aufgelegt wurde. In den Entleihbetrieben sollte<br />

darüber hinaus konkret über erzielte Erfolge in<br />

der <strong>Leiharbeit</strong> (Übernahme in die Stammbelegschaft,<br />

Prämienzahlung auch an <strong>Leiharbeit</strong>nehmer,<br />

Inhalt der Besserstellungsvereinbarungen)<br />

in mehrsprachigen Flyern berichtet werden.<br />

Dabei ist grundsätzlich zu berücksichtigen,<br />

dass viele Migranten trotz Integrationskursen<br />

nur wenige oder keine Grundkenntnisse über<br />

das deutsche Arbeitsrecht besitzen, was der<br />

Informationsflut während der ersten Monate<br />

ihres Aufenthalts geschuldet ist. Daher wäre<br />

eine Aufklärung von Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund<br />

über die alltägliche Arbeit<br />

von Gewerkschaften und Betriebsräten („gläserne<br />

Gewerkschaft“, „Gewerkschaft zum Anfassen“)<br />

mit der Gelegenheit zur Nachfrage<br />

empfehlenswert. Ziel ist dabei, Vorurteile und<br />

Misstrauen abzubauen und falsches Wissen<br />

(„mit dem Gewerkschaftsbeitrag wird der Betriebsrat<br />

bezahlt“) aufzubrechen.<br />

„Viele aus den ehemaligen sozialistischen<br />

Ländern sind extrem misstrauisch. Sie erlebten<br />

die Behörden in der Weise: ‚Wenn<br />

ich heute zum Jugendamt gehe, weiß es<br />

morgen mein Arbeitgeber und der Lehrer<br />

meines Kindes.‘ Dies ist der Grund, warum<br />

sich auch bei Sorgen niemand an eine Gewerkschaft<br />

wendet“ (Irene Tröster, Integrationswissenschaftlerin).<br />

Die Informationsbereitstellung muss von flächendeckenden<br />

Aktionen begleitet werden, die<br />

Vertrauen aufbauen und die Gewerkschaften<br />

als kompetente Partner präsentieren, die nicht<br />

nur auf arbeitsrechtliche Fragen beschränkt<br />

sind. Dies könnte geschehen durch zusätzliche<br />

Aufklärung und konkrete Einzelfallunterstützung<br />

in Form von spezialisierter Beratung für<br />

Migranten (unter Einbeziehung der Migrantennetzwerke,<br />

vgl. Kap. 8.2.2.) in Fragen der<br />

Schul- und Laufbahnberatung, der Aus- und<br />

Weiterbildung, des Gesundheitswesens, des<br />

Renten- und Sozialversicherungsrechts, des<br />

Aufenthaltsrechts, des Anerkennungsverfahrens,<br />

der Qualifizierungs- und Nachqualifizierungsmöglichkeiten,<br />

aber auch über Gründungszuschüsse,<br />

Steuerfragen usw. (vgl. Bologna<br />

2006; Choi 2004).<br />

<strong>Leiharbeit</strong>nehmer leiden häufig unter Zeitmangel,<br />

so dass sie selten während der Öffnungszeiten<br />

den Weg in ein Gewerkschaftshaus<br />

finden. Zusätzlich erschweren Befürchtungen,<br />

‚gesehen zu werden‘, den Weg dorthin. Daher<br />

ist die Frage nach der Art der Informationsbereitstellung<br />

ebenso wichtig wie die Frage nach<br />

dem Ort. Die Einsatzbetriebe der <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

sind in vielen Fällen ungeeignet, da sie<br />

für viele <strong>Leiharbeit</strong>nehmer keinen Ort der Stabilität<br />

und des Vertrauens darstellen und die<br />

notwendige Anonymität nicht gewährleistet<br />

wird („Der ist ins Betriebsratsbüro gegangen“).<br />

Zusätzlich haben nur wenige <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

im Entleihbetrieb einen zeitlichen Spielraum,<br />

da viele den öffentlichen Nahverkehr, Fahrgemeinschaften<br />

oder den Shuttle-Service des Verleihers<br />

nutzen.<br />

Daher sollte Aufklärungsarbeit an Orten<br />

stattfinden, an denen Migranten ohnehin verkehren<br />

und an denen sie Souveränität über ihr

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